Silent Scream von Sharry (stay alive untill I save you) ================================================================================ Kapitel 19: Chapter 19 Farewell ------------------------------- Chapter 19 - Farewell   Unendlich langsam schien die Welt sich zu bewegen, aus dem Nichts war der große schwarze Wolf vor ihnen aufgetaucht, genauso verängstigt, wie die anderen Tiere vor ihm, hatte die Menschen vor sich einen Moment lang verzweifelt gemustert, und dann angegriffen. Fast schon überrascht schrie Nami auf, als sich das große Ungetüm vor ihr und ihrem Kapitän aufrichtete, sie ganz genau die angespannten Muskeln und die blitzenden Zähne sehen konnte, doch am meisten Angst machten ihr diese Augen, leuchtend grün, unglaublich panisch und voller Leid. Gleichzeitig mit ihrem eigenen Schrei hörte sie das Fallen einiger Schüsse, doch einen Wimpernschlag bevor sie ihr Ziel fanden, bohrte sich etwas anderes von hinten in die Haut des Jägers, was es war, konnte sie nicht sagen, und bevor sie darüber nachdenken konnte, wurde der Jäger vor ihr von der vereinten Kraft der Geschütze zurückgerissen. Der rational arbeitende Teil ihres Gehirns sagte ihr immer wieder, dass das alles gar nicht sein konnte, als sie panisch Ruffys Hand packte, als sie den gebrochenen Aufschrei von Robin hörte, als das Lachen einer Wahnsinnigen aus dem Wald sich in Schmerzensschreie verwandelte, und noch bevor sie begriff hörte sie die solange verstummte Stimme des Koches, qualvoll und zerreißend. Und während sie zu verstehen versuchte, was ihre Augen sahen, wie der Wolf sich veränderte, Fell und Fangzähne verschwanden, leuchtend grüne Haare wuchsen, braun gebrannte Haut von Blut bedeckt wurde, spürte sie, wie ihr ganzer Körper sich versteinerte, unfähig sich zu bewegen, merkte sie, wie die Welt um sie herum erfror, jedes Geräusch verhallte, niemand rührte sich, war erstarrt, wie auch sie, gefangen im eigenen Körper, gelähmt als von mehr als nur der Angst und dem Schock, einer viel größeren Macht ausgesetzt. Einzig alleine der blonde Koch wiegte sich wimmernd vor und zurück, einen jungen Mann in den Armen haltend und flüsterte immer wieder seinen Namen. Doch antwortete dieser nicht, lag schlaff auf dem Waldboden, die gebrochenen Augen immer noch einen Spalt breit geöffnet. Dort, tot in Sanjis Schoss, lag Zoro. Nami wollte schreien, weinen, doch nichts bewegte sich, ohnmächtig beobachtete sie die furchtbare Szene, keine drei Meter vor ihren Füßen und doch so unglaublich weit fern, wie aus einer anderen Welt. Und wenn sie ihn nicht kennen würden, den jungen Mann, der dort leblos in den Armen des anderen gehalten wurde, hätte sie sich vielleicht wie eine unberührte Zuschauerin gefühlt, aber da sie ihn kannte, Zoro kannte, war diese Starre die größte Qual die sie je ausgehalten hatte. Zoro konnte einfach nicht tot sein, er durfte nicht tot sein, nicht so, nicht durch seine eigene Crew,  durch ihre Waffen, das war einfach unmöglich, er konnte nicht der Wolf gewesen sein, das Ungeheuer, das Lyssop angegriffen und beinahe getötet hatte. Das konnte einfach nicht wahr sein. Dies alles musste ein schrecklicher Albtraum sein, eine ihrer größten Ängste, nichts weiter als ein Traum. Doch die Realität kribbelte in ihren Fingern, sagte ihr, dass all das vor ihr bittere Wahrheit war, nicht zu ändernde Tatsachen, Zoro war tot und sie alle hier waren schuld! Überwältigt von der Brutalität dieser Wahrheit brach die junge Frau ohnmächtig zusammen…     Er war tot. Einfach tot. Eigentlich war diese Aussage ganz leicht, drei kleine Worte, eine einfache Tatsache, so wie das Wasser nass war. Viele Dinge auf der