Die Herumtreiber von DhalaElenaAngel (und warum man sie nicht ärgern sollte) ================================================================================ Kapitel 1: Wer ist hier tot?? ----------------------------- Hi! So, da bin ich wieder mit einer weiteren Geschichte. Eigentlich wollt ich erst eine Andere posten, aber meine Beta ist gerade bei der hier, also ist es diese hier, die ihr zu lesen bekommt. Sie hat zuerst die Kürzere korrigieren wollen, bevor sie sich an die ganz Lange macht. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! Mata ne ADE ____________________________________________ Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit damals. Er hatte sich in die Einsamkeit zurückgezogen, weit weg von Allem, was ihn an dass Geschehene hätte erinnern können. Hierher kam nichts, keine Briefeule, kein Gefährt, Muggel oder anderer Natur, hier gab es nur Wildnis. Dichte, kaum zu durchdringende Wildnis, die Alles umgab. Na ja, und es gab ihn. Sein Alter konnte man mit einem Blick nicht bestimmen. Er hatte lange, außer Kontrolle wachsende, dunkle, lockige Haare und einen dichten Bart, Augen, die zu viel gesehen zu haben schienen und die immer einen gewissen dumpfen Schimmer in sich trugen. Um seinen Finger schlang sich schon lange das alte Goldband. Er hatte es mehrfach abgelegt, doch dann wieder getragen. Heute nicht. Er hatte beschlossen, dass es zu Ende sein musste. Er würde auch ohne diesen Ring nicht vergessen und so warf er ihn herunter von der Klippe auf der er stand. Er hörte, wie das Schmuckstück aufschlug, immer wieder gegen den Felsen klickte und dann im Dickicht von Bäumen ohne einen weiteren Laut verschwand. Erst dann machte er sich auf den Heimweg. Auf den Weg zurück in die Hütte, die er seit damals bewohnte. Sie war klein, bestand nur aus drei Räumen. Zu Beginn war es schwer gewesen, war er doch jeglichen Luxus gewohnt, doch er hatte sich schnell damit abgefunden. Wozu auch Luxus, wenn niemand da war, mit dem man sich darüber freuen konnte? Er lief weiter, direkt zu dem Fenster, das er öffnen wollte, blieb aber abrupt stehen und starrte in den halbblinden Spiegel, wo ihm im Grunde ein Fremder entgegen sah, den er selbst nicht erkennen konnte. Das war doch nicht er! Nein, das konnte er nicht tun! Er konnte sich nicht mehr so gehen lassen! Das musste ein Ende haben! Seine Eltern machten sich sicher schreckliche Sorgen! Nun, wo er so darüber nachdachte, fragte er sich mehr und mehr, warum er hier war, was er so lange hier getan hatte, mitten in der Einsamkeit, die Jeder mied, mitten im Ausland, in das er sich im ersten Schock hatte schleppen lassen, ohne Alles, nur mit seinen Erinnerungen, die ihn, statt ihm Gesellschaft zu leisten, einfach nur gequält hatten, jeden Tag heftiger, immer mehr, bis er mehrfach vor der Klippe gestanden hatte, um zu springen, er, der er sich immer geschworen hatte, glücklich zu werden und alles aus dem Weg zu räumen, was sich ihm dabei in den Weg stellen würde! Ein Schwur, den... Andere mit ihm geleistet hatten, erinnerte er sich dunkel. Erinnerungen, die er lange nicht mehr gehabt hatte, die ihm im ersten Moment fremd vorkamen, die dann aber immer und immer deutlicher wurden. Blitze aus einer Vergangenheit, in der er keinen Kummer gekannt hatte, Dinge, die ihn glücklich gemacht hatten, statt ihn zu quälen. Entschlossen ging er in das winzige Bad, begann, die wenigen Dinge darin zu durchwühlen, sauer, als er nicht fand, was er suchte. Also wieder in die Küche, wo er wenigstens ein scharfes Messer fand, dass er mit zu dem Spiegel nahm, sich dann aber doch anders entschied, beides fallen ließ. Nein, man konnte Dinge auch anders regeln, er würde dass später machen. Ohne weiter auf den Spiegel zu achten, den er sogar noch umdrehte, begann er, Dinge zusammenzusuchen, ein Bild, drei Personen, zwei Erwachsene, strahlend, die Frau hielt ein kleines Kind in den Armen, eingewickelt in eine blaue Decke... er steckte das Foto ein, in seine Brusttasche der einzig heil wirkenden Kleidung, die er finden konnte. Erst dann, mit einer sehr, sehr kleinen Tasche, brach er auf, erst mal raus aus dieser Einsamkeit, in der Hand seinen alten Sportbesen, der vollkommen verstaubt gewesen war. Aber zur Besenpflege hatte er im Moment wahrlich keine Zeit, nein, das konnte warten, erst mal war das hier nur Transportmittel. Eines, das ihm erhalten geblieben war, offensichtlich. Ein Altes, keines der schnellen Modelle, aber es war da. Hatte vermutlich lang dort gestanden, missbraucht als Staubbesen, aber das war nun erst mal hinfällig, er wollte nur noch weg, weg von der Einöde und den Depressionen, die hier aufkommen mussten. Der Berghang, auf dem seine Hütte stand, die mysteriöser Weise schon mehrfach schweren Steinschlägen stand gehalten hatte, war unbewachsen und nur mit Flechten und Moos überzogen und sie stand auch noch mitten auf einer Klippe, die, wie gesagt, steil abfiel, bis hinein in einen weit entfernten Wald. Eine Weile folgte er dem sich schlängelnden Weg, erinnerte sich, wie er vor langer Zeit, er konnte nicht mehr sagen, wie lange, hier regelrecht hoch gezerrt worden war. Zu seiner eigenen Sicherheit, wie er sich erinnerte. Statt das er zu seinen Eltern gebracht worden wäre, die ihm sicher eine größere Hilfe