Moments like this von Werewolf (Challenge [Situationen] -> Situation 7 on) ================================================================================ Kapitel 1: I. Magisch --------------------- Hallo liebe Leser. Ich begrüße euch recht herzlich zum ersten OneShot der neuen Sammlung. Anfangen wird die magische Situation. Zwar wird es sich bei der Fanfic um eine OneShot-Sammlung handeln, da jedes Kapitel in sich abgeschlossen sein wird. Dennoch kann man es auch als Fanfic sehen, da es in der Folge der Situationen einen logischen Zusammenhang geben wird. So viel zur Erklärung, ich wünsche euch jetzt viel Spaß beim Lesen. Yu-chan. ---- I. Magisch Schon seit Tagen fühlte ich mich komisch. Ich sagte es niemandem, weil ich nicht wollte, dass man mich als Schwächling bezeichnete. Außerdem konnte ich dieses Gefühl nicht so richtig beschreiben. Es waren nicht direkt Schmerzen, die ich fühlte. Vielleicht ein Summen im Kopf? Ja, man könnte es als Summen bezeichnen, als würde in mir eine Uhr rasend schnell ticken. Das Gefühl hatte in den letzten drei Tagen zugenommen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich eine Grippe ausbrütete, aber ich wusste beim besten Willen nicht, was es sonst war. Es war ein Morgen wie jeder andere. Ich stand in der Dusche. Das Wasser fühlte sich nicht warm an, obwohl ich es auf achtunddreißig Grad gestellt hatte. Bekam ich Fieber? Ich dachte nicht weiter darüber nach. Es war wahrscheinlich nur Einbildung. Vielleicht war es in meinem Zimmer so warm, dass meine Haut nicht mehr auf das heiße Wasser reagierte. Es war mitten im Sommer und obwohl wir uns hier auf der Olympic Halbinsel befanden, auf der es auch im Sommer nie besonders warm wurde, waren die letzten Tage stickig gewesen. Ein Gewitter kündigte sich an. Nach einer Weile stieg ich aus der Dusche. Ich rubbelte mir die Haare und meinen Körper trocken und zog mich an. Als ich in die Küche kam, nahm ich mir zwei von den Brötchen aus dem Korb auf dem Tisch mit, um sie auf dem Weg zu verspeisen. Das tat ich, zum Leidwesen meiner Mutter, immer. Sie wollte, dass unser Familienleben ein wenig aufgefrischt wird, deswegen wollte sie meinen Vater und mich dazu bewegen, wenigstens zum Frühstück zu kommen und uns eine Weile zu ihr zu setzen. Allerdings war Joshua (mein Vater) sowieso kaum da. Deswegen fanden diese 'Familienfrühstücke' wegen ihm schon nicht statt. Und ich sah keinen Grund darin, noch zeitiger aufzustehen, um mit Ma zu essen. Ich kam draußen an und überlegte, ob ich mit dem Auto zur High School fahren sollte. Letztendlich entschied ich, diesen einen Kilometer auch zu Fuß zu schaffen, um die vermutlich letzten schönen Tage noch zu genießen. Es würde bald regnen, das hatte ich im Gefühl. Gerade bog ich aus unserer Einfahrt auf die Straße, als es mich überkam. Ich hatte an eine Matheklausur gedacht, für dich ich vergessen hatte, zu lernen. Mir war auf einmal so schrecklich zu Mute. Ich rannte auf die andere Straßenseite in den Wald, weil ich das Gefühl hatte, mich übergeben zu müssen. Aber mir war nicht schlecht, zumindest nicht in dem Sinne. Und ich hatte auch wegen der Klausur kein schlechtes Gewissen. Bisher hatte ich alles irgendwie überstanden. Ich spürte ein merkwürdiges Pochen in mir. Als würde etwas aus mir rausbrechen wollen. Ich krümmte mich; ich hatte das Gefühl, mein Rücken würde verbrennen, so heiß fühlte es sich an. Die Bäume und Büsche um mich herum nahm ich kaum noch wahr. Sie waren nur noch durch eine Art roten Schleier sichtbar. Ich sah buchstäblich rot. Das Feuer an meinem Rücken verstärkte sich noch, ich brach zusammen und stützte mich mit den Händen am Waldboden ab. Ich hörte lautes Knacken, waren das meine Knochen, die brachen? Meine Wirbelsäule fühlte sich merkwürdig verbogen an; ich konnte mich gar nicht mehr aufrichten. Plötzlich bekam ich Panik, richtige Panik. Was passierte mit mir? Was war das, was hier versuchte, aus mir herauszubrechen? War ich gerade dabei zu sterben? Ich hustete, würgte, in der Hoffnung, dieses furchtbare Gefühl würde dadurch verschwinden. Ich hoffte, ich könnte es irgendwie auskotzen, aber nichts half. Und plötzlich war es vorbei. Ich fühlte nichts mehr von diesem Brennen, das mir eben noch das Rückgrat versengt hatte. Meine Sicht war eigenartig klar, der rote Schleier vor meinen Augen war verschwunden. Ich nahm meine Umgebung jetzt viel intensiver wahr. Jeden noch so kleinen Käfer, der sich in den Blättern der Bäume versteckte, wurde von mir entdeckt. Ich hörte die Autos, die einige Meilen entfernt auf dem Highway entlang fuhren. Selbst die Steine, die durch die Reifen bewegt wurden, konnte ich über den Asphalt ratzen hören. Ich wollte mich wieder aufrichten, aber es ging nicht. Als ich an mir herabsah, traf mich fast der Schlag. Ich hatte Pfoten? Wo um alles in der Welt kam das Fell her? Was war mit mir passiert? War ich ein Tier geworden? Ich versuchte einen Schritt zu machen, es ging reibungslos. Ich hatte erwartet, dass ich diesen merkwürdigen neuen Körper erst kennenlernen musste, aber jeden Befehl, den ich gab, wurde von meinen...ich wollte es gar nicht denken...Pfoten...sofort ausgeführt. Also fing ich an zu rennen. Ich wusste nich wohin ich jetzt gehen sollte, aber mir war klar, dass ich nicht hier bleiben konnte. Hatte ich mich für immer verloren? Was würde meine Mutter dazu sagen? Leah würde sich furchtbare Sorgen machen, ich konnte ihr ja noch nicht einmal bescheid sagen, wo ich war und vor allem was mit mir passiert war. Ich brauchte Zeit, ich musste nachdenken und herausfinden, wie ich diesen neuen Körper richtig kontrollieren konnte. Würde ich jemals