Die Zwölf... und noch Einer von Weissquell (Wenn Götter Partys feiern) ================================================================================ Kapitel 1: Silvester! --------------------- Dunkelheit umgibt die Ebene. Wabernde Nebel quellen durch die Luft und es ist bitterkalt. Inmitten dieser düsteren Einöde, irgendwo zwischen den Welten, steht eine Hütte. Sie ist nicht besonders groß, doch das muss sie ja auch nicht. Es wohnt nur eine Person hier, wenn man von wohnen tatsächlich reden kann. Und ganz alleine ist sie auch nicht, hin und wieder jedenfalls nicht. Im Augenblick ist keines ihrer Fenster erleuchtet, doch auch das ist nicht weiter verwunderlich, denn ihr Bewohner hat für gewöhnlich nichts gegen die Dunkelheit einzuwenden. Ein eisiger Wind weht um die Ecken der dunklen Gemäuer und aus der Ferne erklingt das trostlose Schreien irgendwelcher gepeinigten Seelen. Aus diesem Grund machen die aufgeregten Flüsterstimmen, die nun vor dem Haus zu hören sind, den Eindruck, absolut nicht hierher zu passen. „Psst, macht nicht so einen Krach!“, ermahnt eine helle Frauenstimme, gar nicht leise, „Sonst merkt er noch was!“ „Dann schrei hier nicht so rum!“, brummt eine raue Männerstimme. „Das ist eine bescheuerte Idee! Das hab ich schon die ganze Zeit gesagt!“, vernimmt man eine missmutige Frauenstimme. „Komm schon, das macht bestimmt Spaß!“, hört man wieder die helle Stimme. „Spaß?“, fragt die andere Frauenstimme verächtlich, „Deiner Ansicht von 'Spaß' gehört der Hintern versohlt!“ „Friedlich! Friedlich!“, tadelt eine sanfte Frauenstimme, „Ihr fangt doch jetzt wohl nicht an zu streiten!“ Die brummige Frauenstimme schnauft verächtlich auf: „Diese überdrehte, kleine Eidechse geht mir auf den Keks!“ Nun meldet sich eine schelmische Jungenstimme zu Wort: „Du bist doch bloß beleidigt weil zu deinem letzten Geburtstag keiner gekommen ist, Katzentussi!“ „Löwe, verdammt! Wie oft muss ich dir das eigentlich noch sagen, du kleiner Gauner!“ „Danke für das Kompliment!“, hört man den Jungen grinsen. Ein lautes Scheppern ist zu hören und ein paar heftige Schritte hallen auf dem Boden wieder. Irgendwo vor der Hütte ertönt nun das Geräusch eines Gerangels. Dann vernimmt man wieder die empörte Frauenstimme: „Lass mich los, Praios! Den Fuchs mach ich einen Kopf kürzer!“ „Na na na!“, tadelt nun eine wohlklingende, maskuline Männerstimme, „Immer mit der Ruhe! Wenn du schön brav bist, schenk ich dir auch eins meiner Selbstportraits! Ich bin gerade in meiner ausdruckszentrierten Phase und ich...“ „Weißt du wohin du dir dein beschissenes Portrait schieben kannst, du aufgeblasener...!“ „Kinder!“, flötet die sanfte Frauenstimme dazwischen, „Nun ist es genug! Auch Er gehört zur Familie und auch wenn er ein kleiner Stinkstiefel ist, heute ist sein Geburtstag und da ist es nur recht und billig wenn wir ihm einen Besuch abstatten!“ Wieder ist das Scheppern einer Rüstung zu hören, als sich jemand eingeschnappt aus dem Griff eines anderen befreit. „Nur damit das klar ist: Ich war von Anfang an dagegen! Der Kerl kann von mir aus bleiben wo der Pfeffer wächst!“ Erst herrscht einen Moment lang Stille doch dann erschüttert der Klang der nun gar nicht mehr so sanften Frauenstimme die Ebene: „Ihr seid eine dermaßen undankbare Bande, allesamt! Euch fehlt einfach das winzigste Fitzelchen an Anstand! Er ist unser Bruder verflixt und zugenäht! Auch wenn ihr kleinen Einfallspinsel das nicht wahrhaben wollt. Es ist eure verdammte Pflicht, euch um ihn zu kümmern! Warum muss ich euch das eigentlich immer wieder sagen? Ihr habt versprochen mitzukommen und nun habt ihr euch gefälligst auch daran zu halten. Wir werden ihm die beste Geburtstagsparty bereiten, die man in sämtlichen Zeitaltern je gesehen hat! Und wehe einer von euch hat keinen Spaß dabei, dann lernt er mich kennen!“ Zunächst herrscht wieder Stimme bis auf ein wütendes Schnaufen. Dann hört man eine kühle, Frauenstimme flüstern: „Die ist echt gruselig, wenn sie so drauf ist!“ „Ach, was“, kommt die leise Antwort von einer warmen, anzüglichen Frauenstimme: „Die muss bloß mal wieder ordentlich durchge...“ „Was kam noch mal nach 'Zeitaltern'?“, unterbricht zum Glück eine leise, helle Stille, den angefangenen Satz. „Schreibst du schon wieder alles mit?“, kommt die ungläubige Frage eines Mannes mit einer sympathischen, kräftigen Stimme. Man kann die Frau mit der hellen Stimme erröten hören. „Das ist nur für die Akten! Eine so außergewöhnliche Situation muss entsprechend dokumentiert werden.“ „Erwarte aber bloß nicht, dass du von Ihm viele Zitate kriegst!“, ertönt erneut die raue Männerstimme, „Ich meine, wie will er so völlig ohne...“ „Körpersprache, Baby! Körpersprache!“, mischt sich die die anzügliche Frauenstimme ein. „Er ist angekettet, du notgeiles Gehoppse!“, ruft die genervte Frauenstimme. Ein Prusten ertönt und dann bricht eine helle Frauenstimme in schallendes Lachen aus. „Dann isser ja vielleicht was für dich, Stahlfanatikerin!“, kommt es beleidigt von der Frauenstimme mit dem Schlafzimmerklang zurück. „Ähm!“, mischt sich nun eine klare Männerstimme ein, „Ich will ja nicht stören, aber...“ „Als ob ich jemals mit dem...!“, blafft die harte Frauenstimme erbost zurück, „Eher erlaub ich meinen Leuten Folter, Attentate und Saufgelage!“ „Auch keine schlechte Idee, vielleicht kommt dann wenigstens n bisschen Erotik zustande, bei diesen unterkühlten Konservendosen“, entgegnet die andere Frauenstimme schnippisch. „Ähm, Mädels, da ist...“, versucht es die klare Männerstimme erneut. „Unzüchtiges Flittchen!“ „Eiserne Jungfrau!“ „Schlampe!" "Kampflesbe!“ „Habt ihrs bald?