Girls Day von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Girls Day „Ich soll waaaaaaaaaaas?!?“ Lady Integra zuckte energisch mit der linken Augenbraue. „Jetzt guck nicht so als ob die Welt untergehen würde!“ Ich bemerkte ihren gereizten Unterton und verkniff mir den nächsten Kommentar. „Ja, aber… aber…-“ „Was denn???“ Man, war mir das unangenehm. „Ja, aber-“ Sie beugte sich gespannt über den Schreibtisch. Also ich wär ja mal wieder mit meinen kleinen Vorbauten da entlang geschlittert- Moment! Was dachte ich denn da?? Zurück zum ‚ja aber’. „Ja, aber warum..?“ Es sah fast so aus, als rutsche ihr gleich die Brille von der Nase. „Warum..?“, wiederholte sie. „Ich hab keine Ahnung!“ Jetzt war ich Diejenige, die verdutzt drein blickte. Sie hatte mich doch hergerufen! Und genau das wollte ich ihr gerade an den Kopf werfen. Die konnte was erleben! Ich lass mir doch nicht alles gefallen! Na ja, außer… sagen wir mal, Derjenige benutze einen ‚meisterhaften’ Tonfall… Aber lassen wir das. „Lady In-“ „Glaubst du vielleicht ich hätte Lust darauf? Gehöre ja auch nicht zu den Leuten, die sowas normalerweise tun… aber sei es drum! Jemand hat diesen Wunsch in den betrieblichen Kummerkasten geworfen. Jawohl, Walter hat mir den Zettel persönlich gereicht, und nun werde ich, Integra Fairbook Wingates Hellsing, stolzes Oberhaupt der Hellsing Familie, alles in meiner Macht stehende tun, um meiner Pflicht mit vollster Zufriedenheit nachzukommen. Und du wirst mitkommen, habe ich mich klar ausgedrückt?!“ Ich seufzte, Widerstand zwecklos. „Jawohl.“ Wir trafen uns am darauf folgenden frühen Abend vor dem Tor des Hellsing-Anwesens. Nervös hüpfte ich von einem Fuß auf den anderen. Mir war ja so mulmig zumute! Und da kam sie auch schon: Ihr langes Haar wehte nahezu rhythmisch im Wind. Und dieser Gesichtsausdruck! Mit dem Blick hätte sie Hundebabies töten können. Sie schien genauso wenig Lust auf das Bevorstehende zu haben wie ich. Na super. ‚Meister, holt mich hier weg!!’ Aber irgendwie klappte das mit der Gedankenübertragung noch nicht so ganz… Wär ja auch zu schön gewesen. Als sie letztendlich vor mir stand, versuchte ich sie herzlich zu begrüßen und setzte mir das schönste gezwungene Lächeln auf, das ich in meiner Trickkiste finden konnte. Doch sie sah mich nur skeptisch an und meinte, ich solle nicht so blöd grinsen. „Und wie geht’s jetzt weiter? Nehmen wir den Wagen oder geht’s zu Fuß los?“ „Natürlich nehmen wir das Auto. Walter wird uns hinfahren und selbstverständlich wieder abholen.“ Okay. Das hätten wir schon mal geklärt. Dachte schon, ich müsste mich auf einen laaaaangen Fußmarsch gefasst machen. Jetzt verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich habe nichts gegen Lady Integra. An sich war sie eine gute Anführerin des Hauses Hellsing. Nur war sie immer so gemein zu mir… Da war es doch verständlich, dass ich keine große Lust hatte, etwas mit ihr allein zu unternehmen… Okay… Irgendwie klang das jetzt nach einer faulen Ausrede. Vielleicht lag der Fehler ja wirklich bei mir? Vielleicht war es meine Art ihr gegenüber, die sie so fies zu mir sein ließ. Ich seufzte. Der Abend würde wohl noch lang