in meinen menschlichen Körper zurückfinden? Würde ich jemals wieder Sam Uley sein? -Ende- Kapitel 2: II. Skandalös ------------------------ Hallo liebe Leser. Hier ist also der zweite Teil meines Challenge-Beitrages. Dieses Mal habe ich die Situation 'Skandalös' bearbeitet. Um diesen OneShot zu lesen, müsst ihr nicht unbedingt den ersten Teil gelesen haben, man kann es dennoch als Fortsetzung sehen. Leider habe ich für den letzten OS nur einen einzigen Kommentar bekommen. Und zwar von , der ich an dieser Stelle ganz herzlich dafür danken möchte^^. Aber woran liegt es? Mögt ihr Sam nicht? Stört euch mein Schreibstil? Wenn euch etwas nicht gefällt, müsst ihr mir das sagen, damit ich daran arbeiten kann. Jetzt ist aber genug gemeckert, hier kommt OS Nummer zwei. Viel Spaß, Yu-chan. ---- II. Skandalös Es dauerte fast zwei Wochen, in denen ich als Tier umherstreifen musste. Ich hatte mich noch nicht wieder im Griff, wusste nicht, wie ich das Geschehene wieder rückgängig machen konnte. In dieser ganzen Zeit bin ich vor Sorge um Leah und meine Mutter fast gestorben. Was mochten sie denken? Ob sie mich für tot hielten? Es war abartig, ich musste mich von toten Tieren, die ich selbst erlegte, ernähren. Das Fleisch war roh und im ersten Moment war ich so angewidert, dass ich erst aß, wenn ich vor Hunger fast umkam. Mit der Zeit merkte ich aber, dass ich in dieser Gestalt auch tierische Instinkte hatte. Wenn ich also nicht daran dachte, dass ich einem Hirsch das Fleisch aus den leblosen Rippen riss, war es nicht mehr so schwer. Ich gwöhnte mich allmählich an dieses Leben. Trotzdem wollte ich aber wieder in meine Menschengestalt zurückfinden. Als ich mich also nach zwei Wochen mehr oder weniger damit abgefunden hatte, dass ich wohl für immer ein Wolf bleiben würde, passierte es auf einmal. Ich hatte meine Wut und Verzweiflung soweit zurückschrauben können, dass es mir gelang, wieder auf zwei Beinen zu stehen und fellfrei zu sein. Es war mir ein Rätsel, wie es auf einmal so schnell gehen konnte. Erneute Wut überkam mich und ich spürte wieder das Feuer, das wie eine Feder heiß über meinen Rücken strich. Das Gefühl hatte ich schon mal gehabt, dachte ich. Es war Schuld daran gewesen, dass ich mich selbst fast verloren hätte. Also versuchte ich es zu unterdrücken, das Feuer wieder zurückzudrängen, bis ich es kaum noch spürte. Endlich konnte ich wieder nach Hause gehen. Ich freute mich auf die erleichterten Gesichter meiner Mutter und Leah. Vor allem sie hatte ich in den zwei Wochen sehr vermisst. Was würde sie denken, wenn ich plötzlich wieder auftauchte? Könnte ich ihr davon erzählen? Ich wusste nicht, ob ich es ihr erklären konnte, ich wusste ja nicht einmal selbst, was mit mir passiert war. Ich beschloss also, nichts zu sagen. Ich wartete, trotz der Sehnsucht, die ich hatte, bis es Abend war, weil ich mich schämte und ersteinmal ein paar Klamotten haben wollte. Ich schlich mich in mein Zimmer - das Fenster würde ich später ersetzen lassen - und blieb erschrocken stehen. Ich weiß nicht, was ich erwartete, aber was ich sah, übertraf es auf jeden Fall um Längen. Vielleicht hatte ich gedacht, dass sie mich wirklich für tot hielten und meine Sachen schon längst weggeworfen hatten. Aber als ich in meinem Zimmer stand, war es so als hätte ich es nie verlassen. Als wäre ich nicht zwei Wochen lang unterwegs gewesen. Ich ging vorsichtig, leise zu meinem Schrank und nahm wahllos ein paar Sachen raus, die ich mir schnell überzog. Dann öffnete ich langsam meine Zimmertür und spähte hinaus. Unser Haus war nicht groß, für uns drei reichte es vollkommen aus. Aber es war nicht für große Feiern ausgelegt. Mein Zimmer lag ganz am Ende des kleinen Flurs, von dem rechts und links jeweils eine Tür abging. Ich war erstaunt, als ich aus dem kleinen Spalt unter der Küchentür Licht sah. Hatte meine Mutter Besuch? Aber von wem? Ich hörte leises Stimmengewirr. Old Quil war bei ihr. Und Leah. Sie schienen mutlos. Sie wussten nicht mehr, wo sie mich noch suchen sollten. Die Polizei hatte schon fast aufgegeben. Leise schlich ich den kleinen Flur entlang, den ich mit zwei Schritten durchmessen konnte. Vor der Tür blieb ich stehen, ich wusste nicht, was ich tun sollte, traute mich nicht hinein. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ohne weiter zu überlegen, ich musste mich erst wieder daran gewöhnen, dass ich mich nicht mehr so sicher auf meine Instinkte verlassen konnte, drückte ich die Klinke herunter und öffnete die Tür. Überraschung. Erstaunen. Tränen. Freude. All das konnte ich sehen, als ich in die verdutzten Gesichter der drei am Tisch Sitzenden blickte. Fassungslos blickten sie zurück. Dieser Moment schien ewig zu dauern. Niemand rührte sich. Niemand sagte auch nur ein Wort. Man hätte eine Stecknadel fallen hören. Ich glaube, sie hielten sogar die Luft an. Im nächsten Moment brach ein Durcheinander aus. Old Quil sah mich immer noch erschrocken an. Meine Mutter fing an zu weinen und sackte gegen seine Schulter. Und Leah, meine Lee-Lee wie ich sie immer nannte, sah mir wütend entgegen. Ihre Wut war überwältigend ansteckend. Ich spürte das Feuer und versuchte, es zurückzudrängen. Ich wollte mich nicht vor den Dreien verlieren. Ich griff mir an den Kopf und versuchte das Zittern an meinem Körper zu verjagen. Aber irgendwie bekam ich es nicht in den Griff. Old Quil schien als einziger zu verstehen, was mit mir los war. Er ließ meine Mutter vorsichtig los, die ihn jetzt erschrocken anstarrte, dann griff er nach meinem Arm. Ich sah durch meine Hände, wie er kurz erschrocken zusammenfuhr, dann gab ich nach und ließ mich nach draußen