Die Liebe ist schon eine verrückte Sache... von Yurii-chan (xXDaikenXx) ================================================================================ Kapitel 25: Angst ----------------- ++++Kapitel 25++++ Angst „Verdammt noch mal! Warum kannst du dich nicht einmal daran halten, was dir andere sagen? Noch nicht einmal auf einen Arzt hörst du!“ fauchte Miyako rum während Ken unbekümmert an ihr vorbei in die Wohnung ging, in der er sogleich von seiner Katze empfangen wurde, die ihn lieb an mauzte. In aller Ruhe nahm er sie auf die Arme und krauelte ihren Kopf. „Und nun sag mir endlich, was mit dir los ist!“ Wütend knallte Miyako die Tür zu, riss sich schon fast ihren Wintermantel vom Leib und hing ihn am Garderobenhaken auf. „Na los! Sag es mir endlich!“ „Was soll schon mit mir los sein?“ antwortete der Schwarzhaarige ruhig und knuddelte das Tier in seinen Armen weiter durch. „WAS MIT DIR LOS SEIN SOLL? DU BIST BEREITS ZWEI MAL ZUSAMMENGEBROCHEN!!“ schrie sie aufgebracht. Ihr war durchaus bewusst, dass das hier wieder ein gefundenes Fressen für ihre Nachbarn sein würde, aber derzeitig war ihr es schlicht egal. Später konnte sie sich um die immer noch kümmern. „Und?“ verständnislos blinzelte er sie an. Schnurrend kroch Yuki-chan ihm auf die Schultern, sodass er sich seine Jacke ausziehen konnte. „Ist doch nichts Besonderes.“ „Nichts Besonderes? Hast du jetzt völlig den Verstand verloren? Was haben die dir nur für Medikamente gegeben?“ Verzweifelt schlürfte sie an Ken vorbei und ging ohne Umwege in ihr Schlafzimmer. Kurz sah er ihr noch nach, doch als die Zimmertür ins Schloss fiel schüttelte er den Kopf. Schnell hing er seine Jacke auf und machte sich ran Daisuke zu suchen, der sich ungewöhnlicher Weise noch nicht hatte blicken lassen. Es hatte ihn ohnehin schon gewundert, dass es Miyako gewesen war, die ihn vom Krankenhaus abgeholt hatte und nicht Daisuke. Der wäre ihm wesentlich lieber gewesen. Die kleine Yuki auf seiner Schulter weiter streichelnd blickte er kurz in die Küche, die allerdings leer war. So still es im Bad war, war der Brünette dort wohl auch nicht, also ging er erstmal weiter ins Wohnzimmer. Dort hockte der Gesuchte im Schneidersitz auf der Couch und zappte durchs Fernsehprogramm. Er hatte zwar bemerkt, dass die beiden wieder zurück waren, was bei Miyakos Lautstärke eher schwer zu überhören gewesen wäre, doch hatte er es vorgezogen sitzen zu bleiben. Er wusste immer noch nicht was er Ken sagen sollte. Die gesamte Situation war einfach zu schwierig. „Hey, Dai.“ Den Brünetten anlächelnd setzte sich Ken neben ihn. „Hey.“ erwiderte er schlicht ohne ihn anzusehen. Schnell verschwand Kens Lächeln wieder. Er hatte es sich bereits gedacht, dass sein Freund so reagieren würde. Langsam setzte er Yuki auf den Boden. „Danke.“ „Hm?“ verwundert richtete Daisuke nun doch seinen Blick auf den Schwarzhaarigen. „Wofür?“ „Dafür dass du es für dich behalten hast.“ Unsicher faltete er seine Hände auf den Schoß, während seine Haare Daisuke die Sicht auf sein Gesicht verwehrten. „Ich weiß, dass es schwer nachvollziehbar ist, aber ich weiß nicht was ich sonst tun soll. Ich will nicht dass er dir auch was antut.“ Leicht lächelnd rückte der ehemalige Goggleboy an ihn und legte seine Arme um den Schwarzhaarigen und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. „Schon gut. Ich bin nur froh, dass es dir wieder besser geht.