Living Memories von abgemeldet (Epilog geht online) ================================================================================ Prolog: -------- "Du willst was?!", brüllte er quer durch den Probenraum, während der Rest ihren Drummer wie versteinert ansah. "Das ist doch nicht dein Ernst, Yune! Warum gerade jetzt?", wollte er wissen. Es lief doch gerade recht gut. Ihre Karrieren hatten einen Anfang genommen. Und da wollte Yune jetzt einfach aussteigen? Der kleine Vocal war mehr als entsetzt. Damit hatte wohl keiner gerechnet. "Und wieso willst du das?", mischte sich nun auch Reita ein, der hinter Ruki saß und diesen davon abhielt Yune an die Gurgel zu springen. Warum er das tun wollte? Ruki hatte einen Traum und den wollte er umsetzen. Da konnte kommen, was wollte. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann musste das auch bis zum Ende durchgezogen werden. "Beruhig dich, Ruki." Yune wuschelte ihm durch die Haare und fing sich auch sogleich ein lautstarkes Knurren von Reita ein. "Es hat nichts mit euch zu tun." Yune verabschiedete sich mit einem kurzen Winken und verließ dann den Probenraum. Kapitel 1: ----------- Wie konnte das bloß passieren? Nie hätte Uruha es für möglich gehalten, dass ihre noch so junge Band 'the GazettE' schon kurz nach ihrem ersten Erfolg zu Bruch gehen würde. Nie. Entsetzt sah er ihrem Drummer Yune hinterher, der mit einem melancholischen Lächeln auf den Lippen aus dem Proberaum der PSC schritt und die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Er konnte Ruki neben sich laut schreien und keifen hören, während ihr Bassist Reita versuchte, den kleinen Vocal durch sanfte Worte zu beruhigen. Uruha konnte Ruki mehr als nur gut verstehen. Sie alle hatten einen Traum. Sie wollten eine berühmte und erfolgreiche Band haben und zusammen um die ganze Welt touren. Für diesen Traum hatten sie alle so hart gearbeitet und nun? Nun schien alles in Scherben zu liegen. "Yune... Wieso?", murmelte er leise und lehnte sich zurück an Aoi, auf dessen Schoß er die ganze Zeit gesessen hatte und schloss die Augen. Aoi war der Einzige, der ruhig blieb. Das lag aber eher daran, dass er mit einer solchen Aktion seitens ihres Drummers schon gerechnet hatte. Oft genug hatte er sich mit ihm unterhalten und immer wieder kamen sie auf dieses Thema zurück. "Ich habe mir neue Prioritäten gesetzt.", hatte er diese Diskussion immer wieder beendet. Doch jetzt hatte er es wirklich wahr gemacht. Der Schwarzhaarige seufzte und legte die Arme um Uruha. "Jetzt beruhig dich doch endlich wieder, Ruki-chan. Damit änderst du eh nichts.", meinte der Bassist mit ruhiger Stimme. Aoi nickte und fügte noch hinzu, dass sie sich eben einen neuen Drummer suchen würden. Da würde es doch bestimmt eine ganze Menge guter von geben. Uruha konnte es nicht verstehen. Obwohl Yune es doch immer wieder angesprochen hatte, er hatte es ihm nie geglaubt. Uruha hatte immer gedacht, Yune scherze nur und würde sich einen dummen Spaß mit ihnen erlauben. Schließlich war es ihr gemeinsamer Traum gewesen und nun? "Ich glaube, wir sollten alle nach Hause... Es war ein anstrengender Tag...", murmelte der Einundzwanzigjährige und erhob sich etwas ungelenk von Aois Schoß. Er nahm seinen Gitarrenkoffer in die Hand und nahm in die andere Aois Hand, während er den anderen zum Abschied zunickte. "Wir brauchen alle etwas Schlaf. Morgen sieht die Welt wieder ganz anders aus. Hab euch lieb. Bis morgen." Er und Aoi gingen Hand in Hand aus dem Proberaum und Uruha lehnte sich müde an seinen Freund. "Er meint es wirklich ernst.", sagte er leise zu Uruha und lächelte, als er ihn so nah an sich spürte. "Ich glaube nicht, dass er sich wieder umentscheiden wird." Er seufzte. "Willst du noch mit zu mir kommen?", fragte er mit einem leicht anzüglichen Grinsen im Gesicht. "Ja, leider...", murmelte er leise und spürte schon den warmen Arm des Älteren um seine Schultern. "Ich verstehe ihn bloß nicht. Wie kann er uns so im Stich lassen?" Er kuschelte sich eng an Aoi und zuckte mit den Schultern. "Okay. Ich komme gerne nochmal mit.", lächelte er und gab seinem Freund einen süßen Kuss. Der Schwarzhaarige mochte es sehr, wenn Uruha sich so sehr an ihn kuschelte. Danach hatte er sich schon so lange gesehnt gehabt und jetzt... jetzt taten sie es so oft es ging. Saßen abends nebeneinander auf dem Sofa, schauten fern und kuschelten sich aneinander. "Das ist schön." Beide stiegen in Aois Auto ein und fuhren dann zu ihm. Im Flur schlüpfte der Ältere aus seinen Schuhen und zog die Jacke aus, um sie nicht sehr elegant über die Garderobe zu werfen. "Was möchtest du trinken?", fragte er und verschwand auch schon in die Küche. Seit nunmehr zwei Jahren waren Uruha und Aoi schon zusammen. Und Uruha war glücklich mit dem zwei Jahre älteren Gitarristen. Er liebte ihn überalles und er liebte es ebenso, mit ihm die Abende zu verbringen. "Hast du Moet&Chandon da?", fragte er lächelnd, während er seine Schuhe und Jacke auszog und ins Wohnzimmer schritt, wo er sich aufs Sofa kuschelte. Genießend kuschelte er sich in Aois warme Kuscheldecke, in welche sie sich schon so oft zusammen geschmiegt hatten und auf welcher sie sich auch so manches Mal geliebt hatten. Uruha wurde rot bei der Erinnerung an die vergangene Nacht. Aoi kam lächelnd ins Wohnzimmer und hielt ihm eine Flasche vor die Nase. "Meinst du die vielleicht?", grinste er und stellte sie auf den kleinen Tisch. Dann setzte er sich neben Uruha auf das Sofa und legte den Arm um dessen Schulter. Er war glücklich, dass er mit dem schönen Gitarristen zusammen war. Anfangs hatte er nicht mehr damit gerechnet, dass es mal so kommen würde. Aber das Schicksal meinte es wirklich gut mit ihm. Er liebte Uruha und Uruha liebte ihn. Das wusste er. Und genau das machte ihn so unsagbar glücklich. "Aishiteru...", hauchte er gegen das Ohr seines Schatzes und knabberte dann leicht daran. Mit leuchtenden Augen nahm Uruha ihm die Flasche Alkohol aus der Hand und schüttete jedem etwas ins Glas. Er liebte dieses Zeug einfach. Er nahm ein, zwei kleine Schlucke, stellte dann das Glas wieder auf den Tisch und kuschelte sich an Aoi, der ihn sofort in den Arm nahm und begann, leicht an seinem Ohrläppchen zu knabbern. Uruha schnurrte wohlig auf und kraulte Aois Nacken sanft. "Aishiteru mo, Aoi. Von ganzem Herzen...", murmelte er leise und empfing die Lippen seines Schatzes mit den seinen, massierte sie leicht und seufzte in den liebevollen Kuss. Er sog diese Worte förmlich auf und genoss sie. So lange hatte er darauf warten müssen. Und fast hätte er es aufgegeben. Gut, dass er es nicht getan hatte. Zufrieden lehnte er sich zurück und zog Uruha näher an sich. "Und was machen wir heute noch schönes?", fragte er vorwitzig und piekte ihm leicht in die Seite. "Hm...", machte Uruha gespielt überlegend und tippte sich nachdenklich an das Kinn. Grinsend setzte er sich breitbeinig auf Aois Schoß, legte ihm die Arme um den Hals und nippte verspielt an dessen weichen Lippen. Verliebt schaute er ihm ins Gesicht und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich wüsste da schon was...", murmelte er lasziv grinsend und leckte sich über die Lippen. "Weißt du, was ich meine?" Grinsend stupste er ihm gegen die Nase. "Iie... Ich weiß nicht, was du meinst.", neckte er ihn. Natürlich wusste er schon, was Uruha meinte. Wieso auch nicht? Sie liebten sich. Da war es doch verständlich, dass man wusste, was der andere gerne wollte. Dafür waren sie auch schon lange genug zusammen. Zwei Jahre und jede Sekunde fand er wunderschön mit ihm. Schmollend schob er seine volle Unterlippe nach vorne und verschränkte die Arme vor der Brust. Einen auf beleidigt tuend hob er die Nase in die Luft und sah weg. "Dann nicht. Selbst schuld.", murmelte er und drehte den Kopf noch weiter weg, damit Aoi sein leichtes Grinsen, welches er nicht unterdrücken konnte, nicht sah. "Schmollst du jetzt wieder?", lachte der Schwarzhaarige. Und er kannte Uruha verdammt gut. Dieser hatte es sich nämlich zur Angewohnheit werden lassen, dass er sich beleidigt wegdrehte, wenn er nicht seinen Willen bekam. "Alte Schmollliese, du.", stichelte er. "Ja, tu ich.", nuschelte und schob seine Unterlippe noch ein Stückchen weiter nach vorne. "Und daran bist ganz alleine du schuld. Schäm dich, Aoi!" Er blickte ihn aus den Augenwinkeln an und als er ihn lachen sah, konnte er selbst nicht anders und kicherte leise. Dann boxte er ihm leicht gegen den Arm und drehte sich wieder zu ihm um. "Du bist unmöglich, Aoi." "Nani?" Er deutete mit dem Finger auf sich selbst. "Ich?" Nun schüttelte er den Kopf. "Ich doch nicht. Bin ganz unschuldig." Er legte den Kopf schief und schaute ihn mit einem leichten Dackelblick an. Dann deutete er mit dem Finger auf Uruha. "Du bist derjenige, der unmöglich ist. Du wolltest mich gerade wieder verführen. Gib´s zu." Er spürte, wie seine Wangen sich rot verfärbten und schnaubte, während er von Aois Schoß aufstand und demonstrativ mit den Hüften wackelte. "Und wenn schon? Ich hab gedacht, du willst es auch. Naja... Dann eben nicht, Schätzchen.", gurrte er und schritt durch den langen Flur zu Aois Badezimmer, wobei er natürlich nicht vergaß, aufreizend mit dem Hintern zu wackeln. Er liebte es, seinen Freund zu ärgern. "Geh ich eben alleine duschen.", flötete er und trat ins Badezimmer. Aoi seufzte. Uruha war wirklich unmöglich. Na ja, ließ er ihn eben alleine duschen. Nochmal würde er ihn nicht unter der Dusche vernaschen können. Das letzte Mal war so verdammt verrucht gewesen, dass es jetzt noch reichte für die nächsten Wochen. Und er wusste noch nicht einmal, wie er darauf gekommen war, das mit ihm zu machen. "Viel Spaß beim Duschen, mein Süßer!", rief er ihm hinterher und lehnte sich zurück in die weichen Polster seines Sofas. "Werd ich haben!", rief er ihm ebenfalls zu und schloss die Tür nun vollständig hinter sich. Dann zog er sich aus, stieg unter die Dusche und machte das Wasser an. Sofort prasselte ein warmer Strahl auf ihn herab und Uruha seufzte wohlig. Er schnappte sich seinen Rasierer und begann sich am ganzen Körper zu rasieren. Achseln, Beine, Intimbereich, alles musste weg. Schließlich trug er auf der Bühne immer ziemlich knappe Sachen, vorzugsweise Strapsen. Da musste er auch schon ordentlich aussehen. Seufzend lehnte er sich an die kalte Fliesenwand, als er fertig war und schloss die Augen. Er schloss die Augen und legte den Kopf nach hinten über die Lehne. Irgendwie war es immer noch nicht so ganz wirklich. Yune wollte die Band verlassen. Aber was würden sie ohne Drummer tun? Und woher sollten sie so schnell einen neuen herbekommen? Vor allem sollte es ja jemand sein, der in die Band passte und auch so gern Musik machte wie sie. Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Es gab wirklich jemanden, der das mit Sicherheit konnte. Aber genau dieser jemand war vor ein paar Jahren einfach gegangen und hatte sie zurück gelassen. Keiner wusste mehr, wo er war. Auf ihn hätten sie sicher bauen können. Aoi seufzte schwer. Einerseits erinnerte er sich gern an die Zeit mit ihrem damaligen Drummer. Andererseits war es auch eine ziemlich schwere Zeit für ihn und seine Gefühle. Das warme Wasser rieselte auf seinen Körper hinab, umschmeichelte ihn sanft und ließ ihn sich entspannen. Sie hatten den ganzen Tag in der PSC verbracht und geprobt, sodass Uruhas ganzer Körper ziemlich verspannt war und seine Muskeln leicht wehtaten. Auch, wenn er bloß Gitarre spielte und nicht wie Yune am Schlagzeug saß, war es anstrengend. Doch was würden sie tun, wenn Yune wirklich gehen würde? Wäre dies das Aus für ihre Band? Seufzend stieg er aus der Dusche, trocknete sich etwas halbherzig ab, umschlang seinen Körper bloß mit dem Handtuch und tapste auf leisen Sohlen in das Wohnzimmer zurück. Dort sah er Aoi mit geschlossenen Augen auf dem Sofa sitzen. Uruha versetzte dieser Anblick einen Stich ins Herz. Er wusste, wie sehr Aoi diese ganze Sache mitnahm. Ihm erging es ja schließlich nicht anders. Leise ließ er sich neben Aoi sinken, legte den Kopf auf dessen Brust und schlang die Arme um ihn. "Hey... Woran denkst du?", fragte er leise und sah an die gegenüberliegende Wand. Ein wenig zuckte er zusammen, als Uruha sich plötzlich neben ihm niederließ und die Arme um ihn legte. Er hatte gar nicht bemerkt, wie der andere aus dem Badezimmer kam. War er so sehr in Gedanken versunken gewesen? "Ano... ich hab überlegt, wie es weitergeht, wenn Yune nicht mehr in der Band ist. Ich kenne niemanden, der ihn ersetzen könnte...Eto~...Einen vielleicht schon, aber... keine Ahnung, wie wir ihn erreichen sollen." Er seufzte. Aber er wollte Uruha nicht damit belasten. Aoi wollte nicht, dass die Erinnerungen wieder hochkamen. Für seinen Freund war es damals schon schwer genug. Das musste er jetzt nicht wieder alles hervorholen und ihn damit belasten. "Vergiss es einfach." Verwirrt hob Uruha eine Augenbraue und blinzelte ein paarmal. Er verstand nicht. Wen meinte Aoi damit? Wer in Kami-Samas Namen konnte so gut sein und Yune ersetzen? Ging das überhaupt? Uruha hatte bisher nur zwei Menschen in seinem jungen Leben kennengelernt, die so gut am Schlagzeug waren. Zum einen war da natürlich Yune, zum anderen... Uruha versteifte sich augenblicklich und ließ Aoi los. Er rückte ein Stück von ihm weg und schlang die Arme um seinen eigenen Oberkörper, als ob ihm kalt wäre. "Aoi... Du weißt, dass ich über dieses Thema nicht sprechen will...", wisperte er und biss sich auf seine pralle Unterlippe. Aoi zuckte zusammen. Ja, er wusste, dass er darüber nicht reden wollte. Er selbst ja auch nicht wirklich. Viel zu sehr taten ihm diese Erinnerungen weh. "Iie... Ich will doch nicht darüber reden. Aber... vielleicht wäre das unsere einzige Chance." Schnell rückte er wieder an Uruha ran. "Lass uns jetzt nicht darüber reden, hai? Ich wollte dich nicht daran erinnern. Tut mir wirklich leid, Ruha." Sofort zog er ihn in seine Arme und drückte ihn an sich. Die Tränen unterdrückend kuschelte er sich eng an seinen Schatz und versteckte sein Gesicht in dessen Hemd. Er wollte wirklich nicht darüber sprechen. Zu sehr taten ihm die Erinnerungen an diesen einen bestimmten Menschen weh. Die Ereignisse der vergangenen Jahre hatten sich in sein Gedächtnis gebrannt und ließen ihn nicht mehr los. Aber er wollte das nicht. Er wollte jetzt nur noch mit Aoi glücklich sein und ansonsten niemanden in ihre kleine, heile Welt lassen. Nicht einmal 'ihn'... "Hai...", murmelte er und nestelte fahrig an Aois Hemdkragen herum, als wenn er nervös wäre. "Darf ich heute hier schlafen?" "Hai." Er strich ihm sanft über die Wange. "Natürlich darfst du hier schlafen. Heute wollte ich dich eh nicht mehr nach Hause lassen.", lächelte er und nahm Uruhas Gesicht in seine Hände. "Ich liebe dich, Kou..." Und schon drückte er seine Lippen auf die seines Freundes. "Lass uns noch ein wenig fern sehen, ja? Ich mag noch mit dir kuscheln." Er zog seinen Schatz mit nach hinten an die Lehne und strich ihm sanft über den Arm. Nun lag er eng an Aoi gekuschelt zwischen dessen Beinen, hatte den Kopf auf der warmen Brust abgelegt und zog die Decke über sie beide. Dann schaltete er den Fernseher ein und zappte durch die Kanäle. Nach einiger Zeit fanden die beiden einen schönen Film, den sie sich ansehen wollten und Uruha lehnte sich weiter an Aoi, kraulte ihn beständig im Nacken und schnurrte leise dazu. Diese Angewohnheit - das Schnurren - hatte er sich so angewöhnt und er würde es sich auch niemals abgewöhnen. Aoi meinte manchmal zu ihm, er sei sein kleines Schmusekätzchen und Uruha fand das unglaublich süß von ihm. Er streckte seinen Kopf leicht nach oben, um Aoi einen Kuss auf das Kinn hauchen zu können. "Aishiteru..." Aoi genoss diese traute Zweisamkeit. So oft sie konnten, nutzten sie die freie Zeit, um sie miteinander zu verbringen. Und Uruhas Schnurren fand er überaus süß. Er wusste nicht, seit wann er das machte, aber es gehörte einfach dazu, wenn sie sich an einander kuschelten oder sich einfach nur gegenseitig streichelten. Er lächelte, als er von Uruha einen Kuss bekam. "Du bist wirklich süß, Ruha.", flüsterte und zog ihn noch fester an sich. Die Wärme tat ihm unglaublich gut. Und dennoch gingen ihm viele Gedanken durch den Kopf. Sollte er es wirklich mal versuchen, diesen einen Menschen auswindig zu machen? Aber wie würde es Uruha dabei gehen, wenn er ihn tatsächlich finden würde? "Ruha?" "Hm?" Mehr brachte er nicht hervor, da er im Begriff war, beinahe einzuschlafen. Der Tag war wirklich mehr als anstrengend gewesen. Um sieben Uhr in der Früh hatte Uruhas Wecker, dieser Schweinehund, ihn aufgeweckt, dann musste Uruha noch ganz schnell einkaufen, wieder zurück zum Haus, sich fertig machen, zur PSC, wo sie viele Stunden geübt hatten und dann war auch noch Yune ausgestiegen. Konnte ein Tag noch schlimmer werden? Anscheinend konnte er, denn Uruha spürte, dass Aoi irgendetwas auf der Seele hatte und das machte ihn stutzig. "Was los?" Auch wenn es jetzt wirklich nicht der richtige Augenblick war, dieses Thema anzusprechen, musste er es dennoch tun. "Wäre es wirklich schlimm, wenn er wieder auftauchen würde?" Der Schwarzhaarige machte sich auf ein kleines Desaster gefasst. "Er wäre wirklich am besten für Yunes Platz geeignet." Uruha zuckte beinahe wie unter einem Stromschlag zusammen. Er hatte sich soviel Mühe gegeben, ihn zu vergessen und endlich wieder glücklich zu werden. Vor zwei Jahren hatte er es dann endlich geschafft und war zusammen mit Aoi glücklich geworden. Und nun? Nun musste er, der doch am besten wusste, wie Uruha auf dieses Thema reagierte, dieses wieder ansprechen? "Aoi, bitte...", murmelte er und schloss die Augen, "Ich will nicht darüber sprechen..." Er atmete tief durch. "Aber irgendwann musst du doch endlich darüber hinweg kommen. Er ist jetzt über fünf Jahre weg. Wieso... wieso hast du es immer noch nicht geschafft?" Es machte ihn traurig, dass der Mensch, den er so sehr liebte, wohl immer noch an seine ersten großen Liebe hing. Dass er ihn nicht vergessen konnte, war ihm klar, aber dass er immer noch solche Probleme hatte, darüber zu reden, machte ihn stutzig. "Du liebst ihn immer noch oder?", fragte er traurig. Erschrocken blickte Uruha in Aois traurige Augen und schüttelte hastig den Kopf. "N-Nein! Natürlich nicht! Aoi, bitte glaub mir das! Ich liebe nur dich!" Jetzt war er wirklich verzweifelt und klammerte sich regelrecht an Aoi. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein. Wie kam Aoi auf so eine bescheuerte Idee? Uruha hatte mit diesem Thema längst abgeschlossen und deshalb wollte er auch nicht mehr darüber sprechen." "Aoi, ich liebe dich! Und nicht ihn!" Irgendwie war seine Stimmung gerade im Keller.Obwohl Uruha ihm dieses beteuerte, konnte er es noch nicht so wirklich glauben. Es machte ihn stutzig, dass Uruha in den letzten fünf Jahren nie mit ihm über ihn gesprochen hatte. Nicht ein einziges Wort hatte er mehr verloren. Aber warum redete er nicht mit ihm? Vertraute er ihm nicht? Aoi drückte Uruha etwas von sich weg und stand dann auf. "Ich geh schlafen. Gute Nacht." Perplex starrte Uruha seinem Freund hinterher und biss sich auf die Unterlippe, um seine Tränen zurückzuhalten. "Wieso bist du jetzt so gemein zu mir? Hab ich dir was getan? Wieso kannst du Vergangenheit nicht Vergangenheit sein lassen? Ich verstehe dich nicht, Aoi! Wäre es dir lieber, wenn ich dir Tag und Nacht die Ohren wegen ihm vollheulen würde? Ich glaube eher nicht. Ich will glücklich mit dir sein, Aoi. Da will ich nicht über jemanden sprechen, der aus meinem Leben verschwunden ist. Okay?" Er schmiegte sich an Aoi und sah ihn an. "Bitte, Aoi. Vertrau mir doch... Ich liebe nur dich." Eine Hand legte sich auf die Uruhas, die auf seinem Brustkorb ruhte. Er schloss die Augen. "Ich soll dir vertrauen? Dann vertrau du mir auch. Ich möchte schon gern wissen, was dich beschäftigt, aber irgendwie lässt du mich nie daran Teil haben. Das macht mich wahnsinnig traurig." Ja, Uruha hatte nie wirklich mit ihm über seine Gedanken und Sorgen gesprochen. Seit Besagter einfach aus ihrem Leben verschwunden war. Er hatte nie erfahren, was passierte, nachdem er sie verlassen hatte. "Ich rede darüber mit niemandem, Aoi. Selbst meine Eltern haben keine Ahnung, wie es in mir aussieht. Damit möchte ich erstmal alleine fertig werden. Ich verspreche dir, dass ich irgendwann mal mit dir darüber rede.", er hob den Kopf und küsste den anderen sanft. "Ich liebe dich wirklich und ich vertraue dir. Lass mir nur ein wenig mehr Zeit." Er seufzte schwer, nahm Aois Hand in seine und zog ihn sachte mit sich ins Schlafzimmer. Dort angekommen ging er zum Schrank, legte Aois Schlafanzug aufs Bett und schnappte sich seinen eigenen. Ein paar seiner Sachen hingen in Aois Schrank, da er wirklich oft hier war und deshalb auch immer mal wieder Sachen gebrauchen konnte. "Lass uns schlafen." So wirklich zufrieden war der damit nicht. Wieso sollte er ihm noch mehr Zeit geben? Waren fünf Jahre denn nicht genug dafür? Konnte er sich in diesem Zeitraum nicht mal Gedanken darüber machen, wie sehr er andere damit verletzte? Jetzt würde er nicht schlafen können, also ging er einfach in den Flur, schnappte sich seine Jacke und schlüpfte in seine Schuhe. "Ich muss raus. Gomen." Und schon verschwand er aus der Wohnung. Wie versteinert stand Uruha im Zimmer und starrte verschreckt auf die sich soeben geschlossene Tür. Er konnte es nicht fassen. Hatte er nun auch Aoi verloren? So, wie er vor fünf Jahren ihn verloren hatte? Er taumelte rückwärts, bis seine Kniekehlen ans Bettende stießen und er auf die weiche Bettdecke fiel. Er rollte sich wie eine Katze zusammen und biss nervös auf seinen Daumennagel. "Aoi...", wimmerte er leise in die Stille hinein. "Tu mir das nicht an..." Er wollte Aoi nicht verletzen. Das hatte er wirklich nicht vorgehabt. Aber was sollte er denn tun? Er wollte wirklich nicht darüber sprechen. Kapitel 2: ----------- Wie lange streifte er jetzt schon durch die Straßen? Er wusste es nicht, aber es tat ihm gut, etwas Abstand zu gewinnen. Er liebte den anderen Gitarristen. Dessen war er sich durchaus bewusst, aber Uruha hatte so viele Geheimnisse vor ihm, dass er Angst hatte, dass er ihn aus genau diesem Grund verlieren würde. Immer weiter lief er durch die Stadt. Wo er genau war, wusste er nicht, aber es war ihm auch egal. "Es tut mir leid, Kouyou, aber... es tut zu sehr weh, dass du mir nicht vertraust.", wisperte er und setzte seinen Weg weiter fort. Regungslos lag er zusammengerollt wie eine Katze auf dem viel zu großen Bett und sah an die gegenüberliegende Wand. Seine Tränen spürte er schon gar nicht mehr. Er verstand es immer noch nicht. Wieso war Aoi jetzt weggegangen? Wollte er sich von ihm trennen? Wieso gerade jetzt? Jetzt, wo sie es alle doch schon schwer genug hatten... "Ich verstehe dich nicht, Aoi...", murmelte er leise und schloss die Augen. Er machte sich nicht einmal mehr die Mühe, sich umzuziehen, sondern blieb gleich so liegen und schlief ein. Das war alles zuviel an einem Tag für ihn gewesen. Es war spät, als er endlich wieder nach Hause kam. Müde torkelte er ins Schlafzimmer. Uruha schien schon zu schlafen. "Kouyou...", flüsterte er und deckte ihn vorsichtig zu. Er knipste die kleine Nachttischlampe an und schaute Uruha dabei zu, wie er schlief. Er entdeckte die getrockneten Spuren von Tränen auf seinen Wangen. Ein schlechtes Gewissen machte sich in ihm breit. Er hätte ihn jetzt nicht einfach alleine lassen sollen, aber... auch er war verletzt worden. Und das ging schon seit Jahren so. Wieso verstand Uruha das nicht? Langsam zog er sich aus und legte sich dann nur in seiner Boxershorts bekleidet ins Bett. Die Decke zog er leicht über sich, damit er Uruha nicht weckte. Dann schaltete er das Licht wieder aus und schloss die Augen. Er war noch nicht lange eingeschlafen und befand sich erst im Halbschlaf, als er plötzlich spürte, wie ein Gewicht die Matratze unter ihm hinunterdrückte und sich etwas Warmes neben ihn legte. Was war das? War Aoi etwa doch zurückgekommen, um bei ihm zu bleiben? Andererseits wäre Aoi so oder so zurückgekommen, es war schließlich seine Wohnung. Uruha kuschelte sich an den warmen Körper neben sich und ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, bevor er endgültig in den Tiefschlaf versank. Aoi schmunzelte leicht, als Uruha sich ihm näherte und er legte den Arm um ihn. "Schlaf gut, mein Schatz.", wisperte er und schlief dann auch ein. Sein Schlaf war eher unruhig und am nächsten Morgen war er schweißgebadet. Erschrocken setzte er sich auf und atmete heftig. Er hatte einen schrecklichen Albtraum gehabt. Sein Herz raste. Am nächsten Morgen erwachte Uruha durch einen gehetzt klingenden Atem neben sich. Verwirrt öffnete er ein Auge und erblickte Aoi, der sich in seinem Bett herumwarf und leise keuchte. Sofort saß Uruha kerzengerade im Bett und rüttelte an Aoi. "Hey, Schatz! Wach auf!" Hatte Aoi etwa einen Alptraum? Zu Uruhas Erleichterung erwachte Aoi auch sogleich und starrte ihn angsterfüllt an. Sein Körper war verschwitzt und er atmete schnell. Liebevoll strich Uruha ihm vorwitzige Haarsträhnen aus dem Gesicht und fragte sanft: "Alles okay mit dir?" "Hai..." Er schloss die Augen und ließ sich wieder ruhig in die Kissen sinken. "Ich glaub schon. Hab nur schlecht geträumt." Jetzt setzte er sich richtig auf und hievte seine Beine aus dem Bett. "Ich geh erst mal duschen. Bleib ruhig noch ein bisschen liegen.", lächelte er und tapste auf nackten Füßen durch das Zimmer bis zum Bad. "Okay...", murmelte er leise und sah Aoi hinterher, wie er sich ins Bad schleppte. Sekunden später war die Tür zum Badezimmer zu und er hörte kurz darauf Wasser rauschen. Er kuschelte sich zurück in die weichen Laken und schloss die Augen. Er war so furchtbar müde... Aber schlafen ging nicht mehr. Sie mussten gleich zurück in die PSC, um weiterzuproben. Sie konnten ja nun nicht auch noch die anderen im Stich lassen. Aoi duschte ausnahmsweise mal kalt. Es war sonst nicht seine Art, aber sonst würde er nicht wirklich klar im Kopf werden. Zu viel ging ihm gerade durch den Kopf. Was würde eigentlich passieren, wenn er einfach wieder auftauchen würde. Würde Uruha ihn dann einfach verlassen und wieder zu ihm zurückgehen? So, wie er es sich immer geschworen hatte? Zumindest hatte er das immer in den Briefen beteuert, die er ihm geschickt hatte. Bis eines Tages der Kontakt gänzlich abgebrochen war. Und auch seine Briefe waren mehr als deutlich. Uruha wusste nicht, dass er sie gelesen hatte. Das war aber auch wirklich die einzige Möglichkeit, hinter Uruhas Fassade schauen zu können. Es dauerte nicht lange und er kam wieder aus dem Bad zurück ins Schlafzimmer. Schnell zog er sich ein paar saubere Klamotten über. Uruha lag immer noch in seinen Sachen vom Vortag auf dem Bett und rührte sich nicht. Wieso auch? Er fühlte sich lustlos und schlapp und hatte keine Lust darauf, sich aus dem gemütlich weichen Bett zu begeben, hinaus in den kühlen Tag. "Aoi?", fragte er leise, als er den anderen ins Schlafzimmer zurückkommen hörte. "Kannst du den anderen sagen, dass ich heute nicht mitkomme? Mir geht´s nicht gerade gut..." Er wollte alleine sein und mit seinen Gefühlen zurechtkommen. Dann würde er ihn bestimmt bald endlich vergessen haben und nur noch Zeit für Aoi haben können. Das war es ja auch, was er wollte. Oder...? Stirnrunzelte drehte er sich zum Bett. Besorgt setzte er sich neben ihn und legte eine Hand auf seine Stirn. "Was ist los mit dir? Wirst du krank?", fragte er. Es machte ihm schon Sorgen, dass Uruha nicht zur Probe wollte. Sonst ließ er doch keine Gelegenheit aus, daran teilzunehmen. Aber bevor er noch mehr von ihm verlangte, gab er nach. "Hai. Ich sag ihnen Bescheid." Er hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. "Bist du noch da, wenn ich heim komme?" Mit den Schultern zuckend schloss er die Augen und seufzte schwer auf. "Ich weiß nicht... Ich fühle mich gerade wirklich nicht besonders... Kann schon sein...", murmelte er leise und blickte Aoi dann doch wieder an. "Hai, wenn ich darf, bin ich noch hier..." Er strich Aoi sachte über die weiche Wange und ließ sie dann wieder etwas kraftlos sinken. Er lächelte ihn so gut, es ging, an und hoffte, dass Aoi nicht bemerkte, wie gestellt dieses Lächeln war. "Mach dir keine Sorgen." Keine Sorgen machen? Was verlangte er da eigentlich von ihm? Und sein Lächeln war mehr als gestellt. Das sah doch ein Blinder mit Krückstock. Aber das musste er ihm ja nicht auf die Nase binden. "Ich würde mich wirklich freuen, wenn du noch da bist, wenn ich heim komme. Ich bring dir auch etwas zu essen mit, hai?" Und wieder gab er ihm einen Kuss. "Schlaf noch ein bisschen, damit du nicht doch noch krank wirst." "Hai, dann bin ich noch da. Keine Bange, ich lauf dir ja nicht davon.", murmelte er immer noch leicht lächelnd und legte sich auf den Bauch. "Grüß die anderen schön von mir und mach mir keine Schande." Er grinste gequält und schloss dann die Augen. Eigentlich wäre er natürlich gerne bei den Proben dabeigewesen, doch in seiner jetzigen Verfassung hätte er sich eh nicht konzentrieren können. "Bis nachher, mein Schatz." "Das will ich doch wohl hoffen, dass du mir nicht davon läufst. Dann verfolg ich dich nämlich.", scherzte er und stand dann wieder auf. Er schnappte sich seinen Gitarrenkoffer und legte ihn sich über die Schultern. "Bis später, mein Schatz. Und schön ausruhen, sonst gibt´s Haue, verstanden?" Und schon marschierte er von dannen. Uruha seufzte leise, als die Tür hinter Aoi ins Schloss fiel und stand nun auf. Länger wollte er nicht mehr im Bett bleiben, er brauchte Bewegung. Also streckte er sich ein paarmal und ging dann in die Küche, um sich etwas zu essen zu machen. Mit leerem Magen ließ es sich schließlich gar nicht gut über Probleme nachdenken. Er lehnte sich an die Theke, während er seinen Kaffee trank und seufzte auf. Was sollte er jetzt nur machen? Aoi war enttäuscht von ihm, das wusste er... "Wie jetzt? Uruha kommt heute auch nicht?", fragte Ruki verwirrt. "Was ist hier eigentlich los? Erst Yune und jetzt auch noch Uruha? Da können wir die Probe ja gleich ausfallen lassen!", schimpfte der Kleinste wie ein Rohrspatz. "Beruhig dich erstmal, Ruki. Uruha geht es einfach nicht gut. Es macht ihn ziemlich fertig, dass Yune geht. Und du weißt genau warum. Also mach hier nicht so einen Zwergenaufstand.", konterte Aoi den Jüngsten aus. Reitas Grinsen übersah er einfach mal. "Dann nutzen wir eben die Zeit und machen uns Gedanken darüber, wo wir einen neuen Drummer herbekommen werden." Seufzend stellte Uruha seine Tasse Kaffee in die Spülmaschine und drehte sich um, sodass er aus dem Fenster schauen konnte. Er liebte diese Sicht. Man konnte genau in Aois Garten schauen. Dort blühten die schönsten Blumen, wie Uruha fand. Doch eigentlich hatte er jetzt andere Sorgen, als sich über die Botanik Gedanken zu machen. Was sollte er mit Aoi machen? Anscheinend war der Ältere wirklich enttäuscht von ihm und das wollte Uruha nicht. "Ach und wie?", keifte Ruki und stampfte mit dem Fuß auf. "Wie sollen wir so schnell einen so guten Drummer herbekommen? Wir gehen bald wieder auf Tour, Leute! Die Zeit drängt!" "Das weiß ich selbst, du Genie!", knurrte er zurück. Manchmal konnte ihr Vocal echt unausstehlich sein. Aoi seufzte schwer. "Ich wüsste da jemanden, aber..." Er machte eine Pause. Sollte er das jetzt wirklich ansprechen? Was würden sie sagen? Und wieso war eigentlich er derjenige, der dieses Thema aufgriff? War er nicht derjenige, der das Ganze eigentlich für immer begraben wollte? Uruha war ihm viel zu wichtig. Und dennoch ging es hier nicht um ihn, sondern um ihre Band. Und die war verdammt wichtig. Da musste er wirklich mal zurückstecken. "Ich bin doch ein totaler Idiot...", murmelte Uruha zu sich selbst und fuhr sich durch die Haare. "Ich lasse die anderen gerade genauso im Stich wie Yune." Er machte auf dem Absatz kehrt, zog sich die Jacke an und hastete hinaus in den Tag. Sein Weg führte ihn zur PSC und keiner würde ihn daran hindern, die anderen zu unterstützen. "Du wüsstest da jemanden?", knurrte Ruki. "Ach und wieso rückst du damit erst jetzt raus? Spuck´s endlich aus! Wir haben nicht ewig Zeit!" Rukis Nerven waren bis zum Zerreissen gespannt und er wollte gerade wieder loskeifen, als die Tür aufsprang und ein ziemlich zerzaust wirkender Uruha mit schiefer Kleidung im Proberaum der PSC stand und keuchend ein und aus atmete. "Ruha? Was machst du hier? Ich dachte, du bist krank?!" Auch Aoi sah ihn mehr als verwirrt an. Was bitte schön machte er jetzt hier? Wollte er nicht im Bett bleiben und sich auskurieren? Nein. Jetzt stand er hier und keuchte ihnen etwas vor. "Uruha?", fragte er etwas irritiert. "Wolltest du nicht im Bett bleiben?" Fahrig schüttelte er den Kopf und ließ sich auf das Sofa sinken und lehnte den Kopf zurück. Er war den ganzen Weg ohne Pause gerannt. "N-Nein... Ich wollte euch helfen... Ich kann nicht im Bett bleiben, wenn wir hier Probleme haben..." Er seufzte und sah in die Runde. Kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn und er zitterte leicht. Wurde er etwa doch krank? "Ruha... Wie willst du denn mit uns üben, wenn du deine Gitarre nicht dabei hast?", fragte Reita verwirrt. "Ups..." Genau. Das fragte er sich auch gerade. Irgendwie schien Uruha mächtig durch den Wind zu sein. "Was ist eigentlich los mit dir? Seit gestern benimmst du dich so merkwürdig. Liegt es daran, dass ich dir gesagt habe, was ich für das Beste für die Band halte?", wollte er wissen. Ja, und die anderen durften ruhig wissen, worüber er mit seinem Freund gesprochen hatte. "Ist es deswegen? Oder wieso bist du so durch den Wind?" Ruki und Reita schauten ihn verdutzt an. Dann trafen sich ihre Blicke und beide zuckten mit den Schultern. "Wovon zum Teufel sprichst du, Aoi?" "Ich... Aoi...", stammelte er perplex und sah seinen Freund an. "Ich bin nicht durch den Wind! Ich hab doch bloß meine Gitarre vergessen!" Er schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. "Außerdem bin ich jetzt nicht wichtig, sondern eine Lösung für unsere Band muss her." Er sah in die Runde. "Jemand eine Idee?" Der Bassist runzelte die Stirn. "Hai, Aoi wollte gerade sagen, wen er kannte, den wir als Drummer nehmen könnten. Und da kamst du gerade rein." Dann wand er sich an ihren Gitarristen. "Also Aoi, wen hast du so im Hinterkopf?" Ruki nickte bestätigend. Auch er wollte wissen, von wem der Schwarzhaarige sprach und wem er es zutraute, Yunes Platz in ihrer Band einzunehmen. Skeptisch schaute er zu Uruha. Dann nickte er nur. "Ihr kennt ihn auch.", meinte er nur. Uruha massierte sich genervt die Schläfen. Konnte Aoi dieses Thema nicht endlich mal sein lassen? "Aoi, du weißt so gut wie wir alle, dass das nicht geht! Er ist im Ausland, verdammt nochmal! Und er interessiert sich sicherlich nicht mehr für uns! Bestimmt hat er uns alle vergessen!" In seiner Stimme klang Bitterkeit mit und eine Träne tropfte auf den Fußboden. Er war sich sicher, dass er sie vergessen hatte. Schließlich kamen irgendwann keine Briefe mehr. "Er hat uns vergessen, Aoi! Sieh es endlich ein!" Am Liebsten hätte er ihm jetzt eine ordentliche Ohrfeige verpasst. Das lag aber nicht daran, dass er sich schon wieder gegen diese Idee stellte, sondern daran, dass er deswegen abermals weinte. Ihm war diese Träne nicht entgangen. Wie auch? Uruha war sein Freund. Doch er konnte das jetzt einfach nicht berücksichtigen. "Reiß dich gefälligst zusammen.", knurrte er. Er war noch immer etwas sauer wegen der Sache vom gestrigen Abend. "Lass es uns wenigstens versuchen. Und du weißt genauso gut wie wir, dass er der Beste für diesen Job ist. Du musst dich ihm ja nicht an den Hals schmeißen." Die anderen beiden standen da wie angewurzelt. Irgendwie fühlten sie sich nicht wohl. Das war das erste Mal, dass sie dabei waren, wenn die beiden sich so in etwas hineinsteigerten. Zutiefst erschüttert stand er reglos im Raum und hickste unterdrückt auf. Wieso unterstellte ihm Aoi sowas? Er würde sich ihm so oder so nicht um den Hals schmeißen. "Wie kommst du auf so eine bescheuerte Idee?", wisperte er in die Stille hinein und wischte sich grob die Tränen von den Wangen. "Mein Gott, Aoi! Du kapierst es einfach nicht oder? Zwischen mir und ihm läuft seit fünf Jahren nichts mehr und ich liebe nur noch dich! Wieso verstehst du mich denn nicht, dass ich ihn dann auch nicht mehr sehen will? Du wirst doch sonst noch eifersüchtiger!" Aoi ballte die Hände zu Fäusten. Er musste sich arg zusammenreißen, um nicht noch lauter zu werden, als er es eh schon war. Einen ziemlich wütenden Blick warf er zu seinem Freund hinüber. "Pah! Warum sollte ich noch eifersüchtiger werden? Es liegt eher daran, dass du mir Dinge verschweigst. Das ist alles. Und ich bin überzeigt davon, dass er genau der Richtige wäre. Da musst nicht nur du zurückstecken, wenn er wirklich wieder dabei wäre.", keifte er und ließ es sich nicht nehmen, schnellen Schrittes aus dem Probenraum zu verschwinden und die Tür mit einem lauten Knall zuzuschmeißen. Als die Tür mit einem lauten Krachen zufiel, konnte Uruha nicht anders und schluchzte laut auf, während er auf die Knie sank und das Gesicht in den Händen vergrub. Wieso? Hatte er Aoi jetzt ebenfalls verloren? "Hey, Ruha-Chan...", hörte er Rukis warme Stimme neben sich und fühlte die kleine Hand, die ihn sanft am Rücken streichelte, "Hör auf zu weinen, hai?" Boah, war er sauer. Wieso kapierte Uruha es einfach nicht, dass er ihm mehr damit wehtat, mit ihm nicht über ihn zu sprechen, als es ganz zu lassen? Es würde ihm mehr helfen, wenn er mit ihm sprach. Dann wusste er wenigstens, woran er war, aber diese Ungewissheit war noch unerträglicher. "Was ist denn los mit euch?", fragte er der Kleine ihn vorsichtig. "Ihr seid doch sonst immer ein Herz und eine Seele gewesen? Was ist passiert?" Auch Reita gesellte sich jetzt wieder dazu. "Ano~... seit du mit Aoi zusammen bist, hast du doch sonst nur gelacht. Wieso auf einmal?" Er zuckte bloß hilflos mit den Schultern und schluchzte auf. "A-Aoi versteht einfach nicht, dass ich ‚ihn‘ nicht mehr sehen will. Ich hab mich endlich damit abgefunden, dass ich ihn nie wiedersehen werde und nun? Nun soll er auf einmal doch wiederkommen? Das kann ich einfach nicht!" Er schluchzte noch lauter und krallte sich hilflos an Ruki. "Ich will doch bloß endlich meinen Frieden..." "Uruha." Reita packte ihn und zog ihn hoch auf die Beine. "Auch wenn ich nicht wirklich der Typ für solche Sachen wie das hier bin, muss ich dir sagen, dass ich Aoi dafür bewundere." Ruki schaute ihn böse an. Abwehrend hielt er die Hände vor sich, um sich vor weiteren Attacken seines Schatzes zu wehren. "Ich glaube, ihm fällt das alles noch viel schwerer als dir. Du weißt doch, dass er schon ziemlich lange in dich verliebt ist und erst vor zwei Jahren hattest du es dann endlich auch geschnallt. Es nimmt ihn so sehr mit. Auch wenn du es ihm einfach nicht glauben willst, Aoi liebt dich und er ist derjenige, der ihn am wenigsten wiedersehen will." Kapitel 3: ----------- Wütend marschierte er durch die Straßen und blieb irgendwann vor einem Haus stehen. Verwundert schaute er es an. Wieso hatte es ihn gerade hierher verschlagen? Wieso musste er gerade hier stehen bleiben? Er seufzte. Hier hatte sich wirklich nicht viel verändert. Noch immer sah das Haus genauso aus wie damals, als sie ihn kennengelernt hatten. Und hier hatte er gewohnt, bis er einfach weg ging und Uruha und sie zurückließ. Erschrocken sah er Reita an, welcher ihn hart an den Schultern gepackt hatte und ihn sogar leicht schüttelte. Er verstand nicht. Aoi war derjenige, der ihn am wenigsten sehen wollte? Wieso wollte er ihn dann unbedingt dabei haben? Nur, um ihre Band zu retten? Steckte er deshalb so vieles ohne Murren weg? "Ich... Ich glaube, ich hab´s begriffen...", stotterte er und schaute benommen zu Boden. "Ich bin so ein Idiot... Wieso verletze ich Aoi so sehr, obwohl ich ihn liebe?" Er hob den Blick und sah die anderen an, als wenn sie ihm eine Antwort darauf geben könnten. Ruki klopfte seinem Freund stolz auf die Schulter. Das sollte wohl soviel heißen, wie gut gemacht. Reita verschränkte nun die Arme vor der Brust. "Dann aber schnell, mein Lieber. Aoi wartet bestimmt nicht ewig auf dich. Mach dich vom Acker. Lassen wir die Proben heute halt einfach mal sausen." Innerlich freute er sich selbst ziemlich darüber, denn heute hatte er wirklich keine Lust auf eine Probe. Ruki zwinkerte ihm zu und schon begriff er. Er stand eine Weile vor dem Haus, bevor er sich doch wieder in Bewegung setzte und nach Hause ging. Mit gesenktem Kopf schloss er die Tür auf und ging hinein. Lustlos schlüpfte er aus Jacke und Schuhe und pfefferte sie einfach irgendwo in den Flur. Mürrisch tapste er ins Wohnzimmer und ließ sich einfach darauf fallen. Heute war echt ein beschissener Tag, stellte er fest. Mal sehen, wie beschissen der noch weitergehen würde. "Uhm... Hai, dann geh ich jetzt wohl mal besser. Ich hab wirklich keine Lust auf einen Streit mit Aoi. Ich liebe ihn wirklich und das beweise ich ihm auch jetzt!" Voller Elan eilte er aus dem kleinen Proberaum der PSC und rannte zurück zu Aois Haus. Hoffentlich war der andere auch wieder zuhause. Ansonsten würde er eben im Wohnzimmer warten. Er hatte ja schließlich einen Zweitschlüssel. Keuchend kam er an und schloss die Tür auf. Schnell befreite er sich von seiner Jacke und den Schuhen, schlüpfte in die Hausschuhe und atmete erleichtert auf, als er Aois Jacke im Flur liegen sah. Er hob sie auf, hängte sie an die Garderobe und tapste leise ins Wohnzimmer. Dort sah er auch schon Aoi auf dem Sofa sitzen und ging unsicher auf ihn zu. "Hey...", murmelte er leise und nestelte nervös an seinem Pullover. "Kann ich mit dir reden?" Aoi hörte, wie die Tür aufgeschlossen wurde und jemand ins Wohnzimmer kam. Er wusste genau, wer es war, denn es gab nur einen einzigen Menschen, der einen Schlüssel für seine Haus besaß und das war Uruha. Doch er ließ die Augen geschlossen. Irgendwie konnte er ihm jetzt nicht ins Gesicht sehen. "Hai... Worum geht´s?" Sein Verstand sagte ihm eh schon, was Uruha jetzt wollte, doch er musste es von ihm hören. Er seufzte leise und setzte sich langsam neben ihn. Vorsichtig lehnte er sich an den warmen Körper neben sich, strich ihm sanft über den Arm und schloss die Augen. Er hoffte, dass Aoi ihn nicht gleich wieder wegschubsen würde. "Das weißt du doch... Um ihn...", murmelte er und schluckte. "Ich will mit dir über ihn reden." Es war das erste Mal, dass Uruha dieses Thema von sich aus ansprach. Er wollte Aoi beweisen, dass er ihm vertraute. Er seufzte. Doch noch immer blieb er ruhig. Es machte ihn schon stutzig, dass er von selbst auf dieses Thema zu sprechen kam. "Und wieso willst du jetzt darüber reden? Vorhin wolltest du überhaupt nichts davon hören." Seine Stimme klang verletzend und dennoch waren seine Worte nicht so gemeint. Aois Tonlage ließ Uruha leicht zusammenzucken. Der Schwarzhaarige sprach in einem scharfen Ton mit ihm und das verletzte Uruha schon ein wenig. Doch er ließ sich nicht beirren und sprach weiter. "Weil dieses Thema wichtig ist, Aoi. Wir brauchen schließlich wirklich einen neuen Drummer. Ich denke, es wäre eine gute Lösung, wenn wir ihn irgendwie kontaktieren könnten, um ihn zu fragen, ob er wieder in unserer Band spielen will. Aber denk bitte nicht, dass ich ihm dann sofort um den Hals falle und ihn zurück haben will. Nein, ich liebe nur noch dich und daran kann er auch nichts ändern." Er nahm Aois Hand fest in seine und wartete dessen Antwort ab. Jetzt drehte er sen Kopf und schaute Uruha an. Es machte ihn schon ein wenig unsicher. Und dennoch konnte er es nicht so ganz glauben. Er war Uruha so wichtig gewesen. Wer garantierte ihm, dass Uruha sich nicht doch von ihm abwenden würde, wenn er wieder da war? "Ich... ich weiß nicht. Vielleicht reagier ich wirklich über, aber..." Und wieder wand er sich ab und starrte an die Wand vor ihm. "Ich habe wirklich etwas Angst davor, dass... es doch so kommen könnte." Vorsichtig setzte er sich auf einen von Aois Oberschenkeln, nahm sein Gesicht in beide Hände und zwang ihn so sanft, ihm in die Augen zu blicken. Liebevoll strich er ihm mit den Daumen über die Wangen und hauchte ihm kleinere Küsse auf den Mund. "Nein, Aoi. Ich habe mit ihm seit fünf Jahren abgeschlossen und mich für dich entschieden. Glaub mir das bitte, ja?" Er lächelte ihn an und drückte ihm einen größeren Kuss auf den Mund. Eigentlich sollten ihn diese Worte doch beruhigen, aber trotzdem war da noch ein kleiner Funken Zweifel in seinem Inneren. Doch Uruha lenkte ihn mal wieder auf seine Art und Weise davon ab. "Uruha..." Genießerisch schloss er die Augen und erwiderte den Kuss. Auch, wenn Uruha glaubte, dass er wirklich mit ihm abgeschlossen hatte, ein kleiner Teil in seinem Inneren hoffte immer noch, dass er mit ihm eines Tages wieder ein Paar werden würden. Doch er unterdrückte diesen kleinen Teil so gut es ging, um voll und ganz für Aoi da zu sein. Er würde in der Gegenwart leben und nicht in den Erinnerungen vergangener Zeit schweben. Er schloss die Augen und verwickelte seinen Freund in einen immer leidenschaftlicher werdenden Kuss und setzte sich nun richtig auf dessen Schoß. Ein leises Seufzen verließ seine Lippen und sein Körper entspannte sich. Dann löste er sich von Uruhas Lippen und legte seine Stirn gegen die seines Freundes. "Bitte, Uruha... Ich weiß, dass du ihn nicht vergessen kannst, aber bitte..., bitte bleib bei mir. Du bist das Wichtigste auf der Welt für mich." Eine Hand strich über die Wange des anderen. "Hai, Aoi... Mach dir bitte nicht so viele Gedanken... Ich bin doch bei dir und das werde ich auch immer sein...", hauchte er gegen die weichen Kusspolster seines Freundes. Seine Augen senkten sich auf Halbmast und er schmiegte sich schnurrend an den warmen Körper. Allein Aois Nähe reichte schon, um ihn um den Verstand zu bringen. "Aishiteru." Nun schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Recht hatte er. Uruha war hier bei ihm und beteuerte ihm seine Liebe. Was wollte er eigentlich noch mehr? War das nicht schon genug von dem, was er immer wollte? Uruha sollte ihn lieben und das tat er doch auch. "Aishiteru mo...", flüsterte er zurück und schnappte nach den süßen Polstern, die ihn immer wieder küssten. Seine Hand wanderte in seinen Nacken und zogen ihn noch näher an sich heran. Immer wieder haschte er nach den weichen Lippen seines Gegenübers und nippte leidenschaftlich an ihnen. Sein Körper drängte sich haltsuchend an den Aois und seine Finger fuhren fahrig über dessen Brustkorb. Er spürte die wunderschön ausgeprägten, jedoch auch nicht zu auffälligen, Muskeln seines Partners und seufzte wohlig. Aois Körper war einfach nur zum Dahinschmelzen. Aoi legte die Hände an Uruhas Hinterteil und stand mit ihm auf. Uruha war wirklich ein Fliegengewicht. Langsam ging er mit ihm auf dem Arm in Richtung Schlafzimmer. Dabei ließ er die Lippen nicht eine Sekunde los. Erschrocken hisste er auf, als er plötzlich spürte, wie er einfach so hochgehoben und ins Schlafzimmer getragen wurde. Glücklich schlang er die Arme um Aoi und küsste ihn dabei immer noch verlangend und leidenschaftlich. Nun kam auch noch seine Zunge mit ins Spiel, indem er über Aois Lippen leckte und somit um Einlass bat. Beruhigt erwiderte er dieses kleine Spielchen mit seiner Zunge und drang in Uruhas Mundhöhle vor. Schritt für Schritt näherte er sich dem weichen Bett, auf das er sich sofort mit seinem Schatz auf dem Arm niederließ. Vorsichtig drückte er ihn in die weichen Kissen, bevor er sich etwas von ihm löste und sein Shirt ein Stück hochschob. Sanft fuhren seine Hände über die freigelegten Hautpartien. Als er auf dem Bett niedergelassen wurde, musste er notgedrungen Aois Lippen von seinen trennen und leckte sich begierig über die süßgeküssten Lippen. Er liebte Aois Geschmack einfach nur. Lasziv lächelnd spürte er, wie Aoi sein Shirt Millimeter für Millimeter hochschob und schloss genüsslich die Augen. Seine Hände begaben sich nun ebenfalls auf Wanderschaft und verwirrten sich auf Aois knackige Hinterpartie, die er leicht zu kneten begann. Schmunzelnd vernahm er Uruhas kleine Massage seines Hinterteils. Das machte er wohl zu gern. Zumindest kam es so rüber, denn der Jüngere machte das ziemlich oft bei ihm. "Du machst das einfach zu gern, was?", schäkerte er und legte sich nun auf seinen Schatz, um ihn noch näher an sich zu spüren. "Ich möchte, dass du weißt, dass du mir immer alles erzählen kannst, hai? Ich möchte für dich da sein und dich verstehen." Uruha nickte grinsend und kniff leicht in den durch Hosenstoff verdeckten Hintern seines Geliebten und leckte sich über die Lippen. "Hai, ich liebe das. Du hast so einen verdammt heißen Po, dass ich da nicht widerstehen kann." Er stahl seinem Freund einen weiteren innigen Kuss und schmiegte sich dann schnurrend an ihn. "Ich weiß, Aoi. Danke. Und ich will, dass du auch weißt, dass ich ebenfalls immer an deiner Seite bin, um dir bei Problemen zu helfen. Ich liebe dich." Mit einem süßen Lächeln nickte er und küsste ihn abermals. Ja, Uruha war bisher immer für ihn dagewesen und auch er versuchte es. "Du bist so unglaublich süß." Er wurde rot. "Auch wenn du das eigentlich ja nicht hören willst." Sofort ging er in Deckung. Irgendwie hatte Uruha wohl eine Abneigung gegen das Wort süß entwickelt. Seither musste er immer darauf gefasst sein, für dieses Wort einen auf den Deckel zu bekommen. Sofort schob sich seine Unterlippe nach vorne und er durchbohrte Aoi mit glühenden Blicken. "Was bitte? Ich bin doch nicht süß!", murrte er beleidigt und zog weiterhin seine Schnute. "So... Dafür musst du dich jetzt ganz ausführlich im mich kümmern!" Er sah ihn abwartend an. Ein Nein würde er jetz nicht akzeptieren. Der Ältere runzelte die Stirn. "Nani?" Er sollte was tun? Sich ausführlich um ihn kümmern? Wer war denn hier derjenige, der vernachlässigt wurde? Doch wohl er. Also sollte er sich lieber um ihn kümmern, statt ihn aufzufordern. "Baka..." Mit einem Finger schnipste er gegen Uruhas Stirn. "Von wegen. Wer sich hier wohl um wen kümmern muss." Seufzend schloss er die Augen. Er sollte sich um ihn kümmern? Na... Wenn´s weiter nichts war. Sich um Aoi zu kümmern war schließlich seine einfachste Übung. Er drehte sich blitzschnell mit Aoi, sodass er nun auf dessen Hüften saß und beugte sich zu ihm hinab, um ihn wieder in einen ekstatischen Kuss zu verwickeln. Seine Hände bahnten sich ihren Weg unter sein Shirt, welches er auch sofort mit einem Ruck von dem heißen Körper entfernte und senkte seine Lippen auf dessen Brust. Sanft umspielte er die kleinen Nippel und leckte an ihnen. Er wollte Aois Stöhnen hören. Sofort warf er den Kopf in den Nacken, als er Uruhas weiche Polster auf seiner Brust spürte. Wie immer machte er ihn wahnsinnig, wenn er das tat. "Kou...you...", keuchte er und biss sich dann auf die Unterlippe. Kami-sama. Uruha machte ihn gerade völlig verrückt. "So, war das nicht gemeint...", stammelte er leise. Uruha grinste frech und dachte gar nicht im Traum daran, sich jetzt wieder von Aoi zu lösen. Erst wollte er ihn um Gnade betteln hören. Mit seinen Zähnen umschloss er die rechte Brustwarze seines Freundes und zog leicht an ihr. Sofort spürte er, wie sie sich erhärtete und er ließ der anderen Knospe dieselbe Behandlung zuteil werden. Als sich ihm beide hart entgegenstreckten, war er zufrieden und bahnte sich seinen Weg hinab zu Aois intimster Stelle. Vorher jedoch legte er einen kleinen Zwischenstop am Bauchnabel ein und tauchte mit der Zunge in diesen. Er wand sich unter den Zärtlichkeiten seines Freundes und stöhnte immer wieder leise auf. Seine Haut glühte an jeder Stelle, die Uruha mit seiner Zunge berührte und ihm wurde unsagbar heiß. Warum musste er ihn auch immer gleich so sehr reizen? Irgendwann war er reif für die Klapsmühle deswegen. "Uruha... Motto..." Auch wenn er nicht mehr ganz bei Verstand war, er wusste schon noch, dass er jetzt nicht mehr zurück konnte. Viel zu stark ausgeprägt war seine Erregung. Grinsend stellte er fest, dass Aoi bereits begann, unter ihm zu schmelzen. Er entschloss sich, ihn nicht mehr so sehr zu quälen und ließ seine Zunge nun weiter hinab tänzeln. Mit einer geschickten Handbewegung befreite er Aoi von der Hose und der Boxershorts und leckte sich gierig über die Lippen, als er Aois mächtige Erregung erblickte, die sich ihm entgegenstreckte. "Happa, happa. Komm zu Mama.", hauchte er, ehe er seine Lippen sanft auf Aois Spitze sinken ließ und auch sofort begann, zärtlich an ihr zu saugen. Lauthals stöhnte er auf und bog den Rücken durch. Musste er denn gleich alles auf eine Karte setzen? So viel Initiative hatte er doch sonst nicht gezeigt. Sonst war er derjenige, der ihn um den Verstand brachte. Jetzt war es also mal anders herum. Aber irgendwie gefiel es ihm auch mächtig. Immer mehr streckte er sich Uruha entgegen und wollte schon in die heiße Mundhöhle seines Liebsten stoßen. Ihm war längst klar, was er mit Aoi tun würde. Erst würde er ihm mit dem Mund einen unvorstellbaren Orgasmus bescheren, ehe er ihn um den Verstand reiten würde. Er liebte es, Aoi tief in sich zu spüren und dennoch zu wissen, dass er den Takt angab. Seine Zunge umspielte geschickt Aois Männlichkeit und er nahm ihn nun vollständig in seinen Mund auf. Er spürte bereits kleinere, dickflüssige Lusttropfen seine Kehle hinabrinnen und genoss diesen Geschmack. Sein Verstand verabschiedete sich gerade gänzlich und sein Körper übernahm das Kommando. "Ruha...", stöhnte er immer wieder den Namen seines Liebsten. Ihm wurde immer heißer und er spürte, wie sich sein Unterleib immer mehr zusammenzog und sich ein wohliges Kribbeln von seiner Körpermitte aus in seinem gesamten Körper ausbreitete. Nicht mehr lange und er würde kommen. Aber das wollte er noch nicht. Nicht jetzt schon. "Wa...warte, Uruha. Ich... ich komme gleich...", wisperte er. Immer weiter umspielte er die Länge seines Freundes mit der Zunge und er spürte auch schon dessen Erbgut auf seinen Lippen. Als Aoi jedoch um eine Pause bat, murrte er enttäuscht auf und entließ ihn aus seinem Mund. Er hätte ihn so gerne geschmeckt... "Hm? Was soll ich machen, Aoi?", fragte er in einem heiseren Tonfall und leckte sich die Spuren von Aois Sperman aus den Mundwinkeln. Aus vor Lust verhangenen Augen schaute er zu ihm auf. Sein Atem ging schwer und sein Brustkorb hob und senkte sich heftig. Es hätte wirklich nicht viel gefehlt und er hätte seinen Höhepunkt erreicht. Doch er wollte doch nicht kommen. Erst wollte er, dass auch sein Schatz auf seine Kosten kam. Abwartend blickte er Aoi in die vor Lust verhangenen Augen. Sein Unterleib schmerzte schon und seine Erregung drückte sich gegen den Stoff seiner Hose. Im Gegensatz zu Aoi war er nämlich noch vollständig angezogen. Er biss sich auf die Unterlippen und keuchte leicht. Sein Unterleib pochte fast schon schmerzhaft und allein Aois Anblick ließ ihn beinahe kommen. Aoi hob die Hand und schob sie an Uruhas Seiten hinunter. Zittrig nestelte er an seinem Hosenknopf und öffnete ihn dann. Langsam glitt er in die geöffnete Hose und legte die Hand um Uruhas stark pulsierende Erregung. Ein wenig konnte er ihn ja ruhig noch ärgern, bevor er ihn von dem lästigen Stoff befreien würde. Hart biss er sich auf die Unterlippe. Aoi war aber auch wirklich gemein. Ihn sollte er nicht so quälen, aber selbst tat er es bei Uruha. War ja typisch. "Du bist... fies...", murmelte er leise und schloss die Augen. "Zieh mir die Hose... doch bitte endlich aus..." Er öffnete die Augen einen Spalt und keuchte auf. Auch wenn es ihm schwer fiel, sich zusammen zu reißen, so tat er ihm doch den Gefallen. Er erhob sich und kniete sich direkt vor Uruha. Sanft ließ er seine Finger an Uruhas Seiten hinabgleiten und umfasste den Bund der Hose und der Boxershorts gleichzeitig, um sie in einer einzigen gleitenden Bewegung nach unten zu schieben. Dabei berührten sich nicht nur ihre heißen Körper sondern auch ihr ausgeprägten Erregungen und Aoi keuchte auf. Es fühlte sich unglaublich an. "Ich bin nicht fies... Du hast angefangen." Die beiden knieten jetzt voreinander und Uruha schlang seine Arme um Aois Nacken, um ihn noch näher an sich zu ziehen. Ihre nackten, erregten Körper drängten sich aneinander und ihre Erregungen berührten sich. Uruha warf den Kopf in den Nacken und keuchte auf. Das fühlte sich einfach nur viel zu gut an. Fahrig strichen seine Finger über die harten Knospen seines Geliebten und seine Lippen verfingen sich mit denen Aois. "Bitte...", hauchte er. "Nimm mich..." Liebvoll legte er die Arme um seinen Schatz und ließ ihn sanft in die Kissen fallen. Als Uruha nun unter ihm lag, striff er den lästigen Stoff gänzlich von den schlanken Beinen und drückte die verführerischen Schenkel leicht auseinander, damit er sich zwischen ihnen hocken konnte. Immer wieder strich er mit den Händen über den nackten Brustkorb. Willig spreizte er seine Beine, um Aoi Platz zwischen ihnen zu bieten und räkelte sich unter ihm. Sein Unterleib kribbelte in freudiger Erwartung auf das Kommende und er schloss die Augen. Sein Brustkorb hob und senkte sich in rascher Abfolge und seine Hände strichen sanft über Aois zerzaustes Haar. "Aishiteru..." Aoi beugte sich vor und versiegelte Uruhas süße Kusspolster mit seinen eigenen Samtkissen. Er liebte es, wie sie sich berührten und liebkosten. "Ich dich auch, mein Schatz." Und schon küsste er ihn wieder. Seine Hände wanderten über den heißen Körper und legten sich zielsicher um Uruhas Glied. Vorsichtig begann er, ihn zu massieren. Aufkeuchend kniff er die Augen zusammen und hob sein Becken den begabten Händen entgegen. Sein Glied wurde noch härter unter Aois Berührungen und kleine Schweißperlen rannen seinen Körper hinab. "Aoi... Onegai...", flehte er. "Wenn du so weitermachst, komme ich..." Und dass dieser Spaß schon jetzt vorbei sein würde, das wollte er natürlich nicht. Der Schwarzhaarige musste schmunzeln. Uruha war heute aber überaus emfindlich. Doch das hielt ihn nicht davon ab, weiterzumachen. Immer wieder verschloss er seine Lippen mit den eigenen. "Und was hält dich davon ab?", lächelte er. Wenn sein Schatz jetzt schon kommen würde, dann sollte er das tun. Auf eine zweite Runde würde er sich auch so freuen. Uruha schüttelte den Kopf und versuchte, Aois Hand davon abzuhalten, sein Glied zu pumpen. Er wollte das jetzt noch nicht. Er wollte zusammen mit Aoi seinen Höhepunkt erleben. Schließlich hatte er eben auch nicht weitergemacht, als Aoi beinahe in seinem Mund gekommen wäre, obwohl er ihn so gerne geschmeckt hätte. "N-Nein, ich... Ich will mit dir kommen.", keuchte er schwer und sah Aoi aus bittenden Augen an. "Onegai." Jetzt sollte er doch aufhören? Wieso? Er wollte ihn doch so gern verwöhnen. Und das bis zum Schluss. Doch er gab Uruhas Bitte nach und ließ von seiner Erregung ab, um mit den Händen durch Uruhas weichen Schopf zu fahren und immer wieder süße Küsse auf seinen Mund zu hauchen. Sein Schatz sollte sich erst einmal beruhigen, bevor sie weitermachen würden. Sonst würde das trotz der Unterbrechung wohl schneller gehen, als sie es wollten. "Ganz ruhig." Der Brünette atmete ein paarmal tief ein und aus, um sein Gemüt wieder zu beruhigen. Sein Herzschlag normalisierte sich nach einiger Zeit wieder, doch seine Erregung ging nicht zurück. Immer, wenn er die Augen schloss, konnte er Aois verführerischen Körper vor sich sehen und das hielt ihn davon ab, seine Erregung zu verlieren. Er öffnete die Augen erneut und lächelte Aoi sanft an, um ihm sogleich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen und ihm sanfte Küsse zuteil werden zu lassen. "Ist es jetzt besser?", lächelte er ihn an und strich mit den Fingern sanft über die schweißnasse Brust seines Freundes. "Du bist einfach zu süß, wenn du mich so anschaust." Ja, Uruha machte ihn nicht nur wahnsinnig, wenn er ihn anlächelte oder ihm nah war. Allein schon sein Blick konnte ihn zum Schmelzen bringen. "Ich will immer bei dir sein." Uruha grinste. Er war also süß, wenn er so schaute? Na, das konnte er doch noch besser. Sofort legte er einen perfekten Dackelblick zutage und schob seine pralle Unterlippe nach vorne. "Du hast mich doch lieb oder?", fragte er mit leicht quietschiger Stimme und zog Aoi fester an sich. "Dann mach jetzt endlich mal was!" Er grinste, als er sah, wie Aoi rot wurde. Einfach nur kawaii! Errötet starrte er ihn an. Uruha wollte, dass er was machte? Und was? Ihn einfach flachlegen und ungeniert in die Matratze vögeln? Nein, das war nicht sein Stil. Dafür mochte er es viel zu sehr, sich mit ihm zu vereinen und ihm diese süßen Laute zu entlocken. Langsam fing er sich wieder und lächelte. "Wie du willst." Seine Hand fuhr zwischen Uruhas Schenkel und strich erst hauchzart über die enorme Erregung, ehe sie sich zwischen seine Pofalte verirrte und über den festen Muskelring strich, um dann einen Finger darin zu versenken. "Besser?" Uruha schnurrte laut auf, als er endlich den langersehnten Finger in seinem Inneren spürte und nickte leicht. "Hai... Viel, viel besser...", keuchte er und vergrub seine Finger in dem weichen Laken unter sich. Er biss sich auf die Lippe, als er spürte, wie Aoi seinen zierlichen Finger in ihm zu bewegen begann und ihm somit leise Laute des Wohlgefallens entlockte. "Das ist so gut...", murmelte er leise. Und wieder schmunzelte er, bevor er die Lippen aufs Neue versiegelte. Immer stärker bewegte er den Finger in seinem Freund. Kurz darauf nahm er einen zweiten hinzu und suchte gezielt diesen süßen Punkt, der Uruha immer wieder laut aufstöhnen lassen sollte. Erst spreizte er die Finger, um ihn noch etwas zu dehnen, bevor er sich dann in ihm versenken würde. Und dann fand er Uruhas Lustpunkt und fuhr mehrere Male neckisch darüber. Als Aoi seine Prostata endlich gefunden hatte, legte Uruha stöhnend den Kopf in den Nacken und krallte seine Finger in Aois Haar. Er hörte diesen kurz scharf die Luft einatmen. Anscheinend hatte er ihm ein wenig wehgetan. Doch er konnte nichts daran ändern, Aois Finger in sich zu spüren war einfach nur viel zu gut. Er hob sein Becken leicht an, um Aois Finger noch ein wenig tiefer in sich aufzunehmen und gab kleine, wimmernde Laute von sich, da Aoi ihm immer noch nicht das gab, was er momentan am meisten gebrauchen konnte. Süße Laute verließen die Kehle seines Schatzes und dann vernahm er ein leises Wimmern. Also wollte er mehr. So gut kannte er ihn schon. Dafür hatten sie auch schon oft genug Intimitäten ausgetauscht. "Wie du willst." Langsam zog er die Finger aus ihm und positonierte sich gekonnt zwischen seinen Beinen, direkt vor den kleinen Eingang. Sanft packte er ihn an der Hüfte und begann damit, sich Stück für Stück in ihm zu versenken. Endlich spürte er Aois Glied Stück für Stück in sich eindringen und keuchte erstickt auf. Ja, das war genau das, was er momentan am meisten wollte. Aois Glied in sich zu spüren war für ihn wie Geburtstag, Weihnachten und Ostern auf einmal. Einfach perfekt. "Hng, Aoi...", wimmerte er leise und versuchte, sich sogleich enger gegen ihn zu drängen. "So gut..." Seine Hände verirrten sich auf Aois Brustkorb und strichen ihm fahrig über die harten Nippel. Umso tiefer er in ihm versank, umso heißer wurde ihm. Diese enorme Enge ließ ihn fast verrückt werden. "Uruha...", keuchte er und warf den Kopf in den Nacken. Mit den Händen stützte er sich neben Uruhas Kopf ab und er kämpfte um sein Gleichgewicht. Seine Kraft verließ ihn Stück für Stück und dennoch bemühte er sich, alle Kraftreserven zu mobilisieren. Langsam begann er, sich in ihm zu bewegen und streifte dabei immer wieder über Uruhas Lustzentrum. Konnte es noch besser werden? Wohl kaum. Aois Männlichkeit füllte ihn komplett aus, gab ihm das Gefühl, nun wieder vollständig zu sein und ließ ihn erschaudern. Seine Fingernägel kratzten leicht über den Rücken seines Schatzes, hinterließen kleine, rote Striemen. Ihm wurde unerträglich heiß, so heiß, dass er glaubte, zu schmelzen. "Yuu...", murmelte er keuchend und versiegelte seine Lippen mit denen Aois, während er sein Becken noch fester an Aoi drängte. Sein Puls ging immer schneller und sein Atem war unregelmäßig. Immer mehr Hitze stieg in ihm auf und auch das Kribbeln in seiner Körpermitte nahm unaufhaltsam zu. Immer unruhiger und fester stieß er in den schmalen Körper unter ihm. Sein Körper war mit einer dünnen Schweißschicht benetzt und seine Haare hingen ihm strähnig ins Gesicht. Die Augen hielt er geschlossen, um das Gefühl noch intensiver wahrzunehmen. Lange würde er nicht mehr brauchen und er würde über die Klippe geschubst werden. Ihm schlug das Herz bis zum Hals und er glaubte, fast taub von diesem lauten Geräusch zu werden. Hörte Aoi das auch oder kam es so tief aus seinem Inneren, dass nur er es hören konnte? Sein Stöhnen verschmolz mit dem Aois und beinahe hilflos versuchte er, sich an seinem Schatz festzuhalten. Fahrig ließ er seine Hände über dessen Körper gleiten, ließ ihnen keine Ruhe sich auszuruhen. Er spürte, wie sich ein heftiger Orgasmus in ihm anstaute und warf den Kopf in den Nacken. "Aoi~! Ich komme!" Noch bevor Uruha ihm dies offenbarte, hatte er die Hand um dessen stark erregiertes Glied gelegt und ihn gepumpt. Jetzt spürte er den heißen Samen, der sich in seiner Hand ausbreitete und vernahm das laute Stöhnen seines Liebsten. Noch ein paar Mal stieß er fest in den bebenden Körper, bevor auch er stöhnend in ihm kam und fast zeitgleich auf ihm zusammensackte. Kaum hatte er seinen Samen in Aois Hand vergossen, sackte er zusammen und schloss die Augen. Sein ganzer Körper war von kleinen Schweißperlen übersäht und sein Atem ging schwer und abgehackt. Seine Haare lagen unordentlich auf den Kissen und umrahmten sein gerötetes Gesicht. "Das war so... Wunderschön...", murmelte er leise und spürte, wie sein Geist langsam abdriftete. "Ich liebe dich." Aoi erwiderte dieses kleine Liebesgeständnis mit einem sanften Kuss. Dann erhob er sich doch noch einmal und säuberte sie von den Spuren ihres kleinen Abenteuers, ehe er sich neben seinen Freund legte und die Augen schloss. Abwesend zog er die Decke über ihre nackten Körper und kuschelte sich näher an Uruha. "Schlaf gut und träum süß.", lächelte er, hauchte ihm abermals einen kleinen Kuss auf die Haut und genoss einfach nur noch die Nähe zu seinem Liebsten. Er nickte leicht und schmiegte sein Gesicht in Aois warme Halsbeuge. Er war erschöpft und ausgelaugt und er spürte, wie er immer weiter in den Schlaf abdriftete. Leise schnurrend streichelte er ihm abwesend über die Brust und murmelte nur noch ein leises "Oyasumi nasai...", ehe er vollends in Morpheus' Armen einschlief. Er zog Uruha noch fester in eine Umarmung und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. So langsam beruhigte sich sein Atem und auch sein Körper kam wieder auf ein normales Level zurück. So schön es auch war, mit ihm zu schlafen, so ausgelaugt war er danach immer. Und jetzt wollte er nur noch schlafen und sich erholen. "Aishiteru.", wisperte er noch, bevor auch er sich ins Traumland begab und friedlich einschlief. Kapitel 4: ----------- Am nächsten Morgen erwachte Uruha erst sehr spät. Die Sonne schien bereits hell ins Zimmer hinein und er musste die Augen ein paarmal zusammenkneifen, um überhaupt etwas zu sehen. Als sich seine Augen endlich an das Licht gewöhnt hatten, sah er sich um und hob eine Augenbraue. Aoi lag nicht neben ihm im Bett, aber aus der Küche kam ein wunderbarer Frühstücksgeruch. Machte Aoi etwa gerade essen? Er stand leise auf, wickelte sich eine dünne Decke um seinen nackten Körper und tapste in die Küche. Dort stand Aoi an der Theke und war gerade dabei, Kaffee zu kochen. Uruha lächelte und schmiegte sich schnurrend an seinen Freund. "Na, schon wach? Guten Morgen." Leicht zuckte er zusammen. Auch wenn es schon sehr spät war, hatte er nicht damit gerechnet, dass Uruha jetzt schon wach war. Eigentlich wollte er ihn ja wecken kommen und ihm dann ein Frühstück ans Bett bringen. "Ohayou. Gut geschlafen?", lächelte er und legte eine Hand auf Uruhas. "Es wundert mich, dass du schon wach bist. Dabei wollte ich dir grade das Frühstück ans Bett bringen." Er seufzte gespielt. "Oder wollen wir erst zusammen duschen gehen, bevor es Frühstück gibt?" Er grinste süß und küsste seinen Freund zum Gruß, bevor er ihm durch die noch leicht wuschligen Haare fuhr und seufzte. "Hai, hab ich. Ich hab von dir geträumt, dann kann ich ja nur gut geschlafen haben.", sagte er lächelnd. "Wenn wir noch Zeit haben, dann können wir natürlich auch noch gerne duschen gehen. Ich glaube, wir riechen beide ein bisschen nach Schweiß nach der gestrigen Aktion. Mir ist immer noch ganz heiß." Er lachte leise auf und nahm Aois Hand fest in seine. Noch bevor Uruha die Initiative ergreifen konnte, zog er ihn schon mit sich zum Badezimmer. Schnell wurde die Tür geöffnet. "Wenn du willst, kannst du auch alleine duschen. Dann mach ich das Frühstück fertig. Oder..." Ein bisschen rot wurde er schon, doch eigentlich brauchte er das ja nicht, denn er hatte Uruha nicht erst einmal nackt gesehen. "Möchtest du, dass ich mit dir dusche?", fragte er verlegen. "Na, du kommst natürlich mit. Ist doch klar wie Kloßbrühe. Ich brauche schließlich einen Sklaven, der mir den Rücken schrubbt." Er lachte auf, verschloss die Tür hinter ihnen und sah sich um. Schnell drehte er die Heizung auf und die Rollos hinunter. Es wurde dunkler im Raum, aber auch nicht zu dunkel. Er wollte nur nicht beim Duschen beobachtet werden. Langsam begann er, sich auszuziehen und bemerkte, dass Aoi sich nicht rührte. "Was ist? Willst du doch nicht duschen?" Wie in Trance beobachtete er seinen Freund. Dieser sah irgendwie mal wieder verdammt verführerisch. Er musterte jeden Zentimeter, den Uruha freilegte und musste sich zusammenreißen, nicht einfach loszusabbern. Es gab wirklich nichts an diesem Körper auszusetzen. Er war markellos. Nicht ganz bei klarem Verstand hörte er auch nicht die Worte Uruhas. Lieber stand er wie angewurzelt da und starrte auf die weiße Haut, die er ihm so offensichtlich präsentierte. Peinlich berührt senkte er den Blick und zog sich weiterhin aus. Er spürte den gierigen Blick des anderen auf seinem Körper und das machte ihn wirklich nervös. Musste der denn auch so starren? Als hätten sie sich noch nie nackt gesehen... Als er endlich vollständig nackt war, stieg er schnell in die Duschkabine und legte seine heißgewordenen Wangen gegen die kalte Flieswand. Er schloss die Augen und seufzte. "Kommst du jetzt endlich rein?" Energisch schüttelte er den Kopf. Uruhas Frage hatte ihn wieder aus seinen Gedanken gerissen. "H...hai!", stammelte er und zog sich hastig aus, um dann zu seinem Schatz in die Kabine zu steigen. "Bin schon da, Chefchen.", grinste er und stahl ihm auch so gleich einen kleinen Kuss. Grinsend fühlte er den warmen Körper seines Schatzes an dem seinigen und kuschelte sich an dessen Brust. Kurz küsste er ihn, ehe er hinter sich griff und warmes Wasser aus dem Duschkopf sprudeln ließ. Seufzend nahm er das Shampoo in die Hand und sah Aoi leicht errötend an. "Soll ich dich einseifen?" Aoi kicherte."Wenn du das jetzt machst, dann kommen wir morgen noch nicht in der PSC an. Also besser schnell duschen und frühstücken und dann ab zur Arbeit. Wir werden ja nicht für´s nichts tun bezahlt. Dann mal hopp hopp.", grinste er und zwickte Uruha in die Seite. "Nicht trödeln." Gesagt, getan. Beide duschten schnell zusammen und frühstückten dann ausgiebig. Danach machten sie sich auf den Weg zur Probe. Auch wenn es heute wirklich nicht viel brachte. Yune erschien auch heute nicht zur Probe. Scheinbar stand sein Entschluss schon fest. Jetzt mussten sie sich wirklich auf die Suche nach einem neuen Drummer machen. Murrend tat er, wie ihm geheißen, wusch sich selbst schnell, zog sich an, stylte und schminkte sich und setzte sich dann mit Aoi an den gedeckten Früshtsückstisch, wo sie Aois selbstgemachtes Frühstück verschlangen. Uruha fand, dass Aoi super kochen konnte. Fast so gut wie... Er schüttelte den Kopf und seufzte. Nicht wieder das Thema... Er stand auf, räumte ab und ging dann zusammen mit Aoi durch die belebten Straßen Kanagawas, um zur Bandprobe zu gelangen. Er vergrub seine kalten Hände in den Hosentaschen und kuschelte sich an Aoi. "Was bringt die Probe eigentlich heute? Ohne Drummer können wir kein einziges Lied vernünftig spielen. Da fehlt der ganze Rhythmus." Resigniert nickte der Schwarzhaarige. "Hai, ich weiß, aber Probe ist Probe. Vielleicht wird uns ja das Management sagen, was wir jetzt machen sollen. Schließlich geht es hier auch um die Company." Aber darüber konnten sie sich später noch Gedanken machen. Trotzdem mussten sie einen neuen Drummer finden. Nur wie. Auch wenn er ‚ihn‘ für fähig hielt, so wusste er doch nicht, wie er ihn erreichen sollte. Und dann gab es da noch so ein par andere Bedenken, die ihn davon abhielten, eine Großfandung nach ihrem ehemaligen Freund zu starten. Er liebte Uruha und er hatte Angst davor, dass dieser sich doch wieder für ‚ihn‘entscheiden würde, wenn er wieder kam. Er hatte miterlebt, wie sehr sich die beiden geliebt hatten. Auch wenn es fünf Jahre her war. Manche Gefühle hielten ewig an und... er hatte Uruha auch mehrmals dabei erwischt, wie er seinen Namen im Schlaf rief. Einmal hatte er ihn sogar gestöhnt, während sie mit einander schliefen. Deshalb war er sich sicher, dass er Uruha an ihn verlieren würde. Seufzend schritt er neben Aoi her und hing seinen eigenen Gedanken nach. Was sollten sie jetzt bloß tun? Er wollte eigentlich wirklich nicht, dass sie ihn zurück in ihre Band holen würden. Er hatte es jetzt fünf Jahre gut ohne ihn ausgehalten, wieso konnte es nicht auch noch die restlichen Jahre so bleiben? Tief in seinem Inneren wusste er jedoch, wie sehr er ihnvermisste. Des Öfteren plagten ihn Alpträume, in denen er lachend vor ihm stand und Uruha versuchte, in seine Arme zu gelangen. Doch egal, wie schnell er rannte, er schaffte es nie, zu ihm zu gelangen. Er war des Öfteren mit tränenüberströmtem Gesicht aufgewacht und er hoffte sehr, dass Aoi es nie mitbekommen hatte. Endlich waren sie vor der PSC angelangt und gingen die langen Flure zum Proberaum von the GazettE entlang. Vor der Tür blieb Aoi kurz stehen und lächelte Uruha an. Noch einmal strich er im sanft über den Kopf. "Mach dir nicht so viele Gedanken, wir kriegen das schon hin. Und es muss ja nicht er sein, der als Drummer zu uns kommt. Vielleicht finden wir ja noch jemand anderes, der Yune ersetzen kann." Und schon öffnete er die Tür zum Proberaum. "Hey, Jungs!" Mit gehobener Hand begrüßte er seine Freunde. Er nickte leicht und trat zusammen mit Aoi in den Proberaum. Vielleicht hatte Aoi ja recht und sie fanden jemanden, der genauso gut oder vielleicht noch bessr Schlagzeug spielte. Reita saß bereits auf dem Sofa und stimmte seinen Bass, während Ruki vor dem Spiegel stand und Gesangsübungen machte. Uruha stellte seine Gitarre ab, holte sie hervor und begann ebenfalls sie zu stimmen. "Na? Wieder vertragen?", fragte Reita, jedoch ohne von seinem Bass aufzusehen. Uruha wurde leicht rot und nickte. "Hai." Mürrisch warf er Reita einen bösen Blick zu. Der sollte soviel sagen wie: Geht dich überhaupt nichts an, du Depp! Aber da hatte Uruha auch schon wieder mehr verraten, als er wollte. Seine Röte verriet ihn mal wieder. Na toll! Jetzt wussten die anderen mal wieder, was sie getan hatten. Uruha wurde einfach zu schnell rot. "Was dagegen, Flitzpiepe?", knurrte er und ließ seinen Gitarrenkoffer sinken, um seine Gitarre herauszuholen und sie zu stimmen. "Mach dir nicht so viele Gedanken, um unsere Beziehung, sondern lieber um das Problem mit Yune." Oh je, hatte Aoi etwa schlechte Laune? Hatte Uruha etwas verraten, ohne zu wissen, wie? Er fasste sich an die Wange und spürte die Hitze unter seinen Fingern. Na toll, war er etwa wieder rot geworden? Seufzend zupfte er ein wenigs an 'Babys' Saiten. 