Digimon Destiny von Kiripurin (season 6) ================================================================================ Kapitel 37: Das war so nicht geplant ------------------------------------ In letzter Zeit war Yukiko Nayuta erfolgreich aus dem Weg gegangen. Sie hatte Angst mit ihm zu sprechen und ihm in die Augen zu sehen, sie wollte einfach nur vergessen, was vor vier Tagen passiert war, auch wenn ihr klar war, dass das was sie tat, idiotisch war. Vorgestern hatte sie aus Neugier auch wieder am Abend beim Spielplatz vorbei geschaut und zwar mit Erfolg, wie auch gestern. Rico war dort gewesen, zusammen mit Acimon und es hatte wieder so ausgesehen, als ob sie trainieren würden. Etwas in ihr drängte sie, es den anderen zu sagen, oder zumindest Honoka, aber sie wollte Rico auch nicht verraten … Natürlich könnte sie auch einfach zu ihm hingehen und alleine mit ihm reden. Vielleicht hatte er gar keinen so guten Grund alle zu ignorieren und sie machte sich um sonst so einen Kopf. Doch das traute sie sich nicht, was sollte sie schon sagen? Heute war der letzte Schultag, bevor die Weihnachtsferien begannen und Yukiko fand es schade, dass die Digi-Ritter gerade zu so einer Zeit, in der man eigentlich fröhlich sein sollte, solche Probleme hatten. Was sie zu Weihnachten machen würde? Wenn sie ehrlich war, hatte sie bis vor kurzem noch davon geträumt mit Nayuta zu feiern … Aber sie gab sich auch damit zufrieden mit Honoka abzuhängen, wie jedes Jahr. „Hallo, Yukiko, ich rede mit dir“, wurde sie von Honoka aus den Gedanken gerissen und schüttelte leicht den Kopf um wieder klar in der Realität zu sein. „Was?“, fragte sie verwirrt und man sah ihr auch an, dass sie gerade nicht zugehört hatte. Es war gerade Mittagspause und die beiden standen in der Mensa und hatten eigentlich gerade überlegt, was sie machen wollten. Irgendwie war Yukiko mit ihren Gedanken abgeschweift, sehr abgeschweift und über das eigentliche Thema hatte sie gar nicht nachgedacht. „Hast du etwas zum Essen oder musst du dir noch etwas kaufen?“, wiederholte Honoka ihre Frage. „Ich hab …“, wollte sie schon anfangen zu erklären, dass sie nichts brauchte, hielt aber plötzlich inne. Das Mädchen konnte ein paar Meter hinter ihrer besten Freundin Nayuta ausmachen und es hatte den Anschein, als ob er zu ihnen wollte. Sie spürte, wie ihr Herz auf einmal schneller zu schlagen begann und wie sie nervös wurde. Gut, das hieß dann wohl Planänderung, sie brauchte doch etwas zu essen. „Ich meine, ich muss mir noch etwas kaufen!“, erklärte sie hastig und suchte ihre Geldbörse in ihrem Rucksack, „Brauchst du auch etwas? Nein, oder? Also ich stell mich dann mal an, ich bin weg!“ „Hey, was …?“, wollte sie ihr noch entgegnen, doch Yukiko war schon weg und im Getümmel der Schüler verschwunden. Verwirrt über das seltsame Verhalten ihrer Freundin, starrte sie ihr noch eine Weile hinterher. Was war das denn gerade gewesen? Als sie hörte, dass sie jemand bei ihrem Namen rief, drehte sie sich um und erblickte Nayuta. Ach so, deswegen war Yukiko so schnell weg gewesen. „Hi, sag mal gibt es etwas Neues? Wegen Rico mein ich“, erkundigte er sich, woraufhin Honoka nur betrübt zur Seite blickte. „Nein, leider, er ist noch immer spurlos verschwunden ….“ „In meiner Klasse fangen sie schon an zu lästern, das trauen sie sich eh nur, wenn er nicht da ist …“, erklärte er und wirkte so, als ob ihn das kränken würde, „Nicht dass es mich interessieren würde, was die anderen sagen, kann mir doch egal sein! Ist doch Ricos Sache!