Drei Minuten mit der Wirklichkeit von Dahlie (... wenn die Welt stirbt.) ================================================================================ Kapitel 8: Der Hirsch von Slytherin. ------------------------------------ . . . Stolz ließ der junge Potter seinen Blick über das Erdgeschoss gleiten. Er befand sich in der großen Ankunftshalle und sah auf das Werk der Elfen. Albus war es vorgekommen, als hätten sie in Stunden geschafft, wozu seine Freunde und er Monate gebraucht hätten. Ein verräterisches Hochgefühl machte sich in seiner Brust breit, doch er wusste es nicht zu unterdrücken. Hogwarts erstrahlte in neuem Glanz und innerhalb einer halben Woche wäre es wieder in seinem ursprünglichen Zustand vorzufinden. Dunkelheit schlich über die Länderein und wie von selbst schienen die im Schloss verteilten Kerzen anzuspringen. Fasziniert beobachtete Albus die Lichter und schritt in die große Halle. Die einstigen Haustische standen wieder an ihrem ursprünglichen Ort, ebenso hang das Wappen Hogwarts’ an den hohen Wänden und Albus ließ seinen Blick zu dem großen Tisch am Ende der Halle gleiten. Irritiert trat er näher und strich sich fragend durch das dunkle Haar. „Der Lehrertisch, Mr. Potter.“ „Sie schon wieder.“ Langsam bekam Albus das Gefühl, dass der Alte ihm auf Schritt und Tritt folgte. Der einstige Schulleiter blickte von einem großen Porträt aus auf den langen Tisch und der Jüngere konnte ein wehmütiges Lächeln beobachten. „Wie lange ist es her, als Sie dort zum letzten Mal gesessen haben?“, fragte er höflich und Dumbledore lächelte noch eine Spur breiter. „Meinen letzten Abend hatte ich im sechsten Schuljahr Ihres Vaters. Wie ich gehört habe, hat er seinen Kindern im Allgemeinen sehr wenig über sich erzählt.“ Albus zuckte mit den Schultern und setzte sich auf die Kante des Lehrertisches. „Mein Dad hat nie viel Zeit mit meinen Geschwistern und mir verbracht. Jedenfalls nicht im eigentlichen Sinne. James kann zwar von sich aus behaupten, dass er die meiste Zeit mit Dad verbracht hat, aber das Meiste bezog sich auf Trainingsstunden.“ „Der Krieg nimmt uns vieles, was wir früher als selbstverständlich genommen haben“, seufzte der Alte und Albus konnte nicht anders, als ihm zu zustimmen. „Professor Dumbledore… ich habe da eine Frage an Sie…“ Freundlich sahen ihn die blauen Augen an, weshalb der Schwarzhaarige den Kopf schief legte und sprach: „Damals hatte der Orden des Phönix kein Zeichen, so wie es die Todesser heute haben. Ich frage mich, ob es angesichts… angesichts der momentanen Situation nicht sinnvoll wäre… wenn der Wideraufbau von Hogwarts ebenfalls eins hätte… aber ohne, dass es verraten würde, dass es tatsächlich eine andere Art von Widerstand gibt, der mit Hogwarts in Verbindung gebracht werden kann?“ Er wusste, dass er sich kompliziert ausdrückte, doch das eigentliche Problem war diesbezüglich ja auch kompliziert. „Na ja, ich dachte, es wäre vielleicht wirklich toll, wenn die Menschen da draußen wieder hoffen könnten und einige sich vielleicht auch daran erinnern würden, dass Hogwarts noch existiert, aber es sollte möglichst keinem Todesser auffallen.“ „Die Idee ist nicht schlecht, Mr. Potter“, erklärte Dumbledore, auch wenn der Jüngere deutliche Zweifel daraus hören konnte. „Nur schwer umzusetzen. Was wenn Sie sich auf die Farben der Häuser reduzieren würden?“ Albus dachte nach. „Die Farben, also Gryffindor, Slytherin, Hufflepuff und Ravenclaw. Das wären rot, grün, blau und gelb.“ „Haben Sie schon mal daran gedacht, Ihren Patronus in diese Farben zu tauchen?“ „Kennen Sie denn einen Spruch?“ „Mein lieber Junge, es gibt kaum etwas, was ich nicht weiß. Probieren Sie es doch mal mit Expecto Patronum Prassimus.“ Misstrauisch sah Albus ihn an und zog seinen Zauberstab aus seiner Umhangstasche. „Muss ich irgendwas beachten?“ „Sie müssen nur die Hand still und ausgestreckt halten.“ Albus konzentrierte sich, sein Herz klopfte heftig und er rief mit lauter Stimme: „Expecto Patronum Prassimus!“ Nichts passierte. Entrüstet sah er den alten Mann an. „Sie sind ein Aufschneider!“, fluchte er und Dumbledore lachte vergnügt. „Nein mein Junge, Sie sind ein unsicheres Würstchen.“ Albus stutze. „Unsicheres Würstchen?“ „Ja, wenn der Klang Ihrer Stimme fester wäre und Sie an etwas denken, was Ihren sehr wichtig ist, dann wird dem Zeichen nichts mehr im Weg stehen.