Ein Anfang nach dem Ende für alle die, die weiter gehen... von june-flower (Weiter in den Horizont) ================================================================================ Kapitel 1: Rückkehr ------------------- Ein Anfang nach dem Ende für all die, die weitergehen Status: One-Shot Thema: Harry Potter (Enthält Spoiler auf Band 7!) Chronologie: Irgendwann nach den letzten Kapiteln Hauptpersonen: Remus Lupin/Nymphadora Tonks Disclaimer: Die Personen sowie Hogwarts gehören J.K. Rowling, lediglich die Idee ist mein. Ich bekomme kein Geld hierfür. Alles um ihn herum war hell und warm. Warmes Licht liebkoste ihn und sickerte vorsichtig durch seine geschlossenen Augenlider, als wollte es ihn sanft wecken, in eine Realität zurückholen, die er längst verlassen hatte... Es strich über sein Gesicht, hell und freundlich wie eine weiche Hand, und langsam dämmerte es Remus Lupin, dass er da war. Einfach nur da. Hätte er sich nicht so geborgen und behütet gefühlt, wie er es gerade tat, hätte er nicht mit ziemlicher Sicherheit sagen können, dass die Wärme auf seiner Haut in irgendeiner Weise real war, dann hätte er all das nur als einen Traum abgetan, denn er war sich bewusst, dass er eigentlich allen Grund gehabt hätte, sich nicht gut zu fühlen. Aber das erste, was er sah, als er die Augen öffnete, waren seine Hände, die vor ihm in der Luft zu schweben schienen, bis er sich klar wurde, dass er sie sich vor die Augen hielt. Sie waren abgearbeitet und rauh, aber zweifellos da. So wie der gesamte Rest seines Körpers, und er fühlte sich einfach nur... gut. Aber eigentlich... Eigentlich war er gerade gestorben – und das nicht zu schmerzlos. Und nicht auf natürliche Art und Weise, sicherlich nicht, er... Er verdrängte den Gedanken aufs erste, schob ihn zurück und konzentrierte sich auf die naheliegenden Aufgaben. Sein Brustkorb war heil, nicht mehr länger zerschmettert und blutig. Seine Arme und Beine liessen sich bewegen, schmerzlos, problemlos, keine Spur von Kratzern war dort zu sehen, keine blutenden Schnitte, nichts... Und sein Herz schlug. Nach dieser Überprüfung sämtlicher wichtiger Körperfunktionen gab es für ihn eigentlich keinen Grund mehr, weiter liegenzubleiben – auch, wenn der Untergrund irgendwie angenehm gewesen war. Vorsichtig setzte er sich auf, fuhr mit einer Hand über die weiche und zugleich feste Oberfläche, runzelte die Stirn und sah sich genauer um. „Wo...?“ Die Worte entschlüpften ihm einfach, es war nicht so, als hätte er etwas sagen wollen. Er schien einfach auszusprechen, was er dachte, als gäbe es keine Notwendigkeit, zuerst über das Zu sprechen wollende nachzudenken, als könne man alles sagen, was einem in den Sinn kam, ohne Angst zu haben, jemanden damit zu verletzen... Seine Umgebung war weiß, gewichtslos und auf eine merkwürdige Art und Weise auch – vertraut. Vertraut trotz der offensichtlichen Fremdheit, die ihn umgab. Es war das Gefühl des Vertrauens, des Zu-Hause-Seins, welches er nur verspürte, wenn er an zwei Dinge dachte: das erste war seine Jugend im großen, verwinkelten Schloß von Hogwarts, an die unbeschwerte Zeit mit seinen Freunden – und das zweite, das war seine Frau. Als Remus an Hogwarts dachte, schälten sich, wie durch Zauberhand, die uralten, vertrauten Umrisse der Burg aus dem Nebel, welchen ihn umgab. Große, wehrhafte Burgmauern, Türme, die sich weit hinauf in den Himmel erstreckten, Gänge und Brücken und Zinnen und Wasserspeier. Er selbst stand am Fuße der großen Freitreppe, die hinauf in den großen Saal führte, und sein Herz hüpfte vor Freude. Hier war er zu Hause, hier hatte er den Großteil – und auch den besten Teil – seiner Jugend verbracht, hier kannte er jede Ecke, jeden Winkel... Es fühlte sich zu gut an, um wahr zu sein. Aber nun gut... Er war tot, nicht wahr? Es konnte nicht