Aus dem Leben... von -akame- (Eine kleine Geschichte) ================================================================================ Kapitel 19: Recovery (G-Revolution) ----------------------------------- Am ersten Matchtag besuchten sie Tala im Krankenhaus, der Gesellschaft von Mr. Dickinson hatte. Auch Wochen nach dem Kampf gegen Garland, war der Russe immer noch bewusstlos. Sie alle machten sich Sorgen um seinen Zustand, versprachen ihm aber seinen Kampf gegen Boris zuende zu bringen und ließen auch Dranzer bei ihm, in der Hoffnung, dass Kai Tala besuchen und den neuen Blade finden würde. Es war unglaublich riskant für das Team auf ihn zu setzen, aber im Moment blieb ihnen nichts weiter übrig. In der Arena angekommen, war der erste Kampf zwischen Daichi und MingMing. Kenny war mal wieder verzaubert vom Anblick ihrer ersten Gegnerin und die genervte Akira gab ihm eine sanfte Kopfnuss. Hilary sah sie dankbar an. Nach einem langen und unerbittlichen Kampf konnte MingMing Daichi tatsächlich besiegen. Der Rotschopf hatte erkannt, dass das Mädchen mit Leib und Seele bladete und reichte ihr anerkennend die Hand. Zumindest wussten sie jetzt, dass die BEGA-Spieler fair kämpfen wollten, was eine Sorge weniger bedeutete. Im zweiten Match trat Ray gegen Crusher an. Beide Blader kämpften so heftig, dass sie die Arena in Stücke rissen. Am Ende flogen beide Blades durch die Luft und Crusher gewann nur dadurch, dass sein Blade, im Gegensatz zu Driger, innerhalb des Bereiches vom BeyStadium landete, obwohl er nur kurz darauf stehen blieb. Somit hatte die BEGA bereits zwei Siege auf ihrer Seite und Crusher bedankte sich mit tränenüberströmtem Gesicht bei Ray für den fairen Kampf. Der Große hatte somit sein Versprechen an seine kranke Schwester einhalten können. Vor dem letzten Match des Tages wuchs der Druck auf Max, der als nächstes gegen Mystel antreten musste. Wenn der Amerikaner verlieren würde, war das Vorhaben Boris aufzuhalten vollends gescheitert. Ein kurzfristiger Streit entbrannte Backstage, aber Rick hatte den Blondschopf beiseite gezogen, um ihm den Kopf zu waschen. Wieder guter Dinge hatte er dann die Arena betreten und konnte am Ende für ein Unentschieden sorgen. Der freie Tag wurde dafür genutzt sich voll ins Training zu werfen. Sie alle saßen am Fluß und Tyson wurde von jedem der Kämpfer rangenommen. Erleichtert hatte Akira festgestellt, dass die neuen Blades dank des Metalls wirklich einiges aushalten konnten. Driger, Draciel und Strata Dragoon hatten trotz der krassen Kämpfe nur sehr wenige Blessuren davongetragen, die vor allem die Einsatzfähigkeit nicht beeinträchtigte. Kenny war zwar immer noch besorgt, dass Dragoon das harte Training nicht überstehen würde, aber Tyson ließ sich nicht reinreden. Da sie immer noch nur zu viert waren, war sein Plan die letzten zwei Matches zur Not beide zu bestreiten und dafür musste er sich ausreichend vorbereiten. Es dauerte bis zum Abend, aber Tyson wollte immer noch nicht aufgeben, auch wenn der Rest am Ende war. “Leute, wir können jetzt noch nicht aufhören!”, rief er und startete Dragoon Richtung Himmel, der plötzlich mit einem anderen Blade kollidierte und zurück zu Tyson schoss. Irritiert sahen sie sich um und erkannten wer da nur wenige Meter von ihnen entfernt stand und seinen Dranzer auffing. “Kai...” Akiras Stimme war nur ein Flüstern, als sie ihn mit weit aufgerissenen Augen auf sie zukommen sah. Insgeheim hatte sie immer noch gehofft, dass er sich blicken ließ, aber ihn jetzt zu sehen war ein überwältigendes Gefühl. Sie spürte, wie ihr Herz einen Hüpfer machte und stockte. //Das… Nein...// “Du kommst spät!” Tyson war der erste, der sich rührte. Ray und Max grinsten freudig und kamen beide wieder auf die Beine, auch der Rest des mannstarken Teams folgte. “Kai, da bist du ja!” Kenny trat neben Tyson, der seinem Freund eine Hand hinhielt. Kai sah wirklich schlimm aus, er hatte sich körperlich noch nicht ganz von seinem Kampf gegen Brooklyn erholt, aber in seinen Augen loderte ein Feuer. “Ja… Ich hab’ ein bisschen Zeit gebraucht.”, sagte er und schlug bei Tyson ein, lächelte entschuldigend. “Und du hast den neuen Dranzer voll unter Kontrolle.” Akira hatte es geschafft sich wieder zu fangen und stellte sich neben den Chef. Die verwirrenden Gedanken von vorhin schob sie bestimmt beiseite. Sie atmete kurz durch und sah dem Jungen das erste Mal seit der Begegnung im BEGA-Center vor einigen Wochen wieder in die Augen. “Was habt ihr damit gemacht?”, fragte er und adressierte sie und Kenny. “Das ist das Hard Metal System, das wir beide entwickelt haben. Da die BEGA ja alles