Die Geschichte des legendären Sullivan O'Neil von Izaya-kun (Das Tagebuch eines Gesuchten) ================================================================================ Kapitel 15: Zwischen zwei Fronten --------------------------------- Nach Langem wieder lag meine Hängematte in einer Ecke, als ich das Unterdeck betrat und es dauerte fast eine Ewigkeit, bis ich auf dem vom Waschen noch völlig nassen Leinentuch den Schlaf fand. Am Morgen dann weckte man mich äußerst unsanft. Tom trat mir durch den Stoff hindurch in den Rücken und fauchte: „Aufstehen, du Ratte, ehe Wilkinson wach wird!“ Ich schreckte auf und stieß mir den Kopf an der Decke, doch ehe ich reagieren konnte riss er mich bereits zu Boden. Hart knallte ich auf die Holzdielen und mein Ellenbogen schmerzte fast stärker, als der tiefe Schnitt in meinem Bein, den der Arzt nur verbunden hatte. Dann zerrte er mich am Oberarm mit sich, ohne auf mein Protestieren zu achten. Es war früher Morgen, fast noch tiefe Nacht und außergewöhnlich kühl. Niemandsland lag für uns unsichtbar irgendwo in der Schwärze. Viele der Matrosen waren noch in ihren Kojen. Wir gingen in die Kombüse und dort stieß er mich so hart die Treppe hinunter, dass ich fast fiel. Als ich aufsah, schluckte ich schwer und wollte wieder hinaus, doch Tom war mir gefolgt und schloss die Tür. Vor mir war der Ofen und ich wurde unfreundlich um ihn herum geschoben, bis ich zwischen zwei Personen stand: Rechts Robert, links Tom. Mit den heißen Kohlen hinter mir sah ich unsicher von einem zum anderen, dann zu Black, der hinter Tom auf dem Schemel saß. Der alte Seebär sah mich nicht an. Er starrte nur auf den Tisch, die Hand auf der Platte und mit einer Pfeife im Mund. Black schien nachzudenken, denn auf seiner Stirn lagen tiefe Falten. „Morgen.“, sagte ich unsicher und gewohnheitsgemäß salutierte ich leicht vor Robert, unserem ersten Maat. Er schnaubte nur verächtlich. Mit verschränkten Armen lehnte er sich seitlich an die Ablage und starrte mich an. Am liebsten hätte ich es ihm gleich getan. Ich war todmüde und die Erschöpfung lähmte meine Knochen, aber der Ofen hinter mir war nicht wirklich ein geeigneter Anlehnplatz, also sah ich nur unsicher von einem zum anderen. Keinen konnte ich leiden und so beschloss ich, mich an Black zu wenden. „Was wird das hier? Ein Verhör?“, doch er ignorierte mich und dachte weiter nach. Ich ließ nicht locker. Vielleicht hatte er mich ja auch nur überhört? „Black? Was wird das hier?“, wieder keine Antwort. Ich stöhnte entnervt und sah Robert an, dieser wurde noch finsterer. Dann brummte Black leise, doch bis auf mir drehte sich keiner zu ihm: „Son… Der Schlüssel. Wo ist er?“ „Robert hat ihn.“, schoss es aus mir heraus, doch er nickte nur. „Aye… Er hat ihn besorgt, wie verlangt. Aber wie?“, Black sag mich ernst an. „Son, Junge, missverstehe es nicht, aber es ist schon etwas seltsam, dass-…“ „Verräter!“, mischte sich Tom ein und knirschte die Zähne. „Macht gemeinsame Sache mit dem Kapitän, sage ich!“ „Halt den Rand!“, er nahm wieder einen Schritt Abstand, nachdem Black ihn angeschrieen hatte. Unsicher sah ich zum alten Mann hinunter. „Son. Wie hat er ihn besorgt? Die Tür war nicht aufgebrochen.“ „Durch das Fenster.“, ich warf Tom einen hasserfüllten und wie ich hoffte vernichtenden Blick zu. „Ich bin durch das Fenster hinein. Mit einem Seil, über die Reling. Aber ein Matrose kam rein, weswegen ich Euch kein Zeichen geben konnte.“ „Lügner.“, knurrte Tom, doch abermals wurde er ignoriert. Er glaubte mir nicht und ich konnte mir schon vorstellen, was Robert und er sich dachten. „Und wie kam er hinaus?“, fragte der Smutje mich nun. Meine einzige Antwort war: „Wie ich hinein kam.“ Black sah Robert an und grinste leicht. „Sagte ich nicht, er hat Pfiff?“ „Und wenn schon!“, Robert sah erst ihn, dann mich voller Hass an. „Dieser Bastard ist nutzlos und behindert uns nur. Er kann sich ja nicht einmal wehren…!“ „Das ist nicht wahr. Ich habe den Matrosen getötet, der mich überraschte. Und ich habe Kai auf dem Gewissen.