Sehnsüchtig von Wortfetzen (Na/Sa) ================================================================================ Kapitel 3: Der Mann aus dem Boot -------------------------------- Vorwort: Hallöchen. :) Dieses Kapitel ist mir nicht so leicht von der Hand gegangen, wie die anderen Kapitel der Geschichte, deswegen hoffe ich, dass ich es dennoch einigermaßen ansprechend hinbekommen habe. Irgendwie wollte es beim Schreiben einfach nicht so richtig klappen. So was sieht man immer auf einen Blick, deswegen denke ich, dass man das bei mir auch sehr gut erkennen kann. xD Wenn man sich die Pairing-Vorlieben auf Animexx ansieht, dann merkt man deutlich, dass Nami und Sanji hier nicht wirklich einen guten Stand haben, aber dennoch würde ich mich sehr über irgendeine Reaktion freuen. ;) Ach ja: Wenn jemand gute FFs zu den beiden kennt, dann wäre ich über einen Lesetipp sehr dankbar. Ich glaube, dass ich bereits das meiste hier gelesen oder zumindest reingeschnuppert habe, aber vielleicht versteckt sich ja die ein oder andere Geschichte irgendwo. :) So, jetzt ist genug der langen Schwafeleien! Ich wünsche euch viel Spaß mit dem dritten Kapitel. Den Titel des vierten möchte ich jetzt noch nicht verraten, weil er zu aussagekräftig ist. Vorerst bleibt er also noch geheim. ;) Liebe Grüße, Tanya Kapitel 03 – Der Mann aus dem Boot Namis Brief an Nojiko lag noch immer zwischen den Seiten ihres Logbuchs. Die Angst um Nojiko war überwältigend, noch größer war allerdings ihre Angst davor, von dem Tod ihrer großen Schwester zu erfahren. Nami fand den Mut noch nicht den Brief abzuschicken. Zu allem Überfluss hatte sie plötzlich das Gefühl, als hätten sich seit gestrigen Tag mehr private Probleme in ihrem Leben gebildet, als sie in den letzten Monaten gehabt hatte. Und das waren auch mehr, als sie in der Lage war, zu bewältigen. Noch nie musste Nami einem ihrer Mannschaftsmitglieder aus dem Weg gehen, doch seit dem Vorfall mit Sanjis Essen, fühlte sie sich so schäbig, dass es ihr schwer fiel, ihm unter die Augen zu treten. Besonders unangenehm wurde es am nächsten Morgen beim Frühstück. Nami zwang sich hastig, alles hinunterzuschlingen, damit sie so schnell wie möglich wieder die Kombüse verlassen konnte. Der Orangensaftfleck auf ihrem Teppich hielt sich penetrant. Immer wenn er ihr in den Blick fiel, führte er ihr vor Augen, wie erbärmlich ihr Verhalten war. Das Mittagessen verlief genauso unangenehm, wie bereits einige Stunden zuvor das Frühstück. Ihre Freunde schwatzten aufgeregt miteinander, Nami schwieg und Sanji ignorierte sie. Robin hatte ihr während des Essens einen fragenden Blick zugeworfen, als sie bemerkte, dass Sanji Nami vollkommen überging, während sie selbst von ihm so zuvorkommend wie eh und je behandelt wurde. Nami war ihrem Blick ausgewichen. Die Freude war groß, als die Mägen der Crew gefüllt waren. Einer nach dem anderen hastete hinaus in den traumhaften Mittagssonnenschein. Die dichten Regenwolken des gestrigen Tagen waren verzogen und nichts am Himmel erinnerte noch daran, dass nicht einmal ein Strahl aus der dicken Decke am Himmel herausgekrochen war. Als Nami ebenfalls den anderen folgen wollte und Sanji begann, den Tisch abzuräumen, hielt sie inne. Je eher die Sache zwischen ihnen aus der Welt geschafft war, desto besser. Nami