Before I Decay von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Before I Decay Regen. Unaufhörlicher Regen. Wie gerne wäre ich jetzt in diesem Zimmer, mit einem warmen Kakao und dieser Hand auf meiner Schulter. Ich vermisste die Wärme, das Gefühl der Geborgenheit, das mir das Lächeln dieser Person gab. Es wäre besser gewesen, ich hätte nichts gesagt. Angeblich sollen diese Worte ja die schönsten der Welt sein, meine Welt haben sie, innerhalb der Sekunden in denen ich sie aussprach, zerstört. Nicht nur das. Nichts würde mehr so sein wie es war, ich hatte mit diesen drei Worten die mir so lange den Atem und den Schlaf geraubt hatten, alles verändert. Wie würde es zwischen uns weitergehen? Was wurde aus der Band? Was würden die Anderen dazu sagen? Konnten wir so weitermachen und „nur“ Freunde bleiben? Ich wollte es nicht. Ich wollte nicht daran denken, mein Kopf schmerzte und jede Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit tat weh. War es überhaupt „unsere gemeinsame Zeit?“ Hatte ich mir nicht alle Jahre etwas vorgespielt? Hatte ich mir nicht nur eingebildet, das er irgendwann das selbe empfinden würde, wie ich für ihn? Hatte ich nicht nur des wegen den Schritt gewagt und war Sänger dieser Band geworden? Alles, das ich bis zu diesem Regentag getan hatte, war nur um in seiner Nähe zu sein. Doch dann hatte ich es nicht mehr länger aushalten können, der Moment schien mir so perfekt. Wir hatten uns mit den anderen Bandmitgliedern in seinem Haus verabredet, doch von den Anderen war nur unser Schlagzeuger gekommen. Unsere Gitarristen meinten, sie „hätten zu tun.“ Aus Scherz witzelten wir die ganze Zeit darüber wie die Beiden wohl ihren Abend gemeinsam verbringen würden und malten uns die romantischsten Dinge aus. Gemeinsam mit einem Glas Sekt in der Wanne, umgeben von Kerzenschein, sahen wir die beiden sich vor unserem inneren Auge Zärtlichkeiten ins Ohr hauchen. In meinem Kopf spielte sich allerdings die selbe Szene nur mit ihm ab. Wie sehr wollte ich ihm doch so nah sein und ihn in den Arm nehmen und nie wieder loslassen. Mein Verlangen nach seiner körperlichen Nähe wurde mit jeder Sekunde stärker. Wir redeten den ganzen Abend und tranken sehr viel. Unser Schlagzeuger hatte sich irgendwann übernommen und war dermaßen betrunken, das er wankend aufstand, die Hand zum Abschied hob und an der Wand entlang schleifend Richtung Tür torkelte. Wir konnten ihn Gott sei dank lange genug davon abhalten zu Fuß nach Hause zu gehen, bis das Taxi gekommen war. Jetzt waren wir beide allein, nur ich und er. „Wie sieht es eigentlich derzeit mit dem Texten aus, Taka?, fragte er mich und goss mir Sake nach. „Momentan habe ich recht viele Ideen, aber keinen richtigen Ansporn.“, antwortete ich und leerte den Becher mit einem Schluck. Vielleicht wollte ich meine Gedanken durch den Alkohol betäuben, meine Gefühle für ihn ausblenden, einfach alles vergessen. „Vielleicht musst du einfach mal ein Wochenende abschalten und Abstand von dem ganzen Musikkram nehmen. Wann bist du das letzte Mal nach Hokkaidō gefahren, Taka?“ „Das ist lange her, ich hab keine Zeit momentan, ich muss Texte schreiben, meine Familie will mich mindestens einmal in der Woche sehen...“ „Sag ich doch, du bist einfach überfordert,“, unterbrach er mich. Ich leerte den nächsten Becher Reiswein. Dann legte er die Hand auf meine Schulter und blickte mir in die Augen: „Wir beide, lass uns nächste Woche wegfahren!“ Mein Atem wurde flach und das Blut schoß mir ins Gesicht. Er missdeutete meine Reaktion und grinste. „Du bist betrunken Taka, oder?“ Ich winkte ab. „Ah, du hast dich betrunken und kannst nicht mehr reden ohne zu lallen, des wegen sagst du nichts?“, triezte er mich weiter. In meinem Kopf war allerdings nur ein Gedanke, ein Gedanke, den der Alkohol nicht hatte abstumpfen können. Mit einer Bewegung legte ich meinen rechten Arm auf seine Schulter. Erneut deutete er meine Gestik falsch und sagte: „Also abgemacht?“, und schaute mich dabei an. In diesem Moment zog ich ihn an seiner Schulter an mich und küsste ihn auf den Mund. Hastig stieß er mich weg und starrte mich an. „Was sollte das? Bist du bescheuert?“, schrie er entgeistert. Verlegen starrte ich zu Boden. „Du hast echt zu viel getrunken, man.“, fügte er wütend hinzu und griff nach dem Sake um ihn zurück in den Schrank zu stellen. Ich starrte immer noch wie betäubt auf meine Beine und wusste nicht, was ich sagen sollte. Mit einem lauten Knall ging die Schranktür zu und er kam zurück ins Zimmer gerannt. „Es ist jetzt wohl besser, wenn du gehst.“, sagte er und seufzte. „Wenn du schon so betrunken bist, das du Typen knutschst, solltest du besser ab ins Bett, ich ruf dir ein Taxi.“, mit diesen Worten wollte er an mir vorbei zum Telefon, doch ich hielt seinen Arm fest. „Was soll das? Lass mich los!“, raunzte er mich an. Ich blickte ihm erneut in die Augen und stammelte: „A-A-Akira... ich liebe dich.“ Entsetzliche Stille. Ich wollte seine Antwort nicht hören. Ohne im Zeit zu antworten zu lassen sprang ich auf, griff nach meiner Jacke und rannte ohne ein weiteres Wort in die stürmische, kalte Nacht. Der Regen prasselte auf meine Haut und der Wind stach wie tausend Nadeln. Alles war jedoch nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den ich in meiner Brust spürte. Es brauchte ein Leben lang um eine Freundschaft aufzubauen. Und es brauchte drei Worte um sie wieder zu zerstören. Hosted by Animexx e.V. 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