Aus dem Leben... von -akame- (Eine kleine Geschichte) ================================================================================ Kapitel 24: Surge ----------------- Weitere Tage waren vergangen und Akira saß in ihrem Zimmer am Tisch, grübelte über Berechnungen zu Dragoons neuer Form, die sie schon vor einer Weile erledigt haben wollte, aber ihr übermüdetes Hirn streikte erbarmungslos. Es war Montag, die letzte Ferienwoche hatte begonnen und Ray und Daichi waren beide am Vortag nach Hause abgereist, auch wenn es lange Diskussionen gegeben hatte, da die beiden Jungs lieber geblieben wären. Das Mädchen hatte es den beiden nicht verdenken können, aber sie fand, dass sie schon mehr als genug für sie getan hatten. Die Gesellschaft tat gut, aber auch nach deren Abreise würde sie immerhin nicht alleine sein. Hilary, Kenny, Max und Kai waren sowieso sonst täglich bei ihnen, bemühten sich die Schwarzhaarige abzulenken, so gut es ging. Kurz bevor Ray gegangen war, hatte er sie nochmal beiseite gezogen und ihr ans Herz gelegt ehrlich mit dem Ältesten der Gruppe zu sein. //“Er hat dich nicht mehr aus den Augen gelassen, seit du aus dem Krankenhaus zurück bist. Er und auch Tyson wollten nicht mal kurz mit uns zum BBA-Center, geschweige denn bladen. So hab’ ich die beiden noch nie erlebt. Von Tyson hab’ ich das fast erwartet, aber bei Kai... Wenn da nicht mehr ist, dann weiß ich’s auch nicht.”// Rays Worte hallten in ihrem Kopf und so gerne sie seinem Rat auch folgen wollte, seit sie die Medikamente abgesetzt hatte, hatte sie nicht mehr wirklich geschlafen. Akira hatte das Gefühl jeden Moment im Stehen einzunicken, aber sobald sie etwas Ruhe hatte, war sie immer wieder aufgeschreckt. Die Panikattacken hatten sich gehäuft und von Tag zu Tag wurde auch ihre Laune schlechter, selbst wenn das Mädchen versuchte sich das nicht anmerken zu lassen. Heute war ein besonders schlechter Tag. Am Morgen hatte ihr ihr Großvater die Zeitung am Frühstückstisch hingelegt, in dem ein Artikel über den Vorfall erschienen war. Akira war ehrlich gesagt verwundert gewesen, dass die Presse es jetzt erst erfahren hatte, da Tyson und die anderen, die ja indirekt involviert waren, durch die gewonnenen Titel im Bey-Sport und vor allem das Justice Five Turnier vor einigen Wochen durchaus bekannt waren. Aber der ausschlaggebende Informat schien von Kentas Seite gewesen zu sein. Der Artikel hatte nur so vor Falschaussagen gestrotzt. Sie habe ihn mit dem Messer angegriffen und er sich nur verteidigen wollen. Auf offene Fragen oder widersprüchliche Aussagen, wurde natürlich nicht näher eingegangen. Und das war der Moment, in dem die Japanerin verstehen musste, dass der Gegner einflussreicher war, als sie zunächst gehofft hatte. Es würde nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der Anwalt seiner Familie diesen Mistkerl aus der Untersuchungshaft herausholen würde und sie ahnte, dass sie sich noch auf einen zeitintensiven und unfairen Kampf einstellen musste. Und sie konnte sich auch vorstellen wie Robert oder ihre Eltern reagieren würden, wenn sie davon erfahren würden. Die Schwarzhaarige hatte schon Mühe genug gehabt sie alle zu beruhigen, als sie endlich mit ihnen hatte sprechen können. Sie war zwar angeschlagen, aber sie lebte und noch mehr Leute, die in direkter Umgebung herumwuselten, würden ihr in diesem Moment auch nicht helfen. So sehr sie Stille zur Zeit auch vermeiden wollte, sie war froh, dass sie heute das erste Mal fast alleine Zuhause war. Nach einer gefühlten Ewigkeit waren Max, Hilary und Kenny nochmal bei sich daheim. Kai war geblieben und als Akira am Morgen Dank des Artikels wieder kurz davor gestanden hatte sich zu vergessen, hatte sie um ein wenig Zeit für sich gebeten, nachdem sie vom Kontrolltermin beim Arzt zurück war. Nun saß sie alleine in ihrem Zimmer auf dem Boden und die beiden Jungs waren in Tysons Zimmer. Sie konnte sich nicht mal richtig darüber freuen, dass der Verband durch Pflaster getauscht wurde und sie endlich wieder den linken Unterarm und ihre Hand nutzen durfte, zumindest so weit es die Schmerzen zuließen. Lediglich der Oberarm war noch fest fixiert, damit die Wunde an der Schulter nicht zu sehr strapaziert wurde. Der Chirurg hatte wirklich ganze