Ein rotes Blütenblatt von aki_ayatoru (Sorato/Taiora) ================================================================================ Kapitel 16: Ehrlichkeit ----------------------- Am nächsten Morgen trafen sie sich alle zusammen mit ihrem Gepäck bei TK Zuhause. TKs Mutter hatte für alle Lunchpakete vorbereitet und ihnen eine Schüssel mit Obst fertig gemacht. Sie winkte alle fröhlich ins Wohnzimmer. „Kommt rein, kommt rein! Kari, wie schön. Und Matt! Ich habe dich so lange nicht mehr gesehen. Komm her.“ Matt lief auf seine Mutter zu und umarmte sie. Seine Wangen liefen ein wenig rot an, als sie ihn nicht gleich wieder loslassen wollte. „Ok, Mum, das reicht.“ Murmelte er leise und sie ließ ihn wieder gehen. „Tut mir leid. Ich freu mich nur so! Wir hatten lange nicht mehr so viele Gäste.“ TK nickte. „Aber nur kurz, Mum, Onkel Al müsste jeden Moment hier sein und uns abholen.“ Frau Takaishi nickte und packte die acht Lunchpakete in einen Beutel. Dann sah sie sich um und zählte nochmal nach. „Ihr seid nur sieben, TK. Fehlt noch jemand?“ Sie sah ihren Sohn stirnrunzelnd an und der grinste. „Joey müsste jeden Moment kommen. Er ist manchmal ein bisschen spät.“ Alle Köpfe wandten sich ungläubig zu TK. „Joey hat dir zugesagt? Er kommt mit?“, fragte Mimi ganz aufgeregt und machte große Augen, doch TK schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe ihm geschrieben, wann wir losfahren und wo wir uns treffen, aber er hat darauf nicht geantwortet.“ Sora runzelte verwirrt die Stirn. „Wieso bist du dir trotzdem so sicher, dass er kommen wird?“ TK zuckte grinsend mit den Schultern und in diesem Moment klingelte es an der Tür. „Was hab ich gesagt?“, meinte TK und verschwand in Richtung Wohnungstür. „Das könnte auch Onkel-“, fing Matt an, doch dann hörten sie Joeys Stimme an der Tür. „Oh gut, ich bin noch rechtzeitig.“ Mimi quietschte vor Freude und lief Joey entgegen. „Du bist doch gekommen!“, rief sie und Sora musste lachen als sie ein tiefes Seufzen von Joey an der Haustür wahrnahmen. „Ja, Mimi, aber ich habe meine Unisachen dabei. Ich werde den Ortswechsel nutzen, um neue Kraft daraus zu schöpfen. Und trotzdem jeden Abend lernen.“ „Natürlich wird er das.“ Tai verdrehte die Augen, dann kamen Joey, TK und Mimi zurück zu den anderen. Noch während Joey Frau Takaishi begrüßte, klingelte es erneut an der Tür. „Unser Taxi ist da!“ TK ging zur Haustür und alle anderen schnappten sich ihre Rucksäcke und Taschen. Frau Takaishi winkte ihnen von der Wohnungstür aus, bis sie alle außer Sichtweite waren. ______ „Also, es sind drei Schlafzimmer vorhanden. In zwei Zimmern steht jeweils ein Doppelbett, im dritten Zimmer stehen zwei Einzelbetten. Außerdem gibt es noch die Couch hier auf der unteren Etage.“ TK schloss die Haustür auf und trat in die riesige Blockhütte. Mimi kam ihm direkt hinterher und mühte sich mit ihrem Koffer ab. Izzy, der hinter ihr lief und nichts weiter als einen Rucksack bei sich hatte, runzelte die Stirn. „Mimi, was hast du denn alles dabei? Wir sind hier nur eine Woche!“ Mimi tat so, als hätte sie den Kommentar nicht gehört und wand sich an TK. „Es ist ja klar, dass Sora, Kari und ich uns ein Zimmer teilen. Wir können in einem Doppelbett schlafen, wir sind doch alle schmal.“ Sie grinste die anderen beiden an und Kari klatschte fröhlich in die Hände. „Uh, wie eine Übernachtungsparty!“ Joey stiefelte missmutig hinter Kari ins Haus. „Ja, nur dass sie eine ganze Woche geht.“ Sora stieß Joey unsanft in die Seite. „Au! War das nötig?