Ruf der Freiheit von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Kapitel 1 ----------------- Der Schlachtenlärm überwältigte ihn immer wieder. Das Kliiren beim Aufeinandertreffen von Klingen, das Wiehern von Pferden, das Sirren von Pfeilen, das Sterben von Männern in al seinen Formen. Gurgelnd, schluchzend, schreiend, seufzend. „Vorwärts Männer, rückt vor!“, schrie einer der Soldaten. Er war der Führer einer Abteilung junger Rekruten, die jetzt in die Schlacht geschickt wurden. Angst blickte aus den meisten Augen. Vor Monaten waren sie noch Bauernjungen, Dienstjunge oder Tagelöhner gewesen. Dann zog man sie zum Kriegsdienst ein, und nun waren sie Soldaten - mehr oder weniger - zur Verteidigung des Heimtalandes, wie es hieß. Ihr Führer war sich da weniger sicher. Er fragte sich schon seit langem warum man die Nachbarländer einnehmen musste um den Frieden zu sichern. In einer Rede des Königs, bei der er zugegen gewesen war, hatte er dessen Worte vernommen. „Um den Frieden und die Sicherheit zu gewährleisten, ist es unumgänglich die uns umgebenden feindlich gesinnten Länder zu erobern. Unser Land, das schöne Talhia, hat viele Feinde. Innere wie äußere. Diese Feinde müssen beseitigt werden, koste es was es wolle.“ Kurz danach begannen viele Merkwürdigkeiten in Talhia. Menschen, die den König oder die Armee hinterfragten oder kritisierten, verschwanden spurlos. Die Armee wurde um ein Vielfaches vergrößert und aufgerüstet. Doch er sagte nichts. Einerseits wegen seinem einst geleisteten Treueeid gegenüber dem König. Andererseits auch aus Angst um seine Frau und seinen Sohn. Die beiden warteten in seiner Grafschaft auf seiner Burg auf ihn. Sein Sohn war erst vor wenigen Wochen geboren worden und er hatte ihn bisher nur ein einziges Mal zu Gesicht bekommen. „Treib deine Männer an! Sie sollen endlich vorrücken!“ Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Sie gehört ezu dem Mann, den er abgrundtief verabscheute. Zwar hatte er Respekt vor den kämpferischen Fähigkeiten des Mannes, der ihm nun gegenüber stand, aber alles in allem war der ihm gegenüberstehende Leutnant von Helmbrecht ein selbstgefälliger, eitler und durchtriebener Adliger. Am Hofe des Königs spann er seine Intrigen gegen ihn, setzte Gerüchte in die Welt oder ließ sie setzen. Er tat alles um das Ansehen von ihm zu schmälern und zu schädigen. Beim König hatte er damit Erfolg. Einst Anführer eines Regiments wurde er zu Beginn des Friedensfeldzuges degradiert. Nun war er Anführer der Reserveabteilung. Der neue Führer des Regiments wurde, wie man nicht anders zu erwarten Leutnant von Helmbrecht. „Jawohl, Herr Leutnant von Helmbrecht!“ Trotzig, aber nicht anmaßend salutierte er dem Leutnant. „Los Männer! Zum Angriff! Für den König, für Talhia und für unsere Familien! Vorwärts“ Mitgerissen von diesem Aufruf setzte die Abteilung zu einem Sturmangriff auf die sich wieder erstarkende feindliche Linie an. Was die Abteilung und ihr Führer nicht wussten, war das während des Sturmangriffs alle restlichlichen Abteilungen den Befehl zum erneuten Sammeln per Flaggensignal bekommen hatten. Talhianische Soldaten lösten sich von ihrem Feind und zogen sich zurück zu ihrer eigenen Linie. Nur die Abteilung der jungen Rekruten ging dem Feind entgegen. Leutnant von Helmbrecht betrachtete die ganze Szenerie mit einem selbstgefälligen Lächeln. Er lenkte sein Pferd in Richtung der talhianischen Bogenschützen, die in einigem Abstand zur Hauptkampflinie Aufstellung genommen hatten. Sein Adjutant war angewiesen, sein