Elfenfluch von abgemeldet (Die gemeinsame Reise von Jack und Thorgil in das Reich der Elfen) ================================================================================ Kapitel 3: Der Angriff ---------------------- Es war heller Tag gewesen; glücklicherweise traten keine Nebelschwaden auf dem Meer auf. Wieder hatte John der Böttcher sie erkannt: die Drachenboote. Sofort hatte er seine Tochter ausgeschickt, um allen im Dorf Bescheid zu sagen. Auch Jack und Drachenzunge hatte man informiert. Alle waren auf den Dorfplatz gegangen, um den Ernst der Lage zu besprechen, doch davor hatte der Barde seinen Lehrling beiseite genommen, um ihn anzufauchen. „Siehst du was du mit deiner albernen Wünscherei angerichtet hast? Man muss sich immer genau ausdrücken! Jetzt wird das gesamte Dorf verbrannt! War es dir denn nicht genug, dass sie die Heilige Insel verbrannt haben?“ Jack schämte sich, verteidigte sich aber: „Wir wissen doch garnicht, ob das Olaf anzurechnen ist! Es können genauso gut auch andere Nordmänner gewesen sein.“ Der Barde rollte mit den Augen. „Naiver Junge... du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, Berserker würden ihre Versprechen halten? Am ersten Tag versprochen, am zweiten vergessen und am dritten gebrochen! So waren die schon immer. Ja, ja, ich kann mich noch gut an Ivar den Knochenlosen erinnern. Er sagte, er würde mich für immer willkommen heißen in seinem Land, aber am nächsten Tag schon wurde in nach Jötunheim verwiesen...“ Voller Trauer schwelgte der alte Mann in fast vergessenen Erinnerungen. „Und nun?“, fragte Jack und katapultierte Drachenzunge augenblicklich in die Gegenwart zurück. „Nun werden wir wieder das ganze Dorf räumen müssen und es voller Nebel hüllen! Wir können nur hoffen, dass außer dir und vielleicht Lucy niemand verletzt oder abgeschleppt wird“,antwortete der alte Mann barsch. Jack war entsetzt, dass sein Meister ihn fremden Leuten einfach so aussetzten wollte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Und seine kleine Schwester noch dazu! Aber er hatte wohl keine andere Wahl. Gemeinsam gingen Jack und der Barde hinunter zum Dorf, wo sich bereits alle versammelt hatten. Schon als die beiden aus der Ferne sichtbar waren, kamen ihnen einige Leute entgegen und baten um Rat. Anscheinend benötigte man ihre Hilfe. „Nun, was sagt Ihr, was sollen wir tun?“, fragte der Dorfälteste Drachenzunge, nachdem der angekommen war. Der gab ihm genau die gleiche Antwort wie zuvor Jack: „Ich schätze, wir sollten wieder das Gleiche tun wie vor gut einem Jahr. Es ist ja keiner zu Schaden gekommen!“ Jacks Mutter zischte wütend auf. „Niemand zu Schaden gekommen? Mein Sohn und Tochter waren für über ein halbes Jahr fort! Ihnen ist Schreckliches geschehen und haben seelisches Leid davon getragen!“ Giles Krummbein begann sofort seine Frau zu beschwichtigen: „Aber Weib, bedenke doch die Lebenserfahrung, die sie nun haben! Und das Gold!“ Beim letzten Satz wurde Giles erheblich leiser, wisperte fast nur noch, denn vom plötzlichen Reichtum seiner Familie brauchte nicht das ganze Dorf zu erfahren. John der Böttcher stimmte dem Barden zu. „Stimmt, letztes Mal ist es ja gut gegangen; keiner wurde verletzt.“ Nun warf der Schmied aber einen wichtigen Punkt ein: „Aber jetzt attackieren uns die Nordmänner schon das zweite Mal! Vor eineinhalb Jahren haben sie sich – angeblich – mit dem Bardenlehrling und seiner Schwester zufrieden gegeben, doch dieses Mal?“ „...wird dies auch so geschehen, ob wir das etwas anschubsen müssen oder nicht“, beendete der Barde den Satz. Letzten Endes wurde dann doch so gehandelt wie beim ersten Angriff der Berserker: alles Wichtige, Möbel, Tiere und Familien wurden in den Wald geschafft, sodass nur noch Jack und der Barde im Dorf übrig blieben. Diesmal aber mit einer Ausnahme: Lucy war es strengstens verboten worden, den Wald zu betreten; durch ihr Gemecker und Geschrei würde der Rest des Waldes nur verraten – dies war Vorschlag Drachenzunges gewesen, also wagte niemand, ihn anzuzweifeln. Lucy folgte ihm und Jack in das alte Römerhaus nahe dem Wasser. „Mir ist langweilig! Können wir nicht etwas unternehmen? Komm, wir spielen Fangen, Jack!