gewesen wären, als diese Einöde. Er erinnerte sich an sie, seine Eltern. Diese freundlichen, sanften Menschen, die ihn immer hatten gewähren lassen, die ihn unterstützt hatten, trotz ihrer eigenen Zweifel an seinem Weg und zum ersten Mal seit langer Zeit sah er auch wieder ihre Gesichter. Und langsam erinnerte er sich auch immer mehr an den Menschen, dem er vertraut, dem er blind hierher gefolgt war und der ihn verraten haben musste. Auf eine wahrlich grausame Art, vielleicht bewusst hoffend, dass er sich selbst umbringen würde, nun, wo Alle, die ihm wichtig zu sein schienen, tot waren. Und wenn er Pech hatte, noch seine eigenen Eltern... er musste etwas unternehmen, schnell! Bevor er durchdrehen würde! Hastig bestieg er seinen Besen und flog los. Im Schneckentempo, wie ihm schien, aber schnell genug, um endlich von hier weg zu kommen und der Besen hielt ihn sogar. Er flog weit, weit und lang, über Landschaften, die ihm nicht sagten, über verlassene Gegenden, in denen man nur vereinzelt kleine Hütten sah, die leer zu stehen schienen, mit halb abgedeckten Dächern. Merlin, er wusste nicht mal, wo er sich befand und einen Zauberstab hatte er auch nicht mehr! Er musste schleunigst Zivilisation finden! Und Antworten! Er habe es nicht besser verdient. Das waren seine genauen Worte gewesen. Er sei ein Mörder und außerdem ein Lügner. Wenn es wirklich so schrecklich wäre, könne er das als milde Strafe für den Mord sehen, den er, wenn nicht selbst begangen, so aber doch verursacht habe. Die gesamten Ferien würde er niemanden sehen dürfen, nicht die Weasleys, nicht Hermine und seinen verbrecherischen Patenonkel, um den man sich schon noch kümmern würde, gleich noch weniger. Das waren seine Worte gewesen, die immer wieder in Harrys Kopf Karussell fuhren. Dumbledore hatte ihm gedroht, Siri zu verraten, so, dass man ihn direkt küssen würde, sollte er sich nicht in sein Schicksal fügen. Er sei nichts als ein wertloser Mörder und der Direktor könne dafür sorgen, dass die Massen ihn das nächste Mal, wenn sie ihn sehen würden, zerfetzen würden. Automatisch schlang er seine Arme enger um sich selbst, lehnte sich an das Fenster seines geheimen Aussichtspunktes und starrte nach unten in die Tiefe, die wieder mal so verführerisch zu ihm hoch zu blinzeln schien. Ein Sprung, ein einziger Sprung und alles würde für immer vergessen sein. Er wäre frei, frei von Dumbledore und den Menschenmassen, die er ertragen musste, obwohl sie ihm so schreckliche Angst machten. Frei von Aufgaben, die niemand haben sollte. Er sollte zum Mörder werden... dieses Jahr hatte Dumbledore es auf den Punkt gebracht. Er sollte Voldemort ein zweites Mal umbringen, dabei wusste er noch nicht mal, wie er das das erste Mal geschafft hatte. Außerdem... man hatte ihm Heilung verwehrt. Das Turnier war vor zwei Tagen beendet worden, heut würden die Schüler aus den anderen Schulen abreisen und er durfte nicht mal mit raus, um Viktor, in dem er einen Freund gefunden hatte, zu verabschieden. Denn das sei keine Freundschaft, sondern nur Aufmerksamkeitshudelei, die nicht geduldet werden würde. Er habe kein Recht, einen so bekannten Quiddichspieler kennen zu lernen und auch mit ihm zu reden. Er sei nichts als ein Stück Dreck. Harry biss sich verzweifelt auf die Lippen. Er schmeckte sein eigenes Blut, metallisch, etwas süßlich, eklig und nur zu bekannt. Sein linker Arm schmerzte so sehr, dass er ihn kaum bewegen konnte, vermutlich war er gebrochen, aber wen interessierte das schon? Es hieß immer nur, dass Cedric wegen ihm tot sei! Dabei hatte er versucht, sich vor den Anderen zu werfen! Ihn zu schützen! Aber niemand machte sich die Mühe, ihm auch nur eine Minute zuzuhören! Man hatte vor seinen Augen seinen Freund umgebracht, Jemanden, den er wirklich, wirklich gern gemocht hatte, den er bewundert hatte und zu dem er sich kurz vor dem Turnier immer wieder geflüchtet hatte. Der da gewesen war und der ihm Mut gemacht hatte, dass es auch für ihn ein Happy End geben könne, der sich im Ministerium durch seinen Vater für ihn hatte stark machen wollen. Vielleicht war auch das der Grund gewesen, warum er hatte sterben müssen. Jeder, der ihm helfen wollte, schien über kurz oder lang zu verschwinden. Darum hatte er seit Tagen nicht mehr mit Ron oder Hermine geredet, auch, wenn die Beiden wirklich besorgt waren. Er hatte aufgehört, zu sprechen. Er antwortete auch im Unterricht nicht mehr, aber die Lehrer ließen ihn meist in Ruhe, sogar Snape, der zwar schneidende Kommentare gab, ihn jedoch nicht zum Antworten zwang und ihm einfach schlechte Noten gab. Andere Lehrer versuchten, ihn zum Sprechen zu bewegen, aber Dumbledore hatte ja sehr, sehr deutlich klar gemacht, was geschehen würde, würde er versuchen, Jemandem was zu sagen oder seine Wunden heilen zu lassen. Am Ende würde auch noch Poppy dran glauben müssen. Er starrte auf seine zitternde Hand. Und morgen, morgen musste er zurück, zu dem Onkel, der ihm komische Blicke zuwarf und ihn bei jeder Gelegenheit verprügelte und dem Cousin, der ihn schlagen und treten würde, um auch ja sicher zu gehen, das er seine Liste mit den Hausarbeiten nicht würde abarbeiten können. Essen würde etwas sein, das er nun zwei Monate nicht mehr bekommen würde. Wenn es nicht mehr anders ging, würde