Die Liebe ist schon eine verrückte Sache... von Yurii-chan (xXDaikenXx) ================================================================================ Kapitel 10: Erinnerungen ------------------------ EDIT 11.Juni 2010: Ab jetzt alle Kapitel - auch alle adults für jeden - bei Fanfiction.de speziell das letzte findet ihr hier:[b/] http://www.fanfiktion.de/s/4c06c05e00015a8006601771/9 ++++Kapitel 10++++ Erinnerungen Heiligabend, 5 Jahre später… Selbst heute noch konnte er dieses angenehme Prickeln auf seiner Haut spüren. Obwohl diese Ereignisse, diese unerfahrenen Spielchen, bereits einige Jahre her sind, erschien es ihm oft so, als wäre all das erst gestern gewesen, als wäre alles noch greifbar nahe. Als könne er selbst heute noch den heißen Atem auf seiner Haut spüren. Als könne er diese süßlich schmeckenden, verlangenden Lippen auf seinen spüren. Als würden diese warmen Hände zärtlich über seine blasse Haut streichen, immer tiefer, sich seiner Mitte nährend… Er schüttelte seinen Kopf. Daran sollte und durfte er einfach nicht mehr denken. Es war vorbei. Vergangenheit. Passé. Ein Abgeschlossener Teil seiner Lebensgeschichte. Unwiderruflich beendet. – Und dennoch erinnerte er sich doch gerne daran. Sie boten ihm Trost in den einsamen Nächten und machten ihm das Leben erträglicher. Gedankenverloren streifte er wie jeden Tag durch die belebten Straßen Tokios. Wie jedes Mal, wenn er seine Arbeit hinter sich ließ – heute gezwungener Maßen - kreisten seine Gedanken ganz automatisch um die Vergangenheit. Eine Zeit, in der er unbeschwert mit seinen Freunden hatte lachen können, trotz seiner Taten. Eine Zeit, in der er bedingungslos hatte lieben können, diesen einen Menschen, der so anders war als er selbst. Der so mutig, stürmisch und so wunderbar war, mit dem er so viele heiße, leidenschaftliche Nächte verbracht hatte. Nie hätte er gedacht, dass ausgerechnet dieser eine Mensch dazu fähig gewesen wäre ihn zu verletzen, dass er ihn ebenso verletzen konnte. Es gab Tage, an denen fragte er sich, ob es anders verlaufen wäre, wenn er damals nicht vorschnell seinen Augen getraut hätte, wenn er erst seine Seite angehört hätte, bevor er selbst seinen wohl größten Fehler beging und damit alles zwischen ihnen zerstörte. Vor seinen blauen Augen konnte er nun eine Schneeflocke tanzen sehen, die langsam gen Boden weiter tanzte. Daraufhin blieb er stehen und schaute in den dunklen bewölkten Nachmittagshimmel über sich. Sein kinnlanges schwarzes Haar wehte in dem leichten, aber kalten Winterwind. Wehmütig wurde ihm erneut klar, dass wieder ein Jahr einfach so an ihm vorbeigezogen war. Er hatte ein weiteres Jahr in seiner Einsamkeit durch gestanden. – Sicher, es gab nach wie vor Menschen, die sich um ihn sorgten, um die er sich sorgte, dennoch fühlte er sich in mitten dieser Menschen einsam. Es gab nur sehr wenige, die wussten, dass er ihnen nur vorspielte dass er glücklich war. Mit einem dieser Menschen wohnte er seit einigen Jahren schon zusammen. Sie wusste wohl als einzige von seinen wahren Gefühlen. In ihren Augen konnte er sehen, dass sie sich die Schuld gab, die Schuld, dass er heute so litt. Sie gab sie sich, obwohl er sie ihr nie zugeschrieben hatte. Der Auslöser für sein Leid war lediglich eine aneinander Reihung von Missverständnissen. Er konnte ihr nicht die Schuld dafür geben, dass er in seinem Schmerz schwach wurde, sich nach körperlicher Nähe gesehnt