bezweifelte, dass sie länger seine Ignoranz ertragen konnte. Wenn sie ehrlich war, dann sehnte sie sich plötzlich wieder nach seinen Komplimenten und den dämliche Kosenamen. Es fühlte sich alles besser an, als überhaupt nicht von ihm gesehen zu werden. Nami fasste sich ein Herz und ging zu Sanji zurück. Selten war sie dabei so aufgeregt und nervös. Sie begann die benutzten Gläser vom Tisch zu sammeln und versuchte krampfhaft das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. „Ich mach das schon. Geh zu den anderen“, sagte Sanji genauso kühl – fast schon in einem gleichgültigen Tonfall – wie bereits gestern. „Ich möchte dir aber lieber helfen“, entgegnete Nami entschlossen. Unbeirrt brachte sie einen kleinen Gläserstapel zur Spüle und sammelte dann die restlichen auf dem Esstisch ein. Sanji erwiderte nichts, sondern blickte noch missmutiger drein. Es war unerträglich ihn ihretwegen so übel gelaunt zu erleben. Nami seufzte und versuchte Sanjis Blick einzufangen, doch er wandte sich schnell mit dem Tellerstapel von ihr ab und ließ das Wasser im Spülbecken ein. „Ich kann nicht mehr, als mich entschuldigen, Sanji. Und es tut mir wirklich leid.“ „Ich weiß, dass es dir leid tut. Jetzt hast du ein schlechtes Gewissen.“ Sanjis Stimme klang dabei so herablassend, dass sie Nami damit einen Stich ins Herz versetzte. „Natürlich habe ich ein schlechtes Gewissen!“, sagte sie energisch. „Ich würde alles tun, um es wieder gut machen zu können. Du hast nicht verdient, wie ich gestern mit dir umgesprungen bin. Das weißt nicht nur du, sondern auch ich und ich möchte, dass du das auch weißt.“ „Ach ja?“ Sanji fuhr mit einer solchen Heftigkeit zu ihr herum, sodass Nami erschrocken zusammenzuckte und einen Schritt von ihm zurückwich. „Wenn ich es nicht verdient habe und du das weißt: Warum hast du’s dann getan? Und warum tust du’s immer wieder?“ Sanji sah nicht nur wütend sondern auch verzweifelt aus. Seine Worte fühlten sich wie eine Ohrfeige an. Zum ersten Mal zeigte er ihr, wie verletzend er ihre Abweisungen und Launen empfand. Noch nie hatte man ihm angesehen, dass er zornig auf sie war, doch jetzt sah es sogar ganz danach aus, als würde ein Teil in ihm sie hassen. Nami wurde bewusst, wie wenig sie eigentlich darüber wusste, was ihn Sanji Tag täglich vorging. Nie hatte sie sich Gedanken über seine Gefühle gemacht. Wie konnten sie da Freunde sein? Nami kam sich plötzlich nicht mehr nur schäbig vor, sondern fühlte sich zum ersten Mal wie ein richtiges Monster. „Ich ... ich weiß es nicht.“ Nami atmete tief durch und fuhr sich mit den Fingern durch ihr rotes Haar. Sanjis Gefühlsausbruch brachte sie aus dem Konzept. „Es war nicht ... beabsichtigt“, versuchte sie ihm hilflos zu erklären. „Wenn es Robin gewesen wäre, oder einer der anderen, dann wäre es sicherlich auf das Gleiche hinausgelaufen. Sanji, ich war gestern einfach überfordert.“ „Aber bist du das denn nicht immer? Wenn’s dir nicht gut geht, dann ist immer derjenige dein Sündenbock, der zufällig dämlich genug ist, in deine Nähe zu kommen.“ Schuldbewusst senkte Nami den Blick. Seine Worte verletzten sie, aber Nami musste zugeben, dass sie der Wahrheit entsprachen. Es war nicht nur Sanji, der unter ihr zu leiden hatte. Immer wieder ließ sie ihr Temperament an den anderen aus. Wie viel sie damit eigentlich kaputt machen konnte, fiel ihr erst jetzt bewusst auf. Jetzt, da es ihr so vorkam, als würde die Freundschaft zu Sanji wie ein Scherbenhaufen zu ihren Füßen liegen, weil sie darauf herumgetrampelt war. „Bitte verzeih mir.