ziehen. Meinen Wutanfall hatte ich in der Aufregung vergessen, Old Quil hatte mich abgelenkt und ich war ihm dankbar dafür. "Bist du verrückt?", zischte er mich vor der Tür an. Er sprach so leise, dass nur ich ihn hören konnte. Meine Wut hatte ich nun schon wieder besser im Griff. Ich war durch seinen Blick vorhin verwirrt. Wusste er etwas? "Was meinen Sie?", fragte ich und zog die Augenbrauen nach oben. "Du kannst doch hier nicht einfach die Beherrschung verlieren. Du hättest uns umbringen können, Junge.", schimpfte er weiter. Das war's, mehr sagte er nicht. Er ließ mich in meiner Verwirrung einfach stehen. Als er sich zum Gehen wandte, murmelte er nur noch irgendwas für mich Unverständliches. "Das muss ich Billy und Harry sagen. Das ist wirklich unglaublich." -Ende- Kapitel 3: III. Romantisch -------------------------- Hallo liebe Leser. Hier ist auch schon Teil drei der Challenge. Insgesamt werden es übrigens neun Kapitel, das habe ich am Anfang vergessen zu erwähnen XD. Jedenfalls bedanke ich mich wieder ganz herzlich für den Kommentar von Lysette, meine treueste Leserin. Und um ihr eine kleine Ehre zu erweisen, weil ich so selten dazu komme, ihre Kommentare zu beantworten, widme ich ihr dieses Kapitel. Viel Spaß also jetzt beim Lesen, Yu-chan. ---- III. Romantisch Vier Wochen sind seit meiner ersten Verwandlung nun vergangen. Nach dem ersten Schreck, wurde ich schnell wieder in die Familie aufgenommen. Meine Mutter spürte zwar, dass ich etwas verbarg, aber sie fragte nicht. Dafür war ich ihr dankbar. Auch Leah akzeptierte meine Rückkehr nun schweigend. Am Anfang wollte sie zwar wissen, wo ich war oder was mir einfiel, sie ganze zwei Wochen allein zu lassen. Sie dachte, ich wäre auf die schiefe Bahn geraten oder, dass ich sie betrog. Wir hatten uns deswegen gestritten. Allerdings hatte ich versucht, all das wieder einzulenken, ich hatte ihr Blumen geschenkt und mich entschuldigt. Sie hatte mich zurück genommen. Von Old Quil, Harry Clearwater - Leahs Vater - und Billy Black wurde ich eines Abends zu einer Ratsversammlung eingeladen. Ich wunderte mich, was das sollte, ging aber trotzdem hin. Mir wurde alles erklärt, die alten Legenden unseres Stammes erzählten sie mir noch einmal, obwohl ich sie schon kannte. Ich wusste nun, was mit mir passiert war und sah die Geschichten in einem anderen Licht. Ich fing an, die Cullens zu hassen. Das Verhältnis zwischen Leah und mir war in letzter Zeit angespannter, weil ich ihr nicht erzählen konnte, was mit mir passiert war. Sie spürte, wie meine Mutter, dass ich etwas vor ihr verheimlichte. Doch sie wollte nicht, dass wir uns wieder deswegen stritten. Sie war wütend auf mich, weill sie wusste, dass ich ein Geheimnis vor ihr hatte. Aber ich konnte es ihr nicht verdenken. Es tat mir weh, nicht mit ihr reden zu können. Aber Billy und Harry sowie Old Quil hatten es mir verboten, mit jemandem darüber zu sprechen. Mich jemandem anzuvertrauen. Jemandem sagen zu können, dass ich mich gelegentlich in ein riesiges Monster verwandelte, wenn mich die Wut überkam. Der Gedanke ließ mich unwillkürlich den Kopf schütteln. Es fiel mir immer noch schwer, das zu glauben. Vielleicht konnten wir uns irgendwann irgendwie einigen. Oder vielleicht konnte ich ihr auch irgendwie klar machen, dass ich es ihr nicht erzählen durfte. Vielleicht würde sie es verstehen und nicht mehr wütend auf mich sein. Jetzt stand ich vor ihrer Tür. Wir hatten uns verabredet. Wir wollten an unsere Stelle am Strand. Es war ein wunderschönes Fleckchen, das ich ihr vor langer Zeit einmal gezeigt hatte. Bei diesem Gedanken wurde ich wehmütig. Eigentlich war es noch gar nicht so lange her, doch es kam mir vor, wie ein anderes Leben. Leah und ich waren jetzt fast zwei Jahre zusammen. Seit meiner Verwandlung hatte ich angefangen, die Zeit anders wahrzunehmen. Für mich gab es jetzt ein Vorher und ein Nachher. Vorher, das war die Zeit, als ich mich noch nicht in einen riesigen schwarzen Wolf verwandelte. Es war die Zeit, als ich noch unbekümmert und glücklich mit meiner Lee-Lee am Strand sitzen und auf das weite Meer hinaussehen konnte. Nachher gibt es erst seit drei Monaten und zwei Wochen. Das schwarze Ungetüm hatte mein Leben völlig auf den Kopf gestellt. Ich hatte Geheimnisse vor meiner Freundin und meinen Eltern. Ich kam mir schlecht vor. Ich hatte das Gefühl, dass sich mit dem schwarzen Fell zusammen ein schwarzes Tuch über mein Leben gelegt hätte. Und seit dieser Zeit nahm ich meine Umwelt noch viel intensiver wahr. Ich konnte von hier aus erkennen, wer sich in dem Haus vor mir befand. Das wusste ich zwar auch so, aber nun konnte ich jeden der Clearwaters an seinem Geruch erkennen. Lee-Lee roch einzigartig. Ihr Duft rührte von ihrem Zitrusshampoo, dass ich so liebte, her. Aber er war vermischt mit einem Hauch von Erde. Seth, ihr jüngerer Bruder roch typisch nach Pubertät. Der Schweißgeruch war beißend und nur sehr schlecht zu ignorieren, das war mir vorher nie aufgefallen. Doch seit ich meine neue Nase hatte, roch ich es genau. Das würde zum Glück aber vorbeigehen. Auch Sue und Harry erkannte ich sofort. Aber da war noch etwas. Ein Geruch. Nein, es war ein wundervoller Duft, den ich nicht kannte, der mir jetzt in die Nase stieg. Es roch nach Wald und Erde und wilden Blumen. Eine wunderbare Mischung, mit einem Hauch von wilden Himbeeren und Erdbeeren. Fast musste ich über mich selbst lachen. Ich dachte über diesen Geruch nach, als wollte ich ein tolles Gericht verspeisen und ließ mich vorher erst von dem Duft verzaubern. Doch es war nicht nur der Geruch, der mich wie magisch zu dem Haus der Clearwaters zog. Das