Dark Angel von chaospony (Months after Penwood) ================================================================================ Kapitel 1: One- Embraced by Darkness (Seras POV) ------------------------------------------------ Dark Angel ... Wie lang war es jetzt schon her...? Vier Monate.. vier lange Monate sind vergangen, seit Gregory gestorben ist... Erschossen von dieser verdammten Hure, die mich schon allzusehr an Zooling Blitz erinnert.. Ich trinke einen weiteren Schluck, lasse mich nicht beirren durch den beissenden Nebengeschmack des Whiskeys... er hat mir treue Dienste geleistet, warum sollte ich ihn wegen seiner kleinen Macken tadeln. Während ich noch immer hoffte, das sich der Dunst des Vergessens über meine Erinnerungen legen würde, wusste ich schon insgeheim, das es auf keinen Fall soweit kommen würde... Warum auch... ich war ein Vampir. Nicht nur Körperteile wie Arme, Beine oder gar der Kopf heilen sich wieder, auch Gehirnzellen kehren einfach zurück.. Ich kann dem ganzen nicht entfliehen, so sehr ich es auch versuche. Die kleine Kerze, die vor mir auf dem Esstisch brennt, flackert leicht und erhellt meine Pistolen mit einem trügerischen Glanz... Eine weitere Patrone gleitet in das Magazin in meiner Hand, ein weiterer toter Vampir... Mir wäre es so egal, wenn es mir nicht eine gewisse Genugtuung verschaffen würde.. Jedes einzelne dieser Monster, das ich zur Strecke bringen kann verschafft mir ein Teil dessen, was andere Leute ein „Leben“ nennen.. Das Magazin fährt in die Waffe, wird mit einem Klacken in Position gehalten... meine Hand fährt mir anschliessend durch die Haare als ich einen Seuftzer ausstieß. Ceras war nicht mehr hier.. Kristin auch nicht. Ryan nicht. Sie alle waren nicht bei mir.. wegen meiner eigenen Sturheit, das ich lieber allein bleiben will... Sei`s drum. So geraten sie wenigstens nicht in das Kreuzfeuer dieser Saya. Jede Nacht hoffe ich, dieses Biest zu finden und zu erlegen.. aber sie ist wie ein Geist. Ich finde sie nicht, sehe sie nicht, finde höchstens Spuren, aber ich weis das sie mich beobachtet.. permanent, zu jeder Zeit, an jedem Ort.. Solange, bis ich sie getötet habe. Wenn`s sein muss mit meinen eigenen Fäusten. Heute Nacht wurde es wieder einmal Zeit für eine weitere Jagd nach Hinweisen... ich kapperte alles ab.. Mysteriöse Morde, Vampirüberfälle, Gruppen von Untoten, Reporter die meinten etwas gesehen zu haben, es aber nicht senden dürfen.. es gab nichts. Nichts, was auch nur auf Saya`s Existenz hindeuten würde... So ähnlich ging es mir auch. Es schien wie ein böser Traum oder eine Illusion, wenn ich nicht wüsste, das der Klang dieser doppelläufigen Pistole echt gewesen war.. Ich werde den Anblick, wie Gregory bewegungsunfähig, aber absolut bei Bewusstsein zusammenbrach, nie vergessen... Meine Pistolen in ihren Blutholstern, mein Schwert auf dem Rücken.. so machte ich mich auf den Weg in die verdammte Stadt London. Nach diesen etlichen Wochen war noch immer keine neue Regierungsmacht entstanden und das Land drohte im Chaos zu versinken, wenn nicht bald Abhilfe kam. Millenium hatte ganze Arbeit geleistet, König Harry`s Tod hatte die Machinerie paralysiert, der Rest folgte auf dem Fuße. Gregory war nur ein weiteres Opfer der Statistik... gut viertausend Menschenleben hatte der Krieg bisher gefordert, und obwohl kein weiterer Gegner in Sicht war, wuchsen die Zahlen stetig durch die Anarchie, die vorherrschte. Klackend fiel die Tür hinter mir ins Schloss, als ich einmal tief durchatmete... Es ging los.. wieder einmal. Die Nächte in England waren kalt, gradezu eisig, besonders wenn ein Windstoß die Straßenschluchten durchzog. Es wurde langsam Winter. Ich hatte trotzdem keinen Mantel an. Mein Durst nach Rache, das frische Blut und der Alkohol in meinen Vehnen hielten mich warm, als ich zwischen all den Obdachlosen, Revouzzern, Speratisten und Bolschewisten, die das Land inzwischen angezogen hatte, hindruchging. Meine Befürchtungen, auch in dieser Nacht keine Hinweise zu finden schienen sich deutlich zu bestätigen. Ausser einigen Teenagern, die sich auf den Straßen umtrieben um Parkbänke anzuzünden oder Gräber zu schänden war kaum jemand unterwegs.. vielleicht war es auch besser so. Ich wusste genau, das meine selbstzerstörerische Haltung mich irgendwann umbringen würde... sei es durch mich selbst oder durch andere. Schliesslich kam ich in eine Sackgasse... die Straße, die mitten an der Wand vor mir aufhörte deutete daraufhin, das vor dreißig Jahren hier mal eine vielbefahrene Verkehrsader war. Seuftzend drehte ich mich um, meiner Wege heim lenkend... das würde ja doch nichts bringen ohne jeden Anhaltspunkt. Plötzlich schlugen meine Sinne Alarm. Als ich an einer der Gossen vorbeikam, spürte ich eine kühle Hand und eine Pistole an meinem Hinterkopf.. doch bevor ich überhaupt reagieren konnte knallte ein ungeheuerlich lautes Gewehr durch die Nacht, und die Waffe fiel einfach zu Boden. Schlagartig drehte ich mich zu der Richtung, aus dem der Schuss kam, wo jedoch nichts mehr zu sehen war... Galt der Schuss etwa mir..? Ich raffte mich auf, sprang das Dach hinauf um dem Sniper den Weg abzuschneiden... nur wenige Meter weiter sah ich ihn schon, von Häuserdach zu Häuserdach springend.. Wie du willst, dachte ich mir... dann gibts eben eine Verfolgungsjagd. Mit beiden Pistolen in den Händen, geladen und feuerbereit, machte ich mich auf den Weg, immer der mysteriösen Frau hinterher. Die Hatz dauerte nicht lang, irgendwann kamen wir in den mehr ausgebauteren Teil der Stadt, wo Hochhäuser den weiteren Weg blockierten.. selbst ein Vampir könnte keine zweihundert Meter direkt in die Höhe springen, und in dieser Höhe war es zu windig um die Wände hinanuf zu steigen. Die Frau blieb stehen, drehte sich zu mir... für einen Moment lang war ich überrascht. “Ceras..?” Entkam es mir, die Frau vor mir grinste etwas. “Ich dachte du könntest etwas Hilfe gebrauchen. Da hab ich halt meine Neuanschaffung für dich eingeweiht... entjungfert, sozusagen.” Meine Sinne schlugen noch immer Alarm. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Auch mein kriminalistischer Verstand, veraltet, aber immernoch aktiv verriet mir einiges. Woher hatte Ceras, die immer knapp bei Kasse war, plötzlich das Geld für eine M500, wie dieses Mädchen sie hatte..? Was auch nicht zusammenpasste war das sie erst vor ihr weggelaufen ist.. Und wärend der Hatz sah sie irgendwie anders aus.. “Stopp mal. Wenn du mir helfen wolltest, warum rennst du dann vor mir weg? Woher hast du die Wumme überhaupt her, und was soll dieser prüde Aufzug?” Damit taxierte ich den simpelen Pullover, die Jeans und den Mantel, den die vermeidliche Ceras trug. Gar nicht ihr Stil, selbst in kalten Tagen war Ceras mindestens mit tiefem Ausschnitt unterwegs. “.......” Die Frau vor mir schwieg einfach. Sie versuchte erneut zu fliehen, wollte diesmal die Mauer hinunter springen als ich mit meiner Desert Eagle in die Luft feuerte. “Bleib ja da stehen... und sag mir einfach was das ganze soll.” Ich staunte nicht schlecht als “Ceras”, die sich daraufhin wieder zu mir wandte, vor meinen Augen sich in jemand anderes verwandelte... “Gut kombiniert, Sherlock.” Sagte die Dame mit leicht Lila getönten Haaren, die ihr auf einer Seite übers Gesicht hangen, noch weiter als bei mir sonst.. Ihre Haare waren sonst kurz und offen, eher nicht Ceras´s oder mein Stil. An den Klamotten änderte sich nichts.. wohl aber an den Gesichtszügen. Meine eher kindlich gebliebenen Wangen und großen Augen wandelten sich in ein höchst ernstzunehmendes Gesicht einer Erwachsenen um. Die wildfremde Assassine streckte mir plötzlich den Arm hervor, die Hand bereit für eine Begrüßung. “Du hast mich wohl erwischt, Seras.... ich heisse Kyra... und ohne mich wirst du spätestens nächste Woche tot sein.” Statt ihr meine Hand zu geben, erwiederte ich mit meiner Pistole in ihr Gesicht. “Was soll das heissen, ich werde nächste Woche sterben..? Dein Name sagt grade nicht viel über dich aus.” Kyra grinste in sich hinein, selbstsicher und von sich überzeugt. “Du wirst vielleicht noch nichts davon gemerkt haben, in deinem Vollrausch, aber Saya hat den Spiess inzwischen umgedreht. Sie ist es offenbar leid, ständig von dir gejagt zu werden und will dich anstattdessen jagen... da du deine Freunde, Ceras, Kristin und die anderen ja nicht mit einbeziehst wirst du leichtes Futter für sie sein, ohne mich.” Das machte Sinn, jedoch war das noch lange kein Grund für mich, der Frau zu trauen. “Für wen arbeitest du denn, das du dich so gut mit meinem Umfeld auskennst...?!” Allmählich reagierte ich gereizt. Es war wohl unklug, den ersten Verbündeten seit langem die kalte Schulter zu zeigen, aber Kyra schien es gelassen zu nehmen. “Ich bin eine Kopfgeldjägerin... eine Söldnerin der Straße. Ich habe meine Informanten... und noch einige private Informationen. Aber dazu später. Jedenfalls bin ich damit beauftragt worden dich zu beschützen und das werde ich tun, ob du es willst oder nicht.” Polizeisirenen heulten auf, die Schüsse hatten einige wackere Bürger erschreckt. Ich spürte wie Kyra mich am Ärmel packte und mich vom Gebäude zog, selbst hinunterspringend. “Shit.. Blos weg hier, bervor die noch unangenehme Fragen stellen warum wir mitten in der Nacht auf Mietshäusern rumrennen.” Ich landete etwas hart neben ihr, behielt aber meine Gesichtszüge aufrecht. “Blos weg hier.. wohin? Mein Apartment liegt in der Richtung... ich muss da her.” Kyra grinste breit, etwas, das ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mochte. “Und mein Auto steht dahinten... wenn du mich dich schon nicht zu Ceras fahren lassen willst, dann lass mich dich wenigstens nach Hause bringen. Schätze das bin ich dir schuldig nach dem Schrecken ebend.” Ich grummelte etwas, nickte aber und begann ihr zu folgen. War das eine gute Idee? Vielleicht lockte sie mich nur in eine Falle. Meine Paranoia ging mit mir durch, und fast wäre ich einfach wieder umgedreht. Glücklicherweise stand ihr Auto tatsächlich direkt um die Ecke... es war ein hochmoderner Pontiac Storm mit doppelten Fusionstriebwerken anstelle der mehr handelsüblichen Wasserstoffmotoren. “Ganz schön schneller Flitzer, was.” kommentierte ich nur, wärend sie per Fingerabdruck die Tür öffnete. “Könnte man so sagen. 1650 Stundenkilometer Spitze, und dann immernoch eine Reichweite von gut tausend Kilometern mit vollem Tank.. Das Leben als Kopfgeldjäger lohnt sich.” Ich stieg in den Sportwagen, was sich mehr als ein Liegen als denn ein Sitzen anfühlte und schnallte mich an... das würde ekelig werden. “Ich bin bei weitem nicht kalt genug Leute von oben aus abzuknallen..” Murmelte ich, wärend sie den Wagen hochfuhr. “Tss. Als Sniper hast du`s echt gut. Ist ne spannende Arbeit.. im Freien.. und verhungert ist noch keiner dabei.” Kyra grinste zu mir und patschte auf das Amaturenbrett. “Wie du siehst. “Mir würden wohl schnell die Aufträge ausgehen... ich töte nicht gern Menschen.” “Tja.. aber es ist doch so, solange noch zwei Menschen übrig sind wird es immer jemanden geben, der den anderen tot sehen will. Ich liefere das demjenigen nur.” Kyra schwieg kurz, dann sah sie mich mit einem durchdringenden Blick und einem Grinsen an. “Um ehrlich zu sein, meine Eltern fanden´s auch nicht so toll.” “...Deine Eltern..?” fragte ich, doch sie winkte ab und fuhr los, Gott sei Dank nicht allzu ruckartig. “Das erzähl ich dir