“ Joey sah sie verständnislos an, doch sie grinste nur und trug ihren Rucksack an ihm vorbei zum Küchentisch. Dann sah sie sich um. Das Erdgeschoss war ein riesiger Raum, der die offene Küche und das Wohnzimmer vereinte. Im Wohnzimmerbereich stand eine Sofalandschaft um einen niedrigen, aber recht großen Couchtisch. Die Küche bestand aus einer rustikalen Küchenzeile mit allen elektrischen Geräten, die man sich in einer Küche nur vorstellen konnte und einer Kücheninsel an der vier Barhocker standen. Links neben der Küche in einer Art Erker befand sich ein gigantischer Esstisch, um den zehn wunderschöne schwarze Lederstühle gestellt waren. Rechts neben der Küche befand sich eine Tür und daneben die Treppe, die ins Obergeschoss führte. Direkt gegenüber der hölzernen Treppe befand sich ein gemütlicher Kamin mit einem flauschigen Teppich davor und daneben stand ein großer moderner Fernseher. Zwischen Treppe und Kamin befand sich eine weitere Tür, die nach draußen und Richtung See führte. Die Tür links neben der Treppe, war das Badezimmer, wie TK feststellte. Joey stellte seine Laptoptasche auf den Couchtisch und ließ seinen Rucksack auf das Sofa fallen. „Ich beanspruche das Sofa für mich. Wenn alle anderen Schlafzimmer oben sind, kann ich hier abends wenigstens noch in Ruhe lernen.“ Demonstrativ ließ er ein riesiges Buch auf den Tisch fallen. Izzy räusperte sich laut und TK streckte seinen Kopf aus dem Badezimmer. „Wir nehmen das Schlafzimmer mit den Einzelbetten, Izzy?“ Izzy nickte eindringlich und schnappte sich TKs Rucksack. „Ich schaff unsere Sachen schon nach oben!“ Er lief los und TK grinste breit. Tai kam als vorletzter zur Tür hinein, kurz darauf Matt, der seinem Onkel noch dankte, dass er sie alle hergebracht hatte und ihnen das Haus auch überhaupt eine Woche zur Verfügung stellte. Seufzend schloss er die Tür hinter sich und sah sich um. Tai hatte sich auf einem Barhocker niedergelassen, direkt neben Kari, die sich einen Apfel genommen und angefangen hatte daran herum zu knabbern. „Was habe ich verpasst?“ fragte Tai und versuchte ebenfalls die Schale mit den Äpfeln zu erreichen, die Sora aber grinsend ein Stück wegschob, so dass er sich komplett über die Kücheninsel lehnen musste, um heranzukommen. „Nichts weiter.“, meinte Kari und biss ein großes Stück aus ihrem Apfel. „Nur die Zimmereinteilung.“ Tai erstarrte in seiner Bemühung an einen Apfel zu kommen und sah Kari fragend an. Matt hinter ihm warf einen panischen Blick in TKs Richtung, der sich jedoch sofort wegdrehte und sehr interessiert den Türrahmen hinter sich betrachtete. „Wie ist denn die Zimmeraufteilung?“, fragte Matt zwischen zusammengepressten Zähnen und der Griff um seine Gitarrentasche wurde fester. „Sora, Mimi und ich schlafen natürlich zusammen im großen Schlafzimmer. Izzy und TK haben sich das Gästezimmer mit den Einzelbetten reserviert.“ Sie biss wieder ein Stück aus ihrem Apfel und Joey führte die Aufzählung für sie fort. „Ich schlafe hier auf der Couch, damit ich abends noch in Ruhe lernen kann und meinen erholsamen Schlaf bekomme, den ich wirklich brauche.“ Joey nickte, um das Gesagte noch einmal besonders zu unterstreichen. „Schön.“ Matt schluckte schwer, schulterte seine Gitarrentasche und marschierte auf die Treppe zu. „Was schön? Wie viele Schlafzimmer gibt es noch?“ Tai sah sich verwirrt zwischen den anderen um. Matt war am Treppenabsatz stehen geblieben. „Eins, Tai. Es gibt noch ein Schlafzimmer.“ Und mit diesen Worten stampfte er schlecht gelaunt die Treppe nach oben. Tai drehte sich ruckartig zu Kari um. „Echt jetzt?“ Kari zuckte mit den Schultern. „Ihr seid doch beste Freunde, wo ist das Problem?