Jaded von Palmira ({MadaIta}) ================================================================================ Kapitel 18: World Of Our Own ---------------------------- World Of Our Own Untertitel: Ein Nest sonstwo Der Song ‚World Of Our Own‘ von Westlife stammt aus 2001 (schon wieder Stilbruch) und war eigentlich für das Ende geplant. Wurde aber im Ranking von einem anderen verdrängt, obwohl die Band beim Schreiben oft läuft. Es ist peinlich, irgendwie, aber dieses Bekenntnis bin ich ihnen schuldig. Madara und eine Boygroup, Sie dürfen jetzt brechen. Enjoy! Itachi war noch versunken in das Geschehen einer Vormittagstalkshow, als es klingelte. Besuch zu dieser Tageszeit war nicht normal, und er spielte mit dem Gedanken, nicht hinzugehen. Es war Samstag, und in einer halben Stunde musste er zu Anko. Madara war nicht da. Vielleicht war er seit ihrer Trennung die ganze Zeit so beschäftigt gewesen, doch in jedem Fall war er jetzt häufig weg. Itachi störte sich nicht sonderlich daran; Madara hatte seine Gewohnheiten leicht geändert, gleichzeitig war er immer bereit, seine Abwesenheit wettzumachen. Itachi hatte für heute erwogen, etwas zu kochen – sein Talent war in dieser Hinsicht weiterhin eher begrenzt, dafür war es wenigstens nicht mehr negativ. Es war Anko gelungen, ihm ein paar Parallelen von Kochen und Biologie aufzuzeigen, seitdem war sein Repertoire etwas angewachsen. Und darüber hinaus würde es dann ein entspannter Abend werden. Sie würden etwas reden, etwas trinken, eventuell Sex haben… So was eben. Itachi sah nichts Schlimmes darin, wenn er seine Ansprüche geltend machte. Es klingelte wieder. Itachi riss seinen Blick von der Mattscheibe los, auf die er gestarrt hatte, ohne etwas davon wahrzunehmen. Besuch der hartnäckigen Sorte. Er stand auf und trottete hinüber zur Tür. Hoffentlich beeilte sich die Nervensäge, damit Itachi noch duschen konnte. Es war Juni und bereits flirrend heiß. In ein paar Tagen hatte er Geburtstag, und auch diesen Tag würde er sinnvoll verbringen. Wahrscheinlich im Schwimmbad, das hatte er seit der Grundschule nicht getan. Madara hatte keine Einwände dagegen gehabt, mit ihm zu kommen. Die Gewissheit fühlte sich an wie Zitroneneis in einer Waffel, dessen klebrige Süße noch Stunden später an den Fingern haftete. „Hi.“ Itachi war so überrascht, dass er im Türrahmen stehen blieb. „Izuna.“ Wenn sein verblüffter Tonfall verräterisch war, zeigte Izuna nicht, dass er es bemerkt hatte. Er hob grüßend die Hand und schielte diskret an Itachi vorbei. „Stör‘ ich?“ „Ich wollte gerade los“, murmelte Itachi und bejahte somit indirekt. Er hatte keine Ahnung, wann Madara zurückkommen würde – im schlimmsten Fall jetzt gleich, wie in einer Soap. Izuna hatte die Adresse wahrscheinlich von Mikoto, da Itachi sich nicht erinnern konnte, sie ihm genannt zu haben, aber ganz pauschal sah es so aus, als würde Itachi sein Versprechen brechen. Und das, bevor er Zeit gehabt hatte, sich zu überlegen, ob er das tun wollte. „Dauert nicht lang.“ Anscheinend kein reiner Höflichkeitsbesuch. Itachi hatte keine Ahnung, wie gut Izuna Madara kannte; da in der Wohnung überall Sachen herumlagen, die auf Madara hinwiesen, hielt er es für besser, den anderen gar nicht erst hereinzubitten, sondern sich sofort auf den Weg zu machen. Sie konnten hier nicht bleiben. „Warum bist du hier?“, fragte Itachi und bemühte sich, arglos zu klingen, während er in seine Schuhe schlüpfte und seine Tasche nahm. Beinahe hätte er sich umgesehen wie eine Ehefrau, die sich mit ihrem Hausfreund traf. „Es ist Wochenende“, erwiderte Izuna, als erklärte das alles. Anscheinend betreute er jetzt keine Kinder, was allerdings nicht erklärte, wieso er sich die Mühe machte, in eine andere Stadt zu kommen. Itachis Nummer hatte er, sie hatten mehrfach telefoniert. Itachi betete, dass Anko ihn nicht auffliegen lassen würde, wenn er zu früh bei ihr erschien. Er konnte einen Umweg nehmen, damit die Zeiten sich anglichen, aber er hatte die irrationale Angst, dass Madara das mitbekommen würde. Ihre derzeitige Harmonie – wenn man es so nennen wollte – basierte auf diesem Versprechen, und Itachi wollte kein neues Zerwürfnis. Darüber hinaus hatte er keine Ahnung, was Izuna wollen konnte. Sie hatten nicht wieder miteinander gesprochen, doch Izuna war nicht der Typ Mensch, den das beeindruckte. Wahrscheinlich war es ihm nicht mal aufgefallen, so lange währte die Funkstille noch nicht. Ein paar Minuten gingen sie schweigend. Itachi musterte Izuna aufmerksam. Er bildete sich ein, dass der andere auf irgendeine Weise bekümmert oder bedrückt wirkte, gleichsam so abwesend, dass es anscheinend nicht mit Itachi zusammenhing. Wie er auf diese Deutung kam, wusste er selbst nicht so ganz. Er kannte Izuna nicht so gut, dennoch kamen ihm bestimmte Züge seines Charakters bekannt vor. „Hast du dich mit deiner Freundin gestritten?