Himmelsmeer & Schneemeer von robin-chan ================================================================================ Prolog: 'Wo bin ich?' --------------------- „Eine Beziehung auf Dauer zwischen uns beiden, das kann nicht gut gehen. Ich bin nicht bereit dazu, mich ständig von dir verbrennen zu lassen. Es ist besser, wenn wir es beenden, glaube mir. Es ist aus.“ Worte. Ausgesprochen, als wären sie das Normalste auf der Welt. Einzelne Wörter reichen aus um einen Menschen vollkommen aus der Bahn zu werfen. Die Sicherheit zu nehmen. Die einfach alles verändern. „Tut mir leid, Nami-chan.“ In den Raum geworfen, ohne daran zu denken, dass das nur mehr Schmerzen zufügt. Ein „Es tut mir leid“ ändert nichts an der Tatsache, dass es kein „uns“ mehr gibt. Es ändert nichts an der Tatsache, dass es vorbei ist. „Ich liebe dich trotzdem, Robin.“ Und trotzdem. Man kann nicht anders. Man kann diese Bindung an einen Menschen, diese Liebe, nicht einfach verschwinden lassen. Man kann diesen einen Menschen nicht aus dem Herzen streichen. Zwei Augenpaare öffnen sich zur gleichen Zeit und doch an zwei verschiedenen Orten. „Wo bin ich?“ Kapitel 1: Gedankenwelt - Wenn du denkst, du könntest es schaffen ----------------------------------------------------------------- Weatheria Mitten in der Nacht erwachte Nami vollkommen aufgelöst aus ihrem unruhigen Schlaf. Die junge Frau vergrub das Gesicht in ihren Händen und versuchte instinktiv gegen das Beben ihres Körpers und die aufkeimenden Tränen anzukämpfen. Es vergingen einige Minuten in denen sie in diesem Zustand verharrte, ehe sie ihre Arme sinken ließ und zur Seite blickte. Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen. Niemand war da. Robin war nicht da. Unter normalen Umständen, säße diese nun neben ihr, würde sie sanft und schweigend in den Arm nehmen und dies solange es notwendig war. So, wie es immer war. Nach all den Alpträumen tat es gut, wenn sie nicht alleine war, wenn sie ihr eine Schulter zum Anlehnen bot. Und nun, wo sie die Schwarzhaarige mehr denn je brauchte, war diese an einem ihr unbekannten Ort und dies für eine längere Zeit. Und selbst wenn, nach all dem was zwischen den beiden Frauen vorgefallen war, würde Robin ihr dennoch beistehen? Oder war Nami auch dann auf sich allein gestellt? Absurd, oder? Acht Jahre lang, war sie – mehr oder weniger - daran gewöhnt alleine zu sein, alleine zu schlafen. Dann kamen die Jungs in ihr Leben. Tagsüber war sie nicht mehr allein, doch nachts. Erst mit Vivi lernte sie damit umzugehen, dass jemand da war. Jemand, der sie durch und durch verstand, ihr gegen die Alpträume half. Dann, ja, dann kam Robin. Mit ihr trat eine weitere Veränderung ein. Nicht nur, dass sie anfing ihre einstige Feindin als Nakama zu sehen, sie entdeckte auch Gefühle, die weit über Freundschaft hinausgingen. Wenn sie nun nachts aufwachte, war es anders als bei Vivi. An manchen Tagen mochte sie diese Erinnerungen. Schließlich war es am Anfang ihre einzige Chance gewesen der Schwarzhaarigen näher zu kommen. Die plötzliche Umstellung fiel der Navigatorin schwer. Nami ließ sich zurück ins Kissen fallen, strich sich mit einer Hand über die Augen und dachte nach. Erinnerungen über den Anfang kamen ihr in den Sinn. Ja, sie konnte sich noch ganz genau daran erinnern, wie alles abgelaufen