Please don't be like this von dat_Yoh-Chan (Vorgeschichte zu Treat it like that) ================================================================================ Kapitel 8: ----------- An diesem Morgen waren sie etwas früher wach gewesen und deshalb konnten sie sich ein wenig mehr Zeit lassen, als an den anderen Tagen. Ruki saß bei geöffnetem Kofferraum auf der Ladefläche des Mitsubishi, ließ die Beine baumeln, während er den Älteren dabei beobachtete, wie er genüsslich seinen Kaffee trank und dabei die Umgebung etwas in Augenschein nahm. Wie er ihn so betrachtete, versank er in Gedanken. Ob er jetzt wohl öfter mit Uruha fahren würde? Oder würde Uwayaku-san es doch noch einmal mit Kaoru versuchen? Allerdings hatte sicherlich auch Uruha einen festen Partner, den er nur wegen dieser einen Tour sicher nicht hängen ließ. Ein eingefahrenes Team, das auch ihr Chef nicht einfach auseinanderreißen würde, nur, weil sie sich mittlerweile offensichtlich doch ganz gut ergänzten. Aber wer außer ihnen würde das schon sehen und nicht nur auf das Ergebnis schauen? Und das war reichlich ernüchternd. Noch immer hatten sie keine Ahnung, wie weit hinter dem nächsten Wagen sie waren, welche Strecke sie aufzuholen hatten und allein bei dem Gedanken machte sich ein mulmiges Gefühl in ihm breit. Es war schon ein Wunder, dass sich der Vorsitzende nicht noch einmal bei ihnen gemeldet hatte, nachdem er ihn am Vortag so abgewimmelt hatte. Das GPS lief immerhin und damit sollte wohl auch ihre Position bekannt sein. Aber bis sich jemand bei ihnen meldete, um ihnen nochmals Feuer unter dem Hintern zu machen - und das würde garantiert passieren - wollte er sich lieber nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen, wie der Chef sie dieses Mal zusammenfalten würde. Und so beobachtete er lieber weiter den Älteren, versuchte, sich so ein wenig abzulenken. Es würde doch sowieso nichts bringen, sich schon vorher verrückt zu machen. Schlimmer ging es immer und besonders Uwayaku-san hatte dafür ein besonderes Talent. Doch auch so wusste er nicht genau, was sie in der Zwischenzeit noch tun konnten. Zusammengeräumt hatten sie bereits, fertig waren sie auch und selbst die Verbände hatten sie schon gewechselt. Als er aber so der Stille lauschte, fiel ihm eines wieder ein. "Wie lang spielst du eigentlich schon?", fragte er also, für den Anderen vollkommen aus der Luft gegriffen und überrascht wandte Uruha sich wieder zu ihm um. "Spielen?", fragte er irritiert. Damit aber brachte er Ruki nur zum Schmunzeln, als dieser auch selbst erkannte, dass der Blonde so, ohne Aufklärung, wohl kaum wissen konnte, wovon er eigentlich sprach und ihn durchaus sogar reichlich falsch verstehen könnte. "Gitarre meine ich.", erklärte er also knapp und nun lächelte auch der Ältere leicht. "Ach, sag das doch gleich! Seit ein paar Jahren schon, wieso?", gab er ruhig zurück, doch Ruki neigte nur den Kopf ein wenig, zuckte dann die Schultern. "Nur so. Und wann hast du angefangen zu schreiben?", fragte er also weiter, um sich die Zeit zu vertreiben und gleichzeitig auch noch ein paar Kleinigkeiten über den Blonden zu erfahren. Doch dieses Mal hob Uruha die Augenbrauen. "Wie kommst du darauf, dass ich schreibe?", fragte er in einer Mischung aus Misstrauen und Verwirrung. Niemand wusste davon, nicht einmal seine Familie! Aber der Kleinere zuckte nur einmal mehr die Schultern. "Die Noten, an denen du geschrieben hast? Oder ist das nichts eigenes?", stellte er die wohl berechtigte Gegenfrage und nun wurde der Blonde doch ein wenig rot und wenn ihn seine Beobachtungsgabe nicht einmal mehr im Stich ließ, wirkte er sogar irgendwie nervös, als er den Kaffeebecher in seinen Händen drehte. "Doch...Doch, das ist etwas eigenes. Ist das erste Mal, dass ich sowas mache. Dabei kam mir die Idee schon vor langem, aber angefangen, etwas aufzuschreiben, habe ich erst vor ein paar Monaten.", erklärte er und lächelte verlegen, wie ein kleiner Schuljunge, doch Ruki ließ sich nicht beirren, klopfte auf die freie Fläche neben sich. "Spiel es mir vor.", bat der Kleinere und einen Moment haderte der Ältere, ehe er dem doch zögernd nachkam und sich zu Ruki begab, um den Becher abzustellen und den Gitarrenkoffer zu sich heran zu ziehen und sein geliebtes Baby auszupacken, sich dann aber zu Ruki zu setzen. Gedankenverloren glitten seine Finger über die Saiten, den Korpus, ehe er doch etwas zweifelnd zu ihm sah, bemerkte, dass Ruki wohl genau die Bewegungen seiner Finger verfolgt hatte. Doch ein wenig schmunzelnd suchte er den Blick, doch gerade, als er ihn gefunden hatte, wandte er den eigenen ab. Wenn er dem Anderen etwas vorspielen wollte, dann sollte er sich auch vollends darauf konzentrieren. Und das tat er, seine Finger schlugen die Saiten an, nicht zu grob, und doch stark genug, um ihnen kräftige Töne zu entlocken. Und auch, wenn er anfangs trotz allem doch noch recht vorsichtig gewesen war, wusste er doch nicht, ob es Ruki überhaupt gefiel, wurde er doch mutiger, ging in der Melodie auf, schloss die Augen und vergaß das hier und jetzt, alles, was um ihn herum war. Und langsam, erst kaum merklich, schlich sich ein Lächeln auf die Lippen des Kleineren. Irgendwie war es entspannend, sodass auch Ruki schließlich die Augen zufielen, er sich zurücklehnte und selbst für einen Moment in seiner Welt versank, in der sie keine Probleme hatten. Dort musste er sich keine Gedanken machen. Gedanken über seinen Fuß, den Rückfall, Uwayaku-san, die Rallye und alles, was danach kommen