Flügelschläge einer Liebe von Jiyuu ================================================================================ Kapitel 3: Schmelzfaktor 10 --------------------------- ~Sophie~ „So Mädels, was ist los, ich weiß ja, dass ihr Japaner toll findet, aber so toll das euch die Sprache weg bleibt wenn ihr welche seht?“, fragt Tom uns. Er bezeichnet uns drei gerne als ‚Mädels’, da er um Saschas Orientierung weiß und ihn so gerne aufzieht. „Du hast doch keine Ahnung, Tom“, erwidert Sascha. „Das sind nicht bloß irgendwelche Japaner“, sage ich apathisch. „Das sind Dir-„, will Miriam sagen, wird aber von Sascha unterbrochen: „-en-“ „-grey“, schließe ich die Sache ab. Wobei das grey mehr gehaucht als gesprochen ist. „Wer?“ „Dir-en-grey“, ich betone jedes einzelne Wort. „Wer ist Dir-en-grey?“, macht er mich nach. „Das sind die, auf deren Konzert wir vorhin waren“, erklärt Miriam. „Oh, na gut, dann verstehe ich eure Reaktion. Weiter machen!“ Tom steht grinsend auf und geht wieder hinter die Theke. „Was war denn das gerade?“, fragt Miriam. „Was meinst du?“, frage ich zurück. „Na, hat Kaoru uns gerade zugezwinkert? Und der hat voll her gestarrt.“ „Ich glaub es nicht, ich sitze mir Diru in einer Kneipe“, wirft Sascha ein. Ich muss anfangen zu lachen. So kurios. Das ist echt schon fast unmöglich. Schlafe ich vielleicht noch? Nachdem ich mich wieder beruhigt habe antworte ich Miriam: „Jap, hat er“, und das war nicht das erste Mal, füge ich in Gedanken noch hinzu. Miriam scheint zu merken, dass ich noch ganz wo anders bin und fragt deshalb: „Sophie? Hat dich das so geschockt? Du bist sonst die Erste, die sich immer wieder fängt. Sascha und ich brauchen immer länger.“ Ich schaffe es noch nicht mal ihr zu antworten. Drei Mal, drei verdammte Mal hat er mir jetzt zugezwinkert. Ich wende meinen Blick zu Kaoru, er guckt schon wieder her. Ich merke, wie ich rot werde und wende mich schnell ab. Stattdessen schaue ich jetzt zur Theke und Tom grinst mir entgegen. Ich werde noch roter. Meinen Blick richte ich jetzt auf die Tischplatte, damit ich niemanden angucken muss. Sascha stupst mich an. Ich schaue aber nicht hoch, sondern brumme nur um ihm zu sagen, dass er reden soll. Er fängt auch prompt an. „Dann wollen wir dich mal aus deiner Lethargie holen. Scheint dich ja doch schwer geschockt zu haben. Jetzt erzähl uns erstmal was du vorhin erzählen wolltest.“ „Wollte?“, frage ich stattdessen zurück, ohne den Blick von der Tischplatte zu heben. „Naja, gut, solltest“, erwidert er. „Was denn?“, frage ich verwirrt zurück. Diesmal schaue ich ihn an. Ich weiß gar nicht was er meint. „Na, was noch auf dem Konzert war, oder war das mit dem Plek das Einzige?“ Ich versuche nicht rot zu werden und frage statt einer Antwort: „Wie kommst du darauf?“ „Immer wenn du sagst, erzähle ich euch gleich, wenn ihr beide da seid, dann ist die Geschichte länger.