“, unterbricht eine verächtliche Frauenstimme den Disput. Sofort gehen sämtliche Augen zu der hochgewachsenen Person die da im Eingang der Hütte steht und ziemlich genervt zu ihnen hinübersieht. Sofort drängelt sich Travia durch den Pulk der anderen Gottheiten nach vorne und setzt ihr strahlendstes Lächeln auf. „Pardona, meine Liebe“, flötet sie, „Wie schön! Haben wir euch mit unserem kleinen Disput hier gestört? Tut uns leid, eigentlich sollte es ein Überraschung sein, dass wir kommen!“ „Ich bin nicht deine 'Liebe'!“, meint die Dunkelelfe trocken und wirft der Göttin der Familie und der Gastfreundschaft einen herablassenden Blick zu, „Und ihr seht besser zu, dass ihr Land gewinnt! Er hat keine gute Laune heute!“ „Ach, das wird sich gleich ändern!“, schnattert Travia munter weiter, „Wir sind schließlich hier um ihm zum Geburtstag zu gratulieren!“ Pardona hebt eine Augenbraue: „Habt ihr sie noch alle? Ihr veranstaltet diesen Zirkus hier, weil ihr dem Namenlosen dabei zuschauen wollt, wie er sich in Selbstmitleid sult?“ „Ach Papalapap! Hier wird sich niemand sulen!“, meint Travia tadelnd, „Wir bringen jetzt Leben in die Bude!“ Mit diesen Worten reißt sie die Arme in die Höhe. „Hat die irgendwas genommen?“, raunt Pardona skeptisch der Göttin zu, die neben ihr steht. „Nee!“, schüttelt Peraine den Kopf, „Das müsst ich wissen! Die ist da eigen, nimmt nicht mal Vitaminpräparate. Ich hab ihr schon so oft gesagt, dass...“ „Lieber Himmel!“, verdreht Pardona die Augen, „Ich hab nicht um ne medizinische Abhandlung gebeten!“ „Wahrscheinlich zu viel Kaffee!“, stellt Effert die Vermutung an. Beleidigt guckt Travia auf die anderen hinunter die noch immer etwas unschlüssig vor der Eingangstür stehen. „Jetzt kommt schon, Leute!“, mault sie, „So furchtbar ist es doch nun auch wieder nicht!“ „Was nicht ist, kann ja noch werden!“, brummt Firun. „Ihr seid eine Bande von Miesmachern!“, Travia zieht eingeschnappt eine Schnute. „Gehn wir heute noch mal rein?“, ertönt nun die ungeduldige Jungenstimme von Phex. „Au ja!“, strahlt Tsa und ohne länger zu überlegen, flitzt sie zwischen Travia und Pardona hindurch ins innere der Hütte. Entrüstet stemmt Pardona die Hände in die Seite. „Hey! Wer hat dich reingelassen, du kleine Hexe?“, ruft sie ihr hinterher, „Hörst du? Verdammt noch mal, leg das sofort wieder hin, du Satansbraten!“ Eilig folgt sie der Göttin des Schaffens und des Neuanfangs in die Hütte. „Hey, ist das schwarze Auge da echt?“, hört man Tsas neugierigen Ruf. Phex grinst interessiert. „Das muss ich sehn!“ Rasch folgt er den beiden hinein. Peraine seufzt: „Also schön, was sollen wir hier draußen auch dumm rumstehen? Lasst uns reingehen, es ist arschkalt hier!“ „Nur weil du dich immer so luftig anziehst!“, rügt Travia, „Du wirst dir noch mal eine Nierenbeckenentzündung holen!“ „Also ich friere nicht!“, bemerkt Firun. „Ich auch nicht!“, schmunzelt Rajah in ihrem knappen Kostümchen aus Pailletten und Seide, „Ich mach mir halt warme Gedanken!“ Mit wippenden Hüften tänzelt sie hinein. „Ich könnte kotzen!“, meint Rondra angewidert. Grollend und mit bitterbösem Blick folgt sie den anderen ins Haus. Ein bisschen verloren sehen sich die Götter in der dunklen Hütte um. „Also hier ist es entschieden zu dunkel!“, stellt Praios fest. Lässig schnippt er einmal mit den Fingern und im nächsten Augenblick ist die Hütte angefüllt mit tausend und abertausenden von protzigen Kerzenleuchtern. Grelles Licht überflutet den Raum. „Schon wesentlich besser!“, stellt Praios selbstzufrieden fest und fährt sich durch die blonden Locken, „Ein Spiegel fehlt hier noch!“ Suchend blickt er sich um. „'ha ia 'heang'hoal ad 'hi au'!“, ertönt es plötzlich ärgerlich aus einer Ende des Raumes. Sämtliche Blicke gehen nun in die Richtung aus der die Stimme kommt. Dort in einer Ecke steht ein großer, kantiger Felsbrocken der über und über mit Ketten bespannt ist. Mitten in diesen Ketten hängt eine schlanke, athletische Gestalt. Sie trägt eine enge Hose aus schwarzem Leder mit unzähligen schweren Eisenschnallen durch die sich die glänzenden Ketten ziehen. Ihr Oberkörper ist bloß und der rechte Arm endet in einem unschönen Stumpf. Über das nicht vorhandene Gesicht hängen mehrere Zotteln von kinnlagem, strubbeligem Haar. Unter diesem Vorhang von Haarfransen glüht ein leuchtendes, blaues Auge hervor und versprüht tiefstes Missfallen. Pardona, die es geschafft hat, Tsa das kostbare Artefakt wieder abzuluchsen und es auf das höchste Fach eines Regals gestellt hat, baut sich nun mit verschränkten Armen direkt neben dem Felsen auf und guckt die Überfallstruppe geringschätzig an. „Der Namenlose sagt: Macht hier verdammt noch mal das Licht aus!“ Etwas betreten schauen sich die Götter an. Kaum einer wagt, sich zu bewegen aus Furcht, seine Kleidung könnte sonst in Flammen aufgehen. „Also das ist schon etwas extrem“, gibt Peraine zu. „Vielleicht kann ich da was machen!“, meldet sich Ingerimm mit klarer Stimme zu Wort. Sämtliche Blicke gehen nun zu dem hochgewachsenen, schlanken Gott mit den metallenen Arm- und Beinschienen und der roten Kutte hinüber. „Bloß das nicht!“, stöhnt Firun und löscht beiläufig den Schwelbrand in seinem Pelzkragen, „Wir brauchen hier keinen Hochofen.“ „Ach, du Banause!“, schüttelt Ingerimm missbilligend den Kopf, „Ich rede von meiner neusten Erfindung!“ Er holt einen kleinen, gläsernen Gegenstand aus seiner Tasche. Neugierig läuft Tsa zu ihm hin und beguckt sich das seltsame Ding. „Sieht ja ulkig aus!“, meint sie, „Was ist das?