“ Honoka musste leicht schmunzeln. Natürlich machte ihm das etwas aus. Er war einfach nicht der Typ Mensch, der seinen besten Freund einfach so abhaken konnte. Und außerdem machte sie sich schließlich auch Sorgen um Rico. „Aber was ich noch von dir wollte … Yukiko geht mir aus dem Weg, stimmt’s?“, wollte er wissen und kratzte sich dabei unsicher am Kopf. „Wer? Yukiko? Nein, wie kommst du denn darauf?“, log sie spontan, da sie nicht wusste, ob ihre Freundin das gutheißen würde, wenn sie das jetzt so hinaus posaunte. „Naja das merke ich doch“, gab er zurück und sah traurig zu Boden, „Immer wenn ich mich ihr nähere, rennt sie weg, seitdem wir im Kino waren, haben wir nicht mehr mit einander gesprochen …“ Armer Nayuta. Sie hatte es doch gewusst, er machte sich deswegen genauso fertig wie Yukiko. Nur hatte sie das Recht sich da einzumischen? Nein, Yukiko hatte es ihr ausdrücklich verboten und diesmal würde sie sich auch daran halten. „Weißt du, es ist besser wenn ihr das unter euch klärt, ich misch mich da nicht ein!“, redete sie sich heraus und hob abwehrend die Hände hoch, „Aber sag mal, was machst du heuer zu Weihnachten?“ „Wahrscheinlich mit meiner Familie feiern, auch wenn das ein bisschen seltsam ist, weil wir das noch nie so richtig gemacht haben …“, antwortete er ihr und setzte einen skeptischen Blick auf, als er darüber nachdachte. Nayuta hatte noch keine fixen Pläne für Weihnachten? Das traf sich doch perfekt! Sie hatte zwar versprochen, sich nicht einzumischen, aber wenn so eine Gelegenheit kam, musste man sie doch ergreifen! „Hey, wie wäre es, wenn du mit mir und Yukiko feierst?“, fragte sie gerade heraus und hatte keinerlei Bedenken. „Hast du nicht gerade gesagt, dass du dich nicht einmischen willst?“, erkundigte er sich misstrauisch, woraufhin sie aber nur grinste. „Ach was, ich misch mich doch nicht ein! Ich bin nur nett, also was sagst du?“ „Ehm, ja, okay.“ Honoka machte innerlich Luftsprünge und freute sich über den guten Verlauf der Dinge. Mit Nayuta Weihnachten feiern, das war doch Yukikos großer Traum, wie konnte sie ihr da böse sein? Glücklich legte sie ihre Hände auf Nayutas Schultern, mit einem dicken Grinsen im Gesicht. „Perfekt, ich geb dir später noch genau Bescheid“, meinte sie und verschwand daraufhin. Zur selben Zeit war Shunichi gerade auf der Suche nach Yui. Seit ihrem letzten Streit wegen Weihnachten, hatte er oft versucht sie zu erreichen, doch sie ignorierte ihn und in der Schule ging sie ihm auch aus dem Weg. Er musste aber mit ihr reden, er wollte endlich einige Dinge klar stellen, auch wenn es ihn Überwindung kosten würde, ihr das beizubringen. Yui kaufte sich fast immer etwas in der Mittagspause, also sah er in der Kantine nach. Er hatte Glück, sie war wirklich hier. Gerade war sie an der Reihe und bezahlte ihr Essen. Er wartete, bis sie fertig war und hatte dann vor, zu ihr zu gehen. Als es so weit war, blickte sie zufällig in seine Richtung, tat dann aber so, als ob sie ihn nicht bemerkt hätte und machte sich schnell auf den Weg zu ihren Freundinnen, die ebenfalls in ihre Klasse gingen. Doch so einfach gab der Junge nicht auf. Schnell eilte er zu ihr, damit sie nicht irgendwo in der Menge verschwand. Er merkte, dass sie schneller wurde, als sie mitbekam, dass er zu ihr wollte, doch trotzdem holte er sie noch ein. Er versuchte ihren Arm zu fassen zu bekommen und schaffte es auch, woraufhin Yui anhalten musste und sich zu ihm umdrehte. „Yui“, meinte er und wanderte mit seinem Griff langsam hinunter zu ihrer Hand, „Lass uns reden, bitte. Es macht doch keinen Sinn wenn du mir aus dem Weg gehst und mich ignorierst.