“, das war zu viel. Tom stieß einen Fluch aus und stürzte vor. Mit einem Mal packte er mich am Kragen und wollte mich würgen, doch ich hob die Hände und eine kleine Kabbelei entstand. Robert zog mich zurück, ebenso wie Black Tom, nachdem er aufgesprungen war. Es dauerte, bis wir zwei unter Kontrolle waren, dennoch ließ man mich in der Mitte stehen wie einen Gefangenen. Tom starrte mich schnaubend an, mit wutverzerrtem Gesicht und geballten Fäusten, ich erwiderte den Blick. Es fehlte nur ein falsches Wort und ich würde erneut auf ihn losgehen. Wie ich Tom hasste...! Er und Robert sorgten für Misstrauen mir gegenüber. Wären sie nicht, wäre alles besser...! Black setzte sich ächzend zurück und für einen Moment erinnerte er wieder an einen alten Mann. Dann grinste er Robert entgegen. „Er hat pfiff, was? Pfiff hat er.“, merkte er abermals an. Robert schnaubte nur. „Und wenn schon, dann hat er angeblich zwei in die Hölle befördert. Ich sehe keine Leichen und was ich nicht sehe, das glaube ich auch nicht.“ Ich drehte mich herum und grinste ihn an. „Blut habt Ihr jedenfalls gesehen.“, und da Robert nicht zu verstehen schien, fügte ich hinzu: „In der Kiste, unten, im Lagerraum. Hatte ein ganz schönes Loch im Kopf, als ich ihm mit der Kugel eins übergebraten habe.“ Black lachte laut los und noch nie hatten Robert und Tom mich so hasserfüllt angestarrt. Aus irgendeinem Grund musste ich unheimlich grinsen und sah von einem zum anderen. Ich fühlte mich überlegen. Als Black dann wieder Luft bekam setzte er sich fast feierlich den Hut auf. „Aye, der Junge ist mehr wert, als ihr alle zusammen, ihr feigen Hunde. Er hat Grips!“ „Er ist Dreck wert.“, knurrte Robert und spuckte in die Spüle. Dann sah er mich mit finster gesenktem Kopf wieder an. Seine dunkelbraunen Augen glühten vor Hass. „Nein...nicht mal das.“ Blacks Stimme wurde leicht düster und drohend. „Halt deine Zunge im Zaum, du vermaledeites Stück Scheiße. Wenn einer hier Dreck wert ist, dann seid ihr zwei Idioten das und der gesamte Haufen, der hinter euch steht! Fakt ist, er hat den Schlüssel besorgt, im Gegensatz zu euch.“ „Ich hätte ihn besorgt.“, widersprach der erste Maat und sein Blickkontakt wechselte an Black. „Hätte, hätte, hätte! Wenn ich das schon höre! Das Salzwasser schmeckt mehr nach Zucker, als deine Worte auch nur ansatzweise wahr wären! Verflucht sollst du sein! Seit Wochen warten wir auf den Schlüssel und Son hat ihn geholt! Euch ein Beispiel an ihm nehmen solltet ihr, alle beide!“ „Ich hätte ihn gehabt, hättet Ihr mich gelassen, Black!“, fauchte Robert erneut, wesentlich lauter. Blacks Stimme begann bei seiner Antwort zu donnern, dass der Speichel nur so flog und er schlug mit der Faust auf den Tisch, in der anderen Hand seine Pfeife. „Mich gelassen hätte?! Mich gelassen hätte, sagst du?! Hätte ihn dich gelassen, du verruchter Bastard einer verlausten Hündin, dann wären wir am Galgen, sage ich! Warst du es nicht, der Ian angespornt hat, Sullivan Druck zu machen?! Und was ist mit dir?!“, er fuhr herum zu Tom und dieser zuckte ungemein zusammen. „Warst du es nicht, der durch Roberts Worte erst auf Sullivan losgegangen ist?! Warten, sagte ich oder nicht?! Sagte ich das nicht?!“, Black schlug abermals auf die Tischplatte, dass es nur so knallte. „Ihr nutzlosen Idioten! Kielholen lassen sollte man euch! Kielholen lassen!“, keiner antwortete Black. Die zwei Männer sahen gedemütigt und wütend zu Boden und ich spürte ihre Aggressionen förmlich in der Luft. Es schien, als würde ihr Zorn die Umgebung erhitzen und für einige Sekunden wirkte die Küche noch stickiger auf mich. Nach einigen Minuten hatte Black sich einigermaßen beruhigt und sprach, als sei nichts gewesen, während er auf seiner Pfeife herum kaute. „Wie dem auch sei… Noch haben wir die Flagge nicht eingeholt. Tom, du kümmerst dich um das Wasser.“ „Das Wasser?“, fragte er verwirrt. „Aye. Du wirst einige der Fässer sabotieren, nur einige. Wir müssen an Land, Trinkwasser zu holen ist der beste Vorwand. Lass es aussehen, als wären es Idioten von der Feier gestern an Bord gewesen.“ „Aye.“ „Robert.“, Robert sah auf, jedoch sah er mich an, statt Black. Nun wich mein Stolz ein wenig in den Hintergrund, sein Blick war reinste Mordlust. „Aye.