The Legend Of Zelda - Wenn ein Stern verglüht von David_Turman ================================================================================ Kapitel 9: TEIL 1 - Kapitel 9 ----------------------------- 9 Retrospektive Mido konnte so langsam gehen, wie er wollte und auf diese Art und Weise Zeit genug schinden, aber früher oder später würde er in seinem Dorf ankommen müssen, das war ihm klar. Ewig konnte er die Konfrontation mit Aziko, mit dem Link sicher bereits gesprochen hatte, nicht hinauszögern. Link! Diese verfluchte kleine Petze! Mido knirschte mit den Zähnen, als er an ihn dachte. Garantiert würde der Kampf, bei dem der ehemalige Anführer der Kokiri unterlegen war, noch lange in seinem Gedächtnis bleiben und ihn so an den Hylianer erinnern. Großer Deku-Baum, wie Mido ihn hasste. Nach einer Weile kam tatsächlich das Dorf der Kokiri in Sicht. Langsam schritt Mido darauf zu. Das beste wäre, so zu tun, als sei überhaupt nichts vorgefallen und sich zu seiner Hütte zu begeben, dachte sich der Junge. Während er den Weg zu seiner Hütte zurücklegte, fiel ihm auf, dass ihn seine Artgenossen anstarrten. Wussten etwa schon alle von seinem Gespräch mit Zerran? Hatte es unter den Kokiri bereits die Runde gemacht, dass er sich mit dem Bürgermeister getroffen hatte? Beruhige dich, redete Mido innerlich auf sich ein, sie gucken dich an, weil du bestimmt nach deinem Kampf mit Link ein tolles Bild abgibst. So wie du aussiehst, mit zerknitterter und schmutziger Tunika, ist das auch kein Wunder. Vielleicht hast du auch Blätter oder kleine Zweige im Haar und dein Gesicht ist verletzt oder weist blaue Flecke auf. Scheinbar unberührt ging Mido weiter – und erblickte Aziko, der mitten im Weg stand. Auf dem Weg zu seiner Hütte musste Mido zwangsläufig an ihm vorbei. Der Junge beschloss, einfach an dem Anführer der Kokiri vorbei zu marschieren. Eventuell hat Link ihm ja gar nichts erzählt, hoffte er. „Mido“, rief Aziko, als der Dorfälteste ihn passiert hatte und Midos Hoffnung zerplatzte wie eine Luftblase. Er drehte sich um und trottete zu Aziko zurück. Dieser betrachtete ihn von oben bis unten und fragte dann: „Hast du mir nichts zu sagen?“ „Tut mir leid“, murmelte Mido kleinlaut und blickte dabei zu Boden. Aziko wartete eine Weile, doch kein weiteres Wort kam mehr über Midos Lippen. „Das ist alles?“, brach der Anführer das Schweigen. Mido hob den Kopf und sah Aziko an. „Hat Link mit dir gesprochen?“ Azikos Gesichtsausdruck war sehr ernst, als er mit dem Kopf nickte. „Ich … ich habe es nur für euch getan“, sagte Mido. Völlig perplex schaute Aziko ihm in die Augen. „Für uns? Das glaubst du doch wohl selber nicht.“ „Wir brauchen das stabilere Holz der Bäume“, sprudelte es aus Mido hervor. „Es hält viel länger und ist belastbarer und wir können damit Dinge bauen, die wir mit normalem Holz niemals bauen könnten, weil das normale Holz viel zu morsch ist. Die neuen Bäume sind für uns alle ein Gewinn, wenn wir sie nur erst einmal haben. Nur deshalb bin ich für dich zum Treffpunkt gegangen. Und Zerran wird auch nur zehn Prozent der Bäume fällen.“ Mit jedem Wort Midos wurde Azikos Miene ungläubiger. „Soll das heißen, dass du an meiner Stelle mit Zerran gesprochen und ihm gestattet hast, Bäume in unserem Wald zu fällen?“, fragte Aziko gefährlich leise. In Midos Innerem schrillten die Alarmglocken. Warum ist er so überrascht, fragte sich der Junge. Er weiß doch schon alles. Irgend etwas lief hier gerade völlig verkehrt. „Ja, aber … aber du hast doch schon … mit Link geredet. Er … er hat dir doch alles erzählt.“ „Ganz richtig“, antwortete der Anführer. „Ich habe mit Link geredet. Er kam hier an und sah noch schlimmer aus als du und da habe ich ihn zur Rede gestellt und ihn gefragt, was vorgefallen ist. Er hat mir erzählt, dass ihr euch im Wald getroffen und miteinander gekämpft habt. Den Grund dafür wollte er mir allerdings nicht verraten. Und von dem, was du mir gerade erzählt hast, hat er auch kein Wort gesagt.