“ Bedauernd sah Nami in an und hoffte dabei inständig, sie würde ihn überzeugen können. „Ich würde es gerne ungeschehen machen, was ich gesagt und getan habe, aber ich weiß, dass ich das nicht kann. Deswegen hoffe ich, du kannst mir wieder in die Augen sehen, ohne das ich das Gefühl bekomme, du würdest mich ...“ Sie musste schlucken, ehe sie dieses schreckliche Wort über die Lippen brachte. „ ... hassen.“ Sanji blickte noch immer gequält drein. Er schien nicht nur einen Kampf mit ihr auszutragen, sondern auch innerlich mit sich selbst. Schließlich seufzte er resigniert und schüttelte mit verständnisloser Miene den Kopf. „Wie kommst du denn darauf, dass ich dich hassen würde?“ Langsam ging er wieder auf sie zu. In seinen Augen konnte Nami erkennen, wie viel Überwindung ihn diese Schritte zu ihr kosteten. „Das ist Quatsch. Ich bin bloß .... verletzt. Das mich das gestern so getroffen hat, hatte ich selbst nicht erwartet.“ Zögerlich hielt Nami Sanji die Hand entgegen. „Vergessen wir gestern einfach und begraben die Sache?“, fragte sie ihn hoffnungsvoll. Sanji betrachtete ihre Hand so lange, dass Nami schon befürchtete, er würde sie ausschlagen. Umso erfreuter war sie, als er ihren Händedruck dennoch nach ein paar Sekunden fest erwiderte und sie zwar nicht anlächelte, ihr allerdings entschlossen in die Augen sah. Eine Mischung der schönsten Gefühle machte sich in Namis Brust breit. Sie war erleichtert und freute sich, doch die Geborgenheit, die sie dabei empfand, als sie Sanjis starke Hand spürte, war unerwartet und verwirrend. Mit ausdruckslosen Mienen sahen sich beide an und hielten die Hand des jeweils anderen bereits viel länger, als es eigentlich nötig war. Erst ein aufgeregter Lysop schaffte es, dass die beiden ihre Hände wieder zurückzogen. „Hey, Leute! Kommt schnell her!“, rief er plötzlich laut von Deck aus. Einen Augenblick später wurde die Tür aufgerissen und er lugte mit seiner langen Nase herein. Seltsamerweise empfand Nami Lysops plötzliches Auftauchen als Störung. „Was steht hier denn hier noch so rum? Da ist jemand! Kommt, schnell!“, verlangte er hektisch. Lysop verschwand wieder nach draußen. Nami und Sanji sahen sich mit einem zaghaften – fast schon gezwungenem – Lächeln an und folgten der Langnase auf das Deck hinaus. Bereits die komplette Mannschaft stand versammelt an der Reling und sah zum Meer hinunter. Nami beugte sich ebenfalls über die Reling und erkannte ein kleines Ruderboot, das einige Meter von ihnen entfernt auf den Wellen schaukelte und anscheinend der Grund für die allgemeine Aufregung auf der Thousand Sunny war. In dem Ruderboot lag ein dunkelhaariger Mann. Soweit Nami es erkennen konnte, waren seine Augen geschlossen. Als sie einen Blick über seine zerschundene Kleidung warf, vermutete sie, dass er erst kürzlich in einem Kampf verwickelt war. „Er ist verletzt!“, rief Chopper mit alarmierender Stimme. „Wir müssen ihm helfen!“ Der Mann war wirklich verletzt. Jetzt fielen Nami die vielen Wunden an seinem Körper auf. Demnach schlief er wahrscheinlich nicht einmal, sondern war bewusstlos. Fragend sah Nami zu ihrem Kapitän hinüber. „Ruffy?