The Legend Of Zelda - Wenn ein Stern verglüht von David_Turman ================================================================================ Kapitel 20: TEIL 2 - Kapitel 8 ------------------------------ 8 „Was hältst du von leckerem Fleisch zum Abendessen?“, fragte Katana ihren Begleiter. Link hatte nichts dagegen einzuwenden. „Dann sollten wir eine schöne Stelle suchen, an der ich meine Falle aufstellen kann. Von alleine wird sich wohl kein Tier von uns erlegen lassen.“ „Ich will aber kein Kokiri-Fleisch“, meinte Link. „Ist gut, ich stelle ein Schild auf. Sammelst du schon mal Holz, während ich zwei passende Bäume suche?“ „Du willst doch nicht etwa hier ein Feuer machen? Du brennst den ganzen Wald nieder.“ „Ich lege ein Endfeld um das Feuer, aus dem es nicht ausbrechen kann.“ Link staunte. Katana überraschte ihn immer wieder. Dann begann er damit, herunter gefallene Äste vom Waldboden zu sammeln. Das war nicht sonderlich schwer, denn der Boden war voll von ihnen. Er schichtete die Zweige auf einen großen Haufen und als er genug Holz zusammengetragen hatte, brach er die langen Äste in kleine handlichere Stücke. Navi ging ihm zur Hand und legte Blätter von Bäumen dazu. Katana war noch nicht wieder zurück. Vermutlich war sie noch damit beschäftigt, ihre Falle aufzubauen und Link beschloss, ihr dabei zur Hand zu gehen. Er ging in die Richtung, in die das Mädchen verschwunden war und suchte sie. Katana lag gekrümmt auf der Erde, die Hände gegen ihren Bauch gepresst, und wimmerte leise. Zwischen ihren Fingern quoll Blut hervor, das vom Waldboden aufgesaugt wurde. Die untere Hälfte ihres blauen Hemds war blutdurchtränkt. „Katana“, rief Link und eilte zu ihr. Sie schien ihn nicht zu bemerken, ihre Augen waren geschlossen. Sie lag auf der Seite und aus ihrem leicht geöffneten Mund sickerte Blut. Schweiß rann in Bahnen an ihrem Gesicht herunter. Der Junge wollte ihr gerne helfen, aber er wusste nicht, was er tun sollte. Er berührte sie an der Schulter, sie machte die Augen auf und sammelte all ihre Kraft, um ihm etwas mitzuteilen. Link brachte sein Ohr nah an ihren Mund, um zu verstehen, was sie sagte. „Jigark …“, hauchte Katana schwach und Link hatte keine Ahnung, was sie meinte, doch er sagte nichts, sondern bemühte sich, ihre weiteren Worte zu verstehen. „Kopftuch … folge … Spur …“ Damit konnte der Hylianer etwas anfangen. Offenbar war sie von einer Frau mit einem Kopftuch überfallen worden und wollte, dass Link diese verfolgte. Plötzlich spürte Link, wie etwas an ihm zog. Er sah an sich herunter und erkannte, dass das Mädchen ihre Hand in seine Tunika gekrallt hatte. Mit enormer Kraftanstrengung bemühte sie sich, zusammenhängende Worte zu formulieren. „Sie hat … Kirschkern … in … linker … Wade. Bring … Kern … zu mir … ich muss … ihn … essen … Beeil dich …“ Ihre Augen schlossen sich, sie erschlaffte und rollte auf den Rücken. „Nein“, sagte Link verzweifelt, umfasste ihre Schultern und schüttelte sie leicht, aber von ihr kam keine Reaktion. Der Hylianer sprang auf und blickte sich hektisch um. Sie hatte etwas davon gesagt, dass er der Spur der Frau folgen sollte. Aber wo war sie, was für eine Spur hatte sie hinterlassen? Und dann sah er einen leichten grünlichen Schimmer auf dem Waldboden, der sich von genau der Stelle entfernte, an der Katana lag. Ohne Zögern folgte Link dieser Spur, so schnell er konnte. Ab und zu rannte er übers Ziel hinaus, da die Spur in eine andere Richtung führte, doch er korrigierte sich sehr schnell wieder. Seine Gedanken überschlugen sich. Wieso wollte Katana, dass er einen Kirschkern zu ihr brachte? Wie sollte ihr das bei dieser schweren Verletzung, die man ihr zugefügt hatte, helfen? Hoffentlich war sie überhaupt noch am Leben, wenn er sie wieder erreichte. Nach einiger Zeit sah er vor sich eine andere Person, die zu Fuß unterwegs war. Doch noch war die Entfernung zu groß, als dass er Einzelheiten erkennen konnte. Der Teenager spurtete noch schneller vorwärts und erkannte nach einigen Metern, dass die Person, der er auf den Fersen war, ein Kopftuch trug. Das musste die Frau sein, die er suchte. Er wandte sich nach links und lief parallel zu ihr durch den Wald, wobei er sie weiterhin im Auge behielt. Unbemerkt überholte er sie, um einige Meter vor ihr den Schutz der Bäume zu verlassen und ihr in den Weg zu treten. Sie trug einen roten Mantel und hatte einige Falten im Gesicht. Ihr blau-weiß gepunktetes Kopftuch ließ nicht ein einziges Haar auf ihrem Kopf erkennen. Überrascht starrte sie Link an, der keuchend vor ihr stand und sich bemühte, rasch wieder zu Atem zu kommen. „Wartest du auf mich?