Und wenn er noch lebt...? von charlie94 (was für ein Genie !/?) ================================================================================ Kapitel 8: Die Hand, die nicht beißt ------------------------------------ „Hey Junge! Wach doch auf!“ Ich mache meine Augen auf, doch das Licht ist zu grell, sodass ich meine Augen gleich wieder zusammen kneifen muss. Der Mann, der mich gerufen hat, versucht noch mal mit mir zu sprechen: „Hey alles okay? Was machst du bloß für Sachen. Einfach so auf einer Sitzbank draußen einzuschlafen.“ Nach einer Weile öffne ich meine Augen und setze mich auf. Der Mann, der mich gerufen hat, scheint wohl ein Gärtner zu sein oder so was in der Art. Er hält nämlich eine Hacke. Ob er wohl morden war? Gärtner sind doch dafür bekannt immer die Mörder zu sein, oder nicht? Wenn man diese riesige Klinge der Hacke betrachtet, ist das auch gar nicht so abwegig. Haha… was ich wieder für Gedanken habe. „Jetzt sag doch was, Junge.“, besorgt guckt er mich an. Verwundert sehe ich zu ihm hoch. Dann antworte ich ihm lächelnd: „Ja, ja, alles okay. Ich habe mir nur die Sterne angesehen.“ Jetzt sieht er mich noch besorgter an. Habe ich etwa was Falsches gesagt? Nein, kann überhaupt nicht sein. Das erste Mal in meinem Leben habe ich mal was nicht Seltsames gesagt. Selbst, als ich noch klein gewesen bin, habe ich dauernd von meinem Bruder vorgehalten bekommen, dass ich nur seltsame Sachen vor mich hin plappere. Tze, als ob der jemals Ahnung gehabt hätte. Wütend balle ich meine rechte Faust zusammen. Als ob der noch nie irgendwas Merkwürdiges gesagt hätte. Dieser Mr. „Ich-bin-älter-und-damit-auch-schlauer-als-du-Typ“. Blödmann! „Ähh… Entschuldigung….“ Hä? Ich schaue auf und realisiere wieder, dass vor mir der Mann mit der Hacke steht. Upps, schon wieder mit den Gedanken abgeschweift… „Entschuldigung.“, sage ich kurzangebunden zu dem Mann. Als der wieder anfängt zu sprechen, wird mir klar, wieso er mich so besorgt angeschaut hat. „Hör mal mein Junge. Du bist wahrscheinlich eingeschlafen. Deswegen meintest du wohl, dass du dir Sterne angesehen hast.“ Ach so, deswegen ist es wohl so hell auf einmal. Manchmal bin ich ein echter Dummkopf… „Du kannst doch nicht einfach so einschlafen! Guck dich doch an! Du bist so blass! Wahrscheinlich hast du dich bereits erkältet.“, erklärt er mir. Und tatsächlich. Ich fühle ein leichtes Kratzen in meinem Hals. Na ja, nichts Weltbewegendes. Ist ja nur eine Erkältung. Unwirklich fährt meine Hand zu meinem Hals. Als ich aufstehe, winke ich dem Typen zum Abschied zu und laufe mit meinem Motorrad den Weg entlang. Unglaublich! Ich bin tatsächlich auf einer Parkbank eingeschlafen! Was soll‘s, mir sind schon viel seltsamere Dinge passiert, als das Einschlafen auf einer Parkbank. Ich kann zwar jetzt kein Beispiel nennen, aber es hat schon viele dieser seltsamen Augenblicke gegeben. Es ist heute ganz schön sonnig und dennoch so frisch und kälter. „Puh…“ Das Wetter spielt in letzter Zeit verrückt. Wahrscheinlich bilde ich es mir aber auch nur ein. Passiert mir ja bekanntlich öfters. Ohne richtig nach vorne zu schauen, laufe ich gemütlich weiter. Eigentlich ist es hier ja in Tokyo ganz schön. Überhaupt mag ich Großstädte sehr gerne. Da achtet nie jemand besonders auf dich. Seist du auch nur ach so seltsam. In Großstädten laufen ja sowieso nur schräge Leute rum. „Hihihi…“, so wie ich. Breit grinsend laufe ich etwas schneller wegen dem aufkommenden Glücksgefühl und achte wie immer nicht darauf, was vor mir liegt. Und so kommt es, wer hätte das gedacht, dass ich mit irgend so einem Typen zusammenstoße. Ich falle nach hinten auf den Boden und der Typ hält sich mit seinem etwas schmerzverzerrten Gesicht an meinem Motorrad fest. „Also wirklich. Pass doch auf wo du hingehst.