später einmal...” “Naja, wie gesagt, ich bin einfach nicht Gefühlskalt genug für sowas..” murmelte ich, mich allmählich selbst kritisierend. “Gefühle?” Sie lachte etwas, sich in den Verkehr einordnend. “Weisst du, was für Typen jede Menge Gefühl haben? Typen die ihre Frau mit einem Golfschläger totprügeln.” Kyra schüttelte den Kopf, noch immer etwas lachend. “Nein, so bin ich nicht. Als Profi kenn ich die Regeln... und davon gibt es nur drei. Sei höflich, sei effizient, und bring jeden um, auf den du triffst... es sei denn er ist schon tot.” Die restliche Unterhaltung ereignete sich in ähnlichem Stil... wärenddessen hatte es begonnen zu schneien. Ich hatte seit Tagen keine Wettervorhersage mehr gehört, da ich, wenn ich zuhause war, fast nur noch schlief oder trank. Ein Blizzard baute sich allmählich vor uns auf, und er erreichte seine volle Stärke als wir an meinem Apartment ankamen. “.... Wenn du willst kannst du für heute bei mir bleiben..” Sagte ich, nach einiger Überwindung. Ohne Hilfe käme sie nicht mehr weit, und sie schien ganz nett zu sein... ausser dem Vorteil das sie mir wohlgesonnen war. Hilfe konnte ich auf jeden Fall gebrauchen. “Gern.” schmunzelte Kyra dabei, ihr Auto abschaltend. “Solange ich nicht nur für eine Tasse Kaffee mit raufkommen soll...” Ich verstand den Witz zu dem Zeitpunkt nicht, aber ich war im Endeffekt froh das ich es nicht tat. To be continued.... Kapitel 2: Two- One on One (Kristin´s POV) ------------------------------------------ Wieder einer dieser einsamen Abende... Ryan und Ceras waren ausgegangen, ein Date, wie sie es so schön genannt hatten. Wohin sie gingen war mir schleierhaft, aber das ging mich auch nichts an. Die beiden liessen mich hier bleiben, da fragte ich nicht nach dem wo oder warum. Nach dem, was ich getan hatte, war das auch mehr als selbstverständlich das ich mich für die Unterkunft nach Kräften zu bedanken hatte... Die beiden gaben mir keine Anweisungen. Ich tat es von mir aus, als Reue für den Tod ihrer unersetzlichen Freunde, die zum großen Teil wegen mir gestorben waren. Weil ich jahrzehntelang nicht den Mut aufgebracht hatte mich gegen das Millenium zur Wehr zu setzen.. eigenhändig hatte ich ihre Exekutionen angeordnet. Langsam und sorgfältig spülte ich die Gläser aus, aus denen wir am vorherigen Abend noch Wein und Blut getrunken hatten.. es schien so surreal, ihnen jetzt so nahe zu stehen. Ein Lächeln entkam mir.. sie hatten mich mit offenen Armen aufgenommen. Nacheinander stellte ich die Gläser weg, vorsichtig um die guten Stücke nicht zu beschädigen.. ich ging immer mit äusserster Sorgfalt vor, im Planen meiner Aktionen wie bei allem anderen auch. Grund dafür war vorallem mein stark eingeschränktes Sehen.. der Verlust beider Augen hatte meine Sicht auf das dritte Auge beschränkt. Nach so vielen Jahren hatte ich es mir schon längst angewöhnt, eben dieses so unterbewusst wie die normalen Augen, das Schlagen eines menschlichen Herzens oder das Zucken von Wimpern zu benutzen. Es war alles Routine. Dennoch... ohne die „menschlichen“ Augen, um das dritte zu unterstützen war es als hätte man nur einen Arm. Umrisse und Auren kommte ich ohne Probleme erkennen, vereinzelt auch Texturen, doch Farben, Tiefenschärfe und Weitsicht fehlten fast komplett. Die Sonnenbrille, die ich stets trug, war dabei nur Dekoratiion und Kostümierung, um die Leute um mich nicht vollständig zu verschrecken. Während ich den Schrank schloss, schaute ich mich kurz im Raum um.. wie üblich, es hatte sich nichts verbessert. Mittlerweile hatte ich mich längst daran gewöhnt und war einfach vorsichtiger mit meinen Aktionen.. auf Missionen verlies ich mich mehr auf meine Instinkte und meine restlichen Sinne als denn auf meine Sicht. Die Küchenschürze weglegend ging ich langsam rüber zur Couch, setzte mich hin... das würde wieder ein langweiliger Abend werden.. Auf dem Tisch lag, ausgebreitet zum Reinigen, mein getreuer Revolver.. nach dem ich kurz darauf blickte nahm ich den Zylinder in die Hand und lud ihn. Ein betörendes Klicken erklang jedes Mal wenn ich das tat.. Tode würden meine Taten nicht verwischen, aber Saya zu vernichten war das beste für sie und den Rest der Welt. Anschliessend schraubte ich den Pfeifer Zeliska wieder zusammen... alle fünf Kugeln waren in der Trommel. Sicherheit war nicht von nöten, schon gar nicht bei mir.. Für eine Sekunde meinte ich eine Aura zu spüren, doch sie war sofort wieder weg... stattdessen öffnete sich, deutlich hörbar, ein Fenster... ich spannte den Hammer, stand auf... jemand war ins Haus eingedrungen. Ceras`s Aura war unverkennbar, daher hätte ich sie sofort bemerkt.. und auch Ryan konnte es nicht sein. Da war etwas... ganz schwach, fast wie... ein Mensch... Der hätte sich das falsche Haus zum Einbrechen ausgesucht.. Als ich im Schlafzimmer ankam, ging sofort das Licht aus. Kein Problem für mich, ich hatte die Aura längst bemerkt.. Sie mich leider auch... ein kräftiger Schlag auf den Nacken brachte mich fast zu Boden. Durch den Raum taumelnd blieb ich an einer Wand stehen und drehte mich schnell um.. der Lichtschalter war hinter mir, doch das würde mir auch nichts nutzen. „Hm. Du bist hübscher als ich mir vorgestellt hatte, Lilith.“ Mein Revolver bewegte sich sofort in die Richtung der Stimme und feuerte, doch die Aura bewegte sich einfach zur Seite.. „Gleich so agressiv? Wie du willst.