“ „Du machst die drei Schlüssel nach und lässt dir von Sullivan erklären, wo er sie her hat. Dann bringst du sie zurück. Und ab jetzt kein eigenständiges Handeln mehr. Ihr hirnlosen Tölpel habt nicht den nötigen Grips dazu! Raus aus meiner Kombüse, Ihr Kielschwimmer!“ „Aber Black, wir-…“, wollte Tom einwenden, doch weiter kam er nicht. „Raus sage ich!“, Black fuhr leicht hoch und sofort machten die zwei sich daran, seinem Befehl Folge zu leisten. Allerdings nicht, ohne mich anzurempeln und mir noch einmal Todesblicke zuzuwerfen. Ich konnte mich noch auf einiges gefasst machen, so viel war sicher. Ich wusste nicht, ob es gut war, dass sie mich als Feind allmählich ernster zu nehmen begannen. Der Koch seufzte entnervt und ließ sich schwerfällig sinken und als auch ich an ihm vorbei hinaus wollte, hielt er mich fest. Er winkte mich an den Tisch, doch ich zögerte. Vor meinen Augen sah ich unsere letzten Gespräche, seine grobe Art dabei. Ich wollte kein weiteres, schmerzendes Körperteil, Handgelenk und Bein reichten mir wahrlich, aber ich sah ein, dass ich keine Wahl hatte und so setzte auch ich mich auf einen der Holzschemel, die Beine breit, die Ellenbogen darauf gestützt und den Blick zu Boden gerichtet. Black schwieg eine Zeit lang, wie es seine Art war, dann begann er leise, fast flüsternd, ohne mich anzusehen: „Aye. Das hat er gut gemacht, alle Achtung. Ich gebe zu, gestern hatte ich so meine Zweifel, doch nun…“, ich sah zu Boden. Ich wollte mich bedanken, aber ich wollte ihn auch anschreien für das, was Robert mir beinahe angetan hatte. Mit der Ruhe, welche eingekehrt war, kam meine innere Anspannung zurück und meine durchmischten Gefühle brachten mich durcheinander. Selbst wenn ich etwas hätte sagen wollen, ich brachte keinen Ton heraus. Nach einigen Sekunden sprach Black leise weiter: „Aye… Son… Er hat es bemerkt, sie werden ungeduldig. Der alte Black und er, wir müssen vorsichtig sein. Wir dürfen nicht auffallen. Diese dämlichen Idioten machen uns einen Kopf kürzer, schneller als eine Kanonenkugel, mein Wort darauf.“, ich schwieg weiterhin. Black beugte sich vor und legte mir seine große, vernarbte Hand auf den Oberschenkel und ich sah sie an. „Son.“, dann erhob ich den Blick. Blacks Miene war ernst. So ernst, dass selbst das Glasauge Gefühle zu haben schien und ich zog mein Bein von ihm weg. „Mein Wort darauf, er wird es nicht bereuen.“ „Und wenn ich es schon bereue?“, fragte ich trocken. Er gab mir keine Antwort, sondern grinste nur und entblößte seinen Goldzahn. Seufzend sah ich wieder zu Boden. Nach einigem Zögern fragte ich leise: „Was soll ich als nächstes tun?“ „Aye.“, nun war Black wieder ernst. „Er soll warten, mehr nicht, dann kommt er mit an Land. Wie versprochen. Er hat seine Arbeit gut gemacht, also soll er ruhig durch Sand spazieren gehen.“, nachdem das gesagt war, stand er auf, langsam und mithilfe seiner Krücke. „Ich werde ein wenig Seeluft schnuppern, hier drin verrecken ja sogar die Ratten…“, und mit diesen Worten hinkte er hinaus und ließ mich allein. Wütend starrte ich zu Boden. Ich sollte mich freuen, an Land zu dürfen, aber stattdessen fühlte ich mich wie ein Hund. Ich empfand es aus irgendwelchen Gründen demütigend, dass er mich gelobt hatte und dass ich es fast schon als Belohnung auffassen sollte, an Land gehen zu dürfen. Die Tatsache, dass ich stolz auf mich war, machte es nicht besser. Robert hatte es nicht geschafft an den Schlüssel zu kommen, aber ich, ich hatte es geschafft! Dies gab mir ein Gefühl der Überlegenheit, aber dieses Gefühl wollte ich eigentlich gar nicht. Vielleicht spielten sie es auch nur, um mich im Irrglauben zu lassen, ich sei etwas Besonderes. Um mich zu dressieren, abzurichten. Und das schlimmste war, dass es funktionierte. Ich wollte es nicht, aber tief in mir drin flammte das Kind auf, das nie gelobt wurde. Ich wollte Black zeigen, was ich konnte und Robert und Tom beweisen, dass ich besser war, als sie. Ich wollte jedem meine Stärke beweisen, mein Können, meine Intelligenz. Es war zum verzweifeln… Wütend raufte ich mir die Haare. „Wo bin ich da nur rein geraten…?