kontrolliert, kamen wir nicht an Ersatzteile ran, also haben wir einfach selbst was entwickelt.”, erklärte der Kleine und grinste stolz. “Ja, Max, Ray, Daichi und ich haben Wochen gebraucht, um es drauf zu bekommen. Die Power von den kleinen Dingern ist echt heftig.”, fuhr Tyson fort und Kai schnaubte lachend. “Das kann man wohl sagen.” Sein Blick wanderte zu der Schwarzhaarigen, die sich bemühte zu lächeln. Sie spürte wie er sie prüfend musterte und klatschte in die Hände. “So Jungs, ihr seid endlich vollzählig. Morgen früh haben wir zwei Matches zu gewinnen, also ruht euch nochmal gut aus.”, sprach sie, drehte sich auf dem Absatz um und drängte sich zwischen den Bladern hinter ihr durch. Tyson hatte heute genug trainiert und Kai, der endlich zurückgekehrt war, hatte Dranzer voll im Griff wie es schien. Jetzt konnten sie nichts weiter machen, als den morgigen Tag abwarten. //… Und schleunigst diesen beschissenen Gedanken loswerden...// “Aki hat Recht. Wir sind bereit, Leute.”, grinste Tyson, der seiner Cousine hinterher sah. *** Am nächsten Tag kamen sie alle gemeinsam in die Arena. Kai wurde nun auch offiziell als fünftes Mitglied der G-Revolution vorgestellt und sollte das erste Match des Tages übernehmen. Eigentlich war Garland derjenige, der zuerst kämpfen sollte, aber Kai verlangte nach einer Revanche mit Brooklyn, die er auch bekommen sollte. Es war ein hitziger Kampf und wie schon bei ihrem ersten Kampf ging Kai in die Vollen und nutzte seine Wut, um Dranzers Power noch mehr zu speisen, während Brooklyn kaum reagierte, aber dennoch die Oberhand zu haben schien. Davon ließ sich Kai aber nicht beeindrucken, wenn er etwas konnte, dann war das hartnäckig sein. Unentwegt attackierte Dranzer Brooklyns Zeus und nach jedem Gegenangriff rappelte sich Kai wieder auf, kam auf die Beine, wenn er am Boden gelegen hatte. Der Kampf verlangte ihm und Dranzer einiges ab, sogar Kenny wurde nervös, da Dizzy ihm anzeigte, dass der Blade nicht mehr viel aushalten konnte. Max und Ray wollten in den Kampf eingreifen, weil das Match immer gefährlicher für Kai wurde, aber Tyson hielt sie auf. Er hatte Kai versprechen müssen, dass sie nicht dazwischen gehen würden, egal was passiert. Auch Akira sah besorgt zu und hoffte, dass Kai nicht über seine Grenzen ging. Dieser Kampf war was Persönliches für ihn und sie kannte ihn und seinen Dickschädel, wenn er etwas wollte. Da war er genau wie Tyson. Die Arena wurde von der Power der Blades zerstört und auch nachdem Kai kurz k.o. gegangen war und DJ Jazzman schon Brooklyn als Gewinner küren wollte, stand der Junge erneut auf, Dranzer hatte immer noch Spin und wehrte sich gegen Zeus Attacken. Sein enormes Durchhaltevermögen verunsicherte den BEGA-Blader zunehmend, der irgendwann die Fassung verlor und unkontrollierte Attacken verteilte, die Dranzer weiter aushielt und konterte. Mit einem finalen Angriff, auf den Kai alles setzte, was er noch an Energie hatte, schaffte er es Brooklyns Blade aus der Arena zu kicken und gewann. Nach seinem Sieg taumelte er die Treppe der Arena hinab zu seinem Team, das ihm entgegen rannte und brach zusammen. Tyson fing ihn gerade noch so und stützte ihn, damit er nicht vollends fiel. “Hey! Was ist? Ich hab’ dich! Kai, was ist denn los?” Tyson hielt den Jungen im Arm, der sich scheinbar nicht regte. “Ja, sag’ mal was hast du denn?”, fragte Ray und versuchte ihm ins Gesicht zu sehen. “Er ist total erschöpft.” Und damit hatte Max vollkommen Recht. Kai hatte diesmal wahrlich seine Grenze erreicht. “Sollen wir einen Arzt holen?” Daichi sah sich bereits um und suchte nach jemandem, der helfen könnte. Akira musste ihm gedanklich zustimmen. Er sah nicht aus, als würde er noch ohne medizinische Hilfe klar kommen. Dafür hatte er einfach zu viel einstecken müssen. “Ich glaube wir müssen ihn zu einem Arzt bringen!”, keuchte Tyson panisch, doch dann bewegte Kai sich endlich wieder, richtete sich auf. “Nein, warte. Ich bin okay.” Tyson ließ ihn los und besah sich ihn immer noch besorgt. “Ruh’ dich jetzt noch ein bisschen aus, Kumpel. Dann gehen wir zusammen hin.” “Ist schon gut, Tyson. Ich brauch’ deine Hilfe nicht. Du machst dir nur Sorgen wegen deinem nächsten Match, stimmts?”, feixte Kai und brachte die anderen damit zum Lächeln. “Was redest du da? Warum sollte ich mir Sorgen machen? Ich werde das nächste Match garantiert gewinnen. Und danach werde ich gegen dich antreten! Ich glaub’ immer noch, dass ich dir was beibringen kann.”, grinste ihn Tyson an und nun war es an Kai, der lächeln musste. “Also, bis später...” Kai drehte sich um und ging noch etwas wackelig auf den