werden. Als wir an unserem Ziel angekommen waren, öffnete Walter zuerst Integra und letztendlich mir die Wagentür. „Das wäre nicht nötig gewesen“, stotterte ich verlegen. Nein, nun wirklich nicht. „So, meine Damen. Ich werde Sie um Punkt 22 Uhr hier wieder abholen. Bis dahin, wünsche ich Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“ Ich hätte schwören können, ein verschmitztes Lächeln auf seinen Lippen entdecken zu können. Der wird sich doch wohl nicht über mich lustig machen! Oder viel mehr über uns! Also- „Walter, wolltest du nicht gehen?“ Sie blickte knapp über die Schulter zurück. „Sehr wohl. Also dann.“ Er verbeugte sich noch mal kurz und fuhr dann auch schon davon. Nun denn; auf in den Kampf!! Jetzt musste ich es doch wissen. „Sagen Sie mal“, man war das schwer. „Ja?“ „Also… äh…“ „Ja, was denn?!“, bellte sie mich gleich darauf an. Ich schluckte den Kloß in meiner Kehle schnell wieder hinunter. „Warum müssen wir uns ausgerechnet DIESEN Film ansehen?“ Sie bewegte kurz ihren Kopf galant Richtung der Schlange, die sich vor uns tummelte. „Warum wohl? Weil er sehr gut sein soll. Außerdem..“ Ich bildete mir doch tatsächlich ein, einen feinen Rosa-Schimmer auf ihren Wangen zu vernehmen. „Außerdem, dachte ich mir, dass du sowas vielleicht magst.“ Nachdem ich kurz verdutzt dreingeschaut hatte, musste ich lächeln. „Danke.“ Ihre Antwort war ein knappes Kopfnicken. Die Schlange war zwar verdammt lang, aber nach einer halben Ewigkeit kamen wir endlich an die Reihe. „Zwei Karten für Twilight.“ Ich konnte es immer noch nicht fassen; ich war mit meiner Vorgesetzten im Kino. Und dazu noch im aktuellen Twilight-Streifen! Die Vampire in dem Film waren zwar nicht so wie mein Meister oder ich, dennoch war es interessant anzusehen, wie Edward und Co. Mit dem Alltagsstress zurechtkamen. „Magst du Popcorn?“ Die Frage riss mich aus meiner Vorfreude auf den bevorstehenden Film. „Hä? Oh- ja… eigentlich schon, aber ich kann ja nicht…“, stammelte ich auch gleich drauf los. Gern hätte ich von dem Knabberzeug was genascht, doch als Vampir war mir das natürlich nicht möglich. „Du dummes Gör. Ich rede ja auch nicht von dem Popcorn, was sie hier verkaufen.“ Wieder einmal glotzte ich blöd aus der Wäsche. Also allmählich wurde das zum Runninggag. „Ich habe etwas ‚Spezialpopcorn’ in meiner Tasche.“ Ich wusste nicht, was mich mehr verwirrte. Dass sie blutbespritztes Popcorn in ihrer Tasche hatte oder das sie ÜBERHAUPT eine Tasche besaß und bei sich trug. Die war mir vorher nämlich nicht aufgefallen. „Spezial..?“ Also irgendwie reizte mich der Gedanke ja doch. Andererseits… wer weiß, woher dieses Blut kam. Ich erschauderte. „Nein, danke.“ Jetzt hatte ich nicht nachgedacht. Sie würde bestimmt wieder sauer werden, weil ich ihre Idee nicht gut fand. Verzweifelt suchte ich in Gedanken nach einer Ausrede, die meine Antwort von eben möglichst angemessen erklären würde. „Wissen Sie, ich hab schon-“ „Gut, dann nicht.“ Und schon war ihre Tasche im nächsten Mülleimer gelandet. „Ja was denn…?!?“ „Das dachte ich mir bereits. Doch Walter wollte es ja besser wissen. Na ja, sei es drum.“ Die Frau raubte einem echt den letzten Nerv. „Wollen wir, Seras?