“ „Doch, finde ich schon“, entgegnete sie ihm und blickte unsicher zur Seite. „Bitte“, gab er zurück und drückte ihre Hand etwas, aber nicht so, dass es ihr weh tat, sondern viel mehr so, dass sie sich sicher fühlte. „Okay, gut …“, gab sie nach, als sie in sein verzweifeltes Gesicht blickte, „Aber nicht hier, nach der Schule, wo wir ungestört sind.“ „Ja, natürlich“, stimmte er ihr zu und gab ihr anschließend einen sanften Kuss auf die Wange, „Okay, wir sehen uns, bis dann.“ Shunichi verließ seine Freundin und machte sich auf den Weg zu Ryan. Er hatte es hinbekommen, dass Yui ihm zuhörte, jetzt musste er nur noch schaffen, die richtigen Worte zu finden. Das Wichtigste war, dass er jetzt keinen Rückzieher mehr machte. „Hi, Alice“, meinte Ryan, als er sich auf ihrem Nachhauseweg von der Schule einfach zu ihr gesellte. „Was willst du, Ryan?“, fragte sie genervt, ohne ihn anzublicken, „Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“ „Nein, kann ich nicht“, antwortete er ihr und ergriff ihre Hand, um sie zu seinem Mund zu führen und sie zu küssen, „Ich wollte mich bei dir entschuldigen.“ „Fass mich nicht an“, drohte sie abweisend und riss sofort ihre Hand los, während sie ihn nun böse ansah „Es interessiert mich nicht was du zu sagen hast.“ Alice steckte ihre Hände in ihre Jackentaschen und wandte ihren Blick wieder ab. Doch, natürlich war sie neugierig, warum er sich auf einmal bei ihr entschuldigen wollte und es ärgerte sie, dass sie schon wieder so nervös war und Angst hatte, etwas Falsches zu tun, aber zugeben würde sie das nie. „Ich hab gesagt, ich will mich bei dir entschuldigen, hör dir doch wenigstens einmal an, was ich zu sagen habe“, entgegnete er ihr und wirkte dabei ungewöhnlich ernst. „Gut, dann rede“, ließ sie nach einer Weile doch locker, hielt ihren Kopf aber stur von ihm weggedrehte. „Ich hätte dich nicht so ärgern und dich in Ruhe lassen sollen. Vielleicht hab ich ein bisschen übertrieben“, erklärte er ihr, konnte sich dann aber eine kleine Bemerkung nicht verkneifen, „auch wenn es dir ja auch irgendwie gefallen hat …“ „Es hat mir nicht gefallen“, widersprach sie, was er erwartete hatte. „Können wir das Ganze nicht einfach vergessen und von vorne anfangen?“, erkundigte er sich, woraufhin sich Alice‘ Augen etwas weiteten, „Ich dachte mir, wir könnten vielleicht zu Weihnachten etwas zusammen machen, wenn du noch nichts vor hast. Hime feiert ja schließlich wie jedes Jahr mit Shunichi.“ Was sollte das denn jetzt schon wieder? Sie hätte gedacht, dass sie ihn jetzt endlich los wäre, vor allem, weil er sich die letzten paar Tage so distanziert verhalten hatte. Oder hatte er das nur getan, damit sie sich in Sicherheit wog und er in Ruhe einen neuen Plan aushecken konnte? Und warum verhielt er sich plötzlich so komisch? Er redete anders als sonst, so ernst und ehrlich … Nicht dass sie deswegen auf ihn hereinfallen würde, aber es irritierte sie. Dachte er etwa wirklich, dass sie einfach alles vergessen konnte? Seine weichen Lippen auf ihrer Haut und das wohlwonnige Gefühl, das sie dabei durchfahren hatte? Okay, ihre Gedanken gingen definitiv in die falsche Richtung … „Meine Antwort lautet ‚Nein‘, ich hab keine Lust als Ersatz einer deiner Nutten zu fungieren“, antwortete sie ihm barsch und nicht gewillt, ihre Meinung zu ändern, „Es gibt tausend Dinge, die ich zu Weihnachten lieber tun würde.“ „Ach ja, ist das so?“ Plötzlich ging schon wieder alles so schnell, dass Alice keine Zeit hatte, sich dagegen zu wehren. Sie stand mit dem Rücken gegen eine Mauer und Ryan drückte ihre Oberarme dagegen. Sein Gesicht war ganz nahe bei ihrem und sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren. Wieder einmal. „Warum wehrst du dich denn so dagegen, Alice?