“, meckert der Typ los. Als ich mich von meinem ersten Schock erhole, sehe ich zu ihm auf und meckere genauso wie er los. „Wieso denn nur ich?! Sie hätten genauso aufpassen müssen wo Sie hin marschieren!“, blaffe ich den Typ vor mir an. Er hebt daraufhin eine Augenbraue hoch und atmet tief aus. Anschließend schüttelt er nur den Kopf und lehnt mein Motorrad an die Laterne an, die neben dem Weg auf der Flussseite steht. Immer noch sauer gucke ich ihn an bis er mir plötzlich seine Hand reicht. „Hä?“, entkommt es mir nur. Völlig perplex blicke ich seine Hand an. „Na los. Komm schon, nimm sie. Oder hast du Angst, dass sie dich beißt?“ Erinnerungen aus meiner frühen Kindheit schießen mir ins Gedächtnis, als ich seine Hand ergreife und aufstehe. ERZÄHLERPERSPEKTIVE: Sauer blickt der 5-jährige auf sein Skateboard. Mit verschränkten Armen sitzt er auf dem Bürgersteig und es scheint so als würde der kleine Junge versuchen sein Skateboard mit seinen Blicken explodieren zu lassen. Wieso der Junge schon überhaupt ein Skateboard besitzt, ist eher fraglich, da er noch viel zu jung für so ein Ding ist. Aber da der Kleine eigentlich so oder so für sein Alter etwas ungewöhnlich ist, sollte man eigentlich meinen, dass ein Skateboard dagegen für einen 5-jährigen ganz normal ist. Immerhin ist er schon in der dritten Klasse! Doch genau der Meinung ist sein großer Bruder nicht. Seiner Meinung nach sollte der Knirps noch bei seinem Sandkasten bleiben anstatt auf einem Skateboard rum zufahren. Müde reibt sich Shuichi seine Augen und geht zu Akio hin. Der Teenager ist mal wieder dazu verdonnert worden auf den Knirps aufzupassen. Es ist ja nicht so, als würde er seinen 11 Jahre jüngeren Bruder nicht mögen und nicht auf ihn aufpassen wollen. Im Gegenteil! Er mochte es. Aber manchmal ist Akio einfach unausstehlich! Shuichi könnte es nie beschreiben, wie nervig der Zwerg ist. Müde setzt sich der Teenager neben seinen Bruder auf den Bürgersteig und beobachtet wie die Sonne hinter der Stadt langsam sinkt. „Guck mal Akio. Die Sonne geht unter.“, versucht Shuichi Akio auf den Sonnenuntergang aufmerksam zu machen. Doch sein Bruder scheint sich heute nicht ablenken zu wollen oder auch zu können… Und das obwohl man bedenkt, dass er sich sehr schnell ablenken lässt. Mürrisch sieht Shuichi zu seinem Bruder aus den Augenwinkeln hinunter. Dann setzt er wieder an: „Komm schon. Das ist doch viel interessanter als dieses Skateboard anzuglotzen.“ Doch offensichtlich teilt Akio diese Meinung nicht. Und Shuichi verflucht sich abermals, dass er Akio das Ding überlassen hat. Vorherige Woche hatte Akio in Shuichis Zimmer rumgeschnüffelt und dabei unter dessen Bett das Brett entdeckt. Als Shuichi ihn dabei erwischte und vergeblich versuchte Akio aus seinem Zimmer zu scheuchen, schenkte er ihm sein altes Skateboard mit der Bedingung, dass Akio sofort aus seinem Zimmer verschwände. Von da an hat Akio immer wieder versucht auf dem Skateboard herum zufahren. Wie gesagt: Er hat es versucht. Doch geklappt hat es nicht. Als die Mutter der Beiden rausfand, dass Shuichi Akio sein Skateboard überlassen hat, war sie fuchsteufelswild. Wie konnte man nur so verantwortungslos sein und einem 5-jährigen ein Skateboard schenken! Dabei verglich sie ihn mit seinem immer gutgelaunten Vater, der manchmal die verrücktesten Dinge sich ausdachte. Dabei versteht Shuichi einfach nicht, wieso er ihm nun so ähnlich sein soll. Immerhin hat er ja Akio nur ein Skateboard geschenkt und keine Säge. Seitdem muss Shuichi immer auf Akio achtgeben, wenn der mit dem Skateboard rumspielt. Die Sonne ist schon fast hinter der Stadt verschwunden und Akio starrt sein Skateboard immer noch böse an. Mit sich ringend steht Shuichi schließlich auf und reicht Akio die Hand. Überrascht von der Handlung seines Bruders blickt Akio auf dessen Hand. „Komm schon Akio. Ich zeige dir wie man fährt.