Arbeit geleistet, da sie mittlerweile auch wieder Gefühl in dem verletzten Arm hatte. Die Wunde musste nur noch vollständig abheilen und sie war wieder fast die Alte. Zumindest äußerlich. Die psychischen Wunden würden länger brauchen. Sie seufzte lautlos und versuchte sich wieder zu konzentrieren, doch die Zahlen auf dem Blatt verschwammen zusehends vor ihren müden Augen. Der Frust kam zum erneuten Mal an diesem Tag hoch und resigniert legte sie den Kopf auf die Tischplatte, versuchte die Tränen zurückzuhalten. “Akira…” Ihr Kopf schnellte hoch und sie versuchte die Sicht zu klären. Das Mädchen konnte nur eine dunkle Gestalt an der offenen Tür zum Garten erkennen und reflexartig verkrampfte sich ihr Körper. Ihre Hand ballte sich zur Faust, um den Stift, den sie hielt, zur Not als Waffe zu verwenden, während sie ihre Beine an ihren Körper heran zog. Erstaunt darüber wie blitzschnell ihr Körper reagiert hatte, blinzelte sie mehrfach und hoffte endlich erkennen zu können, um wen es sich bei dem Eindringling handelte. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe sie es endlich verstand. “... Ozuma?” Erst jetzt bemerkte sie, dass sie sogar den Atem angehalten hatte. Das Adrenalin ließ sie zittern und Akira schnappte nach Luft, ließ den Stift augenblicklich wieder fallen, als sei er ganz plötzlich heiß geworden. Sie sank nach vorne, die rechte Hand auf ihr pochendes Herz gelegt und japsend versuchte sie sich zu beruhigen, bekam nur am Rande mit, wie der Junge zögerlich auf sie zukam. “Akira, was…?” Doch ehe er sie erreicht hatte, stürmte bereits Tyson in das Zimmer, dicht gefolgt von Kai, die die unbekannte Stimme gehört haben mussten. Die Jungs tauschten stumm Blicke aus, bevor sich Tyson vor seine Cousine platzierte, die keuchend um Luft rang und mit der drohenden Panikattacke kämpfte. Akira hatte schon einige dieser Anfälle gehabt und so sehr sich der Japaner auch bemühte, so überforderte es ihn auch jedes Mal ungemein. Er versuchte ihr Gesicht zu fassen, damit sie aufsah, aber seine ungewollt hektische Art half ihr nicht wieder runterzufahren. “N-Nicht...”, keuchte sie und legte zittern eine Hand auf seinen Arm, damit er los ließ. Sie fühlte sich, als würde sie ersticken. Der Druck auf ihrer Brust nahm zu und sie begann zu Schluchzen. Ihre Gedanken rasten, als sie versuchte sich zu erinnern, was sie jetzt am besten tun sollte. Hilfesuchend sah Tyson zu Kai, der sich umgehend von seiner Position im Türrahmen löste und die Plätze mit ihm tauschte, sich dabei jedoch seitlich von dem Mädchen auf den Boden kniete. Sein ruhiges Wesen war die letzten Tage oft Akiras Rettung gewesen, selbst, wenn sie sich ärgerte, dass sie es nicht immer alleine schaffte sich wieder zu beruhigen. “Ist gleich wieder vorbei, Akira.” Sie konnte seine leise Stimme direkt neben ihrem Ohr hören, spürte eine seiner Hände an ihrem Rücken und die andere am Zwerchfell, richtete sie so etwas auf, damit sie gerade saß. Er brauchte nicht mehr zu sagen. Diese Situation hatte sich schon oft genug wiederholt, dass die Schwarzhaarige schnell wieder wusste, worauf sie sich konzentrieren musste. Tiefes Ein- und Ausatmen in den Bauch, damit sie nicht wieder zu hyperventilieren begann. Warum zur Hölle schaffte sie es nicht alleine darauf zu kommen? So auf sich selbst konzentriert, bekam das Mädchen auch nicht mit wie Tyson Ozuma zunickte, um ihm mitzuteilen, dass er ihm aus dem Zimmer folgen sollte. Es dauerte einige Minuten, bis Kai sie wieder los ließ und sie sich mit deutlich ruhigerem Atem und geschlossenen Augen gegen die Wand hinter sich lehnte und die Knie an die Brust zog. Der Junge beobachtete sie immer noch mit kritischem Blick und lehnte sich neben ihr ebenfalls gegen die Wand. //”...wenn da nicht mehr ist, dann weiß ich’s auch nicht.”