“ Tai wollte etwas erwidern, schüttelte dann aber nur den Kopf und sein Kiefer verkrampfte sich. Sora warf ihm einen besorgten Blick zu, drehte sich dann aber weg und setzte sich zu Mimi und Joey auf die Couch. ______ Matt stellte missmutig seine Gitarre neben das Bett und packte seinen Rucksack aus. Er hatte überhaupt keine Lust mehr auf diese Woche. Ursprünglich war seine Hoffnung gewesen, dass sich das Problem zwischen ihm und Tai vielleicht einfach in Luft auflösen würde, wenn sie mit den anderen gemeinsam Urlaub machten. Jetzt, da er sich mit Tai ein Zimmer teilen sollte, sah das allerdings ganz anders aus. Matt räumte seine Sachen in die kleine Kommode, die gegenüber dem Bett stand und stellte seine Waschtasche auf den Nachtschrank. Dann seufzte er und setzte sich auf das Bett. „Hey.“ Tai kam leise ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Matt warf ihm nur einen kurzen Blick zu und nickte. Die Situation fühlte sich so seltsam an, dass Tai nicht wusste, was er tun sollte. Unschlüssig blieb er in der Tür stehen und sah sich im Raum um. Matt stützte seine Ellbogen auf die Knie und ließ den Kopf hängen. Tai stellte seinen Rucksack in die Ecke, zog dann einen Stuhl zu sich ran und ließ sich darauf nieder. Er seufzte laut und Matt ballte die Hände zu Fäusten. „Hör zu Matt, das ist mir genauso unangenehm, wie dir.“ Tai verschränkte die Arme vor der Brust. „Das Problem zwischen uns…“, sagte Tai langsam und Matt sah auf. „Was für eine Art Problem haben wir, Tai?“, unterbrach ihn Matt und sah ihn eindringlich an. Tai rang nach Worten. „Ich glaube, wir wissen beide, worum es uns hier geht.“, sagte Tai leise und Matt lief rot an. Dann nickte er und sah zum Fenster. „Wie lange besteht das Problem denn schon?“, fragte Matt und Tai zuckte mit den Schultern. „Schon länger denke ich, aber in letzter Zeit hat es sich verstärkt, oder.“ Matt war das Gespräch furchtbar unangenehm. Tai schlug sich mit der Faust auf die Knie. „Was wollen wir dagegen tun, Matt?“ Tai sah ihm jetzt direkt in die Augen. „Wie wollen wir das lösen? Ich will unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen, aber ich kann mir vorstellen, dass früher oder später…“ Er brach ab und drehte ruckartig den Kopf, damit er Matt nicht länger ansehen musste. „Tai, lass uns einfach ganz normal sein. Es wird keine perfekte Lösung geben. Egal, wie alles ausgehen wird. Mindestens einer von uns wird als Verlierer aus dieser Partie gehen. Lass uns das nicht auf unserer Freundschaft auskämpfen.“ Tai schüttelte den Kopf und starrte auf den Boden vor seinen Füßen. „Du bist doch bereits der Gewinner, Matt.“ Matt erstarrte und sah Tai verwirrt an. „Was meinst du damit?“ Tai hob den Kopf und lächelte Matt traurig an. „Hätte ich in dieser Situation jemals eine Chance gegen dich gehabt, hätte sich das alles bereits entschieden. Es ist nur deshalb noch nicht entschieden, weil du bisher zu reserviert warst.“ Matt sah ihn wütend an. „Was willst du damit sagen? Wieso reserviert?“ Tai grinste und seine Traurigkeit schien zu verblassen. „Der erste Schritt muss von dir kommen, Matt! Du zeigst so selten deine Gefühle, dass sie sich viel zu unsicher ist, was du von ihr wirklich hältst.“ Matt lief rot an und sah beschämt zu Boden. „Blödsinn! Wovon redest du überhaupt! Ich dachte, wir zwei hätten ein Problem?“ Matt stand vom Bett auf und ging zum Fenster. „Ich dachte, du wolltest darüber reden. Und nicht über irgendetwas anderes.“ Wieder lief er rot an und ballte die Fäuste. Dann spürte er Tais Hand auf seiner Schulter und drehte sich zu ihm um. „Matt, ich meine es ernst. Ich will unsere Freundschaft auf keinen Fall aufs Spiel setzen. Und ich weiß, dass ich keine Chance habe. Lass uns die Streitigkeiten vergessen, ok?