Shall never surrender von Pinku_Keks (Dante x Nero) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war zu spät… das letzte, was er von ihr sah, waren ihre hellen Augen, die durch die Schleier der Finsternis des Portals leuchteten. Dann explodierte alles. “NEIN!TRISH!” Wie von Sinnen sprang er der Explosion entgegen, wurde jedoch von dem ungeheuren Druck der entfesselt wurde weggeschleudert. Er krachte mit dem Rücken gegen eine Säule und fiel dann vornüber. Sein Kopf traf hart auf den Steinboden auf. “TRISH!”, brüllte er ein letztes Mal, bevor er das Bewusstsein verlor… Er wurde davon wach, dass Hände ihn an seinen Schultern rüttelten. “Dante!” Verwirrt richtete er sich auf und blickte in Neros besorgtes Gesicht. “Was…?” Nero seufzte und ließ ihn los. “Du hast… schlecht geträumt, nehme ich an.” Dante seufzte. Er fuhr sich mit der Hand durch sein silberweißes Haar; seine Stirn war schweißnass. “Schon wieder, hm…”, murmelte er und blickte auf seine Hände. Sie zitterten leicht. “Tut mir leid.”, sagte der Jüngere; an seiner Stimme war zu erkennen, dass er diese Situation bereits gewohnt war. “Lass gut sein, Kid.”, winkte Dante ab, rieb sich den Schlaf aus den Augen und stand auf. Er hatte auf dem Ledersofa im DMC geschlafen, vermutlich war er irgendwann einfach dort eingenickt. Die leeren Bierflaschen auf dem Kaffeetisch bestätigten dies. Seit Wochen lebte er nun mit Nero, seinem neuen Geschäftspartner, im DCM zusammen, sodass dieser seine Alpträume des öfteren mitbekam. Dante trat an eines der Fenster und schob den Vorhang beiseite. Der Morgen war bereits nah. Nero trat neben ihn, mit einer Tasse in der Hand. “Kaffee?” Der Ältere schüttelte den Kopf. “Aber es ist noch Pizza im Kühlschrank, oder?” “Jap.” “Perfekt…” ~ “Wann kommst du wieder nach Hause?” “Ich… weiß es noch nicht.” Kyrie seufzte. “Ich verstehe dich nicht, Nero. Ich dachte… du wärst glücklich bei mir…” “Aber das bin ich doch! Es ist nur… er…” “Wer? Dante? Was ist mit ihm?” “Er braucht mich hier.” “Er ist vorher auch ohne dich zurecht gekommen, das kannst du mir nicht erzählen. Und er hat doch auch lange genug ohne Partner gearbeitet!” “Nein, das meine ich nicht…”, Nero rieb sich über die Nase, wie immer, wenn er nervös oder unsicher war, “… er braucht mich… anders… er hat sich so verändert seit dieser Sache, ich mache mir Sorgen um ihn.” Seine Verlobte seufzte erneut. “Nero, ich verliere langsam die Geduld… ich dachte wir wollten diesen Sommer heiraten… gestern ist der erste Schnee gefallen.” “Es tut mir Leid… ich verspreche dir, ich komme bald wieder. Ich liebe dich!” Schweigen. “Kyrie?” “Ich hoffe du hältst dein Versprechen.” Klick. Frustriert legte Nero auf. Verdammt… warum konnte sie ihn nicht verstehen? Er hat furchtbar schlechtes Gewissen deswegen, andererseits hatte er genau so große Bedenken, Dante in seinem jetzigen Zustand alleine zu lassen. Seit Trish weg war, war der Dämonenjäger unberechenbar. Er trank ungewöhnlich viel, lehnte zahlreiche Aufträge ab obwohl er das Geld nur zu gut hätte gebrauchen können, trieb sich immer öfter in fragwürdigen Etablissements herum und seine gewohnte, selbstbewusste Art war nahezu ganz zu vermissen. Es war verständlich, natürlich… aber dennoch kein Grund für Nero, den alten Dante aufzugeben, der ihn auf eine Art und Weise fasziniert hatte. Er hatte ihn damals bewundert. Umso geehrter hatte er sich gefühlt, als Dante am Tage seiner Verlobungsfeier wieder auf Fortuna aufgekreuzt war und ihm das Angebot gemacht hatte, mit ihm als Partner ein paar Aufträge in der Gegend zu erledigen. Zu diesem Zeitpunkt wusste Nero noch nicht, was mit Trish geschehen war und hatte zunächst auch nicht wahrgenommen, wie sehr Dante sich verändert hatte. Es hatte ihm Spaß gemacht, Seite an Seite mit dem erfahreneren Dämonenjäger zu kämpfen und als dieser ihm schließlich angeboten hatte für ein paar Wochen zu ihm ins DMC zu ziehen hatte er dankend angenommen. Damals hatte Kyrie auch Verständnis dafür gehabt… Die paar Wochen waren vorüber gegangen und Nero hatte unbeschreiblichen Gefallen daran gefunden, mit Dante auf die Jagd zu gehen, auch wenn ihm mittlerweile aufgefallen war, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Als er ihn irgendwann darauf ansprach, war es eine Katastrophe gewesen. Nie hätte er erwartet, dass jemand wie Dante so zerbrechlich wirken könnte. Nero fasste den Entschluss noch eine Weile zu bleiben, denn schließlich kannte er nun den wahren Grund, weshalb Dante ihn zu sich geholt hatte… er brauchte jemanden., der auf ihn aufpasste. Und diese Aufgabe nahm er verdammt ernst. ~ Es dämmerte bereits, als das Telefon zum ersten Mal an diesem Tag klingelte. “Devil May Cry?” Nero, auf dem Sofa gesessen und gelesen hatte blickte auf. Dante hatte den Hörer abgenommen und seine Augen wanderten unruhig im Raum umher, während er zuhörte. “Nein, das fällt nicht in meinen Aufgabenbereich… tut mir leid.” Er ließ den Hörer neben dem Telefon liegen. “Was war er denn?”, fragte Nero und stand auf. “Nichts für mich.” Der Jüngere ging hinüber zum Schreibtisch und legte den Hörer richtig auf. “Aber vielleicht für mich.” “Für dich?” Dante blickte ihn von unten herauf an. “Ja, wieso nicht… und ein wenig Geld kann ja auch nicht schaden.” “Wenn du meinst Kid… das Telefon gehört dir.” Dante stand auf und griff nach seinem roten Mantel. “Wohin?” “Ich könnte mal wieder ein wenig Unterhaltung vertragen.” Nero wusste nur zu gut, was er meinte. “Schon wieder?” “Ach, sei nicht so… willst du mitkommen? Abstinenz muss doch nerven…” “Ich bin verlobt, Dante!” “Kid, du bist jung… gib dir ‘nen Ruck, musst ja nichts anfassen, nur gucken.” Nero überlegte kurz und nickte dann. Es interessierte ihn, zu wissen, wohin genau Dante des abends so häufig verschwand. Vielleicht war es ja doch nicht ganz das, was er sich vorstellte… und dann hätte er einen Grund weniger sich um ihn zu sorgen. “Gut, ich komme mit. So kann ich wenigstens ein bisschen auf dich aufpassen, alter Mann.” “Ha, aufpassen?”, Dante knuffte Nero gegen die Schulter, “Ich wette, ich muss heute Abend auf dich aufpassen. Würde mich wundern, wenn die Damen sich nicht um dich reißen würden…” Mit diesen Worten stieß er die Tür auf und verließ das DMC. Nero schnappte sich seinen Mantel und folgte ihm. Er hatte das ungute Gefühl, dass dies vielleicht doch keine allzu gute Idee war… Kapitel 2: ----------- Nero war entsetzt von… von einfach allem! Davon, wie schäbig und heruntergekommen diese ‘Bar’ war, davon wie leicht bekleidet - falls man es noch so nennen konnte - die Damen waren, die hier arbeiteten und vor allem davon, dass Dante augenblicklich nach seinem Eintreten lautstark begrüßt wurde. “Dante!” “Oh, Dante, da bist du ja wieder!” “Wen hast du uns denn da hübsches mitgebracht?” Drei der Frauen, die hier augenscheinlich arbeiteten, kamen sogleich auf die beiden zu und begrüßten Dante für Neros Geschmack etwas zu herzlich… “Aaah, meine Schätzchen, wie geht es euch?”, grinste Dante und legte den Arm um eine der drei. Sie hatte lange, rot gefärbte Haare und war ziemlich hübsch, wie der Jüngere sich eingestehen musste, doch ihr Lächeln gefiel ihm nicht. “Bestens, mein Lieber, das weißt du doch…”, säuselte sie, “… aber willst du uns deinen Freund nicht vorstellen?” Ihr Blick taxierte Nero, der dabei unweigerlich einen Schritt zurücktrat. “Das ist Nero, mein Partner… seid nett zu ihm.” “Oh, keine Bange, das werden wir.”, kicherte eine der beiden anderen Frauen, welche dunkelhaarig war. Sie ging auf Nero und zu und musterte ihn ausgiebig. Ihm war das alles mehr als unangenehm; er schob sich rasch an der Frau vorbei und strebte auf die Theke zu. “Genau Kid, erstmal einen Drink.”, nickte der Ältere und folgte ihm. Die Rothaarige ließ sich ebenfalls an der Theke, gleich neben Dante nieder. Nero war nur froh, dass sich keine der Frauen neben ihn setzte und Annäherungsversuche startete. Bevor er sich versah, stand ein Glas vor ihm und sein Partner prostete ihm zu. Er fühlte sich hier verdammt unwohl, doch als er in Dantes Gesicht blickte, sah er dort so etwas wie… Entspannung. “Was ist los Kleiner?” Nero schüttelte den Kopf. “Nichts, alter Mann.” Dante rückte ein wenig näher an ihn heran und beugte sich zu seinem Ohr herüber. “Dir geht das ganze hier gehörig gegen den Strich, hab ich Recht?” Neros blasse Hautfarbe wich einem zartrosa. “Nein… nein, das stimm n-” “Doch. Du brauchst mir nichts vorzulügen. Du musst nicht hier bleiben um mir Gesellschaft zu leisten… davon werde ich heute noch genug haben!”, fügte der Ältere mit einem dreckigen Grinsen hinzu. Nero wandte sich ab und nahm einen Schluck von seinem Drink. Er würde ganz bestimmt nicht gehen. Wenn es ihm irgend möglich wäre, würde er verhindern, dass sein Partner mit einer dieser Frauen in einem Hinterzimmer verschwand. Eigentlich ging ihn das ja gar nichts an, dennoch - allein der Gedanke daran versetzte ihm einen kleinen Stich. “Ich wird nicht gehen, Dante…”, murmelte er, mehr zu sich selbst. Sein Blick schweifte durch den Raum. Die Kundschaft - ausschließlich männlich - gefiel ihm ganz und gar nicht. Allesamt abgewrackte, unansehnliche Gestalten, die es vermutlich wirklich nötig hatten, ein solche Etablissement aufzusuchen. Nero und Dante waren die einzigen, die am Tresen saßen, da in der Mitte des Raumes auf einer behelfsmäßigen Bühne eine ’Tanzshow’ wenn man es denn so nennen wollte, stattfand. Eine äußerst schlanke Blondine tanzte dort an einer Stange und entledigte sich nach und nach ihren Kleidungsstücken. Sie war nicht gerade hässlich, dennoch fand Nero nichts wirklich fesselndes an diesem Anblick, es beschämte ihn eher, sodass er seinen Blick rasch wieder seinem Glas zu wandte. Er blickte hinab in die kupferfarbene Flüssigkeit und lauschte Dantes Gespräch mit der Rothaarigen. “… und du hast niemals Angst?” “Angst? Was soll das sein? Irgendwer muss den Job ja machen.” “Oh, du bist so tapfer, Dante!” … Nero hätte kotzen können. Das Niveau hatte den Meeresspiegel unterschritten… Als dann auch noch eine der Frauen anfing ihn zu umgarnen, hatte er genug. Er ignorierte es vollkommen, dass Dante gerade anderweitig beschäftigt war und packte ihn an der Schulter. “Ich muss mit dir reden.” Zunächst ignorierte ihn der Dämonenjäger, da die rothaarige Frau mittlerweile auf seinem Schoß saß und die beiden rumknutschten wie zwei Teenager. Nero blieb jedoch hartnäckig, bis Dante irgendwann ruckartig den Kopf drehte und ihn verärgert ansah. “Kid, was ist dein Problem?” Du bist mein Problem. “Ich muss dringend mit dir reden, können wir vielleicht eben vor die Tür gehen?” Dante grinste. “Willst du dir Geld leihen?” “Was…? Nein, i-” “Sag nicht, dir gefällt keine von denen!” Nero verdrehte die Augen und packte Dante mit seinem Dämonenarm unsanft am Kragen. “Wir gehen jetzt mal raus, in Ordnung?” “In Ordnung Kid, brauchst ja nicht gleich auszurasten… du entschuldigst, Cherie…” Der Halbdämon setzte die Frau ab, die Nero daraufhin einen äußerst giftigen Blick zuwarf. “So Kid, was gibt es?”, fragte Dante, als sie auf der Straße standen und lehnte sich an die Hauswand an. “Ich… ähm…”, begann Nero, doch nun wusste er nicht mehr genau, was er Dante eigentlich sagen sollte. Er konnte es ihm ja schließlich nicht verbieten, in solchen Etablissements zu verkehren, das wäre einfach nur lächerlich. Geschweige denn, dass es vermutlich keinerlei Wirkung auf den Älteren haben würde. “Hm? Raus mit der Sprache… ich hab wichtigeres zu tun, als dir beim rumstammeln zuzusehen.” Nero merkte, wie ihm wieder die Röte ins Gesicht stieg, diesmal jedoch aus Zorn. “Ach ja? Das findest du als wichtig? Dante, was du da tust ist doch vollkommen unter deinem Niveau! Hast du dir mal die Gestalten da drinnen angesehen? Das ist… absolut… widerwärtig!” Seine Stimme überschlug sich fast bei diesen Worten. Dante hatte den Kopf gesenkt und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Haare fielen ihm ins Gesicht, sodass Nero seinen Blick nicht deuten konnte. Es herrschte zunächst Schweigen, bis sich der Ältere schließlich räusperte. “Kid…”, seine Stimme klang matt, “… du weißt gar nichts.” Sein Blick war immer noch gen Boden gerichtet. Nero stutzte. Er hatte mit allem gerechnet, auch damit möglicherweise eine Faust in seine Magengrube zu bekommen, aber alles, wirklich alles war ihm lieber als… das hier! Dante so geknickt zu erleben war einfach furchtbar, er kam sich vollkommen hilflos vor. “Dante… tut mir Leid, ich…” Sein Gegenüber hob die Hand um ihn zum Schweigen zu bringen. “Ich weiß. Du denkst du müsstest mich aus diesem Loch rausziehen. Und eigentlich wäre ich dir dafür dankbar… aber lass mich doch noch ein wenig darin sitzen.” Nero schwieg… was sollte er auch erwidern? “Und… Kid…”, Dante hob seinen Kopf, ”…geh nach Hause.” Der Jüngere erwiderte den Blick, sah in die stahlblauen Augen des anderen Halbdämonen. Er wollte wirklich, dass er ging. Nero spürte, dass er etwas in Dante aufgekratzt hatte. “Gut.”, sagte er und wandte sich zum gehen. ~ Sorry Kid. Ich weiß ja auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe dich mitzunehmen. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht allzu übel… Kapitel 3: ----------- Der Schlaf ließ Nero in dieser Nacht im Stich. Viel zu viele Gedanken schwirrten in seinem Kopf umher… Gedanken über Dante. Grummelnd setzte er sich auf, packte sein Kopfkissen und pfefferte es auf die Matratze, als wäre es schuld an der ganzen Situation. Es machte ihn innerlich fertig, dass Dante jetzt vermutlich gerade… Mit so etwas würde er sich auf Dauer doch nur selbst kaputt machen und Trish würde es auch nicht zurückholen. Außerdem beschmutzte er damit doch nur ihr Andenken, Neros Ansicht nach. “Dummer alter Mann!”, fluchte er und stand auf, hatte es doch keinen Zweck. Er wusste, dass er eigentlich keinerlei Berechtigung hatte, Dantes Gewissen zu spielen, aber er konnte das alles auch nicht ignorieren… schließlich waren sie mittlerweile mehr als nur Geschäftspartner: Freunde. Nero beschloss, sich etwas zu essen zu machen und tappte aus seinem Zimmer heraus auf den Flur. Aus dem Erdgeschoss des DMC waren gedämpft Stimmen zu hören. Mit einer unguten Vorahnung ging er auf die Treppe zu, die hinab führte. Seine Befürchtungen bestätigten sich, als ein eindeutig weibliches, helles Lachen zu hören war. Er machte auf dem Absatz kehrt; das musste er sich wirklich nicht antun, denn er zweifelte, dass die Dame nur auf einen Kaffee zu Besuch war. Er ging zurück in sein Zimmer und konnte nicht anders, als die Tür laut ins Schloss knallen zu lassen. Ja, ich bin verdammt kindisch! dachte er grimmig. Mit verschränkten Armen blieb er einen Moment im Raum stehen, unschlüssig, was er jetzt tun sollte. Über die Stille hinweg tönten plötzlich Schritte auf dem Flur, leises Gelächter. Eine Tür wurde unsanft aufgestoßen, dann wieder geschlossen. Nero ließ sich auf sein Bett fallen und zog sich die Bettdecke über den Kopf. Dantes Zimmer war gleich nebenan… innerlich zählte er die Sekunden. Das, was er zu hören erwartete, ertönte, als er bei 18 angekommen war… und das nicht gerade leise. Warum muss dieser Idiot für so was denn nach Hause kommen? Nero hielt sich unter der Decke die Ohren zu, was jedoch kaum half die eindeutigen Laute aus dem Nebenzimmer zu übertönen. Oh ja, manchmal war es echt beschissen, eine dämonische Sinneswahrnehmung zu besitzen. Die Dame, die wieder und wieder lautstark den Namen des älteren Dämonenjägers von sich gab, war ihrer Stimme nach zu urteilen die Rothaarige aus der Bar. Nero gab sein Bestes, die Vorstellung von dem was sie gerade mit Dante anstellen mochte, von seinem geistigen Auge zu vertreiben. Eine tiefe Wut kochte in ihm und, ja - was genau war das eigentlich? Eifersucht? Er schüttelte den Kopf. Nein, er konnte ja wohl kaum eifersüchtig sein, wegen dem was da gerade ablief. Höchstens weil Dante lieber Trost bei einer Prostituierten suchte, anstatt bei ihm. Doch mit dieser Art von Trost konnte er ihm ja schlecht dienen… Ein merkwürdiges Grollen ertönte von nebenan und ließ Nero aufgeschreckt den Kopf heben. Ein Schrei folgte daraufhin, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ - ein dämonischer Schrei. Alarmiert befreite sich Nero von der Bettdecke und sprang auf, hastete auf den Flur und riss die Tür zu Dantes Zimmer auf. “Dante!” Ihm bot sich ein schockierendes Bild: Das Zimmer lag im Chaos, Klamotten und Gegenstände auf dem Boden verstreut. Ein offensichtlich toter Dämon, dessen Körper annähernd an den einer kurvigen Frau mit roten Haaren erinnerte, war mit Rebellion an die Wand gepinnt. Auf dem Boden davor kniete Dante, ebenfalls in seiner Dämonengestalt und hielt sich den Arm, als wäre er verletzt. Er wandte den Kopf langsam zu Nero um und detriggerte. “Das Miststück hat mich angegriffen…”, presste er grimmig zwischen den Zähnen hervor. Sein linker Arm, den er festhielt, wirkte bläulich, wie ein einziger großer Bluterguss. “Dante…” Nero wusste nicht was er tun sollte, die Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf. Er war erleichtert, dass Dante den Dämon hatte besiegen können und wollte ihm am liebsten gleichzeitig eine verpassen, dafür das er so leichtsinnig gewesen war. “Du… du wusstest, dass sie ein Dämon war, oder?” Dante erhob sich. Der Jüngere wandte sich augenblicklich ab, als er realisierte, dass sein Gegenüber vollkommen nackt war; eine leichte Röte stieg ihm ins Gesicht. “Klar. No risk no fun, Kid…” “BIST DU VOLLKOMMEN BESCHEUERT? Du kannst doch nicht einfach… ich meine… nur weil dieses… dieses Ding wie eine Frau aussah?!” Nero ballte die Faust seines Dämonenarmes zusammen, der vor Zorn bläulich glühte. Er hörte wie Dante sich etwas anzog. “Schonmal mit ‘ner Dämonin geschlafen?” “Selbstverständlich nicht!” Er spürte Dantes Hand auf seiner Schulter. “Tja, wenn du wüsstest, was du verpasst.” Mit einem süffisanten Grinsen schritt er an Nero vorbei durch die Tür hinaus, jetzt wenigstens in Shorts gekleidet. Mehr als ein Kopfschütteln fiel dem Jüngeren darauf nicht ein. Hastig folgte er Dante durch den Flur und stellte sich vor