Erde waren ohne Leben, Steine, Metall und eben Zoro. Ganz simpel, ganz logisch, ganz natürlich. Und unvorstellbar. Solche abstrusen Gedanken glitten durch seinen Kopf, während er den anderen in seinen Armen hielt, seinen zerschundenen Körper vor der grausigen Welt schützte, als könnte er so die unweigerliche Tatsache des Todes noch ein bisschen länger aufhalten, als wäre Zoro noch am Leben, solange er ihn einfach nicht los ließ. Solange er ihn liebte. Alles was in diesem Moment für ihn zählte war Zoro, nicht eine Sekunde dachte er über die Menschen in seinem Rücken nach, dachte nicht darüber nach, warum sie nicht längst zu ihm gerannt kamen, warum sie keinen Ton von sich gaben. Es war ihm egal, so wie ihm egal war, dass dort am Waldrand die Überreste der Hexe lagen, ihr Körper schon am verwesen, obwohl sie grade erst gestorben war. Das alles war unwichtig, unbedeutend. Zoros Fluch war gebrochen, für eine schrecklich schöne Sekunde hatte er ihn wieder gehabt, hatte ihn mit einer unglaublichen Macht gespürt, ihn nicht nur körperlich umarmt und dann, dann war er einfach gestorben, hatte ihn alleine gelassen in dieser schrecklichen Welt, ihrer beider Seelen einfach auseinander gerissen, und ihn verlassen. „Du musst jetzt sehr tapfer sein, ionúin.“ eine ruhige, warme Stimme erklang vor Sanji, doch er blickte nicht auf, er wollte sie nicht sehen. Diese verfluchten magischen Wesen, die ihnen das alles hier eingebrockt hatten! Wenn sie alle nicht gewesen wären, wäre Zoro noch am Leben! „Du weißt, dass das nicht wahr ist, mo leanbh. Seo a bheith imithe.“ Langsam hob Sanji den Kopf, sah das Wesen vor sich mit tränenden Augen an, registrierte kaum was da vor ihm stand, sah weder den steinernen Löwenkörper, der von zarten Linien aus glühender Lava durchzogen war, noch die Mähne aus roten Flammen, welche ein altes aber immer noch wunderschönes Gesicht einer weisen Frau einrahmten und sich in ihren feuerroten Augen spiegelten. Obwohl ihm das alles gleichgültig war, wusste er, wer sie war, die Hüterin dieser Inseln,  Dóiteáin chréatúir. Langsam verwandelte sie sich, verließ den tierhaften Körper, und stand plötzlich als einfache Frau vor ihm, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. „Du hast deine Aufgabe sehr gut gemacht.“ „Was!? “ Zynisch und verwundet schrie er sie an „Er ist tot! Zoro ist tot! Ich habe ihn sterben lassen.“  Immer noch lächelnd kam sie auf ihn zu, blieb vor ihm stehen, sah ihn an „Nein, mein junger Freund, es ist alles so gekommen, wie es sollte. Dansei no Shōsha ist tot und Scáth leanbh wurde befreit.“  „Wie meinst du das? Er ist tot…“ seine Stimme brach, als er es erneut aussprach, den toten Körper immer noch umklammernd, konnte sie nicht sehen, dass sie verloren hatten. Alles was die anderen Hüter und die Alten getan hatten war vergebens. Ihr Schützling war tot, all die Monate seines Leidens waren umsonst, er würde nie zurück kommen. Sanft lachte sie „ Du verstehst nicht, Daonchara, die Erfüllung der Prophezeiung hatte immer schon nur ein Ziel. Scáth leanbh musste auf dieser Insel hier sterben.“ „NEIN! Das kann nicht wahr sein!“ Er versuchte mit Zoro zurückzuweichen, doch sie sah ihn einfach nur freundlich an. Es war eine Falle, die ganze Zeit schon. „Bitte, höre mir zu Ende zu. Dies war nie ein Hinterhalt, es lag keine böse Absicht in unseren Taten, nur das, was man von uns verlangte.“  Ungläubig starrte er sie an „Wer? Wer hat so etwas Schreckliches von euch verlangt?“ Leise seufzte sie „Nun wer könnte schon so etwas uns auftragen? Natürlich war er es selber.“ Wortlos vor Entsetzen sah er sie an, das konnte sie doch nicht ernst meinen, wieso sollte Zoro sterben wollen? „Vielleicht kann ich dir das alles erklären.