“, erkundigte Itachi sich, als sie vor den Gleisen der U-Bahn warteten. Es war eine sehr allgemeine Frage, stellvertretend für all die Gründe, wegen denen man mies gelaunt war. Deshalb war Itachi erstaunt, als Izuna mit den Schultern zuckte, was in diesem Fall einer Bestätigung gleichkam. „Zum Glück sind wir nicht zusammengezogen. Das wär‘ scheiße jetzt.“ Dem konnte Itachi sich nur anschließen – sobald man zusammen wohnte, war das alles nicht mehr so einfach. „Ihr saht glücklich aus.“ Shizune hatte Izuna sogar auf seinen Ausflug begleitet, und Madara hatte ein paar verächtliche Bemerkungen über schnulzige Telefonate gemacht, bei denen angeblich sogar ein Pottwal kotzen würde. „Ich weiß.“ Izuna klang abweisend. „Sagen wir, die Aspekte familiärer Bindung sind bei uns etwas verschieden. Wir trennen uns spätestens nächste Woche.“ Er sprach darüber so nüchtern wie über das Wetter, auch wenn die düstere Falte zwischen seinen Brauen signalisierte, dass diese Gewissheit ihn plagte. Itachi sparte sich Fragen über die Länge ihrer Beziehung und Mitleidsbekundungen. Er schaute zu Izuna, als sie in die Bahn stiegen und sich nebeneinander auf die Sitzflächen setzten. Das scharfe Profil passte nicht ganz zu den vollen Lippen und dem mühsam gebändigten Haar. „Ich verstehe“, sagte Itachi schlicht und klappte seinen Rundfächer auf, um sich in der mittelmäßig klimatisierten Bahn etwas Luft zuzufächeln. Izuna nahm seine Worte mit einem kurzen Nicken hin, was allemal besser war als ein halbherziges Lächeln. „Deswegen bin ich nicht hier.“ Itachis Nackenhärchen stellten sich trotz der stehenden Wärme auf. Izuna sah ihn an und wartete, bis Itachi seinen Blick erwiderte. „Was ist jetzt mit Sasuke?“ Der Name hing beinahe greifbar in der Luft. Itachi blinzelte verständnislos. „Ist etwas nicht in Ordnung?“ Seines Wissens würde sein Halbbruder demnächst regulär auf eine Grundschule gehen. Mikoto hatte angedeutet, dass es reizend wäre, wenn Itachi es einrichtete, zu seiner Aufnahme zu erscheinen, und er hatte zugestimmt. Die Bahn hielt, und sie standen auf. Da viele Menschen zusteigen wollten, beeilten sie sich, schnell hinauszukommen, sodass Izuna hinter Itachi war, als er entgegnete: „Ich will wissen, ob du es ernst mit ihm meinst.“ Itachi grinste trocken bei dieser Formulierung. „Er ist mein Bruder und keine Affäre.“ Izuna holte ihn ein, seine Miene war völlig ernst und gelassen. „Genau genommen warst du bis vor kurzem ein Fremder für ihn“, berichtigte er ohne Zurückhaltung und schob seine Hände in die Taschen. Itachi konnte ihm nicht einmal widersprechen, und er versuchte es auch nicht. Als kein Protest kam, fuhr Izuna fort: „Er ist noch ein Kind, für ihn ist jeder, der ihn fallen lässt, egal wie kurz, gegen ihn. Und ausgerechnet du, der bei keiner Prüfung durchgefallen ist und ihm durch dein Alter so viel voraus hast… Wenn du keine Lust hast, dir das aufzubürden, lass es besser.“ Im Grunde war nichts Unvernünftiges an Izunas Worten, doch sie reizten Itachi. Schloss Izuna von seinem Fall auf andere? Oder war er sowieso überzeugt, dass Itachi zu sehr auf sich selbst fixiert war, um sich um Sasuke zu kümmern? Itachi hatte nicht den Eindruck, dass er so viel Bedeutung für den Jungen hatte. Während den Telefonaten mit Mikoto hatte sie Sasuke hin und wieder geholt, damit sie sich ein wenig unterhielten. Der Ausflug hatte Sasuke um viele schöne neue Schimpfwörter bereichert, doch wenn ihm etwas unheimlich gewesen war, hatte er immer Izunas Hand festgehalten. Darüber hinaus verlockte es Itachi tatsächlich nicht so sehr, auf ein Kind aufzupassen, das nur zur Hälfte mit ihm verwandt war und in einer Stadt lebte, die einige Zugstunden von seinem Wohnort entfernt war. Itachi bezwang die Versuchung, etwas Schnippisches zu antworten. Mittlerweile waren sie fast bei Ankos Café angelangt. „Wenn du mich darum bitten wolltest, ihn in Ruhe zu lassen, wärst du nicht persönlich gekommen.“ Auch, wenn Izuna offenbar keine Hoffnung in seine Beziehung setzte und deshalb lieber auf Abstand ging. „Dann wollte ich wohl das Gegenteil.“ Izuna zog die Augenbrauen hoch. „Ich spreche aus Erfahrung, wenn ich sage, dass es besser ist, mit einem großen Bruder aufzuwachsen als ohne.“ Itachi brummte etwas und lächelte letztlich doch. „Ich bin mir nicht sicher, ob man das vergleichen kann.“ „Du vergisst, dass Mad-…“ Izuna stoppte mitten im Satz, als sie das Café betraten, dessen Deckenventilatoren hektisch rotierten. Itachi warf ihm einen neugierigen Blick zu, bevor er nachsah, was Izuna seine Stimme geraubt hatte. Es kam ihm wie ein Déjà-vu vor, dass er plötzlich in denselben Ausdruck von bewundernder Fassungslosigkeit starrte. Anko hielt ein Tablett mit leeren Eisbechern in den Händen, wenn man allerdings nach ihrer Miene ging, hatte sie das längst vergessen. Itachi hatte das Gefühl, Zeuge eines Hollywood-Klischees zu werden. Vermutlich sollte er in Ehrfurcht erbleichen, aber für solche Albernheiten war es zu heiß. Und er konnte nicht glauben, was ihm hier passierte. Er machte einen Schritt vor, als weder Anko noch Izuna sich bewegten, und zog seiner Chefin das Tablett aus den Händen, bevor sie es fallen ließ. „Ich nehm’s mit in die Küche.