“ Gespannt warteten alle darauf, dass Wilkinson aufwachte und darauf, zu erfahren, wie er auf den Diebstahl reagierte: Es geschah jedoch absolut nichts. Zum Erstaunen aller schien er wirklich nichts von meinem Einbruch gemerkt zu haben, was allerdings für noch mehr Misstrauen von Seiten Roberts und Toms sorgte. Sie musterten mich mit düsteren Blicken und ich spürte, dass sie mich für einen Verräter hielten. Es schien ihnen förmlich auf der Stirn zu stehen: „Du bist ein Verräter, Sullivan! Du machst gemeinsame Sache mit dem Kapitän!“ Und ich hatte nicht ansatzweise eine Chance dem irgendwie auszuweichen. Wilkinson hatte miese Laune und er machte sich nicht annähernd die Mühe, dies irgendwie zu verbergen. Ohne Frage hatte er auf der Feier zu viel getrunken und nun plagte ihn ein Kater. Er stolzierte auf und ab und den Hut hatte er sich tief ins Gesicht gezogen, da ihn die Sonne in den Augen schmerzte. Ich glaube, hätte er keinen Kater gehabt, wäre unser kleiner Meuterei-Akt mit Sicherheit aufgefallen. Ein wenig tat er mir schon leid – schließlich kannte ich die Nachwirkungen von zu viel Alkohol zur Genüge – aber ich war auch froh darüber. Ich wollte mir nicht ausmalen, was er mit mir anstellen würde, würde er es doch noch heraus bekommen. An Deck benahm sich Robert wie eh und je. Er verteilte Flüche, Tritte und Verwünschungen, während er die Matrosen anspornte, alles zu überprüfen, damit wir ablegen konnten. Und dann passierte es: Wutentbrannt kam der Zahlmeister an Deck. „Ihr verruchten Schweine!“, brüllte er und tobte mit hochrotem Kopf. „Ihr Idioten! Ihr verdammten Idioten!“ Ich stand gerade an der Reling und sah sehnsüchtig zum Niemandsland und als ich sein Gebrüll hörte drehte ich mich herum. Er hatte scheinbar die sabotierten Wasservorräte entdeckt. „Was ist los?!“, Robert trat vor, als wüsste er nicht bescheid. Auch Wilkinson drehte sich um, doch der Kapitän hatte scheinbar keine Lust, das Oberdeck zu verlassen. Wutentbrannt zeigte der Zahlmeister zum Lagerraum. „Das Wasser, Sir! Jemand hat das ganze Wasser ausgeschüttet!“ „Was?!“, nun regte sich auch Robert auf und eine Gruppe verwirrter Matrosen näherten sich unsicher. Alle sahen sich an, doch keiner schien eine Idee zu haben, wer es gewesen war. „Sagt das noch mal!“ Der Zahlmeister schluckte schwer. „Es tut mir leid, Sir, aber es ist wahr! Die Idioten haben bei dem Besäufnis gestern Abend im Lagerraum randaliert, wie es scheint!“ Wilkinson lehnte sich über die Reling und brüllte wütend Robert entgegen: „McGohonnay, findet den Verantwortlichen! Auf der Stelle!“ „Ja, Sir!“, Robert sah sich düster um, dann folgte er dem Zahlmeister in den Lagerraum. Niemandsland lag groß vor uns, als wäre es aus den Tiefen des Meeres zu uns hinaufgestiegen. Umso näher wir mit den Jollen kamen, desto stärker erkannten wir die fremdartigen Vegetationen und desto lauter rauschten und donnerten die Brecher von den Klippen her. Es herrschte Flut. Die Landzunge Neptuns war wieder im Meer versunken und die See knallte krachend gegen die Klippen. Etliche Riffs erhoben sich aus den Tiefen, bereit, uns wie zerberstendes Holz zu zermalmen. Mit großen Augen starrte ich die riesigen Felswände empor und es wurde so laut, dass wir nicht mal die Worte unserer Bootsführer verstanden, die mit gleichmäßigem "Ho, ho!", unser Rudern antrieben. Der Gischtnebel hing schwer um die Klippen und Steinszacken und verlieh dem allem einen mystischen Hauch, fast wie in einem Traum. Aber es war bittere Realität und das war uns allen klar. Es kostete immense Kraft, gegen den Strom anzukommen und steuerbord an den Abhängen vorbei zum Strand zu rojen. Die Flut war stark und zerrte an unseren Booten. Als wir das Ufer erreichten stiegen alle aus, zogen das Boot an Land und legten schwere Steine hinein, dann gingen die Männer gezielt mit Fässern über der Schulter in Richtung Landesinnere. Ich verharrte eine Zeit und sah mich um. Der Strand lag weiß und rein vor mir, fast wie Mehl, nur fester. Unmengen kleine Muscheln in den verschiedensten Farben lagen herum, seltsame, rote Tiere krabbelten durch den Sand und weiter hinten lag etwas Weißes, Glibberiges. Die Caroline lag weit hinten. Man sah, wie sie gierte und sanft auf den Wellen glitt, mal lee- mal Luvwerts krängte. Es wirkte wie