hatte. Sie war, ob nun durch Zufall oder vielleicht doch so etwas wie Schicksal, einfach da gewesen. Vielleicht trug auch sein Alkoholpegel in jener Nacht auch seinen Teil dazu bei. Ein paar Schritte ging er weiter, ließ seinen Blick an den festlich geschmückten Schaufenstern entlang streifen. Kurz blieb er an einem von den massigen Schaufenstern stehen. Die bunten Lichter strahlten ihm entgegen und aus der offen stehenden Ladentür drang ein Lied an seine Ohren. Schnell erkannte er die Melodie und wusste, dass es sich um die aktuellste Single, ein Weihnachtslied, von dem derzeit bekanntesten Sänger Japans handelte: Yamato Ishida. Bereits vor ein paar Jahren hatte dieser es geschafft mit seiner Band den Aufstieg in die Charts zu schaffen. Jeder schien ihn zu kennen, doch ihm war der blonde Sänger inzwischen fremd geworden. Nicht, weil dieser durch seine Musikkarriere ihn und die Rest seiner alten Freunde nicht mehr beachtete, denn der Blondschopf nahm sich nämlich soviel Zeit wie nur möglich für sie. Doch er selbst wollte das nicht. Denn das hätte ja für ihn bedeutet, dass er sich erneut mit der Vergangenheit hätte auseinandersetzen müssen. Er wusste zwar, dass der eine Mensch, der ihm soviel bedeutet hatte - es selbst heute noch tat - nicht bei den Treffen dabei sein konnte, weil dieser bereits eine Zeitlang in den USA lebte. Trotzdem ertrug er es nicht bei ihnen zu sein. Sie alle wussten, was zwischen ihnen gewesen war, wie es ein jähes Ende genommen hatte und gerade dieses Wissen und den daraus resultierenden mitleidigen Blick konnte und wollte er nicht mehr sehen. Hinzu kam erschwerend, dass es ausgerechnet Yamato gewesen war, der ihn mit allen Mitteln versucht hatte dazu zu bringen, sich wieder mit ihm zu versöhnen. Noch heute hallten die Worte des blonden Sängers gelegentlich in seinen Ohren wieder. „Ihr liebt euch doch beide noch gegenseitig, also warum stößt du ihn trotzdem von dir weg? Ihr habt beide Fehler begangen, wieso nur tust du dir und ihm das an? Wir alle sehen doch, wie ihr leidet… – Ich versteh dich einfach nicht!“ Von diesem Moment an vermied er jegliches Aufeinandertreffen mit seinen Freunden, sofern er es verhindern konnte. Bei den meisten Treffen mit ihnen konnte er sich herausreden, dass er keine Zeit hätte, weil er gerade mit der Lösung eines Falles beschäftigt war oder massig Papierkram zu erledigen hätte. Er war sich sicher, dass sie ihm dies schon lange nicht mehr glaubten. Sie wussten dass er sie schamlos anlog, sie alle auf Distanz halten wollte. Und ausgerechnet heute stand wieder ein solches Treffen an. Lange schon hatte er darüber nachgedacht, ob er vielleicht doch hingehen sollte, hatte das Für und Wider abgewogen. Doch eine endgültige Entscheidung hatte er noch immer nicht getroffen. Schwer atmete er aus. Mit der Hoffnung, er würde durch seine Mitbewohnerin, wie er sie nannte, eine Entscheidung treffen können, trat er nun das letzte Stück seines Heimweges an. Kaum, dass er die Wohnungstür hinter sich schloss, konnte er das näher kommende Trampeln von kleinen Füßchen hören. Jetzt galt es wieder seine fröhliche Maske aufzusetzen. „Papaaaaa!“ rief ein kleines schwarzhaariges Mädchen überglücklich und stürmte auf ihn zu, bis sie ihn an den Beinen umarmte und so zum Stillstand kam. „Nicht so stürmisch, meine kleine.