Nullpunkt von Memphis ================================================================================ Kapitel 1: Behutsam schließt man die Augen der Toten; ebenso behutsam muss man den Lebenden die Augen öffnen. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Die weißen Wände hallten das leere Gefühle in mir wieder. Es hing der unangenehme Geruch nach Desinfektionsmittel und sterilem Tod in der Luft. Ich schüttelte kurz den Kopf, als würde das irgendwas an der Situation ändern. Ihr Körper wirkte sehr klein auf der metallenen Barre und ich tat mir schwer sie in den fahlen, leblosen Gesichtszügen wieder zu erkennen. Sie sah nicht aus, als würde sie schlafen. Sie hatte überhaupt nichts von dieser seligen Ruhe, von der alle sprachen, wenn man den Tod beschönigten wollte. Ich lenkte meinen Blick weg von ihrem Gesicht, das jetzt so fremd wirkte und suchte nach etwas von ihr, dass mich an sie erinnerte. Vielleicht hoffte ich ja auch nichts zu finden, die naive Hoffnung, das einfach alles ein Irrtum war. „Der Arzt kommt gleich.“, wurde ich angesprochen. Ich schaute auf und betrachtete mit einem befremdlichen Gefühl den Pfleger in den blauen Krankenhausklamotten. Er wirkte wie ein Fremdkörper in dieser Umgebung, mit der gebräunten Haut und dem zuversichtlichen Lächeln im Gesicht. Viel zu lebendig und viel zu fehl am Platz. Wahrscheinlich war er nicht mal ein richtiger Krankenhausmitarbeitern, sondern nur ein Zivi, der keinen Bock auf Bund gehabt hatte. Er hatte nichts von dieser kränkelnden Art dieses Orts an sich und ich war froh, als er den Raum verließ. Seine Anwesenheit war einfach zu viel gewesen. Kurz lauschte ich dem Geräusch der geschlossnen Türe nach und fühlte mich allein gelassen in dieser riesigen, weißen Halle. Ihr Körper und das Fehlen an Leben schien den ganzen Raum einzunehmen und ich musste mich zwingen, wieder zu ihr zu sehen. Es krampfte sich etwas in mir zusammen, als mein Blick schließlich auf ihre alten, runzeligen Hände fiel. Ich kannte diese Hände. Ich fühlte mich plötzlich irgendwie erschöpft und hatte das Bedürfnis mich zu setzen. So als hätte die entgültige Bestätigung über ihren Tod einer ungewohnten Schwere in mir Platz gemacht. Ich löste meinen Blick von ihr und schaute mich in dem Raum nach einer Sitzgelegenheit um. Ich entdeckte zwei Stühle an der Wand und beschloss, dass man es mir verzeihen würde, wenn ich mich jetzt hinsetzten würde, um alles irgendwie ein bisschen besser verarbeiten zu können. Es wäre vermutlich angebracht jetzt Tränen über ihren Tod zu vergießen, aber bis auf das Ziehen in meinem Magen und ein beständiges und unangenehmes Puckern in meinem Kopf fühlte ich gar nichts. Da wo Gefühle sein sollten war alles leer gefegt und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das normal war. Dieses geheuchelte Tränenvergießen und die überwältigende Trauer, was man bei Filmen immer sah, im Moment konnte ich mir nicht vorstellen, dass diese Szenen jemals der Realität entsprungen waren. Es war nichts so, wie man sich das vorgestellt hatte. Man hatte komische, abstrakte Gedanken im Kopf, wenn man über den Tod nachdachte, aber sicher nicht, dass man nichts fühlte, wenn er einem begegnete. Kurz beschlich mich die Angst, dass es vielleicht auch nur an mir lag und das sie mir zu wenig bedeutet hatte, als das ich um sie trauern konnte. Dieses Gefühl war erschreckender, als die ganze Situation an sich. Ich schaute erleichtert auf, als ich das Geräusch von Schritten hörte, die sich mir näherten. Meine Wohnung sah unordentlich aus, nein, das war untertrieben, sie sah verheerend