Von verliebten Vampiren und anderen Komplikationen von abgemeldet ================================================================================ Little Angel on my shoulder --------------------------- Jussi lehnte sich wehmütig seufzend auf seinem Stuhl zurück. Er beobachtete die Person hinter dem dicken Glas. Er saß im Studio, in dem ‚Angel on my shoulder’ gerade aufgenommen wurde. Die schmale Gestalt, die sich geschmeidig hinter dem Aufnahmemikrofon bewegte ließ ihn bereits beim Anblick erschaudern. Sie war zwar nur Backgroundstimme, doch für Jussi klang sie unendlich schöner als Jyrkis. Er war etwas eifersüchtig auf diesen, da er das Privileg hatte, während der Aufnahme neben ihm zu stehen und mit ihm zu lachen, wenn Patzer passierten. Er seufzte noch einmal tief und nippte an seinem Bier. Hoffentlich waren sie bald fertig, dann konnte er vielleicht auch mal ein Wort mit ihm wechseln… Das einzige was sie miteinander gesprochen hatten, waren bisher nur wenige Dinge wie der Name oder ein Hallo. Bei den Besprechungen hatte Jussi einfach nichts mitreden können. Er hätte sich am Anfang auch gar nicht getraut, mit ihm zu reden. Ville Valo. Diese Worte hallten dröhnend in seinem Kopf wider. Selbst der Name war melodisch. Ihm fiel ein, dass er ihm nicht einmal die Hand geschüttelt hatte. Klar, wahrscheinlich hatte er sich nicht getraut, diesen seltsamen Typen anzufassen. Wäre vielleicht was kaputtgegangen, so schusselig, wie Jussi war… Er erwachte aus seinem tranceähnlichen Zustand und sah wieder durch die Scheibe. Dieser seltsame, sonderbare, Ville Valo hatte es ihm ganz furchtbar angetan. Was Jussi jedoch Sorgen bereitete, war dass er so dürr war. Weswegen er ihn auch nicht anfassen konnte oder wollte. Er dachte wirklich es könnte irgendwas zerbrechen. Er fragte sich wie viel er wohl wog… Sicherlich nicht mehr als 60Kilo. Jedenfalls verbrachte er die nächste Zeit damit, ihn anzustarren bis sie fertig waren und aus dem Tonstudio herauskamen. „Hey~ Erde an Juju!“, rief Jyrki und wedelte mit seiner Hand vor Jussis Gesicht herum. „Hmmm?“, dieser sah träge auf, seine Reaktionen waren auch schon mal besser. Er sah Ville hinter Jyrki belustigt grinsen. „Hey! JA klar, was ist los? Ich bin da!“, sagte er zu Jyrki und setzte sich gerade auf. „Haha, na los komm, wir sind fertig, willst du noch mitkommen?“ „Mit, wohin?“ „Wir gehen jetzt erst mal einen Trinken. Morgen holen wir dann noch die anderen dazu und feiern. Aber da du extra heute Abend noch auf uns gewartet hast, kommst du selbstverständlich auch schon jetzt mit Kleiner! Pech für die andern“, grinste Jyrki und klopfte ihm im Vorbeigehen auf den Rücken. Er grummelte und ging seine Jacke holen. Jyrki sollte ihn nicht immer wie ein Kind behandeln, er war schon selber groß! Vor allem nicht in Gegenwart von einer so seriösen Person, wie dem seltsamen, sonderbaren Ville Valo. Draußen war es verdammt kalt, da gerade Winter war. Sie gingen zügig zu Jyrkis Wagen, um schnell wieder ins Warme zu kommen. Doch Jussi wusste nicht wo er einsteigen sollte. Normalerweise saß er immer auf dem Beifahrersitz, doch jetzt war da der Ville Valo und brachte ihn voll aus dem Konzept. „Ääh… w-wo willst du sitzen?“, er sah ihn verzweifelt an. „Mir egal, du kannst dich vorsetzen wenn du willst…“ „Aber willst du nicht lieber…?“ „HERRJE! Hockt euch beide hinter, dann ist das Problem gelöst!“, rief Jyrki, der bereits angenervt war, weil sie die Tür so lange offen stehen ließen. Und wiiiie?! Er, Jussi, sollte sich jetzt mit dem Ville Valo eine Sitzbank teilen? War er dazu berechtigt? Konnte er es wagen? „Ääh… wo willst-“ Ville rollte mit den Augen, machte die Autotür auf und schob Jussi mit leichter Gewalt rein. „Jetzt mach dir mal keinen Kopf. Ich werd schon nicht dran sterben, wenn ich auf der falschen Seite sitze“, er grinste ihn an. Jussi war ja echt ein seltsamer Kerl. Er war viel zu höflich! Ville überlegte sich, ihn etwas aus der Reserve zu locken. Seit Wochen arbeitete er mit den 69 Eyes zusammen an ihrem Bandprojekt und nicht einmal hatte Jussi es gewagt offen mit ihm zu reden. Das fand er schon wirklich sehr strange. „Tut mir leid!“, murmelte Jussi, verkrümelte sich in sein hinterstes Sitzeck und schnallte sich an. Wieso nur, war er so doof?! Jetzt dachte Ville sicherlich, dass er irgendwelche geistigen Schäden hatte. Hatte er aber nicht! Er ärgerte sich über seine Blödheit und sagte keinen Ton, bis der Wagen hielt und sie in eine Bar gingen. Als Ville seine Jacke auszog, haftete Jussis Blick sofortig wieder an dessen anbetungswürdigem Körper. Er seufzte und folgte den beiden in eine kuschelige Ecke, Jyrki bestellte. „Und? Wie fandest du’s als Außenstehender?“, fragte Ville Jussi ohne Vorwarnung. „Sexy…“, murmelte er total in Gedanken versunken. Er hatte die Frage gar nicht gehört, hatte Ville dabei völlig eindeutig angesehen. „…Sexy? Auch gut…“, meinte dieser etwas verwirrt und rutschte auf seiner Sitzbank hin und her. Jyrki trat Jussi unterm Tisch mit dem Fuß leicht gegen das Schienbein, und sah ihn fragend an. Was war denn mit Jussi los?! Dieser blickte auf, zu Jyrki und legte den Kopf schief. Zum Glück kam da ihre Bestellung, sonst wäre es ziemlich still am Tisch geworden. Jussi hasste solche peinlichen Stillen. Besonders, wenn sie von ihm ausgelöst wurden! „Auf die neue Single!“, sie hoben ihre Gläser und schon begann das Besäufnis. Es war beinahe wie ein Brauch, dass Finnen nicht bei einem einzigen Bier blieben. Von Bier und anderen bösen Geistern ----------------------------------- „Jussi, wasstarrsu ihn so an?“, fragte Jyrki, der bereits gerötete Wangen hatte. „Darf ich nicht?“, fragte Jussi zurück, „Darf ich nicht?“, fragte er dann noch mal Ville, zu dem er sich weiter als beabsichtigt rüberbeugte. „Was fragsdu mich. Er is doch ei… eifersüchtig“ „Ich binnit eifersüchtig!!!“, meckerte Jyrki und schmollte. „Doooch~“, Ville machte Jyrkis Frisur kaputt und lachte. Jussi fand das so umwerfend! Dass Ville auch mal nicht so ernst dreinschaute. Das war so süß! „Ville?“, fragte Jussi, „Was machsu heute Abend noch?“ „Sollas ne Einladung sein?“, Ville lehnte sich über die Ecke vom Tisch zu ihm rüber und sah ihn mit seinen großen, grünen Augen an. Jussi wurde noch roter, als er es ohnehin schon war und ihm wurde ganz anders. Was hatte er da nur gefragt? Böser Alkohol! „Ähh…“ „Ich weiß nicht… Vielleicht geh ich noch durchie Straßen un überfale..lle ein paar Leute, um ihr Blut zu trinken“ „Meine Aufgabe!!!“, rief Jyrki dazwischen und verschränkte die Arme. Ville sah diesen schräg an und lehnte sich dann zurück. „Na wenn dasso ist, bleibt mir nix anderes übrich, alssu dir zu gehen… Ich werde dich dann vor Jyrkivamp beschützen. Und wenn er dann weg ist… falle ich selbst über dich her“ Dies sagte Ville so liebreizend und selbstverständlich, dass Jussi die Worte fehlten. Was sollte man auf so was auch antworten? Er wollte ihn über… über…fallen??? Jussi hielt sich schon mal die Nase zu, damit kein Blut rausspritzte, bei diesen schmutzigen Gedanken, die ihm prompt kamen. Nach wenigen weiteren Getränken verließen sie die Bar und bestellten sich ein Taxi. In diesem Zustand konnte noch nicht einmal der übernatürliche Jyrki fahren. Als dieser schon abgesetzt war, waren nur noch Ville und Jussi im Taxi. Ganz alleine, hinten auf der Rückbank. Jussis Herz klopfte wie blöde laut in seinen Ohren, er konnte nicht leugnen, dass er voll auf seinen Sitznachbarn abfuhr. Er wagte einen Blick rüber und lief rot an. Ville war anscheinend eingeschlafen. Eine große Hand drang gerade in Jussis Brustkorb und zerquetschte sein Herz. Das Bild, welches sich ihn darbot, war einfach zu viel. Er bekam Nasenbluten! Dieses süße, schlafende, unschuldige Gesicht brachte ihn nun komplett um den Verstand. Er sagte dem Fahrer, dass sie zuerst zu ihm fahren würden. Er wollte heute Nacht nicht alleine einschlafen! Bei ihm angekommen, stieg er hastig aus, gab dem Taxifahrer zu viel Geld und hob Ville aus dem Auto. „Behalten sie’s!“, rief er dem Fahrer zu und trug Ville an seine Haustür. Umständlich, mit einem schlafenden Ville auf den Armen, kramte er seinen Schlüssel aus der Hosentasche und schloss auf. Vorsichtig legte er ihn auf die Couch und zog sich seine Jacke und den Schal aus und hing sie an den Kleiderständer. Er kam zurück ins Wohnzimmer und kniete sich vor das Sofa, um sich seine schöne Ergatterung näher anzusehen. Er strich die langen, welligen Haare aus dem Gesicht, um dann leicht mit der Fingerspitze über die gerötete Wange zu streichen. Was für weiche Haut der Sänger hatte. Jussi war hin und weg. Er seufzte schwer und neigte sich so nah nach vorne, bis er jede einzelne Wimper erkennen konnte. Schon irgendwie weibisch dieser Ville… Er strich ihm über die schmale Augenbraue und fragte sich ernsthaft, ob er sie gezupft hatte. Ville öffnete die Augen, weil ihn irgendwas geweckt hatte. Er erschreckte sich und zuckte zurück, da da jemand ganz nah vor seinem Gesicht war. Als er erkannte um wen es sich handelte, entspannte er sich und griff sich an die Stelle wo das Herz saß, „Man, erschreck mich doch nicht so!“ „Äh--- Sorry…“, Jussi war knallrot im Gesicht und sah ängstlich zu ihm auf. Hatte Ville mitbekommen, was er getan hatte? Dieser sah sich irritiert um und fragte dann, wo sie waren, „Das ist kein Hotel oder?“ „Nh nh“, Jussi schüttelte den Kopf. Sein Hirn war völlig leergefegt. Ville Valo in einer ihm so vertrauten Gegend, war der Burner! „Deine Wohnung?“ „Jop“ „Wieso nicht meine?“ „Eeh…“, oh Gott. Fragen ab solch einem Schwierigkeitsgrad konnte Jussi im Moment nicht lösen! „Meine? Deine?... Ja weil…- …“, man konnte die Zahnräder geradezu rattern hören. Ville grinste und musste schließlich etwas lachen, „Zuviel Alkohol?“ „Neiiin!!! Da brauchst du gar nichts sagen! Du hast geschlafen wie ein Stein! …Genau DESWEGEN hab ich dich mitgenommen, jawohl. Und aus keinem anderen Grund!“ „Reg dich doch nicht so auf…“ „Ich reg mich nicht auf!!!“ „…“ „…“ „Hnnn…“ „Bier?“ Ville nickte und Jussi brachte ihm und sich welches. Und so besoffen sie sich ein zweites Mal an diesem Abend, bis sie komplett dicht waren. Dabei sahen sie fern und lachten über sämtliche Nachrichtensprecher, die doofe Frisuren hatten oder bestimmt keinen abbekamen. Sie saßen auf dem Sofa und Ville hatte sich leicht an ihn gelehnt. Jussi hoffte, er würde seinen Herzschlag nicht hören. Ihm war unglaublich heiß, wobei er jedoch nicht wusste, ob das wirklich vom Alkohol kam. „Ville…?“, sprach er ihn mit etwas zittriger Stimme an. „Hnnn?“, Ville sah zu ihm auf, mit diesen riesigen Augen, deren schwarze Schminke bereits etwas verschmiert war. Jussi räusperte sich, „Ehm… Darf ich… darf ich mir grad das Hemd ausziehen, mir ist so warm…“ Ville wunderte sich kurz über die rote Farbe, die sein Gegenüber angenommen hatte, nickte dann aber, „Ist doch deine Wohnung… du darfst machen, was du willst…“ Machen… was er wollte…? Engelsgleicher Teufel --------------------- Jussi schüttelte energisch den Kopf, ob seiner obszönen Gedanken. Dann entsinnte er sich, was er eigentlich wollte und streifte sich das Shirt ab, welches er neben der Couch fallen ließ. „Nicht schlecht“ Jussi sah auf und bemerkte Villes schamlosen Blick auf seinem Oberkörper. „Waaas?!“ Ville kicherte, „Na das“, er strich mit dem Zeigefinger über Jussis Bauchmuskeln. Dieser starrte ihn nur an, unfähig etwas zu sagen. Hatte DER Ville Valo ihm gerade ein Kompliment gemacht?! Und ihn dabei auch noch betatscht? „Was ist los, wieso bist du so rot im Gesicht? Das musst du doch andauernd hören…?“ „Glaub mir, ich hatte nicht beabsichtigt rot zu werden…“ Ville grinste. Er begann zu verstehen. „Versteh das nicht falsch!“, rief Jussi erschrocken. Doch da gab es nichts falsch zu verstehen! Er war quasi ein offenes Buch und genau das hasste er so an sich! „Das ist der Alkohol!“ Ville lachte, „Klar, schieb’s auf den Alk!“ Daraufhin begann Jussi mit Schmollen. Ville mochte vielleicht aussehen, wie ein Engel, doch hatte er den Teufel im Leib! „Heeey, schmoll doch nicht…“, nuschelte dieser und zog die Beine an, damit er auf der Couch knien konnte. Er beugte sich vor und sah Jussi aus nächster Nähe an. Er fand dieses Benehmen ja ganz knuffig, aber so schüchtern hätte er ihn niemals eingeschätzt. Nur leider wurde dadurch Villes Sadismus geschürt. Er grinste und nahm sich eine der angefangenen Bierflaschen. Er leerte sie mit unüberhörbaren Schluckgeräuschen in einem Zug, leckte einen Tropfen vom Flaschenhals und umspielte den feuchten Verschluss mit seiner Zunge. Jussi kam einfach nicht umhin, dies mit bereits dunkelroten Wangen mit anzusehen und erntete dafür einen boshaft-lasziven Blick und eine furchtbare Gänsehaut. Noch viel schlimmer war, dass er spürte, wie sein Kreislauf auf Touren kam und sein ganzes Blut abwärts zu pumpen schien. Er nahm Ville die Flasche vom Mund und ersetzte sie prompt mit seinen Lippen. Er konnte sich einfach nicht mehr beherrschen und Ville war schließlich selber schuld. Er hielt Villes dürren Handgelenke fest und schloss zögernd die Augen. Sein Gegenüber schmeckte süßlich, etwas nach Bier und Zigarettenrauch. Das ging so schnell, dass sich Ville nicht einmal wehren konnte. Er war einfach nur erstarrt und unfähig irgendetwas zu unternehmen. Als Jussi keine Reaktion bekam löste er sich und sah ihn unsicher an. „…Ville? …E-ehm… tut mir leid…! Ich wollte das n-“ Klar wollte er’s. Er unterbrach sich selbst und sah den Sänger fragend an. „… Eh… das… braucht dir nicht leid zu tun…“, meinte Ville zögernd nach dieser peinlichen Stille, „Ist schon ok… Ich mein… ich bin’s nicht so gewöhnt… oder versteh ich da was falsch…?