“ Ein grelles Licht blendete den jungen Mann, bevor es verblasste. Langsam konnte er wieder etwas erkennen, hinter der zurückweichenden Hüterin der Insel, glühte ein warmes Licht, als hätte jemand eine Tür geöffnet, flutete es den Waldboden, und in diesem Licht stand eine Person, doch bei genauerem Hinsehen wurde ersichtlich, dass nicht die Person im Licht stand, sondern selber das Licht ausstrahlte. Sie kam auf die Gestalten am Boden zu ohne ihn selbst zu berühren und wurde mit jedem Schritt klarer. Vor ihnen stand eine junge Frau aus reinem Licht, die leuchtenden Wellen aus goldenem Haar wehten als würde ein leichter Wind sie streicheln. „Máistreás, seit willkommen hier, in der Menschenwelt,  imreoir solas.“ Die andere Frau schien vor ihr zurückzuweichen, respektvoll und ehrfürchtig. Mit einer unvorstellbaren Grazie streckte sie die Hand aus und legte sie sanft auf Sanjis Kopf. In diesem Moment berührte sie den Boden, das Leuchten verging und nur ihre überirdische Schöhnheit machte deutlich, dass sie kein menschliches Wesen war. Die zierlichen behandschuhten Finger streichelten seine Haare, die  leuchtend grünen Augen zeigten Wärme während ihr blasses Gesicht von grünen Locken umrahmt war und als sie sich neben Sanji zu Boden gleiten ließ, breitete sich ihr weißes Kleid wie ein See über den Boden aus. Sanji sah sie an, sah die unglaubliche Güte in ihren leuchtend grünen Augen, sie sahen genauso aus wie… „Hallo Sanji. Es ist mir eine Freude dich endlich kennen zu lernen. Auch wenn mir bewusst ist, dass es für dich gerade sehr schwer sein muss. Es ist nie leicht jemanden zu verlieren, den man liebt.“ Langsam glitt ihr Blick über den Schwertkämpfer in Sanjis Armen. „Wer bist du?“ jetzt hielt er Zoro noch fester „Und was geht hier vor? Ich versteh das nicht. Zoro wollte nicht sterben! Er wollte leben!“ Sachte nickte die schöne Frau vor ihm, und ließ ihr Hand zu seiner Wange hinunter gleiten. „Glaub mir, Sanji, das weiß ich. Ich möchte dir erklären, was geschehen ist. Wirst du mir zuhören?“ Er nickte, obwohl er nichts weiter wollte, als hier zu liegen, Zoro in seinen Armen. „Nun gut, wie du weißt liegt die Brücke zwischen den Welten auf diesen Inseln, sodass sie manchmal miteinander verschmelzen, darum fällt es uns, die wir die Geister einer anderen Zeit sind, besonders leicht, hier zwischen den Welten zu wandeln. Ich selbst bin Solar, das Licht, entstanden vor einer Ewigkeit, lange bevor es das Leben in dieser Welt gab und mit mir ist Dorchadas, die Dunkelheit, entstanden, auch genannt Scáth Fíor. Der eine von uns kann nicht ohne den anderen existieren und doch ist die Existenz des einen eine dauernde Gefahr des anderen. Neben uns gibt es natürlich noch viele andere Wesen, so wie die Hüter der Inseln und die Cinéal, die in dieser Welt auch die Alten genannt werden.“ „Und vor einigen Jahrhunderten gab es diesen verehrenden Kampf der den Schrein in der Mittel der Inseln zerstörte, ich weiß, aber was hat das mit Zoro zu tun?“ beinahe schleppend ertönte sein Einspruch, er war so müde, er brauchte keine Geschichtsstunde. Nicht jetzt, nicht mit Zoros totem Körper in seinen Armen. Sie schüttelte überrascht den Kopf „Sei geduldig, dazu komme ich noch, aber nein, es war kein Kampf, sondern etwas ganz Wunderbares.“ „Was? “ „Ja, es war zu der Zeit, wo die Menschen sich langsam zu dem entwickelten was sie heute sind, da vereinigten sich Licht und Schatten und Cinnúint wurde geboren.“ „Cinnúint? “  Sie nickte „Ja, du könntest sagen, dass er mein Sohn ist, und da er auch der Sohn der Dunkelheit ist, nennen ihn manche auch Scáth leanbh.