Princess diary- heart shaped box von abgemeldet (Geschichte eines orientalischen Mädchens inmitten im Umbruch zur Zeiten Roms) ================================================================================ Prolog: -------- Princess diaries - heart shaped box PROLOG: Als ich an diesem Morgen zur Schule ging, war eigentlich alles so wie immer und eigentlich auch alles wie nichts- oder irgendwas war dann doch anders. Ich weiß nicht. Es gab schon ein paar seltsame Vorkommnisse, die sonst nie vorkamen. Mein Physiklehrer, der leicht lethargisch war und immer so redete, als stünde er unter Beruhigungsmitteln (Sry, Mann, ich will hier echt niemanden anschwärzen, aber der Mann wirkt echt so), hat mir heut doch tatsächlich ein Plus auf die Wiederholung gegeben, obwohl ich mindestens genau so viel Mist zamgeredet hab wie die Kandidaten vor mir, meine Freundin Jana meinte nur hinterher, es wäre konstruktiver Mist gewesen und es hätte so ausgesehen, als hätte ich mich darauf vorbereitet. Stimmte eigentlich auch, immerhin hatte ich mir die drei einseitigen Zettelchen mindestens drei Mal durchgelesen. Nicht weniger, oder besser gesagt, öfter, weil ich gerade auf Kriegsfuß mit meiner Lateinlehrerin, der alten Meier, stand, die mir pausenlos sagte ich würde mein Talent für die lateinische Sprache nicht nutzen. Das sarkastische an der ganzen Sache war nur, dass sie mir im selben Augenblick meine Schularbeitsnote vorlas, die sich nun wirklich nicht veränderte: eine konstante fünf. Also alles so wie immer. Kurz nach der Englischstunde, in der großen Pause also, kam da aber eines dieser Mädchen, das ich üüübeeerhaaauupt nicht leiden konnte auf mich zu und fragte mich dann, ob ich was mit einem Klassenkameraden hätte, mit dem ich zwar seit einiger Zeit befreundet war UND für den ich vielleicht, wahrscheinlich oder höchstwahrscheinlich sogar mehr als das empfand, aber ich antworte ihr nur ziemlich wütend, warum denn ein Mädchen was mit jedem Kerl haben muss, den sie auch nur einmal anlächelt (OK, an dieser Stelle hab ich stark untertrieben- er war der einzige Junge der ganzen Klasse, den ich jemals angelächelt hatte) und sie solle sich zum Teufel scheren. Aber das hatte sie anscheinend in ihrer Annahme über mein angebliches Liebesverhältnis zu dem armen Kerl nur bestärkt, denn noch in der nächsten Stunde sah ich wie sie ziemlich „unauffällig“ auf mich zeigte, dann auf den Jungen, danach kicherte und wie sich der betuchte Kopf ihrer allzu freundlichen türkischen Freundin zu mir umdrehte, ebenfalls kicherte und danach wie wild losschnatterte. Typisch für sie eben. Dem schenkte ich längst keine Beachtung mehr. Eigentlich wie in ziemlich vielen Dingen meines langeweiligen Lebens. Bis auf heute. Heute war etwas anders, was mir einfach nicht wirklich in den Kopf gehen wollte, warum es denn etwas an meinem Tag änderte. Es sollte nach der Schule gleichzeitig ein Vollmond und eine Mondfinsternis geben, was alle paar Millionen Jahre vorkam oder so und deshalb sollte das wohl das Leben von uns allen verändern- laut den Wissenschaftlern. Und normalerweise höre ich ja auf die Männer im weißen Kittel aber mir kam das ganze zu absurd und abstrakt vor, dass ich mich einfach nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren konnte und immer wieder meine Argumentation in Gedanken durchging: es wird NICHTS an meinem Leben ändern. Es wird MICH nicht verändern. ABER: Die Kerle haben Recht. So wie ihre Vorgänger. Die ältesten, meine ich. Aber waren es die aus Babylon oder Ägypten? Laut dieser einen Zeitschrift vom letzten Dienstag waren es die Babylonier, die noch vor den Ägyptern und den Römern bereits sieben Planeten kannten. Die Römer führten den heute korrekten Kalender mit den sieben Wochentagen ja auch erst ein, nachdem sie Ägypten erobert hatten und ca. 20 Tage vor dem Frühlinsanfang im Kalender der Frühling ihrer Pflanzen erwacht war. Aber das ist hier alles ja eigentlich nebensächlich- worauf ich hinaus will ist dass ich tatsächlich etwas verspürte- dieses unangenehme Gefühl der Vorahnung verschwand selbst im Laufe des Tages nicht aus meinem Bauch- der ja doch meistens richtig lag mit Vorahnungen. Meine Mutter, die mir dann nach der Schule erklärte sie wolle mit mir shoppen gehen erleichterte mir die Sache nicht unbedingt. Eigentlich vermied sie es, mit mir zusammen shoppen zu gehen. Zum Einen, weil ich manchmal brutal ehrlich war und ihr auch sagte, wenn ihr etwas einfach nicht passte, zum Anderen, weil sie mir