“ Stolz schwellt Ingerimm die Brust. „Ich nenne es 'Glühbirne'! Sie macht Licht ohne offenes Feuer! Es handelt sich dabei um einen kleinen Kohlefaden der in einem luftleeren Raum zum Glimmen gebracht wird. Alles was sie braucht ist einen elektrischen Anschluss.“ „Ja ja!“, meint Firun genervt, „Spar dir den technischen Schnickschnack!“ „Ich find nicht, dass es wie ne Birne aussieht“, meint Peraine. „Hört sich für mich nach Dämonenwerk an“, brummt Rondra. „Das kleine Ding soll mehr Licht machen als meine Kerzen? Das ist lächerlich!“, behauptet Praios. Köchelnd ballt Ingerimm die Faust. „Ihr Ignoranten! Ihr habt doch keine Ahnung!“ „Wie schreibt man 'elektrisch'?“, fragt nun Hesinde mit zartem Stimmchen. „Was ist denn eigentlich ein Ekel-Tisch?“, fragt nun Tsa dazwischen. „E-lek-trisch!“, ruft Ingerimm ungehalten. „Und was ist das nun?“, fragt Tsa. „Danke!“, sagt Hesinde halblaut und kritzelt weiter in ihrem Notizheft. Groß richtet Ingerimm sich auf: „Das ist... tja“, er stutzt und kratzt sich am Kopf, „Das also... ist ähm... nun ja, wie soll ich sagen?“ Firun verdreht die Augen: „Oh, bitte, mach's kurz!“ „Ach, ich zeig euch am besten was ich meine!“ Sofort schießen aus seinen Beinschienen je drei kleine Teleskopstelzen heraus und schieben den Gott des Handwerks und des Schmiedens hinauf zur Zimmerdecke. Dort angekommen, drückt er kurzerhand die Glühbirne dagegen und dreht sie mit geschickten Fingern in den Putz. Dann fährt er seine Stelzen wieder ein und gleich darauf streckt er die Hand aus und nur Sekunden später beginnen sämtliche Kerzenflammen auf seine ausgestreckte Hand zuzusegeln. Ein gewaltiger Feuerball entsteht und die anderen Götter rücken so unauffällig wie möglich von ihm weg. Mit einem genüsslichen Grinsen schließt Ingerimm nun seine Finger und die riesige Feuerkugel verpufft in seiner hohlen Hand und taucht die Hütte erneut in Finsternis. Angespanntes Schweigen herrscht, nur Hesinde hört man leise vor sich hin murmeln: „... Größe eines Ignisphäro, aber weniger spektakulär...“ Dann sagt Ingerimm: „Es werde Licht!“ Unmittelbar darauf beginnt die Glühbirne in der Decke zu leuchten in einem hellen, doch nicht ganz so intensiven und vor allem wesentlich kühleren Licht. „Tataa!“, macht Ingerimm und zeigt stolz auf seine Erfindung. Interessiert blicken die Götter hinauf zu der Glühbirne. Tsa versucht immer wieder hochzuspringen um das leuchtende Ding zu erhaschen. „Hmm“, meint Praios, „Und das soll jetzt so viel besser sein? Da fand ich meine Kerzen aber wesentlich stilvoller!“ „Du kannst auch nur meckern!“, brummt Ingerimm verstimmt, „Das Schätzchen hat stolze 30000 Watt, natürlich mit Dimmer! Wenn ich die komplett aufdrehen würde, dann fliegt uns die Bude um die Ohren!“ „'Watt' mit Doppel-t?“, fragt Hesinde dazwischen. „Ich finde Kerzenlicht viel romantischer!“, meint Praios. „'Romatisch' klingt schon mal gut, mein Schnubbelchen!“, gurrt Rahja ihm ins Ohr. „Ich muss doch sehr bitten!“, meint Praois gestelzt, „Was heißt hier 'Schnubbelchen'? Ich bin schließlich der Chef, also etwas mehr Respekt, ja?“ „Ich denke Doppel-t müsste richtig sein...“, murmelt Hesinde, noch immer das Gesicht in ihrem Büchlein vergraben. „'ag 'a, 'had 'had hi hia eien'hich eaho'hen, un 'eu'ei?“, meldet sich jetzt wieder der Angekettete zu Wort. „Der Namenlose sagt: Sagt mal, was habt ihr hier eigentlich verloren, zum Teufel?“, übersetzt Pardona, „Und nebenbei, ich bin seiner Meinung!“ „Oh, das hätten wir ja fast vergessen!“, schlägt sich Travia vor die Stirn. Rasch baut sie sich vor dem Gefesselten auf: „Alles, alles Gute zum Geburtstag! Wir wollten dir alle ganz herzlich gratulieren!“ „Ich nicht!“, meint Rondra ernst. Das leuchtende Auge unter den Haaren flackert kurz irritiert auf. „Ha i' ei' 'a ag? 'ad oi 'oi ei' hlehda 'heah 'hain!“ „Der Namenlose sagt: Habt ihr ein Rad ab? Das soll wohl ein schlechter Scherz sein!“, übersetzt Pardona emotionslos, „Und, Phex, ich sehe dich! Komm auf der Stelle von dem Regal runter!“ Mit einem wehleidigen Blick schielt der Gott des Handels und der Diebe zu dem kostbaren Artefakt hinauf und krabbelt dann wieder vom Regal runter. „Kinder!“, klatscht Travia nun begeistert in die Hände, „Alle herkommen! Wir singen ihm ein Ständchen!“ Dieser Satz hat fassungslose Blicke zur Folge. „Spinnst du jetzt völlig?“, fragt Firun. „Kommt nicht in Frage!“, erklärt Ingerimm. „Nicht in in tausend Äonen!“, verschränkt Effert die Arme.“ „Eher frieren die Niederhöllen zu!“, stellt Rondra klar. „Ich kann gar nicht singen!“, bemerkt Peraine. „Au ja!“, strahlt Tsa begeistert. „Wie wär's mit: 'I want to break free!'“, grinst Phex kichernd. „Wie wär's mit: 'Fuchs du hast die Gans gestohlen'? Das würde dann wenigstens passen!“, meint Peraine gehässig. „Phex! Rühr meine Gänse an und du bist ein Toter Mann!“, ruft Travia mit tödlicher Entschlossenheit. Abwehrend hält Phex die Hände vor sich: „Was denn, ich hab doch gar nichts gemacht! Stimmt doch, Boron?“ „...“ „Ich glaub das Lied können wir vergessen!“, bemerkt Ingerimm trocken. „Liebe Güte, dann halt nicht!“, seufzt Travia. „Gott sei dank!“, bemerkt Firun kühl. „Welcher?“, meint Phex frech. „Aber einen Geburtstagskuchen kriegt er!“, meint Travia bestimmt, „Das ist ja wohl das Mindeste!“ „Au super!“, ruft Ingerimm begeistert, „Ich mach das! Backen ist meine große Leidenschaft!“ „Kommt nicht in Frage!“, sagt Travia ernst, „Das ist ganz klar eine Sache für Frauen! Außerdem hab ich den Kuchen schon fertig!“ „Och, menno!“, schmollt Ingerimm. „'ha 'hah, 'heah ih hia ha' 'hi hea 'eah?“ „Der Namenlose sagt: Sagt mal, werd' ich hier gar nicht mehr gefragt?“ „'haheih eu' 'eh 'uheh a' hi 'ahe!“ „Der Namenlose sagt: Nagelt euch den Kuchen an die Backe!