er Mülltonnen durchwühlen, während er einkaufen musste. Der Kühlschrank seiner Verwandten war immer voll, aber wehe, er würde etwas davon für sich beanspruchen. Er war nun mal nichts wert, scheinbar für Niemanden. Letztes Jahr, als Siri aufgetaucht war, hatte er hoffen gelernt, aber spätestens jetzt war dieser Moment vorbei. Remus und Sirius waren wegen ihm in Gefahr, wenn er was sagte, würde man Beide umbringen, er wusste, der Alte würde es tun, ohne mit der Wimper zu zucken. Um ihn, seinen Quell zur Macht nicht zu verlieren. Harry wusste es, er war nicht so dumm und unbeholfen, wie er immer tat. Er hatte die Spielchen schnell durchschaut und einfach nur den Weg gesucht, der es ihm ermöglichen würde, zu überleben. Wobei ihm das nicht mehr so wichtig schien, denn jeder Weg, den er vor sich sah, endete mit dem Tod von Leuten, die ihm nahe waren, Allen voran Sirius. Aber früher, bis letztes Jahr, hatte er andere Instinkte gehabt. Da hatte er noch leben wollen. Heut vegetierte er vor sich hin, weil Dumbledore sein Instrument, sein Werkzeug nicht vor der Zeit verlieren wollte. Er war ein Schaf, das zum richtigen Moment zur Schlachtbank geführt werden sollte, nicht mehr. Harry sah nach unten, wissend, dass nun die Zeit war, wo sein letzter Verbündeter, der alt genug war um Einfluss zu haben, gehen würde. Nun war auch Viktor weg, der ihn die letzten Tage getröstet hatte. Er war wieder allein. Mit sich und seinen Gedanken, die noch mal ein ganz eigenes Gefängnis für ihn waren. Eines, aus dem es kein Entrinnen geben würde. Vielleicht für eine sehr lange Zeit, nun, wo Voldemort wieder da war. Nun würde er noch weiter durchhalten müssen, um als Waffe zu dienen, in einem Krieg, mit dem er nichts zu Tun hatte und der ihm ohnehin schon so viel genommen hatte... Und er würde weiterhin tun, was verlangt war, einfach, weil er keine Wahl hatte, denn sonst lief er Gefahr, auch noch die letzten Menschen zu verlieren, an denen er wirklich, wirklich hing und die zu schützen er sich doch selbst so oft geschworen hatte. Er würde still leiden und seine Narben verstecken, sich abkapseln, um niemanden in Gefahr zu bringen, wie früher in der Grundschule. Wie es ihm ging würde er hinter einem Lächeln verstecken, wie er es ja schon wieder tat. Das ersparte ihm dumme Fragen. Viele hielten ihn für dumm und für einen Lügner, weil er erzählt hatte, das Voldemort zurück war. An dem Tag hatte er für sich beschlossen, nicht mehr zu sprechen. Es hatte seinen Sinn, wie so Vieles, verloren. Dann sollten sie ihm eben nicht glauben. Er brauchte niemanden, der ihm glaubte. Er wusste es, etwas Anderes zählte gar nicht mehr. Ron und Hermine hatten ihm geglaubt und Neville auch, aber sie waren alle Kinder und Kindern hörte niemand zu. Er selbst hatte sich nie als Kind gesehen. Als Prügelknabe, als Sklave, als Waffe vielleicht, aber nie als Kind. Er hatte nie spielen dürfen, als er alt genug zum Krabbeln gewesen war, hatte man ihn zu drillen begonnen, die Böden zu putzen. Seinen einzigen Gefährten in der Dunkelheit, seinen Teddy, hatte man ihm weggenommen, weil Dudley ihn haben wollte. Sein Cousin hatte ihn kurz danach kaputt geschnitten. Er hatte damals stundenlang geweint und war von Vernon übel verprügelt worden... Morgen... morgen würde sein Martyrium wieder anfangen... Ah, das fühlte sich doch schon besser an, stellte James erleichtert fest, als der letzte Rest des grausigen Bartes, der ihm eine latente Ähnlichkeit zu Hagrid beschert hatte, endlich gefallen war und auch der Rest seiner Haare hatte wieder eine annehmbare Länge. Bis zur Schulter lockten sie sich nur noch. Zufrieden bezahlte er die Frisöse, die aussah, als könne sie selbst nicht glauben, was sie da aus dem Berg von Haaren hervorgezaubert hatte und stand auf. Und er war um Einiges schlauer. Er wusste endlich wieder, wo er sich befand. In Österreich, mitten in den Bergen, weit weg von England. Aber das war nun kein Problem mehr, er würde zurück gehen, seinen Eltern sagen, dass er nicht tot war – und seine Rache beginnen, mit Hilfe von Sirius und Remus. Oh, die Beiden würden wütend sein, wenn sie das erfuhren! Je weiter er sich von der Hütte entfernt hatte, umso klarer waren seine Gedanken geworden und seine Erinnerungen. Dumbledore, er war es gewesen, der ihn hierher geschleppt hatte, ihm gesagt hatte, dass er den Berg und die Hütte nicht verlassen dürfe, zu seiner eigenen Sicherheit. Von wegen! Da hatte mehr dahinter gesteckt! Und er würde es rausfinden! Aber schneller, als der Alte ups sagen konnte! Niemand, absolut Niemand legte sich mit einem Herumtreiber an! Niemand! Und wenn doch – dann musste dieser Jemand die Konsequenzen tragen. Denn da war noch mehr. Er erinnerte sich wieder. Der Geheimnisverwahrer. Der Einzige, der sie, Lily und ihn, hätte verraten können, war sein ehemaliger Direktor gewesen, dem er vertraut hatte. Er war Schuld, dass sein Kind tot war! Und das forderte Rache! Er hatte das Würmchen mit den leuchtend grünen Augen geliebt! Weit mehr, als die Frau, die ihn geboren hatte. Er erinnerte sich noch immer nicht, warum sie eigentlich geheiratet hatten. Er wusste noch, er hatte es geliebt, Lily zu ärgern, wo immer es nur ging, sie hoch zu nehmen und ihren Ravenclawhintern, der einfach im falschen Haus