aus. So als hätte ein fürchterliches Gemetzel darin stattgefunden und man hatte nur die Gnade besessen, die Leichen, Körperteile und das Blut zu beseitigen. Der altmodische Wandschrank und die Couch mit ihrem 60igere Charme lagen in Trümmern vor mir, genau wie die anderen Teile der altbacknen Einrichtung. Der gerüschte Vorhang hing auf Halbmast an der Gardinenstange und die retro Blümchentapete hatte man brutal von den Wänden gerissen, sie lag geschlagen am Boden. Die Trümmer meiner Existenz. Die selbstverursachten Trümmer, um genau zu sein. Ich war in dieser Wohnung groß geworden, auf der unbequemen Couch mit Sprungfedern hatte ich immer gesessen und selbst gebackene Plätzchen gegessen, während meine Großmutter mir spannende Geschichten über ungezogene Kinder, Orte, die weit weit enfernt waren und Fabelwesen erzählt hatte. Mein Großvater war daneben in dem dazu passenden Sessel gesessen und hatte Zeitung gelesen oder Radio gehört. Es war eine schöne Erinnerung, aber nur solange, bis man in diesem Wohnzimmer stand, alles vor sich sah und wusste, dass es nie wieder so sein würde. Ich spürte immer noch, wie meine Hände schmerzten und ich mir die Finger an der Tapete fast blutig gekratzt hatte, bis ich Werkzeug zu Hand genommen hatte. Ich schaute mich um. Zeit für Veränderung, oder? Man konnte doch nicht immer in der Vergangenheit leben, sich wünschen, dass Erinnerungen wieder lebendig wurden. Aber im Moment hatte ich leichte Zweifel, ob das vielleicht der richtige Weg dafür gewesen war. Wenn ich mir meinen Kontostand ins Gedächtnis rief, war die ganze Aktion eventuell sogar ziemlich bescheuert gewesen. Ich hatte wahrscheinlich gerade mal das Geld, um den Kram entsorgen zu lassen. Aber bestimmt nicht genug Kohle, um mir neue Möbel zu kaufen. Zeit für Veränderung... Warum nicht mal einen neuen Lebensstil ausprobieren? Man sollte sich doch sowieso nicht so an Materiellem aufhängen und eine spartanisch eingerichtete Wohnung konnte doch auch ihren Charme haben. Naja, wie auch immer, zumindest hatte ich noch ein Bett in dem ich schlafen konnte und das war ja die Hauptsache. Jedenfalls würde das reichen, bis ich vielleicht mal wieder Geld zusammen hatte. Verdammt, manchmal war es einfach so, als würde alles bei mir ausklinken und dann zerstörte ich Möbiliar? Ich konnte mir doch gar keine Rockstarallüren leisten. Ich seufzte und fragte mich wieder, was ich mit diesem Trümmerhaufen anfangen sollte. Eine Möglichkeit wäre es, einfach ein Schild davor zustellen mit der Aufschrift „Mein Leben“ und das dann als tiefbewegte Kunst zu verkaufen. Könnte funktionieren, aber ich fühlte mich momentan emotional nicht in der Verfassung mich und meine „Kunst“ zu prostituieren. Anderseits, wer weiß, ich könnte mir neue Möbel davon leisten und.... Ich sollte Eddy anrufen, ich sollte ihn sowas von anrufen. Ich drehte schon wieder völlig ab. So eine Scheiße. Vielleicht lag es am Kaffee, ganz bestimmt. Soviel Coffein konnte selbst für mich nicht gut sein, ich hatte heute noch nichts gegessen, nur dieses braune Gift getrunken. Ich fühlte mich komisch, ich sollte wirklich Eddy anrufen. Ich hatte etwas Angst, wovor und warum wollte ich gar nicht wissen, weil die Antwort Scheiße war. Mein Telefon fand ich hinter dem ungeworfenen Gaderobentischchen, auf dem es normalerweise immer stand. Aber das ging ja schlecht, wenn ich alles zerlegte. Ich war ein Idiot. Zu meinem Glück ging das Gerät noch und ich wählte Eddys Nummer, die ich auswendig kannte. Ich kannte seine Nummer sogar besser, als meine eigene. Ich könnte sie im Schlaf aufsagen, rückwärts, blind eintippen. Aber das konnte mir niemand verdenken, ich kannte Eddy seit dem Kindergarten. Er war mein bester Freund für immer und ewig, oder sowas. Keine Ahnung. Ich wollte mit ihm sprechen. Ich hörte das Freizeichen und vermied es, mich wieder in meiner demolierten Wohnung umzusehen. Allerdings konnte ich den Impuls nicht unterdrücken, nervös mit dem Fuss zu tippen, während ich darauf wartete, dass endlich jemand abhob. Warum dauerte das solange? „Neufelder, hallo?