würde. Doch so schnell, wie es begonnen hatte, war es auch wieder vorbei. So plötzlich, dass er selbst leicht zusammenzuckte und als er die Augen wieder öffnete, traf er Uruhas fragenden, sogar etwas unsicheren Blick. Das Lächeln aber war nur für einen Moment von der Realität von seinem Gesicht gewischt worden, ehe es sich wieder in seinem Gesicht breit machte. "Nicht schlecht. Vor allem für das erste Mal. Hat es denn schon einen Titel?", fragte er interessiert, doch Uruha schüttelte verlegen den Kopf, auch wenn er offensichtlich erleichtert war. "Ich wollte es erst einmal fertig schreiben, ehe ich dem Kind einen Namen gebe.", erklärte er sachlich und verstehend nickte der Kleinere. Doch ehe der Kleinere antworten konnte, wurden sie von einer Stimme aus dem Fahrerraum unterbrochen, die sie beide zusammenfahren ließ. Es dauerte einen Augenblick, bis sie realisiert hatten, dass sie angefunkt wurden - und das sicherlich nicht von irgendwem. Noch waren es nur undeutliche Laute, die zu ihnen vordrangen, dennoch ließen sie die Nervosität in Ruki wieder aufsteigen. Ein Blick zu Uruha verriet, dass es in diesem Fall nicht nur ihm so ging. Doch er räusperte sich leise, ehe er die erneute Stille durchbrach. "Ich werde mal antworten, sonst wird er noch wütender.", murmelte er, als er auf allen vieren nach vorn kroch und dabei versuchte, das verstauchte Handgelenk möglichst wenig zu belasten. Und doch sorgte genau diese Position dafür, dass Uruha einen Moment gar nicht anders konnte, als ihm auf den Hintern zu starren. Auch, wenn das jedenfalls Ruki nicht so bewusst war, dem Blonden dafür aber umso mehr und einen Moment ließ es ihn trocken schlucken, ehe er sich zur Vernunft zwang und den Blick losriss, sich lieber wieder seiner Gitarre zuwandte und sie wieder sicher dorthin packte, wo sie hingehörte. "Ruki hier!", meldete sich genau in diesem Moment der Kleinere, ehe er wieder auf, dieses Mal verständliche, Rückmeldung lauschte. Darauf ließ sich allerdings auch nicht lang warten. "Endlich meldet sich mal jemand! Ich hoffe ihr seid startklar, es geht bald weiter!", merkte ihr Chef doch ein wenig angenervt an, brachte den Kleinen so zu einem Seufzen und einem Augenrollen, ehe er das Funkgerät wieder an seine Lippen hob und den entsprechenden Knopf drückte. "Wir sind fertig und können es kaum erwarten, dass es endlich weiter geht und wir die verlorenen Positionen wieder einholen können!", gab er die Antwort, die Uwayaku-san von ihnen ohnehin hören wollte. Trotzdem war dann einen Moment Ruhe, ehe der Vorsitzende sich anscheinend amüsiert wieder zu Wort meldete. "Genau deswegen wollte ich euch bescheid geben. Das Aufholen sollte euch nicht allzu schwer fallen!" Es war wirklich unglaublich. Offenbar war das Glück an diesem Tag auf ihrer Seite, denn es dauerte nicht lang, bis sich die Aussage ihres Chefs bestätigte. Ruki staunte nicht schlecht, als er von den Noten aufsah, die Uruha ihm überlassen hatte, weil er neugierig gewesen war. Sie fuhren gerade am nächstgelegenen Lager vorhei, waren jetzt vielleicht eine Stunde unterwegs, auch wenn die neuen, besseren Bodenverhältnisse es Uruha erlaubten, ordentlich Gas zu geben und sie so wohl auch schon reichlich weit gekommen waren. Er hatte nicht auf den Kilometerstand geschaut, nicht einmal, seit sie diese Rallye angetreten waren und konnte daher nichts Genaues sagen. Er wusste nicht einmal, wie sie in der Zeit lagen. Aber er wusste, er sah, dass die Parkfläche des Lagers reichlich voll war. Auf eine Art war es deprimierend, das zu sehen, immerhin waren es die meisten dieser Teams, die gestern erst an ihnen vorbei gefahren waren. Andererseits fuhren sie jetzt eben nicht mehr. Und Uwayaku-san hatte ihnen erklärt, woran das lag: Selbst wenn sie fahren würden, weit würden die meisten nicht kommen. Dennoch hatten es manche versucht. Nicht nur, dass in einem anderen der Lager ein Brand gelegt wurde - auch wenn zu dieser Zeit niemand mehr dort gewesen war und so wenigstens niemand verletzt wurde, kein Auto beschädigt - sondern in eben diesem Lager hier wurde auch noch gammliges Essen serviert. Man schob es wohl zum jetzigen Zeitpunkt noch auf den Lieferanten, aber Genaueres wusste man noch nicht und gerade jetzt war man zu beschäftigt, um nach der exakten Ursache zu suchen. Vorrängig versuchte man gerade, die Fahrer irgendwie von den Toiletten zu bekommen, da, laut Aussage ihres Chefs "Alle, was sie gegessen oder auch nicht gegessen haben oben oder unten wieder heraus kam." Niemand war verschont geblieben, ihr Vorsitzender war nur froh, dass weder er, noch sein Team dort gewesen waren. Trotzdem war sowohl Ruki, als auch Uruha klar, dass sie die nächste Gelegenheit zum Tanken wahrnehmen mussten und sie hofften, dass die nächste Tankstation nicht allzu lang auf sich warten lassen würde. Dem Kleineren wäre es auch am liebsten gewesen, wenn sie noch einmal die Gelegenheit gehabt hätten, das Auto zu waschen, aber dazu gab es hier wohl keine Möglichkeit, oder sie mussten sich etwas einfallen lassen. Und Uruha war jetzt schon klar, dass Ruki spätestens nach der Rallye wohl die nächstbeste Chance eben dazu nutzen würde. Mit der Zeit waren sie weiter gekommen und schon jetzt konnten sie die ersten liegen gebliebenen Autos sehen. Ruki schüttelte sich, ehe er den Blick lieber abwandte und zu Uruha aufsah. "Sag mal...Morgen würde ich gern fahren...", fing er an und allein diese Aussage ließ Uruha stocken. Es war keine direkte Frage und doch schien es eine zu sein und so