ihn, woraufhin dieser nur fragend eine Braue hob. “Tu - so was - nie wieder!” Nero ruhig, aber der Zorn in seiner Stimme war deutlich herauszuhören. Für einen winzigen Augenblick wirkte Dante durchaus überrascht. “Kid…?” “Ich meine es ernst! Wenn du noch mal eine Frau oder was auch immer mit nach hier bringst, um sie… du weißt was ich meine! Dann… dann gehe ich Dante.” Gleich nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte, lief Nero knallrot an, da ihm bewusst wurde, wie lächerlich diese Drohung war. “Wirklich?” Seltsamerweise klang Dante nicht so als würde er sich daran belustigen. “Ich… sollte sowieso gehen, denke ich.”, sagte Nero und kam sich vor wie ein Fremder… das wollte er doch gar nicht! Ein Seufzen ertönte. “Vielleicht hast du Recht. Vielleicht solltest du nach Fortuna zurückkehren.” Es fühlte sich für den Jüngeren an, als hätte ihm jemand ein heißes Messer in die Brust gerammt. Er will also, dass ich gehe… Kälte stieg in ihm auf. Eine Kälte, die er stets dann verspürte, wenn es galt seine Emotionen unter Kontrolle zu halten. “Gut.”, sagte er und wandte sich zum Gehen. Ja, er würde heimkehren… vielleicht war das wirklich besser. Für Dante… und für ihn. Und natürlich auch für Kyrie. Sie würden dann endlich heiraten können und er würde keine Gedanken mehr an den störrischen, alten Mann verschwenden müssen, der ihn ja doch nur verletzte… ja, er hatte ihn wirklich verletzt, mit all seinen blöden Aktionen in dieser Nacht. “Nero?” Nero reagierte nicht, sondern verschwand wortlos in seinem Zimmer. Er spürte, wie sich Tränen in seinen Augen bildeten und wollte keinesfalls, dass der andere ihn so. Schritte folgten ihm und er wollte die Tür hinter sich zuknallen, doch ein Fuß stellte sich dazwischen. Ein nackter Fuß, der trotz der Wucht, mit der Nero die Tür hatte zuschlagen wollen, nicht zurückgezogen wurde. Eine Hand griff durch den Türspalt nach ihm und bekam ihn an seinem Dämonenarm zu packen. “Nero, verdammt!” “Lass mich in Ruhe! Ich werde dich ab jetzt auch in Ruhe lassen!” Der Jüngere konnte seine Tränen nun nicht mehr zurückhalten und ein leises Schluchzen entfuhr seiner Kehle. Er lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür, damit Dante ihn so bloß nicht sah, doch die Hand ließ nicht locker. “Nero, bitte… ich hab’s doch nicht so gemeint, ich will doch gar nicht das du mich in Ruhe lässt!” “Ach nein? Ich hab aber das Gefühl, dass du momentan alles daran legst mich loszuwerden!” “W… weinst du?”, fragte der Ältere hörbar verwirrt. “NEIN!” Er wurde losgelassen und der Fuß verschwand aus dem Türspalt. Hastig schloss Nero die Tür und verriegelte sie. Von draußen ertönte ein tiefes Seufzen. “Also gut Kid. Es tut mir wirklich Leid, okay? Lass uns morgen noch mal darüber reden.” Er hörte wie Dante davonging. Als seine Schritte verklungen waren, ließ Nero sich mit dem Rücken zur Tür zu Boden sinken. Er war wütend, enttäuscht und verletzt. Aber am schlimmsten war, dass er nicht einmal genau wusste woher diese Emotionen kamen. Dante bedeutete ihm sicherlich eine Menge, aber… so viel, dass es ihm so wehtat? ~ Kid, verdammt. Ich wünschte, ich würde so etwas nicht tun… aber ich kann nichts dagegen machen. Ich bin hilflos. Manchmal wünsche ich mir, du würdest mich einfach bewusstlos schlagen. Kapitel 4: ----------- Als Nero am nächsten Morgen mit seinem Koffer in der Hand die Treppe hinunter kam, war Dante überraschenderweise schon wach. Er saß auf der roten Couch und wirkte überrascht, als er Nero erblickte. “Du hast gepackt?” “Ja.” Der Ältere erhob sich und deutete auf den kleinen Kaffeetisch vor sich. “Ich dachte, wir könnten vielleicht erst einmal mit einander reden… beim Frühstück.” Nero traute seinen Augen kaum, als er auf dem Tisch tatsächlich etwas anderes erblickte als einen Pizzakarton. “Du weißt wie man Kaffee macht?”, fragte er mit einem leichten Grinsen. Dante zuckte mit den Schultern. “Ich hab Lady angerufen.” Nero schüttelte lachend den Kopf und ließ seinen Koffer auf dem Boden stehen. “Du hast dir ja wirklich Mühe gegeben…”, sagte er anerkennend als er sich auf die Couch fallen ließ und den Tisch eingehend betrachtete. Darauf war nicht nur frischer Kaffee, sondern auch alle möglichen anderen Lebensmittel vorzufinden, die man sich zum Frühstück wünschen konnte: Brötchen, Marmelade, Obst und einiges mehr. “Ich dachte mir, selbst wenn ich dich nicht davon überzeugen kann zu bleiben, solltest du wenigstens nicht hungrig aufbrechen…” Dante hatte sich ebenfalls hingesetzt und goss Kaffe in eine Tasse um sie dann Nero zu reichen. “Danke.” “Kid, du sollst nicht gehen!” Nero, der gerade einen Schluck Kaffee hatte nehmen wollen, blickte über den Tassenrand hinweg zu Dante. Was sollte er denn sagen? Er war gestern so wütend gewesen und verwirrt… und letzteres war er immer noch… Noch bevor er sich eine Antwort überlegen konnte, sprach Dante wieder: “Es tut mir Leid, wirklich. Ich hätte das nicht machen sollen…” Nero seufzte und stellte die Tasse ab. “Wenn du… so was tust… ich verstehe dich nicht, denkst du denn gar nicht an Trish? Ich meine, du hast sie doch geliebt, wie kannst du dann einfach…”, er verstummte. Eine Stille entstand, die man mit einem Messer hätte schneiden können. Dante hatte den Blick zu Boden gerichtet. Schließlich hob er den Kopf und blickte Nero direkt in die Augen. Dieser erschrak innerlich, als er es in den Augen seines Gegenübers glitzern sah. “Sie ist tot, Nero. Tot oder… was auch immer. Jedenfalls hab ich mich abgefunden, dass sie nicht zurückkehren wird…” “Du hast dich bestimmt noch nicht damit abgefunden…” Dante seufzte. “Okay, vielleicht nicht. Aber ich bin auf dem besten Weg dahin… und deswegen kann ich auch keine… Rücksicht mehr auf sie nehmen, verstehst du?” Nero zuckte mit den Schultern. “Aber dein momentaner Lebensstil zeugt nicht gerade davon, dass du auf einem guten Wege bist. Als sie da war, warst du vollkommen anders.” Der Ältere schüttelte langsam den Kopf. “Bitte… es geht hier nicht um Trish.” Überrascht hob Nero eine Braue. “Worum dann?” “Um dich.” Es fühlte sich an als würde Neros Herzschlag für einen kurzen Moment aussetzen und im ersten Augenblick glaubte er, sich verhört zu haben. “Um mich?” Dante nickte langsam und sag den Jüngeren aus traurigen Augen an. “Ja. Wenn du mich bitten würdest, mich für dich zu ändern, dann… würde es mir was bedeuten.” Nero wusste nicht, was er davon halten sollte. Dante musste doch gemerkt haben, dass er sein Verhalten teilweise einfach nicht Befürworten konnte. “Bitte mich darum, Nero.” “Dante… ich bin dein Freund. Und du solltest dich nicht für mich ändern, sondern wenn überhaupt, dann für dich selbst. Das wäre das richtige.” , kam aus Neros Mund, auch wenn seine innere Stimme ihm etwas anderes sagte. “Aber du kannst es nicht akzeptieren, was ich tue.” Nero senkte den Blick. “Nein.” “Und du willst lieber einfach gehen, anstatt mir in den Arsch zu treten und mir zu sagen, dass ich dich… verletze?” Das letzte Wort hatte Dante sehr, sehr leise ausgesprochen. “Du… verletzt mich nicht.”, sagte Nero und merkte, wie er augenblicklich errötete. “Gut. Dann kannst du doch bleiben.” ~ Ich bin so ein gottverdammter Egoist… aber ich brauche dich hier, Kid. ~ Nero saß auf seinem Bett und starrte aus Fenster. Dante hatte haargenau den Grund erraten, warum er hatte gehen wollen. Wortlos hatte der Jüngere seinen Koffer genommen und hatte den Raum verlassen. Gott, er kam sich so idiotisch vor… Was mochte Dante nun wohl von ihm denken? Hoffentlich nichts falsches… Er wusste nicht, was er jetzt weiterhin tun sollte. Sich einfach so verhalten, als wäre nichts gewesen? Ja, vielleicht wäre das das Beste… Warum hatte Dante bloß gesagt, er solle ihn bitten? Und warum konnte er es nicht einfach tun? ‘Bitte, tu es für mich.’, für Nero klang das vollkommen falsch, fast wie ein ‘Ich liebe dich.’