“ , erklärt ihm sein Bruder. ‚Das kann doch nicht wahr sein‘, denkt sich Akio. Sein Bruder hat bisher ihm immer wieder verweigert Skateboard fahren zu zeigen. Und jetzt? Einfach so? „Worauf wartest du? Nimm schon meine Hand! Oder machst du dir darüber Sorgen, ob sie dich beißt?“ , grinste ihn sein Bruder an. ERZÄHLERPERSPEKTIVE ENDE Und trotzdem kann ich mich immer noch nur verschwommen an diesen Angeber erinnern. Ich bedanke mich bei dem Mann und sehe ihn mir genauer an. Er hat eine dunkle Baumwollmütze an und auch sonst scheint er nur dunkle Sachen zu tragen. Doch das, was mich mir am meisten an ihm auffällt, sind seine grünen Augen. Wie bei meinem Angeber-Bruder. Eigentlich ist das eine sehr ungewöhnliche Farbe bei Japanern. Naja, vielleicht ist er ja Halbjapaner… Genervt seufze ich auf. Die Augen des Mannes betrachten durchdringend mein Motorrad, als ob er es von irgendwoher kennt. Apropos kennen. Irgendwie kommt mir dieser Mann bekannt vor. Es scheint mir so als hätte ich ihn vor kurzem gesehen. Als mein nachdenklicher Blick zur anderen Seite des Weges wandert, entdecke ich ein dunkles Auto. Hmm… also irgendwie kommt mir dieser Wagen mir bekannt vor… ARGH! Verdammt noch mal! Wieso erinnere ich mich bloß nicht?! Verärgert raufe ich mir die Haare. „Sag mal, Junge…“, spricht mich der Mann auf einmal an. Verwundert sehe ich ihn an und dann fällst es mir wie Schuppen vor Augen. „Bist du gestern Abend Motorrad gefahren?“, will er von mir wissen. Aber ja! Diesen Mann habe ich gestern in der Garage meines Appartementhauses gesehen! „Also? Was ist denn jetzt?“, fragt er mich wieder. „Ähm… ja schon. Aber woher wiss-“, eher ich meinen Satz beenden kann, unterbricht er mich scharf, „Na ganz einfach. Du bist auf der Straße an mir wie ein Irrer vorbeigerast. Ist dir eigentlich klar, dass das gefährlich ist!“ Oh man…, noch so Prediger. Die sind ja überall. Immer wieder treffe ich jemanden, der mich belehren muss! Und jetzt sogar jemand, den ich nicht einmal kenne! Was für ein anstrengendes Leben… „Also? Willst du darauf nichts sagen?“, höre ich ihn fragen. „Nee…. Eigentlich nicht.“, antworte ich ihm gelangweilt. Eine Weile sieht er mich noch an und wendet sich dann mürrisch von mir ab. Beim Gehen zündet er sich eine Zigarette an und spaziert zu seinem Auto. Und das ist ja überhaupt nicht merkwürdig! Erst hält er mir so eine Predigt und verschwindet dann einfach so. Ohne ein Wort! Und das obwohl ich frech war! Dagegen bin ich ja der normalste Mensch der auf dieser Erde rumgewandert ist! Wer der Typ wohl war? Na ja, kann mir ja auch eigentlich egal sein. Meine einzige Sorge ist, dass er mich vielleicht verfolgt und dann wegen schnellen Fahrens bei der Polizei verpetzt! Oh nein! Was soll ich dann machen? Wild schüttele ich den Kopf. Nein! Nein! Nein! Nein! Nein! Das ist doch lächerlich! Frustriert nehme ich mein Motorrad und beschließe zu meiner Wohnung zu fahren. Und in einem bin mir ganz sicher: Das wird ein langer Tag werden! ---------------------------- und wieder ein großes lob an meine betaleserin malerin :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)