“ mahnte er sie lächelnd, während er ihr den Kopf tätschelte. Aus der Küche trat nun eine junge Frau in den Flur. Ihr langes Haar trug sie entgegen ihrer sonstigen Art zum Zopf. „Du bist ja doch früher nach Hause gekommen.“ stellte sie mit einem leisen Hauch von Freude fest. Leicht lächelte er sie an. „Der Chef meinte, wir sollen für heute Schluss machen und uns nicht das Fest entgehen lassen wie im letzten Jahr.“ „Ach so ist das… - Dann könntest du ja vielleicht doch nachher mitkommen.“ meinte sie während sie sich wieder in die Küche begab. Er wusste, dass das heutige Treffen bei Hikari und Takeru stattfinden sollte. Die beiden mochte er, er sah sie quasi als das perfekte Pärchen. Sie waren seit etwas über einem halben Jahr miteinander verheiratet und erwarteten im Frühling ihr erstes Kind. Wie sehr sich die beiden darüber freuten, bekam er fast jeden Tag von seiner aufgedrehten Mitbewohnerin zu hören. Jedes Mal, wenn sie über die beiden sprach, leuchteten ihre braunen Augen hinter ihren Brillengläsern hell auf. Der Grund dafür war ihm nur all zu gut bekannt. Sie wollte, dass es zwischen ihm und ihr genauso ist. – Sie lebten zwar schon wesentlich länger zusammen, hatten ein Kind miteinander, aber dennoch fehlte das entscheidende Etwas: die Liebe. Für ihn war es nichts weiter als das Pflichtgefühl, das ihn noch hier hielt und das wusste sie. Egal wie sehr sie ihn liebte, wie stark sie um die Erwiderung ihrer Gefühle bei ihm kämpfte, es half nichts. Da war einfach nichts, dass stark genug war, damit er ihr auch nur ansatzweise die gleichen Gefühle entgegen hätte bringen können. – Sie war für ihn eine gute Freundin, nicht mehr und nicht weniger. „Komm, lass uns zu Mama gehen. Vielleicht erlaubt sie uns noch ein paar Kekse zu essen vor dem Essen.“ mit diesen Worten hatte er seinen Mantel und den Schaal an der Garderobe aufgehängt. „Au jaaa!“ freudig hob sie ihre Arme in die Höhe. „Und hepp.“ so hob er sie hoch und trug die Kleine hinüber in die Küche. Ungeduldig hüpfte die Kleine von einem Fuß auf den anderen. „Nun macht schon!“ quengelte sie ungeduldig. „Sag das deiner Mama.“ kommentierte er das Quengeln seiner Tochter und gesellte sich zu ihr in den Flur, damit er ihr schon mal beim Anziehen ihrer Jacke helfen konnte. „Weißt du, erwachsene Frauen brauchen immer eine Ewigkeit, bis sie fertig sind sich ihre gesamten Outfits einmal komplett durch anzuprobieren, nur um am Ende wieder beim ersten zu landen und sich für dieses letzten Endes doch entscheiden.“ erklärte er, während er seiner Tochter die Jacke überstreifte und auch den Reißverschluss hochzog. Darauf kicherte die Kleine. „Ich habe das gehört!“ rief besagte mit einem empörten Unterton in ihrer Stimme aus dem Schlafzimmer. Darauf mussten die beiden im Flur lachen. Er war sich sicher, dass sie sich ertappt fühlte. Er kannte sie schon lange und besonders gut kannte er sie seit den ersten Wochen, in denen sie schon zusammengewohnt haben. Bereits damals war ihm diese Tatsache bei ihr aufgefallen. – Wie auch ihre geschickte Überredungskunst. Diese hatte er vor nicht einmal einer Stunde erneut erleben können. Sie hatte es tatsächlich geschafft ihn zu überreden mitzukommen. „So, können wir?“ fragte sie ihn und ihre Tochter, als sie in den Flur trat. „Wenn du soweit bist, jederzeit.“ antwortete er ihr lächelnd und erhob sich aus der Hocke. „Habt ihr auch alles?“ fragte er als er den Damen die Tür aufhielt. „Jaaaa Papa!