“, meldete sich eine müde Frauenstimme und erst jetzt viel mir auf, dass ich vielleicht eine ungünstige Uhrzeit für meinen Panikanruf gewählt hatte. Es war irgendwas früh morgens, keine Ahnung wie viel Uhr genau, die Uhr hätte ich nämlich erst mal wieder finden müssen und wir hatten Sonntag. Scheiße, ich hatte doch gesagt, dass der Kaffee Schuld war. „Ähm, hey, ist Eddy da?“, nuschelte ich ins Telefon, doch etwas peinlich berührt, so früh gestört zu haben. Manchmal war ich ein Idiot, vor allem, wenn ich keinen Bezug zu allem bekam, besonders nicht zu sozialen Konventionen. „Ich denke, er schläft noch, Ennoah. Ist es denn wichtig?“ Eddys Mutter klang leicht vorwurfsvoll, aber vor allem müde, verständlich. Ich würde mich auch nicht freuen, wenn der verrückte Freund meines Sohns zu einer unmöglichen Zeit anrief. Aber ich würde das nicht ohne Grund tun. „Irgendwie schon.“ Wenn Eddy nicht vorbei kommen würde und mir sagte, dass ich hier einen ganz schönen Rukus veranstaltet hatte, würde ich wieder weiter Kaffee trinken und irgendwann zwischen dem Haufen Müll wegkippen. Ich wusste das so genau, weil mir das schon ein- oder zweimal oder auch drei- oder viermal, sagen wir, in letzter Zeit oft genug passiert war. Ich kam einfach nicht mehr richtig runter, wenn er nicht da war. Er war für mich wie ein Valium in Menschenform. Absurd, aber so war es einfach. Ich hörte wie Eddys Mutter seufzte. Es war relativ einfach sich vorzustellen, was gerade in ihrem Kopf vorging. Sie hatte Mitleid mit mir, immerhin war meine Großmutter vor einigen Monaten gestorben und mein Leben war so oder so nie so einfach gewesen. Sie würde mich gerne anmosern und mir erklären, dass ich nicht einfach so früh am Morgen anrufen konnte, aber sie hatte Angst, das wieder etwas nicht mit mir stimmte und ihr dann irgendjemand Schuld für etwas gab. Ich glaube, sie dachte, ich würde mir etwas antun. Aber außer dem vielen Kaffee und der schlechten Ernährung gab es eigentlich nichts zu beanstanden. „Warte, ich weck Adrian.“, erklärte sie mir schließlich und ich hörte, wie der Hörer beiseite gelegt wurde. Im Gedanken rechnete ich, wie schnell Eddy hier sein könnte. Wenn ich ihm jetzt sagte, er sollte herkommen, bräuchte er noch mindestens zehn bis zwölf Minuten im Bad, dann würde er sich noch ein Brot schmieren oder einen Apfel suchen, weil er wusste, dass es hier nie etwas zu essen gab und wäre dann mit dem Fahrrad eine viertel Stunde später vor meiner Wohnung. Hm... alles in allem würde er eine knappe halbe Stunde brauchen, verdammt. Ich sollte ihm sagen, dass er sich beeilen musste. „Woah, Alter, es ist fünf Uhr morgens!“, grummelte Eddy ins Telefon. Naja, jetzt wusste ich wenigestens, warum alle so müde klangen. „Du musst sofort herkommen.“, erklärte ich ihm die Sachlage. Er musste einfach, deswegen waren wir ja beste Freunde. Ich hoffe, ihm war das so klar, wie mir. „Enni... wirklich, ich bin erst vor zwei Stunden ins Bett gekommen.“ Eddy seuzfte oder unterdrückte einen Gähner, oder beides. Nicht weiter wichtig... „Ich hab heute noch gar nicht geschlafen, das ist egal. Du musst wirklich kommen, bitte.