“ Das markante Kreischen einer Schwertklinge, die aus der Scheide gleitet war zu hören, ich feuerte erneut auf die Aura vor mir.. Leider war mir zu spät bewusst, das Damastzenerstahl viel härter war als Kupfer mit Bleikern.. Die Klinge eines Katanas konnte Kugeln in der Luft zertrennen... je schneller, desto einfacher. Nur knapp konnte ich der Klinge entgehen, die links von mir hinuntersauste, sich dann in der Aktion zu meiner Hüfte vorbahnte und versuchte mich zu zerteilen. Ich warf mich auf den Boden, rollte mich ab.. als ich wieder aufstand drückte sich mein Revolver gegen die Brust des Mannes, der gerade eingedrungen war, und der Hammer spannte sich erneut. „Oho. Gar nicht mal so übel für den Anfang... genau sowas hätte ich von dir erwartet.“ „Bring niemals ein Messer für einen Schusswechsel mit...“ presste ich hervor, während meine Zähne aufeinandergepresst dem Schmerz der Silberklinge, die sich seitlich in meinen Rücken rammte, zu verbergen versuchten. Ich drückte ab, doch drückte eine kraftvolle Hand die meine zur Seite weg und auch dieser Schuss ging ins leere.. Ich musste zurückweichen. Die Klinge hatte sich aus mir entfernt, und ein weiterer Schlag stand bevor... Im Wohnzimmer angekommen hoffte ich wenigstens etwas mehr zu sehen... mir war nie aufgefallen ob Licht oder Dunkel das Third Eye beeinflussten.. Tatsächlich fiel mir erst jetzt die Gestalt des Einbrechers auf, was aber daran liegen konnte das ich mich zuvor auf weit wichtigere Dinge konzentriert hatte. „Wer zur Hölle bist du überhaupt, und was suchst du hier...“ Fragte ich den hochgewachsenen Mann mit Mantel, der seine Brust unbedeckt lies und seine Augen, so wie ich, hinter einer Sonnenbrille versteckte.. „Tss. Wo ich dich jetzt schon erkannt habe, ist es so oder so egal...“ anwortete er. „Ich bin Kamina... Leiter der vierzehnten Division des Vatikans..“ Einer vom Vatikan...? Das erklärte die Strategie und die Fähigkeiten... „Vierzehnte Division..? Ich dachte immer Iscariot wäre die letzte. Was auch immer, du hast hier drin nichts zu suchen, ich bin nur zu Gast hier.“ „Iscariot sind Anfänger im Gegensatz zur vierzehnten Division. Das sieht man schon an ihrem Anführer... bei uns muss einer, der die Truppe leitet auch tatsächlich was drauf haben.“ Die Klinge, die er hielt schnitt unruhig durch die Luft und erhöhte nur meine Nervosität. Woher hatte ich Angst? Er konnte mir nichts tun. Sicher, er war gefährlich, aber ich war schliesslich unsterblich... was sollte er mir schon antun? „Und dein Kommentar über Waffenkunde mag richtig sein, aber für dich brauche ich keine Schusswaffe..“ Damit riss er die Klinge nach oben und stürmte auf mich zu... der Moment des Friedens, den ich derweil zum Nachladen benutzt hatte, währte also nicht lang.. Jetzt, da ich wusste was überhaupt passierte, war es ein leichtes seine Bewegungen zu erspüren und den Revolver rechtzeitig zum Blocken einzusetzen... seine Klinge verkeilte sich zwischen Abzug und Lauf, was mir ein Grinsen entlockte.. „Und jetzt?“ „Jetzt geht’s weiter, was sonst?“ Wie durch eine ungeheure Kraft geleitet schlug er mich zurück, zog das Schwert nach unten und stach in meine Brust damit.. Aufkeuchend zielte ich daraufhin auf seinen Kopf und drückte sofort ab, doch er rutschte einfach zur Seite sobald sich mein Finger auf den Abzug legte.. „Klar, weil es schon vorher so gut funktioniert hat.“ verhöhnte er mich, ehe er die Klinge umdrehte und sie aus meinem Fleisch riss. „Deine Methode ist auch nicht grade das wahre...“ kommentierte ich meinerseits, während mein Oberkörper wieder zusammenwuchs. „Silber kann mir wenig anhaben..“ „Silber vielleicht nicht..“ der Mann names Kamina grinste mich an. „Ich hab noch anderes in Petto.“ Schliesslich ging ich in die Offensive, griff ihn direkt an... Wenn es meine Waffe nicht tun würde, dann vielleicht meine Vampirkunst.. Vier Bluttentakel erhoben sich von meinem Rücken aus und schlängelten sich auf ihn zu, während ein weiterer Schuss durch`s Haus donnerte.. Er rollte sich zur Seite ab, ehe er nacheinander die Tentakel zerschlug... als wäre es nichts. „Das wird dir genausowenig helfen wie deine Kanone, Kristin.“ „Meinen derzeitigen Namen kennst du also auch noch..“ sagte ich, allmählich meinen knappen Munitionsvorrat verfluchend. „Dann weisst du ja schon eine ganze Menge.“ „Lach du nur. Das Lachen vergeht dir gleich, wenn du weiter so uneffektive Attacken benutzt... ich hab schliesslich immernoch nur mein Schwert in der Hand.“ Kamina stand zu seiner vollen Größe auf und sah mich an, ohne zu attackieren. „Deine Vampirtechniken werden mir auch nichts anhaben können... also dann, warum reden wir nicht...“ Er griff in seinen Mantel, ehe er ein goldenes Kreuz hervorholte.. es erinnerte an ein Kruzifix, jedoch waren dort Schriftzeichen eingraviert... als er dann an dem Ring, an dem normalerweise eine Kette befestigt würde, zog und sich ein metallisches Klicken ereignete, ein Schalter und eine Klappe offenbarte sowie ein auf mich gerichteter metallerner Lauf, wusste ich, das dieses Ding auf keinen Fall ein Kruzifix war. „....in aller Ruhe...?“ Vier Schüsse trafen mich in meiner Schocklähmung, brannten sich in mein Fleisch und blieben dort stecken.. es waren lächerliche Neun-Millimeter Geschosse, dennoch brannten sie und bereiteten mir genug Schmerzen um alles um mich herrum zu vergessen... Ich spürte wie sich die Wunden um sie herrum nicht schliessen wollten, gar ausweiteten. „Tut das gut...? Silvertip Hollow Point Geschosse mit Goldkern... Teuer, aber enorm effektiv.“ Ein fünfter und sechster Schuss traf mich, ehe ich zu Boden ging. Der Schmerz raubte mir die Kraft zu stehen, besonders da die Schüsse in meine Beine eingedrungen waren. „Lass uns reden, Kristin.... mehr will ich gar nicht von dir. Sag mir alles was du weisst über das Klonierungsprojekt...“ Ich sah auf zu ihm, meine Sicht war durch den quälenden Schmerz verzerrt.. „Das würde dir so passen...