The Legend Of Zelda - Wenn ein Stern verglüht von David_Turman ================================================================================ Kapitel 10: TEIL 1 - Kapitel 10 ------------------------------- 10 Panisch lief Link durch den Kokiri-Wald. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und hatte immer wieder die Menschenmenge vor Augen, die auf ihn zugestürzt war, um ihn zu lynchen. Was war bloß in sie gefahren? Sie hatten etwas davon gesagt, dass er Kakariko und die Lon-Lon-Farm überfallen hatte. Wie konnten sie nur davon ausgehen, dass er so etwas tun würde? In der Vergangenheit hatte er ihnen doch oft genug bewiesen, auf welcher Seite er stand. Nachdem er aus Hyrule entkommen war, war Link zum Wald galoppiert, als müsse er sämtliche Geschwindigkeitsrekorde brechen. Im Wald standen die Bäume sehr dicht beieinander, so dass er es nicht wagte, auf Eponas Rücken seine Reise fortzusetzen. Schnell war er abgestiegen und zu Fuß weitergehetzt. Vor lauter Angst hatte er überhaupt nicht daran gedacht, dass er hier sicher war, da kein Bürger von Hyrule den Wald betreten konnte, ohne sich in einen Baum zu verwandeln. Erst nachdem der Hylianer sich ein paar Minuten keuchend den Weg durch die Bäume gebahnt hatte, sagte sein Verstand ihm, dass er hier sicher war. Link blieb stehen. Sein Herz hämmerte kräftig und er schwitzte. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Baum, presste die Hand gegen seine Brust und spürte das wilde Stakkato, das hinter seinem Brustkorb im Gang war. Durch den Mund sog er gierig frische Luft ein. Der blonde Teenager rutschte zu Boden, schloss die Augen und sammelte sich. Hier war er erst einmal in Sicherheit und konnte in Ruhe überlegen, wie es weitergehen sollte. Dass die Kokiri ihn über das seltsame Verhalten seiner Freunde aufklären konnten, hielt Link für unwahrscheinlich. Schließlich war er von ihnen aus direkt nach Hyrule geritten und wenn sie etwas gewusst hätten, dann hätten sie ihn sicherlich informiert. „Das war ganz schön knapp“, hörte er Navi sagen. „Bestimmt sind sie dir nachgeritten.“ „Egal“, japste Link, „hier können sie nicht rein.“ „Und was jetzt?“, fragte Navi. „Ich meine, die sind ganz schön sauer auf dich. Warum nur? Das kannst du nicht ignorieren, sonst darfst du dich in Hyrule nie wieder blicken lassen.“ „Ich weiß.“ „Also, dann tu gefälligst was und sitz hier nicht rum“, kommandierte Navi ihn. „Wenn du so klug bist, dann kannst du mir sicher sagen, was du an meiner Stelle machen würdest“, entgegnete Link ätzend. Im Laufe der Jahre war Navi immer aufsässiger geworden. „Hm, warte mal“, überlegte Navi. „Du könntest … ach nein, doch nicht.“ „Doch, sag doch. Was hattest du für eine Idee?“ „Naja, dass du zur Farm reitest und dort nachfragst.“ „Toller Vorschlag. Vielleicht warten die draußen auf mich. Und auf der Farm bin ich bestimmt auch sehr willkommen, wenn ich die überfallen haben soll.“ „Aber du könntest … nein, das geht auch nicht.“ „Super, du Expertin“, höhnte Link. „Mich herumkommandieren, aber selber keine Ahnung haben.“ „Naja, hinter mir sind sie ja auch nicht her“, meinte Navi beleidigt. „Glaubst du vielleicht, ich habe mir gewünscht, dass sie auf mich losgehen“, brüllte Link Navi an. „Nur weil du keinen Schimmer hast, was du jetzt machen sollst, brauchst du mich nicht anzuschreien.“ „Du hast doch auch keine Ahnung“, rief Link wütend. „Pssst“, machte Navi. „Sei leise. Hast du nichts gehört?“ „Bis auf deine preisverdächtigen Vorschläge nichts.“ „Na gut“, meinte Navi nach einer Weile. „Dann habe ich mich wohl ge … Aaaaah.“ Mit einem Aufschrei flog Navi in Links Tunika. Und dann erkannte ihr Besitzer, wovor sich seine Fee so erschrocken hatte. Etwa fünf Meter von ihm entfernt stand einer seiner Verfolger aus Hyrule. Er machte nicht den Eindruck, als könne er Link gefährlich werden, denn er bewegte sich nicht von der Stelle und sah den Flüchtling nur an. Langsam richtete sich Link wieder auf und umfasste mit der linken Hand den Griff seines Schwerts. Sein Verfolger schüttelte den Kopf. „Es ist nicht nötig, dass du dein Schwert ziehst“, sagte Chizu. „Ich werde dich nicht ausliefern. Vertrau mir.