“, maulte das kleine Mädchen schon nach einer Stunde. „Ssscht! Jack beschwört gerade Nebel hervor und du darfst ihn dabei nicht stören – er ist wichtig! Er hat das Dorf beim Angriff vor den Nordmännern beschützt!“, erklärte der Skalde. Lucys Augen verengten sich: „Ach ja? Und wieso waren Jack und ich dann so lange Gefangen bei ihnen?“ „Das haben wir allein dir zuzuschreiben!“, mischte sich Jack ein, der schon lange nicht mehr Nebel heraufbeschwor, weil es draußen so milchig war, das man die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte, aber Jack musste bald wieder Holz für das Feuer holen. Er tat nur so, weil er Lucys Gemecker aus dem Weg gehen wollte, was ihm bis zu diesem Zeitpunkt auch gelungen war. „Außerdem dachte ich, dir hat es bei Thorgil gefallen!“ Kaum hatte er Thorgil erwähnt, schon glänzten Lucys Augen: sie bewunderte dieses Mädchen. Es war so tapfer und mutig gewesen; wollte in einer Schlacht sterben um in den höchsten Himmel zu kommen. Aber jetzt hatte sie sich entschieden, frauenhafter zu werden. „Au ja! Natürlich hat es das! Ich muss mich gleich bei ihr bedanken, wenn sie kommt!“, schrie das kleine Mädchen fröhlich. „Scht!“, fauchte Jack, „oder willst du die Nordmänner noch extra anlocken? Wir wissen doch nicht einmal, wer kommt! Es kann Jeder sein! Denke daran, nur Skakki hat sich geschworen, nie unser Land anzugreifen. Von den anderen Flotten war gar keine Rede.“ Irgendwie bekamen sie den Abend doch noch herum und am nächsten Morgen hatte der Nebel sich weit genug gelichtet, dass Jack Feuerholz holen konnte. Als er ins Freie trat, erblickte er unten am Strand sofort zwei Schiffe mit einem Drachenkopf am Bug. Sofort rannte der Bardenlehrling zurück ins Römerhaus und berichtete seinem Meister was er gesehen hatte. Der empfahl im, wieder Nebel herauf zu beschwören, was er auch tat. „Was ist den los, Bruder?“, fragte Lucy etwas verängstigt. „Die Nordmänner kommen“, antwortete der Barde. „Ganz wichtig ist jetzt, dass du dich ruhig verhälst, denn sonst werden wir entdeckt, und das wollen wir nicht, oder?“ Lucy blickte etwas verstohlen zu Jack hinüber, der immer noch konzentriert Nebel herauf beschwor. „Wenn Thorgil kommt, dann schon...“ „Mädchen!“, ermahnte der Barde sie. Danach saß Lucy still in einer Ecke und spielte mit den kleinen Holzfiguren, die ihr Olaf Einbraue einst geschnitzt hatte. Stunden später erreichte das Römerhaus leises Jagdgeschrei. Schnell löschte Jack das Feuer – der Rauch könnte umso mehr Aufmerksamkeit auf sie ziehen. „Denke daran, Lucy: keinen Mucks!“, erinnerte Jack seine kleine Schwester, die mit einem mehrfachen Nicken antwortete. Bald wurde das Jagdgeschrei lauter. Sie mussten schon das komplette Dorf durchstreift haben. Wenn die Nordmänner jetzt schlossen, dass das Dorf leer war, waren Jack und die anderen sicher. Aber wenn sie den Rauch des Feuers bereits gesehen hatten, gab es jetzt kein Entkommen mehr. „Hier ist keiner!“, schrie eine Stimme, „das Dorf ist verlassen!“ „Aber noch nicht lange. Noch ist nichts bewachsen!“, konterte eine andere. „Und was ist mit dem Haus da?“, schrie eine Person, die ziemlich nahe am Römerhaus stand und auch auf dieses zeigen musste. „Gerade ist da noch Rauch herausgekommen!“ „Du musst dich getäuscht haben“, entgegnete eine Stimme, die im Vergleich zu denen der anderen sehr jung klang. „Na dann lass uns nachschauen!“, forderte wieder jemand auf. Hosted by Animexx e.V. 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