dann die ganzen „hübschen“ Sachen aufdrängte, die sie mit ihrer Figur einfach nicht tragen konnte. Und so kam es, dass ich immer aussah wie eines dieser lebensfreudigen Dinger, gekleidet in allen Facetten des Regenbogens, wo ich doch im Herzen ein pessimistischer, philosophierender gothicartiger Teenager war. Ein asiatischer, philosophierender gothicartiger Teenager. Irgendwie passte das nicht so ganz zusammen, aber mir war das egal. Mit jedem geld, das ich kriegen konnte rannte ich zu meinen Lieblingsshops auf der Shopping-Meile. Um die neuesten Nietenarmbänder oder Gothickleider zu kaufen. Von denen meine Mutter natürlich nichts wusste. Genauso wenig wie meine Klassenkameraden. Dass ich aber eine dunkle Seele hatte, das wussten sie irgendwie. Irgendwann. Aber seit einiger Zeit war auch etwas anders- ich lächelte! Der eine Junge in meiner Klasse- wie soll ich es ausdrücken- bringt mich immer mehr dazu, glücklich zu wirken. Er ist gleichzeitig sensibel und nervig und witzig und gemein und asozial und intelligent und wirkt dumm durch seine Witze und ist auch im Sport soviel besser als ich, dass ich nicht darum umhin komme, ihn zu mögen. Irgendwie - ich weiß, das ist mein Lieblingswort;)- schafft er es und nur er, den harten Panzer zu knacken, den ich als Selbstschutz hartnäckig aufrecht erhalte. Er war schon länger in meiner Klasse, aber am Anfang dieses Semesters hatte er sich einfach neben mich gesetzt, weil das der einzig freie Platz gewesen war. Und ich hatte einfach nichts dagegen gehabt. Spätestens, als er mich das Erste Mal zum Lachen gebracht hat. Und jetzt ist es schon Abend und ich denke darüber nach. Über ihn. Wie jeden Abend schreibe ich in mein Tagebuch, ebenfalls so ein ätzpinkes Teil von meiner Mutter, das ich mit schwarzer Spitze und dunklen Rosenmustern überklebt hatte. Und zum ersten Mal lache ich allein über den Gedanken, dass ich seit neuestem lachen muss. Neben mir läuft der Fernseher, aber der Tag war anstrengend, und so schlafe ich ein und verpasse den Bericht über die Mondfinsternis, die gerade stattfinden soll, ... Kapitel 1: Erstes Aufeinandertreffen ------------------------------------ Ich wusste zwar nicht, was passiert war, aber als ich wieder erwachte, lag ich in einem wunderschönen Garten, umgeben von Zypressen, blühten da die merkwürdigsten Blumen, die ich je gesehen hatte. Es war mitten in der Nacht, wenn auch die ersten Sonnenstrahlen bereits die Nacht erhellten, die Vögel zum Gesang ansetzten… Warum redete ich so eigenartig?! Meine Sprache hörte sich ja richtig altertümlich an, stellte ich mit einigem Schrecken fest. Ich befand auch mit einigem Erstaunen, dass ich auf dem Boden saß, … in einem Sari meiner Mutter! Mit einiger Mühe stand ich auf, in der Nähe hörte ich das Plätschern von Wasser… Ich ging die wenigen Schritte, dann stand ich vor einem riesigen Teich, … und erstarrte. Vor mir lag eine riesige Villa, umgeben von dem zauberhaften Garten von vorhin, allerdings erinnerte sie an die römische Kaiserzeit, sah aber zugleich nigelnagelneu aus, und überall brannten Lichter. Mein Traum schien immer realistischer zu werden! Und dann tat ich das, was alle Filmhauptdarsteller tun, wenn sie in einer Situation wie ich sind, kräftig zwickte ich mich, … und auch der Schmerz war verdammt realistisch!! Ich konnte es nicht fassen, … ich war in Rom? In welchem Jahrhundert? Und wessen Villa war das?! Ich kam nicht mehr so ganz mit, deshalb wollte ich mir erst mal ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht schöpfen, und beugte mich über den Teich, … und dann erstarrte ich schon wieder, … ich trug überhaupt keinen alten Sari meiner Mutter! Sondern ein altmodisch anmutendes orientalisches Gewand, so eines, das aus vielen verschiedenen Schichten aus hauchzarten Stoffen wie Seide besteht… Aber das war nicht alles! Ich war geschmückt, ärger als ein Christbaum zur Weihnachtszeit, … angefangen bei den schweren Armreifen, die sich über jeden Millimeter meiner Unterarme reihten bis über das schwere Halsgehänge, ein Collier, bestückt mit Smaragden und Rubinen, dann noch war da noch ein Kopfschmuck, von dem eine einzige Perle in meiner Stirn hing, … und ein Nasenring! Der mich entsetzte, … wenigstens war das Piercing an der gleichen Stelle, … aber ein Nasenring! Ich hatte mir geschworen, niemals ein so geschmackloses Ding zu tragen!! Und dann erst sah ich den wichtigsten Fakt überhaupt, ich war geschminkt… dunkler Kajal umrandete meine Augen die wie zwei riesige