real sein. Zumindest konnte es keine lebendige Realität sein. Aber das hieß nicht, dass es nicht doch auf irgendeine Weise real war, dass er hier stand und es erlebte. Ob Sirius und James auch hier waren? Wenn sie ebenfalls gestorben waren – wessen er sich ziemlich sicher war, sie waren schon so lange tot, er wusste genau, wie lange schon. Er hatte die Tage gezählt, die er einsam verbracht hatte, im Glauben, dass einer seiner Besten Freunde James getötet hatte... Er war aufgelebt, als sich herausstellte, dass Sirius unschuldig war. Unschuldig und am Leben. Und dann war er, nach Sirius Tod, wieder allein gewesen, einsam und unglaublich allein... Sein Herz schlug hart gegen seinen Brustkorb, als er an seine Freunde dachte, die Möglichkeit abwog, dass sie ebenfalls dort sein konnten. Und dann kam der zweite Gedanke, der ihn überrollte und seinem Herz einen schmerzhaften Stich versetzte. Dora. Er war nicht mehr nur allein gewesen. Er war verheiratet gewesen, mit der wundervollsten Frau, die er kannte... Die ihn so angenommen hatte, wie er war, die die Einsamkeit, die ihn geschmerzt hatte wie eine offene Wunde, hatte lindern können. Er war verheiratet gewesen, seit Anfang des Sommers... Er hatte einen Sohn gehabt, der nur einige Monate alt war. Und er war gestorben. „Feigling“, sagte eine ihm schmerzlich bekannte Stimme in seinem Kopf. Eine Stimme, die ihn so sehr an die von James erinnerte, dass es ihm die Luft abschnürte... „Mein Vater ist lieber gestorben, als dass er seinen Sohn hätte in Gefahr geraten lassen, und du läufst davon?“ Nein, Harry, dachte – oder sagte – Remus. Das hier war anders. Er war nicht mehr davongelaufen... Er war gestorben, um Ted zu schützen. Und nicht nur Ted – auch um Doras Willen und Harrys und Hermines und der Weasleys Willen – für all die Menschen, die ihm etwas bedeutet hatten, weil er ihnen etwas bedeutete. Harry konnte ihn nicht mehr als Feigling bezeichnen. James konnte stolz auf in sein. Er war seinem Vorbild gefolgt – ein Bild, welches er sich jahrelang bemüht hatte zu erreichen und doch nie hatte erreichen können. James war immer sein großes Idol gewesen... Er hatte Ted und Dora beschützt. Er hatte alles gegeben. Er konnte nur hoffen, dass es etwas nützen würde, aber er vertraute Harry – er würde es schaffen. Er würde Voldemort endgültig besiegen und dafür sorgen, dass alle Kinder in Zukunft in Frieden aufwachsen würden können. Und das mit ihren Eltern an ihrer Seite. Er konnte mit sich zufrieden sein. Aber im selben Moment, in dem er das dachte, quoll Einsamkeit in ihm hoch. Er war nun tot... Er war wieder allein. Selbst wenn all die alten Freunde ihn in diesem Hogwarts erwarten würden – Dora würde nicht da sein, Dora, an die er sich so sehr gewöhnt hatte, dass es schien, als könnte er sie in seinem Herzen spüren. Nun war ihre Präsenz verschwunden. Sie war nicht hier, sie war am Leben... Das Licht, welches sie in sein Leben gebracht hatte, die Wärme und Freundlichkeit, die sie repräsentiert hatte... Sie waren verschwunden, und zurück blieben nur eine gähnende, schmerzliche Leere in seinem Herzen. Remus schluckte. Für einen Moment hatte er sich sehnlichst gewünscht, sie wiederzusehen, sie noch einmal so vor sich stehen zu sehen, wie sie vor ihm gestanden hatte, als sie sich zum ersten Mal gesehen hatten... Seine Hände in ihr Haar zu graben und zuzusehen, wie es unter seiner Berührung eine andere Farbe annahm. Aber dieses Gefühl wischte er beiseite, schnell und unter einer großen Kraftanstrengung. Er wünschte sich, sie wäre hier... Aber sie durfte nicht hier sein. Er war tot. Sie war am Leben. Er ging weiter. So wie sie. Aber ihre Wege waren nicht länger die selben. Als hätte allein der Gedanke an sie ausgereicht, um sie hier erscheinen zu lassen, materialisierte Nymphadora Tonks aus