sah er irritiert zu dem Jüngeren. "Meinst du, du packst das?" Doch darauf verzog der Kleinere nur das Gesicht. "Sicher. Vor allem, wenn du heute noch besonders weit kommst. Das würde mir dann morgen einiges der Strecke sparen.", erwiderte er in einer Mischung aus Herausforderung und Empörung und genau das war es, was Uruha grinsen ließ, als er wieder einen kurzen Blick zu seinem Beifahrer riskierte. "Bist du sicher, dass du das willst?!", fragte er also und für Ruki war offensichtlich, dass der Größere damit die Herausforderung annahm und auch auf seine Lippen schlich sich ein freches Grinsen. "Wenn du kannst, dann nur zu. Worauf wartest du noch?", versicherte er. Die Antwort jedoch bestand nur aus einem Lachen und einer plötzlichen Beschleunigung, die ihn in den Sitz zurück drückte. Auch er musste leise lachen. "Aber wehe, du machst mein Baby kaputt!" Natürlich achtete Uruha trotz der Geschwindigkeit auch darauf, dass er der Umgebung angemessen fuhr. Und das nicht nur, weil Ruki das gern so wollte, sondern auch, wegen dem, was sie geladen hatten und weil ihm sein Leben lieb war. Immerhin hatten sie nicht nur seine wertvolle Gitarre und ihre Ausrüstung an Bord, sondern noch den ein oder anderen Benzinkanister. Immerhin hatten sie jetzt wenigstens eine Chance darauf, wieder möglichst weit nach vorn zu kommen, auch wenn er es nicht wagte, sich einen Platz auf dem Träppchen auch nur vorzustellen. Zu viele waren am Vortag an ihnen vorbei gefahren, so kam es ihm jedenfalls vor und auch Uwayaku-san hatte ihnen von dem Ausmaß ihres Rückfalls erzählt. Und doch tat er sein Möglichstes. Sie hatten ein gutes Auto und er wusste, dass Ruki sich im Stillen Vorwürfe machte, obwohl er das eigentlich gar nicht brauchte. Der Kleine konnte immerhin auch nichts für dieses Missgeschick, egal, was andere sagten. Und doch raste das Adrenalin durch seinen Körper, auch, als er einmal mehr einen verstohlenen Blick zu dem Dunkelhaarigen warf, der anscheinend über seinen Noten eingeschlafen war. Aber ihm sollte es recht sein. Es war mitterweile einige Zeit her, dass sie an dem letzten liegen gebliebenen Wagen vorbeigezogen waren und er glaubte auch nicht, dass es noch weitere geben würde. Nur kurz darauf hatten sie einen Tankstopp gemacht und während das Auto gefüllt wurde, hatten sie ihre Blasen entleert. Nur wenige Zeit, nachdem sie weiter gefahren waren, war Ruki eingeschlafen und bis jetzt nicht wieder aufgewacht. Wenigstens, so hatten sie festgestellt, lagen sie gut in der Zeit. Gut genug, um termingerecht ins Ziel fahren zu können. Und genau das hatte etwas tröstliches, auch wenn er noch immer Bedenken hatte, Ruki fahren zu lassen. Dabei ging es ihm keinesfalls um die Platzierung, er war sich sogar sicher, dass Ruki die letzte, finale Etappe durchziehen würde, alles geben, und genau da sah er das Problem. Würde denn auch der Knöchel und das Handgelenk des Anderen entsprechend mitmachen? Jedenfalls hoffte er das, denn er bezweifelte, dass der Kleinere sich von dieser Idee abbringen lassen würde, ganz gleich, welches Argument er bringen würde. Immerhin wollte auch er sich beweisen - Gegenüber der Welt, aber vor allem vor sich selbst. Er konnte nur beten, dass alles gut gehen würde und der Kleine sich nicht übernahm. Doch jedes Mal, wenn er wieder zu dem Jüngeren hinüber sah, wurde das Gefühl in ihm wach, die Gewissheit, dass dieser genau das tun würde, dass er verbissen auf sein Ziel hin arbeitete, koste es, was es wolle. Und wenn er eben danach Wochen lang nicht laufen konnte, dann sollte es eben so sein, aber dafür hatte er diese Rallye bis zu Ende durchgeführt, die letzte Etappe bis zum Schluss durchgezogen und das Auto ins Ziel gebracht, ohne zu schwächeln. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, wusste er nicht, ob er es selbst auch nur irgendwie anders handhaben würde. Und das nicht wegen dem Preis, nicht wegen dem Ruhm, nicht wegen ihrem Vorsitzenden, sondern einzig und allein für sich selbst. Sie hatten jetzt fast eine ganze Woche hinter sich gebracht. Eine anstrengede Woche allein in der Wildnis. Und wenn er so darüber nachdachte, kam es ihm vor, wie eine kleine Ewigkeit. Auch die Tatsache, dass er Ruki erst kurz vor dem Start kennengelernt hatte, erschien ihm vollkommen surreal. Er hatte den kleinen Brummnär lieb gewonnen und ihn in sein Herz geschlossen. Und genau das war es, was in ihm eine gewisse Angst auslöste. Er kannte ihn doch kaum, wer wusste schon, ob sie sich danach überhaupt jemals wiedersehen würden? Eigentlich sollte er ihn nicht so gern haben, und doch tat er es, konnte nichts dagegen tun. Er wusste nicht einmal, wie weit es nach so kurzer Zeit reichte, doch er wagte es nicht, darüber nachzudenken. Er wusste einfach, dass es besser so war und so beließ er es auch dabei. Vielleicht war er ja auch einfach viel zu lang allein gewesen und dieses Gefühl würde wie eine Seifenblase zerplatzten, sobald er Ruki eine Weile nicht mehr gesehen hatte. Zudem hatte er auch nicht die leiseste Ahnung, wie der Andere das alles sah. Er war schon die ganze Zeit unheimlich verschlossen gewesen, wenn es um ihn persönlich ging und vielleicht war er ja auch froh, wenn er Uruha endlich los war. In dieser Hinsicht konnte er ihn überhaupt nicht einschätzen. Wenn der Kleine es wollte und sich Mühe gab, konnte er ein Buch mit sieben Siegeln sein, eines mehr, das den Größeren so sehr faszinierte. Aber fragen konnte er ihn immerhin schlecht, musste es wohl auf sich zukommen lassen und wer wusste