hinter den Kulissen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 11: Alternatives Ende ----------------------------- Miko hüpfte durchs Zimmer, und das nun schon seit drei Minuten. Naoto, die auf dem Sofa lag, hatte es langsam satt. Als ihre Freundin wieder in ihre Reichweite hüpfte, zog sie sie zu sich heran und hielt sie fest. „Erstens, das nervt! Zweitens, ist es so schlimm, mal ein paar Tage mit mir allein zu verbringen, dass du gleich so ausrasten musst, wenn du den Rest mal wieder zu Gesicht bekommst?“ Klar, auch die Bassistin freute sich auf die anderen Bandmitglieder, aber eben in normalem Maße. Miko kicherte und gab ihrer Freundin einen Kuss auf die Nase. „Jetzt nimm das doch nicht gleich persönlich du Griesgram. Natürlich waren die letzten Tage schön.“ Und die Nächte erst... „Aber wir haben schon so lange keine Filme zusammen gesehen und außerdem kocht Omi wieder. Du musst zugeben, dass das um Längen besser ist als das, was wir so zustande bringen.“ „Da hast du schon Recht...“ Naoto ließ es der quirligen jungen Frau noch einmal durchgehen, dass sie sie Griesgram genannt hatte und stand auf. „Wir sollten uns langsam mal umziehen, wenn wir noch Chips kaufen wollen, was meinst du?“ Miko setzte sich vor ihrer Freundin auf den Boden. „Ja, find ich auch. Aber von dem ganzen Gehüpfe bin ich sooo müde geworden.“ Sie klimperte mit den Augen „Trägst du mich?“ Lachend stupste Naoto sie mit dem Fuß an „Vergiss es!“ Mit diesen Worten ging sie in Richtung Schlafzimmer, doch sie kam nicht weit, denn Miko hatte sich an ihr Bein geklammert und hielt sich dort mit erstaunlich viel Kraft. Naoto seufzte „Also gut, du Klammeraffe, aber das ist das letzte Mal!“ Sie hob die grinsende Miko auf und ging mit ihr ins Schlafzimmer, wo sie ihre Freundin auf dem Bett absetzte, ein breites Grinsen im Gesicht. „Ich glaub, wir haben noch ein wenig Zeit.“, fand sie und beugte sich für einen langen, innigen Kuss zu Miko herunter. Mally zupfte noch einmal an ihrem Shirt herum, während sie ungeduldig wartete. Dann endlich öffnete sich die Tür, vor der sie stand und das schöne Gesicht von Yori war zu sehen. „Da bist du ja. Komm rein.“ Sie trat zur Seite, um Mally Platz zu machen. Diese Betrat die Wohnung und gab der Anderen einen Kuss auf die Wange. Yori freute sich, dass die Drummerin zu solchen Liebesbeweisen bereit zu sein schien, mochten sie noch so klein sein. In den letzten Tagen hatte sie viel über Mallys Vergangenheit erfahren. Ihre Geschichte hatte sie erschüttert und sie ließ ihrer Geliebten so viel Zeit, wie diese eben brauchte. Für sie war es schon ein kleines Wunder, dass die hübsche Frau sich überhaupt auf sie einließ. Verträumt musterte Yori sie. Obwohl Mallys Auftreten heute recht schlicht war, sah sie umwerfend aus. Nachdem die Beiden noch kurz auf dem Sofa gesessen und etwas getrunken hatten, fuhren sie in Mallys Wagen los. Dabei fiel es dieser schwer, sich auf die Straße zu konzentrieren, die Schönheit auf dem Beifahrersitz schlug sie immer wieder in ihren Bann. Omi kam aus dem Bad, das sie noch schnell sauber gemacht hatte. Jyou hatte das Wohnzimmer schon für den Abend vorbereitet, die Getränke und Knabbereien standen auf dem kleinen Tischchen, die DVDs lagen neben dem Fernseher...nur von der Sängerin war nichts zu sehen. Im Schlafzimmer konnte sie nicht sein, das hätte Omi bemerkt, auch in der Küche war sie nicht. Erst jetzt fiel der Gitarristin auf, dass die Wohnungstür offen stand. Beunruhigt eilte sie hinaus. Jyou schien sich zwar von dem Vorfall gestern Nachmittag erholt zu haben, aber sie hatte den ganzen Tag über schon seltsam abwesend und nachdenklich gewirkt. Im Flur sah Omi sich um. Auch hier war ihre Freundin nicht, aber die Tür, hinter der eine Treppe zum Dach hinaufführte, stand offen. Die Gitarristin ärgerte sich, dass sie nicht gleich daran gedacht hatte. Die Beiden saßen oft dort oben, vor allem abends oder