“ Ruffy antwortete, indem er seinen Arm einige Meter ausstreckte, den Mann am Arm packte und ihn schnell an Board ihres Schiffes zog. Chopper und Lysop schrien erschrocken auf, als er hart auf dem Boden aufschlug. Hastig eilte die beiden zu ihm hinüber. „Hättest du denn nicht vorsichtig sein können?“, rief Nami vorwurfsvoll, doch Ruffy zuckte lediglich die Schultern und sah sie mit unschuldiger Miene an. „So wie der aussieht, wird es ihm wahrscheinlich eh’ nicht mehr viel ausgemacht haben“, knurrte Zorro desinteressiert. „Tz, und darum dieser große Wirbel.“ Er gähnte herzhaft und schlürfte wieder in seinen Trainingsraum davon. Nami schüttelte missbilligenden den Kopf und ging ebenfalls zu dem Unbekannten herüber. Chopper hatte sich über ihn gebeugt und warf gerade einen ersten prüfenden Blick auf seine Wunden. Der Mann war nur wenige Jahre älter als sie selbst. Vielleicht 21 oder 22 Jahre alt. Trotz den vielen Kratzern, den Schürfwunden und dem vertrocknetem Blut in seinem Gesicht, war zu erkennen, dass er sehr gut aussah. Dass, was der an Kleidung am Leib trug, hing ihm fast nur noch in Fetzen vom Körper und war auch nicht sehr aussagekräftig. Er trug lediglich eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Er hatte keine Waffen bei sich und auf dem ersten Blick sah es auch nicht danach aus, als würde er zu einer Piratenmannschaft gehören. Wahrscheinlich lebte er auf einer Insel an Land und war ein ganz normaler Stadt- oder Dorfbewohner. Nachdem Chopper seine Überprüfung der Verletzungen beendet hatte, verwandelte er sich und hob den Mann hoch. „Ich bringe ihn ins Krankenzimmer. Gut, dass inzwischen die Betten wieder frei sind.“ Nami fiel Sanji wieder in den Blick. Er sah sich noch einmal von oben herab über die Reling gebeugt das Ruderboot an. Plötzlich dachte sie wieder an den Händedruck zwischen ihnen zurück. Wahrscheinlich war Händeschütteln eines der unspektakulärsten Dinge überhaupt, doch sie ließ das Gefühl nicht los, dass es gar nicht so unspektakulär gewesen war. Ihr Blickkontakt, die Geborgenheit und die Wärme ... Dies alles waren Dinge, die ihm Bezug auf Sanji vollkommen neu für Nami und ihr nicht ganz geheuer waren. Es gefiel ihr, sehr sogar, und dennoch riet ihr eine Stimme tief in ihr: Es wäre besser, wenn sie Sanji erst Mal aus dem Weg gehen würde. Unsanft wurde Nami aus ihren Gedanken gerissen, als ihr bewusst wurde, dass Sanji inzwischen nicht mehr das Ruderboot betrachtete. Er hatte sich eine Zigarette angezündet und lehnte sich mit den Unterarmen weiterhin über die Reling – sah sie jedoch nun neugierig an. Nami fühlte sich ertappt und fragte sich, wie lange sie sich wohl bereits ansahen, ohne, dass es ihr bewusst gewesen ist. Schnell wandte sie ihren Blick von Sanji ab und ging Chopper hinterher. Vielleicht würde sie einen freien Kopf bekommen, wenn sie ihm ein wenig mit der Versorgung des Mannes half – gleichzeitig wäre sie dann auch nicht in Sanjis Nähe und musste sich keine Gedanken darüber machen, wie sie sich fühlte, wenn sie einander die Hände schüttelten. Nami spürte noch immer den Druck seiner Hand. * Nicht in Sanjis Nähe war gut gesagt. Nami suchte auf der Thousand Sunny nach Sanji, weil ausgerechnet der unbekannte