Nullpunkt von Memphis ================================================================================ Kapitel 29: Sophie und die Ennoah-Angelegenheit ----------------------------------------------- Ich hatte mir Ennoah anders vorgestellt. Adrian hat soviel von ihm erzählt. Er war Zeichner, lebte alleine, weil seine Mutter nach Amerika abgehaut ist. Und mein Freund machte sich Sorgen um Ennoah, da er sich anscheinend stark verändert hatte, seit seine Großmutte verstorben war. Deswegen hatte ich mir den besten Freund von Adrian introvertiert und unscheinbar vorgestellt, schüchtern bei hübschen Mädchen und Adrian der einzige Mensch, der ihn verstand. Als dann plötzlich der große, gutaussehende Kerl mit diesem absolut Hammer-Lächeln vor mir stand, war ich schon ziemlich baff. Einfach alles an ihm war sexy, die lässige Art, wie er sich bewegte, seine dunkle, raue Stimme und wie er einfach so gechillt da saß und uns mit einem geheimnisvollen Blick bedachte. Ich spürte mein Herz ganz stark klopfen, als sich unsere Blicke trafen und kam nicht umhin, Adrian mit ihm zu vergleichen. Was eigentlich nicht fair von mir war. Ich mochte Adrian wirklich gerne, er war so absolut lieb, hinreißend, süß zu mir. Aber Ennoah hatte so eine Ausstrahlung, das war total krass. Das war genau einer dieser Typen, die man immer im Club sah und man sich niemals traute, sie anzusprechen, weil sie einfach zu cool waren, zu gut aussahen. Hätte mich Adrian nicht vorwarnen können? Ich hätte … keine Ahnung … mir ein spannenderes Gesprächsthema überlegen können. Ich wollte, dass Ennoah mich nicht zu langweilig fand. Das Adrian jetzt mit meinem Klavierstunden anfing, war dann auch etwas peinlich. Aber ich wusste ja, wie er es meinte und seinen Kuss erwiderte ich gerne. Auch wenn es mir dann doch etwas peinlich war, als ich plötzlich Ennoahs Blick auf uns spürte. Was er wohl von uns hielt? Ich war mir nicht sicher, ob Ennoah mich gut genug für seinen besten Freund empfand. Ich wollte, dass er mich mochte. Vielleicht nicht nur wegen Adrian. Und ich fühlte mich total dämlich, dass ich mich so schnell von Ennoah beeindrucken ließ. Eigentlich war ich schon immer der Meinung, dass man auf so hyper charismatische Kerle nicht viel geben sollte, da sie meistens doch nur arrogant und überheblich waren. Aber irgendwie war es was ganz anderes, wenn man mal plötzlich mit einem sprach. Ennoah wirkte ganz und gar nicht arrogant, er war wirklich witzig und dieses Lächeln, einfach nur rawr. Okay, okay, es war doch völlig normal, auf solche Kerle zu stehen, oder? Aber das bedeutete nicht, dass ich wirklich was von ihm wollte oder ihm Adrian vorziehen würde. Bei Adrian wusste ich, was ich hatte und von Ennoah könnte man vielleicht ein bisschen träumen, genau wie von Johnny Depp. Oh ja, Johnny … Das wir noch zusammen in den Club gingen, fand ich ja ziemlich cool. Ich wusste schon ganz genau, dass ich es Cora unter die Nase binden würde, mit was für Kerlen ich unterwegs war. Adrian war ja auch nicht von schlechten Eltern und hey, beide waren schon volljährig. Coras Ex-Freund war gerade mal ein halbes Jahr älter als sie gewesen. Das der Abend so einen fatalen Verlauf nehmen würde, hätte ich allerdings nicht erwartet. Ich verstand es selbst nicht ganz. Irgendwie war da Ennoah gewesen und er schien mir in diesem Moment so … unwiderstehlich. Adrian war nicht da und ich wusste, das Cora so scheiß neidisch war, dass ich überhaupt mit Ennoah zu tun hatte. Ich hasste faule Ausreden, wie der Alkohol war Schuld. Er senkte vielleicht die Hemmschwelle, aber der Wille musste schon da sein. Natürlich war er da. Man musste sich Ennoah doch nur ansehen. Er war außerdem so nett gewesen und irgendwie reizte mich die Vorstellung, einmal mit so einem Typ zusammen zu sein. Er schien mir auch nicht so abgeneigt, aber vielleicht hatte mir da doch der Alkohol was vorgegaukelt. Ich wusste es nicht. Es war alles so komisch. Und plötzlich hatte ich meine Lippen auf seine gedrückt. Warum? Ich erschreckte mich zwar, war aber irgendwie richtig erleichtert, als er mich sofort von sich stieß. Keine Ahnung. So war wenigstens nichts passiert, was ich mir niemals vor Adrian hätte verzeihen können. Auch wenn schon ein Kuss hart an der Grenze war. Es war nicht in Ordnung, betrunken oder nicht, Adrian wäre verdammt verletzt, wenn er davon erfahren würde. Ennoah und ich sahen uns noch kurz an und ich wusste, er würde genauso wenig mit Adrian darüber reden, wie ich. Und dann war er verschwunden in der Menschenmenge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)