Löcher aus den Höhlen starrten, weil meine Augen so riesig wirkten, … Als ich noch immer wie gebannt auf den Teich und mein eigenes Spiegelbild starrte, fühlte ich mich mit einem Mal am Arm gepackt. Ich schreckte auf, aus meinem Traum… Vor mir stand ein Hüne von einem Mann, … und er sprach mich auf Latein an! Alles was ich daraus verstand war soviel wie „Was hast du hier zu suchen? …“ Mein Latein war ein wenig eingerostet, obwohl er erst zwei Monate her war, der Lateinunterricht bei der alten Meier… Aber der hell erleuchteten Villa zufolge und des Lärms, dessen ich mir erst jetzt bewusst wurde, … musste es heute eine Art Fest geben, … oder ich hatte Pech und es war nur ein römisches Saufgelage und dieser Mann hielt mich für eine Sklavin! Oder noch schlimmer, … eine Hure!! Also musste ich mir schnell etwas überlegen… „Ego unum ab…“ „Ich bin einer der Hausgäste. Bring mich zurück zur Tafel!“ fügte ich noch im möglichst herrischen Ton dazu. Ich konnte nur hoffen, dass er verstand, … und dass das da oben tatsächlich kein Saufgelage war… Kritisch musterte er mich und meine Aufmachung, dann zuckte er die Schultern und sagte ein wenig freundlicher „Folgt mir!“ Mit einem wirklich flauen Gefühl im Magen tat ich es auch, und als wir die Tore der Villa passierten, kamen wir in einen Innenhof gewaltigen Ausmaßes und der Kerl rief nach einer alten Frau, die eine Treppe herunterkam und mich fürsorglich an der Hand nahm, um mich dann, … in ein leeres Zimmer am Ende des Ganges zu sperren! Verwirrt hämmerte ich einige Male gegen die massive Holztüre, aber nichts regte sich auf der anderen Seite der Tür. Nach dem dritten Mal wildes dagegen- Hämmern rief mir die Frau auf der anderen Seite schließlich zu: „Sei leiser, mein Täubchen, oder einer der Männer von dem Gelage wird trotz der Ablenkung durch die neuen blutjungen Sklavinnen aufmerksam auf dich! Ich frage mich wirklich welcher dieser adeligen Herrschaften seine Tochter zu solch einem Gelage mitbringt! Einfach unverantwortlich! Vermutlich wollte er einen passenden Heiratskandidaten finden, ein Orientale, dabei bist du noch so jung, …“ Ok, diese laut ausgesprochenen Gedanken der alten Dame machten mir jetzt echt Angst… Wenigstens hielt man mich nicht für eine Sklavin sondern eine Herrin, … Und ich hatte echt einen Mordshunger also rief ich noch mal „Bringt mir einige Speisen, ich habe Hunger! Aber kein Fleisch…“. Mir war zwar der Grund nicht mehr bewusst, warum ich kein Fleisch aß, aber ich wusste, dass es eben seit mehr als einem Jahr so war… Fünf Minuten später war ich von dampfend heißen Tabletts umringt, dann war da noch ein köstlicher süßer Kirschsaft und zur Nachspeise gab es etwas mit Kokos, fast so wie Bounty, nur ohne Schokolade. Nachdem ich so gesättigt war, dass ich rücklings auf das Bett fiel und einfach wegdöste, bemerkte ich nicht, dass sich das Gelage über mir bereits auflöste und die ersten Gäste aufbrachen. Erst nach einer Weile schreckte ich auf, als ein Schlüssel klackend in das Schloss meiner Zimmertüre herumgedreht wurde und die Türe aufsprang. Nicht die vertraute alte Dame stand in der Türe. Nein, es war ein Mann. Ein schrecklich betrunkener Mann mit glasigem Blick und roten Wangen, der schwankend auf das Bett zukam, … und das zweite was mir auffiel war seine weiße Toga, er war also ein Senatsmitglied. Ich hoffte, dass er mich noch nicht gesehen hatte und rollte schnell zur Seite und unter das Bett, ich hatte keine Lust, von einem betrunkenen Römer vergewaltigt zu werden, … und ich war zu jung zum Sterben! Und auf einen Kampf wollte ich mich auch nicht einlassen, denn er hatte eine so mächtige Muskulatur an Armen und Beinen, dass die Toga irgendwie fehl am Platz wirkte. Wie ein riesiger Stier, der sich in seidene Frauenkleider gezwängt hatte, stellte ich, fast über diesen lächerlichen Vergleich lachend, fest. Auch wenn der Boden (schon wieder lag ich da!?) nicht besonders bequem war, entdeckte er mich nicht, … und nachdem er schon eine Weile geschnarcht hatte, verlor ich auch jedwege Angst vor ihm. Aber als ich mich zur Tür schleichen wollte, knarrte der Boden lauthals unter meinen Füßen und der Schlafende gab einen lauten Schnarcher von sich, also musste ich zwangsläufig wieder meinen Platz unter seinem Bett einnehmen. Und als ich da unten lag, wurde mir mit einem Mal etwas bewusst, so wie vorhin, als ich irgendwoher wusste, dass ich kein Fleisch aß. Mein angeblicher Vater war bei diesem Gelage gewesen. Und er hatte tatsächlich die