“, fragte er leise und blickte ihr dabei tief in die Augen, „Ich weiß, dass es dir gefallen hat und auch jetzt musst du dich zusammenreißen, dein Verlangen nach mir zu zügeln.“ Ja, er hatte Recht, verdammt! Immer wenn er ihr so nahe kam, war er so unheimlich attraktiv und anziehend, dass es ihr schwer fiel, sich gegen ihn zu wehren. Aber Ryan war ein Arsch, das hatte er doch schon mehr als einmal bewiesen. Er würde sich doch nie ändern. Er kam mit seinem Kopf so nahe, dass ihre Lippen nur noch einen Zentimeter von einander entfernt waren. Alice war wie gebannt von seinen Augen und war wieder einmal nicht in der Lage, sich zu bewegen, um ihn wegzustoßen. Er würde sie küssen und sie konnte es nicht verhindern. Doch auf einmal schaffte sie es ihre Hand zu bewegen und wie von selbst landete sie mit einem lauten Klatscher auf seiner Wange. Ryan ließ ihre Arme los und entfernte sich etwas von ihr. Mit einer Hand griff er auf die geohrfeigte Stelle, die noch immer nachbrannte. Als er Alice anblickte, konnte er die Wut und den Hass in ihren Augen gut nachvollziehen. Er war wieder einmal zu weit gegangen. „Du bist so ein Mistkerl!“, schimpfte sie und löste sich von der Mauer, „Lass mich endlich in Ruhe! Du findest das Ganze bestimmt urkomisch, aber weißt du was? Das ist es nicht! Und deine Entschuldigung kannst du dir auch sonst wohin stecken, ich weiß nämlich, dass du das nicht ernst meinst!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging schnellen Schrittes von ihm weg. Nachdem sie außer Sichtweite war, stützte er sich mit seinem Unterarm gegen die Mauer und lehnte seine Stirn dagegen. Er war so ein Idiot. Warum konnte er es nicht einfach lassen ihr Angst zu machen, indem er ihr immer so nahe kam? Der Anfang war doch gar nicht so schlecht gewesen, wo er einfach nur mit ihr geredet hatte. Gestern hatte er eine ziemlich ausführliche Unterhaltung mit onetimegirl gehabt. Das Thema war Alice gewesen. Er hatte sie gefragt, was er tun sollte, weil sie ihm nicht mehr aus dem Kopf ging und sie hatte ihm geraten, seine Frauenheld-Seite beiseite zu lassen und sich ihr normal zu nähern. Dieses Mal hatte er ausnahmsweise auf sie gehört, zumindest hatte er das vorgehabt. Irgendwie war das nämlich schwerer, als es sich anhörte. So war er es nicht gewohnt mit Mädchen zu reden, so vorsichtig und ohne körperliche Berührungen und Annäherungsversuchen. Dann würde er Weinachten eben wieder auf irgendeiner Party mit irgendeinem Mädchen verbringen. Shunichi und Yui gingen jetzt schon eine Weile schweigend nebeneinander her. Er hatte gemeint, dass er sie bis nach Hause begleiten würde, während sie miteinander sprachen. Doch er wusste nicht, wie er anfangen sollte, er hatte Angst ihr wehzutun. Aber er durfte nicht schon wieder kneifen. „Es tut mir leid, dass ich angenommen habe, dass ich Weihnachten wie jedes andere Jahr feiern kann, obwohl ich jetzt eine Freundin habe, ich hätte das in Ruhe schon vorher mit dir besprechen sollen“, fing er an, als er endlich den Mut fassen konnte, seinen Mund aufzumachen. „Schon gut, ich hab wohl ein bisschen überreagiert …“, entgegnete sie zu seiner Verwunderung, während sie zu Boden blickte. „Nein, nichts ist gut“, widersprach er und wartete, bis sie ihn auch anblickte, doch das tat sie nicht, „Es sollte doch so sein. Normalerweise sollten Paare Weihnachten miteinander feiern wollen. Da stimmt also was nicht und ich weiß das das meine Schuld ist, aber ich kann’s nun mal nicht ändern. Als du mich gefragt hast, ob ich dein Freund sein will, hab ich ‚Ja‘ gesagt, weil ich dachte, dass sich meine Gefühle für dich erst entwickeln müssten, aber jetzt wird mir klar, dass …“ „Shunichi, ich weiß, dass ich viel falsch gemacht habe!