“ Albus wendete den Blick ab und sah auf die Spitze seines Zauberstabes. Dann schloss er die Augen und dachte an das, was eine große Bedeutung für ihn hatte. Er dachte an das Lachen seiner Mutter, wenn sein Vater sich für einige Tage zu Hause befand, Lily, wie sie wütend hinter ihm her schimpfte und James, wie er ihn zärtlich im Vorbeigehen die Haare zerzauste. Dann glitten seine Gedanken zu Dominique, der Duft von zarten Blumen stieg ihm in die Nase, silbriges Haar und strahlende Augen erschienen vor ihm und unwillkürlich musste er lächeln. Dies waren alles Dinge, Momente und Augenblicke die ihn unsagbar glücklich gemacht hatten und ihm etwas wert waren, doch wie er den Alten mittlerweile einschätze, musste sich die Vorstellung von etwas Wichtigem von all dem anderen abheben. Seine Erinnerungen führten ihn weiter zurück, zurück an einen Abend, an dem er vollkommene Harmonie verspürt hatte. Es war einer der wenigen Nächte gewesen, die sein Vater bei ihnen verbracht hatte. Nur zu gut konnte sich Albus an das kleine Landhaus mit der Terrasse erinnern, die Dämmerung hatte eingesetzt, das köstliche Abendessen seiner Mutter war beendet gewesen und Glühwürmchen hatten der Nacht einen traumhaft schönen Anblick gegeben. James und Lily hatten zusammen die Schaukel am großen Baum in Beschlag genommen, während er über die Wiese des angrenzenden Waldes geschritten war, möglichst nahe bei den verspielten Lichtern in Form der Glühwürmchen. Lautlos hatte Albus sich, damals kaum sechs Jahre alt, im Gras nieder gelassen und diesem kleinen Naturschauspiel stumm beigewohnt. Seine grünen Augen hatten sich an die Lichter geheftet, die ihm in seiner kindlichen Naivität vorgegaukelt hatten, dass es sich um eine andere Form von Sternen handelte. Dann hatte er eine Bewegung am Waldrand vernommen und war erschrocken zusammen gezuckt. Nicht weit von ihm, war ein stolzer Hirsch mit einem großen Geweih erschienen. Die Knopfaugen des Tieres ließen ihn nicht aus den Augen und Angst hatte den Körper des Kindes erfasst. »Hab keine Angst, er wird dir nichts tun. « Die ruhige Stimme seines Vaters und die feste Hand auf seiner Schulter hatten ihm schlagartig ein Gefühl der Sicherheit gegeben. Eine Sicherheit, die er nie wieder verspürt hatte. »W-Woher willst du das wissen? « Sein Vater hatte sanft gelächelt und erklärt: »Mein Patronus ist auch ein Hirsch, es ist als würde ich einem Freund begegnen und Freunde tun einander nichts. « Die Erklärung war so simpel und einfach gewesen, dass sie ihm als Kind eine Antwort gegeben hatte, die er sein Leben lang nicht vergessen würde. Denn sein Vater hatte ihm gezeigt, dass man einander vertrauen konnte, auch wenn man sich nicht besonders lange kannte. Vertrauen war eine Sache des Herzens. Etwas, womit er noch nicht besonders gut umgehen konnte, aber wo er bereit war, einen Schritt nach dem nächsten zu tun. „Expecto Patronum Prassimus!“ Wind kam auf und ein Patronus in Form eines stolzen Hirsches zischte aus seiner Zauberstabspitze. Leuchtend dunkelgrün hüpfte er durch die große Halle und verschwand, als Albus gerade realisierte, was er geschafft hatte. Freudig sah er zu dem alten Mann, doch dieser hatte nachdenklich das Gesicht verzogen. „Was ist?“ „Eine seltsame Mischung“, murmelte Dumbledore und Albus stutzte erneut. „Der Hirsch auf mich bezogen? Also, weil mein Patronus ein Hirsch ist?“, er klang zutiefst verunsichert. „Nein, die Farbe und der Hirsch. Einst war der Hirsch ein Zeichen für Ihren Vater, schließlich ist sein Patronus als einziger ein Hirsch, doch die Farbe spricht vom Haus Slytherin.“ Etwas in Albus verkrampfte sich. „I-Ist das schlecht?“ Schließlich wusste er, was es mit diesem Haus auf sich hatte. „Nein, eher im Gegenteil. Slytherin bedeutet ehrliche und treue Freundschaft, etwas, was zu Ihrem Charakter passt, Mr. Potter.“ Dumbledore lächelte freundlich, als er das verwirrte Gesicht des Jungen betrachtete. Etwas sagte ihm, dass er mit Albus Potter eine durchaus hellere Zukunft erreichen konnte, als er es je mit Harry in Erwägung gezogen hatte. Eine Tatsache, die ihm das nicht mehr schlagende Herz erwärmte. „Wie es aussieht, Mr. Potter, ist der Weg zu der Erfüllung Ihres Traumes nicht mehr weit.“ Du fingst meine Tränen in deinen Augen. Du gabst mir Kraft, Hallo zu sagen. Der Wind frischte auf und zerrte an einem schmalen Körper, doch die junge Frau zeigte sich davon wenig beeindruckt. Ihr langes blondes Haar umrahmte ihr Gesicht und ihre wachsamen grauen Augen sahen auf den klaren See, wo vor weniger als einer Woche ihr Großvater beerdigt worden war. Eine alte Tradition der Todesser war es geworden, den Leichnam auf ein Floß, wie einst für Ritter und Könige im fernen Mittelalter, zu legen und diesen hinaus aufs Wasser treiben zu lassen, dann erst wurde er durch einen simplen Spruch angezündet. Claire Mirabelle Malfoy hatte die Bestattung verpasst. Bedauerlicher Weise war sie zu spät, da ein Auftrag hoch oben im Norden sie aufgehalten hatte. Ihr Herz wurde bei dem Gedanken an den alten Mann unendlich schwer. Es war nicht so, dass sie zu ihrem Großvater ein so inniges Verhältnis gehabt hatte wie ihr jüngster Bruder. Doch Colin hatte ihr stets das Gefühl vermittelt, dass er es nicht als eine Schande empfand, dass sie