gelandet zu sein schien, wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. Sie hatte immer gemeint, sie sei schlauer und wisse mehr, sie war sicher nicht gewesen, wen er geliebt hatte! Aber da war wieder eine Lücke in seinem Gedächtnis, das bei einer Hochzeit wieder einsetzte. Das einzig tolle in der Zeit war die Nachricht gewesen, ein Kind zu bekommen. Er hatte es geliebt, seinen kleinen Sohn herumzutragen, ihn zu knuddeln und mit ihm zu spielen. Auch Lily hatte das Kind geliebt, über ihren Sohn hatten sie sich erst zu vertragen begonnen. Nachdem er aus dem Muggelladen wieder raus war, flüchtete er sich in eine abgelegene Gasse des Ortes, wo auch sein Besen stand, packte sein Gepäck und lief weiter, erst mal weg von neugierigen Augen, dann apparierte er, immer wieder, nur Stückchenweise, immer in eine Stadt, an deren Name er sich erinnern konnte, man durfte nicht zu weit apparieren, wenn man sich nicht zerreißen wollte, vor Allem, wenn man es auch noch ohne Zauberstab machen musste. Denn der war nicht wieder aufgetaucht. Aber dann hatte er es geschafft, am frühen Abend hatte er England erreicht. Er war vollkommen erschöpft, als er in London die Steine der Mauer antippte, die sich auseinander schob und den Weg in den tropfenden Kessel frei gab. Er zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht, legte einige Münzen auf den Tresen und verlangte ein Zimmer, sowie die heute Ausgabe der Zeitung, er bekam Beides und marschierte nach oben, wo er sich auf das Bett fallen ließ – und ohne etwas Anderes zu tun, erst mal einschlief. Er wachte erst wieder auf, als das Licht ihm mitten ins Gesicht schien, erinnerte sich, dass er wieder in England war und setzte sich aufrecht hin, bestellte bei einem Hauself ein Frühstück und eine weitere Zeitung. Er hatte keine Ahnung, was in all den Jahren geschehen war, aber er hoffte, dass Sirius und Remus ihn nachher würden aufklären können, angefangen bei so simplen Sachen wie der Frage, wer eigentlich im Moment Minister war. Und dann... würde sein Rachefeldzug beginnen. Gleich, nachdem er seinen Eltern Hallo gesagt hatte. Zufrieden sah er auf das Frühstückstablett, dass nun vor ihm auftauchte, griff nach der Tasse und trank genüsslich etwas von dem heißen Kaffee, der ihm nun schon wie unbezahlbarer Luxus schien, strich über seine wieder herrlich haarfreie Gesichtshaut. Erst dann griff er zur Zeitung – nur um sie abrupt wieder fallen zu lassen. Es war die Ausgabe vom Vortag gewesen. Seine Hände zitterten, er verlor alle Farbe, nicht, dass er noch viel davon gehabt hätte und er musste immer wieder heftig atmen, bevor er sie Zeitung wieder aufnehmen konnte. Das Bild hatte sich nicht verändert. Da sah er sich eigentlich selbst entgegen, nur hatte er auf diesem Schwarz-Weiß-Bild helle Augen. Und einen sehr, sehr dumpfen Blick, wenn er es so bedachte. Dunkle Haare standen wild ab, ein Brillengestell, dass vorn und hinten nicht zu passen schien, zierte das zu schmale Gesicht, eine Narbe war sichtbar und obwohl es ein magisches Bild war, bewegte es sich kaum. Hastig überflog er den Artikel. Harry James Potter hatte das trimagische Turnier, ausgetragen in Hogwarts, gewonnen, obwohl er zu jung für die Teilnahme gewesen sei und einer der Schüler war dabei unter mysteriösen Umständen, die noch nicht geklärt seien, gestorben. Harry James Potter. Sein Sohn, sein angeblich mausetoter Sohn! Er... er lebte! Oh, er war so sauer! So wütend! Er würde Dumbledore qualvoll zugrunde richten! Sein Kind, sein Junge! Was hatte das zu bedeuten?! Wo lebte er?! Er hatte doch gesagt, wenn ihm etwas geschehen sollte, sollte Harry zu seinen Großeltern oder zu Sirius! Und Sirius hatte den Kleinen immer schon vergöttert! Warum sah er dann so... so.. so kaputt aus?! Hastig riss er die andere Zeitung hoch, sah auf das Datum, dann wieder auf das Bild seines Sohnes. Wie konnte das sein?! Vierzehn, es waren zwölf Jahre seit dem schrecklichen Halloween vergangen, Harry würde bald fünfzehn werden, aber da, auf diesem Bild sah er eher aus, wie ein geschlagener Zehnjähriger, der panische Angst vor irgendwas hatte! Sein Frühstück stehen lassend, rannte er nach Unten, brüllte, ob heut der Hogwartszug ankommen würde und verließ das Lokal, kaum, dass eine verwunderte Hexe, die Einzige, die im Gastraum saß, nickte. Ohne darauf zu achten, dass er weder Umhang noch sonst was dabei hatte, hetzte er weiter, über Straßen, zurück in die Muggelwelt, wieder zum Londoner Bahnhof, auf das Gleis, das er noch von früher kannte. Es war fast leer, der Zug war schon angekommen. Hatte er etwa sein Kind verpasst!? Nein! Das durfte nicht sein! Er sah sich um – und stockte. Das... ohhhh.... seine Mordlust wuchs fast ins Unermessliche, als er den Mann der Schwester seiner verstorbenen Frau (wenn sie denn nun so tot war, wie behauptet worden war) erkannte, der sein Kind, seinen Jungen, seinen kleinen Schatz, brutal packte und... durchschüttelte und brüllte! Nun war es endgültig vorbei mit seiner überstrapazierten Geduld. Ohne daran zu denken, dass er sich immer noch oder besser gesagt, wieder, in Muggellondon befand, wechselte er in seine Animagusform und hielt auf den Fettklops zu, der auf das Kreischen von einem Miniwal entsetzt aufsah und, Harry los lassend, zur Seite zu