Blitzwichteln von Karopapier ================================================================================ Kapitel 1: Das Abenteuer des kleinen Bärchens --------------------------------------------- Es war einmal ein kleines Bärchen, das lebte ganz allein in seinem großen, weiten Wald. Das fand es sehr schön: Es gab niemanden, der ihm sagte was es machen sollte oder sich mit ihm stritt, niemanden, der alles besser wusste, niemanden, der ihm seine kleine, gemütliche Höhle streitig machen wollte. Doch eines Tages wurde dem Bärchen langweilig. Es war es leid, schwimmen zu gehen, denn immer wenn es im Wasser war sog sich sein weiches, flauschiges Fell voll mit Wasser und es kostete das Bärchen große Mühe, wieder heil an Land zu kommen. Es war es auch leid, den Schmetterlingen hinterherzujagen oder die süßen Beeren zu fressen, die überall wuchsen, oder den Honig zu klauen, den die Bienen immer so gut bewachten. Und erst recht war es leid, immer allein zu sein. Also machte sich das kleine, kuschelige Bärchen auf den weiten Weg aus dem Wald hinaus. Es wusste nicht, wo es genau hin wollte, aber es wusste, dass es jemanden finden würde, mit dem es sich anfreunden konnte. Es dauerte nicht lange, da traf das Bärchen einen Tanzbär. "Na, du kleiner Kuschelbär, was machst du hier so weit weg von deiner kleinen Höhle?", fragte der Tanzbär das Bärchen. "Ich suche einen Freund", sagte das Bärchen. "Möchtest du nicht mein Freund sein?" "Natürlich", sagte der Tanzbär. "Komm und tanz mit mir, ich habe hier ganz tolle Musik, auf die man prima tanzen kann!" Sprach's und schaltete seine Musik wieder ein, und zu zweit tanzten sie sehr, sehr, sehr lang... Doch irgendwann hing dem Bärchen das Lied zu den Teddyohren raus und es hörte auf zu hüpfen und fragte den Tanzbär: "Sag mal, Tanzbär, hört denn das Lied nie auf? Wir tanzen jetzt schon seit Ewigkeiten auf das gleiche Lied und es geht immernoch weiter! Was ist denn das für ein Lied?" "Das ist ein Lied namens Toiluma, ein wirklich wundervolles Stück: Sobald es aufgehört hat, fängt es geradewegs wieder an und man merkt gar nicht, dass es schon zum zweiten Mal spielt, so wunderbar monoton ist es!", antwortete der Tanzbär. Doch das Bärchen schüttelte sich und seufzte. "Es tut mir Leid, lieber Tanzbär", sagte es dem Tanzbär, "aber ich glaube, wir können doch keine Freunde werden. Ich möchte nicht tagein, tagaus immer nur auf das gleiche Lied tanzen, auch wenn es für eine Weile ganz lustig ist." "Schade", sagte der Tanzbär, "dann wünsche ich dir noch viel Glück auf der Suche nach einem Freund. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemanden gibt, der Toiluma nicht mag und deswegen auch nicht den ganzen Tag darauf tanzen möchte." Und so lief das Bärchen weiter. Nach einer Weile traf es einen Affen. "Na du kleiner Kuschelbär, was machst du hier so weit weg von deiner kleinen Höhle?", fragte der Affe das Bärchen. "Ich suche einen Freund", sagte das Bärchen. "Möchtest du nicht mein Freund sein?" "Ey voll krass", sagte der Affe, "mach dich einfach locker und komm rein. Meine Alte ist grad nicht zu Hause, die macht sonst voll die Szene, aber wenn du Bock hast hocken wir uns einfach hin und saufen ne Runde. Ich hab hier voll fett den Wodka geschenkt bekommen auf meiner letzten Bihdäipahti, den köpfen mer gleich!" Sprach's und öffnete die Wodkaflasche und schenkte dem Bärchen ein Glas voll Wodka ein. Doch schon der erste