Zombie-Loan: Der schwarze Klan von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Ein ganz normaler Tag... ----------------------------------- „Was ist passiert?... Wo sind alle...?“ Er lässt den Blick über das Trümmerfeld um sich herum schweifen. Alles ist verschwommen, nur ein paar schemenhafte Umrisse. Hier und da lodern ein paar Flammen,... wie tanzende Dämonen... Sein ganzer Körper schmerzt. Blut läuft ihm in die Augen. Er will es wegwischen, doch aus irgendeinem Grund greift er ins Leere. Er starrt auf seine Hand. Sein Atem beschleunigt sich schlagartig, als er auf den blutenden Stumpf starrt, der früher mal seine rechte Hand gewesen war. Sein Herz rast in seiner Brust und er stößt einen erstickten Schrei aus. Er zittert am ganzen Körper, alles was er noch zustande bringt ist ein hektisches Keuchen. Plötzlich spürt er einen leichten Druck auf seiner Schulter. Er fährt herum und schlägt blindlings die Hand einer dunklen Gestalt weg. Auf den Knien starrt er zu dem Mann, der vor ihm steht empor. Er trägt ein seltsames, weißes Gewandt und hat lange, blonde Haare die unter einer Kapuze hervor, auf seine Brust fallen. „W- wer bist du? Was willst du von mir?“ Seine Fragen sind eher ein erschöpftes Flüstern. Die Gestalt vor ihm grinst ihm beinahe schadenfroh entgegen. „Sag mir nur eins... Willst du leben?...Oder sterben?...“ Plötzlich verzieht sich die Umgebung um ihn herum. Alles scheint sich in Nichts aufzulösen. Er spürt wie er den Boden unter sich verliert und fällt. In die Dunkelheit. Plötzlich ein Klicken... Kaltes Metall schließt sich um sein rechtes Handgelenk. Seine Hand ist wieder da! Doch silbern glänzende Handschellen an einer Kette umschließen seinen Arm. Wie Fesseln... Er versucht irgendwo einen Halt zu finden doch er fällt nur immer weiter in den Abgrund... fällt immer tiefer... ins schwarze Nichts... Chika wird unsanft von dem Aufprall auf den alten Dielen seines heruntergekommenen Zimmers geweckt. Er liegt neben seinem Bett und atmet den modrigen Geruch ein, der in den, zum größten Teil schimmligen Zimmern in seiner Unterkunft zur Standard Einrichtung gehört. Einige Minuten liegt er einfach so da, dann rappelt er sich schließlich auf. Müde fährt er sich durch die zerzausten Haare und schleppt sich Richtung Badezimmer. Draußen ist es bereits taghell und er kann die Vögel zwitschern hören. Durch ein Fenster fallen Sonnenstrahlen in den sonst so tristen Flur und er bleibt einen Moment stehen um ihre Wärme zu genießen. Seine Laune bessert sich schlagartig, bei dem Gedanken daran, dass heute wohl auch eine warme Nacht ansteht... das heißt, beste Bedingungen für eine erfolgreiche Jagd. Und die ist mal wieder dringend nötig, schließlich haben sie seit einer Weile nur wenig Glück... Keine Beute, keine Jagd... und was das schlimmste ist: kein Cash!! Er kann sich kaum daran erinnern, wann er das letzte mal eine schöne, mehrstellige Zahl in seinem Kreditbuch gesehen hat... von ner schönen Stange Bargeld ganz zu schweigen... Wenn sie heute kein Glück haben, wird er wohl oder übel nach einer weiteren Geldquelle ausschau halten müssen... Als er kurze Zeit später in den gemeinsamen Speiseraum, des alten Hauses tritt, sind alle anderen bereits mit dem Frühstück fertig. Michiru begrüßt ihn mit einem freundlichen Lächeln und ihrem alltäglichen, verlegen gemurmelten „Guten Morgen!“. Er grinst ihr zu und lässt sich auf einen freien Stuhl fallen. Gerade als er zu dem Korb mit den Brötchen greifen will, tippt ihm jemand auf die Schulter. „Du sitzt auf meinem Platz, Akatsuki...“ Shito wirft ihm einen gewohnt kühlen Blick zu. „Ich seh hier nirgends deinen Namen draufstehen, Shito, also wie wär's wenn du dich einfach da drüben hinsetzt?“ Die zwei funkeln sich wütend an. „Du kannst hier nicht einfach reinkommen und anderen den Platz wegnehmen!