Augenblick von Rakushina (Momente von Freud und Leid) ================================================================================ Kapitel 2: Herbst ----------------- Rapunzel hasste den Herbst. Es war nicht die Jahreszeit an sich, die sie hasste, eher das, was sie ankündigte. Nach dem Herbst folgte der Winter, die kalte Zeit, die sie allein im Turm verbrachte und außer Schnee nichts in ihrer Umgebung erblicken konnte. Doch dem Winter konnte sie nicht böse sein, nur dem Herbst, der durch sein buntes Farbenspiel mit den Blättern Schönheit und Sorglosigkeit heuchelte, sie tröstete, nur um in wenigen Wochen wieder zu verschwinden und sie mit der Kahlheit der Natur alleine zu lassen. Sie hasste ihn, denn er war die Ruhe vor dem Sturm. Vor der Einsamkeit. Normalerweise. Denn auch wenn der Herbst sie bald verlassen würde, würde sie nicht einsam bleiben und dadurch, dass er die Blätter wegfegte, verkürzte er ihre Sehnsucht. „Rapunzel!“ Denn was der Wald verhinderte, machte der Herbst möglich und blies die Blätter davon, die sonst das Antlitz ihres Liebsten verdeckten. Wenn sie ihn nun schon von weitem sehen konnte und wie er immer schneller zu ihr riet mit seinem edlen Pferd, begann ihr Herz zu rasen. „Silvio! Endlich bist du da...“ Als wollte der Herbst sagen „Hier ist er, ich zeig ihn dir. Siehst du? Du bist nicht einsam“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)