dem Nebel vor ihm. Ihr dunkelviolettes Haar fiel ihr in Strähnen über die Schultern und über die Augen, die geschlossen waren. Ihr Gesicht war friedlich, zeigte den Ausdruck, den sie trug, wenn sie absolut glücklich war... Die dunklen Haare unterstrichen die Blässe ihrer Haut. Sie trug einen langen Rock und ein Oberteil, beides kam ihm bekannt vor, aber er konnte sich nicht erinnern, wo er sie so etwas schon einmal hatte tragen sehen. Beides brachte ihren schlanken Körper gut zur Geltung... Remus hielt unwillkürlich die Luft an. Sie war so schön. Als Dora die Augen wieder öffnete, die sie fest zusammengekniffen hatte – warum nur? – fand sie sich auf einer großen Freitreppe wieder, die sie in ihrem Leben schon oft gesehen hatte, und an dessen Fuß stand Remus und starrte sie gedankenverloren an. Er sah so aus wie er das letzte Mal ausgesehen hatte, als sie ihn gesehen hatte – nur vielleicht ein wenig jünger und viel weniger angespannt. Es war genau das, was sie sich gewünscht hatte, durchfuhr es sie wie ein Blitz. Sie hatte gesehen, wie er getroffen worden war. Eine dunkle Vorahnung hatte sie dazu getrieben, ihn zu suchen, und sie war sich darüber im Klaren gewesen, wo sie ihn finden würde: mitten im dichtesten Gewühl. Todesser waren sich nicht zu fein, zu Mehreren gegen einen einzigen Zauberer zu kämpfen, sie hatten gelacht, als sie ihn getroffen hatten, als ihr tödlicher Zauberspruch durch seine Brust hindurchgedrungen war. Sectumsempra. Hatte Severus, die verräterische Schlange, auch den Rest des feigen Packs seine feigen Zaubersprüche gelehrt? Er war verantwortlich für Albus Tod... Hatte es nicht ausgereicht, dass er sie verraten hatte, dass er wieder zu den Todessern übergelaufen war, als es offensichtlich wurde, dass diese den Kampf gewinnen würde, würde kein Wunder mehr geschehen? Sie persönlich würde immernoch auf das Wunder setzen, solange Harry und All die anderen noch am Leben waren. Aber sie hatte sich in dem Moment, in dem sie Remus sterben sah, getroffen von einem, Spruch, der ihr gegolten hatte, hatte sie sich nur gewünscht, sie würde ihn eines Tages wiedersehen. Sie war wie eine Furie auf die miesen Schweine losgegangen, hatte keine Chance gehabt, aber das war ihr herzlich egal gewesen. Sie hatte nur daran gedacht, dass er tot war, dass nichts und niemand auf der Welt ihn jetzt noch würde zurückbringen können, dass er gegangen war, ein und für alle Male und unwiderruflich... Und wieder und wieder war der Gedanke in ihrem Kopf gewesen: Wäre sie nicht gekommen, hätte er niemals abgelenkt werden können, hätte sich nicht dazwischengeworfen, wenn sie angegriffen worden wäre. Aber er war tot... Und sie wollte ihn nur wiedersehen. Wiedersehen, wiedersehen, sie wollte nur... Und nun stand er vor ihr. Stand vor ihr und sah sie an, als würde nur sie existieren. Sein Haar war braun und verstrubbelt, sein Gesicht trug nicht mehr den selben, gehetzten Ausdruck, den es im Leben so oft getragen hatte... Seine Augen wirkten nicht mehr so verbittert und voll Schmerz wie früher. Er sah gesund und ... gut aus, und ihr Herz schlug unwillkürlich schneller. Das war der Mann, in den sie sich verliebt hatte, trotz seines Widerwillens, trotz der nebensächlichen Tatsache, dass er sich in einen Werwolf verwandelte. Sie hatte ihn geliebt und geheiratet, wie er war, oder eher, weil er so war, wie er war. Und sie liebte ihn jetzt, als sie ihn dort stehen sah, nur noch mehr als vorher. Dora wollte ihm entgegenlaufen, ihn umarmen, und sie machte einen Schritt auf ihn zu... Und erstarrte. Sein Gesichtsausdruck liess sie innehalten. „Was machst du hier?“, fragte er scharf, und aus seinen Augen war jegliche Freundlichkeit und Liebe verschwunden. Er wirkte plötzlich kalt und gefährlich – so stellte sie sich vor, dass er Feinden gegenüber auftrat. Seine Stimme war leise, und dennoch überlief sie ein Schauer der Angst. „Passt es dir nicht?