“ Sanjis Augen wurden groß, die erschöpfte vom Schmerz begleitete Müdigkeit war mit einem Schlag verschwunden. „Du siehst, der Junge, den du hier in deinen Armen hältst ist niemand anderes als das menschgewordene Schicksal, ein Geist aus einer anderen Welt, der in diese hier kam, um deren Bestimmung zu ändern, denn das ist seine Aufgabe, ohne dass die Menschheit es je bemerken würde. Das Schicksal in die richtigen Wege zu lenken, so dass die Waagschale der Erde immer ausgeglichen ist, durch kleine, beinahe unbedeutende Handlungen und Worte.“ „Und das soll Zoro sein?“ ungläubig sah er sie an „ Ja, auch wenn er sich natürlich nicht an sein wahres Wesen erinnern konnte, während er all die Jahre als Mensch gelebt hat. Er war nichts weiter als ein einfacher Mann, ein Sandkorn in der Wüste, so wie es sein sollte. Alles ist so verlaufen, wie Cinnúint  es geplant hatte, doch vor einigen Monden ist etwas geschehen, was nicht hätte geschehen sollen.“ „Und was?“ „Er hat überlebt.“ „Wie bitte?“ Sie seufzte traurig „Cinnúint ist einzig und alleine aus dem Grund in diese Welt geboren worden, um dem Jungen namens Monkey D. Ruffy im richtigen Moment das Leben zu retten und um dann zu sterben, damit er in seine Welt und zu seinen Aufgaben zurückkehren kann. “ Lange blickte der Koch in das friedliche blutbefleckte Gesicht seines Freundes, während er versuchte zu begreifen „Damals auf Thriller Bark sollte er sterben?“ Erneut nickte sie. „Aber er hat doch überlebt, weil er eben nicht sterben wollte.“ „Ja, auch das ist richtig, seine eigene Willensstärke, die er als Mensch neben allen anderen Gefühlen so viel stärker entwickeln würde als wir sie besitzen, hat ihn gerettet, doch es war ihm nicht bestimmt zu überleben, und für den Fall, dass er es doch schaffen würde, webte er eine andere Möglichkeit in den Lauf der Zeit, wonach er hier auf dieser Insel als Lorenor Zoro gegen Dóiteáin chréatúir kämpfen und dann von ihr getötet werden sollte. Nicht um ihn zu bestrafen, das musst du verstehen, sondern damit er wieder das wird, was er in Wirklichkeit ist.“ „Aber er ist als Wolf angegriffen worden.“ Traurig wandte sie den Blick ab „Leider tauchte Dansei no Shōsha auf, da sie ein Kind von Menschen und Cinéal ist, lebt sie zwar auf der Erde ohne aber im Webrahmen des Schicksals eingespannt zu sein. Ihr Eingreifen war nicht geplant, und auch nicht, dass es sein Schicksal so beeinflussen würde. Darum erweckten die Cinéal das Band zwischen dir und ihm, damit du ihnen helfen konntest Cinnúint von seinem Fluch zu befreien, denn wenn er ein Wolf geblieben wäre, hätte das das Gleichgeweicht eurer Welt gestört.“ „Aber warum konnte er nicht einfach wieder zu Zoro werden?“ „Weil das nie eine Option war. Nur der Schmerz des Verlustes wird Monkey D. Ruffy die Stärke geben, die er später brauchen wird, deswegen Sanji, und auch wenn du es mir nicht glauben kannst, je mehr Zeit Cinnúint so gefangen zwischen den Welten war, desto mehr erinnerte er sich an seine Bestimmung und er wusste, dass er sein Schicksal nicht aus Egoismus ändern durfte.“ Sanji schüttelte unwillig den Kopf, er wollte das nicht begreifen „Aber wenn er doch dein Sohn ist, wieso lässt du ihn so bereitwillig sterben?“ Sie sah ihn nicht an, sondern betrachtete den Mann in seinen Armen „Weil er für mich nicht tot ist, verstehst du, er kehrt in meine Welt zurück, da wo er zu Hause ist. Die lange Zeit hier, die er in dieser Welt war, war er mir so unglaublich fern, ein Menschenleben ist für uns eine nicht einschätzbare Zeit, denn obwohl wir unvergänglich sind, ist jede Sekunde in dieser Welt eine Ewigkeit für uns. Ich war solange von meinem Sohn getrennt, es ist an der Zeit, ihn nach Hause zu holen, verstehst du das?