“ Sie hatte mich das erste Mal diesen Abend mit Vornamen angesprochen. Ich weiß nicht warum, aber ich mochte das. Ich fasste mich wieder, murmelte ein ‚Okay’ und rannte dabei gegen eine Pappkulisse von Edward und Bella. Die Leute fingen an zu lachen und aus Scham lachte ich mit, obwohl ich das Gefühl hatte, sterben zu müssen. Wäre es mir noch möglich gewesen. Na ja, Sie wissen schon. Doch dann war da ein Ton, den ich noch nie zuvor gehört hatte. Er riss mich schnell auf die Füße und schon stand ich Lady Integra gegenüber. Diese hatte den Kopf zu Boden geneigt und ihre Schultern bebten. „Alles in Ordnung, Lady-“ „AHAHAHAH!!“ Sie zeigte mit dem Finger auf mich und lachte! Das gab’s doch nicht! Die amüsierte sich auf meine Kosten! Na toll; nie lachte diese alte Hexe und ausgerechnet heute musste sie damit anfangen. Als sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte sagte sie schließlich: „Gehen wir, Seras.“ „Ja.“ Irgendwie war es schon ein schönes Gefühl sie herzlich lachen zu sehen. Auch ich musste grinsen und wir verschwanden in dem dunklen Kinosaal. Oh mein Gott; er sah ja so verdammt gut aus!! *lechz*sabber* Ich hoffte inständig, dass mein Meister sich jetzt grade nicht in meinen Gedanken tummelte, wie er es sonst gerne tat. ‚Oh Edward!! Nimm mich, nimm mich auf der Stelle!!!’ „Äh, Seras.“ Augenblicklich hörte ich auf meinem Leinwandhelden hinterher zu sabbern. Vorsichtig drehte ich mich zur Seite um, damit ich mich dem Gesicht stellen konnte, welches mich wohl erwarten würde. Meine Lady sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Sag mal, geht das auch leiser? Andere Leute wollen den Film schauen.“ Oje, wie peinlich. Verlegen stammelte ich ein ‚klar doch’ und bemühte mich während des restlichen Films, meine lüsternen Gedanken für mich zu behalten. Als der Film fertig war, verließen wir das Kino. Um uns herum reihten sich überall schnatternde Menschengrüppchen, die sich angeregt über den Film ausließen. Ich hätt ja gern mit diskutiert, muss ich ehrlich gestehen. Jedoch war bei meiner Begleiterin nicht die Spur Interesse zu erkennen, also wollte ich es gar nicht erst versuchen. Doch dann blieb sie plötzlich abrupt stehen, drehte sich zu mir um und krallte sich in meinen Oberarm. „Dieses dumme Gör hat wirklich keinen Geschmack! Pah, das ist mal wieder typisch. Sowas von oberflächlich.“ Ich stutzte. Wovon..? „Äh, Lady Integra was-“ „Na Bella!“ „ÄHHHH?!?!?“ Unterhielt sie sich etwa gerade mit mir über Twilight?? „Sie hat eben keinen Geschmack. Findest du nicht auch?!“ Irgendwie hatte ich mal wieder ein Dauer-Abo der langen Leitung bezogen. „Wovon reden Sie eigentlich????“ Hoppla, so laut wollte ich gar nicht werden. Manchmal hatte ich mein Temperament echt nicht im Zaun. „Bella hätte statt diesem Bubi lieber Jacob nehmen sollen. Aber sie scheint ja an Geschmacksverirrung zu leiden. PAH!!“ Die wagte es doch tatsächlich..?! „Reden Sie nicht so abfällig über Edward. Edward ist toll!! So einen Mann hätte ich auch gerne; das nur mal zu Ihrer Information!“ „Tja…“, sie machte eine weit ausholende Geste mit der Hand. „Dann scheinst du, meine liebe Seras Victoria, ebenfalls unter Geschmacksverirrung zu leiden. Schluss, Aus, Ende.