war. Bei ihrer ersten Begegnung konnte Nami diese Frau überhaupt nicht ausstehen. Immerhin war sie es, die die Mitschuld an Vivis Leid trug. Ja, und dann hatte sie es tatsächlich gewagt, sich einfach an Bord zu schleichen. Nami musste Lächeln. Diesen Tag vergaß sie nie, natürlich auch die mitgebrachten Juwelen nicht. Danach entwickelte sich die Geschichte recht langsam. Nami merkte bereits nach kurzer Zeit, dass sie sich verliebt hatte, brauchte jedoch umso mehr Zeit um es sich einzugestehen, um damit umgehen zu können. Danach wartete diese ab und interpretierte dabei Robins Verhalten. Eines Tages nahm sie all ihren Mut zusammen, doch vergeblich. Nami musste sich mit einer Abfuhr begnügen. Damals hatte sie Robins Erklärung nicht verstanden. Dann kam Water Seven oder besser gesagt, das Ereignis auf Enies Lobby, welches die junge Frau nie wieder vergessen würde. Danach machte alles einen Sinn. Nami hatte verstanden, warum die so gehandelt hatte, warum sie nie über ihre Vergangenheit sprach und vor allem, warum sie sich immer von allen distanzierte. Auf der Siegesfeier – die all ihr schönes Geld verschlungen hatte – änderte sich einiges. Dieses Mal ging die Initiative nicht von ihr aus und es gab auch kein allzu langes Gespräch, eher das Gegenteil war der Fall. Kurz spielte sich das Szenario vor ihrem geistigen Auge ab. Ob sich Robin auch noch daran erinnern konnte? Während sie in Gedanken war, glitten ihre Finger über die Matratze. Der Platz neben ihr fühlte sich so kalt und leer an. Als sie die Augen schloss, versuchte sie die Erinnerungen an die Nächte wachzurufen, in denen die Schwarzhaarige neben ihr lag. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. In manchen Nächten war Nami grundlos wach gewesen, hatte sich auf die Seite gedreht und ihre Freundin beim Schlafen betrachtet – außerdem hatte sie Zeit gebraucht, um herauszufinden, wann die Schwarzhaarige tief und fest schließ und wann nicht. Jedenfalls, es war Nami nicht allzu schwer gefallen, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn Robin neben ihr lag. Es war, als hätte sich jedes noch so kleinste Detail in Namis Kopf eingebrannt, ihre Stimme, ihre Angewohnheiten, ihr Körper. Dieser Moment hielt nicht allzu lang an. Kaum hatte die Navigatorin ihre Augen geöffnet, schon wurde sie erneut von der Realität begrüßt. Ein Seufzer entfloh ihrer Kehle. Die bisherigen Tage waren wie im Flug vergangen und viel zu viel war passiert. Die Wut, die sie anfangs noch verspürt hatte, war erloschen. Immerhin hatte sie nun genügend Zeit gehabt um über all das, was schief gelaufen war, nachzudenken. Kurz bevor sie von Kuma hierher verfrachtet wurde… dieser eine Augenblick hat Nami zu verstehen gegeben, dass noch nichts verloren war. Sie hatte es in ihren Augen gesehen, es in ihrer Stimme gehört. Seit drei Nächten hatte sie einen neuen Alptraum und diesen würde sie unter gar keinen Umständen wahr werden lassen. Nun war es an der Zeit zu kämpfen, für sich und vor allem für ihre Liebe. Binnen Minuten hatte sich Namis Befinden verändert und doch schien es ihr in keinster Weise aufzufallen. Ob es so einfach ist? Kapitel 2: "Es war meine Entscheidung und dennoch..." ----------------------------------------------------- Tequila Wolf Unsanft beförderte der Soldat Nico Robin in ihre