Nur ein Stückchen Papier... von DJ-chan ================================================================================ Kapitel 4: Fragen ----------------- Kapitel 4 – FRAGEN Ich hatte noch nie so sehr auf das erlösende Klingeln der Schulglocke gehofft. Wir hatten gerade Deutsch und das war – bescheiden gesagt – nicht gerade mein Lieblingsfach. Ich war eben kein Mensch der großen Worte. Es gab ja welche, die waren mit einem scheinbar unerschöpflichen Vorrat an Worten geboren, aber warum sah meine Lehrerin nicht ein, dass ich nun mal gerade nicht zu so einer Sorte Mensch gehörte?! Zugegeben, ein Aufsatz mit 50 Wörtern war schon etwas mickrig, das sah sogar ich ein, aber wenn mir eben nicht mehr zu diesem bescheidenen Thema eingefallen ist?! Missmutig drehte ich meinen Kopf zur Seite, als sie erneut auf mich einzureden versuchte. „Ich kann eben nicht über so was schreiben…“, murmelte ich lustlos, und fragte mich, warum die gute Frau nicht endlich aufgab und aufhörte mich Vollzuquasseln, warum ich denn nicht etwas kreativer sein könne und ob ich mich denn nicht in etwas hineinversetzen könne und wie war das? – ich sollte doch endlich mehr Anteilnahme zeigen – oder so… Auf jeden Fall ging sie mir damit gehörig auf den Wecker und dass sie dabei unablässig vor meiner Bank auf und ab ging war wohl das Nervigste an allem. „Gut…ich denk mir noch ein bisschen mehr aus…“, der Satz war reine Notwehr. Auf jeden Fall wirkte er, denn sie lächelte zufrieden und wandte sich dann zu Rabi, welcher deutlich mehr zustande gebracht hatte, was auch immer er sich aus den Fingern gesaugt hatte. Mir war es sowieso ein Rätsel, wie der Typ es fertig brachte zu jedem erdenklichen Thema irgendeinen mehr oder weniger großen Unsinn zu erfinden. Einige hatten einmal im Stillen behauptet, ich würde Rabi seine „Wortgewandtheit“ neiden. Nicht das er die im Entferntesten besäße. Aber Neid? Bei so was? Nein. Gequatsche hatte mich schon von jeher gestört. Je sinnloser, desto mehr reizte es mich. Na ja. Das Läuten unterbrach meine Gedanken. Endlich würde ich etwas einigermaßen Sinnvolles lesen und schreiben können! Freudig erhob ich mich und schlenderte nach unten. Und später würde ich, meine Soba-Nudeln essend, VIELLEICHT meinen Aufsatz überarbeiten… „Ein Schwertmeister? Das ist ein toller Traum! Es ist sicherlich ein mühseliger und schwieriger Weg, diesen zu erfüllen, aber mittlerweile vermute ich, dass du sehr wohl in der Lage sein wirst, ihn zu meistern. Für mich klingst du wie ein ruhiger, intensiver Mensch. Warum ich das schreibe? Ich möchte natürlich wissen, ob ich richtig liege! Sonst macht diese Vermuterei ja gar keinen Spaß! Und ach ja: natürlich werde auch ich die Frage beantworten! ^^ Also: Ich träume davon ein erfülltes Leben zu führen. Okay, das ist etwas weitläufig. Natürlich möchte ich wie fast jeder ein aufregendes Leben haben, Herausforderungen meistern, Fortschritte machen. Aber was wäre das alles wert ohne Freunde? Deshalb träume ich davon, viele neue und vor allem gute Freunde zu bekommen und sie natürlich auch zu halten. Nicht so wichtig? Glaub mir, Freunde sind ein wertvolles Ziel und ein noch wertvolleres Geschenk! Deshalb: Lache! Und vor allem: Lache am besten mit deinen Freunden!“ Unsicher kniff ich die Augenbrauen zusammen. Schon wieder diese Lacherei… Freunde. Hm. Wenn ich ehrlich war, handelte es ich bei mir eher um den Typ „Einzelgänger“. Okay, Rabi, Allen und Linali könnten so etwas wie Freunde für mich sein. Vor allem Linali kannte ich schon von klein auf. Mit den Dreien war ich zwar nicht wirklich „dick befreundet“, aber immerhin redeten sie mit mir und ich gelegentlich auch mit ihnen. Das war ja schon was. Aber ob er das meinte? Wahrscheinlich nicht. Na ja. Das war eben sein Traum. MEINER war ein anderer. Es wunderte mich, dass keine weitere Frage folgte. Vor allem, da noch Platz auf dem Zettel war. Und die letzten paar Sätze waren noch unordentlicher geschrieben als sonst. Prüfend fuhr ich mit dem Finger über die Zeilen. Wie vermutet verschmierte die Tinte. Sie war noch ganz feucht, anscheinend ist er gerade unterbrochen worden. Möglichst unauffällig blickte ich mich um, ob derjenige vielleicht nicht noch irgendwo zu sehen war. Aber natürlich war dem nicht so. Es war keiner in der Nähe und die anderen waren zu sehr mit diversen Ballspielen beschäftigt als das einer von ihnen gerade dazugeschlichen wäre. Enttäuscht ließ ich die unbeabsichtigt angehaltene Luft aus. Schade. Irgendwie würde ich schon gerne wissen WER sich hinter dem Unbekannten versteckte. Aber wahrscheinlich würde ich es sowieso früher oder später erfahren. Und so konnte ich mich wenigstens in Geduld üben… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)