ihren Verstand benutzte. Sie hatte bereits früh festgestellt, dass Scorpius überdurchschnittlich intelligent war, denn sein logisches Denken hatte sich bereits im frühen Alter beim Schach bemerkbar gemacht. Doch gegen sie kam er nicht an. Eine Tatsache, die ihr jüngster Bruder lächelnd hingenommen hatte und ihr Großvater gelobt hatte, anders als ihre Eltern und Floyd. Ihr älterer Bruder hatte sie belächelt und sich über ihren Verstand lustig gemacht, während ihr Vater ihr verboten hatte, diesen in bestimmten Situationen zu benutzen und dass sie sich an Regeln zu halten habe. Ihre Mutter hatte nur mit den Augen gerollt und sie immer wieder spüren lassen, wie sehr sie ihr Wissen missbilligte, weshalb sie sich später nur noch nachts in die Bibliothek geschlichen hatte. Und hin und wieder war sie dabei heimlich auf Scorpius getroffen. Das klare Spiegelbild des Waldes brach, da einige Blätter des angrenzenden Waldes sich auf der Wasseroberfläche nieder ließen. Claire zog ihren Mantel enger an sich und strich sich eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht. Erst vor ein paar Stunden hatte sie erfahren, dass Scorpius sich hatte versetzen lassen. Ihr schlauer Bruder. Weit weg von Floyd würde es ihm gewiss besser gehen, doch mit seinem Genie hätte er sich einen anspruchsvolleren Ort suchen sollen und keinen solch mickrigen Stützpunkt. „Claire! Bei Merlin, wieso bist du in dieser schrecklichen Gegend fest gewachsen!“ Die müde und angespannte Stimme ihrer Mutter hallte zu ihr rüber und die blonde junge Frau sah sich um. Wie zu erwarten, erblickte sie ein Abbild der Eleganz und der Perfektion. Als Kind hatte Claire genauso sein wollen wie sie, stolz, erhaben und schön, doch mit zunehmendem Alter hatte sich ihr Weltbild verändert, genauso ihr Schönheitsideal. Ihre Mutter war schlank, fast schon zierlich. Sie dagegen eher kurvig und sehr fraulich. Früher hatte sie unter ihrer runde Hüfte und ihrem großen Busen gelitten, mittlerweile hatte sie sich damit abgefunden. Schließlich konnte ihre Bitterkeit auch nichts daran ändern. „Ich wollte mich noch einmal persönlich von Großvater verabschieden“, gestand sie ehrlich und erkannte ein leichtes Zucken um die schmalen Mundwinkel ihrer Mutter. „Bei allem Respekt, du weiß, dass wir heute nicht auf dich warten können.“ Sie schritt elegant über den Steg und strich ihr dann ungewohnt liebevoll über die Wange. „Schließlich warst du viel zu lange fort.“ Eloise lächelte warm. Die junge Frau versuchte das Lächeln ebenso ehrlich zu erwidern, doch es misslang ihr kläglich. „Lilith wartet übrigens auf dich, sie ist ganz wild darauf, dir die neusten Gerüchte zu erzählen.“ Mit einem Schmunzeln dachte Claire an ihre beste Freundin, welche sich nun auf eine Zukunft mit ihrem jüngsten Bruder vorbereitete. Sie wusste, dass Scorpius Lilith nicht liebte und es beruhte auf Gegenseitigkeit, doch ihre Freundin war bereit sich zu fügen, zumal Scorpius sie gut behandelte. Anders, als bekannte Todesser. Er schlug sie nicht, log sie nicht an und machte keine Versprechungen, die er nicht zu halten beabsichtigte. Ihr Bruder war ein Mann, der seiner Frau einen Liebhaber in der Ehe erlauben würde, mit der einzigen Einschränkung, dass die Kinder, die sie zur Welt brachte, von seinem Blut waren. Eigentlich eine Tatsache, die sich Claire auch für sich selbst wünschte. Sie war nicht so naiv um zu erwarten, dass ihr Vater ihr einen Traummann heraussuchen würde. Nein, er würde nach dem besten Blut und der ältesten Familie vorgehen. Innerlich hoffte sie seit Monaten darauf, dass sie Richard bekam, denn schließlich war der beste Freund ihres Bruders ein Mann, der sie gut behandeln würde. Seine Heißblütigkeit auf sie war nicht zu übersehen und schmeichelte ihr auf eine gewisse Art und Weise. Zumindest so lange, bis sie daran dachte, dass noch genau fünf andere Männer zur Verfügung standen und die den Vorstellungen ihres Vaters entsprächen. Jugson, Carrow, Selwin, Travers und Parkinson. Besonders Letzter machte ihr zu schaffen. Sie kannte Elliott bereits, seit sie Kinder waren, früher war er still, wortkarg und auf seine Art verträumt. Doch jetzt als Erwachsener war er gezeichnet von Brutalität und Grausamkeit. Er war respektlos, selbstherrisch und jähzornig, eine Mischung die Claire Angst machte. „Außerdem…“, riss Eloise sie aus ihren Gedanken. „… wollen wir doch deinen großen Abend nicht verpassen, denn dein Vater hat sich endlich entschieden, welcher Mann dir die Ehre erweisen darf.“ Ihr Herz schlug ungewohnt schnell und ihre Lippen wurden trocken. „Wer?“ „Das, mein Mädchen, erfährst du heute Abend. Er wird dir gefallen!“ Mit einem schlechten Gefühl ließ sich Claire von ihrer Mutter vom Steg führen. „Wird es eine Verlobungsfeier geben?