// Erneut Rays Stimme, die Akiras Gedanken einnahm. Der Ältere war mal wieder da gewesen, hatte ihr geholfen, es geschafft sie zu beruhigen. “Danke…” Erleichtert, dass die Attacke vorbei war, ließ das Mädchen den Kopf nach rechts fallen, lehnte ihn an seine Schulter und spürte die wohlbekannte Wärme, während er schwieg. Lange blieb sie jedoch nicht in dieser Position. Als Akira Ozuma und Tyson im Flur hörte, setzte sie sich wieder aufrecht. Nach solchen Anfällen hatte sie oft das Bedürfnis nach Körperkontakt, was die letzten Tage meist durch Tyson gelindert werden konnte, der sie von sich aus in Umarmungen gezogen hatte. Und so gut Kais Nähe in diesem Moment auch tat, besonders, da sie ja doch eher selten war, so hatte Akira keine Lust auf lästige Fragen. In dem Moment, wo die beiden erneut in das Zimmer traten, hatte sich Kai aufgerichtet, ging an Ozuma vorbei und nickte ihm wortlos zur Begrüßung zu. Tyson hingegen stand noch unschlüssig in der Tür, beobachtete seine Cousine, die seinen Blick erwiderte. Sie konnte spüren, dass er sie jetzt nicht schon wieder alleine lassen wollte, auch, wenn es nur Ozuma war. Es war das erste Mal seit der Weltmeisterschaft im Vorjahr, dass die beiden nochmal aufeinander trafen und Akira war froh, dass Tyson keine Szene machte. Sie hoffte, dass er endlich verstanden hatte, dass er sich bei dem Jungen keine Sorgen mehr um sie machen brauchte. “Ist schon in Ordnung, Ty.” Bestätigend und müde lächelte sie ihren Cousin an, der etwas widerwillig nickte und Ozuma anschließend nochmal ansah. Als er sie dann alleine ließ, ließ er absichtlich die Tür zum Flur offen, worauf das Mädchen leise lachend schnaufte. “Hey…” Die Schwarzhaarige sah zu Ozuma, der sie immer noch Mitten im Raum stehend beobachtete. Sie lächelte ihn entschuldigend an, versuchte die gedrückte Stimmung etwas zu heben. “Hey.”, antwortete er, erwiderte das Lächeln und kam nun auf sie zu, kniete sich vor sie und fasste sanft ihr Kinn. Akira war zunächst verwirrt, aber als er ihr Gesicht leicht nach links drehte, verstand sie und ließ ihn machen. Der Junge zog die Brauen zusammen, als er die Überreste des blauen Flecks auf ihrer Wange analysierte. Die Hand verschwand von ihrem Gesicht und als sie ihn wieder ansah, bemerkte sie wie sein Blick nun auf dem Pflaster an ihrer verletzten Schulter lag, das durch das Top, das sie trug, gut sichtbar war. “Ich hab’ heute Morgen den Artikel gelesen und musste direkt her kommen...” Während er sprach, drehte er sich und setzte sich neben das Mädchen auf den Boden, wo vorhin noch Kai gesessen hatte. “Es war vorher schon unnötig zu fragen, ob der Mist darin stimmt, aber Tyson hat mir erzählt wie es wirklich abgelaufen ist.” Die Japanerin schloss die Augen und schnaufte leise. Der Junge kannte sie gut genug, dass er es schon selber gewusst hatte. Sie dankte Tyson innerlich, dass er die Erklärung für sie übernommen hatte. “Tut mir Leid, dass ich dich erschreckt hab’. Ich hätte damit rechnen müssen, dass ich besser nicht einfach so in deinem Zimmer stehen sollte.” Ozuma zog die Knie ebenfalls an und legte die Arme darauf ab. Sein Kopf neigte sich zu ihr und er sah sie direkt an. “Ich hab’ heute generell einen Scheiß-Tag. Ist nicht deine Schuld.” Traurig lächelnd erwiderte sie seinen Blick. “Wegen dem Artikel?” “Auch… Ich kann seit Tagen nicht wirklich schlafen und hab’ deswegen heftige Stimmungsschwankungen und Panikattacken. Der Bericht war also quasi die Kirsche auf der Torte.” Der Junge beobachtete sie einige Sekunden stumm, schien zu überlegen, ehe er anfing wissend zu grinsen und mit gesenkter Stimme sprach. “Aber immerhin scheint das mit Kai und dir ja zu laufen.” Akira sah ihn irritiert an. Dass Kai ihr vorhin geholfen hatte, konnte jetzt nicht wirklich als Indiz für seine Schlussfolgerung zählen, oder hatte er mehr gesehen? “Wie kommst du da drauf?”, fragte sie und Ozuma sah sie überrascht an, ehe sein Grinsen breiter wurde. “Es ist Monate her, seit du bei mir warst, um Dranzer zu retten, und ihr habt immer noch nicht miteinander geredet?” //Wie zur Hölle macht der Kerl das nur immer wieder?