“ Doch die dolmetschende Dunkelelfe wird von sämtlichen Göttern ignoriert. Mit weitausholenden Bewegungen tut Travia nun so, als würde sie eine Decke ausschütteln und augenblicklich erscheint direkt vor ihr ein Tisch mit einer weißen Tischdecke und vielen kleinen Tellern mit Gänsen auf dem Dekor. Dann klatscht sie noch einmal munter in die Hände und plötzlich erscheint vor ihr auf dem Tisch eine gigantische, dreizehnstöckige Torte mit pastelrosafarbenem Zuckerguss der sich zu komplizierten Mustern verschnörkelt. Abschätzend mustert sie ihr Werk. „Hmm, ich hatte noch überlegt ob ich sie lieber blau mache, doch rosa gefällt mir einfach besser. Na, was sagt ihr?“, fragt sie strahlend in die Runde. „Du hast da was vergessen!“, meint Praios mit sanft tadelndem Tonfall, „Da fehlen noch die Kerzen!“ „Stimmt!“, stellt Travia fest. „Warte ich helf dir!“, meint Praios gönnerhaft. „Bloß das nicht!“, stöhnt Firun, „Der Pyromane fackelt uns noch die ganze Bude ab!“ „Lass mich mal!“, sagt Ingerimm, „Wenn ich schon nicht backen darf, will ich wenigstens die Kerzen anzünden!“ Er krempelt sich umständlich die Ärmel hoch, doch dann hält er inne: „Ähm... wie alt wird er gleich noch?“ Betretenes Schweigen ist die Folge. Die Götter gucken sich ein wenig unschlüssig an. „1.851.039 Jahre!“, dringt Hesindes beiläufige Bemerkung durch die Stille. „Na, ob die da alle draufpassen?“, meint Peraine abschätzend. „Ach was!“, wehrt Ingerimm ab, „Lass mich mal machen!“ Er kramt ein wenig umständlich in seiner Kutte, dann fördert er einen kleinen metallenen Gegenstand zutage. „Mein Feuerzeug, auch ne Erfindung von mir!“, bemerkt er stolz. Er ratscht einmal an dem kleinen Rädchen und augenblicklich ist die Torte über und über mit kleinen Kerzen gespickt. Fast kann man den Zuckerguss gar nicht mehr sehen. Selbst an der Seite ragen die Kerzen wie kleine Strohhalme aus der Torte hervor. Ein zweiter Ratsch und im selben Moment gehen sämtliche Dochte in Flammen auf. „Whoh!“, macht Effert und tritt einen Schritt zurück. Ingerimm grinst über das ganze Gesicht. „Und wie soll er die jetzt alle auspusten?“, fragt Tsa. Peraine kratzt sich am Kopf: „In der Tat! Ich glaube nicht, dass er das mit einem Puster schafft. Hier unten vielleicht, aber wie soll er mit dem schweren Stein bis da rauf kommen?“ „I' 'hih 'ha hih!“ „Der Namenlose sagt: Ich will gar nicht!“ „Ist vielleicht auch besser so!“, meint Firun an Peraine gewandt, „Wer weiß, was der Typ sich sonst wünscht!“ „Ha'hoo!!!“ „Der Namenlose sagt: Halloo!!!“ „'hah ham 'hi heaha'heh!“ „Na und?“, meint Pardona, „Ich dachte mir, ich übersetz es trotzdem!“ „'uhihe 'huh!“ „Hey, keine Beleidigungen, ok?“, schmollend dreht sie sich weg, „Von wegen 'Dusslige Kuh'!!“ „Kann sich vielleicht mal jemand jetzt um die Kerzen kümmern?“, brummt Firun, „Der Zuckerguss wirft schon Blasen!“ „Darf ich? Darf ich?“, hopst Tsa auf und ab. „Von mir aus!“, seufzt Travia. „Ui supi!“, freut sich Tsa. Breitbeinig baut sie sich vor der Torte auf. Dann holt sie tief Luft und dann pustet sie! Mit dünnen Spiralen bahnt sich ihr Atem seinen Weg um die Stockwerke der Torte und ringelt sich wie bei einer Dominobahn von der untersten Stufe bis hinauf zur Spitze. Nur Sekunden später verlischt die letzte Kerze. Tsa strahlt. „Ok, das hätten wir jetzt auch!“, brummt Rondra genervt, „Können wir jetzt wieder gehen?“ „Nicht so hastig!“, hebt Travia tadelnd den Zeigefinger, „Erst essen wir ein Stück Kuchen und dann kommt doch noch die Bescherung!“ Sofort beschwört sie einen silbernen Tortenheber aus dem Nichts und beginnt geschäftig damit, den Kuchen zu zerteilen und auf Tellern zu drapieren. „Oh, verdammt!“, murmelt Effert, „Das Geschenk hab ich völlig vergessen!“ „Ich auch“, meint Peraine, „Aber ich glaub, das macht auch gar nix! Der sieht nicht gerade aus, als ob er von uns was annehmen würde!“ Sie schielt verstohlen zum Namenlosen rüber. Der funkelt die versammelten Götter mit einem wütenden Auge an und wenn er gekonnt hätte, hätte er sich sicher schmollend in einer Ecke verkrochen. Gerade streckt Travia ihm einen Teller mit einem riesigen Kuchenstück hin und lächelt ihn auffordernd an. „Na, mal probieren? Soll ich dich füttern?“ Ein bitterböser Blick trifft die Göttin. „I' bih' 'hai'he 'huheh!“ „Der Namenlose sagt: „Ich will keinen K...! Sag mal ist das Heidelbeertorte?“ Travia nickt. Pardona bekommt große Augen und schnappt sich den Teller. „Ich liebe Heidelbeer!“ Schon angelt sie sich eine Gabel und beginnt ohne Umschweife zu essen. Dabei macht sie genüssliche Geräusche, ohne sich jedoch um den vernichtenden Blick ihres Vorgesetzten zu scheren. So verstreicht eine kleine Weile in der die Götter nun damit beschäftigt sind, Kuchen in sich reinzustopfen, den neusten Klatsch auszutauschen und von Zeit zu Zeit zum Geburtstagskind hinüberzugucken, der sich mit hängendem Kopf seinem Schicksal ergeben hat. Travia versucht noch ein paar Mal ihre Hilfe beim Kuchenessen anzubieten, Peraine, Rahja und Pardona sind in eine Debatte über Aphrodisiaka verstrickt, Phex versucht einmal mehr, das Schwarze Auge an sich zu bringen, wird jedoch von Praios daran gehindert und muss sich nun eine nicht enden wollende Standpauke zum Thema Eigentum, Anstand und Haargel anhören. Effert versucht Rondra in ein Gespräch zu verwickeln, hat aber nur mäßig Erfolg damit. Tsa lauscht mit staunenden, großen Augen Ingerimms Ausführungen über etwas, das er ein 'Perpetuum mobile' nennt und das scheinbar irgendwas mit Katzen und Butterbroten zu tun hat. Firun kippt in jedem unbemerktem Augenblick seinen Kuchen in einen großen Kessel, der in einer Ecke steht, doch er bekommt immer wieder ein neues Stück von Travia aufgefüllt noch ehe er 'Cholesterinspiegel' sagen kann. Hesinde versucht anhand des Geschmackes, das Rezept der Torte zu ermitteln und zu notieren und nur Boron steht ein bisschen abseits und betrachtet das gesellige Miteinander schweigend unter seiner schwarzen Kapuze heraus während er gemächlich sein Kuchenstück auffuttert. „Wollen wir nicht was spielen?