Von verliebten Vampiren und anderen Komplikationen von abgemeldet ================================================================================ Unglück im Glück ---------------- Eine halbe Stunde später winkte Jussi traurig dem Taxi hinterher, welches Ville nach Hause fuhr. Er hat gesagt, er würde ihn anrufen. Jussi seufzte und bemerkte gar nicht, wie lange er dort draußen in der Kälte herumstand. Als ein weiterer Windstoß durch seine Haare wehte und hinter ihm ein lauter Knall zu hören war schreckte er aus seinen Gedanken hoch und drehte sich zu seiner Tür um, die nun vom Zug zugefallen war. „Nein…“, machte Jussi und rüttelte an der Haustür. Er schüttelte in einem leichten Anflug von Panik den Kopf und wühlte in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel. Nichts. „Neinneinneinneinnein!“, rief er und stapfte kurz im Kreis bevor er wieder vor der starren, unbeeindruckten Tür stehen blieb. Das durfte doch nicht wahr sein! Ein Schlüsseldienst würde zu lange dauern. Er musste sich fertig machen! Musste auf jeden Fall noch seine Haare machen und sich umziehen und und und… Er jammerte leise und starrte seine Haustür an, in der Hoffnung sie würde klein bei geben. Als fünf Minuten verstrichen, war es Jussi schließlich auch zu doof. Noch mehr Zeit durfte er nicht verstreichen lassen! Er blickte die Hauswand empor und musterte die Regenrinne. Wenn die Haustür zufiel, musste ja irgendwo im Haus ein Fenster offen stehen… Dies war der erste intelligente Gedanke an diesem Morgen. Er war stolz auf sich und betrachtete noch einmal eingehend die Lage. Kurz entschlossen legte er seine Hände um die Regenrinne, sah sich noch einmal um, ob jemand schaute und zog sich daran hoch. Als er endlich heile oben angekommen war, langte er nach dem Fenstersims in seiner Nähe und hangelte sich von dort aus an das nächste offene Fenster, in welches er nicht sehr elegant hineinfiel. Überglücklich darüber, dass er sooo intelligent gewesen war und das so schnell geklappt hat ohne dass er sich irgendwas getan hatte gab er seinem Fenstersims einen Schmatzer. Etwas was er lieber nicht getan hätte. Wie er kurz darauf feststellte als er sich wieder losmachen wollte. Hatte Jyrki ihm das nicht schon einmal erklärt? Als Jussi im Vollsuff unbedingt die Helsinkier IceBar abknutschen wollte? Vereistes Metall + Wasser = Stundenlanges Inferno. Jussi jammerte und versuchte mit seinen Fingern, seine Lippen irgendwie von dem verdammt kalten Metall abzupfriemeln. „Auaaa…“ Er kniff die Augen zusammen und hätte am liebsten angefangen zu weinen. Da er aber schon groß war und Heulen nichts für ihn war, dachte er sich einfach Augen zu und durch. Da er jedoch ein Schisser war, versuchte er es erst noch einmal vorsichtig und langsam. Als dies nichts brachte nahm er allen Mut zusammen, dachte daran, dass er keine Zeit mehr hatte, atmete noch einmal tief durch und riss sich von dem elendigen Ding los. Der Schrei, der die friedliche Stille des Ortes durchbrach, ließ selbst die Spatzen von dem Bäumen fallen. „Aaauuu~!!!“, Jussi hielt sich flennend den Mund und kringelte sich auf dem Boden zusammen. Diese Schmerzen! Verdammt, wieso war er nur so doof? Wieso hatte er nicht auf Jyrki gehört? Wieso tat das so verdammt weh? Nach einer weiteren viertel Stunde herumrollen und mindestens drei Liter Tränen, hörte der Drummer langsam auf zu schluchzen und rappelte sich schwindelnd auf. Er konnte sich nicht erinnern jemals solche Schmerzen gehabt zu haben, außer vielleicht, bevor sie ihm den Blinddarm herausgenommen hatten. Er hielt sich am Waschbecken fest, nachdem er nun auch bemerkt