hechten versuchte, aber schon hatte James den Mann mit dem Huf getroffen – voll ins Gesicht, er hörte den Kiefer brechen, aber das hinderte ihn nicht, fröhlich weiter zu machen, bis er den Klops schließlich mit seinem gewaltigen Geweih mitten auf die Gleise warf, sich dann zu seinem Sohn umwandte, der ihn ansah, zitternd und schneebleich. Rasch machte er eine Bewegung, kniete sich hin, hoffend, dass der Kleine verstand. Und er tat es, nach kurzem Zögern spürte er, wie Harry sich auf seinen Rücken setzte. Mit dem Geweih pickte er noch den zerfleddert wirkenden Koffer auf, dann rannte er los, schlug dabei noch zwei Polizisten nieder, die mit Sicherheit glauben dürften, zu viel gesoffen zu haben und rannte. Es gab nur eine Adresse, wo er erst mal hin konnte, auch, um Jemanden zu vermöbeln. Was hatte sich Sirius dabei gedacht?! Seinen Patensohn zu diesen Leuten abzuschieben?! Hatte der Mann seinen Verstand verloren oder was?! Oh, heut würden die Fetzen fliegen! Aber gewaltig! Und wer ihm in die Quere kommen würde, würde verspielt haben! Harry wusste nicht, wie ihm geschah. Er war von Vernon gezerrt worden, Dudley hatte ihm seinen Koffer weggenommen, wo doch sein Album mit den wenigen Fotos drin war, die er besaß, seine heiligen, wenigen Dinge, die ihm allein gehörten, um diese Dinge auf die Gleise zu werfen, damit ein Zug sie würde zerstören können. Onkel Vernon hatte gebrüllt, dass er in dem Sommer lernen würde, zu gehorchen und das es ihm noch Leid tun würde, auf der Welt zu sein, aber he, zu leben bereute er doch ohnehin schon seit Jahren. Richtig weh hatte es erst getan, als der Mann seinen kaputten Arm gepackt und ihn daran durchgeschüttelt hatte, er hatte schreien wollen, doch sich zurückgehalten, es war nur ein Keuchen daraus geworden und er hatte eine Träne gespürt, die heiß und verräterisch seine Wangen entlang rollte. Aber dann, auf ein Mal, war er los gelassen worden. Er hatte versucht, etwas zu erkennen, aber die schwarzen Punkte vor seinen Augen hatten das schwer gemacht. Es hatte gedauert, bis der Hirsch sich abgezeichnet hatte. Ein Hirsch, mitten auf Gleis zehn, der seinen Onkel verprügelte. Er musste träumen, versuchte Harry, sich einzureden. Ein Hirsch, die Form seines Vaters und sein Patronus... Letztendlich, als es der Kreatur zu viel wurde und sie allen Ernstes die blutigen Hufe noch an Vernons weißem Hemd abgeputzt hatte, beförderte Selbige den dicken Mann auf die Gleise, auf denen zum Glück vor in zehn Minuten kein Zug einfahren würde, dann kniete der Hirsch sich neben ihn, bewegte seinen Kopf einladend. Komischer Traum beschloss Harry, denn hätte er nachgedacht, er hätte sich sicher nicht so einfach auf den Rücken des Wesens gesetzt, dass nun noch seinen Koffer packte und einfach los stürmte. Harry kam gerade noch dazu, sich zumindest mit dem unverletzten Arm fest zu halten und er musste spontan an die alten Märchen denken. Er hatte in dem Jahr ein Märchenbuch in Hogwarts gefunden und es immer und immer wieder gelesen, bis.... das Turnier begonnen hatte. Als Dumbledore das Buch gefunden hatte, hatte er es ihm nämlich weggenommen, da er zu alt sei für so einen Kinderkram. Da hatte es ein Märchen gegeben wo die Prinzessin von einem Hirschen gerettet worden war. James rannte, immer noch praktisch blind vor Wut, bis vor seiner Nase Grimmaulds Place auftauchte. Er hasste den Laden, wie Sirius früher auch, aber er war sich ziemlich sicher, Irgendwen hier zu finden – und dem Ersten die Leviten lesen zu können. Ungebremst rannte er gegen die Tür, hebelte sie mit dem Geweih aus und stand mitten in der Vorhalle, mit den Hufen wild auf die Steinfliesen klopfend und das Geschrei des Gemäldes ignorierend. Es klappte. Er sah, wie zwei Leute, die Zauberstäbe gezogen, nach unten rannten, er erkannte sie. Remus, mit erstaunlich... grau durchzogenem Haar, dafür, dass er eigentlich so jung war und Sirius, der auch... nur begrenzt gesund wirkte. Beide starrten ihn an, bevor sie einfach... umkippten. Na toll! Rasch ging James in die Knie, merkte, wie sein Sohn von ihm herunter rutschte und sitzen blieb, ihn immer noch verwirrt, erstaunt und ängstlich musternd. Nein, dieser Junge sah sicher nicht aus wie Vierzehn. Harry stieg ab, kroch hastig zu Sirius, den er auf dem Boden liegen sah, starrte dann auf den riesig wirkenden Hirsch, der nun auch seine Tasche auf den Boden der Eingangshalle legte und versuchte verzweifelt, herauszufinden, was nun eigentlich gerade geschehen war. Warum waren Siri und Remus einfach umgekippt? Und viel wichtiger – warum hatte das Tier ihn hierher gebracht?! Merlin, sein Kopf arbeitete gerade so langsam, er tat weh... Stöhnend kam Sirius wieder zu sich, er blinzelte, starrte dann in die Vorhalle, sah, dass Harry neben ihm saß, verängstigt, zitternd. Warum war Harry hier? Dumbledore hatte doch immer wieder gesagt, der Junge müsse zu seinen Verwandten zurück und er dürfe Diesen nicht haben! Er sei ein Verbrecher auf der Flucht, es sei für den Jungen zu gefährlich! Langsam hob er seinen Blick, Harry automatisch schützend in die Arme schließend – und stockte. Der Grund, warum er umgekippt war, stand immer noch da, mit gesenktem Kopf, das Geweih direkt auf ihn gerichtet – und wild schnaubend. „James?