Zelle. Ein weiteres Verhör war vorüber und wie immer hatte sie ihnen keine Antworten geliefert. Neben ihren Peinigern ließ sie sich keine Schwäche zeigen, doch sobald der Mann außer Sichtweite war, verließ sie ihre letzte Kraft und Robin ließ sich zu Boden fallen. Ihr Körper war erschöpft, erschöpft durch die Schläge, das Meerwasser und allen voran durch diese unsagbare Kälte, die sich nicht von ihr fernhalten ließ. „Mir scheint es, als hätten sie dir ganz schön zugesetzt, junge Dame“, ertönte eine Stimme, die aus der Zelle neben ihr kam. Schwerfällig öffnete Robin ihre Augen. „Wer bist du?“ „Nur ein Mann, den sie aufgrund seines Alters als nutzlos erachten und deswegen in diesem Turm verfrachtet haben.“ „Was für eine Schande“, entgegnete die Archäologin, die sich äußerst langsam aufsetzte und mit dem Rücken an die Wand anlehnte. Aus ihrem Overall holte sie ein quadratisches Stück Papier hervor, auf welchem Rayleigh stand. Als man ihr dieses Outfit gegeben hatte, konnte sie die Vivre Card noch sicherstellen. Mit dieser Karte, die sich ständig in die Richtung, in der sich der Mann befand, bewegte, konnte sie ihre Freunde beziehungsweise Sabody Archiple wiederfinden. Erinnerungen spielten sich in ihrem Kopf ab. Wie einige Male zuvor fühlte sie sich an jenen Tag zurückversetzt, der der Strohhutbande auf brutale Weise zeigte, wie schwach sie doch war. Einer nach dem anderen löste sich vor ihr in Luft auf. Lediglich Luffys Verschwinden war ihr erspart geblieben, dem die Verzweiflung über seine Chancenlosigkeit ins Gesicht geschrieben stand. Er konnte seine Freunde nicht beschützen und somit unterlag er ein weiteres Mal einem weitaus mächtigeren Gegner. Während Robin mit ansah, wie ihre Kameraden verschwanden, musste sie im Nachhinein feststellen, dass kein Verlust sie mehr traf, als jener von Nami. Noch immer sah sie ihren ängstlichen Gesichtsausdruck, die Tränen in ihren Augen sowie hatte sich ihre zitternde Stimme ins Gedächtnis der Schwarzhaarigen gebrannt. Es war allgegenwärtig und Robin wusste, dass sie dieses einen Augenblick, in der Kuma Nami erfasst hatte, niemals in ihrem Leben vergessen würde. Nein, niemals. Neben ihren Freunden wurde auch ihre Liebe in alle Winde verstreut. Die einzige Frau, besser gesagt, den einzigen Menschen, den sie jemals so tief in ihr Herz und ihre Seele hatte blicken lassen, war fort. Robins Augen weiteten sich und ihr Blick viel auf ihre Hände, die in Seesteinketten gekettet waren. „Ich habe schon genug Zeit vergeudet. Ich muss hier raus, selbst wenn es bedeutet, dass ich meine eigenen Hände dafür opfern muss!“, sagte sie entschlossen und der alte Mann lachte auf. Dem Anschein nach gefiel ihm ihre Einstellung. „Nicht so hastig, junge Dame“, antwortete der Mann und gluckste. Robin sah zum Fenster hinauf und lauschte. Der Schnee drang ungehindert durch die Gitterstäbe, wodurch ein kalter Windzug ihren Körper frösteln ließ. Hie und da hörte sie wie die Menschen ihre Arbeit verrichteten. Ihre Gedanken drifteten zu Nami ab. Die Schwarzhaarige hatte keinerlei Ahnung, was der jungen Navigatorin in diesem Augenblick widerfuhr. War sie in Sicherheit? Lediglich ihre Hoffnung, dass dem so war, konnte sie beruhigen. Selbst wenn nicht, war der Frau bewusst, dass sie die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen würde, selbst wenn es eine Jagd bis ans Ende der Welt mit sich zog. Sicher, durch ihre Entscheidung hatte die Beziehung ein Ende gefunden, doch galt dies nicht für ihre Gefühle. Diese war noch immer vorhanden, wenn nicht gar stärker denn je und tief in ihrem Innersten wusste sie, dass sie sich nicht ändern würden, egal was geschah. Ihre Entscheidung hinterließ eine klaffende Wunde, die sich nicht schloss. In Anbetracht dessen was vorgefallen war, war es jedoch ihre einzige Möglichkeit gewesen. Liebe reichte nicht immer aus. „Nami“, murmelte Robin vor sich hin, bewusst, dass nur sie ihn hören konnte. Wann würden sie sich wiedersehen? Hätte ihre Liebe noch eine weitere Chance? Ein trauriges Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Wie töricht. Dennoch, war es so verkehrt lediglich ein wenig mehr Rücksicht zu erwarten? Mehr brauchte und wollte die Schwarzhaarige nicht. Nie würde sie verlangen, dass sich Nami von Grund auf veränderte. Nein, denn mit diesem Charakter hatte sie die jüngere Frau kennen und lieben gelernt. Diese unterschiedlichen Züge taten ihr sogar gut. Es ergänzte die beiden. „Hier, es ist kalt“, flüsterte die Navigatorin ins Ohr der 28-Jährigen und schlang eine Decke um deren Schultern. Robin hob reflexartig den Kopf an und wandte ihr Gesicht zur Seite. Nein, Nami war nicht hier, es gab auch keine wärmende Decke, ihr Körper fröstelte weiterhin. Die Erinnerung gehörte zu einer von vielen Nächten in denen Robin die Nachtwache übernahm und so vertieft in ihre Bücher war, dass ihr der Temperaturwechsel nicht sofort auffiel. Nami kannte diese Angewohnheit und wenn diese nicht bereits schlief oder die Nacht mit ihr draußen verbrachte, brachte sie ihr die Wärmequelle. Doch nicht an diesem abgelegenen Ort, der mitten im East Blue lag, nicht hier. Eine bittere Erkenntnis. „Wenn du mir nur zeigen würdest, dass du mich verstehst und mich nicht weiterhin als Objekt deiner Aggressionen sehen würdest. Ich würde jeder Zeit auf ein Neues riskieren, von dir verbrannt zu werden.“ Kapitel 3: Aus Wochen werden Monate ----------------------------------- Weatharia „Herrlich!“, stieß die Frau aus und reckte sich der Sonne entgegen. Genüsslich ließ sie sich ins Gras fallen und atmete die frische Luft ein. Ihre Haare verteilten sich und glänzten im Schein des Sonnenscheins. Ein Jahr hatte Nami hinter sich gelassen und sie fühlte sich entspannter denn je. Die ersten zwei, drei Wochen verliefen wie im Schneckentempo. Stunden waren wie Tage. Ihre Gedanken kreisten um ihre Liebsten und um deren Verlust. Danach übernahm ihr neues Leben die allmählich die Oberhand. Je mehr sie sich in ihren Forschungen verlor und sich neuer Techniken hingab, desto schneller ließ sie die Tage hinter sich. Arbeit bekam sie reichlich. In ihrem Zimmer, ihrem temporären Zuhause, stapelten sich bereits Unmengen an Aufzeichnungen und Karten. Das Sky-Island bot ihr mehr Möglichkeiten, als sie es sich je erträumt hätte. Bequem und ohne Hindernisse, konnte sie eine Insel nach der anderen erreichen, begutachten und Notizen machen. Ein Paradies. Hie und da ertappte sich die Navigatorin bei dem Gedanken, länger hier länger als notwendig zu verweilen. Einmal zurück auf der Grandline und ihr Leben wäre wieder voller Schwierigkeiten, die sie als Navigatorin zu beherrschen