“, fragte sie zurück, es war das erste, was ihr einfiel – und im gleichen Moment, an dem sie es sagte, kam sie sich dämlich vor. Natürlich passte es ihm nicht – sonst hätte er sie ja wohl warm begrüßt. „Nein, mir passt es nicht!“, sagte er hart und unerbittlich. „Ich bin extra gestorben, um dich zu retten und du bist nicht geflohen und hast versucht, am Leben zu bleiben? Du hättest an Ted denken müssen! Jetzt hat er nicht nur seinen Vater, sondern auch seine Mutter verloren. Wie konntest du das nur zulassen?“ Der Vorwurf traf Dora härter als sie selbst gedacht hätte dass er treffen könnte und der Schmerz in ihrem Herzen war unglaublich. Nichts gegen den Schmerz, den sie verspürt hatte, als ihr klar geworden war, dass Remus tot war. Absolut nichts. Das einzige, was sie konnte, war antworten, denn dafür brauchte sie nicht einmal nachzudenken. Sie hätte nicht denken können, selbst wenn sie gewollt hätte... Sie antwortete automatisch. Ihre Zunge, die sie schon manchmal in bedrohliche Situationen gebracht hatte, weil sie einfach schneller aussprach was sie dachte, bevor sie genau darüber nachgedacht hatte, was zu sagen war, rettete sie hier. Ihre Hände verkrampften sich, während ihr Gehirn ohne Erfolg versuchte herauszufinden, warum Remus ihre Anwesenheit so ablehnte, und ihre Augen schwammen. „Ach, ich habe Ted allein gelassen, ja? Und was hast du da gemacht? Nichts anderes! Gehst einfach hin und lässt Dolohov machen, was so viele sich wünschen schon längst getan zu haben – dich um die Ecke bringen! Und du lässt es auch noch zu! Hast du vergessen, dass Ted auf deine Rückkehr wartet, weil du es versprochen hast? Hast du vergessen...“ Sie konnte nicht anders, ihr liefen die Tränen über das Gesicht. „Hast du vergessen, dass ich da bin?“ Mit einer ungeduldigen Geste wischte sie sich die salzigen Tropfen von ihren Wangen, nutzte sie als Ausrede, um ihn nicht ansehen zu müssen. Wenigstens hatte sie es geschafft, Dolohov, den Mörder ihres Mannes, mitzunehmen... Aber das hatte nun auch keine Bedeutung mehr. Beim Anblick von Doras Tränen wurde Remus unbehaglich zu Mute – wie jedes Mal – und er zuckte die Schultern. Diesmal war er es, der die Fäuste ballte, weil er sich selbst davon abhalten wollte, sie zu umarmen, ihre Tränen wegzuküssen... Weil er sich davon abhalten wollte, dass zu tun, wonach er sich am meisten sehnte. „Nun, ich dachte, wenn ich sterbe, dann, dafür, dass Ted auf einer besseren Welt aufwachsen kann. Dass ihr in Sicherheit seit... Dass du fliehen kannst... Oder so.“ „Oder so?! Schönere Welt – ohne dich? Spinnst du vollkommen?“ Vor Wut wechselte Doras Haar seine Farbe von Lila zu Magentarot und wieder zurück, und Remus konnte nicht anders, als es anzustarren. Wie schön sie war, wenn sie wütend war... Aber solche Gedanken durfte er nicht mehr haben. Er musste einen Weg finden, wie sie zurückgehen konnte... Sie durfte nicht hier bleiben... Sie konnte es nicht... „Ich will nicht ohne dich leben!“ Dora schrie es hinaus in den kühlen Nebel, die Augen vor Wut zu Schlitzen zusammengezogen, das schöne Gesicht gerötet. Wie konnte sie ihm beibringen, was sie fühlte? Dass sie..: Dass sie freiwillig hier war, dass sie gewusst hatte, dass sie sterben würde, als sie sich in den Kampf warf, und alles nur mit dem Wunsch, ihn wiederzusehen? „Ich will nicht ohne dich leben, hast du das verstanden, Remus Lupin?“ Er hatte sie nicht so empfangen wollen. Er hatte sie nicht anfahren wollen, er hatte sich nicht streiten wollen... Aber Dora hier zu sehen, lebendig (in einer gewissen Weise zumindest), lebhaft, aufbrausend, haarfarbenwechselnd – das war zu viel. Wofür hatte er sich geopfert, wenn nicht dafür, dass sie weiterleben konnte? Er mochte sich einreden, dass es für das größere Gut gewesen war, für das Allgemeinwohl, für eine bessere Welt – aber das einzige, das zählte, war sie gewesen. „Woher wusstest du überhaupt, wo ich war?