“ „Und du kannst dich genauso gut zwei Meter weiter links hinsetzen, wo ist dein Problem?!“ „Mein Problem bist du!“ „Ach ja, wir können das auch gerne draußen klären!“ „Wie du willst! Vollidiot!“ „Scheißkerl!“ Michiru springt von ihrem Stuhl auf und drängt sich zwischen die Beiden. „Hey, mir fällt gerade ein,... wir kommen noch zu spät zur Schule! Los Beeilung!“ Sie packt Chika kurzerhand am Arm und zerrt ihn durch die Tür. Shito wirft ihm ein spottendes „Nächstes mal bist du dran, Trottel!“ hinterher, bevor auch er seine Jacke nimmt. Bevor Michiru ihn entgültig durch den Türrahmen zieht, beendet Chika den Streit noch mit einem verächtlich gemurmelten „Geh sterben, Shito!“, ein Satz den Michiru in der Regel mehrmals täglich zu hören bekommt... „Also wirklich, ich frag mich echt warum ihr sowas jeden Morgen veranstalten müsst...“ Chika antwortet mit einem verächtlichen „Tss..“ Er und Michiru schlendern den Bürgersteig entlang zu dem altmodischen Gebäude in dem sich ihre Schule befindet. Shito folgt ihnen, mit einem gewissen Sicherheitsabstand... Chika seufzt entnervt auf. „Ich hatte heute wirklich nicht vor in diese verdammte Schule zu gehen... ich konnte nichtmal frühstücken, wie zur Hölle soll ich jetzt bis zum Mittagessen überleben...?“ Um das ganze noch dramatischer zu gestalten, wiederholt er das gequälte Seufzen... „Du solltest wirklich nicht so oft die Schule schwänzen, Chika... und außerdem, ist es nicht egal ob du frühstückst oder nicht? Zombies können nicht verhungern oder?....“ Er wirft ihr einen entsetzten Blick zu. „Ich weiß selbst, dass wir nicht verhungern, das heißt aber nicht, dass wir Hunger nicht spüren können..! Wir sind genau wie Menschen, mit dem kleinen Unterschied, dass wir schon tot sind, klar! Du solltest mehr Taktgefühl haben, 500 Yen..!“ Michiru bleibt völlig entgeistert stehen und grübelt darüber nach, ob sie möglicherweise Zombie diskriminierend war, bevor ihr plötzlich bewusst wird, dass dies im Grunde nicht der springende Punkt war, da sie gerade von jemandem, der sie regelmäßig mit diversen Spitznamen anspricht, als taktlos bezeichnet wurde... Mit einem verträumten Gesichtsausdruck, grübelt sie stumm über die darin liegende Ironie nach... Chika dreht sich ungeduldig zu ihr um. „Beeil dich gefälligst, Sklave! Du musst mir vor der Schule noch etwas zu Essen kaufen, oder ich bring dich um, und esse dich!“ Michiru zuckt angesichts der Ernsthaftigkeit mit der er ihr droht zusammen, obwohl sie solche Ansagen eigentlich inzwischen gewohnt sein sollte, schließlich bekommt sie von beiden, Chika und Shito, täglich mehrere Morddrohungen an den Kopf geworfen... Das gehört genauso zu ihrem Alltag wie die ständigen Streitereinen der Beiden. Trotzdem entschließt sie sich, Chika besser was Essbares zu besorgen, weniger wegen der Gefahr selbst verspeist zu werden, sondern eher als Vorsorge, weil sie weiß, dass seine Laune sich, wenn es um Gratisessen geht, immer bessert. Als sie wenig später im Geschichtsunterricht sitzen, kann Michiru plötzlich nachvollziehen, warum Chika so häufig nicht in der Schule erscheint. Gelangweilt seufzt sie auf, muss einige Male sogar Gähnen. Sie sieht sich im Klassenzimmer um. Shito sitzt mit ausdruckslosem Gesicht auf seinem Platz rechts von ihr, vor ihm liegt sein Mathebuch. Dass sie gerade Geschichte haben, scheint ihn herzlich wenig zu interessieren... Chika sitzt etwas weiter hinten, doch sie kann das Rascheln der Chipstüte hören, die er unter seiner Bank versteckt hat, immer dann wenn er hineingreift, um sich eine neue Handvoll in den Mund zu stopfen. Sie fragt sich wie lange es wohl heute dauern wird, bis er aus dem Unterricht geworfen wird... Als wären ihre Gedanken erhört worden, schreitet ihr Geschichtslehrer zielstrebig durch die Schülerreihen auf Chika zu. Ein gespanntes Raunen geht durch die Klasse. „Chika Akastuki, wärest du bitte so freundlich und würdest das Essen einstellen und dich auf den Unterricht konzentrieren?!