“ „Nicht im eigentlichen Sinne. Dein Vater hat beschlossen, dass es angesichts des Todes deines Großvaters, dezent zugehen soll. Er will dir und deinem Verlobten die Möglichkeit geben, dass ihr erst für euch seid und euch aneinander gewöhnt und in einigen Monaten schließlich die geplante Zeremonie, die der dunkle Lord bewilligen wird, durchschreitet.“ Ihr Magen zog sich zusammen und doch versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen. Claire hob ihr Kinn und erwiderte stolz: „Dann wäre es wohl das Beste, wenn ich mich in meine Räume zurück ziehe und fertig mache.“ Und mit jedem weiteren Schritt, den sie vom See weg machte, machte sie einen neuen in Richtung Zukunft. Eine Zukunft im goldenen Käfig. Fandest mich gestrandet auf deiner Insel. Ich fühlte mich geborgen, angekommen. „Wunderschön“, hauchte Rose leise und ihre klaren blauen Augen leuchteten, als sie das einst so zerfallene Schloss betrachtete. Sie konnte sich nur zu gut daran erinnern, dass Onkel George ihr erzählt hatte, dass Hogwarts von den Todessern verwüstet worden war, doch wie es aussah, hatte eine treue Seele sich still und heimlich daran gemacht, dem Schloss zu neuem Glanz zu verhelfen. Von Weitem hatten Scorpius und sie erst nur eine Ruine gesehen, doch je näher sie dem Gemäuer gekommen waren, umso deutlicher war ihnen geworden, dass das Schloss von einem Schutzzauber umgeben war. Zusammen schritten sie nun über die große Wiese und hielten ihre Zauberstäbe fest umklammert. Kurz sah das junge Mädchen auf den Todesser neben sich. Seine Augen waren wachsam und sie erkannte, dass er misstrauisch wirkte. „Ob der Phönix Orden-!“ „Nein“, flüsterte Rose ruhig. „Sie haben nie versucht Hogwarts als Standort zu benutzen“, gab sie zu und als sie die mächtigen Treppen hoch stiegen und sich umdrehten, sahen sie über die freigegebene Landschaft. „Hogwarts war eine Schule?“, wagte Scorpius zu fragen und Rose nickte. „Ja, meine Eltern und der Rest meiner Familie haben sie unter der Führung von Dumbledore besucht. Sie schwärmen regelrecht von der Zeit.“ „Mein Vater hat es nie erwähnt.“ Der Malfoy wendete leichtfertig den Blick ab und Rose fragte sich unweigerlich, was genau vor über einer Woche vorgefallen war, was ihm so schmerzte. Sie konnte förmlich die Last auf seinen Schultern sehen und hoffte, dass sie ihm bald einen Teil davon abnehmen konnte. Rose hob die Hand und wollte ihn berühren, ihm Trost spenden, doch als sie seinen ernsten und stolzen Gesichtsausdruck sah, ließ sie die Hand wieder sinken. Sie vergaß. Ein Malfoy brauchte keinen Trost, schon gar nicht von einer mickrigen kleinen Weasley. Eine Tatsache, die sie nicht bestreiten konnte. Ohne etwas von ihren Gedanken mitbekommen zu haben, schritt Scorpius selbstsicher durch den Innenhof und betrat wenig später die Ankunftshalle. Kerzen spendeten Licht und er fühlte eine bislang unbekannte Wärme in sich aufsteigen. Die Umgebung war ihm vertraut, ebenso fühlte es sich vollkommen richtig an, dass er in diesen Ort eindringen durfte, ohne jemanden Rechenschaft schuldig zu sein. Sein Herz zog sich zusammen, als er jene Definition fand, welche seine Gefühle beschrieb. Es war als würde er nach einem langen Tag nach Hause kommen. Der wachsame Blick des jungen Todessers glitt hoch zur Decke, er musterte die kunstvollen Zeichnungen, dann sah er auf die große Treppe und drehte sich einmal im Kreis. Das Schloss wirkte so ganz anders, als der Hauptsitz des dunklen Lords. Hell, freundlich und vor allem beschützend. Seine hellen braunen Augen sahen zu dem unsicheren Mädchen, welches noch in der gigantischen Tür der Ankunftshalle stand. Gerade als er etwas sagen wollte, wirbelte er herum. „Expelliarmus!“, donnerte seine Stimme und ein Quicken ertönte. Überrascht sah er, wie ein dunkler langer Haarschopf hinter eine Statur sprang, doch bevor er sich mehr mit ihr beschäftigen konnte, nahm er auch schon eine Bewegung oberhalb der Treppe wahr und zielte. „Imobilius.“ Verwirrt erkannte er einen Jungen mit roten Haarschopf, der gänzlich erstarrt zu sein schien. „Was zum-!“, Scorpius kam nicht weiter, denn irgendetwas riss ihn von den Füßen. Er konnte sich gerade noch am Treppengelände abfangen und riss den Kopf herum, ohne zu wissen, auf wen er zielte, rief er: „Nox!“ Sofort gingen sämtliche Kerzen aus und hüllen die Halle in Dunkelheit. Höllisch konzentriert lauschte Scorpius den Schritten und fand schnell heraus, dass sich insgesamt noch zwei weitere Menschen irgendwo hier befanden, denn das Mädchen hatte einen beißenden Schluckauf. Wahrscheinlich vor Angst und regte sich links von ihm nicht. Die Schritte kamen näher, einer von beiden stieß sich den Zeh und stöhnte mit zusammen gebissenen Zähnen und Scorpius grinste. Er hatte ihn. „Lumus Maxima!“ Ein Junge schrie und ging zu Boden, er hörte den anderen laufen und wendete sich. „Verkestatum!