“, machte er einen schlechten Versuch, das Thema zu wechseln, und es gelang. „Kingsley kam vorbei und sagte, du duellierst dich mit Dolohov“, sagte Dora schniefend und wieder in normaler Lautstärke. Mit einem weiten Ärmel ihres schwarzen T-Shirts fuhr sie sich durch das Gesicht, und ihre Haare wurden wieder lila und stachelig. „Ich hatte so ein Gefühl... Ich hatte Angst um dich. Und ich hatte so das Gefühl, dass...“ „Was?“ „Dass du Hilfe brauchen könntest.“ „Davor hätte ich sie vielleicht gebraucht“, sagte Remus trocken und konnte sich nicht helfen, er musste lächeln. Das war Dora, seine Dora: verschusselt, hilfsbereit – und liebenswert. Wäre sie von Anfang an bei ihm gewesen, hätte ihnen vermutlich nicht einmal die versammelte Gruppe von Todessern schaden können, niemandem wäre es gelungen, ihren vereinigten Kräften stand zu halten... Er hätte vermutlich genauso gehandelt wie sie, hätte er gewusst, dass sie ihn Gefahr war. Er konnte sich noch genau erinnern, welches Gefühl es gewesen war, still und starr im Fuchsbau auszuharren, während sie mit Ron unterwegs war, um Harrys Verfolger zu verwirren... Trotzdem wehrte sich etwas in ihm, das ihn dazu brachte, Dora nicht in den Arm zu nehmen. Da war noch Ted. Die Falte, die sich über Remus Stirn zog, erinnerte sie an Teddy, ihren mehrere Monate alten Sohn, und Doras Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Es war gut für ihn gesorgt – Harry war sein Pate, und sie hatte noch nie jemanden erlebt, der von Harry Potter im Stich gelassen worden war. Außerdem war der Orden dazu da, solche Fälle aufzufangen, jemand, wenn nicht sogar die Weasleys, würden für ihn sorgen. Molly hatte sich einst gesorgt, dass ihre Familie den Krieg nicht überleben würde, dass sie und Arthur den Krieg nicht überleben würden, und sich die Frage gestellt, was dann mit ihren Kindern geschehen würde. Remus hatte ihr versprochen, dass für sie gesorgt sein würde, und nun würde Molly sicherlich das Selbe für Ted tun... Wenn sie noch am Leben war. Und ihre eigene Mutter würde sich weigern, die Verantwortung für Ted weiterzugeben, wenn sie noch am Leben war. Alles war ungewiß, nichts war sicher. War der Krieg zu Ende? War Voldemort tot? Wer war noch am Leben? Sie beneidete Mrs Weasly wirklich nicht. Bei sieben Kindern und einem Ehemann, sämtlich in den Orden integriert, waren alle in den Kampf gegen Voldemort verwickelt. Aber sie selbst hatte nur einen Sohn, Ted, und er war zu klein, als dass er kämpfen konnte... Sie betete, dass er in Ginny Weaslys Alter nicht würde in einer Zeit des Krieges würde leben müssen, dass er friedlich aufwachsen würde können... Aber all dies ohne sie. Das einzige, das sie hatte tun können, war zu kämpfen und zu sterben... Damit dieser eine Wunsch vielleicht in Erfüllung ging. „War es richtig?“, fragte sie und sah Remus traurig an. Ihr Blick schmerzte ihn tief in seiner Seele. „Ich denke, ja“, antwortete er langsam und leise, verstand, was sie sagen wollte, ohne dass sie es wirklich aussprechen musste. „Wir haben das unsrige getan. Wir haben alles gegeben, um die Welt besser zu machen... Und damit sie von Ihm befreit wird. Aber wir konnten nur den Weg ebnen. Den Rest... Den Rest müssen andere erledigen.“ „Meinst du, wir werden wissen, wie es am Ende ausgegangen ist?“ „Ja. Und Harry wird es schaffen, da bin ich mir sicher.“ „Ich mir auch.