merkte ich erst jetzt, oder war diese Anziehungskraft gerade erst aufgekommen? Es war merkwürdig. Plötzlich fühlte ich mich befreit, als hätte mir irgendjemand eine schwere Last von den Schultern genommen. Vielleicht fühlte es sich aber auch einfach nur richtig an. Als hätte sich in meinem Leben irgendetwas verrückt und wäre erst jetzt in die richtige Fuge gerutscht. Ich konnte es nicht beschreiben. Meine Hand bewegte sich wie von allein zur Klingel. Kurze Zeit später wurde auch schon die Tür geöffnet. Es war Seth. "Hi Sam. Du willst bestimmt zu Leah.", begrüßte er mich, doch ich hörte nicht richtig zu. Ich schob ihn zur Seite und ging an ihm vorbei ins Haus. Je näher ich der Wohnküche kam, desto größer wurde der scheinbare Sog. Ich konnte mich auf nichts mehr konzentrieren, sah alles wie durch einen Tunnel. Man sagt immer 'am Ende des Tunnels ist ein Licht'. So in etwa fühlte es sich an, als ich in der Tür zur Wohnküche stand und sie sah. Sie war wie die Sonne, die die Wolken meines Lebens beiseite schob. Ich hatte das Gefühl, sie könne gegen alles Böse bestehen. Sie war so wunderschön und ihr Geruch - nein ihr Duft - war hier noch berauschender, als eben noch vor der Tür. Sie war das schönste Wesen, was ich je in meinem Leben gesehen habe. Ich konnte nicht anders, als sie anzustarren. Ihr seidiges schwarzes Haar schmiegte sich sanft um ihre Hüften. Die Haut hatte die Farbe von sonnenbestrahltem Kupfer und ich konnte mir vorstellen, dass sie sich seidig und weich anfühlen würde. Die junge Frau sah mich verwundert aus schwarzen, mandelförmigen Augen an. Ihr Blick strahlte, trotz der Verwunderung, eine unglaubliche Wärme aus, bei der ich geradezu dahinschmolz. Plötzlich war Leah unwichtig für mich. Ich nahm sie nur noch am Rande wahr. So schön sie auch wahr, diese junge Frau war schöner. Es war, als hätte sich der Mittelpunkt des Univerwums verändert. Der Mittelpunkt meines Lebens war nun diese junge Frau - wie es damals bei der 'dritten Frau' passiert war. -Ende- Kapitel 4: IV. Peinlich ----------------------- Hallo liebe Leser. Schon wieder ist ein Monat vergangen und ich kann euch mit Freuden den vierten Teil dieser Challenge präsentieren. Dieses Mal habe ich die Situation 'Peinlich' beschrieben, und ich hoffe sehr, dass mir das gelungen ist. Ob ich im Dezember das nächste Kapitel hochladen werde, weiß ich noch nicht, da in diesem Monat einige Projekte auf mich warten, dazu kommt, dass ich im Dezember auch wieder arbeiten muss. Ich werde es auf jeden Fall versuchen zu schaffen, will aber keine leeren Versprechen abgeben. Definitiv wird es aber im Januar weitergehen. Jetzt wünsche ich euch allerdings erstmal viel Spaß beim Lesen, Yu-chan. ---- IV. Peinlich „Hallo, ich bin Emily Young, Leahs Cousine.", sagte sie. Auch ihre Stimme war wunderschön. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie ein derart schönes Wesen gesehen. Ich war hin und weg, und plötzlich wusste ich, dass sie diese Anziehungskraft war, der ich nicht ausweichen konnte. Ich musste mich konzentrieren, dass ich nicht unhöflich wurde, indem ich sie zu lange anstarrte - vielleicht auch noch mit offenem Mund. „Du bist sicher Sam. Leah hat mir schon viel von dir erzählt.", fügte sie nach einer Weile hinzu.Ihr Lächeln war einzigartig. Noch nie hatte ich ein so bezauberndes Lächeln gesehen - so kam es mir jedenfalls vor. Ihr ganzes hübsches Gesicht fing an, zu strahlen und ich konnte nur dümmlich zurücklächeln. Ich fühlte mich, wie ein unreifer Teenager, der gerade so das Alter von zehn Jahren überschritten hatte. Und der zum ersten Mal in seinem Leben in den Genuss eines reifen Mädchens gekommen war. Der Rotschimmer, der auf ihren honigfarbenen Wangen erschien, erschreckte mich ein wenig. Hatte ich sie durch mein unsittliches Starren etwa in Verlegenheit gebracht? Oder war dieses Rot auf ihren hohen Wangenknochen ein Zeichen, dass sie genauso fühlte wie ich? Hinter mir räusperte sich jemand. Vermutlich Leah. Mit der ich derzeit eigentlich zusammen war. Für einen Augenblick - oder waren es doch zwei gewesen? - hatte ich sie völlig vergessen. Alles um mich herum hatte ich beim Anblick dieser exotischen Schönheit vergessen. Ich widerstand dem Drang, den Kopf zu schütteln, um meine Gedanken zu ordnen. Jetzt fiel es mir wieder ein. Ich war mit Leah verabredet gewesen. Wir wollten zusammen zum Strand gehen. Trotz allem hatte ich große Schwierigkeiten, den Blick von Emily Young zu wenden. Sie war zu schön, um wahr zu sein. Ich hatte Angst, sie wäre nur ein Trugbild, das verschwand, wenn ich nicht mehr hinsah. Ich schaffte es scheinbar nach einer Ewigkeit, mich von ihrem Gesicht zu lösen. Ich sah mich im Raum um. Seit ich das letzte Mal hier war, hatte sich nichts verändert. Der Boden war aus Holz, ebenso wie die Tapete. Die Maserung konnte ich jetzt viel besser erkennen. Ich versuchte mich nicht davon ablenken zu lassen, welches Muster die Maserung wohl hatte. Stattdessen ließ ich meine Augen weiter schweifen. Ein Teppich war auf dem Holzboden ausgebreitet, doch er reichte nicht bis zum Rand. Eine Sitzgruppe, ein kleiner Holztisch und ein Fernseher sowie ein großer Wandschrank, vollgestopft mit alten Familienerbstücken und Büchern, waren das Mobiliar des kleinen Raums, an den die Küche grenzte. Insgesamt war das Haus nicht größer oder geräumiger als das von uns. Seth und Sue Clearwater saßen auf dem Sofa. Sie sahen mich fragend und erwartungsvoll an, Seths Blick war voller Neugier. Harry saß neben ihnen, doch sein Blick war anders. Sah er mich wissend an? Wohl eher forschend. Emily hatte auf dem Sessel die Beine elegant übereinander