“, fragt Tsa nach einer Weile gelangweilt. „Das ist eine gute Idee!“, meint Travia, „Hat jemand eine Idee?“ „Ich-seh-etwas-was-du-nicht-siehst!“, ruft Tsa. „Lasst uns ein Tekken-Turnier machen!“, schlägt Ingerimm vor, „Blödsinn, das kennt doch keiner!“, meint Peraine, „Lieber Verstecken!“ „Wahrheit oder Pflicht!“, schmunzelt Rahja, „Monopoly!“, ist Hesindes Vorschlag. „Vielleicht Seilziehen?“, grübelt Effert. „Natürlich kommt nur 'Schach' in Frage!“, behauptet Praios, „Das Spiel der Könige!“ „Ich wäre ja für Halma oder Rommé“, meint Travia nachdenklich, „Aber das bringt uns alles nicht weiter, denn entweder kann man die meisten davon ohnehin nur zu zweit spielen, oder unser Geburtstagskind kann nicht mitmachen.“ „Och 'Wahrheit oder Pflicht', ist auf keine Mitspieleranzahl beschränkt“, gibt Rahja schmunzelnd zu bedenken. „Du wirst es nicht erleben, dass ich das spiele!“, grollt Rondra gefährlich. „Aber mal im Ernst, was wollen wir denn nun spielen?“, fragt Effert. „Ist doch im Grunde egal!“, meint Peraine mit verschränkten Armen, „Boron gewinnt doch sowieso!“ „Sagt wer?“, fragt Phex gedehnt. „Es ist allgemein bekannt, dass der Sensenmann noch niemals in einem Spiel geschlagen wurde, auch wenn man damit versucht, sich sein Leben zu erkaufen!“, murmelt Hesinde, als zitiere sie aus einem Buch. „...“, kommt es missmutig von Boron. „Er ist doch nicht der Sensenmann!“, meint Rahja tadelnd. „Gott des Schlafes und des Todes!“, setzt Peraine sie in Kenntnis. „Ja, aber 'Sensenmann'? Ich bitte dich, meine Liebe!“, kommt es pikiert zurück. „Ich hab ne Idee!“, ruft Tsa nun, „Ich weiß was, wo alle mitmachen können!“ „Ach ja, und das wäre, Eidechse?“, schnaubt Rondra verächtlich. Tsa grinst über das ganze Gesicht: „Twister!“ „Twister?“, fragt Peraine ungläubig. „Kenn ich nicht, was ist denn das?“, meint Effert. „Ich zeig's dir!“, zwinkert Tsa und wackelt einmal verschmitzt mit der Nase. Im nächsten Moment befindet sich vor den erstaunten Göttern eine große Spielplane mit mehreren bunten Feldern auf dem Boden und in Tsas Hand befindet sich eine Drehscheibe mit den Bildern von zwei Händen und zwei Füßen und einer Farbskala für jedes Körperteil. Entgeistert schauen die anderen Gottheiten sie an. „Und nun?“, fragt Effert. „Nun wird dieser Zeiger hier gedreht und dann muss man seine Hand oder seinen Fuß auf die entsprechende Farbe stellen. Wer zuerst umfällt, hat verloren!“ „So ein hirnverbrannter Stuss!“, schnaubt Rondra. „Och, ich könnt mir denken, dass das Spaß macht“, meint Effert. „Ich glaube, ich weiß worauf du hinauswillst!“, meint Travia, „Also schön, spielen wir Twister!“ „Warum entscheidet eigentlich Sie das immer?“, murmelt Firun kopfschüttelnd. „Also dann!“, ruft Tsa übereifrig und gibt dem Zeiger einen guten Schubs. Eine Weile rotiert er surrend und bleibt dann stehen. „Linker Fuß auf Gelb!“, sagt sie. „Na, das ist ja noch leicht!“, meint Effert. Zögernd sehen die anderen sich an. „Kommt schon! Ihr müsst mitmachen!“, schmollt Tsa. Entschlossen setzt auch Travia ihren Fuß auf einen gelben Punkt. Auch Rahja beschließt mitzumachen und setzt ihren Fuß auf die Plane. „Woll'n doch mal sehen, wer sich nachher am geschicktesten verbiegen kann!“, grinst sie anzüglich. „Firun? Ingerimm? Hesinde?“, fragt Travia auffordernd. Firun schüttelt entschieden den Kopf. „Ich schau erstmal zu!“, mein Ingerimm. „Meine Aufgabe ist es zu analysieren und zu dokumentieren, nicht zu involvieren!“, meint Hesinde ohne von ihren Notizen aufzugucken. „Praios? Boron?“, fragt Travia hilfesuchend. „Na los, Boron!“, meint Praios siegessicher, „Wir zeigen den Damen, wie man das richtig macht!“ „...“ „Also wenn Boron mitmacht, dann bin ich auch dabei!“, ruft Phex. „Peraine?“, fragt Travia. „Ach nee, lass mal! Ich hab gerade nen Krampf in der Wade!“, wehrt die Göttin des Ackerbaus und der Heilkunst ab. Nun stehen also Effert, Praios, Boron, Phex, Rahja und Travia auf der Plane und warten auf die nächste Anweisung. „Du musst auch mitmachen!“, ruft Tsa dem Namenlosen zu. „Und wie soll das bitte gehen?“, fragt Pardona ärgerlich, ehe ihr Herr auch nur irgendwas sagen kann. „Na, der ist doch so gut darin, seine Körperteile irgendwo hinzuschmeißen!“, meint Tsa arglos. Rahja und Phex prusten los, während die anderen die junge Göttin nur sprachlos angaffen. „Du hast sie doch nicht mehr alle!“, zetert Pardona, „Das könnte dir so passen, dass der hier wild mit seinen Gliedmaßen durch die Gegend wirft!“ Ein dumpfes 'Ploff' ist zu hören, als vor den ungläubigen Augen der Götter ein Bein, das in einer schwarzen Lederhose steckt, direkt in ihre Mitte fliegt und auf einem gelben Punkt zu liegen kommt. Auch ohne Gesicht, kann man den Namenlosen grinsen sehen. „'amih' hab' iha 'hi he'heh'eh! Ih' hehm ef mi' hehem foh' euh' auf!“ „Ähm... der Namenlose sagt... da laust mich doch der Affe! Ähm nein, der Namenlose sagt: Damit habt ihr nicht gerechnet! Ich nehme es mit jedem von euch auf!“ „Das wäre also geklärt!“, bemerkt Peraine trocken. „Okeeey! Nächste Runde!“, ruft Tsa hoch motiviert. „Linke Hand auf Grün!“ „Hey, Praios, mach dich nicht so breit!“, kommt es von Rahja „Nimm deinen fetten Hintern aus meinem Gesicht, Effert!