Netz gespannt und die Fliege landete gerade im Netz. Kapitel 2 --------- Kapitel 2.1 - Das Vanderlast-Tal Der Junge beobachtete die zwei Tauben durch eine Lücke in der Hecke in der er hockte. Sein aschblondes Haar war kinnlang und strubbelig. In seinem Gesicht zeichneten sich einige Sommersprossen ab. Für seine zwölf Jahre war er verhältnismäßig groß. Behutsam legte er den Bogen an, darauf bedacht nirgends anzustoßen und so die Vögel auf sich aufmerksam zu machen. Er spannte die Sehne. Sie knarrte auf Grund der Belastung. Ohne mit der Wimper zu zucken, ließ er den Pfeil fliegen. Behutsam ließ er die angestaute Luft aus seinen Lungen entweichen. Seine Augen waren dabei starr auf die Tauben, auf dem zwanzig Meter entfernten Baum, geheftet. Im letzten Moment hörten sie das unnatürliche Surren des herannahenden Pfeils und stoben auseinander. Für die größere der beiden Tauben kam jede Hilfe zu spät. Der Pferil bojrte sich durch ihren Körper hindurch, durchstach das Herz und nagelte die Taube an den Baum. Die andere Taube flog gurrend davon, fast so als wollte sie den Mörder ihres gleichen schelten für diesen heimtückischen Mord. Darian erhob sich aus der Hecke und das Laub raschelte. Mit fröhlichem halb Sprung, halb Rennen näherte er sich dem Baum. Gewandt kletterte er am Baumstamm empor und zog den Pfeil mit der Taube aus dem Stamm. Die glasigen Augen der Taube schienen ihn zu mustern. „Bravo Kleiner!“ erschallte eine raue Stimme hinter ihm. Völlig überrascht verlor der Junge den Halt und viel von dem Baum hart auf seinen Hosenboden. „Oh entschuldige, das wollte ich nicht. Hast du dir wehgetan?“ hörte er die Stimme wieder. Darian öffnete seine Augen und sah seinen Gegenüber an. „Nein, geht schon.“ antwortete er und rieb sich, nachdem er rasch aufgestanden war, seinen Hintern. Nun musterte er seinen Gegenüber genauer. Er sah einen gerüsteten Mann mittleren Alters mit einem Vollbart. Seine Augen schauten gütig aber auch gleichzeitig hart. Er trug eine Plattenrüstung und darüber einen Stoffwams in den Farben der Streitkräfte Thalias. Der Krieger saß auf einem Schlachtross, das in etwa so hoch wie ein Mann war. Das Pferd trug auch eine leichte Plattenpanzerung. Was den Krieger bei der Musterung durch den Jungen erstaunte, aber auch amüsierte war, das der Junge dies mit dem prüfenden Blick eines Erwachsenen tat. „Ihr seid ein Ritter Thalias, oder?“ fragte der Junge. „Richt, gut erkannt. Und wie heißt du?“ gab der Ritter zurück. „Warum wollt ihr das wissen?“ „Weil ich gern wissen will wie der herausragende Taubenerleger heißt den ich überumpelt habe.“ Darian schoss die Schamesröte für das Lob ins Gesicht. „Mein Name ist Darian, Darian Vanderlast.“ „Oho das trifft sich gut.“ „Warum?“ Auf Darians Gesicht zeigte sich ein unsicherer Ausdruck. „Weil ich auf dem Weg zur Familie Vanderlast bin. Deine Mutter heißt nicht zufällig Simone oder?“ „Doch sie heißt so.“ „Kannst du mir zeigen wo ihr wohnt? Ich habe ein paar dringende Dinge mit deiner Mutter zu bereden!“ „Hm na gut, ich zeige euch wo unser Haus steht.“ „Na dann komm her großer Taubenschreck, reiten wir zu eurem Haus.