Absicht, mich zu verheiraten, … an einen Senator!! Und, … heute noch verließ er das Land, … wenn ich da nicht dabei war, … meine Güte! Der Mann hatte mindestens zehn andere Töchter! Warum sollte er da auf mich warten? Warum sollte ich ihm wichtig sein? Bei meinem letzten Gedanken verspürte ich einen Stich in der Brust und wusste, dass ich mit all meinen Vermutungen richtig lag. Er würde mich also zurücklassen. Großartig! Über diesen Gedanken brütend schlief ich ein, auf meine eigene Realität am Morgen hoffend. Doch am nächsten Morgen wurde ich durch einen heftigen Schmerz an meinem Bein geweckt. Entweder hatte jemand hatte nach mir getreten oder war mir auf den Fuß gestiegen. Danach ertönte ein lautes Krachen, ein Fluchen und ein Jammerlaut. Der sich an mich wendete, als der Besitzer der Stimme meine Gestalt unter seinem Bett erblickte und mir geradewegs in die Augen sah. „Verdammt! Mädchen, was hast du da unter meinem Bett zu suchen?!“ und sich stöhnend sein eigenes Schienbein rieb. In diesem Moment wusste ich einfach nicht, was ich sagen sollte, er war so komisch, so seltsam, warum passierte gerade mir das alles? Ich konnte also nicht an mich halten und mir entfuhr ein leises Prusten, was er mir allerdings nicht übel nahm und selbst ein wenig grinste, angesichts eines ungebetenen Hausgastes war das … wie ein kleines wohlwollendes Wunder. Und mit diesem Lächeln im Gesicht sah er mindestens zehn Jahre jünger aus, aber ich wusste, dass er mindestens Mitte zwanzig sein musste, um in den Senat aufgenommen zu werden. Sein Lachen hatte mir auch ein wenig Mut zurück gegeben und so stand ich auf, reichte ihm die Hand und zog ihn (es war wirklich schwierig) auf seine mächtigen Beine. Und nach dieser zweiten unkonventionellen Handlung hielt er meine Hand weiterhin fest. Langsam dämmerte ihm wohl, was oder wer ich sein musste, aber etwas an mir verwirrte ihn zutiefst, ich konnte es in seinen Augen sehen. „Wer bist du?“ „So genau weiß ich das auch nicht, …“ murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart hinein, während ich versuchte meine relativ kleine Hand seinem Griff zu entwinden, doch er hatte Bärenkräfte und gab sie nicht frei, deshalb fragte ich: „Und wer seid Ihr, dass Ihr mir meine zarte Hand zerdrückt?“ Erst jetzt schüttelte er leicht den Kopf und gab sie frei. „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“ Ich senkte den Kopf. Was konnte ich ihm schon erzählen, wie ihm das alles erklären. Denn eigentlich wusste ich ja wirklich nicht, wer ich „hier“ war… Und so kam es, dass ich sagte: “Ich bin die Tochter des Mannes, der Euch einen Heiratsvorschlag unterbreitet hat, erinnert Ihr Euch nicht?“ „Ihr seid Harun al Kaschil’s Tochter?!“ „Ich denke doch, ja.“ Verwunderung machte sich auf seinem Gesicht breit. „Ihr seid wirklich Helena?“ Da mein normaler Name Helen war, nahm ich diese Gemeinsamkeit nickend zur Kenntnis „Ja.“. „Dann, … was macht Ihr noch hier? Euer Vater wollte doch …“ „Ja, er ist bereits gestern noch abgereist. Auf einem Schiff unterwegs in die Heimat. Ich habe keine Chance ihn einzuholen, das nächste Schiff fährt erst nächstes Frühjahr, wenn die Winterstürme vorbei sind.“ „Aber warum hat er Euch zurückgelassen, das ergibt keinen Sinn…“ „Oh, doch.“ Grimmig widersprach ich ihm. „Wenn bekannt wird, dass ich in Eurem Haus war, in Eurem Zimmer während eines solchen, …Tages, dann hättet Ihr keine andere Wahl, als mich zu heiraten. Ihr wisst sicher, dass die Orientalen da ein wenig eigen sind.“ „Oh, ja.“ Seine Miene änderte sich jetzt endgültig. Er musterte mich ein zweites Mal abschätzig. Der Blick war mir so unangenehm, dass ich einen Schritt zurücktrat und die Hände vor meiner von der Nacht doch gezeichneten Kleidung verschränkte. „Nun ich denke, es wäre kein schlechter Handel, …“ Da dämmerte es mir. „Er verkauft mich?! Was bin ich ihm den wert?! Andererseits, was habe ich erwartet, …“ In dem Moment verspürte ich echte Lust, ihm einen Auftragskiller oder etwas Ähnliches hinterher zu schicken, als Bezahlung könnte ich ja meinen Schmuck verpfänden… Da war einfach eine Mordswut gegen einen weiteren Mann, der seine Tochter als Einsatz eines Abkommens hergab. Zugleich kam mir ein weiterer Gedanke, der Mann vor mir würde darauf eingehen? Wegen meiner Erscheinung, … ich wusste, dass das Mädchen schön war, ich hatte sein Gesicht im Teich gesehen, und irgendwie sah sie mir ähnlich und zugleich auch nicht, ich schätzte dies als eine Auswirkung der unterschiedlichen