“, beschwert sich Phex. „Ah, nicht schubsen!“, jammert Travia. 'Ploff' ertönt es und eine Hand landet auf einem grünen Punkt. „Ist so was eigentlich erlaubt?“, wundert sich Peraine. „Rahja, weißt du eigentlich wo du gerade deinen...“, meint Effert nervös. „Klar doch!“, grinst die Göttin der Leidenschaft, „Genau da gehört er auch hin!“ „...“ „Unglaublich!“, schüttelt Rondra fassungslos den Kopf. „Rechte Hand auf Rooot!“, flötet Tsa durch den Raum. „Ui, jetzt wird’s eng!“, bemerkt Effert. „Eng ist guuut!“ Man hört ein Plumpsen. „Ach Mensch, Rahja!“, ertönt Efferts ärgerliche Stimme, „Jetzt hast du mich abgelenkt!“ Rahja kichert: „Das war auch der Sinn der Sache!“ „Effert ist raus!“, ruft Tsa triumphierend. „Rahja, das war nicht fair!“, tadelt Travia. „Sieh du lieber zu, dass du deine eigene Hand auf rot kriegst!“, gibt Rahja unverblümt zurück. „Praios, ich sag es dir noch mal!“, schimpft Phex, „Wenn du dich weiter so breit machst!“ „Das ist der Sinn des Spieles, mein lieber Phex!“, gibt Praios mit selbstgefälligem Tonfall zurück, „Gib lieber gleich auf! Mir kann ohnehin niemand das Wasser reichen!“ „Ich wusste gar nicht, dass Boron sich dermaßen verbiegen kann!“, wundert sich Ingerimm kopfschüttelnd. „Ähm, 'hi 'heh'he Ha'h' ifh 'he'ahe i'h'hif'hohih'a!“ „Der Namenlose sagt: Die rechte Hand ist gerade indisponiert!“ „So ein Jammer!“, meint Praios selbstgefällig, „Damit ist er wohl raus! Pardona sammel mal seine Körperteile ein!“ Boshaft guckt die Dunkelelfe den Gott des Lichts und der Gerechtigkeit an. Missmutig krabbelt sie zwischen die Spielenden hindurch und sucht die Gliedmaßen ihres Meisters zusammen. Dabei streift sie wie durch Zufall mit der Schulter den Hintern des Gottes und ehe der sich versieht, purzelt er schon vornüber und reißt dabei Travia und Phex mit sich!“ „Au, verdammt!“, brummt Phex, „Man, bist du fett geworden! Steh bloß auf!“ „Das ist kein Fett!“, stellt Praios selbstherrlich klar, „Das sind alles Muskeln und Samenstränge!“ „Ich glaub mir wird schlecht!“, meint Firun trocken. „Okeeey! Es geht in die entscheidende Phase!“, ruft Tsa laut, während Pardona ihren Gebieter wieder zusammenflickt. „Rechter Fuß auf Grün!“ „Ui, das schaffen die nie!“, meint Ingerimm gelassen. Neugierig schauen die Gottheiten zu wie sich Boron und Rahja über das Spielfeld hangeln. „Rahja, du musst aber mit der rechten Hand auf Rot bleiben!“, meint Tsa tadelnd. „Ja, verdammt!“, mault die Göttin der Leidenschaft, „Was glaubst du, was ich hier gerade versuche!“ „Wie macht Boron das bloß?“, kratzt sich Effert am Kopf, „So ein Gleichgewicht, geht doch gar nicht! Hey, mit der Schwerkraft rumzuspielen ist Betrug!“ „Ich sagte doch: Niemand besiegt den Sensenmann!“, wiederholt Hesinde mit dem Gesicht in ihrem Heft vergraben.“ „Arrg! Verdammt!“, stößt Rahja aus und im nächsten Moment purzelt sie um. Geschmeidig kommt Boron wieder auf die Füße. Halbherzig hebt er eine Faust zur Siegespose. „Sagte ich es nicht?“, meint Hesinde beiläufig. Gehässig grinst Rondra Rahja an: „Ich hab's doch kommen sehen. Es bringt dir also gar nichts, wenn du dich so verbiegen kannst!“ „Als wenn du in deiner Vollplatte, irgendwie wendiger wärst!“, gibt Rahja spitz zurück!“ Rondra reckt das Kinn: „Ich weiß jedenfalls, was ich mir zutrauen kann! So einen Schwachsinn, mach ich gar nicht erst!“ „Kein Wunder, dass du ständig ein Gesicht ziehst, das die Milch in der Brust sauer werden lässt!“ „Kinder, Kinder, hört auf euch zu zanken!“ meint Travia beschwichtigend. Sie klatscht einmal in die Hände. „So, nun ist es aber Zeit für die Geschenke! Also, wer will als erstes?“ Schweigen im Walde. Travia verzieht das Gesicht: „In Ordnung, dann fang ich eben an!“ Dankbar für die Galgenfrist wenden sie die anderen Götter wieder der Torte zu. Nun baut sich Travia vor dem Namenlosen auf. „Also, ich finde, dieser Hütte fehlt einfach die weibliche Note! Viel zu kahl und unheimisch hier! Deshalb bekommst du von mir eine komplett neue Inneneinrichtung!“ Sie klatscht ein paar mal in die Hände und bei jedem Klatschen, erscheinen plötzlich überall neue Schränke, eine hölzerne Wohnzimmergarnitur, ein haselnussbrauner Parkettboden, Eine elegante, weiße Sofaecke und fliederfarbene Vorhänge. „Schon viel besser!“, lächelt sie. „Ma' he' feif fofoh' 'eh!“, grollt der Namenlose. Doch es kommt keine Übersetzung. Er dreht den Kopf und starrt Pardona bitterböse an, die gerade mit Peraine tief in ein Fachgespräch über amputierte Gliedmaßen vertieft ist und sich schon wieder ein Stück Heidelbeertorte auf den Teller geschaufelt hat. „He'!“, ruft er ärgerlich. „Ja ja, is ja gut!“, verdreht Pardona die Augen, „Der Namenlose sagt: Mach den Scheiß sofort weg!“ „Ach, du hast einfach keinen Geschmack!“, schüttelt Travia missbilligend den Kopf, „Das ist das neuste Design! Mit der Zeit gewöhnst du dich schon dran. So ist es doch viel gemütlicher!“ Der Namenlose gibt ein düsteres Knurren von sich. „Ok, jetzt ich!“, sagt Praios und tritt vor. Er blickt sich einmal erhobenen Hauptes um und dann meint er: „Schon ganz nett, aber dem Zimmer fehlt noch der letzte Schliff!“ Er schnippt einmal lässig mit dem Finger und sofort ist jeder freie Platz an den Wänden mit lebensgroßen Portrais seiner selbst zugepflastert. Sämtliche Götter reißen sprachlos die Augen auf. „Heilige Scheiße!“, entfährt es Effert, „Was ist das denn?“ „Ist das nicht etwas übertrieben?“, meint Travia. „Ach, was!“, fährt sich Praios durch die Locken, „Was könnte dieses Haus denn noch mehr verschönern, als mein außergewöhnlich gutaussehendes und männliches Gesicht?