'Baby' war seine Gitarre. Er hatte sie vor vielen Jahren so genannt und sie war sein Ein und Alles. Er konnte sich nicht vorstellen, jemals mit einer anderen Gitarre zu spielen. "Nenn mich nicht Flitzpiepe!", knurrte Reita und knackte mit den Fingerknöcheln. "Ich weiß selbst, dass wir uns was wegen Yune ausdenken müssen." "Ausdenken?" Heftig schüttelte er den Kopf. "Nicht ausdenken. Das Problem lösen, Reita, du Flitzpiepe." Und schon wieder nannte er ihn so. Irgendwie war seine Laune in den Keller gesunken. Und so richtig Lust hatte er auch nicht auf die Probe, die eh keine werden würde. Es war mehr als blöd, wenn sie den Drumpart vom Band abspielten, nur um zu proben. Meist brachte das eh nichts. "Du sollst mich nicht so nennen, du Idiot!" Seufzend massierte sich Uruha die Schläfen. Mussten diese Affen sich ausgerechnet jetzt streiten? Das konnten sie auch noch auf später verschieben. Jetzt war eine Lösung von Nöten! "Hey, nicht streiten!", murrte er und stand auf. "Lasst uns erstmal überlegen, wie wir an einen neuen Drummer rankommen." "Plakate aufhängen?", fragte Ruki und kam jetzt auch hinzu. Aoi lachte lauthals auf. "Du spinnst, Ruki. Was sollte uns das denn bringen? Dann haben wir doch jeden Typen an der Backe, der glaubt, er könnte Drums spielen." Warum war er eigentlich gerade so aggressiv? Eigentlich konnten die anderen ja genauso wenig dafür. "Ich brauch frische Luft." Und schon verschwand er aus dem Raum. "Ich spinne nicht. Es war ja auch nur ein Vorschlag. Sei nicht gleich so zickig." Ruki schob schmollend die Arme vor die Brust und drehte sich weg. Uruha seufzte. Das wurde ihm langsam echt zu viel. Die benahmen sich hier ja wie die Kleinkinder. Und nun machte sich Aoi auch noch aus dem Staub! "Aoi, bleib doch bitte hier!", rief er ihm hinterher. Uruhas Worte ignorierte er einfach. Er wollte hier raus. Er wollte seine miese Laune nicht an den anderen auslassen und schon gar nicht an Uruha. Dafür war er ihm zu wichtig. Schnellen Schrittes ging er in den Hinterhof und ließ sich auf die Bank fallen. Er steckte sich eine Zigarette an und zog genüsslich daran. Seufzend ließ er sich wieder auf das Sofa sinken und vergrub das Gesicht in den Händen. "Was sollen wir denn jetzt machen?", fragte er in die Stille hinein. "Ich denke, wir sollten jetzt die Probe beenden. Das wäre das Beste. Nur zu dritt bringt das alles eh nichts.", erwiderte Ruki. "Da hast du wohl recht...", murmelte Uruha und stand auf. "Ich werd mich dann mal auf den Weg machen. Ich muss eh noch einkaufen. Wir sehen uns." Mit diesen Worten verließ er die PSC. Als er seine Zigarette aufgeraucht hatte, erhob er sich schwerfällig. Auf die Probe hatte er jetzt wirklich keine Lust mehr. Seine Laune war eindeutig im Keller. Da gab es nur eins. Ab nach Hause und sich wieder ins Bett legen. Vielleicht brauchte er auch einfach nur eine Mütze Schalf. Und so machte er sich auf den Weg nach Hause. Kapitel 5: ----------- Neugierig ging er durch die Straßen. So viel hatte sich hier verändert und doch gab es viele Dinge, an die er sich noch erinnerte. Sehr gut erinnerte sogar. Als erstes hatte er aber sein Haus aufgesucht, in dem er damals gewohnt hatte. Er wusste, dass seine Mutter noch immer hier wohnte und trotzdem hatte er sich nicht getraut, dort zu klingeln und zu schauen, ob sie da war. Ein wenig Angst hatte er schon davor, ihr wieder zu begegnen. Sie hatten zwar immer Kontakt gehalten, aber es war doch etwas anderes, ihr jetzt gegenüber zu treten. Also schlenderte er weiter. Er suchte seine alte Schule auf und dann... dann war er an dem Wohnblock angelangt, in dem ‚er‘ gewohnt hatte. Zitternd vergrub er die Hände in der Jackentasche und vergrub seine Nase in seinem Schal. Es war ein verdammt kalter Morgen und das spürte er jetzt noch deutlicher, da Aoi nicht an seiner Seite war, um ihn zu wärmen. Er zog die Jacke noch fester um seinen schlanken Körper und trat den Weg zum Supermarkt an. Er musste dringend noch einige Sachen besorgen, damit er heute Abend etwas zu essen hatte. In den letzten fünf Jahren hatte er endlich kochen gelernt, um nicht immer von anderen abhängig zu sein, wie er es mit 16 Jahren bei ‚ihm‘ gewesen war. Jetzt war er 21 und viel selbstständiger geworden. Er betrat den Supermarkt, schnappte sich einen der Einkaufskörbe und schritt die Regale entlang. Doch kaufen tat er nichts. Viel zu sehr beschäftigte ihn die Frage, was nun aus ihrer Band werden würde. Seufzend drehte er sich weg. ‚Er‘ würde bestimmt nicht mehr hier wohnen. Plötzlich knurrte sein Magen. Stimmt ja, er war ja eigentlich unterwegs, um seinen Kühlschrank wieder aufzufüllen. Oder besser um ihn zu füllen. Erst gestern hatte er seine neue Wohnung bezogen. Endlich war er wieder hier. Wie lange wollte er das schon sein? Viel zu lange. Aber jetzt war er hier. Er durchfühlte seine Jackentasche und zückte einen Zettel. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er machte Kehrt und ging zu dem Supermarkt, in dem er auch damals immer schon eingekauft hatte. Wahllos schmiss er irgendwelche Sachen in seinen Einkaufskorb und plötzlich hörte er neben sich einige junge Mädchen kichern. Verwirrt blickte er erst sie an und folgte dann ihrem Blick in den Einkaufskorb. Schlagartig errötete er bis in die Poren und stopfte die Kondompackung mit Leuchteffekt zurück in das Regal. Schnell ging er die Regale weiter entlang und starrte dabei immer wieder auf den Boden, damit keiner seine Röte bemerken konnte. Kurz darauf hatte er sich wieder beruhigt und hing wieder seinen Gedanken nach. Was sollten sie bloß tun? Ohne Drummer würde das alles nichts bringen. Aber extra ‚ihn‘ aus dem Ausland dafür herordern? Plötzlich prallte er gegen etwas und fühlte schon im nächsten Moment, wie er auf dem Hintern landete. Schmerzgepeinigt keuchte er auf und rieb sich das Steißbein. "Itai!" Gerade hatte er sich einen Korb geschnappt und marschierte zielstrebig durch die Gänge, als er plötzlich mit jemandem zusammen stieß. Arg musste er um sein Gleichgewicht kämpfen, um nicht umzufallen. Sein Gegenüber hatte es nicht geschafft und saß nun mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden. Sofort hielt er ihm die Hand hin und wolte ihm aufhelfen. "Alles okay bei Ihnen?", fragte er freundlich und lächelte entschuldigend. "Tut mir wirklich leid." Murrend nahm er die Hand entgegen und ließ sich auf die Beine helfen. Er klopfte sich den Staub von den Klamotten und fluchte leise vor sich hin. Dann richtete er sich vollständig auf und sah in das Gesicht seines Gegenübers. "Nicht weiter schlimm. Ich hätte besser auf... passen... sollen..." Entsetzt starrte er den Mann vor sich an. Groß, schlank, schwarze verstrubbelte Haare, schokobraune Augen und ein kleines Grübchen am Mundwinkel. Uruha wurde schwindlig und er krallte sich in das Regal neben ihm. Das konnte doch nicht wahr sein... Das durfte doch nicht... "Ich muss hier raus...", murmelte er leise, ehe er sich umdrehte, seinen Einkaufskorb einfach neben dem Mann stehen ließ und Hals über Kopf aus dem Supermarkt rannte. Er legte den Kopf schief und schaute den Anderen hinterher. Hatte er was falsch gemacht oder warum lief der jetzt einfach weg? Dann sah er, dass der volle Einkaufskorb noch neben ihm stand. Er streckte die Hand nach dem Flüchtling aus und wollte ihn aufhalten. "Hey, Ihr Einkauf!", rief er ihm noch nach, doch der andere hielt nicht an. Mit den Schultern zuckend setzte er seinen Einkauf fort. Keine Ahnung, warum der so reagierte. So furchteinflößend war er doch gar nicht. Schwer atmend hielt er an der Bushaltestelle an und lehnte sich dagegen. Sein Herz raste und kleine Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Sich darüberfahrend keuchte er leise und schloss die Augen. Hatte er jetzt Halluzinationen? War er verrückt geworden? Dieser Mann eben... Der hatte starke Ähnlichkeiten mit ‚ihm‘ gehabt. Er sah ihm zwar nicht hundertprozentig ähnlich - natürlich nicht, wenn man bedachte, dass fünf Jahre vergangen waren und ‚er‘ jetzt auch um die 21 sein musste -, doch Uruha hatte sich so den erwachsenen Mann immer vorgestellt. "Du hast gestern Abend zuviel Moet&Chandon getrunken, Kou... Ich sollte echt ins Bett...", murmelte er leise und trat den Weg nach Hause an. Nachdem er seinen Einkauf erledigt hatte, machte er sich auf den Weg. Weit war es ja nicht bis zu seiner Wohnung. Und dann würde er sich erst einmal was Vernünftiges kochen. Darauf freute er sich jetzt schon. Und dann musste er ja auch schon zur Arbeit. Er wollte seinen Chef ja nicht gleich am ersten Tag enttäuschen und seine Nerven strapazieren. Dafür arbeitete er doch viel zu gern in einem Restaurant. Und das war seine Chance, sich zu beweisen. Gerade war er dabei, seine Haustür aufzuschließen, als er sich mental gegen die Stirn schlug und laut aufstöhnte. Gott, wie blöd war er eigentlich? Da war er extra einkaufen gegangen und dann vergaß er seinen Einkaufskorb. Ganz klasse, wirklich. Und das alles nur wegen einem Mann, der ‚ihm‘ etwas ähnlich sah. "Werd ich wohl essengehen müssen... Klasse, wieder Geld zum Fenster rausgeworfen. Prima, Uruha....", murmelte er zu sich selbst und machte Kehrt, um zu seinem Lieblingsrestaurant zu kommen. Er hatte es geschafft, sich schnell etwas zu Essen zu machen und dann noch zu duschen, bevor seine Schicht begann. Nur gut, dass er es wirklich nicht weit hatte, bis zu seinem neuen Arbeitsplatz. Neugierig schaute er sich um und grüßte freundlich alle Angstellten dort mit einer Verbeugung. So, wie er es immer tat. So wurde er erzogen und er fand es auch mehr als angemessen. Und schon kam der Chef und begrüßte auch ihn, um ihn dann sofort auf seinen Platz zu bringen. Heute würde er erst einmal kellnern. Auch wenn ihm das nicht wirklich passte. Er stand eindeutig lieber in der Küche und kochte. Aber was erwartete er schon von seinem allerersten Tag hier. Nicht zu viel, das stand fest. Also begab er sich in die Umkleide des Personals und schlüpfte in die Uniform. Eine kurze Einweisung folgte und schon wurde er auf die Kundschaft losgelassen. Seufzend betrat Uruha das noble Restaurant und setzte sich sogleich an einen Tisch, der etwas abseits von den anderen stand. Er saß immer hier, wenn er seine Ruhe haben wollte, denn nur die Kellner konnten ihn hier stören. Wenn er allerdings mit Aoi Essen ging, saß er natürlich an einem Zweiertisch mit Kerzen. Er ließ sich also am Einzeltisch nieder und schnappte sich sogleich die Speisekarte. Eigentlich brauchte er gar nicht reinzuschauen, denn er wusste, was er sich bestellen würde. Hier gab es die beste Misosuppe mit dem leckersten Sushi. Er sah, wie ein Gast das Lokal betrat und sich an einem Tisch abseits der anderen setzte. Sofort schubste ihn sein neuer Chef in die Richtung. Scheinbar wollte er ihn sofort auf die Probe stellen. Kai seufzte. Ja ja, jetzt musste er sich also beweisen. Er legte ein Lächeln auf und marschierte zeilstrebig auf den jungen Mann zu. "Konnichi wa. Herzlich willkommen in unserem bescheidenen Haus. Was darf ich Ihnen servieren?", fragte er höflich und verbeugte sich. Hoffentlich machte er jetzt auch nichts falsch. Er brauchte den Job. Sonst würde er es nicht schaffen, hier wieder Fuß zu fassen. Wie erstarrt saß er auf seinem Platz und seine Hände klammerten sich an die Speisekarte. Das war doch die Stimme des Mannes, den er vorhin umgerempelt hatte. Oder irrte er sich da? Vorsichtig hob er den Blick einige Zentimeter und sofort pochte sein Herz schnell und aufgeregt in seiner Brust. Das war er, da war er sich ganz sicher. Und Uruha konnte schwören, dass er ‚ihm‘ wirklich ähnlich sah. "Ich... Ich hätte gerne einen Moet&Chandon und die Misosuppe mit Sushi.", nuschelte er leise und schluckte. Schnell notierte er sich das Besagte und ließ nochmal seinen Blick über den Zettel. Misosuppe? Sushi? Moet&Chandon? Irgendwie kam ihm das bekannt vor. Aber woher? Woher um Himmels Willen kam ihm das so vertraut vor? Doch ehe er sich weiter Gedanken darüber machte, ging er zurück in die Küche und gab die Bestellung auf. Erleichtert seufzte er auf, als der Kellner endlich weg war und atmete einmal tief ein und aus. Gott sei Dank hatte er den Bick so tief gesenkt gehabt, dass der andere nicht sein Gesicht sehen konnte. Sonst wäre er sicherlich röter geworden, als ihm lieb gewesen war. Er legte die Speisekarte wieder weg und biss sich nachdenklich auf seinen Daumennagel. Was, wenn....? Seufzend lehnte er sich mit dem Rücken an die Theke. Von hier aus konnte er einen Blick auf den Gast werfen, der diese Kombination eben bestellt hatte. Aber wieso kam er ihm so bekannt vor? Er war doch gerade erst hierher gezogen? Er kannte doch nicht einen Menschen hier in Kanagawa. Okay, von seinen früheren Freunden mal abgesehen, aber die würden ihn wohl sowieso nicht mehr sehen wollen. Schließlich hatte er sich irgendwann nicht mehr bei ihnen gemeldet. Egal! Jetzt zählte die Arbeit und nicht seine Vergangenheit. Er lehnte sich zurück an die Stuhllehne und schloss die Augen. Seufzend fuhr er sich durch sein perfekt gestyltes Haar. Was sollte er denn jetzt machen? Er konnte doch nicht einfach hingehen und fragen: "Sag mal, bist du vielleicht Uke Yutaka? Hi, ich bins, Takashima Kouyou. Vielleicht erinnerst du dich noch, wir waren kurze Zeit zusammen und haben auch zusammengeschlafen." Nein, so ging das nun wirklich nicht. Aber wie sollte er sonst herausfinden, wer dieser Mann war? Ehe er sich versah, wurde ihm auch schon das bestellte Essen vor die Nase gestellt. Jetzt musste er also wieder an die Arbeit. Für Grübeln blieb also keine Zeit. Das musste er also wirklich später machen. Jetzt musste er seinen Job vernünftig erledigen. Also schnappte er sich den Teller und die Schüssel und ging auf den Tisch mit dem jungen Mann zu. Plötzlich fiel ihm ein, dass er ja völlig vergessen hatte, dass er doch noch den Wein bringen sollte. Mist! Also hatte er doch schon den ersten Fehler begangen. Nur nicht auffallen lassen. Musste er ihn eben danach zum Tisch springen. Zielstrebig ging er auf den Tisch zu und servierte galant das Essen. "Guten Appetit." Er hob den Kopf und zwang sich zu seinem kleinen Lächeln. Da war es wieder, dieses Gesicht, welches ‚ihm‘ zum Verwechseln ähnlich sah. Er musste hart schlucken, um nicht sofort auf den jungen Mann vor sich einzureden und sah auf seinen Teller. Dort lag das beste Essen, welches er je gegessen hatte. "Vielen herzlichen Dank.", lächelte er und die Stäbchen in die Hand, doch plötzlich stutzte er. "Aber ich habe doch auch Wein bestellt." Sonst war es immer das Essen, welches später kam, das verwirrte ihn. Aber der junge Mann schien auch neu hier zu sein, er hatte ihn jedenfalls noch nie zuvor hier gesehen. "Gomen nasai." Mit einer respektvollen Verbeugung entschuldigte er sich für diesen Fehler. "Ihr Getränk kommt sofort." Innerlich sackte er gerade zusammen. Hoffentlich würde sein Chef das nicht mitbekommen. Sonst konnte er sich wohl von seinem Job verabschieden. Schnell machte er sich von dannen und besorgte den Wein. Im Weinkeller lehnte er sich kurz gegen die kühle Wand. Sollte er den jungen Mann darum bitten, ihn nicht zu verraten? Aber wie sah das denn aus? Das konnte er doch unmöglich. Gedanklich stellte er sich darauf ein, dass das sein erster und letzter Abend in diesem Restaurant war. Er nahm die Flasche, öffnete sie gekonnt und ging wieder hinauf. Direkt zu dem Tisch, an dem der junge Mann saß, der das Getränk bestellt hatte. "Entschuldigen Sie vielmals." Dann schenkte er ihm ein. "Nein, nein. Machen Sie sich keine Gedanken. Sie brauchen sich wirklich nicht dafür zu entschuldigen.", lächelte er und winkte ab. "Sie sind neu hier, habe ich recht? Sie scheinen mir etwas, Verzeihung, aufgeregt zu sein. Wissen Sie was?" Er kramte in seiner Hosentasche nach etwas Geld und drückte es dem jungen Mann in die Hand. "Weil Sie so nett sind, hab ich hier gleich mal etwas Trinkgeld für Sie. Ich hoffe, dass Sie mich immer bedienen werden, wenn ich hier esse." Er lächelte noch etwas mehr und hoffte so, etwas ins Gespräch mit ihm zu kommen. Seine Augen weiteten sich und er nickte verlegen. "Hai, das ist mein erster Arbeitstag hier." Abermals verbeugte er sich. "Es tut mir unendlich leid, aber... ich kann das nicht annehmen." Er legte ein Lächeln auf und bedankte sich recht herzlich für das angebotene Trinkgeld. Dennoch konnte er es nicht annehmen. Verwirrt blickte er den jungen Mann vor sich an. "Wieso denn nicht? Die Kellner bekommen von mir immer Trinkgeld, da bilden Sie ganz sicher keine Ausnahme. Nehmen Sie es bitte an, ja?" Er drückte es seinem Gegenüber wieder in die Hand. Jetzt lief er rot an. Wieso eigentlich? Er kannte den Mann doch gar nicht. Aber zum Dank schenkte er ihm ein zauberhaftes Lächeln. "Arigatou gozaimasu." Und wieder folgte eine Verbeugung. Wie oft hatte er sich denn jetzt schon vor ihm verbeugt? Dann fing er sich wieder. "Haben Sie sonst noch einen Wunsch?", fragte er vorsichtig. Uruha überlegte kurz. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und er lächelte ein zuckersüßes Lächeln. "Ja, den habe. Ich würde gerne Ihren Namen wissen. Ich bin schon länger mit dem Besitzer des Restaurants befreundet und würde gerne ein gutes Wort für Sie bei ihm einlegen. Ich hoffe, das stört Sie nicht. Es ist schließlich Ihr erster Tag hier und Sie haben sich sehr gut geschlagen, wie ich finde." Er schluckte. Er kannte den Besitzer? Und er wollte ein gutes Wort für ihn einlegen? Aber wieso? Er hatte doch so viele Fehler gemacht. Wieso wollte er sich für ihn einsetzen? Und sollte er ihm tatsächlich seinen Namen nennen? Er kannte ihn doch gar nicht. "Verzeihen Sie mir, aber... das möchte ich nicht. Ich danke Ihnen trotzdem dafür." Und schon machte er Kehrt und verschwand in die Küche. Verdammt noch eins! Deprimiert sah er auf sein Essen und schloss die Augen. Er hatte es vermasselt. Dabei hätte er wirklich zu gerne gewusst, wie der andere hieß, um sich davon zu überzeugen, ob er es war oder nicht. Ihm war der Apettit vergangen. Somit schob er seinen Teller weg und seufzte schwer. Plötzlich warf sich ein Schatten auf ihn und er hob den Kopf. Vor ihm stand ein älterer Herr, etwa um die fünfzig. Es war Takahashi-Sama, der Besitzer des Restaurants und sah Uruha besorgt an, legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Was ist los, Kouyou? Ist irgendetwas mit dem Essen?" "N-Nein, ich..." "Moment, das haben wir gleich geklärt.", unterbrach ihn der Besitzer und winkte den Kellner zu sich heran. Von Weitem sah er, wie der Besitzer ihn zu sich winkte. Was war jetzt? Hatte der junge Mann ihn etwa doch verpetzt? Oder wieso musste er jetzt zu ihm kommen? Nervös kam er auf sie zu. Er verbeugte sich zum unzähligsten Male. "Hai. Was wünschen Sie.", fragte er und sein Herz raste. Er brauchte doch diesen Job. Oh nein, das hatte er jetzt nicht gewollt. Er hatte doch bloß keinen Hunger mehr. Der junge Mann war daran doch gar nicht schuld! "Uke-San, was muss ich hier sehen? Dieser Gast hier ist Stammkunde und so sollte er auch behandelt werden. Ist irgendetwas vorgefallen?", fragte Takahashi und warf dem Kellner böse Blicke zu. "Katsuya, es ist doch alles in Ordnung!", versuchte Uruha die Situation noch zu retten. Sein Herz raste. Der Kellner hieß Uke mit Nachnamen?! Kami-sama! Jetzt würde er gefeuert werden. Er hatte einen Stammgast nicht ordnungsgemäß behandelt. Wie sollte er das jetzt wieder gut machen? Das konnte er doch gar nicht. "Verzeihen Sie. Selbstverständlich übernehme ich Ihre Rechnung." Das war das Einzige, was ihm jetzt einfiel. Ob er sich so wenigstens nicht gleich von seinem Job trennen musste? "N-Nein! Kami-Sama, es ist doch gar nichts!" Langsam wurde es ihm zu bunt. Egal, wie sehr er den Besitzer mochte und wie lange sie sich schon kannten, das ging zu weit. Der Kellner konnte nun wirklich nichts dafür, dass ihm der Apettit vergangen war. Nun, genaugenommen schon, aber... "Das ist wirklich nicht nötig.", seufzte er. "Ich erwarte aber wenigstens, dass Sie sich bei Takashima-San entschuldigen!", knurrte Takahashi und sah den jungen Mann herausfordernd an. Innerlich freute er sich, dass er wohl doch nicht gleich rausgeschmissen wurde. Und trotzdem blieb ein bitterer Nachgeschmack zurück. Er entfernte sich ein Stück von dem Tisch und verbeugte sich so tief es ging. "Ich bitte Sie vielmals um Verzeihung. Ich hoffe Sie beehren das Lokal auch in Zukunft weiterhin. Sollte Ihnen etwas auf dem Herzen liegen, ich stehe Ihnen gern zur Verfügung." Mehr konnte er nun wirklich nicht machen. "Ist in Ordnung, wirklich.", meinte er verlegen und stand auf. Schnell bezahlte er die Rechnung und verbeugte sich zum Abschied artig vor den beiden Männern. "Ich werde sicherlich bald wiederkommen. Mein Kühlschrank ist ja sowieso immer leer.", lachte er leise auf und verschwand aus dem Lokal. Kami-Sama, war das peinlich gewesen. Er hatte sich da drinnen ganz schön zum Affen gemacht. Kapitel 6: ----------- Mit gesenktem Kopf verließ er am Ende seiner Schicht das Lokal. Das war ja mal ein toller Start in den neuen Job. Erst machte er sich zum Deppen, weil er was vergessen hatte, dann wurde es mehr als peinlich und zum Schluss bekam er auch noch eine Standpauke vom Besitzer, der ihn den Rest seiner Schicht nicht mehr aus den Augen ließ. Na toll, Kai. Super gelaufen. Besser ging es ja wohl gar nicht mehr. Sein Weg führte ihn zu seiner Wohnung. Weit war es nicht und er war froh, als er vor der Tür stand. Er wühlte in seinen Taschen nach seinem Schlüssel. Nur... Wo war der schon wieder? Wieder fröstelte es ihn und er machte sich nach einem ausgiebigen Spaziergang zurück auf den Weg nach Hause. Es war ein anstrengender Tag gewesen, jedoch auch irgendwie... Aufregend. Er wusste immer noch nicht, wer dieser geheimnissvolle junge Mann war, der so viel Ähnlichkeiten mit ‚ihm‘ aufwies und dann auch noch Uke mit Nachnamen hieß. "Du leidest unter Verfolgungswahn...", murmelte er wie zu sich selbst und ging eine menschenleere Straße entlang. Plötzlich hörte er neben sich leise jemanden fluchen und er hob den Kopf. Das gab es ja wohl nicht... Da stand der junge Kellner und wühlte wie besessen in seiner Tasche herum. Neugierig trat er näher. "Verdammt nochmal!", fluchte er nun immer lauter. Warum musste er auch immer vergessen, wo er seine Sachen verstaut hatte. Ständig musste er etwas suchen. Und sein Schlüsselbund war etwas, das sich regelmäßig vom Acker machte. Niedergeschlagen hockte er sich hin. Na toll. Ganz klasse. Der Tag hatte ja schon beschissen angefangen und jetzt würde er auch noch so weitergehen. Das war ein absolut genialer Start in der neuen alten Stadt. Wie das wohl noch enden würde? Vorsichtig näherte er sich dem jungen Mann. Kami, der konnte ja fluchen wie ein Rohrspatz. Hätte er ihm vom Aussehen her gar nicht zugetraut. Wirklich nicht. Der sah eher wie jemand aus, der zu allem Ja und Amen sagte. Leise trat er hinter ihn und tippte ihm gegen die Schulter. Er räusperte sich. "Uhm, Verzeihung... Haben Sie etwas verloren?" Wie vom Blitz getroffen sprang er auf und wich zurück. Erschrocken starrte er den anderen an. "Wa... Wie?" Er wusste nicht, was er jetzt sagen sollte. Viel zu sehr hatte er sich erschrocken. War ja auch normal, wenn man mitten auf der Straße einfach von jemandem angetippt wurde, obwohl man hier nicht einen einzigen Menschen kannte. "Kami-sama! Sie haben mich vielleicht erschreckt.", gab er zu und legte sich beruhigend die Hand auf die Brust. Er wollte so seinen Puls wieder etwas normalisieren, der gerade ziemlich schnell ging. "Verzeihung.", murmelte er verlegen und verbeugte sich entschuldigend. "Das wollte ich wirklich nicht. Ich habe Sie bloß fluchen gehört und... Und ich wollte mich für vorhin noch einmal bei Ihnen entschuldigen. Ich hoffe, Ihr Chef hat nicht zu sehr mit Ihnen geschimpft. Das tut mir wirklich leid." Er erhob sich wieder und schenkte dem jungen Mann vor ihm ein sanftes Lächeln. Hoffentlich war er ihm nicht allzu böse. Kai senkte den Blick und seufzte. "Na ja, ein bisschen sauer war er schon. Aber bin ja selbst schuld." Dann schaute er auf. Der andere schenkte ihm ein Lächeln? Wieso denn das? Mit schief gelegtem Kopf musterte er ihn. Irgendwie hatte er das komische Gefühl, den Mann zu kennen. Aber woher denn? Er war ihm zwar heute schon mehrmals begegnet, aber mehr auch nicht. Das war ein völlig Fremder für ihn. Seufzend ließ er sich auf die Stufen vor dem Block nieder und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. "Mist! Mist! Mist!", fluchte er leise. Ohne seinen Schlüssel würde er nicht in seine Wohnung kommen. "Was ist eigentlich los? Wieso fluchen Sie so unfein?", fragte Uruha und sah den Mann, der nun vor ihm saß, fragend an. Was sollte er denn jetzt machen? Einfach wieder weggehen? So tun, als wäre nichts? Aber das konnte er einfach nicht. Jetzt bei näherem Hinsehen war er sich sicher, dass der Mann ‚ihm‘ wirklich mehr als nur ähnlich sah. Diese schokoladenbraunen Augen, der Körperbau... Okay, der Körperbau doch nicht so wirklich. Der Mann vor ihm hatte ein wenig mehr Muskeln als er es gehabt hatte. Aber sonst... Sonst passte einfach alles an ihm. "Sagen Sie... Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen? Haben Sie etwas verloren?" Nun sah er wieder auf. "Das ist wirklich nett von Ihnen, aber... ich glaube nicht, dass Sie mir da helfen können. Ich find einfach meinen Schlüssel nicht mehr. Hab ihn wohl mal wieder irgendwo liegen lassen und weiß nicht mehr wo." Ja, er musste zugeben, dass er wirklich schusselig war. Dann lächelte er ihn an. "Trotzdem danke schön." "Sie haben also ihren Schlüssel verloren?" In seiner Stimme schwang Mitleid mit. Dieses Problem kannte er wirklich zur Genüge. Er war auch immer so ein Dummkopf und verlor ständig seinen Schlüssel oder andere wichtige Sachen. Wie zum Beispiel seinen Einkaufskorb... "Hm... Aber ich kann Sie ja auch nicht die ganze Nacht hier draußen sitzen lassen. Das geht doch nicht. Wollen Sie vielleicht mit zu mir? Sie könnten bei mir jemanden anrufen, der Sie abholt." Verdattert starrte er ihn an. Jetzt wurde es ihm eindeutig zu unheimlich. Der Kerl wollte ihn mit zu sich nehmen? Das ging doch wohl etwas zu schnell. Abwehrend hielt er die Hände vor die Brust und lächelte. "Seien Sie mir nicht böse, aber das geht wirklich nicht. Außerdem..." Er senkte den Kopf. "...kenne ich hier niemanden, der mich abholen könnte." "Wollen Sie etwa die ganze Nacht hier draußen in der Kälte herumsitzen?" Er schaute ihn perplex an und kratzte sich am Kinn. Wollte der andere etwa jämmerlich erfrieren? Es war schließlich verdammt kalt. "Naja... Ich kann Sie ja schließlich schlecht zwingen. Wenn Sie nicht wollen. Das müssen Sie entscheiden, es war nur ein Angebot." Ja, eigentlich hatte er nicht wirklich Lust, hier zu erfrieren, aber... er konnte doch nicht einfach mit einem wildfremden Mann mitgehen. Auch wenn der Typ unglaublich attraktiv war, war das noch kein Grund dafür, einfach mitzugehen. "Sie sind wirklich sehr nett. Aber das Angebot kann ich wirklich nicht annehmen. Ich wüsste nicht, wie ich mich dafür bei Ihnen revanchieren sollte." Irgendwie bekam er immer mehr Vertrauen zu dem anderen. Woran lag das eigentlich? "Reden Sie keinen Unsinn. Sie brauchen sich nicht zu revanchieren.", er lächelte. "Aber wenn Sie wirklich die ganze Nacht hier draußen bleiben, holen Sie sich mit Sicherheit eine schlimme Lungenentzündung und das will ich nicht." Er half dem jungen Mann auf die Beine und sah ihm direkt in die Augen. Sollte er nochmal fragen oder sollte er nicht? "Was ist nun? Ja oder nein?", lachte er leise. Fast hilflos sah er sich dem anderen gegenüber. Tja, was sollte er schon machen? Er konnte ja wirklich schlecht hier draußen nächtigen. Danach wäre er sicher krank geworden. "Ano... aber ich kann das nicht einfach so annehmen." Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und setzte einen zuckersüßes Lächeln auf. Dabei wurde sein kleines Grübchen wieder sichtbar. Da war es wieder! Dieses Grübchen! Uruhas Herz schlug hart und schnell in seiner Brust. Jetzt war es an der Zeit. Er musste ihn einfach fragen. "Doch, sicherlich können Sie.", lächelte er und nahm seine Tasche, während beide den Weg zu Uruhas Haus antraten. Er fuhr sich durch die Haare und seufzte leise. Dann wandte er den Blick an sein Gegenüber und sah ihn fragend an. Jetzt oder nie! "Sagen Sie... Wie heißen sie eigentlich?" Langsam schritt er neben ihm her. Was sollte er schon sagen? Es war ihm überaus unangenehm, dass man sich jetzt schon um ihn kümmern musste, obwohl er doch schon 21 war und dachte, er wäre selbstständig. Da verlor er einfach seinen Schlüssel und war auf fremde Hilfe angewiesen. Sein Körper verpannte sich, als er ihm diese Frage stellte und er schaute auf. "Ano~ mein Name ist Uke... Uke Yutaka und wie heißen Sie?" Sofort blieb er stehen und starrte auf den Boden. Seine Hände verkrampften sich zu Fäusten und seine Fingernägel bohrten sich in seine Handflächen. Seine Schultern bebten leicht und in seine Augen traten Tränen. Das durfte doch jetzt nicht wirklich wahr sein... Er hob den Kopf und lächelte den anderen an, doch seine Lippen zitterten heftig. "Takashima Kouyou...", erwiderte er, bevor seine Stimme brach. "Freut mich..." Ein Stromschlag durchzuckte seinen Körper und er taumelte rückwärts. Das war jetzt nicht wahr oder? Halluzinierte er jetzt? Oder spielte ihm sein Gehrin einfach nur einen Streich? Heftig schüttelte er den Kopf. "Ano~..." Noch bevor er das wirklich verarbeiten konnte, setzten sich seine Beine wie von selbst in Bewegung und er rannte davon. Einfach weg. Das durfte nicht sein. Das konnte nicht Uruha sein. Nein! Niemals. Entsetzt starrte er dem jungen Mann hinterher, der wie von der Tarantel gestochen einfach davonrannte. Jetzt hatte er keinen Zweifel mehr. Dieser junge Mann war kein geringerer als Kai... Sein Kai... Tränen liefen ungehindert seine Wangen hinab und er taumelte durch die Straßen. Die Kraft, ihm hinterherzurennen hatte er jetzt einfach nicht mehr. "Kai...", murmelte er immer wieder vor sich hin und schüttelte dabei fassungslos den Kopf. Als er seine Wohnung betrat, schloss er die Tür hinter sich und ließ sich ohne Weiteres in sein Bett fallen. Sein Herz raste. Irgendwann blieb er stehen und atmete tief durch. Erst jetzt bemerkte er, dass er seine Tasche nicht hatte. Die hatte der andere ihm doch abgnommen. Aber... Wie sollte er jetzt diese Nacht überstehen? Er hatte weder Schlüssel noch Geld, noch sonst irgendetwas. Er stand mit leeren Händen da. Es blieb ihm nur eine einzige Möglichkeit, wo er jetzt bleiben konnte. Niedergeschlagen machte er sich auf den Weg. Auch wenn es ihm irgendwie missfiel. Jetzt blieb ihm nur das Haus seiner Mutter, wo er hin konnte. Uruha blickte angestrengt an seine Decke und biss sich auf die Lippen. Verdammt, wie konnte er nur so blöd sein? Jetzt hatte er den armen Kai ganz alleine in der Kälte gelassen und sogar vergessen, ihm seine Tasche zurückzugeben. Das ging ja mal gar nicht! "Ich muss etwas tun!", sagte er sich selbst, ehe er wieder aufstand und wieder in die Kälte hinaustrat. Er musste Kai finden und ihm seine Sachen zurückbringen. Schließlich hatte er ihm ja selbst gesagt, dass er niemanden hatte, bei dem er unterkommen konnte. Er musste ihn also mit sich nehmen. "Kai?", rief er laut und rannte los. Wie weit war es eigentlich zum Haus seiner Mutter? Er war schon so verdammt lange nicht mehr hier gewesen. Wenn das so weiter ging, würde er sich vermutlich noch verirren. Aber es war seine einzige Hoffnung. Er würde das Haus schon finden. Und wenn er die ganze Nacht suchen musste. Irgendwann würde er da schon ankommen. Dann hörte er von irgendwo eine Stimme, die immer wieder nach "Kai" rief. Diesen Namen hatte er schon lange nicht mehr gehört. Aber es war bestimmt auch jemand anderes damit gemeint. Und ganz sicher nicht er. Er war nur noch Uke Yutaka. Das war so, seit er die Stadt damals verlassen hatte. Verlassen musste. Atemlos rannte er durch die Straßen Kanagawas und wischte sich immer wieder Tränen von den Wangen, die sich frecherweise aus seinen Augen gelöst hatten. Wo war er denn jetzt bloß? Wieso antwortete er nicht? War ihm etwa schon was passiert? Uruhas Herz schlug schneller und er rannte, so schnell er konnte, während er immer wieder Kais Namen rief. Er musste ihn einfach finden, koste es, was es wolle. Schließlich entdeckte er den jungen Mann, wie er durch die Straßen irrte und rannte auf ihn zu. Als er ihn eingeholt hatte, packte er ihn am Handgelenk und hielt ihn fest. "Da bist du ja... Kai...", keuchte er und hielt sich die Seite. Verwirrt blickte er in seine Augen. Seine komplette Muskulatur verspannte sich, als er die Hand an seiner spürte und er festgehalten wurde. Hatte er ihn also doch gesucht? War er es, der nach ihm gerufen hatte? War es wirklich wahr oder doch wieder nur ein Traum? Sein Herz raste und jetzt bemerkt er auch die verdammt große Ähnlichkeit zwischen diesem Mann vor ihm und dem Jungen, den er so sehr geliebt hatte. Der Junge, den er verlassen musste und ihm ewige Treue geschworen hatte. "U...Uruha?", fragte er unsicher. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und immer wieder glitten Tränen seine Wangen hinab. Seine Hände zitterten, jedoch hielt er das schmale Handgelenk des anderen fest umklammert. Sich auf die Lippen beißend schloss er für einen Moment die Augen, ehe er sie wieder öffnete und langsam nickte. "Hai... Ich bins... Kai-Chan..." Mehr brachte er nicht hervor. Seine Stimme brach und Bäche von Tränen flossen seine Wangen hinab. "Wieso hast du dich nie mehr gemeldet...?" Also doch. Es war Uruha, der hier vor ihm stand. Er war es wirklich und... er weinte. Aber wieso weinte er? Vorsichtig hob er eine Hand und legte sie an seine Wange. Vom Größenunterschied machte es nicht viel. Sie schienen sich kaum verändert zu haben. Doch nun waren sie älter und doch gab es etwas, dass sich verändert hatte. "Nicht weinen, Uruha." Sanft strich er die Tränen zur Seite. Ein unsicheres Lächeln. "Du glaubst gar nicht, wie sehr ich das wollte. Wie sehr ich zu dir wollte. Aber..." Er senkte den Kopf. "Er hat es einfach unterbunden. Hat es immer wieder verhindert." Nun schaute auch er ihn mit traurigen Augen an. "Verzeih mir bitte." Er nickte und fuhr sich grob mit dem Handrücken über die Wangen, um die Tränen wegzuwischen. Er hasste es, wenn er weinen musste. Dann hielten ihn die anderen immer gleich für schwach. Aber das war er ja eigentlich gar nicht. Er war bloß sensibel. "Du bist so ein Baka...", murmelte er. "Es hätte sicherlich irgendeine Möglichkeit gegeben, mich zu kontaktieren... Irgendeine..." Er schniefte laut auf und hielt es dann einfach nicht mehr aus. Laut schluchzend warf er sich in Kais Arme und drückte seinen zitternden Körper an ihn, versuchte sich zu beruhigen. "Du bist wieder da..." Kapitel 7: ----------- Kai schluckte. Ja, er war wieder da. Und... wie sollte es jetzt weiter gehen? Konnten sie dort weiter machen, wo sie aufgehört hatten? Aber das ging doch nicht. Nicht einfach so. Trotzdem legte er vorsichtig die Arme um ihn und strich ihm liebevoll über den Rücken. "Du weißt gar nicht, was ich alles versucht habe. Alles... und nichts hat funktioniert." Er seufzte. Konnte man sich eigentlich vorstellen, wie sehr er sich nach ihm gesehnt hatte? "Verzeih mir, wenn ich dich enttäuscht habe. Das wollte ich wirklich nicht. Ich... ich wollte so gern bei dir sein." Er krallte sich an den Körper seines langvermissten Freundes und schniefte immer wieder laut auf. Wie sehr er ihn vermisst hatte, konnte er gar nicht sagen oder in Worte fassen. Zu den anderen hatte er nie etwas gesagt, doch innerlich hatte ihn die Sehnsucht nach Kai beinahe zerrissen. Er hatte ihn nur noch einmal sehen wollen und nun... Nun war er da. "Ich hab dich so vermisst, Kai-Chan... So sehr vermisst...", murmelte er leise. Er hob den Blick und musterte ihn. Kai war wirklich erwachsen geworden. Zwar war er immer noch so schön wie vor Jahren, doch seine Züge waren männlicher geworden und auch sein Körper muskulöser. Nicht übertrieben, aber immerhin. "Gott, Kai...", murmelte er immer noch fassungslos. "Kai..." Auch er konnte es noch immer nicht wirklich glauben. So lange hatte er versucht, zu ihm zu kommen. Er wollte ihn suchen, sobald er hier war und nun? Nun waren sie sich zufällig begegnet und hätten sich fast nicht erkannt. Wieso? Waren sie schon so blind gewesen? Hatten sie den anderen schon vergessen, dass sie sich nicht mehr so sahen, wie sie es früher getan hatten? Ein verlegenes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Ich wollte dich unbedingt wiedersehen. Ich hätte dich überall gesucht. Und jetzt? Jetzt stehst du hier vor mir. Ich... ich kann das irgendwie noch gar nicht glauben." Ja, das konnte er wirklich noch nicht richtig. Er lächelte sanft und fuhr ihm über die Wange. "Ich kann es ja selbst noch gar nicht glauben. Oh, Kai. Du ahnst gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe. Nächtelang hab ich am Anfang geweint und ich hab nichts mehr gegessen. Es ging einfach nicht. Aber nach einiger Zeit musste ich mich ja daran gewöhnen, dass du nicht mehr da bist und naja..." Er stockte in seinen Erzählungen und biss sich auf die Lippe. Was sollte er sagen? Dass er sein Versprechen gebrochen hatte und nun mit Aoi zusammen war? Konnte er Kai das antun? Nein, entschied er, jetzt noch nicht. Erstmal wollte er mit Kai einen schönen Abend verbringen und sich lange mit ihm unterhalten. "Ich freue mich so, dass ich dich wiedergefunden habe." Vorsichtig drückte er ihn an sich. Dieses Gefühl, ihm nahe zu sein, hatte er so sehr vermisst. Jetzt konnte er es in vollen Zügen genießen. Uruha war hier. Hier bei ihm und niemand würde sich ihnen jetzt in den Weg stellen. Nicht zu diesem Zeitpunkt. Hier gab es jetzt nur Uruha und ihn. "Ich mich auch. Und jetzt... verlieren wir uns nicht mehr aus den Augen. Versprochen." Er wuschelte ihm durchs Haar. So, wie er es auch früher gern getan hatte. "Was machen wir denn jetzt? Ich komm nicht in meine Wohnung.", meinte er verlegen und wurde rot. Grinsend pokte er ihm in die Seite und nahm seine Hand. Er lächelte süß und zog ihn hinter sich her. Ganz so, als seien sie noch Jungen und würden durch die Straßen rennen. "Du kommst natürlich mit zu mir. Ist doch gar keine Frage." Er lachte auf und fühlte sich plötzlich so befreit. Er hatte seinen Kai wiedergefunden und würde ihn jetzt nie wieder gehen lassen. Auch, wenn es jetzt nicht mehr sein Kai war, es war immerhin noch Kai und den würde er nie wieder aus den Augen verlieren. Sie kamen bei Uruhas Wohnung an. Er schloss auf und ließ Kai hinein. "Willkommen in meinem bescheidenen Heim." Und wieder einmal ließ er sich hinterher schleifen. Ganz wie in alten Zeiten. Das entlockte ihm ein breites Lächeln. Ja, Uruha hatte das schon immer gern getan und er ließ es sich immer wieder gefallen. "Hai." Stumm zog er sich die Schuhe aus und hing seine Jacke über die Garderobe, die irgendwie ziemlich überfüllt aussah. Schüchtern trat er in das Wohnzimmer und schaute sich um. "Du hast es wirklich schön hier. Chaotisch, aber schön." Diese Eigenschaft hatte er wohl noch immer nicht ablegen können. Aber irgendwie war das auch schön. Es war etwas Vertrautes. Etwas, das er noch von ihm kannte. Also hatte er sich nicht zu sehr verändert. Dann fiel sein Blick auf die Gitarrentasche. "Sag mir nicht, dass da dein Baby drin ist. Hast du sie wirklich noch?" Er lachte auf und holte seine Gitarre aus dem Koffer. Sie sah wirklich schon leicht ramponiert aus, schließlich besaß er sie schon seit sieben Jahren, aber er liebte sie immer noch überalles. "Natürlich ist Baby da drin. Wie könnte ich sie jemals wegschmeißen?" Er zupfte an ihr herum, bevor er sie wieder vorsichtig in den Gitarrenkoffer legte und wieder auf Kai zuschritt, um sich an ihn zu schmiegen und die Augen zu schließen. Wie sehr er das doch vermisst hatte... "Und du? Spielst du immer noch Schlagzeug?", fragte er interessiert und lächelte zuckersüß. Er kuschelte sich noch enger an Kai und spürte plötzlich, wie sein Herz zu rasen begann und wurde rot. Was war denn nun los? Wieso wurde er denn jetzt rot? Er hatte doch schon seit fünf Jahren mit Kai abgeschlossen. Verlegen kratzte er sich am Kopf. "Hai... Aber ich hab mir letztens erst ein neues Drumset kaufen müssen. Das alte hatte ich ganz schön klein gehauen. Das hätte wirklich nicht mehr lange durchgehalten.", lächelte er. "Und wie geht es den anderen? Was macht ihr alle so?" Kai war ganz schön neugierig, stellte er selbst fest. "Ano~... wenn das zu persönlich ist, dann vergiss, was ich gefragt habe. Is auch nicht so wichtig. Mich will ja eh keiner mehr sehen. Daran bin ich ja selbst Schuld." Ihm wurde schwer ums Herz und er sah Kai traurig an. "Ach, weißt du... Unsere Band hat es geschafft. Wir haben schon Touren gemacht und so, nur leider ist uns jetzt Yune, unser Drummer, davongelaufen... Wir wissen einfach nicht, was wir jetzt machen sollen. Unsere Band trennt sich, wenn wir nicht bald jemanden finden." Kai zu fragen, traute er sich jetzt einfach noch nicht. "Und... Ja, Ruki und Reita sind immer noch zusammen. Sie lieben sich wie am ersten Tag.", er lachte leise. "Und Aoi und ich..." Ihm traten die Tränen in die Augen und er schluchzte laut auf. Geduldig hörte er es sich an. Er wollte es wirklich gerne wissen. Sonst hätte er ja nicht gefragt. Aber... Was war mit Aoi und ihm? Das verstand er nicht so ganz und... warum weinte er jetzt? "Uruha?" Sanft lächelte er ihn an. "Was ist los? Warum weinst du? Und was ist mit Aoi-chan?" Schluchzend schaute er ihm in die Augen und schluckte hart. Jetzt hatte er keine andere Wahl mehr. Er musste Kai davon erzählen. "Also...", er nahm Kais Hand fest in seine und drückte sie. "Ich und Aoi... Wir... Wir sind seit zwei Jahren zusammen..." Er kniff die Augen zusammen und zitterte. Wie würde Kai jetzt reagieren? Wenn er jetzt rauslaufen und nie mehr mit ihm zutun haben wollte, konnte er das mehr als gut verstehen. Er hatte Kais Vertrauen ausgenutzt und das Versprechen gebrochen. Augenblick entgleisten ihm sämtliche Gesichtszüge. Sein Lächeln verschwand unweigerlich und sein Körper begann, zu zittern. Uruha war mit Aoi zusammen? Und das seit zwei Jahren? Innerlich zerriss es ihm das Herz, aber... wer konnte es ihm verübeln. Er war jetzt über fünf Jahre weg. Da war es doch klar, dass er sich neu verliebte. Irgendwie hatte er schon gewusst, dass dieses Versprechen damals eigentlich mehr als naiv war. Er lächelte ihn wieder an und wuschelte ihm durchs Haar. "Das freut mich für dich. Du hast ihn wirklich verdient. Er passt bestimmt gut auf dich auf, hai?" "Hai, das... Das tut er... Er beschützt mich immer, aber...", er schluckte hart. Es verletzte ihn schon ein wenig, dass es Kai anscheinend nicht zu stören schien, dass er jetzt mit Aoi zusammen war. Anscheinend störte es ihn nicht, dass er den Ring nicht mehr trug und anscheinend störte es ihn ja auch nicht, dass er ein Versprechen gebrochen hatte. Wieder traten Tränen in seine Augen und er krallte sich an Kai. "Es tut mir so leid! Ich habe drei Jahre lang auf dich gewartet, aber du bist einfach nicht gekommen!" Erneut liefen ihm die Tränen die Wangen hinab und er schluchzte in Kais Hemd. "Hey." Sanft strich er ihm über den Rücken und drückte ihn an sich. "Mach dir keine Vorwürfe deswegen. Ich kann es dir nicht verübeln. Auch wenn es schwer ist, ich freu mich für dich. Ich möchte nur, dass du glücklich wirst und... Aoi ist dafür bestimmt der Richtige." Eigentlich war es ja mehr eine Lüge. In Wirklichkeit hatte er so sehr gehofft, dass er Uruha wieder in die Arme schließen konnte. Darauf hatte er die ganzen Jahre gewartet. Und jetzt... jetzt hatte er ihn doch an einen anderen verloren. Er seufzte. Die Tränen, die sich ihren Weg bahnen wollten, unterdrückte er gekonnt. Uruha gehörte nicht mehr ihm. Er gehörte zu Aoi. Und das musste er akzeptieren. Kopfschüttelnd sah er ihn an und biss sich auf der vollen Unterlippe herum. Was sollte er denn jetzt darauf sagen? Ihm von Aoi vorschwärmen, wie toll er doch wäre? Nein, das ging nicht. Er blieb an Kais Brust geschmiegt stehen und knabberte nervös an seinem Nagelbett. Was nun? "Ich... Es tut mir wirklich wahnsinnig leid, Kai. Wirklich." Er sah ihm entschuldigend in die Augen und drückte ihm einen süßen Kuss auf die Wange. "Wir sollten ins Bett gehen... Es ist spät." Und wieder schenkte er ihm ein süßes Lächeln. "Warum sollte es dir leid tun? Es ist doch schön, wenn man sich verliebt. Und Aoi liebt dich bestimmt auch sehr." Dann nickte er. "Hast du vielleicht eine Decke und ein Kissen für mich?", fragte er ihn. Er wurde rot und hielt Kais Hand fest in seiner. "Uhm... Wieso schläfst du nicht bei mir? Du weißt ja, wie unordentlich ich bin. Ich hab keine Ahnung, wo die ganzen Sachen hin sind oder ob ich sowas überhaupt hab für Gäste. Normalerweise schlafe ich nämlich immer bei Aoi und nicht anders herum..." Er seufzte auf und lächelte verlegen. "Schläfst du bei mir?" Unweigerlich verkrampfte sich sein Körper. Er konnte doch nicht einfach bei Uruha im Bett mit schlafen. Das ging wirklich nicht. Uruha war mit Aoi zusammen. Da durfte er nicht einfach mit ihm in einem Bett schlafen. "Aber... das geht doch nicht, Ruha." Da war er wieder. Jetzt hatte er es doch getan und ihn bei seinem Spitznamen genannt. Das wollte er doch gar nicht. "Und wieso nicht?", fragte er und zuppelte nervös an Kais Shirt herum. "Es sieht doch niemand und was Aoi nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Außerdem heißt das doch nicht, dass wir gleich übereinander herfallen wie die Tiere. Ich hab bloß nichts für dich. Das tut mir ja auch leid. Komm doch in mein Bett, ja? Es ist groß genug, dass wir uns nicht in die Quere kommen." Er wurde rot und sah ihn bittend an. "Ano~..." Was sollte er denn jetzt machen? "Schon gut, ich schlaf auch ohne Decke. Ist nicht schlimm." Er konnte wirklich nicht einfach mit ihm in einem Bett schlafen. Uruha sagte das so leicht, dass sie nicht übereinander herfallen würden. Aber er selbst konnte das doch nicht versichern. Dafür liebte er ihn einfach zu sehr. "Nichts da. Ich hab dich nicht umsonst mit zu mir genommen. Ich wollte nicht, dass du wegen der Kälte krank wirst, da lass ich dich doch dann nicht ohne Decke schlafen. Du kommst mit." Ohne Widerworte zog er ihn mit sich in sein schön eingerichtetes Wohnzimmer. Dort angekommen schloss er die Tür und ging zu seinem Schrank. Er öffnete eine Tür und bückte sich, um einen Schlafanzug für Kai hervorzuholen. Er drückte ihm ihn in die Hand und lächelte. "Das Bad ist gleich nebenan, du kannst dich umziehen. Ich zieh mich derweil hier um." Leicht blinzelnd schaute er auf den Pyjama, den Uruha ihm soeben ind die Hand gedrückt hatte. Er schien das wirklich ernst zu meinen. Und trotzdem hatte er so seine Bedenken. "Uruha, das... das geht doch nicht." Er schaute ihn verwirrt an. "Das ist wirklich lieb von dir." Er ging einen Schritt auf ihn zu und hielt ihm den Schlafanzug entgegen. "Es ist wohl besser, wenn ich wieder gehe. Ich will dein Leben nicht durcheinander bringen." Er schüttelte lächelnd den Kopf und drückte ihm den Schlafanzug wieder in den Arm. Dann schob er ihn zum Badezimmer, machte die Tür auf und schob ihn hinein. "Du bringst mein Leben nicht durcheinander. Mach dir bitte keine Sorgen darüber. Und jetzt zieh dich um, ich bin auch müde." Er machte die Tür wieder zu und begann nun, sich auszuziehen, während er nachdachte. Nun stand er hier in dem Badezimmer des Brünetten und starrte den Pyjama in seinen Händen an. Irgendwie sah er kitschig aus, aber wenigstens war er nicht violett. Das hätte ihn umgebracht. Diese Farbe mochte er einfach nicht. Trotzdem war dieses Stück Stoff nicht unbedingt das, was er normalerweise so trug. Aber Uruha hatte ihm ja keine Wahl gelassen. Seufzend zog er sich aus und legte seine Sachen ordentlich gefaltet zusammen. Dann schlüpfte er in die kurze Schlafanzughose und streifte sich das Oberteil über. Die Knöpfe konnte er auch später noch zu machen. Erstmal musste er den anderen davon überzeugen, dass er es wirklich nicht gut fand, wenn sie zusammen in einem Bett schliefen. Und so tapste er auf nackten Füßen und mit seinem ordentlichen Stapel Klamotten ins Schlafzimmer. "Uruha... Ich..." Uruha hatte sich gerade seine enge Panty angezogen und wollte gerade sein Oberteil überziehen, als auch schon die Tür aufging und Kai in Uruhas Schlafanzug das Zimmer betrat. Uruha hatte Kai extra die längsten Sachen gegeben, die er hatte, auch wenn die nicht wirklich lang waren. Er hatte es sich so angewöhnt, in kurzen Sachen zu schlafen, auch, wenn es kalt war. Er drehte sich herum und wurde bei Kais Anblick leicht rot. Irgendwie sah er immer noch total gut aus... "Hm? Was ist?", fragte er leise und knöpfte sich nun doch sein Hemd zu. Erstmal legte er seine Sachen auf den kleinen Sessel, der neben ihm stand. Dann zupfte er an dem Oberteil und wollte es zuknöpfen. Irgendwie stellte er sich aber ziemlich dämlich an. Was wohl auch daran lag, dass er so verdammt nervös war. Also beließ er es dabei. Würde das Teil halt offen bleiben. Egal. "Ich will nicht, dass Aoi sauer auf dich wird, weil ich in deinem Bett geschlafen hab. Ich geh ins Wohnzimmer und leg mich aufs Sofa. Das geht schon." Und schon machte er Kehrt. Sofort hielt er ihn fest und zog ihn wieder an sich ins Zimmer. "Wenn du nicht artig hier bleibst, verschließ ich die Tür. Kai, ohne Decke ist das zu kalt und meine Sachen sind ja auch nicht gerade die wärmsten." Er seufzte schwer und fuhr sich durchs Haar. Dann machte er sich daran, das Hemd des anderen zuzuknöpfen. Dabei streifte er immer wieder mit den Fingerspitzen Kais weiche Haut der Brust und innerlich wünschte er sich jetzt, ihn so wie früher berühren zu dürfen. Doch das ging einfach nicht. "So... Fertig. Und jetzt legst du dich mit mir hin!" Verlegen drehte er den Kopf weg. Der Aufforderung Uruhas kam er nicht nach. Lieber blieb er wie angewurzelt stehen und überlegte, ob er das wirklich tun sollte. Er war der Meinung, dass das nicht richtig war. Dass Aoi in Köpfen würde, wenn er das erfahren würde. Nein. Das wollte er nicht und Uruha sollte wegen ihm auch keinen Ärger bekommen. Energisch schüttelte er den Kopf. "Ich...ich kann nicht, Ruha." Schon wieder rutschte es ihm heraus. "Doch... Bitte..." Er schaute ihn aus großen, traurigen Augen an und seufzte. "Bitte, Kai-Chan... Sei nicht so. Wir haben uns eben erst wiedergefunden. Ich will mich auch noch ein wenig unterhalten mit dir." Er nahm seine Hand fest in seine und zog ihn zum Bett und setzte sich drauf. Verwirrt blieb er vor ihm stehen. Aber sie konnten sich doch auch morgen noch unterhalten. Das mussten sie doch nicht jetzt schon tun, oder? "Aber wir haben doch morgen auch noch Zeit dafür. Ich will keinen Ärger machen. Sei nicht böse." Er löste seine Hand von Uruhas und wich ein paar Schritte zurück. "Gomen, Ruha." Langsam ging er aus dem Zimmer und tastete sich in der Dunkelheit in Uruhas Wohnzimmer. Dort setzte er sich aufs Sofa und schaute ins Dunkel aus dem Fenster. Traurig blieb er alleine auf dem Bett liegen und sah an die Decke. Wieso wollte Kai nicht bei ihm sein? Hatte er ihn wirklich so sehr verletzt? Das hatte er nicht gewollt. "Verzeih mir, Kai-Chan...", wisperte er in die Stille hinein und schluchzte leise auf. Wieso machte er eigentlich immer alles falsch? Es war schon ein komisches Gefühl, wieder hier zu sein. Aber noch komischer war es, Uruha um sich zu haben, ihn aber nicht mehr so berühren zu können, wie er es früher tun konnte. Es tat weh und stillschweigend liefen ihm die Tränen über das Gesicht. Er hatte Uruha verloren. Seinen Uruha. Jetzt gehörte er zu jemand anderem. Uruha liebte ihn nicht mehr. Er liebte jetzt Aoi. In diesem Augenblick fühlte er sich so verdammt fehl am Platz. Er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Sollte er Kai einfach da liegenlassen, ganz alleine in einer Wohnung, die er nicht kannte? Das konnte er doch nicht machen. Er wollte sich jetzt um Kai kümmern. Schließlich war Kai schon so lange nicht mehr in der Stadt gewesen und musste sich erstmal wieder richtig zurechtfinden. Also stand er auf, raffte seine dicke Decke auf seine Arme und tapste zu Kai. Dort angekommen stockte er. Weinte Kai etwa? "Ka-Kai... Ich...", was sollte er denn jetzt sagen? "Ich hab eine Decke für dich." Aus tränenverschmierten Augen schaute er auf. Dann wischte er sie sich mit dem Handrücken aus dem Gesicht. "Arigatou, Ruha-chan. Das ist wirklich lieb von dir." Er schniefte noch einmal und nahm die Decke entgegen. "Aber du hast auch eine, hai?", fragte er ihn. Er hatte zwar keine weitere Decke, aber besser, er würde frieren als Kai. Kai war Gast und der Gast war immer König. "Na klar, Kai-Chan... Ich hab auch eine." Er lächelte leicht und strich ihm sanft über die Wangen, ehe er sich wieder aufrichtete und die Arme um seinen Körper schlang. "Oyasumi nasai...", murmelte er leise, ehe er zurück ins Schlafzimmer tapste und sich ohne seine Decke auf das Bett legte. Er rollte sich zusammen wie ein Embryo und schloss die Augen. Kai merkte sofort, dass die Decke noch warm war. Uruha hatte ihm also einfach seine Decke gegeben. Das war doch mal wieder typisch. Brummelnd erhob er sich, schnappte sich die Decke und tapste zurück zu Uruha, der zusammengerollt auf seinem Bett lag. Mit Schwung breitete er die Decke aus und warf sie über den zitternden Körper. "Wer´s glaubt, wird selig, mein Lieber." Seufzend erhob er sich und sah Kai vorwurfsvoll an. "Was soll ich denn bitteschön machen, Kai? Wenn ich weiß, dass du frierst, kann ich doch nicht seelenruhig schlafen. Da frier ich lieber. Und bei mir schlafen willst du ja auch nicht. Was soll ich denn machen?" Er fuhr sich leicht genervt durch die Haare und sah den Schwarzhaarigen an. "Kommst du jetzt zu mir?" Er seufzte hörbar laut auf. Jetzt hatte er wohl keine andere Wahl mehr. "Gut, aber nur dieses eine Mal, hai?" Mit diesen Worten wollte er sicher stellen, dass es wirklich dabei blieb. Dann setzte er sich aufs Bett und schlüpfte elegant mit den Beinen unter die Decke. "Bist du jetzt zufrieden, Ruha?" "Ja, ist okay. Nur dieses eine Mal." Er lächelte zufrieden und schmiegte sich ebenfalls unter die Decke. Seine Hand griff zur Seite und er knippste das Licht aus. Sofort wurde das Zimmer dunkel und er konnte nur noch Kais Umrisse ausfindig machen. "Ich freu mich, dass du wieder da bist, Kai-Chan. Ich hab dich vermisst.", flüsterte er leise und drehte sich auf die Seite, damit er Kai ansehen konnte. Kami-sama. Irgendwie war der Tag wirklich schrecklich verlaufen. Erst umgerannt, dann fast gefeuert und dann... dann hatte ihm seine erste große Liebe offenbart, dass er keine Chance mehr bei ihm hatte. Und zu allem Überfluss lag er auch noch neben ihm im Bett und sollte schlafen. Das war wirklich ungerecht. "Ja, es ist schön, wieder hier zu sein." Auf mehr wollte er nicht eingehen. Es würde ihm zu sehr weh tun. Als Kai nichts weiter dazu sagte, seufzte er und schloss die Augen. Er hätte gerne nochmal von ihm gehört, dass er ihn vermisst hatte. Aber nichts kam. "Naja... Ich wünsche dir eine gute Nacht...", murmelte er leise. Er drehte sich auf den Bauch und kuschelte sein Gesicht in eines der Kissen. Obwohl er ziemlich aufgewühlt war, spürte er, wie kurze Zeit später sein Körper schwer wurde und er langsam einschlief. "Du auch, Ruha. Und träum süß." Er hätte ihm jetzt so gern gesagt, dass er ihn unheimlich vermisst hatte. Dass er jeden Tag, jede Sekunde an ihn gedacht hatte und sich wünschte, er wäre bei ihm. Aber das konnte er jetzt nicht. Aoi war Uruhas Freund. Er durfte ihm so etwas sagen. Nicht Kai. Kai war jetzt nur noch ein Kumpel für ihn. Mehr war da nicht mehr. Leider. Und genau das machte ihn traurig und er spürte, wie abermals Tränen aus seinen Augen quollen und über seine Wangen liefen. Langsam driftete er in einen unruhigen Schlaf ab. Er träumte. Er befand sich in einem stillen, schwarzen Raum. Er runzelte die Stirn. Irgendwie kam ihm dieser Ort bekannt vor. In seinen Träumen war er oft hier. Plötzlich konnte er in weiter Ferne eine Person ausmachen, die ihm fröhlich zuwinkte und seinen Namen rief. Es war Kai. Uruha lächelte und rannte los, um zu ihm zu kommen. Doch egal, wie schnell er rannte, er kam nicht an ihn heran. Seine Augen füllten sich mit Tränen und er rief immer wieder Kais Namen. Uruhas Körper wälzte sich unruhig hin und her. Leise wimmernd nuschelte er immer wieder Kais Namen. Kai hatte wirklich Probleme. Irgendwie konnte er einfach nicht schlafen. Erst nach Stunden schaffte er es, endlich einzuschlafen. Doch dann wurde er geweckt. Uruha schien einen schlechten Traum zu haben. Er zerwühlte das ganze Bett und immer wieder bekam er leichte Tritte und Schläge von ihm ab. Das war wirklich nicht mehr lustig. Sanft rüttelte er ihn an den Schultern. "Uruha! Uruha? Ist alles okay bei dir?" Seine Stimme klang besorgt. Sein Körper verspannte sich und sein Wimmern wurde ein wenig lauter. Er spürte Kais sanfte Hände, doch wieso kam er nicht zu ihm? Egal, wie sehr er sich anstrengte, er konnte nicht zu Kai gelangen. Kleine Tränen liefen seine Wangen hinab und immer wieder kam Kais Name über seine Lippen. Unruhig wälzte er sich von einer Seite auf die andere und schlug leicht um sich. "K-Kai...!" Jetzt schüttelte er ihn kräftiger. Dann hörte er seinen Namen und sofort zog sich sein Herz zusammen und sein Atem stockte. War er es, der ihm solch einen bösen Traum schenkte? War er schuld daran, dass er jetzt weinte? Hastig warf er sich an seine Brust und schlang die Arme um ihn. "Uruha! Ich bin hier. Ganz ruhig.", redete er beruhigend auf ihn ein und strich immer wieder mit der Hand durch das verschwitzte Haar. "Wach auf. Das ist nur ein Traum. ich bin hier." Wieder spürte er diese warmen, sanften Hände auf seinem Körper, die ihn doch beruhigen sollten, doch sie bewirkten genau das Gegenteil. Uruha wurde nur noch unruhiger und versuchte angestrengt, endlich zu ihm zu kommen. "Kai, bitte...", murmelte er erstickt und schluchzte auf. "Kai..." Plötzlich spürte er, wie er feste geschüttelte wurde und schlug benommen die Augen auf. Er sah sich um, wusste erst nicht, wo er sich befand. Dann erinnerte er sich an den Traum und schloss zitternd die Augen. Immer, wenn er einen Alptraum gehabt hatte, war Aoi bei ihm und nahm ihn in den Arm. Und als er wieder warme Arme um sich spürte, dachte er, es wäre Aoi. "Aoi... Lass mich nicht alleine...", schluchzte er und schmiegte sich an den warmen Körper des vermeindlichen Aoi. Sein Herz machte einen Aussetzer. Uruha hielt ihn für Aoi. Das tat verdammt weh. Aber was konnte er schon ausrichten. Er wollte Uruhas Glück nicht im Wege stehen. Er war doch derjenige, der ihn verlassen hatte und erst jetzt wieder kam. Uruha hatte sich einfach neu verliebt. Sanft strich er ihm über den Kopf und zog ihn in seine Arme. Wenigstens Trost wollte er ihm jetzt spenden. Aber kein Laut verließ seine Lippen. Er schmiegte sich an den Körper seines 'Geliebten' und zitterte ein wenig. Sein Gesicht kuschelte er in dessen Halsbeuge. "Danke, Aoi-Chan... Ich liebe dich...", murmelte er leise. Wieder spürte er, wie er langsam in den Schlaf abdriftete und nahm Kais Hand fest in seine. Kurz darauf war er eingeschlafen. Kai war mehr als fertig. Uruha liebte ihn also wirklich nicht mehr. Nun verließ ihn auch der letzte Funken Hoffnung. Uruha gehörte nun ganz zu Aoi. Er hatte keinen Platz mehr in seinem Herzen. Vorsichtig zog er die Hand aus Uruhas Umklammerung und stieg aus dem Bett. Leise schnappte er sich seine Sachen, zog sie sich an und legte an dessen Stelle den Pyjama, den er anhatte. Dann verließ er so leise wie möglich die Wohnung. "Mach´s gut, Uruha. Werd glücklich mit ihm." Nur kurz lehnte er sich gegen die Wohnungstür und hauchte einen imagnären Kuss dagegen. Und dann verschwand er in die Dunkelheit hinein. Kapitel 8: ----------- Am nächsten Morgen wachte Uruha früh auf. Er blinzelte verwirrt und tastete neben sich. Die andere Betthälfte war kalt. Seit Stunden musste sie schon leer sein. Sofort war er wach und richtete sich auf. Hatte er das nur geträumt? Oder war Kai wirklich da gewesen? Schnell zog er sich an und kämmte sich die Haare, bevor er sich seine Jacke schnappte und hinaus in den kühlen Morgen rannte. Er wollte nachsehen, ob er geträumt hatte oder nicht. Sein Weg führte ihn zu Kais Wohnung. Er fror fürchterlich. Wie lange hockte er jetzt schon hier. Keine Ahnung, aber es war lang genug gewesen. Da war er sich sicher. Und zu allem Überfluss knurrte auch noch sein Magen. Aber er musste warten, bis er den Hausmeister irgendwie erreichen konnte. Der würde doch sicher einen Schlüssel für seine Wohnung haben. Aber warum tauchte der Kerl nicht endlich mal auf. Das war echt zum Haare raufen. Gott, wo war Kai nur? Hatte er etwa die ganze Nacht draußen verbracht? Uruha hoffte es nicht und rannte die Straßen entlang zu Kais Wohnung. Als er endlich dort angekommen war, sah er eine zusammengesunkene Gestalt dort sitzen und sein Herz zog sich zusammen. Langsam ging er auf ihn zu und wisperte: "Wieso bist du nicht geblieben?" Entsetzt starrte er in das Gesicht des Größeren. Musste es denn heute schon genauso beschissen weitergehen, wie es gestern angefangen und geendet war? Ja, scheinbar. Kami-sama war echt sauer auf ihn, dass er ihn immer wieder so bestrafte. Wieder legte er die Arme um seinen Körper und rieb sich über die Ärmel. Es sollte ihm etwas Wärme spenden. "Gomen, aber... ich dachte, ich würde so den Hausmeister erwischen." Glatte Lüge. Uruhas Worte hatten ihn so sehr aus dem Konzept gebracht, dass er einfach die Flucht ergreifen musste. Er wollte nicht für Aoi gehalten werden. Er war Kai. Und Uruha liebte ihn nicht mehr. Und er war nicht der Typ, der eine solche Situation ausnutzen würde. Neimals. Uruha bemerkte, dass Kais Lippen leicht bläulich angelaufen waren und erschrak. Anscheinend hatte er richtig gelegen mit seiner Vermutung. Kai hatte die ganze Nacht draußen verbracht. Aber wieso? Was war passiert, dass Kai einfach so gegangen war? "Hey...", murmelte er leise und nahm Kai in den Arm, um ihm etwas Wärme zu spenden. "Was ist bloß los? Du hattest doch ein warmes Bett. Wieso bist du jetzt einfach abgehauen?" Er strich ihm über die kalte Wange und seufzte niedergeschlagen. Nein, Uruha. Das würde er ihm niemals auf die Nase binden. Nicht so. Er wollte doch, dass er glücklich wurde. Sich zwischen die beiden zu drängen, war nicht seine Absicht. Es war nicht seine Art. Auch wenn er Uruha mehr als nur mochte. Das würde er ihm nicht antun, nur damit er ihn wieder bekam. "Der Hausmeister hat doch auch einen Schlüssel. Und da wollt ich ihn abfangen." "Der Hausmeister...", murmelte er leise und schnaubte. Glaubte Kai allen Ernstes, dass er ihm das abnahm? Sicherlich nicht. Plötzlich hörte er hinter sich einen lauten Ruf und einige Sekunden später spürte er vertraute, weiche Lippen auf den seinigen und einen Körper, der ihn fest im Arm hielt. "A-Aoi? Was machst du denn hier?", stotterte er verwirrt. Oh Gott, jetzt war das Chaos perfekt. Genau so eine Situation wollte er doch vermeiden. Und nun? Nun war sie da. Verlegen schaute er zu Boden. Aoi küsste Uruha. Vor seinen Augen. Das verstzte ihn einen Stich. Früher war er es, der den anderen küssen durfte. Einfach so. Jetzt hatte Aoi dieses Recht erworben. Kai war nur noch ein Nichts. Aoi verfestigte seinen Griff um Uruhas Hüften nur noch, als er bemerkte, dass sie nicht alleine waren. Verwirrt hob er eine Augenbraue. Wer war der Kerl und was hatte er mit seinem Uruha zu schaffen? "Was ich hier mache? Ich hab dich gesucht, weil du nicht zuhause warst. Wir müssen doch zu Probe, Schatz.", meinte er und küsste ihn erneut. "Lass uns gehen." Uruha sah Kai an und seufzte. Was sollte er jetzt machen? Kai kam sich gerade mehr als überflüssig vor. Aois scharfer Blick entging ihm nicht. Und jetzt war er sich sicher. Er hätte nicht wieder kommen sollen. Hier gab es doch nichts, dass ihn hier halten würde. Uruha war weg, seine Freunde waren weg. Was also machte er hier? "Gomen. Ich verschwinde dann mal. Tut mir wirklich leid. Ich hätte nicht wiederkommen sollen." Er erhob sich und machte sich auf den Weg. Wohin er jetzt sollte, wusste er zwar nicht, aber das war auch egal. Hier gab es nichts. Sofort packte er ihn am Handgelenk, um ihn aufzuhalten. "N-Nicht... Bitte...", murmelte er verstört und biss sich auf die Unterlippe. "Wo willst du denn hin? Komm doch mit uns mit zur PSC... Wir haben jetzt gleich Probe und... Vielleicht... Willst du bei uns mitspielen?" Aoi schnaubte verächtlich und zog Uruha wieder dicht an sich heran. "Wer ist der Kerl?", fragte er. Er versuchte, sich von dem festen Griff Uruhas loszueisen. Doch es ging nicht. Er hielt ihn einfach fest. Er schüttelte den Kopf. "Iie... das geht nicht. Hier ist kein Platz mehr für mich." Und dann schaffte er es und entkam dem Klammergriff seines Freundes. "Ich ... werd glücklich mit ihm." Und schon rannte er einfach drauf los. Verzweifelt wollte er ihm hintherher, doch Aois Griff um seine Hüfte war zu fest und zu besitzergreifend. Das mochte er an Aoi einfach nicht. Immer, wenn ein Mann ihm zu nahe kam, wurde Aoi rasend eifersüchtig. "Was sollte das? Kannst du nicht mal ein bisschen netter sein?", fauchte er. "Netter? Wieso sollte ich nett zu einem Kerl sein, der dich so anschmachtet wie der da?", knurrte er. Ja, er hatte es gesehen. Und das war mehr als deutlich erkennbar. "Du gehörst nun mal zu mir und ich will nicht, dass ein anderer dich anfasst." Seine Stimme klang sauer. Und das war er auch. "Wer war das eigentlich?" "Aoi!", fuhr er ihn an. "Sei bitte nicht so eifersüchtig. Ich bin ja auch nicht dein Eigentum und darf ja wohl mit Leuten sprechen. Und er hat mich nicht angeschmachtet." Er rieb sich die Schläfen und spürte immer noch den festen Griff um seine Hüften. "Es... Ach, nicht so wichtig, wer das war..." Aoi war noch immer sauer. "Ach, und wie würdest du es sonst deuten, dass er dich so angesehen hat? Das war Anschmachten und nichts anderes.", brummte er und zog Uruha mit sich. "Komm, wir müssen zur Probe." Kai lief die Straße entlang. Immer mehr Tränen stiegen in ihm auf und er wollte doch so gern zu seinem Uruha. Zu dem Menschen, den er so sehr liebte. Und jetzt? Jetzt war er zwar hier, aber Uruha... der liebte jemand anderen. Irgendwie fühlte er sich mit einem Mal so leer und verlassen. Er wurde etwas zu grob mitgezogen und keuchte wegen des festen Griffes um sein Handgelenk auf. Aoi benahm sich seltsam. So... Besitzergreifend. "Aoi... Was sollen wir bei der Probe? Es bringt doch eh nichts.", murmelte er verstört. Er wollte zurück zu Kai und mit ihm sprechen. Mehr wollte er im Moment gar nicht. "Oder lass uns zu dir gehen... Probe bringt eh nichts..." Irritiet blieb er stehen. "Du willst zu mir? Und dann?", maulte er. "Die Proben sind wichtig und außerdem meinte Reita, dass er jemanden hätte, den wir als Drummer anstellen könnten. Wäre wohl was Spontanes gewesen." Ein scharfer Blick. "Also hab dich nicht so und lass uns zur Probe fahren." "Ich weiß nicht... Kuscheln oder so...", murmelte er leise und wurde weiterhin mitgezogen. "Ach und wen hat er gefunden? Es gibt sicherlich niemanden, der so gut ist wie Yune. Da bin ich mir sicher!" Er würde keinen anderen als Kai mehr akzeptieren. Auch, wenn es komisch klang, aber irgendwie wollte er Kai nicht mehr gehen lassen. Er wollte, dass er bei ihm blieb... "Aoi, bitte..." "Was ist?" Irgendwie war er auch heute nicht besser drauf. Was war denn bloß los mit ihm? "Also Reita meinte, dass er ganz schön was auf dem Kasten hätte. Da müssen wir doch mal schauen, ob das stimmt. Vielleicht löst sich ja unser Problem schneller, als wir dachten. Das wär doch toll, oder nicht?" Er zog Uruha an sich und küsste ihn. "Und nun guck nicht so traurig. Das steht dir nicht." Als er an Aoi gezogen wurde, murrte er leise auf und schaute auf dessen Brust. Er wollte keinen anderen als Kai als Drummer. Er würde den anderen sicherlich nicht akzeptieren! Das hatte er sich fest vorgenommen. "Wenn du meinst...", murmelte er und sah weg. "Lass uns gehen..." Den Kuss erwiderte er nicht. Irgendwie beschlich ihn das Gefühl, dass mit Uruha etwas nicht stimmte. Er benahm sich so verdammt merkwürdig. Und als er den Kuss nicht erwiderte, wollte er es genauer wissen. "Was ist los mit dir? Du bist so komisch? Ist etwas passiert?" Vorsichtig strich er ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Er blickte schnell zur Seite. Sein Herz machte einige Hüpfer und er biss sich nervös auf die Lippen. "Aoi, ich... Ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll...", murmelte er angespannt und sah zu Boden. "Ich..." Er fing leicht an zu zittern und krallte sich an Aoi. Was sollte er denn jetzt sagen? Dass in ihm wieder Gefühle für Kai aufgetreten waren? Das konnte er Aoi nicht antun. Uruhas Griff in seine Jacke machte ihn stutzig. Und auch sonst stammelte sein Freund doch nicht so. "Was ist los mit dir? Ich mach mir Sorgen, Ruha. Bitte sag es mir doch." Auch wenn er ziemlich besitzergreifend war, was den anderen abelangte, so wollte er doch schon gern wissen, was ihm so auf dem Herzen lag. "Keine Angst, ich beiß dich schon nicht deswegen." "Ich... Ach, Aoi...", er schluchzte wieder leise und verfluchte sich für seine Sensibilität. "Weißt du... Gestern Abend hab ich jemanden wiedergefunden... Der mir sehr am Herzen liegt... Und jetzt weiß ich einfach nicht mehr, was ich denken soll..." Er vergrub sein Gesicht in Aois Jacke. Seine Schultern bebten leicht. "Der Mann von eben... Das war Kai..." Seine Knie wurden weich und er torkelte leicht zurück. Das war ein Scherz oder? Kai durfte nicht hier sein. Nicht jetzt. Und warum hatte Uruha ihn getroffen? "Nani?" Er war geschockt. Uruha hatte Kai getroffen. Sein Uruha hatte seinen ärgsten Konkurrenten getroffen. Aber Uruhas Worte machten ihn noch mehr zu schaffen. "Wieso? Du...du liebst doch mich?", fragte er verwirrt. Erschrocken sah er auf und krallte sich an Aoi fest. "Natürlich liebe ich dich! Ich hab nichts anderes behauptet!", rief er verzweifelt. "Aber... Ich bin so verwirrt..." Seine Stimme wurde wieder leiser und seine Beine wurden weich, sodass er Angst bekam, sie würden ihn gleich nicht mehr halten. "Ich verstehe nicht, wieso er gerade jetzt zurückkommt..." Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. "Hai. Das versteh ich auch nicht so ganz.", gab er leise von sich. Irgendwie bekam er jetzt Angst. Angst davor, Uruha doch wieder an ihn zu verlieren. Aber er konnte es ja eh nicht ändern, wenn Uruha sich für Kai entschied, dann war es eben so. Aber noch gab er nicht auf. Dafür liebte er ihn viel zu sehr. "Lass uns zu mir gehen. Dort können wir in Ruhe reden, Okay?" "Hai, bitte...", murmelte er verstört und stützte sich auf Aoi, da sich seine Beine wirklich anfühlten wie Pudding. Zusammen schritten sie zu Aois Wohnung und Uruha hing seinen Gedanken nach. Was sollte er denn jetzt machen? Kais Auftauchen hatte sein ganzes Leben durcheinander gebracht und auch seine Gefühlswelt. Auf einer Bank in einem Park ließ er sich nieder. Von hieraus hatte er ein ziemlich großes Gebäude im Blick. Sah nach irgendeinem Geschäftsgebäude aus. Was da wohl drin war? Ach egal. Darüber konnte er ein anderes Mal nachdenken. Jetzt musste er sich nur überlegen, wie er so schnell wie möglich von hier wieder weg kam. Der Grund für sein Auftauchen in Kanagawa war Uruha. Doch den Grund gab es nicht mehr. Also hielt ihn hier auch nichts. Dann konnte er doch getrost wieder zurückgehen. Auch wenn er Japan liebte. Er war fünf Jahre nicht hier gewesen und das machte sich deutlich bemerkbar. Man hatte ihn hier nicht vermisst. Er war wie ein lästiger Parasit, einfach wieder aufgetaucht. Aber so schnell und leise, wie er gekommen war, so schnell wollte er jetzt auch wieder weg. "Komm, setz dich erstmal." Aoi platzierte seinen Freund auf seinem Sofa. "Möchtest du was trinken?", fragte er liebevoll. Schniefend saß Uruha nun auf dem Sofa in Aois Wohnung und ließ sich umsorgen. Auch, wenn Aoi wirklich ziemlich besitzergreifend war, er konnte auch genauso süß und liebevoll zu ihm sein. Fast wie eine Glucke, die sich um ihre Küken kümmert. "Hai...", murmelte er leise. "Ein Wasser, bitte..." Das war auch ein Anzeichen dafür, dass es ihm gerade nicht gut ging. Normalerweise trank er bei Aoi nur Moet&Chandon. Wenn er etwas anderes wollte, stimmte etwas nicht. Er lehnte sich zurück ins Sofa und schniefte immer wieder leise auf. Er machte sich nun wirklich Sorgen. Uruha wollte ein Wasser? Das war das Alarmsignal schlechthin. Doch er brachte es ihm. "Bitte schön, mein Schatz." Dann ließ er sich neben Uruha auf das Sofa fallen. "Du siehst fertig aus. Hat er dir etwas getan?", fragte er vorsichtshalber erst mal nach. Man wusste ja nie. Auch Menschen konnten sich ändern. Sofort schmiegte er sich schutzsuchend an den Älteren und schloss die Augen. Tief sog er den Geruch des anderen in seine Nase und seufzte wohlig auf. Ja, er liebte Aoi wirklich, doch was war das für ein Gefühl, das in ihm aufstieg, wenn er Kai sah. "Nein, hat er nicht... Ich bin nur total... Verwirrt..." "Wieso?" So langsam wurde er unruhig. Hätte er nicht dabei sein können, als Uruha auf Kai traf? Dann hätte er ihm deutlich klargemacht, dass Uruha jetzt zu ihm gehörte und er ihm beweisen würde, dass er bei Uruha keine Chance mehr hatte. Der Größere gehörte jetzt zu ihm und er würde ihn so schnell nicht wieder hergeben. "Wenn du reden möchtest, ich bin immer für dich da. Das weißt du doch." Er küsste ihn auf die Stirn. "Ich liebe dich so sehr." Er legte den Kopf vertrauensvoll auf Aois Brust ab und nickte. Natürlich wusste er das. Aoi war immer bei ihm, wenn er in der Klemme steckte und beschützte ihn vor allen Gefahren. Genauso hatte er sich seinen Traumpartner immer vorgestellt. Aoi vereinte all diese Eigenschaften in sich selbst. "Weißt du... Ich liebe dich wirklich, Aoi. Das glaub mir bitte. Aber es ist ein seltsames Gefühl, plötzlich zu wissen, dass der Ex-Freund nach 5 Jahren wieder in der Stadt ist." Beruhigend streichelt er seinen Rücken und krauelte ihm leicht im Nacken. Er wusste, dass Uruha das mochte. Und es sollte ihn beruhigen. Uruha schien ziemlich durcheinander zu sein und das wollte er nicht. "Das kann ich verstehen, mein Schatz. Mir würde es wohl auch nicht anders gehen. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst, hai?" Drängen würde ihn jetzt auch nicht weiterbringen. Das wusste er. Und Uruha einengen, würde alles nur noch verschlimmern. "Arigatou, Aoi-Chan...", wisperte er leise und hob den Kopf etwas an, um seinem Schatz einen süßen Kuss auf die sündigen Lippen zu geben. "Aber vielleicht is jetzt ja unser Problem gelöst. Ich weiß, wo Kai jetzt wohnt und vielleicht erklärt er sich ja auch dazu bereit, bei uns mitzumachen." Er schloss die Augen wieder. Sanfte Kreise auf Aois Brust ziehend seufzte er langgezogen. "Nani?" Jetzt war er überrascht. "Du...du willst doch, dass er bei uns mitmacht? Wieso das? Gestern warst du doch noch so sehr dagegen." Irgendwie wusste er jetzt wirklich nicht, was los war. Plötzlich klingelte sein Handy. Es war Reita. "Hey, was gibt´s?", begrüßte er ihn grinsend. "Wo zum Henker seid ihr?!", brüllte Ruki ins Telefon. "Wir warten auf euch und ihr?" Er war auf hundertachzig. Reita hatte extra jemanden herbestellt und die beiden hatten nichts Besseres zu tun, als die Probe zu schwänzen? "Bewegt eure süßen kleinen Ärsche gefälligst hierher!" Aoi hielt das Handy extra weit weg. Der Sänger hatte aber mal wieder ein Organ. Uruha öffnete die Augen wieder und ließ die Hände sinken, die sich gerade noch auf seine Ohren gepresst hatten. Kami-Sama, dieses laute Organ hätte man dem zierlichen, kleinen Vocal wirklich nicht zugetraut. Aber der Kleine konnte lauter schreien als die anderen Gazettos zusammen. "Oh Mann... Ruki hat extrem schlechte Laune oder?", fragte er, obwohl er die Antwort schon wusste. "Na komm... Wir sollten uns wohl doch auf den Weg machen, sonst versohlt uns Ruki wirklich noch unsere süßen kleinen Ärsche." Er lachte verlegen und wurde rot. Der Schwarzhaarige nickte grinsend und stand auf. Er zog Uruha mit sich und verpasste ihm neckisch einen kleinen Klaps auf den Po. "Das darf nur ich bei dir.", scherzte er. "Das muss ich Ruki wohl noch beibringen." Jetzt lachte er wieder. "Dann lass uns mal schnell los. Ne Standpauke kriegen wir ja eh schon. Da müssen wir es nicht noch schlimmer machen, als es eh schon ist, hai?" Und so zogen sie sich an und machten sich auch so gleich auf den Weg zur PSC. "Wen Reita da wohl angeschleppt hatte?" Rot werdend rieb er sich den Po und schaute Aoi beleidigt an. "Ich hab aber keinen süßen kleinen Arsch. Meiner ist doch riesig!" Er grinste und nahm Aois Hand. Zusammen traten sie den Weg zur PSC an und Uruha seufzte. Er wollte jetzt keinen neuen Drummer. Schließlich war Kai da, wozu brauchten sie einen Neuen? Kai war perfekt. "Ich bin auch mal gespannt...", nuschelte er leise. Mit den Händen in die Seite gestemmt, warf er ihnen einen bösen Blick zu, als sie in den Proberaum traten. "Müsst ihr übereinander herfallen, wenn wir Porbe haben? Macht das gefälligst danach. Kapiert!", motzte er auch schon los. Hinter dem kleinen Sänger saß Reita auf dem Sofa und grinste sich eins. Er fand das durchaus lustig. "Pah. Du bist auch nicht viel besser, Giftzwerg!", konterte der Älteste und ließ sich in einen der Sessel fallen. Uruha zog er gleich auf seinen Schoß. "Und wo ist jetzt der Kerl, der Yune ersetzen soll?", fragte er mürrisch. Plötzlich sprang die Tür auf und ein ziemlich bunter Vogel betrat den Raum. Erschrocken quietschte er auf, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und der wohl bunteste und verrückteste Musiker der ganzen PSC in den Raum stolperte. Miyavi. Uruha seufzte angeschlagen und lehnte sich vertrauensvoll an Aoi, auf dessen Schoß er ja saß. Miyavi hatte ihm jetzt gerade noch gefehlt. Er hatte doch schon Kopfweh... Hibbelig flitzte der Solokünstler durch den Raum und umarmte erst mal alle. Ruki gönnte er sogar noch einen dicken Kuss auf die Wange, was ihm einen funkelden Blick seitens Reita einbrachte. Grinsend setzte er sich zu ihnen. Er hatte wirklich tolle News für die Jungs. "Ich hab den perfekten Drummer für euch gefunden!", strahlte er auch schon bis über beide Ohren. Verwirrt schauten sie den bunten Schopf an. "Und wo hast du ihn gelassen?", platzte es dann aus dem Bassisten heraus. Schließlich hatte er ihm doch so sehr vorgeschwärmt und wollte ihn mitbringen. Uruha seufzte. Na toll. So, wie Miyavi reagierte, würde er heute Abend mit richtiger Migräne im Bett liegen. Diese feste Umarmung gab ihm beinahe den Rest. Und wer sollte jetzt dieser geheimnissvolle Drummer sein? Hoffentlich war der die ganzen Knuddelattacken auch wert... "Der? Der steht noch draußen. Ich glaube, der Süße ist schüchtern.", grinste Miyavi und sah in die Runde. Jetzt wurde er aber neugierig. Warum hatte Miyavi ihn nicht einfach mit reingebracht? "Dann hol ihn rein.", brummelte er und auch Reita und Ruki nickten zustimmend. Sie alle wollten den Typen kennen lernen, den der durchgeknallte Solokünstler für fähig hielt, Yune zu ersetzen. Kichernd erhob er sich wieder und ging zur Tür. "Nun komm schon rein. Du brauchst überhaupt nicht schüchtern sein. Die Jungs beißen nicht." Miyavi packte ihn am Handglenek und zog ihn einfach mit rein. "Das ist Kai. Der beste Drummer der Welt!", grinste der Größte. Kapitel 9: ----------- Augenblicklich spürte Uruha, wie ihm mehr als nur schlecht und schwindlig wurde und er krallte sich an Aoi fest. Kami-Sama! "Ka-Kai?", stotterte er hilflos und stand auf, um zu ihm zu gehen. Vor ihm blieb er stehen und sah ihm in die Augen. "Heißt das... Du willst doch bei uns mitmachen?" Miyavi starrte perplex in die Runde und fuhr sich durch seine knallbunte Frisur. "Hab ich was verpasst? Strapsi kennt den Süßen?" Völlig überfordert stand er nun in dem Raum und Uruha vor ihm. Irgendetwas lief hier verdamm schief. Er wollte ihm doch nicht wieder über den Weg und jetzt? Jetzt stand er wieder vor ihm. Sofort schaute er zu Boden. Ein paar Schritte wich er zurück. "Gomen nasai.", entschuldigte er sich und trat den Rückzug in Form eines Sprintes an. Kami-sama meinte es aber auch wirklich nicht gut mit ihm. Nicht schon wieder... Jetzt war Kai wieder davongelaufen... Was sollte er denn jetzt machen? Verzweifelt hickste er auf und spürte wieder, wie ihm kleine Tränen die Wange hinunterrannen. Hasste ihn Kai jetzt etwa so sehr, dass er es nicht mal mehr fünf Minuten bei ihm aushielt? "Hey, Ruha... Wieso weinst du jetzt?", fragte Miyavi jetzt überbesorgt und zog den ausnahmsweise Kleineren an seine Brust, streichelte ihn fürsorglich. "Ist das jetzt meine Schuld?" Er wuste einfach nicht, wo er noch hin sollte. Überall, wo er hin kam, traf er Uruha wieder. Seine Vergangenheit holte ihn immer wieder ein. Wieso? Konnte er nicht einfach damit abschließen? Warum nicht? Hilfesuchend schaute er sich um. Aber irgendwie hatte er sich in den vielen Gängen dieses Gebäudes verlaufen. Es war fast wie ein Labyrinth. Seufzend ließ er sich an einer der Wände nieder und zog die Beine an. Na toll. Wieder mal ist alles schief gelaufen, was hätte schief laufen können. Wie angewurzelt saß Aoi in dem Sessel. Das durfte nicht wahr sein. Nun war Kai also wirklich wieder zurück. Und er sollte wohl wirklich in ihrer Band spielen. Miyavi war von ihm überzeugt. Und das hatte schon etwas zu heißen. Doch er erhob sich und kam auf Uruha zu. Sofort zog er ihn in die Arme und versuchte, ihn zu beruhigen. "Keine Sorge, Miyavi. Du bist nicht Schuld. Das ist eine lange Geschichte." Wimmernd presste er sich an Aoi und krallte sich an ihm fest. Wieso? Ihn plagten die Schuldgefühle. Hasste ihn Kai jetzt etwa wirklich? Wenn ja, würde er etwa wieder aus seinem Leben verschwinden? Einfach so, ohne etwas zu sagen? Das würde Uruha nicht aushalten. Er wollte nicht, dass Kai wieder ging. Kai sollte bei ihnen bleiben! "Aoi...", schluchzte er. "Kai hasst mich..." "Hey." Er legte die Hand an Uruhas Kinn und hob seinen Kopf so, dass er ihm ins Gesicht schauen musste. "Er hasst dich doch nicht. Das redest du dir nur ein." Aoi drückte ihn fest an sich. "Beruhig dich erst mal. Und dann werden wir mal nach ihm suchen. Weit kann er ja noch nicht gekommen sein." Miyavi nickte zustimmend. Er hatte schon miterlebt, wie sich der kleine Drummer in dem Gebäude fast verlaufen hatte. Das war, als sie hierher gekommen waren. Also vermutete er stark, dass er das jetzt wirklich gekonnt hatte. "Der schwirrt hier garantiert noch rum. Vorhin hatte er sich auch fast verlaufen.", kicherte er. Verzweifelt sah er Aoi in die Augen und hickste immer wieder leise auf. "D-Doch... Er haut immer ab, wenn er mich sieht. Bin ich so schrecklich? Ich will nicht, dass Kai schlecht von mir denkt." Immer noch leise wimmernd wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht und sah Miyavi traurig an. "Ich glaube, er will mich nicht sehen... Wenn ihr ihn suchen wollt, dann macht das... Ich bleib hier..." Reita zuckte nur mit den Schultern. "Dann lasst uns gleich mal nach ihm suchen. Schließlich soll er uns ja noch zeigen, was er drauf hat, bevor wir ihn wirklich in die Band lassen." Leicht lächelnd erhob er sich und ging auf Aoi und Uruha zu. Sanft legte er eine Hand auf die Schulter des Brünetten. "Du wirst schön mitkommen. Wir brauchen alle, um ihn zu finden und du weißt auch, wo er wohnt." Sein Blick wurde ernst. "Und nun reiß dich zusammen. Ihr seid erwachsene Menschen und keine Kinder mehr." "Aber..." Er wusste nicht, wieso er jetzt mitkommen musste. Suchen konnten sie ihn auch gut alleine und er konnte ihnen auch einfach die Adresse Kais geben. Da brauchten sie ihn doch nicht für. Doch er konnte nicht mehr widersprechen, denn schon wurde er gepackt und mitgezogen. "Ich will nicht..." "Hör auf, dich wie ein Kleinkind zu benehmen. Du sagst doch immer, dass du mit ihm abgeschlossen hast, also benimm dich dementsprechend." Reita nervte das hier so langsam. Er hatte den Eindruck, dass Uruha ihnen etwas verschwiegen hatte. Etwas wirklich Wichtiges. Kai saß hier und wusste nicht mehr weiter. Er hatte sich wirklich in diesem blöden Gebäude verlaufen. Wie doof konnte man eigentlich sein? Keine Ahnung, aber er war wirklich ein Trottel. "Ich benehme mich nicht wie ein Kleinkind!", maulte er sofort drauflos und wischte sich die letzten Tränchen weg. "Ich will jetzt bloß nicht!" Doch zu spät. Er wurde schon durch die unzähligen Gänge gezogen und die anderen zeigten kein Erbarmen. Seufzend eilte Uruha hinter ihnen her. Würden sie Kai noch finden? Zusammengekauert hockte er hier. Warum versuchte er nicht einfach weiter, den Ausgang zu finden? Keine Ahnung. Irgendwie hatte er wirklich keine Lust mehr dazu. Und wer garantierte ihm, dass er den anderen nicht doch wieder über den Weg lief? Das wollte er tunlichst vermeiden. Sie würden eh nicht gut auf ihn zu sprechen sein. Besonders Uruha. Wie lange irrten sie schon durch die Gänge? Jedenfalls schon ziemlich lange, denn selbst Uruha wusste nicht mehr, wo sie sich befanden. Seufzend starrte er stur vor sich hin, als er plötzlich mit dem Fuß gegen etwas prallte. Er schaute hinunter und ihm stockte er Atem. "Kai-Chan! Da bist du ja!", jauchzte Miyavi und hob den anderen mit einem Ruck auf die Füße, um ihn durchzuknuddeln. "Mann, lauf ja nicht wieder weg!" Kai hatte heute wirklich kein Glück. Hatte er nicht eben noch gehofft, dass er die anderen nicht noch einmal traf? Jetzt standen sie hier vor im und dieser komische Miyavi drückte ihn fast zu Mus. "Itai.", quieckte er und versuchte, sich aus der festen Umklammerung des Großen zu befreien. "Das tut weh.", flüsterte er und kämpfte sich dann doch frei. "Gomen, Kleiner. Aber ich muss ja jetzt auf dich aufpassen. Du verirrst dich hier noch. Mama Myv passt gut auf dich auf." Uruha seufzte schwer und lehnte sich an Aoi. Konnte es denn noch schlimmer werden? Anscheinend wollte Kai wirklich nicht mehr zu ihnen zurück, so wie der guckte. "Was ist nun? Willst du mal vorspielen?", fragte Reita etwas genervt. Verwirrt schaute er zu Reita. Was sollte er jetzt machen? Nein sagen? Das ging doch nicht. Dafür war er ja auch nicht hierher gekommen. Miyavi hatte ihn zwar mehr überrumpelt, aber er hatte ihn auch schnell dafür begeistern können. Stumm nickte er nur. Jetzt konnte er ja schlecht einen Rückzieher machen. Also ging es jetzt um die Wurst. "Gut. Dann komm endlich mit und wehe, du haust wieder ab. Ich hab keinen Bock, dass Ruha dann wieder heult.", knurrte Reita und sie traten den Rückweg an. Uruha sah stur zu Boden und biss sich auf die Unterlippe. Gott... Das war jetzt peinlich. Musste das Reita ausgerechnet so sagen? Da hielt ihn Kai ja wieder für sonst was... Sie betraten den kleinen Proberaum wieder und Reita schob Kai zu den Drums. "Na los." Nervös betrachtete er das Drumset. Es war zwar nicht so aufwendig gestaltet wie sein altes Schmuckstück, aber es war schon beachtlich. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er strich mit den Fingerspitzen über das komplette Set. Es war wunderschön und es schien schon förmlich nach ihm zu rufen. Jetzt wollte er es wirklich unbedingt spielen. Dann schaute er auf. "Und was soll es sein?" Uruha legte ihm das Notenblatt hin und sah ihn traurig an. Es sah ziemlich zerknittert und vergilbt aus. "Hier... Das gehörte eigentlich dir... Erkennst du es? Das ist das Blatt, welches du beim Cassis-Spiel benutzt hast. Ich... Ich hab es aufgehoben...", nuschelte er verlegen. "Du hast es gehütet wie deinen Augapfel.", knurrte Reita. "Gar nicht!" Kai wurde rot. Uruha hatte dieses Blatt aufgehoben? Aber wieso? Doch das war jetzt nebensächlich. Hier sollte er jetzt beweisen, dass er als Drummer für die Band geeignet war. Und diesen Song kannte er. Dafür brauchte er keine Noten mehr. Dieser Song war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Wie oft hatte er diesen Song gespielt, als man ihn hier weggeholt hatte? Unzählige Male. Sofort setzte er sich hinter das Set und gab Uruha den Zettel zurück. "Arigatou, aber den brauch ich nicht." Er lächelte und zückte dann seine eigenen Drumsticks, um auch sofort loszulegen. Verwirrt blickte er auf das Blatt in seiner Hand. Beinahe wären ihm wieder die Tränen gekommen. Kai brauchte es nicht? Wieso denn das? Als Kai anfing zu spielen, wusste er, wieso. Er beherrschte es perfekt. "WOW!", kreischte Miyavi los. "Ich hab´s euch doch gesagt! Der Kerl ist einsame Spitze! Absolut klasse!" Uruha lächelte und lauschte Kais Spiel. Wie sehr er das doch vermisst hatte... Beim Spiel ging er förmlich auf. Er mochte es einfach zu sehr, wenn er an den Drums saß. Das merkte man ihm auch an, denn er strahlte förmlich. Es tat ihm gut, dass er sich jetzt mal ein wenig austoben konnte. Und diesen Song hatte er nie vergessen können. Er erinnerte ihn immer an die Zeit, die er mit den Jungs verbracht hatte. Als er fertig war, drehte er einen Stick gekonnt in seiner Hand und lächelte alle mit einem strahlenden Grinsen auf den Lippen. "Na ja, war nicht perfekt, aber hab es auch schon lange nicht mehr gespielt. Gomen nasai.", entschuldigte er sich und steckte die Sticks wieder in ihr Etui. "N-Nicht perfekt?", stotterte Ruki fassungslos. "Das war absolut perfekt! Rede keinen Stuss!" Uruha lehnte an Aois Brust und hatte immer noch die Augen geschlossen. Er fand es schade, dass Kai nicht mehr spielte. Es hatte gerade so schön geklungen... "Ich würde sagen, Test bestanden. Herzlich Willkommen zurück in der Band, Kai!", lächelte Ruki und umarmte ihn fest. "Was meint ihr, Leute?" Mit großen Augen schaute er Ruki an, der sich hier an ihn klammerte und ihn anstrahlte. "Nani?" So gut war er doch nun wirklich nicht. Aber scheinbar hatte er Glück und sie wollten ihn wirklich wieder haben. "Ist... ist das auch wirklich okay für euch?", fragte er unsicher. Er würde sich schon freuen, wenn er wieder mit seinen alten Freunden zusammen sein konnte, aber es schwang auch ein eher unangenehmes Gefühl mit. So würde er Uruha jeden Tag sehen und immer würde er sehen, wie Uruha und Aoi sich so nah waren. Aber irgendwann würde auch er das akzeptieren können. Das musste er, wenn er hier bleiben wollte. Uruha sah zu Boden und biss sich nervös auf der Unterlippe herum. Sollte er jetzt zustimmen? Er wollte ja, aber irgendwie wurde er dieses seltsame Gefühl immer noch nicht los... Was war das bloß? "Hai, ich bin einverstanden.", sagte Reita und klopfte Kai anerkennend auf den Rücken. "Willkommen zurück." "Ich... Ich bin auch einverstanden...", nuschelte Uruha und lehnte sich an Aoi. Alle Blicke waren jetzt auf Aoi gerichtet. Würde er zustimmen und zulassen, dass Kai wieder in Uruhas Nähe kam? In seinem Inneren focht er gerade einen ziemlichen Kampf aus. Einerseits war es wirklich klasse, dass sie wieder einen mehr als fähigen Drummer hatten. Andererseits würde er dann wieder hier sein und Uruha könnte sich doch wieder von ihm angezogen fühlen. Aber was sollte er machen? Die Band war überaus wichtig. Auch wenn es ihm irgendwie missfiel, nickte er zustimmend. "Okay, dann sind wir also wieder komplett." Erleichtert seufzten alle auf. Sie hatten schon befürchtet, Aoi würde vor Eifersucht rot sehen und Kai doch nicht akzeptieren. Das wäre das Aus gewesen. "Dann ist es jetzt offiziell. Hiermit erkläre ich dich, Uke Yutaka, zu einem festen Mitglied der Gazettos! Wo ist der Sekt? Wir müssen auf ihn anstoßen!", grinste Ruki. "Den hat Uruha ausgesüppelt...", meinte Reita und schnalzte missbilligend mit der Zunge. "Ich hatte Durst!", verteidigte sich der Leadgitarrist. Es war erstaunlich, wie wenig sich hier verändert hatte. Sie schienen wirklich noch die Gleichen zu sein, die sie damals waren. Und er freute sich, dass sie ihn einfach so in ihre Runde aufnahmen. Höflich verbeugte er sich vor ihnen. "Arigatou." Und dennoch musste er lachen. "Sei nicht so förmlich.", knurrte Reita und pokte dem Drummer in die Seite. "Wir haben dich vermisst, Kumpel." Uruha seufzte tief und nickte. "Hai, haben wir." Er wusste einfach nicht, wie er sich jetzt Kai gegenüber verhalten sollte. Sollte er zu ihm gehen und ihn wie die anderen drei umarmen? Gerade wollte er das auch tun, als er wieder den festen Griff um seine Hüften spürte. Aoi. Der Schwarzhaarige beobachtete Uruha sehr genau und auch, als er Kai scheinbar umarmen wollte, hielt er ihn einfach fest. Nein. Auch wenn Kai jetzt ein Mitglied ihrer Band war. Uruha würde er nicht bekommen. Niemals. Und er würde alles tun, um zu verhindern, dass sich die beiden zu nahe kamen. Eine Umarmung war also tabu. "Ruha...", hauchte er ihm ins Ohr und zog ihn wieder ein Stück zurück. Kai freute sich wirklich. Jetzt hatte er wieder Anschluss gefunden und auch seine Freunde von damals hatte er wieder. Zwar war dort ein bitterer Beigeschmack, aber er war so froh, wieder hier zu sein. "Schön, wieder hier zu sein.", lächelte er. Seufzend schmiegte er sich zurück an Aoi und schloss resigniert die Augen. Verzwickte Sache. Was nun? Wenn er Kai zu nahe kommen würde, würde Aoi im Dreieck springen. Und das wollte er wirklich nicht. Er liebte Aoi schließlich wirklich. "Ja?", hauchte er süß zurück. Seine Augen huschten immer wieder unauffällig zu Kai hinüber, der von den anderen dreien belagert wurde. Er würde auch gerne bei ihm stehen und ihn umarmen. So schlecht lief der Tag dann also doch nicht. Und er fühlte sich gerade wieder unglaublich glücklich. Er hatte seine Freunde wieder und sie schienen sich wirklich zu freuen, ihn wieder zu sehen. Miyavi drückte ihm auch sogleich einen dicken Schmatzer auf die Wange. "Du bist verdammt süß, Kai-chan.", trällerte er und knuffte ihn gleich kräftig durch. "Hast du eigentlich eine Freundin?", fragte er ihn ungeniert. Kai wurde rot. Was sollte das denn jetzt werden? Uruha brodelte innerlich. Was sollte das denn? Miyavi kannte Kai doch gar nicht! Wie konnte er sich erlauben, ihn einfach so zu küssen?! Das ging doch nicht! Er setzte sich seufzend auf Aois Schoß und stupste ihn an. "Was ist los? Du wolltest eben was von mir." Stimmt. Er hatte Uruha ja angesprochen. Aber eigentlich wollte er ihm doch nur deutlich machen, dass es ihm nicht passte, wenn er dem anderen zu nahe kam. "Schon gut. Hat sich schon erledigt, Ruha." Sofort legte er seine Lippen auf Uruhas und küsste ihn liebevoll. Seine Lider fielen zu und er genoss das Gefühl, diese süßen Polster schmecken zu dürfen. Verdattert starrte er an Reita vorbei. Dort saß Uruha auf Aois Schoß und sie küssten sich. Er schluckte. Es tat verdammt weh, das zu sehen. Warum musste er auch damals einfach von ihm weggerissen werden? Vielleicht wäre er sonst derjenige, den Uruha so liebevoll anschauen und küssen würde. "Gomen, aber ich muss mal auf die Toilette." Und schon verließ er den Raum. Seufzend lehnte er sich gegen die Tür. Dann stieß er sich von ihr ab und machte sich auf die Suche nach den Toiletten. Schnurrend kuschelte er sich auf Aois Schoß zusammen und schloss die Augen. Er liebte diese sündigen Lippen auf seinen und kraulte seinen Schatz sanft im Nacken. Auch, wenn er dieses Gefühl liebte, irgendwie war es diesmal anders. In seinem Magen kribbelte es seltsam. War es, weil Kai da war und sie sehen konnte? Durch Luftmangel löste er sich von Aoi und sah ihn mit roten Wangen an. "Ich liebe dich." Aoi lächelte. "Ich dich auch, mein Schatz." Vorsichtig strich er ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Dann bemerkte er den bösen Blick von Ruki. Sofort erwiderte er diesen. "Was ist?" Genervt verdrehte der Sänger die Augen. "Du bist echt der gefühlloseste Kerl, der mir je begegnet ist.", brummte er. "Hai, voll daneben, Junge.", schimpfte jetzt auch Reita. Ihnen war nämlich nicht entgangen, dass Kai genau aus diesem Grund, den Raum verlassen hatte. "Wieso? Was hab ich denn gemacht?", fragte er etwas mürrisch. Fast synchron seufzten die anderen beiden und schüttelten den Kopf. "Du bist ein Volltrottel.", gab Ruki nur von sich. Uruha schrak leicht zurück. Wieso sagten die anderen, Aoi wäre gefühlslos? Was war denn jetzt passiert? "Ano... Wo ist Kai?", fragte er verwirrt und sah sich um. Der Drummer war nirgends zu sehen. War er etwa wieder davongelaufen? Das hatte er wirklich nicht gewollt. "Was ist denn los?" "Genau darum geht´s, Mann.", motzte Reita. "Müsst ihr übereinander herfallen, wenn Kai dabei ist? Beherrscht euch doch mal. Er ist gerade erst wieder hier. Müsst es ja nicht gleich drauf anlegen." Reita war schon etwas sauer. "Ich geh mal nach ihm schauen. Und dann benehmt ihr euch aber mal. Verstanden?"Er wand sich an Ruki. "Pass mal eben auf die Zwei auf." Und schon machte er sich auf den Weg. Er verstand gar nichts mehr. Wieso durften sie sich nicht küssen, während Kai dabei war? War Kai etwa... eifersüchtig geworden? Wirklich? Aber das hieße dann ja... das... liebte Kai ihn etwa immer noch? Nach fünf langen Jahren? Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und er starrte zu Boden. "Aoi..." Er brauchte nicht wirklich lange und stand vor der Tür der Herrentoiletten. Kai verzog sich in eine dieser kleinen Kabinen und setzte sich auf den Toilettendeckel. Seine Beine zog er an und legte die Arme darum. Er hoffte inständig, dass er dieses Gefühl bald nicht mehr spürte, wenn er die beiden zusammen sah. Für sie war es selbstverständlich, dass sie sich küssten und die anderen wussten ja auch, dass sie sich liebten. Für ihn allerdings war es ein wirklich unangenehmes Gefühl. Er war eifersüchtig auf Aoi. Auch er wollte diese sündigen Lippen küssen und Uruha so berühren. Aber das durfte er nicht. Er seufzte schwer. Reita stapfte durch die langen Gänge der PSC und grummelte vor sich hin. Na toll. Jetzt musste er hier Vermittler spielen oder was? Im Trösten war er eine Niete... Er betrat die Männertoilette mit gemischten Gefühlen. Was sollte er denn jetzt sagen? "Kopf hoch, wird alles wieder."? Und was, wenn Kai weinte? Er war wirklich nicht gut, wenn es darum ging, weinende Menschen zu trösten. Da kam er sich bei Ruki auch immer so hilflos vor. "Kai? Bist du hier drin?" Kai zuckte zusammen. War ihm jemand gefolgt? Scheinbar, denn derjenige wusste seinen Namen. "Hai. Hab doch gesagt, dass ich auf´s Klo muss.", witzelte er. Zumindest versuchte er das. Musste ja nicht gleich jeder mitbekommen, dass er sich mies fühlte. Und schon gar nicht, warum er sich so fühlte. "Darf ich das nicht?" Und schon erhob er sich, tat so, als würde er seine Hose schließen und spülte einfach zur Tarnung. Dann trat er aus der Kabine und ging grinsend zum Waschbecken hinüber. "Wieso fragst du?" "Wieso ich frage? Ich hab doch deinen Blick gesehen, Kai, als du die beiden beim Küssen beobachtet hast. Es sah aus, als würdest du gleich heulen." Er seufzte und fuhr sich durchs Haar, lehnte sich an eines der Waschbecken und sah Kai an. "Wenn du reden willst... Ich hör dir zu, Kai." Sofort wich jegliche Farbe aus seinem Gesicht und seine Knie wurden weich. War es so offensichtlich, dass er Uruha noch immer liebte? Hatte er sie wirklich so angesehen, als sie sich küssten? Scheinbar. Reita hatte es auf jeden Fall mitbekommen. "Ach, schon okay. Ist nur etwas ungewohnt. Aber ich werd das schon hinkriegen. Ist ja nicht so, dass Uruha noch etwas für mich empfinden würde. Er liebt Aoi. Das hat er mir selbst gesagt." Er seufzte und wusch sich die Hände. "Ich komm schon klar. Mach dir keine Sorgen." "Das glaubst du doch nicht im Ernst oder?", er schnaubte verächtlich. "Es stimmt, dass Uruha Aoi liebt. Von ganzem Herzen sogar. Aber er hat dich nie vergessen, Kai. Ich hab vor kurzem noch bei ihm übernachtet und weißt du was? Er hatte in der Nacht einen Alptraum und geweint. Er hat deinen Namen dabei gerufen. Kai... Er vermisst dich schrecklich." Er seufzte und sah den Drummer an. "Er vermisst dich wirklich..." Was sollte er denn jetzt davon halten? Uruha träumte von ihm? Er vermisste ihn? Aber er liebte doch Aoi, wieso dann? "Ano... Ich weiß nicht. Gestern Nacht hat er mich für Aoi gehalten. Das tat weh." Er senkte den Blick. "Vielleicht hätte ich auch einfach nicht herkommen sollen. Das wär für euch und für ihn besser gewesen. Ich will ihm nicht im Weg stehen. Er soll glücklich werden. Mehr will ich doch gar nicht." "Red keinen Stuss.", knurrte er. "Wir haben dich alle wirklich vermisst und sind froh, dass du wieder bei uns bist. Und Uruha ist glücklich mit Aoi. Das ist er wirklich. Er weiß nur nicht, wie er sich dir gegenüber verhalten soll." Dann hob er eine Augenbraue. "Wie? Er hat dich für Aoi gehalten? Wie das denn? Was ist passiert?" Unsicher schaute er Reita an. Sollte er ihm sagen, dass er ihm zufällig auf der Straße und im Restaurant begegnet war gestern Abend? Dass Uruha ihn mit zu sich genommen hatte, weil er seinen Schlüssel einfach nur auf Arbeit hatte liegen lassen? "Das ist ne lange Geschichte." Plötzlich musste er niesen. "Tschuldigung.", schniefte er. Ob er sich nicht doch erkältet hatte? "Aber lieb, dass ihr euch freut. Irgendwie bin ich froh, wieder hier zu sein. Ehrlich." "Taschentuch?" Er hielt ihm eines hin, als der andere niesen musste und seufzte. "Ich will diese lange Geschichte aber hören. Bitte, Kai. Die anderen killen mich, wenn ich dich jetzt nicht aufmuntere. Und ich will ja auch nicht, dass es dir schlecht geht. Also sage es bitte." Er legte ihm einen Arm um die Schulter und sah ihn abwartend an. Verlegen lächelte er. So kannte er Reita ja gar nicht. Seit wann war er denn so einfühlsam? Hatte er nicht früher immer mit dem Wort "Schwuchtel" um sich geworfen? Jetzt versuchte er ihn zu trösten? Hatte man den anderen etwa heimlich durch ein Alien ersetzt? Oder hatte er sich in den letzten Jahren so sehr verändert? "Sei mir nicht böse, Reita, aber... ich möchte darüber jetzt nicht reden. Okay?" Es fiel ihm doch auch so schon schwer. Seufzend ließ er den anderen wieder los und nickte. "Na schön... Wie du das meinst. Ich will dir bloß helfen. Also... Wenn du Probleme oder so hast, dann komm zu mir und Ruki. Wir helfen dir. Da kannst drauf vertrauen." Er lächelte leicht und zupfte an seinem Nasenband herum. "Dann lass uns mal zusammen zurückgehen. Uruha macht sich gerade bestimmt wieder die größten Vorwürfe. Der hat sich wirklich nicht verändert. Genauso ein Sensibelchen wie vor fünf Jahren." Kai schmunzelte. Ja, das hatte er auch schon mitbekommen. "Danke, Reita." Freundschaftlich legte er ihm eine Hand auf die Schulter. "Darf ich euch denn heute Abend zu nem Drink einladen?" Ob er ihn jetzt wieder so anmachte, wie er es damals gemacht hatte? "Einfach zur Feier des Tages. Muss mich doch erkenntlich zeigen, wenn ihr mich Amateur schon in eure Band aufnehmt." Genervt schob er die Hand Kais weg und drehte sich um. "Damit eins klar ist: Ich mag es nicht, angegrabscht zu werden. Nichts gegen dich, aber das ist so." Dann tippte er sich gegen die Stirn. "Amateur? Von was träumst du eigentlich nachts? Du bist total talentiert, mein Lieber. Red nicht so einen Stuss. Und... einladen darfst du uns natürlich gerne." "Oh." Etwas erschrocken zog er die Hand schnell wieder weg. Doch dann lächelte er wieder. "Okay, freu mich schon." Und er wusste auch schon, dass er den Jungs auch was Ordentliches zu essen auftischen würde. Er wollte ihnen schon zeigen, dass er sie nicht vergessen hatte. "Dann lass uns mal schnell wieder zurück zu dem Rest." Doch dann stockte er. "Aber sag mal... Dieser Miyavi... der is schon etwas komisch oder irr ich mich da?" Ein freudloses Lachen entwich Reitas Lippen, während sie zurückgingen. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen und seufzte. "Ja, Miyavi ist wirklich ein seltsamer Vogel. Nimm dich vor dem in Acht, wenn du nicht zu Tode geknuddelt werden willst. Bei Ruki hat er das nämlich beinahe geschafft. 1,83 m geballte Knuddelkraft gegen 1,62 m kleinen Sänger. Rate mal, wer da gewonnen hat." Sie betraten den Raum wieder, in dem Aoi und Ruki gerade dabei waren, Uruha wieder zu beruhigen, der sich anscheinend ziemliche Vorwürfe machte. Er schluckte. Hatte Ruki tatsächlich gegen den verloren? Okay, jetzt würde er sich vor dem erst recht in Acht nehmen. Das war ja mal sicher. Lächelnd betrat er den Raum. Doch dann stockte ihn der Atem. Uruha saß da wie ein Trauerkloß und Ruki und Aoi schienen unentwegt auf ihn einzureden. Es tat schon weh, ihn so zu sehen. "Ano... Was ist los?", fragte er unsicher. "Was soll schon los sein?", blaffte Ruki und strich Uruha über den Rücken. "Ruha kriegt sich mal wieder nicht ein. Musstest du so schnell abhauen? Ich will dir keinen Vorwurf machen, aber naja... Du kennst Uruhas Macken doch sicherlich noch. Der denkt, du hasst ihn." Uruha hatte sein Gesicht in Aois Halsbeuge vergraben und sagte gar nichts. Er wollte Kai jetzt nicht ins Gesicht sehen müssen. "Ach Mann...", seufzte Ruki genervt. "Oh." Sehr geistreich, Kai. Aber was sollte er denn machen. "Eto... Ich war doch nur auf dem Klo." Sich verlegen am Kopf kratzt. "Und wieso sollte ich ihn hassen?" Unsicher trat er auf ihn zu und hockte sich neben Aoi und Uruha auf den Boden. Sanft wuschelte er ihm durch das Haar. "Ich hasse dich doch nicht. Wie kommst du nur darauf?" Vorsichtig lugte er zu Kai und sah ihn traurig an. "Wie ich darauf komme?", fragte er leise. "Du benimmst dich komisch mir gegenüber. Du haust dauernd ab, wenn ich in der Nähe bin. Natürlich denke ich da, dass du mich hasst." Er schmiegte sich an Aoi und zog seinen Schmollmund. "Du sollst nicht immer abhauen." Ups. Hatte er wirklich diesen Eindruck gemacht? Nicht wirklich toll gelaufen. "Ano... Tut mir wirklich leid, wenn ich diesen Eindruck auf dich gemacht hab." Er lächelte ihn total süß an. Dann hob er demonstrativ eine Hand und sprach. "Ich schwöre, dass ich ab sofort nicht einfach abhaue, wenn du in meiner Nähe bist. Hai?" Jetzt grinste er breit und wuschelte ihm abermals durchs Haar. Aois bösen Todesblick ignorierte er einfach. "Hai, ist gut." Jetzt lächelte er wieder etwas und sah Kai an. "Ich freue mich wirklich, dass du wieder hier bist. Auch, wenn das vielleicht nicht so rübergekommen ist. Wir haben dich hier alle vermisst. Und du bleibst jetzt auch wirklich hier?" Er begann, Aoi sanft im Nacken zu kraulen, während er Kai beobachtete. Ein Strahlelächeln schlich sich auf seine Lippen und er nickte. "Hai. Ihr habt doch gesagt, dass ich in eurer Band mitspielen darf. Also bleib ich auch hier. Oder hast du was dagegen?" Er hob eine feingeschwungene Augenbraue. Eigentlich hoffte er ja, dass Uruha ihn auch hier haben wollte. "Ich würd mich wirklich freuen." "Natürlich hab ich nichts dagegen! Ich freu mich doch." Er erhob sich von Aois Schoß und umarmte den anderen fest. Er sog Kais Geruch tief ein und schloss schnurrend die Augen. Fast wie vor fünf Jahren... Plötzlich spürte er wieder den Griff um sich und wurde mit einem Ruck zurück an Aoi gezogen. "Aoi? Was soll das denn?" Grimmig schaute Aoi Kai an. Der Jüngere schluckte. Aoi konnte also richtig eifersüchtig sein. Hoffentlich machte er sich ihm nicht zum Feind. Das würde Mord und Totschlag geben. So funkelten zumindest gerade die Augen des Gitarristen. Unbewusst machte Kai ein paar Schritte zurück. Es verunsicherte ihn mächtig. Er wollte doch mit Uruha und den anderen einfach nur befreundet sein. Schnell rügte er sich und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. "Okay, was haltet ihr davon, wenn ich euch dafür zum Abendessen einlade und wir ein bisschen feiern?" Obwohl er sich nicht sicher war, ob sie zustimmen würden, fragte er sie. "Klingt sehr verlockend. Du kannst sicherlich gut kochen oder?", lächelte Ruki und zog sich seine Jacke drüber. "Ich glaube, auf die Probe können wir heute mal wieder verzichten. Es kann sich keiner darauf konzentrieren, denk ich." Die anderen nickten zustimmend. "Wann sollen wir denn mal bei dir vorbeischneien, Kai? Oder dürfen wir gleich mit zu dir kommen?", fragte Reita interessiert. "Mein Magen knurrt jetzt schon." Seufzend lehnte sich Uruha an Aoi. Na, wenn das nachher nicht noch in einen Krieg ausarten würde... Überlegend tippte er sich mit dem Finger gegen das Kinn und schaute zur Decke. Eine Weile schwieg er. Dann grinste er frech. "Na ja, wenn euch mein Chaos nicht stört, können wir auch gleich zu mir." Ja, sonst wüsste er ja auch nicht, was er machen sollte. Er konnte ihnen ja schlecht ne Zeit nennen. Wer weiß, ob er pünktlich wäre. Plötzlich fiel ihm etwas ein. "Oh... Dann muss ich aber noch meinen Chef anrufen und meine Schicht verschieben." Freudestrahlend hüpfte Ruki durch den Raum, sammelte erstmal alle Notenblätter ein und räumte alles in Windeseile auf. Er wollte so schnell wie möglich zu Kai. Er war richtig neugierig, wie der andere so lebte. "Dann tu das noch schnell. Wir räumen in der Zeit auf.", lächelte Uruha und half Ruki beim Aufräumen. Die anderen taten es ihm gleich und Reita sah Kai auffordernd an. "Nun mach schon." Hecktisch durchwühlte er seine Taschen und kramte nach seinem Handy. Und wieder einmal brauchte er eine halbe Ewigkeit eh er fand, was er gesucht hatte. Schnell rief er seinen Chef an und versuchte so gut er konnte, den anderen zu überzeugen. Dabei stellte er sich ziemlich diplomatisch an, was ihn einen beeindruckten Blick seitens Reita einbrachte. "Arigatou gozaimasu.", bedankte er sich nochmals und grinste dann die anderen an. "Alles geklärt." "Na, das ging ja mal flott... Nicht schlecht, Herr Specht.", sagte Reita anerkennend und zog sich jetzt auch seine Jacke über. Aoi half Uruha in seine Jacke und beide nahmen sich an die Hand. Uruha lächelte Kai süß an. "Ich freu mich, endlich wieder dein leckeres Essen probieren zu dürfen. Wirklich. Was willst du uns denn heute Feines kredenzen?" Okay, das war eine verdammt gute Frage. Er hatte ja noch nicht wirklich viel im Kühlschrank. Na gut, er war gestern erst einkaufen. Mal schauen, was er da noch so fand und zaubern konnte. "Hehe. Muss ich mal schauen, was ich da hab. Dann kann ich´s dir sagen." Doch plötzlich wurde er rot und scharrte verlegen mit dem Fuß auf dem Boden. "So toll ist mein Essen gar nicht." "Doch, ist es. Du bist der beste Koch." "Hey! Ist er gar nicht!", murrte Aoi auf einmal los und drückte Uruha noch enger an sich. "Mann..." "Sorry, Schatz. War nicht so gemeint, ehrlich nicht.", entschuldigte sich Uruha und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Dein Essen ist auch klasse." Sie traten den Weg zu Kais Wohnung an. Kai schmunzelte. Aoi konnte auch kochen? Das würde er doch auch zu gerne mal probieren. "Hilfst du mir ein wenig?", fragte er an Aoi gewand. Uruha konnte er ja schlecht fragen. Da würde er sofort von Aois kleinen Blitzen erschlagen werden. "Dann können die mal sehen, was wir so drauf haben, Aoi-san." Und wieder lächelte er. Es machte ihm jetzt schon Spaß, mit den anderen zusammen zu sein. Verwirrt blickte Aoi den anderen an. Sollte er etwa zustimmen und mit dem Ex seines Freundes etwas kochen? Na toll... So richtig Lust hatte er dazu ja nicht, aber so unhöflich wollte er auch nicht sein. "Na gut. Ich kann dir ja etwas helfen.", murmelte er leise. Uruha lächelte. "Dann ist das ja geklärt. Lasst uns jetzt schnell rein, mir ist saukalt." Hastig angelte er seinen Schlüssel aus der Tasche und schloss auf. Er wohnte im dritten Obergeschoss. Also mussten sie noch Treppen steigen. Und wieder nahm er den Schlüssel. Die Tür öffnete sich und er ließ seine neuen alten Freunde hinein. "Fühlt euch wie Zuhause, aber... stolpert nicht überall. Es ist noch nicht alles an seinem Platz. Muss noch ein paar Kisten auspacken." Kapitel 10: ------------ Uruha lächelte und betrat zusammen mit den anderen Kais Wohnung. Er sah sich um. Es war wirklich hübsch eingerichtet und sehr modern. So hatte er sich Kais Wohnung auch vorgestellt. Nur ein wenig unordentlich noch. Er wunderte sich nur, wo Kai sein neues Schlagzeug hatte. Es war nirgends zu sehen. Er und die anderen setzten sich auf das große Sofa und Uruha lehnte sich wieder an Aoi, während Ruki auf Reitas Schoß Platz nahm. Eilig hing er seine Jacke an der Garderobe an und schlüpfte aus den Schuhen. "Darf ich euch was zu trinken anbieten?", fragte er seine Gäste auch schon, als er das Wohnzimmer betrat. "Ist eigentlich alles da. Also keine falsche Scheu." Und wie es so seine Art war, musste er wieder lächeln. Dabei wanderte sein Blick zu Uruha, der irgendwie nachdenklich aussah. "Was ist los, Uruha? Suchst du was?" Erschrocken schaute er Kai an. Was, wo, wer, wann? "Ich... Ich hab mich nur gewundert, wo dein Schlagzeug ist. Du meintest doch, du hättest dir ein neues gekauft. Ich sehe hier bloß keins.", murmelte er leise und nippte an seiner Apfelschorle, welche er soeben von Kai bekommen hatte. Ein leises Lachen verließ seine Kehle. "Ach, das suchst du. Das steht im Zimmer nebenan. Da ist mehr Platz dafür. Hier stehen eh noch so viele Kisten, die ich auspacken muss." Er seufzte und gab auch den anderen etwas zu trinken. "Aber wenn du möchtest, kannst du es dir gerne ansehen. Es ist im Schlafzimmer. Gleich da vorne." Er deutete mit dem Finger auf eine Tür. "Tu dir keinen Zwang an." Sofort war er auf den Beinen und lief durch die Tür, dicht gefolgt von Ruki. Der Kleine war genauso neugierig wie Uruha. Staunend stand er jetzt in dem großen Zimmer und bewunderte das Drumset. Es war wirklich niegelnagelneu und sah einfach klasse aus. Der Kleine konnte es natürlich nicht lassen und setzte sich sofort ran, um ein bisschen auf die Base zu hauen. "Ruki, lass das!" "Wieso denn? Kai hat gesagt, dass wir uns keinen Zwang antun sollen.", murrte der Kleinere. Und er fand das viel zu interessant, als dass er es sich nicht wagen würde, hier mal ne Runde zu spielen. "Das is toll. Kein Wunder, dass er so klasse ist. Wir haben wirklich Glück, dass er wieder da ist. Was hätten wir nur ohne ihn gemacht?", wisperte der Jüngste und schaute Uruha an. "Ruha? Alles okay mit dir?" Seine Hände zitterten leicht. Am liebsten hätte er Ruki einfach da weggeschubst. Es war doch Kais, da hatte Ruki nicht einfach dranzugehen. Er wandte den Blick lieber ab und sah sich um. Sein Blick fiel auf das Bett. Es war ordentlich und alles war penibel aufgeräumt. Doch... Was war das? Was lag dort auf dem Nachttisch? Uruha ging näher heran und ihm entwich ein kleines Wimmern. Es war einer der Verlobungsringe. Er sackte auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen. Was hatte er getan? Kai stand trällernd in der Küche. Er hatte Aoi doch lieber gebeten, im Wohnzimmer sitzen zu bleiben. Er wollte den Abend schließlich noch überleben und die funkelnden Augen des Gitarristen ließen ihn immer wieder zusammenzucken. Irgendwann hätte er sich vielleicht noch in den Finger geschnitten und wäre verblutet. Und so hatte er seine Küche für sich. Es gab allerdings was recht einfaches. Misosuppe und Sushi. Das konnte er mittlerweile am besten. "Ruha?" Ruki stand auf und hockte sich neben Uruha. Sanft legte er eine Hand auf dessen Rücken. "Was ist denn auf einmal los mit dir? Geht´s dir nicht gut? Sollten wir lieber wieder gehen?", fragte er besorgt und strich ihm liebevoll über den Rücken. Wimmernd presste er seine Handflächen auf sein Gesicht. Unzählige Tränen rannen durch seine Finger hindurch und benetzten seine Wangen. Was hatte er getan? Kai hatte den Ring immer noch und bewahrte ihn genau so auf, dass er ihn jeden Abend vorm Zubettgehen sehen konnte. Uruha übermannten die Schuldgefühle und er brach zusammen. Schluchzend krallte er sich an Ruki und starrte wie gebannt auf diesen Ring, der unschuldig in Sonnenlicht glitzerte. Was hatte er getan? Ruki bekam jetzt ganz schön Angst. Was war denn mit Uruha jetzt los? Er kam sich so hilflos vor, weil er wirklich nicht wusste, was jetzt los war. "AOI!", rief er. "Komm schnell! Uruha geht´s nicht gut!" Er hoffte, dass der andere so schnell wie möglich kam. Langsam stiegen ihm Tränen in die Augen. Uruha zitterte am ganzen Körper. Reglos lag er in Rukis Armen. Am ganzen Körper zitternd sah er auf dieses unscheinbare Kleinod, welches jedoch von so großer Bedeutung für ihn und Kai war. Seinen eigenen Ring hatte er tief in seine Schrankschublade gesteckt, damit er ihn nie wieder anzusehen brauchte. Und was tat Kai? Der legte seinen Ring extra so, dass er ihn immer sehen konnte. Immer... Ein leises Wimmern entwich seiner Kehle und seine Augen drifteten immer wieder zu. Eine quälende Kälte machte sich in seinem Inneren breit und drohte ihn aufzufressen. Es tat ihm so furchtbar leid. Wie hatte er Kai so etwas antun können? Aoi hörte Rukis Rufen und sprang sofort auf. Hastig rannte er den Lauten nach. Entsetzt blieb er in der Tür stehen und sah auf Ruki und Uruha herab. Uruhas Körper bebte. "Ruha?" Sofort fiel er auf die Knie und zog ihn an sich. Uruha reagierte nicht, sondern starrte immer noch wie gebannt auf den kleinen Ring auf dem Nachttisch. Tränen rannen seine Wangen hinab und er schluchzte immer wieder erstickt auf. "Kai..." Leise entwich Kais Name seinen Lippen und seine Augen schlossen sich. Der Schwarzhaarige erschrak. Warum nannte er jetzt Kais Namen? Vorsichtig schüttelte er ihn. "Uruha? Uruha?" Leise versuchte er, ihn wachzurütteln. "Was ist denn passiert? Was ist los?" Er machte sich Sorgen. Kai kam ins Wohnzimmer. Aber wo waren die anderen denn alle hin? Keiner war mehr da. Wo trieben sie sich rum? War sein Drumset denn so interessant? Neugierig tapste er lächelnd zum Schlafzimmer. "Hey, Leute. Das Ding is doch wohl nicht interessanter als ich oder?", witzelte er. Plötzlich sah er die anderen, wie sie um Uruha hockten und dieser seinen Namen sagte. Ihm gefror das Blut in den Adern. "Was... was ist los?" Jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht. "Ich weiß auch nicht, was los ist.", wimmerte Ruki leise und wischte sich die Tränen von den Wangen. "Ruha hat plötzlich gezittert, als er sich hier umgesehen hat und ist dann zusammengebrochen. Ich weiß wirklich nicht, was passiert ist." Der kleine Sänger wurde von Reita in den Arm genommen. Beide sahen hinab auf den Leadgitarristen, der mehr als blass in Aois Armen lag. "Hast du ein Wasser oder so? Vielleicht wird er davon wieder wach.", murmelte Ruki und sah Kai bittend an. Er zitterte, doch er folgte Rukis Bitte sofort und hastete, um ein Glas Wasser zu holen. Nur ganz kurz war er weg und sprintete dann zu Uruha. Besorgt sah er auf ihn hinab und hob seinen Kopf ein Stück, um ihm Wasser zu geben. "Trink das, Ruha." Seine Augenlider flatterten leicht und sein Mund öffnete sich einen Spalt breit. Das kühle Nass rann seine Kehle hinab und etwas an seinen Mundwinkeln entlang. Er hustete etwas, da er sich verschluckt hatte und sah zu den anderen hinauf. "Was...?" Erleichtert atmeten alle auf. Uruha war also noch da. Aoi drückte ihn an sich und hielt ihn fest im Griff. "Jag mir nicht immer so einen Schrecken ein." Kai beobachtete diese Szene mit gemischten Gefühlen. Verlegen dreht er den Kopf zur Seite und schaute zu Boden. "Mir is schwindlig...", nuschelte er benommen und schloss die Augen. Seinen Kopf lehnte er gegen Aois starke Brust und schniefte immer wieder leise auf. "Darf ich mich ein bisschen hinlegen...?", fragte er an Kai gewandt. Er wollte ihm jetzt erstmal ein wenig aus dem Weg gehen können und seine eigenen Gedanken ordnen. Er nickte nur. "Hai. Am besten du legst dich gleich hin und wir lassen dich ein wenig schlafen." Aoi erhob sich und legte Uruha aufs Bett. Kai legte die Decke über ihn und lächelte ihn an. "Ruh dich aus. Vielleicht ist es nachher besser." Er hoffte es jedenfalls. Er schloss die Augen und kuschelte sich in die warmen Decken. Sein Gesicht vergrub er im Kissen und sog den Duft Kais ein, was ihm wieder Tränen in die Augen trieb. Er vermisst ihn, das wurde ihm jetzt schmerzhaft deutlich. Vorsichtig hielt er Kai am Handgelenk fest, als sich dieser mit den anderen hinausbegeben wollte und sah ihn an. "Bleibst du noch kurz? Ich... Ich möchte mal mit dir reden..." Unsicher schaute er ihn an. Dann zu den anderen. Sollte er jetzt wirklich einfach hierbleiben? Aber das würde Aoi doch nicht zulassen. Da war er sich eigentlich sicher. Doch was sollte er denn sonst machen? "Ich weiß nicht, ob... das in Ordnung ist, Uruha." "Uruha, was soll das? Ich bin dein Freund. Wieso soll ich nicht bei dir bleiben?", murrte Aoi. "Weil ich was Wichtiges mit Kai besprechen muss. Tut mir leid, mein Schatz. Nachher darfst du dann wieder rein, versprochen." Aoi warf Kai noch einen stechenden Blick zu, der soviel bedeuten sollte wie "Fass meinen Freund an und du bist dran", dann verschwand er aus dem Zimmer. "Kai... Setz dich mal bitte...", murmelte Uruha. Kai erschauderte. Aois Blick sprach Bände und ihm lief es eiskalt den Rücken hinunter. Doch dann war er verschwunden. Erleichtert atmete er auf. Fürs Erste war er sicher. Nur zögerlich setzte er sich auf die Bettkannte. Uruha wollte etwas Wichtiges mit ihm besprechen? Was denn? Was war denn so wichtig, dass er Aoi aus dem Zimmer schickte. "Was... was ist denn los, Ruha?" Er nahm Kais Hand fest in seine und legte den Kopf in das Kissen. Einen Moment lang musterte er Kais Gesicht. Die schönen Augen, die sahneweiße Haut... Er seufzte auf. Irgendwie vermisste er das alles doch... "Kai... Du hast den Ring immer noch?", murmelte er leise und deutete auf das Nachtschränkchen. "Wieso?" Er folgte Uruhas Blick. Jetzt wurde er nervös. Mist! Daran hatte er nicht mehr gedacht. Er hätte ihn wohl doch besser weggelegt. Jetzt hatte er den Salat und Uruha wollte wissen, warum er ihn noch hatte. Kai atmete tief durch. "Hai, irgendwie konnte ich mich nicht davon trennen." Sein Blick wanderte zu Uruha und er schaute ihm sanft ins Gesicht. "Es hängen doch so viele Erinnerungen daran. Und..." Er wurde rot. "Es war doch das Zeichen für unsere Liebe. Er hat mich die Hoffnung nie verlieren lassen, dass ich dich irgendwann wiedersehe. Ohne ihn hätte ich es wohl nicht so lange geschafft." "Ka-Kai..." Ihm traten die Tränen in die Augen und seine Lippen bebten. Wieder fluteten ihn die Schuldgefühle und mit einem Ruck zog er Kai zu sich hinunter aufs Bett. Die Arme schlang er schluchzend um den schmalen Körper und klammerte sich an ihn. "Es tut mir so furchtbar leid, Kai... Ich hab dein Vertrauen ohne mit der Wimper zu zucken missbraucht und du hast so lange auf mich gewartet... Es tut mir so leid!" Immer wieder wiederholte er seine Entschuldigungen und drückte Kai fest an sich. Sein Herz raste und er wusste auch nicht, was er jetzt machen sollte. Sollte er die Umarmung erwidern? Sollte er sich diesen Bekundungen zu Herzen nehmen und seinen Gefühlen freien Lauf lassen? Nein, das durfte er nicht. Uruha gehörte zu Aoi und nicht zu ihm. Und seine Freunde wollte er nicht auseinander bringen. Niemals. Uruha sollte glücklich werden. Und wenn das hieß, dass er mit Aoi das konnte, dann würde er diese Beziehung unterstützen. "Uruha... Solange du glücklich mit ihm bist, ist doch alles in Ordnung. Mehr will ich doch nicht." "Kai... Ich bin doch auch glücklich, aber... Aber DU bist es nicht..." Seine Stimme zitterte und er strich ihm sanft über die Wangen. "Ich habe so lange auf dich gewartet... So verdammt lange... Aber irgendwann wurde ich einfach einsam, Kai...", sein Herz zog sich zusammen. "Und du bist auch einsam, das weiß ich... Wieso hast du dir niemanden gesucht, der diese Einsamkeit füllen kann? Wieso hängst du so an mir?" Er schluckte. Uruha wollte, dass er sich jemand anderen suchte? Dass er ihn einfach so vergaß? Ihre gemeinsame Zeit einfach abschloss? Das konnte er nicht. Dafür war ihm der Größere einfach zu wichtig. Er schüttelte den Kopf. "Das geht nicht, Ruha. Es geht einfach nicht." Er drehte den Kopf weg und schaute zu Boden. Lügen konnte er nicht. Also musste er ja die Wahrheit sagen. "Ich konnte einfach nicht. Dafür... vermisse ich dich zu sehr." Es versetzte ihm einen harten Stich ins Herz und ihm wurde wieder schwindlig. Er musste sich an Kai festhalten, um nicht zurück in die Kissen zu sinken. Was sollte er denn machen? Er konnte es nicht mit ansehen, wie Kai litt. Er wollte einfach nicht, dass Kai traurig wegen ihm war. "Kai, versteh mich doch... Ich liebe Aoi wirklich und dich... Ich hab dich immer noch so furchtbar lieb, Kai... Ich hab dich doch so furchtbar lieb..." Er konnte nicht anders und beugte sich vor, um Kai einen kurzen Kuss auf den Mundwinkel zu geben. "Es tut mir so leid..." Wie versteinert saß er nun hier und starrte regungslos zu Uruha. Hatte er das jetzt richtig verstanden? Was sollte das denn jetzt bedeuten? "Uruha... Es muss dir nicht leid tun. Warum sagst du so etwas? Du liebst doch Aoi. Dann werd glücklich mit ihm. Mehr zählt doch nicht." "Es zählt so viel mehr, Kai... Was ist mit dir? Ich kann dich doch nicht so ganz alleine lassen. Verstehst du? Ich will dich auch gar nicht alleine lassen, aber... Was soll ich bloß machen?" Er vergrub das Gesicht in den Händen und atmete ein paarmal tief ein und aus. Er konnte Kai das einfach nicht antun... Aber Aoi auch nicht... "Ich weiß nicht, was ich machen soll..." Freundlich lächelnd legte er eine Hand auf Uruhas Schulter. "Ich bitte dich. Mach dir wegen mir keine Gedanken. Es ist doch alles in Ordnung. Und... Du bist das Wichtigste, was Aoi hat. Also mach ihm kein Kummer, hai?" Und du warst das Beste, was mir je passiert ist, fügte er in Gedanken noch hinzu. Aussprechen konnte er das nicht. Das war zu peinlich und hätte den anderen nur noch mehr in Bedrängnis gebracht. Er wischte sich die Tränen aus den Augen. Dann lächelte er geqält und legte sich in die Kissen zurück. "Ich mache mir aber Kummer, Kai. Und daran können deine Worte nichts ändern. Ich hab dich lieb..." Er legte sich auf die Seite und schloss die Augen. "Ich würde jetzt gerne doch etwas schlafen. Mir ist immer noch schwindlig..." Er lächelte. "Das brauchst du aber nicht. Wirklich nicht. Ich bin schon froh, dass ich bei dir sein kann. Egal ob als Freund oder Bandkollege. Mehr brauche ich nicht." Kai legte Uruha die Decke über den Körper und strich ihm nochmals sanft über den Kopf. "Ruh dich aus." Er wartete noch, bis Uruha eingeschlafen war und beugte sich dann noch vor. Ganz vorsichtig legte er seine Lippen auf Uruhas und hauchte ihm noch ein "Aishiteru" dagegen, bevor er aufstand und das Zimmer wieder verließ. Draußen erwartete ihn schon Aoi, der an der Tür gelehnt hatte. Er stieß sich ab, packte Kai fest am Kragen und drückte ihn an die nächste Wand. Mit funkelnden Augen sah er ihn an und knurrte bedrohlich. "Ich habe dich gewarnt, Kai. Treib es nicht auf die Spitze. Willst du mich etwa zum Feind haben? Uruha gehört mir, mir ganz alleine! Hast du das langsam mal begriffen?" Alles in ihm zog sich zusammen, als Aoi in packte und an die Wand pinnte. Schmerzhaft biss er sich auf die Lippen. Das tat verdammt weh, was er hier mit ihm tat. "Hai... ich hab doch gar nichts gemacht. Und... ich weiß doch, dass er nur dich liebt." Mit einem gekonnten Schlag gegen Aois Hände befreite er sich aus dem Griff und richtete seine Kleidung. "Vertraust du ihm so wenig?", zischte er. "Das hat nichts mit Vertrauen zu tun! Denkst du ich sehe nicht, wie er dich immer ansieht? Diesen Blick? Diese Sehnsucht? So schaut er mich nie an! Was ist an dir, was dich so besonders für ihn macht?" Er packte ihn wieder fest und kam ihm so nahe, dass ihre Nasenspitzen sich beinahe berührten. "Ich warne dich..." Mit einem kräftigen Stoß schubste er ihn von sich. "Mach dich nicht zum Deppen!", knurrte er. "Und ich weiß nicht, was du meinst. Er hat mir gesagt, dass er dich liebt. Meinst du, da dräng ich mich dazwischen?" Wie konnte der Kerl es wagen, ihn so anzumachen? Auch wenn sie eigentlich mal Freunde waren, so wurde ihre Freundschaft hier gerade mächtig auf die Probe gestellt. "Uruha gehört zu dir. Und ich bin nicht doof. Kapiert?" "Anscheinend bist du doof, Kai. Du bemerkst diese Blicke wirklich nicht. Er weint nachts deinen Namen. Er wird rot, wenn man von dir spricht und streitet danach alles ab. Denkst du, ich bin blind? Er sagt, er liebt mich... Aber ich hege langsam wirkliche Zweifel daran. Weißt du, was letztens passiert ist? Er hat deinen Namen gestöhnt, als ich mit ihm geschlafen habe! Das ist langsam nicht mehr witzig!" Er schrie schon fast und eine einzelne Träne rann seine Wange hinab. "Aoi..." Jetzt war er wirklich verwirrt. Uruha stöhnte seinen Namen, wenn er mit Aoi schlief? Er weinte nachst wegen ihm? "Aber..." Irgendwie wusste er nicht, was er sagen sollte. Er hatte niemals vorgehabt, sich zwischen sie zu drängen. Da blieb ihm wohl nur eine Möglichkeit. Sein Blick wurde ernst und er schaute Aoi direkt in die Augen. "Wir werden nie mehr zusammen kommen, denn..." Allein der Gedanke tat schon unglaublich weh. "Ich liebe ihn nicht mehr." Sein Griff um Kai löste sich augenblicklich und er blinzelte ein paarmal verwirrt. "W-Was...?", stotterte er verwirrt und sah Kai an. "Aber... Eben gerade, da... Du hast ihn geküsst und Aishiteru gesagt, was sollte das dann? Verarsch mich nicht!" Seine Fäuste bebten. Am liebsten hätte er Kai jetzt geschlagen. Machte sich dieser Kerl hier gerade über ihn lustig? So langsam schmeckte ihm dieser Kerl. Begriff er denn gar nichts? "Du bist der Vollidiot vom Dienst, was?!", schrie er. "Weißt du, dass er mich gestern mit zu sich genommen hat und mitten in der Nacht musste ich ihn wecken, weil er einen Alptraum hatte. Und da hatt er mich für dich gehalten. Glaubst du allen Ernstes, dass er das täte, wenn er dich nicht lieben würde?" Er war auf hundertachzig. "Ich kann ihm und dir nicht vertrauen, verstehst du mich denn nicht?! Einerseits redet er nachts von dir und andererseits will er von mir beschützt werden oder was?!" Er war wütend und wollte zu Uruha ins Zimmer. "Ich will sofort mit ihm reden! So geht das einfach nicht weiter! Uruha verletzt mich mit diesem Verhalten! So langsam will ich auch nicht mehr! Kai, geh aus dem Weg!" "Nein!" Er stellte sich ihm in den Weg. "Ich warne dich! Lass ihn in Ruhe. Mach es ihm nicht noch schwerer, als es für ihn schon ist.", zischte er und drückte ihn mit aller Kraft von der Tür weg. "Warum akzeptierst du ihn nicht so, wie er ist?" Es machte ihn wütend. Kapierte der Kerl denn gar nichts? "Wenn er dir wichtig ist, dann steh zu ihm und mach dich nicht zum Idioten. Sonst mach ich dich fertig. Verstanden?" "Ach? Du willst mich fertig machen? Wie niedlich. Der kleine Kai will sich mit mir prügeln. Und du willst mir weismachen, dass du ihn nicht mehr liebst? Ich bitte dich, mach dich nicht lächerlich. Uruha gehört mir, verstanden? Ich mache jeden zur Schnecke, der ihn anfässt. Und nun lass mich durch zu ihm!" Er schubste Kai grob zur Seite und öffnete die Tür, hinter der Uruha immer noch friedlich schlief. Sofort drehte er sich um und zog Aoi am Handgelenk zurück. Kraftvoll riss er ihn zu Boden und hielt ihn fest. "Ich hab gesagt, du sollst ihn in Ruhe lassen!" Einen solch bösen Blick hatte er noch nie gehabt und dennoch war er ernst gemeint. "Ich werde nicht zulassen, dass du ihm in irgendeiner Art und Weise weh tust. Niemals!" Er hielt ihn so fest im Griff, dass Aoi sich nicht rühren konnte. Verdattert starrte er Kai an. Das hätte er von dem zierlichen Drummer nie erwartet. Diese Kraft war unglaublich, er konnte sich nicht mehr rühren. "Spinnst du? Lass mich sofort los! Du hast nicht das Recht, mich hier festzuhalten! Ich will zu Uruha und mit ihm reden, verdammt!" Plötzlich ging die Tür auf und ein verschlafener Uruha betrat den Flur. "Was macht ihr denn da?" Schlagartig zappelte Aoi noch mehr und schubste Kai von sich und packte Uruha am Handgelenk. "Du kommst jetzt sofort mit mir nach Hause! Ich muss mit dir reden!" "Itai...", murrte er und hielt sich den Kopf. Er war damit auf dem Boden aufgeschlagen und jetzt schmerzte er. Hastig erhob er sich, als er sah, wie Aoi Uruha am Handgelenk packte und ihn in den Flur zog. Er rannte ihnen hinterher. "Du bist so ein verdammter Feigling!", warf er ihm an den Kopf. "Du kapierst überhaupt nichts! So ein verdammter Idiot bist du. Denk gefälligst auch mal an ihn und nicht nur an dich." Jetzt packte er ihn am Kragen und drückte ihn gegen die Wand. Ein finsterer Blick. "Krümmst du ihm auch nur ein Haar, bist du tot.", zischte er. "Das schwör ich dir." Uruha stand wie versteinert im Flur und sah die beiden Streithähne ängstlich an. Er verstand den ganzen Aufruhr nicht. Wieso sollte Aoi ihm denn was tun? Was hatte er falsch gemacht? Und wieso stritten sich die beiden so fürchterlich. "Lass mich los, du Arsch!", fluchte Aoi ziemlich unfein und gab Kai eine heftige Ohrfeige. "Uruha gehört mir! Mir ganz alleine! Und er kommt mit mir mit!" Wieder wurde er am Handgelenk gepackt und mitgezogen. "Aoi! Ich erkenne dich nicht wieder!", stotterte Uruha. "Und lass mich los, das tut weh!" Etwas irritiert hielt er sich die Wange. Aoi hatte ihn geschlagen. Einfach so. Und dann warf er ihm solche Worte an den Kopf? Kai sah rot und packte ihn sofort. Wieder riss er ihn zu Boden und achtete gar nicht darauf, dass Uruha neben ihnen stand. "Wer ist hier der Arsch?! Du tust Uruha weh und das lass ich nicht zu!" Jetzt verpasster er ihm einen gezielten Schlag ins Gesicht. "Wag es nie wieder, meinen Uruha so anzufassen!", knurrte er. Dabei beachtete er seine Wortwahl überhaupt nicht. Mehr als nur ängstlich und verwirrt beobachtete er das Knäuel, welches sich vor seinen Füßen prügelte. Und was hatte Kai da gerade gesagt? 'Mein Uruha'? "Hört auf! Hört sofort auf, ihr beiden! Lasst das!", schrie er panisch. "Ha! Jetzt hast du dich verraten! Du liebst ihn immer noch! Ich hasse dich dafür, Uke Yutaka! Du bist der größte Idiot, der mir jemals untergekommen ist! Uruha gehört mir!" Aoi holte zum Schlag aus. Seine Faust ballte sich und er ließ sie auf Kai hinabsausen. Doch sie traf nicht Kai, sondern Uruha. Dieser hatte sich dazwischen geworfen und den Schlag abgefangen. Seine Unterlippe platzte auf und Blut rann seine Lippe hinab. Im ersten Moment war ihm, als würde er ohnmächtig werden. Doch dann fokussierte sich sein Blick und er fixierte Aoi. "Wie kannst du nur, Aoi... Wie kannst du bloß? Ich hab dir vertraut... Dich geliebt...", murmelte er fassungslos. Instinktiv griff er nach Uruha und fing ihn auf, bevor er einfach nach hinten fallen konnte. Vorsichtig hielt er ihn fest. Dann hörte er Uruhas Worte und schluckte. "Uruha... ist alles in Ordnung bei dir?" Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. Er legte die Hand an sein Kinn und musterte seine Lippe. Blut entwich ihnen und er versuchte, es mit einem Taschentuch, das auf der Garderobe lag, vorsichtig wegzutupfen. Diesmal rann keine einzige Träne seine Wangen hinab. Einzig und allein Wut und Enttäuschung stand in seine Augen und er ohrfeigte Aoi. "Raus! Hau ab! Ich will dich nicht mehr sehen!" Seine Stimme klang zittrig und schwach, doch seine Augen sprachen Bände. "Verschwinde endlich! Du bist so ein Idiot, Aoi!" Kai zuckte zusammen. Verdutzt schaute er Uruha an. "Aber Uruha... du liebst ihn doch? Warum? Warum schickst du ihn weg?" Er war verwirrt und verstand jetzt gar nichts mehr. Auch wenn er seinen Uruha endlich wieder in den Armen halten konnte, war das nicht das, was er wollte. Uruha liebte doch Aoi. Warum wollte er ihn jetzt nicht mehr sehen? "Er darf dich trotzdem nicht versuchen, zu schlagen! Hätte ich ihn nicht aufgehalten, wärst du jetzt verletzt! So eine Eifersucht ist unverzeihlich!" Seine Augen funkelten wütend. "Verschwinde, Aoi... Verschwinde einfach..." Als er das Blut auf dem Taschentuch sah, wurde ihm augenblicklich schlecht. Immer noch hatte er wahnsinnige Angst vor Blut. Er krallte sich an Kai, um nicht umzukippen und versuchte, seine Stimme wieder unter Kontrolle zu bekommen. "Hau endlich ab..." Aoi sah verletzt aus und Kai empfand doch etwas Mitleid mit ihm. Auch wenn er Uruha an ihn verloren hatte, fand er es ungerecht, dass Uruha ihn jetzt so behandelte. Er hatte ihn doch auch geschlagen. Durfte Aoi das dann nicht auch? "Nein, Uruha. Du tust ihm Unrecht. Ich habe angefangen, nicht er." Er wollte doch nicht, dass die beiden sich stritten. Dafür war er nicht hier. Verdattert sah er Kai an und schluckte. Er spürte das Blut in seinen Mund rinnen und würgte leicht. "Wie? Du hast angefangen? Aber... Wieso, Kai? Welchen Grund solltest du haben, Aoi zu schlagen?" Jetzt war er mehr als nur verwirrt und versuchte, sich aufzurichten, was allerdings nicht klappte. So blieb er sitzen und drückte sich das Taschentuch auf die blutende Lippe. "Was wird hier gespielt?" Kai drehte den Kopf weg. Lieber nahm er jetzt Aoi in Schutz, als die Beziehung der beiden zu stören. "Ich weiß nicht. Irgendwie bin ich durchgedreht. Keine Ahnung warum, aber... Aoi hat keine Schuld daran." Sollte Uruha ihn ruhig hassen. Aoi war sein Freund und er sollte doch bei ihm bleiben. "Tut mir leid, Aoi." Uruha sah Kai erst verwirrt, dann wütend an. Also war das alles Kais Schuld? Und er hätte sich beinahe von Aoi getrennt? Wie konnte er bloß? Wütend sah er Kai an und richtete sich mit Aois Hilfe auf. "Mann, Kai. Ich hätte dich für vernünftiger gehalten. Gewalt ist keine Lösung." Dass Aoi schuld war und nicht Kai konnte er ja nicht wissen. Es schmerzte ihn zwar, dass Uruha ihn jetzt für schuldig hielt, aber so würde er ihn wenigstens nicht mehr so ansehen, wie Aoi es ihm gesagt hate. Jetzt würde er ihn vielleicht hassen und dann wirklich glücklich mit Aoi werden können. Das war ihm wichtiger. "Gomen nasai. Keine Ahnung, was mit mir los ist." Missbilligend sah er Kai an und wischte sich weiterhin das Blut weg. "Wirklich... Du bist sonst immer so vernünftig. Ich verstehe dich nicht." Es machte ihn traurig, dass Kai so etwas tat. War er etwa auch so eifersüchtig und verprügelte deswegen seinen Freund? "Komm, Ruha... Setz dich erstmal...", sagte Aoi ganz besorgt und warf Kai einen siegessicheren Blick zu, der bedeuten sollte 'Uruha gehört nur mir. Du siehst es ja.' Es versetzte ihn ein Stich ins Herz, dass er ihn so ansah. Uruha sollte ihn anlächeln und nicht so schauen. Das machte ihn wahnsinnig. Er liebte ihn doch so sehr. Da tat es umso mehr weh, einen solchen Blick von ihm zu bekommen. Und schon sackte er ein Stück in sich zusammen. Und dennoch war er sich sicher, dass er sich richtig entschieden hatte. "Verzeih mir." Resigniert senkte er den Blick und hoffte so, seine Tränen verstecken zu können. "Schon okay... Aber lass meinen Freund zufrieden, okay? Er kann nichts für deine Launen." Er war enttäuscht von Kai. Er hätte nie gedacht, dass dieser so reagieren würde. Da fand er es nur selbstverständlich, wenn Aoi versuchte, sich zu wehren. "Hast du ein Kühlakku, Kai?", fragte er. "Mein Kopf dröhnt. Aoi, du hast einen echt festen Schlag." "Uruha...", wisperte er ganz leise, kaum hörbar und hastig wischte er sich die Tränen mit dem Ärmel aus dem Gesicht. Doch schon kamen die nächsten. Uruha hasste ihn jetzt bestimmt. Einerseits war es gut, doch andererseits tat es auch unendlich weh. "Im Gefrierfach..." Bemüht, seine Stimme so normal wie möglich klingen zu lassen, deutete er mit dem Finger in Richtung Küche. Doch er blieb sitzen und versuchte, seine Trauer in den Griff zu bekommen. Sofort stand Aoi auf, holte den Gefrierbeutel und hielt ihn Uruha gegen die schmerzende Unterlippe. "Mein armes Schätzchen... Tut mir wirklich leid...", murmelte er und küsste Uruha, wobei er Kai nicht aus den Augen ließ. Ja, er wollte, dass Kai litt. Da war ihm jedes Mittel recht. Kai sollte merken, dass er sich von Uruha fernzuhalten hatte. "Wir gehen dann auch gleich... Ich hab keinen Hunger mehr auf Kais Fraß.", fügte er noch hinzu. Wie ein Häufchen Elend saß er zusammengekauert im Flur und lehnte sich an die Wand. Am liebsten wäre er jetzt wieder einfach davongelaufen. Aber er hatte Uruha versprochen, dies nicht mehr zu tun. Und eigentlich hielt er sein Versprechen immer. Schon lange hatte er sich nicht mehr so schlecht gefühlt. "Uruha...", wisperte er immer wieder. Er hatte ihn doch so sehr vermisst. Dann erhob er sich und taumelte ins Schlafzimmer. Dort schloss er sofort die Tür und lehnte sich dagegen. Immer mehr Tränen traten aus seinen Augen. Seufzend kuschelte er sich an Aoi und ließ sich das Kühlakku auf das Gesicht drücken. Ihm schwirrte der Kopf und irgendwie tat ihm gerade alles weh. Nicht nur der Körper. Nein, auch sein Herz. Es weinte gerade blutige Tränen. Wie konnte Kai nur so dämlich sein? "Aoi? Ich will einfach nur nach Hause...", murmelte er müde und geschafft. Er lehnte sich an seinen Freund und schloss die Augen. Er zog die Beine eng an seinen Körper und legte den Kopf auf die Knie. Immer mehr Tränen flossen und durchnässten sein Shirt. Aber das interessierte ihn nicht. Uruha hasste ihn jetzt. Dieser Blick brannte sich in sein Gehirn und es ließ ihn immer kleiner werden und in sich zusammen sinken. "Uruha... aishiteru..." Wie gern wollte er ihm diese Worte sagen. Ohne irgendwelche Schuldgefühle zu haben. In der Hoffnung, dass er sie erwidern würde. Aber das würde er wohl nie wieder tun. Uruha spürte, wie er von Aoi hochgehoben und ihm die Jacke übergelegt wurde. Er hörte, wie Aoi sich leise von den anderen beiden, die natürlich auch noch da waren, verabschiedete. Einige Minuten später wurde er im Auto abgelegt und Aoi fuhr mit ihm davon. Ruki seufzte niedergeschlagen und stand auf. "Reita? Ich spreche mal mit Kai...", murmelte er und tapste durch den Flur zu Kais Schlafzimmer. Er klopfte vorsichtig an. "Kai? Darf ich reinkommen? Ich will mit dir reden." Heftig schütelte er den Kopf. Nein. Er wollte jetzt mit niemandem reden. Das würde doch auch nichts ändern. Doch ihm viel gar nicht auf, dass Ruki das doch gar nicht sehen konnte. Trotzdem erhob er sich und öffnete die Tür. "Seid mir nicht böse, Jungs, aber... ich möchte gern alleine sein." Siegessicher fuhr er durch die Straßen. Kai war doch selbst Schuld, wenn er so dumm war. War doch klar, dass er das ausnutzen würde. Aber irgendwie verstand er nicht ganz, warum der Jüngere das getan hatte. Vor Uruhas Block hielt er an. "Soll ich dich alleine lassen? Oder darf ich noch mit nach oben kommen?", fragte er vorsichtig. Bevor Kai die Tür wieder schließen konnte, hatte Ruki schnell seinen Fuß dazwischen gemacht und drückte sie wieder auf. Er trat ein und schloss die Tür hinter sich. "Kai... Mach uns nichts vor. Wir wissen, dass es dir nicht gut geht, man kann es dir ansehen..." Er seufzte schwer. "Wir lassen dich ganz sicher nicht alleine, wenn es dir so dreckig geht." Uruha blinzelte müde und blickte Aoi an. "Ich will noch mit zu dir, hai? Ich will jetzt nicht alleine sein..." Er war immer noch mehr als enttäuscht. Wie konnte Kai bloß? Beinahe hätte er sich von Aoi getrennt. Hätte Kai das vielleicht sogar zugelassen? Ihm fehlte die Kraft, um Ruki wieder aus dem Raum zu schieben. So wehrte er sich auch nicht, als dieser sich ihm näherte. Was sollte er denn machen? Er wollte doch nur alleine sein und wieder mal, in seiner Einsamkeit versinken. "Ruki... Bitte, ich will alleine sein. Sei mir nicht böse." Er blinzelte. "Hai." Und schon fuhr er wieder los zu sich nach Hause. Dort angekommen, hielt er und schaute Uruha von der Seite an. "Ist alles okay bei dir?", fragte er unsicher. War er vielleicht doch zu weit gegangen? Uruha sah wirklich nicht gut aus. Er schüttelte den Kopf. Nein, ganz sicher würde er ihn jetzt nicht alleine lassen. Er drückte ihn aufs Bett und setzte sich daneben. Besorgt wischte er ihm die Tränen aus den Augen und sah ihn an. "Bitte... Es ist wegen Aoi und Uruha, hab ich recht? Was ist eben passiert? Wieso weinst du und wieso hat Uruha geblutet?" "Na klar... Was sollte denn sein... Mir gehts prima.", log Uruha und schloss die Augen. Ihm schwirrte immer noch der Kopf von Aois festem Schlag und sein Magen zog sich immer wieder zusammen. Es lag nicht daran, dass er etwas Falsches gegessen hatte. Es lag einzig und allein an Kai. Hilflos saß er jetzt neben dem Kleinen und schluchzte. Hastig wischte er sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. "Bist du mir auch nicht böse, wenn ich dir das sage?" Das wollte er schon wissen, bevor er ihm davon erzählte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er Ruki anvertrauen konnte, was wirklich gewesen war. "Versprich mir, dass du niemandem davon erzählst. Okay?" Aoi legte den Kopf schief. Doch gab er sich mit dieser Antwort zufrieden. Er konnte doch Uruha eh nicht umstimmen. Dafür kannte er ihn schon zu gut. Also stieg er aus und ging um das Auto herum, um ihm die Tür zu öffnen. Er hielt ihm die Hand hin. "Na komm. Ich bring dich lieber ins Bett." Und schon zog er Uruha aus dem Auto und auf die Beine. Verwirrt blickte er auf den zierlichen Drummer. Was sollte das denn? Er hatte doch gar keinen Grund, ihm böse zu sein. "Wieso sollte ich dir denn böse sein? Du hast mir doch gar nichts getan. Und ich verspreche dir, dass ich keinem was erzähle. Heiliges Ehrenwort." Er schwankte bedrohlich und schlang die Arme um Aoi, um nicht zu stürzen. "Bett klingt gut... Aber du bleibst bei mir, hai?" Er hatte Angst, jetzt alleine zu sein. Das wollte er wirklich nicht. "Bitte, Aoi-Chan..." Verlegen schaute er zu Boden. Dann erzählte er ihm genau, was passiert war und, dass er Uruha angelogen hatte. Nicht er hatte angefangen sondern Aoi. Aber er nannte ihm auch den Grund, warum er das getan hatte. Er wollte doch Uruha glücklich sehen und das konnte er wohl nur mit Aoi werden. Da sollte er ihn lieber hassen, als dass er sie auseinander brachte. "Versteh mich nicht falsch, Ruki. Bitte. Aber ich hab Uruha so vermisst. Ich möchte wenigstens in seiner Nähe sein können. Mehr will ich doch gar nicht." "Hai, natürlich bleib ich bei dir." Er legte den Arm um ihn und beide gingen zu ihm in die Wohnung. "Leg dich schon mal hin, ich mach dir noch einen Tee und besorg dir neue Eiswürfel." So schickte er ihn ins Schlafzimmer. "Du bist wirklich der allergrößte Baka, der mir jemals untergekommen ist. Du tust wirklich alles, um Uruha glücklich zu sehen, aber dich selbst vergisst du. Du bist auch wichtig, Kai. Nicht nur Uruha. Im Übrigen hast du Uruha mit dieser Aktion sicherlich nicht glücklich gemacht. Er will nicht sauer auf dich sein, aber du hast ihm einen Grund gegeben. Es macht ihn fertig, wenn er Streit mit dir hat." Er seufzte schwer. Brav legte er sich ins Bett und zog sich die Decke bis zur Nasenspitze. Wieder rannen ihm die Tränen über die Wangen. Was sollte er denn nun tun? Er wollte wirklich nicht böse auf Kai sein müssen... "Das ist doch alles scheiße...", murmelte er traurig. "Aber..." Nervös spielte er am Saum seines Shirts. "Was sollte ich denn machen. Hätte er mir denn geglaubt, dass Aoi schuld war? Sicher nicht. Und so ist er wenigstens nicht sauer auf Aoi. Das ist doch besser für ihn. Soll er mich doch ruhig hassen. Ich bin doch eh nicht wichtig." Er seufzte schwer. Aoi stand in der Küche und machte ihnen einen Tee. Für Uruha einen Beruhigungstee und für sich einen Früchtetee. Irgendwie hatte er doch ein schlechtes Gewissen. Kai hatte sich für ihn geopfert. Aber warum? War das denn nötig gewesen? Mit den beiden Teetassen kam er ins Schlafzimmer. "Uruha, ich hab dir einen Tee gemacht." "Ey, am liebsten würd ich dir jetzt eine knallen. Ehrlich mal! Du bist so blöd!" Er raufte sich genervt die Haare und sah Kai böse an. "Du bist mehr als nur wichtig! Red nicht so einen Stuss. Für uns alle bist du mehr als nur wichtig. Auch, wenn wir uns so lange nicht gesehen haben. Wir haben dich alle noch lieb. Und Uruha auch, Kai. Er will, dass du glücklich bist. Das allein zählt für Ruha." Er richtete sich vorsichtig auf und nahm die dampfende Tasse Tee in seine Hand. Langsam nippte er daran und seufzte schwer, während er sich vertrauensvoll an Aois Brust lehnte. Das war alles zuviel für ihn gewesen. "Kai ist ein Idiot...", murmelte er leise. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Ruki verstand ihn einfach nicht. Wie sollte er sich denn sonst ausdrücken? Wie konnte er ihm denn zu verstehen geben, was in ihm vorging? "Weißt du? Ich...ich kann eh nicht mehr glücklich werden. Das größte Glück für mich wurde mir vor fünf Jahren einfach aus den Händen gerissen." Ja seit dem war er nicht mehr er selbst. Ohne Uruha fühlte er sich so leer und nutzlos. Es gab nichts, dass ihn glücklich machen konnte. So wirklich wollte er jetzt nicht über den anderen reden. Aber Uruha schien das anders zu sehen. Jetzt musste er für ihn da sein. "Möchtest du darüber reden, Ruha?", fragte er unsicher. "Lass es ruhig raus." Nun nippte auch er an seinem Tee. Verdattert starrte er Kai an. Jetzt verstand er ihn. Gott, wie hatte er so blind sein können? Schnell zog er den anderen in seine Arme. "Du bist ein verliebter Trottel...", murmelte er leise. "Ich wünschte, es wäre anders, aber... Ich glaube nicht, dass Uruha sich von Aoi trennen wird. So schwer es für dich auch ist. Kai... Gibt es wirklich niemanden, den du so lieben kannst wie Uruha? Willst du dein Glück von Uruha abhängig machen?" Er sah ihn traurig an und nickte. Irgendwie konnte er jetzt nicht nur schweigend dasitzen. Er musste mit jemandem reden. "Ich verstehe ihn einfach nicht... Kannst du dir sein Verhalten erklären?" Nein, er wollte sein Glück nicht von ihm abhängig machen. Aber er konte es auch nicht ändern. Er war nun mal immer noch in ihn verliebt. Und es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Uruha war wie eine Droge für ihn. Einmal probiert und nun süchtig. Was sollte er denn machen? "Du hast ja recht, aber... ich ... ich liebe ihn doch so sehr." Nun liefen wieder Tränen über seine Wangen. Die Gefühle übermannten ihn einfach. "Tut...tut mir leid, Ruki." Der Schwarzhaarige starrte nun in seine Teetasse. Sollte er ihm jetzt die Wahrheit sagen? Aber dann würde er sicher böse auf ihn sein und ihn vielleicht sogar in Kais Arme treiben. Nein, das durfte er nicht. "Ich weiß nicht. Vielleicht ist er einfach nur neidisch, dass du einen Freund hast und er allein ist." Gott, was für eine schlechte Ausrede. Sofort zog er den weinenden Drummer in seine Arme und strich ihm beruhigend über den Rücken. "Ssshhh... Kai-Chan... Wein dich ruhig aus, ich bin ja bei dir...", murmelte er leise auf ihn ein. Innerlich kochte er vor Wut. Wie konnte Aoi dem zartbesaiteten Drummer so etwas antun? Dafür würde er noch büßen! "Neidisch? Meinst du wirklich, das ist der Grund? Wenn ja, dann ist es ein bescheuerter. Er soll sich nicht so anstellen. Das ist kein Grund, dich zu schlagen." Er küsste ihn sanft und kuschelte sich an ihn. "Ich bin froh, dass ich dich habe..." "Arigatou, Ruki-chan." Es gab wenigstens einen Menschen auf dieser Welt, der sich um ihn sorgte. Der ihm half, wenn er ein Problem hatte. Der ihn tröstete, wenn es ihm schlecht ging. Der ihm gut zu redete, wenn er am Boden war. "Ich bin froh, dass du da bist. Ich fühl mich so allein." Kami-sama. Konnte man ein noch schlechteres Gewissen haben als er jetzt? Keine Ahnung, aber es war schon fast unerträglich. Doch er brachte es auch nicht über sich, seinem Freund zu sagen, was wirlich geschehen war. "Ich liebe dich." "Du musst dich nicht bedanken. Es ist doch selbstverständlich, dass man sich um einen guten Freund sorgt. Wenn ich jetzt Reita noch dazuholen würde, würde er sicherlich nicht nein sagen und wir würden Gruppenkuscheln vom Feinsten machen. Ganz sicher." Er lächelte sanft. "Und ich verspreche dir, dass alles gut wird. Du wirst glücklich." "Aishiteru mo... Aoi-Chan.", nuschelte er leise. Seufzend kuschelte er sich an die starke Brust des anderen. Den Tee hatte er ausgetrunken und langsam zeigte er Wirkung. Er wurde noch müder und seine Augen fielen zu. "Du bleibst doch bei mir oder?" Da war er sich nicht so sicher. Wie sollte das denn gehen? Uruha liebte Aoi und er konnte nicht mehr ohne den Gitarristen. Sein Herz hing viel zu sehr an ihm. Uruha war sein Ein und Alles. Da hatte niemand anderes mehr Platz in seinem Herzen. Niemand würde sein Herz noch einmal so berühren können. "Ich weiß nicht, Ruki. Ohne Uruha will ich nicht mehr sein." "Hai. Ich werde immer bei dir bleiben." Er zog ihn fest in seine Arme und streichelte sanft seine Wange. "Schlaf gut und träum süß. Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus. Das versprech ich dir, mein Schatz." Er hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. "Ich kann es dir ja nicht versprechen, aber Rei und ich werden alles tun, um dich glücklich zu machen. Und wenn wir Uruha dafür klonen müssten. Wir wollen nicht, dass es dir so schlecht geht." Er strich Kai sanft über die Wange. "Danke, Schatz... Ich liebe dich..." Er schloss die Augen, schmiegte sich feste in Aois Umarmung und driftete auch schon in den Schlaf hinab. Seinen Kopf legte er auf Aois Brust ab. "Gute Nacht..." Kai schloss die Augen. Er wollte ihm so gerne glauben, aber es glückte nicht. Zu sehr war er von Uruha abhängig geworden. Die letzten fünf Jahre waren wirklich schrecklich. Jede Nacht lag er stundenlang wach und weinte sich in den Schlaf. Immer wieder dachte er an ihn. Und dann kam er wieder und Uruha hatte sich von ihm abgewandt und neu verliebt. Das tat weh. "Ihr seid wirklich lieb." Er versuchte zu lächeln, doch so wirklich ging das nicht. Aoi sog den Duft seines Freundes auf und seufzte. Ja, Uruha war sein Ein und Alles. Und er würde ihn niemals mehr hergeben. Nie. Er gehörte zu ihm und das würde auch ein Kai nicht ändern. Ganz besonders nicht Kai. Er schloss die Augen und streichelte immer weiter Uruhas Wange, bis er dann auch irgendwann einschlief. "Wissen wir.", er lachte leise, um die Stimmung etwas aufzulockern. "Wir sind immer für dich da. Ich will, dass du das weißt, okay? Du kannst uns auch nachts aus dem Bett klingeln, wenn was ist. Wir hören dir zu." Er drückte ihm einen Kuss auf die Wange, dann stand er auf. "Wir gehen dann jetzt mal. Es ist spät und wir sollten alle schlafen. Wir sehen uns dann morgen um zehn bei der Probe, okay?" Uruha kuschelte sich eng an Aoi und schnurrte. Er liebte es, ihm so nahe zu sein. Das Gesicht vergrub er vertrauensvoll in Aois Shirt, ehe er vollends einschlief. Er nickte. "Hai, morgen um zehn Uhr. ich bin pünktlich. Versprochen." Und schon verabschiedeten sich Reita und Ruki von ihm. Nun war er wieder alleine. Völlige Leere und unsagbare Einsamkeit. Sein Herz zog sich zusammen. Er hatte wirklich kein Glück in der Liebe. Das wurde ihm mal wieder deutlich klar gemacht. Erst getrennt und dann... dann verhasst. Konnte es denn noch schlimmer kommen? Er hatte das Wichtigste in seinem Leben verloren. An einen anderen. Er hatte keine Lust mehr, sich noch irgendwie umzuziehen oder sich frisch zu machen. Das konnte er auch morgen noch tun. Jetzt wollte er nur noch flüchten. Sich in seine Traumwelt zurückziehen. Damit er der Einsamkeit entfliehen konnte. Rittlings ließ er sich auf sein Bett fallen und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange und er schlief vor Erschöpfung und Trauer ein. Am nächsten Morgen wachte Uruha durch lautes Vogelgezwitscher auf. Er öffnete verschlafen die Augen und gähnte auf. Er war noch so müde, am liebsten würde er noch einige Stunden schlafen. Aber das ging ja nicht. Sie mussten endlich mal wieder proben. Er setzte sich breitbeinig auf Aois Schoß, beugte sich zu ihm hinab und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. "Wach auf, mein Schatz...", murmelte er liebevoll und lächelte. "Wir müssen gleich los." Nur schwer schaffte er es, die Augen zu öffnen. Er hatte fast die halb Nacht damit verbracht wieder einzuschlafen. Er war wach geworden, weil er schlecht geträumt hatte. Und das machte sich jetzt wirklich bemerkbar. Seine Hände legte er auf Uruhas Oberschenkel. "Guten Morgen, mein Schatz.", lächelte er zurück. "Du bist aber früh wach heute.", grinste er nun. Kai hatte kaum geschlafen. Immer wieder wurde er durch Tränen geweckt. Tränen, die durch seine Gefühle hervorgerufen wurden. Gefühle, die ihn fast umbrachten. Schuldgefühle. Wäre er damals nicht mit seinem Vater mitgegangen, hätte er Uruha niemals aufgeben müssen. Sie wären glücklich. Seufzend erhob er sich, machte sich frisch und trank einen Kaffee, bevor er sich auf den Weg machte. Er hatte vesprochen, pünktlich zu sein. Er spürte die vorwitzigen Hände auf seinen Oberschenkeln und schüttelte den Kopf. Er nahm die Hände da weg, küsste ihn nochmal kurz und stand dann auf. "Wir müssen uns fertig machen, sonst kommen wir zu spät." Er lächelte und verschwand im Bad. Natürlich war er nicht glücklich. Keineswegs. Aber er versuchte, wenigstens den Eindruck zu machen, damit Aoi sich keine Sorgen mehr machen musste. Lustlos wanderte er die Straßen entlang. Ob er es heute schaffen würde, Uruha unter die Augen zu treten? Das war fraglich. Am liebsten wäre er ja auch einfach im Bett geblieben und wäre in seinem Selbstmitleid ertrunken. Aber da gab es jemanden, der ihn ein Versprechen abgenommen hatte. Er wollte wenigstens Ruki nicht enttäuschen. Und genau deshalb stand er jetzt vor dem Gebäude, in dem er gestern zum ersten Mal in seinem Leben gewesen war. Er seufzte. Jetzt gab es wohl kein Zurück mehr. "Da musst du jetzt durch, Kai. Selbst schuld.", murmelte er. Mit Aoi an der Hand schlenderte er die Straßen entlang zur Company. Dort angekommen gingen sie die langen Gänge entlang in den Proberaum. Die anderen warteten bereits. Nur Kai war noch nicht da und das empfand Uruha als gut. Er wusste immer noch nicht, wie er sich Kai gegenüber verhalten sollte. Wieder lieb zu ihm sein? Sauer sein? Ihn ignorieren? Er wusste es einfach nicht. Eine ganze Weile stand er einfach nur vor dem Raum, in dem die anderen wohl schon zu sein schienen. Unentwegt starrte er die Tür an. Sollte er dort jetzt hinein gehen? Sollte er einfach wieder nach Hause gehen? Weder das eine noch das andere war eine gute Lösung. Und dennoch entschied er sich dafür, die Tür zu öffnen und einzutreten. Mit gesenktem Blick kam er hinein. Nur ein leises "Ohayou gozaimasu." kam über seine Lippen. Er drehte sich um und einen Schlag lang setzte sein Herz aus. Kai sah gar nicht gut aus. Blass und irgendwie müde. Leichte Besorgnis kam in ihm auf und am liebsten hätte er Kai jetzt umarmt und ins Bett gebracht. Aber das ging ja nicht. "Ohayou...", murmelte er nur leise und sah dann wieder weg. Schnell holte er seine Gitarre und setzte sich aufs Sofa. Sekunden später war er ins Instrumentstimmen vertieft. Eine gute Idee, damit er Kai nicht anzusehen brauchte. Kai war müde und ziemlich kraftlos. Woran lag das eigentlich? Sonst machte ihm Schlafmangel doch auch nicht so viel aus. Plötzlich nieste er wieder. Na toll. Jetzt hatte er sich wohl doch noch erkältet. Langsam ging er auf das Drumset zu. Seine Arbeit würde er heute schon machen und dann würde er nach Hause gehen und sich ins Bett legen. Einfach ausruhen und dann würde er schon wieder fit sein. Da war er sich sicher. "Dann lasst uns mal proben.", trällerte Ruki. Und schon begannen sie. Die erste Stunde schafften sie ohne Probleme. Dann gab es eine kleine Pause. Kai beschloss, dass er sie draußen genießen würde. Er brauchte einfach mal frische Luft. Also machte er sich auf den Weg in den Hinterhof. Dort angekommen wollte er sich auf eine der Bänke setzen, doch plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen und er sackte in sich zusammen. Mit einem dumpfen Knall lag er nun auf dem Boden. Uruha machte sich langsam Sorgen. Er saß hier auf Aois Schoß und trank ein wenig Wasser, um wieder zu Kräften zu kommen. Sie hatten schon mehr als eine Stunde lang geprobt und endlich hatte sich Ruki erbarmt und ihnen eine Pause gegönnt. Kai war sofort abgehauen. Er wollte auf den Hinterhof, frische Luft schnappen, wie er meinte. Nervös biss sich Uruha auf die Unterlippe. Kai war schon mehr als eine Viertelstunde weg. Dabei wollten sie nur zehn Minuten Pause machen. "Ich mache mir Sorgen...", murmelte er leise. "Ich gehe ihn mal suchen.", murrte Reita und verschwand aus dem Zimmer. Sein Weg führte ihn hinaus auf den Hof. Er wollte Kai so schnell wie möglich holen. Es war mehr als nur kalt draußen und sie wollten schließlich proben. Er erschrak heftig, als er plötzlich die reglose Gestalt des Drummers erblickte. Er ließ sich neben ihm auf den Boden sinken und rüttelte ihn vorsichtig. "Kai-Chan? Hey, wach auf!" Sein Atem ging schwer und er hatte Mühe, die Augen zu öffnen. Er sah nur verschwommen, doch er erkannte die Person an der Stimme. "Reita?" Ihm war überhaupt nicht gut. Seine Brust tat ihm weh und jeder Atemzug schmerzte mehr als der andere. "Kannst... kannst du mich nach Hause bringen. Ich fühl mich nicht so gut." Mehr konnte er nicht mehr sagen, da fielen ihm auch schon wieder die Augen zu. Er war so müde. So verdammt müde. "Verdammt... RUKI! Kommt raus, schnell!", schrie er aus Leibeskräften und hoffte, dass die anderen ihn hören konnten. Er wurde gehört, denn keine zwei Minuten später stürzten die anderen drei schon aus der PSC und liefen auf sie zu. Reita sah, wie Uruha mehr als leichenblass wurde, als er den bewusstlosen Kai erblickte und sich an Aoi festklammern musste. Und genau der war jetzt wichtig. "Aoi? Wir müssen Kai zu einem Arzt fahren. Du hast doch dein Auto sicherlich hier oder? Ruki und ich sind zu Fuß gekommen, aber zu Fuß schaffe ich es nicht, Kai den ganzen Weg zu tragen." Kapitel 11: ------------ Sein Körper fühlte sich schwer an und dennoch spürte er, wie er angehoben wurde. Wer war das? Was war hier eigentlich los? Doch er schaffte es nicht, sich zu bewegen. Reita nahm ihn auf den Arm und trug ihn an Uruha und Aoi vorbei. Und genau in diesem Moment öffnete er kurz die Augen und erblickten Uruha. Mit letzter Kraft streckte er die Hand nach ihm aus, doch sofort entwich sie wieder und der Arm sank einfach wieder nach unten. Dann entschwand er in die Dunkelheit. Aoi dagegen nickte nur. Auch wenn er Kai dafür hasste, dass er von Uruha immer so angesehen wurde. Er war sein Freund und Bandkollege. Hastig eilten sie zu Aois Auto und verfrachteten Kai dort hinein. Reita wandte sich an Ruki und Uruha. "Ihr bleibt hier und wir bringen Kai zu einem Arzt. Ich melde mich, sobald wir etwas wissen, hai?" Mit diesen Worten fuhren sie los und ließen die beiden anderen einfach zurück. Aoi saß am Steuer des Wagens und starrte stur geradeaus. Warum tat er das eigentlich? Ganz recht, weil er Kai zwar nicht sonderlich mochte, aber kein schlechter Mensch war. Leuten mit Problemen musste man helfen und das tat er auch. "Reita? Wie geht es ihm?", fragte er wie beiläufig, da Reita mit Kai hinten auf der Sitzbank saß. Uruha war auf die Knie gesunken und starrte auf den Boden. Kai hatte so leblos ausgesehen... War er tot? "Ich wollte mit...", wimmerte er leise. Reita schaute ihn an. Eigentlich war er sauer auf den Schwarzhaarigen. Ruki hatte ihm von Aois Tat erzählt und was Kai getan hatte und vor allem, warum er das getan hatte. "Er sieht schlecht aus. Ich glaub, er hat Fieber." Eine Hand legte er prüfend auf die Stirn Kais. "Und es scheint ziemlich hoch zu sein." Es machte ihm Sorgen. Kai tat ihm so unendlich leid und Aoi? Aoi würde er zwar liebend gern den Hals umdrehen, aber das würde jetzt ziemlich unpassend sein. "Wir müssen uns beeilen." Ruki kniete sich neben den Gitarristen. Einen Arm legte er um ihn und versuchte, ihn wieder auf die Beine zu ziehen. "Reita passt schon auf ihn auf." Er zog ihn mit sich zurück in den Proberaum. "Das wird schon wieder, Ruha. Kai ist ein Kämpfer. Das weißt du doch." Aois Augenbrauen zogen sich zusammen. Leicht besorgt trat er etwas mehr aufs Gaspedal und schaffte es, in Rekordzeit und sogar ohne Unfall zum Krankenhaus zu gelangen. Sofort stieg er aus und öffnete die Tür, damit Reita den Drummer wieder auf seinen Arm heben und ohne Probleme aussteigen konnte. Er würde Kai jedenfalls nicht auf den Arm nehmen und tragen. Schnell betraten sie das Krankenhaus. Zusammen mit Ruki kuschelte er sich auf das Sofa und schloss die Augen. Seine Gedanken kreisten einzig und allein um Kai und die Angst um ihn machte ihn schier wahnsinnig. "Hoffentlich... Ich will zu ihm..." Misstrauisch beäugte er den Gitarristen. Er tat, als wäre nichts passiert. Für so mies, hätte er den Älteren gar nicht gehalten. Aber das war jetzt nicht wichtig. Jetzt zählte Kai. Zielstrebig gingen sie zum Eingang. Sofort nahm man ihnen Kai ab und kümmerte sich um ihn. Nach einer halben Stunde kam ein Arzt zu ihnen und meinte, dass ihr Freund eine schwere Lungenentzündung hatte. Er würde wohl die nächsten Tage auf Station bleiben müssen. Reita seufzte. Na toll. Kaum war Kai da, da musste er wieder ins Krankenhaus. Irgendwie kam ihm das bekannt vor. Aber gut, dann wusste er wenigstens, dass der Drummer vor Aois Attacken und Eifersüchteleien sicher war. Ruki verdrehte die Augen. "Weißt du eigentlich noch, was du willst?" Seine Stimme klang härter, als sie sollte. Aber er sollte Uruha wohl doch mal mit ein paar wesentlichen Dingen konfrontieren. Mürrisch saß er zusammen mit Reita im Warteraum und blätterte gelangweilt in irgendwelchen Zeitschriften. Was tat er eigentlich hier? Er sollte jetzt bei Uruha sein und sich um ihn kümmern. Er war sich fast sicher, dass er sich jetzt wieder die Augen ausheulte. Die kleine Heulsuse.. Er seufzte schwer und fuhr sich durchs Haar. "Sollten wir die anderen auch mal anrufen?" Erschrocken zuckte er zusammen und sah weg. Was sollte er jetzt sagen? "Na-Nani?", stotterte er sich zurecht und sah Ruki verständnislos an. Reita schaute ihn an. "Und was willst du ihnen sagen?" Er formte seine Augen zu kleinen Schlitzen. "Dass es dir zu verdanken ist, dass Kai eine Lungenetzündung hat? Oder wie?", warf er ihm vor. Zwar wusste er, dass das sicher nicht Aois Schuld war, doch irgendwie musste er ja seinem Frust Luft machen. Und jetzt waren sie ja mal alleine. "Tu nicht so, als wüsstest du nicht, worum es geht. Du musst dich entscheiden Uruha. So, wie es jetzt ist, tut es weder dir, noch Aoi, noch Kai gut. Insbesondere Kai leidet darunter." Auch wenn er Kai versprochen hatte, niemandem von ihrem gestrigen Gespräch zu erzählen, hatte er es doch noch am gleichen Abend gebrochen. Er hatte Reita alles erzählt und nun sollte auch Uruha davon erfahren. Schließlich ging es doch um den Gitarristen und um niemand anderem. Verdattert starrte er den Bassisten an. Noch nie hatte ihn Reita so feindselig angesehen. Wirklich noch nie und das war wirklich mehr als ungewohnt. "Re-Reita... Was ist denn in dich gefahren? Wieso ist es meine Schuld, wenn sich der Trottel eine Lungenentzündung einfängt? Der ist kein Baby und kann auf sich selbst aufpassen." Er schnaubte und sah zur Seite. "Ich... Ich weiß aber nicht, was ich tun soll, Ruki... Ich liebe Aoi, aber ich glaube, dass ich Kai auch immer noch liebe... Mein Herz schlägt furchtbar schnell, wenn ich Kai sehe. Ich will doch keinen von beiden verletzen." Er sah zu Boden. Er hätte wissen müssen, dass Ruki ihn nicht verstand. Wie denn auch? Er verstand sich selbst ja nicht einmal. "Frag nicht so doof.", brummte er. "Ich weiß, was du dir gestern geleistet hast. Und ohne Kai würde Uruha dir wahrscheinlich den Laufpass geben. Es scheint so, als wollte er das schon tun, doch der Kleine hatte es verhindert. Und weißt du warum?" Irgendwie war er mies drauf. Aoi is manchmal ein richtiges Arschloch, aber so schlimm hatte er ihn noch nie erlebt. "Da reicht er dir den kleinen Finger und du nimmst gleich die ganze Hand. Ein toller Freund bist du." Dann stand er auf. "Ich ruf Ruki jetzt an." Und schon ging er zum Ausgang, um zu telefonieren. "Uruha. Du musst dir über deine Gefühle bewusst werden. So kann das nicht weitergehen. Ihr macht euch kaputt. Vor allem Kai, der Trottel.", seufzte er. Mit offenem Mund starrte er Reita hinterher. Wie konnte er ihm so etwas nur sagen? Es war doch nicht seine Schuld! Kai hätte ja nicht so dämlich sein und ihm helfen müssen. Da war er doch selbst schuld. Also wirklich... Er verstand nicht, wieso sich Reita da so aufregte. Es war ja schließlich nicht seine Schuld! "Aber was soll ich denn machen, huh?", fragte er und hickste auf. Er weinte mal wieder. "Ich will beide nicht verlieren..." Nach seinem Telefonat kam er zurück. Er brummelte. "Was ist? Willtst dich mal wieder ausschweigen was? Keine schlechte Idee. Könnte ja sonst sein, dass ich dir eine reinhaue. Und Uruha tut mir echt leid, dass er gerade dich als Freund hat. Lügst ihn ungeniert an und lässt es zu, dass er einen Freund, nein, einen Menschen, den er so sehr liebt, mit bösen Blicken bewirft. Du merkst aber auch echt gar nichts." Seine Blicke schienen den Gitarristen auf der Stelle töten zu können. So gut, wie sie sich auch kannten, Aoi war heute mehr als unmöglich. Ein richtiges Arschloch war er. Benahm sich wie ein pubertierendes Schulmädchen. Der Sänger seufzte. "Dich entscheiden. Für wen empfindest du mehr? Wer tut dir mehr gut? Und was fühlst du, wenn du bei ihm bist." Er wuschelte ihm durch´s Haar. "Ich will nicht, dass du traurig bist. Mit einem Lächeln auf den Lippen gefällst du mir viel besser. Tränen stehen dir einfach nicht." Dann seufzte er abermals. "Tu mir einen Gefallen und frag Aoi danach, was gestern wirklich passiert ist. Und lass dich nicht für dumm verkaufen. Hier geht es schließlich um dich und nicht um irgendwen. Und... einem von beiden wirst du das Herz brechen müssen. Also wird es so oder so schwer werden. Aber wir stehen zu dir." Nun ließ er Uruha erst mal alleine zurück, denn sein Handy klingelte und er ging auf den Flur hinaus. Es war Reita und ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Hör auf, mich die ganze Zeit so anzumachen! Das geht dich doch einen total feuchten Dreck an, was ich mache! Uruha gehört nur mir, da ist es selbstverständlich, dass ich sauer werde, wenn Kai Uruha einfach so küsst und das hat er getan, als er geschlafen hat! Uruha ist MEINER!" Er stand auf und schritt ein wenig auf und ab. Er war auf hundertachtzig. Was fiel diesem Nasenbär eigentlich ein?! Als Ruki ihn allein ließ, zog er die Beine an den Oberkörper und schlang die Arme darum. Was sollte er denn bitte machen? Einem von beiden musste er ja das Herz brechen. Nur wem? Das war einfach zu schwer... Aoi war für ihn zwei Jahre lang dagewesen und hatte ihn beschützt, doch so langsam tat er, als würde Uruha sein Eigentum sein und das fand er gar nicht gut. Und Kai...? Der war so lange nicht dagewesen und hatte sich nicht um ihn gekümmert, doch irgendwie hatte Uruha ein seltsames Gefühl in der Magengegend, wenn er Kai ansah. Gleich würde ihm der Geduldsfaden reißen. Aoi war heute aber auch echt ein richtiger Mistkerl. An seiner Schläfe pochte schon regelrecht eine Ader, so wütend war. Am liebsten würde er Aoi einfach an die Wand drücken und ordentlich eins reinwürgen. Auch wenn er Kai kaum kannte, so wusste er jetzt, dass Uruha wohl doch besser bei dem Drummer aufgehoben war als bei diesem verdammten Egoisten. "Mach so weiter und ich garantiere für nichts mehr. Ich wünschte, Uruha würde sich für Kai entscheiden, denn der denkt mit jeder Faser seines Körpers an ihn und nicht an sich selbst. Für so egoistisch und kaltblütig hätte ich dich nie gehalten. Das ist nicht der Aoi, den ich kenne." Er drehte ihm den Rücken zu. Wollte ihn nicht mehr sehen. Eine ganze Weile ließ er ihn alleine. Er wollte ihm Zeit geben. Auch wenn er damit rechnete, dass er sich jetzt noch nicht entscheiden konnte, so sollte er sich doch so langsam mal damit auseinander setzen. Wenn er das jetzt genauer betrachtete, so war Kai wohl wirklich der bessere Gegenpart von Uruha. Er ließ nichts Böses an Uruha und genau das würde dem Gitarristen mehr als gut tun. Vor Wut schnaubend stampfte er laut auf und sah Reita hart an. "Wie kannst du es wagen? Ich dachte, wir seien Freunde, Akira! Verdammt nochmal! Du fändest also wirklich, dass Uruha besser zu Kai passen würde als zu mir? Was bist du denn für einer, huh? Uruha gehört mir und nicht Kai! Ich werde nicht zulassen, dass er sich mit ihm einlässt! Darauf kannst du Gift nehmen!" Am liebsten wäre er jetzt zu Kai gegangen und hätte ihm so lange ins Gewissen geredet, bis dieser sich freiwillig von Uruha abwenden würde. Uruha saß immer noch auf dem Sofa des Proberaums und haderte mit sich selbst. Was sollte er bloß machen? Er wollte wirklich niemandem das Herz brechen. "Es wäre besser, es würde mich nicht geben...", murmelte er leise vor sich hin. "Ich verbreite wirklich nur Unglück..." Tränen der Verzweiflung rannen seine Wangen hinab und er schluchzte auf. Sollte er bei Aoi bleiben? Oder doch zu Kai? Jetzt konnte er sich wirklich nicht mehr zusammenreißen. Ruckartig packte er ihn am Kragen und stieß ihn kraftvoll an die Wand. Sein Blick durchbohrte den Schwarzhaarigen förmlich. "Du bist mein Freund, ein sehr guter sogar, aber du verhältst dich Uruha und Kai gegenüber wie der letzte Arsch auf Erden. Du merkst scheinbar nicht, dass du Uruha so verdammt weh tust mit diesem kindischen Verhalten.", zischte er. Ruki griff nach der Klinke, doch hielt kurz inne. Er vernahm ein leises Schluchzen. Uruha hatte es gerade wirklich nicht leicht. Vorsichtig betrat er den Raum und setzte sich zu ihm auf das Sofa. Freundschaftlich legte er den Arm um seine Schultern. "Uruha. Du musst nicht jetzt schon eine Entscheidung fällen.Lass es langsam angehen. Es ist nicht leicht und das versteh ich auch, aber... es wird dich zerreißen, wenn das so weiter geht." Aufkeuchend fand er sich an der Wand wieder und kniff schmerzerfüllt ein Auge zu. Sein Rücken hatte gerade harte Bekanntschaft mit der Steinwand gehabt. Er packte Reitas Hände und versuchte, sie von seinem Kragen zu bekommen. "Na dankeschön. Du bist kein echter Freund, wenn du dich so gegen mich stellst.", presste er hervor und funkelte den Nasenbandträger feindselig an. "Ein echter Freund würde mich jetzt unterstützen und mir helfen, Uruha davon zu überzeugen, dass nur ich ihn wirklich liebe." Weinend kuschelte er sich an seinen langjährigen Freund und wischte sich die Tränen aus den Augen. Gott, was war er für eine Heulsuse. Aber was sollte er denn auch tun? "Ich will mich nicht entscheiden... Am liebsten würde ich ja beide haben, aber das geht nicht...", murmelte er leise. "Ich kann doch keinem von ihnen sagen, dass ich mich gegen ihn entschieden habe. Und Kai geht es gerade sowieso so schlecht!" "Du bist ein Arsch. Was glaubst du, was Kai tut? Ihn nur deswegen so ansehen, weil er kein Interesse an ihm hat?" Er schüttelte den Kopf. "Kai hat die ganzen fünf Jahre gehofft, Uruha wieder zu sehen. Hat die ganze Zeit auf ihn gewartet. Zeigt das nicht, dass er ihn liebt?", knurrte er. Auch wenn er eigentlich der Gefühlskrüppel schlechthin war, aber das hatte selbst er begriffen. "Er nimmt sogar dich, Idioten in Schutz, weil er so hofft, dass Uruha glücklich wird." Reita verstand einfach nicht, warum Aoi sich so aufführte. Ruki nickte. Ja, Kai ging es wohl gerade überhaupt nicht gut. Das hatte ihm Reita eben auch am Telefon gesagt. "Na ja, es ist zwar nicht so gut, dass er jetzt im Krankenhaus bleiben muss, aber da muss er jetzt durch. Wir wollen ja nicht, dass die Lungenentzündung ihn noch mehr schwächt. Das kann er jezt wirklich nicht gebrauchen. Aber sag mal..." Er lächelte ihn beruhigend an. "Warum bist du eigentlich gestern in seinem Schlafzimmer so zusammengebrochen? Was war da los?" Ja, das konnte er sich nämlich wirklich nicht erklären. "Ich und ein Arsch? Was ist denn dann Kai bitteschön? Er ist derjenige, der meinem Freund schöne Augen macht und es ausnutzt, dass er schläft. Er hat ihn gestern einfach geküsst und ihm Ich liebe dich gesagt. Das hat mir echt gereicht. Er will mir bloß Uruha ausspannen, weil er es nicht ertragen kann, dass Uruha mich liebt und nicht ihn. Er ist eifersüchtig hoch zehn auf mich." Er schubste Reita grob von sich und richtete seine Sachen wieder. "Und jetzt lass mich gefälligst in Ruhe. Ich gehe jetzt zu Uruha zurück und bringe ihn nach Hause." Uruha schaute betreten zu Boden und spielte mit seinen Fingern. Es war wirklich etwas überzogen, was er da gestern gemacht hatte. Aber alle Gefühle waren auf einmal auf ihn hereingebrochen und hatten ihn verzweifeln lassen. "Weißt du... Kai hat mir zum Abschied einen Verlobungsring geschenkt. Ich war so überglücklich deswegen. Aber als er sich nach drei Jahren immer noch nicht gemeldet hatte, hatte ich einfach genug von ihm und habe den Verlobungsring ganz weit weggepackt, damit ich ihn nie mehr ansehen muss. Und gestern hab ich Kais Ring auf seinem Nachttisch gesehen und deswegen bin ich zusammengebrochen. Er kann diesen Ring jeden Abend ansehen... Was habe ich ihm bloß angetan? Ich bin ein so verdammt schlechter Mensch..." "Vergiss es!", knurrte er. "Du lässt Uruha jetzt schön bei Ruki. Und keine Widerrede!" Reita wusste, dass er stärker war als Aoi. Das hatte er ihm schon mehrmals bewiesen. Und wenn es nötig war, dann würde er es ihm wieder deutlich vor Augen halten. "Lass ihm wenigstens Zeit, um sich wieder zu finden und seine Gefühle zu ordnen. Wenigstens das kannst du deinem Freund gönnen, wenn du es ihm schon nicht erlaubst, mit Kai normal umzugehen." Ihm war nicht entgegangen, dass der Schwarzhaarige den anderen immer festhielt, wenn Kai den Raum betrat oder ihm näher kam, als er ihm gestatten wollte. Das war so offensichtlich gewesen. "Sollte Uruha wegen dir noch ein einziges Mal weinen müssen, dann Gnade dir Gott. Und das mein ich verdammt ernst!" Mit diesen Worten ließ er ihn vorbei. Ein unangenehmer Schauer breitete sich in ihm aus. Kai hatte Uruha einen Ring geschenkt gehabt? Das war so süß. Das hätte er dem schüchternen Kerl gar nicht zugetraut. Nun musste er lächeln. Auch wenn es eigentlich nicht zur Situation passte. "Ich möchte dir nicht vorschreiben, welche Entscheidungen du treffen sollst, aber... es gibt auch eindeutige Zeichen, auf die du achten solltest. Vielleicht fällt es dir dann leichter, auf dein Inneres zu hören." Uruhas Geschichte ging ihm wirklich nahe. "Ich habe ihm ja wohl sehr viel Zeit gegeben. Fünf Jahre lang hatte er Zeit, sich zu entscheiden. Er meinte, er hat sich für mich entschieden und nun? Nun taucht dieser Idiot wieder in unserem Leben auf und meint, Uruha den Kopf verdrehen zu müssen. Das ist einfach nur unfair. Uruha sollte wissen, dass ich ihn über alles liebe. Viel mehr als Kai. Aber anscheinend ist Uruha dafür ja zu blöd." Er wusste, dass es unfair war, was er sagte, jedoch war er gerade so wütend, dass es ihm langsam wirklich egal wurde. "Uruha gehört verdammt nochmal mir! Nur mir ganz allein und niemand hat das Recht, ihn mir wegzunehmen. Ich gehe jetzt zu ihm und dann kommt er gefälligst mit mir nach Hause." "Zeichen?", fragte er verwirrt. "Was für Zeichen, Ruki? Ich verstehe es nicht... Ich liebe Aoi zwar, aber er benimmt sich mir gegenüber, als wäre ich ein Gegenstand, den nur er haben darf. Das ist ungerecht. Und bei Kai habe ich ein total komisches Gefühl im Bauch, wenn ich ihn sehe. Ich glaube, ich bin wirklich nicht mehr ganz normal..." Was sollte er denn noch machen? Aoi stellte sich total quer. Was war eigentlich in seinen Kumpel gefahren? Er benahm sich wie eine eifersüchtige Ehefrau. Nein, wie eine betrogene Ehefrau. Er erfüllte gerade voll die Klischees. Aber scheinbar war diesem Kerl das überhaupt nicht bewusst. Resigniert hob er die Hände vor die Brust und schüttelte den Kopf. "Tu, was du nicht lassen kannst, aber wunder dich nicht, wenn Uruha sich so wirklich von dir abwenden sollte. Du bist wirklich nicht der Aoi, in den er sich verliebt hat. Ganz sicher nicht. Und... Kai ist zwar wieder hierher gekommen, aber ganz sicher nicht, um dir Uruha wegzunehmen." Damit beendete er das Gespräch und ließ Aoi abziehen. Der Kleine kicherte. "Ja, Uruha. Es gibt immer ein Zeichen, das dich lenkt. Nur hast du noch keines gefunden. Aber wenn du schon merkst, dass du ein komisches Gefühl hast, wenn Kai da ist, dann würde ich sagen, solltest du diesem komischen Gefühl auf den Grund gehen. Aber du wirst das schon hinkriegen." Er wuschelte ihm durch das Haar. "Und nun Kopf hoch. So können wir doch unmöglich Kai einen Krankenbesuch abstatten, hai?" "Lass mich einfach. Ich bin immer noch der Alte, das kann ich dir versichern. Ich lass mir nur nicht von einem Kerl wie Kai den Mann ausspannen. Gewiss nicht." Er wandte sich von ihm ab und stieg in seinen Wagen ein. Er würde jetzt sofort zu Uruha fahren und ihn mit nach Hause nehmen. Er würde es nicht zulassen, dass Uruha Kai zunahe kam. Nie und nimmer. Uruha schenkte ihm ein zögerliches Lächeln und stand zusammen mit Ruki auf. "Danke, Kleiner. Du bist wirklich der beste Freund, den man sich nur wünschen kann. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen sollte." Er beugte sich runter, um Ruki ein Küsschen aufzudrücken. Dann zog er sich seine Jacke an, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und ein vor Wut schnaubender Aoi in der Tür stand. "Uruha! Du kommst jetzt sofort mit!" Reita war am Ende. Jetzt wusste er wirklich nicht mehr, wie er den Trottel da aufhalten sollte. Ohne ein Wort zu verlieren, ging er einfach. Aoi würde schon merken, wenn Ruki ihm ordentlich den Marsch blasen würde. Auch wenn man es dem Zwerg nicht zutraute, Ruki konnte konsequent und ziemlich hartnäckig sein. Und seine Schlagfertigkeit war auch nicht zu unterschätzen. Schnell zückte er sein Handy und schrieb seinem Schatz eine SMS, dass Aoi auf dem Weg zu ihnen war. Sicher war halt sicher. Und so gab er Ruki die Chance, schon mal etwas Kraft zu tanken. Innerlich schmunzelte er und wünschte Aoi bei seinem Versuch, Uruha mit zu sich zunehmen viel Glück. Einfach würde es sicher nicht werden. Dann begab er sich wieder zu Kai. Der Drummer sollte nicht alleine sein, wenn er aufwachen würde. Man gut, dass Ruki doch schon darauf vorbereitet war. Sofort stellte er sich schützend vor Uruha und verschränkte die Arme vor der Brust. Mit seinem allseits gefürchteten Deathglare musterte Aoi. "Vergiss es!", schnaubte er. "Uruha entscheidet selbst, was er macht. Du hast hier niemandem etwas vorzuschreiben, du eifersüchtiges Kindergartenkind. Kannst es wohl nicht haben, wenn etwas nicht nach deiner Nase läuft, was?" Er brauchte wirklich nicht lange, um in Rage zu kommen. Mit Reita hatte er ja genug Übung gehabt. "Aber bevor du ihn mitnimmst, erklärst du ihm mal, was du für ein lieber netter Freund bist." Aoi würde schon wissen, worauf er anspielte. Uruha verkrampfte sich leicht, als Aoi plötzlich wutschnaubend in der Tür stand und Ruki sich schützend vor ihm aufbaute. Gut, dass er saß, ansonsten würde das nicht wirklich viel bringen. Uruha war schließlich viel größer als Ruki. Er war verwirrt. Was sollte das Ganze? Wieso versuchte Ruki, ihn vor Aoi zu beschützen? Was wurde hier gespielt? "Ruki, Aoi, was...?", fing er an, doch er wurde sofort harsch von Aoi unterbrochen. "Ruki! Geh mir aus dem Weg. Ich schreibe Uruha nichts vor, ich werde meinen festen Freund ja wohl mit nach Hause nehmen dürfen. Du musst nicht so tun, als würde ich ihn dann verletzen wollen. Und was soll das überhaupt heißen? Uruha weiß, dass ich lieb und nett zu ihm bin!" Er wusste, worauf Ruki anspielte, aber er wollte es nicht vor Uruha zugeben. Nie und nimmer. Der Kleinste kniff die Augen zu kleinen Schlitzen und funkelte den Älteren an. "So, wie du hier aufkreuzt und Kais Gutmütigkeit und Liebe zu Uruha ausgenutzt hast, bist du nicht wirklich lieb und nett zu ihm. Also vergiss es. Uruha bleibt hier und solange du dich so aufführst, wirst du ihn nie wirklich bekommen.", knurrte er. Ruki war sauer und wenn er das war, dann Gnade dem Gott, der ihn in Rage gebracht hatte. Und dieses Mal war es Aoi. Nie hätte er das für möglich gehalten. Doch jetzt war es wirklich so. Auch wenn er einen Schritt zurückwich, war das noch längst kein Zeichen dafür, dass er aufgab. Eher im Gegenteil. Der Sänger machte sich bereit, um zum Angriff über zu gehen. "Fordere mich nicht heraus, mein Lieber!", fauchte er. "Nun hör mir mal ganz genau zu, Kleiner. Ich. Werde. Uruha. Jetzt. Mitnehmen. Hast du das jetzt kapiert? Ich lasse nicht zu, dass er mir von irgendeinem dahergelaufenen Drummer weggenommen wird. Uruha gehört mir und niemandem sonst. Raff es endlich und geh mir aus dem Weg." Der kleine Sänger hatte ihm körperlich nichts entgegenzusetzen. Gegen Ruki war selbst Uruha, der sonst wirklich nie jemanden schlug, stärker. Da würde Aoi noch hundertmal gegen ihn gewinnen. "Fordere du mich mal lieber nicht heraus, Takanori. Oder willst du genauso wie Kai im Krankenhaus landen? Du bist ein guter Freund, aber das lasse ich mir nicht bieten. Keiner von euch hat das Recht, über mich zu richten." Mit diesen Worten schubste er den kleinen grob davon und packte Uruha am Handgelenk. "Komm endlich." Diese Drohung ließ er sich ganz bestimmt nicht gefallen. Alles konnten sie mit ihm machen, aber nicht sowas. Das würde Aoi noch bitter bereuen. Sofort erhob er sich wieder und kam zischend auf den Schwarzhaarigen zu. Auch wenn der andere größer war als er und vielleicht auch etwas kräftiger und stärker, er würde niemals zulassen, dass er Uruha weh tat. "Ja genau, wegen dir ist Kai im Krankenhaus. Wegen dir hat Uruha Kai so böse angeschaut. Wegen dir geht hier alles drunter und drüber. Wegen dir wird Uruha niemals glüklich werden. Du bist es doch gewesen, der es ausgenutzt hat, dass Kai die Schuld auf sich genommen hat, obwohl du den Streit angezettelt hast. Du trampelst auf den Gefühlen von zwei Menschen rum! Du bist ein verdammter gefühlskalter Krüppel, der nur an sich denkt!" Ruki platzte gleich vor Wut. Und jetzt musste er einfach alles raus lassen. Auch wenn Kai das nicht gewollt hätte. Nun wandte er sich an Uruha und zeigte mit dem Finger auf den schwarzhaarigen Gitarristen. "Aoi hat Kai geschlagen, weil dieser nicht wollte, dass er dich weckt und dir wieder eine Szene macht. Kai hat versucht, dich zu beschützen. Vor ihm." Entsetzt und ängstlich zugleich starrte er von Ruki zu Aoi, bei dem er einige Zeit hängen blieb und dann wieder zurück. Sein Körper fing leicht an zu zittern und wieder einmal füllten Tränen seine Augen. Wie oft hatte er in letzter Zeit geweint? Wie oft hatte er sich die Schuld an allem gegeben? Wie oft wurde er schon belogen? Wie oft...? "Aoi...", hauchte er mit kraftloser Stimme und starrte ihn an. "Bitte... Sag mir jetzt, dass das alles nicht wahr ist... Aoi, bitte... Sag mir ins Gesicht, dass du das nicht getan hast!" Nun liefen wirklich wieder die Tränen. Doch diesmal besiegten die Wuttränen die Trauertränen und ließen seine Sicht verschwimmen. Als Aoi dann auch noch wegsah, ihm nicht in die Augen sehen konnte und beharrlich schwieg, war es Uruha, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen werden und er schwankte einige Schritte zurück. Kopfschüttelnd starrte er Aoi an. Das konnte doch jetzt alles nicht wahr sein... Mit einem Ruck befreite er sich aus Aois Klammergriff und stürzte Hals über Kopf aus dem Proberaum. Aoi versuchte noch, ihn festzuhalten, doch Uruha war zu schnell. Weinend lief er durch die vielen Gänge der PSC, bis er draußen auf der Straße angekommen war. Aoi starrte entsetzt auf die Stelle, an der eben noch sein Freund gestanden hatte und ballte die Hände zu Fäusten. "Na warte..." Innerlich entschuldigte er sich gerade bei Uruha dafür, dass nun er wieder der Leidtragende war. Eigentlich wollte er ihm zur Seite stehen und jetzt hatte er ihn wieder in ein Gefühlschaos geworfen, dass wirklich nicht ganz ohne war. Aber er musste doch Aoi endlich mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Ihm zeigen, dass Uruha auch nur ein Mensch war, der Gefühle hatte und Zuwendung und Liebe wollte. Doch Aoi schien in ihm immer nur einen Gegenstand zu sehen, den er unbedingt behalten wollte. Um alles in der Welt. Er spürte den finsteren Blick des Schwarzhaarigen, doch das störte ihn recht wenig. Uruha wusste jetzt, was los war. Und das zählte für ihn. Uruha rannte. Er rannte, so schnell ihn seine Beine trugen. Wohin wusste er ja selbst nicht so genau. Ihm war es auch reichlich egal. Er wollte einfach nur weg. Weg von allen und vor allem weg von Aoi. Wie hatte er ihn so eiskalt anlügen können, ohne mit der Wimper zu zucken? Wie konnte ihm Aoi so etwas antun? Schwer atmend stoppte er und blickte auf. Er fand sich direkt vor dem Krankenhaus wieder, in welchem er das letzte Mal vor fünf Jahren gewesen war, als Kai diesen schrecklichen Unfall gehabt hatte. Alles in ihm zog sich bitter zusammen. Sollte er...? Nur schwer schaffte er es die Augen zu öffnen. Seine Sicht war verschwommen und nur langsam wurde das Bild klarer, dass sich vor ihm abspielte. "Rei...Reita?", fragte er fast tonlos. Es fiel ihm schwer. Sein Brustkorb tat weh und jeder Atemzug verursachte noch mehr Schmerzen. Was war denn nun schon wieder passiert? Und wo befand er sich hier? Zögerlich drehte er den Kopf zur Seite und schaute sich im Raum um. Jetzt wurde ihm bewusst, wo er war. Er lag im Krankenhaus. Aber? Wieso lag er hier? Eben war er doch noch bei seinen Freunden und hatte sich auf dem Hof hingesetzt, um frische Luft zu schnappen. "Was...Wieso bin ich hier?", fragte er verwirrt. Langsam und vorsichtig schritt er die Gänge entlang. Man hatte ihm gesagt, wo sich Uke Yutaka befand. Aber er durfte nur etwa eine Viertelstunde bleiben. Der Patient brauchte dringend Ruhe, hatte es geheißen. Uruha schluckte. Stand es wirklich so schlecht um Kai? Schüchtern klopfte er an die Tür und betrat das Zimmer. Sofort fiel ihm Reita ins Auge, der an einem weißen Krankenhausbett saß und eine schmale, blasse Hand hielt. Sein Blick wanderte höher und er erkannte Kais Gesicht. Er war erschreckend blass und hatte Augenringe. Uruha traten wieder die Tränen in die Augen und zaghaft trat er näher. "Hey..." Kai schluckte. Das war doch Uruhas Stimme oder? Hatte er sich verhört? Wieso kam er hierher? Er hasste ihn doch. Warum also kam er zu ihm? War er überhaupt wegen ihm hier? Er versuchte ein kleines Lächeln. Uruha sollte ja nicht mitbekommen, wie schlecht es ihm gerade ging. Reichte ja, wenn er ihn hasste. Da musste er ihn ja nicht auch noch aus Mitleid besuchen kommen. "Hey...", krächzte er und auch Reita begrüßte ihn lächelnd. "Was machst du denn hier, Uruha? Und... wo hast du Ruki gelassen?" Der Bassist musterte ihn argwöhnisch. "Alles okay bei dir?" Der Drummer lag nur schweigend da. Er hatte den Blick zum Fenster gewandt und schaute scheinbar interessiert nach draußen. Sich fest auf die Lippen beißend stand er einige Meter vom Bett entfernt und sah zu Boden. Was machte er überhaupt hier? Er hätte nicht herkommen sollen. Das machte alles doch noch viel schlimmer. Er hatte Kais Leben schon genug verpfuscht. "Ich... Ich sollte wieder gehen... Ich wollte bloß sehen, wie es Kai geht... Aber er ist ja wach, da brauch ich mir keine Sorgen machen... Bai..." Schnell drehte er sich um und wollte fluchtartig den Raum verlassen, als er zwei starke Arme um seine Taille spürte, die ihn festhielten. "Nichts da. Du redest jetzt mit Kai.", hörte er Reitas Stimme an seinem Ohr und fing an zu zappeln. Es interessierte ihn nicht wirklich, was um ihn herum geschah. Brauchte es doch eigentlich auch gar nicht. Er lag in einem Bett im Krankenhaus und musste erst mal wieder gesund werden. Mehr konnte er doch eh nicht mehr verlangen. Sein Leben war eine einzige Katastrophe. Erst ein paar Tage in der Stadt schon hatte er Freunde, die zu Feinden wurden und lag in einem Krankenhaus. Und wenn er es nicht besser wüsste, würde er sogar behaupten, dass es das Gleiche war, in dem er schon vor fünf Jahren gelegen hatte. Welch Ironie? Er seufzte und schloss die Augen. Es war ein beschissener Start in dieser Stadt. Damals war es viel einfacher gewesen für ihn. Doch jetzt? Jetzt war doch eh schon alles im Eimer. Uruha wehrte sich verbissen und fing an zu zappeln. Wieso ließen ihn die anderen denn nicht einfach in Ruhe? Wieso konnten sie ihn nicht verstehen? Er hatte keine Lust, Kais traurigen Blicken zu begegnen. Er wollte ihn nicht so sehen. Doch gegen Reita hatte er einfach keine Chance. Der Bassist hob ihn einige Zentimeter in die Luft und schleifte ihn zu Kais Bett hinüber. Er drückte ihn auf den Stuhl, auf dem bis eben noch er selbst gesessen hatte und verschwand. Die beiden sollten sich erst mal aussprechen. Uruha saß zusammengesunken auf dem Stuhl und starrte ins Leere. Was nun? Kai schien ihn ja zu ignorieren. Anscheinend wollte er nicht mit ihm sprechen. Schüchtern und verlegen zugleich drehte er sich nun um. Er dachte, dass Reita noch immer auf dem Stuhl neben ihm saß. Dass er sich da geirrt hatte, musste er auch so gleich feststellen. Er hatte nicht mitbekommen, wie Reita Uruha dort hingesetzt hatte und dann verschwunden war. "Uruha?", fragte er leise und mit zittriger Stimme. "Wie geht´s dir? Alles in Ordnung? Und... wo hast du Aoi gelassen? Du hasst doch Krankenhäuser." Eigentlich waren es total dämliche Fragen, die er ihm stellte, aber er wollte ihn ja auch nicht unnötig anschweigen. Ein klitzekleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Seine Finger verkrampften sich in seinem Schoß und er kniff die Augen zusammen. Kai hatte recht, er hatte tierische Angst vor Krankenhäusern. Das war einer der Gründe, weshalb er eben so schnell weg wollte. Aber Kai war ebenfalls einer der Gründe. Er wollte ihm nicht noch mehr Kummer bereiten. "Wie sollte es mir schon gehen? Mir gehts ehrlich gesagt total beschissen...", murmelte er und sah ihn an. "Und wo Aoi in diesem Moment ist, ist mir ehrlich gesagt egal. Der soll mir ja nie wieder unter die Augen treten..." Er wischte sich eine Träne weg. "Geht´s dir denn wieder besser?" "Nani?" Irgendwie verstand er nicht so ganz, was Uruha damit meinte. Wo Aoi war, war ihm egal? Hatte er etwas verpasst? Scheinbar. Auf die letzte Frage reagierte er gar nicht erst. Es ging ihm ehrlich gesagt nicht sehr gut. Aber das musste er ihm ja nicht sagen. "Darf ich fragen, was los ist? Oder ist dir das zu persönlich? Ihr liebt euch doch. Wieso klingst du dann so niedergeschlagen?" Kai machte sich Sorgen. "Lieben?", er schnaubte. "Aoi ist total besessen. Ich kann es immer noch nicht fassen. Ruki hat mir erzählt, was vorgefallen ist. Ich hasse Aoi dafür, dass er dir sowas angetan hat. Das ist unverzeihlich, wirklich." Er hickste leicht auf. Verdammt, was tat er hier eigentlich? Was trieb ihn dazu, jetzt so mit Kai zu sprechen? Er wollte es ihm doch nicht so schwer machen... "Kai... Ich sollte lieber wieder gehen... Verzeih, dass ich dich gestört habe..." "Uruha?" Er schaffte es nicht, sich aufzusetzen und dennoch versuchte er, den anderen am Gehen zu hindern. "Bleib doch noch hier. Ich würd mich freuen. Und... wenn du reden willst, dann hör ich dir gerne zu." Er seufzte. "Und... sei ihm nicht böse. Er liebt dich und hat halt Angst um dich." Auch wenn er das nicht ganz verstand. Uruha liebte ihn doch auch. "Sei ihm doch nicht böse deswegen." Er biss sich auf die Unterlippe. Musste Kai es ihm wirklich so schwer machen? "Nein, Kai... Aoi ist besessen von der Idee, dass ich ihm alleine gehöre. Da steckt meiner Ansicht nach keine wahre Liebe hinter. So schrecklich ich es auch finde... Ich denke, es wird das Beste sein, wenn ich Aoi verlasse und mich für eine Weile zurückziehe.", er schniefte. "Ich tu euch allen damit einen Gefallen, glaub mir. Ich mache euch alle doch bloß unglücklich und ganz besonders dich, Kai. Und das ist das, was ich am wenigsten will." Kai hob eine feingeschwungene Augenbraue. "Wieso ganz besonders mich?" Gut, er war wirklich etwas durcheinander, seit er wusste, dass Uruha mit dem anderen Gitarristen zusammen war. Aber das änderte doch auch nichts daran, dass er sich damit abfinden musste. Uruha war und blieb wohl immer seine erste große Liebe und dennoch gönnte er ihm sein Glück. "Bist du dir sicher, dass du ihn einfach aufgeben kannst? Er ist zwar ganz schön eifersüchtig, aber das ist doch auch ein Zeichen, dass er dich liebt oder nicht?" Irgendwie ergaben seine Worte selbst für ihn keinen richtigen Sinn. "Gib ihm eine Chance. Er kann es dir sicher erklären, warum er so gehandelt hat. Ich kann es ihm nicht verübeln." "Wenn er mich wirklich lieben würde, dann würde er eben nicht so eifersüchtig sein, verstehst du? Er würde mir vertrauen und nicht versuchen, jeden auszuknocken, der mich schief ansieht. Das ist doch dann keine Liebe!" Er stand auf und ging nervös auf und ab. Was sollte er denn jetzt machen? Zu Aoi zurück wollte er erst mal nicht. Wieso war er überhaupt hergekommen? Das brachte doch eh alles nichts. Er würde nie mehr mit jemandem zusammenkommen können, der ihn von Herzen liebte. Zu Kai konnte er jetzt auch nicht mehr. Das wäre, als wäre Kai bloß ein Platzfüller. Das konnte er ihm einfach nicht antun. "Es tut mir leid. Es war dumm, herzukommen. Mir is schlecht...", murmelte er und tapste zur Tür. "Warte!", rief er ihm nach und hoffte, dass er stehen bleiben oder gar zurück kommen würde. Er hoffte es wirklich sehr. Auch wenn er sich keine Hoffnungen machen brauchte und das wusste er, so würde er doch versuchen, Uruha glücklich zu machen. Egal wie. "Bitte bleib noch. Es ist so einsam hier. Onegai." Seufzend schüttelte er den Kopf. "Es tut mir einfach nur noch leid, Kai... Ich vermiese euch allen doch bloß das Leben. Wenn es mich nicht gäbe, wärt ihr alle doch viel besser dran." Dieses Gefühl erinnerte ihn an vor fünf Jahren, als er blutend im Badezimmer gelegen hatte und sich umbringen wollte. Die Narbe hatte er immer noch, sie erinnerte ihn immer an seine Fehler. Plötzlich ging die Tür auf und der Arzt trat ein. In der Hand hielt er eine Spritze und ging damit auf Kai zu. Uruha wurde augenblicklich leichenblass und schwankte. "Gott, ich muss hier raus...", das war alles zuviel für ihn. "Uruha!", rief er ihm noch nach, doch da war der andere auch schon verschwunden. Verdammter scheiß Arzt. Musste der denn gerade jetzt hier aufkreuzen? Hätte er nicht noch ein paar Minuten warten können? Wie sehr er doch dieses beschissene Timing der Monster in weiß hasste. Augenblicklich funkelte er den unschuldigen Arzt finster an. Der sollte am besten gleich zur Hölle fahren. "Uruha!", schrie er dann quer durch das ganze Zimmer. War ihm doch egal, was die alle von ihm hielten. Er hatte einfach nur Angst um Uruha. Diese Worte kamen ihm so bekannt vor. Und Uruha sollte es nicht wieder tun. Kein zweites Mal würde er ihn so sehen wollen. Wankend lief er durch die langen Gänge des Krankenhauses. Jede Ecke sah für ihn gleich aus und er wusste schon längst nicht mehr, wo er war. Doch es war ihm egal. Alles war ihm egal. Jeder war ihm egal... Jeder... Außer Kai... "Kai...", schluchzte er verzweifelt auf und sank auf die Knie, vergrub sein Gesicht in den Händen. Was hatte er falsch gemacht? Wieso strafte ihn Kami-Sama bloß so? Wieso er immer derjenige war, der Unglück über andere brachte? Die anderen wären alle so viel besser dran ohne ihn. Sie könnten wieder lachen und sich einen Partner suchen, den sie lieben konnten und der sie nicht verletzte. Hastig schlug er die Spritze weg und warf die Decke zur Seite. Zu groß war die Angst um Uruha. Wer wusste denn schon, auf was für eine dämliche Idee der Kerl nun schon wieder kam. Das wollte er nicht riskieren. Also machte er sich auf die Suche. "Kouyou!" Immer rief er den Namen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass der andere noch hier im Gebäude war. Wie er darauf kam, wusste er selbst nicht, aber war doch auch völlig egal. "Kouyou!" Die finsteren Blicke und das ständige Gezeter der Schwestern und Ärzte ließen ihn kalt. Er wollte Uruha finden. Egal wie. Und dann blieb er wankend stehen. Da saß er. Erschrocken hob er den Kopf und sah aus tränenverschleierten Augen auf den Menschen, vor dem er eigentlich flüchten wollte. Kai stand dort in seinem weißen Krankenhauskittel, schwer atmend, mehr als nur leichenblass und sah auf ihn hinab. Uruha musste ein schreckliches Bild abgeben. Er saß zitternd und weinend auf dem kalten Krankenhausboden und war schier am Verzweifeln. Ruckartig erhob sich sein Körper und er wankte auf Kai zu. Als er bei ihm angekommen war, fiel er ihm schon fast in die Arme und drückte ihn fest an sich. "Es tut mir so leid, Kai... Das alles... Ich hab dein Vertrauen so missbraucht...", murmelte er verstört. Dann hob er den Blick, überwand die letzten paar Zentimeter und drückte Kai einen hauchzarten Kuss auf den Mund. "Es tut mir so leid..." Verwirrt war gar kein Ausdruck mehr. Warum tat Uruha das jetzt? Wieso küsste er ihn? "Uruha?" Er legte die Arme um ihn und strich ihm sanft über den Rücken. "Ganz ruhig. Was ist denn passiert? Und bitte... entschuldige dich nicht immer. Du hast doch gar nichts falsch gemacht." Was sollte er denn jetzt tun? Uruha sah so verzeifelt aus. "Mir tut aber alles so furchtbar leid...", nuschelte er vor sich hin und strich Kai vorsichtig über den Rücken. "Wie kannst du mich immer noch mögen, nach allem, was ich dir angetan habe? Ich hab dein Leben ruiniert, Kai... Das habe ich nicht gewollt... Zwei Jahre lang dachte ich, dass ich mit Aoi meine große Liebe gefunden habe... Aber ich hab mich getäuscht, Kai... Ohne dich..." Seine Stimme brach und er sackte in sich zusammen. "Ohne dich kann ich einfach nicht leben... Es geht nicht..." Geschockt schaute er auf den zitternden Körper in seinen Armen. Uruha sagte was? Was war es, was er ihm eben gesagt hatte? Gedanklich rügte er sich. Nun aber mal ganz ruhig, Kai. Uruha ist einfach nur verzweifelt, mehr nicht. "Beruhige dich. Es wird alles wieder gut." Er zog ihn vorsichtig mit sich und sie setzten sich auf die Besucherstühle, die in dem ziemlich verlassenen Gang standen. "Und jetzt noch mal tief durchatmen." Als sie saßen, schmiegte sich Uruha sofort an Kais wärmenden Körper und schniefte auf. Gott, er war wirklich so ein Weichei. Selbst Kai weinte nicht, obwohl er in Uruhas Augen allen Grund dazu hätte. Er würde jedenfalls ganz sicher weinen, wenn ihn jemand so enttäuschen würde, wie Uruha es bei Kai getan hatte. Er atmete tief durch, wie Kai es ihm sagte und versuchte, seinen zitternden Körper zu kontrollieren. Dann hob er den Kopf und rang sich zu einigen Worten durch. "Kai... Kannst du mir nochmal verzeihen? Ich bin der größte Idiot, der jemals auf Erden gelebt hat. Bitte... Auch, wenn du mich nicht mehr lieben kannst, was ich ja verstehe, aber bitte sei mir nicht böse..." Uruha wurde langsam immer mehr klar, was das für ein Gefühl war in seiner Magengegend, wenn er Kai ansah. War es vielleicht... Liebe...? Kai schluckte. Was sollte er davon halten? Uruha wollte, dass er ihm verzieh? Was sollte er ihm denn verzeihen? Es gab doch nun wirklich nichts, was ihn dazu bewegt haben könnte, auf den Größeren böse zu sein. Es gab doch gar nichts zu verzeihen. Sanft strich er ihm eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte ihn an. "Sagst du mir auch, was ich dir verzeihen soll? Ich wüsste nichts. Es gibt doch gar keinen Grund, warum du dir darüber so viele Gedanken machst. Ich war und bin dir nie böse gewesen. Das könnte ich doch gar nicht." Verwirrt blickte er ihn an. Kai war gar nicht böse auf ihn? Aber wieso nicht? Er hatte doch soviel falsch gemacht. "Naja... Ich hab dein Vertrauen doch total missbraucht. Ich hätte auf dich warten sollen, anstatt mich gleich dem erstbesten Mann an den Hals zu werfen. Ich war einsam, Kai... Dabei hast du auch fünf Jahre in Einsamkeit verbracht und auf mich gewartet. Das tut mir so leid." Er kuschelte sich ganz vorsichtig an den warmen Körper des anderen und schloss die Arme um ihn. Er haderte mit sich selbst. Sollte er Kai von seinen Gefühlen erzählen? Uruha hatte schon recht. Er hatte wirklich die letzten fünf Jahre alleine gelebt. Es gab ja auch niemanden, der sein Interesse geweckt hatte. Oder besser es wecken konnte. Für ihn war schon klar, dass er Uruha wollte. Deshalb hielt er die meisten Menschen auch auf Distanz. Aber Uruha brauchte sich wirklich überhaupt keine Vorwürfe zu machen, nur weil er sich einsam gefühlt hatte und sich nach jemandem gesehnt hatte. Er konnte das durchaus verstehen. "Ich war nicht einsam.", lächelte er liebevoll an. "Ich war nicht eine Sekunde lang einsam." Kapitel 12: ------------ Jetzt war er noch verwirrter als ohnehin schon und starrte Kai verblüfft an. Wie? Hatte er etwa doch mit jemandem zusammengelebt? Warum hatte er denn dann nie etwas erwähnt? Dann hätte sich Uruha nie solche Vorwürfe machen müssen. Aber irgendwie versetzte es ihm auch einen kleinen Stich ins Herz. Also liebte Kai wirklich jemand anderen als ihn... "Und... Wer ist der Glückliche, mit dem du zusammengelebt hast?", fragte er leise und starrte auf Kais Brust. Er schüttelte den Kopf. "Nein, Uruha. Ich habe mit niemandem außer meinem Vater zusammengelebt. Wirklich." Irgendwie wurde das jetzt peinlich. Aber wie sollte er es ihm denn sonst sagen? "Weißt du, ich... ich habe dir doch etwas geschenkt, richtig? Vielleicht erinnerst du dich ja noch daran." Er schloss die Augen und in seinem Inneren spielte sich diese Szene wieder ab. So, wie er es immer tat, wenn er spürte, dass ihn die Einsamkeit übermannen würde. "Das war an dem Tag, an dem mein Vater..." Jetzt senkte er den Blick. "..uns getrennt hatte." Ja, der Ring war alles, was ihm geblieben war und deshalb lag er auch auf seinem Nachtschrank. Immer griffbereit, wenn er ihn brauchte. "Ja... Hast du... Diesen wunderschönen Ring...", murmelte er leise. "Du hast ihn immer auf deinem Nachtschränkchen, nicht wahr? Das ist süß... Wirklich süß von dir..." Er nahm all seinen Mut zusammen und richtete seinen Blick auf Kai und nahm dessen Hand fest in seine. "Ich glaube... Kai... Ich muss dir was sagen... Ich... Ich glaube, ich liebe dich immer noch." Jetzt war es raus. Er sollte wohl noch etwas ausführlicher werden. "Immer, wenn ich dich sehe, habe ich ein Kribbeln in meinem Bauch, was ich mir die ganze Zeit über nicht erklären konnte und welches ich bei Aoi nie hatte..." In seinem Kopf drehte sich alles. Er wusste weder wo oben noch wo unten war. Hatte er das jetzt richtig verstanden? Uruha dachte, er würde ihn immer noch lieben? War das jetzt ein Traum oder Realität? Er wollte sich in den Arm kneifen, um es zu testen, aber irgendwie schaffte er es nicht. Er war viel zu versteinert. "Aber..." Was sollte er denn jetzt machen? "Und... was ist mit Aoi? Ich dachte, du liebst ihn? Warum... warum willst du ihn jetzt einfach so alleine lassen. Er liebt dich doch." Uruha bemerkte, wie Kais Blick von lächelnd auf entsetzt umsprang und er zuckte leicht zusammen. Hatte er jetzt sowas Falsches gesagt? Würde Kai ihm jetzt für immer den Rücken zukehren? "Ich... Ich weiß es ja selbst nicht ganz genau... Momentan steht meine Gefühlswelt leider Kopf und schlägt Saltos... Ich komme mit Aoi gerade einfach nicht klar. Er benimmt sich, als wäre ich irgendein toller Gegenstand, den nur er ganz alleine anfassen darf. Das engt mich viel zu sehr ein. Aber bei dir... Du bist so lieb und... Kai, hasst du mich jetzt?" Sofort schüttelte er den Kopf und schaute ihn wie gebannt in die bernsteinfarbenen Augen. Sie übten noch die gleiche Faszination auf ihn aus wie damals. Und fast hätte er sich wieder in ihnen verloren. "Wie...wieso sollte ich dich hassen?" Jetzt lächelte er wieder. "Aber tu mir einen Gefallen, hai?" Sanft wischte er ihm die Tränen von den Wangen und steichelte mit dem Daumen zaghaft über die gerötete Haut. "Rede mit ihm. Vielleicht klärt sich dann alles auf. Ich freue mich, dass ich dir nicht ganz egal bin, aber... Aoi liebt dich und du ihn doch auch. Triff keine zu schnellen Entscheidungen, hai? Ich will nicht, dass du etwas bereust." Leicht verstört blickte er zu Boden. Irgendwie hatte er gedacht, dass Kai ihn sofort zurücknehmen würde. Aber das war einfach nur naiv gewesen. Kai hatte ja mehr als nur recht. Er musste vorher mit Aoi sprechen. Vielleicht klärte sich ja alles. Aber irgendwie wollte er gar nicht mehr zu Aoi zurückkehren. Dafür war einfach alles zu schiefgelaufen. "Du hast recht... Es war falsch, dich damit jetzt so zu überrumpeln. Ich werde lieber nochmal mit Aoi reden. Vielleicht versteht er mich ja..." "Uruha?" Bevor er sich diese Chance entgehen ließ, wollte er sie wenigstens ein letztes Mal nutzen. Kai legte eine Hand an Uruhas Kinn und drückte seinen Kopf leicht nach oben, so dass sie sich direkt ansahen. "Bitte verzeih mir, aber ich möchte es wenigstens ein letztes Mal, hai? Nur dieses eine Mal noch." Und schon legte er seine Lipen auf Uruhas und küsste ihn mit so viel Gefühl, dass ihm selbst schwindelig wurde. Diesen Kuss würde er als Erinnerung für immer in sein Gehirn brennen, denn er war sich sicher, dass es ihr letzter war. Als er die zarten Lippen auf seinen eigenen spürte, konnte er einfach nicht mehr anders. Seine Arme schlangen sich wie von selbst um Kais Nacken, damit ihm dieser nicht wieder sofort entwischte und schloss die Augen. Wie sehr hatte er diese Lippen doch vermisst. Ihren süßen Geschmack, ihre Wärme und Sanftheit. Fünf Jahre lang hatte er dieses Gefühl nicht spüren dürfen. Ihm wurde durch den intensiven Kuss leicht schwindlig und wegen Luftmangel löste er sich schwerfällig von Kai. Mit geröteten Wangen blickte er ihn an und sah dann zu Boden. "Kai... Ich..." "Hai?" Er war noch völlig benebelt, aber es war ein unglaubliches Gefühl, diese süßen Polster nochmals gespürt zu haben. Doch dann erhob er sich. "Ich glaube, ich sollte lieber wieder zurück. War ja nicht gerade nett von mir, den Dok fast gegen die Wand zu hauen." Verlegen kratzte er sich am Kopf. "Ich glaube, du gehst lieber heim. Ich weiß ja, dass du Krankenhäuser nicht magst. Und ne Spritze muss ich mir wohl auch noch antun." Breit grinsend wankte er in die Richtung, aus der er vorhin gekommen war. Geistesabwesend strich er sich mit dem Finger über die feucht geküssten Lippen und seufzte. "Uruha..." Fast wären ihm die Tränen gekommen. Tränen der Freude und gleichzeitig der Trauer. "Ha-Hai... Ich geh dann wohl auch mal und... Und rede mit Aoi. Uhm... Gute Besserung noch, Scha... Kai..." Beinahe hätte er ihn wie früher Schatz genannt. Doch das konnte er ja noch nicht machen. Vielleicht erst, wenn alles geklärt war. Dann würde das vielleicht wieder möglich sein. Ebenfalls benommen schritt er aus dem Krankenhaus und machte sich auf den Weg zu Aoi. Jetzt kam wohl der allerschwerste Teil. Entweder würde er sich jetzt von Aoi trennen oder sich wieder mit ihm vertragen. Vor Aois Haustür angekommen atmete er noch einmal tief ein und aus und klingelte dann. Ziemlich angenervt ging er zur Tür und öffnete sie. Plötzlich stand Uruha vor ihm. Er war etwas geschockt und wusste nicht, was er jetzt sagen sollte. "Komm doch rein." Er machte ein paar Schritte zur Seite, um Uruha in sein Reich zu lassen. „Möchtest du etwas trinken? Vielleicht einen Tee?" Wie sollte er sich jetzt verhalten. Uruha war vor ihm davon gelaufen. Er hatte ihn so böse angeschaut, wie er es noch nie getan hatte. Er war wohl wirklich etwas zu weit gegangen. Er trat nervös ein. Seine Jacke hängte er am Haken auf und setzte sich auf das Sofa. Er überschlug die Beine und sah Aoi verunsichert an. "Hai... Wäre lieb von dir..." Wie sollte er jetzt anfangen? Er konnte doch nicht einfach so mit der Tür ins Haus fallen. Das konnte er ihm nicht antun. "Ich muss mit dir reden..." Aoi nickte. "Dann setz dich doch, ich mach uns schnell einen Tee." Schnell huschte er in die Küche und bereitete Tee zu. Kurz darauf kam er mit zwei Tassen ins Wohnzimmer und stellte sie auf den Tisch. Sogleich setzte sich neben Uruha auf das Sofa. Er war wirklich gespannt, worum es ging. "Was gibt es? Worüber möchtest du reden?" Vorsichtig nippte er an seinem Getränk und schaute Aoi verunsichert an. Jetzt gab es kein Entkommen mehr. Er saß in der Höhle des Löwen fest und konnte nicht mehr flüchten. Wollte er eigentlich auch gar nicht. Er wollte das alles endlich geklärt haben. Hoffentlich verstand Aoi ihn. "Es geht um Kai, dich und mich...", begann er und sah zu Boden. "Wieso hast du mich so angelogen, Aoi? Wieso? Ich verstehe dich einfach nicht. Kai hat doch niemandem etwas getan und du behandelst ihn so." Fast hätte er sich an seinem Tee verschluckt. Hastig hustete er und klopfte sich gegen die Brust. Musste er jetzt auch noch dieses Thema aufgreifen? Konnten sie das nicht einfach unter den Tisch kehren und ein für alle Male vergessen? Ging das denn nicht? "Ich habe nicht gelogen.", brummte er. "Kai hat damit angefangen und ich habe nichts weiter dazu gesagt. Also habe ich nicht gelogen.", knurrte er. Bei dem Thema Kai kam ihm die Galle hoch. Sollte der Kerl doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. "Ich behandle ihn so, wie es mir passt. Dann soll er sich nicht an dich ran machen. Du bist immer noch mit mir zusammen. Ich mag es nicht, wenn er dich so ansieht." Seine Hände verkrampften sich um die heiße Tasse und er biss sich auf die Unterlippe. Er wusste, dass Aoi das Thema nicht leiden konnte. Das hörte man ganz deutlich an seiner Stimmlage. Und dass er seine eigenen Fehler nicht zugeben würde, war ihm auch von Anfang an klar gewesen. Typisch Aoi eben. "Ach? Du hast es aber zugelassen, dass Kai sich so mies gefühlt und für dich in die Bresche gesprungen ist. Schämst du dich eigentlich nicht? Aoi... Wenn du dich so benimmst, weiß ich manchmal wirklich nicht, ob ich noch dein Freund sein will. Du bist nicht mehr der Aoi, in den ich mich verliebt habe." Er stockte. Wie jetzt? Uruha dachte auch, dass er sich verändert hatte? Aber das hatte er doch gar nicht. Er war immer noch Aoi. Gut, er war wohl wirklich nicht nett gewesen, aber das lag doch nur daran, dass er den Gitarristen so sehr liebte und ihn nicht verlieren wollte. Konnte man ihm das denn vorwerfen? "Ich bin also nicht mehr der Aoi, in den du dich verliebt hast? Und wieso bitte schön? Ich bin noch genau der Gleiche wie vor zwei Jahren." Mit jedem Wort wurde er lauter und mit jedem Wort wütender. Er machte ihm also Vorwürfe? Dazu hatte er doch gar kein Recht. "Woher nimmst du eigentlich das Recht, mir Vorwürfe zu machen? Hä? Wer war es denn, der mir die ganze Zeit die Ohren voll geheult hatte, dass er den Typen vermisste? Wer war es, der nachts immer wieder heulend ankam und getröstet werden wollte? Wer war es denn, der seinen Namen gestöhnt hatte, wenn er Sex hatte? Na?! Dämmert´s?" Geschockt starrte er auf den Mann, der sich nun vor ihm aufgebaut hatte. Ängstlich drückte er sich in die Lehne und stellte die Tasse beiseite. Er hatte Angst, sie würde zu Bruch gehen. "Aoi... Du hättest sagen können, wenn es dich gestört hätte. Hast du aber nie. Du warst immer für mich da, das stimmt. Aber in letzter Zeit bist du total besitzergreifend geworden. Ich bin nicht dein Besitz, okay? Ich kann selbst entscheiden, mit wem ich mich abgebe. Und ich bin gerne bei Kai! Sehr gerne sogar!", er wurde jetzt auch etwas lauter. "Aoi, so langsam will ich nicht mehr! Entweder, du änderst dein Verhalten oder... Oder ich trenne mich von dir!" Sofort beugte er sich zu ihm runter und stemmte die Arme neben Uruhas Kopf gegen die Lehne. Giftig schaute er ihm in die Augen und kam seinem Gesicht gefährlich nahe. "Ja, es hat mich gestört. Es hat mich schon immer gestört. Aber du hast es nie mitbekommen. Dir zu liebe habe ich mich zurückgehalten. Und wie dankst du es mir? Stöhnst ungehalten seinen Namen, wenn du kommst. Ist das nicht schon Bestrafung genug?" Und noch ein Stück näherte er sich Uruhas Gesicht. "Ich werde mich nicht ändern und glaub ja nicht, dass ich dich gehen lasse. Niemals.", zischte er. Seine Hände stemmte er gegen Aois Schultern und versuchte, den anderen von sich zu drücken. Ihm machte Aois Verhalten langsam aber sicher ziemliche Angst. Besonders dieser Blick. So hatte ihn Aoi noch niemals angesehen. "D-Doch...", murmelte er und versuchte, seine Stimme bedrohlich klingen zu lassen. "Du wirst mich gehen lassen, wenn ich das so will! Du hast nicht das Recht, mich für dich zu beanspruchen. Glaub das ja nicht." Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. "Und jetzt lass mich los." "Pah! Das wollen wir doch mal sehen, Kouyou.", brummte er und legte sich mit aller Kraft Uruhas Händen entgegen. Da hatte der zierliche Gitarrist nichts mehr entgegenzusetzen und Aoi drückte ihn in die Polster. "Ich werde dir schon zeigen, dass du mir gehörst. Dass du immer mir gehören wirst." Sein gemeines Grinsen wirkte angsteinflößend und ließ den schwarzhaarigen Gitarristen wirklich nicht mehr wirken, wie es sonst war. Doch Aoi bemerkte selbst nicht, wie daneben er sich gerade benahm. Ängstlich lag er nun unter Aoi und sah ihn an. Nein, das war wirklich nicht mehr der Aoi, in den er sich verliebt hatte. Das hier war ein ganz anderer. Dieses Grinsen wirkte so unwirklich. Es sah furchteinflößend aus und ließ Uruha erschaudern. "Aoi... Wenn du mich nicht auf der Stelle loslässt, bereust du das irgendwann noch bitter. Das versichere ich dir!", fauchte er und zappelte unter dem Schwarzhaarigen. Diese Drohung ließ ihn irgendwie kalt.Er wusste doch zu gut, dass Uruha für soetwas viel zu sensibel war und es auch niemals in die Tat umsetzen würde. Deshalb lachte er auch hämisch. "Das glaubst du ja wohl selber nicht. Ich kenn dich viel zu gut, mein Lieber. Du hast gar keinen Mumm dazu." Und schon packte er ihn an den Handgelenken und hob sie über Uruhas Kopf, um sie mit der einen Hand festzuhalten. Mit der anderen wanderte er über Uruhas Hals und begann damit, die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen. "Und jetzt sei endlich still." Verängstigt blickte er Aoi an und zappelte. "Aoi... Ich warne dich! Was machst du da?! Du sollst mich loslassen!" Er bekam es langsam wirklich mit der Angst zu tun. Aoi benahm sich so vollkommen anders. Das hätte er wirklich niemals von Aoi gedacht. Ihm traten die Tränen in die Augen, als er Aois Finger auf seiner Haut spürte. "Aoi, bitte... Lass das. Du machst uns beide nur unglücklich! Bitte, komm endlich zur Vernunft!" "Zappel hier nicht so rum, sonst wird es für dich nur schlimmer.", murrte er und verschloss Uruhas Lippen mit seinen. So würde er wohl endlich den Mund halten. Verlangend küsste er ihn und fuhr mit der Hand unter das Hemd des anderen, während er dessen Handgelenke noch immer über dem brünetten Schopf festhielt. Dass Uruha bereits Tränen vergoss, merkte er nicht. Dafür war er viel zu versessen darauf, ihm jetzt mal eine Lektion zu erteilen. Uruha sollte merken, dass mit einem Aoi nicht zu Spaßen war. Schon gar nicht, wenn es darum ging, dass man ihn betrügen wollte. "Schlag dir den Kerl aus dem Kopf. Der wird dich eh nicht mehr wollen, wenn ich mit dir fertig bin." Entsetzt versuchte er, den schwereren Körper des anderen von sich zu schieben. Aber irgendwie fehlte ihm die Kraft dafür. In seinem Kopf rasten die Gedanken. Was tat Aoi da? Was sollte das denn heißen 'Wenn ich mit dir fertig bin.'? Hatte Aoi etwa vor, ihn... Hastig schüttelte er den Kopf und versuchte, sich unter Aoi hindurchzuschlängeln, doch Aois Griff um seine Handgelenke war zu stark. Für Uruha gab es kein Entkommen. Dicke Tränen quollen aus seinen Augenwinkeln und er schluchzte auf. Doch sagen konnte er nichts. Aois Kuss erstickte alle Proteste. Er spürte, dass Uruha sich wehrt, doch irgendwann gab dieser dann doch auf. Sehr zu seiner Freude. So würde es doch wesentlich leichter für ihn sein. Jetzt konnte er sich holen, was er wollte. Und Uruha zeigen, dass man mit ihm keine Spielchen trieb. Doch plötzlich klingelte es an der Tür und er fuhr zusammen. Verächtlich schaute er zur Tür. Aufmachen würde er jetzt eh nicht. Der Besuch würde schon wieder gehen, wenn niemand öffnete. War halt nur eine Frage der Zeit. Doch auch zehn Minuten später klingelte es immer noch. Mittlerweile lag er ohne Hemd da und hatte rote, verquollene Augen vom Weinen. Was dachte sich Aoi bloß dabei? Er konnte das doch alles jetzt nicht ernst meinen. So kannte er Aoi wirklich nicht. Er hatte Aoi als netten, fürsorglichen Menschen kennengelernt, der ihn immer beschützte. Und nun? Nun nutzte Aoi ihn schamlos und ohne mit der Wimper zu zucken aus. "Aoi... Es hat geklingelt...", hickste er und wünschte sich nichts sehnlicher, als einfach verschwinden zu können. "Das hab ich auch mitbekommen.", zischte er genervt. Aber irgendwie sollte der Typ endlich mal aufgeben. Das war ja nicht zum Aushalten. Also erhob er sich und warf Uruha noch einen finsteren, vielsagenden Blick zu. Das hieß soviel wie: Rühr dich und du kannst was erleben. Dann machte er sich auf zur Tür und riss sie grimmig guckend auf, um sein Gegenüber erst mal ordentlich anpflaumen zu können. Doch dann stockte er. Vor ihm standen Ruki und Reita. Der Kleinere drängte sich sofort an ihm vorbei, während Reita ihn am Kragen packte und gegen die Wand schleuderte. "Was?" Er konnte gar nicht so schnell reagieren. Während dessen war Ruki schon ins Wohnzimmer geflitzt. Als Aoi sich endlich von ihm gelöst hatte, nutzte er die Gelegenheit und rollte sich wie ein Embryo auf dem Sofa zusammen. Seine Handgelenke schmerzten wegen Aois festem Griff und man konnte blaue Flecken auf Uruhas weißer Haut erkennen. Tränen benetzten seine Wangen und er schluchzte erstickt auf, da er sich seine Hand auf den Mund presste. Wie hatte Aoi ihm so etwas antun können? Dass Aoi die Tür aufmachte, hatte er noch gar nicht bemerkt. Ebenso das wütende Gekeife aus dem Flur ignorierte er vollkommen. Er wollte einfach nur verschwinden und nie wiederkommen. Hatte Aoi etwa beinahe alles zerstört, was sie aufgebaut hatten? Hätte Aoi ihn wirklich beinahe vergewaltigt? Heiße Tränen rannen seine Wangen hinab und er zitterte. "Uruha?" Entsetzt sah der Kleine auf seinen Freund, der zusammengekauert auf dem Sofa lag und immer wieder schluchzte. Was war hier eigentlich passiert? Sofort zog er ihn in seine Arme. "Was ist denn passiert, Ruha? Wieso weinst du?" Er konnte es sich nicht erklären, aber er war doch froh, dass Kai Reita darum gebeten hatte, zu Aoi zu kommen und nach Uruha zu sehen. Sanft wiegte er ihn in seinen Armen und sprach beruhigend auf ihn ein. Sein Hemd hielt er fest an seinen nackten Oberkörper gepresst und schluchzte immer wieder erstickt auf. Sein Gesicht vergrub er schutzsuchend in Rukis Halsbeuge und wimmerte auf. Sprechen konnte er gerade nicht. Viel zu sehr war er mit sich selbst beschäftigt. Seine Augen richteten sich angstgeweitet auf den Flur, aus dem gedämpft die wütenden Schreie Aois zu hören waren. Ängstlich presste er sich an Ruki. Nein. Das war wirklich nicht mehr sein Aoi. Das war irgendwer anders. Jedenfalls nicht der Aoi, den er so sehr liebte. "Ssscht. Beruhig dich, Ruha. Es wird alles wieder gut. Ich bin bei dir." Zaghaft strich er ihm über den Kopf und beugte sich weiter vor und zurück, um Uruha zu beruhigen. Dann wand er sich zum Flur. "Reita. Du musst mir helfen.", rief er seinem Freund zu. Fluchend kam Reita vom Flur in das kleine Wohnzimmer Aois. Sofort blieb er stehen, als er das Szenario erblickte. Sein Blick ging wieder zu Aoi und es war wirklich nicht zu übersehen, dass er ihn auf der Stelle umbringen wollte. "Was hast du mit ihm gemacht?", knurrte er. Seine Hände hatten sich bereits zu Fäusten geballt und er war sofort bereit, dem Schwarzhaarigen so eine zu verpassen, dass er noch Jahre später etwas von seinem Geschenk hatte. "R-Ruki...", murmelte er verstört und keuchte leise auf. Sein Körper erbebte in unregelmäßigen Abständen. Er war dabei, in eine Art Schockzustand zu verfallen. Seine Finger verkrampften sich reflexartig in Rukis Shirt und er wimmerte immer wieder auf. Wie hatte ihm Aoi so etwas antun können? So etwas hätte er nie im Leben von Aoi gedacht. War Aoi wirklich so besessen von der Idee, Uruha würde ihm alleine gehören? "R-Ruki...", wieder ein Wimmern. Aoi starrte unbeeindruckt auf den geschockten Uruha in Rukis Armen, dann zu Reita. "Ich habe ihm das gegeben, was er verdient hat. Niemand trennt sich von mir. Auch nicht Uruha!" Das war zuviel und der Schwarzhaarige ging zu Boden. "Du Arsch!", fauchte der Bassist und ließ ihn eiskalt links liegen. Jetzt mussten sie Uruha helfen. Dieser zitterte am ganzen Körper und stammelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin. Reita hockte sich neben sie und hob mit einem Finger Uruhas Kinn. Er wollte, dass er ihn ansah. "Ruha? Willst du mitkommen?", fragte er in zögerlich. Auf jeden Fall wollte er ihn nicht hier lassen. Er war Kai überaus dankbar, dass er sie darum gebeten hatte, nach Uruha zu sehen. Das war wirklich Glück gewesen. "Ich möchte dich nicht hier lassen." Fahrig nickte er und krallte sich immer noch wie ein verängstigtes Kleinkind an Ruki. Im Moment wusste er einfach nicht, woran er sich sonst festhalten konnte. Ihm kam das alles so unwirklich vor. Wie ein Alptraum. Er wollte nichts mehr, als endlich von diesem Ort verschwinden zu können. Er wollte Aoi nicht mehr sehen müssen. Seine Hände krampften sich wieder ruckartig um Ruki, als man von Aoi ein gedämpftes Stöhnen hören konnte. Dieser setzte sich auf und rieb sich das Kinn. Blut lief seine Lippen entlang. "Wie könnt ihr es wagen... Uruha bleibt hier!", brüllte er. "Vergiss es!", schnaubte der Blonde auch sofort. "Du glaubst doch nicht wirklich, dass wir dir nochmal vertrauen. Ist dir nicht klar, was du angerichtet hast?" Ob es eigentlich wirklich Sinn machte, dem Typen das hier zu erklären, wusste er selbst nicht, aber Uruha würde er definitv nicht bei diesem Untier lassen. Aoi hatte wohl eine Seite gezeigt, die mehr als erschreckend war. Und das Schlimmste war, dass Uruha es erleiden musste. "Du bist so ein verdammter Idiot und Uruha liebt dich. Ich versteh´s nicht.", schrie Ruki jetzt. Ihm standen schon selbst die Tränen in den Augen. Schnaubend richtete er sich auf und wischte sich das Blut von der Lippe. Wankend hielt er sich an seinem Schrank fest und funkelte die beiden an. "Uruha liebt mich nicht! Das hat der Idiot eben selbst zugegeben! Er meinte, dass er sich von mir trennen will! Aber das lasse ich nicht zu! Keiner, ich wiederhole, KEINER trennt sich von mir! Uruha gehört mir und ich lasse ihn nicht zu Kai zurück!" Uruhas Schluchzen erfüllte jetzt den Raum und hallte an den Wänden wieder. Sein Körper versuchte, sich noch weiter zusammenzurollen und vielleicht so endlich verschwinden zu können. Er wollte nicht länger mit Aoi in einem Raum sein. "R-Ruki..." "Yuu! Jetzt komm doch mal wieder zu dir! Du verhältst dich wie der letzte Idiot. Natürlich liebt Uruha dich. Wäre er sonst mit dir zusammen, du Spinner?" Ruki war in Rage und Reita kochte. Da würde gleich eine Explosion stattfinden. Das war sicher. "Lasst uns gehen, ihr Zwei. Aoi braucht erstmal ne Pause und muss mal wieder klar im Kopf werden." Während der Sänger Uruha half, sich wieder anzuziehen, ließ der Bassist den Schwarzhaarigen nicht eine Sekunde aus den Augen. Im äußersten Notfall würde er alle Kräfte mobilisieren und Aoi so lange festhalten, bis Ruki und Uruha außer Reichweite wären. Schluchzend zog er sich das Hemd mit Rukis Hilfe wieder über den Kopf. Dank seiner zitternden Hände hätte er das alleine wohl nicht mehr geschafft. Mit wackligen Beinen stand er vorsichtig auf und klammerte sich an Ruki fest, der ihm half, an Aoi vorbeizukommen und sich die Jacke wieder anzuziehen. "Reita! Was soll der Scheiß? Lasst meinen Freund hier, verdammt nochmal! Er hat seine Lektion noch nicht bekommen!" Uruha zuckte wie unter einem Stromschlag zusammen und wimmerte auf. "Ich will nach Hause..." Reita wollte ihm am liebsten noch eine verpassen, doch dann würde er ihn wohl noch mehr verletzen, als er es eh schon getan hatte. Das konnte er nicht verantworten, aber er konnte auch nicht verantworten, dass Uruha noch mehr passierte. Allem Anschein nach war Aoi bereits weiter gegangen, als er sollte. Und das schmerzte ihn. Er wollte seinen Freund so nicht sehen. "Mach schon, Ruki." Er drückte seinem Schatz die Autoschlüssel in die Hand und schickte ihn zu seinem Wagen. In der Zeit hielt er den Schwarzhaarigen in Schach. "Wag es ja nicht, ihm auch nur zu nahe zu kommen. Das wirst du bereuen. Und das ist keine leere Versprechung. Sei dir dessen bewusst." Mit diesen Worten knallte er die Tür zu und ließ einen etwas merkwürdig dreinschauenden Gitarristen zurück. So schnell, wie Ruki ihn zum Auto zog, konnte Uruha gar nicht gucken. Sekunden später fand er sich auf der Hinterbank wieder, mit dem Kopf auf Rukis Schoß und spürte eine kleine, warme Hand, die ihm immer wieder vorsichtig durchs Haar fuhr. Die sanfte Stimme des Sängers durchbrach so langsam seine Barrieren und ließ ihn ruhiger werden. Er schloss die Augen und hickste immer wieder verzweifelt auf, doch Tränen kamen keine mehr. Seine Beine fühlten sich wie Butter an, sein ganzer Körper streikte. Dann hörte er die Tür aufgehen und Sekunden später sprang das Auto an und sie fuhren los. Endlich weg. Weg von Aoi. Der laute Knall der Tür holte ihn zurück. Und so langsam wurde ihm bewusst, was er gerade getan hatte. Er lehnte sich an die Wand und rutschte wie von selbst an ihr herunter. Mit einer Hand fuhr er sich durch das schwarze Haar und starrte wie gebannt auf die gegenüberliegende Wand. Was hatte er eigentlich getan? Warum hatte er das gemacht? Er liebte doch Uruha. Wieso wollte er ihm das antun? Uruha wollte doch nur, dass er sich ändert. Was war los mit ihm? Langsam dämmerte ihm, dass er womöglich den größten Fehler seines Lebens gemacht hatte. Er hatte tatsächlich versucht, Uruha zu... Heftig schüttelte er den Kopf und Tränen rannen über seine Wangen. War er schon so verzweifelt, dass er ihm das antun wollte? Scheinbar, denn es hatte wirklich nicht viel gefehlt. Nun bekam er selbst Angst vor sich selbst. Welcher Teufel hatte ihn geritten und ihn auf eine solch total dämliche Idee gebracht? Aber... wie sollte er das wieder gut machen? Ging das überhaupt? Das sanfte Streicheln Rukis brachte ihn langsam wieder zurück in die Realität. Seine Augen brannten vom vielen Weinen und sein Körper zitterte immer noch. Er war geschockt. Diesen Aoi kannte er nicht. In diesen Aoi hatte er sich nicht verliebt. Ganz sicher nicht. "Ssshhh~...", hörte er leise Rukis Stimme. "Beruhig dich bitte wieder, Ruha. Alles wird gut, ja?" Alles wird gut? Am liebsten hätte Uruha lauthals aufgelacht. Nichts würde gut werden. Nicht für ihn... Sie hielten vor Uruhas Wohnblock. Ruki schaute auf Uruha hinunter und streichelte ihn noch immer. "Sollen wir noch mit rauf kommen?", fragte er vorsichtig. "Oder möchtest du lieber alleine sein?" Er wusste ja nicht, was Uruha wirklich wollte. So wirklich alleine lassen, wollte er ihn zwar nicht, aber ändern konnte er es auch nicht, wenn er das jetzt brauchte. Aber er hatte eh schon vorgesorgt. Und das würde wohl wirklich eine Hilfe sein. Gebannt starrte er das Handy an. Wieso hatte Ruki ihm sein Handy in die Hand gedrückt? Er durfte im Krankenhaus doch eh nicht telefonieren. Er hatte wirklich keine Ahnung. Aber egal. Würde er es eben bei sich behalten, bis der Kleine es sich wiederholte. Und so konnte er wenigstens ein bisschen auf dem Handy spielen. War ja auch nicht schlecht. Vorsichtig richtete sich Uruha auf und wischte sich erfolglos die Tränen von den Wangen. Mit verschwommenem Blick sah er auf Ruki hinab, der selbst im Sitzen kleiner war als er. Er beugte sich runter und drückte ihm einen zaghaften Kuss auf die Wange. "Ist schon in Ordnung... Ich will jetzt viel lieber alleine sein... Tut mir leid... Ich meld mich..." Er beugte sich noch einmal vor, um Reita ebenfalls einen fast schon gehauchten Kuss auf die Wange zu geben und stieg dann wankend aus. Fast hätte er es nicht geschafft, seine Haustür aufzuschließen, so sehr zitterten seine Hände. Als er es schließlich doch geschafft hatte, betrat er seine leere Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Er ließ sich an ihr herabsinken und schluchzte auf. Wie hatte ihm Aoi nur so etwas antun wollen? Neugierig, wie er war, durchforstete er mal eben frech das Telfonbuch von Rukis Handy. War ja selbst Schuld, wenn er es ihm einfach so in die Hand drückte. Mal sehen, wen er da so alles erreichen konnte mit. Ob Uruha auch da drin stand? Und wenn ja, sollte er ihn anrufen oder lieber nicht? Aber... was wenn er sich mit Aoi wieder vertragen hatte? Was wenn er ihn jetzt lieber nicht stören sollte? Und schon war er bei genau diesem Namen angekommen. Was sollte er jetzt machen? Er wollte ihn wirklich gerne sehen. Aber das war wirklich schlecht. Das Timing passte mal wieder überhaupt nicht. Und trotzdem entschied er sich dafür, sich bei Uruha zu melden. Schnell tippte er ein paar liebe Worte ein und schickte sie an den anderen. Allerdings machte er sich die Mühe und schrieb seinen Namen dahinter. Wie sollte Uruha denn sonst wissen, dass er es war, der ihm schrieb. "Hey, wie geht es dir? Alles wieder in Ordnung? Hier ist es so verdammt langweilig. *heul* Kai" Er wusste sonst nicht, was er schreiben sollte. Müde und ausgelaugt schleppte er sich in sein Wohnzimmer. Sein Magen knurrte heftig. Er würde sich wohl etwas Dosenfutter machen müssen. Auf Kochen hatte er gerade wirklich keine Lust. Seufzend und immer noch hicksend kam er in der Küche an und zog den Vorratschschrank auf. Schnell zog er eine Dose Ravioli heraus, als es plötzlich neben ihm summte und surrte. Erschrocken ließ er die Dose los und sah sich um. Neben ihm lag sein violettes Aufklapphandy und vibrierte nervtötend vor sich hin. Wer zum Henker störte ihn denn jetzt? Er klappte es auf und öffnete seinen Nachrichtenspeicher. Verwundert sah er auf die Nummer. Komisch, was wollte Ruki denn plötzlich von ihm? Sie hatten sich doch gerade eben erst verabschiedet... War etwas passiert? Er öffnete sofort die Nachricht und sein Atem stockte, als er den Namen sah, der hinter der Nachricht stand. Es war Kai. Wieso hatte er denn Rukis Handy? Mit zittrigen Fingern schrieb er eine Nachricht zurück. Er hoffte, dass Kai es ihm abnehmen würde. "Hey. Mir gehts gut, mach dir keine Gedanken. Zwar ist noch nicht alles in Ordnung, aber auf dem besten Weg dahin. Wie gehts dir? *knuff* Uruha" Fast wäre er aus dem Bett gefallen, als die Antwort so schnell zurück kam. Das ging mehr als fix. Hieß das etwa, dass Uruha nicht bei Aoi war? Hastig öffnete er die SMS und las sie sich mehr als nur einmal durch. Er seufzte. Er sollte sich keine Gedanken machen? Es war doch offensichtlich, dass es ihm nicht gut ging, wenn noch nicht alles in Ordnung war. Kurz überlegte er, wie er das jetzt formulieren sollte. "Ganz gut, das Schlimmste is überstanden. ^^d Aber das hört sich nicht so an, als würde es dir gut gehen. Soll ich zu dir kommen? Dann können wir reden. *dich in Arm nehm*" Dass er hier im Krankenhaus lag und eigentlich im Bett bleiben musste, war ihm gerade mehr als entfallen. Unschlüssig starrte er auf die Nachricht. Was sollte das denn nun wieder heißen? Er wollte zu ihm und mit ihm reden? Ihn anscheinend am liebsten in den Arm nehmen? Seine Lippen fingen an zu beben und er musste erneut gegen den Weinreiz ankämpfen. Kai war so unbeschreiblich lieb zu ihm... Im Gegensatz zu Aoi... "Schön, dass es dir besser geht ;)! Das freut mich wirklich. Aber wie willst du das denn machen? Du musst im Krankenhaus bleiben, Kai. Ich könnte höchstens zu dir kommen, aber momentan kann ich nicht... *dich vermisst*" Er schickte die Nachricht ab und starrte auf den nun leeren Display. Ein Bild von ihm und Aoi prangte darauf und unmerklich fing er an zu zittern. In dieser Wohnung erinnerte ihn eigentlich alles an Aoi... Bilder, Kleidung, Bett... Einfach alles. "Ich muss hier raus..." Nervös wartete er auf eine Antwort und zuckte dann wieder zusammen, als das kleine Ding in seiner Hand vibrierte. Er legte den Kopf schief und las sie sich unzählige Male durch, bevor er wieder zu sich kam und schnell zurückschrieb. Uruha vermisste ihn? Ja, er vermisste ihn auch, aber... Uruha liebte doch Aoi, da durfte er ihn nicht wieder mit seinen Gefühlen konfrontieren. "Aber ich fühl mich irgendwie schuldig. Ich hätte lieber nicht wieder hierher kommen sollen, dann würde es dir nicht so schlecht gehen." Noch einmal las er sich die Worte durch, die er getippt hatte, doch er entschied sich dafür, sie wieder zu löschen. Hastig suchte er nach dem Zeichen, doch plötzlich stand dort "Nachricht gesendet". Er schluckte. Das sollte doch gar nicht gesendet werden. Finster blickte er Rukis Handy an. "Mistding." Am liebsten hätte er es jetzt gegen die Wand gepfeffert, aber das ging ja schlecht. Es war Rukis und nicht seins. Während er auf Kais Antwort gewartet hatte, hatte Uruha das Hintergrundbild seines Handys schnell geändert. Er wollte Aoi nicht dauernd sehen müssen. Nun prangte einfach ein Bild seiner Gitarre im Hintergrund. So war das doch schon mal viel besser... Plötzlich vibrierte es wieder und er las sich die Nachricht durch. Ein Stich durchzuckte sein Herz und er schluchzte leise auf. Kai fühlte sich schuldig? Gerade er trug überhaupt keine Schuld an diesem ganzen Schlamassel! Gerade er nicht! Jetzt konnte er nicht mehr anders. Er musste persönlich mit Kai sprechen. Mit zitternden Fingern drückte er auf den grünen Hörer, um sofort mit Rukis Handy verbunden zu werden. Nervös lauschte er dem Tuten im Hintergrund. Hoffentlich nahm Kai ab. "Kai, bitte...", murmelte er leise vor sich hin. Wild wedelte er mit den Armen und kämpfte um sein Gelichgewicht, um nicht doch noch geradwegs aus dem Bett zu fallen. Was war denn jetzt los? Rukis Handy klingelte energisch. Schnell griff er danach und hob ab. Er wollte ja nicht, dass irgendwer auf dem Flur mitbekam, dass er hier verbotener Weise ein Handy benutzte. Also sprach er auch extra leise. Er hatte auch nicht darauf geachtet, wer ihn da anrief. Eben hatte er noch mit Uruha getextet. Der würde es ja wohl nicht sein. "Moshi moshi.", flüsterte er und hielt sogar noch die Hand vor den Hörer, damit auch ja keiner mitbekam, dass er telefonierte. Sein Herz setzte ein paar Schläge aus, als auch wirklich Kai ranging. Was sollte er ihm denn jetzt sagen? 