“ Mido blieb der Mund offen stehen, als er die Wahrheit erkannte. Er hatte sich soeben selber ans Messer geliefert. Aber woher hätte er auch wissen sollen, dass Link geschwiegen hatte? „Wusste Link von diesem Treffen?“, fragte Aziko laut. Mido schwieg und schaute erneut zu Boden. „Wusste er davon?“, schrie der Anführer sein Gegenüber an und der Junge zuckte erschrocken zusammen und nickte dann langsam. „LINK!“, brüllte Aziko. Die sich in der Nähe befindlichen Kokiri fuhren hoch. Einige ließen vor Schreck ihre Arbeitswerkzeuge fallen und blickten zu ihren beiden Artgenossen. Nach einigen Augenblicken kam der Teenager, dessen Lippe nun angeschwollen war, angelaufen. Als Hylianer war er natürlich von seiner Körpergröße her klein wie die Kokiri und er überragte Aziko und Mido um einiges. Aziko blickte zu ihm hinauf. „Hast du gewusst, dass Mido sich mit Zerran getroffen hat?“ Nur mühsam hielt der Anführer des Volkes seine Stimme im ruhigen Tonfall. „Ich ahnte nicht, dass er sich mit Zerran treffen wollte“, antwortete Link und verzog das Gesicht. Seine Lippe schmerzte beim Sprechen. Mido starrte ihn an. „Ich wollte im Wald umherliegendes Holz einsammeln und bin dabei an die Stelle gekommen, an der die beiden miteinander sprachen. Da ich neugierig war, habe ich mich hinter einem Baum versteckt und die beiden belauscht.“ Jetzt konnte Aziko sich nicht mehr beherrschen. „Und natürlich ist es dir nicht eingefallen, mich darüber zu informieren“, höhnte er laut. „Warum auch? Es könnte ja wichtig sein.“ „Ich wollte zuerst Mido die Gelegenheit geben, von selbst mit der Wahrheit herauszurücken. Hätte er es nicht getan, dann hätte ich dich informiert. Ich verrate nämlich keinen aus meinem Volk. Nicht einmal dich“, nuschelte Link und schaute Mido scharf an. Der angesprochene Junge kochte vor Wut. Es war nicht zu fassen. Jetzt spielte dieser grüne Widerling auch noch den Edelmütigen. Wie sehr wünschte er sich in diesem Moment, ein Schwert mitten in Links Herz zu stoßen und die Klinge herumzudrehen. „Die Kokiri sind nicht dein Volk“, stieß Mido wutentbrannt hervor. „Schluss jetzt“, brüllte Aziko. „Wo bin ich denn hier? Link, darüber reden wir noch.“ Fassungslos über die Vorkommnisse wandte sich Aziko wieder Mido zu. „Wann will Zerran hier auftauchen, um die Bäume zu fällen?“ Mido antwortete nicht. „Aziko weiß doch eh schon fast alles“, sagte Link zu Mido. „Da macht es nichts, wenn du ihm auch noch den Rest erzählst.“ „Sei still, sonst …“ Weiter kam Mido nicht. Aziko packte ihn an der Tunika und riss ihn zu sich heran, so dass sich ihre Nasenspitzen berührten. „Du sagst mir jetzt sofort alles, was ihr besprochen habt. Bis ins kleinste Detail. Und du hörst auf, Link gegenüber den großen Kokiri zu spielen, der du nicht bist“, zischte Aziko. Mido schwieg. Link wartete nicht länger ab. „Morgen früh um neun Uhr will Zerran mit der Arbeit beginnen. Er wird Luftzähne zum Fällen der Bäume einsetzen. Ich vermute, dass er am Treffpunkt anfangen wird.“ „Luftzähne“, flüsterte Aziko entsetzt. Dann stieß er Mido von sich, der vier Schritte rückwärts taumelte. Der Anführer der Kokiri blickte sich um, als suche er etwas. Und er wurde fündig, denn sein Ruf „Seul“ schallte durch das Dorf. Der gerufene Kokiri lief zum Trio. Es war ein schwarzhaariger Junge, der eine kleine Schaufel in der Hand hielt, da er bis Aziko nach ihm verlangte mit Gartenarbeiten beschäftigt war. „Mido möchte gerne zu seiner Hütte und sie nicht wieder verlassen, bis ich bei ihm auftauche. Hilf ihm bitte, damit er das auch durchhält.