“ erwiderte seine Tochter und machte sich eiligen Schrittes auf zum Fahrstuhl. Als dann auch sie an ihm vorbeiging, meinte er einen ungewöhnlichen Gesichtsausdruck bei ihr bemerkt zu haben. Irgendwas verschwieg sie ihm gerade, da war er sich sicher. „Oh man…“ murmelte ein braunhaariger junger Mann vor sich hin. Er hatte es tatsächlich getan. Er war wieder zurück, zurück in seiner Heimatstadt. Missmutig blickte er sich in diesen riesigen Flughafen um. Er war sich eigentlich nicht mal sicher, warum er überhaupt wieder zurück kam. – In den USA hatte er inzwischen gute Freunde gefunden, ein stabiles Leben aufgebaut und hatte mit seinem mobilen Nudelsuppenstand ganz gut verdient. – Doch wenn er ehrlich zu sich war, bedeutete ihm all das nur wenig. Die ganze Zeit über hatte er Sehnsucht gehabt. Sehnsucht nach seiner Familie, seinen alten Freunden und ganz besonders nach ihm. Es war ihm klar, dass dieser weder ihm noch sich selbst verzeihen konnte. Er wusste durch die vielen E-Mails der anderen, dass er sich sein eigenes Leben aufgebaut hatte. Er hatte eine Tochter, um die er sich zu kümmern hatte, wie auch um sie, Miyako. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Miyako hatte es wohl letzten Endes doch geschafft ihn zu bekommen. Das war für ihn der Beweis gewesen, dass sie im Gegensatz zu den anderen keine einzige Kontaktaufnahme versucht hatte, ihr Trumpf eben. - Sogar er hatte es versucht, zumindest hatte ihm das Taichi mal geschrieben. – Doch niemand hatte Miyakos Gründe erwähnt. Das einzige, was er im Bezug auf sie hörte war, dass sie in ihrer Mutterrolle voll aufgehen soll und auch, dass sie mit ihm zusammen lebte. Der einzige Lichtblick war für ihn bislang gewesen, dass sie nicht geheiratet hatten - noch nicht - so wie es Takeru und Hikari getan hatten. Auf der Hochzeit im vergangenen Frühjahr war er zwar gewesen, doch ihn] hatte er dort nicht angetroffen. Man hatte ihm nur gesagt, dass er aufgrund eines Mordfalles nicht hatte kommen können. Damals war er sehr betrübt deswegen gewesen. Doch was hatte er auch erwartet? – Dass er ihn freudig umarmen würde? Dass er ihn genauso vermisste, wie er ihn? Von Zeit zu Zeit hatte er sich gewünscht, dass er geblieben wäre, dass er es niemals in Betracht gezogen hätte nach Amerika zu gehen. Dann hätte sich das ganze vielleicht besser entwickelt und er hätte eventuell eine normale Freundschaft zu ihm wieder aufbauen können. – Doch das war reines Wunschdenken. Es würde niemals so werden wie früher. Zwischen ihnen lag alles in Trümmern. Antriebslos bewegte er sich auf die Gepäckausgabe zu. Dort angekommen überlegte er, ob er vielleicht doch jemanden anrufen sollte, dass er wieder in Tokio war und gerne vom Flughafen abgeholt werden würde. Bisher hatte er niemandem etwas gesagt, dass er es überhaupt in Erwägung gezogen hatte, geschweige denn, dass er es nun wirklich getan hatte. Er wusste auch nicht so recht, wohin fürs Erste. Sollte er sich ein Hotelzimmer nehmen oder doch bei seinen Eltern vorbeischauen? – Zu seiner Schwester wollte er nicht so recht gehen, diese hatte sicherlich viel mit ihrer Tochter zu tun. Zumal er ihrem Freund dann über den Weg laufen müsste und dann wäre es nur eine Frage von Minuten, bis auch die anderen wussten, dass er wieder da war. Da konnte er sich auch gleich bei Taichi melden. Als er seine Koffer sah, griff er gleich nach ihnen und sah zu, dass er so schnell wie möglich zum Ausgang kam. Schwer seufzend griff er nach seinem Handy in seiner Jackentasche. „Also Tai, dann werden wir mal sehen, ob du wirklich kommst.