vermochte. Natürlich, es gab ruhige Tage, an denen nichts ihre Ruhe trübte, doch spätestens in der Neuen Welt würde ein anderer Ablauf herrschen. Gewiss war es nur ein Wunsch, der nicht diese Gewichtigkeit hatte, wie das Wiedersehen mit ihren Freunden, die mehr als Familie fungierten. Diese Tatsache war ihr unlängst bewusst geworden. So ruhig sie es hier hatte, so mehr gingen ihr die Jungs ab, die immer wieder in die Bibliothek stürmten oder draußen ihren Spaß hatten. Manchmal erhaschte sie sich dabei, wie sie dem lauten Gegröle bei der Arbeit lauschte und, selbst wenn sie wütend war, diesen Moment auskostete, in dem sie wusste, sie war nicht allein. Auf Weatharia verlief dies anders. Hier war sie allein, hier gab man ihr Ruhe und niemand war da, der ihre Arbeit unterbrach, der ihr unbedingt etwas erzählen musste und ihr einfach eine Tasse Tee oder Kaffee vorbeibrachte, mit den Worten: „Arbeite nicht zu viel, leg öfter eine Pause ein.“ „Meine Güte, noch ein Jahr, dann haben wir es geschafft“, sprach Nami zu sich selbst und gluckste. Bald konnte sie ihre Freunde wieder in die Arme schließen. Noch immer erinnerte sie sich an den Punkt, an dem ihre Welt sich nicht länger um die negativen Vorkommnisse drehte. Die Vergangenheit, der Verlust und die Niederlage, lagen hinter ihr. Nami hatte akzeptierte, dass dies geschehen war. Eine Tatsache, an der es nichts mehr zu rütteln galt. Nur eine Sache konnte sie noch ändern beziehungsweise beeinflussen: Die Zukunft. Darin hielt sie fest. Die Alpträume, die die Navigatorin Nacht für Nacht heimsuchten, waren fort. Nicht mehr träumte sie von ihrer Kindheit, dem Ende ihrer Beziehung, Horrorszenarien, die ihr Robin endgültig entrissen, nichts von alle dem suchte sie länger heim. Nami war klar, dass es an der Zeit war zu handeln. Ihre Taten entschieden über den weiteren Verlauf, ab da lag es an Robin. Die Kraft, die ihr lange fehlte, fühlte sie nun tief in ihr. Mehr als kämpfen kann ich nicht, egal, wie es endet, so einfach gebe ich nicht auf, hörst du, Robin?  Banaro „Miss Robin, Sie sind zurück. Ihr Quartier steht bereit“, entgegnete ein Revolutionär mit Respekt und winkte Robin vorbei, die von einer weiteren Mission zurückgekehrt war. Seit sie unter diesen Menschen verweilte, unternahm sie immer wieder einen Auftrag. Einerseits um ihren Dank zum Ausdruck zu bringen, andererseits um ihrem Ziel selbst ein Stück näher zu kommen. Auf der Reise, die nunmehr ein Jahr anhielt, hatte sie viele Orte bereist. Wenige davon konnten sie zufriedenstellen. Ihr Traum war weiterhin in die Ferne gerückt, auch wenn hier vieles galt entdeckt zu werden. Schwer konnte sie sich – inzwischen war sie 29 geworden – ein Gähnen unterdrücken. Die Müdigkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben. Die letzten Tage war ihr ausreichlich Schlaf verwehrt geblieben. Generell, seit sie unter den Rebellen lebte, konnte sie nicht mehr sorglos schlafen, nicht so, wie es auf der Thousand Sunny, im Schutze ihrer Freunde, Familie, der Fall war. Obwohl sie ihr friedlich gesonnen waren, konnte sie dieses Vertrauen nicht aufbringen. Es gab nur wenige Menschen, denen sie blind vertraute und diese waren in alle Winde verstreut. In ihrer Unterkunft angekommen, gab sie ihren Rucksack beiseite, entkleidete sich und genehmigte sich eine