“ Schon wieder so eine Frage, ab deren Schwierigkeitsgrad Jussis Gehirn Dicht machte! Er wurde nur rot und räusperte sich. „Bist du irgendwie schwul?“ „Waaas?“ „Ob du schwul bist“ Jussi starrte ihn ungläubig an. „Hääää?? Ich bin doch nicht schwul!!!“ Ville lachte und fuhr sich durch die Haare. „Das war also nur ein Ausrutscher?“ Wieso sah Ville so erleichtert aus? Jussi dachte kurz nach und nickte dann seufzend. „Ja denke schon… Wir haben zu viel getrunken“ „Was ist denn los mit dir, du warst doch sonst nie so ernst?“ Jussi zuckte mit den Schultern. „Weißt du was? Soll ich dich nach Hause bringen?“ Ville legte den Kopf schief, „Hm?“ „Na du willst ja wohl kaum hier pennen, wenn ich so betrunken bin. Will doch niemand, dass ich womöglich noch über dich herfalle“ Ville lachte müde, „Das packst du schon“, er winkte ab, „und wenn nicht, bekommst du was aufs Maul, ok?“ „…Ok…“, grinste er nach kurzem zögern. „Und was sollen wir jetzt noch machen?“ Oh nein! Schwere Fragen! Donuts mit Spongebob -------------------- „Ääähm… wir können… uns noch irgendwas zu essen machen…“ … „Essen.“ „Ja keine Ahnung!!! Mir ist nur grad aufgefallen, dass ich noch gar nichts gegessen habe und du auch nicht“ „Du hast dir heute Vormittag ein Nudeltütchen beim Chinesen geholt“ „Oh… stimmt… ich hab trotzdem Hunger jetzt!“ Ville lachte und schüttelte den Kopf. „Ich will aber nichts, danke“ „Wieso nicht? Du hast doch heute gar nichts gegessen…?“ „Keinen Hunger“ Jussi zog die Augenbrauen zusammen, hakte aber nicht weiter nach. Ville hatte er jetzt schon seit Ewigkeiten nichts mehr essen sehen, und wenn, dann nur irgend so nen Vegetarierscheiß. Er stand auf und ging in die Küche, um nach etwas Essbarem zu suchen. Bald war irgendwo hinter dem Toaster noch eine Packung Donuts gefunden, die er dann zurück ins Wohnzimmer nahm. „Hab nichts anderes“, antwortete er auf Villes skeptischen Blick hin und setzte sich. Die Schachtel war innerhalb einer halben Stunde Spongebob Wiederholung im Fernsehen geleert und Jussi saß sich glücklich den Bauch kraulend auf dem Sofa und summte vor sich hin. Dass Ville ihn dabei belustigt beobachtete fiel ihm nicht auf. „Müüüde!“, moserte Ville nach einer weiteren viertel Stunde und drückte wie ein Kätzchen seine Stirn gegen Jussis Schulter. Dieser streichelte ihm sanft über den Kopf und stand dann auf. „Wo willst du schlafen? Hier oder im Bett?“ „Im Bett“, grinste Ville egoistisch. „Na toll“, erwiderte Jussi, „Hätt ich mir ja denken können“ Er half Ville auf und brachte ihn ins Schlafzimmer. „Whoa! Was für ein Riesenbett! Ich hab nur ne Matratze!“ „Tja… ich brauch halt Platz im Bett“ „Hört sich ja wild an“ „Und wie“ „Also von mir aus kannst du auch hier schlafen“ „Wie?!“ … „Ist genug Platz für uns beide. Und um ehrlich zu sein ist mir auf deiner ollen Couch total der Hintern eingeschlafen“ „Ehm… Sorry“ „Trotzdem ist dieses Bett viel zu groß für jemanden der so klein ist“, Ville grinste und sah auf ihn hinab. Das konnte er, weil er gut zwanzig Zentimeter größer war, als Jussi. „Aaah, ich hasse dich!“, maulte dieser und stellte sich auf die Zehenspitzen. Sollte Ville doch mal warten, wenn er seine Plateaustiefel anzog, dann war er auch groß! „Na zum Glück hast du so ne Frisur, da fällts nicht so auf“, antwortete Ville und krümmte sich leicht vor Lachen, „…Du bist niedlich“, kicherte er, als er fertig gelacht hatte und ihm über den Kopf flauschte. „…Echt?...“, Jussi bekam Kulleraugen, was Ville dann doch leicht erweichte. „Ehh… hast du ne Zahnbürste für mich?“ Jussi nickte eifrig und führte ihn gleich ins Bad. Er gab ihm eine und putzte sie sich selbst auch gleich. Er haute sich noch mal Wasser ins Gesicht und tappte dann zurück ins Schlafzimmer. Ob er wirklich mit Ville Valo in einem Bett schlafen konnte? Oder hatte ihn dieser nur verarscht? Vorsichtshalber setzte er sich nur auf die Bettkante, damit er schnell abhauen konnte, wenn Ville es von ihm verlangte. Doch nichts dergleichen geschah, als dieser den Raum betrat und sich auf die andere Betthälfte setzte. Jussi hörte es Rascheln und Kleidung zu Boden fallen. Er schluckte geräuschvoll und starrte an die Wand vor ihm. Sein Bein begann leicht zu zittern beim Gedanken daran, dass er gleich mit seiner Flamme in ein und demselben Bett schlafen würde. Und diese dann auch noch unbekleidet war! Oder hatte er seine Shorts angelassen? Trug er überhaupt Shorts? All diese Gedanken, die Jussi durch den Kopf schossen und ihn unaufmerksam für Villes Bitte machte. Atemprobleme ------------ „Jussi!“ Er fuhr herum, „Hä?“ „Na endlich…“, kicherte Ville, der die Bettdecke über sich drüber gezogen hatte, „Machst du bitte das Licht aus oder willst du noch ewig so rumsitzen?“ „Nene ich will nicht rumsitzen…“, murmelte er und haute den Lichtschalter aus. Aaah, jetzt war’s so dunkel! Na ja, war ja auch klar, wenn man nachts das Licht ausmachte. Jussi atmete noch einmal tief durch, ehe auch er die Hüllen fallen ließ. Er jedoch, behielt seine Shorts an. Vorsichtshalber. Normalerweise schlief er immer nackt, aber das wollte er Ville nicht zumuten. Er kroch ebenfalls unter die Decke und verzog sich so weit entfernt von ihm, dass er fast aus dem Bett fiel. „Nicht die Decke wegziehen, ist doch kaaalllt!“, hörte Jussi Villes Stimme ningeln. Er hatte sie wohl mit sich mitgezogen… Er hörte das Bettlaken rascheln und Ville näher rücken, damit er auch was von der Bettdecke hatte. Jussi konnte ihn bereits riechen. Ihm wurde ganz schwindelig, gut dass er lag, sonst hätten wahrscheinlich seine Knie nachgegeben. Sein Herz hämmerte heftig gegen seine Rippen und er versuchte angestrengt seinen Atem flach zu halten. Dies wiederum verursachte noch mehr Schwindelgefühle, sodass er sich nicht entscheiden konnte, ob er nun das ertrug oder so atmete, wie es sein Körper von ihm verlangte. „Jussi?“ „Hm?“ „Hast du keine Heizung?“ „…Ist doch an“ „Es ist aber so kalt…“ Jussi sah in die Richtung aus der diese kläglichen Worte stammten. „Willst du noch ne Decke?“ Nach einer Weile kam ein leises „Nein“ und danach wieder Stille. Jussi konnte Ville nicht einfach in den Arm nehmen, so gerne er das auch getan hätte. Der würde das garantiert wieder falsch auffassen. Jussi seufzte und schloss die Augen, betend, er würde auf der Stelle einschlafen. Doch wie so oft in seinem Leben musste er feststellen, dass es keinen Gott gab, mit Ausnahme des dem neben ihm liegenden. Er seufzte abermals und starrte an die düstere Decke, die nur selten von einem durch die Jalousien fallenden Autolichtstrahl erhellt wurde. Allmählich wurde das leise Atmen neben ihm gleichmäßig und beinahe lautlos. Er drehte den Kopf in Villes Richtung und beobachtete sein schlafendes Gesicht. Wenn sie lagen, gab es gar keinen Größenunterschied. Er rückte etwas hoch und sah auf Ville herunter. Das würde wohl das einzige Mal sein, dass er auf ihn hinuntersehen konnte. Dass er ihn überhaupt so sehen konnte. Er streckte zögernd die Hand aus und streichelte ihm über die erwärmte Wange. Sie war so weich und er spürte den leichten Flaum auf der Haut. Er zog die Hand zurück und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Stelle, auf der gerade eben noch seine Fingerspitzen gewesen waren. Er rückte noch etwas an ihn heran und wurde endlich von der Müdigkeit überrannt. Auf Teufel komm raus -------------------- Am nächsten Morgen wurde Ville von einem ganz fiesen Lichtstrahl geweckt, der es für nötig hielt, sich seinen Weg durch die Jalousie und seine Augenlider zu bohren. Sein Kopf hämmerte schmerzhaft, vom vielen gestrigen Alkohol. Er grummelte leise und kniff die Augen zusammen. Wie jeden Morgen hatte er leichte Rückenschmerzen, weswegen er sich erst einmal ausgiebig streckte. Wieso war seine Matratze so hart? Er öffnete die Augen und sah auf einen schlafenden, vor sich hinsabbernden Jussi unter ihm. „Eeeh?“ Er verharrte in dieser Position und blickte sich um. Das war ja gar nicht sein Zimmer. Schlussfolgernd wahrscheinlich auch nicht seine Wohnung. So, wie in Gottes Namen war er hier hergekommen??? Er sah wieder skeptisch auf den jungen Drummer hinab, den dies allerdings herzlich wenig kratzte. „Jussi!“, sagte Ville laut, „…Jussi!“, er haute ihm mit der Faust leicht auf die Schulter. Endlich ein verschlafenes Knurren und ein langsamer Augenaufschlag. „Waaaaas???!!!“, Jussi riss die Augen auf und versuchte sich aufzusetzen, was natürlich fehlschlug, da Ville noch immer über ihm lag. Wie-… DER Ville Valo lag auf ihm???!!! Er verstummte augenblicklich und musterte ihn mit weit geöffneten Augen. „Was-?! Guck mich nicht so an, ich kann nichts dafür!“, rief Ville mit hochrotem Kopf. Jussi sah nach unten und blieb dort mit seinem Blick hängen. Ville tat es ihm gleich und riss schnell die Decke über seinen nackten Körper. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, brachte jedoch nichts heraus. Er kullerte sich schnell von Jussi runter und rannte samt Bettdecke ins Bad. Laut knallend wurde die Tür geschlossen. Das ging am Morgen alles noch zu schnell für Jussi, weswegen er jetzt leichte Kopfschmerzen hatte. Hatte Ville also doch nackt geschlafen. Das war alles, was im Moment in seinen Schädel passte. Er begann sich schnell für seine Morgenlatte zu schämen und drehte sich auf den Bauch. Vielleicht sollte er einfach weiterschlafen und Ville in Ruhe abhauen lassen. Aber sollte er ihn wirklich ohne ein Wort der Erklärung gehen lassen? „Ville, Ville, Ville…“, murmelte er. Dieser Name klang so schön... Er hatte gar nichts mehr anderes im Kopf. Als Genannter nach ewig erschienener Zeit, mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt, wieder ins Schlafzimmer tappte, öffnete Jussi die Augen wieder und sah ihn an. //Ooooh Gott… Oooh… Nein… Ville… Ville Valo… nur mit Handtuch…//, Jussi hielt die Luft an. „Guck nicht so“, maulte Ville und schmiss ihm ein Kissen ins Gesicht. Seine Wangen waren immer noch puderrot. „…Tut mir leid… ich guck dich ja schon nie wieder an…“, sagte Jussi eingeschüchtert und verdeckte sich mit den Händen die Augen. Ville starrte Jussi nur ausdruckslos an, wie er am Bettpfosten lehnte, die Decke mehr schlecht als recht das verdeckte, was sie eigentlich verdecken sollte. Er schluckte hart, als er sich dabei ertappte zu lange draufgeschaut zu haben und drehte seinen Kopf schnell dem Boden zu auf dem seine Sachen lagen. „Ich denke… ich… werde dann mal… gehen“, sagte er abgelenkt durch seine eigenen, verstreuten Gedanken, hob seine Boxershorts auf und setzte sich weitgehendst entfernt von Jussi aufs Bett. Wie hatte er sich nur so vollaufen lassen können?! Jussi öffnete die Augen und sein Magen verkrampfte sich leicht. „Du willst schon gehen?“ Naaaaah! Hatte er das jetzt wirklich gesagt??? Ville wandte seinen Blick Jussi zu und sah ihn fragend an. „D-Das sollte jetzt nichts heißen, du kannst natürlich gehen. Ich will dich ja nicht hier haben… ääähm nein, so meinte ich das jetzt auch wieder nicht, natürlich will ich dich hier haben aber…“ Ville begann leicht zu grinsen, was Jussi sofort verstummen ließ. Der Sänger begann gefallen an Jussis verpeiltem, man möchte sagen, niedlichem Verhalten zu finden. Teufel versteck dich -------------------- Er kicherte leise und zog sich seine Boxershorts hoch, darauf bedacht, dass das Handtuch ja nicht vorher runterrutschte. Eine weitere Blamage hätte er sich nie erlauben dürfen. Verrenkt - geschafft. Er atmete erleichtert aus und griff nach seiner Lederhose, wobei er Jussi mehr unbeabsichtigt den Hintern entgegenstreckte. //Oooh…//, dachte sich Jussi, bevor er spürte, wie sein hitziges Blut endgültig nach unten sank. Er blickte an sich runter, sodass sein Blut langsam nicht mehr wusste, wohin es denn nun fließen sollte. Mit knallroten Wangen winkelte er die Beine an und sah zu Ville hinüber, der sich gerade die Hose zuknöpfte. „Willst du… einen… Kaffee…?“, fragte der Kleinere mit zitternder Stimme. „Hmm… Mhm“, der Brünette nickte, setzte sich wieder aufs Bett und fischte nach seinem Shirt, immer diesen Blick im Nacken spürend. Es trieb ihm die Gänsehaut über den Nacken! Zwar glühten Jussis Wangen buchstäblich, doch sich von so etwas die Sicht verderben lassen? Wie gebannt starrte er diesen zierlichen unbekleideten Rücken an, saugte jede Bewegung in sich auf und zählte die Wirbel bis hinunter zum Steißbein, an dem er schließlich hängen blieb und sich verzählte. „Mist“, murmelte er. „Hast du was gesagt?