“, er wartet eine Sekunde und beantwortet seine Frage dann selbst, „Gar nichts, ich weiß! Ihr habt ja so recht!“ Er lächelt verwegen und seine Zähne blinken dabei. „'hih'ah'hü'a!“, meint der Namenlose trocken. Pardona prustet los und verteilt dabei das Stück Kuchen das sie gerade im Mund hat in Rahjas Lockenpracht. Ein wenig angeekelt zupft die Göttin der Leidenschaft und des Weines die Krümel aus ihren Haaren. „Was sagt er?“, fragt Tsa interessiert. „Das sag ich lieber nicht laut!“, grinst Pardona. „Er sagte 'Grillanzü'...“, bemerkt Hesinde ohne aufzublicken. „Ok!“, wer will als nächstes?“, ruft Travia laut. „Ich, ich!“, hüpft Tsa auf und ab. Die junge Göttin baut sich vor dem Namenlosen auf und fummelt in einer ihrer Taschen herum. Schließlich fördert sie strahlend einen kleinen, glitzernden Gegenstand zutage und streckt ihm den hin. Der Namenlose stutzt. Interessiert tritt Ingerimm näher: „Ach, sieh mal an! Da ist der also abgeblieben!“ „Wenn mich nicht alles täuscht ist das 'Brandans Stein'“, stellt Phex mit erhobenen Augenbrauen fest, „Tsa, du machst mir langsam alle Ehre!“ „Wieso?“, fragt diese unschuldig, „Den hab ich gefunden!“ „Doch nicht zufällig in einer Schule der Geoden, oder?“, fragt Firun skeptisch. „Ach, die hatte so viele, schöne Steine da, die vermissen den bestimmt nicht“, meint Tsa achselzuckend. „Soweit ich weiß, gilt der schon seit einer Weile als gestohlen!“, meint Effert, „Du solltest ihn wirklich zurückgeben! Den kannst du nicht verschenken.“ Tsa zieht eine Fluntsch. „Wie gemein!“ „Komm, schon!“, sagt Ingerimm gutmütig, „Gib ihn her, ich bring ihn auch für dich zurück!“ „Du willst dich bloß wieder bei denen einschleimen!“, meint Peraine spitz. „Hab ich gar nicht nötig!“, gibt Ingerimm eingeschnappt zurück. „Also schön!“, ruft Tsa nun, „Dann halt nicht!“, sie wirft Ingerimm den Stein zu, „Dann flechte ich ihm eben Zöpfchen!“ Der Namenlose reißt entsetzt das Auge auf. „Au' eiheh Fah'!“ „Der Namenlose sagt: Auf keinen Fall! Hey, du Zwerg! Er hat 'nein' gesagt! Weg von ihm!“ Doch es ist schon zu spät. Gegen Tsas flinke Finger ist kein Kraut gewachsen. Noch bevor Pardona irgendetwas verhindern kann, stehen dem Namenlosen schon links und rechts vom Gesicht zwei kleines Rattenschwänzchen mit buntschillernden Schleifchen vom Kopf ab. Seufzend ergibt der Angekettete sich in sein Schicksal und lässt den Kopf hängen. „Darf ich jetzt?“, hört man Hesindes behutsame Frage. „Aber gerne doch!“, ruft Travia freudig aus in der Hoffnung, dass von der Göttin des Wissens und Kunst ein etwas sinnvolleres Geschenk zu erwarten ist. Mit einem schüchternen Lächeln tritt Hesinde auf den Namenlosen zu. Dann blättert sie in ihrem Buch und fördert einen Packen Papier zutage. „Was ist das denn?“, fragt Phex verwundert. „Eine Versicherungspolice!“, sagt Hesinde. Sämtliche Götter starren sie ungläubig an, doch die Göttin redet schon weiter. „Ich habe mir die Freiheit genommen, für dich eine Kranken- und Pflegeversicherung einzurichten. Ich finde, jeder sollte so etwas haben! Sie garantiert dir bist zur Pensionierung eine jährliche Invalidenrente von... lass mal sehen...“, auf ihrer Handfläche materialisiert sich ein Rechenschieber, „die Hand sind 25 %, das Auge 50 %, Immobilität noch mal 15 % und... ach ja die Zunge können wir auch noch anrechnen, das sind noch mal 5 % also insgesamt 95 %... nicht schlecht... also eine Invalidenrente von 95 % deines bisherigen Bruttoeinkommens. Und mit diesem Invalidenausweis“, sie streckt ihm ein kleines Kärtchen hin, „hast du jederzeit freien Eintritt in sämtlichen Theatern, Kolosseen, Arenen und Badehäusern. Außerdem verpflichtet es jeden, dir in einer Kutsche, einen freien Sitzplatz anzubieten.“ Fassungslos starren die Umstehenden sie an. „Was denn?“, fragt Hesinde verwundert, „Macht ihr euch Sorgen wegen der Beiträge? Das ist alles schon mit drin. Es ist schließlich ein Geschenk.“ Irritiert lächelnd blickt Travia sie an: „Ähm, ja, in der Tat ein wirklich sinnvolles Geschenk! Wer ist der Nächste?“ „Ich leg die Police einfach hier drauf!“, raunt Hesinde dem Namenlosen leise zu und legt den Papierstapel auf seinen Felsen, „Verliere sie nur nicht! Bei Verlust gibt es keine Rückerstattung!“ „Also dann lasst mich jetzt mal!“, meint Rahja. Sie hat letztendlich auch noch den letzten Krümel aus ihrer Frisur herausbekommen. „Gütiger Himmel, das kann ja was werden!“, stöhnt Rondra. Spielerisch tadelnd blickt Rahja zu ihr hinüber, dann wendet sie sich wieder dem Angeketteten zu. Kritisch mustert sie ihn, dann sagt sie: „Ok, hier muss eindeutig noch eine Verbesserung her!“ Mit einem anzüglichen Augenzwinkern wirft sie ihm einen Pustekuss zu und im nächsten Moment sind sämtliche Ketten mit dickem, flauschigen rosa Plüsch überzogen. „Wa' 'hum 'euhe'...?“, stößt der Gefesselte sichtlich schockiert hervor. „Der Namenlose sagt: Was zum Teufel...?“ Rahja grinst über das ganze Gesicht. „So, ist's besser! Bei dem harten Stahl schubbert man sich ja höchstens noch wund! Ok, bin fertig! Der Nächste!“ Triumphierend blickt sie in die Runde. Rondra wirft ihr einen Blick zu, als hätte sie nun endgültig ein Zimmer in den Hallen der Noioniten gebucht. „In Ordnung, dann mach ich mal weiter!“, schmunzelt Phex mit einem diebischen Funkeln in den Augen. Geschmeidig geht er neben dem Gefesselten in die Knie: „Weißt du“, flüstert er ihm zu, „ich könnte, dich auch los machen, so als kleine Aufmerksamkeit, zumindest den Arm oder so, als Gegenleistung könnte ich mir ja dann diese nutzlose, kleine Kugel da auf dem Regal...“ „Phex, du hast doch wohl nicht irgendwas Komisches vor!“, kommt die strenge Ermahnung von Travia. „Achte gar nicht auf sie!