schon, ob Ruki ihm von sich aus die Chance gab, irgendwie den Kontakt zu halten, auch wenn es zur Zeit ganz und gar nicht danach aussah. Er würde ihn jedoch nicht drängen. Vielleicht wäre es auch einfach besser, nicht weiter zu grübeln. Ohnehin hatte er sich schon jetzt viel zu weit mit seinen Gedanken vorgewagt und es gab Anderes, auf das er sich gerade jetzt konzentrieren sollte. Der Tag, vor allem aber die Fahrtzeit neigte sich dem Ende und er hatte keine Ahnung, wie weit er es mittlerweile geschafft hatte, aber spätestens am morgigen Tag würden sie es wissen. Er musste nur zusehen, dass auch er selbst über die Nacht genügend Schlaf bekam, um im Notfall doch eingreifen oder sogar einspringen zu können. Immerhin fuhr er nun schon den zweiten Tag in Folge, tat über Stunden nichts anderes und den Schlaf, den er ein paar Tage zuvor versäumt hatte, hatte er bisher nicht aufzuholen geschafft. Und gerade jetzt, wo er daran dachte, machte sich die Müdigkeit in ihm bemerkbar und ein Gähnen schlich sich über seine Lippen. "Soll ich für ne Weile übernehmen?", hörte er mit einem Mal eine verschlafene Stimme neben sich, die ihn zusammenfahren ließ. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Ruki so plötzlich wach sein könnte, dass er das Gähnen hätte sehen können. Und so sah er überrascht neben sich. "Du bist ja wach?", stellte er also überflüssiger Weise fest und Ruki verdrehte die Augen. "Sieht wohl so aus. Jedenfalls mehr oder weniger. Und? Was ist nun?", hakte er nochmals nach und Uruhas Augenbrauen wanderten in die Höhe. "Was ist womit?", stellte er die Gegenfrage und genervt und zugleich verschlafen seufzte Ruki. Der hatte ihm wohl nicht zugehört. Wo war der Blonde nur mit seinen Gedanken? Der Kleinere hoffte jedenfalls, dass er damit bei der Strecke gewesen war. "Mit fahren.", entgegnete er dennoch erneut und Erkenntnis schlich sich in Uruhas Augen, die Rukis müdes Gemüt milde stimmte, doch dann schüttelte der Ältere den Kopf. "Ist nur Sauerstoffmangel und lang können wir heute ohnehin nicht mehr. Schone dich lieber für morgen, wenn du denen ordentlich in den Arsch treten willst.", gab er zurück und grinste schelmisch. Doch Ruki schnaubte nur. "Das kann ich auch so. Ich bin nicht aus Zucker. Und wenn dir Sauerstoff fehlt, mach das Fenster auf, wenn du den Kopf ne Weile raus hälst, hast du wohl erstmal genug Sauerstoff!", forderte der Kleinere doch ein wenig mürrisch, doch wieder hob Uruha irritiert die Augenbrauen. "Bei diesem Tempo?", wollte er wissen. Und erst jetzt warf Ruki einen Blick auf den Tacho. "Oh!", brachte er nur verblüfft und zugleich ertappt hervor und Uruha konnte nicht anders, als einfach nur milde zu schmunzeln. So lang es ging fuhr der Ältere noch im schnellstmöglichen Tempo, bis die Fahrtzeit vorüber war. Mittlerweile waren sie zum Stehen gekommen, der Campingkocher lief, auch wenn es an diesem Abend vergleichsweise nur eine Kleinigkeit gab. Viel Auswahl hatten sie ohnehin nicht mehr und so sollte es ihnen nur recht sein. Schließlich war es auch die letzte Nacht, die sie hier draußen verbrachten. Und so konnte sogar einmal der Größere für das Essen sorgen. Dass ein Lager in der Nähe war, das wussten sie, waren sie doch erst kurz zuvor daran vorbei gefahren, doch Uruha hatte den Vorschlag seitens Ruki abgelehnt, diese Nacht noch dort zu bleiben. Es war wie eine verkehrte Welt gewesen, doch es lag nicht daran, dass erst in der letzten Nacht in eben einem solchen Lager etwas gehörig schief gelaufen war, doch er wusste, dass Ruki nur seinetwegen gefragt hatte. Und er hatte eben diesen Vorschlag nur wegen dem Dunkelhaarigen abgelehnt. Er braucht das jetzt einfach nicht mehr, mit dem Wagen war auch alles in Ordnung und so konnte er ihm wenigstens noch einen Gefallen tun. Also hatte er einen Blick auf die Würstchen, wie sie auf der hellen Flamme brutzelten, während Ruki auf der anderen Seite des Kochers stand und sich ein wenig umsah. Hier war die Landschaft bei Weitem nicht mehr so kahl, der Boden war fest und von niedrigen Gräsern überwachsen, während hier und da einmal ein Busch oder Baum aus dem Boden ragte. Der Himmel über ihnen war dafür klar, die Luft frisch, roch nach Grün und Wasser, und die Temperatur war angenehm, auch wenn sie in der Zeit, in der sie hier standen schon abgefallen war und am Horizont einige dichte Wolken aufzogen, auch wenn sie noch nicht die ersten aufsteigenden Sterne verdeckten. Und doch merkte er, wie den Jüngeren etwas bedrückte. Er wirkte so nachdenklich, jedes Mal, wenn er zu ihm sah. Als er aber nichts sagte, holte er selbst schließlich einmal tief Luft. "Was ist los? Worüber denkst du nach, Ruki?", fragte er und der Angesprochene sah auf, wie aus seinen Gedanken aufgeschreckt. Einen Moment schwieg er, versuchte so wahrscheinlich, sich zu sammeln, ehe er antwortete. "Ich überlege, ob wir es uns leisten können, das Auto zu waschen.", murmelte er schließlich und es ließ Uruha stocken, seine Augenbrauen hoben sich zweifelnd. "Du willst WAS?!", fragte er irritiert, doch Ruki sah ihn an, als wäre seine Überlegung das Normalste der Welt. Als wäre es üblich, bei einer Rallye in der Nacht vor der Zieleinfahrt seinen Wagen zu schrubben. "Na das Auto waschen. Naja, wenigstens ein bisschen. Alles bekommen wir sowieso nicht ab. Ich weiß aber nicht, wie lang das Wasser noch reicht.", erwiderte er und bestätigte dem Blonden so, dass er sich leider nicht einfach so verhört hatte. Diser warf einen prüfenden Blick zu dem Mitsubishi, der wahrlich