“ Simone Vanderlast stand in der Küche ihres Hauses und schälte Kartoffeln für das Mittagessen. Das Haus war zwar klein, aber es war ihr zuhause. Das Tal in dem das Haus stand, gehörte ihr. Und niemand konnte es ihr nehmen. Sie dachte fast gar nicht mehr an früher. Diese Eindrücke hatte sie in ihrem Kopf in eine Ecke geschoben und verschlossen. Durch das Küchenfenster fielen die Sonnenstrahlen in die Küche. Auf dem Herd kochte ein Topf mit Fleisch. und in einer Pfanne garte das Gemüse. Sie musste sich beeilen mit dem Schälen wenn alles rechtzeitig und gut fertig werden sollte. Auf einmal hörte sie von draußen Pferdegetrappel und das Jauchzen ihres Sohnes. Was hat das zu bedeuten, fragte sie sich und legte das Schälmesser auf die Küchenunterlage. Die Hände an dem Küchentuch um ihre Hüfte abwischend, ging sie in Richtung Haustür. Sie öffnete die alte hölzerne Eingangstür. Für ein paar Sekunden war sie von dem einfallenden Sonnelicht geblendet. „Schau mal Mama“ kam ihr Sohn rufend auf sie zugerannt. „Das ist ein Ritter aus Talhia und er hat uns gesucht Mama!“ Erschrocken fuhr sie einen Schritt zurück. Bilder stiegen in ihrem Kopf hervor. Bilder und Eindrücke, die sie eigentlich weggeschlossen hatte. Sie dachte an den Moment vor zwölf Jahren wo sich für sie und Darian auf einmal alles änderte. „Schau Darian, sie wacht wieder auf.“ „Mama?! Mama?!“ erklang die Stimme Darians. Simone blinzelte und sah die hölzerne Decke ihres Hauses, den helen Haarschopf und das Gesicht ihres Sohnes und das Gesicht des Ritters, welches ihr auf eine unbestimmte Art bekannt vorkam. „Mama!“ jauchzte Darian. „Du bist vorhin als wir ankamen einfach umgekippt. Ich hatte Angst du wärst tot. Aber Ritter Willibald beruhigte mich und trug dich ins Haus.“ Simone setzte sich auf. Der Ritter hatte sich bei den Worten Darians in die Küche zurückgezogen. Er saß nun auf einem der hölzernen Küchenstühle und schaute sie wissend schmunzelnd an. Er nickte nur kurz in ihre Richtung. „Willibald? Ich erinnere mich einmal jemanden gekannt zu haben, der so hieß. Doch war er damals ein frecher junger Abenteurer.“ Der Ritter verfiel in ein schallendes Lachen und in seinem Augen zeigte sich ein charismatisches Leuchten. „Aus dem frechen jungen Mann ist ein ehrbarer und geachteter Ritter geworden, Herrin“ gab er lachend zurück. Schlagartig wurde Simones Gesichtsausdruck ernst. „Nennt mich nicht so. Ihr wisst das bin… das sind wir nicht mehr.“ Aber sofort nach diesen Worten verflog der Ernst wieder aus ihrem Gesicht und die Sanftmut kehrte zurück. „Ja… Simone.“ Simone stand von Bett auf. Darian hatte diesen Wortwechsel gespannt verfolgt. Auch wenn er nicht genau verstand woher seine Mutter den Ritter kannte und warum er sie mit Herrin anredete. „Darian geh doch etwas nach draußen spielen. Ritter Willibald und ich haben einiges zu bereden.“ wandte sich Darians Mutter an ihn. „Aber Mama, ich will…“ Man sah den Unmut in Darians Gesicht. „Geh bitte!“ sagte Simone strenger. „Mhhh…“ gab Darian widerwillig zurück. „Darian sei doch so gut und geh zu Buterblume und bring ein bisschen Futter. Wir hatten einen langen Ritt und sie ist sicher hungrig. Und führ sie auch zur Tränke. Das ist eine wichtige Aufgabe, also mach es gewissenhaft.“ versuchte der Ritter die Situation zu entschärfen. Mit freudigem Gesicht auf Grund der Aufgabe sprang Darian auf und rannte aus dem Haus. „Danke Willibald, manchmal ist es schwierig mit ihm. Er wird langsam groß und eigensinig.“ gab Simone zu. „Schon in Ordnung, Ich war doch selbst einmal so und weiß daher wie man damit umgeht.“ Simone ging zu dem Ritter in die Küche und setzte sich zu ihm an den Holztisch. Geistesabwesend strich sie über die Maserung der Holzplatte und blickte aus dem Fenster. Kapitel 2.2 - Der Wegweiser „Warum bist du hier?“ „Es geht um den Jungen. Ich hatte dir damals gesagt, das es eines Tages soweit wäre.“ „Aber warum gerade jetzt?