Slytherin bewahren ihre Geheimnisse von Alabriss ================================================================================ Kapitel 29: ------------ Traurig blickte er auf seinen ehemaligen Freund hinab, der nach der Wucht des Fluches das Bewusstsein verloren hatte. Er schob ihm seinen Schal unter den Kopf und deckte ihn dann mit seinem Umhang zu. „Es tut mir leid“, flüsterte er. „Aber wir müssen unsere Geheimnisse bewahren.“ Er nahm sich noch einen Augenblick Zeit und betrachtete den jungen Mann, ohne ihn wirklich zu sehen. Vor seinem inneren Auge standen Szenen ihrer Freundschaft, Momente der Verbundenheit, die nun für immer hinter ihnen lagen. Er machte sich keine Illusionen darüber, ob ihre Freundschaft jemals wieder zu kitten sein würde. Das war sie nicht. Er drehte sich um und ging mit schweren Schritten zurück ins Schloss. Die Dinge, die Ron zu ihm und über ihn gesagt hatte, dämpften seine Traurigkeit etwas, aber verschwunden war sie nicht. Trotz allem waren sie nun einmal für lange Zeit Freunde gewesen, beste Freunde sogar. Seine gedrückte Stimmung hellte sich auf, als er den Kopf hob und in einiger Ferne eine Gestalt ausmachte, die direkt auf ihn zuhielt. Er würde Draco überall erkennen. Wie von selbst beschleunigten sich seine Schritte und schnell kamen sie einander näher. Harry versuchte ruhig zu bleiben und sich cool zu geben, aber er fühlte sein Gesicht heiß werden und seine Mundwinkel verzogen sich unwillkürlich zu einem Lächeln. Mittlerweile rannte er beinahe und als er es bemerkte, bemühte er sich hastig, etwas langsamer zu werden. Verstohlen fuhr er sich glättend durch die Haare und dann, er hatte es kaum bemerkt, standen sie schon voreinander. „Wie ist es gelaufen?“, fragte Draco drängend, während er gleichzeitig nach Harrys Händen griff und ihre Finger ineinander verwob. Harry, selbst überrascht von sich und seinem unbedingten Willen, Draco nahe zu sein, trat näher an den Fomoraig heran und schob ihre verbundenen Hände hinter dessen Rücken, um ihn fest umarmen zu können. Er hörte Draco leise lachen, bevor der Blonde ihm sanft mit der Nase durch das Haar schmuste. Genießerisch ließ sich Harry gegen seinen Freund fallen, etwas mehr von seiner Traurigkeit verflüchtigte sich, nur durch die Nähe zu Draco. Er seufzte zufrieden und Dracos leises Lachen erklang erneut. Sanfte Hände fuhren unter Harrys Pullover und streichelten ihm über den Rücken. „Ich habe dich vermisst“, sagte Harry über ihre Gedankenverbindung, ohne den Kopf zu heben. Einige Dinge konnte er einfach nicht laut aussprechen. „Ich dich auch, Schatz.“ „Es hat geklappt. Ich habe ihm die Erinnerung an den gestrigen Abend genommen. Er ist ohnmächtig geworden, aber ich habe dann noch vorsichtshalber kontrolliert, ob ich ihn auch nicht mental verletzt habe und es war alles in Ordnung. Ich habe es ihm bequem gemacht und bin dann abgehauen, damit er mich nicht sieht, wenn er aufwacht.“ Harry verstummte, etwas außer Atem von seinem Redeschwall. Die Hände auf seinem Rücken taten ihr übriges, um ihn atemlos werden zu lassen. „Es tut mir wirklich leid“, sagte Draco, ohne das Streicheln zu unterbrechen oder ihre Umarmung zu lösen. „Ich hätte nie geglaubt, dass er auf diese Art und Weise reagiert. Vor allem, nachdem wir nun wissen, dass auch sein älterer Bruder Männern zugetan ist.