“ Eine Weile saßen die Beiden einfach so da und genossen die Anwesenheit des jeweils anderen. Auch wenn sie sich anschwiegen und es durchaus noch vieles unausgesprochenes gab, verweilten sie einige Minuten so. Allerdings konnten sie nicht ewig so verharren, weshalb der Brünette leise seufzte. „Sag mal, warum lässt du das eigentlich mit dir machen? – Ich mein, bislang weiß doch außer mir keiner davon, den er als Druckmittel oder so nutzen kann, oder?“ Es tat ihm schrecklich leid das gefragt zu haben, aber er wollte es wissen, denn von allein hätte sein blauäugiger Freund sicher nichts erzählt. Er kannte ihn gut genug um zu wissen, dass dieser sich stark davor hütete anderen von seinen Problemen zu erzählen oder sie gar mit ihnen zu belasten. Es fiel ihm leichter anderen etwas vorzumachen. Das war wohl der einzige Haken bei Ken, er fraß lieber alles in sich hinein als anderen Sorgen zu bereiten. Ein paar Sekunden schwieg Ken, überlegte, ob er Daisuke den Grund sagen sollte oder nicht. Wenn er es ihm nicht sagen konnte, würde er es niemandem sagen können, dass wusste er. Daisuke war der einzige Mensch den er je so sehr vertrauen konnte, dem er auch zutraute mit der Wahrheit klarzukommen und ihn nicht deswegen stetig ausfragte, immer wieder daran erinnerte oder gar verachten oder verabscheuen würde. Also blieb ihm wohl kaum eine andere Wahl. „Er…“ begann Ken. „… er weiß was zwischen meinem Bruder und mir… gewesen war.“ Kurz biss er sich auf die Unterlippe. „Und er weiß auch wie er wirklich ums Leben gekommen ist.“ Doch recht verwundert zog Daisuke die Augenbrauen kraus. Was Kens toter Bruder damit zu tun hatte verstand er nicht so ganz. Unsicher was nun folgen würde, verstärkte er die Umarmung leicht und wartete darauf, dass Ken weiter sprach. „Eine Weile lang habe ich mich selbst nicht daran erinnern können, aber als ich ihm wieder begegnet bin, kam alles plötzlich wieder hoch. Ich vermute dass ich es durch die Saat vergessen habe… Dadurch habe ich auch lange geglaubt, dass Osamu nicht immer, eher selten, so gemein zu mir gewesen ist – wie es ältere Geschwister eben manchmal sind.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Er wollte es nicht unnötig riskieren, dass Miyako sie belauschen konnte, es reichte dass Daisuke ihn hörte. „Aber es war eher so, dass es selten war wenn er nett zu mir gewesen ist. Besonders in den letzten Monaten bevor er gestorben ist.“ Langsam begann Daisuke über Kens Rücken zu streicheln. Anders wusste er sich nicht zu helfen. Er wollte Ken zeigen, dass er ihm zuhörte und ihn nicht mit irgendwelchen Fragen unterbrechen würde. Noch immer ruhte sein Kopf auf der Schulter des Schwarzhaarigen. Daisuke wollte es seinem Freund nicht unnötig schwieriger machen indem er ihn dabei ansehen musste. „Onii-san war wie ich früher ein Genie gewesen. Nur konnte er die Menschen wesentlich besser manipulieren und sog alle Aufmerksamkeit auf sich, während man mich stets übersah. So war ich immer alleine, hatte keine Freunde. Nur Onii-san hat mich beachtet gehabt.“ Er musste schlucken. „Irgendwann im Sommer war ich übers Wochenende alleine mit ihm zu Hause gewesen, weil unsere Eltern verreist waren. Anfangs war es eigentlich wie sonst auch gewesen: er lernte und ich war alleine im Wohnzimmer und habe Fernsehen geguckt. Am Abend haben wir zusammen einen Film geguckt und … nach einer Weile begann er mich zu streicheln und schob seine Hand unter mein Shirt.