“ und so drückte er auf den grünen Knopf und ließ es bei dem älteren klingeln. Bis dieser endlich ran ging dauerte es ein Wenig. „Hallo?“ fragte er. Er hatte glatt vergessen, dass er seine Nummer unterdrückt hatte. „Hey, Tai! Ich bin’s“ „…Daisuke?“ fragte Taichi hörbar verwundert. „Jap.“ im Hintergrund konnte er jemanden hören, der die Frage seines Gesprächspartners ebenfalls verwundert wiederholte. „Jetzt sei doch mal still. – Äh, wie kommt es, dass du mich anrufst? Es ist doch teuer von Amerika aus nach Japan zu telefonieren.“ „Sicher ist es das.“ meinte er Schultern zuckend dazu. „Aber von da aus rufe ich nicht an.“ „Hä? Von wo denn dann?“ Er kicherte. „Das kannst du dir sicherlich denken.“ Eine kurze Stille trat ein, in der Tai zu überlegen schien. „Echt? Du bist hier? – In TOKIO?“ im Hintergrund war erneut diese Stimme zu hören. Diese war nun lauter als zuvor, sodass er annahm, dass der Besitzer der Stimme nun direkt neben Taichi stand. „Wo genau bist du?“ fragte Taichi aufgeregt. „Am Flughafen von Narita. Bin erst vor kurzem gelandet.“ „Warum hast du mir nichts gesagt? – Hast du es überhaupt jemandem erzählt?“ „Bist der erste.“ „Hm, lass mich raten: Du möchtest gerne abgeholt werden?“ „Gut erkannt. – Natürlich nur, wenn es keine Umstände macht.“ Leises Getuschel war am anderen Ende der Leitung zu hören. „Macht es nicht. Ich mach mich auf den Weg! – Bis gleich!“ „Ok, bis gleich.“ damit war das Telefonat beendet. Nun würden es gleich alle wissen, da war er sich sicher. Wenn nicht Tai die Nachricht verbreiten würde, würde es sicher Yamato tun, den er im Hintergrund eben gehört hatte. Dieser würde es zuerst seinem Bruder weiter erzählen und damit wäre auch schon Hikari informiert und sie wiederum würde es den restlichen Mädels verkünden, während diese dann, oder Yamato, es den Jungs verraten würden. Es war ja nicht weiter verwunderlich. Schließlich war er vor etwas über 3 Jahren nach Amerika gegangen. Seit dem hatten sie sich im Grunde gar nicht gesehen, lediglich auf der Hochzeit war es möglich gewesen. Da huschten auch schon die Erinnerungen dieser vor seinem inneren Auge vorbei. Auf dieser hatte er seine Tochter zum ersten Mal gesehen. - Vorher war es nicht möglich gewesen, denn zu der Zeit, als er ging, war sie gerade mal ein paar Wochen alt gewesen und er hatte sich nicht getraut ihm unter die Augen zu treten. - Auf der Hochzeit hing die Kleine die meiste Zeit über an Miyakos Rock. Aus der Entfernung hatte er gleich die Ähnlichkeit zu ihm erkannt. Das gleiche schwarze Haar, die gleichen blauen Augen. Sogar ihre Gesichtszüge ähnelten sich. Als Miyako sie ihm verzweifelt in die Arme gedrückt hatte, als diese dringend mal wohin musste mit den restlichen Brautjungfern, war er im ersten Moment überfordert. – Warum ausgerechnet er? - Gerade mal ein Minimum hatte er noch von den paar Malen, die er auf seine Nichte aufgepasst hatte gewusst. So hatte er schnell das Problem, dass die Kleine lieber wieder zu ihrer Mama wollte und zu Heulen anfing. „Jetzt weine doch nicht, Süße.“ hatte er damals zu ihr gesagt. „Deine Mama kommt gleich wieder.