“ Er wollte den anderen an die Wand schleudern, doch der letzte schien ein wenig schneller zu reagieren, als seine drei Mitstreiter. Ein Schutzschild erschien und wehrte seinen Zauber ab, Scorpius war überrascht und erzeugte mit Protego ebenfalls ein Schutzschild um eine Rüstung abzufangen, welche auf ihn zu raste. „Levicorpus!“ Sein Gegner wurde am Knöchel in die Luft gerissen und Scorpius hörte etwas klirren, der Zauberstab war seinem Angreifer wohl aus der Hand gefallen. Der junge Todesser versuchte sich innerlich zu beruhigen, da das Adrenalin in seinen Kopf geschossen war. Betont wachsam lauschte er den Geräuschen, nichts. Es befanden sich genau fünf Leute in der Halle, einer davon war Rose und sie schien vor Schreck wie erstarrt zu sein. Scorpius’ Körperhaltung entspannte sich und er brachte mit einem leichten Schwenker seines Zauberstabs, die Kerzen wieder dazu sich anzuzünden. „Scorpius, ist alles in Ord- Louis?“ Rose wollte auf ihre Begleitung zu laufen, als sie den blonden Jungen am Boden entdeckte, der sich verzweifelt und stöhnend die Augen rieb. Ihr Blick glitt zur Decke. „Albus?“, dann zur Treppe. „Fred? Bei Merlin was-!“ „Rosie!“ Jemand stürzte sich in ihre Arme und die junge Weasley. „Alice?“ Nun war sie gänzlich sprachlos und strich sich durch das rotbraune Haar. „Wir dachten, du bist bereits tot oder irgendwo auf der Welt verschleppt worden und-!“ Die Dunkelhaarige redete wie ein Wasserfall. „Albus wollte Hogwarts wieder aufbauen, doch es was schwierig. – Niemand weiß wo wir sind, alle denken, das wir – WAS MACHST DU HIER?“ „Ähm… ich begleite jemanden.“ Sie nickte zu Scorpius und Alice riss den Kopf herum. Ihre Augen weiteten sich. „Du begleitest einen Todesser?“ Ihre Stimme schien sich vor Angst zu überschlagen und sofort stellte sie sich beschützend vor ihre Freundin. Ihr Blick wurde grimmig und Rose spürte, dass Alice die völlig falschen Schlüsse zog. „Alice… Scorpius ist anders, als du glaubst.“ Sie schritt an ihrer Freundin vorbei, auf den blonden Jungen zu. Ein unsicheres Lächeln lag auf ihren Lippen. „Ähm… der Junge dort oben ist mein Cousin Albus“, erklärte sie und konnte erkennen, dass die Mundwinkel ihres Gegenübers zuckten. „Der Junge, der sich da hinten nicht mehr bewegen kann, ist ebenfalls mein Cousin, Fred… und dies ist Louis…, das Mädchen Alice, meine beste Freundin.“ „Jagen sie mir einen Fluch auf den Hals, wenn ich sie los lasse?“, fragte Scorpius ruhig, denn er wusste, dass wenn Gefahr bestehen würde, er sie jeder Zeit wieder außer Gefecht setzen könnte. Rose sah zu Albus. „Würdet ihr?“ „Verdammt! Ja natürlich!“ „Albus.“ Sie klang tadelnd und sah ihren Cousin wütend an. „Er ist ein Todesser!“ „Und du eine Witzfigur, bist du jetzt fertig?“ Sie sah, dass er beleidigt war und erklärte: „Scorpius hat mich aus dem Stützpunk des dunklen Lords geschmuggelt und mich gut behandelt. Er hat verhindert, dass ich getötet wurde!“ Ihre Stimme war laut und eindringlich. „Er hat mir zudem die Wahl gegeben, wieder nach Hause gehen zu können, aber ich bin freiwillig mit ihm weiter gezogen, also erweist ihn bitte ein bisschen mehr Höflichkeit!“ „Lass nur Rose, ich bin es gewohnt“, winkte Scorpius ab und ließ den Zauberstab sinken. Albus raste fünfzehn Meter in die Tiefe und kreischte wie am Spieß. Gerade noch rechtzeitig konnte Rose ihren Zauberstab zücken und den brutalen Sturz aufhalten. Einen halben Meter über dem Boden kam ihr Cousin gerade noch zum Innehalten und keuchte erleichtert. Fassungslos starrte sie den Blonden an und wollte ihn gerade zurecht weisen, als sie sah, dass er sich zu Louis runter beugte, der noch immer mit den Folgen des hellen Lichtes zu kämpfen hatte und sich die tränenden Augen rieb. Scorpius zog etwas aus seiner schmalen Ledertasche und schien eine Art Salbe auf die Augenlieder aufzutragen, sofort stöhnte Louis leise auf, doch als Rose näher trat, sah sie, dass Louis bereits wieder in der Lage war, seine Lieder schwach zu heben. „Danke“, murmelte er gepresst und Scorpius zuckte mit den Schultern, dann erhob er sich wieder. Innerlich raufte Rose sich die Haare, die Situation schien so absurd und doch realistisch, dass sie nicht anders konnte. „Wisst ihr, wo ich einen Professor Dumbledore finde?“ Albus rappelte sich mühsam auf und sah den blonden Todesser feindselig an. „Was willst du von ihm?“ „Mit ihm über etwas Wichtiges reden“, erwiderte Scorpius knapp, denn er spürte, dass sich der Schwarzhaarige sträubte, ihm zu sagen, wonach er suchte. „Es ist etwas Privates.“ „Nun…“ Albus schritt auf ihn zu und merkte, dass Fred wachsam seinen Zauberstab hob. „… dann hoffe ich, dass es nicht so privat ist, dass wir deinen Ausführungen nicht lauschen dürfen.