“ Ihr Blick zeigte die Liebe und die Wärme einer Mutter, aber auch Trauer lag in ihm. „Ich will nicht, dass er stirbt.“ Es war ein Flehen, sein letzter, verzweifelter Versuch, und das, obwohl er wusste, dass er zu spät war, denn das Herz des Schwertkämpfers hatte schon vor einigen Minuten aufgehört zu schlagen. „Ich liebe ihn.“ Erneut streichelte sie seine Wange „Ich weiß, und diese Liebe ist so rein und kraftvoll, wie sie nur ein Mensch fühlen kann und dennoch“ Sie ließ die Hand sinken „Es ist Zeit ihn loszulassen.“ Erneut nahmen die Tränen ihren Lauf und er konnte sie nicht stoppen. Sanft lächelnd berührte sie das Gesicht ihres Sohnes „Tar baile, mo mhac.“ und vor Sanjis ungläubigen Augen veränderte sich Zoros Körper, festes Fleisch verschwamm, wurde zu einer unsteten Masse aus Licht und Schatten, die wie in einem ewigen Kampf wirbelten, langsam formte sich aus der rauchigen Gestalt eine Person und obwohl er überhaupt nicht aussah, wie ein Mensch, so war es doch unverkennbar Zoro. „Sanji, mo gach rud.“ Fassungslos sah Sanji zu, wie sein Gegenüber langsam die Hand hob und ihn genau da berührte, wo er ihn vor wenigen Minuten noch mit seinem lebendigen Körper berührt hatte. Augenblicklich verwandelte sich sein Aussehen wieder in seine menschliche Form mit leuchtend grünen Augen und fast genauso grünen Haaren. Eine unendliche Sekunde brannte die längst aufgegebene Hoffnung, während die Wärme einer tiefen Verbundenheit sein Innerstes erfüllte, doch es war nur sein Aussehen, denn der Hand an Sanjis Wange fehlte die normale Wärme, der Koch konnte sie kaum spüren. „Zoro.“ Unsicher legte Sanji seine Hand auf dessen braungebrannte und unversehrte Brust, doch da war kein Herzschlag, durch diesen falschen Körper floss kein Blut.  „Hey.“ Traurig blickten die grünen Augen ihn an, in ihnen standen Schmerz, Liebe und eine uralte Ruhe die Zoro schon so oft an den Tag gelegt hatte. „Bitte, verlass mich nicht.“ Lächelnd schüttelte der Schwertkämpfer den Kopf „Es tut mir so leid. Ich hätte dir das gerne alles erspart.“ Er verstummte einen Augenblick, ehe sein Blick entschlossen und ernst wurde „Aber keine Sorge, ich werde dich nicht leiden lassen. Ich werde unser Band für immer lösen.“ „Nein, nein, das kannst du nicht tun!“ „Doch, das kann ich, ansonsten wirst du nie wieder in dein altes Leben zurückfinden können.“ „Wieso tust du das?“ Einen langen Moment sah der andere ihn an. „Hör mir zu. Jedes Lebewesen wird mit einer Seele geboren, das ist die Fähigkeit den unsterblichen Geist mit dem sterblichen Körper dieser Welt zu verbinden, bis entweder der Körper zu schwach dafür ist oder der Geist diese Fähigkeit verliert. Die Wesen zu denen ich gehöre stammen aus einer anderen Welt, somit haben wir keine Seele durch die wir dauerhaft auf dieser Erde leben können. Wenn das Schicksal nun erfordert, dass einer von uns in diese Welt muss, ist dies nur möglich in dem man diesen Geist mit der Seele eines anderen verbindet. Durch diese Verknüpfung entsteht ein übernatürliches Band zwischen dem Geist aus meiner Welt und  dem Geist des Menschen, gebunden durch die gemeinsame Seele. Dies bedeutet, dass der Geist nicht leben kann, wenn der Mensch stirbt, aber gleichzeitig auch, dass der Mensch nicht sterben kann, solange der Geist lebt. Als ich entschied diese Erde zu betreten, war mir das nicht so einfach möglich, ich musste einen Menschen finden, an dessen Seele ich mich binden konnte. Durch Zufall habe ich damals einen sehr dünnen Lebensfaden gesehen, ein Baby, welches vier Monate vor seiner Geburt sterben würde. Eigentlich nichts besonderes, einer von vielen kurzen Fäden, und doch entschied ich mich zu sehen, was passieren würde, wenn ich diesem Kind die Chance geben könnte zu leben. Dies war der Grund, warum ich im November, fünf Monate nach Zeugung jenes Kindes als Lorenor Zoro geboren wurde.