// Akira strich sich seufzend durch die Haare. Sie lehnte sich etwas nach vorne, um kurz in den Flur zu sehen, ehe sie noch leiser fortfuhr. “Wenn du’s unbedingt wissen willst: Weil ich das eigentlich so schnell wie möglich wieder vergessen wollte. Erst einen Tag vor dem Angriff hat Ray mir den Floh ins Ohr gesetzt, das doch nochmal zu überdenken, aber im Moment hab’ ich wirklich andere Sorgen.” “... Du hast aber auch immer irgendeinen Grund dich aus der Affaire zu ziehen, oder? Buchstäblich.” Ozuma zog eine Braue skeptisch nach oben und erntete ein genervtes Augenrollen. “Warum müssen du und Ray euch da eigentlich überhaupt einmischen, man? Als wäre ich nicht in der Lage selbstständig Entscheidungen zu treffen.”, jammerte sie kraftlos. Sie wusste insgeheim, dass die beiden Jungs irgendwo Recht hatten, aber es war dennoch nervig. “Weil wir anscheinend sehen, wovor du die Augen verschließen willst. Und wenn du dann doch mal empfänglich für gewisse Anzeichen bist, kommst du nicht in die Gänge.” “Inwiefern?” Warum fragte sie überhaupt? Sie ahnte schon was jetzt kommen würde. Ozuma hatte garantiert mehr gesehen und bei seinem enormen Feingefühl, genau wie bei Ray, konnte Akira sich jetzt denken, dass er in dem kurzen Moment, wo er sie und Kai zusammen gesehen hatte, wirklich schon einiges aufgeschnappt hatte. “Naja, den Blick, den er mir vorhin zugeworfen hat, als er rausgegangen ist, hat Bände gesprochen. Ich bin mir noch nicht sicher welche Bände, aber es war eindeutig.” Akira stockte kurz. Da Kai mit dem Rücken zu ihr gestanden hatte, hatte sie seinen Blick wirklich nicht gesehen. Aber wenn sie ehrlich war, hatte sie keine Energie mehr weiter darauf einzugehen. Ihr müdes Hirn meldete sich mit Kopfschmerzen zurück. “Können wir das Thema jetzt bitte sein lassen?”, fragte sie flehend als sie den Blick wieder geradeaus und von ihm weggedreht hatte und massierte sich die Schläfe. Der Junge beobachtete sie still und seufzte resigniert. Sie wusste, dass er das Ganze mit Sicherheit nochmal ansprechen würde, aber zumindest für jetzt hatte sie Ruhe und das reichte ihr. Ozuma war noch eine ganze Weile geblieben und neben Tysons obligatorisch regelmäßigen Checks, ob auch wirklich alles in Ordnung war, blieb sein Besuch sonst recht ereignislos. Nachdem er sich auch daran gehalten hatte ihre Gefühle gegenüber Kai nicht noch einmal anzusprechen, konnte auch Akira mehr entspannen und die seltene Gesellschaft genießen. Sie gab ihm endlich seinen Umhang zurück und versprach ihn zeitnah nochmal im Dorf besuchen zu kommen, so, wie sie es eigentlich demnächst auch vorgehabt hatte. Aber aktuell stand ihre Genesung an erster Stelle. Sie hatte ihn noch zum Genkan begleitet und stand nun mit ihm in der Haustür, um sich zu verabschieden. “Halt’ die Ohren steif, Aki.”, lächelte er sie an und erntete ein Lachen. “Kennst mich doch.”, gluckste sie und ließ sich von ihm in eine Umarmung ziehen. Gerade, als sie sich wieder lösen wollte, stoppte er sie, nahm eine Hand von ihrem Rücken und legte sie an ihr Gesicht. Irritiert suchte sie nach seinen Augen, spürte aber stattdessen seine Lippen auf ihrer Wange. //Was zur Hölle…??// Sie waren Freunde und nicht mehr. Ozuma wusste das genauso wie sie selbst, wie sie vorhin erneut festgestellt hatte. Körperliche Nähe in Form von Umarmungen war zwar kein Fremdwort für sie beide, trotz ihrer gemeinsamen Geschichte, aber das hier war anders. Er entfernte sich nun vollends von ihr und zwinkerte ihr grinsend zu, während sie sein Verhalten immer noch zu analysieren versuchte. Aber so sehr sie auch nachdachte, ergab es keinen Sinn, warum er sich plötzlich wieder so ähnlich verhielt wie vor einem Jahr, als sie getrennte Wege gegangen waren. Immer noch grinsend drehte sich der Junge um und sie sah ihm nachdenklich hinterher. Seufzend wandte sie sich dann auch selber ab, um wieder ins Haus zu gehen, und stockte. Kai stand im Flur an die Wand gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und den Blick starr an ihr vorbei. Akira musste tief durchatmen und presste die Lippen aufeinander, während sie versuchte nicht Rot anzulaufen. //Dieser verdammte Blödmann…// Natürlich hatte er das vorhin mit einer Intention gemacht und so wie Kai gerade aussah, hatte er damit wohl voll ins Schwarze getroffen. //“... den Blick, den er mir vorhin zugeworfen hat, als er rausgegangen ist, hat Bände gesprochen. Ich bin mir noch nicht sicher welche Bände, aber es war eindeutig.”