“ Trauer. Darüber, gegangen sein zu müssen. Nicht mehr an Teds Seite sein zu können. Niemals wieder den Sonnenaufgang über Hogwarts beobachten zu können, Seite an Seite, ein kleines Bündel zwischen sich... Darüber, dass ihr Sohn ohne sie aufwachsen würde. Freude. Darüber, wenigstens etwas zum Krieg beigetragen zu haben. Wenigstens einige Menschen gerettet zu haben. Darüber, dass sie zusammen waren, selbst im Tod, darüber, dass nicht einmal dieser sie hatte endgültig trennen können... „Eigentlich wollte ich, dass du weiter lebst“, sagte Remus nach einer langen Stille leise. „Dass du dich um Ted kümmerst, für ihn da bist, dass wenigstens du ihn aufziehen wirst. Aber jetzt... Ich bin nur froh darüber, dass du auch da bist.“ Der Schritt zwischen ihnen, der sich zuvor weiter angefühlt hatte als ein Tiefseegraben, schloss sich mit dem einen Schritt, den Dora benötigte, um Remus in die Arme zu fliegen. Worte waren nicht notwendig, als er sie lachend auffing und herumwirbelte, so dass ihr Rock flog, waren nicht notwendig, um auszudrücken, was sie beide fühlten. Sie hätte ohne ihn nicht leben können, nicht leben wollen, und das selbe galt auch für ihn. Im Tod waren sie wieder zusammen und hatten nun eine Ewigkeit, eine so lange Zeit, dass es gleich war, dass sie sich erst vor scheinbar kurzer Zeit getroffen hatten. Sie hätten sich mehr wünschen können – aber es war nicht möglich, und deshalb taten sie, was viele Menschen nicht fähig sind zu tun: Sie freuten sich an dem, was ihnen geblieben war. Ihr Sohn würde niemals allein sein, die Gedanken seiner Eltern würden im Schlafen und im Wachen immer bei ihm sein, egal, was geschah. Im Herzen würden sie immer zusammen sein... Remus Lupin und Nymphadora Tonks hatten sich erst Spät gefunden, in einer Zeit, in der es unmöglich schien, überhaupt zu lieben. In einer Zeit voll Krieg und Tod. Sie hatten die unüberwindlichen Schranken zwischen sich überwunden, hatten alles geschenkt, was sie sich schenken konnten... Und nun, da sie gestorben waren, der Eine für den Anderen, würden sie in alle Ewigkeit zusammen sein können. Das war das Wichtigste, das Einzige, das nun zählte. „Meinst du, sie sind hier?“, fragte Dora Remus und sah ihn an, die Arme um seinen Hals gelegt. Ihre weiten Ärmel fielen über seinen Rücken und kitzelten ihn. „Bestimmt!“, lachte er, ein befreites Lachen, welches er zu Lebzeiten nicht gehabt hatte, und wirbelte sie erneut herum. Dora hielt sich an ihm fest und atmete seinen einmaligen Geruch ein. „Dann will ich sie kennenlernen“, sagte sie leise und konnte ihre Spannung nicht verbergen, die sie verspürte, als sie daran dachte, dass sie nun all die alten und berühmten Helden des Ordens würde kennenlernen können – und einige von ihnen wiedersehen würde können. „Mal was anderes“, sagte ihr Ehemann und setzte sie ab. „Ja?“ Erwartungsvoll sah sie ihn an. „Gerade bist du die Freitreppe heruntergekommen, ohne über deinen Rocksaum zu stolpern... Meinst du, deine angeborene Tollpatschigkeit ist Vergangenheit?“ Es klang hoffnungsvoll, und dafür erntete er einen erbosten Blick, als Dora die Hände in die Hüften stemmte. „Wärst du etwa froh darüber?“ „Aber nein!“, sagte Remus und küsste sie auf die Stirn. Er liebte die Art, wie ihr Kopf genau bis an seine Nase reichte... „Das habe ich an dir immer besonders geliebt.“ Dann nahm er ihre Hand. „Sollen wir? Es ist ...“ Er zögerte. „Wie ein neuer Anfang, nicht wahr?“ „Ein Anfang am Ende.“ „Ja.“ „Für All diejenigen, die weitergehen... Weiter zum Horizont.“ Beide traten ein, unter der großen Flügeltür hindurch, welche sich einladend für sie öffnete. Prompt ertönten Stimme, Ausrufe, freudig überrascht, als James und Sirius ihrem Freund entgegenkamen. Hinter ihnen folgten all die anderen, Lily, Regulus, Albus, sogar... Sogar Severus Snape. Dora und Remus wurden begrüßt, umarmt, hineingezogen in eine Halle, an deren Decke goldene Sterne an einem wolkenlosen Nachthimmel blitzen... An einem Himmel, der unendlich schien. So unendlich wie die Zeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)