. So etwas sagten Freunde nicht zueinander, warum also wollte Dante es unbedingt hören? Er hatte keine Zeit, diesen Gedankengang weiter fort zu spinnen, denn es klopfte an seine Türe. “Post für dich.”, drang es hindurch. Nero rappelte sich auf und öffnete. Dante hielt ihm mit nüchternem Blick einen Brief entgegen. “Ich glaube der ist von Kyrie.” Rasch öffnete er den Umschlag und entfaltete das Papier. Er las die Worte die dort standen, dann noch einmal. Und noch mal. Ich bin weg, Nero. Mir wurde die Möglichkeit gegeben, die Botschaft des Ordens hinaus in die Welt zu tragen und deswegen werde ich für ein Jahr oder mehr auf Reisen gehen. Ich hoffe du nimmst es mir nicht zu übel. Ich kann einfach nicht ewig auf dich warten und ich habe das Gefühl, dass die Dämonenjagd dich glücklicher machen kann als die Aussicht mit mir eine Familie zu gründen. Wenn du das hier liest, bin ich vermutlich schon fort. Werde glücklich. “Alles… in Ordnung mit ihr, Kid?” “Hm?”, Nero hob überrascht den Blick, er hatte nicht bemerkt, dass der Andere dort noch stand. “Ja, ihr… geht es gut, denke ich.” “Schön zu hören… ich bin dann mal wieder unten.” Dante wandte sich zum Gehen, blieb dann jedoch noch einmal stehen und machte kehrt. Bevor Nero sich versah wurde er von dem Älteren in die Arme genommen und gedrückt. Vor Überraschung ließ er den Brief fallen. Dantes Lippen waren nah an seinem Ohr, als sie flüsterten: “Danke, das du da bleibst Kid.” Nero hielt für einen Moment inne, sein Blick fiel auf den Brief am Boden. Mit einem mal fühlte er sich… befreit. Er zögerte kurz, dann erwiderte er die Umarmung. “Bitte, alter Mann.” Kapitel 5: ----------- “Du solltest langsam mal wieder anfangen, deinen faulen Arsch zu bewegen, Dante. Du setzt langsam was an.” Lady ließ sich auf der Kante des Schreibtisches nieder, als Dante keine bemerkenswerte Reaktion auf ihr Geflachse zeigte. Sie nahm ihm das Waffenmagazin in dem er gerade las aus der Hand und reichte ihm stattdessen einen großen braunen Umschlag. Der Dämonenjäger runzelte die Stirn. “Geld oder Arbeit?” Die dunkelhaarige Frau lachte gespielt. “Wie kommst du auf die hirnrissige Idee, dass ich dir Geld gebe?” Schulterzuckend öffnete Dante den Umschlag. “Weiß nicht, so was nennt man wohl Nächstenliebe.” “Wenn du mich fragst hat jeder dahergelaufene Penner mehr Nächstenliebe verdient, als du, Dante. Und damit das klar ist, ich trete diesen Job nur an dich ab, weil ich mich momentan vor Aufträgen kaum retten kann.” “Du solltest mir danken. Würde ich mehr arbeiten, hättest du nichts mehr zu tun.”, grinste Dante. Bevor er sich versah, hatte Lady ihm den Umschlag wieder entrissen. “Hey!” Sie stapfte hinüber zu der Nero, der auf der Couch saß und dabei war Blue Rose zu reinigen. “Hier, du kannst dir selbst aussuchen ob du Mr. Riesenego mitnimmst oder nicht. Aber wenn ich dir einen Rat geben darf: lass es!” “Danke…”, kam es von Nero ein wenig überrascht. Er legte seine Waffe zur Seite und entfaltete den Inhalt des Umschlags. Dante warf Lady einen finsteren Blick zu und verließ seine Posten am Schreibtisch um sich neben nero zu setzen und einen Blick auf die Unterlagen zu erhaschen. “Beschwörungszirkel, huh?”, murmelte der Ältere und griff nach einem Foto das sich ebenfalls in dem Umschlag befunden hatte. Darauf war ein solcher Kreis abgebildet, der dazu diente einen Dämon in die Menschenwelt zu beschwören. “In der Nähe sind ein paar von den Dingern aufgetaucht.”, kommentierte Lady das ganze. “Killt die Dämonen und findet den Mistkerl der sich hier als Hexenmeister versucht.” Nero nickte. “Geht klar.”, sein Blick wanderte zu Dante, “Bist du dabei?” Der Ältere zögerte einen Moment, nickte dann aber. Wortlos erhob er sich und legte seinen langen roten Mantel an, sowie das Holster für die Twinguns Ebony und Ivory. Zuletzt ergriff er sein Schwert. Es war, als wäre eine Verwandlung mit dem Halbdämonen geschehen; in seinen Augen funkelte Tatendrang und ein Grinsen schlich sich auf seine Züge, als er Ladys und Neros verwunderte Blicke bemerkte. “Worauf wartest du noch, Kid?” ~ Nero hatte nicht die geringste Ahnung, wovon Dantes plötzlicher Gemütswechsel herrührte. Aber er wollte vorerst lieber nicht fragen, sondern es zunächst einfach genießen, dass er sich wieder wie ‘der Alte‘ benahm. Sie suchten als erstes eine alte Lagerhalle auf, die seit Jahren nicht mehr benutzt worden war. Dort war laut des Klienten der letzte Beschwörungszirkel aufgetaucht. Im fahlen Licht, das durch die schmutzigen, spärlich angeordneten Fenster fiel, war zunächst nichts zu erkennen. Erst als Nero mit seinem Fuß gegen einen Schädel stieß, erkannte er, dass sie sich bereits mitten auf dem Höllenkreis befanden. “Interessant…”, murmelte Dante und wischte mit seinem Stiefel Asche beiseite, die den Boden bedeckte. Darunter gab sich eine rote Linie zu erkennen. “Blut. Denen fällt auch nichts neues ein.”, kommentiere Nero die Entdeckung und kniete sich auf den Boden um selbst einen Teil des Kreises freizulegen. Rote Runenzeichen zierten das Äußere des Zirkels… “NERO!” Der Jüngere wurde unsanft beiseite gestoßen und landete bäuchlings auf dem Boden. Bevor er sich umdrehen konnte hörte er einen unmenschlichen Schreilaut und das Geräusch von Stahl auf Stahl. So schnell er konnte rappelte er sich auf und zückte sein Schwert; keine Sekunde zu früh, denn so konnte er gerade noch einen gewaltigen Hieb parieren. Zwei riesige Dämonen waren erschienen, die entfernt an Frosts erinnerten… allerdings verbreiteten sie nicht den Kältehauch, der mit diesen Wesen üblicherweise einherging und ihre Vorderextremitäten wurden jeweils von einer gebogenen Klinge geziert. Nero trat einige Schritte zurück, da er wusste das Dante dasselbe tun würde, sodass sie schließlich Rücken an Rücken standen um sich optimale Deckung geben zu können. Der Ältere hielt sich den angreifenden Dämon zunächst mit einer Salve von Schüssen fern, während Nero direkt selbst zum Angriff überging. Mit seinem Devilbringer packte er die Kreatur vor sich am Schwanz und schlug sie mehrfach zu Boden, so wie er es auch mit den Frosts im Fortuna Castle getan hatte. Es stellte sich heraus, dass dies wohl auch die beste Taktik bei diesen Dämonen war, denn bereits nach ein Paar Schlägen gab die Kreatur ein Kreischen von sich und zerplatzte in eine Pfütze aus silbrigem Schleim. Dante wurde ähnlich schnell mit seinem Gegner fertig, allerdings mit der Hilfe seines Schwertes Rebellion. Statt zu zerplatzen, lag die zweite Kreatur jedoch noch am Boden und wand ihren Hals in dem Versuch, den Dämonenjäger zu beißen. Ein Schuss in den Schädel erledigte den Rest. Silbrige Spritzer bedeckten den roten Mantel. Dante schüttelte den Kopf. “Zu einfach…” Nero stimmte ihm zu. Wer würde ein Ritual durchführen, nur um solch schwache Dämonen herbeizurufen? Sie suchten die Lagerhalle ab, doch sie fanden keine Anzeichen eines weiteren Dämons. Dafür allerdings etwas anderes… An die Lehne eines verstaubten Stuhls war ein Pergament gepinnt. “Dante? Schau dir das mal an…” Nero löste das Blatt vorsichtig. In roten Schrift waren ein paar Worte darauf gekritzelt, mit einer Feder, wie es aussah. Dante nahm Nero das Pergament aus der Hand und betrachtete es. Dante Sparda, ich werde nicht ruhen ehe ich dir dein Herz aus dem Leib gerissen habe… Der Ältere grinste und steckte das Blatt in seine Manteltasche. “Hach ja, irgendwie hatte ich diese Todesdrohungen schon vermisst!” ~ Der Tag war eindeutig als Fehlschlag zu verbuchen, denn außer weiteren Drohungen auf Pergamentblättern hatten sie rein gar nichts gefunden… nicht einmal mehr Dämonen waren aufgetaucht. Darüber hinaus humpelte Nero, als er das DMC wieder betrat. Kurz nach dem Kopf mit den beiden Dämonen hatte sich ein stechender Schmerz in seinem linken Knöchel entwickelt, der mit der Zeit immer stärker geworden war. Um sie nicht aufzuhalten, hatte er ihn so gut es ging ignoriert, doch jetzt ließ er sich ächzend auf die Couch fallen. “Was ist los, Kid?” “Ich… weiß nicht, ich hab mich irgendwie verletzt…”, murmelte er und zog seinen Stiefel aus. “Lass sehen.” Dante ließ sich neben ihm nieder und beugte sich um das Hosenbein des Jüngeren hochzukrempeln. “Ich kann das auch- au!” Nero biss vor Schmerz die Zähne zusammen, als der Stoff über wundes Fleisch rieb. Kopfschüttelnd betrachtete der Ältere den verletzten Knöchel. “Kid, wie schaffst du das immer?”, sagte er kopfschüttelnd. “Ein Fluch, hm?”, seufzte Nero und ließ den Kopf auf die Lehne des Sofas sinken. Er hatte wahrlich ein Talent dafür, sich bei ihren Missionen häufig kleinere Flüche zu zuziehen, was hauptsächlich damit zusammenhing, dass er Dinge anfasste, bevor er darüber nachdachte. Diesmal konnte er sich jedoch nicht daran erinnern, irgendetwas Verdächtiges berührt zu haben… außer vielleicht… “Der Schädel…”, murmelte er. “Hm?” “Der Schädel von dem ersten Beschwörungskreis… ich bin dagegen gestoßen…” Dante nickte. Um Neros Knöchel herum zog sich eine rote Linie, die an die Ränder des Kreises erinnerte. Auch in diesem Fall war sie mit Blut gezogen… Neros Blut. Die Haut darum herum wirkte seltsam fahl und geschwollen. “Was ist es?” “Nichts schlimmes. Ein Rest freigesetzter Dämonenenergie.” Der Dämonenjäger erhob sich und kramte in einer Schublade seines Schreibtisches um einen kleinen Tiegel und einen Holzspatel zu Tage zu fördern. “Das wird wehtun, aber es sollte das mal verschwinden lassen, wenn es wirklich nichts heftiges ist.”, erklärte er und öffnete den Deckel. Ein bekannter Geruch stieg Nero in die Nase. “Weihwasser?”, fragte er skeptisch. Er wusste, dass das heilige Wasser ihn als Halbdämonen auch erheblich verletzen konnte. “Nur ein ganz geringer Anteil. Aber es wird trotzdem höllisch wehtun… sorry Kid.” Er nahm etwas von den bläulichen Paste auf den kleinen Holzspatel und begann damit, die Masse auf Neros Knöchel zu verteilen. “Verdammte Scheiße!”, fluchte der Jüngere und schloss schmerzverzerrt die Augen. Es tat wirklich unglaublich weh und es gab ein beunruhigenden Zischen, als die Paste mit seiner haut in Berührung kam. “Bist du sicher, dass ich morgen noch ein Bein habe?”, knurrte er zwischen seinen Zähnen hervor. “Ganz sicher…” Als Dante mit der Behandlung fertig war, holte er eine Rolle