Mann sie wieder in seine Nähe brachte. Nachdem Nami Chopper beim Reinigen und Versorgen seiner Verletzungen geholfen hatte, war es nun Zeit, dass er wieder etwas ordentliches zum Anziehen bekam. Sanji war der einzige Mann auf der Sunny, der in etwa seine Statur und Größe zu haben schien. Nami musste nicht lange nach Sanji suchen. Bereits als sie das Deck betrat, wehte ihr ein vertrauter Tabakgeruch um die Nase. Sanji saß im Schatten ihrer Orangenbäume auf dem Boden, lehnte gegen die Reling und zog genüsslich an einer Zigarette, während er konzentriert die Seiten in einem Kochbuch durchblätterte. Er hob den Kopf, als er ihre Schritte näher kommen hörte. Verwundert zog er die Augenbraue hoch, blinzelte gegen das Licht um sie ansehen zu können und wartete darauf, dass sie etwas sagte. Noch nie war es Nami schwer gefallen mit Sanji umzugehen. Sie hatte immer gewusst, wie sie ihn anzusprechen hatte oder was sie tun sollte. Seit ihrer gestrigen Auseinandersetzung schien das überhaupt nicht mehr der Fall zu sein. Seltsamerweise hatte Nami auch das Gefühl, dass ihr Händedruck in der Kombüse alles nur noch viel schlimmer gemacht hatte, weil ihr Wunsch, von ihm Abstand zu nehmen, dadurch nur noch größer geworden war. Obwohl sie eigentlich eine Versöhnung im Sinn gehabt hatte, machte sie seine Nähe plötzlich unsicher und sie fühlte sich, als könnte jedes Wort oder jede Tat falsch verstanden werden. Aber was war denn schon dabei? Warum stand sie hier und brachte kein Wort mehr über die Lippen? War es denn so schwer, ihn einfach nach einer Hose und einem T-Shirt für den fremden Mann zu bitten? „Nami? Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Sanji irritiert, nachdem ihm ihr Schweigen zu lange geworden war. Genau, was wer denn so schwer daran? Überhaupt nichts. Eine einfache Bitte war gerade noch zu schaffen. Es war doch nur Sanji. Ihre kleinen Zusammenstöße der letzten Tage durften sie nicht vergessen lassen, wen sie vor sich hatte. Nur Sanji. Einen Freund, vor dem man keine Angst haben musste und sich nicht unsicher zu fühlen braucht. „Könnte ich vielleicht etwas von deiner Kleidung haben?“, bat Nami hastig mit ungewöhnlich gepresster Stimme hervor und kam sich plötzlich merkwürdig bei dieser Bitte vor, also fügte sie schnell hinzu: „Der Mann braucht etwas zum Anziehen und ich denke, dass ihm deine Sachen passen würden.“ Sanji nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette und schmiss den Rest davon ins Meer hinaus, ehe er vom Boden aufstand. „Komm mit. Ich werde sehen, was sich so finden lässt“, sagte er und schritt voran. * Als das Abendessen rief, stellte die Mannschaft der Strohhutbande mal wieder fest, dass Sanjis Kochkünste ein Fest für die Sinne waren. Normalerweise war jeder von ihnen mit so viel Enthusiasmus beim Essen, dass Robin die einzige war, die sich etwas Würde behielt, indem sie nicht kleckerte, mit vollem Mund sprach oder sich mehr in den Mund stopfte, als der auffassen konnte. Heute war allerdings nicht nur Robin die Einzige, die würdevoll speiste. Nami war so in Gedanken versunken, dass ihr Teller fast noch immer unberührt vor ihr stand, während Ruffy bereits den dritten Nachschlag verlangte. Die Pflege des unbekannten Manns, der Streit mit Sanji und Namis jüngste Unsicherheit, wenn sie sich in