Beinen Richtung Ausgang, während ihm der Rest hinterher schaute. “Hey! Wart’ doch mal! Ich mein’s ernst! Du musst mir versprechen, dass du mit mir kämpfst!”, rief Tyson und der andere hob die Faust, blickte jedoch nicht zurück zu ihnen. “Ich fass’ das als ‘Ja’ auf! Hör’ zu, Kai! Ich will dich in der Arena sehen!” Damit verschwand er im Gang und Akira atmete tief durch. Sie war nicht die einzige, die sich Sorgen machte. Kai hatte sich zwar zum erneuten Male berappelt, aber sein Zustand war äußerst kritisch. Mal abgesehen davon, dass sie nicht wussten wie Dranzer aussah. Ray war der erste, der sich löste und ebenfalls die Arena verließ. Akira folgte ihm nur kurz später, als der Rest noch vor Ort den Kampf durchging und vertieft schien. Im Flur sah sie von Weitem, wie sich der Chinese Mitten im Gang hingehockt hatte und zog die Brauen verwirrt zusammen. “AKIRA!!” Der erschrockene Schrei Rays versetzte sie unvermittelt in Panik und sie stürmte auf ihn zu, sah erst kurz vorher, dass er Kai halb im Arm hielt, der bewusstlos war und an der Wand gelehnt auf die Knie gegangen war. “Scheiße, nein!”, keuchte sie und legte sich selbst fast lang, als sie den letzten Meter auf den Knien zum Stehen kam und nun vor den beiden Jungs hockte. Sie tauschte einen Blick mit dem Schwarzhaarigen aus, der auf den Boden neben ihr deutete und sie sah nun, warum er nach ihr gerufen hatte. Dranzer war nicht nur zerbrochen, sondern regelrecht pulverisiert. Sogar der Bit war vollkommen zerstört, was bedeutete, dass das BitBeast sein Leben für diesen Kampf und seinen Besitzer geopfert hatte. “Nein, nein, nein!! Dranzer!”, flüsterte sie und sah dann auf zu Kai. Tränen schossen ihr in die Augen und sie versuchte sich zu beruhigen. Panik würde ihnen jetzt nicht weiterhelfen. “Aki, nimm’ ihn, ich versuche Hilfe zu finden.”, sagte Ray und Akira rutschte näher an den Verletzten heran, lehnte ihn gegen ihre Schulter. Der Chinese sprang auf und verschwand Backstage, während sie ihr Bandana vom Oberarm löste und versuchte Dranzers Einzelteile darin zu sammeln und gleichzeitig den Jungen aufrecht hielt. Als sie fertig war, strich sie Kais Haare zur Seite. Er hatte immer noch die Augen geschlossen und auch sein Atem ging unregelmäßig. “Komm’ schon, Kai. Halt’ durch!”, flüsterte sie ihm zu, wusste nicht, ob er sie überhaupt hören konnte. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen, vor allem eine Lösung zu finden wie sie Dranzer retten konnte und plötzlich sah sie in der Entfernung die Gestalten ihres restlichen Teams. “Tyson! TY!”, schrie sie und sah, dass sie alle auf sie zugerannt kamen. “Aki, was…? Oh nein!” Ihr Cousin schmiss sich ebenfalls auf die Knie und packte Kai an der Schulter. “Ray ist schon Hilfe holen, aber Dranzer...” Sie deutete mit einem Kopfnicken auf ihr noch offenes Bandana auf dem Boden, auf dem die Stücke verteilt lagen. Kenny, der mit Hilary, Daichi und Max hinter Tyson stand, legte die Hände über den Kopf zusammen. “Nein!!” “Was ist?”, fragte Hilary verwirrt und Max versuchte ebenfalls die Situation zu verdauen. “Dranzer hat sich geopfert. Der Bit ist zerstört.”, erklärte er, woraufhin das Mädchen scharf die Luft einzog. “Kai, nein...”, flüsterte Tyson und Akira spürte wie sehr er sich zusammenreißen musste. Kai hatte wirklich alles gegeben, damit sie siegen und Boris schlagen konnten. “Tyson, ich… Ich weiß zwar nicht, ob es funktioniert, aber vielleicht kann man Dranzer wieder zurück holen.”, setzte die Schwarzhaarige an und versuchte ihren Herzschlag zu regulieren. Sie erinnerte sich an das Buch von Ozuma und einem Ritual, das darin nur kurz erwähnt wurde, aber das könnte ihre Lösung sein. Sie anderen sahen sie irritiert an. “Ich muss zu Ozuma.”, sagte sie und ihr Cousin weitete die Augen. Er wollte wütend ansetzen, aber Kais Anblick ließ ihn stocken. “Bist du dir sicher?”, fragte er stattdessen hoffnungsvoll. “Er ist der Einzige, der uns jetzt helfen kann.” Ihr Ton war ruhig und ihr Griff um Kais reglosen Körper festigte sich. Nur wenig später war sie bereits auf dem Weg in das kleine Dorf in den Bergen. Akira wusste nicht, wie viel Zeit ihr blieb und ob der Faktor Zeit überhaupt etwas ausmachte, also wollte sie so schnell wie möglich dort hinkommen. Sie hatte nicht mal die Möglichkeit gehabt das Buch Zuhause zu holen, aber die Koordinaten kannte sie mittlerweile auch im Schlaf. Erst nachdem ihr Daichi eröffnet hatte, dass er auch von dort kam, hatte sie ihrer Neugier nachgegeben und recherchiert. Das kam ihr nun tatsächlich zugute. Sie musste mit der Bahn aus Tokyo raus und anschließend mit dem Bus weiter in die