“, Ville drehte sich ihm zu und musterte ihn kurz. Jussi schüttelte energisch den Kopf, sprang aus dem Bett und wuselte ins Bad, welches er abschloss. Er sah in den Spiegel und machte sich erst einmal kaltes Wasser ins Gesicht, um es abzukühlen. Gott! Er war ja so ein Volldepp! Er ließ seine Shorts fallen und stellte sich unter die Dusche. Sein kleines Problemchen, was sich allerdings schnell als großes entpuppte beseitigte er grummelnd. Eigentlich wollte er Ville nicht so lange warten lassen, aber was sein musste, musste nun mal sein. Da er sowieso dabei war an seinen Lieblingsfinnen zu denken, ging es auch recht schnell für seine Verhältnisse. Zufrieden schnurrend machte er die eingesaute Duschwand sauber und trocknete sich danach ab. Er atmete tief ein, um wieder zu Kräften zu kommen, wickelte sich noch ein Tuch um die Hüfte und schlenderte ins Schlafzimmer. Er blieb erschrocken stehen, als er den anderen nicht sah und begnügte sich mit dem Gedanken, dass er ja auch in die Küche gegangen sein könnte. Also zog er sich blitzschnell an und ging dann durch den Flur. Am Wandspiegel blieb er noch mal stehen und betrachtete geknickt seine Frisur. Die war weil er geduscht hatte natürlich eingefallen. Mit zusammengepressten Lippen ging er in die Küche und bereitete sich schon mal auf ein dummes Kommentar seitens des Größeren vor. Wie vermutet stand er an der Küchenzeile gelehnt, mit einer Zigarette zwischen den schönen Lippen, welche sich bei Jussis Anblick leicht zu einem Grinsen verzogen. Jussi knirschte drohend mit den Zähnen und betätigte die Kaffeemaschine. Ville beobachtete ihn dabei und betrachtete die Frisur. Es stimmte. Er sah nun wirklich noch kleiner aus. Ein leises Kichern konnte er nicht länger unterdrücken. Als er jedoch Jussis Blick begegnete tat er so, als würde er Husten müssen. Dieser drückte ihm nach weiteren Minuten des Schweigens eine große Tasse Kaffee in die Hand. Der Drummer konnte ihm nach diesem dankenden Lächeln nicht länger böse sein. Er seufzte und setzte sich mit seiner eigenen dampfenden Tasse (JA - mit Skull-Aufdruck) an den Tisch und stützte dort seinen Kopf auf die Hand. //Süüüß//, schoss es Ville durch den Kopf, bevor er sich Kopfschüttelnd ihm gegenüber setzte. „Ohje… heute Abend wieder feiern gehen…“, setzte Jussi an, um ein Gespräch zu beginnen. Sein Hals war ganz trocken. Und sein stetig schnell klopfendes Herz würde ihn noch wahnsinnig machen! „Ja… Die anderen sollen ja auch was davon haben“, der Sänger schlürfte an seinem Kaffee, „Morgen dann mal wieder mit Kopfschmerzen aufwachen…“, er grinste leicht und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Oh! Wie unaufmerksam von mir!“, Jussi sprang auf und kramte in seinen Schubladen nach Aspirin. „Nein… nein…. nein auch nicht“ Ville staunte nicht schlecht über die Dinge, die an seinem Kopf vorbeisausten. Über Kochlöffel bis Höschen war alles dabei. „HA!“, Jussi ergriff die Packung und legte sie Ville mit einem Glas Wasser vor die Nase. „Danke… Nimmst du keine?“ „Nee, ich hab nicht so Kopfschmerzen, bin glaub ich etwas abgehärtet…“, grinste Jussi schief, „Da müsste ich schon so dicht sein, dass ich nicht mehr weiß, was am Vortag war“ Ville verschluckte sich an dem Wasser mit dem er die Tablette hinuntergeschluckt hatte. ER erinnerte sich an gar nichts mehr. Nur, dass sie heute Morgen komplett nackt übereinander aufwacht waren. Mit leicht rosa angehauchten Wangen stellte er sein Glas ab und starrte auf seine Hände. Von Kater und Kulleraugen ------------------------- „Was ist los?“, fragte Jussi mit schräggelegtem Kopf. Ville sah auf. „Nichts…“, er schluckte laut hörbar und lief abermals knallrot an. Er durfte einfach nicht mehr dran denken, dann war alles ok. Er glaubte zwar in Jussis Blick zu spüren, dass sie über genau dasselbe nachdachten, doch da dieser nichts darüber sagte, schwieg auch er. Wahrscheinlich erinnerte Jussi sich selbst nicht einmal richtig an die vergangene Nacht. Wozu dann überhaupt diese Aufregung? Dann hatte er halt mit einem Typen geschlafen, ja und? War dazu noch sturzbesoffen gewesen, wobei sein Partner schließlich auch nicht gerade hässlich gewesen war. Sie konnten also auch einfach so tun, als wäre es nie passiert und Ende. Sein Blick jedoch glitt wieder zu dem Drummer der Kreise auf den Tisch malte. Hatte dieser vielleicht wirklich gerade dieselben Gedanken? Oder schwelgte er gerade in Feuchtfröhlichen Erinnerungen? Er spürte, wie seine Ohren heiß anliefen. Warum nur wurmte ihn das so?! Er schnaufte und kippte sich den Rest Kaffee hinter. „Wie viel Uhr ist?“, wechselte er das Thema. Jussi schrak etwas auf und deutete dann auf die Uhr, die neben dem Kühlschrank hing. „Halb drei???!!!“, stieß Ville entsetzt aus. So lange hatte er seit Ewigkeiten nicht mehr geschlafen! Na gut… wenn sein Körper diese Erholung eben brauchte… Sein Blick sank wieder beschämt zu Boden. Jussi derweil beobachtete Ville. Er sah irgendwie zermürbt aus. Lag wahrscheinlich daran, dass er so müde war und Kopfschmerzen hatte. Aber er wollte ihn aufheitern. So einen traurig dreinschauenden Ville wollte er nicht sehen! „Ville…?“, er traute sich kaum, diesen Namen in Gegenwart des Besitzers auszusprechen. „Was würdest du heute gerne tun? Hast du irgendetwas vor?“, fragte er mit zittriger Stimme. Er wagte es nicht Ville direkt in die Augen zu sehen, dieser würde in ihm zu viele Emotionen sehen. Sein Herz raste, sein Blut schoss durch seinen Körper, sodass es ihn Schwindelte. Was war das? Hatte Jussi ihn gerade auf einen gemeinsamen Tag eingeladen? Ville errötete und sah weg. „Ich… ? Was ich tun würde…?“ Wollte Jussi die vergangene Nacht wieder gut machen? Machte er sich Sorgen um ihn? Er spürte den offenen Blick auf sich. „Ich würde gerne… “, ja was wollte er denn? Sein Herz begann schneller zu schlagen unter diesem abwartenden Blick, der ihn aufzuspießen schien. „Ich weiß nicht“, sagte er dann und sank zusammen. Das konnte Jussi nicht von ihm verlangen. Sein Hirn war wie leergeblasen, ihm viel nichts ein. „… Wir könnten uns ein wenig unter die Leute mischen…“, meinte Jussi, um nicht offensichtlich zu sagen, dass er ein Date mit Ville wollte. Ein Date mit Ville Valo… das klang schöner als Musik… „Schon… Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht. Das hat auch keiner Mal vorgeschlagen, wäre mal was anderes“ Jussis Augen fingen an zu glitzern. Er freute sich riesig! „Dann müsste ich aber noch mal nach Hause, frische Sachen anziehen…“, murmelte Ville. Unglück im Glück ---------------- Eine halbe Stunde später winkte Jussi traurig dem Taxi hinterher, welches Ville nach Hause fuhr. Er hat gesagt, er würde ihn anrufen. Jussi seufzte und bemerkte gar nicht, wie lange er dort draußen in der Kälte herumstand. Als ein weiterer Windstoß durch seine Haare wehte und hinter ihm ein lauter Knall zu hören war schreckte er aus seinen Gedanken hoch und drehte sich zu seiner Tür um, die nun vom Zug zugefallen war. „Nein…“, machte Jussi und rüttelte an der Haustür. Er schüttelte in einem leichten Anflug von Panik den Kopf und wühlte in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel. Nichts. „Neinneinneinneinnein!“, rief er und stapfte kurz im Kreis bevor er wieder vor der starren, unbeeindruckten Tür stehen blieb. Das durfte doch nicht wahr sein! Ein Schlüsseldienst würde zu lange dauern. Er musste sich fertig machen! Musste auf jeden Fall noch seine Haare machen und sich umziehen und und und… Er jammerte leise und starrte seine Haustür an, in der Hoffnung sie würde klein bei geben. Als fünf Minuten verstrichen, war es Jussi schließlich auch zu doof. Noch mehr Zeit durfte er nicht verstreichen lassen! Er blickte die Hauswand empor und musterte die Regenrinne. Wenn die Haustür zufiel, musste ja irgendwo im Haus ein Fenster offen stehen… Dies war der erste intelligente Gedanke an diesem Morgen. Er war stolz auf sich und betrachtete noch einmal eingehend die Lage. Kurz entschlossen legte er seine Hände um die Regenrinne, sah sich noch einmal um, ob jemand schaute und zog sich daran hoch. Als er endlich heile oben angekommen war, langte er nach dem Fenstersims in seiner Nähe und hangelte sich von dort aus an das nächste offene Fenster, in welches er nicht sehr elegant hineinfiel. Überglücklich darüber, dass er sooo intelligent gewesen war und das so schnell geklappt hat ohne dass er sich irgendwas getan hatte gab er seinem Fenstersims einen Schmatzer. Etwas was er lieber nicht getan hätte. Wie er kurz darauf feststellte als er sich wieder losmachen wollte. Hatte Jyrki ihm das nicht schon einmal erklärt? Als Jussi im Vollsuff unbedingt die Helsinkier IceBar abknutschen wollte? Vereistes Metall + Wasser = Stundenlanges Inferno. Jussi jammerte und versuchte mit seinen Fingern, seine Lippen irgendwie von dem verdammt kalten Metall abzupfriemeln. „Auaaa…“ Er kniff die Augen zusammen und hätte am liebsten angefangen zu weinen. Da er aber schon groß war und Heulen nichts für ihn war, dachte er sich einfach Augen zu und durch. Da er jedoch ein Schisser war, versuchte er es erst noch einmal vorsichtig und langsam. Als dies nichts brachte nahm er allen Mut zusammen, dachte daran, dass er keine Zeit mehr hatte, atmete noch einmal tief durch und riss sich von dem elendigen Ding los. Der Schrei, der die friedliche Stille des Ortes durchbrach, ließ selbst die Spatzen von dem Bäumen fallen. „Aaauuu~!!!“, Jussi hielt sich flennend den Mund und kringelte sich auf dem Boden zusammen. Diese Schmerzen! Verdammt, wieso war er nur so doof? Wieso hatte er nicht auf Jyrki gehört? Wieso tat das so verdammt weh? Nach einer weiteren viertel Stunde herumrollen und mindestens drei Liter Tränen, hörte der Drummer langsam auf zu schluchzen und rappelte sich schwindelnd auf. Er konnte sich nicht erinnern jemals solche Schmerzen gehabt zu haben, außer vielleicht, bevor sie ihm den Blinddarm herausgenommen hatten. Er hielt sich am Waschbecken fest, nachdem er nun auch bemerkt hatte, dass er im Bad gelandet war. Er sah ihn den Spiegel und betrachtete seinen blutverschmierten Mund. Er jammerte und wusch sich vorsichtig das Gesicht ab. Als er sich mit Klopapier wieder trockengetupft hatte, sah es auch gar nicht mehr so schlimm aus. Er seufzte und schloss das Fenster. Jetzt musste er sich aber wirklich fertig machen. Er lief ins Schlafzimmer und suchte sich ein paar Klamotten raus, warf sie aufs Bett und konnte sich nicht entscheiden. Es war mistig kalt draußen, also musste etwas Warmes her. Er schmiss die Netzsachen und die Tanktops zurück in den Schrank und entschloss sich für einen stinknormalen, schwarzen Pullover. Er sah in den Spiegel und schüttelte nur den Kopf. Heute Abend würden sie sowieso wieder in eine Bar gehen, da konnte er nicht im Pulli rumsitzen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass seit Ville das Haus verlassen hatte bereits eine halbe Stunde vergangen war. Mit einem leichten Schweißausbruch zottelte er sich aus dem Pullover und zog sich doch lieber ein Tanktop an. Sah er sowieso besser drin aus. Und genau das wollte er schließlich, jetzt, da er ein Date mit Ville hatte. Wieder glitten seine Gedanken von dannen und mit einem beseelten Grinsen machte er sich auf zum Bad. Er kramte nach dem Haargel und musste feststellen, dass es fast alle war. „SAG MAL, MUSS ICH HEUTE DENN NUR PECH HABEN ODER WAAAS?!“, schrie er und pfefferte es ins Eck. Außer sich vor Wut stapfte er an seine Garderobe schlüpfte in seinen Ledermantel und nahm sich Geldbeutel und wichtigerweise den Hausschlüssel. In seinen nicht zugeschnürten Chucks rannte bzw. schlitterte er zum nächsten Drogeriemarkt und kaufte einen Ganzen Warenkorb voll Haargel. Glücklicherweise war er nur ein einziges Mal auf dem Eis ausgerutscht und hatte nicht ein einziges Shock Waves verloren. Wieder zu Hause angekommen schüttete er seinen Beutel aus und rannte mit der ersten Packung ab ins Bad. Schwer atmend und mit noch vor Kälte und Aufregung zitternden Händen begann er schließlich seine typische Frisur herzurichten. Mit einem letzten Liter Haarspray vollendete er schließlich seinen explodierten Filz und griff nach seinem Kajal. „Wehe dir, wenn du alle bist…“, zischte Jussi drohend und nahm den Deckel ab. Jetzt war er auf alles gefasst. Doch anscheinend war der Stift so eingeschüchtert, dass er klein bei gab und brav die Augen schwarz färbte. Jussi seufzte erleichtert und tappte zurück ins Schlafzimmer. Er blieb in der Mitte des Raums stehen und kramte in seiner Hosentasche nach seinem Handy. Ville hatte noch nicht angerufen. Jussi wunderte sich, dass Ville so lange brauchte. Umso besser für den kleinen Drummer, der sich aufs Bett setzte und überlegte, ob er sich nicht doch eine andere Hose anziehen sollte. Er entschied sich dafür und sprang in seine schwarze, engste, die er hatte. Die war einfach der Hammer. Die Hosenbeine waren viel zu lang und hatten einen Schlag, was für Jussi ein Vorteil war, da er darunter seine Plateauschuhe anziehen konnte, ohne dass man sah, dass diese 15cm hoch waren. Er lächelte über seine Schummelei und nahm sich die größten, die er hatte. Zwanzig Zentimeter! Er stand schlussendlich fertig vor seinem Flurspiegel und war unglaublich stolz auf sich. Sein Siegessicheres Grinsen musste er jedoch ausfallen lassen, da seine geschundenen Lippen das dieses Mal nicht ertrugen. Er schlurfte ins Bad und machte sich Creme drauf. Hoffentlich würde das bald verheilen… Er stürzte zurück ins Schlafzimmer, als sein Handy klingelte und nahm erwartungsvoll den Hörer ab. Rutschgefahr mit schwulen Augenblicken -------------------------------------- „Hallo?“ „Moi, hier ist der Ville, ich wollte nur sagen, dass ich gleich da bin“ „Oh, ok.“ „Bis gleich“ „Tschü“ Jussi legte auf und drehte sich im Kreis. Er fühlte sich auf einmal gar nicht mehr so selbstsicher. Er nahm sich noch eine Kette und machte sie sich an die Hose. Dann zog er sich noch ein paar einfache, schwarze Stulpen über die Arme und rannte noch einmal vor den Spiegel. Frisur saß noch, seine Klamotten passten, er war nicht mehr so klein und insgesamt könnte er heute Abend jeden haben, wenn er wollte. Als es an der Tür klingelte schreckte er auf und bekam Herzrasen. Na ob er heute wirklich jeden haben konnte, da war er sich nicht sicher. Er öffnete die Tür und ließ Ville, der auf einmal gar nicht mehr so groß war, in seine Wohnung. Der Sänger lachte und legte den Kopf schief. „Jetzt bist du ja genauso groß wie ich. Die Fruchtzwergeindustrie wird sich an dir noch dumm und dämlich verdienen…“, er grinste und ging an ihm vorbei. „Haha…“, machte Jussi und schloss die Tür. Er lehnte sich dagegen und sah Ville an. Er hatte seine Strickmütze auf, die ihn so unglaublich süß und unschuldig wirken ließ. Jussi grinste und hielt sich kurz darauf den Mund, „Auu~“ Der Brünette kam auf ihn zu und sah ihn etwas besorgt an, „Was ist los? Was hast du da?