// Wie Recht er hatte. Jetzt zwang er sie auch noch dazu tatsächlich mit dem Älteren zu reden. Aber sie sollte zumindest klarstellen, dass da nichts zwischen ihr und Ozuma war, bevor es wieder ein großes Donnerwetter gab. Akira atmete erneut tief durch und betrat den Flur und schloss hinter sich die Tür. Doch ehe sie etwas sagen konnte, hatte der Junge sie nun direkt angesehen. “Ich hoffe das endet nicht so wie beim letzten Mal…” So sehr sich Kai auch um ein Pokerface bemühte, er sah alles andere als begeistert aus. Die Schwarzhaarige versuchte zu erahnen was in ihm vorging. War es Enttäuschung? Eifersucht? Oder doch nur ernsthafte Sorge? In Gedanken ging sie sämtliche Möglichkeiten durch, wie sie nun reagieren könnte und da ihr Hirn immer noch auf halber Geschwindigkeit lief, stand sie sekundenlang schweigend vor ihm, während die Rädchen in ihrem Kopf sichtbar ratterten. “... Es kann nichts enden, wenn da nichts ist. Wir sind nur Freunde. Ich habe schon lange keine Gefühle mehr für ihn.” Kai stieß sich von der Wand ab und sie sah zu ihm auf, hielt dem Blick stand, glaubte sogar einen Moment Erleichterung in seinen Augen erkennen zu können. Eigentlich wollte sie es dabei belassen, aber weitere Worte sprudelten im Flüsterton heraus, ohne, dass sie sie aufhalten konnte. “... Nicht für ihn…” Sie konnte spüren wie sie ungewollt die Kontrolle verlor. Die vielen Wochen, in denen sie sämtliche Gefühle unterdrückt hatte, kamen wieder hervor. Doch diesmal nicht, während sie ihn heimlich beobachte, sondern jetzt in diesem Moment, wo sie sich ansahen und er eindeutig den Wechsel in ihrem Blick erkennen konnte. Und sie sah in seinem Blick, dass er es verstanden hatte. Erschrocken über die unbeabsichtigte Offenbarung weitete Akira die Augen. //Verdammt… Das war so nicht geplant.// “Ist Ozuma schon weg?” Tyson kam gerade den Seiteneingang herein und schritt den Flur entlang direkt auf die beiden zu, die den Blickkontakt dennoch nicht abbrachen. Der Junge hatte mal wieder das perfekte Timing erwischt und wenn Akira ehrlich sein sollte, war sie froh sich fast schon ungeschoren aus der Situation ziehen zu können. Sie war immer noch unglaublich müde und wusste nicht wie sie einem solchen Gespräch standhalten sollte, ohne völligen Blödsinn von sich zu geben. Die kurzzeitige Auseinandersetzung mit Ozuma diesbezüglich hatte ihr für heute schon den Rest gegeben. Mal abgesehen von der Tatsache, dass sie es Kai eigentlich gar nicht so bald hatte sagen wollen. “Ja, seit gerade eben.”, antwortete Akira, die endlich die Beherrschung zurück erlangt hatte und anschließend Tyson ansah. Er schien die Spannung zwischen ihr und dem Ältesten nicht zu bemerken. “Na dann. Gibt’s was Neues bei den Saint Shields?”, fragte ihr Cousin, doch ehe sie antworten konnte, wurde sie von ihrem Großvater unterbrochen, der aus der Küchentür lugte und sie alle zum Mittagessen rief. “Super, ich verhungere schon!” Grinsend legte Tyson vorsichtig einen Arm um ihre Schultern und zog sie freudig in Richtung Küche. Akira verkniff sich einen weiteren Blick zu Kai, der den beiden wenig später folgte. Sie wusste, dass das Gespräch nur vertagt war, aber das verschaffte ihr auch die Zeit, die sie brauchte, um sich dafür zu sammeln. Das Essen war äußerst seltsam gewesen. Während Akira versuchte sich nichts anmerken zu lassen, vermied sie es in Kais Richtung zu sehen, was schwieriger war, als sie gehofft hatte. Tyson und ihr Großvater waren so gut wie die ganze Zeit tief in ein Gespräch wegen des später anstehenden Kendo-Trainings versunken gewesen, zu dem ihr Großvater seinen jüngsten Enkel nach Wochen nochmal überreden konnte und so sehr das Mädchen ihren Fokus auch darauf hatte lenken wollen, so sehr spürte sie auch den eindringlichen Blick des Älteren, der ihr auch noch am Tisch gegenüber gesessen hatte. Als sie fertig war, war sie direkt aufgesprungen und hatte sich entschuldigt, ohne, dass einer der anderen etwas sagen konnte. So Leid es ihr auch tat Kai nun einfach stehen zu lassen, obwohl er jedes Recht dazu hatte Antworten zu bekommen, die er seinem Verhalten nach zu urteilen auch haben wollte, aber das war ihr heute einfach zu viel. Sicherheit suchend war sie ins Bad gestürmt und wollte duschen. Die neu gewonnene Freiheit ihres linken Unterarms war durchaus hilfreich das jetzt auch endlich wieder alleine hinzubekommen. Fieberhaft überlegte sie währenddessen was wohl dabei raus käme, wenn das Gespräch dann doch endlich stattfinden würde. Im Grunde gab es nur zwei Möglichkeiten: er hatte auch Gefühle für sie, oder eben nicht. //Aber so oder so, es wird sich etwas zwischen uns ändern. Und das hab’ ich eigentlich nie gewollt...