“ Zwei weitere Schüsse trafen mich ehe ein Klicken ertönte, offenbar war das Magazin leer... ich war unfähig mich zu bewegen, das Gold hatte sich im Flug verflüssigt und drang allmählich weiter vor. „Der nächste Schuss tut besonders weh, also pass auf was du sagst. Ich schwör´s dir, das ist alles was ich von dir wissen will... aber ich will es genau wissen...“ Ich spürte etwas Blut in meiner Lunge, spuckte es aus... anschliessend knurrte ich leise. „Warum willst du das so genau wissen... und warum von mir... Ceras könnte dir genausoviel darüber erzählen, und sie zum Reden zu bringen wäre sicherlich einfacher..“ Kamina grinste hörbar an dem Tonfall seiner Stimme. „Weil Ceras nichts davon weis, was ausser ihr noch passiert ist. Also, sags mir.“ Ein weiterer Schwall Blut kam aus meiner Kehle hervor, ehe ich resignierte... Vielleicht war es einfach besser nachzugeben. Die Informationen waren mir nicht wichtig.. und weis Gott was der Vatikan damit wollte. „Im Frühjahr 2000 erhielten wir die ersten Proben mit Blut.. schnell stellten wir fest, das Alucard`s Körpersaft zu fragmentiert, unüberschaubar und vorallem schon vorher verändert wurde... Das Risiko eines Fehlschlages war zu groß um es zu riskieren.. das Blut der Vampirin Seras erwies sich im krassen Gegensatz dessen als rein und unverändert, praktisch eine Bauanleitung für einen Vampir erster Güte. Kurz darauf folgte der erste Klon... sie war identisch zu Seras, in Sachen Kraft und Aussehen... wir nannten sie Karen. Nach kurzen Testreihen liessen wir sie als Soldatin ausbilden, in der Hoffnung das sie sich, wie normale Vampire, in der Leistung noch steigern konnte... doch das Fehlen des fremden Blutes machte sie kaum stärker als einen Ghoul, was sich partout nicht ändern wollte... schliesslich tötete ich sie.“ Ich machte eine Pause. Arme Karen.... ich hatte keine Wahl gehabt. Entweder sie oder ich, wegen Befehlsverweigerung... vielleicht war es besser so für sie gewesen, das sie das alles nicht erleben musste, was Ceras wiederfahren war. „Der zweite Klon wurde daraufhin mit meiner DNA behandelt... 10% meines Erbmaterials wurden als Trägersubstanz benutzt um sie mehr wie einen echten Vampir zu machen.. das war mein erster aktiver Teil in dieser Scharade... und das Resultat war Ceras. Optisch und physisch anders war sie Seras in jeder Hinsicht überlegen und konnte sich, anders als Karen, durch Blut und durch den Kampf steigern.. daher wurde sie zur Gruppenführerin und eine Art SpecOps für uns. Anschliessend folgte eine weitere Steigerung.. 25% meiner DNA, 75 von Seras... was die Geburt von Kyra bedeutete.“ Wieder machte ich eine Pause. Ich wusste, das Kyra noch irgendwo da draußen sein musste, da sie vor langer Zeit von uns geflohen war, jedoch wollte ich ihr beim besten Willen nicht unter die Augen treten... im Gegensatz zu Ceras stand Karen ihr sehr nahe und es war gut möglich das sie mir noch immer nicht dafür verziehen hatte... „Sie sah völlig anders als Seras aus, konnte jedoch ihre Form verändern, wie manche hochrangigen Vampire.. Auch war ihre Kampffähigkeit noch eine Stufe höher als normal. Jedoch.. hatten wir beim Manipulieren ihrer Gene den Fehler hervorgerufen, das ihre Regeneration langsamer verläuft als bei normalen Vampiren.. Für die Ausheilung einer Schusswunde brauchte sie eine gute Stunde.. Kyra ist uns als einzige entkommen, nachdem Karen tot war... ich habe keine Ahnung, wo sie jetzt ist.“ Ein Seuftzer entkam mir. „Und schliesslich kam Saya... ich weis nicht viel über sie, da ich zu dem Zeitpunkt ihrer Geburt schon fast nicht mehr bei Millenium war... nur soviel, sie ist völlig anders als alles zuvor gesehene. Ein Nosferatu mit einem stahlharten Androidenkörper, der Kugeln bis zum .50iger Kaliber einfach abprallen lässt, Nanoroboter die ihn wieder reparieren, alle Fähigkeiten der vorherigen Klone und die Möglichkeit, ihr Skelett als Waffe einzusetzen, indem sie ihr Fleisch von ihrem Stahlskelett trennt... ich will ihr nicht gerne bei Mondschein begegnen..“ Kamina stand daraufhin einfach auf und steckte sein Schwert sowie die Pistole weg. „Das war doch gar nicht so schwer, oder? Der Kampf war unnötig.“ Allmählich hatte ich mich genug berappelt um wieder aufzustehen, was ich auch prompt tat. „Wärst du nicht so dreist aufgetreten hätte ich dir vielleicht direkt geholfen... was willst du nun tun...?“ Er drehte sich zu mir um, grinste mich an. „Ist das so schwer zu erraten...? Ich werde Saya jagen. Steh mir dabei nicht im Weg, ist das klar?“ Daraufhin verschwand er durch das Fenster, durch das er gekommen war... was zurückblieb waren einige Patronenhülsen, Einschusslöcher, Qualm und ich, die sich fragte, ob das grade alles real gewesen war. Dem Vatikan konnte man nicht trauen, das war klar... egal welche Division, sie waren alle gleich. Aber dieser Kerl hätte sie töten, oder wenigstens unschädlich machen können.. warum hatte er es nicht getan? Sie war Lilith selbst, eines der großen Übel der Welt...? Kopfschüttelnd setzte ich mich wieder auf die Couch und lud meinen Revolver nach, während ich versuchte das eben erlebte zu verarbeiten. To be continued.... Kapitel 3: Three- Inside a Mad one´s Brain (Kyra POV) ----------------------------------------------------- Nun hatte alles wieder zur Ruhe gefunden. Die Sirenen waren verstummt, die Straße war wieder leise und doch erwachten allmählich die ersten Menschen, als ich nur langsam Schlaf fand. Zum etlichsten Mal wältzte ich mich schon in diesem Bett rum, das eigendlich für zwei Leute gedacht war.. das Ehebett von Seras`s Eltern. Sie hatte es vorgezogen auf der Couch zu schlafen, warum auch immer... Ein leicht dimmendes Licht kam noch immer aus dem Wohnzimmer, und ich konnte mir nicht helfen, ich meinte ein süssliches Aroma zu vernehmen, das