“ Jussi schüttelte den Kopf und versuchte nicht zu flennen. Ville sollte ihn nicht aus dieser Nähe ansehen und er sollte auch nicht fragen. Wieder begann sein Körper auf die Nähe des anderen zu reagieren, was Jussi gar nicht gefiel. „Zeig mal her“, Ville nahm Jussi Hände weg und sah sich die wunden Lippen an, „Aua… wie hast du das denn angestellt?“ Jussi errötete unter dem fragenden Blick. „Ist… nicht wichtig… Frag einfach nicht“, antwortete er und sah auf, in diese wunderschönen grünen Augen. Er würde darin noch versinken, wenn Ville nicht schnell wieder auf Distanz ging. „Wenn du meinst…“, sagte Ville etwas enttäuscht von dem wenigen Vertrauen, welches Jussi ihm entgegen brachte. Er entfernte sich wieder von dem Drummer und fragte, ob sie nicht los wollten. Jussi schnappte sich seinen langen Mantel, in dem noch seine Schlüssel und der Geldbeutel waren, holte sein Handy und öffnete Ville, ganz Gentleman, die Tür. Dieser machte seinen Knicks mit seinem dunklen Filzmantel und schritt voran. Jussi konnte sich sein Grinsen noch verkneifen und schloss die Tür hinter ihnen. Der kalte Wind, der ihnen entgegen blies ließ sie erschaudern. Nebeneinander gingen sie vorsichtig die Straße hinunter, um nicht auszurutschen, wie heute schon so oft. „Wie schaffst du es eigentlich bei diesen Bedingungen nach Hause, wenn du sturzbesoffen bist?“ Jussi lachte. „Ich weiß es nicht. Ich weiß meistens nie, wie ich überhaupt von einem Ort zum anderen gekommen bin.“ Auch Ville lachte leise und schüttelte den Kopf. „Ich würde diese Straße hier niemals hochkommen…-“, er rutschte aus und hielt sich an Jussi fest, der einzigen Sache, an der man sich festhalten konnte. „Hey!“, Jussi drückte sich an die Hauswand, an der er stand und versuchte sein Gleichgewicht zu halten. Ville zog sich leicht an ihm hoch und hielt sich kurz noch fest, bis er wieder fest stehen konnte. Er blickte Jussi in die Augen und bemerkte, wie Schwul sie gerade aussehen mussten. Ville, der Jussi gegen eine Hauswand drückte. Wäre sicherlich eine Riesenschlagzeile, hätte ein Reporter das gesehen. „Ups…“, machte Ville und ließ ihn los. Jussi glaubte, sein Herz nicht mehr zu spüren. Der Wind war stillgestanden und die Vögel waren ausgestorben. Als Ville ihn schnell wieder losließ bekam er ein flaues Gefühl in der Magengegend. Er hätte in dieser Kälter gerne noch ein wenig mit Ville so dicht aneinander dagestanden. Er seufzte, als sich sein Herz wieder leicht schmerzhaft bemerkbar machte und folgte Ville, der sich bereits wieder in Bewegung gesetzt hatte. An der Kreuzung angekommen bogen sie in die belebtere Straße ein, die an beiden Seiten mit kleinen Läden gesäumt war. „Hier lebst du also“ „Ja, hier ist nicht so viel los. Es ist etwas ländlicher und die Leute kennen mich auch nicht so“ „Das ist allerdings ein Vorteil…“, meinte Ville nickend und sah sich um. Bald wurde die Straße breiter, die Autos weniger und die Läden größer. Quasi eine Einkaufsstraße. „Hast du heute schon etwas gegessen?“, fragte Jussi ihn und erhielt ein Kopfschütteln. Jussi entsinnte sich, dass man sich bei einem Date in ein Café setzte und tratschte, um den anderen besser kennen zu lernen. Jussi seufzte und führte seinen Liebsten zu einem solchen Café, in welchem er schon sehr oft gesessen hatte. Allein oder mit Jyrki war er schon hier gewesen. Es war schön gemütlich in dunklen Brauntönen gehalten und mit gemütlichen Sesseln. Er liebte dieses Café und wäre sehr unglücklich, wenn es nicht mehr da wäre. „Möchtest du dich da reinsetzen?“, fragte Jussi und hoffte, dass Ville nicht nein sagen würde. „Wenn du willst“ Jussi hob eine Augenbraue, da er nicht sonderlich zufrieden war mit dieser Antwort, setzte sich jedoch mit ihm an einen der niedrigen Tische im hinteren Teil, wo sie nicht gestört werden konnten. Von gut verpackten Delikatessen und Elefanten --------------------------------------------- Jussi seufzte und zog sich seinen Mantel aus. Er rieb sich über die Hände, damit sie wieder warm wurden und blickte zu Ville hinüber. „Soll ich ihn weghängen?“, er stand auf, legte sich seinen Mantel über den Arm und streckte die Hand nach Villes aus. „Oh, danke“, lächelte Ville über Jussis Freundlichkeit. Er lehnte sich zurück und sah Jussi hinterher. Besser gesagt starrte er ihm auf den Hintern, der in dieser engen Hose mehr als deliziös aussah. Er räusperte sich und sah schnell auf seine Hände, als der Besitzer dieses göttlichen Hinterns zurückkam. Er schämte sich dafür, dass er nicht ganz hetero war. Schließlich schob er seine körperlichen Reaktionen Mal wieder auf diese eine Nacht, die ihn Jussi gegenüber verändert haben musste. Basta. Zufrieden mit seiner Ausrede machte er es sich in seinem Sessel gemütlich und sah sich um. Jussi derweil beobachtete ihn und musterte ihn von oben bis unten. Der Sänger trug eine Dunkelgrüne Strickjacke und darunter sein schwarzes Top, welches Jussi bereits kannte. Ville schien es zu mögen. Er hatte einen Rosenkranz um seinen schlanken Hals und einen Elefanten als Gürtelschnalle. Jussi zog die Augenbrauen zusammen. Wieso denn bitte ein Elefant?! Er beschloss noch dahinter zu steigen. Man trug als Gürtelschnalle ja gewöhnlich was ganz normales oder ein Pentagramm, eine Pistole oder das Zeichen einer Band. Aber einen Elefant?! Ville sah auf, folgte Jussis Blick und starrte ihn danach empört an. Er überschlug die Beine und zog eine Augenbraue hoch, „Was gibt’s denn da zu sehen?“ Jussis Wangen färbten sich rosa, „Das hast du jetzt eindeutig falsch verstanden!!! Ich meinte den Elefanten! Ja den da, wieso hast du einen Elefanten als Gürtelschnalle?“ „Du willst mir weiß machen, dass dich meine Gürtelschnalle beschäftigt…?“ „J-ja! Da steig ich nicht hinter! Was hat das mit diesem Elefanten auf sich?“, Ooooh nein… er begann sich schon wieder wie ein Idiot zu verhalten! „Hast du was gegen Elefanten?“ „Ich hab nichts gegen Elefanten!“ „Reg dich doch nicht auf“ „Ich reg mich nicht auf!“, Jussi blies die Backen auf und verschränkte die Arme. „Ich hab den zu Weihnachten bekommen…“, murmelte Ville und senkte den Blick. Den hatte er von seinen Eltern bekommen, weil sie früher in Thailand Urlaub gemacht hatten. Eine Kellnerin kam zu ihrem Tisch und stellte ihnen zwei Kaffeetassen hin. Ville schaute verwundert und Jussi lächelte milde, „Die kennen mich hier schon“, erklärte er und nahm sich seine dampfende Tasse. Er pustete und nippte dran. „Auuua~!!“, er stellte die Tasse schnell wieder hin und fuhr sich über den Mund, „Ach verdammt“ Der Schwarzhaarige stand auf und ging sich einen Strohhalm holen. Er streckte dem schadenfroh grinsenden Ville nur die Zunge raus. „Das hätte ich dir gleich sagen können…“, meinte dieser und trank verzückt seinen Kaffee. „Ich hab immer nur Unglück…“, nuschelte Jussi, sodass Ville doch Mitleid bekam. „Weißt du was? Später kaufen wir dir ein Eis“, schlug Ville vor und kam als Antwort in eine Glitzerwolke.[1] Ville wollte sich gar nicht erst vorstellen wie Jussi ein Eis aß. Doch wie es nun mal war, dachte er jetzt genau daran und wurde leicht geistesabwesend. Und so kam es, dass die beiden beglückten Musiker mindestens eine Viertelstunde dasaßen, ohne auch nur ein Wort zu sprechen. Seinen Kaffee geräuschvoll leerschlürfend blickte Jussi zu Ville hinüber, der durch diesen Lärm aus seinem Trance-ähnlichem Zustand erwachte und den Blick erwiderte. „Was machst du eigentlich sonst so?“, fragte Jussi. Jetzt musste er langsam wirklich mal anfangen sein Date in Gang zu bringen. „Hmmm… Ich gehe spazieren… oder ich klimpere auf der Gitarre rum, schreibe Songs, das was dazugehört eben. Oder ich betrinke mich“, Ville grinste kurz bedröppelt, „… ich lege mich auch gerne mal in die Badewanne oder -“ Ab diesem Satz hatte Jussis Gehirn schon abgeschaltet. Ville Valo in der Badewanne, war einfach zu viel des Guten. Er bekam Gänsehaut und einen verträumten Blick. Ville in der Badewanne, Kerzenlicht malt Schatten auf seine wunderschöne, helle Haut. Seine Augen sind geschlossen, der Kopf entspannt nach hinten gelegt. Die nassen Haare kleben an seiner Wange, während sich das Wasser seinen Weg über die feuchte Haut bahnt. „… und ganz selten gehe ich auch gerne Mal auf ein Konzert“, beendete Ville seinen Monolog und faltete die Hände auf seinen Schoß zusammen. „Oh ja… das mach ich auch gerne…“, flüsterte Jussi heiser. Dass er gerade nicht wirklich an ein Konzert dachte fiel Ville nicht auf, da er gerade überlegte was er Jussi fragen könnte. Was der mit seinen Kumpanen so trieb wusste er ja schon. „Was ihr so unternehmt, wenn du Gesellschaft hast weiß ich ja, aber was machst du wenn du alleine bist?“ Jussi schüttelte seinen Kopf und rüttelte sich mental wach. „Wenn ich alleine bin… schlafen…“, fiel ihm als erstes ein, „mich betrinken, an Hausfassaden hochklettern und an Fenstersimsen kleben bleiben…“ Ville sah ihn fragend an. Jussi deutete auf seine geschundenen Lippen. „Wie hast du das angestellt?!“ „Na ja… als du mit dem Taxi weg warst, ist die Tür hinter mir zugefallen und die Schlüssel lagen drinnen“ „Das erklärt aber nicht-“ „Ja gut! Ich hab mich so gefreut, als ich heil oben angekommen bin, dass ich das Sims geknutscht habe!“ Ville lachte lauthals auf und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Jussi schmollte. „Echt man! DAS kann wirklich nur dir passieren“, er lachte weiter und bald konnte der andere ihm nicht länger böse sein, konnte ein Lächeln nicht mal mehr verkneifen. Bald wurde die zu Anfang etwas angespannte Stimmung ziemlich locker und beide bemerkten, wie gut sie sich doch verstanden, dafür, dass sie sich inoffiziell erst ein, zwei Tage kannten. Nach einer weiteren halben Stunde in der Jussi überaus genüsslich einen riesigen Eisbecher und Ville lediglich einen Kuchenteller leerte, verließen sie das Café und schlenderten die Einkaufsstraße entlang. Jussi hatte die Rechnung einfach auf seinen Namen setzen lassen, bevor Ville etwas sagen konnte. [1] Jussi freut sich. Misfits, Lawinen und der persönliche Himmel ------------------------------------------- Der Drummer blickte besorgt gen Himmel, der sich anscheinend alle Mühe machte, sein Date zu versauen. Bedrohlich und trübselig grau mischten sich die Wolken zusammen. Er seufzte und beobachtete die Menschen um sie herum. „Gehen wir da rein?“, fragte Ville und zog ihn leicht in die Richtung eines Musikgeschäftes. „Klar“, er folgte Villes schnellen Schritten und ging durch die Tür, die dieser für ihn aufhielt. Er sah ihn zu der CD-Abteilung wuseln. Er lächelte leicht und begab sich zum Merchandise. Er durchstöberte die T-shirts und sah sich danach die Poster an. Es gab sogar welche von den 69 Eyes. Er grinste und fuhr sich über die Lippen. Vielleicht sollte er sich im Drogeriemarkt noch so einen Labello oder so was kaufen. Er hörte die Kasse piepsen und drehte sich um. Ville hatte anscheinend schon etwas gefunden. „Das ging ja schnell. Was hast du dir geholt?“, fragte er, als er sich mit ihm gen Ausgang bewegte. „Eine Misfits, die ich noch nicht hatte.“ „Misfits?! Du magst die Misfits?“ „… Ja…? Magst du sie nicht?“ „… Ich… liebe die Misfits!!!“, Jussi bekam große Augen und war drauf und dran Ville abzuknutschen, was er jedoch lieber bleiben lies. Stattdessen nahm er ihm das Tütchen aus der Hand und sah sich die CD an. Er kannte sie natürlich schon in und auswendig. Aber irgendwie musste er sich doch davon abhalten Ville in die Flucht zu treiben. Seufzend gab er sie ihm zurück und stopfte die Hände in seine Manteltaschen. „Was bist du denn so niedergeschlagen? Die ganze Zeit bist du am Seufzen. Macht dir etwas zu schaffen?“, fragte Ville ihn, während er seine CD in seiner Manteltasche verstaute. „… Nein, nein. Das verstehst du falsch, mir geht’s gut…“, meinte Jussi, „Aber das Wetter macht nicht so mit…“ „Ach, ist doch egal! Solange uns keine Flutwelle wegschwemmt ist doch alles in Ordnung“ „Hmm… ich wollte heute einfach einen schönen Tag… mit dir verbringen…“, kaum hatte er dies ausgesprochen, fragte er sich, ob das richtig gewesen war. Er wollte nicht, dass Ville dachte, dass er sich von schlechtem Wetter die Laune verderben ließ. Doch er konnte ihm ja wohl schlecht sagen, dass er die ganze Zeit mit sich kämpfen musste, den Sänger nicht irgendwie zu nahe zu kommen oder irgendetwas Dummes anzustellen. „Es ist doch ein schöner Tag“, sagte Ville und haute ihm aufmunternd auf die Schulter. Jussi sollte nicht so ein Gesicht ziehen. „Ok, wenn du das sagst“, Jussi lächelte wieder. Solange es Ville gefiel, war auch er zufrieden, „Gehen wir schnell mal in den Drogeriemarkt? Ich brauch unbedingt noch was für meine Lippen“ Ville nickte mit einem bestätigenden Blick. Also holte sich Jussi einen von diesen heilpflegenden Stiften und benutzte ihn auch gleich. Es war wirklich wohltuend, da seine Haut bei dieser Kälte auch noch trocken und rissig geworden war. Ville grinste ihn an. „Was?!“ „… Mädchen.“ „Wie bitte?“ Ville verstummte als Jussi ihm einen vielsagenden Blick schenkte. „Du brauchst ja mal gar nichts sagen mit deinen langen Zotteln und deinem Mädchengesicht“ „Waaas?! Ich hab kein Mädchengesicht!“ „Klar hast du!