ein Geisterschiff. Dann wandte ich meinen Blick nach links. Dieses Gebiet war neu für mich und durch die Klippen hatte ich diesen Teil der Insel noch nicht gesehen. Weiter hinten endete der Sand und ging stückweise langsam in eine Felsküste über. Erst lagen nur einzelne Steine herum, dann Unmengen an Kies, kleinere Felsen, bis hin zu großen Kolossen und Felsvorsprüngen, die bis ins Meer hinein reichten. Seltsame, dunkle Tiere lagen darauf herum oder sprangen ins Wasser und als ich mich konzentrierte und das durch die Entfernung leisere Wellengetose hinter mir ausblendete, konnte ich hundeartige Laute hören. Verwirrt sah ich zu den Geschöpfen und stellte fest, dass sie keine Beine hatten. "Was sind das für seltsame Fische, dass sie sogar über Wasser leben können...?" "Son!", ich drehte mich herum. Ein Matrose stand wütend am Waldrand und winkte mich ungeduldig zu sich, der Rest war bereits verschwunden. "Komm heute noch, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!" Ein letztes Mal starrte ich zu den fremdartigen Wesen, dann hob auch ich eines der Fässer an und begab mich zu den anderen. Wir tauchten in den Wald ein und umso weiter wir gingen, desto mehr Pflanzen fielen mir auf, die ich nie zuvor gesehen hatte. Eine unbekannte Aufregung erfüllte mich und ich begann mich zu fühlen, wie ein Entdecker. Die vor Ort herrschende Hitze und die dicke Luft waren fast unerträglich. Etliche Insekten summten herum, fremdartige Töne und Tierrufe drangen an unsere Ohren und von den seltsamsten Bäumen hingen die seltsamsten Gestrüppe herunter. Ich sah drei oder vier Eidechsen in bunten, schillernden Farben oder starken, giftgrünen Tönen und riesige Schmetterlinge mit den faszinierendsten Mustern. Am liebsten hätte ich das Fass stehen gelassen und an den Blumen gerochen oder die Früchte probiert, aber so wunderschön alles auch war, so sehr weckte es mein Misstrauen. So viele Farben, so viele Tiere, so viele Früchte: Das konnte nichts anderes als Gefahr bedeuten. Warum sonst gab es hier nirgends Menschen? Die meisten schienen zu wissen, wo lang sie mussten und zu meiner Enttäuschung sprachen viele miteinander und verscheuchten die sonderbaren Tierarten. Dann wurden die Insektenschwärme häufiger, wir erreichten Wasser. Der Wald wurde lichter und erst jetzt sah ich, wie hoch die Bäume waren. Umso mehr wir vorwärts gingen, desto stärker hörte ich rauschendes Wasser. Anfangs dachte ich, es seien die Brecher der Klippen, aber dann erkannte ich einen Wasserfall, der von einem steinernen Abhang hinab in den kleinen See stürzte, den wir erreichten. Das Wasser war schneeweiß und wirke fantastisch und unreal. Hier machten wir Halt und der Anblick verschlug mir den Atem. Noch nie zuvor hatte ich einen so wunderschönen Ort gesehen und ich ließ das Fass zu Boden sinken. „So etwas vergisst man nicht.“, grinsend legte Black mir die Hand auf die Schulter. Er folgte meinem Blick und grinste. „Was ganz anderes, als die alte Annonce, aye?“ „Es ist Wahnsinn.“ Das Wasser rauschte unheimlich schnell hinab und an manchen Stellen brach es sich an hervorstehenden Felskanten, sammelte sich in einem kleinen See, umgeben von den wunderschönsten und farbenprächtigsten Pflanzen. Manche Bäume standen leicht im Wasser und ihre Wurzen waren Moosbehangen. Ebenso wie kleine Felsen und Steine, die im Strom des Flusses lagen, der vom See weg führte, tiefer in den Wald hinein. Bunte Vögel sangen in fremden Tönen und ich erinnerte mich an all jene Fantasiebilder, die ich mir ausgemalt hatte. All die Vorstellungen die mir in den Sinn kamen, wenn ich in der Bibliothek ein Buch über fremde Länder gelesen hatten wurden bei Weitem übertroffen. Noch nie zuvor stand ich vor so klarem Wasser und zwischen so viel Grün. Die Männer ließen sich auf ihren Fässern nieder und warteten. Keiner machte Anstalten, diese irgendwie aufzufüllen, damit wir zurückkehren konnten. Nur einer hockte sich an den kleinen See und trank etwas, der Rest saß schweigend da. Ich sah unsicher von einem zum anderen und bemerkte, dass zwei Männer es mir gleich taten. Aber ich schwieg. Im Gegensatz zu ihnen wusste ich von den Meuterern. Ich wusste vom Maat