“ Er mochte es nicht, wenn jemand aus dem Nichts auftauchte und tat, als würde sich die Welt um ihn drehen. Sein Instinkt sagte ihm, dass der junge Todesser vor ihm genau zu jener Sorte Mensch gehörte. Der Blonde zuckte mit den Achseln. „Von mir aus. Ihr werdet es eh nicht weiter erzählen.“ „Was macht dich da so sicher?“, empörte sich Alice und ihre Augen blitzen gefährlich. Scorpius ließ sich zu einem arroganten und selbstgefälligen Lächeln herab. „Weil ich euch vorher unter die Erde bringen werde, wenn ihr einen Gedanken dran verschwendet, zu quatschen.“ Liebe bist du, alles so zu sehen, wie du es siehst. Neben dir aufzuwachen, dir alles zu geben zu, was ich bin. Du lässt mich in unbekannte Tiefen tauchen, ich schloss meine Augen, lernte zu sehen. Unsicher sah Claire ihren Vater an. Nach einem langen ausgiebigen Abendmahl zusammen mit ihrem Bruder und ihrer Mutter, hatte ihr Vater sie ins Lesezimmer rufen lassen. Normalerweise hielt sie sich überwiegend mit Scorpius in diesen vier Wänden auf. Bereits in der Kindheit hatten sie oft zu zweit am Kamin gelegen und sich gegenseitig Geschichten oder Anwendungen für bestimmte Zauber vorgelesen. Doch nun, in einem engen schwarzen Kleid, mit Korsage und welligen offenen Haaren, wusste sie, dass sie jeden Moment ihrem Verlobten gegenüber stehen würde. „Ich hoffe, dir ist bewusst, wie wichtig der heutige Tag ist, Claire.“ „Das ist der Tag, an dem ich meinen Verstand gänzlich ausstellen soll“, murmelte sie und sah, dass Draco sie warnend ansah. „O Vater!“, begann sie wie so oft. „Ich weiß, du willst nicht mehr darüber diskutieren, aber ich verstehe immer noch nicht, warum ich mich in bestimmten Situationen dumm stellen soll! Was ist so schlimm daran, dass mein Wissen ein bisschen…“, sie suchte nach den richtigen Worten und Draco half ihr bereitwillig aus. „Inakzeptabel ist?“ Seine spöttischen Augen begegneten ihr und Claire schwieg. „Wir haben schon hundert mal darüber diskutiert und ich werde den alten Kram nicht noch mal aufwärmen“, entgegnete Draco gereizt. „Fakt ist, dass ich etwas von dir erwarte und du diesen Erwartungen gerecht werden wirst.“ „Wer ist es?“, wollte Claire wissen und reckte das Kinn. „Wenn ich mich schon wie ein dummer Flubberwurm verhalten soll, dann sollte er es auch wert sein.“ Draco lächelte bitter und ließ sich in seinem dunkelgrünen Ohrensessel nieder. „Jemand aus besten Kreisen, dem ich durchaus zutraue mit dir fertig zu werden. Er genießt einen ausgezeichneten Ruf, das Vertrauen des dunklen Lords und seine Zukunft verspricht viel versprechend zu werden. Alles in einem also ein Mann, dem du Respekt zu zollen hast.“ Claire biss sich auf die rot geschminkte Unterlippe. „Ist er viel älter als ich?“ „Falls du denkst, ich verheirate dich an einem Greis, dann nein. Sein Alter befindet sich im Toleranzbereich.“ – was so viel hieß, dass sie durchaus auf einen jüngeren und noch nicht ganz so brutalen Jungen hoffen konnte. „Also?“ „Was?“ „Hältst du dich an das, was wir vor deiner Abreise abgemacht haben? Ich schwöre dir Claire, wenn ich nur ein Wort der Klage über dich höre, dann werde ich nicht davor scheuen, dir persönlich die Strafe aufzuhalsen!“ Es war eine ernst gemeinte Drohung. Leicht schüttelte die junge Frau den Kopf und sah ihren Vater in die sturmgrauen Augen, welche ihren so ähnlich waren. „Nein, ich werde mich wortlos fügen“, versprach sie und Draco nickte zufrieden. Dann stand er auf und strich eine weiche Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Einen Augenblick lang hatte Claire das Gefühl, dass er sie zärtlich und liebevoll ansah, doch dann zog wieder die eisige Maske über sein Gesicht. „Er erwartet dich in den Räumen, die euch der dunkle Lord als eure eigenen hat zukommen lassen. Südturm.“ Sie nickte knapp und wendete sich ab. Möglichst stolz und unerschrocken verließ sie ihre Familie, die einst schützend die Hand über sie gelegt hatte. Während sie die dunklen Gänge entlang schritt und das lange schwarze Kleid ihre Beine umspielte, bemerkte sie, dass eine Gänsehaut über ihre nackten Schultern kroch. Doch sie ignorierte das beklemmende Gefühl und straffte die Schultern. Sie war eine Malfoy, sie hatte keine Angst zu haben. Mit jedem weiteren Schritt, den Claire machte, versuchte sie ihr heftig schlagendes Herz zu beruhigen. „Weshalb machst du dir den Kopf“, murmelte sie leise. „So lange es nicht Parkinson ist, kannst du doch mit allem leben.“ Sie versuchte sich selbst Mut zu machen, denn schließlich gab es nur einen Mann, mit dem sie eine Zukunft voller Angst erleben würde und warum sollte ihr Vater ausgerechnet jenen Mann für sie aussuchen? Höchst unwahrscheinlich. Claire hatte die Tür, welche die Gemächer vom Flur trennte, erreicht und stieß diese mit leichtem Kraftaufwand auf. Im ersten Moment erblickte sie lediglich einen großen Raum, durch hunderte von Kerzen erleuchtet. Warme Farben an den Wänden vermischten sich mit den dunklen der Möbel. Fast lautlos trat die junge Frau ein und sah sich um. Geschmack schien ihr Verlobter schon einmal zu beweisen, fragte sich nur, wie es mit seinen Umgangsformen aussah. Neugierig sah sich Claire um und schritt um die großen Ledersessel, sowie um den gigantischen Schreibtisch, welcher an den hohen Fenstern stand. Ihre Augen suchten die ausgebreiteten Unterlagen ab. Schließlich nahm sie ein Pergament zur Hand und suchte nach dem Abbild des Familienstempels. „Nein!