Slytherin bewahren ihre Geheimnisse von Alabriss ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Draco biss sich auf die Unterlippe. Der Tag war so schön gewesen, das er den Schulleiter einfach in die hinterste Ecke seines Bewusstseins verbannt hatte. Nun wurde ihm mit aller Macht bewusst, das Dumbledore immer über alle Vorgänge in Hogwarts informiert war und das er natürlich schon längst wusste, das Draco sich Harry in vollkommen untypischer Weise genähert hatte. Er hatte nicht wirklich einen Plan, wie er jetzt reagieren sollte, was er sagen, wie er sich erklären sollte, denn von der Schule fliegen und dann Harry gar nicht mehr sehen, das wollte er auf keinen Fall! Das goldene Trio grüsste den Schulleiter erfreut und er antwortete großväterlich. Als sein Blick dann zu Draco wanderte waren seine Augen hinter den Brillengläsern allerdings ernst und eiskalt. „Mr. Malfoy, ich möchte sie kurz in meinem Büro sprechen.“ „Aber das Abendessen…“ „Das hat Zeit. Kommen sie.“ Draco nickte den Anderen kurz zu und folgte dem alten Mann dann ergeben. Was hätte er auch sonst tun sollen? Als er am Ende des Ganges um die Ecke bog, sah er kurz zurück und sah Harry, der noch immer an der gleichen Stelle stand und ihnen nachsah, die Augenbrauen fragend zusammengezogen. Draco versuchte ein beruhigendes Lächeln, hatte aber das Gefühl, das es kläglich misslang. Im Büro des Schulleiters, zwischen all den tickenden, surrenden, schwirrenden Objekten, saß Draco am vorderen Rand des ihm zugewiesenen Sessels und wartete. Der Schulleiter hatte ihn hier platziert und war dann in die hinteren Räume verschwunden. Er saß sicher schon seit einer halben Stunde hier und obwohl er versuchte, ruhig und gelassen zu sein, merkte er, wie er immer nervöser wurde. Er versuchte sich selbst zu beruhigen, sich klarzumachen, dass es genau das war, was Dumbledore bezweckte. Dracos Vater tat genau dasselbe, vor schwierigen Gesprächen ließ er seine Gesprächspartner gerne so lange im Salon warten, bis sie nervös und hibbelig waren. Das war nur eine Taktik. Leider funktionierte sie. Endlich betrat der Grauhaarige das Büro. Er hielt eine kleine Phiole mit einem hellgelben Trank in der Hand. Nervös ballte Draco die Fäuste, öffnete sie aber schnell wieder. Was hatte der Schulleiter vor? „Mr. Malfoy, ich hatte sie gewarnt. Ich bin sehr enttäuscht, das sie meine klaren Anweisungen anscheinend nicht befolgen wollen.“ Dumbledore hatte sich hinter seinen Schreibtisch gesetzt und die Hände auf der Tischplatte gefaltet. Sein Ton klang leicht tadelnd, so als hätte Draco eine Stunde geschwänzt oder eine ähnliche kleine Missetat begangen. Die kalten Augen sprachen eine andere Sprache. Draco setzte zum Sprechen an, wollte die Argumente vorbringen, die er sich zurechtgelegt hatte, aber der alte Mann winkte ab. „Ich habe ihnen gesagt, Mr. Malfoy, das ich zu anderen Mitteln werde greifen müssen, wenn sie meinen Anweisungen nicht Folge leisten.“ Der Schulleiter schob die kleine Phiole in Dracos Richtung. „Sie haben sich das selbst zuzuschreiben, Mr. Malfoy.“ Er machte eine auffordernde Geste. Im Gang vor Dumbledores Büro. Draco tastete sich an der Wand entlang. Seine Sicht verschwamm immer wieder. Schmerzen hämmerten in seinen Schläfen. Kalter Schweiß rann ihm über die Stirn, lief ihm in die Augen, aber er konnte seine Hände nicht dazu bringen, dass sie über seine Stirn fuhren. Keine seiner Gliedmaßen schien ihm zu gehorchen. Keuchend hielt er inne, stützte sich mit der Schulter an der Wand ab, versuchte wieder gleichmäßig zu atmen, aber es wollte nicht gelingen. Obwohl Draco weder etwas gehört noch gesehen hatte, fühlte er plötzlich eine leichte Berührung am Arm. „Draco? Draco, ist alles in Ordnung?“ Harry. Er wollte etwas sagen, wollte ihn um Hilfe bitten, als er plötzlich das fauchen seiner eigenen Stimme vernahm: „Verschwinde, Potter!“ Erschrocken riss Draco die Augen auf. Das hatte er nicht sagen wollen! Die Worte waren ohne sein Zutun aus seinem Mund gekommen. Verzweifelt spürte er, wie die Hand ruckartig von seinem Arm verschwand. Er versuchte seinen Blick auf den Ort zu fokussieren, an dem er Harry vermutete. Erleichtert nahm er wahr, dass der Andere noch immer da war, allerdings war er einen Schritt zurückgetreten und starrte ihn aus großen Augen erschrocken an. Er öffnete den Mund, wollte sich entschuldigen, aber die Worte, die aus seinem Mund kamen, waren nicht seine. „Verdammt, was glotzt du denn so, Potter, verpiss dich endlich!“ Harry machte noch einen Schritt zurück, Resignation in den Augen. Nein! Nein! Es hallte in Dracos Kopf. Er durfte Harry nicht wieder von sich stoßen. Der Andere würde ihm niemals wieder vertrauen! Es hatte so gut begonnen, es durfte nicht für immer enden! Er konzentrierte sich mit aller Macht, wehrte sich gegen das dumpfe, fremde Gefühl in seinem Körper, versuchte seine Glieder wieder unter Kontrolle zu bekommen. Zitternd streckte sich seine Hand in Harrys Richtung. „Har...ry!“ stieß er hervor, die hämmernden Schmerzen in seinem Kopf wuchsen an. Noch niemals hatte er derartig grausame Schmerzen gehabt. „Wollte nicht… Harry…!“ Er fühlte etwas Warmes aus seinem Mund laufen, seine Beine gaben unter ihm nach, er sah verschwommen, wie Harry vorwärts stürzte, dann fiel er auf die Knie. „Dumbledore!“ stieß er mit letzter Kraft aus. „Trank!“ Dann war da nur noch Schwärze. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)