Robert, der ein zweites Leben führte und nun düster etwas abseits stand. Und ich wusste von Blacks Geheimnistuerei, der gut gelaunt grinsend jeden der Männer musterte. Nur ein Idiot würde sich nun vor diese Meute stellen und sie fragen, was hier los sei und dieser Idiot würde mit Sicherheit nicht ich sein. So dachten mit Sicherheit auch die zwei Matrosen, die zunehmend nervöser wurden und man merkte ihnen an, dass sie nicht wussten, was sie denken sollten. Black klopfte mir auf die Schulter und drückte sie dann mit der Hand. Er riss mich völlig aus meinen Gedanken. „Wir zwei, er und ich, wir sind eine Mannschaft. Das sind wir doch?“, flüsterte er. Unsicher sah ich ihn an, das hatte er noch nie gesagt und eine innere Unruhe überkam mich. „Ich…denke schon, Black, ja. Ich denke schon.“ „Und wir halten zusammen, was?“, er sah verächtlich zu den anderen und legte verschwörerisch den Arm um meine Schulter. Black stütze sich an mir ab, so dass es mir schwer fiel, mich aufrecht zu halten. Ich musste mich leicht beugen, um nicht zu fallen, roch seinen Schweiß und seine Ration Rum. „Nicht so wie dieser Haufen dort drüben, diese Idioten, Verbrecher und Halunken… Falsche Hunde sind das, allesamt.“ „Das…kommt wohl drauf an.“, antwortete ich unsicher und bedacht, ihn nicht zu beleidigen. Er ließ sich von mir durch den Sand helfen, der sein Holzbein zu verschlucken drohte und dann schwerfällig auf ein Fass sinken. „Pfiff hat der Junge, so wahr ich Mathew Hullingtan Black heiße.“, murmelte er dabei. Ich wollte ihn lassen, doch als ich abdrehte um zu meinem Fass zurückzukehren, packte der Seemann meinen Arm und zog mich zu sich. „Aye. Wir zwei sind eine gute Mannschaft, Son… Eine sehr gute, bei meinem Bart. Das sollte er nicht vergessen.“ „Black, was wollt Ihr mir sagen?“, ich wollte mich lösen, aber er packte fester zu und zog mich zu sich runter. Ich verzog schmerzverzerrt das Gesicht, als er mich am Ohr zu sich zog. Zwangsweise hielt ich die Luft an. Sein Atem war kaum zu ertragen. „Niemals sollte Son das vergessen. Das, was der alte Black für ihn getan hat. Niemals. Weder heute noch morgen, niemals.“, endlich ließ er mich los. Seine Stirn war in Falten und mir kam der Gedanke, dass er um sein Leben fürchten konnte. Was hat der Halunke nun wieder vor…? Aber noch ehe ich fragen konnte, geschah endlich etwas. Finn trat vor die beiden Matrosen, die sich, ebenso wie ich, unsicher umgesehen hatten. Ich erkannte ihn sofort wieder. Er war jener, der mich damals los gemacht hatte, als ich auf dem Schiff angekommen war: Finn. Seine Glatze glänzte durch die Hitze und er schlug sich in den vernarbten Nacken, als ein Moskito sich darauf niederlassen wollte. Instinktiv wichen die zwei zurück. Mit Finn war nicht zu spaßen. Er sprach nie ein Wort, außer er hatte einen Auftrag und dann kam gewiss kein freundlich gesinnter Satz über seine Lippen. Der Matrose zog seine Pistole und musterte sie, während er den ersten der beiden Männer völlig beiläufig fragte: „Henry?“, und bei seinem Namen zuckte er unwahrscheinlich zusammen. „An wen glaubst du? An Gott oder an den Herrn im Himmel?“, dann sah Finn ihn wieder an. Henry wurde bleich und stolperte einige Schritte zurück, doch er kam nicht weit, denn die Mannschaft hatte die beiden nun eingekreist. Auch ich stand in diesem Kreis, dicht an Blacks Seite und als die Vorstellung los zu gehen schien, stand der alte Seebär auf. Er legte den Arm um mich. „A-Aber Finn…!“, stotterte der alte Seemann und wischte sich die plötzlich unheimlich schwitzige Stirn unter seinem Nebelbrecher. „Das weißt du doch…! Ich glaube an den Höchsten, aye? Der höchste ist Gott oder nicht? Ich glaube an Gott, bei meiner Seele, das schwöre ich!“, und Hilfe suchend sah er in die Runde. „Das wisst ihr doch, nicht wahr? Das wisst ihr doch?!“ Einige nickten, andere brummten nur und zufrieden grinste Black: „Gute Wahl, Henry, du wirst es nicht bereuen.“, seine Furcht schien wie weg geblasen. Er war wieder ganz der alte Raubein mit der inneren Ruhe und dem Respekt verschaffenden Ausdruck im Blick. Es schien fast, als wäre dieser kleine Durchbruch in seine Gefühlswelt nur Fantasie gewesen. Auch Finn schien zufrieden und er wanderte mit seiner auf Henry gerichteten Pistole etwas nach rechts. Nun zeigte sie direkt auf die Stirn des Zweiten. „Und du, Morgan, was ist mit dir? Woran glaubst du? Gott oder den Herrn im Himmel?