Gazeverbände und wickelte sie fest um das verwundete Gewebe. Nero war angespannt und versuchte sich nicht auf den Schmerz konzentrieren zu müssen, doch plötzlich fühlte er etwas ganz anderes an seinem Fuß… überrascht blickte er hinab. Große, starke Hände strichen zärtlich über seine Fußsohle und drückten massierend auf verspannte Stellen. Dante hatte den Blick auf das gewandt, was er tat, sodass Nero seinen Gesichtsausdruck nicht deuten konnte. Er spürte, wie ihm selbst die Röte ins Gesicht stieg… die Hände, die ihn berührten, waren warm und ein wenig rau, aber das störte ihn nicht im geringsten. Er kam nicht darum umher es zu genießen, dass der ältere Dämonenjäger ihn so sanft anfasste… und sei es nur seinen Fuß. “Dante…”, sagte er leise und errötete zugleich noch ein wenig mehr. Sein Gegenüber hob den Kopf nicht, sondern murmelte nur etwas von üblen Verspannungen. Nero legte den Kopf zurück und beschloss, dass Gefühl welches in ihm aufstieg einfach zu genießen… Gedanken, wusste er, würde er sich später noch genug darüber machen. Plötzlich ließen die sanften Berührungen nach und er spürte, wie Dante sich neben ihm auf der Couch niederließ. Überrascht blinzelte er zu ihm hinauf. Auf Dantes Lippen lag ein warmes Lächeln. “Ich wette, dein Rücken ist genau so verspannt.” Für einen Augenblick wusste Nero nicht, wie er reagieren sollte, doch ihm wurde mit einer Handbewegung bedeutet, sich zu drehen. Sein Herz pochte heftig, als er sich mit dem Rücken zu dem Älteren wandte und es sich im Schneidersitz bequem machte. Dabei fuhr wieder ein stechender Schmerz durch seinen Knöchel, der ihn zusammen zucken ließ. “Es wird bald besser, glaub mir…”, beruhigte Dante ihn und griff mit den Armen um ihn herum um Nero den blauen Mantel auszuziehen. Dieser ließ es geschehen. In seinem Kopf schwirrte es… Der Mantel fiel zu Boden und gleich darauf nahm er wahr wie Dantes Hände auf seinem Rücken unter sein Shirt fuhren. Eine leichte Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen. Der Ältere ergriff den unteren Rand des Shirts und zog es ihm über den Kopf. “Kid, was…?” Dantes Stimme klang verwundert, als er mit den Fingerspitzen über die breiten Narben strich, die Neros Rücken zierten. Von diesem war ein tiefes Seufzen zu hören. “Menschen können grausam sein… aber ich mag nicht darüber reden…” Anstatt etwas zu erwidern, begann Dante damit, über Neros Rücken zu streichen. Dabei merkte der Halbdämon selbst, dass er wirklich ziemlich verspannt war. Er gab einen Laut des Wohlgefallens von sich, als die Berührungen etwas kräftiger wurden und in eine richtige Massage übergingen. Starke Finger lockerten seine verhärtete Muskulatur und ließen ihn erneut vor Entspannung die Augen schließen. “Gut so?”, kam es leise von Dante, mit einem liebevollen Unterton in seiner Stimme. Nero antwortete ihm durch ein Nicken. Das Gefühl, dass ihn durchflutete war unbeschreiblich… es fühlte sich so unendlich gut an… aber gleichzeitig auch seltsam und ungewohnt. Vollkommen anders, als alles was er jemals gefühlt hatte, wenn Kyrie ihn berührt hatte… rasch vertrieb er den Gedanken an seine ehemalige? Verlobte wieder. Wie konnte er sie nur mit Dante vergleichen?! Er konnte nicht umhin, sich die Absurdität der Situation vor Augen zu führen. Ja, gut, er genoss es… aber es war falsch! Zumindest die Gefühle, die in ihm aufstiegen. Er wusste ja nicht, was Dante sich dabei dachte. Vermutlich gar nichts… Er öffnete seine Augen und fuhr sich nachdenklich durch die Haare, vollkommen verunsichert wie er sich verhalten sollte. Der andere schien seine innere Angespanntheit zu bemerken, denn unvermittelt verschwanden die warmen Hände von seinem Rücken. “Ich… hast du auch Hunger?” Auf eine solch banale Frage nicht vorbereitet, konnte Nero zunächst nur stumm nicken, fügte dann aber rasch hinzu “Aber für mich keine Pizza, bitte.”, bemüht, seine Stimme dabei ganz normal klingen zu lassen. Er traute sich nicht den Blick zu heben. “Pasta?” “Spaghetti Carbonara.” Er hörte, wie Dante sich in Richtung des Schreibtisches bewegte. Diesen Moment nutzte er aus um sich schnell wieder sein Shirt überzustreifen und sich richtig hinzusetzen. Instinktiv griff er nach seinem MP3-Player der auf dem Kaffeetisch lag, setzte die Kopfhörer auf und drehte die Lautstärke hoch, sodass alle Außengeräusche übertönt wurden. Jetzt musste er sich erst einmal sammeln… Er beobachtete, wie Dante mit dem Lieferservice telefonierte und dann wieder auflegte. Als ihn der Blick des Dämonenjäger straf, blickte er schnell in eine andere Richtung, merkte jedoch wie er wieder errötete. Hatte er sich getäuscht, oder war das tatsächlich ein Grinsen im Gesicht des anderen gewesen? Bevor er die Chance hatte, es zu überprüfen, war Dante nach oben verschwunden. ~ Falsch. Es war einfach nur falsch von mir. Es tut mir Leid Kid… ich sollte mich besser unter Kontrolle haben. Kapitel 6: ----------- Argh. Vorweg: Ich finde dieses Kapitel nicht sehr gelungen, aber ich wollte euch auch nicht mehr so lange warten lassen, deswegen habe ich es schnell fertig geschrieben... sorry ._. ~ Als das Essen ankam, nahm Nero es an. Der Lieferant wirkte ziemlich überrascht, als er von ihm Bargeld in die Hand gedrückt bekam. “Stimmt so.”, murmelte der Halbdämon und schloss die Tür. Er stellte das Essen ab und rief nach Dante. Wenige Minuten später kam dieser die Treppe herunter, ein breites Handtuch um die Hüften geschlungen, die Haare noch nass. Wortlos nahm er die Schachtel Pizza und setzte sich damit an seinen Schreibtisch. Nero, der bereits in seinen Spaghetti rumstocherte, blickte ihm verwundert nach. Warum suchte er jetzt Abstand…? Er verstand ihn einfach nicht… kein bisschen. Genau so wenig, wie das, was in ihm selbst vorging. Er beobachtete Dante, der sich ein Stück Pizza nahm und beiläufig in einer Zeitschrift blätterte. Seine nassen, silberweißen Haare fielen ihm ins Gesicht. Plötzlich fiel Nero etwas auf und musste grinsen. “Du solltest dir vielleicht doch etwas mehr anziehen…” Aufgrund Dantes üblicher Sitzposition würde ein Besucher des DMC gleich nach dem Eintreten interessante Einblicke erhalten. Dieser verzog keine Miene. “Warum, macht dich das an?”, gab er zwischen zwei Bissen Pizza von sich. Nero spürte, wie ihm schlagartig wieder die Röte ins Gesicht stieg. Er versuchte ein trockenes “Haha…” von sich zu geben, was jedoch eher nach einem trotzigen Kind klang. “Eigentlich meinte ich-” “Ich weiß, was du meinst.”, grinste Dante und erhob sich um die Tür zur Straße hin abzuschließen. Als dies getan war, begab er sich wieder in seine ursprüngliche Sitzposition zurück. Die Röte brannte immer noch auf Neros Gesicht, doch davon schien der Ältere glücklicherweise nichts zu bemerken. Das Schlimme war… er hatte Recht. Tatsächlich fand Nero das Bild des leicht bekleideten Dante äußerst… anregend. Er betrachtete gedankenverloren dessen gut gebauten Oberkörper auf dem vereinzelt noch Wassertropfen glitzerten. Nein, das war doch bescheuert… er stand schließlich nicht auf Kerle, warum gaffte er hier also gerade seinen Partner an? Irgendetwas lief hier vollkommen falsch… Sein Hunger war verflogen. Er griff nach seinen Kopfhörern und drehte die Lautstärke voll auf um es sich dann bequem zu machen. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und ließ sich längs auf der Couch nieder. Nero versuchte, sich ganz auf die Musik zu konzentrieren und sich so zu entspannen… ~~ Dantes Haar fühlte sich seidig weich an, als er darüber strich… und es roch so unendlich gut… Ein Lächeln lag auf den Lippen des Älteren, als er eine Hand auf Neros Wange legte. “Dante, ich…” “Shhh, Nero…” Zärtlich küsste er ihn, zunächst sehr zaghaft, dann wagemutiger. Seine Zunge fuhr über die Lippen des Jüngeren, dessen Herz bei dem Kuss einen Satz machte. Bereitwillig öffnete er sich Dante und die beiden fanden sich in einem innigen Zungenkuss wieder. Nero spürte, wie sich Hände an seine Hüften legten und dann unter den Saum seines Shirts fuhren. Die Berührung fühlte sich nahezu elektrisierend an und sorgte dafür, dass seine Nackenhärchen sich augenblicklich aufstellten. Dante ließ seine Hände höher wandern, über seine Seiten, dann nach vorne. Zärtlich strich er über Neros gut gebauten Oberkörper, dann löste er den Kuss und blickte ihm tief in die Augen. “Nero… ich will dich.” “Ich will dich auch…” ~~ Von lautem Gelächter wurde er geweckt. Er brauchte ein paar Augenblicke um sich zu orientieren, dann dämmerte ihm, dass er wohl nur geträumt hatte… “Um wen ging es denn, Kid?”, lachte Dante, der immer noch am Schreibtisch saß. “Was?” “Wen willst du? Muss ja ein aufregender Traum gewesen sein.” Der Ältere versuchte, das Lachen zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht. Wundervoll, er hatte also im Schlaf geredet. Hoffentlich hatte er nicht… “Keine Ahnung. Hab ich das nicht gesagt?” Dante grinste breit und zuckte mit den Schultern. “Vielleicht.” Vielleicht? Was sollte das denn heißen? “Vielleicht?!” “Vielleicht. Vielleicht sollte ich das der besagten Person bei Gelegenheit