“ Seul nickte und zusammen mit dem Dorfältesten ging er davon. Tief atmete Aziko ein und wieder aus und fuhr sich mit den Fingern durch seine dunkelblonden Haare. Dann wandte er sich an den Hylianer. „Link, sage bitte allen Kokiri Bescheid, dass sie sich so schnell wie möglich vor meiner Hütte versammeln. Egal, mit was sie beschäftigt sind, sie sollen sofort zu mir kommen.“ „Geht klar“, antwortete der Teenager und stürmte davon. Keine fünf Minuten später saßen alle gespannt im Kreis um ihren Anführer, der aufrecht in der Mitte stand und auf sein Volk hinuntersah. „Danke, dass ihr alle so schnell gekommen seid. Es ist etwas passiert, was unser sofortiges Handeln erforderlich macht. Zerran wird morgen früh hier auftauchen und Bäume fällen. Und er wird dazu Luftzähne einsetzen.“ Die Kokiri machten erschrockene Gesichter und murmelten sich gegenseitig ihre Fassungslosigkeit zu. Aziko ließ ihnen vier Sekunden Zeit und setzte dann seine Rede fort. „Wir müssen uns etwas überlegen, wie wir Zerran aufhalten können. Und uns muss sofort etwas einfallen, ansonsten werden wir womöglich unseren gesamten Wald verlieren.“ Angestrengt dachten alle nach und nach ein paar Minuten sagte Link: „Wasser.“ Alle starrten ihn an und Aziko schlug sich mit der Hand vor die Stirn. „Na klar, da hätte ich auch selbst drauf kommen können. Also, jeder von uns hilft mit. Wir benötigen soviel Wasser, wie wir tragen können. Du, du und du, ihr schneidet kleine Beutel aus Stoff zurecht.“ Aziko deutete auf drei Kokirimädchen, unter denen sich auch Salia befand. Dann zeigte er auf drei Jungen. „Ihr drei bestreicht die Beutel mit dem Saft des Fallenbaumes, damit wir kein Wasser verlieren. Der Rest schnappt sich jedes Gefäß, das sich finden lässt und füllt es mit Wasser aus dem Fluss. Wir wissen nicht, wie viele Luftzähne Zerran einsetzt, daher benötigen wir so viele Wasserbeutel, wie wir herstellen können. Los, tummelt euch. Jede Sekunde zählt.“ Die Kinder machten sich in Windeseile an ihre Aufgaben. Während Link und Aziko Seite an Seite mit Schüsseln in ihren Händen zum Fluss eilten, fragte Link: „Und was ist mit Mido?“ „Das wird der Rat entscheiden, wenn wir unsere Aufgabe erledigt haben. Ich habe das Gefühl, heute wird ein langer Tag.“ Es herrschte reges Treiben im Dorf der Kokiri. Alle arbeiteten so schnell und gründlich, wie sie konnten und nach drei Stunden waren zweihundert kleine Beutel mit Wasser gefüllt. Sie bestanden aus dünnem Stoff, der zerriss, sobald er auf ein Hindernis traf. Innen und außen war der Stoff mit Fallensaft bestrichen worden, der die kleinsten Löcher versiegelte, so dass keine Flüssigkeit aus den Beuteln herauslaufen konnte. Sobald die ersten Beutel mit dem Saft bestrichen waren, füllten die grün bekleideten Kinder das Wasser in die Stoffbehälter, damit die Krüge, Töpfe, Schüsseln und Flaschen erneut mit Wasser befüllt werden konnten. Alle Kokiri waren glücklich, als sie das Ergebnis ihrer Arbeit sahen. „Das dürfte reichen“, meinte Aziko. „Ihr habt ganz tolle Arbeit geleistet. Sehr gut gemacht. Ruht euch ein wenig aus. Der Rat ist bitte in einer halben Stunde in meiner Hütte. Wir haben etwas zu besprechen, was nicht sehr lustig wird.“ Zwei Jungen und zwei Mädchen nickten. Sie gehörten zusammen mit Aziko zum Rat der Kokiri, der immer dann einberufen wurde, wenn es erhebliche Schwierigkeiten gab, die von ihm gelöst werden sollten. Link wusste, worum es bei diesem Treffen gehen würde. Es würde über Mido gesprochen werden. Der Rat würde über eine angemessene Strafe für den Kokiri verhandeln. Das bedeutete, dass Link ganz sicher vor den Rat treten musste, um eine Aussage zu machen – genau wie Mido. Sobald alle Fakten klar waren, würde der Rat über eine Strafe nachdenken und darüber abstimmen. So lief es schon ab, solange Link bei den Kokiri war. Doch niemals zuvor musste über einen Jungen oder ein Mädchen aus dem eigenen Volk entschieden werden. Ungeduldig wartete Link darauf, dass der Rat ihn zu sich rief. Er sah, wie Mido, von Seul eskortiert, zu Azikos Hütte gebracht wurde und diese ein paar Minuten später mit hängendem Kopf wieder verließ. Und dann war es endlich soweit. Ein Mädchen kam zu ihm und teilte ihm mit, dass der Rat ihn sehen wollte. „Hast du eine Ahnung, was da drinnen vor sich geht?