“ „Kommt drauf an…“, Morgan sah ziemlich finster aus, aber er stolperte nicht zurück, sondern wirkte eher weniger überrascht. Mit düsterem braunen Auge starrte er Finn an, dann Black, das andere hatte er zugekniffen als würde er scharf nachdenken wollen. Erst spie er neben sich, ehe er abermals knurrte: „Kommt drauf an, ob der runde Robin dabei ist, aye?“ Robert zog amüsiert eine Augenbraue hoch. „Du hast nicht gerade viel Auswahl, mein Freund.“, und das stimmte. Einige der Matrosen lachten darüber, andere flüsterten ihm gut zu, was er antworten solle, aber er hörte auf keinen von denen, sondern starrte nur Black an, als würde er genau wissen, wer ihr Anführer war, ganz gleich, ob Finn es war, der die Waffe auf ihn richtete. „Aye, es kommt eben drauf an.“, sagte Morgan ein drittes Mal. „Was Gott und was Himmelsherr zu bieten hat, aye? Aber ich würde sagen weder noch, ohne Robin.“ „Und mit Robin?“, Black spie ebenfalls neben sich aus. „Wenn der alte Robin dabei ist?“ „Moment!“, protestierte Robert. „Vom Robin war nie die Rede.“ „Dann ist eben jetzt die Rede davon!“, entgegnete der Einbeinige. Gemurmel brach aus, aber er schlug so hart auf das Fass neben sich, dass alle zusammen zuckten. „Ruhe, ihr Hunde! Bei Zehn Fragestellern macht der Robin mit, haben wir gesagt und nun ist es so weit, also macht er auch mit! Zehn sind es.“, düster stellte er sich humpelnd zu Finn, sein Holzbein sackte etwas im Sand ab. Black wirkte kleiner als ohnehin schon neben dem riesigen Hünen. „Der Robin ist nun dabei, sage ich, mein letztes Wort und Spucke drauf!“ Verwirrt sah ich die Gruppe an. Ich verstand kein Wort von dem, was sie sagten. Unsicher sah ich in die Runde, aber ich entdeckte keinen Mann, welchen ich nicht kannte und welcher vielleicht dieser Robin sein könnte. Soweit ich weiß, war der einzige Robin, den wir hatten, beim letzten Sturm über Bord gegangen. „Es haben aber nur neun gefragt.“; wandte Robert gereizt ein und ich spürte, wie eine hitzige Diskussion bevor stand. Die Atmosphäre knisterte bedrohlich. Unwohlsein breitete sich in der Gruppe aus, die Blicke wurden düsterer als ohnehin und etliche bewarfen Black insgeheim mit hasserfüllten Flüchen. „Aye…“, brummte dieser. „Aber Son, er verlangt den Robin, nicht wahr Son?“, ich zuckte zusammen und starrte ihn an. „W-Was…?“ „Aye, er verlangt ihn!“, entschied Black für mich. „Moment!“, Robert stieß einige Beiseite und trat ebenfalls in den großen Kreis. Wütend zeigte er auf mich. „Diese Landratte hat keine Ahnung, weder von Statuen noch von Seefahrt!“, fauchte er Black entgegen und dann wandte er sich laut an die Gruppe: „Son hat keine Stimme, sage ich! Er ist nur ein Schiffsjunge, eine billige Landratte noch dazu!“ Wütendes Gebrüll ging los. Manche stießen mich, andere drohten Robert mit der Faust. Als Black erneut auf ein Fass schlug, befand auch ich mich in der Mitte. „Ruhe, ihr verfluchten Schweine!“, donnerte seine Stimme durch das Gehölz. Es übertönte den Wasserfall bei Weitem und ich war mir sicher, das musste sogar Wilkinson gehört haben. Einige Vögel ergriffen schreiend die Flucht gen Himmel, und mit einem Mal war es still. „Jeder hat eine Stimme.“, fuhr Black dann ruhig fort. „Jeder Seemann, ganz gleich ob Offizier oder Schiffsjunge, sage ich.“, und damit drehten sich alle Köpfe zu mir. „Also Son? Mit oder ohne Robin? Wir sind eine Mannschaft, Son... Nicht wahr? Eine Mannschaft. Also hast auch du eine Stimme.“ Ich schluckte schwer und starrte die Mannschaft an. Blacks Wink war offensichtlich. „Sag ja!“, zischten mir einige zu, andere bedrohten mich „Wenn du ja sagst, schneide ich dir die Kehle durch!“, wieder andere baten mich Nein zu sagen und noch mal andere beschrieben mir, was sie mit mir tun würden, würde ich es wirklich nicht tun. Der Druck auf meinen Schultern wuchs mit jeder Sekunde und die Tatsache, dass ich kein Wort verstand, machte es nur umso schwerer. Aber ich wagte es nicht, zu fragen oder jemanden um Rat zu bitten. Das einzige was ich wirklich mitbekam, war Roberts hasserfüllten Blick und dann Black. Black, wie er neben Robert stand, die Krücke unter seiner Achsel, schief stehend und im Sand versunken mit eindringlichen Augen, fast manipulativ. „Ja.