Tochter des Mondes von Lerex ================================================================================ Kapitel 1: Zwischen zwei Leben gefangen --------------------------------------- Ich träumte. Ich wusste, dass ich träumte, und das dieser Traum nicht richtig war. Nicht richtig für eine Clankatze. Dennoch wollte ich nicht aufwachen, denn es war ein schöner Traum. Ein Traum von den letzten Tagen mit meiner Mutter, wo es uns noch gut ging. Wie sie meine Geschwister und mich putzte, uns den Hof zeigte und noch einiges anderes mit uns machte. Plötzlich mischte sich unter die Stimmen meiner Geschwister eine andere. „He du Schlafmütze, wach auf! Komm schon Mondpfote! Steh endlich auf!“ Ich dämmerte schon aus dem Traumland, als mein Wecker mir auf einmal in die Schulter biss. Nun war ich endgültig wach. Mit halb zusammen-gekniffenen Augen fuhr ich zu meinem Kameraden herum und fauchte ihn an: „Lass das Windpfote! Wie oft muss ich dir noch sagen, das du mich nicht mit einem Biss wecken sollst?!“ Ja. Windpfote war es. Er war es immer gewesen der mich aufgeweckt hatte. Mich die junge halbe Hauskätzin, die auch zur Hälfte das Blut des Waldclans in sich trug. „Was den Mondpfote? Hast du wieder geträumt? Von was?“, fragte er neugierig. „Das geht dich nichts an!“ fauchte ich ihm zu und lief aus dem Bau der Schüler. Als ich auf den Lagerplatz trat sah ich sofort, warum er mich geweckt hatte. Unsere Mentoren, Schwarzklaue und Silberklaue, warteten am Dornentunnel, der aus dem Lager hinaus führte. Wieder einmal nahmen die beiden uns mit auf Patrouille. Während wir die Grenzen unseres Gebietes ab liefen bewunderte ich Windpfote für seine Schnelligkeit, der er auch seinen Namen verdankte, ebenso für sein braun graues Fell, womit er vor allem im Wald wenig auffiel. Ich dagegen hatte ein silberweiß schimmerndes Fell, was vorallem in Vollmondnächten besonders leuchtete, und kam mir immer viel zu auffällig vor. Nur in der Blattlehre war es annehmbar, denn dann war schließlich alles weiß. Unser Weg führte uns zuerst zu den Windfelsen, auf denen es immer sehr windig war, von dort aus weiter zum Kleeblattsee, dann den Fluss hinauf, bis zu Totos Hof. Die Zweibeiner hatten noch keinen Donnerweg hierher gebaut. Sie ritten noch auf Pferden zu den anderen Siedlungen. Bei Totos Hof wurde ich langsamer. Dies war der Ort an dem ich geboren worden war. Ich erinnerte mich sehr genau an die Zeit dort... *~*~* Meine Mutter, Sternchen, war eine liebe Kätzin gewesen. Auch sie hatte ein helles Fell. Oft hat sie meinen Geschwistern und mir von unserem Vater erzählt. Sie sagte er sei aus dem Wald gewesen, dem man von den Fenstern des Hauses aus sehen konnte. Wir haben ihr nie geglaubt. Dann, eines Abends, wir spielten gerade in der Scheune, brach dort ein Feuer aus. Unsere Mutter wollte uns helfen. Sie hörte uns von innen schreien. Das alte Zweibeiner Pärchen lief hinein um uns zu retten. Sie schafften es, doch starben sie selbst kurz darauf an ihren Verletzungen. Die anderen Zweibeiner, die aus der großen Siedlung gekommen waren konnten sie nicht retten. Diese Nacht schlief keiner von uns. Wenige Tage später kamen neue Zweibeiner. Ein Teil von ihnen reparierte die Scheune, der Rest ging ins Wohnhaus. Erst am Abend merkten wir, das jene die ins Haus gegangen waren nun hier leben würden. Sie mochten uns, und wollten uns bei sich aufnehmen, doch hatte ihr eigener Kater, Toto, etwas gegen uns. Er versuchte meine Geschwister und mich zu töten, während er unsere Mutter verprügelte, wenn sie versuchte uns zu helfen. So waren wir gezwungen im Stall bei den andren Tieren zu schlafen. Wir alle wurden mit der Zeit immer schwächer. Vor allem Sternchen. Sie hatte der Tod unserer Zweibeiner schwer getroffen. Als wir alle schon dachten, das wir sterben müssten erschien ein fremder Kater. Er hatte graues Fell mit einem leichten Silberschimmer. Ich war noch die kräftigste und stellte mich schützend vor Sternchen. Der Fremde jedoch lächelte nur freundlich und mitfühlend, aber auch traurig. „Mach dir keine Sorgen... ich bin nicht gekommen um euch etwas anzutun, meine Tochter.