nicht mehr der Sauberste war. Aber was sollte man auch anderes erwarten?! Die Wagen der anderen Teams sahen auch nicht besser aus. Und so räusperte er sich nur, sah dann wieder zu dem Jüngeren. "Das ist nicht dein Ernst, oder?!", fragte er also, als würde er an dem Verstand seines Teampartners zweifeln, doch dieser hob die Augenbrauen, ehe er die Hände in die Seiten stemmte, auch wenn er mit seinem verletzten Handgelenk um einiges vorsichtiger umging, als mit dem anderen. "Jetzt hab dich nicht so. Wir haben Sandburgen gebaut, du hast mir mitten in der Pampa was auf der Gitarre vorgespielt, da werden wir doch wohl auch das Auto waschen können!", gab er nur auffordernd zurück und schon war er humpelnd hinter dem Wagen verschwunden und er konnte hören, wie die Kofferraumklappe geöffnet wurde, noch ehe er es sehen konnte. Er nahm wahr, wie der Andere im Inneren hantierte - und das mit seinem Handgelenk! Resignierend seufzte er also, verdrehte für sich die Augen. Der Kleine hatte wirklich komische Ideen. "Ruki, lass sein. Ich hol das nachher raus. Jetzt gibts erstmal was zwischen die Kiemen!", rief er nur und wandte sich dann wieder den Würstchen zu und konnte so das triumphierende Grinsen auf Rukis Lippen nicht sehen, als dieser wieder zu ihm kam. Auch wenn in ihm noch ein anderer Gedanke tobte, war es doch nicht nur das Auto gewesen, das ihm Kopfzerbrechen bereitet hatte. Immerhin, auch wenn er nicht wusste, wieso, mochte er nicht nur das Lied des Älteren irgendwie. Schon jetzt glaubte er nicht mehr daran, dass es Ruki wirklich nur um das Auto waschen gegangen war. Dazu war er selbst einfach zu nass, Ruki hatte definitiv zu viel Spaß und war selbst noch viel zu trocken. Er konnte wohl ruhigen Gewissens behaupten, dass bisher der Großteil des Wassers ihn selbst getroffen hatte und daran trug er selbst keine Schuld. Dabei war es doch mittlerweile noch kühler geworden und die Wolken hatten sich weiter zugezogen, sodass sich die Dunkelheit noch tiefer und schneller über sie legte. Und schon wieder sah der Kleine grinsend zu ihm herüber, was ihn selbst doch etwas schmunzeln ließ. Immerhin waren sie wenigstens mit dem Auto fast fertig und er war selbst erstaunt, wie gut sie es hinbekommen hatten. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet, vor allem, nachdem sie so improvisieren mussten. Nicht einmal einen Eimer hatten sie dabei gehabt. Dafür aber noch den Kochtopf, aus dem sie die Tage zuvor noch gegessen hatten. Lang hätte er ohnehin nicht mehr durchgehalten und sie brauchten ihn jetzt auch nicht mehr. Mit einem Lappen hatte es schon ein wenig komplizierter ausgesehen, doch Ruki hatte schließlich sein Handtuch geopfert. Wie genau er sich nun abtrocknen sollte, wussten sie beide nicht so genau, hatten sich auch noch nicht wirklich Gedanken über diese Problematik gemacht. Aber dass sie sich noch ein wenig frisch machen sollten, das war ihnen beiden wohl klar. Und vielleicht hatte Ruki dem Älteren in dieser Hinsicht nur ein wenig nachhelfen wollen, auch, wenn dazu das Wasser mittlerweile doch zu dreckig war von dem Schmutz der vergangenen Woche. Nun ja, jedenfalls hatte der Jüngere sich bisher damit heraus geredet, auch wenn sie beide wussten, dass es eben nur eine Ausrede war und nicht ganz der Wahrheit entsprach. Doch dieses mal holte Uruha selbst zum Gegenschlag aus und noch ehe der Dunkelhaarige ihn dieses Mal vollspritzen konnte, griff er selbst nach dem Topf und mit genügend Schwung landete der Inhalt auf Rukis Oberkörper und Hose. Überrumpelt wich dieser einen Schritt zurück, als er einen überraschten Laut von sich gab und die Hände abwehrend hob, doch das half ihm auch nicht mehr. Er war definitiv tropfend nass bis auf die Haut und der Stoff klebte an eben dieser. Nur langsam öffnete er die Augen, sah an sich hinab, als würde er nur langsam verstehen, was gerade eben passiert war, als auch schon das Lachen des Älteren zu ihm durchdrang. Erst dann richtete er seinen Blick auf Uruha. Im nächsten Moment ging alles ganz schnell, plötzlich hatte der Kleinere sein feuchtes Shirt ausgezogen, präsentierte seinen gut gebauten, proportionierten Oberkörper. "Na warte!", rief er und warf dem Größeren das nasse Bündel entgegen und stapfte diesem dann so schnell sein Fuß es eben zuließ entgegen. "Das bekommst du wieder!", fauchte er drohend, auch wenn das Grinsen auf seinen Lippen ihn verriet. Uruha wehrte jedoch das Shirt mit seiner Hand ab, wich aber dennoch langsam zurück, noch immer breit grinsend. "Dazu musst du mich aber erst einmal kriegen!", gab er nur zurück, ehe er sich, trotz allem doch dicht gefolgt von dem Kleineren, auf die Flucht begab. Doch der Dunkelhaarige knurrte leise, aber gefährlich. "Na los, komm doch!", neckte Uruha dennoch weiter und dieses Mal war es ein Schnauben, das der Andere von sich gab. "Keine Sorge, ich kriege dich, du entkommst mir nicht!", versprach er brummend und der Ältere drehte sich im Gehen doch wieder zu ihm um, wich nur noch rückwärts weiter, immerhin wusste er, dass Ruki ohnehin nicht so schnell konnte. "Also bisher sieht das aber nicht danach aus!", erwiderte er nur siegessicher grinsend, doch schnell verschwand eben dieses von seinen Lippen. Mit einem Mal war der Boden unter seinen Füßen verschwunden, kein Gras mehr, kein Sand. Erst bemerkte er gar nichts mehr, ruderte mit den Armen, die Augen geweitet, während er fiel, unaufhörlich immer weiter nach hinten kippte und wie in Zeitlupe erkennen konnte, dass auch die Gesichtszüge des Kleineren