“, schoss es aus mir heraus. „Mit Robin.“ Black grinste zufrieden Robert entgegen. „Aye, was habe ich gesagt?“ Und Fluchen drang an mein Ohr, aber keiner rührte mich an. Robert schien gleich zu explodieren. „Aber er hat nicht einmal die Frage gestellt bekommen!“, protestierte er abermals und entriss Finn die Pistole. Mit einem Satz stand er direkt vor mir und ich starrte in ihren dunklen Lauf. Wie versteinert stand ich da, völlig regungslos, erstarrt und totenbleich. „Gott oder Herr im Himmel?!“, fauchte er mich an und die Dinge überschlugen sich in meinem Kopf. Von einer Sekunde auf die andere war mein Herz schneller, als nie zuvor in meinem Leben. Es schlug so schnell, dass es mich schmerzte. Für einen Augenblick blieb mir die Luft weg. Ich wollte zurückweichen, aber ich schaffte es nicht. Meine Beine wollten mir nicht gehorchen. Ängstlich starrte ich Robert an, seine Augen waren blind vor Hass. Er wollte abdrücken und ich dachte kurz, egal was ich sage, er wird es tun. Dann stotterte ich unwissend, was ich von mir gab, das nach, was Henry vor mir gesagt hatte: „Ich glaube an Gott.“ „Katholikenschwein!“, rief einer mir entgegen, aber ich sah nicht einmal hin. „Und an welchen?!“, grinste Robert. Black wollte vortreten, aber Finn hielt ihn fest, damit er mich nicht abermals schützte. „Den im Himmel oder den auf Erden?! An wen glaubst du?!“, Roberts Augen wurden höhnisch. Er wusste genau, dass ich keine Ahnung hatte, was er meinte. Stille machte sich breit und ich hatte nur eine Sekunde zum Nachdenken. Wie betäubt, fast automatisch straffte ich meine Schultern und mein Blick wurde kühl. Ich verstand selbst nicht, was mit mir geschah. „An einen Scheiß glauben tue ich…“, knurrte ich und legte den Kopf etwas schief. „Bastard, du fragst an wen ich glaube?! An niemanden glaube ich!“, ich schob seine Pistole zur Seite und grinste: „Der Höchste hat das Sagen, aye?“ Robert richtete die Waffe abermals auf mich. „Willst du hier den Großen spielen?! Uns alle aufs Kreuz legen, was?!“ „Sei nicht albern.“, entgegnete ich finster. „Der Fisch fault am Kopf zuerst… Nur ein Idiot würde sich vor eine Gruppe stellen.“ „Er hat Pfiff!“, lachte Black, aber keiner beachtete den alten Mann. Robert und ich durchbohrten uns mit hasserfüllten Blicken, dann endlich ließ er die Waffe sinken. „Na los…“, knurrte er. „Bringen wir es zu Ende.“ Er gab Finn die Pistole, dieser steckte sie ein. Dann ging er an mir vorbei aus dem Kreis. Wütend rempelte er mich dabei an und ich stolperte leicht, schwieg jedoch. Die Mannschaft packte wieder ihre Fässer und so zogen wir weiter. Es zog mich zu Black. Wieder stützte ich den alten Mann, mein eigenes Fass wurde von Finn getragen. „Aye…“, brummte der Seebär, während ich mit seinem Gewicht kämpfte. „Gut gemacht, Son, auf ihn ist eben Verlass.“ „Ihr nutzt mich aus, bis auf die Knochen.“, brummte ich bitter. Mir war eiskalt und innerlich zitterte ich. Noch immer sah ich Roberts Augen und den Lauf der Pistole vor mir. Es fröstelte mich, trotz der Hitze. „Die Welt ist undankbar.“, brummte Black nur grinsend. „Besonders bei Männern mit Grips, Son, Männer wie er und ich es sind.“ „Was sollte diese Frage mit Gott? Und wer ist dieser ‚runde Robin’?“ Black lachte laut auf, aber antworten tat er mir nicht. Mürrisch trotte ich mit ihm der Mannschaft hinterher, recht schwerfällig und in meinen eigenen Gedanken. Mein Leben war bisher gefährlich gewesen, das war mir bewusst. Aber nun nahm diese Gefahr Ausmaße an, die mir Unsicherheit bereiteten. Ich sackte immer tiefer in eine Art Sumpf hinein, den ich nicht verstand. Nur Black stand hinter mir – und selbst damit war ich mir nicht mehr sicher. Mein Leben hing an einem Faden. Etwas, an das ich mich erst gewöhnen musste. Etwas, an das ich mich gewöhnte. Etwas, was ich nie mehr los wurde... Und was ich niemals lieben lernte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)