No Human World von Mizael ================================================================================ Kapitel 1: No Human World ------------------------- Wasser. Man hört es vom dunklen Nachthimmel hinunter regnen, es trommelt unaufhörlich auf die Erde ein, überschwemmt Straßen, Wiesen und Wege, dringt in die Keller ein... doch niemand kümmert sich darum. Denn es ist niemand hier. Lediglich ein paar Ratten, die im Schutze der verlassenen Passarelle entlanghuschen ist hier sonst weit und breit keine Menschenseele. Man befindet sich in einer verlassenen Stadt. Die Läden, Wohnungen und U-Bahn Gänge, die Straßen, der Bahnhof; alles ist leer. Fenster sind eingeschlagen, Türen aus den Angeln gerissen, Wände und Decken beschmiert. An der linken Wand direkt am Eingang der Passarelle prangt in schmutzig blauen Buchstaben der Schriftzug No human world!. Gegenüber befindet sich eine große gläserne Doppeltür, die mit Brettern halb vernagelt ist. Über der Tür kann man noch schwer den Namen des Geschäftes ausmachen. Mode Rock - Center steht dort in abgewaschenem rot. Auch die Türen dieses Geschäftes sind nicht von den Schmierereien verschont worden. An der Decke hängt ein noch leicht flackerndes Exit-Schild, welches den dreckigen Gang schwach erleuchtet. Stille. Nur das Prasseln des Regens ist zu hören. Doch dort, in den Tiefen des Labyrinthes aus verschlungenen Gängen hört man zaghafte Schritte. Ein Keuchen. Schluchzen. Die Stimme eines Mädchens. Auf den dreckigen Boden fallen Tränen. Das Mädchen stolpert, fällt auf die Knie und weint. Weint in die Stille. Niemand hört sie. Das Mädchen trägt zerschlissene, mit Blut befleckte Kleidung. Sie zieht die Kapuze herunter, sodass man das pechschwarze, leicht wellige Haar sehen kann, welches ihr wirr um die Schultern fällt. Ihre Augen sind saphirblau, kalt und schön. Ihr Gesicht ist voller Blut und Dreck. Genau wie die Welt um sie herum. Verwahrlost und dreckig. Wie in Zeitlupe steht sie wieder auf, hebt den Kopf und ruft etwas auf einer unverständlichen Sprache. Sie wartet. Stille. Dann ein Maunzen. Eine graue, hagere Katze läuft auf sie zu und bleibt vor ihren Füßen stehen. Das Mädchen hockt sich vor das Tier, streichelt es mit einer ebenso verletzten Hand ihrem Gesicht gleich. Die Katze schnurrt, miaut wieder. Als würde das Mädchen sie verstehen, antwortet sie auch mit einem leisen Miau, welches in den leeren Gängen wiederhallt. Sie lächelt, als die Katze ihr zuzwinkert. ".. mnię... jest là. Djů knóbw djé ilé räsponskumięto?", fragt sie. Wieder miaut die Katze zur Antwort. Ohne ein weiteres Wort nimmt das Mädchen sie auf den Arm und geht mit ihr zum Eingang der Passarelle, vorbei an dem Schriftzug No human world!. Ihre Schritte hallen in den Gängen wieder. Dann flüstert sie etwas. Einen Namen. Einen Namen von großer Bedeutung. Plötzlich dreht sich die Welt auf den Kopf und verschwindet, weicht einer anderen Realität. Das Haar des Mädchens wird hellrot, ihre Kleidung sauber, die Wunden und der Dreck auf ihrem Gesicht und ihren Händen verschwinden als wären sie nie da gewesen. Alles kalte, verlassene verschwindet. Stattdessen ist alles hell erleuchtet, Geschäfte, Gänge und Straßen sind voller Menschen, die ganze Stadt ist belebt und laut. Doch umgeben von hunderten von Menschen ist das Mädchen genauso einsam wie in der anderen Welt auch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)