“, flüsterte er ungläubig. Nein, das konnte doch gar nicht sein! Wie sollte James von den Toten auferstanden sein? Und wie war er dann hierher gekommen?! „Bist... bist das du, James? Das... kann doch gar nicht sein!“ James durchbohrte seinen besten Freund mit eisigem Blick. Diese Freundschaft würde sehr schnell gekündigt sein, wenn der Beste nicht eine hervorragende Ausrede dafür hatte, warum Harry zu diesen Leuten gegeben worden war! Er morphte sich langsam in seinen Körper zurück. „Du! Was habt ihr mit meinem Jungen gemacht?! Warum sieht er so aus und was zum Henker hat er bei Lilys bekloppter Schwester zu suchen und bei ihrem Wal von einem Mann! Ich habe doch ausdrücklich im Testament geschrieben, dass er zu meinen Eltern oder zu dir soll, wenn mir was zustoßen sollte!?“ Auch Remus war wieder zu sich gekommen, starrte James fassungslos an. Man konnte viel fälschen und viel wissen, aber eine Animagusverwandlung war nicht nachmachbar und diese hier hatte er oft gesehen, jeden Monat mindestens drei Mal. Und diese Augen, braun, fast schwarz vor Wut, die aufgebrachte Stimme, das, was James in sein Testament geschrieben hatte... „Wie.... wie ist das möglich?“, fragte er. „Wie... kannst du noch leben?! Du... er... man hat dich umgebracht! Lily und dich! Wir... haben die Leichen doch gesehen!“ Diese Frage lenkte James vorerst von seinem immer noch sprachlosen Hauptziel ab, abrupt wandte er sich dem Werwolf zu. „Und du – dass du dich nicht schämst! Warum hast du Sirius nicht gezwungen, sich um Harry zu kümmern?! Ihr habt es mir versprochen!!“ Immer noch sprachlos starrte Harry auf den Mann, der aus dem Hirsch geworden war und der fast so aussah, wie er selbst, nur eben älter. Es war das Gesicht aus dem Album, das Gesicht, was er im Spiegel von Nerhergeb gesehen hatte, es war sein Vater, aber... der war doch tot? Automatisch klammerte er sich an seinen Patenonkel, spürte dessen starke Arme beruhigend sicher um sich herum. Vielleicht war es einfach nur einer seiner seltsamen Träume, die er immer wieder hatte... „Ich? Ich dachte mein Kind wäre tot! Ich habe den Angriff überlebt! Aber Harry nicht! Er ist in Lilys Armen gestorben!“ „Nein, Harry hat den Fluch reflektiert, du bist es, der tot war! Es stand in allen Zeitungen und ich war da, auf deiner Beerdigung!“, rief Remus aufgebracht, er war aufgestanden, so, dass er mit James wieder auf Augenhöhe stand. „Ach?! Und Sirius nicht, oder was?!“ „James, beruhige dich!“, konterte Remus, packte den Anderen an den Schultern. „Sirius saß bis letztes Jahr in Azkaban, wegen des angeblichen Mordes an DIR! Und an einigen Anderen! Wir... sollten uns setzen und das klären! Brüllen hilft nicht weiter! Siri hätte nie, niemals freiwillig auf Harry verzichtet! Wir wurden dazu gezwungen! Und deine Eltern... leben sie denn noch?!“, immerhin galt Harry als der letzte Überlebende der Potters, doch wer wusste schon, wenn James noch atmete, wer wusste, was sonst noch so raus kommen würde. „Beruhige dich,“ bat er noch mal, deutete zu Harry. „Er hat Angst, er weiß nicht, was hier los ist und dieses Jahr war mehr als schlimm genug für ihn... wir können in den kleinen Salon gehen und alles besprechen, aber bitte, bleib ruhig...“ Was? Azkaban?! Verwirrt sah James zu Sirius, der seinen Sohn in den Armen hielt und ihn etwas hin und her wiegte. Und warum sollten seine Eltern, die in den besten Jahren waren, bitte tot sein? Was bitte hatte er alles verpasst in den letzten zwölf Jahren? Was wurde hier gespielt?! Da konnte man ja nur Kopfweh bekommen! Aber Gewaltiges! „Gut,“ stimmte er daher zu, kniete sich zu seinem Sohn, der seinen Kopf aber an Sirius’ Brust begraben hatte und sich weigerte, sich umzudrehen. Ruhig, ermahnte er sich selbst. Wenn Harry ihn die letzten zwölf Jahre für tot gehalten hatte, war diese Reaktion wohl verständlich. Viel interessanter war es, herauszufinden, warum Harry so an Sirius hing, wenn der angeblich so lang in Azkaban gesessen hatte. „Ich hoffe, diese Erklärungen sind verdammt gut,“ murmelte er, sah zu, wie Sirius sich erhob, Harry vorsichtig auf die Beine stellte und sie alle zu dem Salon führte, wo sie sich auf die Sitzgelegenheiten verteilten, die noch genauso wenig einladend und bequem wirkten, wie vor zwanzig Jahren. Er beobachtete auch, wie Remus mit erhobenem Zauberstab herum ging, dann den Kamin vom Floonetz trennte, bevor auch er sich setzte. „Gut, von Anfang an,“ verlangte er. „Warum bitte dachtet ihr, ich sei tot? Ich habe Dumbledore extra gesagt, er sollte euch... gut, streicht das, ich weiß, warum ihr das dachtet...“ „James,“ brachte nun auch endlich Sirius heraus, der zu seinem tot geglaubten Freund sah. „Wie....? Warum lebst du?! Wie ist das möglich?! Wo warst du die letzten Jahre?!