“ Chika sieht ihn nur wortlos an und steckt einen weiteren Chip in den Mund. „Gib mir die Tüte, du kannst sie dir nach der Stunde wieder abholen!“ Chika grinst ihn an, so als hätte er gerade einen Jackpot gewonnen. „Für 500Yen können sie die Tüte sogar behalten!“ Zwei Minuten später ist die Röte im Gesicht ihres Lehrers bereits wieder am abklingen und Chikas Sitzplatz ist leer. Michiru sieht ihn gerade noch am Fenster vorbei über den Pausenhof schlendern. Shito hat die ganze Aktion mit einem herablassenden Kopfschütteln bedacht... Chika atmet erleichtert die frische Luft ein und streckt sich. Er dachte schon der alte Kauz würde heute gar nicht aufgeben und ihn bis zur letzten Minute ignorieren... Gut, dass Michiru ihm die Chips gekauft hatte... Er läuft gelangweilt über das Schulgelände, bis zu dem kleinen Friedhof, der an den Schulgarten anschließt. Das Gebäude war früher einmal ein Kloster gewesen, deshalb befindet sich noch heute ein kleiner mit Grabsteinen gespickter Garten auf dem Grundstück. Er lehnt sich an einen hellen, marmornen Stein und schließt die Augen. „Hey, was genau soll das hier werden?“ Leicht genervt blinzelt Chika in die Richtung, aus der die Stimme kam. Vor ihm stehen drei ihm völlig unbekannte Studenten und funkeln ihn wütend an. Sie tragen die Uniformen der Nagoya Akademie, die teuerste Privatschule der Stadt. Die typische Arroganz, die die meisten Schüler dieses Internats an den Tag legen, ist für Chika gewöhnlich Grund genug, die Straßenseite zu wechseln, wenn er sie in ihren teuren Lacoste-Poloshirts, mit dem goldenen Schulemblem durch die Innenstadt flanieren sieht. Doch diesmal sieht es ganz danach aus, als würde er um eine Unterhaltung mit diesen Witzfiguren nicht herumkommen... „Hey, ich hab dich was gefragt! Sieh zu, dass du verschwindest, das hier ist unser Treffpunkt!“ „Tss, ich seh hier nirgends eine Reservierung... Was wollt ihr Naggies überhaupt auf unserem Schulgelände? Warum hängt ihr nicht am Pool in eurem tollen Streberinternat ab?“ „Warte du mieser-!“ „Lass es, Hakoto!“ Der älteste der Drei, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, wirft dem breitschultrigen Typen neben sich einen beschwichtigenden Blick zu, um sich gleich darauf herablassend an Chika zu wenden. „Als ob sich jemand wie wir wegen so einem erbärmlichen Stück Dreck die Hände schmutzig machen würde...“ „Klingt für mich nach der klassischen Ausrede eines Feiglings!“ „Du solltest besser darüber nachdenken, mit wem du hier redest, Kleiner!“ Chika gibt sich gänzlich unbeeindruckt. „Als ob ich mir die Namen von euch nervtötenden Naggies merken würde...“ Der vorher erhaltenen Ermahnung zum Trotz, springt der muskulöse Kerl namens Hakoto völlig unvermittelt nach vorne und lässt seine Faust auf Chika zurasen. Dank seiner, aufgrund der vielen Zombiejagten mittlerweile recht ausgeprägten Reflexe, ist es für Chika allerdings ein leichtes dem Schlag auszuweichen, sodass die Hand des Angreifers nicht auf sein Gesicht, sondern auf den massiven Marmorgrabstein hinter ihm prallt. Während Chika noch verzweifelt versucht einen Lachanfall zu unterdrücken, heult der Schlägertyp gequält auf, wofür er sich allerdings auch noch eine gehörige Kopfnuss seitens seines Kollegen einbringt. „Das wirst du noch bereuen, Mistkerl!“ Chika funkelt den offensichtlichen Anführer der Drei herausfordernd an, noch immer grinsend über den herumjammernden Hakoto. „Wow, ich hab richtig Angst! Ich frage mich, ob es bei euch Privatschülern wohl Tradition ist, sich bei einer Prügelei selbst außer Gefecht zu setzen...“ „Ich kann dir gern das Gegenteil beweisen!“ „Versuch's doch!