“ Tränen stiegen ihr in die Augen. „Ich weiß auch nicht warum gerade jetzt… es ist so ein Gefühl gewesen, das es der richtige Zeitpunkt ist.“ „Und wenn du dich irrst?“ „Das kann niemand genau wissen. Nenn es Schicksal, nenn es Vorsehung… Nenn es Bestimmung, denn genau das ist es!“ Eine Träne rollte ihre Wange herunter. „Soll ich ihn auch verlieren?! Verlieren… verlieren wie seinen Vater?!“ „Simone bitte! Der Weg eines jeden von uns ist vorbestimmt. Daran können wir nichts ändern.“ „Ich verfluche das, was unsere Familie in sich trägt. Es hat bisher immer nur Leid über uns gebracht.“ „Ich weiß.“ war das einzige was er sagte. Nach dem Essen ging Willibald mit Darian auf einen der nahegelegenen Hügel. Dort stand ein einzelner sehr alter Baum. Willibald legte sein Schwert neben sich und musterte Darian. „Was wäre wenn ich dir anbieten würde mit mir zu kommen?“ „Wohin?“ „In die Festung Rabenfels.“ „Und warum?“ „Hast du dich jemals gefragt was du einmal werden willst? Weil du zum Beispiel mit dem Bogen bereits sehr gut umgehen kannst.“ „Bauer will ich nicht werden, so ist es natürlich nicht. Aber ich könnte den Jägerberuf erlerner, oder Wildhüter!“ „Und was wäre, wenn ich dir anbieten würde, ein Ritter zu werden?“ „Ein Ritter? Ich? Das wäre toll! Aber dann müsste ich von hier weg, oder?“ „Ja, das müsstest du!“ „Aber meine Mama…“ Darians Blick wanderte über die Hügel, hinunter ins Tal, wo seine Mutter vor dem Haus saß und sich augenscheinlich ausruhte. Deine Mutter wäre einverstanden. Sie kennt dich, sie kennt deine Art. Du suchst die Aufregung, ist es nicht so? Du suchst Aufgaben, die dich fordern, ist es nicht so? Du suchst Abenteuer, ist es nicht so? Und du weißt nicht woher dieser Drang kommt!“ „Woher wisst ihr das?“ „Ich kannte deinen Vater. Er war wie du als Junge. Ihr ähnelt euch in vielem.“ „Mein Vater?! Ich weiß überhaupt nichts über ihn. Mama hat mir nur einmal ein Bild von ihm gezeigt.“ „Darian“, sagte Willibald ernst, „ich kann dir jetzt nicht jetzt noch nicht so viel sagen. Glaube mir einfach, dass dein Vater etwas Besonderes war. Und du bist es auch. Mehr kann ich dir vorerst nicht sagen.“ „Ich weiß nicht… was soll meine Mama hier denn alleine tun?! Sie braucht mich doch hier!“ „Darian es mag vermessen klingen, aber deine Mutter kommt ganz gut alleine zurecht.“ „Kann ich mir das alles überlegen?“ „Natürlich.“ Bei diesen Worten stand der Ritter auf. „Ich lasse dich jetzt alleine. Aber überleg es dir bitte.“ „Mhhh…“ kam nur von Darian zurück. In sich gekehrt setzte sich Darian an die Stelle wo vorher Willibald gesessen hatte. Seine Hand lag auf dem zurückgelassenen Schwert des Ritters. Er zog es zu sich auf den Schoß und betrachtete es. Mit den Fingern der linken Hand fuhr er darüber. Er dachte an das Tal, an seine Mutter, an das Bild seines Vaters. Und er dachte an die Worte des Ritters. Tief in sich wusste er, das Willibald Recht hatte mit seinen Worten. Die Stunden vergingen und die Nachmittagssonne zog ihre Bahn. Langsam näherte sie sich den Gipfel der Bergränder. Simone und Willibald waren im Haus. Sie bereitete das Abendessen vor. Er erzählte ihr über die Zeit seit ihrer letzten Begegnung. Die hölzerne Eingangstür schwang auf und die Blicke von Simone und Willibald richteten sich auf die Gestalt in der Tür. Vor dem feuerroten Hintergrund, der durch die, hinter den Bergrändern untergehenden, Sonne entstand, befand sich Darian mit dem Schwert des Ritters auf den Rücken geschnallt. „Mutter… ich werde ein Ritter!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)