“ Daisuke konnte hören, dass Ken seine Tränen runterschluckte. Er ahnte bereits worauf sein Freund hinaus wollte, doch schwieg er weiter. „Ich hab mich von ihm entfernt. Ich wollte nicht so von ihm berührt werden. Als ich mich dann später ins Bett gelegt hab, kam er zu mir in mein Zimmer… Ich wusste nicht was er da mit mir tat. Ich wusste nur dass es weh tat. Ich habe ihn unter Tränen angebettelt aufzuhören, doch er hat weiter gemacht.“ Ein Schlurzen verließ seine Kehle. Seine Tränen verschleierten ihm die Sicht. Er spürte wie Daisuke ihn fester an sich drückte und auch er erwiderte es und krallte sich in den Stoff von Daisukes Pulli. „Er hat es danach immer und immer wieder getan. Über Monate. Er wusste, dass selbst wenn ich es jemandem erzählt hätte, dass mir niemand Glauben geschenkt hätte. Er war schließlich ein Heiliger für alle gewesen. Es war ihm egal gewesen, dass ich danach immer mit hohem Fieber und schrecklichen Schmerzen krank im Bett gelegen habe. Es war ihm egal dass ich hätte sterben können. Er hat alles getan um zu verhindern, dass es raus kam was er mit mir tat … Er lullte unsere Eltern ein und redete ihnen ein, dass ich nur ein schwaches Immunsystem habe, dass sich das schon von allein regeln würde…“ Verzweifelt vergrub Ken sein Gesicht in Daisukes Halsbeuge. Eine Weile schwieg Ken, sodass Daisuke annahm, dass er nicht weiter sprechen wollte. Weiterhin fuhr er mit seiner Hand seinen Rücken auf und ab, versuchte seinen weinenden Freund in seinen Arme zu trösten. „Ich habe ihn dafür gehasst.“ Erklang schließlich die raue und verheulte Stimme des Blauäugigen wieder. „Er hat mich zu seinem Spielzeug gemacht. Er wusste dass ich außer ihm niemanden hatte… Im folgenden Frühjahr endete das alles. Ich habe wieder dank ihm mit Fieber im Bett gelegen. Unser Vater ist damals auf Geschäftsreise gewesen und hatte sich gemeldet, dass er früher kommen würde, weswegen unsere Mutter schnell einkaufen wollte. Onii-san sollte solange auf mich aufpassen.“ Es fiel ihm schwer weiter zu reden, doch wollte er dass Daisuke es erfuhr. „Er hat mit einem seiner Freunde telefoniert. Er dachte wohl dass ich schlief, doch ich habe ihn deutlich hören können als er an meiner Zimmertür vorbeiging. Er sagte dass ich dumm sei, dass ich das alles mit mir machen lasse und nicht mal bemerkt habe, dass er es gewesen war, der dafür gesorgt hatte, dass mich alle mieden. Er hat mich als sein Spielzeug bezeichnet und meinte dass ich ersetzbar wäre.“ ‚Ich wusste gar nicht, dass der wirklich so ein Arsch war, wie Jun es mir mal gesagt hatte…’ Damals, wohl ein paar Wochen bevor Osamu das Zeitliche gesegnet hatte, hatte sie ihm das mal erzählt. Sie war auch ein Fan von ihm gewesen, doch nachdem sie ihn damals mal persönlich getroffen hatte und die andere Seite des Jungen gesehen hatte, war sie nicht mehr all zu begeistert von ihm gewesen. Warum genau hatte sie ihm nie erzählt. Erneut schniefte Ken. „Ich weiß nicht woher ich damals diese Kraft plötzlich genommen hatte, aber ich habe es geschafft ohne von ihm bemerkt zu werden abzuhauen. Ich wollte einfach nur noch weg. Obwohl sich alles vor meinen Augen gedreht hatte und mir heiß war, bin ich ein paar Blocks weit gekommen. Ich überquerte eine Kreuzung als mir schwindlig wurde. Ich sah dass sich ein Auto mir ungehalten nährte… In dem Moment blieb ich stehen und starrte es an. Ich wusste, dass ich es nicht überleben würde… wenn es mich treffen würde… und das war mir recht…“ gestand er. „Ich wollte sterben. Ich wollte dass diese Schmerzen aufhörten. Dass mir Nii-san nicht mehr weh