“ „Damit ich lebe?“ Er nickte. „Aus eben diesen Grund. Und viel mehr wollte ich dich nie beeinflussen. Mein Tod hätte nie eine übermenschliche Auswirkung auf dich haben sollen, nur die Gefühle, die ein Mensch eben nach dem Tod eines anderen empfindet. Doch es ist nun mal eben so, dass mit der Zeit auch die Geister miteinander verwachsen, was unschädlich ist, solange dies nur auf der geistigen Ebene geschieht.“ „ aber die Alten haben unser Band erweckt.“ „Genau, unsere Verbindung ist nun nicht mehr nur auf die Seele beschränkt, sondern auch physisch und unsterblich. Wenn nun einer von uns stirbt, kann der andere nicht mehr richtig leben, weil er ja zum Teil schon tot ist. Deswegen möchte ich dieses Band auslöschen, damit du diese Last nicht tragen musst.“ „Nein.“ Überrascht sah der Schwertkämpfer ihn an „Wie bitte?“ „Das kannst du nicht tun, mich nur mit diesen Erinnerungen an dich, aber ohne diese Gefühle zurück lassen!“ Einen Moment lang schwieg der andere. „Du hast recht.“ Ein unsicheres Lächeln stahl sich auf Sanjis Gesicht „Damit du ein normales, ein glückliches Leben führen kannst, ist es nötig, jegliche Erinnerungen an mich zu vernichten.“ Sanjis Lächeln gefror. Dann stieß er sich von Zoro ab, schüttelte ungläubig den Kopf „Nein. NEIN!“ Der Grünhaarige griff nach seiner Hand, doch Sanji schlug sie weg „Das ist nicht deine Entscheidung! Du magst das alles hier geplant haben! Du magst deinen eigenen Tod auf verschiedene Weisen geplant haben! Doch so wie das anscheinend nur deine Entscheidung war, und ich nie was tun konnte um das zu ändern, so ist es meine Entscheidung, mit all diesen Erinnerungen zu leben, mit all dem Schmerz. Denn das ist das Einzige, was du mir nicht nehmen kannst!“ Seine eigene Stimme brach und überschlug sich mehrmals, als er versuchte, den Schmerz durch seine Entschiedenheit zu überschatten. Er sah den hilflosen und traurigen Ausdruck in Zoros Augen, spürte seine Sorgen und Trauer in sich selbst, doch das war ihm egal. Es war ihm egal, dass Zoro augenscheinlich ein überirdisches Wesen war. Es war ihm egal, dass die ganzen letzten Monate wohl Teil eines großen Ganzen waren, nur ein kleiner Schachzug in einem allumfassenden Plan. Er hatte grade Zoros Tod erleben müssen, dann all diese Dinge erfahren und nun wollte Zoro alles vernichten, was seine Existenz bewiesen hatte. Immer noch schüttelte er den Kopf. „Das darfst du mir nicht nehmen!“ Es war mehr ein Flehen als ein Befehl. Ohnmächtig legte Zoro die Arme um ihn, hielt ihn fest, mit seinen viel zu kalten Händen, ließ ihn seine eigene innere Ruhe spüren, wollte ihn beruhigen. „Es ist schon okay, Sanji.“ „Nein, ist es nicht!“ Wieder konnte er die Tränen nicht aufhalten. „Ich will dich nicht verlieren, nicht jetzt!“ „Ich weiß. Ich will auch nicht gehen.“ Entsetzt sah er ihn an. „Warum tust du es dann? Du hast doch die Macht zu bleiben, oder?“ Der Grünhaarige sah ihn an „Nein, nicht mehr. Ich gab diese Kraft einem anderen zum Überleben.“ „Wieso?!“ Doch Zoro schüttelte den Kopf. „ Es ist okay Sanji, es wird alles gut werden.“ Fast schon brutal packte der Koch Zoros Arm „Wie kannst du das sagen? Du bist tot! Kannst du das hier spüren? Ich nicht! Und du willst mir sagen, dass das okay ist?! Das ist alles nicht okay, nicht jetzt, nicht gerade jetzt.