“ „So, wie ihr mir momentan vertraut?“, fragte Link bissig. Chizu hob die Hände und kam sehr langsam mit kleinen Schritten auf Link zu. „Du musst hier verschwinden. So schnell wie möglich. Wir suchen im gesamten Wald nach dir. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dich die anderen finden.“ „Was?“ Link schob die Augenbrauen zusammen. „Wie seid ihr in den Wald gekommen? Ihr hättet euch verwandeln müssen.“ Chizu zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Der Zauber scheint nicht mehr zu wirken. Zerran hat als erster den Wald betreten und als die anderen gesehen haben, dass ihm nichts passiert, sind sie ihm gefolgt. Sie haben sich aufgeteilt und suchen nach dir.“ „Das kann nicht sein“, flüsterte der grün gekleidete Hylianer. „Wieso funktioniert der Zauber nicht mehr?“ „Keine Ahnung. Aber du hast auch keine Zeit, darüber nachzudenken. Du musst weg.“ Immer noch misstrauisch musterte Link seinen besten Freund. „Was ist denn eigentlich passiert?“ „In Kakariko wurde in ein Haus eingebrochen. Der Einbrecher wurde vom Hausbesitzer überrascht und hat ihn niedergeschlagen. Und dann hat er die Lon-Lon-Farm überfallen und Malon und Blaru verletzt. Malon hat eine schwere Gehirnerschütterung, aber sie kommt wieder auf die Beine. Auch Blaru wird sich wieder erholen. Bei beiden Überfällen wurden auch Rubine und andere wertvolle Dinge geraubt.“ Link lauschte fassungslos Chizus Bericht. „Und warum glauben alle, dass ich dahinter stecke?“, wollte er wissen. „Weil alle übereinstimmend ausgesagt haben, dass sie dich als Täter erkannt haben. Grüne Tunika, Handschuhe, weiße Hose, grüne Mütze, braune Stiefel, hellblonde Haare – sie haben dich exakt beschrieben. Und der Junge hätte auch auf die Nennung deines Namens reagiert. Alle gehen davon aus, dass du die Taten begangen hast. Deshalb sind sie sauer auf dich.“ Link atmete tief ein. Er konnte einfach nicht glauben, was er da hörte. „Gut, dann bleibt dir jetzt nichts anderes übrig, als die anderen zu benachrichtigen. Aber denke nicht, dass ich das zulassen werde.“ Link zog sein Schwert halb hervor. Chizu schüttelte traurig den Kopf und blieb vor seinem Freund stehen. „Das werde ich nicht tun. Ich halte dich für unschuldig. Du warst das nicht. Niemals würdest du so etwas machen. Du überfällst deine Freunde nicht oder verletzt sie. Davon bin ich fest überzeugt.“ Link blickte den Jungen an und erkannte in seinen Augen, dass er es ehrlich meinte und keinen Trick versuchen würde. „Bitte, Link, ich will nicht, dass sie dich kriegen. Flieh und versuche herauszufinden, wer dir schaden will. Die dafür verantwortlich sind werden bestimmt auch weiterhin versuchen, deinen Ruf zu zerstören. Sorge dafür, dass sie so schnell wie möglich damit aufhören.“ Link nickte. „Und was wirst du jetzt tun?“, fragte er. „Ich werde sagen, dass ich dich nicht gesehen habe“, antwortete Chizu. Link lachte leise. „Und krebsrot dabei werden. Hey, du weißt, dass du nicht gut lügen kannst. Jeder würde dich sofort durchschauen und Zerran erst recht. Er ist absolut nicht dumm. Ihm kannst du nichts vormachen.“ Chizu blickte zu Boden und nickte. Link hatte Recht, er konnte nicht einfach sagen, dass er dem gesuchten Hylianer nicht begegnet war. „Was soll ich denn dann tun?“, fragte Chizu. „Wenn du ihnen etwas erzählst, dann muss es der Wahrheit entsprechen. Du darfst nicht lügen, sonst verrätst du dich selbst. Also gibt es wohl nur eine Möglichkeit. Du musst sagen, dass du mich gefunden hast.“ „Nein“, sagte Chizu erschrocken. „Doch“, nickte Link. „Das ist die einzige Chance, um keinen Verdacht zu erregen.“ „Aber dann werden sie mich fragen, warum ich sie nicht informiert habe.“ „Keine Angst. Du wirst sie informieren. Du schreist jetzt so laut, wie du kannst, dass ich hier bin. Und dann – es tut mir leid, aber es geht nicht anders – werde ich dich niederschlagen.