“ Mist, erwischt. Jetzt werde ich rot wie eine Tomate. „Ha! Ich wusste, dass da was ist! Los spuck’s aus“, ruft Sascha triumphierend aus. Ich hasse diese sensationsgeile Sau. Der vergisst auch nie was. Na gut, nie wenn es um sowas geht. Ich gebe mich geschlagen und fange an zu erzählen: „Irgendwann in der Mitte des Konzertes guck ich Kaoru an. Irgendwann hat er dann in meine Richtung geguckt und das die ganze Zeit. Irgendwie hatte ich dann das Gefühl, dass der mich direkt ansieht. Naja, dann dachte ich der guckt wieder weg. Aber scheiße was, falsch gedacht. Der hat mir direkt in die Augen gesehen. Sascha, still. Oft denkt man sowas nur. Aber wenn es wirklich so ist, dann merkt man das, weibliche Intuition. Mir ist es eiskalt den Rücken runter gelaufen. Und er hat nicht weg geguckt, bestimmt 5 Minuten lang. Naja irgendwann hab ich mich dann gezwungen weg zu gucken. Ich hab mich dann aber voll beobachtet gefühlt.“ „Ja, du warst auch ganz alleine auf einer einsamen Straße, wo niemand anderes war“, wirft Sascha ein. „Nein, als ob, ach ich weiß nicht. Auf jeden Fall hab ich dann wieder zu Kaoru geguckt und –zack – hatte ich meinen Beobachter gefunden. Er starrte immer noch her.“ Sascha und Miriam fiel die Kinnlade herunter. „Du malst dir das was aus, was gar nicht so war, Sophie“, sagt Miriam. „Nein, hör weiter zu. Ich bin noch nicht fertig. Ich wollte zwar wieder weggucken, aber es ging nicht. Und soll ich euch sagen woher ich so genau weiß, dass er mich angeguckt hat?“ Ich warte gar nicht auf eine Antwort sondern rede einfach weiter. „Er hat mir zugezwinkert.“ „Ich weiß, er hat uns zugezwinkert, vorhin“, will Miriam mir doch einreden. „Nein, Miri, das war nicht das erste Mal.“ Miriam und Sascha kommen gar nicht aus dem Staunen raus. „Um genau zu sein: Es war das dritte mal.“ „Aber er kann doch einfach nur in die Menge gezwinkert haben“, versucht Miriam wieder, aber ich sage: „Als er mir das erste Mal zugezwinkert hat, da hab ich mich erst umgeguckt, aber keiner hat das mitbekommen. Ich dachte erst das hätte ich nur geträumt, aber als ich dann wieder zu ihm geguckt habe, da hat der sich über mich lustig gemacht. Der hatte voll den belustigten Gesichtsausdruck. Dann hat er wieder gezwinkert und anschließend weggeguckt. Ich dachte erst ich hätte nur geträumt, aber als die eben hier rein gekommen sind und er wieder gezwinkert hat, da wurde mir klar, dass ich nicht geträumt habe.“ Sascha und Miriam steht der Mund offen. „Wow!“, bringen sie nur zustande. Ich winke Tom zu und rufe grinsend: „Neue Runde Tom, für mich und meine Freunde.“ Tom nickt und dreht sich um, um unsere Getränke fertig zu machen. „Jetzt verstehe ich warum du so geschockt warst“, sagt Sascha. „Ich kann das gar nicht glauben. Du hast während des Konzertes mit Kaoru geflirtet. Unglaublich“, sagt Miriam. Ich muss lachen. ‚Geflirtet’. Oh man, Miriam sagt sowas immer total direkt. Ich hätte das nie so bezeichnet. Bei anderen Kerlen ja, aber so? Sascha und Miriam steigen in mein Lachen mit ein. Wir gucken alle drei zum Dirutisch und von da an ist die Stimmung unbeschwert. Wir behandeln sie wie alle anderen Gäste auch. Ich werfe einen Blick auf die Kamera, die neben mir liegt. Ich hatte sie voll vergessen. Ich höre Stühle rücken. Einige Gäste wollen bestimmt schon gehen. Ich gucke auf meine Uhr. Ein Uhr nachts. Plötzlich sehe ich wie jemand nach meiner Kamera greift. Ich blicke hoch und will das Meckern anfangen: „He-“ Mir bleiben die Worte im Hals stecken. Kaoru hat nach meiner Kamera gegriffen. Neben ihm steht Die. „Das ist meine Kamera.