“, unterbrach sie ihn und blieb nun stehen. Sie drehte sich mit ihrem ganzen Körper zu ihm und ergriff seine Hände. Yui blickte ihn erst an, wirkte aber auch etwas verzweifelt. Gerade hatte er es fast geschafft und jetzt fiel sie ihm einfach so ins Wort. Was sollte denn das? Hatte sie etwa geahnt, was er vorhatte? „Ich bedränge dich immer so und raste ziemlich schnell aus, aber bitte lass uns das einfach vergessen. Ich liebe dich und ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn du nicht mehr da wärst, ich kann mich ändern wenn du das willst, du musst es mir nur sagen!“ Shunichi starrte sie völlig überrumpelt an. Hatte er da gerade richtig gehört? Yui gestand, dass sie Fehler gemacht hatte? Aber warum kam das jetzt? Warum musste sie ihm noch einmal sagen, wie wichtig er ihr war? Das machte es ihm nur noch schwerer mit ihr Schluss zu machen. „Yui, ich denke nicht …“, wollte er wieder beginnen, doch sie redete ihm erneut dazwischen, „Weißt du, ich habe echt nicht geglaubt, dass ich mich so sehr in dich verlieben würde und mit jedem Tag werden meine Gefühle für dich stärker. Ich hasse es, wenn wir uns streiten, auch wenn es vielleicht nie danach aussieht, aber es geht mir immer völlig beschissen danach. Am liebsten würde ich dann gleich wieder zu dir zurück rennen, aber ich habe immer Angst, dass du böse auf mich bist …“ „Ich bin nie böse auf dich, du musst doch keine Angst haben, ich würde dich doch nie anschreien oder sonst irgendetwas tun.“ „Weil du viel zu gutmütig dafür bist“, meinte sie und umklammerte nun seinen Oberkörper, „Deswegen weiß ich auch, dass du mir nie etwas vormachen würdest, das liebe ich auch so an dir. Ich weiß, woran ich bei dir bin. Du würdest mich nie einfach so aus heiterem Himmel verlassen, so bist du nicht. Mir ist zwar klar, dass du mich nicht so sehr liebst, wie ich dich, aber das macht mir nichts, das wird alles noch kommen, wir müssen dem Ganzen nur Zeit geben. Ich brauche dich Shunichi, wenn du nicht mehr da wärst, würde ich unglücklich sein.“ Beim letzten Satz konnte der Junge hören, wie ihre Stimme versagte. Sie weinte. Nun erwiderte er ihre Umarmung, indem er auch seine Hände um sie legte und ihren Kopf gegen seinen Oberkörper drückte. Er konnte es ihr nicht sagen. Nicht jetzt. „Ich bin ja da“, entgegnete er ihr nur und streichelte sanft über ihren Kopf. Yukiko und Honoka saßen im Zimmer der Rosahaarigen und spielten PlayStation. Die Zimmertür war offen und Honokas kleine Schwestern rannten gerade laut kreischend an dem Raum vorbei, woraufhin das Mädchen einen genervten Laut ausstieß. „Kaya, Nanami! Leiser!“, rief sie, doch schon rannten die zwei erneut lachend bei ihrem Zimmer vorbei. „Du kannst uns nichts anschaffen“, meinte Kaya, die ältere der beiden, als sie kurz bei der Tür stehen blieb und anschließend einen Polster nach ihrer großen Schwester warf. „Kaya!“, schrie sie, warf den Controller zur Seite, sprang auf und rannte Kaya, die bereits wieder davon gelaufen war, nach. Yukiko betätigte inzwischen die Pause-Taste und legte die Steuerung dann ebenfalls weg. Etwas eingeschüchtert sah sie ihrer Freundin nach. Sie war nur froh, dass sie nicht zwei kleine nervige Schwestern hatte. Ihr würde es gar nicht gelingen, sich gegen sie durchzusetzen. Obwohl, vielleicht hätte sie es dadurch wenigstens gelernt. Honoka folgte den zwei kleinen Quälgeistern die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, wo ihre Eltern fernsahen. Keuchend stand sie nun da und wurde von ihrem Vater und ihrer Mutter angesehen. „Du sollst doch nicht so schreien, Honoka“, wies Frau Karazu sie zu Recht und blickte sie mit strengem Blick an. „Aber Kaya und Nanami lassen uns schon wieder nicht in Ruhe!