“ Harry brummte zustimmend, hatte aber nicht wirklich Lust, das Thema erneut zu diskutieren. Es war ja auch nicht so, als wäre Ron der Einzige, der eine Abneigung und Vorurteile gegenüber Homosexuellen hätte. Es war nur überraschend und verletzend, weil sie so gute Freunde gewesen waren. Und nur die Tatsache, dass er sich in einen Mann verliebt hatte, änderte das so einfach! „Wollen wir nach Hogsmeade gehen und bei Rosmerta etwas trinken?“, fragte Draco, sich bewusst, dass Harry das Thema erst einmal ruhen lassen wollte. „Eigentlich wäre ich lieber mit dir allein“, meinte Harry leise. „Ich habe jetzt keine Lust auf die anderen und auf die Fragen, wo ich denn Ron gelassen hätte. Das hat mich heute schon den ganzen Tag verfolgt.“ Draco verstummte für einen Moment und Harry wollte bereits überspielen, was er gesagt hatte, peinlich berührt. Hatte er etwas Falsches gesagt? Er hatte geglaubt, Draco wollte auch gern mit ihm zusammen sein! „Wir könnten von Hogsmeade aus apparieren, wenn du magst“, erklang Dracos Stimme, allerdings klang er irgendwie merkwürdig. Forschend blickte Harry ihn an. War er peinlich berührt? Vielleicht war seine Idee nicht wirklich gut gewesen. „Wir müssen nicht…“, begann er, wurde aber sofort von Draco unterbrochen. „Nein, nein, es wäre sehr schön, wenn wir nach Malfoy Manor apparieren und etwas allein sein könnten. Es ist schwer, hier in Hogwarts nicht überall auf andere Schüler zu treffen. Es ist nur…“ Draco knabberte unsicher an seiner Unterlippe und sah überall hin, nur nicht in Harrys Augen. „Du machst mich langsam wirklich nervös“, meinte Harry und versuchte Dracos Blick zu treffen. „Was stimmt denn nicht?“ Draco antwortete nicht sofort, sondern zog Harry an der Hand hinter sich her. Sie machten sich auf in Richtung Zaubererdorf, um von dort nach Malfoy Manor zu apparieren. Harry musste sich beeilen, um Schritt zu halten und stolperte beinahe, so schnell schritt Draco aus. „Hey!“, rief er und stemmte seine Absätze in den Waldboden, um Draco zum anhalten zu bewegen. „Sag mir erst einmal, was los ist!“ Draco hielt zwar an, drehte sich jedoch nicht um, als er einige Worte in seinen nicht vorhandenen Bart murmelte. „Wie bitte?“ „Ich sagte, du wirst vielleicht etwas überrascht von meinem Zimmer sein!“ Draco klang fast patzig und Harry konnte sich beim besten Willen nicht erklären, warum. „Was denn“, fragte er amüsiert. „Ist es nicht aufgeräumt? Das ist kein Problem, du weißt doch, dass ich mit mehreren anderen Jungs zusammen wohne, ich bin an Unordnung zu Genüge gewöhnt!“ „Das ist es nicht!“, brummte Draco und zog Harry weiter. „Du wirst schon sehen!“ Während Harry noch verwirrt die Augenbrauen zusammenzog und sich den Kopf zerbrach, was denn wohl so schlimm an Dracos Zimmer sein könnte, hatten sie schon das Gelände von Hogwarts verlassen und apparierten Seit-an-Seit in Dracos Elternhaus. Obwohl sonst gar nicht eitel und wenig auf sein Aussehen bedacht, stürmte Harry sofort zu einem der großen Spiegel in der Eingangshalle des Manors. Hastig versuchte er, wenigstens etwas Ordnung in seinen wilden Haarschopf zu bringen. Lächelnd trat Draco hinter ihn und beobachtete seine Bemühungen eine Weile lang, bevor er schließlich helfend eingriff. Er nahm einen kleinen Flakon, der auf einer verschwenderisch verzierten Kommode stand, verrieb eine klare Flüssigkeit zwischen den Fingerspitzen und fuhr mit gespreizten