“ Ville schnappte nach Luft und schubste ihn, weil ihm nichts mehr einfiel. Der stolpernde Jussi musste lachen und schubste ihn leicht zurück. Sie schwiegen wieder und schlenderten leicht grinsend nebeneinander her. Sie begaben sich zum Park und gingen schließlich spazieren. Jussi war höchst zufrieden mit sich und der Welt. Die getrübte Laune war wie weggeblasen. Der an vielen Stellen unberührte Schnee glitzerte und der Wind kam ihm nun auch angenehmer vor. Plötzlich traf ihn ein harter Stoß von der Seite, der ihn geradewegs in die Schneemassen beförderte. Einen erschrockenen Laut ausstoßend landete er im weichen Weiß. Er schüttelte sich und sah empört zu dem gehässig lachenden Sänger auf. Dieses Verhalten wollte gar nicht richtig zu ihm passen, doch es gefiel Jussi. Er rappelte sich schnell wieder auf und verübte seine Rache. Er hob das Fliegengewicht hoch und beachtete die lauten Proteste gar nicht erst, sondern warf ihn von hoch oben in einen schönen, großen Schneehügel am Rande eines kleinen Berges in dem er schließlich verschwand. „Öhm… Ville?“, lachte Jussi und beugte sich vor. Wie sooft etwas, was er nicht hätte tun sollen, als eine Hand nach seinem Kragen griff und ihn hinterher zog. Er fiel vorne über und flog mit Ville den Hügel runter. Nachdem sie eine kleine Lawine ausgelöst hatten, kamen sie langsam aus dem Rollen und blieben aufeinander liegen. Lachend und schwer atmend hob Ville seinen Kopf und schüttelte sich die Flocken aus den Haaren. Er blickte auf den Schwarzhaarigen hinab und grinste. „Nanu, das hatten wir doch schon mal“ Jussi nickte und grinste ebenfalls, „… und du hast da schon wieder was.“ Er strich ihm den Schnee aus den Haaren und sah ihn verträumt an. Ville kicherte und ließ seinen Kopf wieder auf Jussis Schulter sinken. Ihm war sehr viel von diesem eisigen Zeugs in den Kragen gefallen und nun war ihm kalt. Der Drummer gab eine vorzügliche Wärmequelle ab, an der er sich erst einmal kurz aufwärmte. Jussi starrte in den grauen Himmel und konnte sein Glück kaum fassen. Dass Ville mit dieser Situation so umging hatte er nicht erwartet. Er hatte geglaubt, dass er sich schnellstmöglich von ihm entfernen würde und ihn zum weitergehen auffordern würde. Er sog Villes Duft ein und schloss die Augen. Gott, er roch so verdammt gut! Sein Puls beschleunigte sich und seine Wangen wurden heiß. Das musste ein Traum sein! Oder er war tot! Ja, DAS musste es sein. Er war tot und im Himmel, seinem persönlichem Himmel. Wahrscheinlich hatte er beim Aufprall in die Schlucht sein Leben verloren. Sollte ihm recht sein, wenn seine Zukunft, die Ewigkeit nun so aussah. Er hob die Hand und stricht dem Brünetten über den Kopf, spielte mit seinen schönen langen Haaren. Solange Ville nichts dagegen hatte, dass er ihm lediglich den Schnee aus den Haaren entfernte[1], war das ja in Ordnung. Unter einem anderen Vorwand hätte der Drummer ihn niemals angefasst. Einige Minuten, die ihm wie ein ganzes Leben vorkamen, verstrichen, bis Ville sich langsam von ihm entfernte und sich neben ihn setzte. //Definitiv nicht tot//, dachte sich Jussi, setzte sich ebenfalls auf und schüttelte sich. Er spürte, wie ihm dort kalt wurde, wo gerade noch Ville gelegen hatte. „Oh sieh mal, es fängt bestimmt gleich an zu schneien oder zu regnen“, meinte er, um die peinliche Stille zu durchbrechen. „Ja…“ Sie standen auf und beschlossen zu Jussis Wohnung zurückzugehen. [1] Wer's glaubt u_û Sauna und Wutausbrüche ---------------------- Dort angekommen drehte Jussi erst einmal die Heizung voll auf. „Buah, das ist aber auch kalt geworden… Willst du vielleicht in die Sauna zum aufwärmen?“, fragte er den sich über die Arme reibenden Ville und hatte dabei jetzt mal wirklich keine Hintergedanken. Dieser jedoch schon, was ihm leider zu einer gewissen Röte im Gesicht verhalf. „I-ich weiß nicht, das ist… doch nicht nötig…“, sagte er und wich Jussis Blick aus. „Aaach, das ist doch kein Problem“, meinte Jussi und dampfte schon ab, in den ausgebauten Keller. „Halt- …Oooh…“, jammerte Ville, als er ihn nicht mehr hören konnte. Er ließ seine Hand sinken. Na toll. Jetzt durfte er wieder nackt mit dem sexy Drummer in einem Raum sein. Wieso musste ihm das passieren?! Er hatte doch nichts getan! War die Unschuld in Person! Ok… er hatte es definitiv verdient! Mit laut schlagendem Herzen folgte er Jussi in den Keller, da er nicht mehr zurückkam. Es war ziemlich düster. Als erstes entdeckte er eine Bar. Das war schon mal ganz nach seinem Geschmack. Es waren noch ein paar andere Räume da, deren Türen verschlossen waren. Wahrscheinlich Partykeller. … Ville sah sich um und als er sich für unbeobachtet befand öffnete er die erste Tür am Ende des kurzen Flurs. Er schaltete das Licht an und zum Vorschein kam, wie vermutet ein Partyzimmer. Es stand sogar ein Klavier im Eck. Er bezweifelte, dass dieses benutzt wurde. Also machte er das Licht wieder aus und betrat den nächsten Raum. Eine Abstellkammer. Gemütlich. Nächste Tür. „Ooh… ein Drumkit…“, murmelte er und durchschritt den Raum. Mehrere Boxen standen herum und auch ein Verstärker. Er haute mit dem Fingerknöchel auf die Becken, ging um das Schlagzeug herum und verließ den Raum wieder. War ja interessant, was ein Helsinki Vampire in seinem Keller hatte. Mussten doch irgendwo die Leichen rumliegen… Also suchte er danach. Er öffnete eine der drei letzten Türen und zum Vorschein kam ein hübsches Bad. Sogar eine große Badewanne war drin. „Oi, da bist du ja“, hörte er Jussis Stimme von hinten. Ville zuckte zusammen und fühlte sich irgendwie ertappt. Er sah ihn unschuldig an. „Komm erst mal aus diesem nassen Zeugs raus“, sagte Jussi und schob ihn in das Bad hinein. Kurz darauf begann er erst einmal seine Jacke und sein Top auszuziehen. „Bäh… kalt“, schüttelte er sich und warf seine Sachen in den Trockner. Der junge Sänger stand nun mehr unschlüssig im Raum, unfähig sich zu bewegen oder auch nur den Blick von diesem Adonis abzuwenden. „Was ist los?“, fragte ’dieser Adonis’ und da kam ihm auch schon der Gedanke, „…Oh sorry…! Ist dir das unangenehm?“ „Was? nein!“, Ville schüttelte erschrocken den Kopf. Sollte der Drummer doch keinen falschen Eindruck bekommen. Also tat er es ihm gleich und ließ ebenfalls die Hüllen fallen. Er tat es nicht oft, sich vor jemandem so zu entblößen, weswegen ihm das Herz bis zum Hals schlug. Er bekam von Jussi ein Handtuch. „Umdrehen“, befahl Ville, was den Schwarzhaarigen zum Lachen brachte. „Da gibt’s nichts, was ich noch nie gesehen hätte. - Wortwörtlich“ Er tat jedoch was ihm befohlen wurde, setzte sich ihm abgewandt auf den Toilettendeckel und zog sich die Schuhe aus. Ein Glück dass das ein Reißverschluss war, er wusste nicht, ob er Schnürsenkel so ohne weiteres mit diesen zitternden Händen aufbekommen hätte. Bald darauf folgte auch seine Hose, die es tatsächlich wagte Probleme zu machen. Da sie nass war, klebte sie wie Ast. Klein Jussi zog natürlich wie blöde daran, fiel vom Toilettendeckel, kullerte zwischen Villes Beine und brachte somit auch diesen zu Fall. „Au Mist! Wieso immer ich?“, fragte Jussi und rieb sich den Kopf. Er öffnete die Augen und erstarrte, bevor er sich die Hände vor die Augen schlug. Mehr musste man nicht erklären. Ein kleiner Wutschrei von Ville folgte ehe dieser, der nicht einmal mehr mit einer Tomate verglichen werden konnte, sich das Handtuch schnappte und aus dem Bad rannte. „Halt, warte Ville! Es tut mir leid!“, schrie Jussi und rannte ihm in seinen nassen Boxershorts hinterher nach oben. „HALT! Nein, hau doch nicht- Du kannst doch nicht SO rausrennen!“, er legte einen Zahn zu und zerrte ihn zurück in die Wohnung. „AAaaargh!!! Lass mich los!!! LASS MICH LOOOS!!!“, schrie Ville und verdeckte sein Gesicht mit den Händen. So viele Blamagen an einem Tag hielt er nicht aus! Jussi verdrehte nur die Augen und schloss die Tür und brachte das zappelnde Etwas in die Küche. „Beruhige dich doch erst mal~“, jammerte der schusselige Drummer, „Ich hab doch gesagt, es tut mir leid! Ich bin einfach runter gefallen. Villeee~“ „Wieso… WIESO bringst immer DU mich in diese Situationen?!“, blaffte Ville und erschreckte Jussi damit ziemlich heftig. „I-ich… weiß nicht…“, bekam dieser nur heraus und starrte den Größeren an. Er fühlte sich ohne seine Plateauschuhe und vor allem unter diesem alles sagenden Blick mehr als klein. Wenn Ville sich aufregte, war er ja gar nicht mehr so nett! Jussi bekam leicht schiss, bei diesem wilden Funkeln in diesen grünen Seen. Der Sänger wandte seinen Blick gen Decke und schloss die Augen, während er somit dem anderen die Chance gab ein paar Schritte zurückzugehen und seinen sich schnell hebenden und senkenden Brustkorb zu betrachten. Jussi war trotz der Situation fasziniert von diesem Körper. Er folgte mit seinen Augen den Windungen des Tattoos am Arm und kam zu der linken Brustwarze um die ein kunstvolles S gewunden war. Wie Ville dort an der Küchenzeile gelehnt stand, den Kopf so erotisch in den Nacken gelegt und nicht zu vergessen nur mit Handtuch bekleidet war, machte er den eingeschüchterten Drummer nur noch mehr an. Er folgte der schönen Haut, beobachtete die Schatten, die die Rippen warfen und besah sich das Tattoo unterm Bauchnabel. Allein die Sicht jagte ihm Schauer über den Rücken. Er riss sich von dem Anblick los und blickte ihm wieder ins Gesicht. „Hey Ville… Komm… es tut mir doch leid“, er näherte sich ihm wieder und merkte, dass er sich beruhigt hatte. „Es geht nicht unbedingt darum, dass du schuld wärst oder so… sondern einfach die Tatsache, dass du der erste Mensch seit meiner Schulabschlussfeier bist, der mich… eben SO… gesehen hat!“, Ville öffnete die Augen wieder und sah ihn mit geröteten Wangen an. //Waaaas???!!! ICH bin der Erste???!!!//, schoss es Jussi durch den Kopf. Dann besinnte er sich jedoch wieder und versuchte ihn nochmals zu beschwichtigen. „… Aaach ist doch nicht so schlimm… Ich bin nicht blind geworden. Und dich für irgendwas schämen brauchst du wirklich nicht. War doch alles perfekt“ Ville sah irgendwie aus, als könne er sich nicht zwischen kotzen, lachen und Jussi eine in die Fresse ballern entscheiden. Der Drummer atmete tief ein und fuhr fort, „… ich meinte das nicht persönlich! Das war rein… ääh… sachlich… ja? Sachlich, genau. D-das war… Jetzt guck mich doch nicht so an!“, jammerte Jussi und brachte Ville dann doch wieder zum Schmunzeln. „Halt einfach die Klappe, sprich mich niemals darauf an und du wirst am Leben gelassen“ Jussi machte den Mund zu und zog eine Schnute. „… Aber jetzt hab ich die Sauna schon angeschmissen…“ Sauna ist heiß -------------- Jussis Beine zitterten, während er komplett verkrampft neben Ville in der Sauna saß. Er starrte auf seine Hände und schwitzte furchtbar, was vielleicht ja auch an dem Ort lag, an dem sie sich befanden. Er hörte Ville entspannt aufseufzen und sein Blick huschte zu ihm hinüber. Der andere hatte es sich auf der Bank bequemer gemacht und sich hingelegt. Seinen linken Arm hatte er übers Gesicht getan, sodass es Jussi gestattet war, auf dessen Brust zu starren. Dieser Körper… einfach der Wahnsinn. Der Drummer sah jedem einzelnen Schweißtropfen nach, der an ihm herunterrann und leckte sich über die seltsamerweise trockenen Lippen. Nun bekam er eine Gänsehaut, was man in der Sauna erst einmal schaffen musste! Er seufzte und folgte den geschmeidigen Linien Villes Körpers. Die Beine waren leicht angewinkelt und nicht ganz geschlossen. Jussis Blick würde ihn mehr als verraten. Er hätte sich so gerne dazu gelegt, diesen heißen Körper gestreichelt, ihn liebkost und geküsst. Er hätte ihn gebissen und zerkratzt und an den empfindlichen Stellen geknabbert. Jene hätte er herausgefunden und… Jussi seufzte abermals. Alles Wunschtraum… Er schüttelte den Kopf, rückte etwas von seinem Objekt der Begierde ab und versuchte sich ebenfalls zu entspannen und hinzufläzen. Als er schließlich nach langem herumgezottel an seinem Handtuch bequem lag, kam er doch wieder nicht umhin seinen Blick nach links zu wenden und den anderen zu beobachten. Sein Puls raste wie verrückt, als hätte er zehn Liter RedBull mithilfe von Kaffee runtergespült. Er fuhr sich über die Stirn und betrachtete den halb geöffneten Mund, den er unter dem Arm sehen konnte. Er biss sich auf die Unterlippe. Es quälte ihn so sehr, er könnte sich sofort auf ihn stürzen! Er atmete tief ein und zwang seinen Blick zur Decke. Dies jedoch half auch nicht sehr viel, als ihm wieder die Bilder von Villes entblößten Körper vor die Augen kamen. Er hatte wirklich nicht viel gesehen, da war der andere zu schnell gewesen. Aber allein die Tatsache, dass er es hätte können und dass er diese niedliche Schamesröte gesehen hatte, machte es doch auf jeden fall Erinnernswert. Er grinste leicht und bemerkte dabei, dass es gar nicht mehr so sehr wehtat. Er seufzte abermals, was Ville nun wirklich ein für alle Mal zu reichen schien. Er setzte sich abrupt auf und sah Jussi eindringlich an. „Jetzt erzähl mir sofort was los ist, ich kann dieses Geseufze und diese Laune nicht länger ertragen. Und erzähl mir nicht wieder was von wegen ‚Wetter ist scheiße’, das haben wir nämlich hier drin nicht“ „Uh-“, Jussi blickte auf und setzte sich, damit er auf gleicher Augenhöhe war, „… ich hab doch gar nichts gesagt… ok, ok ich- … ich weiß nicht- … nein. Das kann ich dir nicht sagen… Aber mach dir keinen Kopf… Es ist nichts besonders Schlimmes und nichts worüber du dir Gedanken machen müsstest. Ich hab’s einfach zurzeit nicht so einfach…“, erklärte er Ville, ohne einmal zu Lügen. Er war stolz auf sich. Ville hob skeptisch eine Augenbraue, „Na du vertraust mir aber…“ „Das hab ich nicht so gemeint!