tun konnte…“ Geschockt riss Daisuke seine Augen auf. ‚Er wollte sterben? Er ist da doch grad mal zehn Jahre alt gewesen…’ Er zwang sich Ken weiter über den Rücken zu streicheln. Er wollte ihn nicht verunsichern. „Ich habe meine Augen geschlossen, wartete auf den schmerzenden Aufprall. Ich konnte die Reifen des Wagens quietschen hören. Hörte wie ein paar Leute riefen, dass ich ausweichen solle, doch ich blieb stehen. Plötzlich wurde ich von etwas seitlich gestoßen und flog über den Asphalt. Als ich meine Augen öffnete, bemerkte ich, dass ich nicht von dem Auto erwischt worden bin. Es war gegen einen Laternenmast gefahren… Leute um mich herum fragten mich ob alles ok wäre… ein paar Meter von mir entfernt hatte sich eine Traube von Menschen gebildet. Ich ging hin… ich drängelte mich durch sie hindurch und erblickte eine Blutlache. In ihr lag mein Bruder…“ Seine Tränen waren nun versiegt. Lediglich ab und an zitterte sein Körper noch kurz. „Er lag da… ich glaubte er sei bereits tot, doch er regte sich auf einmal… Später im Krankenhaus dann erzählte er meinen Eltern, dass er unbedingt zu einem Freund gewollt hatte und mich mitgenommen hatte… Er log sie an und ich verstand nicht warum… Er wollte noch mal mit mir alleine reden… Er sagte dass er mich liebt und dass er hofft, dass ich ihm irgendwann verzeihen kann…“ ‚… und dann starb er…’ schlussfolgerte der Brünette in Gedanken. „Kaum dass er das zu mir gesagt hatte, wurden seine Augen fahl und die ganzen Geräte, an denen er angeschlossen war, piepten wie verrückt…“ ‚Wie konnte er so was nur vergessen? Sicher, es ist schrecklich, aber wieso hat er das vergessen?’ Er konnte sich durchaus vorstellen, dass man so etwas vergessen möchte, aber das gelingt doch normaler Weise nicht, oder? ‚Aber wenn sein Bruder ihm all das angetan hat, wieso hat er ihn dann trotzdem gemocht und immer abgeblockt wenn jemand etwas Schlechtes über ihn sagen wollte? Das kann doch schlecht allein der Saat wegen gewesen sein…’ „Danach hat die Saat angefangen in mir zu keimen… und ich wurde immer mehr wie er. Ich machte ihn zu meinem Vorbild. Blendete einige Erinnerungen aus, die mein Bild von ihm negativ erscheinen lassen könnten… Ich wurde zu einer schlechten Kopie.“ damit endete Ken. Den Rest kannte Daisuke ja. Nun wusste er alles. „Und deswegen hat der Kerl dich in der Hand?“ fragte der Braunäugige vorsichtig nach. Schwach Nickte Ken bejahend. „Er war der gewesen, der mit Onii-san telefoniert hatte. Osamu hatte ihm erzählt gehabt, was er mit mir gemacht hatte. Er hatte auch mitbekommen, dass ich ihm weggelaufen bin.“ „Aber das ist doch weit über zehn Jahre her. Sicher würden deine Eltern nicht grad begeistert sein, wenn sie davon erfahren, aber so schlimm wäre es doch nicht wenn es bekannt werden würde… oder? Sicher ist es unangenehm für dich… aber er hat dir doch weh getan und dieser Kerl macht einfach da weiter wo dein Bruder aufgehört hat.“ Während Daisuke das sagte brachte er etwas Luft zwischen sie, sodass sie sich nun gegenseitig ins Gesicht sehen konnten. Das verheulte Gesicht Kens löste ein Unbehagen in ihm aus. Die Hände fest auf die Schultern seines Freundes gelegt versuchte er eine Regung auf seine Worte in Kens Mimik auszumachen, doch das einzige was er bemerkte war, dass die blauen Augen versuchten seinen Blicken auszuweichen. „Ok… Du willst also nicht darüber reden, wie ich sehe. Dann müssen wir uns eben einen Weg überlegen bei dem du nicht über deine Vergangenheit reden musst.