“ Ich zog einen Schmollmund. „Tu ich nicht!!“ „Tust du wohl.“ „NEIN!!!!“ „Und ob!!“ Man, war die Situation bescheuert. Das musste ihr wohl gerade auch eingefallen sein, denn plötzlich fielen wir uns fast gegenseitig in die Arme vor lachten. „Einigen wir uns darauf, dass sie beide toll sind.“ „Einverstanden, Mylady.“ Mit diesem ‚Waffenstillstand’ konnte ich mich somit in Gedanken von Edward vernaschen lassen, während sich Integra um Jacob kümmerte. Ja, ja… Manchmal hatten Meinungsverschiedenheiten auch so ihre guten Seiten. Lady Integra schaute kurz auf ihre Uhr. „Hm, kurz nach neun. Walter kommt erst in einer guten Dreiviertelstunde. Was hältst du davon, wenn wir noch ein Eis essen gehen?“ „Au ja, klingt super.“ Und so ging ich mit meiner Chefin noch ein Eis essen. Was ich erst als furchtbar anstrengenden Abend vermutete, stellte sich letztendlich als wunderbaren Frauenabend raus. Alles in allem, war er einer der Schönsten in meinem (untoten) Leben. Während des Eis’ unterhielten wir uns noch ausgiebig über dem Film und noch diverse andere Sachen, die Frauen eben so unter sich bequatschten. Integra taute zunehmend auf und sie fragte mich sogar Dinge, wie, ob ich meine Monatsblutung nun nicht doch vermissen würde. Also wirklich. Nichts gegen einen monatlichen Mitternachtssnack, aber DAS… Nein, das war dann doch zu viel. Um kurz vor 10 gingen wir zurück auf den Parkplatz und Walter kam auch schon kurz darauf um die Ecke gefahren. „Ich hoffe, der Abend war den beiden Damen genehm.“ „Na, darauf kannst du wetten, Walter.“ Mit einem verschlagenem Grinsen erwiderte er ein „Wunderbar“. Ich war zwar etwas perplex darüber, doch mir war es eigentlich Schnuppe. Ich hatte einen tollen Abend und eine gute Kinogefährtin gefunden. „Ähm, Lady Integra?“ „Ja?“ Wieder wehte ihr Haar etwas als sie sich zu mir umdrehte. „Können wir… so etwas vielleicht… also nur wenn Sie wollen… will ja niemanden drängen… also… äh…“ „Komm zum Punkt, du Gör.“ Ich hatte zwar Angst vor einer Abfuhr, doch diese musste ich wohl akzeptieren, sonst würde ich schließlich nie eine Antwort auf meine Frage bekommen. „Können wir sowas noch mal machen?“ Sie sah mich kurz etwas verdutzt an und lächelte dann. „Natürlich.“ „Echt?! Au danke!!“ Ich fiel ihr förmlich um den Hals. „Hey lass das!!“ Walter schob das Fenster zum Fahrer kurz hinunter um sich zu erkundigen, ob alles in Ordnung sei. „Ja, natürlich. Und du, LASS LOS!!“ „’Tschuldigung.“ Da war die kindliche Freude wohl mit mir durchgegangen. Nachdem ich mich wieder eingekriegt hatte fragte ich: „Und wann?“ Wieder lächelte sie. „Na, wenn der nächste Twilight-Teil rauskommt.“ „HÄÄÄÄÄÄÄ????? Wie gemein ist das denn!! Das kann ja Ewigkeiten dauern!!!“ „Na und, stör dich nicht dran; ich bin hier Diejenige, die nicht jünger wird.“ Als sie wieder zu Hause ankamen, bog Walter um die Ecke. „Und?“ eine tiefe Stimme erschauderte in der kühlen Nachtluft. „Waren die beiden wirklich zusammen im Kino?“ Walter lächelte leicht. „Aber ja. Ich habe die Wette gewonnen, Sie schulden mir 50$, Master Alucard!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)