// Ein weiteres Mal an diesem Tag spürte sie wie Tränen ihre Sicht verschwimmen ließen. Es war alles zu viel. Die chaotischen Emotionen, Depressionen und Glücksgefühle im regen Wechsel, ihre physischen Wunden, die sie einschränkten, der Schlafmangel. Und dann waren da noch die Panikattacken, die sie noch zusätzlich auslaugten. Wie sollte sie denn in der Lage sein so ein anständiges Gespräch zu führen, geschweige denn rationale Entscheidungen treffen zu können? Auch, wenn sie mittlerweile auch die Möglichkeit in Betracht zog, dass er ähnlich fühlte, machte es das Chaos in ihrem Inneren nicht wirklich besser. //Eine von unzähligen Baustellen weniger, macht eigentlich auch keinen Unterschied mehr, oder?// Frustriert schniefte sie und wischte sich fahrig die Tränen von den Wangen. Allein für diesen Gedanken konnte sie jetzt schon das empörte Gemecker von Ray und Ozuma in ihrem inneren Ohr hören, was sie leise zum Lachen brachte. Seit wann war sie eigentlich so passiv drauf? Normalerweise war sie ein Mensch, der Probleme direkt anging und das Eingeständnis, dass sie versuchte vor einer Konfrontation wegzulaufen – eigentlich sogar schon seit Wochen – ärgerte sie. Sie war enttäuscht über sich selbst. Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. Es wurde höchste Zeit, dass sie die vielen negativen Gedanken endlich mal los wurde und vor allem aus diesem Loch herauskam. //Wenn ich doch wenigstens endlich mal schlafen könnte...// Erschöpft rieb sich Akira die Augen und blieb einen Moment auf dem Boden hocken, ehe sie endlich begann sich abzutrocknen und etwas überzuziehen. Ein tiefer Atemzug ehe sie die Tür öffnete und seufzend in ihrem Zimmer verschwand. Sie wusste, dass die Weglauferei aufhören musste. Sie konnte Kai ja auch nicht ewig aus dem Weg gehen. Das wäre auch alles andere als fair. Weiter darüber nachzudenken machte im Moment allerdings nur wieder ihre Kopfschmerzen schlimmer, also nahm sie sich vor das Thema am nächsten Tag endlich anzugehen. Ein erneuter Seufzer entrann ihrer Kehle und sie öffnete die Schiebetür zum Garten. Heute war es ausnahmsweise mal nicht ganz so heiß wie die letzten Tage. Dicke Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben, aber wenigstens regnete es nicht. Akira atmete den sommerlichen Geruch ein und lauschte den Zikaden. Ihr fiel auf, dass sie schon seit geraumer Zeit nicht mehr meditiert hatte. Vielleicht half das den Kopf nochmal frei zu bekommen und sich vor allem zu entspannen. Kurzerhand setzte sie sich im Schneidersitz auf die Dielen, schloss die Augen und versuchte endlich den dunklen Nebel in ihren Gedanken zu verdrängen. Einige Minuten ging es sogar gut, ehe sie merkte, wie sie einnickte. So sehr sie auch schlafen wollte, diese Position war in ihrem Zustand alles andere als geeignet um an Ort und Stelle einzuschlafen. Und damit war es dann auch mit dem leeren Kopf vorbei. Genervt atmete sie aus, beugte sich nach vorne und massierte sich den Nasenrücken. “Alles okay?” Tyson hatte am Ende des Hauptgebäudes an seinem Zimmer ebenfalls die Tür zum Garten geöffnet und stand in seiner Trainingskleidung auf dem Engawa, sah sie besorgt an. Akira richtete sich wieder etwas auf und lächelte ihn müde an. “Geht so… Heute ist echt nicht mein Tag.” Wieder ein Seufzen. Jetzt wo sie ihren Cousin im Hakama sah, hatte sie auch Lust beim Schwertkampf mitzutrainieren. Aber das würde die nächsten Wochen vorerst nicht möglich sein. “Warum guckst du nicht zu wie Opa mich triezt? Das macht dir doch sonst auch so viel Spaß?”, grinste der Japaner und brachte das Mädchen zum Lachen. “Und Kai musste noch kurz weg, also sind wir eh alleine.” Nun horchte sie auf. “Kai ist weg?”, fragte sie und versuchte nicht zu emotional zu klingen. War ihre Reaktion vorhin etwa zu viel gewesen? Hatte er die Nase voll und ist einfach Heim? Sie versuchte die aufkommende Panik herunterzuschlucken, sich zu sagen, dass es nicht unbedingt mit eben zu tun haben muss. “Ja, ich glaube er wollte noch was besorgen oder so. Er kommt später wieder. Hilary wollte heute Abend auch nochmal vorbei kommen.” Das Mädchen versuchte sich wieder zu beruhigen und schüttelte die rechte Hand aus, die sich unbewusst in den Stoff