geschockt entgleisten. Doch noch ehe er auch nur irgendein Geräusch von sich geben konnte, landete er auch schon in dem Wasser eines kleinen Erdloches, gerade tief genug, dass seine Füße den schlammigen Boden berührten und trotzdem tauchte er ganz in das trübe Nass. Als er wieder auftauchte, kniete Ruki sich gerade am Ufer nieder, bereit, ihm zu helfen und einen Moment starrte der Kleinere ihn entgeistert an, ehe er aber doch zu lachen begann. "Du siehst ein bisschen nass aus!", kicherte er nur, erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert war und richtete sich wieder weiter auf, während Uruha sich eine der feuchten Strähnen aus dem Gesicht strich. Doch wie auf Komando fielen just in diesem Augenblick die ersten Tropfen und der Blick des Älteren verfinsterte sich weiter, als er nach oben in die Wolken blickte. Er war noch nicht einmal aus dem Wasser heraus, als der Himmel alle Schleusen öffnete und es noch heftiger zu regnen begann. Und nun, als er sich neben Ruki an den Rand setzte, der selbst missmutig hinauf sah, die Hände auf den Oberschenkeln abgelegt, während er die Schultern hängen ließ. "Du bist aber auch nicht gerade trocken. Sieht aus, als müssten wir heute wenigstens nicht stinken!", schmunzelte er, doch Ruki schnaubte darauf nur. "Und als müssten wir uns ein Handtuch teilen!" Mittlerweile war es noch kühler geworden, weswegen sie sich vor geraumer Zeit mit ihren Schlafsäcke ins Auto zurück gezogen hatten. Eigentlich wollten sie schlafen, spät genug war es bereits, damit sie den nächsten Tag noch einmal alles geben konnten. Doch ganz so, wie es sollte, funktionierte es einfach nicht. Uruha lag schon seit gefühlten Stunden mit geschlossenen Augen wach, während Ruki sich von einer Seite zur anderen drehte, die Beine an den Körper zog und wieder streckte, doch so ganz half das alles nicht. Ihm war kalt und wenn er fror, konnte er einfach nicht einschlafen. Dabei musste er es doch, wo Uruha schon eingewilligt hatte, dass er ihn fahren ließ!! Und da sie nichts weiter dabei hatten, womit er sich noch zusätzlich hätte zudecken können und es auch nur wenig bringen würde, die gesamte Nacht den Motor laufen zu lassen - vor allem, weil er nicht einmal wusste, ob es dem Älteren dann wiederum zu warm werden würde - fiel ihm nur noch eine Möglichkeit ein. Und so richtete er sich weiter auf, um über die Lehne nach hinten sehen zu können, fröstelte ein wenig, als die doch noch etwas kühlere Luft auf seine nackten Arme traf. Er hoffte nur, dass der Andere nicht bereits schlief, sonst würde er sich wohl doch noch etwas einfallen lassen müssen. Er könnte sich auch einfach noch etwas überziehen, aber dafür müsste er entweder nach draußen, oder an dem Blonden vorbei... Und so ein Körper wärmte ja doch um einiges Besser und vor allem auch sofort und so schien es ihm momentan als die beste Alternative. Und so sah er auf ihn hinab, seufzte leise. Uruha sah so friedlich aus. Und wenn er nicht schon längst schlief, dann war er jedenfalls kurz davor. Dennoch musste er es einfach versuchen, dann würde er wohl auch mehr wissen. "Pst! Uruha!", zischte er also in die nächtliche Stille und einen Moment geschah gar nichts. Doch dann bewegte der Ältere sich ein wenig, ehe er ein leises, verschlafenes "Hmm..?!", von sich gab. "Schläfst du schon?", fragte Ruki überflüssiger Weise und langsam öffneten sich die dunklen Augen des Größeren. Müde sah er zu dem Anderen auf, ohne sich sonst weiter zu bewegen, die Hand auch weiterhin locker auf seinem Bauch. "Fast. Was ist denn los?", murmelte er und entlockte so dem Dunkelhaarigen ein leises Seufzen. "Kann nicht schlafen.", nuschelte er, doch ein wenig verlegen und die Brauen des Älteren hoben sich. Fragend sah er ihn an, als wolle er wissen, was genau er nun dagegen tun konnte und unter diesem Blick kam sich der Jüngere unheimlich dumm vor - der Regen hatte mittlerwiele wenigstens so weit nachgelassen, dass ab und an etwas Mondlicht durch die sonst so dichte Wolkendecke brach, sodass der Kleinere die Gesichtszüge des Älteren gut nachvollziehen konnte. Und so sprach er weiter. "Mir ist kalt.", murmelte er und konnte darauf sehen, wie der Ältere den Oberkörper hob und sich etwas drehte, um ihn weiter ansehen zu können, ehe er sich auf seinen Ellenbogen stützte. Anscheinend wollte er etwas sagen, seine Lippen öffneten sich, als der Mond auch schon wieder hinter den Wolken verschwand und sich sein Gegenüber wieder in eine schemenhafte Silhouette verwandelte. Doch Ruki wollte jetzt keine anderen Vorschläge hören. "Kann ich mit bei dir pennen?", fuhr er deswegen schnell fort, ehe auch nur ein Laut über die Lippen des Älteren kam und sofort nahmen Uruhas Augen einen so überraschten Ausdruck an, dass Ruki selbst in der Dunkelheit ein Aufblitzen in diesen zu erkennen glaubte. Doch dann lächelte der Ältere und der Kleinere hörte, wie der Reißverschluss des Schlafsackes weiter aufgezogen wurde. "Klar, komm her!", sagte der Blonde nur und ihm entging auch nicht das triumphierende Geräusch, das der Jüngere von sich gab, ehe er sich aus seinem Schlafsack schälte und dann umständlich über die Lehne kletterte, darauf bedacht, seinen Teamkollegen dabei nicht aus Versehen zu erschlagen. Und noch während er versuchte, sich mit in den Schlafsack des Älteren zu schieben, griff dieser nach vorn, um Rukis zu ihnen zu ziehen, damit sie sich damit zudecken konnten. Immerhin war ihm klar, dass es zu zweit in nur einem davon wirklich eng werden könnte und er wusste nicht, ob