“ Man kann förmlich spüren wie die Luft zwischen den Beiden brennt. Gerade als Chika mit einer Faust ausholen will, spürt er wie er von hinten unsanft am Kragen gepackt wird. „Wirklich wahr, Akatsuki, du kannst einem nichts als Ärger machen...“ Chika dreht sich wütend zu Shito um, der ihn eiskalt am Hemdkragen über den Weg Richtung Pausenhof schleift. „SHIIITO! Lass mich-..! Misch dich gefälligst nicht in meine Angelegenheiten ein, du verdammter, blöder-...!“ „Glaub mir, ich für meinen Teil würde es bevorzugen mich aus deinen kindischen Spielchen rauszuhalten... Aber Michiru hat unglücklicherweise drauf bestanden...“ „Seit wann hat 500Yen hier auch was zu melden?“ Erst jetzt bemerkt Chika, dass Michiru schnellen Schrittes und mit einem empörten Gesichtsausdruck neben ihnen herläuft. „Du Dummkopf solltest mir lieber danken! Es zeugt nicht gerade von Intelligenz sich mit diesen Verbindungsbrüdern anzulegen...“ Chika horcht auf. Auch Shito scheint, obwohl er wie sonst auch eine möglichst desinteressierte Miene zieht, ausnahmsweise ganz Ohr zu sein. „Verbindungsbrüder?“ „Yep. Sagt bloß, ihr wusstet das nicht? Diese Kerle sind von der Studentenverbindung der Nagoya Akademie. Um diese Jahreszeit hängen die aus den höheren Semstern immer in der Nähe der Highschools herum, angeblich um potenzielle, neue Mitglieder ausfindig zu machen... Aber das sind nur Gerüchte... Die Meisten würden eine Nominierung wahrscheinlich ohnehin ablehnen...“ „Warum? Ich dachte, diese Verbindungen wären immer so ne Art Karriere-Sprungbrett...“ Michiru seufzt. „Ja, das ist wahr.. die meisten einflussreichen Persönlichkeiten der Region sind ehemalige Verbindungsmitglieder... aber in den letzten Jahren, hat sich der Ruf dieser Bruderschaft verändert. Die Meisten haben jetzt Angst... es heißt, sie wären eher eine Art Sekte... und wer einmal ein Mitglied wird, bleibt es für immer...oder...“ Sie fährt mit einer eindeutigen Geste mit ihrem Zeigefinger über ihren Hals. Für einen Moment herrscht Stille. „Ähm, Shito? Du hältst immer noch meinen Kragen fest... Wenn du Angst vor den grusligen Verbindungsbrüdern hast, dann frag doch einfach 500Yen, ob sie deine Hand hält, anstatt dich an mich dranzuhängen...“ Michiru blendet das Kreuzfeuer aus wüsten Beschimpfungen, das sofort neben ihr ausbricht, einfach aus und sieht noch einmal nachdenklich zu den Drei zurückgebliebenen Studenten hinter ihnen, bevor sie sich seufzend daran macht Shito und Chika davon abzuhalten sich gegenseitig umzubringen... was keine leichte Aufgabe ist, wenn man bedenkt, dass sie, wenn sie erstmal wirklich in fahrt sind, nichtmal davon zurückschrecken sich gegenseitig mit Schwert und Schusswaffe zu bedrohen... Shiroi Yagamito blickt Michiru und den anderen mit einem verbissenen Gesichtsausdruck nach. „... So, sein Name ist also Chika Akatsuki..?“ „Sollen wir sie wirklich einfach so ziehen lassen, Shiroi?“ „Fürs erste... aber keine Sorge, so einfach kommen die uns nicht davon... setzt Akatsukis Namen auf die Liste...“ Die beiden Anderen grinsen sich vielsagend zu. „... Was das Mädchen angeht... irgendwas an ihr hat mir nicht gefallen, also findet heraus wer sie ist und behaltet sie im Auge... Als neues Mitglied ist sie jedoch vermutlich ungeeignet...“ „Was ist mit dem Anderen? Soweit ich weiß, war das Shito Tachibana...“ „Vergiss ihn...er gehört zum Xu Fu Clan...“ „Na und?“ Shiroi wirft seinem Partner ein mitleidiges Lächeln zu. „Mitglieder des Xu Fu Clans sind tabu... Wenn du auf die Jagd gehst, schießt du schließlich auch nicht auf andere Jäger... immerhin sind mehr als genug Beutetiere im Wald, um beide Parteien zufrieden zustellen...“ Er setzt ein kühles Lächeln auf. „Und ihr wisst doch, Brüder... heute Nacht fängt die eigentliche Jagd erst an...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)