Guilty von ryuto-chan (~ foresight ~) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Mit einem letzten Blick zurück auf das Ferienhaus, machte sich Manabu gedankenverloren auf den Weg zum Bahnhof. Zum Glück hatte er nur eine kleine Reisetasche mitgenommen. Irgendwie hatte der Schwarzhaarige es die ganze Zeit über schon im Gefühl gehabt, daß etwas passieren würde und hatte sich innerlich bereits darauf eingestellt, daß er dann gehen würde. Wann sie wohl die Nachricht auf dem Küchentisch finden würden? Vor den Trümmern meiner Existenz stehend, betrachte ich den leeren Himmel Er heuchelt mir vor, es wäre alles schön Aber das ist nicht meine Vorstellung davon Wehmütig starrte der Gitarrist in den sternenklaren Himmel und dachte an die letzten Jahre. Er war immer Stolz gewesen, daß er es in die Band geschafft hatte, daß er als festes Mitglied bei SCREW aufgenommen wurde, immerhin war es sein größter Traum gewesen. Doch die Erinnerung schmerzte. Hatten sie ihm wirklich die ganze Zeit nur etwas vorgemacht? Ihn nur belogen? Immer wieder tauchten die Blicke der Anderen vor seinen Augen auf. Vorwurfsvolle Blicke, strafend. Sie fraßen sich in sein Herz und begannen es zu zerstören. Kazuki... Er dachte, sie wären Freunde. Wie man sich doch täuschen konnte. Seine Blicke waren die Schlimmsten gewesen. Nie hätte er geglaubt, daß ein einziger Blick ihn so zerbrechen lassen könnte. Und doch war es geschehen. Er bohrte sich in sein Herz, spießte es auf und ließ seine Seele blutend zurück. Er schloß die Augen, riß sie jedoch im nächsten Moment wieder auf, als er Kazukis Gesicht vor sich sah, ihn auslachend, sich über ihn amüsierend. Mit der Zeit werde ich es akzeptieren und die hinterbliebenen Narben belächeln Mein Leben stillschweigend ertragend, Erwartungen anderer erfüllend Eines Tages kann mein Herz sicher wieder lächeln Noch tat es weh, doch die Wunden würden heilen, da war er sich sicher. Irgendwann würde der Schmerz vergehen und er könnte einen Schritt weitergehen. Er würde wieder auferstehen, wie der Phönix aus der Asche. Sein Haupt erheben und höher steigen als je zuvor. Das wurde schließlich von ihm erwartet, oder nicht? Kazuki... Auch er würde wieder aus seinem Kopf verschwinden, nur noch als immer weiter verblassende Erinnerung zurückbleiben. Zwar schmerzend, doch ihn vorantreibend. Aus seinen Fehlern lernte man schließlich, nicht wahr? Jene, die die Existenz eines Einzelnen zertrampelten um sich selbst glücklich zu machen Eines Tages kann ich auch euch nur noch mitleidig belächeln Denn am Ende verging auch das Letzte was ihr hattet Ausgenutzt. Ja, so fühlte er sich. Verraten von seinen angeblichen Freunden. Menschen, die ihn offensichtlich nie als solchen gesehen hatten. Menschen, denen er nur als Sprungbrett diente, als Hilfe für ihre eigenen Ziele. Egoisten. Nichts anderes waren sie in seinen Augen. Nur auf sich selbst bedacht, Andere mit Füßen tretend, hinter sich zurücklassend, wenn sie nicht mehr gebraucht wurden. Freundschaft, lediglich eine Heuchelei zum Erreichen des Ziels. Kazuki... Auch er war nicht besser. Wie oft war er mitten in der Nacht zu ihm gefahren, weil er Hilfe beim Komponieren brauchte? Wie oft wurde er von ihm vertröstet, wenn er das gemeinsame Werk wieder als seines ausgab? Ausreden. Lügen. Wie oft hatte er ihm als Freund zur Seite gestanden, wenn er Probleme hatte und nie etwas zurückgefordert? Verrat. Am Ende von allem stehe ich allein, nur mit meiner inneren Stimme Das einzige, was euch nie zugehört hat, singt nun von eurer Dummheit Eigentlich waren eure Mühen eben umsonst Irgendwann würde der Tag kommen, an dem er über ihnen stehen würde. Sie belächeln würde, wenn sie unter ihm im Dreck kriechen würden, wie die Würmer. Ja, diesen Tag sah er schon vor sich und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Zwecklos. Das war ihr Handeln gewesen. So schnell wie es sie in den Himmel katapultiert hatte, so schnell würde es sie bald wieder am Boden zerschellen lassen. Doch er würde dann nicht mehr da sein, nur noch lächelnd als stiller Beobachter dastehen. Fröstelnd schlang sich der Schwarzhaarige die Arme um den schmalen Körper. Doch es würde nichts bringen, das wußte er. Die Kälte die seinen Körper überfiel kam nicht von außen, sie saß tief in ihm drin. Noch immer seinen Gedanken nachhängend betrat er das kleine Bahnhofsgebäude und kaufte sich nach einem Blick auf den Fahrplan ein Ticket zurück nach Tokyo. Nun hieß es also zwei Stunden warten. Er holte seinen iPod hervor und steckte sich die Kopfhörer in die Ohren. Die laute Musik, die auf Knopfdruck in seine Ohren drang, ließ ihn seine Gedanken in den Hintergrund rücken. Er wollte nicht weiter über die Band nachdenken, schließlich