Händen durch Harrys unbändige Haare. Sie tauschten im Spiegel einen liebevollen Blick, während Draco arbeitete. Nachdem Harry dann auch noch seine Kleidung zu seiner Zufriedenheit gerichtet hatte, atmete er noch einmal tief durch und folgte Draco dann in den Salon, um die Malfoys zu begrüßen. Lucius und Narzissa wirkten auch diesmal, als säßen sie für ein Gemälde Modell. Sie hatten es sich vor dem flackernden Kamin bequem gemacht und hielten dickbauchige Gläser in den Händen, sowieso kostbar aussehende Bücher. Sie hoben den Kopf, als die beiden jungen Männer den Raum betraten. Narzissa sprang auf, ein erfreutes Lächeln ließ ihr schönes Gesicht erstrahlen. „Jungs!“, rief sie fröhlich und eilte ihnen entgegen, die Arme einladend ausgebreitet. Hinter ihr erhob sich auch Lucius, langsamer, aber nicht weniger freundlich lächelnd. Harry strich nervös noch einmal über seinen Umhang, da wurde er plötzlich in eine feste Umarmung gezogen. Verdutzt erwiderte er den warmen Druck der Arme von Narzissa Malfoy erst nach einigen Schreckenssekunden, dann wurde er bereits wieder entlassen und sah sich dem Vater seines Freundes gegenüber. Lucius Malfoy umarmte ihn zwar nicht, ergriff aber seine Hand und schüttelte sie enthusiastisch. Harry lächelte verwirrt, die ganze Situation kam ihm irgendwie unwirklich vor, auch wenn er die beiden Älteren auch bei seinem letzten Besuch bereits überraschend freundlich erlebt hatte. „Setzt euch, setzt euch!“, rief Narzissa fröhlich, dann klatschte sie in die Hände und prompt ploppte eine kleine Hauselfe in einem adretten Kleidchen in den Raum. „Sei so nett, und bring uns einige Sandwiches für die Jungs und auch etwas von dem Erdbeerkuchen den ich gestern gebacken habe.“ Sie wandte sich wieder an ihre Gäste. „Was möchtet ihr trinken? Kaffee?“ Harry nickte, er fühlte sich regelrecht überfordert, während er sich von Lucius schwerer Hand auf seiner Schulter zu einem der Sofas führen ließ. „Mutter!“, hörte er Draco hinter sich vorwurfsvoll flüstern, aber Narzissa antwortete nur mit leisem Lachen. „Setz dich, Harry“, sagte Lucius Malfoy und wies ihm einen Platz, ehe er sich selbst elegant niederließ. „Schön, dass ihr uns besucht! Brauchtet ihr eine Pause vom Schulstress oder haben euch einfach die Backkünste meiner Frau gefehlt?“ Harry musterte den attraktiven Mann vor sich. Vor seinem inneren Auge konnte er einen anderen Lucius Malfoy sehen, einen, der herablassend und kalt zu Mr. Weasley sprach und der ein Buch in Ginny Weasleys Kessel fallen ließ, das diese beinahe tötete. Er konnte diese beiden vollkommen unterschiedlichen Männer kaum unter einen Hut bringen. Wie er jetzt dort saß, leger und gelöst in seinem eleganten Salon, war es schwer vorstellbar, das er, verborgen unter einer schwarzen Maske, grässliche Untaten beging. Aber trotzdem hielten sich hartnäckig die Gerüchte, dass die Malfoys Todesser waren und viele ihrer Taten, von denen Harry wusste, sprachen ebenfalls dafür. Allerdings waren Gerüchte nun einmal Gerüchte und Harry war sich ganz sicher, dass zu mindestens Draco kein Todesser war! „Wir wollten Sie besuchen“, sagte Harry höflich. „Aber es könnte sein, dass die wunderbare Torte von unserem letzten Besuch, ein kleines bisschen Anteil an der Schnelligkeit unseres erneuten Besuchs hatte!“ Sie lachten gemeinsam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)