“ Oh man, bin ich intelligent. So ein überaus intelligenter Satz. Wo ist mein Hirn! Aber da fällt mir auf, dass Kaoru mich unverständlich anguckt. Mist, ich hab’s auf Deutsch gesagt! Wenn Blödheit weh tun würde. Ich wiederhole das, was ich eben gesagt habe noch mal, aber diesmal auf Japanisch. „Ich weiß“, antwortet er mir. Oh mein Gott! Er hat mit mir geredet. Und ohhh! Diese Stimme. Hilfe ich schmelze! Was machen Sascha und Miriam eigentlich? Sie starren Kaoru und Die an, als kämen diese vom Mars. Kaoru guckt sich die Kamera an. “Wo geht die an?“, fragt er. Ich nehme sie ihm aus der Hand, mache sie an und halte sie ihm wieder hin. Er nimmt sie mir wieder weg und ich zeige auf den Auslöser. Er nickt und fotografiert Miriam und Sascha. Manchmal liebe ich meine Rationalität. Ich habe mich wider gefangen, während Miriam und Sascha wie zu Salzsäulen erstarrt da sitzen. Kaoru dreht sich um und fotografiert Kyo, Shinya und Toshiya. Die drei winken in die Kamera. Sie stehen auf und gesellen sich zu Die und Kaoru. Jetzt nimmt Toshiya meine Kamera und fotografiert die anderen vier. Kaoru nimmt die Kamera wieder und winkt Tom zum Tisch. „Take a photo“, sagt er zu Tom und hält ihm die Kamera hin. Tom nimmt diese und die 5 Dirus stellen sich um unseren Tisch herum. Ich werfe Sascha und Miriam einen Todesblick zu, trete sie unterm Tisch gegen das Schienenbein und sie wachen aus ihrer Starre auf. So eine Starre macht sich auf einem Foto nicht so gut. Tom drückt auf den Auslöser und gibt Kaoru die Kamera wieder. Der geht mit meiner Kamera wieder zu seinem Tisch und setzt sich hin. Die anderen gehen ihm hinterher. Er macht noch ein paar Fotos, danach legt er die Kamera wieder neben sich. Der wird mir die wohl schon wiedergeben. Ich drehe mich zu meinen Freunden. Die sehen aus als hätten sie einen Geist gesehen. Irgendwann wurden sie wieder ‚normal’ und wir haben ein Gespräch angefangen, wo es nicht um Diru geht. Irgendwann werden die, die wir in unserem Gespräch vermieden hatten, lauter. Ich habe Angst um meine Kamera. Sie liegt neben Kaoru auf dem Tisch. „Ich hol mir mal meine Kamera wieder“, sage ich zu Sascha und Miriam und stehe auf. Kaoru hat das gesehen und guckt mich an. Ich gehe zu deren Tisch und zeige auf die Kamera. „Kann ich die wieder haben?“, frage ich. „Setz dich“, sagt er stattdessen. Ich stehe immer noch neben dem Tisch. Ich will mich ja hinsetzen, aber die Befehle vom Gehirn erreichen meine Muskeln nicht. Kaoru steht auf und berührt mich an der Schulter. Hilfe! Er hat mich berührt?! Ich spüre ein kribbeln von dort aus durch meinen ganzen Körper laufen. Er schiebt mich auf die Bank und setzt sich auch wieder hin. Jetzt sitze ich zwischen Die und Kaoru. Hilflos gucke ich zu Miriam und Sascha. Diese grinsen mir ungläubig und fragend entgegen. Ich zucke mit den Schultern und schon habe ich ein Bier vor meiner Nase stehen. Ich gucke das Bier an, dann Kaoru und dann Sascha und Miriam. Diese gucken immer noch ungläubig. Kaoru und Die prosten mir zu. Ich gucke wieder das Bier an, welches