Ray Ban von Kai-Leng (FF zur Buchreihe S.T.A.L.K.E.R.) ================================================================================ Kapitel 26: Kapitel 26 ---------------------- Ort: die Zone Gebiet: AKW Kontrolliert von: Monolith Beinahe gelangweilt sass Leuvkov auf Dobrynins Schreibtisch. Anders als der Pitbull Gagarin, der ihn seit der Gefangennahme begleitete. Dieser lag unter dem Tisch und schaute aufmerksam dem herumwuselnden Professor zu. O.O. Dobrynin indes tigerte nervös im Raum auf und ab. „Hey, beruhigen Sie sich doch, Professor. Mir ist vom Zusehen schon schwindelig.“ beschwerte sich Leuvkov. Der Professor hielt auf der Stelle inne und fixierte den Igelkopf mit zusammengekniffenen Augen. „Sie haben wohl gar keinen Respekt, Leuvkov.“ Der Monolither gähnte. „Den hat man bei meiner Geburt vergessen.“ gab er trocken zurück und griff gelangweilt nach Kim Raikas Akte, die aufgeschlagen neben ihm lag. Dobrynin seufzte laut und wandte sich von ihm ab. „Wenn ich Sie nicht dringend bräuchte, hätte ich Sie schon längst rekonditioniert.“ Leuvkov grinste. „Rekonditioniert? Selbst wenn Sie mich nicht so dringend bräuchten wie Sie behaupten, wäre das keine gute Idee.“ Dobrynin drehte sich wieder zu ihm und zog eine Augenbraue nach oben. „Oh?“ Der Stalker hob seine Hände theatralisch in die Höhe. „Eine Rekonditionierung bedeutet, dass meine Persönlichkeit neu programmiert wird und ich automatisch nicht mehr selbstständig denken kann. Eine Verschwendung angesichts meiner Fähigkeiten. Wäre doch zu schade, wenn der Anführer Ihrer Privat Armee zu einem willenlosen Zombie wird. Ausserdem brauchen die Priester mich. Sie sehen in mir den Boten des Monolithen. Meine Rekonditionierung würde sie in ihrem Glauben erschüttern. Und wir brauchen die Priester, damit die anderen ruhig bleiben. Gibt in letzter Zeit sowieso immer mehr Aufmüpfige, die anfangen alles zu hinterfragen. Charon hat mir vorhin per PDA berichtet, dass er Agenten, die ausserhalb der Zone agieren, zurück ordern musste, da er immer wieder den Kontakt zu ihnen verloren hatte. Symbiont am Arm hin oder her.“ Beinahe abfällig stimmte Leuvkov den Gesang des Monolithen ein – ein Gebet, dass die Herrlichkeit ihres Heiligtums, den Monolithen beschreibt. Dobrynin ballte seine Hände zu Fäusten. Leuvkov war und würde immer eine Bedrohung seiner Autorität bleiben. So sehr es ihm auch missfiel, er hatte Recht. Er brauchte ihn. Wronski und Charon waren zwar gute Stalker und hatten Führungspositionen inne, aber für die Stellung des Propheten waren sie dennoch nicht geeignet. Beide standen unter der direkten Kontrolle des Kollektives und hatten keinen freien Willen. Beide verhielten sich zu unselbständig. Anders als Leuvkov. „Wollen Sie wirklich keinen neuen Symbioten?“ fragte Dobrynin während er ungeduldig auf einen gerade anspringenden Drucker schaute. Endlich. Die Auswertung von Rothe kam. Leuvkov, der Kims Akte mit Interesse studierte, schaute kurz auf. „Auf den Symbionten kann ich gut und gerne verzichten. Die Noosphäre hat mir zwar hin und wieder ein paar gute Tipps gegeben, aber auf die wäre ich selber auch gekommen. Ich sehe den Symbionten nur als lästigen Parasiten an, der sowieso nichts taugt.“ Leuvkovs Stimme wurde lauernd. „Wollen Sie mir etwa indirekt sagen, dass Sie es lieber hätten, wenn ich den Symbionten wieder anlege? Damit Sie mein Handeln wieder ein Stück weit kontrollieren können? Mich wieder beobachten können?