“ Er erwartete nicht, dass einer von beiden ihn überhaupt gehört hatte. Funny how life can be so surprising I’m just realizing what you do Erst lächelte sie noch, doch als Madara vorgetragen hatte, was er von ihr wollte, erstarrte das Gesicht der jungen Frau zu einer unfreundlichen Grimasse. Wenn es nicht um Geld ginge, hätte sie sich höchstwahrscheinlich einfach geweigert. Frauen waren so. Wenn sie mal endlich die Initiative ergreifen sollten, verließ sie gleich der Mut und sie brauchten männliche Unterstützung, und dann wunderten sie sich noch, dass man sie das schwache Geschlecht nannte. Nachdem Madara diese antifeministischen Unfreundlichkeiten vom Stapel gelassen hatte, ging es ihm gleich besser. Er besaß sogar die Dreistigkeit, der Dame noch mal triumphierend zuzulächeln und sich mit geübtem Charme durch sein schwarzes Haar zu fahren. Scheiße, war das ungewohnt. Und zwar nicht das Anlächeln von Frauen. Vielleicht sollte er es vorher noch an Itachi erproben, der reagierte auf Veränderungen immer amüsant. Wie neulich, als Madara ihn auf seine liebenswert-subtile Art darauf aufmerksam gemacht hatte, dass sein frigider Kern offenbar ins Tauen gekommen war. Denkwürdig schließlich, dass Itachi es mit seiner inneren Iron Lady vereinbaren konnte, kurze Hosen zu tragen, die tatsächlich oberhalb der Knie endeten. Regelrecht skandalös, und Madara gefiel es ausnehmend gut. So war er nicht auf das Bild gefasst, das sich ihm präsentierte – und dass es ausgerechnet seinen Bruder einschloss, der mit der ergebenen Miene eines kompletten Idioten auf seinem Stuhl herumkippelte und die Bedienung angaffte. Es war ein ziemlich schräger Zufall, dass Izuna hier war, um nicht zu sagen, Madara hielt es keine Sekunde für einen Zufall. Izzy wollte sich wohl nicht an die Revierabsteckung halten… Dann würde er sehen, was er davon hatte. Und Itachi war danach dran. Izuna bemerkte ihn erst, als er sich ihm gegenüber in der Sitzecke fallen ließ und den Blick auf die Frau blockierte. Madara hatte sie nur flüchtig gemustert. Ihr forscher Blick hatte etwas, aber sie reizte nicht auf dieselbe Weise die Fantasie wie Itachi. Oder wie Mito. Madara hatte nicht tatsächlich an seine Exfreundin, vielmehr Hashiramas zukünftige First Lady, gedacht, doch ihm war aufgefallen, dass es reichlich seltsam war, einen Mann und eine Frau so vergleichen zu wollen. Lag nur an diesen dämlichen Uniformen. „Hast du sie gesehen?“ Izunas Stimme überschlug sich fast, seine Augen waren weit geöffnet und glänzten. Er überging einfach den säuberlichen, mit Sarkasmus gespickten Sicherheitsabstand, den sie zueinander aufgebaut hatten, und das nur, weil er diesen menschlichen Drang hatte, etwas Unglaubliches sofort mitteilen zu müssen. Na schön. Aber das war bloß eine Kellnerin, deren Arsch schon bessere Tage gesehen hatte. Das war glatt übertrieben. Trotzdem brachte Madara es nicht über sich, Izuna einfach zu ignorieren. Sie waren bloß ein Jahr auseinander, dennoch war Izuna der immer Kleinere, immer derjenige, der im Notfall (und das hier war offenbar einer) beraten wurde. Der Rat war in den allermeisten Fällen absoluter Scheiß, aber wenn man etwas abwog, war es immer gut zu wissen, was definitiv falsch war. „Die ist mindestens zehn Jahre älter als du“, erwiderte Madara brüsk und gähnte. Die Hitze war anstrengend, allerdings war sie besser als der Winter. „Und Itachi ist mindestens zehn Jahre jünger als du“, konterte Izuna abwesend. Anscheinend hatte sich seine Neuronalaktivität noch nicht ganz abgeschaltet, auch wenn der Bemerkung die Schärfe fehlte. Und warum? Weil die Porzellannymphe eine Münze hatte fallen lassen und sich danach bückte. Na klar. Madara fühlte sich heute von Zufällen verfolgt. „Hattest du nicht letztes Mal noch 'ne andere, so 'ne geblümte Trockenritze?“ Izuna war anständig genug, um sich von dem Anblick der Kehrseite loszureißen und seinen Bruder drohend anzufunkeln. „So war das nicht.“ „Ach ja? Sie sah aus, als wartete sie nur darauf, ihre Eierstöcke für dich zu aktivieren.“ „Halt die Schnauze!“, knurrte Izuna und büßte seine rosige Verliebtheit schlagartig ein. „Und im Übrigen ist das nicht drin, wie du weißt.“ „Ich weiß…? Oh.“ Mehr fiel Madara in diesem Moment nicht ein. Die Vermutung, dass Izuna steril war, hatte es schon in seiner Jugend gegeben, und offenbar hatte er es nachprüfen lassen. Es nahm Madara effektiv den Wind aus den Segeln. Anders als er fand Izuna Blagen mysteriöserweise toll und wollte sie sich tatsächlich aufbürden. Seine wenig professionelle Freundschaft zu Itachis kleinem Bruder machte mehr Sinn. Der düstere Ausdruck schwand wieder, als die Frau zu ihnen an den Tisch trat. Sie schien es eher als Vorwand zu betrachten, und Madara starrte sie an. Er glaubte nicht, dass er mit zehn Jahren so danebenlag, und wunderschön war sie auch nicht gerade. Eher Modell robust und kräftig, und ihre Bluse war zu eng, sodass sich die Umrisse ihres BHs abzeichneten. Eine Venus sah anders aus, doch Ähnlichkeiten zwischen ihr und dem Mädchen mit dem Schwein bestanden nicht. Madara wusste, dass Izuna ihn umbringen würde, wenn er in Gegenwart dieser Wuchtbrumme von einer anderen sprach. „Möchtet ihr noch was?