“, sprach er und ging zu meiner Mutter. Er hockte sich neben sie. „Oh, Sternchen... Ich habe das Feuer gesehen, doch konnte ich nicht eher kommen. Und nun liegst du hier. Auf deinem Weg zum Sternenclan. Ich kann dir leider nicht mehr helfen, meine Liebste...“ sprach er leise. Sternchen versuchte sich aufzurichten, schaffte es aber nicht. Durch ein Maul voll Schmutz hustete sie leise: „Silberstreif... ich liebe dich... bitte... bitte rette unsere Jungen...“ Dann schloss sie die Augen und rührte sich nicht mehr. Silberstreif heulte Schmerzvoll auf. Er zitterte am ganzen Körper. Ich lag inzwischen zwischen meinen Geschwistern und spürte, wie nacheinander langsam auch das Leben aus ihnen wich. Leise begann ich zu wimmern. Dies machte Silberstreif auf mich aufmerksam. Der Kater sah, das meine Geschwister unserer Mutter gefolgt waren. Langsam stellte er sich wieder auf die Pfoten und kam zu mir. „Kleine Kätzin... Meine Tochter... ich bringe dich zu meinen... zu unserem Clan...“, sprach er traurig und packte mich am Nackenfell. Erst jetzt merkte ich wirklich wie groß der Kater war, der mich Tochter nannte. Ich war fast fünf Monde alt, und er konnte mich einfach so tragen. Er trug mich fort vom Hof, durch einen Bach und in den Wald, den ich so oft von den Fenstern aus angeblickt hatte. Nun erst glaubte ich meiner Mutter, das mein Vater aus dem Wald kam. Und auch das es dieser Kater war, der mich dorthin trug wo er zu Hause war. Wenig später waren wir im Wald und Silberstreif trug mich wortlos. Mitten im Wald hielten wir an.Er setzte mich ab. Es roch an diesem Ort nach fremden Katzen. Nun fiel mir auch auf, das der Geruch all dieser Katzen auch am Fell meines Vaters hing. Dieser blickte mich an. Er sah eindeutig meine Mutter in mir, das sah man ihm an. Langsam begann er zu sprechen: „Wie... viele Monde sind seit deiner Geburt vergangen?“ Ich wunderte mich über diese Frage und antwortete zögernd: „E... etwa fünf..“ Silberstreif nickte langsam. „Dann hast du noch einen Mond Zeit, um die Grundregeln des Clans zu lernen... Und auch andere Dinge für das Leben im Clan...“, meinte er daraufhin und nahm mich wieder am Nackenfell. Nun trug er mich zu einem Dornenbusch. Erst als wir ziemlich nah waren entdeckte ich den Tunnel darin. Auf der anderen Seite des Dornentunnels war eine Lichtung. In der Mitte war ein alter Efeu bewachsener Baumstumpf mit ein paar niedrigen Ästen, an welchen einige Efeuranken herunter hingen. An anderen Stellen der Lichtung konnte ich ein paar Büsche sehen. Bei einem weiteren Dornenbusch tauchte gerade eine andere Katze aus einem Loch auf, welches man gerade so erahnen konnte. Sie entdeckte Silberstreif und dann mich. Bei meinem Anblick runzelte sie verwirrt die Stirn. Langsam kam sie zu uns. Ich sah, das es eine hellbraune Kätzin mit etwas dunkleren Streifen war. „Silberstreif, wer ist das Kätzchen?! Es riecht nach Zweibeinern!“, fragte sie entsetzt. Vorsichtig setzte er mich zwischen seine Vorderpfoten ehe er sprach: „Sandstreif, dieses Kätzchen ist meine Tochter!“ Durch Sandstreifs vorherige Worte waren einige andere Katzen aufmerksam geworden. Sie kamen unter den Büschen an den Rändern der Lichtung hervor. Zwischen dem Efeu am Baumstumpf tauchte auch eine komplett schwarze Katze auf. Irgendetwas sagte mir, das dies der Anführer war. Langsam sammelten sich die anderen um uns. Ich zitterte am ganzen Körper. „Keine Sorge, kleine... es wird alles Gut...