Adolescence von Bitsubachi (RinxLen) ================================================================================ Kapitel 5: 5 ------------ In einer Woche sollte die Beerdigung stattfinden. Schule war seit Sommeranfang keine mehr. Alle trauerten. Der Umzug war auch abgesagt. Was mich betrifft – ich war die ganze Zeit in ihrem Zimmer. Mochte man es als noch so abartig empfinden, konnte ich nicht anders. Überall roch es noch nach ihr. Ich schlief sogar in ihrem Zimmer. So sehr es mich auch schmerzte, ohne würde ich noch mehr zerbrechen. Tagein, tagaus war ich in ihrem Zimmer. Fast ununterbrochen. Der Schmerz, die Trauer über ihrem Verlust, war, wie wenn die Erde keine Sonne kannte. Mein Weltuntergang. Kein Muskel wollte sich rühren, kein anderer Gedanke kam mir, als sie. Warum musste es so kommen? Wer hatte Schuld daran? Gumi besuchte mich täglich. Oft kam sie aber nicht weiter, als vor der Tür zu stehen. Auch Neru und Kaito kamen vorbei. Dabei ließ einer von ihnen, ich weiß nicht wer, denn für mich war alles so abwesend, fremd, eine Bemerkung fallen. Meine Augen seien so leblos, so tot, wie Rin es jetzt war. So regungslos wie mein Körper. Wie ein ins Koma gefallener. Auch unsere Lehrerin Frau Sakine kam vorbei. Doch sie war so hilflos und konnte es nicht ertragen, dass sie bald wieder ging. Keine Worte drangen zu mir durch. Ich war wie betäubt. Dass alles um mich herum litt, war mir egal. Sie hatten es verdient. Rin hatte genauso gelitten, vielleicht sogar schlimmer. Auch wegen mir. Warum hatte ich nichts bemerkt? Spätestens, als sie nach der Lektüre fragte! Da dachte sie vielleicht noch nicht daran, aber sie hat ihr einen Ausweg gezeigt. Und da dachte ich, dass es vielleicht ein Wink war. Ein Hinweis, den ich hätte verstehen müssen. Das Ende, die Geschichte! Je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, was Rin gedacht haben musste. Es war genauso eine aussichtslose Tragödie wie die unsere. Wie es sie täglich überall auf der Welt seit Jahren gab! Meine Eltern stritten unten. Das machten sie seit ihrem Tod öfter. Sie bereiteten die Beerdigung vor. Fanden sich einfach damit ab, dass sie nicht mehr wahr. Getrennt von uns. Musste das sein? Da kam mir noch ein Gedanke. Ich schien wohl heut meinen Tag der Einfälle zu haben. Jetzt waren wir getrennt. Aber es gab einen Ort, wo wir wieder vereint sein würden. Nur einen. Wo uns niemand mehr trennen konnte. Die ganze Zeit, seit damals lag die Lösung vor mir. Wie Rin fasste auch ich einen Entschluss. Meinen Entschluss. Ein Entschluss aus Liebe. Ich würde sie nicht allein lassen. Nicht noch einmal. Es war dunkel. Finstere Nacht. Der Himmel war mit Wolken überzogen, kein Stern, kein Mond zu sehen. Leise schlich ich ins Wohnzimmer. Einen Schritt vor den anderen, das Ziel vor Augen. Gezielt ging ich auf die Kommode zu. Ich wusste, dass er sie in der ersten Schublade aufbewahrte. Sie war schwerer, als man dachte. So klein war sie doch. Meine Hände begannen ein wenig zu zittern. Schließlich machte man das ja nicht jeden Tag! Schon gar nicht als normaler Schüler. Das kalte Eisen in den Fingern, kühlte die Hitze, die in mir aufstieg. Kurz wägte ich sie ab. Ließ das Gewicht auf mich wirken. Das Gewicht der Schuld, die auch mich betraf. Langsam hob ich sie an. Setzte den Lauf an meinen Kopf. Blickte in den Spiegel vor mir. Blickte in ihr Gesicht. Und lächelte, wie sie es tat. Jetzt werde ich bei dir sein. Auf ewig. Nichts kann unser Band trennen, niemals. Nur mit dir, hat das Leben Sinn. Dann drückte ich ab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)