geschlagen. Leah stand direkt hinter mir, sie war gerade von der Toilette wiedergekommen und erwartete jetzt, dass ich sie zur Begrüßung küsste. Vielleicht war sie aber auch nur beleidigt, weil ich sie bisher ignoriert hatte, es war offensichtlich, dass ich niemanden nach ihr gefragt hatte. Zumindest starrte sie mich empört an. Endlich löste ich mich aus meiner Starre, es fühlte sich merkwürdig an, den Blick von Emily abzuwenden. Ich spürte ihre Anwesenheit deutlicher als alles andere. Doch sie nicht zu sehen, war als würde ihre Gestalt verschwimmen. Als wäre sie plötzlich nicht mehr real. Ich widerstand dem Drang, mich umzusehen und zu vergewissern, dass sie noch da war. Ich ging nun endlich zu Leah und küsste sie auf die Wange. „Hallo Schatz. Wollen wir gehen?", begrüßte ich sie. Sie beäugte mich eine Weile nachdenklich. Ihr Blick war auf seltsame Weise forschend. War sie eifersüchtig? -- Nachdem ich sie zum ersten Mal gesehen hatte, legte ich es fast darauf an, dass ich Emily so oft, wie möglich, sehen konnte. Ich kam unter belanglosen Vorsätzen zu den Clearwaters, meistens mit der Ausrede, weil ich Leah sehen wollte. Ich hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen, ihr gegenüber. Später schlich ich auch nachts um das Haus der Clearwaters, um Emily selbst im Schlaf beobachten zu können. Sie würde den ganzen Sommer in La Push bleiben, hatte ich durch Zufall erfahren. War es falsch, sich darüber zu freuen? War es fatal, ihr näher kommen zu wollen? Zerstörte ich damit womöglich meine Beziehung zu Leah? Über diese Dinge dachte ich gar nicht richtig nach - ich konnte es selbst kaum glauben, aber es war mir egal. Es interessierte mich nicht, was Leah oder irgendjemand anderes über mich dachte. Das wichtigste in meinem Leben war Emily Young. Immer dachte ich an sie. Wenn ich mit Leah unterwegs war. Wenn ich nachts wach in meinem Bett lag. Selbst wenn ich einen Wutanfall bekam und mich verwandelte, waren meine Gedanken stets bei Emily. Nach kurzer Zeit stand fest, dass ich mich mit ihr treffen wollte. Nur wusste ich nicht so recht, wie ich es anstellen sollte, sie zu fragen. Ich entschied mich, Seth als Botschafter zu schicken. Er war gerade mal elf Jahre alt, ich hoffte, dass er noch zu klein war, um über mein Vorhaben ernsthaft nachzudenken. Ich wünschte mir, dass er es nur als Spaß sehen würde, wenn er geheime Botschaften überbringen sollte. Zu meinem Glück sagte sie zu. Offensichtlich wollte sie mich ebenfalls näher kennenlernen. Ich freute mich, wie ein kleiner Junge und fragte mich nebenbei, warum das wohl so war. Denn an die Liebe auf den ersten Blick, glaubte ich nicht. Sowieso erschien mir das, was zwischen Emily Young und mir passierte, viel mächtiger zu sein als bloße Liebe. - The End - Kapitel 5: V. Gefährlich ------------------------ Hallo liebe Leser. Wie angekündigt hat es im Dezember kein Kapitel gegeben, weil ich viel zu tun hatte. Aber jetzt habe ich es endlich fertiggestellt...lang genug hat es ja gedauert, nicht wahr? Jedenfalls ist dies der fünfte Teil, in dem ich die Situation 'Gefährlich' ausgewählt habe. Ich weiß allerdings nicht so recht, ob mir das Kapitel gelungen ist, vor allem die Szenen am Ende... Whatever...ich wünsche euch jetzt auf jeden Fall viel Spaß beim Lesen. Yu-chan. ---- V. Gefährlich Wir trafen uns am nächsten Tag. Gleich früh am Morgen, als alle noch schliefen, hatten wir die Zeit vereinbart. Ich hatte in der Nacht wenig geschlafen, war aufgeregt, wie vor meinem allerersten Date mit einem Mädchen. Ich musste ein bisschen über mich selbst lachen. Hatte ich meine Hormone wirklich so wenig unter Kontrolle, dass ich so verrückt nach dieser jungen Frau war? Den ganzen Morgen über hatte ich diese unterschwellige Aufregung im Blut, die mich erzittern ließ, wann immer ich intensiver darüber nachdachte. Bis zum Treffen versuchte ich meine Zeit also mit Duschen und Frühstücken totzuschlagen. Doch immerwieder durchzuckten mich diese wohligen Schauer. Allmählich wurde es mir echt unangenehm, aber ich konnte sie einfach nicht unterdrücken. Gleichzeitig konnte ich mir diese intensive Gefühlsregung aber auch nicht erklären. Eigentlich liebte ich doch Leah, oder? Seit ich Emily kannte war ich mir in dieser Tatsache allerdings gar nicht mehr so sicher. Inzwischen war es etwas heller geworden. Diese Erkenntnis ließ mich hektisch auf die Uhr schauen. Juhu, rief ich innerlich aus. Es war soweit, jetzt würde ich mich mit Emily Young am Strand treffen. Hektisch stürmte ich aus dem Haus, versuchte dabei aber gleichzeitig leise zu sein, um niemanden zu wecken. Kurze Zeit später war ich am Strand und hielt Ausschau nach Emily. Hoffentlich würde sie auch kommen. Auf einmal hatte ich merkwürdige Gedanken, wie als wäre ich wirklich auf meinem allerersten Date. Würde sie mich im letzten Moment doch versetzen? Was war, wenn ich irgendetwas falsch machen würde? Die ganze Unternehmung war zum Scheitern verurteilt, dachte ich betrübt. Was sollte ich ihr sagen? Worüber sollten wir reden? Ich wusste ja rein gar nichts über sie. Als ich leise Schritte im Sand hörte, machte mein Herz einen Sprung und ich warf all meine Zweifel einfach über Bord. Es war schon erstaunlich, was dieses Mädchen mit mir anstellte. „Guten Morgen, Sam.