Berge nördlich von der Großstadt. Der Weg war lang und sie nutzte die Fahrt um nachzudenken. Tyson musste sein Match nun ohne ihre Unterstützung antreten, aber sie war sich sicher, dass die anderen ihm doppelt so optimistisch beiseite standen. Sie glaubte an ihn und seinen Sieg gegen Garland. Auch wenn es ihr unglaublich Leid tat, dass sie das nicht mit ansehen konnte. Das Mädchen atmete zitternd ein. Sie hoffte inständig, dass Ozuma auch da war, sonst hatte sie ein Problem. Nervös dachte sie an das letzte Zusammentreffen mit ihm zurück, als sie sich geküsst hatten. Es war bereits fast ein Jahr her und ihre Gefühle haben sich seitdem zwar verändert, komisch würde es trotzdem sein ihn wieder zu sehen. Sie begann in ihrer Hüfttasche zu wühlen. Falls sie es schaffen sollten, brauchte Dranzer einen Bit, um versiegelt zu werden. Sie hatte zwar noch ein paar Teile für die neuen Blades bei sich, aber als sie ihren Blade aus dem Weltmeisterschaftsturnier ertastete, hielt sie inne. Was wenn sie selbst dafür einen Blade starten müsste. Einen mit Hard Metal System konnten ja selbst die Jungs am Anfang nicht mal kontrollieren, wie sollte sie es also schaffen? Sie zog ihren Beyblade aus der Tasche und betrachtete den leeren Bit darauf. //Das muss reichen, was Besseres hab’ ich nicht...//, seufzte sie gedanklich. Als sie ihn zurück in ihre Tasche steckte, in dem sie auch das verknotete Bandana mit Dranzers Resten verstaut hatte. Endlich angekommen, musste sie nur noch den letzten Hügel hinauf. So schnell sie ihre Beine tragen konnten, eilte sie den Weg entlang und kam nach einer Weile auf der Anhöhe an, auf der einige Hütten standen. Schwer atmend sah sie sich um. Es waren nicht viele Leute zu sehen, aber das was sie sah, erinnerte sie stark an die Kleidung der Saint Shields. “O-... Ozuma!” Ihre Stimme war nicht mehr als ein Keuchen und sie stützte sich auf den Knien ab, um Luft zu bekommen. “Ozuma!” Die Verzweiflung überrollte sie mal wieder, als ihr die Tränen in die Augen schossen. Doch sie besann sich zur Ruhe. Ihr Blick jagte über die Lichtung und sie trat weitere Schritte vor. Ihr Atem zitterte immer noch. “OZUMA!!”, schrie sie ein weiteres Mal und als ein bekanntes Gesicht auftauchte, schluchzte sie erleichtert. “Aki, was…?” Der Junge kam auf sie zugerannt und endlich konnte sie ihre gespannten Nerven beruhigen. Er war da, er konnte ihr helfen. “Ich brauche deine Hilfe, Ozuma.” Ihre Stimme stabilisierte sich wieder und Akira war froh, dass er jetzt endlich vor ihr stand. Die Begrüßung nach so langer Zeit hatte sie sich allerdings eigentlich anders vorgestellt. “Dranzer ist tot.” Seine grünen Augen weiteten sich. “Wie-...” “Er hat sich für Kai geopfert.”, erklärte das Mädchen ohne ihn ausreden zu lassen. Hastig griff sie in ihre Tasche und nahm das Bündel mit Bruchstücken hervor, zeige es dem Jungen, damit er verstand. Ozumas Blick versteinerte sich. “Und warum holt Kai ihn dann nicht selbst zurück?”, fragte er scheinbar erbost darüber, dass sich Dranzers Besitzer nicht persönlich darum kümmerte. “Er ist bewusstlos. Ich bin die einzige, die weiß, wo du zu finden warst. Ich muss es einfach schaffen, okay?” Sie schluckte und atmete tief durch. “Aber es ist möglich, richtig?”, fragte sie dann. Der Junge hatte nicht so reagiert, dass es abwegig war Dranzer retten zu können. Also hatte sie ihre Hoffnung auf den richtigen gesetzt. “Es ist schwierig, aber machbar.”, nickte er und sah ihr in die Augen, sie seufzte erleichtert. “Komm.” Damit nahm er ihre Hand und zog sie mit sich zu einer der Hütten. Ehrfürchtig sah sich das Mädchen um, als sie Dranzers Überreste wieder wegpackte. Das Dorf war wirklich klein. Nur wenige Häuser standen dort und es war umringt von dichtem Wald. “Großvater!”, rief Ozuma, als sie vor dem Eingang standen und eine geduckte Gestalt trat heraus. //Großvater?// Akira sah aufgeregt von Ozuma zu dem alten Mann, der nun vor ihnen stand und sie freundlich betrachtete. Er trug einen weiten Umhang und hatte trotz des scheinbar hohen Alters einen wachen Blick. “Junge, wen haben wir denn hier?” Die Schwarzhaarige senkte höflich den Kopf, wollte sich gerade vorstellen, als Ozuma ihr zuvor kam. “Eine gute Freundin. Sie braucht unsere Hilfe mit dem roten Feuer-Phönix.” Interessiert schaute der Alte nun zu Ozuma. “Phönix? Sagtest du nicht letztes Jahr, dass Dranzer bei einem Jungen ist, genau wie die anderen heiligen BitBeasts?” Der wache Ausdruck in den grünen Augen des Alten hatte nicht getrügt. Er war wirklich gut informiert. “Dranzer gehört meinem Freund Kai, aber er hat sich im Kampf für ihn geopfert und Kai hat das