Umgebung ein, in der wir jeweils aufgewachsen waren. Wissend sah er mich an. Aber er hätte doch gewusst haben, dass ich nicht gerade für eine arrangierte Heirat war. Welches junge Mädchen war das schon? Eine einzige Träne rann mir über die Wange, aber es war eine der Wut, keine der Trauer. Er schien das misszuverstehen. Er streckte eine Hand nach mir aus. Ich wich weiter zurück, bis ich mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Und wenn er sich nur von meinem Aussehen angezogen fühlte, dann war er ein weiterer dieser oberflächlichen Männer, die nichts auf das Innere gaben, nichts für ihr Gehirn haben wollten sondern nur für ihre Augen, Hände und…. Den Gedanken dachte ich besser nicht zu Ende. Etwas Ähnliches musste ich mit gesenktem Blick gemurmelt haben, denn als ich wieder aufsah, zog er erstaunt die Augenbrauen hoch. Er schien ernsthaft über das Gesagte nachzudenken. Für meinen Geschmack zu lange. Schließlich fragte er: „Hast du denn eine umfangreiche Bildung genossen, du sprichst sehr gut Latein, aber was ist mit anderen Gebieten?“ Das war mal was, auf das ich ausreichend antworten würde können. „Ich habe Unterricht in Latein, Griechisch, Astrologie, griechischer Philosophie, Wirtschaftswesen, Mathematik, Dichtkunst,…“ Nach dieser Aufzählung unterbrach er mich. „Warum denkst du dann, ein Mann würde sich nur für deinen Körper, aber nicht deinen Geist interessieren?“ Er war wieder dazu übergegangen, mich zu duzen. „Ja, aber… Weil es doch so ist! Ihr selbst habt doch eben nicht mehr in mir gesehen!“ Jetzt reichte es mir, ich hatte genug. Ich ging zur Tür und wollte sie aufreißen, als die Tür unter meinem Griff nachgab und die Dame vom Vortag in der Tür stand. „Ach herrje, dann habt ihr also schon Bekanntschaft geschlossen, was?“ sagte sie wirklich überaus freundlich. Ich war in der Zwischenzeit natürlich durch den unnötigen Schwung plumpsend auf dem Boden gelandet. Das steigerte meine Wut nur noch mehr. Mit einer herrischen Handbewegung scheuchte ich sie aus dem Weg, und an meiner statt antwortete jetzt der Mann, dessen Namen ich immer noch nicht in Erfahrung gebracht hatte. Mit der Hand an der Klinke fragte ich ihn deshalb: „Ihr wisst jetzt, wer ich bin, aber ich nicht, wer Ihr seid.“ Dabei blitzte ich ihn bedrohlich an. Zumindest aus meiner Sicht wirkte es bedrohlich. Er lachte. „Ich bin der überaus junge Lucinius Pollius Juli, zu Ihren Diensten, Miss Kaschil!“ Er verbeugte sich. Kalt nickte ich ihm zu, dann wandte ich mich an die Dame: „Amme, zeig mir doch mein Zimmer. Bitte!“ fügte ich im ungeduldig klingenden Ton eines Kleinkindes hinzu, um zu zeigen, wie sehr es mich drängte, von da wegzukommen. Sie gehorchte augenblicklich, zuckte aber unter dem Wort „Amme“ merklich zusammen. Sie wendete sich an den ach so hohen Herrn:“ Ihr Vater scheint sich ja sehr sicher gewesen zu sein, dass Ihr sie zur Gemahlin nehmen würdet. Und so wie er sich auf dem Fest gegeben hat!“ „Wovon bitte ist hier bitte schön die Rede, komm zum Punkt!“ „Ach ja, verzeiht. Er hat vorsorglich schon eine Mitgift hierhergeschickt, die allerdings nur aus Kleidung, Schmuck und einem großen Haufen Gold besteht.“ „Gebt der kleinen Dame die Gewänder und den Schmuck, auch ein Viertel des Goldes. Den Rest verzeichnet in meinen Büchern. Sonst noch etwas?“ „Ähm, ja. Eure Mutter steht unten und möchte Eure Braut kennenlernen, bevor sie Euch ihr Einverständnis und den elterlichen Segen gibt.“ „Herrgott! Diese Frau mischt sich immer in Angelegenheiten ein, die sie nichts, aber auch GAR nichts angehen! Schick sie weg! Sag ihr, … dass ich noch schlafe oder sonst was tue, nach so einem Saufgelage hab ich jeden Edelmann in ganz Rom Schachmatt gesetzt. Warum sollte ich selbst also schon ansprechbar sein?“ „Ja, aber… Ja, Herr.“ Sie beugte den Kopf, als er sie anblitzte, und ich muss sagen, dass ich dagegen tatsächlich kindlich gewirkt haben muss, denn seine wütende Miene ließ in einfach nur… scheußlich wirken. Ich stellte fest, dass ich sein lächelndes Gesicht lieber hatte. Kapitel 2: Aufputz ------------------ „Hier entlang, Mäuschen.“ „Danke, Amme.“ Die gespielte Gleichgültigkeit und liebreizende Art der Dame machte mit einem Mal einer genervten, zornigen Miene Platz. Dann fasste sie sich wieder. Und zwar so schnell, dass ich glaubte, ich hatte mir ihren Gesichtsausdruck von eben nur eingebildet. „Bitte nenn mich nicht Amme, mein liebes Kind. Du kannst mich mit „Silvia“ rufen oder meinetwegen auch Mütterchen. Nur nicht Amme.