erfrischende Dusche. Ein Jahr, ging ihr durch den Kopf, als das heiße Wasser über ihr Gesicht prasselte. Die Zahl der Tage summierte sich und dominierte ihre Gedanken. Während einer Mission beherrschte sie ihr Instinkt, nichts geschah mit Gefühl. Doch kaum war sie zurück, hatte Zeit zum Denken, schon übernahm ihre Gefühlswelt die Oberhand. Eine Tatsache, die sie nicht allzu länger zu leugnen vermochte. Es dauert keine Minute, ehe der Dampf die Sicht beeinträchtigte. Mit den Händen an den Fliesen abstützend, ließ sie sich weiter vom Strahl berieseln, während sie die Erinnerungen an Nami übermahnten. Warum dachte sie vor allem an die guten Zeiten? War es natürlich? Lag es an der rosaroten Brille, die ihr weismachen wollte, dass es noch Grund für eine zweite Chance gab? Oder wollte ihr Herz nicht los lassen? Die schlechten Erfahrungen sprachen allesamt für sich und doch, gab es nur die schönen Momente, in denen sie sich freier fühlte als jemals zuvor. Hieß Liebe nicht gleich kämpfen? Sollte das Schlechte nicht durch die wundervollen Momente bereinigt werden? Nach der Dusche nahm sie sich ein Handtuch trocknete sich ab und strich mit der Handfläche über den angelaufenen Spiegel. Minuten verstrichen in denen sie in dieser Position inne hielt und sich lediglich betrachtete. Herz und Verstand, zwei Dinge, die oft gegeneinander agierten. Wann war es richtig anstatt auf seinen Verstand aufs Herz zu hören? Wann umgekehrt? Weitere zwölf Monate standen ihr bevor, in denen sie hoffentlich eine Antwort finden würde. Epilog: Countdown ----------------- „Wir sind da, unter uns liegt Sabody Archiple“, meinte Haredesu und lächelte sanft, was Namis Augen groß werden ließ. Freudig umarmten sie den alten Mann. Endlich, endlich! „Danke, für alles!“, sprach sie hastig und begab sich nach draußen. Am Rande der kleinen Insel kam sie zum Stillstand und atmete schwer aus und ein. Ihre Beine hatte sie so schnell wie möglich hierher gebracht. Bald, bald waren sie wieder vereint. Geschwind griff sie in ihre Hosentasche und kramte ein zerknittertes Blatt Papier hervor, einen Steckbrief, den sie vor einigen Wochen auf einer Insel, mit der Haredesu ein Geschäft abgeschlossen hatte, mitnahm. Seither besah sie es sich mehrmals pro Tag und in diesem Moment fühlte sie dabei das Kribbeln in ihrem Bauch mehr denn je. Vom Bild abgewandt, konnte sie nicht anders und starrte vehement auf die Welt, die sich unter ihr befand. ×× „Zwei Tage noch, dann dürfte die Insel in Sicht sein, Miss Robin.“ Diese hatte den Blick längst auf die See vor sich gewandt und nickte stumm. Die Zeit war gekommen, der Countdown rückte sich stetig seinem Ende entgegen. Ihre Haare wehten im Wind. Wie lang sie doch geworden sind. Wie sich ihre Freunde wohl verändert hatten? Lächelnd strich sie die widerspenstigen Strähnen nach hinten und lehnte sich gegen die Rehling. Während äußerlich nichts regte, wuchs in ihrem Inneren die Nervosität, das Kribbeln, welches sie bereits gespürt hatte, nachdem sie einen Fuß auf dieses Schiff setzte. Was sind nach zwei Jahren schon zwei Tage?, dachte sich die Schwarzhaarige und blickte gen Himmel. „Dort irgendwo bist du“, sprachen beide Frauen zeitgleich und wünschten sich nichts sehnlicher als das langersehnte Wiedersehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)