“ Die Frau richtete sich zwar verbal an sie beide, ihre Aufmerksamkeit ruhte jedoch allein auf Izuna. Er grinste sie auf eine Weise an, die Madara nur als dümmlich bezeichnen konnte. Er wohnte diesem Balzritual bei für – für was bitte?! „Da bist du ja. Hilf mir endlich.“ Itachis knappe Anweisung bohrte sich wie eine Nadel durch die rosarote Watte, als die Frau sich auf den verbleibenden Stuhl sinken ließ, ihre eigentliche Tätigkeit schien sie völlig vergessen zu haben. Eine heiße, leicht klebrige Hand schloss sich erstaunlich fest um Madaras Arm und zog ihn hoch. Itachis ganze Haltung drückte die ärgerliche Verwirrung aus, die Madara selbst empfand. Bei ihm lag das vermutlich eher daran, dass die ganze Arbeit eines summenden Cafés jetzt bei ihm lag. Noch lange kein Grund, so zu tun, als sei Madara zum Helfen hier, nur damit Izuna sein Sexualleben für die nächsten Monate arrangieren konnte. Definitiv abgelehnt. „Was wird das dahinten?!“ „Muss ich dir das wirklich erklären?“ Irritiert wischte Itachi sich über den Nacken und musterte ihn genauer. Klar, der Überraschungseffekt war jetzt ruiniert, wer rechnete denn schon mit diesem akuten Querfeuer von Hormonen? Madara schaute lieber nicht hinter sich. „Was ist denn mit deinen Haaren passiert?“ We got a little world of our own I’ll tell you things that no one else knows I let you in where no one else goes What am I doing without you? Madara schmunzelte. „Der Weg alles Irdischen.“ Itachi verzog ungläubig das Gesicht und legte den Kopf schief, bevor er die Hand hob und seine Finger durch das biestige, schwarze Haar fahren ließ. Etwas unterhalb des Nackens wurden die unbändigen Ranken schmaler und endeten schließlich. „Du hast es abschneiden lassen.“ Itachi klang überrascht und enttäuscht zugleich. Trotzdem tasteten seine Finger neugierig über die zurechtgestutzten Spitzen, rieben sie zwischeneinander und strichen sie danach wieder glatt. Seine Art der Untersuchung hatte etwas Neutrales, trotzdem hätte Madara nicht geduldet, dass jemand anders einfach dort herumfuhrwerkte. Itachi zog seine Hand zurück und lächelte vage, sodass man es eher an seinen Augen sah als auf seinen Lippen. Dann machte der Ausdruck wieder der üblichen undurchdringlichen Miene Platz. „Weißt du, wie man eine Kaffeemaschine bedient?“ „Ja. Na und? Dazu bin ich nicht gekommen“, brummte Madara und erwiderte vernichtend den Blick eines älteren Mannes, der ihn erwartungsvoll angestarrt hatte, bis dieser es endlich sein ließ. Er war nicht dazu da, sich von Leuten anzuhören, warum sie bei diesen Temperaturen einen Kaffee wollten, oder zu warten, bis sie ihr Kleingeld abgezählt hatten. „Wofür bist du denn gekommen?“ In Itachis Stimme schlich sich tatsächlich ein Hauch Spott, als er sich abwandte, um sich der Bestellung des Mannes anzunehmen. Obwohl das Café vollgestopft war, erweckte er nicht den Anschein von Hektik, welcher die Menschen allgemein darin bestärkte, dass sie das Recht zum Beschweren hatten. „Schnelle Nummer in der Küche?“, warf Madara ein, als Itachi wieder an ihm vorbeiging. Der hoffnungsvolle Tonfall überließ es dem Empfänger, ob der Vorschlag ernst gemeint war oder nicht. „Die hat keine Tür.“ Itachi stopfte ein paar Eiskugeln in ein hohes Glas und goss Orangensaft darüber, dabei sah er in die Richtung der kleinen Spülküche, abgetrennt nur durch einen Vorhang aus bunten Schnüren, der sich sanft wiegte. Madara warf einen beiläufigen Blick auf Izuna, der seine komische pummelige Venus mit irgendeinem Scherz zum Lachen gebracht hatte. Wie kitschig und falsch konnte das Leben werden? „Nachdem du schon den Briefschlitz überwunden hast, dachte ich, es wird Zeit für eine neue Herausforderung?“ Itachis Lippen zuckten, als er sich ein Lächeln nicht ganz rechtzeitig zu verkneifen schien. Es war typisch für ihn, dennoch rief es in Madara jäh das Gefühl wach, nicht über das reden zu wollen, über das er eigentlich reden musste. Er schob nichts auf – er wusste, dass das keinen Sinn hatte. „Bist du wegen Izuna hier?