in der Luft lag.. War sie etwa noch wach? Unwahrscheinlich, der Uhrzeit nach zu urteilen... Nun, wie ich mich auch drehte und wendete, ich fand keinen Schlaf. Es mochte an dem fremden Bett liegen, in dem ich lag, das nichtmal mein üblicher Sarg war, doch auch diese Gedanken liessen mir keine Ruhe. Was mochte sie dort zu tun, falls sie wirklich noch wach war...? Weiter rumzurollen würde auch nichts bringen... ich stand auf, gähnte leise und begann durch das Zimmer zur Tür zu schleichen, die Dunkelheit hindurch zu der kleinen Lichtquelle aus dem Wohnzimmer. Tatsächlich.. Seras saß dort auf der Couch, die Decke neben ihr unangetastet.. stattdessen hatte sie eine Kerze angezündet, ihre Pistolen waren auseinandergebaut und ausgebreitet auf dem Tisch, während sie etwas trank, das sich bei näherer Betrachtung als Whiskey herrausstellte. Warum? ...hatte der Kampf gegen Saya sie schon so schnell zermürbt, das sie ihre Frustration ertränken wollte? Ich fasste etwas konzentration und machte mich so gut es ging für Seras unsichtbar.. es war mehr ein „wie die Wand aussehen“ als denn ein „unsichtbar sein“, doch für eine betrunkene Vampirin würde das hoffendlich reichen.. Langsam schleichte ich mich näher zu ihr, wollte ihr zusehen ehe ich etwas tat... doch sie machte mir einen Strich durch die Rechnung, als sie den leeren Griff einer Pistole nahm und auf mich richtete. „Geh S-sschlafen..“ Murmelte sie, deutlich beschwipst und nicht grade gut gelaunt.... glücklicherweise schien sie sich daran zu erinnern, was ich für sie getan hatte, andernfalls hätte sie sicher das Schwert neben ihr genommen um mich zu bedrohen. Ich gab meine Tarnung auf und stellte mich neben sie. „Ich kann sowiso nicht schlafen.. da hatte ich mich ein wenig umgesehen. Ist das so schlimm?“ Fragte ich sie, eine nicht sehr glaubwürdige Ausrede. Sie hatte mich ohnehin durchschaut. „Lüg misch nichh an..“ brabbelte sie, das Glas wegstellend.. auch der Pistolengriff landete wieder auf dem Tisch, es war offensichtlich, das ich so schnell nicht wieder gehen würde. „Du hass nach mir gesuchht.“ So wie ich Seras kennen gelernt hatte, als scharfsinnige, gefährliche Vampira, wirkte dieses Bild gradezu bedauernswert. Ihre Augen wirkten glasig und leer, während sie immerzu den Tisch anstarrte, tief in Gedanken verworren, die ich vermutlich nicht verstehen würde. „Und? Das Licht von der Kerze zieht eben mehr als nur Insekten an. Warum gehst du nicht selbst auch schlafen?“ „Weil ich nich schlafn kann.“ war die kurze, halb grummelige Anwort. „Suviele Gedankn.“ Ein Teil von mir wollte Seras am Kragen packen und ihr mehrere Ohrfeigen verpassen, damit sie wieder voll bei Besinnung wäre, aber ich hatte mich grade mit ihr auf einen guten Standpunkt gefestigt, den ich nicht wieder zerstören wollte. „Und warum trinkst du dann, anstatt einfach deine Pistolen zu säubern..?“ In diesem Moment drehte sich Seras das erste Mal seit Beginn unseres Dialoges zu mir. Ihre glasigen, fast wütenden Augen waren müde und tief eingeschlagen, als hätte sie seit Wochen nicht geschlafen. Vermutlich war es sogar so. „Dafon verstehst du nichhts.“ War ihre, wie üblich, knappe Anwort, die mehr Fragen als denn Anworten hinterlies. Ich war natürlich nicht zufrieden damit und setzte mich ihr gegenüber, band sie damit in eine Unterhaltung aus der sie nicht einfach entrinnen konnte. „Dann erklär´s mir. Wir haben genug Zeit.. keiner hört uns zu.“ „SIE hört immer su. Ssaya is überall.“ Seras schien allmählich zu resignieren, dann holte sie ein zweites Glas hervor, goss beide wieder voll mit Whiskey und schob das zweite zu mir rüber. „Sie is schuld an allem.“ Ihre knappen Anworten schienen allmählich eine Erzählung zu erreichen, daher hörte ich ihr einfach zu und nippte nur an dem stark alkoholischem Getränk, das schon fast auf der Zunge brannte. „Sayah kam aush dem Nichtss.. hat Millenihum getötet... dann Gregory... und is einfach abgehaun.“ Gregory? Meinte sie Gregory Penwood, der nach dem Fall des Milleniums für Tot erklärt wurde, ohne das je herrauskam, was ihn getötet hatte..? „Wir ham ihn vor dem Hellshinganwesn begraben.. dann brach alles ausnander.. Ich und Cerash ham uns zerstrittn.. ich hab sie weggeschickt... dann bin ich hier eingezogn... hab alles daran gesetzt meine Jagd fortzuführen...“ Seras merkte allmählich, wie sie wieder nüchtern wurde und wollte weiter trinken, doch ich schob ihr Glas weg ehe sie es tat. „Erzähl weiter..“ Sie grummelte genervt, aber stellte das Glas weg und schaute wieder auf den Tisch. „Das ist alles.. ich hab sie gejagt, ohne Erfolg... bis du aufgetaucht bist..“ „Hmm.. Also ging der Streit zwischen Ceras und dir damals von dir aus.. dann könntest du ihn doch auch wieder beenden..?“ Seras sah mich gespenstisch böse an, ihre roten Augen leuchteten im Halbdunkel des Raumes während sie mein Gesicht fixierte. „Könnte ich. Werde ich aber nicht. Penwood war kein einfaches Opfer, wie sie es hingestellt hat.“ Sie war wieder bei vollem Bewusstsein, ihre Rage brach hervor und übernahm Kontrolle. „Sie hat es hingestellt als wäre er nur ein weitere Eintrag in der Todesstatistik, keine Trauer wert. Als wäre es nicht wert an seinem Grab zu stehen und zu schwören seinen Mörder zu suchen und zu töten...“ Allmählich ergab das ganze einen Sinn.. sie hatte es allein versucht, aber die Vergangenheit fraß sie auf und machte aus dem intelligenten Mädchen ein psychisches Wrack. Ein tragisches Ende für eine Heldin ihrer Größe. „Das hat sie sicher gesagt damit du aufhörst ihm nachzutrauern und dich mehr auf den Kampf konzentrierst...“ „Vielleicht.. aber die Art in der sie es gesagt hat... so als hätte sie ihn nie gekannt, als hätte sie sich gar nicht dafür interessiert wer er war... als sähe sie ihn nur als einen weiteren Menschen...