mal erzählen.” “Mach dich nicht lächerlich, alter Mann.” Erleichterung machte sich in Nero breit… Dante wollte ihn also nur ärgern und wusste eigentlich rein gar nichts. Und selbst wenn… es war doch nur ein Traum gewesen… überhaupt nichts aussagekräftiges. Als er sich aufrappelte, bemerkte Nero jedoch etwas sehr ‘Aussagekräftiges’ in seiner unteren Körperregion. Verdammt… warum hatte er keinerlei Kontrolle mehr über seinen Körper? Er betete innerlich, dass Dante, der sich wieder seiner Zeitschrift gewidmet hatte, vorerst auch bei dieser Beschäftigung bleiben würde… So unauffällig wie möglich versuchte Nero sich aus dem Raum zu schleichen, zu seiner Erleichterung erklang Dantes Stimme auch erst, als er den oberen Treppenabsatz erreicht hatte und ihm den Rücken zuwandte. “Kein warmes Wasser mehr da, sorry.” “Macht nichts…” Er hatte ohnehin das Gefühl, dass kaltes Wasser ihm nun wahrscheinlich besser täte… viel kaltes Wasser. Somit führte ihn sein Weg auch direkt ins Badezimmer. Sorgsam schloss er die Tür hinter sich ab. Seine Hand glitt prüfend an seinem Körper hinab, obwohl ihm eigentlich bewusst war, was er dort fühlen würde. “Verdammt…” Er entledigte sich all seiner Kleidung und stieg in die Duschkabine ein. Für einen Moment verharrte er und lehnte seine Stirn gegen die kühlen, weißen Fliesen… das war alles einfach zu viel für ihn. Um Himmels willen, er hatte eine Erektion nachdem er einen erotischen Traum über DANTE gehabt hatte! Dante, seinen Mentor, seinen Partner, seinen… Dante. Ohne das er es wirklich wollte, tauchte wieder das Bild des nahezu unbekleideten Halbdämonen vor seinem geistigen Auge auf. Er fragte sich, ob dessen Lippen sich auch in der Realität so sanft anfühlten, wie sie es in seinem Traum getan hatten… Er schüttelte den Kopf, versuchte diese Gedanken zu vertreiben, aber es gelang ihm nicht. Es war so, als wäre Dante allgegenwärtig… er hatte das Gefühl, er könne ihn beinahe riechen… Ja, seine Vorstellungskraft ging eindeutig mit ihm durch, aber das war ihm nun egal. Ohne dass er es wirklich wahrgenommen hatte, war seine menschliche Hand zu seiner Erregung hinabgewandet und umschloss diese festen Griffes. Es war ihm, als würde er sein Gehirn abschalten. Dante… Nero entfuhr ein leises Keuchen, als er damit begann, seine Erektion zu verwöhnen und sich seiner Lust hinzugeben. Er schloss die Augen, seine Gedanken gehörten nun ganz dem älteren Dämonenjäger. In seiner Vorstellung war es dessen Hand, die ihn nun, statt seiner eigenen, mit jeder weiteren Bewegung seiner Erlösung näher brachte. Er wollte ihn… so sehr! Dieser perfekte, männliche Körper… die blasse, makellose Haut… seine blassrosa Lippen… all diese geistigen Bilder törnten Nero so unglaublich an… “Dante…”, kam es heiser über seine Lippen, als er sich seinem Höhepunkt nahe fühlte. Um nicht laut aufstöhnen zu müssen, biss er sich fest auf die Unterlippe als er sich in seine eigene Hand ergoss. Nach Atem ringend verharrte er ein paar Augenblicke, biss sich seine Gedanken wieder von den Schleiern der Lust geklärt hatten. “Fuck…”, murmelte er kaum hörbar, als ihm bewusst wurde, was er soeben getan hatte. Rasch drehte er das Wasser auf um sämtliche Spuren seines Erlebnisses zu beseitigen. Ein flaues Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit, er fühlt sich plötzlich furchtbar angewidert von sich selbst... Im Nachhinein wusste Nero nicht, wie lange genau er unter dem kalten Wasser gestanden hatte, doch irgendwann begannen seine Zehen taub zu werden. Das flaue Gefühl war immer noch da, als er schließlich aus der Dusche hinausstieg. Er griff sich ein Handtuch aus dem Badezimmerschrank und begann damit, sich abzutrocknen. Verdammt… er stand wirklich auf Dante, schoss es ihm durch den Kopf. Im Grunde war er irgendwie froh darüber, sich dies endlich einzugestehen… aber er war sicher, dass es deswegen noch einige Probleme geben würde. Kapitel 7: ----------- In den nächsten Tagen machte es auf Nero den Eindruck, als ob Dantes Laune immer besser würde. In Folge dessen fühlte er selbst sich auch um einiges besser, auch wenn er sich fragte, woher dieser plötzliche Gemütswandel des Dämonenjägers herrühren mochte… An diesem Morgen war Dante sogar schon wach, als Nero in die Küche tappte. “Guten Morgen!”, schallte es ihm entgegen. Für einen Moment blieb der Jüngere verwirrt im Türrahmen stehen. “Konntest du nicht… geschlafen?” Dante grinste. “Doch, sehr gut sogar.” “Und… warum bist du dann wach?” Kritisch warf Nero einen Blick auf die Küchenuhr. 8:18. Es war vollkommen unmöglich, dass Dante gerade putzmunter hier in der Küche stand und obendrein auch noch Frühstück machte. Als Antwort bekam er lediglich ein Schulterzucken. “Keine Ahnung. Ich bin halt aufgewacht.” Nero verkniff sich jede weitere Frage und beschloss, dass Unfassbare einfach zu akzeptieren. “Kaffee?” “Hier.” “…” “Hm?” Dante sah ihn fragend an. “Du hast dir sogar gemerkt wie man Kaffee macht! Ich fasse es nicht…” “Ähm… ja… allerdings fürchte ich, dass der hier ein wenig stark geworden ist…” Dante hatte Recht, der Kaffee schmeckte beschissen, aber das war vollkommen egal. “Ach, was…”, murmelte Nero, ein Husten unterdrückend, nachdem er den ersten Schluck des tiefschwarzen Gesöffs heruntergebracht hatte. “Ich habe auch noch Sandwichs gemacht… und Pfannkuchen gibt’s auch noch, aber das ist alles für nachher.”, erklärte Dante, während er etwas anmischte, was vermutlich der Pfannkuchenteig werden sollte. “Nachher? Wieso nachher? Müssen wir heute weit weg?”, fragte Nero, während er den Kaffee so unauffällig wie es ging hinter seinem Rücken in die Spüle kippte. Der Ältere schüttelte den Kopf. “Nein, heute haben wir nichts zu tun… aber… ich dachte, wie könnten ein Picknick machen.”, murmelte Dante über seine Schulter. “Äh?” “Lady kommt auch, hat sie gesagt.” “Na dann… okay…” Verwirrt verließ Nero die Küche und ließ sich auf die Couch fallen. Was war denn heute los? Kopfschüttelnd schaltete er den Fernseher an und ließ sich vom Frühstücksfernsehen berieseln. Noch ein wenig dösig, nahm er zwar wahr, dass nach einiger Zeit ein seltsamer Geruch aus der Küche strömte, konnte diesen aber zunächst gar nicht einordnen… dann wurde ihm schlagartig bewusst, dass es irgendwie verbrannt roch… “Ähm, Dante? Alles okay?” “Ja, ja, alles unter Kontrolle…”, drang es gedämpft durch die Küchentür. Ein Husten folgte. Nichtsdestotrotz beschloss Nero, lieber mal nachzuschauen… Schwarzer Qualm kam ihm entgegen, als er die Tür öffnete. Instinktiv wich er einen Schritt zurück, was auch ganz gut war, denn schon kam Dante aus dem Raum gestürzt. “Wasser!” “Wasser?!” Dante sah sich einen Augenblick lang um, schlug sich dann an die Stirn und verschwand wieder in der Küche, da er sich wohl an den dort vorhandenen Wasserhahn erinnert hatte. Der Qualm hatte sich ein wenig gelüftet und nun konnte Nero auch dessen Ursprung ausmachen: Der Herd brannte lichterloh! Dante hatte indessen einen Eimer unter den Wasserhahn gestellt und beeilte sich, diesen zu befüllen. “Dante…!” “Ruhig Blut, Kid.” Dante selbst schien aber alles andere als ruhig zu sein. Hastig entleerte er den Eimer über dem lodernden Feuer. Natürlich war diese geringe Menge an Wasser alles andere als ausreichend. Nero erinnerte sich schwach an einen Feuerlöscher auf dem Flur und rannte die Treppe hoch, so schnell er konnte. Tatsächlich hing in der Ecke hinter der Tür ein kleiner, roter Feuerlöscher. Er riss ihn aus der Halterung und machte, dass er wieder hinunter kam. Dante stand mittlerweile hustend vor der Küche und schien den Posten aufgegeben zu haben. Nach ein paar Versuchen gelang es Nero den Feuerlöscher zu entsichern. Zu seiner großen Erleichterung funktionierte das alte Ding sogar noch und nach gut drei Minuten war das Feuer aus. Mit einem Ächzen ließ er sich auf den Boden fallen. “Hm.” Dante trat neben ihn und beäugte die Zerstörung in der kleinen Küche, die nun nicht mehr zu gebrauchen sein würde. Er ging zu dem angekokelten Kühlschrank hinüber und prüfte vorsichtig, ob der Türgriff heiß war um ihn dann zu öffnen. Als Nero sah, was er dort hervorholte, konnte er nicht anders als laut aufzustöhnen. “Hm?” Mit dem Pizzakarton in der Hand, setzte sich Dante im Schneidersitz neben ihn auf den Boden. Nero konnte nur noch den Kopf schütteln. Als der Ältere dann den Karton öffnete und ihm ein Stück Pizza hinhielt nahm er es wortlos entgegen. Er spürte, wie sich in ihm etwas zusammenbraute… “Sorry.” Dante sah wirklich arg bedröppelt aus, als er zu ihm herüberblickte, aber er konnte nicht anders und brach in lautes Lachen aus. “Dante… du bist doch bescheuert!” Bevor er wusste, was er tat, fiel er ihm um den Hals und drückte ihn lachend an sich. Die ganze Situation war einfach zu blöd… Dante hatte tatsächlich die Küche abgefackelt! “Du darfst… nie wieder… kochen!”, brachte er mühevoll hervor und ließ den Älteren dann wieder los. In dessen Gesicht hatte sich ein dezentes Rot breit gemacht. “Ich wollte doch nur…”, murmelte dieser leise, musste dann aber auch