“ Unter dieser plötzlichen Zurechtweisung fühlte ich mich stark an meine Mutter erinnert, die mich immer schon als freche Göre bezeichnet hatte. Der Gedanke an sie verletzte mich. Würde ich sie nie wieder sehen? Meine Brüder? Meine Freunde? … und meinen Schwarm? In Gedanken erbrach ich mich für diesen Gedanken. Seit wann war ich wie all die anderen Barbiepüppchen, mit Herzschmerz und allem drum und dran? Ich seufzte. Ich war also im Begriff mich zu verändern. Aber war das gewollt? Fast wie dieses Weihnachtsmärchen von Disney, mit den drei Geistern und dem ewig unzufriedenen geizigen altem Mann, der sich erst angesichts des Todes veränderte… Ich seufzte schon wieder. Zu viel Lebensphilosophie für einen Tag. Aber wenigstens in diesem Punkt hatte ich mich nicht verändert. Und als ich dann wieder bei meinem ersten Gedanken ankam, erinnerte mich etwas schwach daran, dass ich der Dame Silvia eine Antwort schuldig geblieben war. „In Ordnung, Silvia.“, sagte ich kühl, danach wandte sie sich um und führte mich durch etliche Flure, Türen, Korridore, Treppenhäuser, … Bis wir vor einer Türe standen, die meine Aufmerksamkeit auf eine seltsame Art und Weise erregte. Es handelte sich um eine alte Schnitzerei, in der eine tragische Liebesgeschichte aus dem alten Orient in etlichen, ausgesuchten Szenen bildlich wiedergegeben wurde. Allerdings so detaillgetreu, dass ich neugierig mit den Fingerkuppen über das geheimnisvoll dunkle, lackierte Holz strich. Da setzte die alte Frau auch schon wieder zu einer weiteren Ansprache an, als ich ihr eine Frage zu der Schnitzerei stellen wollte: „Dies ist eine 3-Zimmer-Wohnung für orientalische Hausgäste. Hier wirst du in Zukunft leben. Ich habe es bereits für dich herrichten lassen. Fühl dich wie zu Hause.“ und da stieß sie mit einer für ihren schmächtigen Körper erstaunlich wirkenden Kraft die schweren Doppeltüren zur Seite und mein Blick fiel auf etwas, das aussah wie die Nachbildung der Gemächer einer Prinzessin aus 1001 Nacht: Der Boden war dick mit leuchtend dunkelblauen Teppichen ausgelegt, ein Schminktischchen mit einem riesigen Spiegel mit fein zilesierten, silbernen Rand, in den echte Edelsteine und Perlen eingearbeitet waren, … und da klappte mir der Mund auf- ich konnte es nicht verhindern… und dessen offene Schubladen vor Schmuck nur so überquollen. Aber das Beste an dem Raum war das Bett. Es war sehr hoch, verhängt von einem seidenen, goldenen Baldachin, der den Blick freigab auf das größte Bett, das ich je gesehen hatte, überhäuft mit zahllosen goldenen und blauen Kissen, die perfekt zu der schwer bestickten, ebenfalls blauen Tagesdecke aus Brokat passte. Bevor mich die Dame daran hindern konnte ließ ich mich jauchzend auf das Bett fallen und vergrub mein Gesicht in den Kissen. Vor der Wand gegenüber von dem Bett stand ein wunderbar weich aussehender Polstersessel in Rot, mit passender Fußablage direkt vor einem marmornen Kamin. Auf einem kleinen Tischchen neben dem Bett lag mein Erbschmuck, der wohl Teil meiner Mitgift gewesen sein musste. Mein Blick fiel erst darauf, als ich schon wieder aufstehen wollte, um die zwei anderen Räume zu erkunden. Und auch wenn der Gedanke an Heirat noch immer größtes Unbehagen in mir auslöste, war der Schmuck doch ein Anreiz, der seine Wirkung auf mich nicht verfehlte. Sprachlos hob ich das schwere Collier vom Nachttisch. Auch dieses war schwer besetzt mit Edelsteinen, allerdings mit Smaragden, Granaten und echten weißen Perlen. Der Kopfschmuck bestand aus einem metallenen Stirnband, dessen Glieder so klein waren, dass es sich problemlos um meine Kopfform schmiegte. Eine einzelne Perle weiße Perle hing bis zwischen meine Augenbrauen, was ich mit einem Blick in den Spiegel feststellte. Doch dann erinnerte ich mich wieder an meine Mission: die zwei anderen Räume. Hastig legte ich den Schmuck wieder zurück an seinen Platz, zusammen mit all dem anderen unnötigen Metall, das ich am Leib trug. Um etliche Pfund erleichtert riss ich die nächstbeste Tür auf. So schnell ich sie auch geöffnet haben mag, so schnell erstarrte ich angesichts des verschwenderischen Reichtums, der sich vor meinen Augen ausbreitete. Seide, Chiffon, feinste ägyptische Baumwolle, … all die Wunderwerke des Ostens und sogar einige griechische Gewänder türmten sich vor mir zu Bergen aus Regenbogen- farbenen Massen, überall schillerte und funkelte es, wo das Licht von Perlen oder aufgestickten Kristallen reflektiert wurde. Zum zweiten Mal sprachlos geworden sank ich auf die Knie. Mein so genannter Vater musste das alles langfristig geplant haben, denn allein die Herstellung eines dieser Kleider musste mehrere Wochen gedauert haben. Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass er mich noch einmal besonders fest an sich gedrückt hatte, bevor wir das Haus- mein bis dahin einziges zu Hause- verlassen hatten, um hierher zu kommen. Langsam begann ich, das Angebot des Römers in Betracht zu ziehen. Viele Unannehmlichkeiten würde ich jedenfalls nicht haben. Eine Wahl schon gar nicht. Ich war fest davon überzeugt, dass das Datum bereits fest stand. Wieder fragte ich mich warum das alles ausgerechnet mir passierte. Entmutigt sank ich noch mehr in mich zusammen. Jetzt war ich also endgültig eine orientalische Märchenprinzessin. Eine Rolle, die doch so gar nicht zu meinem rebellischen, Freiheits- liebenden Charakter passte. Ein verächtlicher Laut entfuhr mir. Ich würde in einem goldenen Käfig leben. Aber es würde meinem Stolz schaden, entschied ich nach einigen weiteren Überlegungen, einen Mann alleine des Geldes wegen zu heiraten. Ich wusste auch, dass Gott mich mit keinem besonders guten Charakter gesegnet hatte- falls er denn überhaupt existierte- ich war überzeugte Agnostikerin. All das Schillern und Funkeln war so unangenehm- dass ich wieder mal in der Realität- die eher einer surrealen Realität glich- landete. Das dritte Zimmer- ich hatte wirklich überhaupt keine Ahnung, was sich dahinter noch verbergen könnte. Und so langsam meldete sich mein Magen wieder. Es war später Nachmittag und die letzte Mahlzeit hatte ich bei Morgengrauen eingenommen. Trotzdem siegte die Neugier. Vorsichtig rappelte ich mich also auf, um nicht über die vielen einzelnen Schichten meiner Kleidung zu stolpern, und ging auf die rätselhafte Tür zu. Die alte Dame stand daneben. Als ich nach dem Griff fassen wollte klopfte sie einmal sachte gegen die Türe, die daraufhin wie von Geisterhand geöffnet wurde. Heißer Dampf schlug mir entgegen, zusammen mit der hohen Luftfeuchtigkeit machte mir das das Atmen fast unmöglich. Nachdem sich meine Augen an den Dampf gewöhnt hatten, entdeckte ich mein höchstpersönliches und eigenes Badehaus, das aus unzähligen Becken mit unterschiedlich heißem Wasser bestand, einer Art Sauna und ein paar anderen abgetrennten Bereichen. Der riesige Raum hatte keine Fenster, sondern war mit unzähligen Kerzen, auch auf dem Wasser, hell erleuchtet worden. Bevor ich mich wehren konnte, spürte ich schon unzählige Hände auf mir, die mich entkleideten! Kein Mensch hatte mich je nackt gesehen, abgesehen von den Menschen bei meiner Geburt und meiner Mutter, wenn sie meine vollen Windeln gewechselt hatte. Daher war mir dies jetzt umso unangenehmer. Doch bevor ich die unzähligen Hände auf und unter meiner letzten Kleidungsschicht wegscheuchen konnte, stand ich auch schon nackt vor einer Gruppe fremder Menschen, nämlich kichernder Dienerinnen und einer alten Dame. Die in diesem Moment übrigens meinen „Tagesplan“ verlas. „Nach einer entsprechenden Behandlung in Euren Bädern werdet Ihr mit dem Herrn das Abendmahl einnehmen, das ein sehr römisches sein wird. Kleidet Euch entsprechend!“ und nach diesen Worten entschwand sie auch schon meinem Blickfeld, in das sich jetzt ein Haufen kichernder und glucksender Sklavinnen drängte. Während sie aufgeregt schnatterten und den neuesten Klatsch und Tratsch austauschten, führten sie mich, die ich versuchte meine Blöße mit meinem knielangem Haar zu bedecken (was keine große Kunst war, weil ich ziemlich klein war- ich schätzte mich auf zwischen 1,55 Meter und 1,60), in eines der Becken, um mich dort ordentlich einzuweichen und danach mit einigem groben Ziegenhaarlappen von oben bis unten kräftig abzurubbeln. Nachdem dies geschehen war, kam eine schwarzafrikanische Frau von mächtiger Gestalt herein, bei deren Anblick die gackernden Hühner verstummten. Im Stillen fragte ich mich, warum ich nicht so eine Wirkung auf sie hatte. Die besagte Frau jedenfalls führte mich zu einer Liege, wo sie mich mit ihren großen Händen anfing zu massieren. Zuerst spannte ich mich innerlich gegen sie an, später dann schlummerte ich zufrieden ein. Erst als ich einen kleinen Schmer z am Arm verspürte, wachte ich wieder auf. Als die schwarze Frau mit einem groben Leinentuch über mich gebeugt dastand, dran waren meine Haare, war ich nicht sonderlich erstaunt. Für die Frauen meiner Heimat war es Brauch, sich einmal pro Woche zu treffen, um sich zu enthaaren