“, beschwerte sie sich und zeigte auf die angesprochenen Personen. „Ihr sollt doch eure große Schwester in Frieden lassen, vor allem wenn sie eine Freundin da hat“, bemerkte Herr Karazu an die Kleinen gewandt, die daraufhin beschämt zu Boden blickten. „Aber wir haben doch gar nichts gemacht“, log Kaya, woraufhin Honoka wütend zu ihr stapfte. „Nein? Und was ist mit den Polstern, die ihr nach uns geworfen habt?“, fragte sie und beugte sich, die Hände in die Hüften stemmend, zu ihr nach unten. „Welche Polster?“, stellte sich Nanami dumm, was Honoka nur mit einem zornigen Schnauben kommentierte. „Ich weiß nicht, wer von euch beiden Recht hat, aber einer von euch lügt und das hab ich überhaupt nicht gern“, mischte sich Honokas Mutter wieder ein, „Honoka, geh einfach wieder rauf in dein Zimmer und ihr beiden bleibt hier unten bei uns.“ „Aber Mama!“, wollte Kaya protestieren, doch sie ließ sie nicht ausreden. „Nichts aber, ihr könnt doch auch hier im Wohnzimmer spielen.“ „Aber oben ist es viel lustiger!“ Honoka schlich sich, während die zwei noch weiter diskutierten, wieder nach oben. Als sie in ihrem Zimmer angelangt war, setzte sie sich neben Yukiko seufzend auf den Boden und nahm ihren Controller wieder in die Hand. „Sei du froh, dass du keine kleinen Schwestern hast, beziehungsweise gar keine Geschwister, Ai ist ja auch so anstrengend“, jammerte sie und nahm das Spiel wieder auf. „Bin ich auch, glaub’s mir“, gab sie zurück und konzentrierte sich nun auch wieder auf den Bildschirm, „Sag mal zu Weihnachten … hast du schon etwas Bestimmtes geplant oder spielen wir Spiele und singen Lieder unterm Weihnachtsbaum wie jedes Jahr?“ „Nayuta kommt“, antwortete sie ihr, als ob das etwas ganz Natürliches wäre, woraufhin sich Yukikos Augen weiteten. „Was?“, fragte sie noch einmal nach, in der Hoffnung sich verhört zu haben. „Ja, Nayuta kommt.“ „Wieso? Und warum weiß ich davon nichts?“, erkundigte sie sich aufgebracht und brachte das Spiel zum Stillstand. „Jetzt weißt du es ja und ich dachte mir, dass du dir das doch schon immer erträumt hast, Weihnachten mit Nayuta feiern meine ich“, erklärte sie ihr und blieb ganz gelassen. „Ja, aber nicht jetzt! Du weißt doch ganz genau, dass ich ihm gerade aus dem Weg gehe!“, beschwerte sie sich und drehte sich mit ihrem ganzen Körper zu ihrer besten Freundin, „Du hast versprochen, dass du dich nicht einmischt!“ „Das hab ich ihm auch gesagt, wirklich, nur als er sagte, dass er noch nichts zu Weihnachten macht, weil Rico ja irgendwie verschwunden ist und er mit ihm zerstritten ist, war das die Gelegenheit deinen Traum endlich war werden zu lassen. Ich konnte gar nicht anders, als ihn zu fragen.“ „Was hat Nayuta denn gesagt, dass du darauf geantwortet hast, dass du dich nicht einmischt?“ „Ich hätte gedacht, dass interessiert dich nicht …“, gab sie zurück, während sie ihre Fingernägel untersuchte. „Natürlich interessiert mich das, sag schon!“ „Er hat gefragt, ob ich weiß, warum du ihm, seit ihr im Kino wart, aus dem Weg gehst und er klang ziemlich traurig. „Du meinst, er macht sich auch fertig deswegen?“, fragte sie und blickte sie hoffnungsvoll an. „Das versuche ich dir ja schon die ganze Zeit klar zu machen. Natürlich, es ist Nayuta! Wenn du mit ihm geredet hättest, anstatt ihm aus dem Weg zu gehen, hättet ihr die ganze Sache schon längst geklärt!“ „Ich glaube trotzdem noch immer, dass er mir nur sagen will, dass wir es lieber bleiben lassen sollen …“ „Ich will jetzt nichts mehr davon hören!