vor mir auf dem Tisch steht. Eigentlich mag ich ja kein Bier, wenn ich schon was anderes getrunken habe. Aber na gut, runter mit dem Mist. Ich nehme mein Glas in die Hand und proste ihnen zu. Ich nehme einen Schluck und sofort weiß ich wieder, warum ich es nicht so gerne mag. Aber gut, das eine kann ich jetzt wohl mal austrinken. Bis jetzt hat noch niemand ein Wort gesagt. Ich will auch nicht die Erste sein, die etwas sagt. Ich sehe, dass Toshi Sascha und Miriam herwinkt. Die beiden, Sascha und Miriam, gucken sich ungläubig an. Als sie nicht aufstehen, stehen Toshi und Shinya auf, um die Beiden her zu holen. Auch sie werden auf die Bank geschoben. Miriam sitzt zwischen Kyo und Shinya und Sascha zwischen Toshi und Shinya. Das große Schweigen. „Versteht ihr gut Japanisch?“, fragt Kaoru und guckt mich an. „Ja“, antworte ich ihm. Danach herrscht wieder schweigen. Super, jetzt sitzen wir hier und können noch nicht einmal quatschen. Das wäre ja unhöflich wenn wir jetzt einfach auf Deutsch reden würden. Also, einfach weiter schweigen. „Seid ihr von hier?“, fragt Die. Ich bin schon so geschockt, weil ich ihn sprechen höre, dass ich fast vergesse zu antworten, schaffe es aber trotzdem. „Ja“, bringe ich aber nur krächzend heraus. Und wie zu erwarten herrscht danach wieder schweigen. Tolle Wurst. Jetzt sitzt man mal mit denen an einem Tisch und weiß nicht was man sagen soll. „Sascha. Jetzt wäre der Zeitpunkt für deine Rede gekommen“, sage ich belustigt auf Deutsch. Miriam muss sich ein lachen verkneifen. Sascha meinte mal, wenn er denen mal gegenüber stehen sollte, jetzt sitzt er sogar zwischen ihnen, dass er bestimmt nicht wissen wird, was er sagen soll. Deswegen wollte er eine Rede schreiben. Damit er dann was sagen kann. Aber scheinbar hat er sie vergessen, denn er guckt mich nur komisch an. Dir en Grey sehen allesamt verwirrt aus, weil sie nicht verstanden haben was ich gesagt habe. Aber das ist auch gut so. Wir brauchen ein Gesprächsthema. Am Besten ein unverfängliches. Wetter. Wetter ist immer gut, aber ich glaube, in diesem Fall leider nicht. Aber Kaoru scheint mir die Frage nach einem geeigneten Gesprächsthema abzunehmen, denn er fragt: „Habt ihr hier immer so schönes Wetter?“ Ich lache laut los. Alle gucken mich unverständlich an und Kaoru sieht beleidigt aus. Ich versuche mich zu beruhigen und presse ein „Entschuldigung“ raus. Danach sage ich: „Ich habe die ganze Zeit wegen einem Gesprächsthema überlegt und bin auch beim Wetter angekommen und in genau dem Moment kam die Frage.“ Jetzt müssen die Anderen, einschließlich Kaoru, auch lachen. Nachdem wir uns beruhigt haben, merke ich wie die Atmosphäre ihre Angespanntheit verliert und locker wird. „Und?“, fragt Kaoru. Ach ja, seine Frage verlangt ja noch eine Antwort. „Im Sommer ja, im Herbst und Frühling gibt’s immer Regen und der Winter ist verdammt kalt.“ Für diesen Satz habe ich ziemlich lange gebraucht. Ich muss Japanisch sprechen, aber meine Gedanken sind auf Deutsch. Ich sollte anfangen auch auf Japanisch zu denken, Aber ich habe die Befürchtung, dass das in einem völligen Desaster enden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)