das dem Kleineren gefallen würde. Doch als er dessen kühle Haut an seiner spürte, zuckte er zusammen, erschauderte einen Moment, ehe er zu ihm hinab sah. "Du bist wirklich eiskalt. Nicht, dass du krank wirst!", gab er zu bedenken, doch der Dunkelhaarige schüttelte den Kopf, kuschelte sich bereits in seine angewärmte Schlafgelegenheit, die auch noch fremd, und doch angenehm roch. Und so ließ auch Uruha sich zu ihm sinken und deckte sie beide zu. "Werde ich schon nicht.", antwortete der Jüngere nun doch noch und Uruha lächelte nur sachte, legte einen Arm um ihn. Es kam ihm in diesem Moment einfach so richtig vor und Ruki bestätigte ihm das, als er leise, aber wohlig seufzte, sich nur noch näher an die Wärmequelle kuschelte. "Irgendwie...mag ich dich...", nuschelte er, mittlerweile schon im Halbschlaf. Er war wirklich müde gewesen und nur das hier hatte ihm nur noch gefehlt, um endlich seinen Schlaf zu finden. Ein sanftes Lächeln schlich sich zur Antwort auf Uruhas Züge, doch er sagte nichts mehr. Und doch war er verblüfft, dass der kleine Kerl in seinen Armen schon wenige Momente später eingeschlafen war. Als Ruki am Morgen erwachte, fand er sich mit der Front zu dem Größeren gedreht, der ihn noch immer im Arm hielt. Nichts hatte sich an ihrer Position seit der Nacht geändert, mit der Ausnahme, dass seine Hände sich im Schlaf wie von selbst an die Brust des Anderen gelegt hatten und er musste feststellen, dass das, was er spürte, sich irgendwie unheimlich gut anfühlte. Ihm war unheimlich warm und nur einen Moment fragte er sich, was genau das zwischen ihnen war. Aber das Ergebnis, auf das er viel zu schnell kam, war glasklar und sorgte dafür, dass er am liebsten im Erdboden versunken wäre. Denn das, was es war, war nicht nur heiß, sondern auch verdammt hart und unangenehm und sorgte dafür, dass sein Gesicht die Farbe einer überreifen Tomate annahm. Er war nur froh, dass der Ältere noch schlief und wollte auch, dass das so blieb. Trotzdem sprang er so schnell wie nie aus dem Schlafsack und mit einem leisen Keuchen flüchtete er aus dem Wagen, auch, wenn er so seinen Fuß doch ziemlich belastete. Zögernd ließ er seinen Blick an sich hinab wandern, als er sich neben dem Auto platziert hatte, wo Uruha ihn nicht gleich sehen konnte, würde er doch aufwachen. Doch eigentlich war dieser Blick gar nicht nötig gewesen. Verflucht! Er hatte tatsächlich einen Ständer! Wie hatte das denn passieren können?! Natürlich war ihm klar, dass das durchaus mal vorkam, aber er war schon seit Ewigkeiten nicht mehr mit einer Morgenlatte aufgewacht und gerade jetzt, wo er die Nacht so nahe mit Uruha verbracht hatte und wo er es eigentlich am wenigsten gebrauchen konnte, musste sein kleiner, eigentlich so treuer Kumpel ihn derart verraten und das Köpfchen heben! Nur nochmals sah er hinab, ehe er leise schnaubte und noch einmal ins Innere des Wagens griff, wo er das Handtuch, das sie am Abend glücklicher Weise noch in Uruhas Gepäck gefunden hatten - so, dass wenigstens jeder sein eigenes Handtuch hatte nutzen können - greifen wollte. Doch mittlerweile war auch der Größere wach und sah ihn müde die Augen reibend, auch ein wenig irritiert an. "Ruki?", fragte er verschlafen, doch der Blick des Jüngeren war ertappt und die Farbe seiner Wangen vertiefte sich nochmals, wenn das überhaupt möglich war, ehe er sich eilig das Handtuch schnappte. "Jetzt nicht.", sagte er nur hastig, verschwand dann aber in die Richtung des Wasserloches, das der Blonde am Vorabend 'gefunden' hatte. Zurück ließ er einen sichtlich verwirrten Uruha, der ihm blinzelnd hinterher sah, dann aber die Schultern zuckte und sich selbst aus dem Schlafsack schälte, um sich fertig zu machen. Sie fuhren schon eine Weile, als der Ältere noch einen Blick auf die Karte warf, um zu sehen, wo sie in etwa waren. Weit hatten sie es nicht mehr, doch auch bis jetzt hatten sie, wie vermutet, nicht einen weiteren Wagen gesehen. Weder vor, noch hinter sich und der Ältere ging davon aus, dass es auch so bleiben würde. Denn auch, wenn er deutlich sah, dass der Kleinere Schmerzen durch die etwas unnatürliche, angespannte Haltung und die Bewegung von Fuß und Hand hatte, so gab dieser trotzdem, und trotz des Regens vom Vortag, ordentlich Gas. Angehalten hatte dieser auch nicht noch einmal, auch wenn ihm kleine Schweißperlen auf der Stirn standen, die sicher nicht nur von der Nervosität her rührten. Er tat ihm leid, und doch war ihm klar, dass es nicht das war, was der Andere wollte. Dennoch seufzte er leise. "Es ist nicht mehr weit. Wenn du so weiter machst, sollten wir, denke ich, innerhalb der nächsten halben Stunde bis Stunde beim Ziel sein. Uwayaku-san wird sich sicher freuen.", sagte er ruhig und lächelte sachte, auch wenn es vielleicht beinahe ein Wunder war, dass sich dieser gerade am heutigen Tag nicht noch einmal gemeldet hatte. Ruki sah zu ihm, doch das Lächeln auf dessen Lippen wirkte eher schief und gequält. "Ich hoffe es jedenfalls. Dass wir nicht mehr ganz hinten fahren verdanken wir immerhin eher Glück und schlechtem Essen als unserem Können.", gab er zurück. Uruha merkte deutlich, dass es den Kleineren bedrückte. Vermutlich gab er sich immer noch die Schuld an dem Schlamassel. Und so seufzte er nur wieder. "Dass du umgeknickt bist, dafür kannst du nichts. Und immerhin war ICH es, der dich zu den Sanis geschleift hat. Von allein wärst du da wohl nie hin gegangen!", gab er nur zu bedenken, wollte den Kleineren so ein wenig der Last von den Schultern nehmen. Und