seiner Nähe befand, hatte Nami ganz vergessen lassen, dass sie eigentlich für all diese Dinge keinen Platz in ihrem Kopf haben konnte. Noch immer lag der Brief an ihre Schwester in ihrem Logbuch – weit davon entfernt von der Möwenpost nach Kokos geflogen zu werden. Vergessen. Wie grausam dieses Wort doch klang. Wie konnte man seine eigene Schwester vergessen? Vergessen, dass sie vielleicht im Sterben lag oder bereits tot war? Namis schlechtes Gewissen war so groß, dass sie sich viel zu schäbig fühlte, um sich vorstellen zu können, es zu schaffen, Morgen früh den Brief an die Möwe weiterzugeben. Es war ein lächerlicher Gedanke, dass ihre Schwester anhand eines Blatt Papiers oder an ihrer Handschrift erkennen konnte, dass sie Nami heute komplett entfallen war und dennoch kam ihr diese Albernheit immer wieder in den Sinn. „Ist alles in Ordnung, Navigatorin?“, fragte Robin plötzlich, nachdem sie Nami einige Zeit dabei zugesehen hat, wie sie lustlos eine Kartoffel auf ihrem Teller teilte. Ihre Zimmergenossin hatte die Stimme gesenkt, sodass Nami sie nur hören konnte, weil sie direkt neben ihr saß. Alle anderen bekamen auch wegen des Lärms den Ruffy, Zorro und Lysop beim Essen machten nichts mit. Gezwungen fröhlich lächelte Nami sie an. „Klar.“ Leider war sie beim Sprechen eine ebenso schlechte Schauspielerin. Es klang auch viel zu euphorisch, um wirklich überzeugend zu sein. Robins Miene wurde skeptisch und Nami erkannte, dass es keinen Zweck hatte ihr etwas vorzulügen. Sie seufzte resigniert. „Ich habe nur gerade an meine Schwester gedacht“, gestand sie ihr betrübt. Robin nickte. „Das habe ich fast vermutet“, sagte sie. „Ich habe dir den Brief übrigens gestern auf den Schreibtisch gelegt. Du hast ihn hier liegen lassen.“ Auf ihrem Schreibtisch? Super. Da lag Nojikos Brief auch noch direkt vor ihrer Nase und Nami übersah ihn komplett. Wollte sie überhaupt an ihre Schwester denken? Nami lächelte Robin so dankbar wie ihr möglich war an, obwohl sie plötzlich wieder am liebsten in Tränen ausbrechen würde. „Danke“, sagte sie gequält. Gleichzeitig beschloss Nami, dass ihr heute das Essen nicht schmeckte und schob den Teller von sich. Erneut hatte sie somit Sanjis Köstlichkeiten verschmäht. Natürlich schmeckte es ganz wunderbar, aber etwas solch Wunderbares hatte sie heute nicht verdient. „Nachschlag!“, rief Ruffy in diesem Moment ein weiteres Mal. Zu Beginn der Reise mit Ruffy hatte Nami teils beeindruckt, teils angeekelt gezählt, wie oft Ruffy nach Nachschlag verlangte, inzwischen war es jedoch bereits so zur Gewohnheit geworden, dass sie es überhaupt nicht mehr wahrnahm und schon längst mit dem Zählen aufgehört hatte. Er konnte bereits bei seiner sechsten, vielleicht aber auch inzwischen bei der achten Portion angelangt sein. „Wir haben nichts mehr für dich. Der Rest ist für unseren Gast“, rief Sanji. Demonstrativ stand er auf und bereitete in seiner Küche einen weiteren Teller vor. „Und das werde ich ihm jetzt bringen, ehe du noch darüber herfällst.“ Ruffy verzog seine Lippen zu einem Schmollmund. „Aber ich bin der Kapitän und habe noch Hunger!“ Schnell schob Nami Ruffy ihren Teller hin, ehe Sanji etwas erwidern konnte. „Du kannst gerne noch meines haben.