Aus dem Leben... von -akame- (Eine kleine Geschichte) ================================================================================ Kapitel 21: Euphoria -------------------- Es war ein ruhiger Samstagnachmittag, genau wie die anderen Tage der vergangenen zwei Monate seit dem Finale des Justice Five Turniers und BEGAs Untergang. Der Sommer war im vollen Gange und trotz Taifunzeit begrüßte sie heute ein strahlend blauer Himmel und warme Temperaturen. Es war fast August, die Zeit der Feste und Ferien, und die Freunde hatten sich seit Beginn der Sommerferien fast täglich am Fluss oder bei Tyson und Akira Zuhause getroffen. Die anderen Teams waren zwar schon kurz nachdem Boris besiegt war wieder abgereist, aber Ray und Daichi wollten beide noch einige weitere Wochen bleiben und Akira freute sich, dass sie endlich nochmal alle in Ruhe gemeinsam Zeit verbringen konnten. Sie wollte zwar während der schulfreien Zeit noch kurz nach Deutschland und auch Ozuma ein weiteres Mal besuchen, aber das hatte sie auf das Ende der Ferien geschoben, um die gemeinsame Zeit mit ihren Freunden ausgiebig nutzen zu können. Boris’ Organisation war zwar geschlagen, aber die BBA hatte sich gerade erst wieder berappelt und stand somit quasi noch in Kinderschuhen, wodurch sich das Organisieren von Ersatzteilen weiterhin verzögert hatte. Erst am Vormittag hatten Kenny und sie einige seltene Teile ergattern können und nun saßen sie bei ihr im Zimmer am Tisch und brüteten darüber, während die anderen den Tag wieder am Fluss verbringen wollte. Der Kleinere hatte endlich die Möglichkeit ihr zu zeigen, wie er damals vor Tysons Finalkampf gegen Kai während der Weltmeisterschaft, die Antriebswelle repariert hatte. Mittlerweile waren sie zwar mit den Hard Metal Systemen recht gut aufgestellt, wobei ihnen immer noch einzelne Parts gefehlt hatten, aber Akira war mehr als ehrgeizig ihren Horizont zu erweitern und sie musste schon lange genug darauf warten, dass sie das jetzt endlich mal lernte, da sämtliche alte Blades und deren Teile dafür nicht mehr zu gebrauchen waren. Nachdem Kenny ihr alles ausführlich erklärt hatte, setzte sie die Antriebswelle Teil für Teil auseinander und wieder zusammen. Sie war wirklich froh um ihre ruhigen Hände, sonst wäre das eine noch schwierigere Aufgabe gewesen mit der Pinzette in dem winzigen Bereich zu arbeiten. Das Vergrößerungsglas, das über der Antriebswelle platziert war, half zwar, aber es handelte sich um Millimeterarbeit. Hochkonzentriert starrte das Mädchen auf die Lupe und in das vermeintliche Chaos von winzigen Zahnrädern, während sie auf dem Boden vor dem Tisch kniete. Der Braunhaarige beobachtete ihr Tun mit ähnlicher Aufmerksamkeit und war auch der Einzige, der mitbekam, dass sie Gesellschaft bekommen hatten. Mit erhobenem Zeigefinger und ohne den Blick von Akiras Händen abzuwenden, signalisierte er dem Neuankömmling still zu bleiben, da das Mädchen kurz davor war es zu meistern. Gerade legte sie das letzte Zahnrad ein, teste kurz mit der Pinzette sowohl die Rotationsrichtung als auch den Widerstand und begann zu Grinsen. “Geschafft!”, flüsterte sie und Kenny beugte sich neben ihr vor, um noch besser in das Teil zu sehen. Auch er lächelte breit und sie sahen gleichzeitig auf und sich an. “Perfekte Ausführung, Aki!” Stolz hob der Kleinere die Hand und das Mädchen schlug lachend ein. Sie war jetzt noch mehr beeindruckt von der Leistung des Kleinen bei der Weltmeisterschaft, da er es deutlich schneller hinbekommen hatte das kaputte Teil darin auszutauschen. Erst jetzt, wo sie aufgesehen hatte, fiel ihr ebenfalls auf, dass sie nicht mehr alleine waren. Kai lehnte in der offenen Tür zum Engawa und besah sich die Szene scheinbar amüsiert, die Arme vor der Brust verschränkt. “Schon zurück, Kai?”, fragte der Kleine. “Ja, gerade eben. Tyson sucht dich.” Er nickte Kenny zu, der sich daraufhin erhob. “Sicher wegen dem neuen Dragoon.”, murmelte er vor sich hin. Mit den neuen Teilen hatten sie auch Tysons Blade endlich wieder auf Vordermann bringen können, der beim Match gegen Brooklyn massiv beschädigt wurde. Akira sah vom Älteren zu dem anderen Jungen und beobachtete ihn, wie er an Kai vorbei ging und den Raum verließ. Ihr Blick glitt nun wieder zum Größeren, der ihn erwiderte. Die Japanerin schüttelte sich unmerklich und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Teil vor ihr auf dem Tisch. Die letzten Wochen mit Kai ständig in der Nähe waren nicht die Leichtesten gewesen, aber es waren auch nicht die Schlimmsten. Sie war schon überrascht, wie gut sie das ganze Chaos mit ihren Gefühlen wegsteckte, aber der Fokus, dass ihr die