“, fuhr Jussi sofort dazwischen, damit das mal klar war. „Ist schon ok… Wenn du es nicht erzählen willst, wird es schon Richtig so sein. Du musst aber wissen, dass ich, wenn du es dir anders überlegst, immer zuhören werde“, schloss der Brünette und lehnte sich an die Wand hinter ihm. Er machte die Augen zu. Anscheinend war dieses Gespräch für ihn beendet. „…Es hat wirklich nichts mit Vertrauen zu tun…“, murmelte Jussi und zog die Beine an, um sein Kinn auf seine Knie zu legen. Auch er schloss die Augen und seufzte wieder. Villes Augenbraue zuckte kurz, doch er sagte nichts mehr dazu. Déjà-Vus, Eifersucht und Apokalypse ----------------------------------- Nach dem Saunagang und dem Anschließenden ‚Mit-kaltem Wasser abspritzen’, kam dann doch wieder gute Laune auf. Jussi war so erleichtert, dass sie beide wieder am Lachen waren und drehte den Hahn zu. Er reichte Ville ein neues, größeres Handtuch und rubbelte sich selbst ebenfalls trocken. Sein Grinsen behielt er bei, sogar als sie sich schon wieder anzogen. Er passte diesmal mehr auf, damit ihm nicht wieder etwas Blödes passierte und er seinen Liebsten endgültig in die Flucht schlug. Sie begaben sich wieder in den oberen Teil der Wohnung, in dem es dank der Heizung nun richtig gemütlich warm war. Der Sänger lächelte leicht über Jussis Mitdenken und begann leise zu Schnurren. Er fühlte sich wohl und mal wieder richtig rein. Er wusste nicht mehr, wann er das letzte Mal so sauber gewesen war. Wahrscheinlich nach der Dusche, nachdem Linde ihn vollgekotzt hatte… Er folgte Jussi in das augenscheinliche Wohnzimmer und ließ sich neben ihn auf der Couch nieder. Er sah die von ihnen geleerten Bierflaschen auf dem Tisch und wie ein Blitz schoss ihm eine Erinnerung durch den Kopf. Jussi hatte sein Oberteil ausgezogen und ihn, den betrunkenen Ville, damit so gereizt, dass er den Drummer provoziert hatte. Dann hatten sie sich geküsst und nun riss Villes Gedankenfaden, das weitere Gedächtnis war wie gelöscht. Sie hatten sich also wirklich geküsst... Er schreckte aus seinem Zustand auf, als der Fernseher anging. Er starrte durch die Mattscheibe hindurch, sah nicht wirklich hin. Er versuchte sich zu entsinnen, was danach geschehen war, doch er kam nicht drauf. Er sah zu Jussi hinüber, der das Batteriefach der Fernbedienung öffnete. Er sah zu den Bierflaschen. Das waren die Schlüssel zu seinem Flashback gerade eben gewesen. Diese Bruchstücke, die die Erinnerung, wie eine Art Déjà-vu passieren ließen. Sein Blick schnellte wieder zu dem gutaussehenden Drummer. Wenn diese Flaschen schon eine solche Erinnerung widerriefen, was würde es dann ein Kuss tun? Er spürte, wie sein Herz schneller schlug, allein bei dem Gedanken daran. Doch wenn er es täte, könnte er sich vielleicht an diese Nacht erinnern. Denn irgendwie fühlte er sich schrecklich bei dem Gedanken, dass dies seine erste Nacht mit einem Mann gewesen war und er nichts mehr davon wusste. Nichts war geblieben und das machte ihn irgendwie traurig, wobei er sich zusätzlich schuldig fühlte. Was hatte er nur getan? Wo er gerade dabei war... Was hatte er eigentlich getan? Wie war das gewesen, wer hatte was für einen Part, hatte es überhaupt eine Rollenverteilung gegeben? Nun war er derjenige, der seufzte. Er fühlte sich scheiße. Jussi zu fragen ging weit über seinen Stolz hinaus. Er betrachtete wieder diese Bierflaschen. Wie viele hatten sie nur geleert? Er beschloss sich ein für allemal nicht mehr dermaßen vollaufen zu lassen! Er lehnte sich an die Sofalehne und sah ein bisschen mit Jussi fern. Es kam nichts Besonderes. Sie saßen einfach nur beide da, schwiegen und guckten ja doch nicht wirklich hin. Sie waren zu sehr mit ihren inneren Kämpfen und Gedanken beschäftigt. Hätte man sie gefragt, was sie sich angesehen hatten, würde man keine Antwort bekommen. Jäh wurden sie aus ihrer Matrix gerissen, als Jussis Handy klingelte. „Hmm…?“, machte dieser müde, nachdem er den grünen Knopf gedrückt hatte. „Heey, was denn, so abweisend? Komm Süßer, beweg deinen Hintern ins Studio“, hörte er Jyrkis Stimme. „Jetzt?“ „Ja jetzt, Ville wollte ich auch noch anrufen, aber er geht nicht ran…“ Jussi blickte zu Ville und meinte dann, „Ehm… Ville ist sowieso gerade da, ich sag es ihm“ „Ville ist bei dir?!“ „…Ja“ „…“, Jyrki schluckte, besinnte sich aber schnell wieder, „…Gut… also… bring ihn einfach mit ok?“ Jyrki legte auf und steckte sein Handy zurück in die Hosentasche. Was hatte Ville denn bei Jussi zu suchen? Die waren doch gar nicht so dicke miteinander. Er zog die schmalen Augenbrauen zusammen. Das passte ihm gar nicht. Grummelnd trat er zurück ins Studio, in dem schon der Rest der Band herumgammelte und sich bereits so früh am Tag das Bier durch die Nase zog. „Gott, man Timo du bist so widerlich“, flüsterte Jyrki grinsend und haute ihm auf den Rücken als er sich verschluckte. Nach einer kurzen halben Stunde waren auch Jussi und sein Anhängsel erschienen. „Na endlich. Die werten Herren sind eingetroffen“, gab Jyrki von sich und musterte Ville kurz. Er hatte andere Sachen an als am gestrigen Tag, was bedeutete, dass er Zuhause gewesen war und nicht, wie befürchtet, bei Jussi übernachtet hatte. So rappelvoll wie die zwei gewesen waren, hätte er ihnen alles zugetraut. Er war erleichtert und zog sich seinen Mantel an. Er hätte Ville niemals an der Seite seines geliebten Drummers akzeptiert. Er ertappte sich selbst dabei, eifersüchtig auf den anderen Sänger zu sein. Das lag nicht nur an Ville, sondern eher an seinen eigenen Selbstzweifeln, die ihn die letzten Wochen gequält hatten. Doch jetzt wollte er die einfach mal vergessen und sich mit seinem Team über die geschaffte Platte freuen. Sie nahmen sich zwei Taxis und fuhren in ihre Lieblingsbar, in der sie quasi Stammkunden waren. Sie wurden freundlich begrüßt und zu einem reservierten, abgeschiedenen Tisch gewiesen, damit sie richtig reinhauen konnten. Timo² und Bazie, schon leicht angeschickert, grölten vorfreudig und machten sich auf der Bank breit. Ville setzte sich mit einem bedröppelten Grinsen ins Eck und der Rest nahm sich der Stühle an. Sie bestellten ein Tischfass und begannen mit der Apokalypse des Hausfriedens. Broken american dreams und Cocktailschirmchen --------------------------------------------- Später am Abend waren die Barbesitzer sogar so freundlich, die brandneue Platte einzulegen. Davon bekamen die Musiker jedoch recht wenig mit, da sie nach diesen wenigen Stunden bereits mindestens die 3 Promille-Grenze überschritten hatten. Ganz American Dream bestellten sie sich Hamburger und warfen sowieso die Hälfte über den Tisch. „Oooh…“, machte Jussi enttäuscht, als der ganze Inhalt seines Burgers hinten rausrutschte, während er draufbiss, „Jyrki!!!“ „Hm? Jap, hamwa gleich wieder~“, murmelte der und schob ihm den auf dem Tisch liegenden Matsch wieder zurück ins Brötchen. Er sah Jussi mit schräggelegtem Kopf an und wischte ihm mit dem Zeigefinger die Soße vom Mundwinkel. Er kicherte betrunken und leckte seinen Finger lasziv ab. „Oooh~ jetz wird’s aber heisss hier“, lallte Timo laut und stellte sein Bierglas so hart und unbedacht ab, dass es zerbrach, „Achuscheisse“ Er nahm Jussi den Burger aus der Hand und wischte damit die Sauerei vom Tisch. „Timo!“, rief Jyrki drohend. „Jyrkiii!!!“, flennte Jussi. „…Archie!“, rief Archie und hob begeistert die Hände. … „Nit weinen Jussi, jetzsiehmal wassu angerich…tet has“, grummelte Jyrki ihren Gitarristen an, der nur die Schultern zuckte. Der Sänger wollte seinen Drummer nicht so traurig sehen! „Warte Jussi, hör auf, ich kauf dir einen neuen… Einen gannnz Groooßen!“ Sein geliebter Drummer warf sich ihm um den Hals und flennte ihm das Hemd voll. Er war immer ganz furchtbar sensibel, wenn er zu viel getrunken hatte. Jyrki seufzte und streichelte ihm beruhigend über den Rücken. Na wenigstens konnte er die Situation so ausnutzen, um sich an ihn ranzumachen. Jussi war sein Eigentum, sein Ein und Alles und wenn ihm das jemand wegnehmen oder wenn ihm jemand schaden würde, würde er denjenigen umlegen. Er funkelte Timo immer noch sauer an. Doch über eine solche Kleinigkeit würde er noch mal hinwegsehen. Ville derweil beobachtete die ganze Szenerie, nachdem er aufgehört hatte sich Cocktailschirmchen in die Haare zu stecken. Es machte ihn voll fertig Jussi weinen zu sehen. Er hätte nie gedacht dass der Drummer so heulen konnte. Er wurde etwas abwesend, summte den Song mit, der in der Bar lief und wippte leicht hin und her. Viel bekam er wirklich nicht mehr mit, was ihm jedoch recht egal war. Er wurde langsam etwas müde. Nach dem zweiten umgekippten Bierfass wurden sie schließlich freundlich rausgeschmissen. Taumelnd standen sie nun vor den verschlossenen Türen der Bar und hielten sich fest, wo sie konnten. „Kann ich noch ein Schirmchen haben?“, fragte Ville, bekam aber keine Antwort. Ohnmacht, Opium und der Bann des Vampirs ---------------------------------------- Nach kurzem Überlegen trennten sich die heiteren Herren schließlich auf. Ville war zu müde, Jussi hatte deswegen keine Lust mehr, was auch Jyrki dazu veranlasste die drei restlichen Bandmitglieder, die noch Bock auf Randale hatten, zu verlassen. „Na kommt, lasst uns nach Hause gehen…“, murmelte Jyrki und setzte sich in Bewegung. „Ich glaubich muss… hnn… dalang…?“, meinte Ville und zeigte, sich um seine eigene Achse drehend, in verschiedene Richtungen, „Jap… also“, er winkte und schritt von dannen in eine andere Richtung, „Bis dann… mal“ Jussi sah ihm noch zweifelnd hinterher. Ville wusste garantiert nicht mal mehr wo oben und unten war. Doch bevor der Drummer noch irgendwie reagieren konnte wurde er von Jyrki schon in ihre Richtung gezogen. „Da mach dir ma keine Sorgn, der weiß wohin. Der weiß doch alles“, murrte der Sänger und torkelte voraus. Jussi gab ein wenig überzeugtes Geräusch von sich, folgte ihm aber, da er sich sicher war, dass auch sein Obervampir nicht mehr ganz auf der Höhe war. Stillschweigend schlurften sie durch die Menschenleere Straße. Die frische Luft tat richtig gut und bescherte ihnen einen klareren Kopf. Die Welt hörte sich nach dem halben Weg sogar auf zu drehen und Jyrki freute sich, dass er endlich mit seinem Drummer alleine war. Leider war diese Freude nicht von langer Dauer als sie plötzlich, nicht weit entfernt hinter ihnen, ein allzu gut bekanntes Geräusch vernahmen. „Ach du scheisssse“, nuschelte Jussi und drehte sich abrupt um. Dieses Kotzgeräusch stammte außer Frage von Ville. Er rannte auf den an der Wand abgestützten zu und versuchte ihn hinzustellen. „Ville! Was ist los? Was machst du überhaupt hier?“ „Mirs schlecht, wasn sonst“, knurrte der befragte ihn an, „Ich wusst den Weg nich, da bin ich euch hinterher“ „Geht’s wieder? Musst du noch mal? Oder soll ich ein Taxi rufen?“ Jyrki unterdessen war nun mehr als aufgebracht. Er hatte sich nun dermaßen auf einen schönen, gemütlichen Abend [1] gefreut und dieser bescheuerte Alleskönner musste ihm das natürlich wieder versauen! Wütend stampfte er auf die beiden zu, riss sich aber zusammen, nicht zu unfreundlich zu klingen, „Holen wir ihm ein Tax-“ Er riss die Augen auf, als Ville plötzlich die Macht des Stehens verließ und er zusammenbrach. „Na toll“ „Oh Gott! Solln wir nen Arzt rufen???“, kreischte Jussi und hob den am Boden liegenden Sänger vorsichtig wieder auf. „Nee… der ist doch nur besoffen, setz ihn in ein Taxi“ „Er ist bewusstlos, Hallo!“, keifte Jussi ihn an und winkte mit Villes Arm, „Ich nehm ihn mit!“ Jyrki rollte mit den Augen und steckte seine vor Ärger zitternden Hände in die Manteltaschen. Er sah auf den Sänger in Jussis Armen herab und musterte ihn. Naja, vielleicht hatte Jussi ja wirklich Recht. So konnten sie ihn unmöglich allein lassen. Er sah furchtbar aus. Er fragte sich, wie oft er sich jetzt schon, von ihnen unbemerkt, übergeben hatte. Sicherlich nicht nur einmal. Jyrki seufzte und half Jussi den Anderen zu seiner eigenen Wohnung, die am nächsten lag, zu schleppen. Nach einer Ewigkeit dort angekommen, schloss er ihnen die Tür auf und schob sie rein. Er schaltete das Licht an und schüttelte den Kopf. Das lief alles überhaupt nicht nach Plan! Er schloss grummelnd die Tür und kam ins Wohnzimmer, auf dessen Couch nun sein Rivale lag. Nicht, dass er diesen als solchen ansah! Er seufzte erneut und brachte ihm einen großen Eimer falls er noch mal kotzen musste. Jussi, der auf der Lehne saß, strahlte ihn dankbar an. Na wenigstens war es einen solchen Blick wert. Jyrki lächelte gezwungen, setzte sich in den Sessel und legte den Kopf in den Nacken, um an die Decke zu starren. Jussi blickte wieder etwas besorgt zu dem auf dem Sofa liegenden. Er hatte die Augen geschlossen und atmete flach. Abermals seufzte Jussi und streichelte ihm durch die Haare. Hoffentlich war er am Morgen wieder fit. „Was machst du da?“, fragte Jyrki, der ihn beobachtet hatte. Jussi zog seine Hand schnell zurück, „Was denn?“ Jyrki hob eine Augenbraue. „Das hatte gar nichts zu sagen jetzt! Ich mache mir nur Sorgen!“, plusterte sich Jussi auf. „Reg dich doch nicht so auf, war doch ne ganz normale F-“ „ICH REG MICH NICHT AUF!“ „Ok ok“, Jyrki hob beschwichtigend die Hände und überschlug die Beine, „Willst du nicht mal ins Bett?“ „Hmm… Meinst du, wir können ihn alleine lassen?