“ James sah auf seinen Sohn, der immer noch mit glasigem Blick da saß und sichtlich überfordert versuchte, zu begreifen. Er rieb sich seine Stirn, begann, sich an damals zu erinnern: „Ich... es hat geklingelt, du wolltest an dem Abend kommen und ich dachte, du wärest einfach etwas früher, als sonst, aber das warst nicht du, das waren maskierte Leute, ich.. hab es noch geschafft, Lily zu warnen und zwei von ihnen zu verletzen, sie haben mich außer Gefecht gesetzt, ich lag am Fuß der Treppe und konnte mich nicht rühren, nur zusehen, wie sie Lily und Harry getötet haben... eine Ewigkeit später kam Jemand und hat Harrys Leiche mitgenommen, dann kam erst Dumbledore, er hat mich... weg gebracht, in eine Hütte, irgendwo im Nirgendwo, ich habe dort oben gesessen, geglaubt, dass mein Kind tot ist, ich wollte mehrfach von den Klippen springen, aber das konnte ich auch nicht. Ich habe nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen ist, bevor ich beschlossen habe, etwas zu tun. Es hat so viel Energie gekostet, diesen Ort zu verlassen, “ erklärte er leise. „Aber dann konnte mich nichts mehr halten, ich bin postwendend nach England und heute Morgen, da habe ich in der Zeitung ein Bild von Harry gesehen, dass er noch lebt. Ich dachte, er würde bei... meinen Eltern oder bei dir leben, bin zum Bahnhof – und habe einen Muggel gesehen, der meinen Jungen geschüttelt hat! Sirius, geschüttelt! Wie einen verdammten Teppich oder Besen! Oder einen ungehorsamen Hund! Ich war so sauer! Dumbledore, er ... er hat was damit zu tun, er muss etwas damit zu schaffen gehabt haben, nur er hätte diese Leute damals zu uns führen können, du wolltest nicht Geheimnisverwahrer sein, weil du zuerst verdächtigt worden wärst, als mein bester Freund, Peter habe ich nicht getraut und Remus war nicht da, ich... damals fiel meine Wahl auf Dumbledore... dieser Irre spielt ein Spiel mit uns und... wie es aussieht hat er meinen Jungen als seinen Schachkönig gewählt, das war ein Fehler! Herumtreiber, ich frage euch, werden wir uns wehren?!“ Sirius grinste ein eisiges Grinsen, als er das erfuhr. Ja, er hatte sich auch schon seinen Teil gedacht, Es gab wenige im Wizgamont, die die Macht hatten, eine Verhandlung zu verhindern und Leute unschuldig so lang einzusperren. Und immerhin hatte der Mann ihm bis heute die Vormundschaft verwehrt, die ihm zustand... „Herumtreiber sollte man nicht ärgern,“ erklärte er kühl. „Denn ihre Rache...“ „...wird grausam sein!“, beendeten sie zusammen ihren gemeinsamen Satz. „Und jetzt – Sirius, was war das mit Azkaban?“ Remus, der Fragen hatte stellen wollen, hielt sich erst mal zurück Er würde abwarten. Stattdessen sah er besorgt zu Harry, der immer noch gar nicht verstanden hatte, dass er soeben einen Teil seiner tot geglaubten Familie wiedergefunden hatte. Sirius zuckte mit den Schultern. „Man hat mir die Schuld gegeben, weil ich da war. Und mich ohne Prozess dreizehn Jahre in Azkaban festgehalten, bevor ich flüchten konnte. Ich bin erst letztes Jahr entkommen, darum konnte ich mich nicht um Harry kümmern, man erlaubt es mir ja immer noch nicht. Und glaub mir, ich habe es versucht, “ bestätigte er dunkel, strich leicht über Harrys Hand. Er hatte sich sogar so weit erniedrigt, dass er gebettelt hatte. Aber ein Mal und nie, nie wieder! James starrte Sirius entsetzt an. Er wusste, das Schlimmste für seinen Freund war schon immer Einsamkeit gewesen, so, wie auch für ihn. Und da saßen sie nun, alle Beide, erst jetzt nach jahrelanger Einsamkeit aus ihren Gefängnissen ausgebrochen. Er legte seine Hand auf die des Anderen, lächelte. „Unsere Rache wird grausam und unterhaltsam sein,“ versprach er, sah dann zu Remus, an dem die Jahre alles Andere als spurlos vorbei gegangen waren. Kein Wunder, wenn man dem Besten Sirius weggenommen hatte, immerhin waren die Beiden dauernd zusammen gewesen, in Hogwarts. Beste Freunde eben. Und ein Wolf reagierte nie gut, wenn er von seinem Rudel getrennt wurde. Dann allerdings stand er auf, kniete sich vor Harry, hob dessen Kopf und strich über die bleiche Wange, erwiderte den Blick aus den weit aufgerissenen Augen. „Ich weiß nicht, was man dir erzählt hat,“ setzte er langsam an. „Aber ich bin James Frederick Potter, dein Vater und ich liebe dich über alles, auch, wenn du ein Bisschen größer bist, als du warst, als ich dich das letzte Mal halten durfte und ich werde nicht zulassen, dass man dich von mir fern hält... um es genau zu nehmen – darum werde ich mich direkt kümmern,“ fügte er an. Harry starrte immer noch auf den Mann. Ein Traum, das war Alles sicher nur ein sehr, sehr seltsamer Traum, ein unheimlicher Traum, vor dessen Wendung er Angst hatte. Nach dieser, wenn auch nur eingebildeten Begegnung mit Sirius und den Anderen im Schrank aufzuwachen, würde die Hölle werden. Fehlte nur noch, dass die Tür aufging und Cedric strahlend herein kommen würde, um ihm zu sagen, dass es Zeit für ein kleines Training war. Aber der Traum war toll. Trotzdem. Und er fühlte sich unheimlich echt an, denn auf ein Mal packte der Mann, der sein älteres Ebenbild war, ihn, zog ihn auf den Schoß und schloss ihn in die Arme. Er spürte den Druck in seinem verletzten Arm sogar. Ein unheimlicher Traum, aber er sollte nicht enden. Verzweifelt schlang er seine Arme um den Hals des Älteren, krallte sich fest, so gut es eben gerade nur ging und begann, hemmungslos zu weinen. „Schhh, es ist alles gut, mein Kleiner,“ sprach James leise. „Ich bin da, ich bin da und ich werde bleiben, du bist mein kleiner Junge und ich geb’ dich nicht mehr her,“ versprach er immer wieder. Er hielt den schlanken Körper des erstaunlich kurz geratenen Jungen, strich ihm beruhigend über den Rücken und war einfach nur dankbar, dankbar und froh. Sein Kind. Er konnte es immer noch nicht fassen. Sein Kind, Harry, er lebte! Er war nicht tot! Nicht umgebracht worden! Er hatte seinen Jungen wieder! Und er konnte Diesem alle möglichen Witze und Streiche zeigen, wie er es sich immer vorgestellt hatte! Sirius lächelte und auch bei ihm kamen verräterische Tränen, als er dieses Bild sah. Er beobachtete die Beiden, lächelte Remus auch an. Und überraschenderweise begannen auch bei ihm die Lücken in seinem Gedächtnis sich zu schließen, von denen er gedacht hatte, dass Azkaban Schuld trug. Er beobachtete, wie Harry schließlich, vom Weinen vollkommen erschöpft, in den Armen seines Vaters einschlief. „Was willst du tun?