“ Sie hatte geschlurzt, dennoch hatte sie ihre Arme ausgebreitet, als Zeichen, dass er sie in seine nehmen sollte. Als er dieser stummen Aufforderung nachgegangen war, hatte er deutlich hören können, wie sie immer wieder „Papa“ gegen seine Brust schlurzte. Damals hatte er das nicht so ganz verstanden, doch heute wusste er, dass ihr lieber Papa nicht nur an einem Mordfall zu arbeiten gehabt hatte, wie es damals geheißen hatte, sondern sogar mit einer Schussverletzung im Krankenhaus gelegen hatte. Er war sich sicher, dass die Kleine das irgendwie gespürt hatte, dass es ihrem Papa nicht gut ging, obwohl er sich ebenfalls sicher war, dass man ihr davon nichts gesagt hatte. Inzwischen stand er am Ausgang und wartete darauf, dass man ihn abholte. Er fragte sich, wie lange Tai noch brauchen würde, schließlich wusste er nicht mal wo dieser heute wohnte. Dunkel konnte er sich erinnern, dass Taichi einmal in einer E-Mail erwähnt hatte, dass er und sein Yama umgezogen seien – der aufdringlichen Fans wegen. „Hoffentlich braucht er nicht mehr lange.“ murmelte er. Durch die großen Glastüren und Glasscheiben schaute er in den dunklen Nachmittag hinaus. Erstaunt stellte er fest, dass es sogar hier in Tokio gerade schneite. Dabei war dies sehr ungewöhnlich für diese Region des Landes. Einige Minuten lang betrachtete er noch die Schneeflocken, ehe er durch die Rufe Taichis aus seinen Gedanken gerissen wurde. „He! Daisuke!“ rief der ältere ihm zu, während er auf ihn zu ging. „Man, ich hätt’ dich glatt nicht wieder erkannt.“ Darauf legte er seinen Kopf schief. – Hatte er sich so sehr verändert? Seine Frisur war im Grunde noch genauso wie vor drei Jahren, gewachsen war er auch nicht – wie auch – und sonst war er doch eigentlich noch immer der gleiche wie damals, oder? „Seit wann trägst du denn solche Jacken? – Wie kannst du dir das überhaupt leisten?“ fragte Taichi sichtlich interessiert, als er endlich neben ihm stand. Verwundert blickte er nun auch seine Jacke an. „Ach das meinst du. Ein Kumpel meinte, dass die mir stehen würde und hat mich gedrängt die zu kaufen…“ ihm war gänzlich entgangen, dass diese Jacke alles andere als billig gewesen war und von einem der Topdesigner der Welt stammte. „Wow, da scheinst du ja doch ’ne Menge mit deinem Restaurant zu verdienen.“ „… Geht so …“ Dass er dieses bereits vor ein paar Wochen verkauft hatte, wollte er ihm aber nicht sagen. Die ständige Ungewissheit, ob er auch genug Einnahmen machen würde, hatte ihn trotz seiner Stammkunden fast wahnsinnig gemacht. Da hatte er keinen anderen Weg mehr gesehen und hatte kurzfristig den Entschluss gefasst den Stand zu verkaufen und etwas später dann wieder zurück zu kommen. „Na dann komm, mein Auto steht da drüben.“ mit dem Zeigefinger deutete Taichi die Richtung an ehe er sich einen der Koffer schnappte. Im Auto fühlte er sich schon viel besser. Dank Taichi hatte er wenigstens einen, den er wenn nötig um Rat fragen konnte. Dieser konzentrierte sich auf den dichten Straßenverkehr und konnte sich so nur schwer mit seinem Beifahrer unterhalten. „Ach, ehe ich es vergesse: wie der Zufall es so will, wollen wir uns heute alle wieder treffen. – Also wenn du Lust hast, kannst du gerne mitkommen.“ Bei dem gehörten blitzten seine Augen auf. „Wir?“ wiederholte er. „Jup. Alle elf – mit dir zwölf. Zumindest ist es so geplant…“ Dass Taichi den letzen Teil leiser von sich gab machte ihn stutzig. „Wie meinst du das?“ „Weißt du, in den meisten Fällen macht uns da ein gewisser jemand einen Strich durch die Rechnung. Es ist wirklich schwer ihn dazu zu bringen wirklich zu kommen. Immer redet er sich raus, weil er ja ständig an diverse Fälle zu arbeiten habe und dann auch noch der ganze Papierkram…“ erklärte Taichi dem Jüngeren die Situation und auch ohne, dass er den Namen desjenigen erwähnte, war er sich sicher, dass er wusste, von wem er sprach. „Das passt irgendwie nicht zu ihm.