“ Bei einem Bitte durfte er einfach nicht Nein sagen, das wäre zu unhöflich, fand ich. Ich zwirbelte das Telefonkabel um meinen Finger. Er sollte endlich sagen, dass er jetzt gleich auf der Matte stand. Ich fühlte mich ungeduldig, ich war ungeduldig... „Ach, Scheiße. Ich muss dich echt mögen, Alter... Aber wehe, das Haus steht noch und dir fehlt nicht mindestens ein Arm.“ Bevor ich noch etwas sagen konnte, hatte er schon aufgelegt. Eddy mochte mich und er würde sich beeilen. Ich legte auch wieder auf und wandte mich erneut dem Chaos zu. Niederschmetterend. Nichts mit dem ich mich jetzt beschäftigen wollte, schon gar nicht, wenn Eddy sowieso gleich hier war. Ich merkte, wie ich wieder an meinen Nägeln kaute. Erstaunlich, dass es da überhaupt noch etwas gab, an was ich kauen konnte. Mit einem Biss stellte ich fest, dass da nichts mehr war, ich hatte mir in den Finger gebissen. Verärgert ließ ich die Hand sinken und ging in mein Schlafzimmer, dass vor meinem Massaker zum Glück verschont geblieben war. Ich warf mich auf mein Bett, spürte, wie sich mir ein Stift in den Rücken bohrte und rollte mich beiseite. Vorwurfsvoll schaute ich zu dem Stift, als wäre es seine Schuld, dass er hier in meinem Bett lag und auch, dass die Zeichnungen zerknittert waren. Naja, was soll´s. Ich strich die Zeichnungen wieder etwas glatt und dabei blieb mein Blick auf eine völlige anatomische Verkrüppelung hängen. Was zum Henker hatte ich mir gedacht, als ich das gezeichnet hatte?! Ich angelte nach dem Stift, der mich eben noch malträtiert hatte und versuchte in der Zeichnung noch irgendwas zu retten. War ja ekelhaft. Manchmal musste ich echt blind sein beim Zeichnen. Ich schüttelte den Kopf und zerknüllte das Papier. Ich würde das jetzt schöner, besser, größer, lauter... Schwachsinn. Hauptsache ich zeichnte irgendwas, war beschäftigt und konnte nicht dran denken, das gerade ziemlich viel echt schief lief. Und das war nicht mal auf den Tod meiner Großmutter bezogen, naja, auch, aber nicht nur. Ich schreckte auf, als ich die Klingel hörte. Wie lang Eddy jetzt tatsächlich gebraucht hatte, um hier her zu kommen, wusste ich nicht. Aber wenigstens war die Zeit schnell vorbei gegangen, als ich gezeichnet hatte. Vielleicht hätte ich heute Nacht auch besser gezeichnet, als die Wohnung zu demolieren. Warum hatte ich das überhaupt gemacht? Ich schüttelte den Kopf, ich sollte keine Fragen stellen, wenn ich sowieso keine Antwort wollte. Ich ging durch das Wohnzimmer, stolperte dabei elegant über ein Teil der Couch, fing mich an einer Schranktür, die daraufhin ganz abbrach und knallte damit in absoluter Perfektion meiner vollen Grazie zu Boden. Fuck, das tat weh. Ich hatte mir das Knie an einer spitzen Kante aufgeschlagen und das Blut, das aus der leicht schmerzenden Wunde kam, versaute auch noch meine Hose. Als wäre ich nicht schon gestraft genug. Es wurde nochmal geklingelt, diesmal wurde die Klingel länger gedrückt und ich hatte das Gefühl, als wäre Eddy leicht ungeduldig. Ich seufzte und humpelte in den Flur, wo sich die Freisprechanlage befand. Ich drückte den Schlüsselknopf ohne den Hörer abzunehmen. Ich wusste ja, wer vor der Türe stand, also war es nicht nötig, da noch weiter zu trödeln. Ich lehnte meine Wohnungstüre an, so dass Eddy einfach rein konnte und humpelte dann weiter ins Bad. Ich hatte nämlich keinen Bock, die Hose noch mehr voll zu bluten und am Ende würde der Scheiß auch noch eintrocknen. Vom Wäschewaschen hatte ich nicht viel Ahnung, aber eines war mir zumindest klar, Blut ging immer verdammt schlecht raus. Ich wusste, dass Eddy endlich die Treppen hoch gehechelt war und meine Wohnung betreten hatte, als ich ein entsetztes „Scheiße!