“, meldete Remus sich leise, als er sah, dass Harry schlief. James war noch nicht bereit, seinen Sohn wieder los zu lassen, aber es mussten Dinge geklärt werden, das war unvermeidbar. „Du kannst Harry nicht hier behalten, die Welt sieht ihn als ihren Retter und es kann nicht lange dauern, bis Irgendwer merkt, dass er nicht ist, wo er sein sollte.“ Er ist genau da, wo er sein sollte,“ knurrte James nur, strich über die wirren, kurzen Locken seines Jungen. „Aber normalerweise lebt er nun mal bei seinen Verwandten und Dumbledore kontrolliert das... und solltest du den Jungen in der Gestalt entführt haben, in der du hier rein gestürmt bist, wirst du ohnehin einen riesigen Aufruhr verursacht haben, den wir besser schnell besänftigen.“ „Und wie bitte soll ich das tun?“, fragte James ruhig, ohne aufzusehen, zu sehr faszinierte ihn das fein gezeichnete Gesicht seines Kleinen. Ihm war es vollkommen gleich, wenn er die gesamte magische Welt erschüttert hatte. Das hätte ihm gleichgültiger gar nicht sein können, denn die Welt hatte ihm seinen Harry weggenommen! „Du... wir, wir beide, ich werde im Gegensatz zu Sirius nicht mit ganzen Hundertschaften gesucht, sollten zum Ministerium, wo du sagen kannst, dass du noch lebst und dass du die Vormundschaft über dienen Jungen beantragst, sowie eine Erklärung, warum deinem Testament nicht nachgekommen wurde. Sollten deine Eltern noch leben, wäre dagegen verstoßen worden und das ist ein Verbrechen. Damit könnten wir anfangen, Dumbledore da zu treffen, wo es ihm richtig weh tut... bei seinem hochheiligen, weißen Ruf und wer weiß, was wir noch alles ausgraben können?“, fügte er mit einem kühlen Lächeln an. Ja, da hatte es Jemand gewagt, seinem Rudel zu schaden und auch, wenn er eigentlich vorzog, es nicht zu zeigen und in der Menge unterzugehen, er war ein Alpha und ein verdammt aggressiver dazu, was aber nur bei Vollmond wirklich auffiel. Niemand schadete seinem Rudel, außer dieser Jemand hatte den akuten Wunsch nach einem grausamen und langwierigen Tod. James sah Remus eine Weile lang an, dann zu Sirius. „Ja, das ist gut, dann kann ich Siri vielleicht auch gleich frei klopfen, wo ich schon dabei bin,“ stimmte er zu. Er wollte einfach nur seinen Jungen und seine Freunde wieder um sich haben. „Mit etwas Glück können wir dann schon bei meinen Eltern zu Abend essen denn, nichts für ungut Sirius, ich mag dieses Haus immer noch nicht.“ Sirius grinste etwas. „Denkst du, ich? Was meinst du, warum ich meine Ferien immer bei einem von euch verbracht habe?“ Remus legte James, er konnte immer noch nicht so ganz fassen, dass der wirklich lebte, eine Hand auf die Schulter. „Komm, wir sollten gehen. Um diese Zeit sind viele Leute im Ministerium und Irgendwer wird es an die Presse weiter geben. Damit der Alte was hat, an dem er sich die Zähne ausbeißen kann.“ James sah auf seinen Arm herunter, wo sein Junge friedlich schlief, auch, wenn die Wangen noch tränenfeucht waren. Ja, je schneller er das hie regelte, umso besser für sie Alle, auch für Harry, beschloss er. Vorsichtig stand er wieder vom Boden auf, scheuchte Sirius vom Sofa und legte Harry hin, löste vorsichtig dessen Arme, blieb aber neben ihm sitzen, bis er sich beruhigt hatte. „Alles gut, mein Kleiner,“ versprach er, küsste Harrys Stirn. „Ich beeile mich ganz doll, um schnell wieder da zu sein und dann lernst du deine Familie kennen, ich verspreche es...“ Er breitete eine Decke, die ihm gegeben wurde, über den Schlafenden, sah dann zu Sirius. „Ich verlass mich auf dich, lass ihn bloß nicht allein und Niemanden ins Haus!“ „Dürfte schwer werden, nachdem du die Tür in Brennholz verwandelt hast,“ konterte Sirius, lächelte aber. „Ich bleibe, keine Sorge.“ Er zog seinen Zauberstab. „Ich verteidige ihn, mit meinem Leben...“ „Ich mach die Tür... ach, verdammt! Mein Zauberstab ist ja weg...!“ „Ich repariere die Tür auf dem Weg nach draußen,“ versprach Remus nur, fiel James damit ins Wort. „Lass niemanden rein, die Kamine sind alle nicht verbunden, niemand weiß, laut deiner Aussage, wo du bist, auch Dumbledore nicht?“ Siriuss schüttelte den Kopf. Der Alte hatte immer wieder gefragt, aber er war mit der Sprache nicht herausgerückt. Azkaban hatte ihn dafür zu vorsichtig werden lassen. Und das schlechte Gefühl, das er gehabt hatte, zusammen mit seinem löchrigen Gedächtnis, das sich von Sekunde zu Sekunde weiter zu schließen und zu komplettieren schien. „Beeilt euch,“ forderte er einfach, setzte sich, den Zauberstab neben sich, dahin, wo James gerade noch gesessen hatte, eine Hand schützend über Harrys Seite liegend. Das war wohl wirklich Alles etwas viel gewesen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)