“ Itachi lud Getränke auf sein Tablett und ließ Madara an der Theke zurück, um damit unweigerlich eine Gesprächspause einzuleiten. Sicherlich nicht. Er hatte nicht mal gewusst, dass seine reizende Miniaturausgabe sich überhaupt in dieser Stadt aufhielt, noch hatte er den Wunsch, dieser beim Brunftverhalten zuzuschauen. Eigentlich sollte dieses Café wegen dem Hormon-Hurrikan geschlossen werden, wenigstens heute, aber man wollte ja keine Kinder erschrecken. Wenigstens war dieses dicke Schlachtschiff endlich aufgestanden, um sich, wenn auch zögernd, wieder an ihre Arbeit zu machen. Madara wiederholte seine frauenfeindlichen Nettigkeiten und fügte ihnen hinzu, dass bei dieser abgetakelten Fregatte offenbar das Steuerruder lose war. Und der Anker war wohl schon vor Jahren etwas ins Sacken gekommen. Ha-ha. „Nein, bin ich nicht“, knurrte Madara und würdigte Izuna keines Blickes. Itachi stellte leere Gläser ab und wischte sich die Finger an einem Geschirrtuch ab. Leider zeigte er sich heute nicht besonders fürsorglich und schaute stattdessen an Madaras Stelle in die Sitzecke. Madara mochte den verständnisvollen Ausdruck gar nicht, mit dem Itachi seinen Izzy bedachte. Na schön, sie war vielleicht eine Wuchtbrumme, aber was war so sexy an diesem Weib, dass man dafür ein schweigendes Übereinkommen brauchte?! Seine Finger bohrten sich unvermittelt in den Stoff von Itachis T-Shirt, wanden es fest um seine Knöchel, als Madara sich vorlehnte. Ruppig presste er seine Lippen auf Itachis, gerade lange genug, um die Mischung aus Schweiß, Eiswaffeln und Leitungswasser zu schmecken und zu spüren, wie dieses gewisse ‚Oh‘ durch den Körper des anderen ging. Itachi atmete aus, als Madara ihn losließ, und trat von der Kante der Theke zurück, die sich bis vorhin genau unter seinem Rippenkäfig in die Haut gebohrt hatte. Allerdings war ihm das wahrscheinlich nicht aufgefallen. Zwei Mädchen im Teenage-Alter starrten sie sprachlos von der Seite an und kicherten dann ekstatisch, eine Dritte zog eine Grimasse. Wenn sie dachten, dass sie am Set von einem neuen Notting Hill gelandet waren und deswegen dasselbe bei Itachi abziehen durften, musste Madara ihre Zuckerwattenhirne leider vertrösten, indem er ihnen ein unmissverständliches „Verzieht euch“ zuraunzte. Itachi rieb sich die Magengrube. „Ich würde es vorziehen, wenn du das nicht hier tätest.“ Wobei er nicht genau sagte, ob sich das auf den Kuss bezog oder die Unhöflichkeiten gegenüber Kunden. „Lass dich nicht ablenken, dann können wir über die Örtlichkeiten verhandeln“, erwiderte Madara seidenweich. Ihm entging nicht, dass Itachis Zunge flüchtig über seine Lippen huschte, bevor er seufzte und Gläser auszuspülen begann. „Ablenken wovon?“ „Kennen die sich?“ Wäre irgendwie beruhigender, wenn Izuna einfach ein Arsch war und zweigleisig fuhr. Wenigstens hatte sein verträumter Gesichtsausdruck im Bezug auf diese Amazone da eine gewisse Berechtigung. „Nicht, soweit ich weiß.“ Itachi kratzte sich kurz am Ohrläppchen. „Ihr Sohn geht in einen Kindergarten hier in der Gegend.“ Sein Tonfall besagte deutlich, dass er keine Lust zum Tratschen hatte, doch Madara ignorierte das, als er sich vorbeugte. „Sie hat Kinder?!“ „Eins.“ Verdammte Scheiße. Wenn der bittere Tonfall vorhin irgendetwas zu bedeuten hatte, hieß es, dass man Izuna nicht mit kleinen Kaninchen oder Kätzchen ins dunkle Auto lockte, sondern mit Kindern. Warum auch immer dieser Idiot da eine Verbindung herstellen konnte. „Wie alt?“, erkundigte Madara sich und rieb sich die Stirn. So was war der Stoff, aus dem Kopfschmerzen waren. „Fünf.“ Itachi schmunzelte einen Moment. „Aber entschieden präpubertär.“ Verdammte Scheiße, die Zweite. Das waren immer die Interessanten, zumal die Uchiha-Brüder auch recht früh in die Pubertät gekommen waren und das Wiedererkennungspotenzial somit unerwünscht hoch war. Und zudem kotzte es ihn an, dass Itachi solche Sachen wusste, immerhin arbeitete er noch nicht so lange hier. Und man konnte ihn wirklich nicht als übermäßig kommunikativ beschreiben. Itachi las seine düstere Miene offenbar. Er schaute ihn an, wieder ernsthaft, und widmete sich wieder den Gläsern. Kurz griff er in den kleinen Kühlschrank unter der Spüle und zog eine orangefarbene Palette mit Eiswürfeln heraus, die er mit geübter Brutalität auf die Anrichte schlug und einen der herausschlitternden Eiswürfel einfing. Er warf ihn auf eine Untertasse und reichte sie Madara, bevor er die restlichen einsammelte, die Palette zurückstellte und mit dem Spülen fortfuhr. Nicht besonders tröstend, er hatte Madara nicht mal angesehen, geschweige denn gelächelt. Es war eine eigenartige Gegebenheit, dass Itachi nicht erwartete, bestätigt oder belohnt zu werden, wenn er so eine Geste benutzte. Tatsächlich tat er so, als sei nichts gewesen. Madara schob sich wortlos den Eiswürfel in den Mund und schob ihn hin und her, schrammte mit den Zähnen über die knirschende Oberfläche. Gott sei Dank war Itachi also nicht wesentlich anders. You make me feel funny When you come around Yeah that’s what I found out, honey What am I doing without you? „Also?“ Izuna war weg – Madara hatte nicht aufgepasst, wann genau. Er hatte sich dazu bringen lassen, etwas aufzuschieben, das war mies genug. Itachis komische Chefin schwebte jetzt mit diesem entrückten Blick herum, und der Eiswürfel in seinem Mund schmolz rasch, erstickte ihn fast mit Tauwasser. „Ich kann an deinem Geburtstag nicht.