“ Dankbar sah Ken ihn nun wieder an. Er wusste noch von früher, dass Daisuke nicht länger als nötig in den (seelischen) Wunden anderer rumbohrte und besonders heute war er ihm dankbar dafür. Vorsichtig wischte der Brünette die salzigen Tränenspuren aus dem Gesicht seines Freundes. Aufheiternd lächelte er. „Und bist du wieder krankgeschrieben?“ Er wollte einfach nur vom Thema ablenken, welches seinem Freund verständlicher Weise unangenehm war und für seinen Geschmack hatte dieser für heute schon genug geweint. Sie konnten später irgendwann noch mal über dieses Thema reden und versuchen eine Lösung zu finden. Jetzt wollte Daisuke dem Schwarzhaarigen einfach nur ein Stück Normalität geben. „Ja. Dieses Mal aber nur eine Woche.“ Des schelmischen Grinsens wegen sah der dunkelhaarigere Daisuke irritiert an. Dieses Grinsen sagte ihm was, er hatte es schon häufiger bei ihm gesehen und das sorgte schon fast wieder dafür, dass er sich wünschte nicht so lange krankgeschrieben zu sein. „Gönn mir wenigstens ein, zwei Tage Ruhe.“ bat er nach einem Augenrollen. Er wollte es nicht unnötig riskieren, dass er wieder ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, nur weil Daisuke es nicht schaffte ein paar Tage ohne auszukommen. „Ich versuch’s.“ lachte der Brünette – das hatte mal wieder besser geklappt, als er es sich gedacht hatte. „Aber mal was anderes. Morgen kommen doch Tai und Yamato zurück, oder?“ „Kann sein. Wieso fragst du?“ „Hm, hab mir vorhin nur Gedanken gemacht, weißt du? Also ist es nicht komisch, dass sie so kurzfristig auf diese Tour mussten? So was wird doch eigentlich über Wochen und Monate geplant, oder? Und ich habe auch keine Werbung für gesehen.“ „Vielleicht hat das irgendwas mit der PR seiner Agentur zu tun. Er ist immerhin auch international sehr berühmt.“ Jetzt wo Daisuke es erwähnte, er hatte auch keinerlei Werbung für diese Tour gesehen. Weder war etwas im Fernsehen gewesen, noch im Radio, geschweige denn in irgendwelchen Zeitschriften oder auf Werbetafeln. Dabei war doch bislang jede Tour seiner Band groß angekündigt worden und wirklich jedes Medium wurde dafür schamlos ausgebeutet. Sogar vor den Bussen und U-Bahnen hatte sein Management nicht halt gemacht. Kurz gefasst: wo schon Daisuke misstrauisch wegen der Sache war, musste das Ganze von den beiden hinterhältig geplant gewesen sein. So langsam dämmerte es Ken, dass es keines Wegs ein Zufall gewesen ist, dass Daisuke ausgerechnet bei ihm untergebracht worden ist. Auch Daisuke hatte sich dies schon gedacht und wollte eigentlich von Ken eine Bestätigung hören, doch der schien mit jeder vergehenden Sekunde immer angefressener zu werden. „Äh Ken? Du denkst doch jetzt nicht etwa darüber nach, wie du es den beiden heimzahlen kannst? Oder? Ken?“ Zweifelnd beäugte der Braunäugige seinen Freund. Eine Reaktion bekam er jedoch erst, als er ihm gegen die Stirn mit dem Finger stupste. „Seit wann kannst du Gedankenlesen?