und um ganz nebenbei über alle anderen Frauen der Gesellschaft zu lästern. Eine weitere dieser Erinnerungen, die nicht meine waren, tauchten auf. Kurz sah ich vor meinem inneren Auge, wie ich selbst seit dem Einsetzen meiner Tage regelmäßig an diesen Treffen teilnahm. Deshalb war ich also nicht sonderlich überrascht von einer Frau, die dicht vor mir stand und jeden Quadratmillimeter meiner Haut mit ernster Miene musterte. Der einzige Unterschied zur sonstigen Routine bestand darin, dass sie auch an die weiter unten ging, die noch nie jemand berührt hatte. Wortlos ließ ich sie gewähren. Was wäre mir auch anders übrig geblieben? Gegen eine Frau, die doppelt so groß und dreimal so breit und stark war wie mein im Gegensatz dazu schmächtiger Körper? Und der zweite Unterschied bestand darin, dass sie meine ohnehin gereizte Haut mit einigen halben Zitronen abrieb. Zischend zog ich die Luft zwischen meinen Zähnen ein. Aber auch diese Prozedur überstand ich irgendwie und staunte später nicht schlecht über meine weiche, glatte Haut. Nachdem sie auch damit fertig war, wickelte sie mich wie eine hilflose Puppe zurück in mein Handtuch und verabschiedete sich mit einem kurzen Senken ihres Kopfes. Jetzt nahmen mich wieder die anderen in Beschlag. Eine färbte meine Fingernägel und Füße mit Henna, auch meine Handflächen, die sie mit verschwenderischen vielen Mustern bedeckte; eine andere entwirrte mein langes Haar und kämmte ein wenig Kokosöl hinein; eine massierte Öl in meine Haut und wieder eine andere fing bereits an, mich zu schminken, nachdem sie mir eine nach Minze duftende Maske aufgelegt hatte. Zwei andere schleppten verschiedene Kleider und passenden Schmuck, eine Kombination nach der anderen, an und ich lehnte ein weißes, ein dicht verschleiertes, ein zart orangenes und ein himmelblaues griechisches Gewand ab. Bis sie mir einen Traum aus Meerblauer Seide brachten, die mit Pfauenfedermustern bestickt war und wie die echten Federn eines Pfaues bläulich schimmerte. Dazu noch eine dünne, lang hinabreichende Kette aus Silber mit Topasen, Smaragden- nebenbei meinen Lieblingssteinen- und Saphiren besetz war, bei der mir nicht gleich der Hals abfallen würde. Lächelnd nickte ich ihnen zu, die sichtlich erleichtert aussahen. Sie legten mir alles, zusammen mit anderen passenden Schmuckstücken, auf eine Polsterbank vor dem Bett, die dem Raum in meiner Abwesenheit offenbar noch hinzugefügt worden war. Ich schlüpfte selbst in meine Unterkleider, ein Top mit Ärmeln in hellgrün, das bis knapp über die Rippen reichte und den Blick auf mein kleines Bäuchlein freigab. Und einem Unterrock, der knapp über meinen Knien endete. So halbwegs bedeckt fühlte ich mich schon viel besser. Aus irgendeiner weiteren uneigentlichen Erfahrung wusste ich, ich musste nur die Arme von mit strecken, dann würden die Dienerinnen automatisch mit dem Ankleiden beginnen. Durch diese „Ankleidungszeremonie“ konnte ich eine ganze Weile einen sehnsüchtigen Blick aus dem Fenster werfen. Ein leiser, rauschender Wind bauschte die Vorhänge. Die Sonne würde bald untergehen, sie stand bereits nah am Horizont, den einige bewaldete Hügel bildeten und war im Begriff unterzugehen. In der Ferne trällerte ein Vogel ein Lied. Einige stimmten in seinen Gesang ein. Das Geräusch der sich öffnenden Türe riss mich aus meinen weit ausgeschweiften Gedanken zurück in den beleuchteten Raum. „Der Herr wartet bereits. Aber er wartet nie gerne. Husch, beeil dich und folge mir. Bist du auch fertig, lass dich ansehen.“, sie hieß mich an mich zu drehen. “Ja, doch. Du hast Geschmack!“ Das war das erste Kompliment, das ich aus ihrem Mund gehört hatte. Lächelnd erwiderte ich: “Ich danke dir. Bitte, führe mich.“. Wir hasteten tatsächlich mit einer so hohen Geschwindigkeit durch die Gänge, dass meine kunstvolle Hochsteckfrisur gefährlich ins Wanken geriet. Vor einer weiteren massiven Tür endete unsere Hetzjagd. Zwei mächtige aussehende Gestalten von Eunuchen waren davor postiert. Bei unserem Kommen zogen sie die Tür mit einer Leichtigkeit auf, die mich schaudern ließ. Und in dem Raum, der sich meinem Blick öffnete waren nur zwei Sofas mit einem niedrigen Tisch dazwischen. Die Polstermöbel standen sich gegenüber, der Tisch war bereits voll beladen mit unzähligen Speisen. Natürlich gab es auch hier einen Kamin, aber auch der Boden fühlte sich warm an- ich war barfuß- konnte das die berühmte römische Bodenheizung sein? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)