“, hörte ich ihre melodisch weiche Stimme sagen. Doch ich war nicht in der Lage eine ordentliche Begrüßung zu formulieren, da mein Verstand wahrscheinlich im Meer baden gegangen war. Deswegen nuschelte ich ein ungschicktes „Morgen“ in ihre Richtung und starrte sie an. Es war fast unhöflich, aber ich konnte einfach nicht anders. Trotzdem versuchte ich mich ein wenig zusammen zu nehmen und fragte sie, ob wir zusammen ein bisschen am Strand spazieren gehen wollen. Ich freute mich wie ein kleiner Junge, als sie zusagte, was mir letztendlich ein bisschen peinlich war... Wir gingen nun also spazieren. Es war so leicht, mit ihr zusammen zu sein und alles um mich herum zu vergessen. Wir redeten über dies und das. Wie schön der Strand an diesem Morgen war, über das Wetter und die Schule. Es war nichts weltbewegendes, doch ihre Stimme war so überwältigend schön, dass ich schon wieder die wohligen Schauer, die über meinen Rücken liefen, nicht unterdrücken konnte. Irgendwann setzten wir uns auf ein paar umgefallene Baumstämme und sahen auf das quecksilberne Meer hinaus. Unsere Hände berührten sich und allein diese kleine Berührung machte mich ganz kribbelig. Schweigend saßen wir da und genossen die Nähe des anderen. Ihr schien es ebenso zu gehen, wie mir. Sie mochte mich, das wusste ich nun. Ohne weiter darüber nachzudenken, hob ich nach einer Weile meine freie Hand an ihr Kinn und drehte ihren Kopf vorsichtig in meine Richtung. Sie fühlte sich so zart und zerbrechlich in meiner großen Hand an. Ich sah ihr in die Augen und bemerkte den irritierten Blick. Natürlich wusste ich, dass sie die Wärme meiner Haut bemerkte. Es erinnerte mich daran, dass ich anders war, als sie. Diese Erinnerung ließ mich kurz zögern und ich suchte nach Ablehnung in ihrem Blick. Als ich keine fand, machte ich weiter. Ich näherte mich ihr langsam, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. Weiterhin suchte ich nach Anzeichen, dass sie nicht wollte, was ich vor hatte. Aber bisher war nur Irritation in ihren Augen zu lesen. Dann trafen sich unsere Lippen und ich schloss überwältigt die Augen. Es war ein wunderschönes Gefühl, ihre weichen Lippen auf meinen zu spüren. Leah war überhaupt kein Vergleich dazu. Und irgendwo in einem versteckten Winkel meines Herzens tat mir dieser Gedanke leid, doch ich achtete in diesem Moment nicht darauf. Plötzlich änderte sich alles. Emily löste den Kuss sofort, als sie bemerkt hatte, was da gerade zwischen uns passierte. Es machte mich wütend. Sie sah mich an und in ihrem Blick lagen Wut und Entsetzen. Ich spürte schon, wie mich die Wogen meiner eigenen Wut allmählich zum Zittern brachten und ich versuchte, es niederzukämpfen. Wenn ich mich jetzt verwandeln würde, würde ich sie wahrscheinlich nie mehr wieder sehen. Aber die Worte, die sie sprach, brachten bei mir das Fass zum Überlaufen. „Wie kannst du das Leah nur antun?“, sagte sie entsetzt. Als ich das hörte, verlor ich endgültig die Beherrschung. Das Feuer schon meinen Rücken hinauf und ich merkte, wie sich meine Gestalt veränderte. Es war ebenso heftig, wie beim ersten Mal. Meine Wirbelsäule bog sich und ich fiel auf meine Hände, die sich inzwischen in Wolfspfoten verwandelt hatten. Nach kurzer Zeit hatte sich mein menschliches Ich wieder in den riesigen schwarzen Wolf gewandelt. Nun sah ich meine Umgebung wieder mit den wölfischen Augen. Sie war klarer denn je und genau in meiner Blickrichtung stand die junge Frau, die mich angsterfüllt anstarrte. Noch immer versuchte ich, meinen Verstand zurück zu erlangen, als ich mich plötzlich in Bewegung setzte und meinem Instinkt nachgab. So schnell wie dieser Impuls gekommen war, konnte ich gar nicht reagieren. Erst als ich das schmerzerfüllte Schreien von Emily hörte, kam ich wieder zu mir und sah, was ich angerichtet hatte. Blutüberströmt lag das zerbrechliche Mädchen unter mir, eine rote Flüssigkeit tropfte auf sie herab - Blut. Und es tropfte aus meinem Maul heraus. Endlich hatte ich mich soweit im Griff, dass ich das ganze Ausmaß meiner Attacke sehen konnte. Emily lag auf dem Boden. Die eine Hälfte ihres Gesichtes und der Arm waren zerfetzt und bluteten stark. Ihre Augen sahen mich mit fiebrigem Entsetzen an, doch auch eine andere Emotion tauchte plötzlich darin auf. Angst. Emily Young hatte Angst vor mir und ich konnte es sogar verstehen. Wer würde sich nicht vor einem solchen Monster fürchten. Ich wusste nicht, wie ich mir nach dieser Tat selbst je wieder in die Augen sehen konnte, geschweige denn Emily, wenn sie das überlebte. Ich stieß ein wütendes Heulen aus, das Zeichen für Harry, Billy und Old Quil, dass etwas passiert war. Sie würden kommen und Emily retten, das wusste ich. Ich warf ihr einen letzten Blick zu, dann kniff ich wütend die Augen zusammen und rannte so schnell mich meine Pfoten trugen in den Wald davon. Ich hasste mich für diese Tat und wollte am liebsten nie wieder unter die Menschen treten. Ich war ein Monster. - The End - Kapitel 6: VI. Tödlich ---------------------- Hallo liebe Leser. Hier kommt auch schon pünktlich der sechste Teil der Challenge. Dieses Mal habe ich versucht, die Situation 'Tödlich' darzustellen. Allerdings habe ich sie nur symbolisch beschrieben. Ich hoffe, ich bin dennoch nah am Thema geblieben. Ich will euch aber jetzt nicht mit ewig langen Vorreden langweilen, deswegen geht es direkt weiter mit dem sechsten Teil von 'Moments like this'. Viel Spaß, Yu-chan. ---- VI. Tödlich Nachdem ich Emily angegriffen hatte, hatte ich ein lautes klagendes Heulen ausgestoßen. Es war das Zeichen für Billy, Harry und Old Quil, dass etwas passiert war. Ich heulte lauter, als vereinbart, aber es war mir egal. Ich machte gleichzeitig meiner Trauer Luft. Ich war wütend. Ich hasste mich selbst für das, was ich ihr angetan hatte. Wie konnte ich nur die Beherrschung verlieren? Wie konnte ich nur so etwas tun? Es war noch immer schwer für mich, zu fassen, dass ich sie angegriffen hatte. Die ganze Zeit, während ich auf Billy und die anderen