“ interessiert blinzelte Ken den Brünetten an. Er zuckte mit den Schultern. Irgendwann am späten Abend lagen Daisuke und Ken zusammen im Bett, kuschelten sich aneinander. Sie hatten zwar eigentlich noch nicht vor zu schlafen, aber sie wussten, dass sich Miyako so wenigstens nicht mehr trauen würde ihnen auf die Nerven zu gehen. Es gab eben Dinge, die selbst sie nicht sehen wollte. Dinge die sich in diesem Schlafzimmer abspielten zählten zu diesen. Da dies den beiden Männern mehr als nur klar war, nutzten sie es natürlich aus sich hierhin zurückzuziehen. Sie waren sich zwar nicht sicher, inwieweit die anderen Digiritter über ihre neu aufgeflammte Beziehung bescheid wussten, aber das war nur eine Frage der Zeit. Doch darüber machten sie sich keine all zu großen Gedanken, denn sie hatten andere Probleme zu lösen. Das erste, das Daisuke lösen wollte war, wie er es verhindern konnte, dass dieser Kerl sich noch einmal seinem Ken nähern konnte. Da sein Blauäugiger Freund aber mit niemandem darüber reden wollte, konnte er den Kerl schlecht in aller Öffentlichkeit zusammenschlagen. Zumal er nicht wusste, wie stark der Typ war. So blieb ihm nur die Möglichkeit zu verhindern, dass Ken arbeiten ging oder dass er nicht mehr von Kens Seite wich, damit der Kerl keine Chance mehr bekommen konnte mit dem Schwarzhaarigen allein zu sein. – Ersteres wäre natürlich für Daisuke am leichtesten umzusetzen. Aber selbst da könnte eventuell das Problem auftreten, dass dieser gestörte Kerl Ken auf anderem Wege auflauern könnte. Ken ließ ein leises Seufzen über seine Lippen, als er spürte, wie sein brünetter Freund dicht hinter ihm eine Hand über seinen Bauch wandern ließ. Er wusste dass es nicht unbedingt bedeuten sollte, dass dieser gerade in Stimmung war, aber sicherheitshalber ergriff er das Handgelenk Daisukes und hielt es sanft aber bestimmt fest, ehe er unter sein Shirt schlüpfen konnte. Der Atem, der ihm in seinen Nacken stieß, blieb weiterhin gleichmäßig und sorgte dafür, dass Ken sich wieder entspannte. Offensichtlich hatte sein Dai-chan doch nicht vorgehabt ihn zu verführen. Das war auch besser so. Derzeitig war ihm nicht danach so intim mit seinem Geliebten zu werden, es reichte voll und ganz, dass er die schützenden Arme um sich spürte. Doch recht müde schloss der Schwarzhaarige seine Augen. Er hatte sich bereits den ganzen Tag über so schlapp und erledigt gefühlt, doch erst jetzt, wo er sich sicher in Daisukes Armen befand, konnte er sich seiner Müdigkeit hingeben. Auch der Brünette hatte inzwischen seine Augen geschlossen. Dass man gerade seine Hand festhielt, gefiel ihm nicht besonders gut, aber er verstand, was sein Freund ihm sagen wollte. Also kuschelte er sich statt sich zu ärgern etwas enger an Ken und hauchte lächelnd einen sanften Kuss auf dessen Schulter. Bereits nach wenigen Minuten bemerkte er, dass sein schwarzhaariger Engel in seinen Armen eingeschlafen war. Er war sich momentan nicht sicher, ob das nun gut oder schlecht war. Immerhin bestand wieder die Gefahr, dass Ken heute Nacht von Alpträumen heimgesucht werden könnte, an die er sich mal wieder im Nachhinein nicht erinnern konnte. Es interessierte Daisuke selbstverständlich, was genau Ken träumte. Das einzige, was er diesbezüglich wusste, war dass der Schwarzhaarige Schmerzen hatte, verängstigt und zugleich unfähig war, sich gegen diese Träume zu wehren. Es tat Daisuke weh, dazu verdammt zu sein diesen Zustand hilflos mit ansehen zu müssen. Er konnte Ken in diesen Augenblicken nur in die Arme nehmen, ihn wie ein kleines Kind wiegen, beruhigend streicheln und ihm sinnloses Zeug in die Ohren säuseln. – Ob das nun half, konnte Daisuke nicht sagen. Irgendwann musste Ken ja wieder aufwachen. – Oder? – Er fürchtete den Tag, an dem dies vielleicht nicht mehr so sein könnte. An dem er unter Tränen bitten, betteln, beten musste, weil er nicht mehr weiter wusste. Er hoffte, dass dieser Tag nie kommen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)