Freundschaft wichtiger war, hatte unglaublich dabei geholfen. Ausgedehnte Meditationsübungen und das wiederaufgenommene Kendo-Training mit ihrem Großvater hatten ihr Übriges getan. Doch auch Kai hatte sich seit dem Finalkampf verändert. Entgegen ihrer Erwartung, war er nach Tysons Match gegen Brooklyn nicht einfach wieder in der Versenkung verschwunden, wie er es die letzten Jahre immer wieder getan hatte. Er war bei ihnen geblieben. Und das obwohl die Jungs nicht mal ordentlich miteinander kämpfen oder trainieren konnten. Ihre Beyblades waren zum großen Teil beschädigt und hatten dringend Reparaturen nötig, die sie bis heute nicht erledigen konnten und durch eine fehlende, große Organisation gab es auch keine Turniere oder Wettkämpfe, auf die man sich vorbereiten musste. Sie hatten einfach nur zusammen Zeit verbracht, Spaß gehabt und sich gezwungenermaßen auf andere Dinge konzentriert. Dass Kai mit von der Partie war, war dabei schon eine kleine Überraschung gewesen. Es war fast so wie im Vorjahr, wo sie sich gemeinsam als Bladebreakers für die damalige Weltmeisterschaft vorbereitet und auch sonst viel miteinander abgehangen hatten, nur dass sie mit Daichi nun ein Mitglied mehr waren. Dadurch, dass zudem Hiro wieder mit Tysons und seinem Vater in der Welt unterwegs war, tat es Akiras jüngerem Cousin unglaublich gut, seine besten Freunde um sich zu haben. Kai löste sich aus seiner Position und kam auf sie zu, ging direkt neben ihr in die Knie, um sich anzusehen, woran die beiden gerade gearbeitet hatten. Das Mädchen nutzte die Gelegenheit und griff neben sich, wo sie den neu gefertigten Dranzer abgelegt hatte und platzierte den Blade direkt vor Kai auf dem Tisch. “Hat lange gedauert, aber er ist auch endlich fertig.” Sie lächelte, vermied es aber ihm direkt in die Augen zu sehen. Kai antwortete erst nicht, nahm Dranzer in die Hand und besah sich das neue Stück genau. Eine seiner Hände griff in seine Hosentasche, nahm den Blade heraus, den er damals von dem Mädchen als Ersatz bekommen hatte und tauschte wortlos den Bit, vervollständigte Dranzer somit. Die ganze Zeit über hatte er Dranzers neue Hülle bei sich getragen, aber eingesetzt hatte er ihn bisher noch nicht. Der Verlust des BitBeasts schien immer noch an ihm zu zehren. Beinahe andächtig schaute er auf den nun komplettierten Dranzer in seiner Hand, während er den anderen Blade vor Akira legte. “Danke.” Sie spürte nun seinen Blick auf sich und sah auf, nickte lächelnd. Ehe sie sich jedoch wieder zusammenreißen musste, wandte er sich wieder der Antriebswelle auf dem Tisch zu. Akira beobachtete den Jungen mehr als sie eigentlich wollte und spürte wieder diese Schwere in der Magengegend. Sie versuchte sich abzulenken und plötzlich kam ihr etwas anderes in den Sinn. “Sag mal… wie hast du das damals hinbekommen, dass sich die Zahnräder andersrum drehen?” Wenn sie gerade schon fast das richtige Teil vor sich liegen hatte, wollte sie auch das nächste Mysterium lösen. Sie hatte viel mit Kenny darüber geredet, aber auch der Kleinere hatte sich keinen Reim darauf machen können, wie Kai es geschafft haben könnte. Er schien eine ähnliche Antriebswelle benutzt zu haben, wie die, die die beiden für Dragoon entwickelt hatten. Sie meinte ein Lächeln zu sehen, als der Junge noch näher rückte und sich vorbeugte. Beide Köpfe hingen über dem Vergrößerungsglas, als Kai die Pinzette nahm und einige der Zahnräder wieder entfernte. Akira wusste ja schon, dass er eine unglaubliche Ruhe ausstrahlte, zumindest solanger er nicht kämpfte, aber dass er zudem auch so ruhige Hände besaß, die die Antriebswelle schnell und präzise auseinander nehmen konnten, überraschte sie. “Die hier ist zwar etwas anders als die, die ich damals hatte, aber auch bei der liegt tiefer unten ein Teil, das man genau anders herum einbauen kann. Dadurch dreht sich das ganze System gegen den Uhrzeigersinn.”, erklärte er und mit zusammengezogenen Brauen studierte die Japanerin jeden Handgriff. Als er ihr zeigte, wie man das besagte Teil anders einsetzen konnte, übernahm sie und fügte den Rest wieder hinzu, um die Rotation erneut zu überprüfen. Ungläubig blinzelte sie, musste dann jedoch leise lachen. “Du Fuchs...”, grinste sie und sah ihn kopfschüttelnd an. Kai lächelte verschmitzt, ein Ausdruck, den sie lange nicht mehr bei dem Jungen gesehen hatte und wandte sich wieder dem Teil zu, um es wieder umzubauen. Gedankenverloren beobachtete sie ihn dabei. Er war ihr gerade wieder so nah und sie musste sich davon abhalten sich nicht weiter vorzubeugen. “Warum hast du früher nicht auch schon gezeigt, dass du sowas kannst?”, fragte sie ihn stattdessen und er sah sie fragend an, schien kurz zu überlegen. “Du wolltest den Job im Team unbedingt übernehmen. Da du keine eigenen Praxiserfahrungen hast, hieß das, dass du dich mehr reinhängen musst, als Kenny, und dafür war Übung nötig. Nur so kann man besser werden.” Seine Erklärung klang einleuchtend und Akira musste ungewollt lächeln. //Typisch Teamkapitän...