war er ja nun kein Teil mehr davon. Seufzend setze er sich auf eine der Bänke und stellte die Tasche neben sich ab. Er ließ den Kopf nach hinten auf die Lehne kippen und schloß die Augen. Wenige Augenblicke später glitt er in einen unruhigen Schlaf, verfolgt von den Gedanken an die Band und speziell den anderen Gitarristen. ~~~~~ Gähnend erhob sich Byou vom Fußboden und streckte sich erst einmal, bevor er sich irritiert umsah. Warum lag er schlafend im Flur? Nur langsam kehrten die Erinnerungen an den Streit mit Manabu zurück und sofort sah er zur Zimmertür des Gitarristen die jetzt offen stand. Schnell stürzte der Sänger zur Tür und trat in den kleinen Raum. Doch sowohl vom Gitarristen, als auch dessen Sachen war keine Spur zu sehen. „Verdammt“, fluchte er leise und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer. „Hey!“ Jin und Yuuto blickten sich fragend um. „Byou!“ Der kleine Drummer sprang sofort auf und lief auf den Sänger zu. „Was ist mit ihm? Hast du was aus ihm rausgekriegt? Warum benimmt er sich so komisch?“, überflutete er den Größeren mit Fragen. „Jin!“ Angesprochener zuckte zusammen und ließ ein leises ‚T’schuldigung‘ verlauten. „Geht doch.“ Seufzend zog er den Drummer mit sich und ließ sich aufs Sofa fallen. „Wie lange war ich weg?“ Yuuto nahm sein Handy zur Hand. „Etwas über ‘ner Stunde, warum?“ „Manabu ist weg.“ Ungläubige Gesichter. „Wie weg? Byou, mach den Mund auf, oder müssen wir dir alles einzeln aus der Nase ziehen?“ Jin rutschte unruhig auf dem Sofa herum und hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. „Verdammt, er hat mich rausgeworfen und die Tür verrammelt. Und ich Idiot bin im Flur eingepennt.“ „Das kannst du laut sagen“, wurde er vom Drummer unterbrochen, der ihn nun vorwurfsvoll ansah. „Du weißt genau, wer daran schuld ist, daß ich die Nacht zu wenig geschlafen habe“, giftete der Blonde zurück. „Leute, beruhigt euch.“ Yuuto war aufgestanden und lief unruhig im Wohnzimmer auf und ab. „Als ob du mit deinem Gerenne besser bist.“ „Jin!“ Der Bassist funkelte den Drummer wütend an. „Kannst du nicht einmal ruhig sein, oder mußt du wirklich immer das letzte Wort haben?“ Schmollend wandte sich der Kleinste ab und würdigte Yuuto und Byou keines Blickes mehr. „Vielleicht ist er ja auch einfach nur spazieren“, versuchte sich der Bassist zu beruhigen. „Vergiß es Yuuto, seine Sachen sind weg.“ „Was? Das darf doch nicht wahr sein. Was denkt sich dieser Idiot eigentlich dabei?“ Verzweifelt setzte er sich wieder auf die Couch und stützte den Kopf auf den Händen ab. „Daß wir ihm an allem die Schuld geben.“ Yuuto sah den Sänger entgeistert an. „Aber... aber, das...“ stammelte er überfordert. „Das ist absoluter Blödsinn und das weiß ich auch, aber er glaubt es.“ Byou stand auf. „Wir sollten ihn suchen gehen.“ „Ähm, Leute?“, tönte es plötzlich aus der Küche. Bassist und Sänger sahen ihren Drummer fragend an, der mit einem Zettel in der Hand über der Theke lehnte. „Was ist das?“ So schnell konnte Jin gar nicht gucken, wie Byou schon bei ihm war und den Zettel aus der Hand gerissen hatte. Während er die kurze Nachricht überflog verfinsterte sich sein Blick immer mehr. Auch Yuuto war nun an die beiden herangetreten und überflog ebenfalls schnell das Blatt. „Das glaube ich jetzt nicht. Sagt mir, daß das nicht wahr ist, daß das nur ein schlechter Scherz ist.“ „Was soll nur ein Scherz sein?“ Drei Köpfe wirbelten herum und beobachten Kazuki, wie er immer näher kam und den Kopf schief legte. Hier stimmte irgendwas ganz und gar nicht. „Was ist das?“, fragte er zögernd und zeigte auf das Papier in Byous Hand. „Manabu...“, begann der Sänger zögerlich. „Manabu?“ Kazuki kam sich etwas verarscht vor. Was hatte dieser Idiot von Gitarrist jetzt wieder angestellt? „Er verläßt SCREW“, meldete sich der Kleinste zu Wort. Die Angst stand ihm geradezu ins Gesicht geschrieben und er sah Kazuki verzweifelt an. Besagter Gitarrist stand nach dieser Aussage jedoch wie erstarrt vor ihnen und regte sich nicht. Lediglich der Unglaube über Jins Worte stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Verflucht, Kazuki!“ Der Drummer lief auf den Größeren zu. „Mach doch was, du kannst doch nicht zulassen, daß er einfach so abhaut.“ Die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg über sein Gesicht und verzweifelt hämmerte er mit den Fäusten gegen Kazukis Brust. Die Stimme des Drummers überschlug sich fast und noch immer zeigte Kazuki keine Regung. „Ihr seid doch Freunde, Kazuki. Mach was!“ Kazuki sah auf den kleinen Drummer, der ihn mit tränenverschmiertem Gesicht anblickte. Freunde. Waren sie das wirklich noch? Oder waren sie es je gewesen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)