“ meinte er darauf nur. „Das haben wir uns anfangs auch gedacht, aber inzwischen sind wir uns einig darüber, dass er glaubt, dass wir ihn, wenn er denn zu den Treffen kommen würde, drängen würden, mit dir Kontakt auf zu nehmen.“ Darauf schnaubte er verächtlich, was Taichis Aufmerksamkeit weckte und dieser ihn nun anschaute während sie an einer roten Ampel standen. „Als ob er der einzige wäre…“ „Hm?“ „Er ist nicht der einzige von euch, der es nicht getan hat… von Miyako habe ich in den letzten Jahren rein gar nichts gehört… und wenn nur, wenn mal einer von euch etwas geschrieben hatte.“ bockig hatte er seine Arme vor der Brust verschränkt. „So ist das also…“ kommentierte er die Aussage gedehnt und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Straßenverkehr um ihn herum zu. „Sie wird nachher bestimmt kommen. Dann kannst du ja auch mal die kleine Noriko wieder sehen. Sie kommt wirklich stark nach ihren Eltern, ein kluges Mädchen ist sie.“ „Was macht dich da so sicher?“ fragte er mit hochgezogener Augenbraue nach. „Na ja, zum Beispiel scheint sie sich immer noch an dich zu erinnern und spricht seit ein paar Wochen wieder ständig von dir. Sogar einige Bilder hat sie von dir gemalt.“ Er wusste zwar, dass die kleine von ihm fasziniert gewesen sein musste seit der Hochzeitsfeier, doch dass sie es selbst jetzt, über ein halbes Jahr später, noch war, erstaunte ihn. – Sie war doch noch nicht einmal vier, wie konnte sie sich denn so gut an ihn erinnern? Den Rest der Fahrt überlegte er, was der Grund dafür war – zumindest versuchte er es. Taichi neben ihm wurde aufgrund des stockenden Verkehrs immer aggressiver. „Arg! Es ist grün, GRÜHÜN! Wieso fährt die alte Schachtel vor uns nicht los?!“ „Beruhige dich. – Siehst du? Sie fährt schon.“ doch selbst diese Tatsache schien seinen Fahrer nicht zu besänftigen. So langsam bekam er nun Angst um sein Leben. Die Sache mit der Oma vor ihnen war noch verhältnismäßig harmlos gewesen, denn im nächsten Moment setzte Tai zu einen riskanten Überholungsmanöver an, sodass sein Herz ihm in die Hose rutschte und er sich verängstigt in den Sitz krallte als Tai mit voller Kraft auf das Gaspedal trat, sodass die Reifen laut quietschten. Er war so verängstigt von diesem Fahrstil, dass er noch nicht einmal mehr schreien konnte. Es war wirklich Millimeterarbeit gewesen, wie Taichi gegenlenkte und so den drohenden Aufprall mit dem LKW vor ihnen abwandte. Breit grinste Taichi und wiederholte solche Manöver noch einige Male mit einem hämischen Lachen, ehe er gemächlich in die Tiefgarage seines Wohnblockes fuhr und dort das Auto parkte. „Wir sind daha!“ verkündete er freudestrahlend und blickte neben sich. „Was hast du denn Daisuke?“ Kreidebleich im Gesicht und mit weit aufgerissenen Augen starrte er starr geradeaus. Bis die Worte Taichis in sein Bewusstsein drangen dauerte es ein Wenig. So langsam wich die Angespanntheit von ihm und er ließ sich erleichtert in den Sitz sinken. Wie er diese Fahrt hatte überleben können war ihm ein wahres Mysterium. – Doch eines schwor er sich: niemals wieder würde er in ein Fahrzeug steigen, das von Taichi Yagami gesteuert wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)