// Sie fühlte sich wirklich zurückgesetzt in die Zeit bevor das Team auseinandergebrochen war. Kai hatte damals alles daran gesetzt, dass jeder einzelne von ihnen sein volles Potenzial entfalten konnte, damit sie das beste Team werden und gewinnen würden. //Damals, als vieles unkomplizierter war...// Das Mädchen strich sich eine Strähne hinters Ohr. Diese verdammten Schmetterlinge hatten sich mal wieder selbstständig gemacht und es kostete sie sämtliche Beherrschung das nicht nach außen zu zeigen. Doch der Junge bemerkte ihren Wechsel im Blick nicht, da er seinen Fokus ein weiteres Mal zu dem Ersatzteil auf dem Tisch zuwandte. Die Japanerin seufzte lautlos, stützte sich mit dem Ellenbogen auf dem Tisch ab und lehnte ihr Kinn gegen ihre Hand. Kai war so vertieft in seine Bastelei, dass sie sich ein paar Sekunden erlaubte ihn genauer zu betrachten. Und so nah wie er ihr gerade war, konnte sie mehr erhaschen, als sonst seitdem sie ihre Gefühle für ihn erkannt hatte. So oft er die letzten Wochen auch mit ihnen zusammen gewesen war, so hatte Akira stets versucht eine gewisse Distanz zu wahren, um Abstand von ihren Gefühlen zu nehmen. Viel genützt hat es nicht, aber dass sie kein so nervliches Wrack war, wie im letzten Sommer, verbuchte sie eindeutig als Erfolg. Vielleicht lag es zum Teil auch daran, dass sie sich dem Ganzen nicht entziehen konnte und gezwungenermaßen damit konfrontiert war, die Emotionen runterzuschlucken, während er und auch die anderen da waren. Auch wenn Unterdrückung sicher nicht die beste Idee war, waren die Schmetterlinge unglücklicherweise hartnäckiger als ihr Wille. “Aki-chan, bist du hier?”, tönte es aus dem Flur im Haus und plötzlich steckte Hilary ihren Kopf durch die nun geöffnete Tür. Die beiden Jugendlichen sahen beide auf und die Brünette blinzelte verwirrt, ob Akiras aufgeschreckten Blick, die sich ertappt fühlte. Sie räusperte sich kurz und hoffte, dass das Mädchen nicht gesehen hatte, wie sie den Jungen neben sich angestarrt hatte. “Hil, ist es schon so spät?”, fragte sie stattdessen. Sie hatte die Zeit völlig vergessen und noch überhaupt nicht mit ihrem Auftauchen gerechnet. “Ja, wir müssen spätestens in einer Stunde los, wenn wir zeitig beim Fest sein wollen.”, antwortete sie und legte ihre Sachen auf dem Schreibtisch ab, drehte sich dann wieder zu den beiden um. Erleichtert stellte Akira fest, dass ihr wohl nichts aufgefallen war. “So, Kai, und jetzt raus mit dir. Die anderen sind auch schon in Tysons Zimmer.”, grinste die Brünette und scheuchte den Jungen aus dem Raum, der folgsam aufstand und an ihr vorbei ging. Akira beobachtete das Geschehen amüsiert und schüttelte den Kopf. Als die Mädchen alleine und die Tür wieder geschlossen war, lehnte sie sich wieder mit den Ellenbogen auf den Tisch und legte den Kopf in beide Hände. “Was hast du denn bitteschön vor, wenn wir noch eine ganze Stunde haben?”, fragte sie lachend. Das Festival, wo sie mit der großen Gruppe hin wollten, war ein Matsuri am Fluß inklusive riesigem Feuerwerk. Hilary hatte zudem alle überredet, dass sie in Yukatas, traditionellen Sommerkimonos, hingingen. Da Akira selber, die ja erst seit rund zwei Jahren in Japan lebte, noch immer keinen besaß und auch sonst bisher eher selten Zeit gehabt hatte auf eins der vielen Feste zu gehen, hatte Hilary sie vor einigen Tagen erst zum Shoppen mitgezogen. Auch wenn sie noch Hilfe beim anziehen brauchte, so würde das sicherlich nicht so lange dauern, bis sie fertig waren. “Na, das volle Programm natürlich. Yukata, Haare, Make-Up!” Mit offenem Mund starrte die Schwarzhaarige das andere Mädchen an und verarbeitete deren Worte. Dann musste sie jedoch lachen. Natürlich würde Hilary sie nicht damit davonkommen lassen sich einfach nur den Sommerkimono überzuwerfen. Sie haben sich selten so rausgeputzt und allein zu feiern, dass sie als Team den Bey-Sport, wie sie ihn kannten, erhalten konnten, war Grund genug. Auch, wenn sie das eigentlich schon direkt im Anschluss zelebriert hatten. Einige Zeit später traten die Mädchen aus dem Zimmer. Hilary hatte ihnen beide Flechtfrisuren gezaubert und noch Haarschmuck von ihr mitgebracht. Akira trug einen dunkelblauen Yukata mit weißem Katzenmuster und einem weiß-blauem Obi und Hilary hatte einen