hatte, dass er im Bad gelandet war. Er sah ihn den Spiegel und betrachtete seinen blutverschmierten Mund. Er jammerte und wusch sich vorsichtig das Gesicht ab. Als er sich mit Klopapier wieder trockengetupft hatte, sah es auch gar nicht mehr so schlimm aus. Er seufzte und schloss das Fenster. Jetzt musste er sich aber wirklich fertig machen. Er lief ins Schlafzimmer und suchte sich ein paar Klamotten raus, warf sie aufs Bett und konnte sich nicht entscheiden. Es war mistig kalt draußen, also musste etwas Warmes her. Er schmiss die Netzsachen und die Tanktops zurück in den Schrank und entschloss sich für einen stinknormalen, schwarzen Pullover. Er sah in den Spiegel und schüttelte nur den Kopf. Heute Abend würden sie sowieso wieder in eine Bar gehen, da konnte er nicht im Pulli rumsitzen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass seit Ville das Haus verlassen hatte bereits eine halbe Stunde vergangen war. Mit einem leichten Schweißausbruch zottelte er sich aus dem Pullover und zog sich doch lieber ein Tanktop an. Sah er sowieso besser drin aus. Und genau das wollte er schließlich, jetzt, da er ein Date mit Ville hatte. Wieder glitten seine Gedanken von dannen und mit einem beseelten Grinsen machte er sich auf zum Bad. Er kramte nach dem Haargel und musste feststellen, dass es fast alle war. „SAG MAL, MUSS ICH HEUTE DENN NUR PECH HABEN ODER WAAAS?!“, schrie er und pfefferte es ins Eck. Außer sich vor Wut stapfte er an seine Garderobe schlüpfte in seinen Ledermantel und nahm sich Geldbeutel und wichtigerweise den Hausschlüssel. In seinen nicht zugeschnürten Chucks rannte bzw. schlitterte er zum nächsten Drogeriemarkt und kaufte einen Ganzen Warenkorb voll Haargel. Glücklicherweise war er nur ein einziges Mal auf dem Eis ausgerutscht und hatte nicht ein einziges Shock Waves verloren. Wieder zu Hause angekommen schüttete er seinen Beutel aus und rannte mit der ersten Packung ab ins Bad. Schwer atmend und mit noch vor Kälte und Aufregung zitternden Händen begann er schließlich seine typische Frisur herzurichten. Mit einem letzten Liter Haarspray vollendete er schließlich seinen explodierten Filz und griff nach seinem Kajal. „Wehe dir, wenn du alle bist…“, zischte Jussi drohend und nahm den Deckel ab. Jetzt war er auf alles gefasst. Doch anscheinend war der Stift so eingeschüchtert, dass er klein bei gab und brav die Augen schwarz färbte. Jussi seufzte erleichtert und tappte zurück ins Schlafzimmer. Er blieb in der Mitte des Raums stehen und kramte in seiner Hosentasche nach seinem Handy. Ville hatte noch nicht angerufen. Jussi wunderte sich, dass Ville so lange brauchte. Umso besser für den kleinen Drummer, der sich aufs Bett setzte und überlegte, ob er sich nicht doch eine andere Hose anziehen sollte. Er entschied sich dafür und sprang in seine schwarze, engste, die er hatte. Die war einfach der Hammer. Die Hosenbeine waren viel zu lang und hatten einen Schlag, was für Jussi ein Vorteil war, da er darunter seine Plateauschuhe anziehen konnte, ohne dass man sah, dass diese 15cm hoch waren. Er lächelte über seine Schummelei und nahm sich die größten, die er hatte. Zwanzig Zentimeter! Er stand schlussendlich fertig vor seinem Flurspiegel und war unglaublich stolz auf sich. Sein Siegessicheres Grinsen musste er jedoch ausfallen lassen, da seine geschundenen Lippen das dieses Mal nicht ertrugen. Er schlurfte ins Bad und machte sich Creme drauf. Hoffentlich würde das bald verheilen… Er stürzte zurück ins Schlafzimmer, als sein Handy klingelte und nahm erwartungsvoll den Hörer ab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)