Bewusstsein verloren.” Akira redete einfach drauf los, ohne dass Ozuma eine Chance hatte weiter zu erklären. Sie zwang sich zwar immer noch zur Ruhe, aber innerlich war sie immens aufgewühlt. Ozuma legte ihr eine Hand beruhigend auf den Rücken, bemerkte ihren blanken Nerven und auch der Ältere lächelte ermutigend. “Verstehe. Nun gut, dieser Junge hatte geschworen auf ihn Acht zu geben. Dass Dranzer sich freiwillig für ihn geopfert hat, zeugt von einer außerordentlichen Verbindung zwischen den beiden. Du hast nicht übertrieben, als du damals davon erzählt hattest, Ozuma, mein Junge.” Er nickte verständnisvoll und schritt Richtung Waldrand. Akira sah Ozuma an, der sie anlächelte und wieder ihre Hand griff, damit sie beide dem Mann folgten. “Mein Kind, das wird nicht einfach.”, sprach er während er weiter ging und sie mittlerweile an einer weiteren Lichtung nahe des Dorfes angekommen waren. “Damit habe ich gerechnet.”, antwortete Akira leise, sah sich neugierig um. Ozuma blieb stehen und ließ ihre Hand los. “Akira, es geht hier um ein komplexes Ritual, das auch nicht immer funktioniert. Großvater ist der einzige, der das schon erfolgreich gemacht hat und das ist Jahrzehnte her.”, erklärte der Junge und griff ihre Schultern, damit sie ihn ansah. “Es muss...”, flüsterte sie und man spürte den Ehrgeiz, den Ozuma zum Lächeln brachte. “Du hast dich kein Stück verändert.”, lachte er leise und wandte sich ab und dem Mann zu. “Also, was ist zu tun?”, fragte er ihn. Der Alte setzte sich auf einen Baumstumpf am Rande der Lichtung. Erst jetzt sah Akira die Zeichen, die in die Rinde vieler Bäume geritzt waren. Das hier war ein ritueller Ort, das konnte sie deutlich spüren. Ehrfürchtig atmete sie tief durch. “Ihr müsst einen Kampf starten, ich bete währenddessen die passenden Passagen aus den alten Schriften vor und dann müssen wir hoffen, dass Dranzer euch hören kann und auch hinab steigt, damit er erneut versiegelt werden kann. Er hat zwar seine physische Hülle verloren, aber sein Geist streift immernoch im Diesseits umher. Man muss ihm nur den Weg weisen.”, erklärte der Mann. Es klang so einfach aus seinem Mund, aber das würde es sicher nicht werden. Akira fuhr sich frustriert durch die Haare. Sie musste gegen Ozuma kämpfen? “Ozuma, du weißt ich blade eigentlich nicht, also erwarte nicht zu viel von mir.” Sie wusste genau wie stark er war und vor allem sein Flash Leopard. Der Junge lächelte nur verschmitzt und griff nach seinem Blade. “Ach ja!” Bevor die Jugendlichen in Position gehen konnten, schreckte der Alte auf und sah das Mädchen erwartungsvoll an. “Hast du den Beyblade, in dem Dranzer zuvor eingeschlossen war, dabei?”, fragte er und die Schwarzhaarige nahm erneut das Bandana hervor, ging auf den Mann zu und legte es ausgebreitet vor ihm auf den Waldboden. “Sehr schön, das könnte bei der Verbindung helfen, da du nicht sein Besitzer bist.”, grinste er zufrieden und lehnte sich wieder etwas zurück. Sie wusste nicht mehr wie oft sie neu gestartet hatten. Das Training während der Weltmeisterschaft hatte sie im Umgang mit ihrem Blade zwar etwas sicherer gemacht, aber sie war trotzdem weit entfernt von gut, besonders mit Ozuma als Gegner. Der Großvater hatte unterdessen nur mit geschlossenen Augen auf dem Baumstumpf gesessen und Worte vor sich hingemurmelt, die das Mädchen nicht verstand. Erschöpft war sie irgendwann in die Knie gegangen und stützte sich mit den Händen am Boden ab, ringte zum erneuten Male an diesem Tag um Atem. //Ich muss das hinkriegen, verdammt nochmal!//, dachte sie wütend und schlug mit der Faust auf die Erde. Das hier war ihre einzige Chance, dass Dranzer zurück kam und aufgeben oder versagen war keine Option für sie. Ozuma kam auf sie zu und hockte sich neben sie. “Wir machen jetzt eine Pause.”, befahl er mit sanftem Ton und das Mädchen setzte sich auf ihre Beine, kniete jetzt vor dem Jungen. Akira nickte nur stumm und sah nach oben in den Himmel. Es war bereits Nachmittag und Wolken waren aufgezogen. Tyson würde jeden Moment seinen Kampf haben. Atemzug für Atemzug wurde sie ruhiger, schloss die Augen und dachte an ihren Cousin. Ihre Gedanken wanderten weiter zu Kai. Über den ganzen Trubel hatte sie gar nicht mehr darüber nachgedacht, was am Vortag in ihr vorgegangen war, als der Ältere beim Team aufgetaucht war. //Ist auch besser so...