“, flüsterte sie tonlos, ihre grauen Augen weiteten sich. Ihr ganzer Körper gefror zu Eis und ihr Herz krampfte sich zusammen. Nein, dass konnte nur ein schlechter Scherz sein. „Ich sehe schon, pure Begeisterung breitet sich in dir aus.“ Ihr Kopf ruckte nach rechts und dort erblickte sie jenen verhassten Mann, von dem sie sich die letzten fünf Wochen erfolgreich hatte fernhalten können. Die Haltung der jungen Frau spannte sich an. Mit emotionsloser Miene musterte sie den Mann, der mit jedem weiteren Schritt näher auf sie zukam. Das bronzefarbende Haar stand leicht ab und seine tief dunkelgrünen Augen musterten sie mit Schalk. Um seinem Blick nicht zu begegnen, besah sie sich seine schlichte dunkle Kleidung. „Du bist ein Witz, Parkinson.“ „Und du mein zukünftiger Bettwärmer, Mirabelle.“ Etwas in ihr spannte sich an, schließlich war er der Einzige, der sie je mit ihrem Zweinamen ansprach. Als er vor ihr stehen blieb, bemerkte sie, dass er sie um einen ganzen Kopf überragte. „Was hast du vor?“, wollte sie wachsam wissen und er schmunzelte. „Ich habe nur mein Versprechen wahr gemacht. Erinnerst du dich?“ „Nein“, sprach sie schlicht, wohl wissen, dass sie log. Nur zu gut erinnerte sie sich an jene Nacht, als sie aneinander geraten waren, weil sie nicht die gleiche Meinung vertraten. Er hatte es gewagt mit einer ihrer Freundinnen zu spielen und sie dann seinen Freunden zu übergeben. Eine größere Schmach gab es für einen Todesser nicht. Isalie hatte Wochen gebraucht um sich von dieser Schmach zu erholen und als Claire davon erfahren hatte, hatte sie versucht ihn vor seinen gesamten Freunden bloß zu stellen, indem sie ihm ins Gesicht geknallt hatte, dass er gemäßigt seines Standes seit diesem Vorfall jegliche Mädchen aus höherem Hause verjagt hatte und sich mit einer Frau aus der unteren Gesellschaft zufrieden geben werden müsse. Da niemand seinen eingeschränkten Horizont ertragen könnte. Er war zum Gespött der Woche geworden und wie sie voraus gesagt hatte, waren alle Töchter aus höheren Hause gegen ihn abgeneigt. Nicht, dass er schlecht aussah, keineswegs. Doch seine Art zu denken machte den meisten Angst, denn niemand konnte je mit Sicherheit sagen, was er als nächstes tun würde, dafür war er zu undurchsichtig. Zu undurchschaubar. „Ich habe dir gesagt, dass es mir egal ist, was die höheren Töchter von mir denken, da ich am Ende sowieso dafür sorgen würde, dass du die Beine für mich breit machst.“ Ein Schauer lief über ihren Rücken, als er vor ihr zum Stehen kam und ihr nackter Rücken die kühlen Fensterscheiben berührten. „Ich weiß von dem Versprechen, was du deinem Vater gegeben hast, Mirabelle. Du wirst dich meinen Worten niemals widersetzen, ich werde es zudem nicht dulden, dass du etwas tust, was meinen Vorstellungen nicht entspricht.“ Seine klaren Augen sahen in ihre und sie versuchte sich von ihrer Angst nichts anmerken zu lassen. „Mag sein“, erwiderte sie so kühl wie sie es als eine Malfoy gelernt hatte. „Jedoch gehst auch du nicht ohne Einschränkungen in diese Verbindung.“ Elliott lächelte abwerten. „Oh glaub mir, die kleine Einschränkung nehme ich gerne in Kauf.“ „Darf ich wissen, welche du mit meinem Vater ausgemacht hast?“ Wieder grinste er selbstgefällig und Claire wünschte sich, nicht gefragt zu haben. Er stützte sich seitlich von ihr ab und kam ihr somit gefährlich nahe. „Ich soll in meiner Ehe mit dir keine Bastarde zeugen. Scheint, als habe er Angst, dass du mich langweilen könntest.“ Er sah an ihrem Körper herunter und sie roch Rauch und leichten Alkohol. „Aber ich bezweifele es mit ruhigen Gewissen, mit Recht oder Mirabelle?“ Sie schnappte nach Luft, als sich seine kalten Hände auf ihre Hüfte legten. „Ich zweifle“, brachte sie hochnäsig hervor. „Schließlich gehen deine Vorlieben Richtung klapperdürre Dummchen und damit bist du leider bei mir falsch.“ Noch immer hatte sie ihm dieses widerwärtige Grinsen nicht aus dem Gesicht wischen können, er wurde nur unverschämter. „Falsch. Du verwechselst mich mit deinem verehrten Bruder.“ Er ließ sie wieder los und ging ein paar Schritte zurück. Leicht neigte er seinen Kopf nach rechts und betrachtete sie, seine Miene wurde ernst, doch in seinen Augen konnte sie einen merkwürdigen Glanz ausmachen. „Heute in vier Tagen ist Vollmond. Ich erwarte dich in meinen Gemächern und wage es nicht dich zu drücken.