orangenen Yukata mit buntem Blumenmuster und einem cremefarbenen Obi an. Die Jungs warteten bereits vor dem Haus, als die beiden im Eingangsbereich des Hauses ankamen und die Schuhe anzogen. Gerade wollten sie beide ins Freie treten, als sie aufsahen und die Blicke der anderen bemerkten. “Wow! Warum genau haben wir das nicht schon viel früher gemacht?” Max war der erste, der sich regte und grinsend auf die Mädchen zu ging. Lachend stellte er sich zwischen die beiden und zog sie an sich. “Maaax.”, säuselte Hilary und kicherte. Akira konnte auch nicht anders als zu grinsen. Amüsiert sah sie nun auch, dass Tyson seine Augen kaum von Hilary abwenden konnte. Seit dem Finale hatte das Mädchen wohl, soweit sie wusste, immer noch nicht mit ihrem Cousin geredet, aber es war jetzt offensichtlich, dass auch er gewisse Gefühle für die Brünette hegte. Und sie fand es einfach nur niedlich die beiden zu beobachten. Nun sah sie auch nach den anderen und musste sich eingestehen, dass den Jungs die traditionelle japanische Kleidung ebenfalls ziemlich gut stand. Die Yukatas für Männer waren zwar nicht so farbenfroh, wie die für Frauen, aber bunt waren sie als Gruppe allemal. Tyson trug ebenfalls Dunkelblau, Max ein dunkles Grün, Kai Bordeaux, Ray Weiß, Kenny Braun und Daichi Grau. “Na kommt, lasst uns endlich los. Sonst bekommen wir keinen guten Platz mehr.”, lachte der Chef und sie machten sich auf. Am Matsuri angekommen, teilten sie sich auf. Tyson und Daichi stürzten sich sofort auf die vielen Stände mit Leckereien, während die anderen auf einer Anhöhe in der Nähe vom Fluss einen Platz für die Gruppe suchten, damit sie später einen guten Blick auf das Feuerwerk hatten. Akira sah auf die vielen Buden und Stände. Im Hintergrund sah man den Schrein, dem das Fest gewidmet war, und unzählige Laternen und Lampions, die dem Areal später nach dem Sonnenuntergang, der gleich einsetzen würde, sicher eine unglaubliche Atmosphäre verleihen würden. Letztes Jahr hatte sie es leider verpasst mit ihrem Großvater und Tyson hierher zu kommen, weil sie genau dann in Deutschland war. Umso begeisterter war sie das alles jetzt endlich mal zu sehen. Die beiden Vielfraße kamen nur kurze Zeit später nach. Trotz, dass einiges los war, hatten sie sich in Rekordzeit mit allerlei eingedeckt und nun hielt Tyson Akira grinsend ein Erdbeer-Mochi entgegen. Das Mädchen musste lachen, dass er an sie gedacht hatte, und nahm es dankbar entgegen. Sie sah sich wieder um, während sie aß, konnte kaum genug von den tollen Eindrücken bekommen. Sie verteilten sich wieder, während Daichi und Kenny bei ihrem ergatterten Platz blieben, und auch Akira stürzte sich in das Getummel. Sie hatte Hilary schnell bei einem Stand verloren und drängte sich weiter durch, bis sie am Schrein angekommen war. Sie war schon häufiger hier gewesen, aber heute fühlte es sich anders an. Ehrfürchtig betrachtete sie die alten Gebäude im Licht der vielen Laternen und sah sich um. “Hey, Akira!” Irritiert sah sie sich um und erkannte einen hochgewachsenen Jungen, der auf sie zukam. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe sie ihn erkannte und rollte genervt mit den Augen. //Oh, bitte nicht...// Jetzt zu verschwinden würde nichts bringen, er hatte sie definitiv erkannt und so, wie er sie die letzten Wochen vor den Ferien in der Schule verfolgt hatte, würde er sich auch nicht so einfach abschütteln lassen. “Siehst ja zum Anbeißen aus.” Sie versuchte durchzuatmen, damit sie ruhig blieb. Kenta Fujiwara, aus ihrer Parallelklasse, war so ziemlich der beliebteste Junge an ihrer Schule. Zumindest war es der mit dem meisten Einfluss, dank seiner stinkreichen Eltern. Das führte allerdings auch dazu, dass er glaubte sich alles erlauben zu können. Akira hatte schon herausgefunden, dass er ein großer Fan von Tyson und der anderen war und nachdem es in der Schule die Runde gemacht hatte, dass sie seine Cousine ist, hatte er fast täglich versucht sie in Gespräche zu verwickeln. Er war arrogant, aber bisher freundlich zu ihr gewesen, weshalb sie sich auch zusammengerissen hatte ihn nicht einfach links liegen zu lassen. Aber mittlerweile wurden auch so manche Sprüche aufdringlicher, was ihr unangenehm war. Sie sah es jedoch auch nicht ein, dass sie ihm mehr Aufmerksamkeit schenkte, als er verdiente, also blieb sie ruhig und hielt Abstand, selbst wenn es schwer fiel. “Fujiwara.”, begrüßte sie ihn nur knapp, wollte sich auch schon wieder abwenden, aber er hielt sie an der Hand fest. “Aki-chan, wie schön, dass du auch da bist. Komm doch eben mit zu meinen Freunden. Ich würde dich denen gerne mal vorstellen.” Ehe sie überhaupt