“, erkundigte sich die Frau. Link nickte. „Dass sich jemand wegen mir die Seele aus dem Leib rennt, war auch noch nie da“, lachte sie, doch ihr Gegenüber blieb todernst. „Du wirst mir sofort den Kirschkern geben“, befahl Link ihr. Die Frau wich einen Schritt zurück und blickte ihm fassungslos entgegen. „Du hast hier auf mich gewartet, um mich überfallen zu können? Aber ich habe keine Rubine bei mir.“ Link zog sein Schwert und hielt es der Frau entgegen. „Den Kirschkern“, schrie er sie an. „Ich weiß gar nicht, wovon du redest“, sagte sie entsetzt. Sie schaute ihm in die Augen. „Bitte, töte mich nicht. Wir können doch über alles reden. Ich wohne hier gleich in der Nähe. Komm mit mir und dann klären wir alles.“ Link hörte ihre Stimme, die sich langsam bis in den hintersten Winkel seines Kopfes schob und dort alles auszufüllen schien. Der Hylianer war wie gelähmt vom Blick der vor ihm stehenden Frau. Er nahm nur noch ihre Stimme wahr und wünschte sich, dass sie weiter sprach. Es war ihm auch völlig egal, was sie sagte, wenn sie nur nicht aufhörte zu reden. Und sie tat ihm den Gefallen. Den Sinn ihrer Worte konnte Link nicht erfassen, für ihn war nur der Klang ihrer Stimme wichtig. Sie war so melodiös, warm und weich und sensitiv. Hoffentlich hörte sie niemals auf zu sprechen. Jetzt kam sie auf ihn zu, wobei sie den Blickkontakt beibehielt und redete und redete. Es gab kein Auf und Ab, keine Betonung, keinen erkennenden Gefühlsausdruck in dem, was sie sagte. Es war nur eine stetige Tonlage, von der Link so verzückt war, dass er ihr den gesamten Rest seines Lebens zugehört hätte. Der Junge fühlte, wie sie die Hand auf seinen Bauch legte und zuckte unter der unerwarteten Berührung leicht zusammen. Die Frau vor ihm hörte auf zu sprechen und zog scharf die Luft ein. Im selben Moment klärte sich Links Kopf. Im ersten Augenblick war er etwas verwirrt, aber dann erkannte er die Gefahr, in der er schwebte. Schreiend sprang er zurück und setzte seiner Gegnerin die Schwertspitze an die Kehle. „Du versuchst keine faulen Tricks mehr, sondern gibst mir sofort den Kirschkern“, zischte er. Sie fixierte ihn, aber Link blickte nach unten und sah die dünne Blutspur, die sich an ihrem Bein entlang schlängelte. Vermutlich hatte er die Frau durch sein Zusammenzucken mit dem Schwert am Bein verletzt. „Schon gut“, hörte Link sie sagen. „Nicht panisch werden. Du kriegst das, was du haben willst.“ Sie hob ihr rechtes Bein und fingerte an ihrer Wade herum. Link traute dem Frieden überhaupt nicht. Sie hatte bestimmt noch einen Trick vor. Allerdings konnte sich der Hylianer nicht vorstellen, wie sie ihn jetzt noch austricksen wollte. Er war derjenige, der das Schwert an ihren Hals hielt und er brauchte nur Sekundenbruchteile, um sie zu töten. Angespannt beobachtete Link sie, wie sie den Kern aus ihrer rechten Wade fummelte. Und mit einem Schlag kam die Erkenntnis. Katana hatte zu ihm gesagt, dass die Frau den Kern in der linken Wade versteckte. Doch es war zu spät. Ruckartig ließ seine Feindin ihre Hand vorschnellen und warf ihm einige Körner ins Gesicht. Laut aufheulend taumelte Link rückwärts. Er ließ sein Schwert fallen und schlug die Hände vor die Augen. Dann spürte er, wie er mit dem Rücken gegen einen Baum gedrückt wurde und sich abermals etwas auf seinen Bauch legte. Verzweifelt tastete er nach seinem Dolch und stieß ihn mehrmals panisch in die Richtung seiner Gegnerin. Er spürte, wie er auf Widerstand traf und ihn durchdrang und ein anhaltendes Schreien erfüllte seine Ohren. Doch Link ließ das Messer immer wieder vorschnellen und zog es wieder zurück. Von einer Sekunde auf die andere ließ das Brennen in seinen Augen nach. Langsam öffnete er sie. Alles vor ihm war nicht mehr zu erkennen und er bemerkte, dass seine Augen in Tränen schwammen. Er drückte die Augen wieder zu und spürte, wie ihm das Wasser über die Wangen rann. Mit dem Ärmel seiner Tunika wischte er die Tränen beiseite. Nun war die Sicht viel besser. Von der Frau mit dem Kopftuch war nichts mehr zu sehen. Die Klinge des Dolches, den er immer noch in