“, raunt der Gott der Diebe dem Gefesselten zu, „Was ist nun, gilt die Abmachung?“ „Phex!“ „Wa'um mah'fh hu hih' 'ih' 'üh'ih' uh' eh'fih'h a' ih'hehwah'?“, grollt der Angekettete. „Der Namenlose sagt: Warum machst du dich nicht nützlich und erstickst an irgendwas?“ „Ich nehme an, das heißt wohl 'nein'“, seufzt Phex enttäuscht, „Na ja, was sollst! Es kommen andere Gelegenheiten!“ „Dein Geschenk, Phex!“, fasst sich Travia entnervt an die Stirn. „Is ja schon gut! Mal sehen...“, er mustert den Namenlosen abschätzend, „Größe 44 sollte hinkommen.“ Lässig wedelt er einmal mit dem Zeigefinger durch die Luft und im nächsten Moment manifestiert sich um den Oberkörper des Namenlosen ein schwarzes T-Shirt auf dem mit hellblauen Lettern die Worte stehen: Ich bin kein Emo! Ich bin nur ein leichtes Ziel! „Was ist ein Emo?“, fragt Tsa. „Das ist ein großer Laufvogel der ein bisschen aussieht wie ein Kaffeewärmer!“, erklärt Peraine ihr. Firun verdreht die Augen: „Das ist ein Emu! Wie dusslig kann man eigentlich sein?“ Während Peraine noch nachäffende Mundbewegungen in seine Richtung macht, fragt Tsa erneut: „Und was ist nun ein Emo?“ „Jemand der ständig schlechte Laune und einen Hang zur Selbstverstümmelung hat!“, meint Rondra gehässig. „Ach so!“, meint Tsa, „Dann passt es ja!“ „Ih' 'ieh'h 'ih ma' bah' F'uf mih' 'hi'hem B'höh'hih? 'ah' mih' 'hoh' fea'hah'h 'oh ma' a'he i' 'uhe!“ „Der Namenlose sagt: Ist hier nicht mal bald Schluss mit diesem Blödsinn? Lasst mich doch verdammt noch mal alle in Ruhe!“ „Meine Güte!“, seufzt Ingerimm genervt, „Das kann man sich ja wirklich nicht mehr länger anhören! Ich bin jetzt dran!“ Entschlossen tritt er vor. Eine seiner Armschienen klappt auf und daraus fördert er einen handtellergroßen, flachen Metallgegenstand hervor, an dem ein paar Lämpchen blinken und auf dessen Oberseite sich ein paar kleine fingerkuppengroße Tasten befinden. „Ich wollte dir eigentlich eine Prothese basteln, aber Rondra hatte Angst, du könntest irgendwelchen Unsinn damit anstellen. Also kriegst du jetzt das hier von mir!“ Skeptisch beäugt der Namenlose das Ding mit dem kleinen Display. „Das ist ein Sprach-Kompjuter!“, sagt Ingerimm, „Du tippst ein was du sagen willst und der Apparat wandelt es in Sprache um und redet für dich. Ich denke, das sollte dir ne Hilfe sein!“ Mit diesen Worten gibt er ihm die kleine Maschine in die verbliebene Hand. Zunächst beäugt der Namenlose das Geschenk nur kritisch, doch dann beginnt er mit geschicktem Daumen auf der Tastatur zu tippen. , spuckt der Apparat aus. Der Namenlose schaut überrascht auf. Hätte er ein Gesicht, würde er jetzt grinsen. „Hey, ich muss doch sehr bitten!“, meint Peraine empört. Unbeeindrucktes Tippen. Irritiert geht sein leuchtendes Auge zu Ingerimm, während seine Hand fast selbstständig tippt. Ingerimm sieht ihn ein wenig betreten an und kratzt sich am Kopf, während um sie her glucksendes Gekicher ertönt. „Tja“, meint Ingerimm, „Die anderen hielten es für besser, wenn dein Sprachschatz etwas eingegrenzt werden würde, damit du nicht doch noch auf dumme Gedanken kommst. Das heißt keine Flüche und keine Schimpfwörter!“ Der Namenlose reißt das Auge auf. Wieder beginnt er ärgerlich auf den Tasten herumzutippen. „Jupp, da an der Seite! Du müsstest mit dem Daumen gut drankommen.“ Er macht ein paar Bewegungen an dem kleinen Rädchen und dann tippt er wieder mit großem Elan etwas ein. Dann drückt er auf die Eingabetaste und eine Sekunde später gellt ein ohrenbetäubendes Geschrei durch die Hütte. „Man, eine Art hat der!“, meint Peraine beleidigt. Ein wenig verunsichert blickt Travia drein: „Also schön! Dann gehen wir eben. Kommt mit!“ Brummend und maulend verlassen die gescholtenen Götter die Hütte, während ihnen Pardona mit einem gehässigen Grinsen die Tür aufhält. „Ich verstehe gar nicht, was er hat!“, meint Rahja, „Als wenn wir ihm irgendwas getan hätten!“ „Dabei haben wir es doch nur gut mit ihm gemeint“, meint Travia bekümmert. „Hab ich nicht gleich gesagt, dass das ne bescheuerte Idee war?“, meint Rondra selbstzufrieden, „Was ist von dem schon anderes zu erwarten?“ „Also mir hat's Spaß gemacht“, ruft Tsa. „Mir auch!“, meint Phex, „Wir sollten ihn irgendwann mal wieder besuchen.“ „Du bist doch bloß auf das schwarze Auge scharf!“, meint Ingerimm. „Bin ich so leicht zu durchschauen?“, grinst Phex. „Hoffnungslos!“, lacht Ingerimm. „Also mir hat es auch gefallen!“, sagt Effert. „Mir auch!“, stimmt Peraine ihm zu, „Das sollten wir wirklich irgendwann mal wiederholen.“ „Eigentlich keine schlechte Idee!“, meint Rahja, „Wir verbringen viel zu wenig Zeit miteinander.“ „Dagegen lässt sich ja was machen!“, meint jetzt Praios großspurig, „In drei Wochen lade ich euch alle zu mir nach hause ein! Da geht die Party dann so richtig ab! Ich mache uns Cocktails und dann werden wir alle mal so richtig schön ausspannen! Das wird euch garantiert gefallen!“ „Wer's glaubt wird selig!“, meint Rondra abfällig. Und dann ertönt ein leises 'Plopp' und auf der weiten, kahlen Ebene kehrt wieder Ruhe ein. , ertönt die mechanische Stimme in der Hütte. Pardona seufzt und schließt die Tür: „Ja, endlich! Langsam kapiere ich was damit gemeint ist, wenn man sagt, die wären wie eine Naturgewalt! Die schrecken wirklich vor gar nichts zurück!“ bemerkt der Namenlose, „Ja, die sind echt nicht zu bremsen und scheren sich nicht mal darum, ob das einer will oder nicht!“, nickt Pardona. , zuckt der Namenlose mit den Achseln. „Tja!“, meint Pardona mit verschränkten Armen, „Aber nett war's schon irgendwie!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)