“ Claire reckte erneut das Kinn und warf sich die Haare über die Schultern. „Wie der Herr es wünscht!“ Sie legte möglichst viel Hohn und Spott in ihre Stimme, doch es schien ihn nicht zu berühren. Zufrieden grinste er wieder und verließ rücklings das Zimmer. „Und denk daran, Mirabelle. Wenn ich komme, ist jeglicher Fetzten Stoff von deiner Haut, also mach dir nicht die Mühe dich anzuziehen.“ Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Liebe bist du, du verzauberst die Welt, wie ich es nie erlebte. Schönheit umgibt dich, Liebe bist du. Und ich weiß, dass es deine Wege sind. Sieh hin, ich folge dir. Scorpius spürte die Musterung des alten Mannes, welcher von seinem Porträt auf ihn herunter sah, auch die Blicke im Nacken, von Roses Familie brachte ihn jedoch nicht aus der Ruhe. „Nun denn, Sie haben nach mir verlangt?“, begann Albus höflich und bemerkte die Wachsamkeit des Jungen. Ein zartes Lächeln schlich über die jungen harten Lippen. „Ja… ich soll Ihnen etwas mitteilen, also eine Nachricht zukommen lassen, sie schien wichtig zu sein.“ Hinter Scorpius warfen sich Albus und Rose einen nicht verstehenden Blick zu, dann blickten sie den einstigen Schulleiter fragend an. „Nun denn, dann lassen Sie sich nicht aufhalten“, sprach Dumbledore und die weisen blauen Augen blitzen hinter der Brille hervor. Der blonde Junge holte tief Luft, dann sprach er: „Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir ungefragt gehen.“ Scorpius kannte die Bedeutung der Worte nicht, doch für seinen Fordermann schienen sie eine zu haben. Die Miene des alten Mannes blieb stehen, er musste sich im Porträt setzten, dann sah er Scorpius erneut an. „Er ist tot… Colin Goodale?“ „Ja“, bestätigte er trocken und spürte erneut, wie sich sein Herz zusammen schnürte. Einen Augenblick lang sagte niemand etwas, die ganze Halle schwieg. Schließlich durchbrach Dumbledore sie und murmelte etwas in seinen Bart. Er besah sich den fremden Jungen erneut. „Scorpius… der Jüngste“, merkte er unwichtiger Weise an. „Weshalb sind Sie hier?“ „I-Ich hielt es nicht… für richtig, dort zu bleiben… wo ich war“, begann der junge Todesser zögerlich und erntete ein Schnauben von Albus. „Ach und weshalb? Weil dir aufgefallen ist, dass deine Sippe von Mördern dir nicht mehr brutal genug sind?“ Scorpius ließ sich nicht provozieren, sondern sah kurz auf seine Hände. Dann sprach er aus, was ihn bereits als Kind verfolgte. „Ich möchte Antworten. Antworten auf zu viele offene Fragen.“ „Weshalb?“, mischte sich nun auch Louis ein. „Um einen Weg zu finden, Onkel Harry zu töten, damit der dunkle Lord die Macht an sich reißt?“ „Nein“, widersprach Scorpius und drehte sich halb um. „Ich will wissen, was es für ein Gefühl ist Freiheit und Unendlichkeit zu spüren, ich will wissen, wie es ist, wenn man durch Londons Straßen geht, ohne mit einem Angriff zu rechnen. Ich will sehen, wie sich Hogwarts’ Mauern wieder mit Krach und Lärm von Schülern füllt, ich möchte das Ministerium betreten und mit jedem Schritt die Gerechtigkeit in diesem zentralen Stützpunkt spüren und ich will…“, er holte Luft und seine hellen braunen Augen sahen fest in Albus grüne. „… ich will wissen, wieso so viele Menschen ihren Glauben an Hoffung verloren haben, während andere täglich dafür ihr Leben riskieren.“ Scorpius sah wieder zu Dumbledore. „Mein Großvater schickte mich zu Ihnen, weil er mir kurz vor seinem Tod Antworten versprach und ich hoffe, dass Sie nun in der Lage sind, sie mir zu geben.“ Hinter den halbmondförmigen Brillengläsern strahlten die blauen Augen, doch bevor Dumbledore etwas sagen konnte, kam ihm Albus zuvor. Er trat einen Schritt vor und sprach: „Wie heißt du?“ „Scorpius Hyperion Malfoy.“ Albus musterte den Jungen, der in etwa so alt wie er sein musste. „Wenn du wirklich Antworten auf all deine Fragen haben willst… weißt du, was dies bedeutet?“ „Einen Verrat an meine Seite, ja. Der Tatsache bin ich mir durchaus bewusst.“ Dumbledore sah vergnügt in die Runde, dann blickte er zu Albus. „Mr. Potter, es kommt eine Menge Arbeit auf Sie zu und noch dazu eine wahrscheinlich große Bereicherung für Ihre kleine Heldentruppe.“ Albus schien nicht halb so zuversichtlich wie sein Namensgeber und warf dem Blonden einen abfälligen Blick zu. „Sollte das ein Trick sein, dann lass dir gesagt, dass ich keine Möglichkeit offen lassen werde, um dir im Schlaf die Kehle aufzuschlitzen.“ Dann drehte er sich um und verließ die Halle mit wehendem Umhang. Scorpius sah ihm nach, sein Herz machte einen Sprung, denn er hatte einen Ort gefunden, an dem er einige Zeit lang bleiben konnte und wer wusste, ob er nicht von hier aus eine Möglichkeit fand, seine Mutter zu finden. „Keine Sorge, Potter. Ich werde dir keine Möglichkeit geben.“ Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)