der Hand hielt, war blank und schimmerte im Licht. Ein paar Meter entfernt sah er sein Schwert auf dem Boden liegen. Doch wo war seine Feindin? War ihr die Flucht geglückt? Link blickte auf die Stelle, an der ihn die Frau berührt hatte, doch dort waren nur die blutigen Fingerabdrücke von Katana zu sehen. Er ließ sich zu Boden sinken, um sich etwas zu erholen. Und dann sah er ihn, einen kleinen Kern, der vor ihm auf der Erde lag. Link streckte die Hand aus, ergriff ihn und drehte ihn zwischen den Fingern. Es war eindeutig ein Kirschkern. Der Junge war immer noch erschöpft, aber er durfte keine Zeit verlieren. Schnell holte er sich sein Schwert und machte sich auf den Rückweg. Nach einer Weile blieb er stehen. Hatte er überhaupt die korrekte Richtung eingeschlagen? Von wo war er gekommen? Wo war er abgebogen, um die Verfolgte zu überholen? Und Katana hatte gesagt, dass die Verlorenen Wälder ständig ihre Positionen veränderten. Woher wusste er, wenn er überhaupt wieder den Weg zu ihr fand, ob das Mädchen noch an der Stelle lag, an der er sie zurück gelassen hatte? Der Hylianer lief weiter vorwärts und runzelte im Lauf die Stirn. Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber es kam ihm vor, als wäre der Kirschkern wärmer geworden. Er öffnete die Faust und sah, dass der Kern schwach glühte. Link hoffte inständig, dass es ein Zeichen war und dass der Kern ihn zu Katana führen würde. Mit jedem zurückgelegten Meter wurde der Kern wärmer und glühte intensiver. Mal wurde das Glühen schwächer, dann korrigierte Link seine Richtung. Und mit dieser Führung gelang es dem Teenager tatsächlich Katana aufzuspüren. Rasch eilte er zu ihr, rief ihren Namen und tat alles, damit sie aufwachte. Doch es war zwecklos. Nein, dachte Link, sie darf nicht tot sein. Er machte sich an ihrem Proviant zu schaffen und füllte einen Becher mit Wasser. Dann kniete er sich hinter ihren Kopf, hob ihn an und legte ihn auf seine Beine. Er drückte ihr mit Daumen und Mittelfinger gegen die Wangen und erreichte so, dass sie den Mund leicht öffnete. Den Kirschkern legte er auf ihre Zunge und flößte ihr vorsichtig Wasser ein. „Du wolltest ihn essen. Bitte, schlucke ihn“, flehte er sie an. Wasser mit Blut vermischt lief ihr an beiden Seiten des Mundes über die Wangen und verschmierte ihre Schultern und Links Hose. Nun iss ihn schon, bat Link innerlich und dann wurde Katana von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. Lange nicht mehr hatte Link ein Geräusch gehört, dass ihn so froh gestimmt hatte. Schnell drehte er sie auf die Seite und hielt ihren Kopf. Katana spuckte Blut auf den Boden und Link hoffte, dass sie den Kern geschluckt hatte, wozu auch immer er gut war. Langsam beruhigte sich Katana wieder. Als sich ihr Atem wieder normalisiert hatte, reichte Link ihr den Rest des Wassers und sie spülte sich den Mund aus. Dann setzte sie sich auf und Link bemerkte überrascht, dass ihr Hemd wieder sauber war. Auch ihre Hände sahen aus, als seien sie nie mit Blut in Berührung gekommen. Lediglich Katanas Gesicht und ihre Schultern wiesen noch Reste von verschmiertem Blut auf. Auch dort, wo Katana Links Tunika ergriffen hatte, war das Blut verschwunden. Auf seiner Hose war es allerdings noch vorhanden. Katana begann zu zittern und Link umarmte sie, strich ihr beruhigend über den Rücken und hielt sie fest. „Was ist passiert?“, wollte er wissen, als sie sich gefasst hatte. „Ich war gerade dabei, meine Falle aufzustellen, als die Jigarkhvar auftauchte.“ „War das die Frau, die ich verfolgt habe?“ Katana nickte. „Sie kann einen mit ihrem stechenden Blick und ihrer Stimme lähmen.“ „Das habe ich gemerkt“, sagte Link grimmig. „Wenn man gelähmt ist, dann entnimmt sie einem die Leber, von der sie sich ernährt. Aber in rohem Zustand ist die Leber für sie ungenießbar. Also verwandelt sie ihn in einen Kirschkern und geht zurück zu ihrem Haus, wo sie den Kern wieder zurück verwandelt, brät und isst. Ihr Opfer stirbt dann unter qualvollen Schmerzen.“ Link machte große Augen. „Dann war das … was ich zurückgeholt habe …“ „Ganz genau“, bestätigte Katana. „Und das war auch die einzige Möglichkeit, mein Leben zu retten.“ Sie sah Link mit dankbarem und liebevollem Blick an. „Und das werde ich dir niemals vergessen“, sagte sie und küsste den Hylianer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)