“, flüsterte Silberstreif mir deswegen leise zu. Als er meinem Blick folgte flüsterte er mir erneut etwas zu: „Die Katze die aus der Höhle im Baumstumpf kam ist unsere Anführerin Pantherstern...“ Kurz nachdem er geendet hatte war sie auch schon bei uns. „Ich bin mir nicht sicher ob ich deine Antwort auf Sandstreifs Antwort richtig verstanden habe. Ist diese kleine Wirklich deine Tochter, Silberstreif?“, fragte sie ruhig. „Ja. Sie ist meine Tochter. Und ich weiß das du als nächstes Fragen wirst, wieso sie nach Zweibeinern riecht. Der Grund dafür ist ganz einfach: Ihre Mutter war ein Hauskätzchen...“, sprach er mit Schmerzerfüllter Stimme. Kurz rang er mit sich, ehe er weiter erzählte: „Wir alle haben vor einiger Zeit das Feuer vom Hof im Norden gesehen. Dort wurde sowohl meine Tochter, als auch vor ihr schon ihre Mutter geboren. Ich schaffte es erst heute dorthin zu gelangen. Ich habe mir schon die Ganze Zeit schreckliche Sorgen gemacht. Nicht unbegründet... Ich fand sie alle, meine Liebste und unsere Jungen, sterbend im Stall der Zweibeiner und war zu spät... vor meinen Augen starb sie... und mit ihr unsere Jungen, bis auf dieses eine...“, traurig blickte er auf mich herab. Nach Momenten des Schweigens, die mir furchtbar lang erschienen, sagte Pantherstern schließlich: „Ich verstehe deinen Schmerz, Silberstreif. Weil sie deine Tochter ist und somit zur Hälfte das Blut des Waldclans hat, wird sie ein Mitglied des Clans werden. “ Damit waren ein paar andere zwar nicht einverstanden, aber sie widersprachen ihrer Anführerin nicht. Pantherstern blickte sich einmal kurz um und dann schaute sie eine in verschiedenen Brauntönen gefleckte Kätzin an. „Fleckenfell? Deine Jungen und Silberstreifs Tochter haben etwa das gleiche Alter. Würdest du dich bitte mit um sie kümmern, bis sie zur Schülerin wird?“ „Natürlich Pantherstern.“, antwortete die gefleckte Kätzin. Vorsichtig kam sie zu mir und meinem Vater. Dieser trat etwas zurück, damit Fleckenfell mich nehmen konnte. Sie brachte mich zum Dornengebüsch und stieg hinab in das Loch. Dort erkannte ich, das es eine Höhle zwischen den Wurzeln war, die in mehre Bereiche unterteilt war. In allen lagen Nester aus Heu, bei manchen älter als bei anderen. In denen mit ziemlich frischem Heu roch ich andere Kätzchen. Fleckenfell brachte mich zu einem Nest im westlichen Teil. Dort setzte sie mich zwischen ein paar andere Junge. Sie schliefen alle. Fleckenfell legte sich neben uns. „Du solltest etwas schlafen, Kleine...“, meinte sie, ehe sie selber einschlief. Und so begann meine Zeit im Clan. *~*~* Ja, dachte ich. Es war Schön hier... Ich wusste, ich könnte wieder zu den Zweibeiner zurück gehen, wenn ich wollte. Toto würde mir nichts mehr tun. Ich konnte wieder bei den Menschen leben, auch wenn es nie mehr so sein würde wie früher. Doch ich konnte mich nicht entscheiden. Ich wollte einerseits zurück in die behagliche Wohnung, und mir nicht immer Sorgen machen müssen, ob ich den nächsten Tag überlebe, andererseits wollte ich nicht meinen Clan im Stich lassen, auch wenn mich ein paar Katzen nicht mochten. Ich war gefangen zwischen zwei Welten und wusste dies auch, ohne das ich irgendetwas dagegen tun konnte. „He! Mondpfote! Komm schon, oder willst du dort wurzeln schlagen?!“, rief Windpfote, der schon mit unseren Mentoren weiter gelaufen war. „Ja! Ich komme schon!“, rief ich ihm zurück und preschte los. Eins jedoch wusste ich. Wenn ich mich nicht bald für ein Leben entschied, würde ich dem Clan Ärger einbringen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)