“ Ruffy grinste zufrieden und schob sich bereits den ersten Bissen in den Mund. „Supör Nami, dankö“, sagte er schmatzend. Missmutig betrachtete Sanji den Teller, über den Ruffy sich gerade hermachte. „Aber du hast ja gar nichts gesessen!“, sagte er schließlich vorwurfsvoll zu Nami gewandt. „Es tut mir leid. Ich habe einfach keinen Hunger.“ Schnell wich Nami seinem Blick aus und fixierte den Teller den Sanji dem Mann bringen wollte. „Lass mich das doch machen, dann kannst du in Ruhe weiteressen.“ Es war die beste Entschuldigung um frühzeitig aus dem Abendessen mit den anderen zu entkommen. Sanji wollte widersprechen, doch Nami hatte ihm bereits den Teller aus der Hand genommen und war durch die Tür zum Krankenzimmer geschlüpft. Chopper hatte berichtet, dass ihr Gast aufgewacht und für einige Minuten wieder bei Bewusstsein gewesen sei, welches er jedoch bald wieder verloren hatte. Umso überraschter war Nami, als sie das Krankenzimmer betrat und der Mann vor ihr stand. Mit versorgten Wunden und gekleidet in einer frischen Jeans und einem schwarzen T-Shirt von Sanji gab er jetzt ein vollkommen neues Bild ab, als noch vor wenigen Stunden, schwerverletzt und mit zerrissenen Kleidern. Sanjis Kleidung passte ihm wie angegossen. Und erst jetzt konnte man sehen, wie gut der Mann wirklich aussah. Er war hochgewachsen und muskulös und das sein braunes Haar wirr in alle Richtung abstand, gab ihm einen verwegenen Touch. Bei Namis Anblick sah der Mann sie überrascht, aber auch mit angespannter Miene an. Erst als er den Teller in ihrer Hand bemerkte, entspannte er sich etwas. „Ist das für mich?“, fragte er misstrauisch. Seine Stimme klang rau und heiser, ganz so, als ob er sie schon lange nicht mehr benutzt hätte. Nami nickte und stelle den Teller mitsamt dem Besteck auf Choppers Schreibtisch ab. „Es schmeckt wirklich herrlich“, erklärte sie, um sein Misstrauen etwas zu zerstreuen. „Wir haben wahrscheinlich den besten Koch der Meere an Board.“ Der Mann fixierte den Teller unschlüssig. Definitiv gefiel ihm der Anblick des warmen Essens, genauso wie sein Duft in betörte, dennoch wiederstand er, sofort darauf zuzustürzen. Es sah Nami wieder an und legte die Stirn wieder argwöhnisch in Falten. „Ich kenne dich“, murmelte er nachdenklich. Angestrengt versuchte er sich an etwas zu erinnern und musterte Nami dabei von oben bis unten, ehe sein Blick an ihrem Tattoo hängen blieb. „Natürlich ... Von den Steckbriefen. Irgendetwas mit Nana-, richtig? Auf deinen Kopf sind 16.000.000 Berry ausgesetzt!“ Der Ausdruck auf seinem Gesicht wurde noch düsterer. „Bin ich etwa jetzt der Gefangene von Piraten?“ Nami war etwas überrascht darüber, dass er die genaue Höhe ihres Kopfgelds kannte. „Ich bin Nami“, erklärte sie schließlich, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an. „Dankbarkeit wäre ruhig angebracht. Immerhin haben wir dich verarztet, geben dir etwas zu essen und nehmen keine Gefangenen. Ich denke, da du meinen Namen kennst, wäre es auch nur fair, wenn du mir deinen verraten würdest.“ Deutlich war ihm sein Widerwille anzusehen. „Ich bin Eric“, stellte er sich dann dennoch vor. „Dann heiß ich dich hier willkommen auf der Thousand Sunny, Eric. Fühl dich ganz wie zu Hause. Leg dich nach dem Essen aber wieder hin, sonst bekommt Chopper einen Anfall.“ * Fortsetzung folgt ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)