“, erkundigte sie sich. „Ja, aber ich werde es dir nicht sagen. Aziko wird euch sicher noch informieren.“ Der Hylianer ließ eine aufgeregte Kokiri zurück, die sofort zu ihren Freundinnen stürmte, um ihnen Bericht zu erstatten. Als Link die Hütte betreten hatte, sah er den dunkelblonden Jungen und die anderen vier Mitglieder des Rates in einer Reihe an einem Tisch sitzen. Sie forderten ihn auf, sich auf einen Stuhl zu setzen und wollten dann genau wissen, was im Wald vorgefallen war. Link erzählte ihnen von der belauschten Unterhaltung zwischen Mido und Zerran und vom anschließenden Kampf. Das Mädchen mit den weizenblonden Haaren, das dem Rat angehörte, hatte die Hände ineinander verschränkt und lächelte Link an. „Du hast Mido erzählt, dass du mit Aziko über die Unterhaltung reden würdest. Aber als du wieder ins Dorf kamst, erwähntest du kein Wort davon. Warum nicht?“ „Ich wollte Mido Angst machen, indem ich ihm erzählte, dass Aziko von mir alles erfahren würde. Dadurch wollte ich ihm Gelegenheit geben, von sich aus alles zu gestehen. Ich mag es nicht, jemandem aus meinem Volk zu verraten.“ Das Mädchen nickte. „Heißt das, dass Aziko keine Warnung von dir erhalten hätte, wenn Mido geschwiegen hätte?“ „Nein, natürlich nicht“, antwortete Link. „In dem Fall hätte ich abgewartet, bis Mido wieder im Dorf aufgetaucht wäre und wäre dann wenig später zu Aziko gegangen. Wenn Mido weiterhin dem Dorf ferngeblieben wäre, hätte ich Aziko nach spätestens einer Stunde informiert. Schließlich bin ich ja auch daran interessiert, dass den Bäumen in unserem Wald kein Schaden zugefügt wird.“ „Du verstehst dich nicht sonderlich gut mit Mido“, stellte ein Junge aus dem Rat fest. Link kannte ihn, denn er fiel dadurch auf, dass er sich ein kleines rot gefärbtes Baumblatt auf die rechte Brustseite seiner Tunika genäht hatte. „Das ist kein Geheimnis“, gab Link zu und hielt sich die schmerzende Lippe. „Keiner von uns kann Mido leiden. Fast alle haben Angst vor ihm und wagen es nicht, sich ihm entgegenzu-stellen. Ich glaube, ich bin der einzige, der ihm Paroli bietet. Und da ich es wage, gegen ihn aufzumucken, hat er mich als seinen größten Feind ausgewählt.“ „Könntest du dir vorstellen, dass er sich ändert?“, fragte Aziko. „Das sollte er vielleicht tun. Dann würde sich die Anspannung bei einigen Kokiri legen. Sie zittern doch schon, wenn nur sein Name fällt. Mido sollte endlich von seinem hohen Ross steigen. Er ist zum größten Teil dafür verantwortlich, dass bei uns so eine angespannte Stimmung herrscht.“ Die Mitglieder des Rates sahen sich untereinander an. Dann war Links Befragung beendet und er verließ die Hütte wieder. Seine Lippe hatte angefangen zu pochen, also ging er noch einmal zum Fluss und hielt sie in das klare kühle Wasser. Als er wieder ins Dorf kam, hatte sich der Rat aufgelöst, denn Aziko stand mit Salia in ein Gespräch vertieft, vor der Hütte des Händlers. Link gesellte sich zu den beiden und erkundigte sich, zu welchem Schluss der Rat gekommen war. „Wir haben uns drei Vorschläge überlegt, über die wir bis morgen nachdenken. Dann stimmen wir über die Vorschläge ab. Aber zuvor werden wir zusehen, dass wir unsere Bäume retten. Hoffen wir, dass der Plan, den wir ausgebrütet haben, auch funktioniert.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)