antworten konnte, zog er sie schon hinter sich her, direkt auf die Gruppe Jugendliche zu, die seitlich vom Schrein versammelt standen. “H-... Hey, Kenta, lass mich los.” Sie versuchte ihren Arm zu befreien, aber sein Griff war fest. Er lächelte ihren Widerstand nur weg, drehte sich kurz zu ihr um, ließ ihre Hand los und legte stattdessen einen Arm um sie und zog sie weiter mit sich. Der Schwarzhaarigen reichte es nun. Sie spürte ihre Wut hochkochen und schnaufte. “Ich hab’ gesagt du sollst mich loslassen!”, rief sie böse, wirbelte herum und fasste seinen Arm und verdrehte ihn so, dass sie ihn fest vor sich im Griff hatte und nun hinter ihm stand. Sie war froh, dass ihr Großvater ihr außer dem traditionellen Schwertkampf auch noch so manche Abwehrübungen gezeigt hatte, die ihr jetzt zugute kamen. Auch wenn er größer und stärker war als sie, konnte sie ihn somit gut fixieren. “Akira, was soll das?” Der Junge schien überrascht und sah über seine Schulter. Akira schob ihn bestimmt von sich und ließ ihn wieder los. Seine Freunde, die nur wenige Meter entfernt standen, beobachteten die beiden mit großen Augen. “Fass’ mich ja nicht nochmal an, verdammt noch mal.”, zischte sie und erntete einen erbosten Blick. Kenta rieb sich den schmerzenden Arm, wollte sich empört aufbäumen und auf sie zugehen, aber stoppte und sah erschrocken an Akira vorbei. “Gibt’s ein Problem?” Das Mädchen erkannte sofort Kais Stimme neben sich und spürte Tysons Arm um ihre Schultern, der auf ihrer anderen Seite stand. Die beiden waren anscheinend in der Nähe gewesen, als sie den Jungen angeschrien hatte. Kenta blickte nur zwischen den Bladern hin und her und sagte nichts. “Nein, nicht mehr.”, schnaubte das Mädchen und verschränkte die Arme vor der Brust. Hoffentlich hatte das gesessen und er ließ sie jetzt endlich in Ruhe. “Komm, Aki.” Ihr Cousin zog sie sanft mit sich und die drei ließen die anderen Jugendlichen einfach stehen, Kentas brennenden Blick auf ihnen ignorierend. “Wer zum Teufel war der Kerl?”, fragte Tyson und sah sie mit zusammengezogenen Brauen an, als sie sich durch die Menge kämpften. Die Schwarzhaarige wartete, bis sie durch das Gröbste durch waren, ehe sie antwortete. “So’n arroganter Typ von meiner Schule. Er ist ein riesiger Fan von euch und versucht seit Wochen mir auf die Pelle zu rücken. Aber so aufdringlich wie heute war er bisher noch nicht gewesen. Hab’ nicht damit gerechnet, dass ich ihn heute auch hier treffe.” Sie war unglaublich genervt, versuchte sich aber wieder runterzufahren. Er war es nicht wert, dass das jetzt ihren Abend versaute. “Ich hab’ ein schlechtes Gefühl bei dem, Akira. Pass besser auf.” Kai sah zurück zum Schrein, wo sie hergekommen waren, und wieder zu ihr. “Ach, was will der Idiot schon machen?”, winkte sie ab und gesellte sich nun mit den beiden wieder zu den anderen. Die Sonne war bereits fast vollständig untergegangen und der Himmel strahlte in prallen Farben. Es würde nur noch wenige Minuten dauern, ehe das Feuerwerk begann und Akira stand am Geländer der Anhöhe und blickte zu ihren Freunden. Tyson und Kai standen mit Max einige Meter entfernt und schienen sich angeregt zu unterhalten, der Rest war noch unterwegs. Seit dem Vorfall vorhin hatten die beiden Jungs sie nicht mehr aus ihren Augen gelassen. Da sie selber allerdings auch keine Lust hatte wieder auf ihren Schulkameraden zu treffen, war sie hier an ihrem Platz geblieben und beobachtete einfach alles aus der Ferne. Seufzend ließ sie ihre Gedanken wandern und konnte nicht umhin den Ältesten der Truppe zu beobachten. Ihm stand der dunkelrote Yukata wirklich unglaublich gut und er hatte sogar die blauen Streifen weggemacht, die sonst immer seine Wangen zierten. Er sah so anders aus und das Mädchen merkte wie das Flattern in ihrer Magengegend stetig zunahm. So tief in ihren Gedanken bemerkte sie auch nicht, dass Ray plötzlich neben ihr stand und sie musterte, anschließend ihrem Blick folgte. “So läuft der Hase also...”, flüsterte er ihr zu und sie erschrak. Mit großen Augen sah sie den Chinesen an, der sie angrinste. Er lehnte sich nun ebenfalls gegen das Geländer und sah zu den anderen, hielt ihr eine Getränkeflasche entgegen, die er vorhin besorgt hatte. “Und ich dachte die ganze Zeit du bist so komisch drauf, weil du bei Ozuma warst.” Akira errötete und nahm die Flasche etwas zögerlich entgegen. //Verdammt Ray… Ich war zu unvorsichtig.// “Wie, komisch?” Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie sich so wie immer verhalten hatte. Aber mal wieder hatte sie nicht mit dem unglaublichen Feingefühl des Chinesen kalkuliert. “Du bist stiller als sonst und...” Ray stockte und fing dann an leise zu lachen. “... Und du bist Kai die ganze Zeit aus dem Weg gegangen. Ich hätte es schon früher merken müssen. Ich hatte gedacht, dass du wegen Dranzer ständig wieder an Ozuma denken musst, aber jetzt ergibt es mehr Sinn.” Stolz es selbst herausgefunden zu haben grinste er sie an und kassierte einen Seitenblick vom Mädchen, die anschließend seufzte und resigniert den Kopf schüttelte. Sie öffnete die Flasche und nahm einen Schluck. “Ich war nur deswegen in der Lage Dranzer zurück zu holen. Ozuma hat es sofort gecheckt und nach unzähligen Fehlversuchen hat er mir gesagt, dass ich mir eingestehen muss, dass da mehr ist und mich darauf konzentrieren soll. Erst dann hat es funktioniert.”, erklärte das Mädchen und Ray nickte verstehend. “Ich muss dich nicht erst bitten es für dich zu behalten, oder Ray?”, fragte sie leise und sah wieder zu den anderen. Der Schwarzhaarige musterte sie wieder, das Grinsen war nun verschwunden. “Du hast nicht vor deswegen mit ihm zu reden, oder?” Sie schüttelte den Kopf, wandte ihren Blick aber nicht von Kai ab. Irgendwie hatte sie Angst, dass er ihr Gespräch überhören könnte, obwohl er weit genug weg stand. “Akira...”, setzte der Junge nun an und fasste sie an der Schulter, zwang sie ihn direkt anzusehen. “Ich hab’ das Jahr über gesehen wie gut du dich inzwischen im Griff hast. Bist du immer noch der Meinung, dass du dich weiter darauf konzentrieren solltest, anstatt dich auf jemanden einzulassen?” Die Japanerin blinzelte ihn an, musste dann jedoch leicht lächeln. “Nein, ich glaube ich wäre mittlerweile bereit dafür.” “Und warum willst du dann nicht ehrlich mit ihm sein?” Akira atmete tief durch. “Erstens: Ich bin froh, dass wir mittlerweile so gute Freunde sind. Das will ich unter gar keinen Umständen aufs Spiel setzen. Und zweitens: Wir reden hier von Kai. Ich weiß jetzt schon was dabei rumkommt. Eine Abfuhr und dann wird’s komisch zwischen uns. Nein, Danke.” Sie sah Ray in die Augen, wollte ihm klarmachen, dass ihr Standpunkt feststand. Eine kurze Stille entstand, in der der Chinese versuchte mehr aus dem Mädchen zu lesen und überlegte. Sein Blick schien nun fast amüsiert, was Akira irritierte. “Ist dir eigentlich aufgefallen, dass Kai sich ebenfalls komisch verhält?” “Meinst du, dass er diesem Sommer nicht einfach verschwunden ist, wie üblich?” “Ja, das auch. Aber auch sonst ist er anders.” Ray klang gewollt mysteriös und das machte das Mädchen verrückt. “Hat er was gesagt?” Unbewusst richtete sie sich etwas auf und sie schallte sich innerlich, dass sie gerade so aufgeregt war. “Nein. Aber, wenn du nicht so oft versuchen würdest ihm aus dem Weg zu gehen, wäre es dir mit Sicherheit auch schon aufgefallen.” Das Grinsen war wieder zurück und Akira stockte. “Ray, versuch’ ja nicht mir hier einen Floh ins Ohr zu setzen!” Sie stupste den Jungen bestimmt gegen die Schulter und sah ihn warnend an. //Was zur Hölle soll das werden, Ray?// Ihr Herz raste und die Gedanken jagten durch ihren Kopf. Was soll sie übersehen haben? Doch Ray blieb stumm, lächelte sie nur weiterhin an und ihr Blick glitt ungewollt wieder zum Ältesten der Gruppe, der sie beide scheinbar beobachtet hatte. Erschrocken lief ihr Gesicht erneut rot an und sie senkte ihren Blick. Das letzte, was sie wollte, war zu viel in Kais Verhalten interpretieren und sich eventuell sogar Hoffnungen zu machen. Sie hatte doch bereits eine Entscheidung dazu getroffen, warum brachte Ray sie dazu das nun in Frage zu stellen? Verärgert über sich selbst drehte sie sich um, schaute über das Geländer hinweg zum Fluss und boxte dem Chinesen dabei fester als eigentlich gewollt gegen den Arm. “Au!” Doch anstatt empört zu sein, lachte er leise über ihr Tun, während er sich den schmerzenden Arm rieb. Dann drehte er sich ebenfalls um und stützte sich auf das Geländer. “Hast du nicht gesagt, dass du froh bist, wenn ich erstmal Abstand vom Thema Beziehung halte?” Akira erinnerte sich an ihr Gespräch im Flieger, als sie von Australien zurück nach Tokyo gereist waren und Ray sah nun zu ihr herüber. “Das ist schon Monate her und da dachte ich auch noch, dass du vielleicht noch nicht bereit bist. Es war echt nicht leicht dich so leiden zu sehen wie letzten Sommer.” Die Schwarzhaarige sah nun auch zum Chinesen und konnte nicht umhin zu lächeln. Sie lehnte sich etwas zu ihm und stieß sanft mit ihrer Schulter gegen seine. So oft hatte Ray ihr schon mit Rat und Tat zur Seite gestanden und ihr auch eine Schulter zum Ausweinen geboten. Sie bezweifelte, dass er sie einfach ins offene Messer laufen lassen würde, wenn er sie dazu überreden wollte