wartete, blieb ich an ihrer Seite. Doch ich hielt Abstand, mein Instinkt sollte nicht noch mal geweckt werden. Sie war nun verletzt, eine leichte Beute. Ich schüttelte den Kopf, so durfte ich nicht denken. Jetzt sah ich sie wieder an. Mein Blick war starr auf sie gerichtet. Sie sah schrecklich aus. Wie konnte ich dem Mädchen meiner Träume nur so etwas antun? Ihr Gesicht war auf der linken Seite völlig entstellt. Es blutete stark. Die länglichen Wunden zogen sich sogar bis über die Schulter und den Arm. Hatte ich mehr als einmal zugeschlagen? Hatte ich dieses Mal den Verstand verloren? Mich verloren? Der Gedanke, dass sie meine schrecklichen, großen Pranken mehr als einmal gespürt haben könnte, quälte mich zutiefst. Wieder stieß ich ein verzweifeltes Heulen aus. Konnten Billy und die anderen nicht endlich kommen? Was war, wenn sie in meiner verdammten Zeit des Nichtstuns starb? Ich war ein furchtbarer Mörder! Ich hatte wahrscheinlich den wichtigsten Menschen in meinem Leben brutal getötet. Und das nur in einem Moment der Unachtsamkeit. Wieder sah ich sie an, ein leises Wimmern hatte mich aus meinen Gedanken gerissen. Ich heulte wieder, legte die Ohren an. Der Drang, zu ihr zu gehen, war fast übermenschlich. Dazu müsste ich die Gestalt wechseln. Doch ich verwandelte mich nicht. Einerseits, weil ich viel zu aufgebracht war, um wieder in die Menschengestalt übergehen zu können. Andererseits wollte ich auch bei ihr bleiben, und sie davor schützen, dass ihr noch schlimmeres zustieß. Schließlich war ich an all dem Schuld. Und dafür hasste ich mich. Ein wesentlicher dritter Punkt, warum ich blieb, war jedoch, dass ich Angst hatte. Angst vor dem Schmerz in meiner Brust, der mir schon als Wolf unerträglich schien. Wenn ich mich verwandelte, würde er mich wohl zerstört. Ich hatte zwar auch nichts anderes verdient, trotzdem hatte ich Angst vor dieser Erfahrung. Ich war so ein elender Feigling. Da hörte ich Geräusche. Wahrscheinlich waren sie schon die ganze Zeit da gewesen und ich hatte sie nur nicht bemerkt. Was wäre gewesen, wenn es ein Tier gewesen wäre, das Emily angreifen wollte? Oder noch schlimmeres? Ich wollte es mir gar nicht vorstellen… Ich war dumm und unvorsichtig gewesen und hasste mich dafür, doch an den Schritten konnte ich hören, dass es Harry und die anderen waren. Sie kamen gerade durch das Gebüsch. Ich winselte leise, als ich sie sah. Mit schreckgeweiteten Augen kamen sie auf uns zu. Billy blieb mit seinem Rollstuhl bei mir, während Harry und Old Quil zu Emily weiter gingen. Harry hatte auch schon den örtlichen Notarzt am Telefon. „Mach dir keine Vorwürfe. Du bist noch jung und hast deine Kräfte noch nicht im Griff.“, sagte Billy mitfühlend. Und als er meinen Blick sah, fügte er hinzu: „Sie wird wieder in Ordnung kommen, das verspreche ich dir.“ Diese Fürsorge und das Mitleid, dass er mir entgegenbrachte, hielt ich nicht einmal als Wolf aus. Zu tief saß die Schuld für das, was ich getan hatte. Daraufhin lief ich - feige wie ich zudem noch war - davon. Ich wollte dieses verdammte Mitleid nicht! Ich verdiente es nicht. Als ich mich weit genug entfernt hatte, kamen die Bilder, die ich niemals vergessen würde, mit. Mitten im Wald blieb ich plötzlich stehen. Das war alles zu viel für mich. Ich spürte diese schreckliche Leere in mir, als ich den Entschluss fasste. Ich würde sie in Ruhe lassen. Nie wieder würde ich in die Nähe dieses Mädchens kommen. Nie wieder würde ich sie verletzen. Auch wenn ich an dieser Trennung zerbrechen würde, ich würde mich zurückziehen, damit ich ihr nicht mehr wehtun konnte. Damit sie keine Angst mehr vor ihm haben brauchte. Aber vor allem, damit sie wieder glücklich sein konnte. -The End- Kapitel 7: VII. Traurig ----------------------- Hallo liebe Leser. Es tut mir soo unendlich leid, dass ich so lange mit dem neuen Teil dieser Challenge auf mich habe warten lassen. Aber durch die Ausbildung hatte ich sehr wenig Zeit. Ich hoffe, ich kann diese Challenge jetzt in den nächsten Wochen fertig stellen, da es mit diesem Teil nur noch insgesamt vier sind. Ich wünsche euch jetzt viel Spaß beim Lesen. Yu-chan. ---- VII. Traurig Inzwischen waren einige Wochen vergangen, seit ich Emily angegriffen hatte. Noch immer war der Hass auf mich selbst groß, doch auch Angst und Zweifel machten sich in mir breit. Dieses Ausrasten hatte mir gezeigt, dass ich wirklich absolut unberechenbar war. Denn nicht mal ich selbst wusste, ob und wann die Bestie – denn genau das war dieses Tier in mir – wieder herausbrechen würde und vielleicht noch irgendjemanden umbrachte. Und genau das war auch der Grund, warum ich mich von allem und jedem zurückzog. Ich verbrachte die Nachmittage eigentlich nur noch in meinem Zimmer, versteckte mich vor meinen Eltern, vor Old Quil und allen anderen, die ich kannte. Ich redete mich damit heraus, dass ich für die Schule lernen musste, doch Billy, Harry und Old Quil wussten, dass das nicht so war. Aber am meisten versuchte ich mich vor mir selbst zu verstecken. Ich hatte furchtbare Angst vor mir selbst. Ich schlief schlecht, aß wenig und auch nicht mehr mit meinen Eltern zusammen – aus Angst, wieder die Kontrolle zu verlieren. Ich wartete bei jeder Mahlzeit ab, bis sie fertig damit waren und schlich mich erst dann, wenn ich hundertprozentig sicher war, dass sich niemand anders mehr in der Küche aufhielt, zum Kühlschrank und nahm mir ein paar Sachen oder das, was meine Mutter für mich stehen gelassen hatte, und verzog mich dann wieder in mein Zimmer, wo ich alleine aß. Ich kam mir vor wie ein Ausgestoßener, aber es war ja meine eigene Schuld. Über diese selbst auferlegte Einsamkeit