“ Chizu starrte seinen Freund mit offenem Mund an. Dann sagte er: „Hoffentlich klappt das auch. Pass auf, dass du ihnen nicht in die Hände fällst. Sie töten dich, wenn sie dich erwischen und es ist ihnen egal, ob du schuldig bist oder nicht. Sie sind einfach nur stocksauer.“ „Sie werden mich nicht erwischen. Nicht, bevor ich denjenigen gefunden habe, der hinter all dem steckt“, entgegnete Link grimmig und ließ sein Schwert los. „Ach ja, vielleicht hilft dir das“, erinnerte sich Chizu. „Auf der Lon-Lon-Farm war noch jemand dabei. Ein bullig aussehender Mann mit weißen Haaren. Er ist sehr groß und trägt eine Lederrüstung. Sein Gesicht sieht aus wie ein Ackerfeld und er guckt ziemlich böse.“ „Danke, eventuell kann sich jemand an diesen Kerl erinnern. Er sieht ja auffällig aus.“ Link nickte seinem Freund zu. „Gut, dann schrei jetzt, so laut du kannst.“ Chizu legte dem Hylianer die Hand auf die Schulter. „Versprich mir, dass du dich durch nichts aufhalten lässt.“ „Du kennst mich doch“, lächelte Link ihn an. Chizu trat einen Schritt zurück und holte tief Luft. „Hierher! Er ist hier!“, schrie er aus Leibeskräften. Link ballte die Faust und ließ sie gegen Chizus Kinn schnellen. Der Junge fiel zu Boden, rollte auf den Bauch und blieb regungslos liegen. „Verzeih mir“, sagte Link und spurtete los. Er wusste nicht, wo sich seine Verfolger aufhielten und war doppelt vorsichtig. Immer wieder blickte er sich um. Der Hylianer konnte nur hoffen, dass Chizus Schreie laut genug gewesen waren, um so viele Bürger von Hyrule auf sich aufmerksam zu machen, so dass sie alle in Richtung der Rufe eilen würden und er dadurch freie Bahn bekam. Während er durch den Wald stürmte, rasten seine Gedanken. Wie war es möglich, dass seine Freunde den Wald ungehindert betreten konnten? Warum wirkte der Zauber nicht mehr? Dann fiel Link sein Volk ein. Bestimmt würden die Verfolger auch die Kokiri aufsuchen, da sie annehmen mussten, er habe sich dort versteckt. Würden sie den Kindern glauben, wenn sie sagten, dass er sich nicht im Dorf befand? Würden die Bewohner von Hyrule ihren Zorn an den Kokiri auslassen? Sofort änderte Link seine Laufrichtung. Er musste ins Dorf um dort nach dem Rechten zu sehen. Notfalls musste er die Kokiri warnen. Er konnte nur hoffen, dass er noch rechtzeitig vor seinen Häschern dort ankommen würde. Dann kamen ihm die Gauner in den Sinn. Wie sollte er sie ausfindig machen? Wo sollte er mit der Suche anfangen? Auf Hinweise konnte er nicht hoffen. Niemanden aus Hyrule oder von der Farm konnte er befragen. Wie sollte er vorgehen, um diejenigen zu finden, die all diese Taten begingen? Doch darüber konnte er eventuell gemeinsam mit Aziko nachdenken. Jetzt waren erst einmal die Kokiri wichtiger. Link blieb schnaufend stehen und sah sich um, um sich zu orientieren. Er stand an einem steilen Abhang, an dem die Bäume nicht so dicht nebeneinander wuchsen, wie im Rest des Waldes. Der Junge kannte diese Stelle. Das Dorf befand sich südwestlich von seiner jetzigen Position. Gerade wollte Link sich wieder in Bewegung setzen, als er einen explodierenden Schmerz in seiner Schulter spürte. Er schrie auf, griff sich an die Schulter und taumelte. Als der Hylianer seine Hand betrachtete, sah er das Blut, das die gesamte Handfläche bedeckte. Er drehte sich um die eigene Achse, konnte aber nichts Verdächtiges bemerken. Erneut tastete er nach seiner Schulter, aber da war nichts. Kein Pfeil oder Armbrustbolzen, der herausragte. Was war passiert? Link fühlte, wie ihm schwindlig wurde. Der Wald war nur noch unscharf zu sehen. In welche Richtung musste er, um ins Kokiridorf zu gelangen? Der Hylianer merkte, wie er nach hinten fiel. Erneut raste ein irrer Schmerz durch seinen Körper, als er mit der Schulter auf dem Waldboden aufschlug. Er schrie laut und überschlug sich. Zweige rissen seine Wangen auf. Dann fühlte er nichts mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)