“ Matt sah ihm direkt in die Augen und nickte dann langsam. „Ok.“ ______ „Vielleicht sollte mal einer von uns nachsehen, ob bei den beiden alles in Ordnung ist?“, fragte Mimi vorsichtig in die Runde, nachdem seit über einer halben Stunde nichts mehr von Tai und Matt zu sehen oder hören war. Sora schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube, es ist ein gutes Zeichen, wenn es so still ist. Dann unterhalten sie sich wenigstens normal und streiten nicht.“ Sie warf einen hoffnungsvollen Blick in Richtung der Treppe. Im nächsten Moment hörten sie lautes Poltern und erstickte Schreie. Izzy war aufgesprungen. „Vielleicht sollte jetzt jemand nachsehen?“ Er lief zur Treppe, doch noch bevor er sie erreichen konnte, wurde eine Etage über ihnen eine Tür aufgestoßen und sie hörten Matt schreien. „Tai, ohne Spaß, gib es zurück, verdammt!“ Wieder war lautes Poltern zu hören, so als wäre ein Stuhl zu Boden gefallen, dann hörten sie die Stimme von Tai. „Keine Chance, Matt! Damit bist du der Held der Ladys! Das darf man doch niemandem vorenthalten!“ Tais Gesicht erschien am oberen Treppenabsatz und er nahm zwei Stufen gleichzeitig, während er nach unten zu den anderen sprang. Dicht hinter ihm lief Matt. Sein Gesicht war puterrot und wutverzerrt. Keuchend kamen beide unten an und Tai rannte um die Kücheninsel. Die anderen wechselten verwirrte Blicke. „Was ist denn bei euch los?“, fragte Kari und sah Tai stirnrunzelnd an. Der hatte ein breites Grinsen im Gesicht. „Matt ist extrem talentiert und will es niemandem zeigen!“ Matt stützte sich auf der anderen Seite der Kücheninsel auf und sah Tai wütend an. „Tai, gib es mir wieder her!“ Sora hatte sich hinter Tai geschlichen und stibitzte ihm sein Fundstück aus der Hand hinter seinem Rücken. „Hey!“ Tai versuchte es wieder zurück zu holen, doch Sora war schneller. Sie lief um die Küchenzeile und blieb vor Matt stehen. Dann besah sie sich ihre Errungenschaft und riss die Augen auf. „Matt, hast du das selbst gemacht?“, fragte sie erstaunt und Matt sah so aus, als würde er am liebsten im Boden versinken. Falls es noch möglich war, schien er auch noch roter anzulaufen. „Naja, ja.“, murmelte er leise und wand den Blick ab. Sora strahlte ihn begeistert an. „Das ist unfassbar süß! Ich wusste nicht, dass du nähen kannst!“ Sie streckte die Hand aus und jetzt konnten alle sehen, was diesen Tumult ausgelöst hatte. An Soras Finger baumelte ein kleines Stoff-Gabumon, das mithilfe eines kleinen Kettchens wie ein Schlüsselanhänger aussah. Mimi gab einen lauten quietschenden Ton von sich, sprang vom Sofa auf und kam zu Sora gerannt. „Wie süß ist das denn bitte?“ Sie nahm Sora das kleine Gabumon ab und drehte es in ihren Händen. „Matt, kannst du mir genauso auch ein Palmon nähen? Ich hätte auch gern so eins.“ Matt nahm ihr den Schlüsselanhänger aus der Hand und drehte sich weg. „Nein, ich mach dir kein Palmon, Mimi. Das ist…“ Er marschierte wieder Richtung Treppe. „Das solltet ihr gar nicht sehen!“ Wütend warf er noch einen Blick auf Tai, dann schritt er die Treppe wieder nach oben. Mimi hörte gar nicht mehr auf von der Niedlichkeit des Anhängers zu schwärmen und fragte TK, ob er vielleicht diese handwerklich begabte Ader geerbt hätte. Tai grinste zu Sora und sie kam um die Kücheninsel auf ihn zu. „Ist zwischen euch wieder alles in Ordnung?“, fragte sie leise, damit es die anderen nicht hören konnten. Tai nickte. „Ja, ich denke schon.“, flüsterte er zurück und Soras Erleichterung war ihr ins Gesicht geschrieben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)