Affection von NejiTen-Schreiber ([NejiTen]-Adventskalender 2oo9) ================================================================================ Kapitel 12: 12. Dezember ~ Blackout ----------------------------------- Schwer erwachte sie aus dem traumlosen Schlaf. Wie aus Blei fühlte sich ihr Kopf an. Was war passiert? Verschwommene Bilder erschienen in ihren Gedanken, doch nichts davon war zu erkennen. Sie richtete sich auf. Sie war in ihrem Schlafzimmer. Die Vorhänge waren zugezogen, wofür es aber keinen Grund gab. Der tickende Wecker neben ihr verriet ihr, dass es bereits spät am Abend war. Langsam schob sie die schwere Daunendecke von sich und trat mit den Füßen auf den weichen Teppichboden auf. In ihrem Kopf fing es an sich etwas zu drehen. Sie fühlte sich wie verkatert, allerdings konnte sie nicht daran erinnern etwas getrunken zu haben. Zumal sie seit dem Sommer lieber die Finger von Alkohol gelassen hat. Sie fing an sich die Schläfen zu reiben. Was war denn nur geschehen? Wieso erinnerte sie sich nicht mehr? Plötzlich durchzuckte sie ein kleiner Schmerz. Sie strich noch einmal über die schmerzliche Stelle und bemerkte eine Wölbung. Eine Beule? Trotz des Schwindelgefühls stand sie auf und ging ins Badezimmer. Der Blick in den Spiegel ließ sie erschrecken. Eine unauffällige, aber doch große Beule zierte die Stelle über ihrer rechten Augenbraue. Doch das war nicht das einzige. Ihre Haarknoten hatten sich gelöst und nun standen die braunen Strähnen in alle Richtungen ab. Die Bluse, die sie trug, war zerknittert und ihr BH schien verrutscht zu sein, da aus irgendeinem Grund über ihren Brüsten noch zwei weitere ‚Hügel’ zu sehen waren. Noch dazu hatten sich unter ihren Augen dunkle Schatten gebildet. Als hätte sie tagelang nicht geschlafen. Oder zu lange geschlafen. Welcher Tag war heute? Panik stieg in ihr auf. Sie war verwirrt. Und sie hasste es verwirrt zu sein. Das brachte sie oft in schlimme, beziehungsweise peinliche, Situationen. Zerstreut lief sie wieder zurück ins Schlafzimmer. Was war nur geschehen? Wieso erinnerte sie sich nicht mehr? Woher kam die Beule? Und verdammt noch mal, wo war Neji?! Dann ging die Tür auf. Das Licht vom Flur schien auf ihre gekrümmte Gestalt. Jemand stand im Türrahmen und bewegte den Arm Richtung Lichtschalter. Und das zuvor dunkle Schlafzimmer war beleuchtet. „Bist du endlich wach?“ Die samtig tiefe Stimme brachte sie zurück in die Realität. Erschrocken sah sie in die perlweißen Augen, die sie emotionslos anschauten. „Neji…“ Er lächelte, ging zu ihr hin und griff mit den Fingerspitzen in ihr Haar „Du siehst hübsch aus“. Jaja, dieser Mann war doch charmant wie eh und je. Er strich ihr das Pony aus der Stirn und besah sich die Beule an „Und die scheint auch nicht hässlicher zu werden“. „Ok, jetzt reicht es aber mit den Scherzen, ich sehe schrecklich aus“, platzte es dann genervt aus ihr heraus „Sag mir lieber woher ich das Ding her hab“. Er sah sie verwirrt an. So sehr sie es auch hasste selbst verwirrt zu sein, so liebte sie es die irritierten Blicke anderer zu sehen. „Weißt du es denn nicht mehr?“ „Würde ich sonst fragen?“ Neji schmunzelte und legte die Hand auf ihren immer noch schmerzenden Kopf. Neben ihrer Verwirrtheit, hasste sie es auch, wenn er das tat. Wenn er ihr die Hand auf den Kopf legte, fühlte sie sich immer wie ein Kind. Dabei war sie keins mehr. Sie war eine Frau. Seine Frau. „Tja, Tenten, weil ich dich so sehr liebe…“, er schüttelte belustigend ihre zerzausten Haare „Werde ich dir nicht sagen, was passiert ist“. Stille. Bitte? Hatte er da gerade gesagt, dass er ihr das nicht sagen würde? Weil er sie liebte? Natürlich mochte sie es, wenn er ihr sagte, dass er sie liebte, aber es als Grund für so etwas zu nehmen, war doch nun wirklich die Höhe! Während sie gerade überlegte, wie sie es doch noch aus ihm quetschen könnte, hatte er sich zu ihr runter gebeugt und ihr sanft etwas ins Ohr gehaucht. „Aber ich kann es dir zeigen“. Und wieder war sie verwirrt. So ein Mist aber auch! Sie sah ihn an und er lächelte nur. Ein ganz normales Lächeln, das nur ab und zu mal ans Tageslicht trat. Dann nahm er ihre Hand und zog sie auf den Flur zur Treppe. Tenten merkte sofort, dass es zum Wohnzimmer ging. Von dort ging ein völlig anderes Licht aus als sonst. Es war schwummeriger, dunkler und doch strahlte es mehr Wärme aus als die treue Deckenlampe, die das Zimmer sonst erhellte. Ein letztes Mal versuchte sich Tenten zu erinnern. Es musste etwas mit diesem Licht zu tun haben. Eigentlich hatte sie so ein ähnliches schon mal gesehen, doch sie wusste nicht wann und wo. Nur, dass diese gewisse Wärme etwas Vertrautes an sich hatte. Ein letztes Mal dachte Tenten an die Beule doch es fiel ihr überhaupt nichts ein, wie diese Wölbung hätte zu Stande kommen sollen. Am Treppenabsatz blieb er kurz stehen und sah sie an „Und erinnerst du dich wieder?