offen mit Kai zu sein. Hatte er also wirklich eine Ahnung? War sie doch zu vorschnell gewesen eine Entscheidung zu treffen und verzweifelt daran festzuklammern, auch nach der ganzen Zeit, die seit der Erkenntnis verstrichen war? Eigentlich war es doch genau wie mit Ozuma, außer, dass sie diesmal besser damit umgehen konnte und Kai zudem ständig in ihrer Nähe war. Damals hatte sie auch einen Entschluss gefasst, den sie eisern verteidigt hatte, auch wenn sie deswegen sprichwörtlich durch die Hölle gegangen war. Allerdings war sie da wirklich offen mit Ozuma gewesen. Er hatte gewusst, was sie für ihn gefühlt hatte, genau wie sie wusste, wie er empfindet. Und das hatte es am Ende um einiges schwerer gemacht darüber hinweg zu kommen. Schob sie ihre Freundschaft etwa als Grund vor, damit sie das alles besser ertragen konnte? Damit sie sich vor einer Abfuhr bewahren konnte? Akira musste ein Keuchen unterdrücken, als sie die Erkenntnis traf. Sie hatte aus reinem Selbstschutz gehandelt, ohne überhaupt in Betracht zu ziehen, dass Kai ihre Gefühle erwidern könnte. Der Gedanke daran war für sie so absurd, dass ihr diese Möglichkeit überhaupt nicht in den Sinn gekommen war. “Alles okay?” Sie schreckte aus ihren Gedanken, als Ray sie ansprach und blinzelte die aufkommenden Tränen weg, während sie ihren Blick nicht vom Fluss vor ihnen abwandte. “J-... Ja, hab nur nachgedacht.” Ein kleines Lächeln stahl sich wieder auf ihre Lippen. Heute wollten sie alle gemeinsam Spaß haben und da sollten ihre Gedanken dem nicht im Wege stehen. Sie würde noch genügend Zeit haben ihren wirren Kopf zu sortieren. Akira atmete tief durch und sah nun wieder zum Schwarzhaarigen. “Wenn wir schon beim Thema sind: Hast du eigentlich auch mal mit Tyson geredet?” Nun grinste Ray wieder. “Nein, aber witzig, dass dir das auch aufgefallen ist. Obwohl… So offensichtlich wie sich er und auch Hilary verhalten, ist es ein Wunder, dass sie es noch nicht selbst kapiert haben.” Akira kicherte zustimmend und lugte über ihre Schulter, wo ihr Cousin laut lachend irgendetwas erzählte. Die anderen waren auch bereits wieder zurückgekehrt und die beiden sahen Hilary auf sich zukommen. Die Japanerin und der Chinese richteten sich auf und machten ihr Platz, damit sie sich zwischen sie stellen konnte. “Na, was redet ihr zwei Hübschen so?”, grinste die Brünette und Ray und Akira sahen sich schmunzelnd an. Ehe sie jedoch antworten konnten, ertönte ein lauter Knall und ihre Köpfe wirbelten zum Himmel über der Uferwiese auf der anderen Seite des Flusses, was das Signal für den Start des Feuerwerks war. “Na endlich geht’s los!” Tyson stellte sich hinter die beiden Mädchen und sah voller Vorfreude in den Himmel. Lächelnd machten sie auch ihm zwischen ihnen Platz und Akira sah, wie sich Max, Kenny und Daichi zu Ray gesellten, wobei schon so wenig Platz war, dass die beiden Kleineren von Max und Ray ans Geländer geschoben wurden, damit die sich hinter sie stellen konnten. Sonst wurde es auch recht voll auf der Anhöhe. Akira spürte die Wärme eines Körpers direkt hinter ihr. Er war so nah, dass sie es fühlen konnte, jedoch berührten sie sich nicht. //Kai…?// Sie hatte ihn gerade nicht bei den anderen gesehen und zog verwirrt die Brauen zusammen. Ehe sie einen Blick über ihre Schulter werfen konnte, ragte ein Arm von hinter ihr hervor, um sich ebenfalls am Geländer festzuhalten. Der dunkelrote Stoff daran verriet es ihr. //Kai…// Sie stockte, das Herz hüpfte und eine Wärme breitet sich in ihrem Inneren aus. War es vorhin zu offensichtlich gewesen? Wie dachte er wohl darüber? Dachte er überhaupt daran? Die Gedanken rasten erneut, doch ein weiterer Knall riss sie zurück ins Hier und Jetzt. Unzählige Augenpaare beobachteten den dunklen Himmel, der nun stellenweise vom Feuerwerk erleuchtet wurde. Es war ein wunderschöner Anblick, den Akira niemals Leid werden konnte. Das wohlige Gefühl breitete sich noch mehr aus, kitzelte in ihren Fingerspitzen und ließ ihre Knie weich werden. Sie schloss kurz die Augen und sog die vielen Eindrücke ein. Die Präsenz ihrer Freunde, die knisternde Luft, die vielen verschiedenen Gerüche – und der Junge, in den sie verliebt war, ihr so nahe. Die wirren Gedanken von vorhin waren verschwunden und eine Klarheit durchströmte sie, wie sie es lange nicht mehr gespürt hatte. Das Gefühl von Zufriedenheit füllte sie von den Zehen bis zu den Haarspitzen und die genoss jede Sekunde davon. In diesem Moment war sie einfach nur glücklich. Sie öffnete die Augen, blickte in den prächtigen Himmel und lehnte sich ein wenig nach hinten. Kai stand nur wenige Zentimeter hinter ihr und sie spürte seine