“ „Das tat sie vermutlich auch. Überleg mal, wenn er für dich jemand besonderes war, war es für sie vielleicht nur einer ihrer Freunde... Und denk mal daran wie sie mit Worten umgehen konnte. Vermutlich hat sie`s anders gemeint, aber falsch ausgedrückt.“ „Dann hätte sie sich doch mal melden können... auf all meinen Streifzügen hab ich sie nicht einmal gesehen, wie sie Saya hinterher jagte..“ Ich seuftze leicht. „Du hast ihr doch klar zu verstehen gegeben, das du Saya allein jagen willst, ohne sie. Dann ist es doch klar, das sie, als deine ehemalige Freundin, dir das Ziel allein überlässt. Wenn du es unbedingt so haben willst und sie nicht um Hilfe fragst, warum soll sie dir welche geben..?“ Nach dieser Anwort meinerseits wurde es still im Raum... wir beide hängten unseren Gedanken nach, jeder auf seine Weise, keiner sah dem anderen an... doch als Seras nach einigen Minuten noch immer nichts sagte, hielt ich es für das Beste das Resümeè zu ziehen. „Weisst du was... ich stehe doch neutral zu dieser ganzen Sache.. ich könnte Ceras doch mal fragen, ob sie dir hilft.. wäre das nicht was? Immernoch besser zusammen als allein, oder nicht..?“ „Ich weis nicht..“ War die schnelle Anwort, die mir fast das Wort abschnitt. „Ich will sie nicht meinetwegen in Gefahr bringen.“ „Vorher warst du ihretwegen in Gefahr. Das wäre nur fair.“ „Schon, aber... ich muss wohl eine Nacht darüber schlafen..“ „Dann tu es doch auch.. du siehst aus als hättest du die letzten drei Wochen nicht geschlafen...“ Mit diesen Worten stand ich auf und zog sie von dem Tisch weg, fast ihre Waffenteile vom Tisch fegend, Richtung Schlafzimmer... es würde seltsam aussehen, aber das war die einzige Möglichkeit sicherzustellen, das Seras sich nicht A: noch mehr betrank und B: auch tatsächlich schlafen ging.. Ich legte mich zu ihr nachdem sie resigniert unter die Bettdecke gekrabbelt war und versuchte die Augen zu schliessen.. Rücken an Rücken verweilten wir eine Weile, während im Wohnzimmer die Kerze erlosch, das Wachs war nach dieser langen „Nacht“ abgebrannt. „Schlaf gut, Kyra.“ kam es von ihr, leise, fast nicht zu hören... ein Grinsen verzierte mein Gesicht als ich es vernahm, tiefer in die Kissen kuschelnd, triumphierend.. „Gute Nacht, Seras...“ Am nächsten Morgen wachte ich, wie erwartet, zuerst auf. Seras schlief noch, würde es wohl auch noch eine ganze Weile tun, dachte ich mir. Wenn sie tatsächlich wochenlang pausenlos gejagt hatte, war sie mindestens für die nächsten zwölf Stunden unantastbar. Langsam und vorsichtig stand ich auf, um sie nicht dennoch zu wecken, anschliessend wandelte ich meine Klamotten in Alltagskleidung um. Wo sie schon schlief, könnte ich mich doch ein bisschen umgucken. Soweit ich gehört hatte war dies das Apartment ihrer Eltern.. selbstverständlich wären sie durch ihr hohes Alter schon lange tot, aber etwas über Seras herrauszufinden lag nahe. Zuerst ging ich planlos in der Gegend herrum, schaute mir dies und das an, merkte mir die Räume des Mietshauses. Dann schaute ich in ein paar Schränken nach, um eventuell Fotoalben und ähnliches zu finden... doch ehe ich dies fand, fiel mir ein eingerahmtes Foto regelrecht in die Hände. Ein junger Mann, höchstens dreißig Jahre alt, in einer Polizeiuniform, wie er eine junge Seras auf der Schulter trug. Ein unschuldiges Bildchen, das sich mit seinen Umrissen, die so gar nicht zu Seras passten, in meine Retina brannte. Ihr Gesicht hatte ein breites Lächeln aufgesetzt... ich kannte sie erst einen Tag, aber so wie ich sie einschätzte war ihr letztes Lächeln immernoch weit vor Penwood`s Tod verflogen. Ein leichter Schauer rannte mir über den Rücken, wärend ich das Foto weglegte... das war komisch. Dieses freudige Erinnerungsfoto brachte eher Furcht als denn Freude über mich. Warum..? Ich sah mich weiter um, nun war ich neugierig geworden. Wärend ich sicher war, das dieses unangeheme Gefühl als Warnung gedacht war, konnte ich es mir nicht nehmen, weiter zu forschen. Doch, keine Fotoalben. Keine Tagebücher oder Geburtsurkunden... selbst Seras`s leibliches Alter wäre interessant gewesen. Nachdem ich einigen Mut aufgebracht hatte, legte ich mich im Schlafzimmer flach auf den Boden und sah unter das Bett, auf dem Seras noch schlief. Darunter befand sich dann tatsächlich etwas... ein abgeschlossenes Kästchen von stabiler, schwerer Natur. Das Schloss war für einen Formwandler wie mich kein Problem, doch für jeglichen Einbrecher wäre es ein kleiner Tresor gewesen. Als das Hartholzkästchen sich leise öffnete, fiel mein erster Blick auf die ausgeschnittene Zeitungsanzeige im Deckel... mein Herz stockte etwas. Sarah und James Victoria, gestorben am 14ten Oktober 1988. Die Furcht ihrer Liebe wird sie ewig vermissen. Es trauern: Seras Victoria. Nur Seras? Wo waren die Namen ihrer Verwandten? Das konnte kein Zufall sein.. Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, sah ich mir den Rest des Inhalts an.... ein Artikel in der selben Tageszeitung, allerdings auf Seite 2. Ein böses Omen kam über mich als ich den Aufmacher las... Junge Familie aus der Vorstadt brutal ermordet... Allmählich begann ich zu verstehen... Ohne ihn durchzulesen, legte ich den Artikel zurück. Ich wollte gar nicht wissen, was geschehen war... doch meine Gedanken liessen sich in diesem Moment nicht so gut abschalten. Ihre Eltern wurden ermordet.. sie hatte offenbar überlebt, wie die Todesanzeige bestätigte.. aber keine anderen Verwandten waren aufgelistet.. vielleicht hatte sie gar keine. Was wiederum hiesse das sie mit ihrem Leid allein gelieben war, das keiner sie dabei unterstützte den Schmerz zu verkraften.. Nun dämmerte es mir. Vermutlich versuchte sie das gleiche nun mit Penwood. In ihrem Wahn glaubt sie die gleiche Situation wieder zu haben und versucht allein damit fertig zu werden, um mit sich selbst Frieden zu finden und andere nicht zu belasten... Ich verschloss die Kiste wieder... stellte sie zurück unter das Bett... und blieb sitzen, wärend ich versuchte zu verstehen was ich dort gesehen hatte. “Nun weisst du also was damals passiert ist...” kam es von weiter oben. Ich drehte mich nicht um. Das war klar.. Seras war aufgewacht, als ich, zitternd und unvorsichtig, die Kiste zurückgestellt hatte.. “Bist du nun zufrieden..? Weisst du jetzt warum ich nachts nicht schlafen kann, warum ich mit mir selbst kämpfe und mir niemand dabei helfen kann..? Hast du jetzt die Anworten, die du haben wolltest....?” Seras stand neben mir auf, wärend ich mich langsam aufrappelte. Ein einzelnes Wort huschte über meine Lippen, ich vernahm es kaum selbst. “Ja....” In diesem Moment spürte ich Seras´s eisiges Starren in meinem Nacken. “Dann kannst du ja jetzt gehen...” Ich ging. Doch ich lies trotzdem nicht locker. Seras war zu helfen, das war klar.. doch ich sollte mich vielleicht besser im Hintergrund halten, bis ich wusste wie ich helfen konnte. Für den restlichen Tag beobachtete ich Seras aus der Ferne... sah zu, wie sie ziellos durch die Straßen wanderte und versuchte Gelegenheiten zu finden, Saya eins auszuwischen. Ich war kurz davor die Suche nach Hinweisen abzubrechen, als ein eher interessanteres Ereignis mein Third Eye alarmierte.. Vor Seras, die sich in einer Sackgasse an die Wand gelehnt hatte und eine Pause einlegte, erschien aus dem Nichts eine Gestalt... aber nicht irgendeine.. Es war derjenige, mit dem alles angefangen hatte.. ein hochgewachsener Mann im roten Mantel und passendem Hut.. Ich lies mich auf die Straße fallen, um dem Gespräch zwischen den beiden mitzulauschen. “Alucard..” fauchte Seras ihn an, ohne sich zu rühren. “Ich dachte du wärst jetzt endlich tot.” “Mitnichten, Fräulein Polizistin. Tot war ich schon länger... aber fangen wir mal ganz von vorne an. Nach der 'tödlichen' Injektion deiner Freundin war ich wieder überall und nirgendwo.. doch ich war nur noch ich selbst, zumindest dachte ich das soweit. Allerdings war diese Form, Alucard, wie ihr sie nennt, inzwischen zu einer eigenen Seele herrangereift... mehr oder weniger. Der geschwächte Vlad überlebte einen Kampf der beiden Seelen nicht, und wurde schliesslich vernichtet... doch Vlad war die Endform. Der eigendliche Körper, der, der alles zusammenhielt. Als Vlad starb, verlor sich das infizierte Blut ebenfalls... doch ohne einen Körper bin ich nichts weiter als eine Seele, geformt aus Überresten von Blut.” Seras versuchte ihm einen Haken ins Gesicht zu schlagen, was allerdings wenig Effekt hatte.. sie schlug einfach hindurch, was Alucard zu grinsen verleitete. “Wie du unschwer erkennen kannst. Nun bin ich in der Lage überall wo ich will aufzutauchen.. was allerdings nicht viel bringt, da sich nicht mehr viele Leute an mich erinnern... leider. Aber zum Punkt. Du suchst nach dieser Saya, richtig...?” Seras schnaubte ihn an, wärend sie die Augen verengte. “Und? “Deswegen bin ich hier. Sei vorsichtiger. Saya ist zwar ein künstlicher Vampir, aber sie ist auf der Suche nach etwas... Einer uralten, von Dämonenhand gefertiger Waffe.” “Willst du mich verarschen....?” Seras wurde langsam ungeduldig. Offenbar glaubte sie das Alucard ihr irgendwas erzählte, um sie einzulullen... “Keineswegs, Polizistin. Es gibt, oder besser, gab, vier davon.... Ein Schwert, ein Revolver, eine Muskete und einen Bogen.. Diese Rip van Winkle, die ich damals auf der HMS Eagle getötet hatte... erinnerst du dich..? Ihre Muskete war von Dämonen geschaffen worden... kein Wunder, das nichts gegen sie ankam. Sie selbst war nur ein Schwächling, aber ihre Waffe hatte unbegrenztes Zerstörungspotenizal.” Allmählich beruhigte sich Seras, doch die Nachichten die sie bekam wurden nicht besser. Ich wurde langsam selbst nervös dabei. “Und wo sind die anderen drei...?” “Soweit ich weis hat der Vatikan eine von ihnen... die anderen beiden werden irgendwo verschollen sein. Wärend meines Todes wurde Rip`s Seele getötet... mit ihr ihre Waffe zerstört. Also bietet diese schonmal keine Gefahr mehr.. doch nimm dich in Acht. Falls Saya in den Besitz einer dieser Waffen kommen sollte ist sie womöglich engültig unbesiegbar.” “Nichts ist unbesiegbar.. auch du nicht..” Seras grinste in sich hinein. Ihren Meister am Abgrund des Seiens zu sehen, musste für sie ein großer Triumph sein... doch was sie dann tat, überstieg mein Fassungsvermögen... Sie biss sich selbst in den Finger, ehe sie diesen Alucard hinhielt. “Nimm... als Zeichen meiner Anerkennung. Mein Blut sollte ausreichen um aus deiner Seele einen vollständigen Körper zu machen..” Alucard schaute sie perplex an, doch fragte nicht weiter nach und leckte das Blut von ihrem Finger, ehe er sich merklich verfestigte. Äusserlich veränderte er sich nicht sehr, doch ein Schatten, der plötzlich hinter ihm auftauchte, war Grund genug zur Annahme, das dieses Experiment von ihr Erfolg hatte. “Das ist es mir wert, zu sehen wie du von ganz oben wieder ganz, ganz, ganz unten bist... und jetzt geh mir aus den Augen. Ich muss Pläne schmieden...” Dort ging Seras einfach an ihm vorbei, in Richtung des Apartments.. ein Lächeln huschte über meine Lippen. Alles in allem eine sehr interessante Frau... Ich machte mich auf, um die nächste Phase meines eigenen Plans zu verwirklichen... über die Dächer huschend rannte ich in Richtung Ceras`s Villa. To be continued.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)