Schluck brachte das Bärchen zum Husten und zum Spucken und es stellte das Glas ab und fragte den Affen: "Sag mal Affe, schmeckt Wodka von Bihdäipahtis immer so beißend? Ich fürchte, an diesen Geschmack möchte ich mich gar nicht gewöhnen." "Wodka ist immer so, voll Hose ob von Bihdäipahtis oder nicht", antwortete der Affe. "Wenn dirs net schmeckt musste zur Eule, die is voll der Nerd und trinkt nichts weiter als Wodka-O ohne Wodka... voll out, aber die lässt sich nicht davon abhalten." "Was ist Wodka-O ohne Wodka?", fragte das Bärchen. "Das wirst du schon sehen", sagte der Affe, "geh nur erst mal hin." Und so bedankte sich das Bärchen und ging weiter. Es fand die Eule auch recht schnell und klopfte an ihrer Wohnhöhle an. "Na, du hibernal befellter Bär, was macht ein Hillbilly wie du in einem solch schönen Forst wie diesem?" "Ich suche einen Freund", sagte das Bärchen, "möchtest du nicht mein Freund sein?" "Nun", sprach die Eule, "nach reiflichem Überlegen scheint mir, es könnte es wert sein mit dir zu vespern. Tritt ein, mein Freund." Und das Bärchen trat ein und aß zusammen mit der Eule in ihrem karg eingerichteten Wohnzimmer. Das Bärchen war stark beeindruckt von den ganzen Büchern an der Wand, die fein säuberlich nebeneinander standen und sogar nach dem Alphabet geordnet waren. Gespannt lauschte es auch den Ausführungen der Eule, die ihm von kondolierenden Orbis und haploiden Depilationen erzählte, bis ihm der Kopf vor lauter Wissen schwirrte. Als sie fertig waren, stand das Bärchen bedauernd seufzend auf und bedankte sich artig für das Essen und das Gespräch. "Es tut mir Leid", sagte es dann, "aber ich fürchte ich muss weiterziehen. Solch einer großen Bildung wie deiner bin ich nicht gewachsen, ich fürchte wir könnten niemals Freunde werden, die auf einer Augenhöhe stehen." Und so bedankte es sich nochmals und ging weiter. Es wanderte Tag und Nacht und nochmals Tag und Nacht, bis es zu einer großen Stadt kam. Es war beeindruckt von so viel Größe, doch schon bald merkte es, dass es als kleines Bärchen hier keine Chance hatte. Überall liefen Menschen herum, die viel größer als das Bärchen waren, und drohten es niederzutrampeln, bis es sich schließlich in einem Park unter eine Bank retten konnte. Dort setzte es sich hin und weinte bitterlich. Doch plötzlich kniete sich ein kleines Kind neben die Bank und betrachtete das schluchzende Bärchen. "Nanu", fragte das Kind, "wer bist du denn?" "Ich bin ein kleines Bärchen aus dem Wald", antwortete das Bärchen, "und ich suche eigentlich nur einen Freund, aber der Tanzbär hat so grausige Musik gehört dass ich es nicht ertragen habe, der Affe trank nur schrecklich schmeckendes Zeug und die Eule war einfach zu klug für mich. Und jetzt habe ich niemanden, dessen Freund ich sein könnte." "Das ist kein Problem", sagte das Kind. "Warum kommst du nicht einfach mit zu mir?" Also ging das Bärchen mit zu dem Kind. Dort wurde es gewaschen, bekam leckeres Essen und Trinken und spielte viel mit dem Kind, bis es vor lauter Müdigkeit fast auf der Stelle einschlief. Da nahm das Kind es mit in sein Bett und deckte das Bärchen zu. "Irgendwann", sagte das Kind, "musst du mir mal erzählen, wie es in deinem Wald ist. Das muss ganz schön spannend sein!" "Einverstanden", sagte das Bärchen, "aber zuerst will ich ein wenig schlafen. Es ist ja soooo aufregend, einen Freund zu finden..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)