//, fand sie und fühlte wie die Enttäuschung über sich selbst leise hochkroch. Kai war ein Freund. Es hatte lange genug gedauert, dass sie so vertraut miteinander waren, das würde sie sicher nicht einfach aufs Spiel setzen. Als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie, dass Ozuma immer noch vor ihr hockte und sie eingehend musterte. Sie kannte diesen Blick an ihm und gerade gefiel es ihr gar nicht, dass er sie mal wieder wie ein Buch lesen wollte und möglicherweise auch konnte. “Was machen Mariam, Joseph und Dunga eigentlich?”, versuchte sie ihn auf ein anderes Thema zu lenken. Der Junge lächelte nur und ließ sich nun ebenfalls komplett auf dem Boden nieder. “Mariam und Joseph reisen in der Weltgeschichte herum und Dunga müsste irgendwo im Dorf sein.”, antwortete er und Akira nickte verstehend. Sie sah zum Alten, der wie in Trance immer noch die Phrasen vor sich hin sprach. Er wirkte, als würde er nicht viel von seiner Umgebung mitbekommen. “Und euer Team? Die Weltmeisterschaft war ja ein ziemliches Durcheinander.” “Das kannst du laut sagen. Erst verlässt dreiviertel der Spieler das Team und dann muss Tyson mit einem neuen Spieler klar kommen, der ihn echt fordert.”, lachte sie und massierte den Nasenrücken. “Ja, ich hab’ nicht schlecht geguckt, als ich Daichi bei euch gesehen habe.” Akira blinzelte irritiert, sah ihn dann direkt an. “Stimmt ja, er ist ja auch von hier. Das hatte ich im Moment schon wieder vergessen.”, lachte sie und Ozuma begann zu grinsen. “Na klar, er ist mein Cousin.” “Bitte was??” Geschockt sah sie den Jungen an und konnte ihren Ohren kaum trauen. Ihre Reaktion hatte er wohl so nicht erwartet und fing an zu lachen “Was, das wusstest du nicht? Aber du hast doch gerade gesagt, dass du weißt, dass er von hier ist.”, grinste Ozuma und lehnte sich zurück, stützte sich mit den Händen auf dem Waldboden ab. “Ja, weil er mir das auch erst vor ein paar Wochen erzählt hat. Dass er noch Verwandte hier hat, hat er nicht gesagt. Du liebe Güte. Das wird lustig, wenn Tyson das erfährt.” Jetzt musste sie selbst anfangen zu lachen und fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. Sie hatte zwar eine gewisse Ähnlichkeit in Daichi erkannt, aber an so eine Überraschung hatte sie überhaupt nicht gedacht. “Falls es das besser für ihn macht: Ich habe ihn und seine Eltern schon seit Jahren nicht mehr gesehen.”, gluckste er, schüttelte grinsend den Kopf. “Du kennst ihn doch.” Akira spürte feine Tropfen auf ihrer Haut und sah nach oben. Es hatte begonnen zu regnen. //Na super...// Ein Seufzen folgte und sie sah wieder auf den Boden vor sich. Was wenn sie es wirklich nicht schaffen würde Dranzer zurück zu holen? Was wenn sich Kais Zustand verschlechterte? Könnte der gerettete Dranzer auch Kai helfen wieder auf die Beine zu kommen? Akira hatte erlebt wie stark die Verbindung der heiligen BitBeasts zu den Jungs war, sie war sich also sicher, dass das durchaus der Fall sein konnte. Wenn es wirklich funktionieren sollte, musste sie dringend ins Krankenhaus und ihm Dranzer geben. Aber sie hatte auch Angst davor den Jungen womöglich genauso schlimm zugerichtet zu sehen wie Tala, der sich immer noch nicht von seinem Kampf erholt hatte. Ihre Sorgen krochen ihr wieder in die Gedanken. Wie Kai dort im Gang gehangen hatte, sein unregelmäßiger Atem. Mit einem Mal fühlte sie eine Schwere in der Brust, die sie lange nicht mehr gespürt hatte. Sie nahm zitternd Luft, wie so oft an diesem Tage, und versuchte die aufkommenden Tränen wieder runter zu schlucken. Ozuma saß wieder schweigend neben ihr, beobachtete sie und setzte sich dann etwas auf. “Akira...”, flüsterte er und legte seine Hand auf ihre Schulter, versuchte sie sanft aus ihren Gedanken zu holen. Das Mädchen nahm einen tiefen Atemzug, strich die Haare aus dem Gesicht und lächelte ihn entschuldigend an. “Sorry, ich… Ich bin echt durch den Wind gerade.” Es war schon eine seltsame Situation. Der Junge, in den sie vor einem Jahr noch verliebt war, saß hier vor ihr und sie war nicht nur über ihn hinweg, sondern musste gerade mit dem Gedanken klar kommen, dass sie Gefühle für einen ihrer besten Freunde hatte, der auch noch schwer verletzt war. Ein leises, sarkastisches Lachen entfloh ihrer Kehle, als sie sich durch die Haare fuhr. “Aki, kann es sein, dass...”, setzte der Junge an. Er festigte seinen Griff an ihrer Schulter und zwang sie ihm in die Augen zu sehen. “Magst du Kai mehr, als dir lieb ist?” Die Worte, so zaghaft gesprochen, stießen wie Messerspitzen in ihr Herz. Sie trugen in die Welt, was in dem Mädchen vorging und das war eine Wahrheit, die sie eigentlich nicht bereit war sich einzugestehen. Es so frei heraus zu hören, löste Panik in ihrem Inneren aus. Die Augen füllten sich wieder mit Tränen und Akira schüttelte vehement den Kopf, stockte jedoch wieder und wollte sich abwenden, aber Ozuma hatte ihren Blick so