“ „Naja, wegrennen wird er uns schon nicht“, grinste Jyrki und stand auf. „Ha, ha“, machte Jussi und erhob sich ebenfalls, „Aber ich mach ihn noch schnell sauber“ Er ging in die Küche und machte ein Zewa-tuch nass, kam wieder ins Wohnzimmer und kniete sich vor Ville hin. Sorgfältig wischte er ihm über das Gesicht und den Mund ab. Dann würde er sich am nächsten Morgen wenigstens nicht ganz so eklig fühlen. Er sah den Körper auf und ab, ob noch irgendwo was hingekommen war, doch Ville war anscheinend treffsicher, was dies anbelangte. Jussi setzte sich bequemer vor die Couch und schämte sich schon wieder für seine Gedanken. Wie konnte er nur an so was denken, während Ville im Sterben lag?! Er schob es darauf, dass er seit schon mindestens anderthalb Monaten keinen Sex gehabt hatte. Es war die reinste Tortur. ER, Jussi 69 und kein Sex?! Das war ja wie Jyrki ohne Minderwertigkeitskomplexe! Er seufzte und sah auf das wahrscheinlich schlafende Gesicht vor ihm. Er streichelte über die leicht eingefallene Wange. Das hielt er nur wegen ihm aus. Einerseits sehnte er sich so sehr nach körperlicher Wärme und hatte natürlich gewisse Bedürfnisse, andererseits wollte er das mit niemandem außer ihm erleben. Er jammerte und drückte seine Stirn gegen Villes. Der sollte aufwachen und ihn in den Arm nehmen! Jyrki derweil fragte sich gerade, ob Jussi sich bei ihm genauso verhalten würde und schritt schon mal ins Schlafzimmer, um zu sehen, ob dort alles in Ordnung war. Die Heftchen wurden mit einem Tritt unters Bett befördert und ein Räucherstäbchen angezündet. Er atmete tief ein und schloss kurz die Augen. Diese Opiumgerüche machten ihn immer ganz wuschig. Er öffnete das Fenster, um durchzulüften und machte das Licht aus, da sowieso welches von der Straße draußen hineinfiel. Dann beschloss er, vor dem Schlafengehen doch noch mal ins Bad zu gehen und zu schauen, ob er denn auch hübsch genug war. Nachdem er sich die Haare nach mindestens fünf Minuten kämmen dann doch wieder verstrubbelte, schlurfte er zurück ins Wohnzimmer in welchem Jussi immer noch saß. Er stellte sich neben ihn und hob ihm die Hand hin. „Na komm“, er zog ihn hoch und schob ihn den Gang entlang. „Und wo genau, soll ich jetzt schlafen?“, fragte Jussi und wurde als Antwort weiter ins Schlafzimmer geschoben. Er schluckte, als ihn dieser betörende Duft einhüllte. Sein Herz begann schneller zu klopften und sein Blickfeld drehte sich leicht. Wortlos ließ er sich aufs Bett fallen und starrte an die sich drehende Wand. Er war das nicht so gewöhnt, weswegen das in einen halben Rausch ausartete. „Oh je, da hat aber einer große Pupillen“, lachte Jyrki und setzte sich auf die andere Seite des Bettes. Inzwischen war es wegen des geöffneten Fensters im Zimmer richtig kalt geworden. Er rieb sich kurz über die Arme, ehe er sein Hemd aufknöpfte und es über den Hocker warf. Er streckte sich und kämpfte sich aus seiner Lederhose, bevor er sich in die Mitte des Bettes rollte und die Silhouette Jussis Rückens ansah. Er piekte ihn mit dem Zeigefinger, was diesen aufschrecken ließ. „Willst du da noch ewig rumsitzen?“ „Ehm… nein… ich will nicht… rumsitzen…“, murmelte Jussi und bemerkte den Fehler in der Matrix. Er hatte mal wieder ein Déjà-vu, versuchte sich zu versichern, dass er nicht der Auserwählte Neo war und zog sich zögernd sein Top über den Kopf. Er bekam Gänsehaut, als er die kalte Luft an seiner Haut spürte. Seufzend streifte er sich auch die Hose ab und sank nach hinten in die Kissen. Das kalte Laken brachte ihn zum Bibbern. Grinsend schloss Jyrki das Fenster und zog dann die Bettdecke über sie Beide. Da hatte sein Abend ja doch noch in die Gleisen gefunden. Sein Grinsen verschwand nicht, als er sich wie zuvor ins Detail durchgeplant, an seinen Drummer schmuste und die Arme um ihn legte. [1] *räusper* Schlimme Erinnerungen und Süffisanz mit Folgen ---------------------------------------------- „Ehm…“, machte Jussi und starrte an die Decke. Jyrki drückte ihn nur noch mehr und strich ihm über den Arm, was ihm eine Gänsehaut bereitete. Er grinste über die Reaktion und dachte, dass man da sicherlich noch mehr anstellen könnte. „Es ist kalt“, gab er Jussi zu verstehen. „Dann hol dir noch ne Decke“ „Ach sei doch nicht immer so schüchtern“ „…“, was sollte Jussi jetzt darauf antworten?! Jyrkis Grinsen nahm überdimensionale Ausmaße an. Jetzt hatte er ihn. Jussi konnte ihm nicht sagen, dass er was von Ville wollte. Ihn aber wegzuschubsen, würde er sich niemals getrauen. Also begann seine freie Hand langsam und vorsichtig immer wieder über Jussis Arm zu streicheln. „Was hast du vor“, sagte Jussi misstrauisch. „Ich wärm dich auf“ „Aha“, Jussi presste die Lippen zusammen. Dieser süffisante Unterton gefiel ihm gar nicht. Doch seinem Körper - gegen seinen Willen - schien es sehr wohl zu gefallen, was sich durch die immer wiederkehrenden Schauer zeigte. Er atmete gepresst aus. Er wusste genau, was der Sänger vorhatte, doch das würde bei ihm nicht ziehen. „Jyrki, ich hab dir schon mal gesagt, es bleibt dabei“ „Oooch, sei doch nicht so!“ Jussi schob ihn leicht weg, „Und ich werde es noch mal sagen; ich schlafe nie mehr mit dir!“ „War es so schlimm?“ Jussi wurde rot, „Das hat damit gar nichts zu tun!“ „Dann lass es doch einfach geschehen, komm schon, ich hab doch gesehen, dass du seit langem niemanden mehr abschleppst. Den Grund weiß ich zwar nicht, aber dass du immer grantiger wirst, merkt die ganze Band. Und das muss sich ändern.“ „Ach was. Du denkst dabei nur an die Band, richtig?“ „Natürlich“ … „Nein, danke, das eine Mal hat gereicht“ „Ich fand es toll“ „Ja, du lagst auch oben!“, grummelte Jussi wütend. Er erinnerte sich nur zu gut daran. Es war gleich bei ihrem ersten Treffen passiert. Jussi war in einer Bar gesessen, hatte derzeit noch lange, rote Haare gehabt und sah aus wie eine finnische Barnutte. Was er ja schlussendlich auch geworden war. Dieser große, gutaussehende Typ war diese Tür hineingekommen und hatte ihn ziemlich geflasht. Er hatte sich zu ihm gesetzt und sich mit ihm unterhalten. Dann hatte er von Jussis Whisky probiert und war aufs Klo geflohen, um ihn wieder loszuwerden. Da der Jüngere damals mehr als naiv war, hatte er ihm prompt geholfen und ihn mit nach Hause genommen. Was ein Fehler gewesen war, da dieser Vampir dort über ihn hergefallen war. Meine Güte, ein Kerl! Zudem hatte er ihn auch noch entjungfert, das war wirklich nicht nach Jussis Geschmack gewesen! „Außerdem hast du mich vergewaltigt!“ „Du wollest es so!“, verteidigte sich Jyrki und verschränkte die Arme. „Klar doch. Mich von irgendeinem dahergelaufenen Idioten entjungfern lassen. Klasse. Wollte ich genauso haben“ „Ich hab dich entjungfert?!“ „Sonst hätte es ja sicherlich nicht so wehgetan!!!“, knurrte Jussi bedrohlich. Jyrki musste nur noch ein Wort mehr sagen, was ihn in Verlegenheit brachte, dann würde er ihn endgültig zum Schweigen bringen! Jyrki strahlte ihn an und fiel ihm um den Hals, „Uwaah~ Das wusste ich ja gar nicht! Mann ist das geil, ich hab Jussi 69 entjungfert!“ „Was- Bleib mir bloß vom Leib, du Kinderschänder, WEG SAG ICH!“ So lieferten sie sich einen kleinen Kampf, der endlich von Jussi gewonnen wurde, da er schon lange nicht mehr so schwächlich war, wie bei ihrer ersten Begegnung. Es fühlte sich toll an, nun auch mal oben zu sein und diesen dreisten Kerl unter sich zu haben! Moooment! Da lief was ganz falsch! Jyrki kicherte und schlang seine langen Beine um Jussis Hüfte, um ihn gänzlich auf sich zu ziehen. Dieser plötzliche Kontakt brachte Jussi dann doch zum Aufkeuchen. „Ich spüre doch, dass es dich danach verzehrt“, hauchte der Vampir in das Ohr seines Opfers. Jussi riss die Augen auf und erschauderte. Halbherzig versuchte er sich zu befreien, was jedoch nicht so klappte, wie er sich das vorgestellt hatte. „Psshht, entspann dich und lass mich machen“, flüsterte Jyrki und legte seine Lippen auf Jussis. Ja, da lief garantiert irgendetwas gehörig schief! Das schlimmste war, dass er sich nicht einmal wehrte! Lag das an dem Drogeneinfluss? Oder an diesem Aphrodisiakum, was in der Luft lag? Alles zusammen wahrscheinlich, hakte Jussi sich in seinem Kopf ab, als er den Kuss erwiderte. Sein Körper heizte sich schneller auf, als gewollt und sein Bauch begann wohlig zu kribbeln. Er hatte wirklich gelitten unter diesem Entzug. Schnell ungeduldig geworden ließ er seine Hände fahrig über Jyrkis Oberkörper streichen, was diesen zufrieden aufseufzen ließ. Hatte er doch gewusst, wie er sein Lieblingsbandmitglied rumbekam! Er biss Jussi leicht in den Hals und kratzte ihm über die Seiten. Er merkte, wie Jussi weiter hinunter rutschte und ihn mit dem Mund weiter bearbeitete. „Aah~ Oh mein Gott…“, seufzte Jyrki als er diese geschickte Zunge auf seiner linken Brustwarze fühlte. Bei dem Gedanken, was der Drummer damit noch anstellen konnte, sackten ihm schon mal fünf Liter Blut in tiefere Gegenden. Ihm wurde schwindelig und er schloss die Augen, griff in diese zotteligen Haare und strich durch sie hindurch. Er fühlte Hände, die seine Hüfte sanft massierten und ihn um den Verstand brachten. Wann hatte Jussi so etwas gelernt?! Er war ein Gott!!! Jyrki stöhnte laut auf, was Jussi dann doch zum grinsen brachte. War dieser wichtigtuerische Obervampir etwa nicht mehr ganz Herr seiner Kräfte? Er senkte seinen Kopf wieder und begann an der weichen Haut zu knabbern, küsste sich tiefer und leckte lasziv über den Hüftknochen. „Seltsamer Aufbewahrungsort für ein Mikro“, frotzelte Jussi und strich den Bund von Jyrkis Boxershorts nach. Dieser warf nur den Kopf zur Seite und jammerte gequält. An dieser Stelle war er am empfindlichsten und es regte ihn auf, dass Jussi sie bereits jetzt herausgefunden hatte. „Jussi… Komm wieder… her…“, keuchte Jyrki und stützte sich auf die Ellenbogen. Der Drummer hörte auf das, was sein Chef ihm befahl und kroch wieder zu ihm hoch. Er sah ihn äußerst amüsiert an. Hatte er ihn doch tatsächlich so aus der Fassung gebracht. „Grins nicht so blöd!“, maulte Jyrki und schubste ihn zur Seite, folgte sogleich und setzte sich auf seine Hüfte. Er lehnte sich vor und küsste ihn ein weiteres Mal, diesmal weitaus fordernder. Er streichelte mit seinen langen Fingern über die flache Brust des anderen und zwirbelt frech dessen Brustwarzen zwischen seinen Daumen und Zeigefingern. Er lache leicht hämisch auf, als Jussi sich zu winden begann und nach seinen Händen griff. „Mieses Stück“, betitelte er seinen Sänger und setze sich auf, um an seinem Hals zu knabbern. Schnurrend legte dieser seinen Kopf in den Nacken und streichelte ihm über die Schultern. Sein Bauch kribbelte wie verrückt, er wollte mehr. Sehr viel mehr. Er stieß Jussi von sich und machte sich sogleich an dessen Unterhose zu schaffen. Eindeutig fehl am Platz, wie Jyrki fand. Schnell war das elende Ding in die Ecke gepfeffert und Jyrkis Mund wieder an Jussis, ehe der überhaupt reagieren konnte. Immer mehr versanken sie in diese tranceartige Extase und streichelten jeden Millimeter Haut, den sie bekommen konnten. „Stopp!“, rief Jyrki und riss sich von Jussi los, als er nicht mehr atmen konnte, „Ich… kann nicht mehr… kann nicht länger warten…“ Jussi nickte eifrig, „Scheiß auf Vorspiel“, und drehte sie wieder so rum, dass er zwischen Jyrkis Beinen zum liegen kam. Und wieder siegt das ... Böse? ------------------------------ Er streifte ihm die Boxershorts von den Beinen und streichelte vorsichtig über Jyrkis Erregung. Dieser warf nur den Kopf in den Nacken und drängte sich ihm so weit, wie es ging entgegen. Jussi grinste und befeuchtete seinen Mittelfinger, den er dann ohne Vorwarnung in seinen momentanen Lover hineingleiten ließ. „Ah~ Jussi!“, Jyrki riss die Augen auf und klammerte sich an ihn. „Kannst es wohl nicht abwarten, was?“, grinste Jussi und nahm gleich noch einen hinzu. „Ahuu~“, Jyrki kniff die Augen zusammen. Jussi merkte, dass es ihm Spaß machte, dem Anderen ein bisschen wehzutun. Er drehte seine Finger etwas und ließ sie dann immer wieder im selben Rhythmus hinein- und hinausgleiten. Allmählich lockerten sich die Muskeln, die ihn so eingeengt hatten. Das gleitende Reiben in seinem Inneren heizte Jyrki nur noch mehr auf. Er wimmerte und wand sich unter Jussi. Wenn dieser so weitermachen würde, würde er sicherlich gleich kommen. „Jussi…!“ „Hm?“, Jussi wusste genau, was der Andere wollte, doch noch verwehrte er ihm dieses ‚Privileg’. Er ließ seine Finger tiefer stoßen und über die leicht raue Fläche streichen, die er gesucht hatte. Der schmale Körper unter ihm bäumte sich auf und Jyrki stieß einen heißeren kurzen Schrei aus. „Du wirst doch wohl nicht die ganze Nachbarschaft wecken wollen?“, säuselte Jussi an sein Ohr und knabberte kurz daran. Der Sänger schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen. Er spürte, wie er bereits etwas feucht wurde und er schämte sich irgendwie dafür. „Jussi! Hör auf mich zu quälen!“, forderte er und entzog sich dessen Fingern. Er spreizte die Beine etwas mehr, da sein Verlangen im Moment weit größer war als sein Schamgefühl. Jussi war verwundert über Jyrki, der sich sonst nie so selbstbewusst zeigte. Er lächelte und legte sich auf seinen Sänger, während er ihm in die Augen sah. „Was ist? Guck mich nicht so an“, murrte Jyrki und errötete. Jussi musste etwas lachen und streichelte ihm über die Wange. So betrachtet war Jyrki ja ganz niedlich. „Darf ich?“, fragte er noch mal, bevor er in den anderen eindrang. „Bitte“, bejahte dieser und schloss die Augen. Er biss die Zähne zusammen und verkrampfte sich leicht. „Hey… entspann dich“, bat der Drummer und streichelte ihm über die Hüfte. Das wohlige Gefühl von der streichelnden Hand, half auch wirklich dabei, sodass es nicht lange dauerte, bis sich Jussi in ihm bewegen konnte. Er begann zu schnurren. Wie lange hatte er ein solches Gefühl vermisst! Er keuchte leise, als ihn die Wände um ihn herum so einengten und legte seine Stirn auf Jyrkis Schulter. Er drang noch etwas tiefer in ihn ein und spürte schon bald wieder diese leichte Erhöhung, die er nun immer wieder gezielt traf. „Mh… mmmh! Aaah Jussi!