“ Itachi hob den Kopf. Er wirkte enttäuscht, auf eine kontrollierte, nicht überraschte Art. Madara wollte für ihn nicht hoffen, dass er wirklich mit dieser Absage gerechnet hatte. So oder so schien es, als habe der andere sich längst damit abgefunden. Das hieß, sie würden jetzt definitiv nicht über die Gründe sprechen. Itachis nüchterne Attitüde fragte ja nicht nach, also nutzte Madara das aus. „Ich nehme an, du wirst gar nicht hier sein?“ Itachi nahm sein Tablett als unmissverständliches Zeichen, dass er keine Zeit zum Reden mehr hatte. Heute Abend würde er vielleicht schmollen oder so tun, als hätte er es vergessen – die Wahrscheinlichkeit, dass er genauer nachfragte, war eher gering. Das klang ja, als wollte er, dass Itachi sich in sein Leben einmischte. Diese Grenzen hielten sie sorgfältig ein – es war irgendetwas da, aber es war nicht wichtig genug, um in der Priorität hochgestuft zu werden. Madara schüttelte den Kopf im Sinn einer Verneinung und trat von der Theke zurück. Diese nervtötende Teenagergruppe näherte sich schon wieder, zum zweiten Versuch von Was-auch-immer, und es war leicht zu glauben, dass er sie wirklich nur ein zweites Mal erschrecken wollte, als er die Hand nach Itachis ausstreckte und sein Handgelenk drehte, es gegen seine Lippen drückte, kurz und heiß, sodass er das Pulsieren der Adern fühlen konnte. Die Reserviertheit in Itachis Miene vertiefte sich und verriet Madara alles, was er wissen musste. Er schmunzelte und lehnte sich vor, die Mädchen kicherten. „Aber er ist mein Bruder“, raunte er und ließ los, ließ seine so unspektakuläre Enthüllung einwirken, bevor er sich abwandte. You make me feel happy When I leave you behind It plays on my mind, now honey Es war nicht ganz der Geburtstag, mit dem Itachi dieses Jahr gerechnet hatte. Es war eine Sache, dass er ihn nicht so verbrachte, wie er es sich eigentlich erhofft hatte, mit einem Tag im Freibad, bei dem die Augen vom Chlor brannten und man die ganze Zeit ungesundes Zeug aß und vom Rand ins Becken sprang. Ein Geburtstag wie ein Ferientag in der Grundschule. Es war eine andere Sache, dass er ihn so verbrachte, wie er es nicht gewollt hatte. Geburtstage waren seit der Scheidung seiner Eltern eher Itachis Privatsache. Meistens schaffte sein Vater es nicht, sich rechtzeitig freizunehmen, oder er wurde kurzfristig noch mal gebraucht, und seine Mutter beschränkte sich auf ein längeres Telefonat. Beide holten es in den folgenden Wochen irgendwie nach, diese glorreiche Durchtrennung einer Nabelschnur zu feiern. Itachi störte sich nicht daran. Aber dieses Jahr war alles anders – dieses Jahr waren sie offenbar beide entschlossen, ihm als Erstgeborenen die richtige Achtung zu erweisen. Einem Erwachsenen Nestwärme zu geben und in alten Erinnerungen zu schwelgen. Schön. Leider hatten Geburtstage in den meisten Fällen die Angewohnheit, an einem Tag zu sein. Und Mikoto zudem so reizend gewesen war, Sasuke mitzubringen. Mit seinen Eltern und seinem Halbbruder hätte die Situation kaum unbehaglicher sein können, fand Itachi. Er hatte den ganzen Tag in einem Spagat von Aufmerksamkeitsverteilung verbracht, möglichst ohne Izunas Warnung dabei zu vernachlässigen, und hatte sich gewünscht, ihnen ihre Geschenke als Bestechung zurückgeben zu können, damit sie endlich wieder gingen. Eine Weile hatte er seinen Eltern zugesehen, wie sie unter einem Sonnenschirm saßen und Limonade tranken, ohne sich dabei anzusehen. In diesem Moment hatte er zum ersten Mal den Wunsch gehabt, Mikotos Mann – strenggenommen seinem Stiefvater – ein Brett mit rostigen Nägeln über den Kopf zu donnern. Eine höhere Macht oder einfach Gott beobachtete diesen schändlichen Gedanken und strafte Itachi sofort dafür, indem Sasuke als ein menschlicher Torpedo aus der Rutsche schoss und seinen älteren Bruder einfach umriss wie einen Pin beim Kegeln. Itachi schluckte einen gefühlten halben Liter Chlorwasser mit Mund und Nase und musste sich das dümmliche Grinsen von spielenden Kindern gefallen lassen. Allerdings war Sasukes Lachen in gewisser Weise entschädigend. Wie jedes gesunde Kind fand er es brüllend komisch, wenn man sich wehtat. Kisame zollte ihm für diesen durchwachsenen Start in sein zweiundzwanzigstes Lebensjahr ein Schulterklopfen und ein Grinsen. Und eine Bemerkung, er sei selbst schuld, wenn er zu beliebt wäre. Das war hinderlich, wenn man sich selbst in Ruhe bemitleiden wollte. Madara kehrte am zehnten Juni zurück, hieß, einen Tag nach Itachis Geburtstag. Ob er gut gelaunt war, war schwer zu sagen, doch er wirkte in jedem Fall zufrieden. Damit war er ganz anders als Anko, wie zwischen Stress und Entspannung schwankte, und das so heftig und vielschichtig, dass Itachi sich fragte, was sie in ihrem Leben schon mitgemacht haben musste, um so ein Wechselbad zu erleben. Man wurde schließlich nicht so hysterisch, wenn man nicht definitiv wusste, was alles schief gehen konnte. Izuna schien ohne viel Federlesen mit seiner Freundin Schluss gemacht zu haben – wie auch immer man das bewertete. Itachi hatte für die nächsten Monate keine Lust mehr, sich in das Leben anderer Menschen einzumischen, er würde sich ganz auf sich beschränken. Madara irgendwie ausgenommen, denn der Kerl war einfach in derselben Wohnung. Und in seinem-… Nein, wie kitschig! And all of the things I’ve been looking for Have always been here outside of my door And all of the time I’m looking for something new „Warum hast du mir so spät gesagt, dass er dein Bruder ist?