eingefangen, dass sie sich nicht wegdrehen konnte. “Nein… Er ist...”, versuchte sie zu argumentieren, merkte aber, dass es nichts bringen würde. Ozuma hatte mal wieder aus ihr gelesen wie aus einem offenen Buch und es auf den Punkt gebracht. “Wie machst du das ständig, Ozuma?”, fragte sie stattdessen und lächelte ihn traurig an. Aber nicht nur Ozuma überraschte sie damit, auch Ray hatte die Gabe ihre Gedanken lesen zu können. Das hatte sie in der Vergangenheit schon oft erleben dürfen. Vielleicht lag es aber auch an ihr, die scheinbar nicht fähig war ihre Emotionen gut verstecken zu können. “Das ist echt gruselig, weißt du das?”, flüsterte sie und rang sich ein leises Lachen ab. Die Situation wurde immer komischer und komischer. Anstatt zu antworten sah sie der Junge schweigend an, er schien in Gedanken zu sein und die Schwarzhaarige konnte den nachdenklichen Gesichtsausdruck nicht deuten. “Das könnte der Schlüssel sein.” Ein Flüstern so leise, dass sie es fast überhörte. “Was?” “Akira, Freundschaft ist eine starke Verbindung, die bei so einem Vorhaben funktionieren kann, aber eine tiefere Zuneigung bedeutet auch eine engere Verbindung. Deine Gefühle für Kai könnten die passende Brücke dafür sein, dass Dranzer dich eher erhören wird.” Die Erklärung klang absolut sinnvoll, aber das bedeutete für sie auch, dass sie diese Gefühle zulassen, sich ihnen vollends ergeben und sie annehmen musste. Akira schätzte die Freundschaft zu dem Größeren sehr, auch wenn er sie und die anderen schon so manches Mal enttäuscht hatte. Aber am Ende war er immer wieder für sie alle da. Gestern war er auch wieder aufgetaucht, als sie ihn am meisten gebraucht hatten. Er hatte alles gegeben, sogar Dranzer, damit er ihnen helfen konnte. Sie wollte das unter keinen Umständen kaputt machen. Akira entsinnte sich an das Vorjahr, wo es ihr nach Ozumas Abschied dreckiger gegangen war, als jemals zuvor. Es würde voraussichtlich ähnlich laufen, wenn sie das jetzt durchziehen würde. Es war ein großes Opfer. Aber auch ein Opfer, das nötig war. Akiras Blick strahlte Entschlossenheit aus, ihre Entscheidung war gefallen. Schnaubend stand sie auf, der Junge folgte ihr. Es war an der Zeit, dass sie es weiter versuchten. Der Regen war unterdessen stärker geworden, die Kleidung war auf gutem Wege vollständig durchnässt zu sein und der Waldboden verwandelte sich in ein Feld aus Pfützen und Matsch, was es nicht einfacher machte ihren Blade zu kontrollieren. Pechschwarze Haarsträhnen klebten ihr im Gesicht und an den nackten Schultern, als sie sich auf Kai konzentrierte. Wie er ihr verziehen hatte, dass sie ihm so misstrauisch gegenüber gewesen war. Wie er sie nach einem Streit mit Tyson wieder aufgebaut hatte. Wie er ihr unbedingt persönlich sagen wollte, dass er das Team verlässt, damit sie ihm nicht nachtragend ist. Wie er ihr hinterher gelaufen war, als sie wieder einen Ausraster hatte und bei ihr geblieben ist, bis sie sich wieder beruhigt hatte, obwohl sie ihn vorher so fies angefahren hatte. Wie er sich Sorgen gemacht hatte, dass Tala ihr zu nahe kommt. Wie er erneut versucht hat mit ihr zu reden, als sie so sauer wegen Hiro war. All die vielen Erinnerungen prasselten auf sie nieder wie der Regen, der ihre Haut benetzte. Die Schwere in ihrem Herzen wurde leichter und leichter, sie spürte das bekannte Flattern in der Magengegend. Ja, sie hatte sich in Kai verliebt. Stück für Stück hatte er sich die letzten Monate heimlich in ihr Herz geschlichen und jetzt erst hatte sie es wirklich bemerkt, was scheinbar schon lange so war. Die ganze Zeit hatte sie die Freude über sein aufmerksames und rücksichtsvolles Wesen, so selten er das auch sonst zeigte oder auch zeigen wollte, auf ihre Freundschaft geschoben. Deswegen war sie auch so verletzt gewesen, als er der BEGA beigetreten war, anstatt sich der G-Revolution anzuschließen. Die Kämpfe gegen Flash Leopard gingen nicht ohne Weiteres an ihr vorüber. Als sie erneut startete, bemerkte sie wie sie Anzahl der Schnitte an ihren Armen und Beinen stetig wuchs. Auch im Gesicht brannte es, aber sie versuchte die Schmerzen zu ignorieren. Akiras einzige Aufgabe war es sich vollends auf den in ihrem Herzen zu konzentrieren. “Komm’ schon, Dranzer... Kai braucht dich...”, presste sie leise zwischen den Zähnen hindurch und unterdrückte einen Schluchzer. Der Regen war mittlerweile zu einem regelrechten Wolkenbruch ausgeartet und übertönte jedes andere Geräusch im Wald. Aber mit einem Mal wurde es ganz leise. Akira keuchte und sah in den Himmel, einen Arm schützend über den Kopf gehalten, damit die dicken Tropfen nicht direkt in