'Hey, ich bins. Darf ich mich mal bei dir ausheulen? Aoi hat eben versucht, mich zu vergewaltigen.' Hastig schüttelte er den Kopf. So ging das schließlich wirklich nicht. Er wollte ihm gerade antworten, doch seine Stimme versagte ihm seinen Dienst. Er räusperte sich schnell und sagte dann mit leicht kratziger Stimme. "Hey... Ich bins, Uruha... Kai... Ich wollte deine Stimme hören...", murmelte er leise und unterdrückte mit größter Mühe ein Schluchzen. Kai sollte nicht wissen, wie dreckig es ihm gerade ging. Sofort legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. Es war Uruha. Genau ihn hätte er jetzt zwar am wenigsten erwartet, aber es tat gut, seine Stimme zu hören. "Hai, das freut mich. Hab gerade an dich gedacht. Sorry, die SMS is irgendwie schief gelaufen. Die solltest du doch gar nicht bekommen." Verlegen kratzte er sich am Kopf. "Tut mir leid, dass ich dir so nen Müll geschickt hab. Ich..." Er wurde rot. "Darf ich dich sehen?", fragte er schüchtern und ohrfeigte sich innerlich auch sofort wieder dafür. Er konnte es Uruha doch nicht noch schwerer machen, als er es eh schon hatte. "Ach, vergiss es. Ist nicht so wichtig.", fügte er schnell hinzu. Kai wollte ihn sehen? Aber wollte er das auch? Dann würde Kai ja sein verheultes Gesicht sehen. Und ob er dann vernünftig mit ihm reden konnte, ohne in Tränen auszubrechen, wusste er auch nicht. Aber ja... Er wollte Kai unbedingt sehen. "Uhm... Doch, es ist wichtig. Ich denke... Warte, ich komme sofort." Ohne eine Antwort von Kai abzuwarten, zog er sich seine Jacke an und trat wieder hinaus in den kalten Tag. So schnell ihn seine Beine trugen rannte er in Richtung Krankenhaus. Kai wollte ihn freiwillig wiedersehen. Uruhas Herz zersprang beinahe vor zerrissenen Gefühlen. Was würde Kai jetzt wohl sagen? Außer Atem kam er schließlich vor Kais Krankenzimmer zum Stillstand und atmete ein paarmal tief ein und aus. Sollte er? Natürlich, jetzt war er schon einmal hier, da würde er keinen Rückzieher mehr machen. Vorsichtig und etwas ängstlich klopfte er an und betrat dann leise das Zimmer. Den Blick hielt er gesenkt. Erschrocken zuckte er zusammen, als die Tür aufging und er versteckte auch eilig das Handy unter seinem Kopfkissen. Er wusste ja nicht, wer da jetzt kommen würde. Vielleicht hatte ja doch jemand mitbekommen, dass er hier einfach telefonierte. Doch als Uruha dann plötzlich das Zimmer betrat, war er mehr als überrascht. Wie... wie kam er denn so schnell hierher? War er etwa gerannt? Er wusste ja, dass Uruha doch ein kleines Stückchen weiter weg wohnte. Aber so schnell? Da musste er wirklich gerannt sein. Er legte den Kopf schief und lächelte ihn an. "Ist alles okay bei dir? Du siehst so rot im Gesicht aus." Er konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen. "Schön, dass du doch gekommen bist." Heftig atmend presste er sich die Hände in die Seiten. Krämpfe, autsch... "Ich... Hai, alles okay.", murmelte er und tapste unsicheren Schrittes auf das Bett zu. "Wie geht´s dir?" Er setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett und knetete nervös seine Finger in seinem Schoß. Den Blick hielt er immer noch gesenkt. Kai sollte seine rotgeweinten und geschwollenen Augen nicht sehen. Seine langen Ponyhaare verdeckten die Hälfte seines Gesichtes und dafür war er sehr dankbar. Doch trotzdem konnte er seine Röte nicht verbergen. Kai hatte sie ja schon bemerkt. "Stör ich dich auch nicht?" Kai schüttelte den Kopf. "Iie... warum solltest du stören? Ich freu mich, dass du da bist. Irgendwie hab ich das vermisst..." Er wurde leicht rot. "... früher haben wir viel mehr Zeit miteinander verbracht. Irgendwie fehlt mir das. Es war immer so schön, wenn ich bei dir sein konnte." Und nun wurde er noch verlegener. "Aber darüber sollten wir lieber nicht reden." Sanft legte er eine Hand auf Uruhas und versuchte, ihm ins Gesicht zu sehen. Er stockte. "Was ist los, Uruha? Geht´s dir nicht gut? Du kannst gern mit mir darüber reden, wenn du es möchtest. Ich hör dir zu. Du weißt doch, dass ich für dich da bin." Schnell drehte er das Gesicht noch ein Stückchen weiter weg und ließ seine Haare ins Gesicht fallen. Nein, er würde Kai jetzt nicht ansehen. Er hatte schon genug Probleme. Da musste er diese nicht auch noch Kai aufhalsen. Das wäre wirklich mehr als unfair. Aber Kais Worte berührten ihn wirklich. Mehr als das. Sie ließen wieder dieses seltsame Bauchgefühl in ihm aufleben. Kais Hand drückte er jedoch fest. Er hatte Angst, dass dies alles wirklich nur ein Traum war und Kai, wenn er aufwachte, nicht mehr da sein würde. Deswegen hielt er ihn lieber ganz fest. "Hai... Alles okay... Sieht man doch...", murmelte er und versuchte ein Lachen. Es klang aber eher gequält als fröhlich und er biss sich auf die Unterlippe. Hatte Kai jetzt doch was bemerkt? Er runzelte die Stirn und beugte sich nach vorne. Eine Hand legte er an Uruhas Kinn und drückte seinen Kopf zu sich, so dass er ihm direkt ins Gesicht sehen konnte. Der Anblick schockierte ihn etwas. Uruha hatte geweint. Das war mehr als offensichtlich. Aber warum hatte er geweint? Was war passiert? "Uruha... Was ist passiert?" Jetzt würde er sich nicht mehr davon abbringen lassen, ihn auszufragen. Er wollte ihm helfen. "Lass mich dir helfen. Ich kann es nicht ertragen, wenn du weinst. Dein süßes Lächeln steht dir viel besser. Bitte... Ich möchte für dich dasein. Lass mir wenigstens das, hai?", bat er ihn leise und streichelte ihm vorsichtig über die geröteten Wangen. Uruhas Lippen bebten. Womit hatte er das eigentlich verdient? Er hatte so viel Unglück über Kai gebracht und er? Was tat dieser Baka? Er versuchte ihn trotzdem noch zu trösten. Uruhas Finger krampften sich in seinem Schoß zusammen und er musste stark gegen den Drang ankämpfen, einfach aufzustehen und davonzulaufen. Aber das wäre wirklich mal wieder mehr als feige von ihm. Das konnte er auch nicht machen. "Danke, das ist lieb von dir. Aber ich glaube, dass du mir gerade nicht helfen kannst...", hickste er. "Ich muss damit jetzt erst mal selbst zurechtkommen. Ich kann nicht mehr..." Er drehte den Kopf wieder schnell weg. Nein, er würde sich jetzt nicht die Blöße geben und Kai seine Tränen zeigen, die in seinen Augen schwammen. Kai sollte erst mal richtig gesund werden. Das war genau das, was er nicht hören wollte. Sofort packte er ihn am Handgelenk und zog ihn ganz nah an sich. Er nahm ihn einfach in die Arme. Kai konnte es einfach nicht ertragen, wenn jemand weinte oder Probleme hatte. Und ganz besonders Uruha sollte wissen, dass er immer zu ihm kommen konnte. Egal, was ihm auf dem Herzen lag. "Wenn du möchtest, dann warte ich solange, bis du es mir erzählen möchtest, aber... ich möchte, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin. Ich mag dich nicht traurig sehen und schon gar nicht so verzweifelt wie jetzt. Ich hoffe, du verstehst das." Sanft streichelte er dem Größeren über den Rücken. Plötzlich fand er sich halb auf dem Bett und halb auf Kais Schoß liegend wieder. Der Schwarzhaarige hatte ihn einfach gepackt und an sich gezogen. Leider genau am Handgelenk. Da, wo nun diese hässlichen blauen Flecke prangten, die Aoi ihm zugefügt hatte. Schmerzerfüllt aufkeuchend entzog er ihm sein Handgelenk und rieb es vorsichtig. Gott, tat das weh... "Ich weiß doch, Kai...", murmelte er und versuchte, seine Handgelenke unter seinem Hemd zu verstecken. "Ich weiß doch. Und dafür bin ich dir auch wirklich mehr als nur dankbar, darauf kannst du wetten. Aber... Ich kann dich doch einfach nicht mit meinen Problemen belasten. Du hast schon so viel wegen mir gelitten..." Gespielt böse schaute er ihn jetzt an. "Was redest du denn da?" Wieso dachte Uruha andauernd, dass er wegen ihm so viel leiden musste? Uruha war der erste Mensch, den er so sehr lieben konnte. Mit dem er so viel Schönes erlebt hatte. Was kümmerten ihn da die schlechten Zeiten, die er ohne ihn verbringen musste? Er stemmte die Arme in die Seiten und lächelte ihn nun an. "Sag mal, was ist eigentlich los? Ich hab das Gefühl, dass du mir ausweichst? Hab ich dir etwas getan? Oder magst du nicht hier sein?" Obwohl er lächelte, klang seine Stimme furchtbar traurig. Er war so froh, dass sein Uruha jetzt hier war. Dass er extra wegen ihm hier her gekommen war. Dann sah er, etwas unter dem Ärmel hervorblitzen und griff sofort danach. Enstetzt starrte er auf das ziemlich mitgenommen aussehende Handgelenk und dann in Uruhas Gesicht. "Das... wer war das?" Erschrocken sah er auf Kais mehr als entsetzten Gesichtsausdruck und schluckte hart. Verdammt... Jetzt hatte er es doch gesehen. Genau das hatte Uruha eigentlich vermeiden wollen. Sofort entzog er seine Handgelenke Kais Griff und rieb sie sich ächzend. Dann trat auf seine Lippen ein gestellt verlegenes Lächeln und er kratzte sich am Hinterkopf. "Ach... Ich hab mich bloß gestoßen. Nicht weiter schlimm. Bin da wohl etwas empfindlich, ich bekomme schnell blaue Flecken. Nichts Ernstes also." Dass seine Stimme dabei gefährlich bebte, bemerkte er gar nicht. Viel zu sehr war er damit beschäftigt, sich Ausreden einfallen zu lassen. Jetzt konnte er einfach nicht mehr. Es war doch klar, dass er nach einer Ausrede gesucht hatte. Typisch Uruha. Dabei hätte er sich doch denken müssen, dass er dieses Spiel durchschaut. Also erhob er sich und baute sich in voller Größe vor ihm auf. Die paar Zentimeter Größenunterschied störten ihn recht wenig. Kai packte ihn an den Schultern und hielt ihn fest. Dann schaute er ihm direkt in die Augen. "Tu mir einen Gefallen und... lüg mich nicht an. Ich sehe doch, dass es dir schlecht geht und da verlangst du von mir, dass ich dir das glaube? Uruha... Wenn es mir egal wäre, was aus dir wird, dann würde ich doch nicht versuchen, dir zu helfen, dich glücklich zu sehen. Verdammt!" Er ließ von ihm ab und kehrte ihm den Rücken zu. Er versuchte, die aufkommenden Tränen einfach zu schlucken, doch es gelang ihm nur bedingt. Ein paar von ihnen bahnten sich dennoch ihren Weg über seine Wangen. Uruha verstand ihn einfach nicht. Wie konnte er denn glücklich sein, wenn Uruha es nicht war? Er zuckte heftig zusammen, als Kai so plötzlich einen Gefühlsausbruch hatte und sich von ihm wegdrehte. Uruha war sich sicher, einige kleine Schluchzer zu vernehmen. Sein Körper zitterte wie unter einem Stromschlag und Uruha wimmerte leicht. Musste ihn Kai jetzt so anfahren? Er wollte doch auch nur Kais Bestes. Er wollte Kai nicht verletzen oder kränken. Er wollte doch bloß, dass er glücklich sein würde... Zögerlich legte er von hinten die Arme um Kais schlanke Taille und drückte sich an ihn. "Verzeih mir..." Sofort schmiegte er sich an den warmen Körper und schloss die Augen. Und sogleich wurde er wieder ruhig, doch sein Herz begann schneller zu schlagen. Wie sehr hatte er es doch vermisst, ihm so nahe sein zu können? Kai legte den Kopf nach hinten gegen Uruhas Schulter und ließ sich einfach gehen. Es fühlte sich so unglaublich toll an. "Uruha...", krächzte er leise. "Bitte...", nuschelte er verzweifelt, "Nicht weinen, hai? Ich will dich doch auch glücklich sehen..." Er drehte Kai so um, dass er ihm direkt ins Gesicht sehen konnte. Beinahe augenblicklich verlor er sich in diesen Augen... Diese wunderschönen Schokoaugen... Sein Gesicht kuschelte er sofort an Kais Brust und strich ihm beruhigend über den Rücken. Es war schon verquer. Plötzlich war es, als wären sie nie getrennt gewesen. Es fühlte sich so richtig an. "Kai... Bitte, verlass mich nicht wieder..." Er drückte ihn fest an sich und versuchte, seinen Puls wieder etwas zu beruhigen. Er sollte sich doch nicht unnötig Hoffnungen machen. Er würde doch nur enttäuscht werden. Das wollte er doch nicht. Und dennoch schien das hier vollkommen richtig zu sein. Es gab nichts, was darauf hinwies, dass es verkehrt war, dass sie sich so nah waren. Aber er durfte doch nicht. Uruha gehörte zu Aoi und nicht mehr zu ihm. "Uruha?", fragte er zögerlich. "Darf ich dir etwas sagen?" "Hai... Darfst du..." Was wollte Kai denn? Ihm sagen, er solle gefälligst wieder verschwinden? Wäre ja auch nicht verwunderlich. Uruha hatte einfach viel zu viel falsch gemacht. Wenn Kai sich von ihm abwenden wollte, würde er es ihm nicht übel nehmen können. Er schmiegte seinen Kopf fester an Kais Brust und schlang die Arme noch mehr um Kai. Er würde Kai jetzt trotzdem noch nicht sofort gehen lassen. Erst wollte er noch ein wenig dessen Nähe genießen können. Nur noch ein bisschen... Ein leichtes Nicken und er drückte ihn noch ein kleines Stück fester an sich. "Auch wenn das total egoistisch von mir ist, ich möchte, dass du es weißt. Du brauchst nichts dazu sagen und ich kann verstehen, wenn du mich danach nicht mehr sehen willst. Wirklich, aber..." Er schloss die Augen, damit er wirklich nicht sehen konnte, wie Uruha ihn nach diesen Worten ansah. "Ich... ich liebe dich noch viel mehr als vorher." Mehr konnte er nicht mehr sagen. Er hatte eigentlich auch schon viel zu viel gesagt. Kapitel 13: ------------ Seine Augen weiteten sich ein Stück und er schluckte hart. Seine Finger verkrampften sich um Kais Körper und er fing an zu zittern. Hatte er das eben richtig verstanden? Kai liebte ihn noch? Genauso wie vor fünf Jahren? Wirklich? Oder hatten ihm seine Ohren nur einen schlechten Streich gespielt? Vorsichtig hob er den Kopf und sah Kai blinzelnd an. "Uhm... Stimmt das wirklich? Oder willst du bloß, dass ich jetzt einfach nicht mehr so traurig bin? Bitte, Kai... Spiel nicht mit mir." Er wurde mehr als rot und schüttelte den Kopf. Noch immer hatte er die Augen geschlossen und er spürte, wie Uruha plötzlich zitterte. "Iie... das ist mein Ernst. Wirklich." Er seufzte und legte den Kopf in den Nacken. Er konnte ihn jetzt nicht anschauen. Das ging nicht. "Ich liebe dich so unglaublich, dass es mir immer wieder weh tut, wenn ich dich mit Aoi sehe, wie ihr euch berührt, euch küsst, euch anseht." Uruhas Herz machte einige Saltos plus Loopings. Kai liebte ihn wirklich immer noch? Nach all den Jahren? Nach alldem, was passiert war? Sofort schossen ihm wieder die Tränen in die Augen und er klammerte sich so fest an Kai, dass Außenstehende meinen müssten, Kai würde an Luftmangel ersticken müssen. Heftig weinend presste er sein Gesicht in Kais Halsbeuge. Als er sich schließlich einige Minuten später erholt hatte, hob er zaghaft den Kopf und überbrückte die letzten Zentimeter. Vorsichtig hauchte er Kai einen Kuss auf und sah dann wieder zu Boden. "Ich dich auch...", nuschelte er so leise, dass er fast befürchtete, Kai könnte es nicht gehört haben. Den Mut, um dies nochmal zu sagen, würde er nicht wieder aufbringen können. Hatte sich sein Herzschlag eben noch etwas beruhigt, so begann er jetzt auf das doppelte Tempo anzusteigen. Uruha liebte ihn auch? Aber... "Ano... aber, du liebst doch Aoi." Er drückte ihn ein wenig weg. Das konnte doch nicht wahr sein. Er hatte doch nicht beabsichtigt, sich zwischen die beiden zu drängen. Nein. Das wollte er nicht. "Uruha... du musst das nicht sagen. Ich weiß doch, dass du Aoi liebst." Hastig schüttelte er den Kopf und drückte sich wieder an Kai heran. Er wollte diese Wärme nicht wieder missen müssen. Das würde er nicht aushalten. Nie wieder... "Kai, bitte... Ich hab eben die Wahrheit gesagt. Ich liebe dich. Aoi hat es bei mir verspielt. Für immer. Du würdest mir niemals etwas antun. Doch Aoi hat mir etwas angetan und das finde ich unverzeihlich. So einen Menschen kann und will ich nicht lieben..." Er hob die Hand und deutete auf seine Handgelenke. "Das war Aoi..." Sofort entwich ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht und er starrte auf Uruhas Handgelenk. Aoi hatte ihm das angetan? Vorsichtig griff er danach und strich sanft über die malträtierte Haut. Er konnte es einfach nicht glauben. Das hatte wirklich Aoi getan? Er dachte doch, er würde Uruha lieben. Wieso tat er ihm dann so etwas an? "Wie?" Ungläubig zog er ihn fester an sich. "Und ich hab dich nicht beschützt." Er war traurig darüber. Hatte er ihm damals nicht versprochen, ihn zu beschützen? Immer auf ihn aufzupassen? Er hatte kläglich versagt. "Verzeih mir." "Kai... Du kannst da nichts für. Da gibt es nichts zu verzeihen. Ich hab mir einfach den falschen ausgesucht. Anfangs hat mich Aoi anscheinend ja wirklich geliebt. Aber... Nach einiger Zeit wurde er immer besitzergreifender und als du dann auftauchtest, wurde es richtig schlimm. Aber du kannst da ja nichts für. Du nicht..." Er schmiegte sich schutzsuchend an Kai und hielt ihn fest in seiner Umarmung. Würde jetzt vielleicht doch alles gut werden? Er verspürte das dringende Bedürfnis, Kai alles zu sagen. "Ich wollte mit ihm reden und bin zu seiner Wohnung... Erst war er ja ganz friedlich, aber als ich meinte, dass ich mich von ihm trenne, wenn er sich nicht ändert, ist er ausgerastet. Er hat...", er schluckte hart die Tränen herunter. "Er hat versucht... Mich zu vergewaltigen... Wären Ruki und Reita nicht gekommen... Wer weiß, was passiert wäre..." Seine Stimme brach und er presste sich fest an Kai. Kai schluckte. Aoi hatte was versucht? Uruha zu vergewaltigen? Wieso? Wieso wollte er ihm das antun? Was war los mit Aoi? So kannte er ihn nicht. Aoi war doch sonst immer so ein lebenslustiger und freundlicher Mensch. Hatte er ihn dazu gebracht, sich so sehr zu verändern? War er es, der das in dem Schwarzhaarigen ausgelöst hatte? Dennoch war er froh, dass es nicht so weit gekommen ist. Er drückte ihn sanft an sich und vergrub sein Gesicht in seiner Halsbeuge. Es war wirklich nicht schön, dass das fast passiert wäre. Aber es wunderte ihn nicht, warum Reita und Ruki da gewesen waren. Sind sie doch seiner Bitte nachgekommen und hatten nach Uruha gesehen. "Ich hatte Reita gebeten, auf dich aufzupassen." Sofort hob er seinen Kopf und sah Kai an. Kai hatte Reita gebeten, auf ihn aufzupassen? Dann hatte er es einzig und allein Kai zu verdanken, dass Aoi sich nicht an ihm austoben konnte? "Kai... Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Außer danke. Du bist wirklich das Beste, was mir je passiert ist." Leicht verlegen sah er ihn an und biss sich auf die Unterlippe. Sollte er...? Ach, Augen zu und durch. "Kai? Darf... Darf ich dich nochmal küssen?" Er drückte Uruha ein Stückchen weg und schaute ihn an. Sofort wurde er hochrot und stammelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin. Was genau, wusste er selbst nicht, aber das war auch egal. Wie von selbst nickte sein Kopf und sein Herz schlug Purzelbäume. Uruha wollte ihn küssen. Das war fast wie im Traum, nur... das hier war die Realität. Wie oft hatte er sich das ausgemalt? Wie oft wollte er diese sanften Polster wieder spüren dürfen? "Hai..." Zögerlich schmiegte er sich noch etwas mehr an den anderen und schloss die Augen. Seine Wangen färbten sich hochrot und er versuchte, seinen Herzschlag unter Kontrolle zu halten. Er durfte Kai küssen. Kai hatte zugestimmt. Er durfte Kai küssen! Noch einmal tief einatmend lehnte er sich etwas nach vorne und berührte Kais Lippen hauchzart mit den seinigen. Es war nur ein schüchterner Kuss, fast wie ein erster, doch es steckte so viel Gefühl darin, dass Uruha schwindlig wurde. Seine Augen schlossen sich genussvoll über seinen Lidern und er legte vorsichtig die Arme um Kais Nacken. Ein kleiner Stromschlag durchzuckte seinen Körper, als sich ihre Lippen berührten. Wie sehr hatte er sich das hier herbei gesehnt? Seit dem Tag, an dem sie auseinander gerissen wurden, hatte er jede Nacht daran gedacht. Er wollte zu Uruha zurück und wenn er ihn nur ein letztes Mal gesehen hätte. Er wollte zu ihm. Einfach in diese Augen sehen, diese Lippen spüren und ihm nah sein. Ein einziges Mal würde ihm reichen. Das hatte er sich geschworen, doch als sich ihre Lippen wieder von einander lösten, war er sich sicher. Das wollte er viel mehr als nur dieses eine Mal. "Aishiteru...", seufzte er und verwickelte den Größeren gleich wieder in einen leidenschaftlichen Kuss. "Mo...", murmelte er leise. "Aishiteru mo..." Jetzt war ihm klar, was ihm all die Jahre gefehlt hatte. Ein Mensch, der ihn bedingungslos liebte. Ein Mensch, der ihn beschützte und immer für ihn da war. Und das alles fand er in Kai. Nicht in Aoi. Das hatte ihm der andere schließlich vorhin mehr als eindeutig bewiesen. "Aishiteru... Aishiteru!", murmelte er immer wieder vor sich her, während ihm die Tränen die Wange hinabrannen. Es waren keine Tränen der Trauer, sondern Freudentränen, die seine Wangen nun benetzten. "Lass mich bitte nie wieder so alleine..." Sanft lächelte er ihn an und legte eine Hand an seine Wange. Mit dem Daumen strich er ihm immer wieder die Tränen weg. Aber irgendwie kamen da immer mehr. "Warum weinst du, Ruha? Ist es so schlimm, dass ich dich liebe?" Er war sich nicht sicher, was diese unzähligen Tränen zu bedeuten hatten. "Ich will nicht, dass du wegen mir weinst. Ich will nicht, dass du jemals wieder weinst." Kai legte Uruhas Kopf gegen seine Brust und streichelte ihm sanft über den Rücken. "Ich möchte für immer bei dir bleiben und dich beschützen." "Wieso ich weine?", er schluchzte leise auf. "Weil ich dich endlich wieder im Arm halten darf, Kai. Das hab ich so sehr vermisst. Ich hab dich vermisst. Alles an dir." Er hob den Kopf wieder von Kais Brust und strich ihm sanft über die leicht geröteten Wangen. "Ich liebe dich... Das ist mir jetzt wirklich wieder klar geworden. Ich liebe dich und will dich nie wieder alleine lassen müssen. Und wenn ich darf, werde ich auch immer bei dir sein. Darf... Darf ich das denn wieder?" Irgendwie war er sich jetzt doch unsicher. Wollte Kai ihn wieder zurück? Ziemlich verunsichert schaute er in die bernsteinfarbenen Augen. Wie sehr er das doch wollte. Aber... Er konnte doch nicht einfach. Zaghaft fuhr er ihm über den Rücken, ohne den Blick von ihm abzuwenden. "Du weißt gar nicht, wie sehr ich mir das gewünscht habe, aber... Es geht nicht. Ich kann dich Aoi nicht einfach wegnehmen. Das will ich nicht. Bitte versuch es zu verstehen." Diese Worte trafen ihn wie ein Blitz ins Herz und er sackte auf die Knie. Er hätte es wissen müssen. Kai würde ihn nicht wieder als Freund akzeptieren. Wie dumm und naiv er doch noch bis eben gewesen war... Seine Hände pressten sich auf seinen Mund und er versuchte, die Schluchzer so zu ersticken. Eben hatte er noch Freudentränen vergossen und nun? "Ach so... Verstehe... War ja auch ne bescheuerte Frage von mir... Entschuldige." "Hey." Kai hockte sich sofort neben ihn und zog ihn in seine Arme. "Ich will dich nie wieder hergeben, aber... erst möchte ich, dass wir mit Aoi reden. Wir können ihn nicht einfach so vor den Kopf stoßen. Dafür ist er doch ein viel zu wichtiger Mensch für uns." Er nahm sein Gesicht in beide Hände und zwang ihn, ihn anzusehen. "Es war keine bescheuerte Frage. Wirklich nicht. Ich freue mich sehr, dass du das möchtest. Ich will es doch auch." Er schüttelte nur den Kopf und sah wieder zu Boden. Seine Hände kneteten sich unruhig auf seinem Schoß und er biss sich beinahe die Lippe kaputt. "Ich will aber nicht mit Aoi sprechen. Er hat mich so verletzt... Du musst mich auch verstehen, Kai. Ich will nicht. Aoi muss von sich aus zu mir kommen. Zu ihm gehe ich nicht freiwillig." Er richtete sich wieder auf und schlang die Arme um seinen Oberkörper. "Ich sollte gehen." "Warte!" Hastig griff er nach ihm. "Bitte, Uruha. Geh noch nicht." Aus traurigen Augen sah er ihn an und biss sich auf die Unterlippe. "Ich möchte, dass du bei mir bleibst, bitte. Geh nicht wieder weg." Ja, er hatte solange darauf gewartet, ihn wiederzusehen. Und jetzt? Jetzt wollte er einfach so gehen? Nein, das wollte er nicht. "Dann... dann werden wir eine andere Möglichkeit finden, wenn du nicht mit ihm reden willst, aber... ich will nicht, dass du wieder gehst. Bitte, Ruha. Ich tu auch alles dafür." "W-Wirklich?" Sein Atem ging hastig, als wäre er gerade einen Marathon gerannt. Irgendwie überforderte ihn diese ganze Situation. Er wollte wirklich nicht mehr zu Aoi zurück. Dieser hatte sich seine Chance gründlich verspielt. Aber Kai plagten Gewissensbisse, wenn er und Uruha wieder zusammenkommen würden. Und das wollte Uruha nicht. "Kai... Wenn es dir zuviel ist, sag es bitte. Dann verschwinde ich aus deinem Leben. Wäre glaub ich das Beste für euch alle..." Und wieder erinnerte er sich an die Narbe auf seinem Handgelenk. Alles sein Fehler... Energisch schüttelte er den Kopf. "Nein!" Und schon zog er ihn fest in seine Arme und drückte sich an ihn. "Du darfst nicht verschwinden. Tu mir das nicht an. Ich will dich nie wieder verlieren. Niemals." Seine Stimme klang heiser und er spürte, dass ihm immer heißer wurde. Das Fieber kam wohl wieder zurück. "Ich liebe dich so sehr, Uruha und ich will immer bei dir sein. Egal, was die anderen sagen." Auch wenn er ein schlechtes Gewissen Aoi gegenüber hatte, Uruha würde er nicht mehr gehen lassen. Dafür war er ihm zu wichtig. Uruha spürte, wie Kai in seinen Armen immer schwerer wurde und runzelte die Stirn. Was war denn nun los? Dann fiel es ihm wieder wie Schuppen von den Augen. Kai war schließlich krank. Ging es ihm wieder schlechter? Sofort verfrachtete er den kranken Drummer ins Krankenbett und legte ihm prüfend eine Hand auf die Stirn, legte die andere zum Vergleich auf seine eigene. Es stimmte. Kais Stirn glühte regelrecht und es bildeten sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn. Uruha deckte ihn fürsorglich zu und strich ihm über die Wange. "Du solltest schlafen. Ich lass dich jetzt in Ruhe." Auch wenn er jetzt eigentlich Ruhe brauchte, er wollte Uruha nicht gehen lassen. Nicht jetzt, wo er ihn endlich wieder hatte. Er hob eine Hand und streckte sie nach ihm aus. Er hoffte so sehr, dass er dieses Zeichen verstehen würde. Bitte, Uruha, bleib bei mir, wünschte er sich. "Geh bitte nicht." Jetzt liefen Tränen über seine Wangen. Uruha biss sich hart auf die Unterlippe und haderte mit sich selbst. Er wollte Kai seine wohlverdiente Ruhe gönnen. Jedoch schien es, als würde er das nicht wollen. Die Tränen sagten alles aus. "Hai... Ich bleibe..." Vorsichtig setzte er sich wieder neben Kai auf den Stuhl und nahm dessen ausgestreckte Hand fest in seine, hauchte einen Kuss darauf und sah hinab auf den mehr als nur blassen Kai im Bett. "Ich bleib bei dir..." Jetzt lächelte er und schloss zufrieden die Augen. Er fühlte sich so unglaublich glücklich. Uruha war hier bei ihm und würde bei ihm bleiben. "Ich liebe dich so sehr.", wisperte er noch, dann driftete er auch schon ab ins Reich der Träume. Viel zu erschöpft war er, doch das Glücksgefühl überwog im Moment. "Ich dich auch...", nuschelte er zurück und bemerkte, wie Kai langsam aber sicher einschlief. Als dies auch der Fall war, seufzte er niedergeschlagen auf und küsste Kai sanft auf die Stirn. Weggehen wollte er jetzt nicht. Dafür war die Sorge um Kais Gesundheit viel zu groß. Er wollte bei ihm sein, wenn er wieder erwachte. Wollte in diese wunderschönen Augen sehen dürfen. Seinen Kopf bettete er auf seine Arme und die wiederum auf Kais Bett. Er schloss die Augen und schlief kurz darauf auch ein. Es war wirklich alles zu anstrengend gewesen. Durch ein leises Schmatzen wurde er irgendwann wieder wach. Er wusste nicht, wie spät es war und sein Kopf fühlte sich an, als wäre er in Watte gepackt worden. Alles tat ihm weh und sein Mund fühlte sich unglaublich trocken an. Etwas schwerfällig setzte er sich auf. Dabei fiel sein Blick auf den zerzausten Schopf, der neben ihm auf dem Bett lag. Er spürte eine warme Hand an seiner und er lächelte. Hatte er vielleicht doch nicht nur geträumt? Vorsichtig beugte er sich nach vorn und strich Uruha eine seiner Haartsträhnen aus dem Gesicht. Dann merkte er, dass Uruha es war, der hier so leise vor sich hin schmatzte. Süß, schoss es ihm durch den Kopf und er musste schmunzeln. Also gab es noch etwas, was er in den fünf Jahren nicht abgelegt hatte. Leicht stupste er ihm gegen die Nase. "Aufstehen, Schlafmütze." Verschlafen rümpfte er seine Nase etwas und blinzelte verwirrt. Hatte er was verpasst? Wieso saß er denn vor einem Bett auf dem Boden? Wieso tat sein Rücken so weh? "Eto...", murmelte er leise und setzte sich gerade hin, wobei seine Gelenke leicht knackten. Gott, er wurde wirklich alt. "Uhm... Kai?" Jetzt fiel sein Blick auf den Drummer, der lächelnd und aufrecht im Bett saß und auf ihn hinab sah. Uruhas Herz schlug augenblicklich schneller. Endlich durfte er diese süßen Augen wieder sehen und in ihnen versinken... Aber versinken konnte er später auch noch, jetzt war erstmal Kai wichtig. Er gähnte leise und erhob sich, ließ sich an Kais Bettrand nieder und fühlte ihm die Stirn. Das Fieber schien ein wenig gesunken zu sein und das erleichterte ihn. "Hey... Wie geht es dir?" Leise kicherte er. Uruha sah ziemlich zerzaust und total verpennt aus. "Mir geht´s gut, aber..." Er tippte Uruha leicht gegen die Stirn. "Du guckst jetzt mal lieber nicht in den Spiegel.", grinste er. "Siehst aus wie nen Wischmopp.", feixte er und legte dann eine Hand an seine Wange. "Schön, dass du bei mir geblieben bist." Und schon drückte er ihm einen schüchternen Kuss auf die Lippen. Ein bisschen überrumpelt erwiderte er den süßen Kuss vorsichtig und löste sich aber auch sofort wieder. Irgendwie war es ihm jetzt immer noch peinlich, Kai zu küssen. Es war fast so, als wären sie noch Kinder und würden erste gemeinsame Zärtlichkeiten austauschen. "Uhm... Hai, natürlich bin ich bei dir geblieben. Ich muss doch jetzt auf dich aufpassen.", lächelte er verlegen. "Ich geh mal schnell ins Bad und mach mich wieder zurecht. Die Ärzte kriegen noch einen Herzinfarkt, wenn die mich so sehen." Kai lachte. Typisch Uruha. "Also mir gefällst du so wirklich sehr.", grinste er, bevor sein Freund im Badezimmer verschwand. Auch wenn sie nicht zusammen waren oder sein durften, so fühlte es sich auch toll an, dass er jetzt so ungezwungen mit ihm umgehen konnte. "Aber nicht zu weit rausschwimmen!", rief er ihm zu und grinste breit. Dann legte er sich wieder in die Kissen und schloss die Augen. Es war schön so, wie es jetzt war. Hoffentlich würde es noch besser werden. "Du musst mich retten, wenn ich untergehe.", rief er zurück und lachte leise. Wie sehr hatte er sich das gewünscht? Endlich wieder jemanden zu haben, der ihm immer zuhörte und Scherze mit ihm trieb. Hoffentlich würde das alles so bleiben... Hoffentlich würde er Kai wieder ein Stückchen näher kommen. Er schloss die Tür hinter sich und stellte sich ans Waschbecken, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Das tat gut und belebte ihn wieder ein wenig. Das würde er sich nicht zweimal sagen lassen. "Ha, dann spiel ich Baywatch.", grinste er und lachte das erste Mal wieder aus vollem Herzen. Es tat unlaublich gut. Einfach befreiend. Geduldig wartete er, dass Uruha wieder aus dem Badezimmer kam. Er wollte ihn unbedingt bei sich haben und notfalls auch noch ein paar weitere Witze reißen, damit Uruha wieder lachen konnte. Uruha grinste die ganze Zeit vor sich hin. Er stellte sich Kai gerade in Badehose vor, wie er in Zeitlupe den Strand entlang lief, das Wasser spritzte an seinem Körper hinauf... Sofort schüttelte Uruha energisch den Kopf und spritzte sich noch eine Ladung Wasser ins Gesicht. Gott, kaum verstand er sich wieder mit Kai, dachte er schon solche Sachen... Na bravo. Er trat wieder aus dem Badezimmer und setzte sich zu Kai ans Bett. "Hab gerade festgestellt, dass ich schwimmen kann.", lachte er. Daraufhin musste der Schwarzhaarige schon wieder lachen. "Dann ist ja gut. Dachte schon, ich müsste David Hasselhoff oder Pamela Anderson spielen und dich aus den Fluten retten und dich wieder beleben.", feixte er. Das war aber mal wieder zu komisch. "Wollen wir vielleicht in die Cafeteria gehen? Ich hab irgendwie Hunger." "Hätte nichts dagegen gehabt. Wenn du das willst, steck ich meinen Kopf gleich in die Badewanne, dann darfst du mich retten.", er grinste und nahm Kais Hand in seine. Doch dann schaute er wieder besorgt und sah Kai an. "Hm... Ich glaube, das ist keine gute Idee. Du musst im Bett bleiben. Ich kann dir aber einen Kuchen holen, wenn du möchtest." Mist. Daran hatte er nun wirklich nicht gedacht. Aber Uruha hatte recht. Wenn er hier so schnell wie möglich raus wollte, musste er schon machen, was die Ärzte von ihm verlangten. Umso weniger Stress bekam er. "Okay, aber dann hab ich keinen Hunger mehr.", seufzte er. Er wollte Uruha nicht eine Sekunde weglassen. Lieber hungerte er oder wartete, bis er wieder fit genug war. Das war ihm lieber. Jetzt hatte er Uruha endlich wieder in seiner Nähe. "Wie? Doch keinen Hunger mehr?", er sah verdattert aus. "Ich dachte, du hast so einen großen Hunger. Ich kann dir doch aber gerne was holen, wenn du was essen möchtest. Das ist doch gar kein Problem für mich." Er lächelte zaghaft und stand auf. "Was soll ich dir bringen? Kaffee, Kakao, Kuchen? Oder gleich alle drei 'K's für meinen Kai?", er lachte auf und wuschelte ihm durchs Haar. Heftig schüttelte er den Kopf. "Iie... Du brauchst nicht extra für mich gehen. Ist schon okay." Er sah ihn aus treudoofen Augen an. Uruha sollte doch nicht einfach wieder verschwinden. "Nur... wenn du gleich wiederkommst.", wisperte er und schaute verlegen zu Boden. Kami, war das peinlich. Er benahm sich hier wie ein verliebtes Schulmädchen. Waren sie nicht schon erwachsen? "Natürlich komme ich gleich wieder. Verspreche ich dir. Und dann füttere ich dich.", er drückte ihm einen kleinen Schmatzer auf den Mund und verschwand dann aus dem Zimmer. Seine Schritte federten seltsam über den Boden, wie ihm auffiel. Er fühlte sich plötzlich so frei. So unvorstellbar erleichtert. In der Cafeteria angekommen bestellte er sogleich zwei Kakao und ein großes Stück Schokokuchen für Kai. Schnell noch die Gabel auf den Teller und schon ging er vorsichtig mit dem Tablett in der Hand zu Kais Zimmer zurück und betrat es. Das Tablett stellte er auf den Nachttisch und setzte sich wieder zu Kai aufs Bett. "Soll ich dich füttern?" Er kicherte. Uruha wollte ihn also wirklich füttern und es war kein Scherz gewesen? Süß. Und doch lief er rot an. "Arigatou, aber... ich glaub, das schaff ich noch alleine.", lächelte er. "Aber wirklich lieb von dir." Dann legte er den Kopf schief und grinste breit. "Möchtest du was abhaben? Ich teile gern mit dir." Für ihn war das selbstverständlich und noch bevor Uruha ihm eine Antwort gab, hielt er im die Kuchengabel mit einem kleinen Stück Schokokuchen vor den Mund und lächelte so unglaublich süß. "Und jetzt aaahh.", machte er ihm vor. Uruha sah erst verdattert auf die Kuchengabel, doch dann öffnete er brav den Mund und aß das Stückchen auf. Lecker... Wohlig seufzend leckte er sich die Krümel von der Lippe und sah Kai lächelnd an. "Danke. Schmeckt prima. Und jetzt iss du lieber mal. Sonst fällst du mir noch vom Fleisch und das will ich nicht. Dann hab ich ja keinen mehr zum Knuddeln." Zu spät wurde ihm bewusst, was er da eben gesagt hatte. Schnell senkte er den Blick und bemerkte, wie er rot anlief. "Gomen...", nuschelte er. Schlagartig wurde er rot, als er Uruhas Worte verarbeitet hatte. Doch er lächelte. "Dann musst du aber auch ordentlich mit futtern, damit mir das nicht auch passiert. Will ja noch was von dir haben.", witzelte er. "Also Mund auf und schön brav aufessen, damit Morgen auch die Sonne wieder scheint, Ruha." Irgendwie machte ihm das Spaß. So ausgelassen war er schon ewig nicht mehr gewesen. "Du bist wie meine Mutter. Die hat auch immer gesagt, wenn ich esse, dann würde am nächsten Tag die Sonne scheinen. Ich hätte da wohnen müssen, wo ununterbrochen die Sonne scheint!" Er lachte laut auf und teilte sich mit Kai das Stückchen Kuchen. Zusammen schmeckte es tausendmal besser als alleine... "Dann wirst du wohl damit rechnen müssen, dass das jetzt immer so sein wird. Schließlich pass ich jetzt auf, dass du auch immer aufisst." Er piekte ihm in die Seite und lachte laut los. Wenn er so weitermachte, dann würde er nachher noch Bauchschmerzen bekommen. "Also mach dich auf was gefasst. Und kauf dir schon mal nen Sonnenschirm." "Cremst du mich dann ein, wenn ich einen Sonnenbrand bekomme?", fragte er scheinheilig grinsend. Kam es ihm jetzt nur so vor oder hatte seine Stimme einen verruchten Unterton angenommen? Er wurde rot. Das hatte er nicht beabsichtigt. "Ich... Eto...", stotterte er vor sich hin. "Ich glaub, bald ist es soweit für die Visite." Er brauchte jetzt irgendein Thema, mit dem er sich ablenken konnte. Sonst würde das hier ganz schnell ganz peinlich werden. Kai verschluckte sich fast an seinem Kakao und hustete einmal kräftig. Schmerzvoll verzog er das Gesicht. Das war nicht gut. Jetzt tat ihm der Brustkorb wieder weh. Als er sich wieder gefangen hatte, schaute er Uruha an und grinste breit. "Wenn du das möchtest, mach ich das gern. Will ja nicht, dass du nachher aussiehst wie nen gar gekochter Hummer. Das wär nicht schön." Es interessierte ihn wirklich nicht, dass gleich die Visite kommen würde. Viel lieber interessierte er sich für Uruha. Er wollte mit ihm reden und ihn zum Lachen bringen. Er hatte gestern so viel Schreckliches erlebt, da musste doch mal jemand ein wenig Spaß in sein Leben bringen. "Aber du musst das dann bei mir auch machen, hai?" Knallrot im Gesicht sah er zu Kai auf. Hatte er richtig gehört? Er durfte Kai dann auch eincremen? Wie süß war das denn? Er nahm all seinen Mut zusammen, nahm Kai die Tasse aus der Hand, stellte sie vorsichtig auf den Nachttisch und setzte sich breitbeinig auf dessen Schoß. Die Arme legte er um den schmalen Körper des anderen und schloss die Augen. "Darf ich kurz so bleiben? Ich hab das so lange vermisst...", murmelte er leise und begann zaghaft, Kais Nacken zu kraulen. Hoffentlich überrumpelte er ihn damit jetzt nicht. Auch, wenn sie noch nicht wieder zusammen waren. Er wollte Kai trotzdem nahe sein. Augenblicklich verkrampfte er sich und schaute Uruha aus großen verwirrten Augen an. Wie sollte er sich jetzt verhalten? Es war im alles andere als unangenehm, dass er jetzt auf seinem Schoß saß. Allerdings war es ein merkwürdiges Gefühl, ihm so verdammt nah zu sein. Ein wohliges Seufzen verließ seine Lippen, als er so sanft im Nacken gekrault wurde. Seine Augen drifteten zu und er genoss diese Zärtlichkeiten ausgiebig. "Ruha...", wisperte er und ließ sich gänzlich fallen. Seinen Gefühlen ließ er freien Lauf. "Aishiteru...", hauchte er nur noch. Seine Augen schlossen sich auf Halbmast und er leckte sich unbewusst über die trocken gewordenen Lippen. So auf Kais Schoß zu sitzen erinnerte ihn wieder an vergangene Zeiten. Da hatte er das oft und gerne gemacht. "Yutaka...", hauchte er zurück. "Mo..." Vorsichtig beugte er sich über ihn und hauchte ihm sanfte Küsse über das ganze Gesicht. Er wollte ihm nahe sein. Koste es, was es wolle. Er hatte ihn so lange missen müssen und das wollte er nie wieder. Er war etwas überfordert mit der Situation. "Ruha...", keuchte er kurz und schaute ihm aus lustverhangenen Augen ins Gesicht. "Wir...wir sollten aufhören damit, sonst..." Sonst würde er womöglich die Beherrschung verlieren und dann konnte er für nichts mehr garantieren. Auch nicht dafür, dass er ihn nicht noch mehr berühren wollte. "Das geht zu weit...", stammelte er. Auch wenn er wirklich gerne an dieser Stelle weitergemacht hätte. Sie waren schließlich in einem Krankenhaus und... Sie haten sich ihre Liebe gestanden, aber waren sie deshalb gleich zusammen? Er war sich unsicher. "Nicht hier...", hauchte er ihm zu und gab ihm einen Kuss auf die vollen, sündigen Lippen. Sofort löste er sich ein wenig von Kai. Seine Lippen waren feuchtgeküsst und leicht geschwollen. Seine Atmung ging etwas hastiger als vorher und er wurde rot. Hatte er Kai also doch überfordert. Das hatte er nicht gewollt... "Gomen nasai...", hauchte er und starrte auf Kais Brust. "Tut mir leid. Ich konnte nicht widerstehen..." Er blieb jedoch weiterhin auf Kais Schoß sitzen und hob den Blick wieder. "Darf ich hier sitzenbleiben?" Wie von Geisterhand nickte er und legte die Arme um Uruhas Hüfte. "Hai... Ich hab nichts dagegen. Aber nicht bewegen." Es war ihm peinlich, denn er merkte, dass ihn das hier mehr als anmachte. Und wenn Uruha sich jetzt bewegen würde, dann würde ihm das ganz sicher auffallen. Dann würde er im Erdboden versinken müssen. Das wollte er jetzt wirklich nicht. Verwirrt hob er eine feingeschwungene Augenbraue und starrte Kai perplex an. Nicht bewegen? Wieso das denn nicht? Das wollte er gleich mal testen. Ganz vorsichtig, damit Kai nicht viel davon mitbekam, bewegte er sein Becken und stieß gegen etwas... Vertrautes. Sofort wurde er schlagartig rot und stoppte in seiner Bewegung. "Oh...", machte er nur leise. Kai schluckte. Uruha hatte sich doch bewegt, das sah er, weil Uruha schlagartig rot wurde und nur ein leises "Oh" von sich gab. "Go..gomen...", stammelte er. Das war ihm überaus unangenehm, dass er das jetzt mit bekommen hatte. Wieso musste sowas auch in den unpassensten Momenten passieren? Konnte er nicht ein einziges Mal Glück haben? "Verzeih mir, aber... ich konnte es nicht verhindern.", seufzte er und drehte den Kopf zur Seite. "Schon gut... Kannst ja nichts dafür.", murmelte er verlegen und lehnte sich mit dem Oberkörper gegen Kai. "Ist doch nicht schlimm..." Es schmeichelte ihm ungemein, dass Kai wegen ihm allem Anschein nach eine Erregung in der Hose hatte. Also war er für Kai noch sexuell attraktiv...? "Aishiteru...", hauchte er nochmal und gab ihm einen süßen Kuss. Oh Gott, Uruha hatte es wirklich mitbekommen. "Doch, ich könnt mich ja auch zusammenreißen, aber... es fällt mir bei dir so verdammt schwer.", gestand er und schaute zur Seite. Sein Gesicht war mehr als rot und das musste er ihm nun wirklich nicht zeigen. Das war peinlich und irgendwie auch nicht das, was man einem guten Freund entgegenbringen sollte. "Uhm..." Was sollte er denn darauf jetzt sagen? Dass er sich geehrt fühlte, dass Kai so auf ihn reagierte? Das wäre mehr als nur peinlich... "Soll... Soll ich lieber wieder aufstehen? Ich will ja nicht, dass dir gleich... Was wehtut..." Gott, das war genauso peinlich. Aber wie hätte er sonst reagieren sollen? 'Nich schlimm. Warte, ich schaffe Abhilfe.'? Ne... Innerlich murrte er. Er sollte doch nicht aufstehen. Dafür war ihm die Nähe zu Uruha viel zu wichtig. "Iie.. Bleib einfach nur still sitzen. Hai?" Hoffentlich würde sich das dann endlich legen. Mehr Peinlichkeiten gingen nun wirklich nicht. Und er konnte ja auch schlecht fragen, ob der Brünette ihm jetzt Abhilfe verschaffen würde. Dafür waren sie sich doch eindeutg zu fremd geworden, um jetzt schon solche Intimitäten austauschen zu können. Er musste ihn erst wieder richtig kennenlernen. "Ist schon okay. Ich will nicht, dass du wegen mir aufstehen musst. Es ist grad so schön." "Okay..." Mehr konnte er dazu jetzt auch nicht sagen. Kai einfach die Hose runterziehen und ihm einen runterzuholen traute er sich nun wirklich nicht. Das hätte er vielleicht vor fünf Jahren machen können... Aber jetzt nicht mehr. Sie hatten sich so lange nicht gesehen, da mussten sie sich erstmal wieder etwas näher kennenlernen. Dann würde das vielleicht irgendwann wieder gehen. Irgendwann... Er kuschelte sich zurück an Kais Brust und versuchte, sein Becken nicht mehr zu bewegen. Kai war ihm dankbar dafür, dass er sich nur sehr wenig bewegte und ihn somit nicht noch mehr um den Verstand brachte. Aber er musste zugeben, dass sie sich wirklich sehr nah gekommen waren mit diesem süßen unglaublichen Kuss. "Du küsst verdammt gut...", seufzte er und streichelte Uruha über den Rücken. "Hoffentlich treibst du mich damit nicht noch in den Wahsinn.", scherzte er. Auch wenn er es wirklich ernst meinte. Viel hätte nicht mehr gefehlt und er hätte seine Beherrschung verloren. Rot werdend hob er leicht den Kopf und sah Kai an. "Meinst du das im Ernst? Ich kann gut küssen?", lächelte er. "Nein. Nicht so gut wie du. Du bist der geborene Küsser." Er lachte leise und kuschelte sich zurück an Kai. Es fühlte sich gerade so verdammt schön an. Niemand, der sie wieder auseinanderriss. So sollte es doch ewig bleiben... An Farbe konnte ihn jetzt wohl niemand mehr übertreffen. Eben war er noch kreidebleich und hatte Fieber und jetzt war er hochrot und ihm war unglaublich heiß. Das lag aber nicht nur am Fieber. Uruhas Worte waren nicht ganz unbeteiligt daran, dass er jetzt ins Schwitzen kam. "Ano... Hör auf, sonst muss ich mich gleich verkriechen. Das is peinlich." Sein Blick ging zum Boden. Uruha konnte er so nicht ansehen. Wie schön wäre es, wenn es immer so bleiben könnte. Für immer mit Uruha zusammensein. Ihn nie wieder loslassen zu müssen. Auch er schmiegte sich an ihn. Und dann ging die Tür auf und ein Gesicht lugte durch den Türspalt. Es war Ruki, der erst besorgt schaute und dann ein breites Grinsen offenbarte. Nach ihm trat Reita in den Raum. Auch dieser grinste breit. Erschrocken fiepte er auf, als plötzlich die Tür aufging und Ruki und Reita breit grinsend das Krankenzimmer betraten. Erst jetzt wurde ihm wieder bewusst, dass sie ja nicht alleine waren und er hier ganz öffentlich auf Kais Schoß saß. "Ups...", machte er und wollte aufstehen, doch Ruki winkte ab. "Bleib ruhig sitzen. Uns stört das doch nicht.", Ruki lächelte und wuschelte den beiden durchs Haar. "Geht´s dir wieder gut, Ruha? Und dir auch Kai?" Uruha nickte peinlich berührt. Kai nickte. "Ja, jetzt schon.", grinste er sie an. Sie wussten schließlich darüber Bescheid, was er für Uruha empfand. Dass er noch immer so viel für ihn empfand und alles für ihn tun würde. "Was führt euch her, Jungs?", lenkte er das Thema gekonnt um. Sie mussten ja nicht die ganze Zeit über ihn sprechen. Reichte ja schon, dass sie es einfach so hinnahmen, dass Uruha es sich auf seinem Schoß bequem gemacht hatte. "Wo ist eigentlich Aoi?" "Aoi?", Reita schnaubte. "Der sitzt in seiner Wohnung und denkt über seine Taten nach. Arschloch." Der Nasenbandträger ließ sich auf einem Stuhl nieder und zog Ruki auf seinen Schoß, wo sich der kleine Sänger sofort ankuschelte. "Was uns herführt? Wir haben uns Sorgen gemacht, was denn sonst?" Uruha lächelte. "Das ist wirklich lieb von euch, Jungs." Irgendwie tat Aoi ihm mehr als leid. Er war doch einfach nur eifersüchtig gewesen. Anfangs konnte er das nicht verstehen, aber jetzt wusste er auch, warum er nicht wollte, dass Uruha ihm zu nahe kam oder Kai sich dem schönen Gitarristen mehr näherte als nötig. Aoi schien etwas geahnt zu haben. Aber hatte er deswegen so etwas tun wollen? Wollte er Uruha wirklich vergewaltigen? Das glaubte er nicht. Da musste irgendetwas anderes hinterstecken. Und sobald er hier raus war, würde er mit Aoi reden. "Hey, jetzt markier hier nicht das Unschuldslamm, Ruha." Ruki grinste noch breite und deutete mit Finger auf ihn und Kai. "Hast dir ja schon ein schönes Plätzchen gesucht. Aber so wird Kai-chan auch nicht schneller wieder gesund." Rot werdend sah er zu Boden und schluckte hart. Unschuldslamm? Er? Nie und nimmer! "Tu ich doch gar nicht, Ruki. Ich mach doch gar nichts. Hier ist es aber so gemütlich gerade. Lass mich doch." Er zog seinen allseits bekannten Schmollmund und kuschelte sich demonstrativ an Kai. "Wenn ich mich um ihn kümmere, dann wird er gesund. Das lass dir gesagt sein." Er verstand irgendwie gar nichts. Was war denn nun schon wieder los? Ruki grinste breit, Reita hielt sich gekonnt im Hintergrund und Uruha plusterte sich irgendwie ein bisschen auf. Schnell pockte er mit dem Finger in Uruhas Wange, die er ein wenig aufgeplustert hatte. "Nicht schmollen.", mahnte er. Zwar wusste er nicht, was hier los war, aber es war schon süß, Uruha so zu sehen. "Ich werd schon wieder gesund. Is ja nicht so, dass ich unheilbar krank wäre. Is doch nur ne lapidare Lungenentzündung. Das kann ich ab." Genau so war es auch. Kai war zwar schon lange nicht mehr krank gewesen, aber trotzdem nicht aus Zucker. "Und jetzt wollt ihr mir hier also Gesellschaft leisten?", fragte er lächelnd und präsentierte ihnen sein altbewährtes Grübchen. "Ja, wollen wir. Ist doch Ehrensache.", grinste Ruki. "Habt ihr beide auch schon was gegessen? Ich will ja nicht, dass ihr vom Fleisch fallt, so dünn wie ihr seid." "Ruki, du bist doch auch nicht besser.", murrte Reita und piekste ihn in die Seite. "Du bist auch nur Haut und Knochen." "Stimmt doch gar nicht! Die beiden sind viel schlimmer!", plusterte sich Ruki beleidigt auf. Uruha seufzte. Was war denn nun wieder los? Kichernd kniff er die Augen zusammen. Reita und Ruki waren wirklich ein Herz und eine Seele. "Man merkt, dass ihr euch lieb habt.", meinte er nur und kicherte dann weiter. "Ihr seid verdammt süß zusammen." Das konnte er sich einfach nicht verkneifen. Und es war doch wirklich so. Schon damals haben sich die beiden immer gegenseitig hochgeschaukelt und versöhnten sich auch recht schnell wieder. Es kam ihm alles so vertraut vor. Und Uruha war hier bei ihm. Das ließ sein Herz höher schlagen und er fühlte sich so, als wäre er nie wirklich weggewesen. Schmollend schob Ruki seine Unterlippe vor und verschränkte die Arme vor der Brust. Beleidigt drehte er den Kopf weg und knurrte: "Pah! Von wegen süß! Der Kerl treibt mich irgendwann nochmal an den Rand des Wahnsinns!" "An den Rand des Wahnsinns kann ich dich auch heute Abend noch treiben... Und darüber hinaus, wenn du willst...", hauchte Reita lasziv und streichelte Ruki eine Strähne aus dem Gesicht. Der Kleinere wurde rot und war allem Anschein nach sprachlos. Uruha konnte sich jetzt ein Lachen nicht mehr verkneifen und prustete los. Auch Kai konnte sich nicht mehr halten und lachte mit Uruha um die Wette. Es tat so gut, einfach so ungehalten lachen zu können. Diese Befreiung hatte er schon lange mal gebraucht. "Oh Kami-sama. Ihr seid wirklich knuffig, ihr Zwei. Traut man euch gar nicht zu.", prustete er und hielt sich an Uruha fest, um nicht ganz den Halt zu verlieren. Er schüttelte sich förmlich. Uruha und Kai lagen sich lachend in den Armen. Gott, das sah wirklich zu putzig aus, wie die beiden da leicht rot anliefen, sich dann ansahen und beleidigt die Arme vor der Brust verschränkten. Wirklich zu knuffig. "Oh Mann. Was würden wir nur ohne euch machen?", lachte Uruha und hielt sich den Bauch. "Da hätten wir ja gar nichts mehr zu lachen." "Pah!", machten Reita und Ruki synchron. Wenn das so weiterging würde er noch vor Lachen umfallen und im Koma landen. Die beiden waren wirklich unglaublich. Es bildeten sich schon Lachtränen in seinen Augen und er war so rot im Gesicht, dass man ihn mit einer Tomate hätte verwechseln können. Immer noch musste er sich an dem Größeren festhalten. Seine Finger krallten sich in den Stoff von Uruhas Hemd und seinen Kopf vergrub er in dessen Halsbeuge. Er konnte einfach nicht mehr. "Woah, Kai!", lachte Uruha und streichelte ihm beruhigend über den Rücken. "Lach nicht so viel. Das bekommt dir, glaub ich, noch nicht so wirklich gut." Er selbst konnte aber nicht mehr an sich halten und hielt sich den Bauch. Gott, jetzt hatte er schon einen Bauchkrampf. "Wir können auch wieder gehen, wenn ihr nur lachen könnt...", murmelte Ruki beleidigt. Kai wischte sich die Tränen aus den Augen und lächelte Ruki und Reita lieb an. "Nein, ist schon okay. Wir lachen auch nicht mehr. Versprochen." Seinen Kopf bettet er an Uruhas Brust und schaute zu den anderen. "Tut mir wirklich leid, dass ich euch schon wieder soviel Kummer bereite. Kaum bin ich da, gibt´s nur Ärger." Er seufzte. Seine Händer verhakte er hinter dem Rücken des Gitarristen. Uruha sollte nicht denken, dass er ihn jetzt loslassen würde. Dann wurde er wieder ernst. "Was ist mit Aoi?" Da war wieder das Thema, dass sie wohl alle ziemlich berührt hatte. "Ich weiß nicht... Er hat sich bis jetzt noch nicht bei uns gemeldet. Bei dir etwa, Ruha?", fragte Reita interessiert. Uruha schüttelte den Kopf und verkrampfte sich leicht. Nein, das hatte Aoi nicht getan. Und er wünschte sich, dass das auch so blieb. "Ich will auch nicht mit ihm reden. Wirklich nicht." "Aber Ruha... Irgendwann wirst du das machen müssen, verstehst du? Das ist nunmal so. Du kannst Aoi jetzt nicht einfach so abschieben." "Hai." Er konnte nicht anders und musste Ruki gleich zustimmen. Genau so sah er das nämlich auch. Aoi war schließlich mit Uruha zusammen und wäre er nicht aufgetaucht, wären sie vermutlich auch weiterhin glücklich miteinander. Warum musste er sich auch einfach in ihr Leben drängen? Er seufzte und sein Blick wurde traurig. Er gab sich die Schuld daran, dass Aoi so geworden war. Dabei war er doch immer so freundlich gewesen. "Es tut mir leid. Das wollte ich nicht." Er nahm die Hände von Uruha. Er seufzte und sah zu Boden. Womit hatte er das denn nun wieder verdient? Er wollte doch endlich glücklich sein und nun? Nun forderte man ihn immer wieder auf, doch wieder mit demjenigen zu sprechen, der sein Herz gebrochen hatte. Das war doch nicht fair... "Hai... Wenn ihr meint... Ich will aber trotzdem nicht..." Er löste sich von Kai und stand auf. "Ich kann einfach nicht." Sein Blick folgte Uruha. Dieser war aufgestanden und sah ziemlich bedrückt aus. Irgendwas lag ihm auf dem Herzen und es machte ihn traurig, ihn so zu sehen. Hatten sie nicht eben noch lachend auf dem Bett gesessen und einander festgehalten? Konnte Uruha nicht einfach wieder zu ihm kommen? Ihm wurde irgendwie kalt. Uruhas Wärme fehlte ihm. "Uruha?", hauchte er leise und schaute ihm hinterher. "Willst du schon gehen?" Ob er gehen wollte? Blöde Frage, natürlich wollte er nicht gehen. Dazu war es eben viel zu schön gewesen. Aber was sollte er denn sonst machen? Einfach so tun, als wäre nichts? Nein, das konnte er nicht. Das ging einfach nicht... "Ich... Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll... Ich weiß es einfach nicht..." Seine Stimme klang leicht erstickt. Nein, er wollte jetzt nicht wieder weinen. "Ich will nicht mit Aoi sprechen..." Kai seufzte. Ja, er wusste doch selbst nicht, was sie machen sollten. Einerseits wollte er Uruha so gern wieder an seiner Seite haben, doch andererseits war da Aoi. Und das war das Problem. Aber wie sollten sie das lösen? "Ano... Ich möchte mit ihm reden." Er schaute zu Ruki und Reita. "Ich werde mit ihm reden und das klären. Er soll nicht denken, dass ihr Schuld seid." Mit Uruha würde er nicht rechnen können. "Könnt ihr ihn hierher bringen? Oder mich zu ihm?" Entsetzt sah Uruha zu Kai. Mit offenem Mund starrte er ihn an. "Wie bitte? Du willst mit Aoi sprechen? Aber... Aber... Aber das geht doch nicht!" "Und ob das geht, Uruha. Aoi sollte Kai direkt ins Gesicht sagen, wenn ihm was nicht passt. Das traut er sich aber sicherlich gar nicht. Dieser Feigling.", murrte Reita, dann wandte er sich an Kai. "Ich bringe ihn her. Auch, wenn er zickt. Er wird mitkommen. Und du, Ruki, gehst solange mit Uruha woanders hin. Aoi möchte ich nicht wirklich in Ruhas Nähe lassen. Ist das okay?" Gut, das wäre schon mal ein Anfang. Reita würde Aoi hierher bringen und dann konnte er ihm gegenübertreten und hoffentlich das Problem klären. Und er würde ihm auch auf den Zahn fühlen, warum er Uruha so etwas antun wollte. Das war auch das, was ihn merklich sauer werden ließ. Dann wandte er sich an Uruha und streckte seine Hand nach ihm aus. Er wollte ihn noch einmal in die Arme schließen, bevor er sich mit Aoi über ihn unterhielt und ihm womöglich nie wieder so nahe kommen konnte. Uruha spürte Kais Hand, die sich nach ihm ausstreckte und schluckte hart. Würde Kai sich nach dem Gespräch mit Aoi wieder von ihm abwenden? Das würde er nicht aushalten... Er ließ sich in Kais Arme sinken und sog tief dessen Duft ein. Würde er ihn jemals wieder so spüren können? Ihm jemals wieder so nahe sein? Nach endlosen Minuten löste er sich von ihm und wurde von Ruki an der Hand aus dem Zimmer geführt. "Kai? Ich hole jetzt Aoi.", murmelte Reita und verließ den Raum ebenfalls. Nun war er wieder alleine und versuchte, sich auf das Gespräch mit Aoi vorzubereiten. Er wollte ihn so vieles fragen und wollte noch mehr Antworten. Aber vor allem wollte er wissen, wieso er sich so seinem eigentlichen Geliebten gegenüber verhielt. Dass er Uruha mehr als Gegenstand gesehen hat und nicht als Mensch, der auch Gefühle hatte und sein eigenes Leben führen wollte. Er lehnte sich zurück in die Kissen und seufzte. Jetzt würde es bald ernst werden und er würde sich Aois Schuldvorwürfen entgegenstellen müssen. Leicht war es nicht gewesen, Aoi ins Auto zu verfrachten und zum Krankenhaus zu bringen. Der schwarzhaarige Gitarrist hatte sich gewehrt wie zehn Elefanten. Doch gegen Super-Reita hatte er eh keine Chance gehabt. Nun saß er neben ihm auf dem Beifahrersitz mit einer geschwollenen Lippe und sah grummelig aus dem Fenster. Reita stieg aus und packte Aoi etwas zu unsanft am Arm, um ihn mit sich durch die vielen Krankenhausgänge zu Kais Krankenzimmer zu führen. Er zog die Tür auf, schubste Aoi hinein und bezog dann vor der Tür Stellung, damit Aoi nicht auf die Idee kam, zu türmen. Aoi sah genervt aus und seine Lippe war geschwollen. Wie hatte Reita den Schwarzhaarigen behandelt? Das sah fast so aus, als hätte er ihn nicht gefragt, sondern einfach hergeprügelt. "Hey.", begrüßte er ihn. Er musste ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. "Schön, dass du da bist. Es freut mich, dass du mich besuchen kommst." "Pah!", knurrte Aoi und verschränkte die Arme vor der Brust. Was wollte der denn bitte schön von ihm? Hatte er ihm nicht schon genug angetan? Musste er sich jetzt auch noch an seinem Leid ergötzen, weil er Uruha verloren hatte? "Was willst du von mir, Uke?", knurrte er. "Ich wüsste nicht, was wir zusammen zu besprechen hätten." Genau mit so etwas hatte er nicht gerechnet. Er wusste ja, dass Aoi sauer auf ihn war und vor Eifersucht nur so strotzte. Dennoch hatte er gehofft, dass er mit dem Gitarristen wenigstens vernünftig reden konnte. Aber das schien nicht der Fall zu sein. "Es geht um Uruha. Und bitte hör mir zu, hai?" Er versuchte es im ruhigen Ton. Vielleicht würde es ja helfen. "Ach, was du nicht sagtst.", spie er. "Es geht um Uruha. Das ist ja schön. Was willst du mir denn sagen, huh? Dass es dir leid tut, dass du mir den Kerl ausgespannt hast?" Er schritt im Zimmer auf und ab und war außer sich. Was erlaubte sich der Kerl eigentlich? Kai fuhr zusammen. Was sollte das? Machte er ihm Vorwürfe, dass Uruha sich zu ihm hingezogen fühlte? Dass er diese Gefühle erwiderte? "Beruhige dich, Aoi. Und..." Er stand aus seinem Bett auf. "Ich habe ihn dir nicht ausgespannt. Wir sind nicht zusammen." Ein wenig schwankte er, doch er ließ es sich nicht nehmen, Aoi gegenüber zu treten. "Auch wenn ich Uruha liebe, würde ich es niemals zulassen, dass er sich einfach so von dir abwendet. Ich weiß, dass du ihn liebst. Das ist auch der Grund, warum ich mit dir reden wollte. Ich weiß, was du ihm antun wolltest und genau das kann ich dir nicht verzeihen. Niemals." Genervt fuhr er sich durch die Haare und schnaubte verächtlich. "Wer´s glaubt, Kai. Du liebst ihn und willst ihn trotzdem mir überlassen? Nicht sehr glaubwürdig. Wirklich nicht." Er ließ sich auf einem Stuhl nieder. "Nun hör mir mal ganz genau zu. Uruha gehört nur mir und was ich mit ihm mache, ist ganz alleine meine Sache. Ich kann machen, was ich will." Jetzt war es an ihm zu schnauben. "Für solch einen menschenverachtenen Kerl hätte ich dich gar nicht gehalten. Was ist aus dem Aoi geworden, den ich damals kennengelernt habe? Der, den Uruha liebt. An den er sich immer wenden konnte und ihm sich anvertraut hatte." Er legte eine Hand auf seine Schulter. "Wenn du ihn wirklich liebst, überlasse ich ihn dir ohne Widerworte. Aber wenn du ihn nur als Gegenstand betrachtest und ihn nicht so akzeptierst, wie er ist, dann werde ich dir zeigen, was ich davon halte." Und das würde Aoi bestimmt nicht bekommen. Auch wenn Kai mehr als schmächtig aussah, so konnte er auch mal kräftig zuschlagen. Da wuchs dann kein Gras mehr. Das hatte er ihm Ausland nicht nur ein Mal unter Beweis gestellt. "Es liegt an dir, was dich erwartet." "Willst du mir drohen? Wie niedlich." Er stand auf und baute sich vor Kai auf. Seine Fingerknöchel knackten gefährlich und seine Augenbraue zuckte. "Ich liebe Uruha. Mehr als mein eigenes Leben. Das kann ich dir versichern. Aber was ich mit ihm mache, geht dich verdammt nochmal nichts an. Ich kann mit ihm tun und lassen, was ich will. Schließlich ist er mein Freund. Und wenn ich mit ihm schlafe, habe ich mir auch nichts vorzuwerfen." Nochmal knackte er mit den Fingern. Sollte ihn das etwa beeindrucken? Pah, das zog bei Kai nicht. Nicht ein bisschen. Ein Grinsen machte sich auf seinen Lippen breit. "Ich warne dich nur noch ein einziges Mal. Solltest du Uruha nicht anständig behandeln, werde ich dir zeigen, was ich von dir halte. Und glaub nicht, dass ich so schwach bin, wie du vielleicht denkst." Zum Beweis packte er ihn am Kragen und drückte ihn mit einem kräftigen Ruck an die Wand. "Mit dir, kleines Würstchen, werde ich mich nicht lange beschäftigen müssen. Also halt dich dran." Er ließ ihn wieder los. Doch in seinen Augen blitzte es. "Mehr habe ich dir nicht zu sagen." Keuchend fand er sich an der Wand wieder. Perplex starrte er auf den schmächtigen Drummer. Das hätte man dem Kerl wirklich nicht zugetraut. Diese dünnen Ärmchen konnten ganz schön kräftig sein. Alle Achtung. Aber das würde er ihm natürlich nicht sagen. Als Kai ihn endlich wieder losließ, richtete Aoi seine Kleidung wieder und packte nun seinerseits Kai am Kragen. "Wag es nicht noch einmal, mir zu drohen, kleiner Kai... Oder willst du gleich irgendwo in der Ecke liegen?" Kai runzelte die Stirn. "Was willst du von mir? Soll ich jetzt Angst vor dir bekommen, du halbes Handtuch? Vergiss es. So überzeugend sind deine Argumente wirklich nicht." Er schüttelte Aois Hände mit Leichtigkeit ab und schenkte ihm ein Lächeln, dass ihm deutlich klarmachen sollte, dass er sich von ihm nicht einschüchtern lassen würde. "Und ich würde mich wundern, wenn du das schaffst.", lachte er auf. Ja, Kai war sich mehr als sicher. Aoi würde sein blaues Wunder erleben, wenn er ihn unterschätzte. Langsam aber sicher war Aoi auf hundertachtzig. Dieser Kerl machte ihn wahnsinnig vor Wut. Seine Sicherungen brannten allmählich durch und er packte Kai am Kragen, hob ihn nur mit einer Hand hoch und ließ seine Hand auf Kai hinabsausen. Doch kurz bevor er Kai treffen konnte, stoppte seine Hand, da sie festgehalten wurde. Sein Blick fiel nach hinten und ihm entgleisten alle Gesichtszüge. "U-Uruha?!" Kapitel 14: ------------ Er war doch etwas überrascht. Dabei wollte er doch mit dem Gitarristen in Ruhe sprechen. Doch noch bevor er den Schlag über sich ergehen lassen musste, wurde die Faust des anderen gestoppt. Uruha stand plötzlich im Raum und Kai hatte das Gefühl, dass dieser nicht gerade begeistert war, dass Aoi so reagiert hatte. "Was soll das, Uruha?", fauchte er. Er wollte Kai seine Meinung geigen und jetzt hielt er ihn einfach auf? "Lass mich los. Der Kerl hat es nicht besser verdient!" "Ganz sicher nicht, Aoi.", fauchte Uruha. Der zierliche Gitarrist war außer sich vor Wut. Wie hatte er es zulassen können, dass Kai mit Aoi alleine war? Er hätte wissen müssen, dass das nicht gut gehen konnte. Aoi war langsam nicht mehr zurechnungsfähig. "Aoi... Du lässt jetzt sofort Kai los oder ich werde ungemütlich!" Uruha spannte sich an. Er wusste, dass er gegen Aoi eigentlich keine Chance hatte. Er hatte sich noch nie mit jemandem geschlagen. "Pah! Vergiss es! Den mach ich fertig!" Wütend funkelte er den Drummer an. Doch Kai ließ sich davon nicht beeindrucken. Jetzt hatte er wirklich die Nase voll. Mit einem Ruck löste er sich aus dem festen Griff und holte zum Gegenschlag aus. Auch wenn er ziemlich geschwächt war, er ließ sich nicht bedrohen und schon gar nicht, wenn es dabei um Uruha ging. Er konnte noch so viel Kraft aufbringen, dass Aoi so viel zappeln konnte, wie er wollte, dennoch nicht frei kam. "Was ist jetzt? Ich hab dir was gesagt. Es ist deine Entscheidung. Und eins rate ich dir. Wähle nicht das Falsche.", knurrte er. "Bedroh mich ja nicht.", knurrte Aoi zurück. "Und du, Uruha... Wag es ja nicht noch einmal, mich zu bedrohen. Das wird dir nicht gut bekommen, das versichere ich dir. Auch, wenn ich dich liebe. Das lasse ich mir nicht gefallen." Uruha schnaubte verächtlich und stellte sich schützend vor Kai. "Du liebst mich? Pah. Dass ich nicht lache. Wenn du mich lieben würdest, würdest du Kai und mich nicht bedrohen. Und nun hau ab." Abfällig warf er Aoi einen missbilligenden Blick zu. Jetzt war er sich sicher, dass er Uruha vor diesem Kerl beschützen musste. Und nichts würde ihn davon abhalten können. "Du tickst doch nicht mehr ganz richtig." Demonstrativ tippte er sich mit dem Finger gegen die Stirn. "Du bist echt so ein Vollidiot. Du begreifst wirklich gar nichts." "Wisst ihr was? Ihr seid doch beide Idioten. Steckt unter einer Decke.", sein Blick glitt zu Uruha. "Wenn du mich nicht mehr willst, sag das doch einfach ganz direkt. Geh doch zu deinem Kai. Geh doch einfach! Aber dann komm auch nicht wieder heulend angekrochen, wenn du schlecht geträumt hast! Das habe ich sowieso immer gehasst!" Mit diesen Worten verließ Aoi das Zimmer und schlug die Tür zu. Uruha blieb mit gesenktem Kopf stehen. Seine Schultern hoben und senkten sich rasch. Verwirrt schaute er dem anderen hinterher. Was war das denn für ein dämlicher Abgang? Was gab Aoi eigentlich das Recht dazu, Uruha so anzufahren? Das würde er noch bereuen. Sanft legte er eine Hand auf die Schulter des Größeren. "Ist alles okay bei dir, Ruha?" Er machte sich wirklich Sorgen um ihn. "Hai...", murmelte er leise und mit belegter Stimme. Trockene Schluchzer verließen seine Kehle, doch keinerlei Tränen kamen. Nein... Um Aoi würde er ganz sicher nicht weinen. Dafür war er sich zu schade. Mit einem Ruck drehte er sich herum und krallte sich an Kai fest. Verzweifelt presste er sich an ihn. "Uruha..." Er spürte, wie sich sein Freund so sehr an ihn presste, dass er um seinen eigenen Halt kämpfen musste. Doch sofort legte er die Arme um ihn und streichelte ihm über den Rücken. "Keine Angst, ich beschütze dich. Das hab ich dir versprochen und du weißt, dass ich es halten werde." Ein wenig war er überfordert mit der Situation. Konnte er denn für Uruha nichts weiter tun, als ihn zu trösten? Er nickte zaghaft. Jedoch ließ er Kai nicht annähernd locker und presste sich weiterhin so nahe an ihn, dass kein Blatt mehr zwischen sie gepasst hätte. Sein Leben war vollkommen aus dem Ruder geraten... "Kai... Danke...", murmelte er erstickt in Kais Halsbeuge. "Danke für alles..." Er legte die Stirn in Falten. So ganz verstand er jetzt nicht, wofür er sich bei ihm bedankte. "Ano... wieso bedankst du dich bei mir?" Immer wieder strich er ihm über den Rücken und sprach beruhigend auf ihn ein. "Ich werd dich immer beschützen. Aishiteru.", hauchte er ihm ins Ohr und ließ ihn nicht eine Sekunde aus den Augen. Doch jetzt musste er wirklich schnell gesund werden, damit er sein Versprechen auch halten konnte. Aber zuerst musste er dafür Sorgen, dass Uruha sicher war, solange er noch im Krankenhaus bleiben musste. "Wofür?", er sah ihn mehr als perplex an. "Na... Dafür, dass du immer bei mir bist und mich eben verteidigt hast. Ich weiß nicht, was Aoi mit mir gemacht hätte, wenn du nicht da wärst... Aishiteru mo..." Leicht lächelnd hob er den Kopf an, sah Kai direkt in die Augen und küsste ihn. Lang, sanft und überaus zärtlich. Am liebsten würde er Kai nie wieder gehen lassen. Aber ob das ging, wusste er nicht. Er wusste nicht, ob Kai ihn als seinen Freund zurücknehmen würde. Aber er hoffte es wirklich. "Du bist so furchtbar lieb." Schlagartig wurde er rot. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. "Ano... ich weiß nicht, ob das stimmt.", lächelte er schüchtern. Das hatte man ihm zwar schon öfter gesagt, aber aus Uruhas Mund klang das so ganz anders. Viel bedeutender als sonst und das machte ihn unsicher. "Uruha?", fragte er leise und lehnte seinen Kopf gegen Uruhas Schultern. "Liebst du Aoi sehr?" Leicht zuckte er zusammen und sah Kai an. Was sollte er denn jetzt antworten? "Nein, Kai... Eigentlich nicht mehr... Aoi hat mein Vertrauen so sehr missbraucht. Ich will nicht mehr mit ihm zusammen sein. Das macht mich einfach nur unglücklich. Verstehst du mich?" Langsam ließ er sich auf das Bett sinken und schloss die Augen. Kami-Sama, das war einfach wirklich viel zu viel für ihn an einem Tag. War das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Wie konnte er das dann deuten? Uruha sah traurig aus und das wollte er doch nicht. "Uruha? Was ist los? Du siehst so traurig aus. Kann ich dir irgendwie helfen?" Eigentlich wollte er ihn ja etwas anderes fragen, aber das konnte er nicht, wenn er ihn so ansah. Das ging einfach nicht. Er hatte doch scheinbar gerade erst mit dem anderen Gitarristen abgeschlossen. Da konnte er ihn unmöglich fragen, was er für ihn empfand. Wie sehr er ihn mochte? "Du kannst mir helfen...", murmelte Uruha leise und schmiegte sich fest an ihn. "Halt mich bitte einfach nur fest, ja? Halt mich..." Nun flossen doch wieder die Tränen und er hatte Mühe, nicht laut aufzuschluchzen. Nie wieder wollte er zurück in Aois Arme. Nur noch in Kais. Doch anscheinend hatte der nicht vor, ihn zurückzunehmen. Ging es eigentlich noch schlimmer? Ohne zu zögern folgte er Uruhas Wunsch und nahm in ganz fest in die Arme. Wie gern würde er ihn einfach fragen? Ihn einfach bitten, wieder zu ihm zu kommen. Bei ihm zu bleiben und ihn nie wieder loszulassen. Aber das konnte er doch nicht machen. Nicht, nachdem er eben seinen Freund so erlebt hatte. Wie gebannt starrte er auf Uruhas sündige Lippen. Wie gern würde er diese jetzt küssen und nie wieder loslassen? "Ich liebe dich so unendlich.", hauchte er ihm gegen die Lippen, bevor er ihn dann doch küsste. Sofort und ohne zu zögern erwiderte er den süßen Kuss seitens Kais und schlang die Arme um den Nacken des schwarzhaarigen Drummers. Wie sehr wünschte er sich, dass dies nun die Lippen seines festen Freundes wären? Viel zu sehr... Nach schier endlosen Minuten löste er sich wegen Luftmangels von Kais sündigen Kusspolstern und sah ihn mit geröteten Wangen an. Er nahm all seinen Mut zusammen und stellte ihm die Frage, die ihm in der Seele brannte. "Kai... Bitte... Nimm mich wieder zurück... Hai?" Erschrocken weiteten sich seine Augen. So ganz konnte er nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. War es wirklich oder doch nur ein Traum? "Ano...du... du willst, dass... ich dich zurücknehme? Aber... wie meinst du das?" Seine Gedanken konnte er irgendwie gerade überhaupt nicht ordnen. Was ging hier eigentlich vor? "Ich... Ich will wieder bei dir sein können, Kai... Ungezwungen bei dir sein und mit dir lachen können... Einfach an deiner Seite sein... Als Freund..." Seine Tränen liefen weiterhin, doch seine Stimme klang fest und sicher. "Ich will wieder mit dir zusamnen sein, Kai... Ich liebe dich." Er schluckte. Sein Angebeteter wollte wirklich mit ihm zusammen sein? Wollte mit ihm lachen? Sein erschrockener Gesichstausdruck wich einem sanften Lächeln. Vorsichtig ließ er eine Hand an die Wange Uruhas gleiten und schaute ihm tief in die Augen. Es vergingen einige Minuten, bevor er seine Gedanken soweit geordnet hatte, dass er sie dem Größeren mitteilen konnte. "Bist du dir auch ganz sicher, dass du mich willst?", fragte er etwas unsicher. "Ich bin ziemlich kompliziert und kann auch ganz schön eifersüchtig werden." "Natürlich bin ich mir sicher. So sicher war ich mir noch nie. Ich liebe dich wirklich und nach alldem, was passiert ist, bin ich mir dessen absolut sicher. Ich möchte mit dir zusammen sein. Für den Rest meines Lebens.", er schluckte. "Natürlich nur, wenn du bereit bist, mich Idioten wieder zurückzunehmen..." Unsicher schaute er in Kais Augen, die soviel Güte und Wärme ausstrahlten, dass es ihm beinahe die Sprache verschlug. Gespielt tippte er sich mit dem Finger gegen das Kinn. "Eto... das ist eine schweirige Entscheidung. Das muss gut überlegt sein.", tat er scheinbar ernst. "Mit einem Idioten kann ich eigentlich nicht viel anfangen. Da muss ich dich also leider enttäuschen. Mit solchen Leuten hab ich nicht viel am Hut." Ein bisschen musste er ihn ja aus der Reserve locken. Sofort senkte sich sein Blick. Er nahm Kais Worte ernst. Schließlich schaute der andere gerade auch nicht sehr freundlich. "Ich... Also, wenn du nicht willst, dann... Dann weiß ich auch nicht, was ich noch machen soll..." Seufzend ließ er Kai los. Was sollte er denn auch großartig tun? Wenn Kai nicht wollte... "Hey, hey, hey." Kai bemerkte den Blick seines Freundes. Hatte er ihm das jetzt etwa abgekauft? Nicht wirklich oder? Er packte seine Hand und hielt sie fest. Jetzt schaute er wirklich ernst. "Glaubst du wirklich, dass ich so denken würde? Glaubst du wirklich, dass ich den Menschen, den ich so unsagbar liebe, einfach abweisen würde?" Er schüttelte den Kopf. "Niemals. Ich... ich wusste nicht, ob ich dich jetzt schon fragen sollte. Ich... Mir ist es wirklich ernst mit dir." Sanft nahm er Uruhas Hand in seine. "Ich wäre der glücklichste Mensch, wenn ich wieder mit dir zusammen sein könnte." Es war, als würde ihm ein Stein vom Herzen fallen. Ach, als würden tausende von Steinen von seinem Herzen fallen. Er fühlte sich irgendwie befreit und leicht. "Wirklich...? Du meinst das wirklich ernst, Kai?", fragte er immer noch leicht unsicher, dennoch schmiegte er sich an Kai heran und schloss die Augen. "Ich will bei dir sein, Kai. Ich liebe dich mehr als alles andere. Das ist mir jetzt klar geworden. Ich will wieder mit dir zusammen sein..." Liebevoll legte er die Arme um den schmalen Körper und seufzte wohlig auf. "Meinst du, du hälst das mit mir, Tollpatsch, überhaupt aus?", scherzte er. Ja, er war wirklich ein Tollpatsch. Aber es störte ihn bisher nicht wirklich. Damit kam er ja auch ganz gut durchs Leben. Zumindest bisher. Ob Uruha das auch so sah? "Jetzt bin ich wirklich der glücklichste Tollpatsch auf der ganzen Welt.", grinste er. Schnurrend presste er seinen Schatz fest an sich und wünschte sich, dieser Moment würde niemals mehr vergehen. Endlich hatte er seinen Kai zurück. Endlich durfte er ihn wieder in den Armen halten und ihn küssen... Ihn seinen Freund nennen. "Ich liebe dich, Kai-Chan... Ich liebe dich so unendlich...", schnurrte er auf und strich ihm sanft über den Rücken. "Und lass dir gesagt sein, dass ich dich nie mehr loslassen werde." So langsam fürchtete er sich etwas vor Uruha. Nun wurde er schon wieder in Beschlag genommen und sogar bedroht. Er musste lachen. "Hai. Das will ich doch wohl hoffen, aber... aufs Klo lässt du mich jetzt trotzdem mal, ne? Sonst ist es gleich zu spät. Und das muss ja nicht sein.", grinste er. "Dann werd ich dabei wohl an deinem Hals hängen, mein Lieber.", lachte er und küsste ihn sanft auf die Wange. "Ich kann dir ja auch halten helfen." Kais verdutzter Gesichtsausdruck brachte ihn nun wirklich lauthals zum Lachen und er hielt sich den Bauch. "Mann, das war bloß ein Scherz.", er ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. "Aber wehe, du verkrümelst dich durchs Abflussrohr. Ich komm dir hinterher." "Uwah!!!" Wild wedelte er mit den Armen und erhob sich. Jetzt bekam er wirklich Angst. "Lass gut sein, aber ich geh jetzt doch lieber mal ins Bad. Hab keine Lust auf eine nasses Bett." Auf nackten Füßen tapste er vom Bett durch das Zimmer ins Bad. Ob Uruha das wirklich wahr gemacht hätte? Die Vorstellung belustigte ihn schon. "Ich geh aber alleine.", meinte er noch, bevor er die Tür schloss. "Och, schade...", grummelte er gespielt beleidigt und hockte sich aufs Bett. "Ich hätte wirklich gerne gehalten." Er grinste vor sich hin, als Kai die Tür schnell schloss und sich erleichtern ging. Uruha lehnte sich zurück aufs Bett und schloss die Augen. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Konnte es noch besser werden? Nein, sicherlich nicht. Er liebte Kai über alles und würde ihn nie wieder loslassen. Nie wieder. Mit einem süßen Lächeln kam er wieder zurück und ließ sich zufrieden seufzend auf das Bett fallen. Nun lag er quer darüber und streckte die Arme über seinen Kopf. Er gähnte ausgiebig und schaute dann zu Uruha, der ihn merkwürdig ansah. "Was ist? Hab ich was im Gesicht oder so?" "Das nich... Aber du hast mir eben beinahe deine Hand vors Gesicht geschlagen.", murrte er. "Falls du´s übersehen hast, ich lieg hier ebenfalls und du halb auf mir." Grinsend setzte er sich wieder auf und fuhr sich durchs Haar. "Bist du müde?", fragte er süß lächelnd. Er schüttelte den Kopf. "Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber du liegst schließlich in MEINEM Bett. Und da kann ich mich so viel ausbreiten, wie ich will. Und notfalls eben auch auf dir.", grinste er. War doch so. Uruha machte sich einfach auf seinem Bett breit. Wer war hier eigentlich krank? Uruha oder er? "Wenn du liegen bleiben willst, dann mach wenigstens Platz, damit ich ich daneben liegen kann oder soll ich lieber gleich auf dir Platz nehmen?" Schlagartig wechselte seine Gesichtsfarbe ins Rote um und er setzte sich hastig auf, um Kai Platz zu machen. Dass er sich auf ihn setzte und dann wohlmöglich auch auf ihm einschlief, wollte er nun wirklich nicht. Das würde auf die Dauer ungemütlich werden. "Nein, du kannst dich gerne hinlegen. Ich setz mich auf den Stuhl.", schnell zog er sich den Stuhl nahe ans Bett und stand auf. Kai lachte auf. "Du bist wirklich süß.", kicherte er und legte sich tatsächlich richtig in sein Bett und zog die Decke über sich. "Wäre es so schlimm, wenn du mir so nahe wärst?" So richtig konnte er das selbst nicht glauben, denn, wenn es den anderen wirklich so sehr stören würde, dann hätte er sich ihm nicht so oft, so sehr angenähert. "Möchtest du nicht lieber bald nach Hause? Oder möchtest du hier bleiben?" "Eigentlich... Eigentlich würde ich gerne hier bleiben. Zuhause ist bei mir sowieso tote Hose und im Moment will ich einfach nicht alleine sein. Das kann ich im Moment nicht aushalten." Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und sah Kai mit roten Wangen an. "Uhm... Darf ich vielleicht bei dir im Bett mitschlafen? Wenn du das nicht so gern willst, dann frag ich halt nach einer Decke und setz mich auf den Stuhl. Geht ja auch." Er lächelte und streckte die Hand nach ihm aus. "Na komm, ich will nicht, dass du auf dem Stuhl schlafen musst. Und so breit sind wir ja nicht, dass wir Angst haben müssten, dass wir uns auf die Pelle rücken. Wobei..." Er grinste breit. "Ich hätt nichts dagegen." "Stimmt, ich bin nicht so breit. Aber bei dir bin ich mir da nicht so sicher.", er zwickte ihm verspielt in die Seite, ehe er sich vorsichtig neben ihm ins Bett legte und ihn ansah. "Du hast immer noch diese verdammt schönen Augen... Ich liebe dich." Leicht lehnte er sich zu ihm hinüber, um ihm einen sanften Kuss zu stehlen. Und prompt wurde er wieder rot. Schöne Augen? Stimmt, das hatte Uruha ihm damals auch immer wieder gesagt. Wie war das? Schokoaugen? Ja, irgendwie sowas war es, was er immer gesagt hatte. Sanft legte er eine Hand an seine Wange und lächelte ihn liebevoll an. Auch er hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. "Schlaf gut und träum süß.", meinte er nur und küsste ihn ein letztes Mal. "Schlaf du auch gut. Oyasumi nasai...", murmelte er leise und kuschelte sich an ihn. Er konnte es immer noch nicht wirklich fassen. Er lag hier mit Kai zusammen Arm in Arm in einem Bett! Okay... Es war ein Krankenhausbett, aber immerhin ein Bett. Kurz darauf versank er in einen tiefen Schlaf, der ihn sichtlich entspannen ließ. Zufrieden kuschelte er sich an Kai und träumte zum ersten Mal seit fünf Jahren schön von Kai. Kein Alptraum plagte ihn. Noch eine ganze Weile lauschte er dem ruhigen Atem seines Freundes. Es war unbeschreiblich und wirkte noch so unwirklich. Doch Uruha lag hier neben ihm und kuschelte sich ohne zu zögern ganz nah an ihn. Er konnte es noch immer nicht fassen. Er hatte gedacht, er würde ihn nie wiedersehen. Es war wirklich purer Zufall gewesen, der sie sich wieder begegnen ließ. Und nun hatte er ihn wieder. Sanft strich er ihm immer wieder über die Wange. Er seufzte wohlig und schloss dann doch irgendwann die Augen, um mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen einzuschlafen. Uruha glaubte wirklich, zu träumen. Momentan tat er das ja auch. Er träumte wieder dasselbe wie jede Nacht. Es war dunkel um ihn herum. Einige Meter von ihm entfernt stand wieder Kai und winkte ihm zu, er solle doch endlich zu ihm kommen. Uruha rannte los und diesmal kam er ihm immer näher, bis er schließlich überglücklich in dessen Arme lag und ihn nie wieder loslassen wollte. Uruha schmunzelte im Schlaf, schmatzte einmal kurz auf und bettete seinen Kopf wieder auf Kais Arm. Seinen eigenen legte er quer über Kais Bauch. Irgendwann wachte er auf. Er hatte das Gefühl, fast erdrückt zu werden. Also öffnete er die Augen und lugte einmal an sich herunter. Und da fand er auch den Übeltäter. Uruha schmatzte genüsslich und nahm in vollends in Beschlag. Na toll. Bewegen ging jetzt grad gar nicht mehr. Doch es entlockte ihm ein Schmunzeln und wieder einmal beseitigte er eine der vielen Haarsträhnen, die Uruha neckisch im Gesicht hingen. Nur leider würde er ihn gleich wecken müssen, denn er befürchtete, dass sein Arm gleich abfallen würde. Er spürte ihn kaum noch und das lag wohl daran, dass Uruhas Kopf sich darauf niedergelassen hatte. Vorsichtig stupste er ihm gegen die Nase. Welcher Baka wagte es denn jetzt, ihn zu stören? Er träumte doch gerade so schön von Kai... Und das sollte eigentlich auch so bleiben! Aber nein, irgendjemand kam hier auf die Idee, ihm die ganze Zeit an die Nase zu stupsen. Murrend öffnete er ein Auge, um es gleich danach wieder zu schließen. Die Sonne brannte sich regelrecht in seine Netzhaut und ließ sie schmerzen. Nach einigen Minuten traute er sich nochmal und erblickte sofort Kais Gesicht, welcher ihn regelrecht anstrahlte. War das eben etwa gar nicht die Sonne gewesen, sondern Kai? "Ohayou...", murmelte er verschlafen und schloss wieder die Augen. "Noch fünf Minuten..." Kai musste lachen und stupste ihm abermals gegen die Nase. Schien ja ein gutes Mittel zu sein, um ihn vom Schlaf abzuhalten. "Nichts da. Entweder du stehst jetzt auf oder ich hol die Schwestern her, damit sie dich unter die kalte Dusche stellen." Auch wenn er das nicht wirklich ernst meinte, war die Vorstellung doch recht lustig, wie Uruha da quieckend unter der kalten Dusche stand. Und schon wurde er rot. Musste er jetzt an sowas denken? Da kam ihm doch gleich die Erinnerung an ihren ersten Kuss in den Sinn. Den hatten sie auch unter der Dusche gehabt. Schlagartig öffnete Uruha die immer noch total verschlafenen Augen und rieb sie sich. "Wie bitte? Das würdest du nicht machen!", empörte er sich pikiert und rümpfte die Nase. "Oder... Doch?" Er wusste es nicht. Wie er eben selbst erlebt hatte, hatte Kai viele verschiedene Seiten an sich, die Uruha erst entdecken musste und die es galt zu erforschen. Mit feinster Bettfrisur und zerknitterten Sachen saß er nun im Schneidersitz neben Kai auf dem Bett und gähnte demonstrativ. "Ich hasse früh aufstehen..." Er lachte. "Du siehst auch danach aus.", stichelte er und wuschelte ihm ausgiebig durchs Haar. "Aber du bist hier schließlich in einem Krankenhaus und da musst du bekanntlich immer früh aufstehen." Sofort beugte er sich vor und gab ihm einen zaghaften Guten-Morgen-Kuss. "Hast du wenigstens gut geschlafen?" Er selbst konnte das nicht so recht behaupten. Was aber daran lag, dass er so verdammt wenig Platz gehabt hatte. Aber Uruhas Nähe war ihm wichtiger gewesen. "Haha, sehr witzig.", murmelte er trocken und versuchte, seine Finger als Bürste zu verwenden. Jedoch erreichte er damit eher noch, dass die Frisur noch verstrubbelter war als vorher schon. Resigniert seufzte er und sah dann Kai an, erwiderte den schüchternen Kuss ebenso zögerlich. Es war noch ein so neues Gefühl, welches eigentlich schon so alt war. "Hai, hab ich. Und du?", fragte er und legte besorgt die Hand auf die Stirn Kais. "Das Fieber sinkt... Geht´s dir wieder etwas besser?" Kai nickte. "Hai... nur irgendwie tut es beim Atmen noch ganz schön weh. Hab mich mal wieder ordentlich ausgeknockt.", gestand er zu seiner Schande. "Aber wird schon werden. Bin ja nicht aus Zucker." Und wieder lächelte er zufrieden. "Sag mal? Willst du nicht lieber mal nach Hause und dich frisch machen?" Als ihm bewusst wurde, was er da gesagt hatte, hob er sofort beschwichtigend die Hände. "Gomen... Sollte nicht bedeuten, dass du das nötig hast, aber... du bist doch schon ne ganze Weile hier bei mir. Ich will dich von nichts abhalten." "Du hältst mich doch gar nicht ab.", er hob eine feingeschwungene Augenbraue. "Wieso solltest du? Ich bin gerade bei dir. Und hier kann ich mich doch genauso gut frisch machen. Du hast hier doch ein Badezimmer. Da geht das schon." Er lächelte und stand auf, um sich ein paarmal zu strecken. Manche Leute brauchten Kaffee, um morgens wach zu werden, Uruha musste sich bloß ein paarmal strecken. "So... Willst du zuerst?" Er legte den Kopf schief. Uruha wollte hier bei ihm im Bad...? Sofort wurde er rot bei dem Gedanken. Hastig stand er auf, schwang seine Beine aus dem Bett und besorgte sich ein Handtuch. Dabei fiel ihm auf, dass er eigentlich gar keine frischen Klamotten hier hatte. Wie auch. Es war ja niemand da, der ihm welche hätte bringen können. Und so blieb er vor Uruha stehen und schaute ihn bittend an. "Ruha?" Ob er ihn noch immer mit diesem Blick überzeugen konnte? Einen Versuch war es ja wert. "Kannst du mir einen Gefallen tun?", fragte er ganz lieb. "Hm?", machte er und begann nun, seine Beine etwas zu dehnen. Das Krankenhausbett war etwas zu klein für seine 177 cm gewesen. Zwar nicht viel, aber seine Beine taten verdammt weh. Das durfte in einem Krankenhaus ja eigentlich nicht der Fall sein. Stümper. Er richtete sich wieder vollends auf, fuhr sich noch einmal über die Haare und sah Kai dann direkt an. Das hätte er lieber lassen sollen. Kai bombardierte ihn nämlich gerade wieder mit so einem perfekten Dackelblick, dass ihm ganz schwindlig wurde. Schnell drehte er den Kopf weg. "Was gibt´s denn?" Bingo! Das hatte gesessen. Man gut, dass er diesen Blick scheinbar immer noch beherrschte. Amüsiert darüber, dass Uruha seinem Blick auswich, fuhr er mit einer Hand über dessen Brustkorb. "Ich hab nichts zum Anziehen hier. Würdest du mir etwas holen? Ich würd ja selbst gehen, aber die werden mich bestimmt nicht raus lassen.", seufzte er. Er hoffte inständig, dass Uruha ihm diesen Gefallen tun würde. "Bitte.", bettelte er schon fast. Oh Gott, oh Gott, oh Gott! Wie fies war das denn?! Wieso musste Kai auch immer so unglaublich süß gucken? Da konnte er doch gar nie nein sagen. "Ha-Hai...", stotterte er. "Ich bring dir was... Bin gleich zurück..." Schnell verließ er das Zimmer und eilte die Gänge entlang. Irgendwie war er gerade völlig durch den Wind. Kai hatte aber nun auch wirklich total fiese Methoden... "Nani?" So schnell wie Uruha weg war, konnte er gar nicht gucken. Aber wieso war er so schnell weg? Kai hatte ihm doch noch gar nicht den Schlüssel für seine Wohnung gegeben. Wie wollte er ihm da denn ein paar Sachen vorbeibringen? Kichernd ging er zum Bett und zückte das Handy, das Ruki ihm dagelassen hatte. Schnell tippte er Uruha eine Nachricht, dass er doch etwas Wichtiges vergessen hätte und schickte sie ihm. Er war gespannt, wann er hier wieder auftauchen würde. Grinsend setzte er sich aufs Bett und beobachtete die Tür. Gerade war er aus dem Krankenhaus und wollte die Richtung von Kais Zuhause einschlagen, als plötzlich sein Handy wieder vibrierte. Er erschrak heftig und zog das Handy aus seiner Potasche heraus. Schnell las er die Nachricht und wäre beinahe vor Scham im Boden versunken. Gott, war das peinlich... Schnell machte er Kehrtwende und eilte wieder zurück in Kais Zimmer. Dort sah er den bis über beide Ohren grinsenden Kai auf dem Bett sitzen, an seinem Zeigefinger baumelte das Schlüsselbund. Uruha schnappte es sich mit einem leisen "Gomen..." auf den Lippen und verschwand schnell wieder. Jetzt aber los. Jetzt konnte er wirklich nicht mehr an sich halten und lachte. Das war ja mal wieder zu süß. Uruhas Blick verriet alles und dann verschwand er auch gleich wieder so schnell, wie er gekommen war. Er nutzte die Zeit, in der Uruha sich darum kümmerte, ihm ein paar Sachen zu bringen und huschte ins Bad. Er wollte unbedingt duschen. Das Fieber hatte ihn ziemlich schwitzen lassen und das mochte er nun absolut nicht. Daher hieß es jetzt erstmal ab unter die Dusche. Doch da wurde auch schon die Tür geöffnet und eine ganze Horde von Ärzten und Schwestern betrat das Zimmer. Oh, das war wohl die Visite. Schnell kam er aus dem Bad zurück und setzte sich auf sein Bett. Geduldig lauschte er den Worten und lächelte dann freudestrahlend. Auch wenn der Grund dafür eher nicht so toll war, so war das Ergebnis doch umso besser. Als sie alle wieder raus waren, zog er wieder das Handy unter dem Kissen vor und tippte erneut eine Nachricht. "Hey, brauchst nicht so viel mitbringen. Shirt und Hose reichen. Bis gleich. Kisu. Kai" Und ab ging sie. Gerade stand er in Kais Zimmer und schon lag ein ganzer Kleiderberg im Koffer, als plötzlich wieder das Handy klingelte. Er las sich die Nachricht durch und hätte am liebsten losgeheult. Na klasse. Jetzt hatte er soviel eingepackt, weil er gedacht hatte, dass Kai soviel brauchte und nun? Nun brauchte er nur Shirt und Hose. Wie fies... Also machte er sich wieder ans Auspacken und stopfte einfach ein Hemd und eine Hose ziemlich unordentlich in Kais Sporttasche. Die Unordentlichkeit hatte er selbst nach fünf Jahren noch nicht abgelegt. Seufzend trat er den Rückweg an und kam einige Augenblicke später wieder bei Kais Zimmer an und betrat es. Er übergab ihm die Tasche und seufzte auf. "Wieso brauchst du denn bloß so wenig?" Kai kam gerade aus der Dusche, als Uruha das Zimmer wieder betrat. Da er noch immer keine frischen Sachen hatte, stand er nur in seiner Boxershort an seinem Bett und rubbelte sich gerade die Haare trocken. "Oh, du bist aber schnell zurück.", grinste er. Dann setzte er sich auf die Bettkante und schaute Uruha an. "Die brauchen das Bett und ich darf nach Hause. Hat halt alles seine Vor- und Nachteile. Tut mir leid, wenn ich dich jetzt deswegen geärgert hab. Aber immer noch besser, als wenn du mir meinen ganzen Kleiderschrank bringen würdest. Hai?" Er wusste ja, dass Uruha doch ein kleiner Klamotten-Fanatiker war. Zumindest war er es früher gewesen. Ob das heute noch so war, würde er erst herausfinden müssen. Er nahm dem Größeren die Tasche ab und kramte die ziemlich zerknitterten Sachen heraus. Doch noch ein Chaot, dachte er sich so und begann damit, sich anzuziehen. "Stimmt schon. Aber ich hatte dir wirklich total tolle Outfits rausgesucht und jetzt brauchst du die ja gar nicht. War schon irgendwie schade.", er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und seufzte auf. Er beobachtete Kai eine Weile beim Anziehen. Als dieser dann endlich fertig war, nahm er die Tasche wieder an sich und hakte sich bei Kai unter. "Du bist immer noch etwas wacklig auf den Beinen. Na komm. Ich bring dich jetzt nach Hause in dein Bettchen und dann kümmere ich mich um dich. Ist das okay?" Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er mit ihm hinaus. Verwirrt ließ er sich mitziehen. Auch wenn er schon alle Papiere zusammen hatte, ging das hier jetzt ganz schön schnell. Der Gitarrist schien es ja verdammt eilig zu haben. "Sag mal? Warum bist du eigentlich nicht Arzt geworden, wenn du dich so rührend um deine Patienten kümmern möchtest?", feixte er, als sie auf dem Weg zu seiner Wohnung waren. "Wieso?", fragte er und tat gespielt überlegend. "Ach, weißt du... Krankenschwester liegt mir da mehr. Die haben immer diese süßen Outfits an." Er grinste lasziv und führte Kai in sein Zimmer hinein, wo er ihn auch sofort aufs Bett drückte und zudeckte. "So. Da bleibst du jetzt ganz brav liegen. Schwester Ruha kümmert sich um alles. Was braucht mein Patient denn, hm?" Sofort lief er rot an. Uruha mochte diese Outfits? Kami-sama! Musste er ihm das jetzt so direkt ins Gesicht sagen? Kai hatte eine verdammt ausgeprägte Fantasie und stellte es sich natürlich gleich wieder bildlich vor. Hastig schüttelte er den Kopf. Nur gut, dass in dem Moment sein Magen laut knurrte und so auch gleich zeigte, was er gern gehabt hätte. Verlegen lächelnd hielt er sich den Bauch. "Ich hab irgendwie Hunger, Schwester Ruha." Lächelnd strich er ihm einige vorwitzige Strähnchen aus dem Gesicht und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. "Alles klar. Schwester Ruha kümmert sich drum. Was hättest du denn jetzt gerne? Ich hab kochen gelernt." Er grinste stolz und richtete sich auf. "Ich mach dir alles, was du willst." Er runzelte die Stirn. Jetzt hatte er auch noch kochen gelernt? Wie süß war das denn? "Das hast du aber nicht extra wegen mir gelernt oder?", grinste er. Wobei es ihm wirklich schmeicheln würde, wenn es so wäre. "Ich bin da nicht so wählerisch. Aber..." Er überlegte kurz. Was war Uruhas Lieblingsessen damals gewesen? Ah ja, stimmt. "Ich hätt Appetit auf Sushi und Misosuppe.", kicherte er. Mal sehen, was der andere jetzt machen würde. Perplex starrte er ihn an. "Sushi und Misosuppe... Kai... Du erinnerst dich wirklich an mein Leibgericht?", er umarmte ihn kurz, aber fest. "Das ist wirklich so süß von dir." Dann zwinkerte er anzüglich und ging zur Tür. "Wer weiß, wer weiß... Vielleicht bin ich ja extra wegen dir zur Kochstunde gegangen. Es war saupeinlich, da mit Schürze zwischen den ganzen Weibern zu stehen und kochen zu lernen." Strike! Und wieder etwas mehr über ihn in Erfahrung bringen können. Er war also immer noch versessen auf diese Gerichte. Auch nicht schlecht. Dann würde er ihm doch das auch mal wieder kochen. Mittlerweile mochte er es ja auch ganz gerne. Und endlich gab es mal wieder heimische Kost. Sein Auslandsaufenthalt war zwar auch von kullinarischen Köstlichkeiten geprägt, aber trotzdem wollte er wieder mal der japanischen Küche fröhnen. "Das hast du echt gemacht?" Er musste lachen und stellte es sich mal wieder bildlich vor. Jetzt würde er wirklich nicht mehr im Bett liegen bleiben können. Er wollte Uruha unbedingt dabei zusehen, wie er kochte. Heimlich schlich er sich aus seinem Bett und tapste auf leisen Sohlen zur Küche. Am Türrahmen blieb er stehen, lehnte sich dagegen und beobachtete den Größeren bei seinem Tun. "Ja, hab ich. Aber nochmal mach ich sowas nicht. Die haben wirklich blöd geguckt, ich als einziger Mann." Leise lachend verschwand er in der Küche und suchte alle Zutaten zusammen, die er so brauchte. Er hatte nicht bemerkt, dass Kai ihm heimlich hinterhergeschlichen war, um ihm beim Kochen zuzusehen. Sorgfältig und ohne große Hast bereitete er erst die Misosuppe vor und während sie vor sich hinköchelte, machte er die Sushiröllchen. Als er dann endlich fertig war, tat er alles sorgfältig auf ein Tablett und stellte darauf noch einen Kamillentee für Kai. Er hob sich das Tablett auf die Hand und drehte sich um. Vor Schreck hätte er es beinahe fallengelassen. "Kai!" Liebevoll lächelnd stand er in der Tür und hielt vorsichtshalber seinen Freund fest. Nicht, dass er jetzt noch stolpern würde oder so. Nein. Das wollte er ganz bestimmt nicht. "Was ist denn?", fragte er. Gut, er hätte sich ja ruhig irgendwie bemerkbar machen können, aber er wollte seinen Schatz nicht dabei stören. Er sah so hoch konzentriert aus und er hatte festgestellt, dass er wirklich das Kochen gelernt hatte. "Soll ich dir helfen, mein Schatz?" Beleidigt zog er eine Schnute und sah Kai vorwurfsvoll an. "Mann, erschreck mich doch nicht so. Beinahe hätte ich alles fallengelassen und dann wäre die Mühe umsonst. Und ja, das war wirklich Mühe. Perfekt bin ich ja auch noch nicht." Er seufzte und schüttelte den Kopf. "Nein, brauchst du nicht. Du gehörst ins Bett. Abmarsch, ich komm dir hinterher." Geknickt ließ er den Kopf sinken und drehte sich um. Traurig ging er zurück in sein Schlafzimmer und legte sich auch sogleich ins Bett. Ein bisschen eingeschnappt war er ja schon, denn er war doch nicht totsterbenskrank. Da durfte er doch wenigstens mal in seiner Wohnung herumlaufen. Schmollend zog er sich die Decke über den Kopf und rollte sich zusammen. Uruha hatte ihn einfach wieder ins Bett geschickt. Genervt rieb er sich die Schläfen. Och nein... Jetzt war Kai auch noch eingeschnappt. Das hatte er nicht gewollt. Aber er hatte sich nun wirklich derbe erschrocken. Seufzend ging er mit dem Tablett in der Hand zu Kai ins Zimmer und stellte es ihm auf den Nachttisch. "Hey... Bist du sauer auf mich?" Leise wimmernd versteckte er sich unter der Decke. Wie ein kleiner Käfer lag er dort und kam sich gerade ziemlich kindisch vor. Aber irgendwie rief Uruha genau dieses Benehmen in ihm vor. Es war fast wie vor fünf Jahren, als sie sich kennen und lieben gelernt hatten. Doch jetzt war er doch erwachsen. Und so sollte er sich jetzt auch benehmen. Also schob er die Decke ein Stück runter und lugte nur mit den Augen hervor. Sofort sah er Uruhas Gesicht vor seinem und wurde rot. Leicht schüttelte er den Kopf. Was sollte das denn werden? Wieso wimmerte Kai denn plötzlich so? War etwas falsch? Hatte er sich wehgetan? Sofort schrillten bei Uruha alle Alarmglocken und er sah Kai entsetzt an. "Kai-Chan! Ist alles okay? Wo tut´s dir weh? Brauchst du einen Arzt? Soll ich dir irgendwie helfen?" Er wusste, dass er gerade vielleicht etwas überreagierte, jedoch machte er sich wirkliche Sorgen um Kai. Dieser schüttelte verlegen den Kopf. "Iie... Mir tut nix weh. Keine Sorge." Er sah, dass sich der andere wirklich gerade Gedanken um ihn machte. Noch ein Stück ließ er die Decke sinken und lächelte ihn nun ganz lieb an. Er konnte einfach nicht anders und hob das Stück Stoff so hoch, dass er seinem Freund damit deuten wollte, er solle sich doch einfach zu ihm legen. Ja, er wollte wirklich gern mal richtig an ihn gekuschelt einschlafen. Müde war er ja eh schon, aber Uruha würde ihm so noch einen wunderschönen Schlaf bescheren. Da war er sich sicher. Lächelnd kuschelte er sich an Kai, da dieser ihm ja so bereitwillig einen Platz in seinem Bett angeboten hatte. Schnurrend kuschelte er sich an seinen Schatz und seufzte auf. "Hm... Bist du müde? Willst du vielleicht schlafen?", er lächelte zaghaft. "Würde mir nichts ausmachen. Ich pass dann solange auf dich auf, damit dir nichts passiert. Ist das okay?" Er lächelte süß und küsste ihn kurz. Doch bevor er schlafen konnte, knurrte sein Magen erneut und er seufzte. "Wir sollten vorher vielleicht was essen, sonst träum ich nachher von Sushi auf Beinen.", lachte er. Dennoch kuschelte er sich näher an ihn und sog den vertrauten Duft Uruhas auf. "Es ist schön, dass du bei mir bist." Rot werdend setzte er sich wieder auf und nickte. "Hai... Sollten wir wohl tun.", schnell langte er nach dem Tablett und legte es Kai auf den Schoß. "Soll ich dich füttern, Süßer?" Er lächelte und strubbelte ihm durchs Haar. Kai legte den Kopf schief und zog einen Schmollmund. "Ich bin doch schon groß, Mami.", feixte er und schnappte sich seine Stäbchen. Es sah wirklich lecker aus. Uruha hatte eine Menge gelernt. Musste er zugeben. Genüsslich steckte er sich eines der Sushiröllchen in seinen Mund und bekam sofort ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen. "Lecker." Und gleich griff er nach dem Nächsten. Grinsend sah er Kai beim Essen zu und schmunzelte. Mann, der konnte ja richtig reinhauen. Irgendwie war das verdammt süß... "Kai, du hast da was.", grinste er und leckte ihm mit der Zungespitze ein wenig Noriblatt vom Mundwinkel. Sofort wurde er rot und sah weg. "Uhm... Gomen..." Fast hätte er sich verschluckt. Mit geröteten Wangen starrte er Uruha an. Seine Gedanken überschlugen sich gerade und sein Herz schlug Purzelbäume. Hatte Uruha ihn gerade einfach so geküsst? Hatte er das jetzt auch wirklich nicht geträumt. Verlegen senkte er nun den Blick und schaute auf sein Tablett. "Das muss dir nicht leid tun... Ich... fand´s süß von dir.", nuschelte er. Schüchtern spielte er mit seinen Fingern und starrte auf seinen Schoß. Gott... Sie benahmen sich ja fast, als wären sie noch pubertierende Jugendliche, die alles zum ersten Mal ausprobierten. Schrecklich... "Uhm... Iss weiter. Sonst wird die Suppe kalt.", nuschelte er verlegen und sah weiterhin stur nach unten. Kai nickte nur und aß auch gleich weiter. Doch diesmal machte er es mit Absicht und ließ ab und an mal ein Reiskorn an seiner Wange kleben. Er wollte doch, dass Uruha das nochmal machte mit ihm. Aber als dieser stur auf die Bettdecke starrte, musste er dann doch irgendwie was tun, sonst würde er sich hier ganz umsonst einsauen. "Du, Ruha?" Los, schau auf, betete er. Immer weiter starrte er verkrampft auf seinen Schoß und biss sich auf die Unterlippe. Was sollte er denn jetzt machen? Er war knallrot geworden... Er hob zögerlich den Kopf und sah, dass Kai wieder den ganzen Mund verschmiert hatte. Er musste schmunzeln. Vorsichtig beugte er sich wieder rüber und leckte ihm zögernd an der Wange herum. "Uhm... Besser?" Er musste unweigerlich lächeln. Das war aber auch zu süß. Am liebsten würde er das jetzt immer so machen, damit Uruha ihm immer so nahe sein würde. "Viel besser.", grinste er und gab Uruha einfach mal einen kleinen Kuss auf den Mund. "Auch wenn wir uns schon so lange nicht mehr gesehen haben, find ich dich umwerfend. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich jetzt ganz andere Sachen mit dir anstellen." Obwohl es peinlich war, wollte er, dass sein Freund das wusste. Ja, er würde sogar sehr gern seinem Schatz so nah sein, wie es ging. "Ganz andere Sachen?", er wurde sofort wieder rot und schluckte einen großen Kloß in seinem Hals hinunter. "Was denn zum Beispiel?" Er wollte das jetzt unbedingt wissen. Kai musste aber auch wirklich dauernd solche Andeutungen machen. Das hatte er früher schon immer getan. "Nun sag oder ich kitzel dich durch." Kai schluckte hart. Wollte er das jetzt wirklich wissen? Konnte er sich das nicht ganz einfach denken? Früher war er doch auch nicht so zurückhaltend. Warum musste er es denn jetzt sein? Verlegen schaute er weg. "Schon gut, vergiss es einfach." Ein wenig Enttäuschung schwang in seinen Worten mit. Hatte er doch gehofft, dass sein Freund da von ganz alleine drauf kommen würde. Deprimiert seufzte er auf. War ja mal wieder typisch Kai. Erst Andeutungen machen und dann? Dann kalte Füße bekommen und nichts mehr sagen. Natürlich konnte sich Uruha denken, was Kai meinte. Er war ja nicht bescheuert. Aber trotzdem hätte er es gerne aus Kais Mund gehört. "Du meinst Sex?", fragte er geradeheraus und seufzte nochmal auf. Seine Augen weiteten sich und ruckartig drehte er den Kopf zu Uruha. Dieser schien kein Problem damit zu haben, offen über dieses Thema zu sprechen. Verlegen nickte er. Ja, er würde wirklich gerne wieder mit ihm schlafen, aber... damit sollten sie wirklich noch etwas warten und sich wieder näher kennenlernen. "Es war nur so ein Gedanke.", murmelte er. Seufzend zuckte Uruha mit den Schultern. "Wenn du meinst..." So wirklich wollte er noch nicht über dieses Thema sprechen. Das ging nun wirklich noch zu weit. Es stimmte zwar, er liebte Kai über alles und würde ihm gerne wieder nahe sein, aber jetzt noch nicht. Das würde ihm zu schnell gehen. "Tut mir leid, Kai... Bald...", murmelte er leise und sah zu Boden. "Hai..." Natürlich verstand er das. Aber trotzdem würde er Uruha gerne näher sein, als sie es jetzt taten. Dafür hatte er ihn zu sehr vermisst. Aber er wollte ihn auch zu nichts drängen. "Und was machen wir jetzt?", wollte er vom Thema ablenken. Es war gerade mal Mittag und er hatte eben wirklich gut gespeist. Uruhas Kochkünste konnten sich so langsam sehen lassen. "Bin schon etwas müde, aber ... ich mag nicht alleine schlafen.", wisperte er. Allerdings rechnete er schon mit einer Abfuhr. "Willst du lieber schlafen?", murmelte er leise und sah Kai an. Sein Herz schlug schnell und hart gegen seine Brust, irgendwie war er aufgeregt. "Ich kann ja auch... Bei dir schlafen, wenn du möchtest... Wäre das okay?" Er lag ja sowieso schon mit Kai unter einer Decke. Dann konnte er auch genauso gut weiterhin bei ihm sein und aufpassen, dass ihm nichts passierte. "Ich bin auch müde..." Er wurde rot. "Das wär wirklich lieb von dir. Ich mag nicht alleine sein. Das war ich schon zu lange.", seufzte er. Und ja, er wollte sogar unbedingt, dass er hier blieb und bei ihm sein würde. "Wenn es dir nicht zu viele Umstände macht?", wollte er auf Nummer sicher gehen. Er wollte ihn ja nicht an sich ketten oder so. Uruha war ein freier Mensch, der eigene Entscheidungen treffen konnte und über sein Leben bestimmte, nicht er. "Nein, es macht mir keine Umstände.", er schmunzelte. "Wieso denn auch? Ich bin doch gerne bei dir." Er seufzte auf und kuschelte sich eng an seinen Freund. Ohja, so war das doch gleich viel besser... So gemütlich. "Aishiteru, Kai... Von ganzem Herzen.", murmelte er leise und schloss die Augen. Er konnte nicht anders und drängte sich ihm auch ein Stück näher. Wenn er schon bei ihm war, dann wollte er das auch voll auskosten. "Möchtest du duschen gehen?", fragte er spontan. Irgendwie war ihm dieser Gedanke gerade gekommen. Uruha hatte noch immer dieselben Klamotten wie gestern an und vorhin hatte er ihn ja einfach zu sich geschickt. "Ich bleib auch brav im Bett liegen und wart auf dich. Versprochen." Leicht lächelnd schüttelte er den Kopf. "Nicht nötig. Ich hab gestern Abend erst geduscht. Also bin ich eigentlich noch relativ frisch. Und ich will dich hier nicht alleine lassen müssen. Ich will auf dich aufpassen." Dann kam ihm eine Idee. Würde Kai...? Er wurde rot. "Hm... Außer vielleicht... Du kommst mit mir mit." Kapitel 15: ------------ Nani? Sofort wurde er rot. Er sollte mit Uruha unter ein und derselben Dusche stehen? Sie würden sich nackt gegenüberstehen? So, wie sie es damals auch getan hatten? Irgendwie drifteten seine Gedanken in weite Ferne und er starrte regungslos auf seine Bettdecke. Er wusste eh nicht, was er jetzt sagen sollte. Hatten sie nicht eben noch beschlossen, nichts zu überstürzen? Er bemerkte, wie Kais Gedanken anscheinend in eine vollkommen falsche Richtung schweiften, als die, die er beabsichtigt hatte. Leicht verdrehte er die Augen. Das durfte ja wohl nicht wahr sein... "Uhm... Denk jetzt ja nichts Falsches, ja? Ich will nur mit dir duschen. Ich hab nicht gesagt, dass ich dann über dich herfalle und wir gleich Sex haben.", er schüttelte den Kopf. "Aber wenn es dir lieber ist, dann geh ich alleine duschen." Ruckartig kehrte er in die Realität zurück. Uruha klang irgendwie entsetzt. Hatte er was falsch gemacht? Er hatte doch eigentlich auch nur daran gedacht mit ihm zu duschen. Aber da war noch etwas anderes. Heftig schüttelte er den Kopf. "Daran hab ich gar nicht gedacht.", verteidigte er sich. Vielmehr war es es dieser sinnliche Kuss, den sie sich unter der Dusche damals gegeben hatten. Es war in sein Gedächtnis eingebrannt worden. "Es ist nur..." Verlegen sah er weg. "Das war unser erster Kuss...", hauchte er ganz leise. Schlagartig wurde er wieder rot und sah zu Boden. Daran hatte er also gedacht... Nicht an Sex mit ihm. Gott, da hatte er sich ja mal wieder blamiert. Wie peinlich! "Uhm... Hai, das stimmt. Da hatten wir unseren ersten Kuss.", er sah Kai an. "Das war so schön... Wirklich..." Er hauchte ihm einen Kuss auf und stand dann auch. "Dann gehe ich jetzt mal alleine duschen oder?" Sofort packte er ihn am Handgelenk. "Ich... ich würd gerne mitkommen, wenn ich darf." Auch wenn er mit ihm sprach, es war ihm zu peinlich und er schaute noch immer auf die Bettdecke. Doch seinen Griff um Uruhas Handgelenk löste er nicht. Bitte, lass mich bei ihm sein. Wenigstens dieses eine Mal. Er hat mir doch so gefehlt. Seine Gedanken kreisten wieder um diesen süßen Kuss. Ob sie das wiederholen würden? "Autsch... Nicht so doll, ja?", er rieb sich das schmerzende Handgelenk und sah Kai an. "Hm... Natürlich kannst du mitkommen. Hab ich dir doch eben vorgeschlagen. So schnell ändere ich meine Meinung doch nicht." Er lächelte und zog Kai mit sich ins Bad. Dort angekommen blieb er stocksteif stehen und sah rot werdend zu Boden. Gott... Worauf hatte er sich da eingelassen? Er traute sich nicht, sich vor Kai auszuziehen. Hilfe... Ziemlich verlegen stand er nun mit dem Größeren in seinem Badezimmer. Keiner regte sich und es herrschte betretendes Schweigen. Doch Kai durchbrach die Stille und wich etwas zurück. "Ist wohl besser, wenn ich wieder gehe." Es machte ihn schon traurig, aber er konnte doch Uruha nicht so viel abverlangen. Nicht jetzt, wo sie sich gerade erst wieder neu kennen lernten. Schnell packte er ihn an der Hand und zog ihn zurück. Leicht schüttelte er den Kopf und sah ihn bittend an. "Iie... Bitte nicht. Bleib doch noch. Es ist bloß so... Ich sehe schließlich nicht mehr so aus wie früher und ich hab irgendwie Angst, dass ich dir nicht mehr gefalle..." Was, wenn Kai es lächerlich fand, dass er sich als Mann einer Ganzkörperrasur unterzog? Was, wenn er einfach nicht mehr in Kais Augen attraktiv war? Etwas verstört schaute er ihn an. "Wie nicht mehr gefallen?" Er verstand nicht ganz, was er damit sagen wollte. So sehr hatte er sich doch nun auch wieder nicht verändert. Erwachsen geworden waren sie doch beide. Dafür musste er sich doch nicht schämen. "Ich versteh nicht ganz. Wieso solltest du mir nicht mehr gefallen?" "Naja...", Gott, ging es denn noch peinlicher? "Vielleicht findest du meinen Körper einfach nicht mehr attraktiv... Ich... Tut mir leid, ich bin nur nervös..." Er sah zu Boden. All seinen Mut zusammennehmend hob er den Saum seines Shirts an und zog es sich mit einer raschen Bewegung vom Oberkörper und sah zu Boden. Auf seinem Handgelenk prangte die lange, hässliche Narbe. Kai stockte fast der Atem, als er sah, wie Uruha seinen Oberkörper entblößte. Überall waren leichte Muskelpartien ausgeprägt und er wirkte unglaublich anziehend. Doch bevor er sich hier zum Deppen machen würde, begann auch er, sich auszuziehen. Das Oberteil wich zuerst und er wurde rot, als nicht nur er Uruha fast schon sabbernd anstarrte, sondern auch dieser ihn zu mustern schien. Uruha wurde ebenfalls rot und musterte Kai verstohlen. Sonst sah man es ihm nicht an, aber der Drummer war kein halbes Würstchen. Seine Arme besaßen schöne Muskeln und auch sein Bauch war flach und durchtrainiert. Nicht arg doll, aber auch so, dass man es sehen konnte. Sofort wandte er den Blick ab. Kai sah so schön aus und er? Er sah an sich hinab. An sich selbst fand er nichts anziehend. Bevor er sich hier noch weiter zum Deppen machte, öffnete er seine Hose und streifte sie sich von den Beinen. Er konnte ja schlecht mit Klamotten duschen gehen. Da könnte er sich auch draußen in den Regen stellen, wenn es denn mal wieder welchen gab. Das hätte jedenfalls denselben Effekt. Nun stand er nur noch in Boxershorts da und fuhr sich mit beiden Händen durch das schwarze, wuschelige Haar. "Was ist? Willst du hier Wurzeln schlagen?" Gott, musste der Kerl so aufreizend sein? Jetzt stand er nur noch mit Boxershorts vor Uruha und fuhr sich so lasziv durch die Haare. Uruha spürte, wie sein Gesicht heiß wurde und er schüttelte den Kopf. "N-Nein. Natürlich nicht." Hastig zog er sich nun auch seine Hose von den dünnen Beinen und warf sie achtlos in eine Ecke. Jetzt fehlten nur noch die Shorts. Kai hatte eigentlich die Nase voll davon, dass sie sich hier aufführten wie kleine pubertierende Schulmädchen, die ihr erstes Mal erleben würden. Sie kannten sich doch schon und nackt hatten sie sich schon öfter gesehen. Auch wenn es schon länger her war. Außerdem wusste doch jeder, wie ein Kerl halt aussah. Da gab es doch nichts, was sie nicht schon kannten. Also zog er sich die Boxer vom Körper und stieg ohne Umschweife in die Kabine. Hastig entledigte er sich nun auch des letzten Stück Stoffes und trat zu Kai in die enge Kabine. Wieso mussten die Dinger auch immer nur für eine Person gebaut sein? War ja richtig schrecklich... Da bekam man doch bloß schmutzige Gedanken. Aus, Uruha! , schimpfte er mit sich selbst und griff nach dem Wasserhahn. "Achtung, es wird kalt.", warnte er lieber, bevor er die Dusche aufdrehte. Kaltes Wasser prasselte auf sie hernieder und er quiekte laut auf. Ein Lachen konnte er sich einfach nicht verkneifen. Irgendwie fragte er sich, warum der Größere nicht einfach auf die Idee kam und den Duschkopf von der Wand nahm, damit er warten konnte, bis das warme Wasser kam? Aber es war wirklich mal wieder purer Zucker. Vorsichtig legte er eine Hand auf dessen Schulter. "Alles okay bei dir, Quietschi?", grinste er und pokte ihm in die Seite. "Magst kaltes Wasser wohl immer noch nicht, wie?" Er fand das wirklich lustig. "Pfh. Von Wegen Quietschi. Hab mich ja bloß erschrocken.", maulte er beleidigt und drehte das Wasser so auf, dass warmes Wasser herauskam. Seufzend stellte er sich jetzt gänzlich unter den Wasserstrahl und seufzte zufrieden auf. Das fühlte sich doch gleich viel schöner an. "Ich bin eben Warmduscher.", lachte er leise und sah Kai an. Eine seiner feingeschwungenen Augenbrauen wanderte nach oben. Okay, das war ja mal wieder eindeutig zweideutig. Dennoch lachte er mit. "Du bist echt unbeschreiblich." Anerkennend klopft er ihm auf die Schultern. "Eben ein echtes Unikat." Dann griff er an Uruha vorbei, um an das Duschbad zu kommen. Dabei streifter er unabsichtlich Uruhas Arm mit seiner Brust. "Wieso bin ich ein Unikat?", er hob eine Augenbraue. Dann spürte er plötzlich Kais Brust an seinem Arm entlangstreifen und zuckte einen Schritt zurück. Dadurch jedoch verlor er das Gleichgewicht, da er auf ein wenig Seife ausgerutscht war und fiel rückwärts aus der Duschkabine. Er landete auf dem harten Boden und blieb benommen liegen. "Itai...", jammerte er. So schnell konnte er ihn gar nicht greifen, wie der Größere plötzlich auf dem Boden lag und schmerzerfüllt wimmerte. Sofort stieg er aus der Kabine und hockte sich neben ihn. Besorgt musterte er ihn. "Uruha? Alles in Ordnung? Ist dir was passiert? Geht´s dir gut?" So viele Fragen auf einmal und er wusste nicht mal, dass er so viel und so schnell hintereinander reden konnte. Vorsichtig legte er einen Arm um ihn, um ihm beim Aufstehen zu helfen. "Mach langsam." "Itai...", wiederholte er bloß immer wieder und fasste sich an den Kopf. Himmel, was war das denn eben gewesen? Eben stand er doch noch bei Kai unter der Dusche und jetzt? Jetzt lag er hier auf dem kalten Fliesenboden und sein Kopf schmerzte wie die Hölle. Er spürte Kais Arme um sich und auch seine Fragen, doch er war viel zu sehr mit seinen Kopfschmerzen beschäftigt, als dass er hätte antworten können. "Itai...", murmelte er nochmal. Als er immer nur die Schmerzenslaute von dem Älteren vernahm, machte er sich noch mehr Sorgen. Er reagierte gar nicht erst auf ihn. Er seufzte. Okay, die Dusche hatte sich soeben erledigt. Sanft ließ er die Hände unter Uruhas Körper gleiten und hievte ihn gekonnt auf seine Arme. Er wusste ja nicht genau, ob er das jetzt alleine schaffen würde, aber das war egal. War ja für ihn kein Problem. Nackt tapste er mit Uruha auf dem Arm ins Schlafzimmer, legte ihn dort aufs Bett und kramte schnell ein großes Badetuch aus seinem Schrank, das er dann um den verkrampften Körper legte. Leicht rubbelte er ihn trocken. "Soll ich dir einen Eisbeutel holen? Das hilft vielleicht." Jammernd presste er sich seine Hand gegen die Stirn und japste immer wieder auf. Kami-Sama, solche Kopfweh hatte er noch nie gehabt. Er war geradewegs mit dem Hinterkopf auf den harten Fliesen gelandet. Hoffentlich hatte er jetzt keine Gehirnerschütterung. Dass Kai ihn auf dem Arm genommen und ins Bett getragen hatte, realisierte er kaum. Nur die liebevolle Frage nahm er war und öffnete die Augen. "Hai, bitte...", murmelte er und schloss sofort wieder die Augen. Gott, er war wirklich ein Tollpatsch. Wirklich klasse gemacht, Uruha! Ganz klasse... Eilig rannte er in die Küche und machte einen Eisbeutel für seinen Freund fertig. Und schon kam er wieder ins Zimmer geflitzt und setzte sich ganz vorsichtig auf die Bettkannte. Dass er immer noch nackt war, schien ihn nicht zu stören. "Du solltest dich vielleicht auf den Bauch legen. Dann geht das mit dem Kühlen besser." Und schon stand er wieder auf. "Brauchst du was gegen die Schmerzen? Ich hab einen Tee da, der dagegen hilft. Eine Tablette darf ich dir jetzt nicht geben." Verwirrt blinzelte er ihn an, tat jedoch, wie ihm geheißen und legte sich auf den Bauch. Sofort bekam er den Eisbeutel auf die Stirn gedrückt und seufzte auf. Ihm schwirrte alles. Gar nicht gut. "Darf ich nen Tee haben?", wisperte er benommen. "Und wieso darf ich keine Tablette? Die wirken doch meistens bessser." Sofort schloss er die Augen wieder und zog die Augenbrauen zusammen. Sein Kopf schmerzte wirklich höllisch. "Gomen, aber... du darfst jetzt keine nehmen. Wenn es nämlich schlimmer werden sollte, müssen wir damit zum Arzt. Tabletten überdecken den Schmerz nur. Das wäre jetzt nicht gut." Er kannte das ja selbst nur zu genüge. "Am besten du ruhst dich jetzt aus. Ich mach dir einen Tee und komm gleich wieder. Und nicht rühren, verstanden?" Jetzt satnd er wieder ganz vorsichtig vom Bett auf, um nicht zu viel Bewegungen der Matratze zu verursachen und Uruha damit noch mehr Schmerzen zuzufügen. Doch diesmal zog er sich erst mal ein paar frische Boxershorts an und tapste dann in die Küche. Dort setzte er den Tee auf und huschte nochmal schnell ins Bad, um den Hahn auszustellen und ihre Sachen ordentlich wegzuräumen. Dann ging er zurück in die Küche, machte den Tee fertig und kam mit einer großen, dampfenden Tasse Tee ins Schlafzimmer. "Nicht zum Arzt... Ich hasse Ärzte...", nuschelte er gequält und schloss die Augen wieder. Das Sonnenlicht schmerzte ihn irgendwie. Komisch, er war doch sonst nicht empfindlich gegen Sonnenlicht. Was war das bloß? Und wieso schmerzte sein Kopf so tierisch? Das waren keine normalen Kopfschmerzen mehr. Aber war ja eigentlich auch nicht verwunderlich, wenn man mit dem Kopf auf harte Fliesen knallte. "Hai... Ich will mich jetzt sowieso nicht rühren...", wimmerte er und blieb ruhig liegen, hoffte, dass Kai bald wiederkommen und diese Schmerzen verschwinden würden. Vorsichtig nahm er ihm den Beutel ab und hielt ihm den Tee hin. "Komm, trink ein bisschen. Das wird dir sicher helfen." Er wusste sonst auch nicht mehr, wie er ihm helfen sollte oder konnte. Aber er wusste, dass man mit solchen Kopfschmerzen nicht zu leichtfertig umgehen sollte. Das könnte böse enden. "Du bist echt ein kleiner Tollpatsch lächelte er." Sanft strich er ihm über den Rücken. "Kann ich sonst noch was für dich tun, mein Schatz?" Unter Schmerzen richtete er sich auf und lehnte sich an Kais Körper. Vorsichtig nahm er die heiße Teetasse in die Hand und trank einige Schlucke, bevor er sie an Kai weiterreichte, welcher sie wieder auf den Tisch stellte. Ganz langsam ließ er sich zurück in die Kissen sinken und fasste sich an die Stirn. Kurzzeitig war ihm schwarz vor Augen geworden, doch er sagte lieber nichts, um Kai nicht zu beunruhigen. "Nein, alles okay. Ich bin bloß erschöpft..." So ganz konnte er das nicht glauben. Uruha sah wirklich schlecht aus und das war kein gutes Zeichen. "Uruha? Wenn du mich anlügst, werd ich wirklich böse mit dir. Ich seh doch, dass es dir nicht gut geht, also schwindel nicht so frech. Hörst du? Ich mach mir Sorgen um dich. Du bist mein Freund und ich hab dich unsagbar lieb." Er setzte wieder zu ihm und schaute ihn besorgt an. "Naja... Mir is schlecht... Und mein Kopf schmerzt total. Aber das kommt vom Aufprall und geht bestimmt bald wieder weg. So schlimm ist das auch nicht." Er versuchte ein leichtes Lächeln zustande zu bringen, jedoch durchzuckte seinen Kopf in diesem Moment ein so heftiger Schmerz, dass er zusammenzuckte und die Augen zusammenkniff. "Itai..." Es tat ihm so furchtbar leid, dass Uruha gerade so leiden musste, aber er wusste auch nicht, wie er ihm helfen sollte. Sollte er sich über seinen Kopf hinwegsetzen und einfach einen Arzt herholen? Oder sollte er ihn einfach zu einem bringen? Einen holen war wohl die einfachere Variante. "Uruha? Ich werd mal ganz kurz telefonieren, ja? Bin gleich wieder da. Und du bleibst schön liegen." Mit äußerster Vorsicht hauchte er ihm einen Kuss auf die Lippen und verschwand dann im Flur, um zu telefonieren. Was sollte das denn nun? Wieso ließ Kai ihn denn alleine? Er konnte nicht nicken, weil ihn seine Kopfschmerzen sonst umgebracht hätten, doch er hauchte ein leises "Hai..." und schon war er alleine. Er schloss die Augen. Unter seinen Augenlidern tanzten bunte Punkte und kleine Lichtblitze. Gott, was war das? Das war doch bloß so ein kleiner Sturz gewesen. Nichts Weltbewegendes. Und trotzdem ging es ihm gerade so dreckig wie noch nie zuvor. Es dauerte auch nicht lange und Kai kam zurück ins Schlafzimmer. Wieder setzte er sich ganz langsam und vorsichtig neben Uruha auf die Bettkante. Erst schweigend musterte er ihn, bevor er dann doch das Wort ergriff. "Sei mir bitte nicht böse, aber ich hab jetzt Hilfe geholt. Du brauchst jemanden, der sich damit auskennt. Verzeih mir, hai?" Kai hatte den Notarzt angerufen und es würde auch gleich jemand vorbeikommen und ihn untersuchen. Er hoffte, wirklich, dass dieser ihm helfen konnte. Er selbst konnte nichts tun und hilflos zusehen wollte er auch nicht. Wimmernd drehte er sich von Kai weg und zog sich die Decke über den Kopf. Hatte Kai etwa vergessen, was für eine tierische Angst Uruha vor Ärzten hatte? Was, wenn der ihm jetzt eine Spritze verabreichen wollte? Uruha würde durchdrehen und das würde seine Kopfschmerzen bis ins Unermessliche steigern. "Kai... Schick ihn wieder weg, ich will keinen Arzt... Bitte...", murmelte er wimmernd und rollte sich zusammen. "So schlecht geht´s mir auch nicht..." Vorsichtig legte er eine Hand an Uruhas Schulter. "Vergiss es. Ich schick hier niemanden weg, wenn er dir nicht geholfen hat. Du leidest und das will ich nicht. Lass dir helfen. Nur dieses eine Mal. Bitte." So viel Sorgen hatte er sich schon lange nicht mehr machen müssen. Und langsam spürte er auch, wie sein Fieber wieder stieg. Er sollte sich so bald wie möglich hinlegen. Aber erst musste seinem Freund geholfen werden. "Dann tu es wenigstens mir zu Liebe, hai?", bat er ihn. Kai zu Liebe? Aber er hatte wirklich panische Angst vor Ärzten. Die sollten ihm ja nicht zunahe kommen mit ihren ekligen Stetoskopen, Spritzen und Verbänden. Einfach wegbleiben, dann wäre alles okay. "Ich will aber nicht...", murmelte er erstickt unter der Bettdecke hervor. "Und du solltest langsam mal ins Bett. Schließlich bist du hier der Kranke und nicht ich." Dann fiel ihm ein, dass er ja in Kais Bett lag und sofort überkam ihn das schlechte Gewissen. Er ließ Kai hier stehen, obwohl er derjenige mit der Lungenentzündung war. Vorsichtig stand er auf und drückte Kai ins Bett. "Schlaf dich aus... Ich geh in die Stube und mach dem Arzt dann auf." Mit diesen Worten gab er ihm noch einen kleinen Kuss und verließ leicht schwankend das Zimmer. Verdattert schaute er ihm nach. Was war denn das jetzt? Sofort sprang er auf und lief Uruha hinterher. Er sah, wie dieser sich an einer Wand abstützte, um nicht gleich umzufallen. Sofort schnappte er ihn sich und nahm ihn auf den Arm. "Vergiss es, mein Lieber!", knurrte er. "Du legst dich schön ins Bett und keine Widerworte mehr." Und schon verfrachtete er ihn aufs Bett und deckte ihn zu. Warnend hielt er den Zeigefinger hoch. "Liegenbleiben. Verstanden?" Da klingelte es auch schon und Kai flitzte zur Tür. Höflich verbeugte er sich vor den Leuten und bat sie herein. Er führte sie direkt ins Schlafzimmer, wo Uruha in seinem Bett lag. "Er ist aus der Dusche gefallen und mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen.", erzählte Kai auch sogleich. So schnell konnte er gar nicht reagieren, wie er wieder im Bett lag und alleine gelassen wurde, da es an der Tür geklingelt hatte. Oh Mann. Wieso ließ Kai ihn denn nicht machen? Er wollte keinen Arzt. Plötzlich ging die Tür auf und Kai trat mit einem Notarzt ins Zimmer und Uruha konnte gerade noch hören, wie Kai dem Arzt erzählte, er sei aus der Dusche gefallen. Am liebsten hätte er Kai jetzt den Mund mit Klebeband zugeklebt. Ging es noch peinlicher? Misstrauisch sah er den Arzt an und wartete ab, was dieser nun tun würde. Kai beoachtete alles von der Tür aus. Er wollte niemandem im Weg stehen, schließlich sollten sie seinem Uruha so gut helfen, wie es ging. Er sah, wie man den Größeren genauestens untersuchte. Seine Pupillen wurden getestet, sein Kopf vorsichtig abgetastet, Puls gemessen und Blutdruck kontrolliert. Ein wenig war er jetzt doch schon beruhigt. Hoffentlich würde Uruha ihn nicht gleich verhauen, wenn die Ärzte wieder weg waren. Doch dann schluckte er, als er sah, was der Assistenzarzt dort vorbereitete. Es war eine Spritze und wenn er sich recht entsann, hasste Uruha diese Dinger so unglaublich. Das war gar nicht gut. "So, jetzt bekommen Sie etwas, damit die Schmerzen nachlassen. Es ist nichts Ernstes passiert, aber damit können Sie wieder ruhig schlafen und sich ausruhen." Er hob die Spritze an. Er ließ alles ohne großes Murren über sich ergehen. Selbst diese eklige Lampe, die ihm in die Augen leuchtete, um den Augenhintergrund zu kontrollieren hielt er aus. Konnte ihn der Arzt denn jetzt bitte endlich in Ruhe lassen? Er wollte einfach nur schlafen. Doch plötzlich hörte er, wie der Arzt in seiner Tasche herumkramte und ihm etwas gegen die Schmerzen geben wollte. Uruha hob eine Augenbraue. Bekam er jetzt doch eine Tablette? Doch seine Hoffnungen wurden jäh zerstört, als er etwas aufblitzen sah. Eine Spritze. Er ließ einen spitzen Schrei hören und zog sich sofort die Decke über den Kopf. Sein ganzer Körper fing an zu zittern und er rollte sich zusammen. Nein, nein, nein. Ganz sicher nicht. Er würde sich keine Spritze geben lassen. Nie im Leben. Verwundert schauten alle auf den Deckenberg, der sich da auf dem Bett türmte. Eine der Sanitäterinnen musste grinsen. Kai wusste auch genau, warum. Es war ja recht selten, dass ein gestandener junger Mann vor einer Spritze Angst hatte. Süß war es schon, doch ihm musste jetzt geholfen werden. Plötzlich schauten alle ihn an. Was sollte er denn jetzt machen? Sollte er Uruha etwa gut zureden? Das würde bestimmt nichts bringen. "Könnten Sie uns vielleicht kurz helfen? Der junge Mann braucht die Spritze, damit er sich schneller wieder erholt." Kai seufzte. Also doch in die Presche springen und Uruha überzeugen. Zitternd lag er jetzt unter der Decke und versuchte, die anderen einfach zu überhören. Er würde sich ganz sicher keine Spritze in den Körper jagen lassen. Er war ja nicht lebensmüde. Ganz sicher nicht. Er hoffte inständig, dass die jetzt endlich wieder verschwinden würden. Er hatte Kopfschmerzen und die Ärzte machten das auch nicht gerade besser. Er hoffte, dass Kai so nett war und sie rausschmiss. Schließlich wusste Kai von seiner Spritzenangst. Zögerlich setzte er sich zu ihm und hob die Decke so an, dass er gerade so den kleinen Haufen dort im Visier hatte. Vorsichtig tippte er ihn am Arm. "Uruha. Komm, das ist wichtig. Ich weiß, dass du Angst davor hast, aber danach wird es dir gleich viel besser gehen, das versprech ich dir. Bitte." Er legte so viel Gefühl in die Worte, dass er schon selbst über sich staunen musste. Leicht hob er den Kopf und sah Kai aus verschwommenen Augen an. Wieso sollte es ihm besser gehen? Uruha war sich sicher, bald ohnmächtig zu werden, wenn die ihm jetzt die Spritze geben würden. Das wäre ja nicht das erste Mal, dass das passieren würde. Aber für Kai würde er es wenigstens versuchen. Diese liebevolle Stimme ließ ihn ruhiger werden und mit Kais Hilfe setzte er sich vorsichtig auf, lehnte sich an den warmen Körper. "Aber vorsichtig bitte...", murmelte er. Kai saß hinter ihm und hielt ihn liebevoll in seinen Armen. Er spürte, wie er sich an ihn lehnte. Ob er ihm vollends vertraute? Er hoffte es, denn so würde es ihm hoffentlich bald besser gehen. Er beugte sich leicht nach vorne, damit er ihm etwas ins Ohr hauchen konnte. Musste ja nicht jeder mitbekommen, was er ihm zu sagen hatte. Mal sehen, ob er ihm so viel Liebe entgegenbrachte, dass er sich darauf einließ. Er spürte den wärmenden und haltgebenden Körper seines Freundes hinter sich und lehnte sich vertrauensvoll an ihn. Kais gewisperte Worte gaben ihm soviel Mut, wie er gerade brauchte, um diese Prozedur über sich ergehen lassen zu können. Er streckte den Arm aus und der Arzt hielt die Spritze dagegen. Uruha vergrub sein Gesicht in Kais Halsbeuge und spürte, wie der Arzt die Spritze langsam in seine Haut bohrte. Sein Körper fing an zu zittern und ein kleines Wimmern verließ seine Kehle. Doch er hielt stand und versuchte, so mutig wie möglich zu sein. Uruha vertraute ihm wirklich und das ließ ihn glücklicher werden denn je. Er hatte es sich so sehr gewünscht und nun war es wirklich wahr geworden. Hatten seine Worte denn wirklich so viel bei dem Größeren bewirkt? Aber das war jetzt egal. Geduldig ließ er die Spritze über sich ergehen und Kai hielt ihn so fest im Arm, dass ihm selbst schon ziemlich warm wurde. Als der Arzt dann fertig war, lächelte dieser seinem Patienten zu. "Und schon hätten wir das erledigt. War es denn jetzt so schlimm?" Kai musste sich ein Lachen verkneifen, denn man sprach mit Uruha wie mit einem Kleinkind. Ihm war wirklich schlecht, als der Arzt die Spritze endlich aus seinem Arm zog und ihm ein Wattepättchen auf die Wunde legte, auf welches Uruha nun drücken sollte, damit die Blutung schneller stoppte. Das tat er auch und atmete ein paarmal tief ein und aus. So schlimm war es gar nicht gewesen... Wirklich nicht. Es lag wohl daran, dass er nicht alleine war. Kai hatte ihn gehalten und ihm Trost und Wärme geschenkt. Der Arzt klebte noch ein Pflaster auf die Wunde und stand dann auf. "So, das hätten wir. Er sollte aber lieber noch etwas liegenbleiben für den Rest des Tages. Und viel trinken.", meinte der Arzt und lächelte auf die beiden Männer herab, die sich da so innig in den Armen lagen. Er nickte. "Ich werd schon auf ihn aufpassen. Das versprech ich Ihnen.", lächelte Kai zurück. Und wie er das tun würde. Uruha würde sich keinen Zentimeter aus dem Bett bewegen dürfen, ohne dass er davon was wusste. Dafür würde er schon sorgen. Einzig auf die Toilette würde er alleine gehen dürfen. Damit verabschiedeten sie sich auch schon von den Ärzten. Gut, dass er sie doch gerufen hatte. Jetzt war ihm schon wohler. Als die Ärzte endlich weg waren, starrte er immer noch auf das Pflaster und plötzlich schlug sein Herz unglaublich schnell. Kami-Sama... Er hatte sich freiwillig eine Spritze geben lassen. Das hatte er noch nie getan. Was für eine Wirkung hatte Kai da bloß auf ihn? Total fertig ließ er sich gegen ihn sinken und schloss die Augen. "Du machst mich fertig...", murmelte er und begann vorsichtig, Kais Nacken zu kraulen. Der Schwarzhaarige lächelte. "Ich mach dich fertig? Wie denn?", schmunzelte er und genoss dieses schöne Gefühl in seinem Nacken. Schon früher hatte er es gern, wenn Uruha das mit ihm machte. "Motto..." Er legte den Kopf in den Nacken und lehnte sich mit seinem Schatz im Arm an die Wand hinter sich. "Das fühlt sich schön an, Ruha.", säuselte er. Und wieder durfte er diese süßen Laute hören, die Kai da von sich gab. Es klang fast wie ein Schnurren und Uruha rückte noch etwas näher an Kai, um ihn noch ein wenig besser kraulen zu können. Lächelnd nahm er zur Kenntniss, wie Kai sich seinen Berührungen entgegenstreckte. "Ist das schön so...?", hauchte er in Kais Ohr und lehnte sich an dessen Brust. "Hai...", wisperte er und schloss die Augen. Wie sehr hatte er das doch vermisst? Uruha in seinen Armen und sie streichelten sich gegenseitig. Doch dann löste er sich wieder und schaute Uruha tief in die Augen. "Du solltest dich lieber hinlegen, damit es dir bald wieder besser geht. Okay?" "Ich liege hier doch gerade auch ganz schön an deiner Brust...", murmelte er leise und strich ihm weiterhin sanft über den Nacken. "Aber wenn du möchtest, leg ich mich natürlich hin." Das tat er dann auch mit Kais Hilfe. Als er dann wieder in den Kissen lag und zu Kai aufschaute, wurde er leicht rot und lächelte ihn lieb an. "Hm... Legst du dich zu mir? Du bist auch noch krank und ich will, dass du dich auch ausruhst." Und schon streckte er die Arme nach Kai aus. Mit schief gelegtem Kopf schaute er auf ihn herab. Dann lächelte er. "Meinst du? Ich fühl mich topfit. Und außerdem muss ich dich jetzt erst mal wieder gesund pflegen. Ich bin nicht so schlimm. Vertrau mir. Ich leg mich schon hin, wenn es nötig ist." Sanft strich er ihm über den Kopf und küsste ihn auf die Stirn. "Ruh dich aus und schlaf ein wenig. Ich pass auf dich auf, mein Schatz." Kopfschüttelnd schlang er die Arme um Kais Nacken und zog ihn zu sich herab. Kais Kopf bettete er auf dem anderen Kissen und schlang die Arme um den schlanken Körper seines Freundes. "Kai-Chan. Ich werd ganz, ganz böse, wenn du nicht bei mir bleibst und dich artig ausruhst. Du hast auch immer noch Fieber und eigentlich hätte ich den Arzt bitten müssen, dich auch nochmal zu untersuchen.", sanft hauchte er ihm einen Kuss auf. "Verzeih, dass ich so viel Arbeit mache. Du bist schließlich krank." Er hatte jetzt gar keine Wahl mehr. Uruha hielt ihn fest und auch wenn er wesentlich stärker war als sein Freund, so würde er es sich niemals wagen, gegen ihn diese einzusetzen. Dafür liebte und achtete er ihn zu sehr. Also ließ er sich in die Kissen sinken und schloss die Augen. "Na gut, aber nur, weil du es bist." Uruha grinste siegessicher und hielt Kai fest im Arm. Er würde ihn jetzt ganz sicher nicht loslassen. Er hielt Kai weiterhin fest in seinen Armen und schmiegte sich an ihn. "Dann schläfst du jetzt auch ne Runde, ja? Und wenn wir aufwachen, ist die Welt bestimmt schon wieder viel besser." Naiv, aber irgendwie süß. Deshalb konnte er auch nur nicken und sich weiter an Uruhas warmen Körper schmiegen. "Okay, aber danach mach ich uns dann etwas zu essen und wir schauen uns gemeinsam einen Film an. Was meinst du? Klingt das verlockend?" Ja, er würde ihn heute mal so richtig verwöhnen. So zur Feier des Tages. Schließlich war es ihr erster gemeinsamer Tag. Und den wollte er schon zu etwas Besonderem machen. Auch wenn Uruha das wohl nicht so sehen würde, dank der schmerzhaften Erfahrung in seinem Badezimmer. "Einen Film?", seine Augen glitzerten verräterisch. "Aber ich glaube, du würdest mich killen, wenn ich jetzt einen Liebesfilm gucken will." Er lachte leise auf und wuschelte ihm durchs Haar. "Ich weiß noch, als wir zusammen im Kino waren. Du bist eingeschlafen.", er drückte ihm einen Kuss auf. "Diesmal entscheidest du, welchen Film wir sehen. Und wir könnten und Popcorn dazu machen. Was hältst du davon... Bärchen?" So hatte er ihn schon lange nicht mehr genannt. Vielleicht erinnerte sich Kai ja an diesen Spitznamen. Nachdenklich tippte er sich ans Kinn. "Stimmt, da war ja was. Was hatten wir da geguckt? Pretty Woman oder so?" Es war schon erstaunlich, dass er sich überhaupt an einen Filmtitel erinnerte. Für gewöhnlich vergaß er das einfach schnell wieder. Aber der hatte schon etwas länger in seinem Kopf Halt gemacht, denn das war sein erster und einziger Kinobesuch mit Uruha. Irgendwann sollten sie es noch einmal machen. "Bärchen?" Schon wurde er wieder rot. Hatte er ihn nicht früher auch so genannt? "Ano... Musst du den Namen schon wieder sagen? Das is voll peinlich." Er vergrub das Gesicht in seinen Händen. "Was? Magst du den Namen nicht?", sein Blick wurde leicht traurig. Er hatte eigentlich gedacht, dass Kai diesen Namen süß gefunden hatte. "Hm... Okay, dann nenn ich dich nicht mehr so. Wenn du das nicht möchtest." Er lächelte leicht und hauchte ihm einen Kuss auf. Dann ließ er seinen Kopf zurück in die Kissen sinken und schloss die Augen. "Jetzt bin ich aber wirklich müde. Lass uns schlafen. Und nachher schauen wir dann was Schönes." Nicht mögen? Natürlich mochte er ihn. Er hatte ihn damals schon total toll gefunden, aber es war so komisch, dass man ihn jetzt wieder so nannte. Dass er ihn jetzt wieder so nannte. Es war einfach nur ungewohnt. Aber darüber konnten sie ja später auch noch sprechen. Mussten sie ja nicht jetzt machen. Dafür waren sie viel zu müde. "Okay, aber nicht einfach wegrennen, wenn ich noch schlafen sollte, verstanden? Ich muss auf dich aufpassen." "Und was, wenn ich aufs Klo muss? Da werd ich ja wohl alleine hin dürfen oder? Ich kann dich doch nicht wecken, nur weil ich mal für kleine Gitarristen muss." Er hob eine Augenbraue und kicherte verhalten. "Naja, ist ja auch egal. Ich bin jetzt jedenfalls müde. Oyasumi nasai, Kai-Chan. Weck mich einfach, falls was ist.", er drückte ihm noch einen Kuss auf und schloss dann die Augen. Irgendwie lief das gerade völlig falsch. Er wollte doch auf ihn aufpassen und nicht er auf ihn. Jetzt tat Uruha doch einfach so, als wäre er derjenige, der verletzt war. Er würde ihn eh nicht wecken, wenn was war. Das konnte er auch alleine. Schließlich war er ja alt genug. Eine ganze Weile beobachtete er ihn. Konnte einfach die Augen nicht von ihm abwenden. Gehörte er jetzt tatsächlich wieder zu ihm? Würde es mit ihnen werden, wie es früher einmal war? So, als wäre er nie weg gewesen? All diese Gedanken kreisten in seinem Kopf und ließen ihn nicht los. Doch irgendwann war auch er eingeschlafen. Seufzend kuschelte er sich an Kai und schloss die Augen. Schlafen konnte er noch nicht wirklich. Er fühlte sich gerade einfach zu gut in Kais Armen. Das wollte er jetzt auch noch ein wenig ausnutzen und nicht gleich einschlafen. Eine Weile beobachtete er ihn einfach nur, als er bemerkte, dass Kai eingeschlafen war und kraulte seine Brust, zog unsichtbare Kreise auf ihr. Doch einige Augenblicke später fiel auch er in einen ruhigen, entspannenden Schlaf und hielt Kai trotzdem weiterhin fest in seinen Armen. Kai schwitzte ganz schön. Scheinbar war das Fieber wieder gestiegen. Das lag wohl auch an der Anstrengung der letzten Stunden und unter seiner Decke war es auch ziemlich warm. Nein, eher heiß, denn Uruha spendete verdammt viel Wärme, obwohl ihm schon so warm war. Dadurch wachte er auch nach zwei Stunden schlaf auch wieder auf. Seine Kleidung klebte an ihm und das mochte er wirklich nicht länger ertragen. Vorsichtig hob er Uruhas Arm, der um ihn geschlungen war und zog seinen Körper zur Seite. Dann legte er ihn vorsichtig wieder hin und deckte den Schlafenden wieder zu. Ihm war unsagbar heiß und er wollte sich abkühlen. Das hieß also unter die Dusche. Gesagt, getan. Nun stand er unter dem warmen Wasser und wusch sich den Schweiß von der Haut. Leicht schmatzend drehte er sich um und lag nun auf der Seite. Die Decke, die Kai gerade noch so fürsorglich über ihm ausgebreitet hatte, rutschte langsam aber sicher von ihm herab und landete schließlich von einer weiteren unruhigen Bewegung seitens des Brünetten auf dem Boden. Dadurch jedoch wurde ihm kalt und einige Minuten später erwachte er durch die Kälte, die sich durch seine Haut zog. Müde richtete er sich auf und fasste sich an den Kopf. Ihm war schwindlig. Und wo war Kai? Er sollte doch Bescheid sagen, wenn etwas war. Und nicht einfach abhauen! "Kai...?", rief er leise und versuchte sich aufzurichten, was jedoch nicht klappen wollte. "Kai? Wo bist du?" Noch immer stand er im Badezimmer und machte sich frisch, damit seine Kleidung nicht wieder an ihm kleben blieben. Dieses Gefühl war einfach nur eklig. Er stieg aus der Dusche und trocknete sich gleich ab. Dann legte er sich ein Handtuch um und tapste auf leisen Sohlen zurück ins Schlafzimmer. Wenn Uruha noch schlafen würde, dann hatte er jetzt sicher nichts mitbekommen. Dann hätte er Glück und würde sich einfach wieder zu ihm ins Bett legen, als wäre nichts gewesen. Doch zu seinem Leidwesen wurde er schon von zwei bernsteinfarben Augen angesehen, als er ins Zimmer kam. "Ups.", machte er nur. "Nichts da 'ups'.", murrte er leise und zog seinen Schmollmund. "Du solltest nicht einfach aufstehen, wenn was ist. Ich hab mir eben wirklich Sorgen gemacht. Was, wenn du auch gestürzt wärst? Dann hätte ich dir nicht helfen können und du wärst vielleicht schlimm verletzt. Mach das bitte nicht wieder, ja? Ich hab sonst wirklich Angst um dich, du bist immer noch krank und hast Fieber." Dann streckte er die Arme nach ihm aus und lächelte leicht. "Es ist schon Abend. Wenn wir noch was essen und einen Film sehen wollen, sollten wir das jetzt tun. Sonst wird´s wirklich zu spät. Ziehst du mich mal auf die Beine? Ich bin schon alt und komm sonst nicht hoch." Doch ups. Er wollte doch nicht, dass sein Schatz auf ihn böse war. "Aber... du hast doch so schön geschlafen gehabt, da hab ich´s nicht übers Herz gebracht, dich einfach zu wecken.", meinte er, als er die Hände Uruhas ergriff und ihn auf die Beine zog. Dieser schien seine Ausrede aber auch so nicht zu akzeptieren. Kai seufzte. "Gomen, kommt nicht wieder vor. Versprochen." "Will ich aber auch für dich hoffen.", meinte er gespielt beleidigt und piekte ihn in die Seite. "Wenn nicht, dann komm ich und versohl dir mal ordentlich den Allerwertesten. Und das mach ich dann auch." Er ließ sich von Kai auf die Beine ziehen und schwankte erstmal beachtlich, ehe er sich auf den Beinen halten konnte, sich jedoch trotzdem bei Kai unterhakte. Sicher ist sicher. "Lass uns mal in dein Wohnzimmer gehen.", nuschelte er und kuschelte sich an ihn. Sofort gab er ihm halt und stützte ihn. Er wollte ja nicht, dass er wieder fiel. Einmal reichte doch völlig aus. "Na dann aber los." Ganz langsam gingen sie ins Wohnzimmer und Kai bemühte sich, Uruha so vorsichtig wie möglich aufs Sofa zu setzen. Er wusste ja nicht, ob dieser noch Schmerzen hatte oder nicht. Lieber auf Nummer sicher gehen. "Möchtest du etwas trinken?", fragte er ihn auch gleich, als er ihn mit einer dicken Wolldecke zudeckte. Irgendwie fühlte er sich gerade wie ein alter Opa aus dem Altenheim, der von einem Krankenpfleger gepflegt werden musste. Beim Gehen helfen, mit dicker Wolldecke zudecken... Fehlte nur noch das Waschen und der Schaukelstuhl, dann wäre es perfekt. "Hai, wäre lieb von dir. Kann ich einen Tee haben? Früchtetee? Aber danach setzt du dich bitte sofort zu mir unter die Decke und wir kuscheln, ja? Alles sollst du ja auch nicht machen. Du hast Fieber." "Hai, Mami. Wie du wünschst. Ich beeile mich auch." Und schon huschte er in die Küche. Doch dann lugte er aus der Küche ins Wohnzimmer. "Möchtest du vielleicht was essen? Hab aber nur noch Tiefkühlpizza da. Mit Mayo schmeckt die aber verdammt lecker.", grinste er breit und wartete eine Antwort ab. Am liebsten hätte er sich jetzt vor Ekel geschüttelt. Aber das hätte seinem Kopf sicherlich nicht gut getan, deshalb ließ er es lieber und sah zu Kai in die Küche. "An was für einer Geschmacksverirrung leidest du denn?", grinste er. "Mayonnaise mit Pizza? Nein, danke. Ohne Mayonnaise wäre mir die da doch lieber." Enttäuscht ließ er den Kopf sinken und verschwand in der Küche. Dann halt Pizza ohne Mayo. Auch nicht schlecht. Immerhin konnte er ihm etwas zu essen vorsetzen. Auch wenn´s nur einfache Pizza war. Schnell schob er sie in den Ofen und setzte dann das Wasser für den Tee auf. Als dieser endlich fertig war, brachte er ihn ins Wohnzimmer und stellte ihn vor Uruha auf den kleinen Couchtisch. "Kann ich sonst noch was für dich tun?" "Nein. Nicht nötig. Danke, Kai-Chan.", lächelte er und pustete ein wenig, um den heißen Tee trinken zu können. Dann setzte er die Tasse wieder ab und zog Kai neben sich. "Welchen Film willst du jetzt eigentlich sehen? Hast du dir schon einen ausgesucht? Diesmal werde ich ganz sicher nicht aussuchen. Sonst schläfst du mir wieder ein." Er pokte ihn frech in die Seite und sah ihn aufforndernd an. "Ano..." So richtig wusste er nicht, was sie gucken konnten. Filme, die Uruha vielleicht bevorzugen würde, hatte er eh nicht im Haus. Dafür schaute er eh zu wenig fern. Er hätte lieber was Actiongeladenes oder nen schönen Horrorfilm. Aber das würde er Uruha ganz bestimmt nicht antun. Dann sollte lieber er aussuchen, was sie schauten. "Ich glaub, es is besser, wenn du dir was aussuchst.", lächelte er. Sofort schüttelte er den Kopf und sah ihn stur an. "Nichts da. Diesmal nicht. Ich such mir jetzt nichts aus. Diesmal bist du dran. Es ist unfair, wenn immer nur ich aussuche. Und egal, was du jetzt sagst, ich ändere meine Meinung nicht." Er grinste und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. "Komm schon. Einmal kannst du auch mal aussuchen. Nicht immer ich." Resigniert seufzte er und ging zu seiner Sammlung an DVDs, die fein säuberlich in einem Regal verstaut war. Die Auswahl war schon ziemlich groß und er wusste wirklich nicht, welchen er nehmen sollte. Gesehen hatte er ja eh schon alle. Da war es also so ziemlich egal, was er aus der ordentlichen Reihe herauszog. Also griff er wahllos nach einer Hülle und nahm sie mit zum Fernseh. Schnell war dieser angeschalten und die DVD eingelegt. "Ich guck nur schnell nach dem Essen." Er legte die Hülle direkt neben Uruhas Tasse auf den Tisch. So war sie ziemlich gut sichtbar. Kai verschwand auch schon wieder in der Küche. 