“, gab Honoka zurück und nahm das Spiel wieder auf. „Aber …“ „Nein, Schluss jetzt! Du wirst dich zu Weihnachten mit ihm aussprechen und danach ist alles gut, glaub mir einfach.“ „Ich bin leider nicht so optimistisch wie du …“, war sie noch immer nicht ganz überzeugt, ließ jetzt aber das Thema auf sich beruhen. Zuerst war Alice noch schnellen Schrittes in die Richtung ihrer Wohnung gegangen, doch dann wurde sie immer langsamer und starrte betrübt zu Boden. Eigentlich war das Angebot von Ryan gar nicht so schlecht gewesen. Sie war ja sowieso an Weihnachten alleine … Es war schon lange her, dass sie glücklich im Kreise der Familie gefeiert hatten. Sie konnte sich gar nicht mehr richtig daran erinnern, wie sich das angefühlt hatte. Ihre Eltern hatten bis jetzt zwar immer Geschenke für sie gehabt, aber sie hatten diese nie persönlich überreicht. Die letzten paar Jahre war es also so gewesen, dass sie auf der Weihnachtsparty ihrer Klasse oder zu Hause war, je nachdem, wozu sie in Stimmung war. War sie daheim, hatte sie sich immer Zeit genommen, um den Baum zu schmücken, alles weihnachtlich herzurichten, vielleicht noch eine Kleinigkeit zu kochen und zu warten, bis Rico kam. Der feierte nämlich immer zuerst mi Nayuta und danach mit ihr. Meistens war es dann schon ziemlich spät, aber das machte nichts, viel vor hatten sie ja eh nie. Sie genossen immer die Ruhe und auch wenn sie kaum mit einander redeten, war es angenehm einfach nur da zu sitzen und alles auf sich wirken zu lassen. Doch so würde es dieses Jahr nicht sein und ihr war bewusst, dass das ihre Schuld war. Warum hatte sie gelogen? Rico hatte es ja erst gar nicht erfahren sollen, aber es war nun mal passiert und es war klar, dass er ausrasten würde. Aber genau genommen hatte sie alles Ryan zu verdanken. Hätte er sie in Ruhe gelassen, hätte sie doch gar keinen Grund zum Lügen gehabt. Aber was dachte sie denn da? Sie sollte aufhören anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben … Also, was würde sie dieses Jahr zu Weihnachten tun? Auf eine Party ihrer Klasse hatte sie eigentlich überhaupt keine Lust und auf Ryans Angebot einzugehen, war auch ausgeschlossen. Naja, irgendetwas würde ihr ja wohl noch einfallen. Wenn nicht würde sie eben mit Naokimon zu Hause bleiben, auch wenn das traurig war. Als Alice zu Hause ankam, legte sie Ricos und ihr Zeugnis auf den Wohnzimmertisch. Herr Mazusuke hatte ihr das Zeugnis ihres Bruders mitgegeben, weil er heute wieder einmal nicht in der Schule war. Er hatte sie gefragt, was mit ihm los sei und sie hatte geantwortet, dass er krank wäre. Es musste ja nicht in der Schule bekannt werden, dass er verschwunden war. „Du, Alice?“, machte Naokimon auf sich aufmerksam und legte seine Vordertatzen auf den Wohnzimmertisch, um das Stück Papier zu begutachten, „Was ist das für ein Zettel?“ „Das ist ein Zeugnis“, erklärte sie, während sie das angesprochene Blatt anstarrte. „Was ist ein Zeugnis?“ „Da stehen Schulnoten oben“, antwortete sie ihm und hockelte sich neben es, um seinen Kopf zu streicheln, „Wir gehen in die Schule, schreiben Tests, machen Hausaufgaben, müssen im Unterricht mitarbeiten und am Ende eines Schulsemesters, also bevor lange Ferien kommen, bekommen wir eben einen Zettel, auf dem steht, wie wir in den einzelnen Fächern nach unserer Leistung benotet wurden.“ „Wurdest du gut benotet?