ihres Oberteils verkrampft hatte. //Hör auf dich wie eine Idiotin zu benehmen, Mensch. Das wird ja langsam wirklich peinlich…//, schallte sie sich in Gedanken und sah endlich wieder auf. Tyson hatte es zum Glück nicht bemerkt und sich bereits Richtung Dojo gedreht. “Kommst du?” Er konnte ihr Nicken zwar nicht sehen, aber zu mehr war sie im Moment nicht imstande. Umständlich kam sie wieder auf die Beine, schnappte sich im Zimmer nochmal ihre Unterlagen mit den offenen Berechnungen und trottete ihm hinterher in die kleine Trainingshalle, wo ihr Großvater bereits auf seine Enkel wartete. Vielleicht konnte sie parallel auch nochmal an ihren Aufgaben arbeiten. Eine Stunde war bereits verstrichen, in der es sich Akira auf einem der Futons bequem gemacht hatte, die noch von den anderen im Dojo zusammengelegt lagen. Mit angewinkelten Beinen saß sie an die Wand gelehnt und tippte mit ihrem Stift auf dem Block herum, während sie mit leerem Blick nach vorne schaute, wo Tyson und ihr Großvater in das Training vertieft waren. Sie war schon einige Male eingenickt, aber bereits nach kurzer Zeit wieder aufgeschreckt. Die Albträume verfolgten sie immer noch und mittlerweile war sie sogar an dem Punkt angelangt, wo sie sich die Beruhigungsmittel zurück wünschte. Die Tür der Halle war offen und aus den Augenwinkeln sah sie jemanden eintreten. Es war Kai, der sich umsah und nun auch sie an der Seite erblickte. Mit Verzögerung erwiderte sie seinen Blick und sah dann wieder runter auf den Block in ihrem Schoß. Sie war froh, dass sie vorhin unbegründet Panik geschoben hatte, aber die Angst, dass er sie zur Rede stellen wollte, war immer noch da, auch wenn sie nicht mehr davor weglaufen wollte. Solange sie nicht alleine waren, würde das allerdings sowieso nicht passieren. So gut kannte sie den Jungen mittlerweile. Tief in Gedanken hatte sie nicht bemerkt, wie der Ältere die Distanz zwischen ihnen verringert und sich neben ihr auf das Futon gesetzt hatte. Sie beide hüllten sich in Schweigen und Akira war sich unsicher wie sie die Situation bewerten solle, bis sie in ihren Gedanken unterbrochen wurde, als der Junge wortlos nach ihrem Block und Stift griff. Bis auf die Werte, die Kenny ihr zur Verfügung gestellt hatte und eine paar Versuche die richtigen Zahlen in den richtigen Formeln einzufügen, hatte sie nichts Brauchbares geschafft. Mit zusammengezogenen Brauen beobachtete sie ihn dabei, wie er ein paar der Formeln nacheinander abarbeitete und ihr anschließend die Notizen zurück auf den Schoß legte. Ihre Augen scannten die Ergebnisse auf Fehler, aber es wunderte sie nicht, dass sie selbst das im Moment nicht hinbekam. “Ich lobe deine Hartnäckigkeit das jetzt unbedingt hinkriegen zu wollen, aber du solltest lernen zu erkennen, wann du aufgeben und dir einfach auch mal die Zeit geben musst, die du anscheinend dringend brauchst.” Die Japanerin sah vom Blatt auf und zu ihm, erwiderte seinen Blick nun das erste Mal länger seit ihrem Ausrutscher heute Mittag. Wieder wusste sie nicht wie sie seine Mimik deuten sollte und über den Gedanken meldeten sich die Kopfschmerzen zurück. Seufzend strich sie sich über die Augen und musste sich eingestehen, dass er wie so oft Recht hatte. Es nützte nichts etwas erzwingen zu wollen, wenn sie es offensichtlich zur Zeit körperlich nicht schaffte. Akira legte die Sachen beiseite und lehnte ihren Kopf gegen die Wand hinter sich. Das Mädchen spürte wie ihr Körper von selbst die geistige Blockade löste, die sie vor Aufregung vorhin unbewusst errichtet hatte. Es war fast surreal. Kai wusste nun offensichtlich von ihren Gefühlen, obwohl sie es eigentlich gar nicht preisgeben wollte, und so angespannt sie auch deswegen war, so schaffte er es mal wieder die Ruhe selbst zu sein und das auch auf sie zu übertragen. Jetzt tat es ihr nur noch mehr Leid, das sie ihm vorhin so vor den Kopf gestoßen und gemieden hatte. Nur ein weiterer Beweis, dass sie aktuell nicht in der Lage war rational zu denken. Die Augenlider wurden erneut schwer und die Schwarzhaarige gab auf sich dagegen zu wehren. Die Hoffnung, dass sie etwas mehr als ein paar Minuten Schlaf bekam, war stets präsent, aber diese wohlbekannte Wärme im Inneren und Kais beruhigende Art stimmten sie seit langem nochmal zuversichtlich. Ehe sie vollends in den Schlaf glitt, bemerkte sie, wie sich ihr Körper zur Seite neigte und ihr Kopf zum zweiten Mal an diesem Tag auf Kais Schulter rutschte. ~Stechende Augen, durchbohrend; Hände, die sie festhielten und dann plötzlich ein unbeschreiblicher Schmerz, der den ganzen Körper durchjagt.