lachen. “Sorry, wirklich… Nero.” Der Jüngere sah ihn an, wie er da so saß, ein wenig zersaust, mit Ruß im Gesicht und einem breiten Grinsen auf den Lippen. Und er hatte seinen Namen gesagt, nicht etwa Kid, sondern Nero hatte er ihn genannt… er liebte es, wenn Dante dies tat. In diesem Moment hätte er ihn wahrhaftig am liebsten einfach geküsst. Stattdessen blieb ihm aber nichts anderes übrig, als seinen Blick schließlich wieder abzuwenden. Hastig biss er in das Stück Pizza, bevor er weiter über so etwas bescheuertes wie einen Kuss nachdenken konnte. So kam es, dass sie schweigend vor der zerstörten Küche saßen und kalte Pizza aßen, als Lady eintraf. ~ Lady schlug die Hand an die Stirn. “Du bist echt unglaublich… bescheuert!” “Danke.” “Ernsthaft, Dante, was kannst du eigentlich? Du kannst verdammt froh sein, dass Nero überhaupt noch bei dir wohnt!” Bei diesen Worten wurde Nero hellhörig. Er hatte sich bewusst in die Küche verzogen und ans Aufräumen gemacht, nachdem Lady aufgetaucht war, da er geahnt hatte, dass sie die Chance Dante zur Sau zu machen wohl kaum auslassen würde. Er hatte ja so recht gehabt… “Stimmt,”, kam es von dem Dämonenjäger, “, darüber bin ich auch ziemlich froh.” Neros Herz hüpfte ein wenig bei diesen Worten. “Hoffentlich… also gut, wie wäre es, wenn wir jetzt erst einmal was essen gehen? Ich wusste, es war ein Fehler mich darauf zu verlassen, dass du dich ums Essen kümmerst.” Lady steckte den Kopf durch die Küchentür und bedachte Nero mit einem mitleidigen Blick. “Komm Nero, ich lad dich ein!” Nero ließ die Kehrschaufel liegen, die er gerade in der Hand gehalten hatte und folgte ihr brav. Im Gegensatz zu Dante hatte er ziemlich schnell rausgehabt, dass man sich mit dieser Lady besser nicht anlegte… “Klar, danke.” Lady nickte ihm zufrieden zu. “Vielleicht sollte ich dich doch noch adoptieren und dich vor diesem furchtbaren, ungehobelten Kerl retten, hm?”, grinste sie und verließ als erste den Laden. Nero und Dante warfen sich hinter ihrem Rücken einen vielsagenden Blick zu. Für nichts in der Welt würde er jemals diesen furchtbaren, ungehobelten Kerl verlassen, das wusste der Jüngere. ~ Puh. Gut, dich hier zu haben… geh nicht fort, okay? Kapitel 8: ----------- Dante knüllte das Stück Pergament zusammen und warf es achtlos über seine Schulter. “Der Typ geht mir langsam gehörig auf die Nerven…”, brummte er und rammte Rebellion in den morschen Holzboden. Immer noch folgte ein rätselhafter Beschwörungszirkel auf den nächsten, immer noch tauchten eben so viele an Dante gerichtete Drohungen auf, aber bisher war nichts passiert, was darauf zurückschießen ließ, dass der Dämonenjäger ernsthaft in Gefahr war… die Kreaturen, die sie bisher angegriffen hatten waren des Aufhebens kaum wert gewesen. “Ich raff’s nicht.”, seufzte Dante. Er stützte sich auf seinem Schwert ab und ließ seinen Blick prüfend durch die verfallene Waldhütte streifen, in welcher der letzte Beschwörungszirkel aufgetaucht war. Nero zuckte mit den Schultern und versuchte Spritzer grünlichen Dämonenblutes von seinem Mantel abzuwischen, was allerdings ziemlich aussichtslos war. “Scheint so, als wäre jemand ziemlich unentschlossen… oder aber großzügig in seinen Vorbereitungen.” Dante blickte kopfschüttelnd zu ihm herüber. “Das macht doch keinen Sinn. Warum dann diese Warnungen?” “Hang zur Dramatik.” “Du spinnst doch, Kid… lass uns nach Hause gehen.” Nero gab das Rumgewische mit einem Seufzen auf, schulterte Red Queen und folgte dem Älteren Dämonenjäger. Es dämmerte bereits und ein leichter Nieselregen hatte zu fallen begonnen. Nero blickte prüfend durch das Blätterdach hinauf zum Himmel und Dante sprach seine Gedanken aus: „Das könnte ein Unwetter werden, wir sollten uns beeilen.“ Sie hatten den Wagen selbstverständlich außerhalb des Waldes parken müssen und bis dahin war es eine ganz ordentliche Strecke. „Tja, ich hab dir geraten das Verdeck zuzumachen.“, meinte Nero leichthin und bekam nur ein ärgerliches Brummen als Antwort. Einige Minuten stummen Fußmarsches später, begann es tatsächlich wie aus Eimern zu schütten. „Wundervoll.“, murmelte Nero und kickte missmutig einen Ast vor seinen Füßen weg, als Dante plötzlich vor ihn trat. Er legte die Hände auf die Schultern des Jüngeren und bedachte ihn mit einem langen Blick. Überrascht blickte Nero in die hellen Augen unmittelbar vor ihm. Ein sachtes Lächeln lag auf Dantes Lippen, als er sich leicht vorbeugte, ganz so als wolle er- „Werd gefälligst nicht krank.“ Mit diesen Worten zog er Nero dessen rote Kapuze über den Kopf. „N... nein...“, gab dieser nur unsicher zurück, von dieser Aktion vollkommen aus der Bahn geworfen. Dieser Blick... verdammt. Er spürte, wie seine Wangen heiß wurden und senkte rasch den Kopf um die Schlammspritzer auf seinen Stiefeln zu begutachten. „Kommst du?“, rief Dante, der bereits einige Meter weiter gegangen war. Nero sparte sich eine Antwort und schloss schweigend zu ihm auf. Weiterhin ohne eine Wort miteinander zu sprechen, setzten die beiden Männer ihren Weg durch den Wald fort. Das Unwetter war mittlerweile zu einem regelrechten Sturm herangewachsen und der Regen peitschte unbarmherzig durch das Blätterdickicht hindurch. Nach wenigen Minuten waren beide bi auf die Knochen durchnässt und Neros Mantel, mit Wasser vollgesogen, erleichterte ihm den Marsch über den matschigen Untergrund nicht gerade. Dante, der ihm immer einige Schritte vorraus war, drehte sich plötzlich zu ihm um. „Es hat keinen Zweck; da vorne ist sowas wie ein Unterschlupf, lass uns dort abwarten bis das Gröbste vorbei ist.“ Er deutete auf einen Punkt links vor ihnen und als Nero dem Fingerzeig mit seinem Blick folgte entdeckte er in einiger Entfernung eine Art Schutzhütte. „Okay.“, gab er knapp zurück und die beiden stapften hinüber zu der Holzhütte, welche in einem erbärmlichen Zustand war. Die Schutzhütte war mehr ein Unterstand als eine wirkliche Hütte, da sie nur drei Wände besaß, von denen eine zudem ein großes Loch aufzuweisen hatte, aber immerhin schien das Dach dicht zu sein. „Hmm. Trocken.“, brummte auch Dante feststellend, nachdem er unter das Dach getreten war. Kurzerhand riss er ein paar Bretter aus der ohnehin schon angeschlagenen Wand und schichtete diese zu einer Feuerstelle auf. „Hey, jetzt wäre dein Spielzeug mal von Nutzen.“, meinte er mit Seitenblick zu Nero. „Spielzeug, ja?“ Er ließ den Motor der Red Queen aufjaulen, bis Flammen über die lange Klinge züngelten und entzündete damit den Bretterhaufen, sodass bald ein gemütliches kleines Feuer unter dem Hüttendach prasselte. „Bist ja doch ganz nützlich.“, grinste Dante und zog sich den roten Mantel von den Schultern. Behelfsmäßig rammte er einen Stock in den Boden nahe des Feuers und hängte ihn daran auf. „Du solltest auch versuchen, deine Sachen zu trocknen. Ich glaube, das kann noch was dauern...“, meinte er mit einem Blick auf den düsteren Himmel zwischen den Baumwipfeln. Nero nickte mit einem tiefen Seufzer und entledigte sich ebenfalls seines Mantels sowie seines Kapuzenoberteils, das mittlerweile auch Wasser gezogen hatte. Um nicht auszukühlen hockte er sich näher ans Feuer rieb sich fröstelnd über die baren Oberarme. Er wollte gerade missmutig eine Bemerkung über das Wetter machen, als er vor Schreck fast das Gleichgewicht verlor, denn zwei Arme legten sich plötzlich von hinten um ihn. „Werd nicht krank.“, wiederholte Dante leise, seine Lippen nah an seinem linkem Ohr. Neros Herz schlug ihm bis zum Hals als der Ältere ihm mit einem Mal so nahe war. Was zur Hölle dachte Dante sich bloß dabei?! Aber was auch immer es sein mochte, Nero konnte nicht behaupten, dass ihn diese neue Situation sonderlich störte, ganz im Gegenteil. Der Ältere hatte die Arme um ihn gelegt und schmiegte sich mit seinem Oberkörper an seinen Rücken. Dantes Kopf ruhte auf Neros Schulter und dessen Bartstoppeln kitzelten leicht an seinem Hals, was ihn zu einer etwas unbeholfenen Bewegung zwang. „Hmm?“, kam es gedämpft von dem Dämonenjäger. „Schon... okay...“, murmelte Nero leise, der nicht wusste, wie er reagieren sollte. „Ist dir das zu nah?“ Nero schluckte. „Nein.“ „Gut.“ Dante verfiel wieder in beharrliches Schweigen und hielt ihn weiterhin in dieser seltsamen Umarmung. Nicht, dass es Nero irgendwie missfallen hätte... aber es machte ihn unheimlich nervös. Sein Blick wanderte zu den knisternden Flammen des Lagerfeuers, während er die Wärme des anderen an seinem Körper spürte und seine Gedanken langsam fortschweifen liess. Er mochte Dante wirklich verdammt gerne... viel zu gerne. Wohin mochte ihn das ganze noch führen...? „Kalt?“ Die rauhe Stimme des Älteren riss ihn aus seinen Gedanken. Sanft strich Dante mit seinen behandschuhten Fingern über Neros linken Arm, auf welchem sich Gänsehaut gebildet hatte. Nero schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf; die Schuld an der Gänsehaut trug eher Dante selbst. „Hmm.“, kam als unbestimmte Antwort zurück, aber kurz darauf spürte der Jüngere warme Lippen an seinem Hals. Es war nichtmal ein Kuss, im Grunde nicht mehr als eine sachte Berührung... und dennoch ließ sie Neros Herz für einen Augenblick lang stillstehen. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen – irgendetwas musste er doch sagen! - aber ihm fielen keine Worte ein, die in irgendeiner Weise passend gewesen wären. Stattdessen biss er sich fest auf die Lippe und versuchte, all die Emotionen die ihn in diesem Augenblick überfluteten hinunterzuschlucken. Er wusste im Nachhinein nicht wie lange sie in dieser Position verharrt hatten, doch irgendwann löste Dante die Umarmung und stand auf. „Es hat aufgehört zu regnen.“ Nero hob den Blick und stellte fest, dass dem tatsächlich so war. Er hatte das seltsame Gefühl, aus einem langen Traum erwacht zu sein, als er sich aufrappelte und seine Glieder streckte, peinlich darauf bedacht, Dante nicht anzusehen. Das alles war einfach zu... verwirrend. „Schnell, bevor es richtig dunkel wird.“ Dantes Stimme klang nüchtern. Er griff sich seinen Mantel und trat die letzten Überreste des Feuers aus, welches mittlerweile fast heruntergebrannt war. Nero schnappte sich ebenfalls seine Klamotten, die tatsächlich ein wenig getrocknet waren und hüllte sich darin ein. Er wollte gerade aus der Hütte heraus treten, als Dante sich plötzlich vor ihn stellte. „Hey.“ Langsam hob Nero den Kopf. Der Ältere bedachte ihn mit einem langen, unbestimmten Blick. „Komisch, hmm?“, fragte er und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Komisch... das traf es ziemlich gut. „Ja.“, gab Nero schulterzuckend zurück, er hatte keine Ahnung, was Dante jetzt von ihm erwartete. Doch anstatt irgendetwas zu sagen, legte dieser einen Finger unter Neros Kinn und hob es leicht an. Gleichzeitig beugte er sich ein winziges Stückchen vor und legte seine Lippen sanft auf die des Jüngeren. Der Kuss dauerte nur einen kurzen Moment an, dann machte Dante einen Schritt zurück und warf ihm einen fragenden Blick zu. „Besser?“ Vollkommen überfordet mit der Situation rang Nero sich ein Nicken ab. Besser? Das war... unglaublich! Dante grinste ihn an, wuschelte kurz durch sein weißes Haar und wandte sich dann ab. „Los, wir haben noch ein gutes Stück vor uns, Kid!“ ~ Ob du's glaubst oder nicht... jetzt geht’s mir auch besser. Viel besser. Ach, Kleiner... Kapitel 9: ----------- (Hallo ^-^Kleiner Kommentar meinerseits: Tut mir leid, dass es immer so lange dauert... und dass dieses Kapitel die Story nicht wirklich vorantreibt... aber ich wollte auch nicht sofort eine Sexszene oder dergleichen schreiben ^^; Vielen Dank an alle Leser, ich hoffe ihr bleibt mir treu!) Den ganzen Weg über wechselten die beiden kein Wort miteinander.. Ab und zu, wenn Nero Dante einen Blick zuwarf, glaubte er ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen des Dämonenjägers wahrzunehmen. Nach einem scheinbar endlos langen Fußmarsch lichtete sich endlich der Wald und Nero blinzelte geblendet den Sonnenstrahlen entgegen, die vereinzelt den trüben Himmel durchbrachen. In der Luft hing der erdige Geruch nach Regen. Nero hatte das Gefühl gleich zu platzen. Er wollte darüber reden, er musste darüber reden! Den ganzen Weg lang hatte er darüber nachgedacht, wie er das Gespräch am besten eröffnen könnte, aber ihm war rein garnichts eingefallen, dass irgendwie angemessen klang. Ihm blieb immerhin noch zu hoffen, dass Dante anfangen würde zu reden... aber das war nicht gerade dessen Stil. Also... Mit einem Seufzen drehte er sich zu dem Älteren um, der gerade unter leisem Fluchen versuchte Matsch von seinen Lederstiefeln zu wischen. Nero hatte gerade den Mund geöffnet um seinen Gefühlen Luft zu machen, doch in diesem Augenblick sah Dante zu ihm auf und – grinste. Ein freches, breites Grinsen, das Nero vollkommen aus dem Konzept brachte. „Was?“, fragte er eine Spur schärfer als beabsichtigt und verschränkte die Arme vor der Brust. Dante richtete sich auf und machte einen Schritt auf ihn zu, immer noch mit demselben Grinsen auf den Lippen. „Du bist verwirrt, Kleiner.“ „N... ja... also...“ „Fragst dich, was das sollte, hm?“ Nero spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg und verfluchte sich dafür. Er ließ die Arme sinken. „Ja.“ Dante lachte leise. „Du machst ein Gesicht, als wärst du auf dem Weg zur Schlachtbank.“ Der Ältere trat auf ihn zu und zog ihn an sich, bevor Nero protestieren konnte. Nicht, dass er das vorgehabt hätte. „Ich sag dir, was das alles sollte.“ Anstatt fortzufahren, beugte Dante sich vor und drückte Nero einen Kuss auf die Stirn, die Hände um dessen Nacken gelegt. „Ich mag dich mehr als ich sollte, Kleiner.“ Nero schluckte. Seine Wangen glühten und er brauchte einige Augenblicke um diese Information zu verarbeiten, bevor er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Er wollte etwas erwidern, Dante sagen, dass er ihn auch sehr gern hatte, aber das war leichter gedacht als umgesetzt. Glücklicherweise brach Dante das Schweigen wieder: „Du musst dazu nichts sagen. Lass uns jetzt nach Hause fahren; ich hätte wirklich nichts gegen eine heiße Dusche und was zu essen.“ Nero nickte und folgte dem Älteren zu dessen Auto, mit einem seltsamen Gefühl in der Brust. Es war kein schlechtes Gefühl, aber er konnte es noch nicht wirklich einordnen. Er ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder und wartete darauf, dass Dante den Motor anließ, aber dieser schien auf etwas zu warten. „Hm?“ Er warf ihm einen fragenden Blick zu, doch der Halbdämon hatte den Blick auf den Autoschlüssel gerichtet, den er in seiner rechten Hand hielt und zwischen seinen Fingern hin- und herwandern ließ. „Du musst nichts sagen, aber...“ Unvermittelt traf Dantes Blick auf den seinen. „... darf ich dich noch mal küssen?“ Unbewusst wunderte sich Nero über die Unsicherheit, die in diesen Worten mitschwang und nickte gleichzeitig einmal kurz. Er hatte das Gefühl, dass sein Herz kurz davor war zu zerspringen, als Dante sich zu ihm hinüberbeugte. Eine große, warme Hand legte sich erst auf seine Schulter und wanderte dann zu seinem Nacken, wo sie sanft an seinem Haaransatz entlangstrich. Nero schloss die Augen, bevor er die rauen Lippen des anderen auf den seinen spürte. Noch während er sich fragte, ob ein Kuss zwischen zwei Männern wohl genauso sein könnte wie einer zwischen Mann und Frau, drückte Dantes Zunge sachte gegen seine Lippen, sodass er sie öffnete und ihm Einlass gewährte. Der Kuss fühlte sich unglaublich an... Ohne dass er es zunächst bemerkte, legte sich Neros rechte Hand and die Wange des anderen. Erst als Finger über dem Handrücken spürte, wurde ihm bewusst, dass er Dante mit seinem dämonischen Arm berührt hatte. Sofort wollte er selbige zurückziehen, doch seine Finger wurden festgehalten. Verlegen löste er den Kuss und sah auf. „Du hast doch garkeinen Grund dafür... oder?“, fragte der Ältere mit einem Lächeln auf den Lippen und fing seinen Blick auf. „Bei dir vielleicht nicht, aber...“, setzte Nero an und verstummte dann. „Aber?“ 'Bei Kyrie und allen anderen.', hatte er sagen wollen, aber in diesem Augenblick war ihm endgültig bewusst geworden, dass Kyrie der Vergangenheit angehörte. „Nichts.“, beeilte Nero sich zu sagen und strich sich durchs Haar; eine typische Geste, wenn er nervös oder angespannt war. In der letzten Stunde hatte sich plötzlich alles um 180° gedreht und er konnte überhaupt nicht abschätzen, wo genau er sich nun befand. „Wirklich?“, hakte Dante nach und bedachte ihn mit einem fragenden Blick. Nero schüttelte den Kopf. Wie konnte er in einem solchen Augenblick überhaupt einen einzigen Gedanken an Kyrie verschwenden... „Okay. Aber wenn irgendetwas nicht stimmt... sag's mir.“ Der Ältere musterte ihn noch einen Moment lang, dann wandte er sich dem Lenkrad zu und ließ das Auto an. Nero war seltsam erleichtert, als sie endlich losfuhren. Er lehnte sich aus dem Seitenfenster und ließ sich das Haar vom Fahrtwind zersausen, der gleichzeitig seine heißen Wangen kühlte. Wie sollte es jetzt weitergehen... zwischen ihnen? Und wie konnte es überhaupt sein, dass Dante sich für ihn interessierte? Seit wann interessierte der Dämonenjäger sich für Männer? Nero hatte zahlreiche seiner Frauengeschichten mitbekommen und konnte nicht umhin sich zu fragen, was wohl dahinterstecken mochte. Allerdings hätte er sich selbst bis vor einiger Zeit wohl auch als durchweg hetero bezeichnet... Plötzlich spürte er eine Hand auf seinem Rücken. Langsam drehte er sich ein Stück. Dante warf ihm einen Lächeln zu, bevor er sich wieder der Straß zuwandte. „Zerbrich dir nicht den Kopf über Dinge, die unergründlich sind, Nero.“ Der Jüngere fühlte sich ertappt und nickte langsam. „Jah... vielleicht.“ Vielleicht hatte Dante ja Recht und das, was ihn so verwirrte war wirklich unergründlich. Vielleicht sollte er die neuen Umstände fürs nächste einfach hinnehmen. Er lehnte sich wieder in seinem Sitz zurück und versuchte, sich ein wenig zu entspannen. Ja, vielleicht wäre es das Beste, das ganze einfach hinzunehmen... und zu genießen. ~ Wenn du wüsstest, wie nervös ich bin... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)