Wärme an ihrem Rücken, fast wie eine Umarmung, obwohl sie nur aneinander gelehnt dastanden. Es war egal, ob er in diesem Moment wirklich was für sie empfand oder nicht. Was zählte war, dass er da war. Dass sie alle da waren. Die Menschen, die ihr so viel bedeuteten. Wenn es nach ihr ginge, wäre es in Ordnung, wenn dieser Moment niemals enden würde. Später am Abend waren sie alle wieder im Dojo. Das Feuerwerk hatte eine ganze Stunde gedauert und da sie warten wollten, bis der Großteil der Leute weg war, ehe sie sich auch auf den Weg machten, war es recht spät geworden. In zwei Reihen hatten sie wie so oft die letzten Wochen Futons auf dem Boden ausgelegt, wo sie zu acht schlafen würden. Im schummrigen Licht lagen sie nun Kopf an Kopf zugewandt und ließen den Tag Revue passieren. Akira blieb still, während sie auf der Seite liegend die anderen dabei beobachtete. Sie lag ganz außen, da sie als einzige früh raus musste und niemanden unnötig wecken wollte. Ray, ihr gegenüber, lag auf dem Bauch und lachte über Tysons Blödeleien, der in Akiras Reihe als letzter lag, Hilary direkt neben ihm. Max, zwischen den Mädchen, lachte ebenfalls über Tyson. Kai war neben Ray und lag auf dem Rücken, starrte nur schmunzelnd an die Decke, und Kenny und Daichi neben ihm, die ebenfalls lauthals am Lachen waren. Das warme Gefühl von vorhin hatte sie bis jetzt begleitet und sie konnte nicht umhin jeden einzelnen lächelnd zu beobachten. “Was ist los, Aki?” Das Mädchen vernahm Rays Stimme und reckte den Kopf in den Nacken. Fragend sah sie ihn an. “Du siehst so selig aus. Was geht dir durch den Kopf?” Nun sahen noch mehr Augenpaare in ihre Richtung und sie musste grinsen. “Ich musste gerade daran denken wie lieb ich euch alle hab’.” Stille. “Wie schnulzig bist du denn heute drauf?” Tyson schmiss sein Kissen in ihre Richtung und erwischte seine Cousine voll im Gesicht, die daraufhin lachte und es zurück warf. Auch der Rest stieg ein und Max drückte die Japanerin im Liegen theatralisch an sich, die dadurch noch mehr lachen musste. “Ich sprech’ mal für alle, wenn ich sag’, dass wir dich auch lieb haben, Aki-chan!” Der Blondschopf ließ sie wieder los und sie rang um Luft. Immer noch kichernd drehte sie sich auf den Rücken und schloss die Augen. Niemals im Leben hätte sie vor zwei Jahren damit gerechnet, dass sich ihr Leben mal so entwickeln würde. Sie vermisste Robert zwar immer noch als ihren besten Freund, aber die Truppe war ihr so sehr ans Herz gewachsen, dass es durchaus erträglich war so weit weg von ihm zu sein. Lächelnd dachte sie daran, dass sie in einer Woche endlich nochmal nach Deutschland fliegen würde. Genau dann, wenn auch Ray und Daichi abreisen würden. Die Ferien würden dann nur noch zwei Wochen andauern. Es würde für sie zwar nur ein kurzer Besuch werden, aber wenigstens konnte sie diesmal wirklich nochmal ihre Eltern sehen. Und danach würde sie wieder Ozuma besuchen und endlich mehr vom Dorf sehen und hoffentlich auch einiges über die Bitbeasts lernen dürfen. “Wann musst du morgen eigentlich los, Aki-chan?” Hilarys Kopf ragte hinter Max hervor und sie sah die Schwarzhaarige fragend an. Trotz Ferien musste Akira am morgigen Sonntag zur Schule, da ein kleines Schulfest für direkt nach den Ferien geplant war und alle Klassen etwas beitragen und ihre Klassenräume entsprechend vorbereiten sollten. Akira hatte zwar keine Lust dazu, aber sie hatte keine andere Wahl. “Ich soll um acht da sein. Ich hoffe, dass das nicht so lange dauert.” Den Blick auf die Decke gerichtet verzog sie ihr Gesicht. Besonders nach dem Zusammentreffen mit Kenta hatte sie noch weniger Lust morgen in die Schule zu müssen. “Willst du danach auch zum Fluss kommen?”, fragte nun Kenny. Die BBA hatte dort ihren neuen, kleinen Standort aufgebaut. Ganz in der Nähe, wo sie als Team sonst auch trainiert und Zeit verbracht hatten. Die Eröffnung des kleinen Trainingsscenters war erst vor einigen Tagen gewesen und Mr. Dickinson hatte gefragt, ob sie Lust hatten den Neulingen ein paar Tipps zu geben. Natürlich hatten sie zugesagt. Endlich konnten sie nochmal zeigen was sie konnten. “Mal schauen, ob ich’s schaffe. Ansonsten gerne.” “Mr. Dickinson meinte, dass für vormittags und nachmittags Einheiten geplant sind, sonst lasst uns doch für morgen Mittag nochmal hier treffen, wir essen was und gehen dann nachmittags nochmal alle zusammen hin.”, warf Ray ein, der seinen Kopf auf den Händen abstützte und Akira nickte lächelnd. “Klingt doch nach einem guten Plan!”, grinste auch ihr Cousin, der sich sein Kissen wieder zurecht legte und reinkuschelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)