“, wollte es neugierig wissen und blickte nun das Mädchen an. „Ja, eigentlich schon“, entgegnete sie ihm mit einem Lächeln, das kurz darauf aber wieder verschwand, „Aber ich denke nicht, dass es gut genug ist …“ Etwa fünf Stunden nachdem Ryan mit Alice gesprochen hatte und abgeblitzt war, kam er zu Hause, beim Restaurant seiner Eltern, an. Er war noch in eine Bar gegangen und hatte ein bisschen was getrunken. Ein bisschen was? Naja, auf jeden Fall soviel, dass er jetzt leicht betrunken war. Der Junge hatte versucht sich zu amüsieren, immerhin war heute der letzte Schultag gewesen, da durfte man das ja, aber es hatte nicht so recht klappen wollen. Er bekam seinen Kopf einfach nicht frei. Noch dazu war er ein klein wenig gekränkt, weil er von Alice eine Abfuhr kassiert hatte. Nicht dass er erwartet hätte, dass sie ihm mit Freude zusagen würde, aber dass er sich eine Ohrfeige einfing, damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Naja, es war nun einmal so und er konnte es nicht ändern. Als er bei der Tür des Restaurants hineinging, kniff er die Augen zusammen, weil ihm das Licht so entgegen schien. Draußen war es schon dunkel und wenn er ehrlich war, war ihm die Dunkelheit im Moment um einiges lieber. Eigentlich wollte er wie jedes Mal, einfach nur nach oben verschwinden, doch seine Mutter hatte ihn schon erblickt. „Ryan, da bist du ja endlich“, meinte sie und stellte sich ihm in den Weg, damit er nicht abhauen konnte, „Warum bist du erst so spät nach Hause gekommen?“ „Ich war noch weg“, meinte er und wollte schon an ihr vorbei gehen, doch sie streckte den Arm aus, sodass er es nicht tun konnte. „Hast du etwas getrunken?“, fragte sie, aufgrund seines nach Alkohol riechenden Atems. „Ja, hab ich. Und? Es ist der letzte Schultag, da darf ich mir ja wohl was gönnen.“ „Wir reden am Abend weiter, wenn die Gäste weg sind“, meinte sie und nahm nun ihren Arm herunter. „Ja, Mum“, gab er augenverdrehend zurück und marschierte nach oben. Eigentlich hatte er vorgehabt gleich in sein Zimmer zu gehen, doch als er beim Kinderzimmer vorbei ging und Jimi ihn aus dem Gitterbett aus ansah, blieb er stehen. Er war schon lange nicht mehr im Zimmer seines kleinen Bruders gewesen, er versuchte es so gut es ging zu vermeiden. Er mochte Jimi nicht, wieso sollte er so tun, als ob es anders wäre? Aber heute spürte er irgendwie nicht so eine große Abneigung gegen ihn, wie sonst immer. Also ging er auf das Gitterbett zu und hockelte sich davor. Seine Arme stützte er verschränkt am Gitter ab und blickte Jimi an. „Was ist mit dir, Kleiner?“, fragte er, doch der Kleine blickte ihn nur stumm und mit großen Augen an, „Ich kann dich nicht leiden, also schau mich nicht so an. Erwarte ja nicht von mir, dass ich dich hoch nehme oder so ‘nen Scheiß.“ „Sire“, meinte Baluamon und zupfte ihm am Hemd, um auf sich aufmerksam zu machen, „Du warst schon wieder so unfreundlich zu deiner Mutter.“ „Was soll ich denn machen?“, fragte er, ohne es anzublicken und stützte nur sein Kinn auf seinen Händen ab, sodass es etwas unverständlich wurde, was er sagte, „Warum sollte ich nett zu ihr sein, wenn sie sich einen Dreck um mich schert?“ „Ich bin mir sicher, dass sie das nicht tut.“ „Sie hat ja nicht einmal nach meinem Zeugnis gefragt …“, bemerkte er und widmete sich dann wieder Jimi, „Das passiert dir sicher nicht. Du wirst sicher der brave Sohn, den sich die zwei immer gewünscht haben.“ „Wirst du sentimental, Sire?“, fragte Baluamon, woraufhin Ryan kurz lachte, „Sieht wohl so aus.“ Rico war schon wieder nicht da 0.o Langsam geht er mir schon ab, aber eigentlich ist es nur fair den anderen gegenüber, weil er vorher so oft präsent war XP Was Shunichi tut ist echt nicht nett, aber ich er muss eben auch ein paar nicht so gute Seiten haben ^^ Kiripurin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)