nachts, und sahen von dort aus auf die Stadt. Der Anblick war jedes Mal aufs Neue atemberaubend. Omi wunderte es nicht, dass Jyou sich hier hinauf zurückgezogen hatte, sie saß hier öfter, wenn sie nachdachte. Trotzdem wollte das ungute Gefühl in ihrem Bauch nicht weichen. So eilte sie die Treppen hinauf und trat an die kühle Luft hinaus. Noch immer sah sie ihre Freundin nirgends. Sie drehte sich um – und sah die Sängerin, die direkt an dem schwindelerregenden Abgrund des Daches stand. Omis Herz schien für einen Moment auszusetzen. Langsam ging sie ein par Schritte auf ihre Freundin zu, blieb dann aber wieder stehen aus Angst, si zu erschrecken. So nah an der Kante zum Tod wollte sie nichts Unbedachtes tun. „J-Jyou?“ Die Stimme, die wie aus weiter Ferne an die Ohren der Sängerin drang, klang brüchig, doch immer noch nach ihrer Freundin. Langsam drehte sie sich um und sah Omi ins Gesicht. Der entsetzte, traurige Ausdruck in ihren Augen traf Jyou wie ein Schlag. Wie hatte sie in all der Verzweiflung, die sie gespürt hatte, vergessen können, was sie der wohl wunderbarsten Person, der sie je begegnet war angetan hätte? Und wie hatte sie glauben können, mit ihrer Last allein zu sein? Langsam sank sie auf die Knie, Tränen rollten über ihre Wangen, zerplatzten auf dem Kiesboden des Daches. Jetzt hielt Omi nichts mehr, sie lief auf ihre Freundin zu, sank neben ihr nieder und schloss sie in die Arme. Sie weinte nicht, zu viele Gefühle auf einmal stürzten auf sie ein. Also hielt sie Jyou einfach in den Armen, streichelte ihr sanft über den Rücken. „Sch... Ich bin da, wir schaffen das.“, versprach sie dem zitternden und bebenden Bündel, das sich an sie drückte. Omi saß auf dem Sofa, doch sie hatte das Gefühl, auf glühenden Kohlen zu sitzen. Immer wieder pendelte ihr Blick zwischen der Uhr und der Haustür hin und her. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, drehte sich klackend ein Schlüssel im Schloss und die Tür wurde aufgestoßen. Jyou kam herein, ließ die Tür laut zu- und sich mit einem Seufzer aufs Sofa fallen. „Und, wie war‘s?“ Die ganze Warterei hatte Omi ungeduldig gemacht, erwartungsvoll musterte sie ihre Freundin. „Nicht so schlimm, wie ich gedacht hätte.“ Erwiderte diese. „Jetzt kommen n par Termine in denen irgend so’n Diagnostikkram abläuft und wenn das durch ist sagen die mir, wie es weitergeht.“ Müde kuschelte sie sich an ihre Freundin. Sie hatte deren Vorschlag, vielleicht doch einmal mit einem Psychologen zu reden, am Ende doch angenommen und es fühlte sich richtig an. Die anderen Bandmitglieder hatten Verständnis dafür, dass ihre Sängerin erst einmal eine Pause brauchte, in der Omi zu jeder Zeit für sie da war. Auch ihnen kam diese Auszeit ganz gelegen, Mally und Yori hatten so Zeit, ihre frische Beziehung zu festigen und Miko und Naoto freuten sich auch über die Ruhe, die in der nächsten Zeit ihr Leben erleichtern würde. Omi nahm ihre Freundin in den Arm. Sie war froh, dass Jyou sich nun helfen ließ, und auch wenn es sicherlich lange dauern würde, war sie doch fest davon überzeugt, dass sie beide irgendwann wieder festen Boden unter den Füßen haben würden. Sie sah ihrer Freundin in die Augen. „Hast du in der nächsten Woche Termine?“, erkundigte sie sich. „Nein, so schnell geht das nicht, die sind ziemlich voll“, entgegnete diese. „Sehr gut. Wir beide werden dann nämlich ne richtige Auszeit nehmen! Sie hielt Jyou einen Brief unter die Nase. Nachdem sie ihn überflogen hatte, fiel die Sängerin ihr um den Hals. Es war eine Bestätigung für die Buchung eines Doppelzimmers in einem Strandhotel. „Du bist wirklich ein Schatz! Das ist.... Ich glaubs nicht, das wird bestimmt wunderschön!“ Stürmisch küsste sie ihre überrumpelte Freundin. Omi grinste. Sie war über jedes einzelne Lächeln ihrer Freundin froh, vor allem, wenn sie es selbst in ihr Gesicht zaubern konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)