“ Madara sah vom Bildschirm seines Zimmerfernsehers auf und zog die Augenbrauen hoch, noch bevor er seinem Türrahmen einen flüchtigen Blick zugeworfen hatte. Er hatte das Fenster aufgelassen, sodass drückende Abendhitze hineinsickerte, und Itachi erwog, wie viel es wert war, wenn die Klimaanlage in diesem Zimmer ausfiel und den Bewohner dazu zwang, in der Badewanne zu übernachten, Itachi jedoch an den Reparaturkosten beteiligt wurde. Er kam zu dem Entschluss, dass es sich nicht lohnte, und marschierte durch das Zimmer, um das Fenster zu schließen, wobei er sich bei der allgemeinen Unordnung nicht viel Mühe gab, nicht auf herumliegende Gegenstände oder Madara zu treten. „Ich wusste ja, dass du dich wie’n Weib aufführen würdest deswegen – es ist nicht so, als wäre er mein uneheliches Kind oder so“, erwiderte Madara gereizt. Was der Grund für diese Stimmung war, wusste Itachi nicht genau, vielleicht lag es daran, dass er seine Hand wegziehen musste, damit Itachi nicht drauftrat. Oder er war schlecht drauf, wofür sich wiederum unzählige Ursachen suchen und finden ließen. „Wieso ist so was weiblich?“, fragte Itachi nüchtern und schob den Riegel vor das Fenster. Der Himmel war strahlend blau, und imposante weiße Wolkenberge türmten sich auf. Es wäre wünschenswert, wenn das Gewitter sich auflöste oder einfach vorbeizog. Madara verschränkte die Arme hinter dem Kopf, zufrieden auf dem Teppich ausgestreckt. „Du lässt dich immerhin ficken wie eine Frau.“ Itachi verengte die Augen und spürte das jähe Aufwallen von Zorn über diese abfällige Bemerkung. Es war nur diese Delle in seinem Verstand, die ihn innehalten ließ – Madara musste sie dort hineingekloppt haben, seit sie sich kannten, mindestens aber seit den letzten Monaten. Es störte den flüssigen Ablauf, den Zorn hatte. Es war eine Äußerung, von der Madara genau wusste, dass Itachi wütend deshalb werden würde, das Gespräch lenkte sich in andere Bahnen. Offenbar wollte er nicht von Izuna sprechen – jemandem, von dem Itachi gewusst hatte, ohne dass er ihn hätte zuordnen können. Er warf dem Wolkenberg einen letzten Blick zu, dann setzte er sich neben Madara auf den Teppich und überkreuzte die Beine. „Ihr seht euch nicht ähnlich.“ „Wir waren uns auch nicht besonders sicher, ob wir denselben Vater haben.“ Itachi zog die Augenbrauen hoch und zuckte über die Fifty-Fifty-Chance, dass das die Wahrheit war, mit den Schultern. „Eigentlich schon.“ „Hm?“ „Ihr seid ähnlich.“ Izuna hatte seine nette Freundin mit derselben Kompromisslosigkeit abgeschossen, wie ein Vogel sein Nest zurückließ, wenn es ihm nicht mehr sicher erschien. Itachi zweifelte nicht daran, dass Madara genauso war – bei allen Übereinstimmungen war das die eine, die ihm nicht behagte, auch wenn sie ihn nicht überraschen konnte. Madara hatte nicht verraten, was er gestern zu tun gehabt hatte, keine begütigende Erklärung geliefert, warum er ihre Pläne gecancelt hatte. Und es war unwahrscheinlich, dass er sich dazu bringen ließ. Oder hatte Izuna Shizune verraten, warum er mit ihr Schluss machte? So brutal ehrlich, dass es eine Frau gab, die ihn ungleich mehr faszinierte, obwohl sie älter war, nachlässig mit ihrer Kleidung umging und sofort tobte, wenn etwas nicht funktionierte? Konan hätte gewusst, mit wem man sympathisieren sollte. Itachi nahm sich vor, sich zumindest wieder zu melden. Kisame hatte Recht, es hatte keinen Sinn, in zu vielen Töpfen zu rühren, nur weil man es konnte. Und er hatte sich zu sehr abgesondert. Etwas Warmes streifte seine Ohrmuschel und das feine Haar seitlich des Jochbeins. Itachi fuhr nicht zusammen, doch er versteifte sich, bevor feuchtwarmer Atem auf seine Haut rieselte. Itachi blinzelte langsam und sah Madara an, der sich neben ihm aufgerichtet hatte und ihn mit so etwas wie Belustigung anfunkelte. „So schlimm?“ Der Spott war nicht zu überhören, gleichzeitig gelang Madara die milde besorgte Miene eines Softporno-Lovers, der gleich mit Plattitüden wie ‚Ich küss den Schmerz weg, Cherie‘ um sich werfen würde. Gelegentlich fragte Itachi sich, ob der Kerl nicht doch eine Persönlichkeitsstörung pflegte. „Zwei von deiner Sorte?“ Itachi schnaubte abgehackt. „Schlimm ist untertrieben.“ „Ach so?