wurde ich fast verrückt. Je mehr Zeit verstrich, desto mehr sehnte ich mich nach Geborgenheit, nach Familie, nach Zusammensein. Ich vermisste meine Familie und meine Freunde. Ich vermisste Leah und fragte mich, wie es ihr wohl ging. Schließlich waren wir offiziell noch zusammen aber wir wussten beide, dass das längst der Vergangenheit angehörte. Und ich vermisste Emily. Wie es ihr ging, hatte ich aus Gesprächen meiner Mutter mit Old Quil oder Billy gehört. Ich war unendlich erleichtert gewesen, als Harry ihr erzählte, dass sie noch am Leben war und auf dem Weg der Besserung. Ich war so froh, dass ich nicht zum Mörder geworden war, mahnte mich gleichzeitig aber, dass es wahrscheinlich nur Glück oder einer ganzen Armee von Schutzengeln zu verdanken war, dass sie noch am Leben war. Und was wäre, wenn es wieder passieren würde? Am meisten vermisste ich jedoch meine Freiheit. Je mehr Zeit verging, desto unerträglicher wurde der Drang nach draußen zu gehen und einfach durch den Wald zu rennen. Das Gefühl, den meist feuchten Waldboden unter meinen nackten Füßen zu spüren oder einfach nur am Strand im Regen zu stehen und auf das Meer hinauszuschauen. Aber was war, wenn ich unterwegs einen Wanderer traf, dem ich dann, unkontrollierbar, die Kehle herausreißen würde. Dieser Gedanke schreckte mich jedesmal so sehr ab, dass ich mich letztendlich doch wieder in meinem Zimmer verzog. Eines Tages, meine Eltern waren nicht da – wo mein Vater war, wusste ich sowieso nur selten und meine Mutter war einkaufen gegangen -, klingelte es plötzlich an der Haustür. Ich war gerade in der Küche und machte mir etwas zu Essen. Als es schellte zuckte ich erschrocken zusammen, so sehr hatte ich mich an die Stille um mich herum gewöhnt. Es läutete ein zweites Mal und ich löste mich aus meiner Starre und ging vorsichtig zur Tür, um diese zu öffnen. Nachdem ich sie nur einen Spalt breit geöffnet hatte, weiteten sich meine Augen vor Schreck. Da stand Emily vor meiner Tür. Das Mädchen, was ich von der ersten Sekunde an, als ich es sah, liebte. Das Mädchen, was ich angegriffen hatte. Das Mädchen, dessen Leben ich beinahe ausgelöscht hätte. Nun stand es vor mir und all meine Zweifel kamen mit einem Mal zurück. Würde es wieder so enden, wie damals am Strand? Würde sie es dieses Mal auch überleben? Oder würde sie bei dieser Begegnung ihr Leben verlieren? Gleichzeitg fühlte ich mich auch unendlich erleichtert. Sie lebte noch und sie stand vor meiner Tür. Ihre linke Gesichtshälfte sowie der linke Arm lagen in weißen Verbänden. Sie würde wahrscheinlich für immer entstellt sein, doch sie war hier. Und sie schien keine Angst vor mir zu haben. „Hallo…“, sagte ich vorsichtig – ich hatte immernoch Angst, dass sie ihre Meinung doch noch änderte und wieder ging. „Hallo.“, entgegnete sie. Freundlich wie immer. Ich hasste mich noch mehr für das, was ich getan hatte. „Was willst du hier?“, fragte ich dann, als sich die Stille auszubreiten begann. Es klang vielleicht ein wenig unfreundlich, doch sie ließ sich nicht davon abschrecken. „Billy und Old Quil haben mir alles erzählt.“, erwiderte sie. Meine Augen weiteten sich vor Schreck. Wie konnten die Zwei mir das nur antun. Jetzt wusste sie, dass ich ein unberechenbares Monster war… Ich konnte ihr nicht mehr in die Augen sehen. Deswegen schloss ich die Tür wieder und verzog mich wieder in mein Zimmer. Das Sandwich ließ ich in der Küche stehen, ich hatte keinen Hunger mehr. Ich warf mich auf mein Bett und vergrub mein Gesicht im Kissen… vielleicht erstickte ich ja, wenn ich lang genug durchhielt und den Kopf nicht drehte… Ein zaghaftes Klopfen an meiner Zimmertür, riss mich aus meinen Grübeleien und ich bemerkte, dass ich noch immer am Leben war. Verdammt… Ohne auf meine Zustimmung zu warten, öffnete sie die Tür. Warum war sie reingekommen? Hatte sie noch nicht genug? Sie setzte sich zu mir auf mein Bett. Wieso traute sie sich nach allem, was sie wusste, noch so nah an mich heran? „Hör auf, dich zu verstecken.“, sagte sie ohne Vorwarnung, was mich aufschauen ließ. Und ohne auf eine Antwort von mir zu warten, sprach sie weiter. „Billy und Old Quil haben mir alles erzählt.“, wiederholte sie. „Und ich meine alles. Sie haben mir erzählt, was du bist und warum du mich angegriffen hast. Und sie haben mir von der Prägung erzählt.“, erklärte sie. Als ich immernoch nicht antwortete, seufzte sie und führte ihren Monolog fort. „Ich verstehe das zwar noch nicht ganz und es fällt mir schwer das alles zu glauben, aber ich werde versuchen, dir zu helfen. Und ich bin auch nicht böse, weil du mich verletzt hast, schließlich konntest du ja nichts dafür. Du hattest dich eben noch nicht so richtig unter Kontrolle. Aber Billy hat gesagt, das wird mit der Zeit auch besser, vor allem, wenn du Unterstützung bekommst. Hey, jetzt sei mal nicht so ein Muffel. Wir kriegen das schon hin.“, schloss sie und stieß mich mit der Faust in die Rippen. Ich sah sie nur an und konnte nicht so richtig glauben, dass sie mir verzieh. „Bist du dir sicher?“, fragte ich vorsichtig. „Ja, und jetzt steh endlich auf und komm ein bisschen an die frische Luft. Wir können ein bisschen spazieren gehen.“, meinte Emily entschlossen. Und egal, wie sehr ich Angst davor hatte, mich wieder unter Menschen zu begeben, konnte ich ihren Wunsch doch nicht ausschlagen. Also stand ich von meinem Bett auf und ging mit Emily, die mir Mut gab, nach draußen. In diesem Moment hätte ich nicht glücklicher sein können. Ich hatte meine Freiheit wieder. Und ich hatte Emily wieder, die mir die Angst vor mir selbst nahm. -The End- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)