“ Er konnte nicht mehr weinen, obwohl seine Stimme bereits versagte, was konnte er nur tun, damit Zoro bleiben würde? Damit Zoro leben würde? Sein Gegenüber streifte sanft seinen Arm ab „Es ist schon in Ordnung, Sanji, du wirst sehen. Wenn ich unser Band gelöst habe, wirst du nicht mehr so empfinden.“ „Ich hab dir doch gesagt…“ „ Nein Sanji, deine Gefühle sind nicht echt. Du glaubst zwar, dass ich dir so viel bedeuten würde, aber das ist alles nur durch dieses Band, das bist nicht du, du liebst mich nicht!“ Eine kalte Trauer ging vom Schwertkämpfer aus. Mit voller Kraft krachten Sanjis Fingerknöchel gegen Zoros Kiefer, er merkte es kaum, konnte kaum glauben, was er selber tat „Sag so etwas nie wieder! Du hast doch keine Ahnung, was ich fühle, du bist ein hirnamputierter Spinatschädel mit Hang zum Masochismus. Hast du eine Ahnung, was ich jedes Mal durchmachen musste, was ich jedes Mal für Angst hatte und wie schmerzhaft es war, dich gehen zu lassen? Jedes verdammte Mal!“ „Ich habe dir doch schon gesagt, dass liegt an dem Band…“ „ Ich rede nicht von diesem scheiß Band! Und ich rede auch nicht von dem hier! Ich rede von Enis Lobby! Ich rede von Thriller Bark! Von Bartholomäus Bär! Von der Hexe! Ich hab dich jedes Mal gehen lassen müssen, und jedes Mal nur darauf gewartet, dass du zurückkommst. Dass du lebst!“ Ungläubig sah ihn der andere an „Damals habe ich nicht mit dir gestritten um dich zu verletzten. Ich wollte mir beweisen, dass ich eher Hass für dich empfinde als etwas anderes. Ich konnte mir nicht eingestehen, dass deine kalte, abweisende und arrogante Art mich so sehr verletzt. Es durfte nicht sein, dass du mir etwas bedeutest! Zoro, dieses verdammte Band ändert rein gar nichts daran. Ich liebe dich!“ Die beiden magischen Geschöpfe hatten sich zurückgezogen, und Sanji beachtete sie nicht weiter. Sah nur Zoro an, sah sein Gesicht, sah das Wechseln der verschiedensten Emotionen. Die Stirn war in verwirrte Furchen gespalten, die grünen Augen weit aufgerissen, erfüllt von schimmernden Tränen, ein zittriges Lächeln wärmte seine leicht geröteten Wangen, doch es drohte an den bebenden Lippen zu zerbrechen, während er langsam den Kopf schüttelte. Mit einem Rück zog er den Blonden an sich „Is breá liom freisin tú!“ und küsste ihn. Es war dieser Moment, wo er sich sicher war, dass alles gut werden würde. Dieser eine Moment, wo alles andere vergessen war, wo nur er und Zoro existierten, in einer anderen Welt, weit fort von allen irdischen und überirdischen Problemen. Seine eigenen Gefühle drohten seinen Körper vor lauter Feuer zu zersprengen und fremde Gefühle, Zoros Gefühle, durchfluteten seinen Geist wie ein einziges Meer. Er war glücklich. In dieser einen Sekunde konnte er nur Glück, Hoffnung und Liebe spüren. Er hatte Zoro wieder, war ihm näher, als er sich je hätte träumen können. Sie würden einen Ausweg finden. Langsam spürte er es, versteckt hinter warmen Wolken aus Freude, zogen dunkle Nebelschwaden aus Trauer und Sehnsucht. Noch bevor er ganz begreifen konnte, was das zu bedeuten hatte, spürte er Zoro, stärker als er es je für möglich gehalten hatte in sich, spürte seinen Geist, seine Gedanken, zerbrach fast unter der gewaltigen Macht seines Wesens. Verlor sich in diesem Strudel aus Farben und Gefühlen, fühlte sich geborgen und beschützt. Seine eigenen Gedanken wurden immer verschwommener, um ihn herum wurde es dunkel, Zoros Geist hielt ihn fest. Es tut mir leid, Lebewohl. Bewusstlos glitt der blonde Koch zu Boden, starke Hände streiften einfach durch seinen Körper hindurch, konnten ihn nicht halten, zerfielen zu Licht und Schatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)