“ Diesmal fühlte er Madaras Lippen seitlich seines Unterkiefers, dann an der Unterkante. Seine Zungenspitze streifte beharrlich die Haut, bevor sein Mund sich unvermittelt über dem Halsansatz schloss und daran saugte. Itachi seufzte gedämpft. Das war eine weitere Art, wie Madara versuchte, ihn zu manipulieren… Durchsichtiger und schwerer zu überwinden als die Erste. Der Nachrichtensprecher im Fernsehen schaute sie mahnend und teilnahmsvoll zugleich an, als Itachi eine Hand hob, um Madara ohne echten Nachdruck wegzuschieben, und stutzte, als er auf die ungewohnte Kürze in dessen Haar traf. „Hast du sie abgeschnitten… weil du anders sein wolltest als…“ Itachi kniff die Augen zusammen, um den geistesabwesenden Tonfall aus seiner Stimme zu verbannen. Ein Eckzahn stach gegen einen seiner Muskelstränge und ließ ihn zucken. „… als Izuna?“ Er spürte Madaras Lächeln, wieder dieser eigentümliche, undeutbare Ton. „Kann sein.“ Took for granted everything we had As if I’d find someone Who’s just like you Das weiche Pochen seines eigenen Blutes ließ Itachi ahnen, dass er Madara Einhalt gebieten sollte, wenn er morgen nicht irgendwelche peinlichen Erklärungen erfinden wollte. Bei diesen Temperaturen würde er sicher keinen Schal tragen. Der Geist ist willig, und das Fleisch stellt sich taub. „Ist etwas zwischen euch schief gelaufen?“ Madara grinste erneut und rollte eine kleine Hautfalte an der Halsbeuge zwischen den Zähnen, bis Itachi scharf die Luft einsog. „So könnte man es sagen.“ Itachi zog frustriert die Augenbrauen zusammen. „Kannst du nicht klar mit Ja oder Nein antworten?“ Diesmal war Madaras Belustigung ein kleiner Stoß Atemluft, als er auflachte. Itachi schauderte. „Weil das kürzer ist?“ „Du willst also nicht darüber reden.“ Itachi versuchte es anders. „Wieso interessiert dich das? Du wolltest dich eh von ihm fernhalten.“ Diesmal lauerte ein spitzer Unterton in Madaras Stimme, und Itachis Finger krümmten sich um die frisch geschnittenen Haarspitzen. „Es sieht nicht so aus, als wäre das in Zukunft möglich. Und du hast die angenehme Angewohnheit, mich in solche Sachen reinzuziehen.“ „Das Essen mit Hashirama war deine Idee“, erwiderte Madara unbeeindruckt und senkte seine Lippen wieder auf einen Punkt an Itachis Hals, diesmal in seinem seitlichen Nacken. Er schob den halb aufgelösten Zopf dafür beiseite, Itachi legte instinktiv den Kopf schief. Die Wetterkarte auf dem Bildschirm wurde dadurch schräg, ohne dass es ihn störte. „Die Summe unseres Zusammenlebens besteht aus etwas mehr.“ Diesmal achtete Itachi besser auf seine Worte. Seine Glieder fühlten sich schwer und warm an, sie kribbelten erwartungsvoll, doch sein Verstand blieb wach. Er war vorsichtig. Madara sagte nur: „Wahrscheinlich.“ „Gut. Ich gehe Hausaufgaben machen.“ „Später.“ Wie zum Beweis presste Madara seine Zunge nachdrücklicher gegen einen Punkt, wo Itachis dunkles Haar sich durch die Haut bohrte. Sein Atem stockte kurz, er ertappte sich bei der Frage, ob sein Aufsatz wirklich so dringend war, dass er ihn nicht morgen schreiben konnte. Er hatte es verdient, sich zu erholen, nach diesem Geburtstag, diesem verqueren Tag… „Nein.“ Itachi zog seine Hand aus Madaras Haarspitzen und stellte erstaunt fest, dass der Fernsehbildschirm schwarz war. Wann hatte der andere das abgeschaltet? Reizend, dass er im Hintergrund nicht die Sportnachrichten laufen lassen wollte, aber nicht reizend genug. Itachi fühlte sich grimmig bestätigt, sein Hals prickelte taub und angenehm. „Wieso nicht? Wenigstens bin ich nett zu dir“, bemerkte Madara, ohne sich abhalten zu lassen, seine Lippen geisterten erneut über den seitlichen Nacken. „Du klingst wie ein Zuhälter“, brummte Itachi und zuckte mit der Schulter, um sich Madara zu entziehen und aufzustehen. Madara sah ihm zu und riss ihn mit einem nicht allzu sanften Ruck wieder zurück, sobald Itachi halb oben war. Sein Steißbein schmerzte trotz des Teppichs, und diesmal fiel sein Blick deutlich abwehrender aus. „Nein“, wiederholte er deutlich und schob Madaras Hand von seinem Hosenbund, wo dieser ihn festgehalten hatte. Madara lächelte bloß und zog das Band aus Itachis Haar, befreite es mit einem weiteren Ruck aus den ungekämmten Strähnen. Es ziepte auf der Kopfhaut, sodass Itachi zischte, noch während eine Hand sich an seine Wange legte – im Nachhinein betrachtet war es untypisch für Madara, das zu tun. In diesem Moment brodelte der Zorn in ihm hoch, den er vorhin beiseite geschoben hatte, stärker und sprunghafter. Es überraschte Itachi selbst, und noch mehr verwirrte es ihn. „Nein!“, stieß er hervor und schlug die Hand weg, fast hätte er dabei ausgeholt. Madara presste seine Hand auf den Teppich, bis die Finger taub wurden. Die Aufruhr schien ihn nicht zu beteiligen, das hieß nicht, dass er sie nicht bemerkte. Er lächelte langsam, bis Itachi seine wütende Anspannung verlor. „Doch.“ Itachi tastete behutsam nach seinem Hals, seinem Nacken, atmete tief durch. Noch hielt dieses dumme Nest. Mehr musste er gerade nicht wissen. Praying that somehow You will understand the way It’s feeling right now, baby somehow I won’t let this slip away fin PS: Wechsel in der Perspektive?! Ging aber leider nicht anders. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)