~ //Keine Luft...// Mit aufgerissenen Augen rang sie um Atem, den Oberkörper nach vorne gebeugt und in diesem Moment spürte sie die Wunde an ihrer Schulter, die sich schmerzhaft meldete, da Akira so ruckartig aus dem Schlaf gerissen wurde. “Hah… au…” Die Stimme mehr ein Flüstern und ein pochender Puls, der ihr bis zum Hals schlug. Mit zittrigen Fingern hielt sie die rechte Hand an die Schulter und konnte die Schluchzer nicht aufhalten, die sich aus ihrer Kehle kämpften. Schon wieder war sie so brutal geweckt worden. Das Adrenalin schoss ihr durch die Adern, aber zugleich spürte sie auch die unglaubliche Erschöpfung, das kräftezehrende Sehnen nach Ruhe und Erholung, das mal wieder durch die altbekannten Albträume zunichte gemacht wurde. Noch etwas im Halbdelirium bemerkte sie erst jetzt die stützenden Hände an sich, die ihrem Oberkörper wieder vorsichtig nach oben halfen, während sie versuchte ihre Atmung zu regulieren. “Ich will doch einfach nur endlich mal schlafen, verdammt.”, schluchzte sie und ließ sich von Kai aufrecht hinsetzen, damit sie besser Luft bekam. Leise fluchend legte sie den Kopf in den Nacken und kämpfte auch gegen die nun aufkommenden Tränen, eine Hand in Kais Shirt gekrallt, der neben ihr kniete. “Scheiße… ich…” Nur langsam ließ der Druck in Akiras Brust nach. Wenigstens war es diesmal keine heftige Panikattacke, aber der Schreck hatte ihr schon gereicht. Der Junge ließ sie nun los, aber bevor sie sich erneut zurück gegen die Wand lehnen konnte, hatte er sich anders positioniert und zog sie vorsichtig zu sich. Akira fand sich plötzlich mit ihrer rechten Seite an seine Brust gedrückt wieder und spürte, wie ihr Gesicht rot wurde. Die Tränen waren nun schnell vergessen. “Was…?” Sie wollte sich wieder aufrichten, aber ihr fehlte die Energie. “Du brauchst dringend Schlaf.” Und da dachte er etwa es würde ihr helfen, wenn sie zwischen seinen angewinkelten Beinen und an seinem Oberkörper gelehnt dalag? Nur Stunden, nachdem er herausgefunden hatte, dass sie mehr für ihn empfand? Oder dachte er es vielleicht genau deswegen? “Aber…” “Nach müde kommt blöd, also halt den Mund und mach die Augen zu.” Er ließ offensichtlich keine Widerrede zu und das Mädchen gab auf. Blöd fühlte sie sich schon seit Tagen, und davon hatte sie genug. Resigniert seufzte sie, zog die Beine auf dem Futon etwas heran und drehte sich leicht, sodass sie nicht mehr mit der Schulter gegen seine Brust drückte, sondern den rechten Arm halb um seinen Rücken schlang. Das Gesicht vergrub sie in seiner Halsbeuge, die seit dem Angriff nicht mehr von seinem weißen, langen Schal verdeckt wurde, und mehr unbewusst sog sie seinen Geruch ein. Es erstaunte sie wie bequem es sich anfühlte und vor allem wie ruhig sie war. Die Schwarzhaarige schob es auf die Müdigkeit, dass sie innerlich nicht völlig ausrastete, obwohl sie sich seit Wochen insgeheim eigentlich genau eine solche Art Nähe zum Älteren gewünscht hatte. “Wo sind Tyson und Opa?” Erst jetzt registrierte sie, dass sie beide alleine im Dojo war. “Im Haus, die sind vorhin fertig gewesen und wollten dich nicht wecken, als sie gesehen haben, dass du endlich eingeschlafen warst.” “Hm… Wie lange hab’ ich geschlafen?” “Eine halbe Stunde.” Das war quasi nichts. Frustriert schnaufte sie, schloss erschöpft die Augen. “...Kai?” “Hm..?” “Danke.” Eine kurze Stille. “Schlaf endlich.” Sie spürte wie er eine Hand auf ihren Kopf legte. Die andere hatte er auf seinem Knie abgelegt und das Mädchen konnte nicht umhin zu lächeln. Der Ältere war bekannt für seine kalte Art, aber hier und jetzt, wo er sie zwar nicht richtig im Arm hielt, war sie ihm näher wie nie zuvor. Akira wusste, dass sein Handeln weit außerhalb seiner sonstigen Komfortzone war und obwohl er es nicht ausgesprochen hatte, reichte das für sie als Beweis, dass da mehr war. Etwas, das schnellstmöglichen Redebedarf hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)