ihre Augen fielen. Donner raunte durch den Wald und ein roter Lichtkegel raste von der dichten Wolkendecke auf sie zu. Es war so grell, dass sie die Augen zukniff und die Hände schützend vor sich hielt. Sie konnte gar nicht so schnell reagieren, wie alles passierte. Entkräftet gaben ihre Beine nach, sie rutschte auf den nassen Boden und sah erleichtert wie der Lichtkegel, der auf dem Bit ihres Blades gelandet war, dünner wurde und am Ende versiegte, während Ozuma scheinbar seinen Teil des Rituals vollzog und Flash Leopard um ihren Blade kreiseln ließ. Aber das nahm sie gar nicht mehr wahr. Sie konnte die stummen Tränen nicht mehr aufhalten, die sich nun mit den Tropfen des Regens auf ihren Wangen vermischten. Der Blade kreiselte zu ihr und wie in Zeitlupe griff sie danach. Dranzers Bild war auf dem Bit zu sehen. Sie hatte es geschafft. Immer mehr Tränen sammelten sich, rannen ihr Gesicht hinab und nun konnte sie auch die Schluchzer nicht mehr aufhalten, die ihren Körper beben ließen. Wie eine Ertrinkende hielt sie Dranzer an ihre Brust, hatte Angst, dass er gleich wieder verschwinden würde. Ozuma kam auf sie zugerannt und kniete sich vor sie, nahm sie in den Arm. Er war genauso durchnässt wie sie. “Du hast es geschafft, Aki.”, flüsterte er ihr ins Ohr. “D-... Danke, Ozuma. Ohne euch hätte es nie funktioniert.”, schluchzte sie und erwiderte die Umarmung mit der freien Hand. Ihr Innerstes fühlte sich so wund und unglaublich verletzlich an, es überwältigte sie regelrecht. Sie brauchte wenige Minuten, ehe sie sich soweit gesammelt hatte, dass sie sich von Ozuma lösen konnte. Sein Großvater stand neben den beiden und sah erfreut auf sie hinab. Die Kapuze seines Umhangs hatte er über den Kopf gezogen, um sich vor dem Regen zu schützen. “Gut gemacht, Kind.”, sagte er lächelnd und machte sich wieder auf Richtung Dorf, ehe Akira antworten konnte. Sie sah ihm nur stumm hinterher, doch dann schüttelte sie sich unmerklich. “Ich muss dringend zurück! Die Sonne geht schon unter.”, sagte sie und sprang auf, sammelte Dranzers alte Überreste ein und stopfte alles in ihre Hüfttasche. Kurz sah sie an sich hinab. Sie war wirklich von oben bis unten verdreckt und voll Schlamm, was selbst der Schauer nicht abwaschen konnte. Ozuma und sie rannten dann ebenfalls Richtung Dorf, aber gerade, als sie zu dem Weg laufen wollte, wo sie hergekommen war, hielt er sie auf und zog sie mit sich. Sie standen wieder vor der Hütte des Alten, in der Ozuma kurz verschwand und mit einem Umhang wieder raus kam. Wortlos öffnete er ihn und legte ihn dem Mädchen um. “Du bist klatschnass. Nicht, dass du dich noch erkältest, wenn es gleich dunkel wird.”, grinste er sie an und sie lächelte dankbar. Es stimmte schon, in diesem Moment war es noch so warm, dass sie die nasse Kleidung nicht so massiv auskühlen würde. Aber das sah anders aus, wenn die Nacht hereinbrach, was jeden Moment der Fall war. “Ich begleite dich noch das Stück durch den Wald bis zur Haltestelle.”, sagte er dann und sah sich kurz um, überlegte. “Die nächste Verbindung nach Tokyo ist in ein paar Minuten. Wenn wir laufen, kannst du es noch schaffen.” Ihre Augen weiteten sich. Wenn sie den Bus nicht kriegen würde, müsste sie nochmal mindestens eine Stunde warten. “Na dann los!” Das Mädchen kratzte noch einmal die letzten Kraftreserven zusammen. Dranzer musste schleunigst zu Kai, jede Minute zu lange, könnte Konsequenzen haben. Gemeinsam liefen sie durch den Wald, der durch den einsetzenden Sonnenuntergang immer dunkler wurde. Der Regen hatte sein Übriges getan und den Boden so aufgeweicht, dass sie mehrfach fast ausgerutscht war. Langsamer machen war für sie allerdings keine Option. Von Weitem sah sie die ersten Straßenlaternen und atmete erleichtert auf. Die Haltestelle war nur noch wenige Meter entfernt und der Bus kam bereits auf sie zu. Bevor sie die letzten Meter überbrückte, drehte sie sich nochmal zu Ozuma um, der ebenfalls stehen geblieben war. Schwungvoll legte sie die Arme um seinen Hals und drückte ihn an sich. Er erwiderte die Umarmung mindestens genauso fest. “Danke!” Es tat ihr Leid, dass sie sich unter diesen Umständen wieder gesehen hatten. Auch wenn es gut tat ihn wieder in ihrer Nähe wissen zu können. Sie hatte ihn als Freund schon enorm vermisst. “Nächstes Mal zeigst du mir mehr von eurem Dorf.”, lachte sie leise und löste sich. Sie nahm sich vor nochmal her zu kommen. Vielleicht hatte ja auch Daichi Lust mitzureisen. “Gerne.” Ozuma grinste und sie verabschiedeten sich endlich, damit Akira in den nun wartenden Bus einsteigen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)