“, Jyrki krallte sich wieder in Jussis Schulterblätter und versuchte seine Laute in dessen Halsbeuge zu ersticken. Er engte ihn mehr ein, was es dem jungen Drummer schwer machte, sich noch länger zu beherrschen. „…Jyrki“, keuchte er und griff in dessen langes Haar, um ihn von sich wegzuziehen. Er küsste ihn und beschleunigte seine Stöße etwas. Dieses kribbelnde Gefühl, welches seinen ganzen Körper durchströmte machte ihn ganz wild, er konnte nicht länger Rücksicht auf den Anderen nehmen und wurde nun doch etwas grober, was diesem jedoch keinesfalls zu missfallen schien. Haltlos stöhnend gab er sich ihm hin und kam ihm nach kurzer Gewöhnungszeit sogar entgegen. Sie passten sich einander an und drifteten langsam aber sicher auf den unaufhaltsam nahenden Abgrund zu. Jyrkis rhythmisches Stöhnen ging in leises, heißeres Schreien über und als Jussi dann noch über seine Brust streichelte, wurde ihm ganz schwindelig. „…-Jussi! I-ich… kann nicht mehr~“, jammerte er. „Halt… noch nicht…“, Jussi verlangsamte seine Bewegung und strich mit seinen Fingerspitzen weiter hinunter und umschloss mit seiner linken Hand Jyrkis völlig außer Acht gelassenes, bestes Stück. Dieser ließ die Arme fallen und krallte sich in das Bettlaken. Er ließ ein zischendes Geräusch von sich hören und bedeckte kurzerhand sein Gesicht mit dem Kopfkissen. Ihm war so unerträglich heiß. Beinahe unnatürlich, wenn man bedachte, dass es im Zimmer eben noch auf gut Finnisch schweinekalt gewesen war. Jussi streichelte ihn vorsichtig und betrachtete die Brust, die sich immer schneller zu heben und zu senken schien. Er schmunzelte leicht und zog Jyrki das Kissen vom Gesicht. Unfreiwillig quietschte dieser und verkrampfte sich wieder um den Anderen. „Autsch! Hey, lass locker!“, murrte Jussi und glitt wieder tiefer in ihn hinein. „Sorry“, nuschelte Jyrki, seine Wangen waren ganz rot. Er entspannte sich völlig unter weiteren streichelnden Berührungen und wurde nun mehr auf den Höhepunkt getrieben. Es fühlte sich beinahe so an, als würde er auf einem noch ruhigen Fluss treiben, der dann plötzlich in einem tosenden Wasserfall enden würde. Er öffnete den Mund, da er durch seine Nase längst nicht mehr genug Luft bekam und drängte sich dem Drummer immer mehr entgegen. Sein Herz war zum zerreißen gespannt und er konnte und wollte auch gar nicht länger warten. „Mehr!“, flehte er und zog Jussi zu einem weiteren, leidenschaftlichen Kuss hinab, der ihnen beiden ein fürchterliches Kribbeln im Bauch verschaffte. Der Kleinere ließ sich dies nicht zweimal sagen und stieß nun schneller und gezielter in den Anderen, der ihn umso mehr einengte und ihn schließlich kurz darauf den Abgrund hinunterschubste. Ein erlöster Schrei wurde in Jyrkis Halsbeuge erstickt, während er sich in ihm entlud. Als Jyrki kurz darauf die heiße Flüssigkeit in sich spürte, war es auch um ihn geschehen und er krallte sich an Jussi, sich eng um ihn zusammenziehend. Ein krächzender Laut kam ihm über die Lippen, ehe er sich aus seiner zitternden Umarmung löste und sich in die Kissen zurückfallen ließ. Schwer atmend genoss er die Nachwehen, die ihn immer wieder erzittern und schwindeln ließen. Langsam zog sich der Drummer zurück und ließ sich neben ihm fallen. Das war unglaublich gewesen. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf seinen Atem. Ihm war so heiß! Er wusste nicht ob das daran lag, das sein Partner gerade eben gut war, oder er einfach viel zu lange keinen Sex mehr gehabt hatte. Bedröppelt grinsend schob er es mal auf letzteres und sank langsam in erdrückende Müdigkeit. Der Morgen danach ----------------- Der nächste Morgen begann still und dämmrig. Jyrki gähnte leise und kuschelte sich enger an den warmen Körper neben ihm. Er schnurrte und streichelte dem Anderen über die Wange. Dabei lächelte er beseelt und überaus auch beglückt. Er seufzte tief und schloss die Augen. Diese Nacht war einfach nur traumhaft gewesen. Einfach beinahe zu unreal für Jyrki. Hatte sich der Drummer doch Anfangs so vehement dagegen gewehrt. Abermals seufzte Jyrki und überlegte, ob es Jussi gefallen hatte. Er wusste nicht recht, ob er der Grund war, oder die vielen Begebenheiten, mit denen der Andere zu tun gehabt hatte. Wie würde er reagieren, wenn er erwachte? Plötzlich überkam den Sänger ein schuldbewusstes Gefühl. Irgendwie hatte er ihn ja schon ausgenutzt. Ach was! Er hatte ihm geholfen! Er wandte seinen Blick wieder dem Schlafenden zu. Vielleicht sollte er sich doch nicht so sicher sein… Vorsichtig rollte er sich aus dem Bett und zündete ein neues Räucherstäbchen an. Nur zu seiner eigenen Sicherheit verstand sich! Wenn Jussi aufwachte, sollte er sich gut fühlen und ihm nicht an den Kragen gehen. Er schlich sich wieder ins Bett und kam sich vor wie ein gemeiner Heuchler. Er manipulierte seinen Liebsten! Ja, er war ein fieser Ganove! Ein Gangster, Krimineller, Verbrecher! Er sank zurück in die Kissen und schnaufte. Er durfte nicht so viel denken. Er schloss die Augen und legte sich auf die Seite, um wieder die Arme um Jussi zu legen. Er würde es auf sich zukommen lassen. Und wenn der Andere ihm irgendwas antat… dann hatte er es auch verdient. Mit diesen Gedanken schlief er wieder ein. Dröhnende Stille ließ den Jüngeren die Augen öffnen, nachdem er es sich mehrmals überlegt hatte, ob er dies tun sollte. Man mochte meinen, es sollte ihn nicht verwundern, dass jemand neben ihm lag. Das tat es auch nicht. Es erschlug ihn! Er riss die Augen auf und schnappte nach Luft, was ihn leicht karpfig aussehen ließ. //D-das… Jyrki! Das ist Jyrki! Wieso ist das Jyrki?! Und wieso ist er… nackt! Er ist nackt und ich bin nackt und das heißt jetzt…// Blubb machte der Fisch und fiel in Ohnmacht. „Nein ich darf jetzt nicht in Ohnmacht fallen!“, tadelte er sich selbst und rappelte sich wieder auf. Er starrte den Anderen entsetzt an. Wie konnte er nur?! Alles, aber doch nicht Jyrki! Jyrki war sein bester Freund! Zudem Jussi eigentlich in jemand anderen verschossen war. Was war nur in ihn gefahren?! „Was hast du gesagt?“, murmelte dieser, der von Jussis Selbstgesprächen aufgewacht war, „Oh, Du bist wach“, er wurde gleich munter und setzte sich ebenfalls auf. Er strahlte ihn an, sodass Jussi sich die Hand vor Augen hielt. So viel Strahlung hielt der Vampir eben nicht aus. Jyrki nahm ihm die Hände runter und drückte ihn einen Guten-Morgen-Kussi auf den Mund. Er grinste und ließ sich dann einfach auf den Drummer fallen, der eh irgendwie nicht mehr richtig unterscheiden könnte, ob das nun Realität war, oder er immer noch in diesem Albtraum festsaß. „Ich will sterben“, sagte Jussi monoton und starrte an die Decke. „Du bist doch schon tot“, antwortete Jyrki und biss ihm in den Hals. „Sag, dass ich immer noch träume und wir gestern nicht miteinander geschlafen haben“ „Ich schweige wie ein Grab“, schnurrte Jyrki und küsste sich weiter hinab, während seine Hände wieder diesen schönen Oberkörper erkundeten. Jussi schloss die Augen und hasste sich dafür, dass er die Berührungen genoss. Er biss die Zähne zusammen. Also hatte er doch nachgegeben. Er hatte sich doch geschworen niemals mehr mit Jyrki irgendetwas in dieser Richtung zu tun! Er riss die Augen wieder auf, als Jyrki leiiicht zu tief mit seinen Lippen gewandert war und setzte sich wieder auf. „Jyrki!“ Angesprochener sah unschuldig auf. „Hör auf damit! Ich weiß nicht mal wieso ich überhaupt noch hier liege!“ „Tja… ich bin halt unwiderstehlich“, säuselte Jyrki und schenkte ihm ein verschmitztes Grinsen. Jussi schnaubte und blickte sich im Raum um. Da fiel ihm der Rauch auf, der im Zimmer lag. Er zog eine Augenbraue hoch. „Was ist das?“ „Was? Ich weiß nicht wovon du-“ „JYRKI!“ „Ok, ok…“, er nickte in Richtung Räucherstäbchen auf seinem Fensterbrett. „Unwiderstehlich huh? Manipulierst mich hier mit irgendwelchen Drogen“ Jyrki zog eine Schnute und kroch von ihm runter, „Das sind keine Drogen und ich kann auch ohne!“, murrte er und blies es aus. Jussi ergriff die Chance und rannte aus dem Bett, schnell weg und ab ins Bad. Weg von diesem Irren! Er schloss die Tür ab und haute sich erst einmal zehn Minuten den Kopf gegen die Wand. [1] Wie. Konnte. Er. Nur?! Er knurrte und stellte sich unter die Dusche. Er war ja so blöd! Er wusch sich gründlichst ab, als würde das die vergangene Tat bereinigen und wickelte sich danach ein Handtuch um die Hüften. Es wunderte ihn nicht, dass er sich selbst nach dieser Keimtötenden Dusche immer noch dreckig fühlte. Er seufze und schloss die Badtür auf. Ehe er den Gang betrat lugte er aus dem Türschlitz hinaus. Nicht dass ihm noch Irgendwer auflauerte. Als die Luft rein war, setzte er sich in Bewegung. Auf halbem Wege fiel ihm Ville ein, der ja auch noch da war. Er machte kehrt und betrat das Wohnzimmer. „Ach du scheiße“, murmelte er und tappte schnell auf den auf dem Sofa zusammengekringelten Ville zu. „Scheiße…“, Jussi fuhr sich durch die nassen Haare und wusste nicht, was er tun sollte. Anscheinend hatte sich Ville die Nacht noch einmal übergeben müssen und sich dabei nicht viel aus dem Eimer gemacht. Seine ganzen Klamotten waren voll. „Jyrki!“, rief Jussi, weil ihm jetzt niemand besseres einfiel. Der Gerufene, folgte kurz darauf, glücklicherweise mit einer Boxershorts bekleidet. „Uwääh!“, machte er und blieb erstarrt und mit großen Augen stehen. „Nix uwääh, komm hilf mir doch!“, Jussi hob Ville vorsichtig hoch und trug ihn Richtung Bad. Er setzte ihn auf den Badewannenrand und wartete, bis Jyrki da war. „Hmm… er sollte vielleicht aus diesen Klamotten raus…“, meinte Jyrki und zog Ville den Mantel von den Schultern. Jussi stellte den Wasserhahn an und sah ihm dabei zu. Er beobachtete ihn dabei, wie er auch Villes Hemd aufknöpfte und dann an seinen Gürtel ging. Er schluckte und knirschte mit den Zähnen. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass Jyrki und nicht er das machte, doch er sagte nichts, da Ville wirklich dringend da raus musste. Er hielt ihn solange aufrecht und hatte schließlich auch was von dem schönen Anblick und der weichen Haut, die er berühren durfte, während er ihn festhielt. „Ich mach das“, sagte Jussi, als Ville nur noch seine Shorts anhatte, „Ich mach ihn sauber“, setzte er noch hintendran, damit Jyrki nicht dachte, er wolle ihn gänzlich ausziehen. „Brauchst du Hilfe dabei?“ Jussi schüttelte den Kopf und lehnte den Brünetten behutsam nach hinten, damit er in die Wanne liegen konnte. Es wunderte ihn leicht, dass er nicht aufwachte, doch nachdem er über dessen wohl anstrengende Nacht nachdachte, erschien es ihm nur logisch. Er sah, wie Jyrki mit einem Seufzen das Badezimmer verließ und wieder in Richtung Wohnzimmer ging. „Ach Ville“, murmelte Jussi und strich ihm über den Kopf. Er sah blass aus. Jussi kniete sich vor die Badewanne und wartete, bis das Wasser so hoch war, dass es bis Villes Brust reichte. Er drehte den Hahn aus und griff nach dem Duschgel. Er öffnete es und blickte wieder zu Ville. Er schluckte und verteilte etwas davon auf seine Hand. Wieder konnte er sein Herz langsam immer lauter schlagen hören. Er holte tief Luft und blickte sich um. Vielleicht sollte er doch lieber einen Waschlappen nehmen… Er stand auf und suchte nach einem, während das Duschgel von seiner Hand auf den Boden triefte. Nach kurzem Suchen war auch ein Waschlappen gefunden und Jussi auf der Gelpfütze am Boden ausgerutscht. „Autsch~“, jammerte er und setzte sich auf den Wannenrand. Er stülpte sich den Lappen über und wischte den Anderen damit vorsichtig übers Gesicht. Er seufzte und schüttelte den Kopf. Ville schien nicht so viel Alkohol zu vertragen oder es kam einfach daher, dass er so wenig aß. Schnell sank sein Blick auf Villes Bauch, der, wie er so dalag, furchtbar eingefallen war. Jussi biss sich auf die Unterlippe. Sollte er sich Sorgen machen? Er strich ihm über den schlanken Hals und die Brust und machte ihn auch dort sauber. Er seufzte abermals. Als er fertig war und Ville wieder schön sauber, ließ er das Wasser ab und holte sich ein Handtuch mit dem ein ihn abtrocknen konnte. Er setzte ihn wieder auf den Wannenrand und war von Villes nassen Shorts, die an diesem klebten, mehr als in Verlegenheit gebracht. Er setzte sich gegenüber von Ville auf den Toilettendeckel, hielt ihn mit dem linken Arm fest und tupfte ihn mit dem Handtuch trocken. Dass sein Blick mehrmals vom Wesentlichen abglitt, verhalf ihm zu stark geröteten Wangen. Doch als er auch damit fertig war, hob er ihn wieder auf die Arme, nahm sich noch ein trockenes Handtuch und brachte Ville ins Schlafzimmer. Dort legte er ihn aufs Bett und starrte zwischen ihm und dem Handtuch hin und her. Doch mit dieser nassen Hose würde sich der Sänger noch eine Blasenentzündung oder so was holen! Er jammerte und sah demonstrativ zur Decke, während er mit den Fingerspitzen dieses nasse Ding von Villes Beinen zog. Er fischte nach dem Handtuch und legte es auf ihn drauf. So. Jetzt durfte er wieder gucken. Der erste Teil war geschafft. Er setzte Ville auf, schob das Handtuch mehr als umständlich unter dessen Hintern und knotete es schließlich zu. Er hatte nichts gesehen und war stolz auf seine Meisterleistung! Er stemmte die Arme in die Hüfte und blickte auf diesen schlafenden Engel hinab. Sein Herz tat mit jedem Schlag etwas weh. Er kniete sich vor das Bett und strich ihm die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er blickte kurz zur Tür, ob Jyrki noch weg war und dann wieder zu Ville. Zaghaft streichelte er über die Wange hinunter zu dem langen Hals, an dem er die Sehnen durch die beinahe durchsichtige Haut sehen konnte. Er zog die Hand schnell wieder zurück und stand auf. Er konnte Ville nicht einfach begrabschen und anstarren, während dieser nichts davon mitbekam. Er griff nach der Bettdecke und zog sie über den zerbrechlichen Körper. Mit einem letzten Blick auf den Anderen verließ er das Schlafzimmer und ging in die Küche, aus der Kaffeegeruch drang. [1] Jetzt wisst ihr woher’s kommt :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)