“ Bedauernd schüttelte sie den Kopf. Leider blieb dieses Blackout und schien auch nicht vor zu haben sich von alleine weg zu bewegen. Neji schmunzelte leicht „Gut, dann ist die Überraschung wenigstens größer“. Dann drückte er ihre Hand. Nicht schmerzhaft, sondern eher sicherheitshalber, damit sie die Flucht nicht ergreifen konnte. Auch wenn dies so oder so unnötig gewesen wäre, denn als Neji seine Frau ins Wohnzimmer führte, blieb dieser endgültig die Luft weg. In einer Ecke des nicht besonders großem Zimmers, in das auch nur mit Müh und Not ein Sofa, ein Fernseher und zwei Regale passten, stand eine Tanne. Sie war vielleicht nur einen Kopf größer als Neji selbst und reichte nicht ganz bis zur Decke. Sie stand fest auf dem Standfuß und schien auch nicht zu wackeln oder gar schief zu sein. Eine lange Lichterkette, die gelblich warmes Licht ausstrahlte, umrundete den Baum mehrmals und erleuchtete ganz alleine den ganzen Raum. Weihnachtskugeln in verschiedenen Größen und Formen ließen die Tanne festlicher erscheinen. Die Kugeln waren in Rot- und Goldtönengehalten, genauso wie das Lametta, das an den Zweigspitzen schlaff und glänzend herunter hing. Zu guter Letzt, fiel ihr Blick auf die Spitze. Statt eines Sterns, der auf gewöhnlichen Weihnachtsbäumen immer zu sehen war, hing dort eine rote Schleife mit goldener Verzierung gemalt. Tenten betrachtete das Werk mit offenem Mund und strahlenden Augen „Das hast alles du gemacht?“ Neji sah nur verlegen weg. Er wurde zwar immer von allen, wegen seiner Fähigkeiten im Kampf gelobt, allerdings war ihm Tentens Meinung immer die wichtigste. Vor allem weil sie ihn auch wegen anderer Dinge immer wieder auszeichnete. So wie auch jetzt. „Es ist … wunderschön!“ Was sollte sie denn sonst sagen? Es war ein atemberaubendes Kunstwerk. Neji hatte sich sonst immer gesträubt Weihnachtsbäume zu schmücken und dann erschuf er gleich so etwas! Sie schaute sich die Tanne noch einmal von oben bis unten an. Und dann erschien ein Bild in ihrem Kopf. Sie selbst hatte den Baum in den Standfuß gestellt! Und dann… war wieder alles schwarz und schien auch nicht weiter zu leuchten. In Tentens Körper breitete sich ein mulmiges Gefühl aus. Sie ließ den Kopf leicht sinken. „Neji, was ist passiert?“ Er schwieg. Für einen Moment herrschte Stille im ganzen Raum. Alles schien leblos zu wirken. Wenn es so leise war, dachte man oft, hier würde kein Leben herrschen. Nur der hell leuchtende Baum war das Zeichen für Lebewesen in diesem ganzen Haus. „Als du den Baum in den Standfuß gestellt hast, hatte sich etwas gelockert und der Baum ist auf dich gefallen“. Nejis Antwort war leise und monoton. Allerdings löste sie in Tenten ein Chaos aus. Plötzlich erschien wieder alles vor ihren Augen. Neji war in der Küche, hatte Tee gemacht um sich vor dem Schmücken zu drücken. Tenten hatte gerade den Baum aufgestellt und gedacht alles stabilisiert zu haben. Sie hatte sich umgedreht um die Lichterkette aus dem Karton zu holen. Und dann wurde alles schwarz. Der Baum war auf sie gefallen. Sie wurde bewusstlos und hatte eine Beule. Somit waren alle Fragen gelöst. Naja… fast. „Wie lange habe ich geschlafen?“, die Frage kam wie aus der Pistole geschossen. Soweit sich Tenten erinnern konnte, hatte sie den Baum am Abend auf gestellt. Neji sah wieder zu ihr „Einen ganzen Tag. Du wolltest auch gar nicht erst aufwachen“. Er schmunzelte. Leicht peinlich berührt sah Tenten wieder zu dem Baum. Er war einfach bezaubernd. Mehr konnte sie nicht sagen. Sie drückte Neji „Das hast du wunderbar gemacht.“ Er lächelte. Sie lächelte. Das Blackout war weg. Die Welt war in Ordnung. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen um ihn einen Kuss zu geben, doch er drehte sich weg. „Putz dir doch bitte erst mal die Zähne, Schatz“. Und somit stand auch ihr Weihnachtswunsch fest: Der Baum sollte das nächste Mal Neji erschlagen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)