“ Der Professor ignorierte seine Fragen. Der Stalker wusste die Antworten sowieso. Stattdessen nahm er die Auswertungen aus dem Drucker und studierte sie inbrünstig. Der Stalker gähnte noch einmal während er sich ein paar Schwarz-Weiss Fotos in Kims Akte ansah. Fotoaufnahmen, die vor einiger Zeit von Agenten geschossen wurden, damit sie in der Zone identifiziert werden konnte. Der Stalker bemerkte gar nicht, dass Dobrynin ein triumphales Grinsen aufgesetzt hatte. „Herzlichen Glückwunsch, Monolith 1. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie Rothe so schnell in die Knie gezwungen haben. Die mentale Barriere, die er so lange aufrecht erhielt, um sich der Noosphäre zu entziehen, ist restlos gefallen. Die Auswertungen zeigen, dass er aufgegeben hat. Sein Geist ist gebrochen und er wartet nun darauf, sich seiner Bestimmung zu fügen.“ sagte der Professor erfreut. „Wirklich gute Arbeit, Leuvkov.“ Überrascht liess Leuvkov Kims Akte auf den Boden fallen und riss seinen Kopf in die Höhe. Gagarin stand auf und fing an zu bellen. Er spürte die Aufgewühltheit seines Herren. „Was?“ fragte er verblüfft. Der Professor kam zu ihm herüber und zeigte ihm die Auswertung. Leuvkov riss ihm fast die Blätter aus der Hand und starrte eine Zeit lang angestrengt auf die Ergebnisse. „Gibt’s doch nicht.“ murmelte er, nachdem er sich langsam wieder gefasst hatte. Dobrynin lachte auf. „Und ob. Wirklich sehr gute Arbeit. Damit sind wir fast wieder im Zeitplan.“ Er lief zum Kontrollpult und wählte die Pieper seiner Wissenschaftler an. „Hier ist Professor Dobrynin. Begeben sie sich umgehend zu Labor 498/a. Wir werden sofort mit der Integration David Rothes beginnen.“ Leuvkov trat zu ihm und starrte ihn durch seine Ray Ban an. „Was? Schon jetzt?! Ist es dafür nicht doch noch zu früh?“ Dobrynin hob eine Hand als Zeichen, dass er schweigen solle. „Ganz im Gegenteil. Wenn wir jetzt nicht beginnen, könnte sich Rothes mentaler Zustand wieder bessern und er würde seine Barriere wieder hochziehen. Weshalb fragen Sie? Keine Sorge, ich habe bereits ein neues Ziel für Sie ausgewählt, dem Sie sich voll und ganz widmen können. Sie werden demnächst aufbrechen.“ Der Stalker starrte ihn für ein paar Sekunden ungläubig an. Trotz seiner Ray Ban konnte man erkennen, dass er seine Augen zusammen gekniffen hatte. Schliesslich schüttelte er ungläubig seinen Kopf. „Darum geht’s nicht, Professor. Ich halte es für noch zu früh. Sie kennen den Kleinen nicht so gut wie ich.“ Dobrynin runzelte die Stirn. „Wollen Sie mir damit etwa sagen, dass Rothe mit Absicht seine Barriere fallen gelassen hat und nur darauf wartet, in den Verbund aufgenommen zu werden? Dass er dann mit seiner Integration das Kollektiv stören wird?“ Der Professor trat so nahe an Leuvkov heran, dass er sich selbst in der Sonnenbrille betrachten konnte. „Oder haben Sie persönliche Gründe dafür, dass Sie dagegen sind?“ Der Stalker schnaubte. „Natürlich nicht. Wo denken Sie hin?“ Dobrynin runzelte die Stirn und lachte dann auf. „Sehr schön. Ich werde für die erste Zeit persönlich den kompletten Verbund überwachen. Machen Sie sich keine Sorgen. Begeben Sie sich unverzüglich in ihr Quartier und warten neue Befehle ab.“ sagte der Professor in einem leicht überheblichen Ton. Leuvkov starrte ihn unverwandt an. „Verstanden?“ harkte er noch einmal nach. „Verstanden.“ gab er monoton zurück und verliess augenblicklich das Kontrollzentrum. Während er in sein Quartier eilte, kontaktierte er auf einem verschlüsselten Kanal Wronski. „Wronski hier.“ meldete sich dieser monoton. „Hier Leuvkov. Wir haben ein Problem. Triff mich sofort in meinem Quartier.“ „Verstanden. Ich bin sofort da.“ So hab ich mir das nicht vorgestellt. Zeit für Plan B. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)