“ aus dem Wohnzimmer hörte. In Shorts und mit dem blutenden Knie humpelte ich aus dem Badezimmer, um meinen Retter in der Not gebührend zu begrüßen. Ich grinste ihn an, als er mich immer noch mit total entsetzen Blick anstarrte. „Naja, abgebrannt ist die Wohnung nicht, aber es wäre ne Überlegung wert...“ Noch immer lächelte ich leicht. Ich war froh, das er hier war. Eddy schüttelte als Antwort nur mit den Kopf, als könnte er nicht glauben, was er da sah. Was ihn aber nicht davon abhielt, sich nochmals in dem ramponierten Zimmer um zu sehen. Ich tat es ihm gleich und ich hatte das Gefühl, als würde mir erst jetzt das volle Ausmaß der Zerstörung bewusst werden. Ich brauchte einen Kaffee. Ohne ein weiteres Wort, hinkte ich in meine Küche. Es war gut, dass Eddy da war, aber irgendwie konnte ich nicht ruhig werden. Während die Kaffeemaschine laut brohlend mein Lebenselexier fabrizierte, kaute ich geistesabwesend auf meiner Lippe herum und trommelte mit den Fingern auf der Theke. Konnte mir Eddy bei der Sache überhaupt helfen? Er musste, ich wusste sonst nicht, was ich tun sollte. Ich biss weiter auf meiner Lippe, während die Kaffeemaschine fröhlich die letzten Tropfen des Kaffees ausspuckte. Da keiner meiner Tassen gespült waren, befand ich, dass es die Kaffeetasse von gestern Abend auch noch tat. Ich schüttete mir reichlich von dem heißen Getränk ein, schmiss noch vier Löffel Zucker dazu und ging wieder in das Wohnzimmer, während ich umrührte. Eddy hatte in der Zwischenzeit damit begonnen, dass Chaos zu verschlimmern. Er hob die zerbrochnen Möbel hoch und ließ sie wieder fallen. Die Bücher und der Kleinkram, der sich bei meiner Aktion im Zimmer verstreut hatte, waren in eine andere Ecke gewandert und Eddy seufzte nur frustriert, als ich wieder den Raum betrat. „Ruf mich das nächste Mal früher an, okay?“, sagte er schließlich, als er mich besorgt anschaute. „Du warst nicht da.“ Das war kein Vorwurf. Ich wusste, dass er Samstagabend meistens unterwegs war und Party machte. Manchmal kam ich auch mit, naja, nicht die letzten Monate. Party war in letzter Zeit alles andere als angebracht. Eddy hatte das schon verstanden. „Mann, Alter, du hättest mich auch auf dem Handy anrufen können. Ich wäre sofort vorbei gekommen.“ Er seufzte entnervt und fuhr sich durch seine unordentlichen Haare. Wieder wanderte sein Blick durch den Raum, dann blieb er an mir hängen. Ich fühlte mich nicht gut, der Kaffee, der sich warm in meinem Körper ausbreitete, änderte nichts daran. Vielleicht sollte ich Raucher werden, angeblich beruhigten Zigaretten doch, oder? Hm, oder gleich kiffen. Aber ich stand weder auf Rauch, noch hatte ich Geld für irgendwelchen Kram. Eigentlich war ein Drogenproblem so das letzte, was ich gebrauchen konnte. Ich nippte wieder von meinem Kaffee und vermied es in Eddys Richtung zu sehen. Klar, ich hätte ihn auf seinem Handy anrufen können. Aber ich hatte nicht gewusst, dass die Nacht so werden würde. Ich dachte am Abend wirklich, es wäre noch alles okay, naja fast... Ach, ich hatte keine Ahnung. Außerdem war es zu spät, sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Ich spürte, wie ich mich langsam beruhigte, als Eddy mich endlich umarmte. Ich atmete seinen angenehmen Geruch ein und genoß es, wie sich sein Körper an meinem anfühlte. Nicht, dass ich das Eddy jemals sagen würde, aber manchmal hatte ich das Gefühl, als müsste ich ohne seine Umarmung sterben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)