als er das leise Schnauben des Anderen hörte, war er sich sicher, dass es wenigstens zum Teil klappte. "Das ist wohl wahr!", erwiderte dieser nur und ein wenig ließ es den Älteren schmunzeln. "Und ganz ehrlich? Ich bin stolz auf dich. Ist immerhin deine erste, offizielle Fahrt und trotz Handicap fährst du einfach weiter. Ich bin jedenfalls froh darüber, mit dir Fahren zu dürfen!", erklärte der Blonde darauf allerdings unbeirrt weiter und konnte beobachten, wie auch Ruki leicht lächelte. "Bin ich auch. Irgendwie. Und...danke!", gab er zur Antwort, dieses mal jedoch ohne zu dem Älteren hinüber zu sehen. Dieser hob etwas irritiert die Augenbrauen. "Danke wofür?" "Wärst du nicht her geflogen hätte ich nicht fahren können.", nuschelte der Dunkelhaarige und es war nicht zu übersehen, dass es ihm irgendwie unangenehm war. Es war offensichtlich, dass er so etwas wohl nicht oft tat. Und doch ging der Blonde hierauf nicht weiter ein, ritt nicht weiter darauf herum, vor allem nicht auf dem, wie es zu Anfang gewesen war - auch wenn er kaum glauben konnte, dass es tatsächlich nur eine Woche gewesen war. Stattdessen wandte er den Blick nur schmunzelnd aus dem Fenster. Eines hatte er selbst in dieser kurzen Zeit gemerkt - Ruki konnte manchmal wirklich süß sein! Und schon bald zeigte sich, dass Uruha mit seiner Schätzung gar nicht so schlecht gewesen war. Nach etwa vierzig Minuten kamen die ersten Häuser, Menschen und Werbebanner an Absperrungen in der Ferne in Sicht. Ein deutliches Zeichen auf das Ziel. Und genau zwischen ihnen und eben diesem, schimmerte wider Erwarten ein weiteres Autodach in der prallen Sonne, die mittlerweile auch die letzten Spuren des Regens weggetrocknet hatte und eine harte, aber spröde Kruste auf dem Erdreich hinterließ. Und eben dieser kleine, aber deutliche Punkt rückte immer näher und näher und nicht nur der Adrenalinpegel in Uruhas Blut stieg, als er sich weiter aufsetzte, seinen Augen kaum trauend. Sowas, gerade jetzt, so kurz vor dem Ziel! Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung neben sich wahr und als er zu Ruki sah, bemerkte er, wie auch dieser sich weiter aufsetzte, den glänzenden Punkt vor ihnen fixiert, die Kiefer angespannt aufeinandergepresst. "Den kriegen wir!", zischte der Kleinere verbissen und die Augen des Älteren weiteten sich noch weiter, erst recht, als Ruki das Gaspedal noch weiter durchtrat und dem Wagen damit alles abverlangte. Mit einem erschrockenen Aufkeuchen wurde er weiter in den Sitz gedrückt, innerlich Stoßgebete gen Himmel sendend, dass das wirklich gutgehen möge. Und mit jeder Sekunde kamen sie dem anderen Wagen und dem Ziel näher, die Sonne ließ Spiegelungen auf der Erde tanzen und einen Moment schloss der Ältere die Augen, biss sich auf die Unterlippe, bis Ruki leise fluchte. Das andere Team hatte sie bemerkt und gab nun ebenfalls noch mehr Gas, so dass es schwieriger wurde, weiter aufzuholen und doch funktionierte es noch, wenn auch langsamer, während der Blonde bereits die Banner neben ihnen vorbeiziehen sehen konnte. Und als sie schließlich gleichauf waren, war das Ziel keine drei Sekunden mehr von ihnen entfernt. Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde, der entschied, nur wenige Zentimeter, die sie tatsächlich früher einfuhren und auch, wenn Uruha das Standbild auf einer der Leinwände erkennen konnte, er verstand es noch nicht. Sein Herz hämmerte hart in der Brust und erst jetzt bemerkte er, dass er den Atem angehalten hatte. Doch schließlich wurden sie auch langsamer, Ruki hatte seinen Fuß vom Gas genommen und als der Ältere zu ihm herüber sah, bemerkte er den noch immer starren Blick, sah, wie sich die Finger um das Lenkrad gekrallt hatten und wie hektisch auch der Kleinere Luft holte. Offensichtlich ging es ihm nicht anders und auf surreale Weise war genau das beruhigend. Dennoch fuhr der Dunkelhaarige in die Richtung, die ihm gewiesen wurde, entspannte sich nur langsam und hatte sich noch immer nicht beruhigt, als sie den Mitsubishi an dem dafür vorgesehenen Platz abgestellt und den Motor ausgeschalten hatten. Uwayaku-san erwartete sie bereits, über das gesamte Gesicht strahlend, als er ihnen entgegen kam, während sie mit wackligen Knien aus dem Auto stiegen und sobald Ruki aufgetreten war, hob er seinen verletzten Fuß hastig wieder, als hätte er erst jetzt wieder gemerkt, dass er eigentlich verletzt war. Denn auch sein Handgelenk rieb er jetzt. "Jungs! Ihr habt euch gerade den dritten Platz geangelt!", rief er ihnen entgegen und klatschte in die Hände, sichtlich erfreut. Nur langsam gingen sie ihm entgegen, realisierten die Worte zunächst nicht. Als Erster aber weitete Ruki die Augen und stockte, verleitete so auch Uruha dazu, stehen zu bleiben und als er Ruki ansah, sickerte auch zu ihm langsam durch, was ihnen ihr Teamchef soeben eröffnet hatte. Fassungslos und überwältigt sah der Kleinere zu ihm, stand noch immer dicht neben Uruha, ehe er zu strahlen begann. Und auch der Blonde ließ sich davon anstecken, noch immer jagte sein Blut viel zu schnell durch seine Adern, doch es interessierte ihn gerade nicht. Er war einfach nur unglaublich stolz auf den Kleinen und es kam ungefragt über ihn. Er konnte gar nicht anders, legte die Hände an die Wangen des Kleineren, ohne den Blick zu lösen, trat nur noch näher zu ihm und versiegtelte überschwänglich dessen Lippen mit seinen eigenen. Und er spürte deutlich, wie nun die Welt um ihn herum die Luft anhielt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)