'The hills have eyes' prangte groß die Überschrift auf der Hülle der DVD und Uruha schluckte. Oha. Was schaute sich Kai denn bitteschön für Filme an? Ihm wurde gleich ganz anders in der Magengegend. Hoffentlich würde er dann nicht gleich schreiend unterm Tisch sitzen. Das wäre peinlich. "Hai... Tu das...", murmelte er, während er immer noch auf die Hülle starrte. Na, wenn das nicht ein *lustiger* Abend werden würde... Mit einem großen Teller kam er ins Zimmer zurück. Die Pizza hatte er schon in kleine handliche Stücke geteilt, damit sie sich nicht auch noch mit Besteck aufhalten mussten. Dann setzte er sich zu Uruha aufs Sofa und startete den Film. "Dann lass uns den Abend mal genießen, hai?" "Genießen... Hai...", murmelte er tonlos und kuschelte sich sofort an Kai, während er sich ein Pizzastück nahm. Als Kai den Film startete, hätte er ihn am liebsten gefragt, ob er ihn nicht doch wieder ausstellen konnte. Das wäre ihm jetzt doch lieber gewesen, als dass er jetzt Angst bekam. "Uhm...", machte er so leise, dass Kai es nicht hören konnte und aß brav sein Pizzastück und starrte auf den Fernseher. Zufrieden lehnte er sich ins Sofa und futterte sein Stückchen Pizza, das er sich schnell noch genommen hatte. Mal sehen, ob er den Film diesmal zuende gucken konnte. Er erinnerte sich noch an ihren letzten gemeinsamen Filmabend. Da hatte Uruha ihn nachher auch noch angefleht, das Ding wieder auszumachen. Ob es wirklich so gut war, dass er ihn hatte entscheiden lassen? Na ja, überraschen lassen. "Wenn dir was nicht gefällt oder du was brauchst, sag einfach Bescheid, hai?" "Hai, mach ich. Keine Bange.", nuschelte er zwischen zwei Pizzabissen und starrte weiterhin auf den Bildschirm. So langsam wurde ihm nun doch mulmig. War es richtig gewesen, Kai entscheiden zu lassen? Irgendwie hatte er jetzt doch kalte Füße bekommen. Aber er war schließlich schon erwachsen. Da sollte er sich nicht so anstellen. Irgendwann so in der Mitte des Filmes konnte Uruha dann einfach nicht mehr. Schnell stand er auf, murmelte leise "Ich geh mal schnell aufs Klo..." und verschwand im Bad. Verwirrt sah er ihm hinterher. "Ano...okay." Na ja, solange er nur aufs Klo musste, war ja alles in Ordnung. Darüber musste er sich ja keine Gedanken machen. Also widmete er sich wieder dem Film und lehnte sich entspannt zurück. Bisher war ja wirklich nicht viel gewesen. Uruha hatte alles brav über sich ergehen lassen. Vielleicht schaute er ja jetzt auch ab und an mal einen solchen Streifen. Seufzend lehnte er sich an die Badezimmertür. Sein Körper zitterte leicht und er schluckte hart. Da war ja die Hölle ein Klacks gegen. Der Regisseur dieses Films gehörte eindeutig hinter Gitter. Wer dachte sich denn so einen Horrorstreifen aus? Schnell spritzte er sich etwas Wasser ins Gesicht, atmete ein paarmal tief ein und aus und tapste dann zurück zu Kai. Leise setzte er sich wieder neben ihn und zog die Beine an den Oberkörper. Kai zog die Augenbrauen nach oben, als er Uruha wieder in den Raum kommen sah. Irgendwie sah er blass aus. Ob es ihm gut ging? "Ruha? Alles in Ordnung mit dir?", fragte er besorgt. Nicht, dass es ihm schlecht ging und er nur wieder nicht den Mund aufbekam. "Hai, alles in Ordnung.", grinste er verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. "Ich hab bloß einen gewaltigen Schrecken in den Knochen sitzen. Keine Bange. Aber... Kann ich mich an dich kuscheln? Dann kann ich´s besser aushalten." Er lächelte süß und setzte seinen Kulleraugenblick auf. Wenn Kai ihn auch schon dauernd mit seinem Dackelblick bombardierte, durfte er das auch mal ausprobieren. Verlegen lächelte er und streckte die Arme nach ihm aus. Uruhas Blick war wirklich zu süß, als dass er ihm hätte widerstehen können. Aber er hätte auch ohne diesen Blick mit ihm gekuschelt. "Wenn es dir zu viel wird, können wir auch ausmachen und einfach mal schauen, was im Fernseh so läuft. Wir müssen das nicht gucken.", bemerkte er. Schließlich sollte Uruha sich nachher nicht zu tode fürchten. "Nein. Wenn du da bist, hab ich ja keine Angst. Ich bin 21, da werd ich das mal aushalten können. Außerdem willst du den Film ja gucken und dann gucken wir den jetzt auch." Er lächelte und kuschelte sich in Kais ausgestreckte Arme. Schnurrend schlang er die Arme um ihn und gab ihm einen Kuss, bevor er sich wieder an ihn kuschelte und den Film brav weiterschaute. Auch, wenn er dadurch des Öfteren eiskalte Schauer über den Rücken und Gänsehaut bekam. Na gut, dann sollten sie eben den Film zuende schauen. Ihm war´s recht. Hatte ihn ja schon lange nicht mehr gesehen. Allerdings spürte er, dass Uruha ab und an mal zusammenzuckte oder kurz zitterte. Er schien regelrecht mitzufiebern. Das ließ ihn schmunzeln und er zog ihn näher an sich. Irgendwann war dann auch dieser Film zuende und er schaltete auf das normale Fernsehprogramm um. "Wollen wir noch ein bisschen fern sehen?", fragte er ihn. Wow. Er lebte noch. Beachtliche Leistung. Erleichtert aufatmend kuschelte er sich noch ein Stückchen näher an den warmen Körper des anderen. Kam es ihm nur so vor oder war Kai wirklich... Ziemlich heiß? Schnell hob er den Kopf und legte ihm eine Hand auf die Stirn. Eindeutig wieder höheres Fieber. "Nein, Kai. Du gehörst jetzt ins Bett. Es ist sowieso unverantwortlich von mir, dass ich dich hier sitzen lasse. Tut mir wirklich leid.", seufzte er und stand vorsichtig auf, hielt Kai eine Hand hin. "Wir sollten ins Bett." "Nani?" Verstört schaute er ihn an. "Wieso? Ich bin doch noch hellwach?", murrte er. Dennoch ergriff er Uruhas Hand und stand auf. Er wollte es sich ja auch nicht wirklich mit dem Größeren verscherzen. "Na gut." Er machte schnell den Fernseher aus und tapste dann hinter Uruha hinterher. Er nahm Kais Hand und führte ihn langsam ins Schlafzimmer. Dort drückte er ihn aufs Bett, bevor er begann, in Kais Schrank herumzuwühlen und drückte ihm dann einen frischen Schlafanzug in die Arme. "So, brav anziehen und dann sofort ins Bettchen. Schwester Ruha geht nochmal kurz ins Bad und dann wird geschlafen." Er drückte ihm einen Kuss auf, bevor er selbst ins Bad huschte. Er hoppste nochmal schnell unter die Dusche - er fühlte sich gleich viel besser - und trocknete sich ab. Doch... Er hatte ja gar nichts zum Anziehen! Nur mit einem Handtuch um die Hüften kam er wieder hinaus und sah Kai verlegen an. "Sag mal... Hast du irgendein Schlafshirt, welches ich anziehen kann?" Gerade war er dabei, sich den Schlafanzug anzuziehen, als Uruha nur mit einem Handtuch ins Schlafzimmer kam. Sofort ließ er das Oberteil fallen und starrte ihn an. Musste er ihm das auch noch vorm Schlafen gehen antun? "Ano... Guck mal im Schrank, da is bestimmt was drin." Schnell drehte er den Kopf weg. Noch mehr starren musste er ja nun wirklich nicht. Verlegen grinsend ging er zum Schrank und durchforstete diesen nach einem geeigneten Schlafshirt. Endlich hatte er eines in XXL gefunden und zog es sich über. Es passte sogar. Er wollte nicht wissen, wie der kleinere Drummer darin versinken musste. Ihm ging es ja schon bis zu den Kniekehlen. Lächelnd ließ er sich neben Kai ins Bett sinken und schmiegte sich an ihn. "So... Schlafen?" Kai grinste breit, als Uruha sich erstmal in seinem Spiegel betrachten musste und am Saum des ziemlich großen Shirts herumspielte. Mal wieder einer der Momente, die er ein Leben lang nicht vergessen würde. "Wenn du endlich fertig bist mit deiner Modenschau, dann ja.", feixte er und lehnte sich zurück in die Kissen. "Ich seh halt toll aus in dem Ding. Da werd ich mich ja wohl bewundern dürfen.", grinste er und machte einen Kussmund. Noch einmal drehte er sich um seine eigene Achse, ehe er sich an Kai kuschelte und die Augen schloss. Einen Arm legte er auf Kais Bauch, seinen Kopf auf Kais Brust und schloss die Augen. "So, jetzt aber wirklich." Noch einmal musste er kichern. "Ja, Mama." Und schon schloss er gespielt die Augen. Und ab und an spionierte er aus einem Auge, ob Uruha denn schon schlief. Er wollte ihn ja noch still und heimlich dabei beobachten, wie er hier neben ihm schlief. Wollte so noch ein paar Dinge über ihn in Erfahrung bringen. Dinge, die sich in den letzten Jahren eventuell verändert haben könnten. Doch lange hielt er das nicht durch. Kaum eine Viertelstunde nachdem sie zu Bett gegangen waren, schlief er auch schon tief und fest. Nichts mit Uruha noch ein wenig beobachten. Dafür war er viel zu müde und erschöpft. Zufrieden kuschelte er sich an den Drummer und schlang fest die Arme um ihn. Nicht, dass der wieder auf die Idee kam, einfach so aufzustehen. Nix da. Diesmal würde er davon auch aufwachen und ihn nicht gehen lassen. Lächelnd schloss er die Augen und war wenige Augenblicke nach Kai auch schon eingeschlafen. Schöne Träume suchten ihn diesmal heim und er schmunzelte im Schlaf, während er sich leise schmatzend an ihn schmiegte. Kapitel 16: ------------ Mal wieder mit dem Gefühl des Fast-Erdrückt-Werdens wachte er fast schon gegen Mittag auf. Doch dieses Mal war es nicht die Sonne, die ihnen an diesem Tag entgegen lachte. Nein, es war grau, düster und nass. Es machte den Anschein, als würde bald ein richtiges Gewitter aufziehen. Kai murrte, als er an Uruha vorbei aus dem Fenster sah. Na toll. Jetzt mussten sie vermutlich auch noch den ganzen Tag in der Wohnung hocken und warten, dass das schlechte Wetter endlich vorbeizog. Zu seinem Glück musste er diese Zeit aber nicht alleine überbrücken. Neben ihm lag ein selig schlummernder Uruha, der ihn ziemlich fest im Griff hatte. Okay, der wohl eher halb auf ihm lag. Aber er beschloss, ihn dieses Mal schlafen zu lassen. Er sah wirklich verdammt unschuldig aus, so wie er da lag. Schnurrend schmiegte er sich noch etwas fester an Kai heran. Ihm war irgendwie kalt, aber erklären, wieso das so war, konnte er sich nicht. Leise schmatzend bewegte er sich etwas und lag nun zur Hälfte gänzlich auf Kai. Sein Oberkörper lag auf Kais Brust und sein rechtes Bein lag quer über Kais Beinen. Etwa eine halbe Stunde, nachdem Kai aufgewacht war, erwachte Uruha ebenfalls und blinzelte verwirrt und verschlafen zugleich. Auf was lag er denn da? Das war aber nicht sein weiches Bett. Das hier war härter. Als er bemerkte, dass es Kai war, welchen er so umschlang, wurde er leicht rot und rückte etwas weg. "Ohayou...", nuschelte er müde. "Ohayou.", begrüßte er die Schlafmütze. "Na, gut geschlafen?" Er lächelte ihn an und eigentlich hatte er doch gute Laune. Trotz des miesen Wetters. Mussten sie sich die Zeit eben anders vertreiben. Da würde sich aber sicherlich etwas finden. Da hatte er keine Bedenken. "Du siehst mal wieder herzallerliebst aus." Sofort piekte er ihm leicht in die Wange. "Zuckersüß." "Von wegen zuckersüß. Ich sehe bestimmt aus wie der letzte Penner.", murmelte er leise und schaute gleich mal in den Spiegel. "Naja, eher wie eine Vogelscheuche." Er seufzte müde auf und fuhr sich durch die Haare. "Ich hasse meine Haare. Die sind immer so wuschlig und durcheinander." Kai nutzte das und griff sofort mit beiden Händen in den wild zerzausten Schopf. Grinsend wuschelte er da durch. "Ich find das toll.", kicherte er und strahlte bis über beide Ohren. Das wollte er schon immer mal machen. Aufquietschend schlug er Kais Hände weg und starrte entsetzt auf sein Spiegelbild, bei welchem die Haare nun kreuz und quer abstanden. "Och, Kai! Schau dir das doch mal an...", murrte er leise und zuppelte an ihnen herum. "Jetzt muss ich die kämmen und das tut weh." Trotz Uruhas Murren musste er immer noch leise lachen. "Tja, hast mich ja herausgefordert.", stichelte er. "Da konnt ich nicht anders. Selbst schuld." Grinsend erhob er sich. "Selbst schuld.", äffte er ihn grummelnd nach und seufzte. "Na, ist mir jetzt auch egal. Heute ist eh schreckliches Wetter. Da gehen wir eh nicht raus oder?" Er lächelte und zupfte sich wieder das Shirt zurecht. "Ich glaub, ich bleib heute so." Kai legte die Stirn in Falten. "Ano... Du willst SO bleiben?", fragte er gespielt theatralisch und zeigt mit dem Finger auf seinen Freund. "Das ist nicht dein Ernst, oder?" Unsicher musterte er ihn von oben bis unten. Er hob eine Augenbraue und drehte sich ein paarmal. "Wieso denn nicht? Bist doch nur du hier. Sonst keiner. Und bei dir brauch ich mich nicht zu schämen. Oder gefällt dir mein Anblick nicht? Soll ich mich wieder umziehen?" Gespielt traurig sah er zu Kai und schniefte kurz. Verdattert starrte er ihn an. Was sollte er denn jetzt dazu sagen? Uruha sagte doch eben selbst, dass er wie eine Vogelscheuche aussah. Und jetzt wollte er so bleiben? Na ja, ihm sollte es ja egal sein. Er hatte ja auch kein Problem damit. "Solange du nicht den Paketmann in deinem Aufzug erschreckst, kannst du gerne so bleiben. Mir ist das egal. Hab ich halt ne Vogelscheuche als Freund. Is doch mal was anderes." "Pfh. Von wegen.", murrte er leise und stand auf. "Der Paketmann kennt mich schon. Ich mach dem öfters in knappen Outfits auf und dann geht die Post aber richtig ab." Als Kais Gesichtszüge entgleisten, lachte er lauthals auf und sah ihn an. "Hast du mir das jetzt geglaubt?" Verlegen kratzte er sich am Kopf. "Na ja, bei dir is alles möglich.", kicherte er und wich dem Kissen, das Uruha ihm gerade entgegen geschmissen hatte, gekonnt aus. "Was is? Is doch so. Nachher stehst du noch in Strapsen oder Hotpants auf der Bühne, was?" Sofort starrte er ihn verdutzt an. "Wie? Hast du etwa schonmal einen unserer Auftritte im Fernsehen angesehen?" Als er Kais ebenso perplexem Blick begegnete, seufzte er auf und meinte: "Na... Ich trag wirklich Strapse und Hotpants auf der Bühne." Jetzt war er platt. Wie jetzt? Uruha stand wirklich in Strapsen und Hotpants auf der Bühne? So zeigte er sich in aller Öffentlichkeit. Das war doch jetzt nicht sein Ernst oder? "Ano..." Er schüttelte den Kopf. "Nein, hab ich noch nicht gesehen. Wie auch? Ich wusste ja noch nichtmal, wie die Band heißt." Er verdrehte leicht die Augen. "Natürlich weißt du, wie unsere Band heißt. Wir haben den Namen vor fünf Jahren zusammen ausgesucht. Vergesslicher Baka, du." Er stupste ihm frech gegen die Nase und grinste. "Kann dir ja mal mein Lieblingsoutfit zeigen." "Nani?" Sie hatten wirklich den Bandnamen vor fünf Jahren ausgesucht? Er überlegte. Hatten sie den dämlichen und ziemlich unlogischen Vorschlag von ihm beibehalten? Schien ganz so zu sein. Sonst fiel ihm nämlich nichts ein, was mit ihrer damaligen Band zusammenhing. "Du willst was?", fragte er nochmal lieber nach. "Dir mein Lieblingsoutfit zeigen. Bist du schon schwerhörig, du alter Opa?", er grinste. "Hast du einen PC hier? Dann könnte ich dir Bilder im Internet zeigen. Die gibt´s von uns zu Genüge." Er stupste ihn frech an und nahm seine Hand. "Ano... hab nur nen Laptop." Er stand auf und ging ins Wohnzimmer. Dort wühlte er kurz auf dem ziemlich zugemüllten Schreibtisch herum und zog einen kleinen Laptop aus dem Papierstapel hervor. Damit ging er zum Sofa und setzte sich. "Is zwar nicht der Neueste, aber er funktioniert einwandfrei." Er machte Platz für Uruha und war wirklich gespannt, was dabei jetzt rauskam. "Dann zeig mal, was du so auf der Bühne hübsches anhast." Sofort setzte er sich neben Kai und öffnete das Google. Sogleich tippte er seinen eigenen Namen und Silly God Disco hinterher. Dann stellte er auf Bilder und sofort erschienen viele Bilder von the GazettE. Er öffnete sogleich eines und zeigte es Kai. (http://farm4.static.flickr.com/3103/2312262485_56b32c4a0f.jpg?v=0) "Und? Wie findest du es?" Kai verschluckte sich fast an seiner eigenen Spucke. Gott, sah das heiß aus. Und so stand er auf der Bühne? Skeptich schaute er ihn an. "Aber... muss ich sowas jetzt auch tragen, wenn ich in eurer Band bin?" Das würde für ihn heißen, dass er dann auch in so knappen Klamotten rumlaufen sollte? Niemals. Das ging auf keine Kuhhaut. Alles würde er machen, er würde sogar Leader werden, aber er würde bestimmt keine Strapse tragen. Er lachte auf und klopfte ihm beruhigend auf den Rücken. Grinsend stellte er fest, welche Wirkung er auf Kai zu haben schien. "Gefällt´s dir denn wenigstens an mir? Keine Sorge, du musst das nicht tragen. Ich werde eigentlich auch nur gezwungen.", er wurde rot. "Die anderen sagen, ich hätte tolle Oberschenkel und die müsse man zeigen. Ich glaube, die verulken mich." Erleichtert atmete er auf. Gut, sowas anziehen musste er schonmal nicht. Glück gehabt. Aber trotzdem würde es ihm schwer fallen, mit Uruha auf einer Bühne zu stehen, wenn er solche Klamotten trug. "Trägst du sowas immer? Oder nur ab und an mal. Ich mein... auf der Bühne." Wenn er das wirklich öfter tragen würde, dann wäre seine Karriere als Drummer schon beendet, bevor sie angefangen hatte. "Aber sieht schon sexy aus.", musste er zugeben. "Ich trag das eigentlich öfter. Nicht immer, aber auch nicht selten. Die Mädels stehen drauf.", er zuckte mit den Schultern. "Und Ruki meint, wir sollten auch mal Fanservice machen. Und das für Mädchen, obwohl wir eigentlich schwul sind." Er lachte leise. "Wollen wir mehr Bilder ansehen?" Mehr Bilder? Wollte er ihn umbringen oder was? Noch mehr und er würde gleich in Ohnmacht fallen. Dafür sahen die Bilder einfach zu Hammer aus. Uruha hatte wirklich verdammt viel Sexappeal. Aber... Musste er das jetzt auch noch anderen zeigen? Ein bisschen eifersüchtig war er jetzt schon. "Fanservice? Was is damit gemeint?" "Du weißt nicht, was Fanservice ist?", er kicherte. "Naja..." Er setzte sich rittlings auf Kais Schoß und fuhr ihm durch die Haare. "Wir stehen auf der Bühne, spielen und ab und zu wird getatscht oder ein Küsschen gegeben." Er grinste süffisant. "Ich frag Ruki, ob ich dir dann immer ein Küsschen geben kann." Er schluckte hart. Das war also Fanservice. Aber wozu machte man das? Man spielte doch eigentlich wegen der Musik. Oder etwa nicht? So ganz konnte er dem nicht folgen, aber Uruha schien seinen Spaß dabei zu haben. "Aber... wie willst du das denn machen, wenn du da vorne stehst und ich hinter den Drums sitze? Das is wohl etwas schlecht oder?" "Uhm... Ich komm einfach mal zu dir, geb dir nen Kuss und dann wieder weghuschen. Ist doch ganz easy." Er wurde rot und sah zu Boden. "Ich wüsste nicht, mit wem ich sonst Fanservice machen sollte. Aoi kann ich ja jetzt vergessen." Musste er gerade jetzt diesen Kerl erwähnen? Sofort schlug seine Stimmung um. Jetzt passte das Wetter wirklich zu seiner Laune. Mies und ziemlich unerwünscht. Er brummte nur, erhob sich dann und ging in die Küche, um erst mal einen Kaffee aufzusetzen. Verdattert blieb Uruha sitzen und starrte Kai hinterher, der gerade in die Küche verschwunden war. Eine feingeschwungene Augenbraue erhob sich in die Höhe. "Uhm..." Sofort stand er auf und ging Kai hinterher, legte von hinten die Arme um ihn. "Was ist los?" Er spürte Uruhas Arme, die sich um seinen Körper legten und vernahm die lieben, besorgten Worte seines Schatzes. Doch das machte es auch nicht leichter. Eher im Gegenteil. Schließlich ging es bei ihrer Auseinandersetzung um genau ihn. "Gomen, aber... ich bin nicht sehr gut auf ihn zu sprechen im Moment. Weiß auch nicht, warum." Er seufzte und legte eine Hand auf Uruhas, die auf seinem Bauch lag. Er seufzte tief und schmiegte sich noch fester an Kai heran, versteckte sein Gesicht an dessen Rücken. "Ich weiß aber, wieso... Und das tut mir leid. Ich bin der Auslöser für diesen ganzen Schlamassel. Ich wollte nicht, dass Aoi so wird." Uruha strich sanft mit dem Daumen über Kais flachen Bauch und schloss die Augen. "Iie... Du bist nicht daran schuld. Wirklich nicht. Wäre ich nicht wieder hergekommen und wären wir uns nicht begegnet, dann wärst du vermutlich noch glücklich mit ihm und er wäre genauso, wie er früher war. Wenn sich jemand entschuldigen muss, dann doch wohl ich." Er senkte den Kopf und schaute zu Boden. Ja, wäre er nicht wieder nach Kanagawa oder besser gar nicht erst nach Japan zurückgekehrt, dann würde wohl einiges noch so sein, wie es vor seiner Ankunft hier war. Mit einem Ruck drehte Uruha Kai zu sich herum und starrte ihn wütend an. "Red keinen Stuss. Natürlich hättest du herkommen sollen. Japan ist deine Heimat. Kanagawa ist deine Heimat. Wir sind deine Heimat. Ohne dich wäre das Leben hier nur halb so schön und ich wäre auch nicht sehr glücklich. Ich war es die ganze Zeit über ohne dich nicht." Er presste sein Gesicht an Kais Brust. "Ich hab dich so vermisst, Kai. Die ganze Zeit über." Kai spürte, wie ihm warm wurde. "Aber..." Ja, was sollte er dazu sagen? Sollte er ihn fragen, warum er der Meinung war, dass er ohne ihn nicht glücklich war? Wollte er wirklich wissen, was dahintersteckte? "Aber... wenn du ohne mich nicht glücklich gewesen bist, wieso... wieso warst du dann mit Aoi zusammen?" Nun hatte er seine Bedenken doch ausgesprochen. Wollte er sie nicht eben noch für sich behalten? In sich einkerkern und nie wieder rauslassen? "Wieso? Ach, Kai... Hätte ich fünf Jahre alleine sein sollen? Ganz alleine, ohne jemanden, der mir zuhört? Mich in den Arm nimmt?", er seufzte. "Ich weiß, du warst auch alleine, aber... Anscheinend konntest du es besser aushalten als ich. Nach drei Jahren konnte ich einfach nicht mehr." Er sah betreten zu Boden. "Gomen nasai..." Glaubte er wirklich, dass er es ausgehalten hatte? Glaubte er wirklich, er wäre so stark gewesen? Nein, auch er hatte jemanden gebraucht, der ihm Halt gibt. Der für ihn da war, wenn es ihm schlecht ging. "Ano... ich hab es auch nicht ausgehalten. Ich hatte solche Sehnsucht nach dir. Glaubst du wirklich, dass ich so stark war?" Er nickte. "Du bist stark, Kai. Du hast es ja ausgehalten. Oder hattest du doch jemanden an deiner Seite?" Er sah ihn leicht melancholisch an. "Wenn nicht, dann bist du stark." Beschämt schaute er zur Seite. Was sollte er ihm jetzt sagen? Dass er wirklich nicht stark gewesen war? Dass er wesentlich schwächer war, als er zum Schein vorgab? Das wollte er nicht. Was würde Uruha dann von ihm halten? "Kai?" Verwirrt sah er ihm ins Gesicht. Was hatte das denn nun zu bedeuten? Hatte Kai etwa doch jemanden an seiner Seite gehabt? Einen Freund? "Was ist los?" Nur zögerlich schaute er ihm wieder ins Gesicht. "Auch ich bin nicht so stark, wie immer alle denken." Er schluckte trocken und hob seine Hand. Doch den Kopf drehte er weg, damit Uruha ihm nicht ins Gesicht sehen konnte. "Irgendwann wollte ich einfach nicht mehr." Es war, als würde sein Herz einige Momente aussetzen. Kai hatte also doch jemanden gehabt? Aber wie konnte er es ihm verübeln? Er selbst hatte ja auch Zuflucht bei jemand anderem als Kai gesucht. Trotzdem war es irgendwie ein seltsames Gefühl. "Wie hieß er denn?", fragte er lächelnd. Entsetzt schaute er ihn an. Dann schüttelte er den Kopf. Hatte Uruha wirklich nicht gesehen, was er meinte? War diese Narbe schon so gut verheilt, dass man sie nicht mehr sah? Aber er hatte sie. Er wusste, dass sie da war. "Es gab keinen anderen Menschen in meinem Leben. Nicht einen." Seufzend nahm Uruha Kais Hand in seine eigene und streichelte sanft darüber. "Kai... Was soll das heißen, du wolltest nicht mehr?" Er verstand ihn nicht so ganz. Zärtlich nahm er Kais Hand etwas höher und wollte sie noch fester drücken, als plötzlich Kais Ärmel verrutschte und etwas zum Vorschein kam, was Uruha schlagartig verstummen ließ. Fassungslos starrte er auf Kais Handgelenk. "Nein...", murmelte er leise, schüttelte zögerlich den Kopf. "Nein, Kai..." Noch immer schaute er weg. Er wusste einfach nicht, wie er Uruha das erklären sollte. Er wollte bei ihm sein? Er konnte einfach nicht ohne ihn? Nein, das alles klang viel zu sehr nach Vorwürfen. Und die wollte er ihm nicht machen. Dazu hatte er kein Recht. Niemand hatte das Recht dazu, einem Menschen wegen seiner eigenen Taten die Schuld zu geben. Wenn einer schuld war, dann er selbst, weil er schwach gewesen war. Weil er ohne diesen einen Menschen nicht mehr klarkam. Tränen traten in seine Augen und er hickste auf, während er weiterhin wie gebannt auf Kais Handgelenk starrte. Was sollte das bedeuten? Hatte Kai versucht, sich wirklich das Leben zu nehmen? Weil sie nicht zusammen sein konnten? Beinahe hätten in die Schuldgefühle in die Knie gezwungen und er sah Kai in die Augen. "Kai..." Mehr brachte er nicht hervor. Kai war für ihn da gewesen, als er selbst vor fünf Jahren versuchte, sich das Leben zu nehmen. Und er? Er konnte Kai nicht beistehen, als er diese schwere Zeit durchgemacht hatte. "Es tut mir so leid...", wisperte er erstickt. Uruha wusste es nun also doch. Er wusste, dass er es ohne ihn nicht mehr ausgehalten hatte. Wusste, dass er sich einfach so aus dem Staub machen wollte. Klammheimlich, ohne ein Wort zu verlieren. Ohne sich zu verabschieden. Und sein Freund hätte niemals etwas davon erfahren. Und genau das war es, was ihn dazu gebracht hatte. Uruha konnte einfach glücklich ohne ihn leben. "Es muss dir nicht leid tun. Es ist meine Schuld. Ich war einfach nicht stark genug gewesen." Wenn er wüsste, wie nah er an der Schwelle zum Tod gewesen war. Er war schon fast hinüber gegangen. Viel hatte wirklich nicht gefehlt. Doch es gab etwas, dass ihn zurückgeholt hatte. Etwas kleines, fast unscheinbares. Es war der Ring, den seine Mutter an seinem Bett hatte fallen lassen. Wieso war er eigentlich immer derjenige, der weinte? Kai hatte bisher noch keine einzige Träne vergossen, obwohl es hier schließlich um ihn ging. Ließ ihn das alles so kalt? Oder konnte er einfach deswegen nicht weinen, seine Gefühle nicht so zeigen? Uruha jedoch konnte seine Tränen nicht zurückhalten. Viel zu sehr nahm ihn der Gedanke mit, Kai wäre für immer aus dieser Welt verschwunden gewesen. So, als hätte es ihn nie gegeben. Wie eine Schneeflocke, die sofort schmilzt, wenn man sie berühren will. "Tu das ja nie wieder... Nie wieder... Hörst du?" Der Schwarzhaarige spürte, wie salzige Tropfen auf seiner Hand entlang wanderten und in seinem Ärmel verschwanden. Uruha hatte seine Hand fest an seine Wange gedrückt und forderte ihn mit tränenverschmierten Augen auf, das nie wieder zu tun. Eiskalte Schauer liefen ihm über den Rücken. Dieses Bild zerriss sein Herz beinahe entzwei. So sehr tat es ihm weh, dass sein Freund ihn mit diesem Blick anschaute. Sofort legte er die andere Hand an seine Wange. "Beruhige dich. Ich bin doch da." Kais Hand fest an seine Wange pressend, schaute er zu Kai auf und hickste einige Male, während ihm ungehindert die Tränen die blassen Wangen hinabrannen und Kais Hand benetzten. Sein ganzer Körper bebte und er hatte Mühe, jetzt nicht einfach umzudrehen und davonzulaufen. Er würde Kai jetzt nicht mehr alleine lassen. Nie wieder. Er spürte noch Kais andere Hand auf seiner Wange, die sein Gesicht anhob und ihn somit sanft zwang, den Kopf gänzlich zu heben und Kai richtig anzusehen. "Bitte... Nie wieder...", murmelte er. "Sonst komm ich dir hinterher." Erschrocken weiteten sich seine Augen. Nein! Uruha sollte sich nicht wegen ihm das Leben nehmen. Nicht noch einmal sollte er diesem Willen unterliegen. Das würde er nicht zulassen. "Iie...Nie wieder. Das schwör ich dich." Und Kai hielt immer seine Versprechen. Ob Uruha das noch wusste? "Und jetzt hör auf zu weinen. Ein Lachen steht dir viel besser." Auch wenn das irgendwie total schlechtes Timing war, musste er doch etwas tun, um Uruha etwas aufzumuntern. "Außerdem bekommt man vom Weinen ganz viele Falten und altert schnell. Macht also hässlich." Er spürte, dass Kai ihn mit diesen Worten eigentlich aufmuntern wollte, jedoch konnte er sich nicht zu einem Lächeln durchringen. Dafür war die Situation einfach viel zu traurig. Verzweifelt krallte er sich an Kai und schluchzte erstickt in dessen Hemd. "Ich will nie wieder, dass du sowas machst... Bitte, das halte ich nicht aus... Nur der Gedanke daran, dass du blutüberströmt irgendwo liegst, macht mich ganz krank vor Kummer... Tu´s nie wieder..." Er hob den Kopf und sah Kai aus tränenverschleierten Augen an. "Sonst garantier ich dir wirklich, dass du nicht alleine im Jenseits sein wirst." Liebevoll schlang er die Arme um den bebenden Körper vor sich. Jetzt hatte er Uruha wirklich traurig gemacht. Hatte er Aoi nicht erst gesagt, dass er es nie wagen sollte, Uruha zum Weinen zu bringen? Jetzt hatte er es selbst getan und es schmerzte ihn, dass er es nicht verhindern konnte. "Ich war doch einfach nur dumm, Ruha. Jung und naiv. Ich wusste wirklich nicht mehr, was ich tun sollte. Das ist jetzt über vier Jahre her. Meinst du nicht, dass ich erwachsen genug bin, um mit einer solchen Situation fertig zu werden? Aus Fehlern lernt man und das war einer meiner größten. Glaub mir, das wird sich nicht wiederholen." Er hob sein Kinn erneut. "Und das meine ich wirklich ernst." "Versprichst du es mir?", hickste er und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. "Hoch und heilig? Heiliges Drummerehrenwort?" Leicht nervös begann er, an Kais Shirt herumzuzupfen und trat von einem Bein aufs andere. Er hätte nie für möglich gehalten, dass Kai wirklich versuchen würde, sich das Leben zu nehmen. Nicht der sonst so fröhliche Kai. Nicht der Atomgrinser vom Dienst. Nicht der süße Junge mit dem Sonnenstrahlelächeln. "Sonst kitzel ich dich.", drohte er gespielt und versuchte sich an einem Lächeln. "Uwah! Nein. Bloß nicht! Das überleb ich nicht!", lachte er. "Und ja. Ganz heiliges Drummerehrenwort, auch wenn ich nicht mal weiß, was das sein soll." Noch immer schaute er ihm in die Augen. "Ich möchte, dass du weißt, wie sehr ich dich liebe. Und da würde ich dich doch niemals mehr alleine lassen." Wie sollte er ihm sonst beweisen, dass es sein Ernst war? "Das ist dein persönliches Ehrenwort.", lächelte er und hauchte ihm einen süßen Kuss auf den rechten Mundwinkel. "Und du bist immer noch so kitzlig? Wirklich?" Jetzt schlich sich wirklich ein Grinsen auf seine Lippen. Soviel hatte sich anscheinend doch nicht verändert. Das musste er jetzt einfach mal ausprobieren. "Ich liebe dich auch... Aber das muss jetzt mal sein!" Sofort schob er seine Hände unter Kais Shirt und kitzelte ihn, wollte endlich wieder dieses befreite Lachen hören, welches er fünf Jahre lang missen musste. Kai fiepte auf und starrte ihn entsetzt an. Sofort verkrampfte er sich und musste lauthals loslachen. Uruha kitzelte ihn. Wie gemein war das denn? "Ruha!", hauchte er zwischen zwei ziemlich herzhaften Lachern. "Hör auf! Bitte!" Er konnte einfach nicht mehr. Musste er ihm das antun? Hecktisch versuchte er sich von ihm zu lösen. Er konnte nicht anders und lachte ebenfalls mit. Kais Lachen klang in seinen Ohren nach und es hörte sich wundervoll an. Doch als Kai ihn fast schon vor Lachen weinend darum bat, aufzuhören, tat er das auch und lächelte ihn an. "Krieg ich einen Kuss dafür?" "Hä?" Verdutzt schaute er ihn an. Noch immer hielt er sich den Bauch vor Lachen und nun sollte er ihn küssen? Einfach so? "Ano..." Er schaute weg. Tat gespielt beleidigt. "Nö!" Innerlich grinste er. Jetzt konnte er ihn ja auch mal ärgern. "Du warst schließlich böse." Beleidigt zog er einen Schmollmund vom Feinsten und verschränkte die Arme vor der Brust. Kai war gemein... "Dann nicht. Dann wart ich solange, bis der Postmann da ist und knutsch den dann um. Der ziert sich wenigstens nicht so wie du." Er drehte sich weg und reckte die Nase in die Luft. Was? Wie bitte? Er wollte den Postmann küssen? Nur weil er schmollte? Wie fies! Aber das würde er sich nicht bieten lassen. Uruha gehörte schließlich jetzt zu ihm und dann hatte er gefälligst auch nur ihn zu küssen und nicht irgendeinen dahergelaufenen Postmann. Ruckartig drehte er sich um und pinnte Uruha schon fast gegen die Wand. Die Hände hatte er gegen die Wand gestemmt und kam dem Gesicht des Größeren gefährlich nahe. "Das wagst du nicht.", zischte er. Leicht schmerzhaft keuchte er auf und kniff ein Auge zu. Mit dieser Art 'Angriff' hatte er nicht gerechnet. Kais Hände stemmten sich rechts und links von seinem Kopf gegen die Wand und Uruhas Gesicht war Kais so nahe, dass er dessen warmen Atem auf der Haut spüren konnte. Ein seltsames Kribbeln spürte er plötzlich in seinem Bauch und schluckte. Aber so leicht würde er es Kai nicht machen. "Und ob ich das wage.", meinte er gelassen und entwischte durch Kais Arme hindurch. Leicht grinsend drehte er sich zu ihm um. So schnell konnte er gar nicht gucken, da war Uruha auch schon unter seinen Armen durchgeschlüpft und hatte sich in Sicherheit gebracht. Sein Glück. Aber lange würde das nicht anhalten. Und schon ging er wieder auf ihn zu und leckte sich dabei anrüchig über die Lippen. Jetzt wollte er Uruha doch mal ein kleines bisschen herausfordern. Er war gespannt, ob es wirken würde und er dann immer noch vorhatte, dem Postmann einen Kuss zu geben. Eine Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus, als er Kais laszive Geste sah und schluckte. Griff Kai jetzt etwa zu unfairen Mitteln? Das war ja gemein, aber Uruha konnte genauso fies sein. Er trat einige Schritte rückwärts und fuhr sich durchs Haar, bevor er sich so schnell herumdrehte, dass sein Schlafshirt einen Moment etwas hochflatterte und seine langen Beine entblößte. Dann huschte er auch schon durch die Wohnung davon und versuchte, Kai zu entkommen. "Bleib stehen!", brummelte er. "Ich werd es schon zu verhindern wissen, dass du den doofen Postmenschen knutschst! Verlass dich da ruhig drauf!" Kai flitzte hinter Uruha hinterher. Erst nur durch das Wohnzimmer, dann durchs Schlafzimmer und sogar quer über das Bett. Und schon waren sie wieder im Wohnzimmer. "Na warte! Ich krieg dich schon." "Nix da.", lachte er und hoppste aufs Sofa, auf welchem er eine Weile herumsprang und dann, als Kai dazukam, schnell wieder herunterhüpfte. "Ich lass mich nicht fangen." Und schon war er durch den Flur entwischt und rannte zurück ins Schlafzimmer, wo er wieder auf das Bett hüpfte und Kai die Zunge herausstreckte. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass Kai seinen Fuß packen würde und daran zog. So landete er bäuchlings auf dem Bett. "Das hast du nun davon.", grinste er breit. Bevor Uruha ihm wieder entwischen würde, hielt er ihn an den Handgelenken fest und beugte sich über ihn. Er schaute ihm tief in die Augen und lächelte. "Meinst du, du schaffst das jetzt immer noch, den Postmann zu küssen?" Erst versuchte er, sich von Kai zu befreien, der seine Handgelenke fest im Griff behielt. Doch als er es nicht schaffte, - Man sah es Kai nicht an, aber er war wirklich stark - ließ er es lieber bleiben und streckte ihm wieder frech die Zunge raus. "Irgendwann wirst du mich ja loslassen müssen und dann bin ich ganz schnell weg.", er grinste. Kai schüttelte den Kopf. "Nichts da. Ich werd notfalls auch den ganzen Tag hier so mit die hocken. Aber du wirst keinen anderen küssen. Das lass ich nicht zu." Schnell beugte er sich hinunter und verschloss Uruhas Lippen mit seinen, bevor dieser wieder irgendwelche Widerworte finden würde. "Aber...", wollte er gerade anfangen, als er plötzlich etwas Warmes, Weiches auf seinen Lippen spüren konnte. Kais Lippen passten immer noch so perfekt auf seine, als wären sie füreinander geschaffen. Wie vor fünf Jahren. Seine Lider schlossen sich über seinen Augen und er seufzte wohlig in den Kuss hinein. Am liebsten hätte er jetzt die Arme um Kai geschlungen, jedoch hielt dieser seine Handgelenke immer noch fest, sodass ihm dies nicht möglich war. Musste er sich eben so damit zufrieden geben. Erst ganz vorsichtig bewegten sie ihre Lippen gegeneinander, dann wurde er fordernder und seufzte immer wieder in ihren Kuss. Genießend schloss er die Augen. Sein Griff um Uruhas Handgelenke lockerte sich, bis er schließlich eine Hand wegnahm und sie an Uruhas Wange legte. Sanft strich er über die weiche Haut. "Aishiteru." Als sich Kais fester Griff endlich löste, seufzte er erleichtert auf und ließ es sich nicht nehmen, sofort die Arme um Kais Nacken zu schlingen und ihn noch etwas fester an sich zu ziehen. Dieser sanfte Kuss raubte ihm den Atem und deswegen musste er sich schon viel zu früh aus diesem lösen. Sanft sah er Kai an und hauchte ein "Aishiteru mo...", zurück, ehe er Kais Lippen wieder mit den seinen verschloss und die Augen wieder zumachte, um den Kuss noch intensiver spüren und genießen zu können. Nichts könnte diesen Augenblick zerstören. Uruha lag hier unter ihm und küsste ihn. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl durchströmte seinen Körper und ihm wurde unsagbar heiß. Der andere machte ihn verrückt. Er wollte ihn so gern. Wollte ihm nah sein und ihn nie wieder hergeben. Kurz löste er sich und vertiefte den Blick. Seine Lider hingen auf Halbmast und seine Lippen waren leicht geschwollen und rot von ihren Küssen. Kurz leckte er sich über die feuchten Lippen. "Ich...ich..." Kais Gestotter ließ Uruha seine Augen wieder öffnen und ihn verwirrt ansehen. Er war gerade so gefangen gewesen in diesem süßen Kuss, dass er total vergessen hatte, wo er überhaupt war. Jetzt realisierte er seine Umgebung wieder und wurde leicht rot. Er lag hier mit Kai in einem Bett und küsste ihn. So wie früher. Als wäre nie etwas passiert. Sanft legte er ihm eine Hand auf die Wange und sah ihn fragend an. "Was ist los?" Er wurde rot und kniff die Augen zusammen. "Ich... wir sollten lieber aufhören damit.", seufzte er. Würden sie wirklich weiter machen, würde er für nichts mehr garantieren können. Zu sehr wurden seine Gefühle durch diesen Kuss aufgewühlt. Er wollte mehr. Und das würde er nicht einfach ohne Uruhas Zustimmung tun. Wie? Kai wollte aufhören? Jetzt? Einfach so? Das ging doch nicht. "N-Nein...", hauchte er und hielt Kai fest. "Nein, bitte nicht... Nicht jetzt..." Auch auf seine Wangen legte sich ein leichter Rotschimmer und er biss sich auf die rotgeküsste Unterlippe. Nein, er wollte Kai jetzt noch nicht gehen lassen, wollte ihn weiterhin spüren dürfen. Doch was, wenn er Kai gerade überforderte? Das wollte er natürlich auch nicht. "Aber... Wenn du nicht willst, dann hören wir auf..." Leicht schüttelte den Kopf. Eigentlich wollte er ja nicht aufhören. Er wollte sogar sehr gerne weiter machen. Uruhas Lippen waren die pure Sünde und er hatte arge Probleme sich zu beherrschen. Aber... sollte er jetzt wirklich aufhören? "Ich... ich würde gern..." Kai würde gerne... Was? Da musste er nochmal genauer nachhaken. "Was würdest du gerne?", hauchte er und setzte tausend kleine Küsse auf Kais Gesicht und Mund. Seine Hand strich zärtlich über Kais weiche Wange und er lächelte. "Wenn du aufhören willst, dann musst du das bloß sagen..." Und wieder wurde er rot. Er wusste wirklich nicht, wie er das in Worte fassen sollte. Wie konnte er ihm klar machen, was er wirklich wollte? Was er fühlte und wie es in ihm aussah? "Nicht aufhören.", wisperte er und konnte nicht anders. Wieder versiegelte er die sündigen Polster mit seinen Lippen. Immer fordernder, verlangender und leidenschaftlicher wurden seine Küsse. Sofort schlangen sich Uruhas Arme wieder fester um Kai und drückten ihn wieder gegen sich. Ihre Lippen pressten sich aufeinander und Uruha war es, als schwebe er im siebten Himmel. Kais Lippen waren die pure Sünde und er hatte solange gehofft, sie wieder spüren zu dürfen. Nun war sein Wunsch in Erfüllung gegangen und er lag hier mit Kai eng umschlungen und er konnte diese weichen Lippen wieder spüren. Ihre Küsse wurden immer leidenschaftlicher und Uruha vergrub eine Hand in Kais Nacken, während die andere damit begann, ihn sanft im Nacken zu kraulen. Er würde ihn jetzt nicht gehen lassen. Gierig küsste er ihn und seine Hand wanderte wie selbstverständlich unter Uruhas Shirt. Sanft streichelte er die weiche Haut. Wie sehr konnte man sich nach einem Menschen sehnen? Nicht genug. Jetzt hatte er ihn hier und er würde ihn jetzt auch so schnell nicht mehr gehen lassen. Doch nach unzähligen Minuten löste er sich kurz, um ihn ernst anzusehen. "Uruha... ist es in Ordnung für dich?" Er spürte die warmen Hände unter seinem Shirt und keuchte leise auf. So sehr hatte er sich das gewünscht und nun rückte das alles in nicht allzu weite Ferne. Würden sie jetzt...? "Hai... Es ist in Ordnung, wenn es für dich in Ordnung ist, Kai... Wir machen das nur, wenn du das auch willst...", hauchte er leise und sah ihm fest in die Augen, fast so, als wollte er in ihnen nach einer Antwort suchen. Konnte er wirklich soweit gehen? Waren das die Worte, die er sich ersehnte? Sollten sie wirklich soweit gehen? Eine ganze Weile schauten sie sich in die Augen. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren. Kai musterte Uruhas Gesicht genau. Jeden Zentimeter bedachte er mit einem liebvollen Blick. Fast so, als würde er sich jede Poren einzeln einprägen wollen. Letztendlich blieb sein Blick an den leicht feuchten Lippen seines Gegenübers hängen und er fuhr mit dem Daumen sanft über Uruhas Unterlippe. "Ich tue nur das, was du auch willst." Ein Lächeln schlich sich auf seine Unterlippe und er seufzte leise und wohlig auf. Ja, das hatte er so sehr vermisst. Kai hörte ihm immer zu und tat nur etwas, wenn er es auch wollte, zwang ihn zu nichts und fragte lieber noch ein paarmal nach, bevor er vielleicht doch etwas falsch machte. Aber da konnte Kai nichts falsch machen. "Ich will es auch...", wisperte er liebevoll und hauchte einen Kuss auf Kais Daumen, welcher auf seiner Unterlippe lag. "Ich möchte dir wieder so nahe sein wie früher." Ein süßes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Ich dir auch.", hauchte er ihm gegen die Lippen, bevor er sie wieder vollkommen in Beschlag nahm. Während er ihn so innig küsste, ließ er seine Hand weiter über die weiche Haut unter dem Shirt wandern. Zeichnete jeden Muskel nach, der seinen flachen Bauch zierte. Eine wohlige Gänsehaut überzog seinen gesamten Körper. So sehr hatte er sich nach ihm gesehnt. Jetzt würde er ihm wieder so nahe sein, wie er es damals schon war. Fünf Jahre war es her, dass sie sich hatten trennen müssen. Sie waren jung und ziemlich naiv. Jetzt waren sie erwachsen, doch... noch immer loderte in ihnen dieses Feuer, diese Leidenschaft. Er keuchte leise auf, als er die zarten Finger des anderen auf seinem Bauch spürte und zog ihn noch etwas höher auf sich, sodass er Kais geringes Gewicht auf sich spüren konnte. Seine Finger verirrten sich ebenfalls unter Kais Shirt und er fackelte nicht lange und zog es ihm mit einem Ruck über den Kopf. Er musterte liebevoll Kais Körper. Eigentlich hatte sich dieser gar nicht groß verändert. Er war immer noch so dünn wie vorher, jedoch konnte man das Sixpack nun deutlicher sehen und auch Kais Arme waren muskulöser geworden. Kam wohl vom vielen Drumsspielen. "Du bist immer noch so wunderschön...", hauchte er und sah dann verlegen zur Seite. Kai lächelte bei diesen Worten. Er spürte Uruhas Blicke auf sich, doch auch er wollte seine Haut spüren. Kurz erhob er sich und schob das Shirt soweit hoch, dass er es Uruha problemlos über den Kopf ziehen konnte. Nun saß er auf Uruhas Hüfte und musterte den wunderschönen Körper unter sich. Er war noch genauso verführerisch wie früher. Hatte noch immer so eine magische Anziehungskraft auf ihn. Langsam beugte er sich hinab und küsste Uruha, nur um dann über dessen Hals zu lecken und sein Schlüsselbein mit hauchzarten Küssen zu bedecken. Jetzt würde es kein Zurück mehr geben. Uruha hatte ihn vollends in seinen Bann gezogen. "Kami-Sama...", hauchte er atemlos und vergrub seine Hände in Kais Haaren. Diese Zunge, die sich ihren Weg über seinen Hals leckte, machte ihn schier wahnsinnig und seine Atmung ging noch schneller als vorher schon. Wenn das überhaupt noch möglich war... "Kai... Aishiteru... Ich liebe dich so sehr..." Seine Stimme klang leicht rau und seine Finger suchten sich jetzt ihren Weg über Kais Oberkörper. Schließlich fanden sie dessen süße Knopsen und ganz vorsichtig strich Uruha mit den Fingerspitzen darüber. Er wollte testen, was Kai jetzt machen würde. Er gab sich voll und ganz diesem berauschenden Gefühl hin. Diese schüchternen Berührungen ließen ihn wohlig seufzen und Uruhas Finger machten ihn wahnsinnig. Musste er ihn jetzt schon so verrückt machen? Sie hatten doch gerade erst angefangen und er war jetzt schon so erpicht darauf, mehr davon zu bekommen. Liebevoll nippte an der sahneweißen Haut und leckte dann besänftigend darüber. Es fühlte sich toll an, ihn so berühren zu dürfen. Ihm so zeigen zu können, wie sehr er ihn liebte. Spielerisch wanderte er mit der Zunge über die Brust seines Freundes und umschloss dessen Brustwarzen mit seinen Lippen. Zärtlich neckte er sie mit der Zungenspitze und entließ sie wieder aus seinem Mund. Kais zärtliche Lippen, die verspielt begannen, an seinen Brustwarzen zu saugen, ließen ihn immer wieder wohlig aufseufzen und seine Gedanken drifteten in weite Ferne. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so... So wunderbar sein? Bei Aoi hatten sich solche Liebkosungen zwar auch schön angefühlt, jedoch war es bei Kai irgendwie anders. Es fühlte sich so richtig an. Seine Knospen richteten sich gierig nach Kais Berührungen auf und streckten sich ihm entgegen. Uruha ließ immer wieder leise Laute hören und ließ seine Fingerspitzen noch eine Weile über Kais Brustwarzen tanzen, ehe er sie an Kais Hüften legte und diese sanft streichelte. Eine seiner Hände legte sich auf Kais Po und striche sanft über den mit Stoff verdeckten Hintern. Ein leises Keuchen verließ seine Lippen, als er Uruhas Hand an seinem Hinterteil fühlte. Die sanfte Massage machte ihn wahnsinnig und erregte ihn ungemein. Für diese Quälerei würde er noch büßen. Vorsichtig biss er in eine der rosigen Knospen und leckte dann beruhigend über sie hinweg. Liebevoll fuhr er mit einer Hand durch Uruhas weiches Haar und er beugte sich wieder zu ihm hinauf, um ihn einen sinnlichen Kuss zu stehlen. Seine andere Hand strich über den nackten Brustkorb und zog spielerisch unsichtbare Kreise auf ihr. "Du bist wunderschön, Ruha.", säuselte er ihm ins Ohr und nippte leicht an seinem Ohrläppchen. Lächelnd nahm er zur Kenntnis, wie Kai auf seine kleine Massage reagierte und lauschte den sanften Lauten seines Freundes. Spielerisch zwickte er in den Po hinein und legte dann den Kopf in den Nacken, um leise aufzustöhnen. Kai hatte ihm in die harte Brustwarze gebissen, zwar nur leicht, aber dennoch so, dass er sich beherrschen musste, um nicht lauthals aufzukeuchen. Kai war ja so gemein zu ihm. Musste er ihn so quälen? "Iie... Du bist viel... Viel schöner...", brachte er atemlos hervor und biss sich auf die Unterlippe. Schmunzelnd beugte er sich über Uruhas Gesicht und schaute ihm tief in die Augen. "Bist du dir ganz sicher, dass du das schon willst? Mir würde auch ein bisschen kuscheln reichen. Ich möchte dich zu nichts zwingen." Es war ihm wichtig, dass Uruha es genauso wollte wie er selbst. Sonst würde er sich zusammenreißen und sofort aufhören. Auch wenn ihm das ziemlich schwer fallen würde. Für Uruha würde er alles tun. Er wurde leicht rot und strich Kai liebevoll über die Wange. So kannte er seinen Kai. Immer fürsorglich und um andere besorgt. "Kai... Willst du es denn überhaupt? Ich hab dir doch gesagt, dass ich es möchte. Wenn du es nicht möchtest, dann sag es mir bitte. Von mir aus können wir natürlich auch gerne einfach hier liegen und kuscheln. Übertreiben müssen wir es nicht sofort, wenn es dir zu schnell geht." Auch, wenn es ihm schwerfallen würde. Er würde für Kai sofort aufhören, wenn es diesem zu viel wurde. Erleichtert atmete er auf. Gut, dann würden sie jetzt lieber doch nichts überstürzen. Er war einfach noch zu unsicher. Das letzte Mal war schon so verdammt lange her. Vorsichtig legte er sich auf Uruha. "Darf ich ein wenig so liegen bleiben?" Er wollte Uruhas Herzschlag lauschen und einfach nur ganz nah bei ihm sein. Mehr brauchte er jetzt nicht. Ein wenig enttäuscht war er zwar, dass er Kai jetzt doch noch nicht spüren konnte, aber er hatte Kai soeben versprochen, nichts zu überstürzen und das würde er auch halten. Wenn Kai bereit wäre, würde er es ihm schon sagen. "Hai. Natürlich darfst du das.", wisperte er und legte die Arme um Kais schlanken Körper. Zufrieden schloss er die Augen und spürte Kais warmen Körper auf seinem. Doch lange hielt er es nicht aus. Sein Körper war nackt und wenn Kai sich bewegte, rieb dessen Kleidungsstoff gegen seine ungeschützte Haut. "Kai-Chan? Darf ich mich vorher bitte richtig anziehen?" "Oh." Er schaute ihm etwas erschrocken ins Gesicht. "Aber... es is doch gerade so schön.", seufzte er. Murrend erhob er sich und legte sich neben seinen Freund. Er war enttäuscht. Durfte er denn nicht hier so mit ihm liegen? Ihn einfach so frei spüren, wie er war? Doch dann stand er auf und ging langsam Richtung Tür. "Ich bin kurz im Bad." "Tut mir leid. Aber Stoff auf Haut kratzt...", murmelte er leise und zog sich sein Schlafshirt wieder über den Kopf. Kai schien irgendwie ziemlich deprimiert zu sein, wie Uruha auffiel. Der Drummer ließ seinen Kopf hängen und tapste nun in Richtung Badezimmer. Hatte er etwa was falsch gemacht? Schnell stand er auf und schlang von hinten die Arme um Kais Taille. "Uhm... Was hast du?" Er zuckte zusammen, als Uruha ihm wieder so nahe kam. Doch sofort legte er den Kopf in den Nacken, so dass dieser an Uruhas Schulter lehnte. Er seufzte. "Weiß nicht... Irgendwie... ist es komisch." Er drehte den Kopf so, dass er seinen Freund aus dem Augenwinkel sehen konnte. Er versuchte ein Lächeln. "Wir haben uns über fünf Jahre nicht gesehen und jetzt?" Kurz schwieg er, ehe er weitersprach. "Eben kam es mir vor, als wären diese fünf Jahre nie gewesen." "Mir kam es eben auch so vor. Seltsam, nicht wahr?", ein seichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Ich fühle mich geborgen bei dir, Kai. Und ich will, dass du das auch weißt. Ich liebe dich. Nur eben ging es doch noch etwas schnell mit uns. Irgendwann werden wir uns wieder richtig nahe sein können." Er hauchte einen Kuss auf Kais Hals und strich ihm über die Wange. Ein sanftes Lächeln. Das schenkte er ihm. "Hai. Wir lassen uns so viel Zeit, wie wir brauchen. Und das ist schön." Er schmiegte sich förmlich an den warmen Körper und schloss die Augen. "Du bist so schön warm...", wisperte er. Irgendwie fühlte er sich zwar überglücklich, und doch war da noch etwas anderes. Er fühlte sich schwer und irgendwie fror er. Dabei war doch Uruha bei ihm. "Ich...ich glaub, ich muss mich hinlegen. Mir ist irgendwie nicht gut.", hauchte er. "Wie?", sofort klingelten in ihm alle Alarmglocken und er verfrachtete Kai aufs Bett, deckte ihn fürsorglich zu. "Ist alles okay, Kai? Hey... Ich bin doch da." Vorsichtig, als könne er ihn zerbrechen, legte er ihm die Hand auf die Stirn. Sie war kochend heiß. Kai glühte förmlich und Uruha bemerkte die leichte Röte, die auf Kais Wangen zu sehen war. Wieso hatte er sie vorher nicht bemerkt?! Wie konnte er nur so unverantwortlich sein?! "Tut mir leid, Kai. Moment, ich hole dir einen kalten Lappen." Uruhas Stimme klang merkwürdig. So gedämpft und seine Sicht war ziemlich verschwommen. Er hatte wohl doch wieder mal etwas übertrieben. Musste ja irgendwann so kommen. Das Gefühl, dass er innerlich verglühte, war zwar erträglich, sorgte aber dafür, dass er mächtig zu schwitzen begann. Und das mochte er wirklich nicht. Dann würden seine Klamotten nur wieder an ihm kleben. Das war ein ekliges Gefühl. Und plötzlich wurde ihm unsagbar kalt. Was war denn mit ihm los? Eben noch schien er zu verbrennen und jetzt war ihm eiskalt und er zitterte. Schnell zog er die Decke etwas höher und rollte sich zusammen. So versuchte er mehr Wärme zu speichern. Doch da kam Uruha auch schon wieder ins Zimmer. Ihm versetzte es einen harten Stich ins Herz, seinen Kai so zu sehen. Verletzlich. Er hatte nicht gewollt, dass es Kai so schlecht ging. Wieso hatte er nicht einfach darauf bestanden, dass Kai im Bett blieb? Er wusste doch, dass Kai eine Lungenentzündung hatte und damit war einfach nicht zu spaßen. "Verdammt...", murmelte er leise und setzte sich an Kais Bett, legte ihm vorsichtig den kalten Lappen auf die klamme Stirn, an der die Schweißtropfen hinunterperlten. "Es tut mir so leid... Das hab ich nicht gewollt, Kai." Er machte sich Vorwürfe. Kai war hier derjenige, der krank war und er? Erst verletzte er sich durch seine eigene Dummheit so, dass er selbst von Kai versorgt werden musste und dann jagte er mit ihm unbekümmert durchs Haus. Wie unverantwortlich war er eigentlich? Aber die Zeit, um in Selbstbeschuldigen zu versinken war jetzt nicht. Er musste jetzt erstmal wieder Kai auf die Beine bringen. "Arigatou...", nuschelte er und schloss die Augen. Eine Hand streckte er nach Uruha aus. Er sah ihn nicht, aber er wusste, dass er da war. "Bleibst du noch ein bisschen hier? Ich mag jetzt nicht alleine sein. Die Wohnung ist immer so leer dann." Seine Stimme war heiser und klang belegt. Ihm war schwummrig und sein Atem ging schwer. Wär er doch bloß nicht hinter Uruha hergerannt. Das war ja mal wieder typisch. Wie naiv konnte er eigentlich noch sein? "Machst du mir einen Tee? Bitte." Er nickte beklommen und stand auf. Er würde sich jetzt um Kai kümmern. Egal, was noch passierte. Selbst, wenn er durch seine eigene Dummheit die Treppe hinunterstürzen und sich sein Bein brechen würde. Selbst dann würde er noch durch die Gegend robben, um Kai zu versorgen. Der Tee war schnell gemacht und mit der dampfenden Tasse in der Hand schlich er auf leisen Sohlen zu Kai zurück. Dieser hatte sicherlich Kopfschmerzen und er wollte sie nicht noch verschlimmern. Uruha setzte sich an Kais Bettrand und strich ihm vorsichtig über die Wange. "Hier ist dein Tee. Kannst du dich setzen oder soll ich dir helfen?" "Geht schon, danke." Mit größter Mühe zog er sich hoch und setzte sich auf. Lächelnd nahm er die Tasse entgegen und pustete ein wenig. "Riecht gut.", grinste er. Er nippte an seinem Tee und schaute dabei über die Tasse zu Uruha. "Tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereite. Das wollt ich wirklich nicht." Ja, er wollte niemandem zur Last fallen und jetzt tat er es doch. Was für ein Freund war er eigentlich? "Wenn du nach Hause möchtest, geh ruhig. Ich schaff das schon." Er stellte die Tasse auf seinen Nachtschrank und ließ sich wieder in die Kissen sinken. Die Decke zog er wieder so hoch wie möglich. "Nichts da.", pikierte er sich und zog eine Schnute. "Ich helfe dir jetzt. Koste es, was es wolle. Ich lasse nicht zu, dass es dir noch schlechter geht. Ich hab schließlich dafür gesorgt, dass du dich nicht ausruhen konntest.Und das tut mir immer noch schrecklich leid." Er fuhr sich durchs Haar und strich Kai dann einige verschwitzte Haasträhnen aus dem Gesicht. "Kann ich sonst noch was für dich tun?" Nur ganz leicht schüttelte er den Kopf. "Iie..." Ihm fiel wirklich nichts mehr ein. Er wollte nur noch schlafen. Einfach die Augen schließen und sich ausruhen. Das war ja bekanntlich die beste Medizin. "Ich brauch nur ein bisschen Schlaf, dann geht´s mir wieder besser." Es tat ihm leid, dass Uruha sich jetzt um ihn kümmern musste. Da hatten sie sich endlich wieder und Kai wurde einfach krank. War das nicht damals auch so? Kaum zusammen und schon hatte Kai es geschafft, dass er im Krankenhaus gelandet war. Jetzt wieder. Er war echt ein unverbesserlicher Kerl. "Irgendwie erinnert mich das an damals.", schmunzelte er. Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen und er nickte. "Hai... Irgendwie hast du recht. Aber lustig ist das trotzdem nicht." Er deckte Kais Körper noch ein wenig mehr zu und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. "Schlaf dich aus. Dann geht´s dir nachher sicherlich besser. Und ich bleib hier und passe auf dich auf." Kai seufzte und lächelte ihn süß an. "Du bist so lieb zu mir. Ich weiß gar nicht, womit ich dich verdient hab." Das konnte er sich beim besten Willen nicht erklären. Wie auch? Er hatte noch nie jemanden so sehr geliebt wie Uruha. Hatte noch nie solche Sehnsucht nach einem Menschen verspürt. Aber Uruha hatte das alles in ihm ausgelöst. Sehnsucht, Liebe, Verlangen. Eigentlich wirklich schöne Gefühle, doch manchmal auch sehr bitter. Im Moment aber überwiegte das Glück. Uruha war an seiner Seite. "Aishiteru...", hauchte er. "Ich weiß aber, womit du das verdient hast. Du bist immer für mich da und deswegen bin ich ja jetzt auch bei dir. Aishiteru mo, mein Schatz. Schlaf dich aus und ich bleib hier sitzen und pass auf dich auf." Er strich ihm sanft über die klamme Stirn und hauchte ihm einen Kuss auf. "Mach dir keine Sorgen. Bald geht´s dir wieder besser." Das hoffte er auch. Er fühlte sich einfach nur schlapp und ziemlich nutzlos. Was konnte er denn jetzt schon machen? Uruha musste sich nun schon wieder um ihn kümmern. Er machte anderen nichts als Kummer. Kai streckte die Hand nach Uruhas aus und hielt sie fest. Auch wenn sein Freund eigentlich keine kalten Hände haben konnte, so fühlten sie sich jetzt so an. "Du musst nicht Babysitter spielen.", lächelte er. "Bin doch schon groß." "Na, so groß bist du auch nicht.", er grinste. "Du bist kleiner als ich, junger Mann." Kais Hand in seiner fühlte sich unnatürlich warm an, kam wohl von dem Fieber. Jedenfalls erwärmte sie seine eigenen eisigen Hände und ließen sie wieder ein wenig lebendiger werden. Irgendwie war ihm in diesem Zimmer kalt. Lag wohl daran, dass er immer noch nur dieses knappe Schlafshirt trug. "Schlaf jetzt. Oder Schwester Ruha wird böse." Leise kicherte er, doch er gehorchte. Konnte ja jetzt eh nichts anderes machen und rebellieren würde eh nichts bringen, weil Uruha derzeit im Vorteil war. Er hatte einfach keine Kraft und auch keine Lust, um ihm dann etwas entgegen zu setzen. "Hai, Kai is ein liebes Kind und schläft jetzt, damit Schwester Ruha nicht böse wird." Kai grinste. "Wenn ich artig bin, krieg ich dann auch eine Belohnung?" "Du kriegst eine schöne Belohnung, wenn du jetzt ganz, ganz brav schläfst. Schwester Ruha denkt sich dann was Schönes für dich aus. Versprochen." Ein kleiner Stups auf die Nasenspitze und ein Kuss auf die Stirn folgten. Dann stand Uruha auf und trat aus dem Zimmer. "Schlaf jetzt bitte. Ich guck mal, ob ich mich hier nützlich machen kann. Wenn nicht, komm ich wieder und halte deine Hand, bis du aufwachst." Dann war er verschwunden. Mit einem zufriedenen Lächeln schaute er ihm noch kurz hinterher. Uruha war wirklich lieb zu ihm. Er seufzte und wälzte sich ein paarmal hin und her, damit er die richtige Schlafposition fand. Als er es geschafft hatte, schloss er die Augen. Nicht lange und er schlief friedlich ein. Während Kai friedlich schlief, sah sich Uruha mal genauer in der Wohnung um. Kai hatte wirklich Geschmack. Alles war aufgeräumt und sauber und die Möbel waren wirklich schön ausgesucht. Alles in allem wirkte die Wohnung hell und freundlich. Genauso, wie er es von Kai gewohnt war. Er tapste zurück zu Kai und setzte sich an sein Bett, strich ihm sanft über die Wange. Er sah so süß aus, wenn er schlief... Uruha beobachtete ihn noch eine Weile, dann jedoch spürte er, wie seine Augen schwer wurden und einige Augenblicke später war er auch schon eingeschlafen. Kai träumte irgendwelchen Müll. Alles quer durch den Gemüsegarten. Was das bedeuten sollte, wusste er selbst nicht, aber vielleicht lag es daran, dass er in den letzten Tagen schon verdammt viel erlebt hatte. Dabei war er doch gerade erst hierher gezogen. Sein Schlaf war zwar friedlich aber doch ziemlich unruhig. Viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Irgendwann öffnete er die Augen und schaute sich um. Uruha schlief friedlich. Seinen Kopf hatte er auf Kais Bett abgelegt. Sein Körper saß etwas schräg an das Bett gelehnt und er atmete regelmäßig ein und aus. Einige Haarsträhnen hatten sich in sein Gesicht verirrt und kitzelten ihn an der Nase. Diese rümpfte er kurz und ließ einen kleinen Nieser hören. Verschlafen öffneten sich seine Augen und er blinzelte ein paarmal verwirrt. Sofort huschte ein Lächeln auf seine Lippen. Verschlafen rieb er sich die Augen. "Ruha? Wieso schläfst du auf dem Boden? Is der so gemütlich.", scherzte er. So richtig wusste er nicht, wie lange er geschlafen hatte, aber es dämmerte bereits. Das hieß also, dass es schon fast Abend war. Dann knurrte sein Magen. Kichernd hielt er sich diesen. "Hunger!" Total verschlafen rieb er sich über die Augen und gähnte hinter vorgehaltener Hand. Ja, gute Frage... Wieso schlief er eigentlich auf dem Boden? "Weiß nich... Bin wohl runtergerutscht...", nuschelte er und plötzlich verlangte Kai nach Essen. "Schon gut. Ich mach dir was. Was willst du denn essen?" Er stand auf und streckte sich. Verlegen kratzte er sich an der Wange und schaute weg. Seine Wangen waren gerötet. Dennoch war sein Fieber wieder etwas gesunken. Jedenfalls war ihm nicht mehr so heiß. "Ano... Ich würd lieber ein bisschen mit dir kuscheln, wenn das in Ordnung ist." Sein Magen konnte warten, aber das Bedürfnis, Uruha ganz nah an sich zu spüren, war eindeutig größer. "Was? Erst kuscheln?", murmelte er leise. "Du hattest doch eben noch so Hunger..." Er seufzte. Eigentlich wollte er jetzt Kai richtig versorgen und nicht wieder auf seine eigenen Bedürfnisse Rücksicht nehmen, da er jetzt auch sehr gerne kuscheln wollte, aber Kai sah ihn so süß an, dass er nicht widerstehen konnte. Also legte er sich vorsichtig neben Kai ins Bett und kuschelte sich an dessen Brust. "So besser?" Er nickte. "Hai." Wohlig seufzend lehnte er sich Uruhas Körper entgegen. "Viel besser." Und wieviel besser das war. Dem anderen so schön nahe zu sein, würde ihm bestimmt helfen, schneller wieder gesund zu werden. "Aber nicht wieder einschlafen, hai?", kicherte er. "Haben schon genug geschlafen. Sonst verpass ich ja noch mehr von dir." Schnurrend kuschelte er sich an seinen Freund und schloss die Augen. Am liebsten wäre er jetzt aber eigentlich wirklich eingeschlafen. Jedoch hatte Kai ja recht. Sie hatten wirklich schon lang genug geschlafen und die ganze Zeit mit Kai verpennen wollte er auch nicht. "Hm... Okay...", nuschelte er in Kais Halsbeuge und strich ihm sanft über den Brustkorb. Er sog den angenehmen Duft seines Schatzes ein. "Du riechst wirklich gut.", musste er ihm jetzt endlich mal sagen. Es lag ihm schon so lange auf der Zunge. Eigentlich war ja alles an ihm perfekt. Zumindest empfand er das so. Uruha hatte alles. Er war liebenswürdig und gutherzig. Dass er so gut aussah, konnte er ja nicht beeinflussen. Aber sein Gitarrenspiel war noch berauschender. "Sag mal. Seit wann seid ihr eigentlich bei diesem Label unter Vertrag?" Ein bisschen aus der Zeit, in der er nicht da war, musste er ja nachholen. Und da konnte Uruha ihm ruhig mal etwas Preis geben. Er überlegte. Gott... Wie lange waren sie denn schon unter Vertrag? "Eto... Noch nicht sehr lange jedenfalls.", lächelte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Dann kuschelte er sich zufrieden zurück an seinen Schatz und begann, an dessen verstrubbelten Haaren zu spielen. Eine der Haarsträhnen wickelte er sich um den Zeigefinger und hinterließ so eine gelockte Strähne. Er kicherte leise und nahm sich gleich die nächste. Es war zwar schön, hier so mit Kai zu liegen, dennoch war ihm auch irgendwie langweilig. Er wollte irgendwas machen. Kai schielte zu Uruhas Finger, die sich in seinem Haar vergruben und an einzelnen Haarsträhnen spielten. Das leise Kichern seitens seines Freundes machte ihn stutzig. "Was machst du denn da?", wollte er wissen. Er war neugierig, was sein Freund da so lustig fand. "Wenn ich deine Haare hier so locke, siehst du richtig süß aus.", grinste er und nahm sich sogleich eine neue Haarsträhne. "Ich glaub, ich mach dir mal während du schläfst Lockenwickler ins Haar. Lockige Haare stehen dir." Er gab ihm einen Kuss auf den Mund und strich ihm über die Wange. Schmollend blies er die Backen auf. Er wollte keine Locken. Er mochte seine Haare so, wie sie waren. Nichts mit Locken. Wie würde das denn aussehen? "Nichts da.", brummte er. "Mir stehen keine Locken und..." Beleidigt drehte er den Kopf zur Seite. "Lockenwickler sind was für Weiber. Ich bin ein Kerl. Also bleib mir fern damit." So wirklich böse war er ihm nicht. Aber er fand es lustig, Uruha mal ein kleines bisschen zu necken. Jetzt konnte er das ja wieder, ohne gleich von Aoi angegriffen zu werden. Einfach mal wieder etwas rumalbern. "Wie, was für Weiber?", empörte er sich und stupste ihm frech in die Seite. "Ich glaub, du spinnst nen bisschen. Ich meine das wirklich ernst. Das sieht voll niedlich aus." Er zog seine Schnute und sah Kai mürrisch an. "Naja... Wenn du meinst, dann lasse ich das eben. Aber mir ist stinklangweilig.", maulte er. "Können wir nicht irgendwas machen? Fernsehen oder was spielen?" Er fuhr sich durchs Haar und schloss dann wieder die Augen, kuschelte sich an seinen Freund und seufzte tief. "Nani?" Verdattert schaute er ihn an. "Natürlich sind Lockenwickler was für Weiber. Oder hast du schon mal nen Kerl mit Lockenwicklern im Haar gesehen?" Das wollte er wirklich mal wissen. Okay, Uruha schien ja auf der Bühne auch in Strapsen rumzulaufen, vielleicht benutzte er ja dann auch diese Dinger. Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. "Oder... benutzt du vielleicht sowas?", fragte er breit grinsend. Mit Uruhas anderen Worten befasste er sich noch nicht einmal. Sofort wurde er rot und sah weg. Was sollte er denn jetzt dazu sagen? Kai schien sich ja nur über ihn lustig machen zu wollen, da musste er ihm eigentlich keinen Grund geben, dies auch wirklich zu tun. Beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust und drehte sich so herum, so dass Kai nur noch seinen Rücken begutachten konnte. Ein schöner Rücken kann eben auch entzücken. "Und wenn schon...", murmelte er leise. Ups. Das hatte wohl gesessen. Schnell setzte er sich auf und legte die Arme um Uruha. Von hinten schmiegte er sich an ihn und ließ den Kopf gegen seinen Rücken fallen. "Nicht böse sein.", seufzte er. Er spürte, wie sein Oberkörper einfach angehoben wurde und Kai von hinten die Arme um ihn schlang. Er hockte nun zwischen Kais Beinen und lehnte sich leicht in die warme Umarmung. Eigentlich wollte er noch weiter schmollen, aber Kai war krank und er wollte ihm nicht noch mehr Sorgen bereiten. "Schon gut...", seufzte er leise und lehnte sich nun vollends nach hinten und schloss die Augen. Erleichtert lehnte er sich Uruha entgegen. "Ich wollte dich nicht verletzen. Wirklich nicht...", hauchte er und setzte kleine Küsse auf die weiche Haut in dem Nacken seines Schatzes. "Also nicht böse sein, hai?" Er würde es nicht ertragen, wenn Uruha auf ihn böse war. Dafür hatte er ihn zu gern, zu lieb. "Nein, bin ich dir nicht. Mach dir nicht so viele Gedanken...", wisperte er zurück und schloss schnurrend die Augen, um Kais Zärtlichkeiten besser genießen zu können. Er ließ seine Fingerspitzen über Kais Oberschenkel tanzen und lächelte leicht. Das fühlte sich alles viel zu gut an, um wahr zu sein. Aber wenn dies wirklich nur ein Traum war, dann wollte er nie wieder erwachen. Ein erleichtertes Lächeln huschte auf seine Lippen. Glück gehabt. Er sollte sich wohl merken, dass er nicht gleich zu solchen Mitteln greifen sollte. Man musste es ja nicht gleich drauf anlegen. Immer wieder küsste er den Nacken und ließ seine Hände sanft über Uruhas Bauch und dann seine Brust wandern. Er genoss es sichtlich. Uruha fühlte sich wirklich gut an. Sollte er jetzt weiter machen? Während Kai seine Finger auf Wanderschaft über Uruhas Oberkörper schickte, kreisten dessen Gedanken einzig und allein um seinen Freund. Er hatte sich so lange gewünscht, ihn wieder so nahe bei sich haben zu können und endlich war dieser Wunsch in Erfüllung gegangen. Er durfte Kai wieder in den Armen halten und liebkosen und das war wirklich alles, was er im Moment wollte. "Aishiteru...", wisperte er leise und zärtlich, während seine Fingerspitzen weiter vorsichtig Kais Oberschenkel massierten. Eine kleine Gänsehaut breitete sich auf seinen Oberschenkel aus. Sie wurde von Uruhas sanften Zärtlichkeiten verursacht und fühlte sich gut an. Es war schön, wenn sie sich so berühren konnten. Und es würde sie niemand stören, wenn sie dies taten. Keiner würde ihn davon abhalten können, seinen Freund so liebevoll zu streicheln und zu küssen, wie er es gerade tat. "Aishiteru mo...", hauchte er in sein Ohr und leckte dann genüsslich über das Ohrläppchen. Eine Gänsehaut breitete sich just in diesem Moment über seinem gesamten Körper aus, als Kai über sein Ohrläppchen leckte. Dies war eine erogene Zone an Uruhas Körper und er konnte ein sanftes Stöhnen nicht unterdrücken. Augenblicklich verfärbten sich seine Wangen rot. "Gomen...", entschuldigte er sich leise. "Es ist nur so schön..." Sein Kopf drehte sich etwas, um an Kais Kinn heranzukommen, auf welches er nun sanfte Küsse setzte. "Hai.", seufzte er und schloss die Augen. Warum fühlte sich das so toll an? Weil es Uruha war, der ihn hier so sanft küsste? Weil er es war, der ihn so süß anschaute? Weil er es war, der ihn so berührte? Wahrscheinlich, denn nur bei ihm fühlte er sich so geborgen. "Aber nur mit dir.", fügte er noch mit an und versuchte, nun nach den süßen Lippen seines Schatzes zu haschen. "Nur mit dir...", wiederholte der Brünette leise und nippte vorsichtig an den Lippen seines Freundes, welche anscheinend nach seinen gesucht und sie schließlich auch gefunden hatten. Es fühlte sich alles so richtig an. So gut. Uruha drehte sich etwas in Kais Armen, sodass er nun seitlich zwischen Kais Beinen saß und den Kuss so besser aufnehmen konnte. Seine Finger strichen sanft über Kais Brustkorb, während die andere Hand begann, Kai im Nacken zu kraulen. Es sollte nie mehr aufhören. Wohlig keuchte er in den Kuss. Uruha ließ ihn einfach nicht wieder vernünftig zu Verstand kommen. Nein, er raubte ihm immer mehr den Verstand und das nicht zu knapp. Aber er wollte es auch nicht ändern. Also küsste er ihn einfach weiter und immer leidenschaftlicher. Er wollte es auskosten, ihn so liebevoll mit Zärtlichkeiten überhäufen zu können. Seine Arme schlangen sich wie von selbst um Kais Nacken und zogen ihn noch fester in den leidenschaftlichen Kuss. Uruha keuchte leise. Träumte er jetzt etwa? Oder war er wach? Seine Lippen öffneten sich einen Spalt breit und ließen seine Zunge hindurch, die nun frech gegen Kais Lippen stupste und um Einlass bat. Er hoffte, dass Kai ihm diesen gewähren würde. Fast schon willenlos öffnete er den Mund und ließ Uruhas Zunge in seinen Mund wandern. So hatten sie sich jetzt noch nicht geküsst oder? Es war berauschend und sofort erwiderte er das neckische Spiel und verwickelte seinen Schatz in einen kleinen Tanz. Zärtlich umspielte er ihn, während seine Hände nicht stillhalten konnten. Sie zogen frech immer mehr Stoff nach oben, damit er die nackte Haut besser spüren konnte. Nachdem Kai ihm den Einlass so willig gewährt hatte, schlüpfte Uruhas vorwitzige Zunge sofort in Kais Mund und erforschte dieses für ihn fremde Gebiet. Seit fünf Jahren hatte er diesen Geschmack nicht schmecken dürfen und das wollte er jetzt voll und ganz auskosten. Er ließ seine Zunge eine Zeit lang mit Kais einen zärtlichen Tanz aufführen, bevor er sich daran machte, dessen Mundhöhle zu erforschen. Er ertastete den Gaumen und die Zahnreihen und prägte sich alles ganz genau ein. Ein leiser Seufzer entfloh seinen Lippen, als er spürte, wie Kais freche Hände sich daran machten, sein Oberteil Stück für Stück nach oben zu ziehen. Uruha machte ihn mal wieder tierisch heiß. Diese sündigen Lippen, diese süßen Laute und der verführerische Körper, der sich an ihn schmiegte. Das alles ließ ihm wieder die innere Hitze spüren, die er schon das letzte Mal verspürt hatte. Jetzt kam alles wieder hoch und er hatte Mühe, nicht gleich noch weiter zu gehen. Neckisch umspielten seine Finger die rosigen Knospen und schmeichelten weiter der sahneweißen Haut. "Ruha? Ich... weiß nicht, ob es gut ist, wenn wir jetzt weitermachen.", keuchte er. Wieder waren da diese Zweifel, die Kai in den Raum hineinwarf und Uruha biss sich leicht auf die Unterlippe. Er wollte nicht schon wieder aufhören. Nicht noch einmal. Er wollte Kai endlich wieder spüren. Aber was, wenn es diesem wirklich zu schnell ging? "Ich... Ich würde gerne weitermachen, aber... Wenn du nicht willst, sag es bitte...", hauchte er atemlos und stöhnte leise auf, als er spürte, wie Kai begann, seine Brustwarzen mit den Fingern zu reizen. Also wollte er auch mehr? Hatte er das jetzt richtig gedeutet? Sollten diese Worte ihm das mitteilen? "Wirklich? Ich auch.", wisperte er und ging sofort wieder in den Angriff über. Jetzt würde es kein Halten mehr geben. Uruha wollte, dass er ihn noch mehr berührte, dass sie sich womöglich noch näher kamen, als sie es jetzt schon taten. Und nur zu gern würde er darauf eingehen. Er selbst wollte ihm mehr als nah sein. "Und du bist dir sicher?" "Hai... Bin ich mir... Bitte, Kai-Chan...", wisperte er und sah ihn mit einem so perfekten Kulleraugenblick an, dass er sich wundern musste, wenn Kai nicht darauf anspringen würde. Er wollte ihm wirklich wieder so nahe sein wie früher und er konnte es kaum noch erwarten, Kais Haut auf seiner zu spüren. "Kai-Chan...", hauchte er und bedeckte dessen Gesicht mit kleinen Küssen, während er seine Hände wieder auf Wanderschaft schickte. Keuchend ließ er sich in die Kissen sinken und zog Uruha gleich mit sich. Nun lag er unter ihm und konnte ihm so noch ein kleines bisschen näher kommen. Es gab nun wirklich nichts mehr, was ihn hätte hindern können. Jetzt würde er wikrlich nicht mehr aufhören. Es sei denn, Uruha würde es so wollen. Aber das schien nun wirklich nicht der Fall zu sein, denn auch er schien diesem Gefühl zu erliegen. "Hai...", seufzte er und verwickelte ihn in einen liebevollen und innigen Kuss. Nun lag er hier halb auf Kai und ließ seine Zunge wieder um das Gegenstück seines Freundes tänzeln. Eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus. Lag es an Kais Berührungen oder daran, dass sein Oberteil schon bis über seine erhärteten Knospen gezogen worden war? Ihm war es eigentlich egal. Er wollte nichts weiter, als Kai nahe sein und mit ihm in höhere Sphären entschwinden. Vorsichtig glitten seine Hände über Uruhas Rücken. Dieser war schon fast gänzlich vom Stoff befreit. Und dennoch wollte er noch mehr von dieser Haut spüren. Sofort schob er den lästigen Stoff noch weiter nach oben. Uruha sollte ihn einfach ausziehen, damit er sich wirklich an ihn schmiegen konnte. Kurz löste er ihr Zungengefecht und schaute Uruha aus fast schon schwarzen, lustverhangenen Augen an. "Ziehst du das aus?", fragte er heiser. Man konnte schon hören, dass er ihm so gerne noch näher sein wollte. Leicht rot werdend nickte er und hockte sich nun vor Kai. Seine Hände schoben sich unter sein eigenes Shirt und mit langsamen, aufreizenden Bewegungen zog er es sich gänzlich über den Kopf. Nun war er von diesem störenden Stück Stoff befreit und Kai hatte gute Sicht auf seine erhärteten Knopsen und seine sich schnell auf und ab hebende Brust. Er setzte sich rittlings auf Kais Schoß und drängte seinen Oberkörper dicht an Kais heran, wollte ihn spüren. "Berühr mich...", hauchte er atemlos. Lasziv leckte er sich über die Lippen. Das war ein verdammt heißer Anblick, dem er ihm bot. Musste er das jetzt tun? Ihm war doch so schon heiß genug und er spürte auch, dass sein Körper seine Taten nicht ungesühnt ließ. Seine Hose schien unsagbar eng zu werden und er wollte sie so schnell wie möglich loswerden. Doch er folgte Uruhas leiser Bitte und strich mit den Händen erst sanft über den Rücken, dann über die Seiten und schließlich wieder über den Brustkorb. Mehr traute er sich noch nicht, auch wenn er bemerkt hatte, dass Uruha eigentlich schon völlig nackt auf seinem Schoß hockte. Da Uruha sein Shirt soeben ausgezogen hatte, saß er nun vollkommen nackt auf Kai und ließ sich von ihm verwöhnen. Die sanften Streicheleinheiten genoss er wirklich und er schloss schnurrend die Augen. Seine Hände bahnten sich nun ebenfalls ihren Weg unter Kais Shirt und er zog es ihm mit einer raschen Bewegung über den Kopf. Seine Fingerspitzen reizten die zarten Brustwarzen und als sie sich ihm schon gierig entgegenstreckten, senkten sich seine Lippen auf eben jene und umschlossen sie zärtlich. Er begann, lasziv an ihnen zu saugen und rutschte unruhig auf Kais Schoß hin und her. Keuchend wandt er sich unter diesen Zärtlichkeiten. Es war so unglaublich schön, dass er ihm solch liebevollen Berührungen zukommen ließ. Doch auch er wollte ihn verwöhnen. Und so sah er ihn bittend an. Uruha sollte ihn endlich befreien. Sonst würde er noch wahnsinnig werden. Er war schon unsagbar erregt und das machte ihm seine Körpermitte auch ziemlich deutlich. Musste Uruha sich jetzt auch noch auf seinem Schoß so anrüchig bewegen? Plötzlich musste er stöhnen, denn es wurde langsam wirklich zu viel. "Onegai...", murmelte er verlegen. Kais leises Betteln ließ Uruha erschaudern und er blickte auf. Gerade hatte er sich noch so schön mit Kais zarten Nippeln beschäftigt und nun spürte er auch deutlich die Erregung, auf welcher er saß. Er grinste schelmisch und leckte sich über die Lippen. "Kai-Chan...", schnurrte er und schmiegte sich noch etwas mehr an ihn. "Was soll ich machen, hm?" Seine Stimme klang verrucht und seine Fingerspitzen tänzelten lasziv über Kais Brustmuskeln. "Sag´s mir...", hauchte er. Wie gemein war das denn? Erst ihn heiß machen und dann auch noch wissen wollen, was er machen sollte? Uruha, du bist wirklich verruch, dachte er so. Aber gut, ging er eben auf das kleine Spielchen ein. Mit einem verführerischen Blick schaute er ihm in die Augen und leckte sich dabei über die feuchten Lippen. Wie er wollte. Jetzt würde er sich dann aber auch nicht zurückhalten. "Du willst wirklich wissen, was du machen sollst?", grinste er anrüchig. Er leckte sich ebenso provozierend über die vollen Lippen und ließ dabei Kai nicht aus den Augen. Diese anzüglichen Gesten Kais machten ihn mehr als nur scharf. Er wollte Kai endlich spüren. Auf ihm, unter ihm, an ihm, bei ihm, in sich. "Hai...", schnurrte er wie eine zu groß geratene Katze ohne Fell und knabberte sanft an Kais Ohrläppchen. "Komm schon... Sag´s mir..." Er erschauderte und schloss genießerisch die Augen. Seinen Kopf legte er in den Nacken und keuchte. Musste er ihn jetzt so sehr verwöhnen? "Ano... ich...ich möchte..." Er wurde rot. "Schlaf mit mir.", verließ es dann endlich seine Lippen. Ja, er wollte ihn spüren. Ob nun in ihm oder nicht. Er wollte Uruha nah sein. Wollte ihm zeigen, dass er ihn noch genauso liebte wie damals. Nein. Noch viel mehr. Kapitel 17: ------------ Uruha hob eine Augenbraue. Das war es, was Kai ihm sagen wollte? Als ob er nicht selbst begriffen hätte, worauf dies alles hinauslaufen würde. Und er wollte es genauso wie Kai. "Hai...", hauchte er und leckte noch einmal inbrünstig über Kais Oberläppchen, ehe er etwas von dessen Schoß rutschte und nun mit leicht zitternden Händen an Kais Gürtel herumfuhrwerkelte. Er war aufgeregt und sein Herz klopfte schnell, als er Kai die Hose auszog und nun auf die ansehnliche Beule in Kais Boxershort sah. Andächtig strich er mit einem Finger darüber. Ein heiseres Stöhnen kam über seine Lippen, als Uruha seine ausgeprägte Erregung aus der engen Jeans befreite und dann auch noch kurz darüber strich. Sofort erbebte sein Körper. Jetzt wollte er wirklich mehr. "Mach schon, Ruha.", forderte er mit krächzender Stimme. Doch bevor dieser auch nur irgendetwas tun konnte, packte er ihn und warf ihn um. Nun lag der Größere unter ihm und er kniete auf allen Vieren über ihm. "Quäl mich nicht so.", knurrte er und begann sofort einen leidenschaftlichen Kuss. Ehe er sich versehen konnte, lag er auch schon auf dem Rücken, da Kai ihn umgestoßen hatte und wurde sofort in einen ekstatischen Kuss verwickelt. Er hob leicht sein rechtes Bein an, um inbrünstig mit seinem Knie an Kais Körpermitte zu reiben. "Wieso?", hauchte er atemlos und räkelte sich unter ihm. "Ich will, dass du für mich stöhnst... Onegai..." Sein Knie verstärkte den Druck auf Kais Boxershorts nur noch und Uruha musste stark an sich halten, um sie Kai nicht sofort vom Leib zu reißen. Seine eigene Erregung zuckte etwas und ein dickflüssiger Lusttropfen bahnte sich seinen Weg hinaus in die Freiheit. Atemlos stöhnte er. Seine Laute hallten durch den kleinen Raum. Uruha war wirklich nicht sehr nett zu ihm. Was dachte er denn? Schließlich war es Uruha, der hier unter ihm lag. Da konnte er doch nichts anderes, als zu stöhnen und diesen lustvollen Blick genießen. So langsam wollte aber auch er sein letztes Kleidungsstück loswerden. Sein Schatz lag hier nackt unter ihm und er? Er hatte noch immer diesen lästigen Stofffetzen an. Kai lächelte verführerisch. "Aber nur, wenn du mir das hier ausziehst." Er griff kurz mit einem Finger unter den Bund seiner Boxer und schnippte sie sich dann gegen die Haut. Fahrig nickend hakte er seine beiden Zeigefinger unter Kais Shorts. Langsam und darauf bedacht, auch ja nichts zu verpassen, starrte er wie gebannt auf Kais Körpermitte, die er immer weiter entblößte, bis die Shorts schließlich nur noch locker an Kais Kniekehlen hing. Hastig leckte er sich über die nun mehr als trockenen Lippen und fuhr quälend langsam über Kais ausgeprägte Erregung, spürte, wie sie leicht unter seinen Fingerspitzen zitterte und vibrierte. "Kai-Chan...", wisperte er und zog diesen zwischen seine gespreizten Beine. "Aishiteru!" Hastig strampelte er den überflüssigen Stoff von den Beinen und wurde auch sogleich zwischen diese unglaublich sündigen Schenkel gezogen. Dies brachte ihn abermals dazu leise zu stöhnen. Irgendwie war es vertraut, soetwas mit ihm zu machen, doch... es fühlte sich auch irgendwie anders an. Da war so viel Zeit, die zwischen ihnen gelegen hatte. Und jetzt sollte das alles so sein, als wäre nie etwas gewesen? Durfte er das wirklich tun? Innerlich versuchte er diese Gedanken zu verdrängen. Uruha wollte es doch genauso wie er. Also sollte er sich in einer solchen Situation nicht den Kopf darüber zerbrechen. "Ich dich auch.", hauchte er ihm gegen die süßen Lippen. Er lächelte sanft und schloss dann die Augen, ließ sich in diesen süßen Kuss fallen. Kais Lippen waren wirklich die pure Sünde und auch, wenn er dafür nicht in den Himmel kommen würde, es war ihm egal. Bei Kai würde er immer und immer wieder sündigen. Er zog ihn dicht zwischen seine Beine und hob leicht das Becken an, um seine Erregung sanft gegen Kais stupsen zu können. Ihm entwich ein leiser, erregter Seufzer und er öffnete die Augen wieder. Seine sonst so braunen Augen wirkten fast schwarz und waren lustgetränkt. "Onegai...", hauchte er. Sanft lächelte er ihn an und strich ihm eine verwirrte Strähne aus dem Gesicht. "Ganz ruhig.", hauchte er und gab ihm abermals einen liebvollen Kuss. Dann strich er mit dem Daumen über Uruhas Unterlippe und bat so stumm um Einlass. Zwar hatte Kai mit einigem gerechnet, aber nicht, dass er mit seinem damaligen Freund in seinem Bett landen würde. Okay, gehofft schon, aber nicht so schnell. Deshalb war er auch nicht gut vorbereitet. Also mussten sie sich anders behelfen. Mehr als nur willig öffnete er den Mund und spürte sogleich Kais Finger, der sich frech in seine Mundhöhle schlich. Lasziv leckte er diesen an und schloss die Augen. Seine Zunge umrundete den schlanken Finger, saugte und nuckelte wie ein Neugeborenes an ihm und er ließ Kai dabei nicht aus den Augen. Er hätte sich nicht träumen lassen, dass er wirklich schon nach so kurzer Zeit wieder mit Kai das Bett teilen würde. Aber es war gut so. Nun wusste er, dass alles gut werden würde und dass Kai ihn wirklich immer noch so liebte wie vorher. Das tat er ja schließlich auch. Es erregte ihn ungemein, wie der andere seinen Finger so lasziv umspielte und neckte. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er ihm diesen schon fast entrissen und einfach in ihn gerammt, damit er sich nicht mehr so lange gedulden musste. Doch das konnte er ihm nicht antun. Nach einer Weile fing er sich wieder und zog andächtig den Finger aus Uruhas Mundhöhle. Langsam wanderte er damit zwischen dessen Beine und stupste ganz behutsam gegen den kleinen Eingang. Seine Lippen nahmen die seines Schatzes in Beschlag, bevor er sich langsam in ihn drängte. Leise und enttäuscht murrte er auf, als Kai seine Finger einfach so aus seiner Mundhöhle entfernte. Doch er wurde für seine Mühe belohnt, da er nun spürte, wie sich Kais zierlicher Finger langsam und vorsichtig in ihn drückte. Die Fingerkuppe war schon gänzlich in ihm versunken. Aber irgendwie schaffte es Uruha diesmal nicht, sich zu entspannen. Lag wohl daran, dass er so aufgeregt war und Kais Finger schon so lange nicht mehr gespürt hatte. "Nnnh...", machte er leise und biss sich auf die Unterlippe, als Kais Finger nun gänzlich in ihm war. Kai spürte, wie Uruha sich verspannte. Eigentlich sollte er sich doch entspannen. Also begann er nur zögerlich den Finger in ihm zu bewegen und küsste ihn unentweg weiter. Leise flüsterte er ihm süße Worte zu und hoffte, dass er so die Anspannung in dem Körper seines Schatzes lösen konnte. "Entspann dich, mein Schatz. Ich will dir doch nicht weh tun." Keuchend streckte er sich den zärtlichen Fingern entgegen. Obwohl er anfangs wirklich Schwierigkeiten hatte, sich zu entspannen, wurde er durch Kais süße Worte wieder ruhiger. Sein leicht verkrampfter Eingang lockerte sich wieder und ließ Kai so mehr Freiraum. "Motto...", murmelte er heiser und leckte sich über die trockenen Lippen. "Onegai, Kai-Chan..." Er wollte es. Er wollte es wirklich gerne. Kai sollte ihn nicht so quälen. Er lauschte der leisen Bitte seines Freundes und lächelte. Er hauchte ihm einen süßen Kuss auf die Lippen und schaute ihm tief in die Augen. "Alles, was du willst, mein Schatz.", wisperte er und versiegelte die sündigen Polster wieder mit seinen. Sein Finger bewegte sich immer mehr und schließlich nahm er einen weiteren zu Hilfe und suchte im Körper seines Liebsten nach diesem süßen Punkt. Nicht lange und er fand ihn auch sofort und strich hauchzart darüber. Der Einundzwanzigjährige entspannte sich immer mehr und ließ sich von Kai in höhere Sphären entführen. Seine Fingernägel kratzten hilflos über Kais Rücken und hinterließen rote Striemen. Er konnte nichts dagegen tun. Kai machte ihn wahnsinnig vor Lust. Als Kai seine Prostata streifte, warf er stöhnend den Kopf in den Nacken und krallte seine Finger noch fester in Kais Haut. Es tat ihm zwar leid, aber ändern konnte er es auch nicht. Schmerzhaft verzog er das Gesicht. Auch wenn es wirklich sehr schmerzhaft war, so konnte er es seinem Freund auch nicht verübeln. Schließlich war er es, der ihn hier so quälte und schmachten ließ. Da konnte er ein solch kleines Wehwehchen ruhig mal ertragen. Ganz behutsam zog er die Finger ein Stück zurück und schob einen dritten hinein. Er wollte sehen, ob es für seinen Schatz noch angenehm war, oder ob er noch mehr Vorbereitung brauchte. Wenn sie schon miteinander schliefen, dann sollte es beiden ein unbeschreibliches Erlebnis verschaffen und nicht schmerzhafte Erinnerungen hervorrufen. "Ist das okay?", flüsterte er ihm zu und wartete auf eine Reaktion. "Hai...", hauchte er atemlos und entspannte sich nun vollends. Kai hatte nun drei Finger in ihm und ließ sie vorsichtig scherenartig auseinanderdriften, um ihn zu weiten, so gut es eben ging. Unter seinen Fingernägeln spürte er ein wenig von Kais Blut, doch im Moment konzentrierte er sich nicht darauf, sondern auf das unbeschreibliche Gefühl in seinem Innersten. Er freute sich schon, wenn Kai gänzlich in ihn eindringen würde. Schließlich war Kais Glied noch eine ganz andere Größenordnung als dessen zierliche Finger. Er konnte es nicht mehr aushalten. "Onegai..." schmunzelnd registrierte er jede Reaktion Uruhas und bedankte sich dafür mit einem zärtlichen Kuss nach dem anderen. Doch sein Schatz schien genug davon zu haben und auch er würde es sicher nicht mehr lange aushalten. So zog er sanft die Finger aus ihm heruas. Allerdings erntete er dafür ein Murren seines Freundes. Doch es störte ihn nicht, denn nun würde er sich ja gleich in ihm versenken und ihn noch mehr verwöhnen. Kai positionierte sich zwischen Uruhas Schenkeln und spreizte diese noch ein kleines Stückchen mehr, um ganz langsam in ihn einzudringen. Es entlockte ihm ein lautes Stöhnen, als er mit der Spitze in ihm war und die heiße Enge um sich spürte. Aufkeuchend registrierte er, dass er wirklich recht gehabt hatte. Kais Glied war wirklich eine ganz andere Größenordnung als die drei Finger. Und das musste er jetzt leicht schmerzvoll feststellen. Ein bisschen mehr Vorbereitung hätte doch nicht geschadet... Doch er hielt sich tapfer, als Kai immer mehr und mehr in ihn eindrang und schlussendlich ganz in ihm versunken war. Seine Finger krallten sich wieder in Kais Rücken und er keuchte erstickt auf. "Kami-Sama!" Er spürte erneut, wie Uruha sich verkrampfte und ihn regelrecht einkerkerte. Es machte ihn fast wahnsinnig vor Lust, aber er beherrschte sich, denn es schien, dass sein Schatz Schmerzen hatte. Behutsam beugte er sich über sein Gesicht und küsste ihn. Eine verschwitzte Strähne hatte sich in Uruhas Gesicht verirrt und wurde von seiner Hand vorsichtig zur Seite gestrichen. "Alles okay bei dir?", fragte er besorgt. "Soll ich lieber aufhören?" Kami-Sama, wollte Kai ihn zu Tode foltern? "Wenn du jetzt aufhörst, dann gnade dir Gott...", murmelte er leise und drängte sich noch ein Stück näher an ihn. Er wollte nicht, dass Kai aufhörte. Nein, das wollte er unter gar keinen Umständen. Er wollte Kai in sich spüren, ihn schmecken und lieben. So wie früher. "Beweg dich bitte...", hauchte er und zog ihn hinab in einen ekstatischen Kuss. Okay, Uruha wollte also nicht, dass er aufhörte. Und schon begann er damit, sich zu bewegen. Anfangs noch sehr zögerlich, doch dann wurde er mutiger und bewegte sich schneller. Dabei konnte er es nicht lassen und verwickelte seinen Freund immer wieder in einen sinnlichen Kampf ihrer Zungen. Es fühlte sich unbeschreiblich an. "Du... bist so heiß.", stammelte er zwischen zwei Küssen und stieß zum ersten Mal etwas kraftvoller in den sich windenden Körper unter ihm. Er war also heiß? Was sollte er denn da bitteschön erst zu Kai sagen? Der Kerl war mehr als nur heiß. Ein Vulkan, aus dem unablässig Lava kam. Und er liebte diese Hitze. "Ai... Aishiteru...", brachte er stotternd hervor und erwiderte den leidenschaftlichen Kuss. Er ließ Kais Zunge in seine Mundhöhle vordringen, doch lange ließ er sie nicht in ihr, sondern drängte Kai zurück in seine eigene und trug den Kampf nun dort fort. Er wollte diesen Kampf der Zungen gewinnen. Wenigstens hier wollte er die Oberhand behalten. Immer wieder versenkte er sich in den Leib seines Schatzes und merkte, dass er das nicht lange durchhalten würde. Seine Lenden kribbelten schon merklich und auch sein anfangs stabiler Rhythmus wurde unregelmäßiger und ungehaltener. Er konnte wirklich nicht mehr lange und Uruha sollte nicht darunter leiden. Seine Hand wanderte zwischen ihre erhitzten Körper und legte sich um die ausgeprägte Errektion seines Liebsten, um ihn im gleichen Tempo und mit fast der gleichen Kraft zu pumpen und ihn so immer näher an den Abgrund zu bringen. Wenn er schon kam, dann mit ihm. "Aishiteru mo....", keuchte er und trieb sich wieder fest in ihn. Kai versenkte sich immer und immer wieder in Uruhas bebendem Leib und der Brünette warf lauthals stöhnend den Kopf in den Nacken. Kai hatte zwischen ihre verschwitzeten Körper gegriffen und begann nun, seine Erregung mit verführerischen Griffen zu bearbeiten. Uruha wurde fast wahnsinnig durch diese Berührungen. "Kai~!", schrie er fast auf, als er spürte, wie sein Orgasmus in ihm hochschnellte. Seine langen Beine schlangen sich um Kais Hüfte und drückten ihn so noch fester in sich hinein. Er wollte die letzten Momente noch vollends auskosten. Doch lange hielt er es nicht mehr aus und kam mit Kais Namen auf den Lippen in dessen Hand und sackte kurz darauf schwer atmend zusammen. Uruha riss ihn mit sich, als er sich um sein Glied verkrampfte und zusammenzog. Auch er konnte nicht an sich halten und ergoss sich mit einem lauten Stöhnen des Namens seines Liebsten in dem bebenden Körper. Kai versuchte seinen Atem zu beruhigen, doch es fiel ihm verdammt schwer. Er hatte gerade wieder mit dem Menschen geschlafen, den er so sehr geliebt hatte und es immer noch tat. Sacht ließ er sich auf Uruha sinken und atmete unregelmäßig gegen seinen Brustkorb. Auch der Körper seines Freundes hob und senkte sich noch unruhig. "Aishietru, Kouyou, aishiteru....", säuselte er. "Mo... Mo, Yutaka... Mehr als alles andere...", keuchte er atemlos und strich dem jungen Mann auf ihm sanft über die verstrubbelten Haare. Er lehnte sich zurück und versuchte, seine Atmung wieder zu normalisieren, doch das klappte noch nicht so wirklich. Er war viel zu aufgeregt dafür. Kais Körper auf seinem ließ sein Herz flattern und das Gefühl, dass Kai immer noch in ihm war, ließ ihn irgendwie ruhiger werden. Mit Kai an seiner Seite fühlte er sich so anders. So... Komplett. Und er hoffte, dass dies auch für immer so bleiben würde. Diesmal würde sie nichts trennen können. Zufrieden lächelnd hob er seinen Oberklrper an und schaute seinem Schatz ins Gesicht. Irgendwie konnte er jetzt nur strahlen. Was anderes war ihm gar nicht möglich. Er konnte nicht anders, als tief in diesen wunderschönen Augen zu versinken und ihm immer wieder sanft über die Wange zu streichen. Uruhas Nähe ließ ihn sich gänzlich öffnen, gab ihm Geborgenheit und das sichere Gefühl, geliebt zu werden. Doch dann grinste er frech. "Das können wir ruhig öfter machen." "Nichts lieber als das...", murmelte er leise und schmiegte sich noch ein wenig fester an den warmen Körper seines Schatzes. Mit der Fingerspitze verrieb er einige Schweißtropfen auf der makellosen Brust und seufzte wohlig auf. Wie konnte ein einzelner Mann bloß so schön sein? Kai hatte von Gott wirklich die doppelte Portion abbekommen. Uruha musste schmunzeln. Da lief jetzt irgendwo ein armer Tropf herum, dem Kai seine Portion weggenommen hatte. "Du bist wirklich das Beste, was mir je passieren konnte. Ich liebe dich so sehr!" Verlegen kicherte er. Tja, da würde er ihm jetzt mal lieber nicht widersprechen. Doch er stupste neckisch gegen seine Nase. "Da haben wir beide ja was gemeinsam, was?" Und schon gab er ihm wieder einen Kuss. Auch wenn es der erste Sex nach so langer Zeit war, es fühlte sich genauso toll an wie damals. Und er würde sich hüten, das nicht nochmals mit seinem Schatz zu machen. "Aber jetzt bin ich irgendwie müde.", nuschelte er. Nur widerwillig zog er sich aus Uruha zurück und kramte aus seinem Nachtschrank ein paar Taschentücher heraus. Damit säuberte er sich und seinen Schatz und legte sich zufrieden neben ihn, um sich auch sogleich in seine Arme zu kuscheln. "Darf ich noch ein bisschen kuscheln?" "Natürlich darfst du das, mein Schatz...", nuschelte er leise zurück und strich ihm zärtlich über den Kopf. Er würde Kai jetzt nie wieder gehen lassen. Das hatte er sich geschworen. Er würde Kai überall hin folgen, egal, wie weit es sein würde. "Aishiteru...", hauchte er leise und schloss die Augen. Jetzt erst bemerkte er die lähmende Müdigkeit, welche von seinem Körper langsam aber sicher Besitz ergriff und seine Hand, die Kai zärtlich im Nacken kraulte, wurde immer langsamer, bis sie schließlich ganz aufhörte. Uruha war eingeschlafen. Innig schmiegte er sich an den wärmenden Körper. Die Decke hatte er über sie beide gezogen und nun schlief Uruha selig in seinen Armen. Das war ein schönes Gefühl und er wollte es für nichts auf der Welt mehr hergeben. Eine ganze Weile blieb er still neben ihm ligeen und beobachtete seinen Freund, wie dieser schlief. Uruha sah nicht nur hübsch aus, wenn er wach war und ihn anlächelte, nein, er sah auch verdammt schön aus, wenn er einfach nur da lag und friedlich schlummerte. Sanft strich er ihm über die Wange und beschloss dann, dass er aufstehen würde. Uruha sollte sich ruhig noch etwas ausruhen. Und schon schlich er sich still und heimlich aus dem Bett. Uruha bemerkte nichts davon, wie Kai sich heimlich, still und leise aus dem Bett schlich. Er schlief tief und fest und rollte sich einfach zusammen, als sein Körper bemerkte, dass die Wärmequelle fehlte, die ihn die ganze Zeit über gewärmt hatte. Nun lag er in embryohafter Haltung im Bett und schmatzte einige Male auf oder bewegte sich einige Zentimeter. Er war wirklich müde. Selbst im Schlaf hatte er ein leichtes Schmunzeln im Gesicht. Er war überglücklich, dass er seinen Kai endlich wieder für sich hatte und das wirkte sich auch auf seine Träume aus. Zuerst huschte er mal unter die Dusche. Der Schweiß, der seinen Körper bedeckte, musste ja nicht zu einem Dauerzustand werden. Außerdem tat sie ihm eh gerade ganz gut. Durch ihr kleines Abenteuer fühlte er sich jetzt richtig gut. Wobei er doch eigentlich ziemlich ausgepowert sein müsste. Aber nein, Kai fühlte sich großartig. Und so machte er sich nach dem Anziehen gleich in die Küche und räumte Uruhas kleines Chaos beiseite. Auch wenn dieser jetzt kochen konnte, eine gewisse Unordnung hinterließ er wohl trotzdem noch allzu gerne. Er bemühte sich, so leise wie möglich zu sein, um seinen Schatz nicht zu wecken. Jetzt wollte er ihm mal etwas Schönes kochen. Aver dazu musste er erstmal einkaufen gehen. Schnell schlüpfte er in seine Jacke und seine Schuhe, schrieb noch einen kleinen Zettel, den er neben Uruha auf das Kopfkissen legte und dem Schlafenden noch einen kleinen Kuss auf die Stirn hauchte und dann machte er sich auf den Weg zum Supermarkt. Seine Laune war fantastisch. Uruha erwachte erst etwa eine halbe Stunde, nachdem Kai das Haus verlassen hatte. Müde öffnete er seine Augen und blinzelte ein paarmal verwirrt, ehe er seinen Körper wieder aus dieser eingerollten Haltung befreite und leise aufstöhnte. Wie lange lag er denn schon so? Das tat seinen Gelenken gar nicht gut. Vorsichtig richtete er sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen, als ihm plötzlich der Brief auffiel, welcher auf dem Kopfkissen lag und ziemlich mitgenommen aussah. Anscheinend hatte er sich einige Male darübergerollt. Er nahm ihn in die Hand und las ihn. Dann seufzte er auf. Kai war anscheinend einkaufen gegangen. Aber das sollte er doch nicht. Uruha wollte nicht, dass Kai sich so sehr um ihn kümmerte. Kai war doch derjenige, der jetzt Zuwendung brauchte. Oder ging es ihm vielleicht sogar schon wieder besser? War das Fieber gesunken? Uruha hoffte es stark und schwang sich aus dem Bett. Verschlafen tapste er ins Badezimmer, um sich ausgiebig zu duschen. Schon fast trällernd watschelte er durch den Supermarkt, packte dies in seinen Korb und das und zum Schluss noch ein paar momiji manjuu. Mal sehen, ob Uruha die immer noch so gerne aß. Das würde er jetzt einfach mal ausprobieren. Und wenn er sie nicht mochte, dann würde er sie eben alleine essen. Auch gut. Als er alles, was er brauchte zusammen hatte, ging er zur Kasse. Grinsend bezahlte er und wollte gerade den Laden verlassen, als jemand vor ihm stand und ihn ziemlich grimmig anschaute. "Hi.", begrüßte er ihn. Allerdings bekam er nur ein düsteres Grummeln als Antwort. Uruha stand wohlig seufzend unter dem warmen Wasserstrahl und hielt das Gesicht nach oben, um auch ja genug von dem erfrischenden Nass abzubekommen. Er hatte fabelhafte Laune. Und die würde auch nichts so schnell wieder sinken lassen können. Er hatte seinen Kai wieder. Was wollte er eigentlich mehr? Mit verschränkten Armen und einem finsteren Blick stand Aoi vor Kai und sah ihn düster an. "Ach... Wen haben wir denn da? Wenn das nicht unser kleines Kai-Chan ist...", knurrte er leise. "Na? Wie geht´s denn dem kleinen Uruha? Alles okay?" Verwirrt blinzelte er ihn an. Er wusste, dass der Schwarzhaarige alles andere als gut auf ihn zu sprechen war. Aber er konnte auch nichts daran ändern, dass er Uruha im Endeffekt in seine Arme getrieben hatte. "Ja, Uruha geht´s bestens. Hast du ein Problem damit?", fragte er mit ruhiger Stimme. Es konnte ihn jetzt eh nichts die gute Laune verderben. Auch kein aufgebrachter Aoi. "Und wenn schon... Interessiert hier doch eh niemanden, was ich denke. Ich bin euch ja anscheinend so ziemlich egal.", fauchte der Schwarzhaarige und verschränkte bissig die Arme vor der Brust. "Ich verstehe es einfach nicht. Uruha war mein Freund und kaum kommst du an, läuft er dir wie ein verliebter Gockel hinterher und Reita schlägt mich fast zusammen." Er deutete auf seine geschwollene Unterlippe. Was sollte er jetzt dazu sagen? Bist doch selbst Schuld? Hast es nicht besser verdient? Nein, das ging nicht. Dann würde er ihm sicher an die Gurgel gehen. "Ist alles okay bei dir? Geht´s dir gut?", fragte er. Er machte sich schon Sorgen um den Gitarristen. Schließlich spielten sie jetzt in einer Band. "Wenn ich dir irgendwie helfen kann, sag Bescheid, hai?" Und diese Worte meinte er ernst. "Jetzt tu nich so heuchlerisch, Kai!", fauchte er. "Dich interessiert es doch eh nicht, was ich denke oder wie es mir geht. Du hast dir ohne mit der Wimper zu zucken meinen Freund geschnappt und lachst dir jetzt sicherlich heimlich ins Fäustchen. Ich brauche dein Mitleid nicht." Die Worte spie er geradezu aus und seine Augen verdunkelten sich. "Lass dir eines gesagt sein, Yutaka. Ich lasse mir das nicht von dir gefallen. Wir sehen uns." Und schon war er um die nächste Ecke verschwunden. Unsicher über Aoi Worte kratzte er sich am Hinterkopf. Wie sollte er das denn jetzt bitte schön verstehen? Was hatte er eigentlich gegen ihn? "Pff.", machte er nur und ging wieder in Richtung Zuhause. Dort wartete schließlich Uruha auf ihn und er hoffte, dass er vielleicht noch schlafen würde. Nicht, dass er sich wieder so eine Moralpredigt anhören durfte. Darauf konnte er jetzt gut und gerne verzichten. Leise schloss er die Tür auf und stellte die Tüte mit dem Einkauf vor die Garderobe, um sich seine Sachen wieder auszuziehen und in seine Hausschuhe zu schlüpfen. Dann schnappte er sich den Einkauf und spazierte damit lächelnd direkt in die Küche. Er wollte Uruha ja schließlich nicht wecken. Und er konnte ja nicht ahnen, dass dieser bereits wach war. Nachdem er mit allem fertig war, stieg er wieder aus der Dusche und wickelte sich lose ein Handtuch um die Hüften. Dann trocknete er schnell seine Haare und tapste durch die Wohnung. Verwundert hob er die Augenbraue. Lagen die Einkaufstüten schon die ganze Zeit hier herum? Oder war Kai etwa schon da? Er ging in die Küche und sah seinen Freund schon leise pfeifend am Herd stehen. "Na? Schon wieder da?" Erschrocken fuhr er zusammen und hielt sich die Hand auf die Brust. "Musst du mich so erschrecken?", keuchte er. Er hatte sich tierisch erschrocken. Hatte er doch damit gerechnet, dass Uruha noch im Bett lag und schlief. Jetzt stand er hier vor ihm und...Sofort wurde er rot, als er den halbnackten Uruha vor sich stehen sah. "Ano... könntest du dir vielleicht was anziehen?" Blitzschnell drehte er den Kopf weg. "Essen dauert aber noch etwas." Er grinste leicht und lehnte sich so wie er war gegen die Theke und sah Kai an. "Würd ich ja gerne. Aber meine Sachen sind in der Wäsche und hier hab ich keine passenden. Ich hätte mir ja welche von zuhause geholt, aber ich glaube nicht, dass es gesund ist, halbnackt durch die Straßen zu rennen." Er gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. "Oder hast du Sachen, die mir vielleicht passen?" Stimmt, daran hatte er wirklich nicht mehr gedacht. Uruha war ja die ganze Zeit bei ihm geblieben und hatte somit gar keine Gelegenheit gehabt, sich ein paar Sachen zu holen. Er nickte in Richtung Schlafzimmer. "Am besten du suchst dir was Passendes raus. Weiß nämlich nicht, ob ich was hab, was über deine langen Beine passt.", grinste er frech. "Also tu dir keinen Zwang an." "Danke!", flötete er und huschte aus der Küche hinaus in Kais Schlafzimmer zurück. Sofort stellte er sich an den Schrank und riss alle Türen auf. Jetzt war er wieder in seinem Element. Passendes Outfit zusammenstellen. Nach nicht einmal einer Viertelstunde kam er zurück zu Kai und sah ihn verlegen grinsend an. Er trug ein schwarzes Oberteil, welches ihm eigentlich ganz gut passte und dazu eine weiße Hose, die allerdings ein wenig zu kurz geraten an ihm aussah. "Was Besseres hab ich nicht gefunden." Kai grinste. "Na ja, nicht unbedingt das Wahre. Da muss ich dir wohl doch was anderes geben, dass dir bestimmt besser passt." Sofort stellte er den Topf zur Seite und zog Uruha an der Hand wieder zurück ins Schlafzimmer. Dort platzierte er ihn aufs Bett und kniete sich hin. Mit einer Hand griff er unter sein Bett und zog einen großen Koffer hervor. Dort lagerte er Sachen, die für besondere Anlässe waren oder einfach nicht sein Stil oder aber zu groß waren. Sein Vater hatte sämtliche Klamotten gekauft und seine neue Frau war da auch nicht anders. Deshalb hatte er auch ein ordentliches Sortiment angehäuft. Als er ihn geöffnet hatte, schaute er Uruha an. "Vielleicht is hier ja was Besseres für meinen Schatz bei." Und so übergab er ihm das gute Stück. "Such dir einfach was raus." Begeistert kniete er sich vor den überfüllten Koffer und kramte sogleich darin herum. Kai hatte aber wirklich viele Sachen. Fast schon mehr als Uruha selbst und das musste ja etwas heißen. Schnell hatte er Sachen gefunden, die ihm eigentlich passen mussten und verschwand im Badezimmer. Nach einigen Minuten kam er wieder aus dem Bad und präsentierte sich seinem Schatz. "Dankeschön. Die Sachen passen wirklich gut.", er gab ihm einen dicken Schmatzer auf die Wange. "Und jetzt lass uns mal was essen. Was machst du eigentlich Feines?" Gespielt verdrehte er die Augen. "Dass du aber auch immer ans Essen denken musst. Hast dir diese Eigenart von dir wohl auch noch beibehalten, was?", lachte er und piekte ihm neckisch in die Wange. "Aber schön, dass sie dir gefallen. Von mir aus kannst du sie behalten. Hab eh viel zu viele Sachen.", seufzte er und erhob sich. "Dann werd ich mich jetzt mal daran machen, dass mein Schatz nicht aus den Latschen kippt, weil er nichts zu essen bekommen hat." Kichernd verschwand er aus dem Zimmer und stellte sich in der Küche wieder vor den Herd. Jetzt war er wieder in seinem Element. Gespielt beleidigt plusterte er die Wangen auf, als Kai ihm in eben jene piekte und sah ihn an. "Ich denke nicht immer ans Essen... Nur an deines.", er lächelte zuckersüß. "Und was soll das heißen? Ich darf sie behalten? Das kann ich doch nicht annehmen. Ich wasche sie und dann kriegst du sie wieder." Seufzend ging er ihm hinterher in die Küche und setzte sich auf einen der Küchenstühle und beobachtete Kai, wie er kochte. Das hatte er früher schon so gerne getan. "Also? Was gibt´s Leckeres?", fragte er und wurde rot, als ein lautes Magenknurren seinerseits zu hören war. Der Schwarzhaarige lachte. "Also doch wieder das Thema Essen.", lachte er. War aber auch zu niedlich, wie er immer wieder auf dieses Thema zurückkam. "Lass dich einfach überraschen und nun ab mit dir. Die Küche is mein Revier." Mit einem Griff hob er ihn wieder auf die Beine und schickte ihn Richtung Wohnzimmer. Als dieser Widerstand leistete, schob er ihn einfach ins Zimmer nebenan. "Keine Widerrede und nun setz dich dahin, sonst dauert das Essen noch länger." Murrend ließ er es zu, dass Kai ihn einfach ins benachbarte Zimmer schob und ihm die Nase vor der Tür zumachte. Beleidigt streckte er ihm die Zunge raus und ließ sich auf den Boden sinken. Dort setzte er sich in den Schneidersitz und verschränkte die Arme vor der Brust. Er würde jetzt so lange hier sitzenbleiben und sich nicht rühren, bis Kai ihn um Entschuldigung anbetteln würde. Er war doch eigentlich lieb gewesen und wollte Kai bloß Gesellschaft leisten. "Baka...", grummelte er in seinen nicht vorhandenen Bart und blieb auf dem kalten Boden sitzen. Singend und tänzelnd hüpfte er durch seine Küche. Holte dort was raus und dort, dann rührte er mal wieder im Top, kontrollierte den Reiskocher und schnitt das Gemüse klein. Heute wollte er mal Hähnchen Teriyaki machen. Mal sehen, ob das seinem Schatz auch schmeckte. Und zur Feier des Tages würde heute einfach mal im Wohnzimmer gegessen. Dabei würden sie gemütlich einen Film schauen oder einfach nur durch das alltägliche Fernsehprogramm zappen und vielleicht auch mal einen Schluck Alkohol trinken. Heute durften sie das mal. Machten sie ja schließlich nicht jeden Tag. Das Essen war dann auch schnell fertig und er tat gleich für jeden eine ordentliche Portion auf den Teller. Grinsend und in beiden Händen einen Teller mit heißem Essen öffnete er die Tür und wäre fast in Uruha gerannt. Verdutzt blieb er stehen. "Warum sitzt du denn hier auf dem Boden?" "Aus Spaß an der Freude...", nuschelte er in seinen immer noch imaginären Bart und sah zu Kai hinauf. Er rümpfte leicht die Nase und roch an der Luft, bis ihm beinahe das Wasser im Mund zusammenlief. Kami-Sama, roch das vielleicht lecker... Er schüttelte seinen Kopf, um noch bei klarem Verstand zu bleiben und sah Kai dann schmollend an. "Ich wollte bloß bei dir sein und du schickst mich raus...", murmelte er leise und sah ihn aus großen, traurigen Augen an. "Gemeinheit..." Nun stand er wohl vor einem echten Problem. Uruha schmollte und er war schuld daran. Na toll, Kai. Wieder mal eine super Leistung von dir, rügte er sich. Da hatte er sich doch mal wieder ins eigene Fleisch geschnitten. Das hatte er nun wirklich nicht beabsichtigt. Ganz lieb lächelnd schaute er zu ihm hinunter. "Möchtest du jetzt einfach da sitzen bleiben und weiterschmollen oder vorher wenigstens was essen? Dann können wir ja darüber nochmal sprechen und du kannst gerne weiterschmollen, wenn du das dann noch willst. Aber so wird doch dein Essen kalt, mein Schatz." Er seufzte. "Ich hab dich doch lieb, aber... es ist doch doof, wenn du mir dabei zugucken musst, wenn ich koche. Das ist doch viel zu langweilig." "Nein, ist es nicht. Es macht Spaß, dir zuzugucken, wie du pfeifend und singend durch die Küche springst. Ich hab dich doch gehört.", er kicherte leise und richtete sich auf. "Na gut, du hast gewonnen. Ich hab riesigen Hunger und dein leckeres Essen lasse ich mir ganz sicher nicht entgehen. Darauf kannst du wetten." Er schnappte sich einen der Teller aus Kais Hand und flitzte damit hinüber zum Sofa, auf welchem er sich niederließ und auffordernd neben sich klopfte. "Komm her, Schatz. Ich will mich an dich kuscheln." Sofort lief er rot an. Er hatte mitbekommen, dass er beim Kochen pfiff und trällerte? Wie peinlich war das denn? Mit gesenktem Kopf setzte er sich neben ihn und schaute verlegen auf sein Essen. Ihm war das viel zu peinlich gewesen eben. Sogleich kuschelte er sich eng an seinen Schatz und schaltete den Fernseher an. Er zappte einfach durch und blieb an einer Schicksalsreportage hängen, die eigentlich ganz interessant aussah. Dabei aß er das leckere Hühnchen und stupste Kai an. "Hey... Was los?" "Ano... Es ist mir peinlich, wenn andere mitbekommen, was ich beim Kochen mache. Kann das aber auch nicht abstellen. Is halt so drin.", seufzte er und stocherte in seinem Essen herum. Jetzt war er irgendwie wieder in seine schüchterne Rolle gefallen und würde scheinbar auch nicht so schnell wieder heraus kommen. "Is schon okay, Uruha. Ich schäm mich halt nur dafür." Er lachte leise und stupste ihm frech in die Seite. "Nun komm schon. Bin ich etwa irgendein Fremder, der dir beim Kochen zusieht? Nein. Ich bin Takashima Kouyou, dein fester Freund und ich will dir ja nichts Böses. Ich finde dich nur so super süß, wenn du kochst. Dann kommst du mal so richtig aus dir heraus. Ist wie beim Schlagzeugspielen bei dir." Er grinste und küsste ihn sanft. "Und nun stocher nicht so im Essen, sonst wird es kalt." Jetzt schaute er hoch und direkt in Uruhas Augen. Verwirrt blinzelte er, als er die Worte seines Freundes hörte. Und schon wurde er wieder rot. "Ano... tut mir leid, aber ich glaub, ich mag nichts mehr essen. Hab keinen Hunger mehr." Er schob den Teller von sich weg und lehnte sich zurück in die Polster. Jetzt war er vollends verdattert. Was sollte das denn nun? Eben war doch noch alles in Ordnung gewesen und nun? Lag es etwa nur daran, dass er gesagt hatte, dass er Kai zugehört hatte? Das war übertrieben... "Kai... Bitte iss es, hai? Ich meinte das ja eben echt nicht böse...", er seufzte. "Wenn du nichts isst, esse ich auch nichts." Und schon schob er den Teller weg zu Kais und verschränkte stur die Arme vor der Brust. Sein Magenknurren ignorierte er. Er öffnete die Augen, die er eben noch geschlossen hatte und schaute Uruha entgeistert an. Was sollte das denn jetzt werden? "Aber ich habe wirklich keinen Hunger. Ehrlich. Also iss bitte, hai?" Er war erschüttert, dass Uruha sich so kindisch aufführte. Wieso sollte er Hunger haben, wenn er sich nicht fühlte? Und genauso war es jetzt. "Ich möchte jetzt wirklich nichts essen. Mir is einfach nicht gut." Jetzt hob er eine Augenbraue. Nicht schon wieder. Ging es Kai etwa immer noch nicht besser? Und er hatte schon gedacht, dass es bergauf mit ihm ginge. Jetzt kamen wieder die Schuldgefühle in ihm hoch und er schluckte. Er hätte Kai nicht einkaufen gehen lassen sollen. "Tut mir leid... Komm, geh lieber wieder ins Bett. Ich mach dir eine Suppe oder Tee, wenn du magst. Du solltest hier nicht so rumsitzen, wenn es dir wieder schlechter geht." Langsam wurde es ihm zuviel. Konnten sie denn nicht einmal richtig glücklich sein? Immer kam etwas dazwischen. "Iie... Ist schon okay. Ich bleib einfach ein bisschen auf der Couch sitzen." Jetzt schaute er ihn liebevoll an. "Darf ich mich dann einfach an dich kuscheln? Dann geht´s mir bestimmt gleich besser. Mach dir nicht so viele Sorgen, hai?" Er zog die Beine eng an seinen Körper und legte die Arme darum. Uruha sollte lieber erst mal essen und dann konnten sie immer noch kuscheln. "Iss erst mal, ich wart solange." Seufzend gehorchte er. Es brachte ja eh nichts, wenn er Kai jetzt widersprechen würde. Der Kerl war einfach zu stur. Wenn er krank war, sollte er eigentlich ins Bett und nicht hier sitzen und warten, bis Uruha aufgegessen hatte und dann einfach kuscheln. Damit war es eigentlich nicht getan. Aber was sollte er auch machen? Nachdem er aufgegessen hatte, stellte er den Teller beiseite und zog Kai sofort in seine Arme. "Alles okay?", fragte er besorgt. Seufzend schmiegte er sich an den Körper seines Freundes und legte dessen Arme um sich. Er wollte ganz nah bei ihm sein und Uruha sollte ihn wärmen. "Jetzt schon. Du bist so schön warm, mein Schatz." Er schloss die Augen und genoss einfach, dass sein Schatz bei ihm war. Mehr wollte er jetzt nicht. "Das ist schön mit dir.", säuselte er. Er grinste leicht. Gott, war das niedlich. Vorsichtig strich er ihm über den Kopf und küsste ihn sanft auf die Stirn. "Bist du dir sicher, dass du dich nicht hinlegen willst? Wir können auch im Bett kuscheln und da ist es sicher gemütlicher. Und noch viel wärmer." Er seufzte und streichelte ihm vorsichtig über die weiche Wange. Uruha machte sich Sorgen um seinen Freund und wollte, dass es ihm gut ging. "Nein, hier ist es grad so gemütlich und kuschelig. Und... wenn wir jetzt aufstehen, dann is das doof.", nuschelte er und vergrub sein Gesicht an Uruhas Hals. Er sog den süßen Duft seines Schatzes ein und küsste ihn auf die weiche Haut. "Wir könnten uns ja eine Decke nehmen." Er deutet auf die Wolldecke, die zu seinen Füßen lag. Wie süß konnte man eigentlich sein? Süßer als Kai ganz sicher nicht, denn der erreichte gerade die Kariesgrenze. Lächelnd strich Uruha ihm über das Haar und zog dann die weiche Wolldecke über ihre Körper und lehnte sich ganz vorsichtig mit Kai in den Armen nach hinten. "Ist das okay so?", fragte er leise. Er wollte jetzt nicht allzu laut sein, da es ja auch sein konnte, dass Kai Kopfschmerzen hatte und die wollte er nicht verschlimmern. Den Fernseher schaltete er vorsichtshalber auch aus. Jetzt kuschelte er sich noch mehr an ihn. Das war so schön mit ihm. Das sollte jetzt einfach nicht aufhören. Konnte die Zeit jetzt nicht einfach stillstehen? Er fühlte sich so wohl, dass seine Gedanken abdrifteten und er schließlich ganz ruhig einschlief. Lächelnd beobachtete er eine Weile, wie Kai sanft schlief und küsste ihn kurz auf die Stirn, ehe auch er die Augen schloss und Kai sanft an sich drückte. Er wollte ihn beschützen und immer für ihn da sein. Nach einer Weile war auch er eingeschlafen und beide schliefen bis zum frühen Morgen durch. Die Nähe zu Uruha tat ihm unglaublich gut, auch wenn er die Nacht wohl in einer ziemlich unbequemen Position schlief. Seine Glieder taten weh und er musste sich erst mal strecken, damit er sich überhaupt wieder vernünftig bewegen konnte. Vorsichtig befreite er sich aus Uruhas Umarmung und erhob sich. Er streckte sich und beobachtete seinen Schatz noch eine Weile, bevor er sich zu ihm runterbeugte und ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte. "Aufstehen, Schlafmütze." Grummelnd erwachte er aus seinem Tiefschlaf und blinzelte Kai an. Irgendwie sah er jetzt schon wieder besser aus als gestern Abend. Aber er konnte sich ja auch irren. "Ohayou...", nuschelte er verschlafen und gab ihm einen süßen Kuss. "Hast du gut geschlafen? Wie geht´s dir heute?" Er richtete sich leicht auf und streckte sich, bevor er einmal herzhaft gähnte und sich über die Augen rieb, um den Schlaf aus den Augen zu bekommen. Er lächelte seinen Liebsten an. "Ohayou." Und küsste ihn auch sogleich wieder. "Na ja, mir tun sämtliche Knochen weh, aber sonst geht´s mir gut. Das nächste Mal sollten wir doch lieber wieder ins Bett gehen. Das Sofa is nicht sehr bequem.", lächelte er. "Aber es war trotzdem schön, so nah an dir gekuschelt zu schlafen." "Stimmt... Ich hab´s dir aber gesagt.", er grinste leicht und knuffte ihn, ehe er aufstand und seine müden Glieder streckte. "Schön, dass es dir wieder besser geht. Ich hab mir gestern richtig Sorgen um dich gemacht. Ich hoffe, dass das Fieber jetzt langsam mal weg ist." Er strich ihm sanft über die Stirn. Kai nickte. "Hai, ich hoffe das auch. Hält schon viel zu lange an." Er seufzte. Ja, das war jetzt schon der dritte Tag, an dem er Fieber hatte. So langsam sollte es sich endlich verkrümeln. Liebevoll rieb er seine Nase an Uruhas. "Mach dir um mich keine Sorgen. Das wird schon wieder, mein Schatz. Ich hab dich lieb." Er schob seine Unterlippe schmollend nach vorne und sah Kai trotzig an. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah dann weg. "Pfh... Du hast mich lieb? Mehr nicht? Jetzt bin ich aber enttäuscht..." Natürlich war er nicht wirklich böse auf Kai, aber er wollte einfach mal testen, was dieser nun tun würde. "Ruha?" Er legte den Kopf schief und schaute ihn verwirrt an. "Wie meinst du das? Du weißt doch, dass du das Wichtigste auf der Welt für mich bist." So richtg verstand er jetzt nicht, was er meinte. "Ich liebe dich doch. Was hast du denn auf einmal?" Er seufzte. Verstand Kai das jetzt nicht? Naja... War ja auch egal. Er zog ihn einfach mit einem Ruck an sich und küsste ihn leidenschaftlich, ehe er ihn wieder losließ und leise kicherte. "Mann, das war eben ein Scherz, Baka-Chan. Ich liebe dich doch auch. Mehr als alles andere sogar." Schmollend zog er eine Schnute. "Ich bin kein Baka, du Baka.", murrte er und drehte sich weg. Jetzt konnte er auch mal bockig sein. "Du bist ein Baka und nicht ich. Damit macht man doch keine Scherze." Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte auf den Boden. Wenn er jetzt gekonnt hätte, hätte er am liebsten gedropt. Was sollte das denn nun? Wieso schmollte er denn jetzt? Das war eben doch bloß ein Scherz gewesen. "Dann schmoll weiter, Baka. Du hast eben auch nicht reagiert, also mach ich das jetzt auch nicht." Er gab ihm einen festen Klaps auf den Hintern, ehe er sich umdrehte und sich seine Jacke schnappte. "Ich geh dann mal. Kannst ja zuende schmollen." Erschrocken fiepte er auf, als Uruha ihm einen Klaps verpasste und wich ein paar Schritte zurück. Doch als Uruha sich die Jacke anzog, wurde er stutzig und rannte auf ihn zu. Hastig legte er die Arme um ihn und hielt ihn ganz fest. "Nicht gehen! ich schmoll auch nicht mehr, versprochen." Uruha sollte nicht gehen. Nein, nicht er. Er spürte die Arme um sich und seufzte auf. Er musste aber auch dringend mal nach Hause. Zuhause wartete eine Menge Arbeit auf ihn. Er musste sich umziehen, mal ein wenig aufräumen und dann auch mal ausmisten. Er konnte es nicht mehr ertragen, so viele Sachen von Aoi in seinem Zuhause zu haben. Er wollte endlich mit ihm abschließen können. "Bitte, ich muss nur mal kurz nach Hause. Ich komm auch gleich wieder." Er drückte ihm einen süßen Kuss auf, ehe er das Haus verließ. Traurig starrte er noch auf die Wohnungstür, aus der Uruha gerade verschwunden war. Jetzt war er wieder alleine. Aber er hatte ihm versprochen, gleich wieder zu kommen und dann konnte er sich wieder an ihn kuscheln und sich an ihm wärmen. Doch so lange musste er sich die Zeit vertreiben. Also beschloss er, sich einfach in sein Bett zu legen und zu schlafen. Dann würde er wohl endlich wieder ausgeruht sein und sich voll und ganz ihm widmen können. Zufrieden kuschelte er sich in seine Decke und sog den Duft ein. Es roch hier überall nach ihm. Ein schöner Duft. Und so schlief er dann auch friedlich ein. Uruha war gerade bei sich zuhause angekommen und machte sich nun daran, alles, was ihn an Aoi erinnerte, in einen Karton zu packen. Bilder, auf denen er alleine mit ihm zusammen zu sehen war, einige Sachen Aois, die er ihm später noch zurückbringen musste und ein Kuschelkissen, welches er am Anfang ihrer Beziehung von Aoi bekommen hatte, als er immer wieder von diesen schrecklichen Alpträumen geplagt worden war, damit er sich nicht mehr so arg fürchtete, wenn er allein war. All dies packte er in den Karton und wollte ihn rausbringen, als es an der Tür klingelte. Mit dem Karton unterm Arm machte er die Tür auf und erstarrte, als er sah, wer da vor ihm stand. Mit einem mürrischen Blick schaute er ihn an. Nein. Er starrte. Denn Uruha stand vor ihm und er schien alleine zu sein. "Na, auch mal wieder da?" Er drängte sich an dem schmalen Körper vorbei und betrat die Wohnung. Er wollte Uruha jetzt zur Rede stellen. Er wollte wissen, warum Uruha das jetzt einfach getan hatte. "Ich will mit dir reden." Verdattert machte er die Tür zu, als Aoi sich einfach an ihm vorbeigedrängelt hatte und nun in seiner Wohnung stand, die er eigentlich soeben entaoifizieren wollte. Und nun stand eben jener leibhaftig in ihr und schien sauer zu sein. Leise stellte er den Karton ab und schlang die Arme um seinen Oberkörper, sah Aoi zweifelnd an. "Was... Was willst du? Ich will aber nicht mit dir reden." Sofort packte er ihn an der Hand und zog ihn mit festem Griff ins Wohnzimmer. "Aber ich und nun will ich endlich wissen, warum du mir das angetan hast. Du weißt genau, dass ich dich liebe." Trotzdessen dass er ihn festhielt, drehte er den Kopf weg. Er wollte etwas verstecken, das Uruha nicht mitbekommen sollte. Er sollte jetzt kein Mitleid mit ihm haben. "Hast...hast du mich überhaupt geliebt oder war ich der Lückenbüßer für diesen Kerl?", fragte er mit verletzter Stimme. Entsetzt sah er ihn an. Was sollte das denn jetzt? Aoi sollte nicht denken, dass er ihn nie geliebt hatte. Das wollte er wirklich nicht. "N-Nein... Natürlich nicht, Aoi, aber du hast dich so verändert... Ich kann niemanden lieben, der sich mir gegenüber so verhält. Das tut mir ja auch wirklich leid, aber es ist aus, Aoi..." Dann verfinsterte sich sein Blick etwas. "Du sollst ihn nicht Kerl nennen. Kai hat einen Namen." Hastig hob er den Blick und schaute ihn an. Hatte er ihn so sehr verletzt, damit, dass er sich verändert hatte? Aus tränenverschmierten Augen schaute er ihn an. So wirklich konnte er diesen Worten seines Freundes keinen Glauben schenken. Er war verzweifelt, sah er das nicht? "Ich... ich liebe dich doch noch immer. Wieso? Wieso kannst du nicht bei mir bleiben?" "Weil ich dich wirklich nicht mehr liebe, Aoi. Es geht einfach nicht mehr." Er sah weg, konnte dem verletzten Blick seitens Aoi nicht standhalten. In seinem Magen kribbelte es nervös und er schluckte. Was sollte das? War Aoi nur hier, um ihm ein schlechtes Gewissen zu machen? Das war wirklich unfair... "Es tut mir leid, Aoi. Aber bitte... Bitte geh jetzt." Heftig schüttelte er den Kopf. Nein, er wollte jetzt nicht gehen. Uruha sollte wissen, wie es in ihm aussah. Dass er verletzt war und dass er ihn zurück wollte. Ja, er wollte sein Herz zurückerobern. "Es...es tut mir leid, was ich getan habe." Und noch mehr Tränen wanderten über seine geröteten Wangen. "Was wäre denn gewesen, wenn er nicht wieder hierher gekommen wäre? Wenn du ihm nie wieder begegnet wärst? Würdest du mich dann noch lieben? Oder hattest du das nie vorgehabt?" Ja... Was wäre dann gewesen? Wenn Kai nie wiedergekommen wäre? Was sollte er denn jetzt sagen? "Ich denke... Wenn du dann immer noch so gewesen wärst wie am Anfang unserer Beziehung, dann hätte ich dich immer noch geliebt... Ich habe dich auch wirklich geliebt, Aoi, aber bitte... Hör endlich auf damit..." Seine Stimme war immer leiser geworden und er sah zu Boden. Aoi war gemein. Wieso machte er ihm jetzt solche Schuldgefühle? "Aber... aber..." Immer wieder setzte er an und wollte ihm etwas sagen, aber er konnte es irgendwie nicht. Wie sollte er ihm denn das erklären? Er hatte doch immer nur Angst gehabt, dass er ihn verlieren würde und nun? Nun war es wirklich so. "Du hast dich auch verändert und trotzdem liebe ich dich noch genauso wie am Anfang." "Es mag sein, dass ich mich auch verändert habe, aber du hast dich viel zu sehr verändert. Aoi... Du hast mir wehgetan. Du hast versucht, mich zu vergewaltigen! Was soll ich denn da machen, huh?" Jetzt liefen ihm auch die Tränen die Wangen hinab und hickste leise. "Du hast mich wirklich verletzt und das hätte Kai niemals gewagt..." "Kai! Kai! Kai!" Jetzt wurde er laut. "Dreht sich in deinem Leben eigentlich alles nur noch um diesen verdammten Kerl?!" Er war sauer. Und jetzt fiel ihm auf, dass Uruha in der letzten Zeit wirklich anders war. Schweigsam und ziemlich in sich gekehrt. So wie es war, als Kai einfach so gegangen war. Da hatte er auch nur noch stumm vor sich hingestarrt und kein Wort mit ihnen gesprochen. Ging das jetzt wieder los? "Ich will nicht, dass du mit ihm zusammen bist. Er macht dich nur wieder traurig. Das war schon einmal so. Ich will dich nicht wieder so sehen. Das tut mir weh. Und... Ich wollte dir wirklich nicht weh tun. Ich wollte dir eigentlich nur zeigen, dass..." Ja, was wollte er ihm zeigen? Dass er ihn so sehr einschüchtern konnte? "Ich hätte dich doch niemals vergewaltigt, wirklich nicht. Dafür bist du mir doch viel zu wichtig!" Unter Aois lauten Worten war er in sich zusammengeschrumpft, sodass es jetzt wirkte, als wäre er viel kleiner als Aoi. Eingeschüchtert blickte er zu Aoi und dann sofort wieder auf den Boden. Was sollte das? Kai machte ihn traurig? Das stimmte doch aber gar nicht. Wenn er mit Kai zusammen war, machte sein Herz Purzelbäume. Und da sollte er traurig werden? "Aoi... Hör endlich auf damit, okay? Ich werde nicht zu dir zurückkommen, das kannst du dir wirklich abschminken. Ich kann mit ihm zusammen sein, wenn ich das will und ich will es! Ich liebe Kai! Find dich endlich damit ab oder lass es bleiben. Aber lass mich und ihn endlich damit in Ruhe." Er schnaubte und hickste noch einmal leise. In ihm wallten langsam die Schuldgefühle hoch. Das war nicht fair von Aoi. Entsetzt schaute er ihn an. Seine Augen brannten von den vielen Tränen, die sie in den letzten Stunden vergossen hatten. Und jetzt sagte er ihm direkt ins Gesicht, dass er nie wieder zu ihm zurück kommen würde. Nie wieder. Schluchzend sank er auf die Knie und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Er hatte den wichtigsten Menschen verloren. Uruha kehrte ihm den Rücken zu und das nur, weil er einen einzigen Fehler begangen hatte. Einen sehr dummen Fehler. Aber er konnte ihn nicht rückgängig machen, so sehr er es auch wollte. Verdattert starrte er auf den zitternden Körper des Schwarzhaarigen, welcher vor ihm auf die Knie gebrochen war und nun jämmerlich vor sich hinschluchzte. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Wie sehr wollte Aoi es ihm eigentlich noch schwer machen? Konnte er ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Vorsichtig sank er zu ihm auf den Boden und sah ihn an. Sollte er...? Er entschied sich dafür und zog den weinenden Aoi in seine Arme. Beruhigend strich er ihm über den Rücken. "Sssh... Ruhig, Aoi... Bitte nicht weinen...", murmelte er leise. Erschrocken zuckte er zusammen, als er Uruhas Nähe spürte. Eigentlich fühlte sich das toll an, aber... Nein, er sollte ihn nicht aus Mitleid so liebevoll in den Arm nehmen. Und so stieß er ihn mit einem kräftigen Ruck von sich, sprang auf und rannte in den Flur. Schnell war er in seinen Schuhen und lief aus der Wohnung. Enfach weg. Weg von diesem Scheißgefühl, dass er jetzt hatte. Weg von dem Menschen, den er so sehr liebte, ihm aber diese Gefühle nicht entgegen bringen konnte. Er wusste nicht, wo und wie weit er gelaufen war, doch er wurde abrupt aufgehalten, als er mit jemandem zusammenstieß. Aufkeuchend landete er mit dem Po zuerst hart auf dem Boden und sah verdattert dem flüchtenden Gitarristen nach, der nun das Haus rennend verließ. Was sollte das denn? Er hatte ihn doch bloß trösten wollen. Mehr nicht. Was sollte das bitte schön?! Schnell stand er auf und rannte dem Schwarzhaarigen hinterher. "Aoi! Warte doch bitte! Wieso läuft du einfach davon?" Mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht hielt er sich den Hintern. Er war hart auf seinem Allerwertesten gelandet nach dem Zusammenstoß. Als er aufschaute, wurde ihm auch schon eine helfende Hand gereicht und er nahm sie dankbar entgegen. Ihm wurde auf die Beine geholfen. Er wusste nicht, wie es geschah, aber er unterhielt sich noch eine Weile mit dem jungen Mann, den er nur allzu gut kannte in einem kleinen Cafe. Kai lag in seinem Bett. Er war aufgewacht und starrte nun Löcher an die Decke. Ihm war langweilig und er wusste nun wirklich nicht mehr, wie er sich die Zeit vertreiben sollte. Uruha war jetzt schon eine halbe Ewigkeit weg und er vermisste ihn jetzt schon. Er war ihm hinterhergerannt, doch er hatte ihn anscheinend verloren. Aoi war nirgends zu sehen. "Verdammt... Verdammt, verdammt, verdammt noch eins!", fluchte er und trat mit dem Fuß auf. Was sollte er denn jetzt machen? Das hatte er nicht gewollt. Aoi sollte nicht wegen ihm weinen. Aber was hätte er denn auch sonst machen sollen? Ihm verzeihen und ihn zurücknehmen konnte er schließlich nicht mehr. Er liebte Kai über alles und er würde ihn nicht mehr gehen lassen. Es fing an zu regnen und Uruha stand immer noch wie angewurzelt da und starrte in die Luft. Er bemerkte erst, wie er zitterte, als er schon bis auf die Knochen durchnässt war. Bibbernd trat er den Weg zu Kai an. Er brauchte jetzt einfach jemanden zum Reden. Er kam bei Kais Zuhause an und klingelte. Kai zuckte zusammen, als es plötzlich klingelte. Das musste Uruha sein, schoss es ihm durch den Kopf. Und wie von der Tarantel gestochen sprang er auf und rannte zur Tür. Mit einem Ruck öffnete er sie und strahlte sein Gegenüber an. Doch plötzlich stockte er. Mit prüfendem Blick musterte er ihn von oben bis unten. Uruha war vollkommen durchnässt und er sah irgendwie nicht sehr glücklich aus. Sofort streckte er die Arme nach ihm aus und zog ihn in eben diese. Die Tür ließ er einfach ins Schloss fallen. "Ruha, was ist passiert?", fragte er besorgt. Sofort kuschelte er sich in die wärmende Umarmung und schniefte leise. Das war doch alles nicht fair. Er war bis jetzt doch glücklich gewesen mit Kai und hatte beinahe vergessen, wie es im Moment um Aoi stand und nun? Nun war dieser einfach zurückgekehrt und verhielt sich auch so. Aber wie sollte er Kai das jetzt sagen? Er wusste es nicht... "Kai...", nuschelte er leise und zitterte. Er war vollkommen durchnässt vom plötzlichen Platzregen. "Ich liebe dich so sehr..." "Hey. Ich liebe dich auch, mein Schatz." Beruhigend strich er ihm über den Rücken. "Komm, du musst die nassen Klamotten ausziehen, sonst erkältest du dich noch. Das wollen wir nicht. Und nach der Dusche trinken wir einen Tee und du erzählst mir, was los ist, hai?" Und schon begann er, Uruha die nassen Sachen vom Körper zu schaffen. Erst wanderten das Shirt, dann die Hose und die Socken. Die Boxershorts überließ er Uruha und schob den zitternden Körper ins Badezimmer. Dort drehte er schnell die Heizung auf und schaute, dass aus der Dusche auch gleich warmes Wasser kam. "Ruha?" Kai schaute zu ihm und stellte fest, dass dieser sich noch kein Stück bewegt hatte. Also stellte er sich wieder zu ihm und schob ihm auch das letzte Stück nassen Stoffes vom Leib, um ihn dann einfach hochzuheben und unter die Dusche zu stellen. "Und jetzt dusch endlich.", grummelte er. Uruha machte ihm irgendwie Angst. Immer noch heftig zitternd stand er nun vollkommen nackt unter dem warmen Wasserstrahl und starrte zu Boden. Sein ganzes Denken war momentan darauf reduziert, sich selbst Vorwürfe zu machen und zu überlegen, was er alles falsch gemacht hatte. Er wollte doch so einen guten Freund wie Aoi nicht verlieren. Dafür hatte er ihn wirklich noch viel zu lieb. Aber was sollte er denn auch tun? Er liebte nun mal Kai und das war ihm erst klargeworden, als dieser wieder in sein Leben getreten war. Er hatte Aoi nicht benutzen wollen. Zitternd klammerte er sich an Kai und schluchzte leise in dessen Halsbeuge. Er bemerkte gar nicht, dass Kai deshalb auch vollkommen nass wurde. Er wollte ihn bloß nicht wieder loslassen. Er wollte spüren, dass jemand für ihn da war und ihm keine Vorwürfe machte. Kai konnte nicht anders, als bei ihm zu bleiben und ihn festzuhalten. So wollte er ihn jetzt auch wirklich nicht hier stehen lassen. "Ruha." Liebevoll nahm er ihn in den Arm. "Was ist los? Ist etwas passiert? Kann ich dir helfen?" Er machte sich jetzt wirklich Sorgen. "Ich bin immer für dich da. Das weißt du doch." Kopfschüttelnd presste er seinen durchnässten Körper immer näher an Kais, so dass schon kurz darauf kein Blatt Papier mehr zwischen sie gepasst hätte. Immer wieder rollten die Tränen seine Wangen hinab und immer wieder wurde sein Körper davon geschüttelt. "Es tut mir alles doch so leid...", hauchte er erstickt. "Aoi... Kai... Ich hab alles falsch gemacht... Es tut mir leid..." Nun standen schon beide unter dem warmen Wasserstrahl und Kais Kleidung klebte an dessen Körper, doch es war ihm egal. Für ihn galt bloß noch, Kai jetzt nicht loszulassen. "Ruha." Er hielt ihn einfach fest und spürte, wie er sich an ihn presste und lauschte seinen Worten. "Was hast du falsch gemacht, mein Schatz?" Seine Stimme klang belegt und er wollte ihm doch wirklich helfen, für ihn da sein und nie wieder hergeben. "Du hast doch nichts falsch gemacht. Wer sagt denn sowas?" Wer sowas sagte? Das hatte er doch eben schon gesagt. "A-Aoi...", schluchzte er leise und krallte seine Finger in Kais durchnässtes Hemd. "Er... Er war bei mir und wollte mich wiederhaben... Hat mir Vorwürfe gemacht und... Und gemeint, dass er mich immer noch liebt..." Er schluchzte nun etwas heftiger und hatte vor Zittern Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Sie sackten immer wieder weg. "Das ist gemein... Ich liebe nur dich und nicht ihn... Er soll mir nicht sowas sagen..." Er seufzte. Aoi hatte ihm also Vorwürfe gemacht? Aber wieso? Er hatte doch kein Recht dazu. Wenn er jemandem Vorwürfe machen wollte, dann ihm und sich selbst. Sie waren es, die sich ins Gewissen reden mussten. Uruha war nur seinen eignenen Gefühlen gefolgt. Dafür konnte er nun wirklich nichts. "Beruhig dich, mein Schatz. Das hat er sicher nicht so gemeint. Er ist bestimmt nur traurig, dass du dich gegen ihn entschieden hast." Er strich ihm sanft über den Rücken. "Ich möchte immer an deiner Seite sein und dich beschützen. Für immer. Das versprech ich dir auch. Aber nur, wenn du jetzt aufhörst zu weinen." Kai drückte ihn ein Stück weg von sich und schaute ihm in die verweinten Augen. Auch wenn sich Uruhas Tränen mit den Wassertropfen bereits vermischt hatten, strich er ihm trotzdem über die Wange. "Wenn es dir hilft, dann werde ich nochmal mit ihm reden. Okay?" Fahrig nickte er und schaute Kai aus rotgeweinten, geschwollenen Augen an. Das wäre vielleicht eine ganz gute Idee. Kai würde sich sicherlich nicht so einfach von Aoi einschüchtern lassen. Sie beiden verbanden schließlich keine solche Emotionen wie ihn selbst und Aoi. "Danke, Kai-Chan...", nuschelte er leise und hickste nochmal kurz auf. Er kuschelte sich zurück an den warmen Körper seines Freundes und seufzte. "Ich liebe dich." "Ich dich auch, Ruha. Ich mag es nicht, wenn du weinst. Egal warum. Sag mir einfach immer, wenn dir was auf dem Herzen liegt. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben und da möcht ich immer wissen, wie es dir geht und worüber du so nachdenkst. Versprichst du mir das?" Er legte seine Stirn gegen Uruhas und lächelte ihn süß an. "Keine Geheimnisse, okay?" Er nickte kurz und kuschelte sich an ihn. Er war froh, jemanden zu haben, der ihm zuhörte. "Danke, Kai... Keine Geheimnisse, versprochen. Ich liebe dich..." Seine Stimme klang heiser und rau und er musste sich einige male räuspern. Was war denn nun mit seiner Stimme los? Und er spürte nun auch deutlich die Kälte, die durch seine Glieder schoss und ihn so zittern ließ. "Uhm... Können wir aus der Dusche raus? Mir ist kalt...", murmelte er leise und kuschelte sich noch etwas mehr an seinen Schatz. Kai nickte und zog Uruha gleich mit sich. Und damit dieser nicht wieder aus seiner Dusche fiel, hielt er ihn besonders gut fest. Schnell griff er nach einem großen Handtuch und wickelte es um Uruha. Hastig streifte er sich seine nassen Kleider vom Leib und ließ sie achtlos in die Badewanne fallen. Dann nahm auch er sich ein Handtuch und legte es um sich. Und schon nahm er Uruhas Hand und zog ihn ins Schlafzimmer. Sofort ließ er sich dort mit ihm nieder und kuschelte sich ganz nah an ihn und umhüllte sie mit der warmen Bettedecke. Zusätzlich rubbelte er über Uruhas Oberarme. "Und jetzt schön liegen bleiben, hai?" Kai war mal wieder so zärtlich und liebevoll zu ihm, dass es Uruha die Sprache verschlug. Eigentlich wollte er ihm nicht wieder so zur Last fallen, jedoch war er auch wirklich froh, dass er ihn hatte. Er hätte nicht gewusst, was er ohne ihn gemacht hätte. Vielleicht wieder irgendeine Dummheit, die er dann später bereuen würde. Er nickte bloß leicht, anstatt ihm zu antworten und kuschelte sein Gesicht in Kais Halsbeuge, suchte ein wenig mehr des Trostes und der Wärme, die Kai ihm schenkte. Uruha seufzte schwer und strich hauchzart über Kais Arme, wie um sich selbst zu beruhigen, denn Kai stieß dadurch wohlige Laute aus, die Uruha wirklich zu beruhigen schienen. Zufrieden seufzend genoss er es, wie Uruha ihn sanft am Arm streichelte. Es kribbelte und verursachte eine kleine Gänsehaut auf seinem Arm und er lächelte ihn an. "Willst du mir nen Erpelparker verpassen?" Jetzt kicherte er. "Ich weiß ja, dass du mal auf Enten gestanden hast, aber deshalb must du mich nicht gleich zu einer machen.", scherzte er und küsste seinen Schatz auf die Nasenspitze. Er versuchte sich an einem kleinen Lächeln, was auch ganz gut klappte und sah ihn an. Er hob eine Augenbraue. "Erpelparker? Was soll das denn bitteschön sein?", kicherte er leise und machte fröhlich weiter, Kai am Arm zu streicheln. "Und was heißt 'gestanden hast'? Ich stehe immer noch auf die Viecher. Die sind so süß." Er grinste jetzt wirklich leicht und rümpfte die Nase, die Kai soeben geküsst hatte. "Wenn ich könnte, würde ich mir so eine Ente als Haustier halten." Plötzlich hörte er ein leises Glockenklingeln und ein leises Miauen. Sofort saß er aufrecht und sah nach unten. Eine dickliche Katze saß auf dem Boden und sah zu den beiden auf. Uruhas Augen begannen zu strahlen und er hob sie sich auf den Arm. "Kai! Ist das etwa Neko-Chan?!" Na das war doch mal perfektes Timing. Neko hatte die Stimmung gerettet und Uruha wieder zum Strahlen gebracht. Schade war schon, dass er es nicht war, der das geschafft hatte, aber immerhin lächelte er wieder. Und das war das Wichtigste. "Hai, das is Neko. Nen bisschen größer und von meiner Stiefschwester fett gefüttert worden. Nu is er erst mal auf Diät." Kapitel 18: ------------ "Ich dachte schon, dass du den so gefüttert hast. Da war er früher aber wesentlich handlicher.", lachte er leise und vergrub erst mal sein Gesicht in dem wunderbar weichen Fell. Er liebte Katzen. Hatte er schon immer. Und nun hatte er seine absolute Lieblingskatze wieder, ohne die er beinahe nicht mehr leben würde. Er erinnerte sich noch gut, wie er nach einem Streit mit Kai weggelaufen war und dann zusammengebrochen war. Ohne Neko, der Kai durch Miauen auf Uruha aufmerksam gemacht hatte, wäre Uruha vielleicht erfroren. "Ich liebe diesen Kater...", murmelte er glückselig und lehnte sich mit Neko in den Armen zurück an Kai und schnurrte mit dem Kater um die Wette. Fast könnte er eifersüchtig auf den kleinen schwarzen Tiger werden, doch das würde er niemals tun. Dafür hatte er den kleinen Vierbeiner viel zu gern und es freute ihn, dass Uruha sich jetzt nicht wieder trübsinnig verkroch. "Das find ich jetzt aber irgendwie nicht fair.", grinste er. "Jetzt muss ich wohl meinen Rang wieder abtreten, was?" Doch er nahm Uruha so liebevoll in die Arme. "Schön, dass du wieder lächelst. Das ist viel schöner, als dich weinen zu sehen." Sanft strich er ihm mit dem Handrücken über die Wange. Wohlig aufseufzend schmiegte er sich in die ausgebreiteten Arme seines Schatzes, der auch sofort die Arme um Uruhas schmalen Körper legte und schloss die Augen. Neko hatte sich auf Uruhas Arm eingerollt und schnurrte glückselig. Uruha öffnete die Augen wieder, sah kurz auf den kleinen Kater in seinen Armen und dann zu Kai. Eine feine Röte hatte sich auf seine Wangen gelegt. "Weißt du, an was mich das jetzt erinnert? An ein glückliches Paar, was ihr Baby in den Armen hält.", er wurde noch röter. "Schade, dass das nie klappen wird." Seine Wangen färbten sich rot und er schluckte. Wie kam er denn jetzt darauf? "Ano... Wie kommst du jetzt darauf?" Kai war einfach nur sprachlos. Gut, er fand die Situation jetzt auch wirklich schön und es bedeutete ihm viel, dass er ihm dies sagte, aber trotzdem... Er lächelte dann doch. "Worüber du dir so den Kopf zerbrichst, mein Schatz." Er wurde nochmal röter und sah zu Boden. Er wusste ja, dass es Schwachsinn war, aber er wünschte sich trotzdem eine kleine Familie. Irgendwann mal. "Hm... Weiß nicht...", murmelte er verlegen. "Ich will bloß später auch mal ein Kind haben... Auch, wenn es adoptiert wäre." Er seufzte jetzt ein wenig niedergeschlagen. Mit Kai würde er ja niemals eigene Kinder haben können. Sie durften ja nicht mal heiraten, zumindest nicht offiziell. Auch wenn er noch nie so großartig darüber nachgedacht hatte, Recht hatte Uruha. Er würde später auch gerne mal Kinder haben wollen. Ob das aber jemals in Erfüllung gehen würde, war eine andere Sache. Lieber würde er mit ihm über andere Dinge reden. Über Kinder konnten sie sich dann immer noch Gedanken machen. Später... wenn die Zeit dafür reif wäre. Liebvoll stupste er ihm gegen die Nase. "Hai, aber noch genießen wir die Zeit zu zweit und wenn du möchtest, kannst du Neko-chan solange als Kind haben. Der is bestimmt auch ganz lieb zu dir." "Hm...", murmelte er leise und seufzte auf. "Du hast ja recht... Du hast ja recht..." Ein wenig deprimierend war das schon. Aber was sollte er auch sonst machen? Wenn man schwul war, konnte eben keiner ein Kind gebären. Manchmal ertappte sich Uruha dabei, wie er sich wünschte, eine Frau zu sein. So auch gerade jetzt wieder. "Wenn ich eine Frau wäre, könnte ich dir Kinder schenken.", seufzte er leise und kuschelte sich an Kais Brust. "Aber leider geht das ja nicht." "Hey." Sofort zog er Uruha noch fester in den Arm und nahm sein Kinn in die Hand, um ihn so leicht zu sich zu drehen und ihm tief in die Augen zu schauen. "Das will ich nicht gehört haben, mein Lieber. Hast du mich verstanden? Ich liebe dich so, wie du bist. Du bist Kouyou und wirst es immer bleiben und ich will gar nicht, dass du eine Frau bist. Schließlich habe ich mich in dich verliebt und nicht in eine Frau." Und schon küsste er ihn auf den Mundwinkel, denn noch weiter konnte er Uruhas Kopf nicht zu sich drehen. "Irgendwann werden wir auch Kinder haben. Das versprech ich dir. Egal wie." Leicht verdattert sah er seinen Freund an. Meinte er das jetzt ernst? Er wollte wirklich mit ihm Kinder haben, wenn die Zeit dafür reif wäre? Obwohl es Männern nicht mal gestattet war, zu heiraten? Irgendwie glaubte Uruha nicht ganz daran. Aber es tat gut, Kais Zuversicht zu spüren. Es gab ihm Hoffnung. "Danke, Süßer. Ich will ja auch keine Frau sein, aber für dich würde ich das sogar in Kauf nehmen. Auch wenn mir da dann wohl was zwischen den Beinen fehlen und dafür was am Brustkorb mehr werden würde." Er lachte leise und gab ihm einen sanften Kuss. Darauf konnte er wirklich nur lachen. Wie kam Uruha nur immer wieder auf solche schwachsinnigen Ideen? "Nein, schon okay. Bleib lieber so, wie du bist.", kicherte er und wuschelte ihm durchs Haar. "Wenn du ne Frau wärst, wäre der Sex vielleicht gar nicht so aufregend wie jetzt." Irgendein Argument musste er ja bringen, um seinen Schatz davon abzubringen, über so etwas nachzudenken. Reichte schon, wenn er sich über andere Dinge den Kopf zerbrach. Aber ihm ging es wirklich nicht darum, dass Uruha ein Mann war oder eben eine Frau. Uruha war Uruha und das sollte auch ruhig so bleiben. "Du bist alles, was ich hab und bleib so, wie du bist. Genau so liebe ich dich doch." Uruha wurde rot. Er brauchte sich für Kai gar nicht verändern? Er liebte ihn so, wie er war? Gott, war das süß! Wieso musste ihn Kai auch immer so in Verlegenheit bringen mit seinen Äußerungen? "Ehrlich? Danke, Kai-Chan. Ich liebe dich auch genauso, wie du bist. Und eine Frau sollst du auch nicht werden.", er lachte leise. "Ich würde da nämlich was bei dir vermissen und das will ich nicht." Er kuschelte sich noch enger an Kai und legte seinen Kopf auf dessen Brust ab. Neko schnurrte leise und begann sanft, Kais Hand mit der Zunge abzuschlecken. "Hey, Neko! Nur ich darf Kai anlecken!", lachte Uruha und schob die kleine Katze weg, damit er mehr Platz bei Kai hatte. Ja ja, das war mal wieder eine sehr amüsante Unterhaltung, die sie da führten. Und er bekam sich schon bald nicht mehr ein vor lachen. Das war echt putzig, wie Uruha das so sagte. "Tja, hat halt auch so seine Vorteile, ein Kerl zu sein, ne?" Zufrieden lächelte er und ließ sich sich genüsslich von Neko an der Hand lecken. Er mochte den Kleinen wirklich sehr. Durch ihn hatte er damals Uruha wieder gefunden. Und dafür war er dem schwarzen Kater mehr als dankbar. "Eigentlich müssten wir uns bei Neko-chan mal ordentlich bedanken.", meinte er und streichelte dem Kater liebevoll über das weiche Fell. Er erhob eine Augenbraue in die Luft und sah ihn fragend an. "Wieso? Wieso müssen wir uns denn bedanken?", dann fiel es ihm jedoch wie Schuppen von den Augen. "Ach, du meinst, weil er mich gerettet hatte, als ich in der Seitengasse zusammengebrochen bin? Stimmt... Eine Extraportion Fisch?" Er grinste und sofort hörte er aufgeregtes Miauen von Neko. Er lachte auf. "Ich glaube, Neko hat mich eben verstanden." Auch er lachte und schaute Neko dabei zu, wie er sich nun auf seinem Bett um Uruha herumschlängelte und seinen Kopf immer wieder an ihre Körper rieb. "Ja, aber das hast du dir jetzt selbst eingebrockt. Jetzt wird er so lange keine Ruhe geben, bis du ihm was gibst." Ja, jetzt würde Uruha ihm wirklich etwas geben müssen, denn sonst würden sie wohl wirklich nicht mehr ihre Zweisamkeit genießen können. Er seufzte leise und stand auf. Sofort hopste der dicke Kater vom Bett und lief Uruha hinterher, welcher grinsend vor ihm herlief und folgte ihm in die Küche. Dort gab Uruha ihm etwas Fisch, welchen er bei Kai im Kühlschrank gefunden hatte und streichelte den Kleinen eine Weile, ehe er sich zu Kai zurückstahl und die Tür zumachte. Schnell kletterte er zu Kai zurück aufs Bett und kuschelte sich wieder an die warme Brust, schloss die Augen. "Lieb dich..." Etwas bedröppelt saß er da und wartete darauf, dass sein Schatz wiederkam. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass er die Tür schließen würde, so dass Neko nicht mehr in den Raum kam. Sollte er ihm jetzt sagen, dass es nichts bringen würde, wenn er das tat? Neko hatte nämlich die Angewohnheit, dann an der Tür zu kratzen, bis er sie öffnete und dazu mauzte er unentwegt. Aber das würde sein Freund schon noch mitbekommen. Er selbst war es ja schon gewohnt. "Ich dich auch, mein Schatz.", hauchte er und küsste ihn auf die Lippen. Liebevoll erwiderte er den süßen Kuss und seufzte auf. Hoffentlich würde Neko-Chan jetzt nicht stören. Aber wie eigentlich auch? Der dicke Kater bekam ganz gewiss keine Türen von alleine auf. Da war sich Uruha wirklich sicher. Schnurrend kuschelte er sich an seinen Schatz und schlang die Arme um die schmale Taille, kraulte ihn vorsichtig an den Seiten. "Und was machen wir jetzt Feines?", fragte er. "Kuscheln? Fernsehen?" Kai schüttelte den Kopf. Nein, irgendwie wollte er jetzt nicht einfach wieder faulenzen. Das wäre doch ziemlich langweilig. Aber was sollten sie denn sonst tun? "Ano... Irgendwas, aber nur Faulenzen und Fernsehen ist auch nicht das Wahre. Wollen wir vielleicht ein wenig raus? Frische Luft tut gut. Meinst du nicht?" Irgendwie hatte Kai ja recht. Sie saßen den ganzen Tag nur drinnen auf der faulen Haut. Das war ja auf die Dauer auch nicht gut. "Hm... Rausgehen klingt gut. Aber einfach nur so rausgehen? Sollen wir die Jungs dazuholen? Wir könnten mal wieder ins Hallenbad und dann heute Abend in die Disco. Was hälst du davon?" Er wollte mal wieder was erleben und Spaß mit seinen Freunden haben. Ja, das klang doch mal nach etwas. "Ano... meinst du, Aoi wird auch kommen?" Er selbst hatte da so seine Zweifel, denn sein Blick, als er ihm im Supermarkt getroffen hatte, hatte ihm so einiges offenbart und er war sich eigentlich sicher, dass der Schwarzhaarige sich nicht zu ihnen gesellen würde. Was hielt Uruha eigentlich davon? "Oder meinst du, er würde mit mir etwas unternehmen wollen?" "Ich glaube eher nicht, dass er dazukommt. Er war heute ja wirklich ziemlich mies drauf und ich denke mir mal, dass er erst mal genug von mir hat.", er seufzte traurig. "Er wird mich jetzt bestimmt eine Weile lang meiden." Er kuschelte sich noch kurz zurück an Kai, ehe er aufstand und Kai mit einem Ruck auf die Beine zog und ihn anlächelte. "Na komm. Ich ruf die Jungs an und du packst deine Badetasche. Hast du vielleicht eine Badehose, die mir passen könnte? Oder soll ich nochmal kurz zu mir nach Hause rennen und eine holen?" Er zog die Stirn in Falten. Er wollte wirklich mit ihm ins Schwimmbad? Hatte er da nicht eine winzig kleine Kleinigkeit vergessen? "Öhm... Ruha?", fragte er verwirrt. "Du kannst gerne meine Badehose haben, denn ich werd nicht ins Schwimmbad gehen. Wäre wohl auch keine so gute Idee für mich." Verlegen kratzte er sich am Kinn. "Aber du kannst gerne mit den anderen dorthin gehen. Ich werd solange das Bett hüten oder irgendwas anderes machen. Aber Schwimmbad is nicht das Wahre." Eigentlich hatte er ja eben auch die Disco gemeint, die er gut fand. Leicht erschrocken sah er ihn an. Oh je, das hatte er jetzt wirklich vollkommen vergessen. Entschuldigend hauchte er ihm einen Kuss auf den Mund und sah ihn mit seinem Kulleraugenblick an. "Tut mir leid. Ich hab eben nicht dran gedacht, dass du ja eigentlich krank bist. Tut mir ehrlich leid. Kommt nicht wieder vor... Aber wäre es denn überhaupt okay, wenn du dann mit in die Disco kommst? Fühlst du dich denn dafür wieder fit? Wenn nicht, dann bleib ich natürlich auch hier. Und ins Schwimmbad gehe ich nicht ohne dich. Ist doch wohl klar, dass ich mich dann um dich kümmere, wenn es dir immer noch nicht so gut geht." Kichernd umarmte er ihn. "Du bist echt süß.", meinte er und gab ihm ebenfalls einen kleinen Kuss. "Nein, ist schon okay. Du kannst ruhig gehen. Mit mir kann man zurzeit eh nicht viel anfangen. Und in der Disco würd ich wahrscheinlich auch nur stören. Aber du musst nicht wegen mir extra da bleiben. Unternimm ruhig was mit den anderen. Mach dir wegen mir keine Gedanken. Ich pass schon auf mich auf." Er wollte ihn wirklich von nichts abhalten. Uruha konnte ruhig etwas ohne ihn unternehmen. Warum auch nicht? Sie waren zwar zusammen und er liebte ihn wirklich sehr, aber deshalb musste er ihn doch nicht gleich in Ketten legen. "Ich bin nicht süß. Jedenfalls nicht viel süßer als du.", er grinste leicht. "Und was soll ich denn alleine mit den anderen? Ist das wirklich okay für dich?" Eigentlich hatte er ja nicht vor, Kai ganz alleine hier zu lassen, aber er wollte schon wirklich gerne mal wieder etwas mit seinen Freunden unternehmen. Vielleicht konnte er sich dann ja vielleicht sogar mit Aoi aussprechen und wieder Spaß haben. Nur plagten ihn dann die Schuldgefühle gegenüber Kai. "Also... Ich würd schon gerne mit den anderen weg...", nuschelte er leise. "Und warum tust du es dann nicht?" Er legte liebevoll eine Hand an die Wange seines Schatzes. "Du brauchst dir wirklich keine Sorgen um mich zu machen. Ich komm schon klar und du sollst ruhig mal ein bisschen Spaß haben. Und das mein ich ernst, mein Schatz." Kai küsste ihn hauchzart. "Also packen wir dir jetzt deine Tasche und dann kannst du mit den anderen ins Schwimmbad. Und jetzt hopp. Ab mit dir." Er spürte, wie Kai aufstand und ihn dann an der Hand mitzog zu Kais Sporttasche, in welche Kai auch sofort ein Handtuch, Shampoo und eine Badehose steckte und sie Uruha in die Arme drückte. "Aber... Ist das auch wirklich okay? Ich meine, ich nehme hier deine Sachen und du kommst nicht mit. Das tut mir echt total leid." Besorgt blickte er Kai an. Innerlich sträubte er sich immer noch gegen diese Idee, aber eigentlich wollte er natürlich auch mal wieder mit seinen Freunden Spaß haben. "Ach was. Ist doch völlig in Ordnung. Hab ich dir doch gesagt." Und schon schob er ihn in Richtung Flur, wo er ihm einen Schlüssel in die Hand drückte. "Und wenn du genug hast von den Jungs, kommst du damit wieder in die Wohnung, falls ich nicht doch schon schlafen sollte. Weiß ja nicht, wann du deine Freunde satt hast.", lachte er. "Und nun ab mit dir." Und schon war er aus der Wohnung geschoben worden und Kai hatte ihm die Tür vor der Nase zugemacht. Verdattert starrte Uruha kurz auf diese, ehe er sich umdrehte und seufzend sein Handy auspackte, um die anderen anzurufen, ob sie mit ihm schwimmen gehen wollten. Aoi hatte er eine Sprachnachricht auf der Mailbox hinterlassen, da er nicht ans Handy gegangen war. Die anderen beiden hatten zugesagt und so schlenderte Uruha jetzt zur Schwimmhalle, wo er sich mit Reita und Ruki treffen wollte. Dort angekommen blickte er sich um. Wo waren die anderen beiden denn? "Musst du schon wieder mit diesem ganzen Scheiß rumlaufen?" Reita war sauer und es war ihm sowas von peinlich, dass sein Freund schon wieder in dieser Aufmachung ins Schwimmbad wollte. Konnte er nicht wenigstens warten, bis sie drin waren und neimand sie so zusammen sehen konnte? Nein, da musste er doch schon wieder mit diesen lächerlichen Schwimmflügeln und der Taucherbrille auf der Nase neben ihm hergehen. Der kleine Sänger zog einen fetten Schmollmund. "Lass mich. Das is jawohl meine Sache, wie ich rumlaufe, klar!", blaffte er ihn an. So langsam kamen sie dem Schwimmbad näher und Ruki erblickte Uruha schon von weitem. "Ruha!!!", brüllte er quer über die Straße. Kami-Sama! Nein, bitte nicht! Das war jetzt ein ganz, ganz blöder Scherz! Er hatte Augenkrebs! Da kamen doch tatsächlich ein grummelnder Reita und ein Ruki in voller Schwimmmontur auf ihn zu und Ruki schrie schon von weitem seinen Namen. Na, das konnte ja echt heiter werden... Zaghaft hob er seine Hand und winkte zu ihnen herüber. "Hey, Leute. Gut seht ihr aus.", grinste er, als sie direkt vor ihm standen und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Hast du immer noch nicht schwimmen gelernt, Ruki-Chan?" Er wollte den kleinen Sänger mal ärgern. Und schon boxte er ihm in den Arm. "Sei nicht immer so gemein zu mir!", murrte er und warf ihm einen ziemlich finsteren Blick zu. "Natürlich kann ich schwimmen, aber..." Er wurde rot. "Ich find das so viel lustiger. Is doch langweilig nur in Badehose." "Pah!", kam es auch schon von Reita. Doch dann steckte er die Hände in seine Hosentaschen und schaute fragend zu Uruha. "Wo hast du eigentlich Kai gelassen?" "Kai ist doch noch krank. Und er fand die Idee nicht so prickelnd, noch mit halber Lungenentzündung ins Wasser zu gehen. Also hat er mich einfach rausgeschmissen und gemeint, ich soll Spaß haben.", er seufzte leise. "Naja... Ich find es jedenfalls toll, dass ihr Zeit hattet. Aoi hab ich leider nicht mehr erreicht." Zusammen gingen sie in die Halle, bezahlten den Eintritt und schritten dann zu den Kabinen, wo sie schon von den anderen erwachsenen Männern belächelt wurden. Ob es an Rukis Körpergröße oder den komischen Klamotten lag, die er trug, konnte Uruha nicht sagen. "Wir treffen uns gleich im Wasser, hai?", grinste er und verschwand in einer der Kabinen. Ruki grinste schon breit über beide Ohren. Er fand es toll. Vor allem, weil Reita auch dabei war und er mochte es, wenn er ihn nur in Badehose sehen konnte. Da war es ihm eigentlich auch egal, dass er sich gerade zum Deppen machte. Schnell huschten er und Reita jeweils in eine separate Kabine und zogen sich um. Und sie schafften es doch tatsächlich, noch vor Uruha fertig zu sein. Wie immer eigentlich. Nun stand der Bassist mit verschränkten Armen vor der Brust an einen der vielen Spinte gelehnt und Ruki hibbelte von einem Bein aufs andere, weil sie noch immer warten mussten. "Mit dir ist es aber auch immer das Gleiche, Ruha.", brummelte der Größere von beiden. "Mensch. Ich bin kein D-Zug. Und ich muss ja auch erst mal gucken, ob mir Kais Badehose auch richtig passt...", murrte er leise und zuppelte noch eine Weile an der Shorts herum, bis er völlig zufrieden war und trat dann aus der Kabine. "Ihr könnt auch echt nicht mal fünf Minuten warten." Mit den anderen beiden zusammen ging er durch die Tür, die aus den Kabinen führte und betrat sogleich die riesige Schwimhalle. Sofort stieg ihm der Chlorgeruch in die Nase und er atmete ein paarmal tief durch. Irgendwie mochte er diesen Geruch. "So... Wer als Erster im Wasser ist!", rief er übermütig und nahm sofort Anlauf. Mit einem Köpper hüpfte er ins Wasser und drehte sofort ein paar Runden. Wie ein Delphin schwamm er durchs Wasser. "Yeah!" Auch der Sänger war hellauf begeistert von Uruhas kleinem Spielchen und sofort beteiligte er sich daran und hüpfte direkt neben seinem Kumpel ins Wasser. Er erfreute sich tierisch daran. Jetzt merkte man wirklich nicht, dass Ruki eigentlich immer ziemlich ernste und tiefgründige Songs schrieb. Hier war er irgendwie wieder ein Kind. Der blonde Bassist schüttelte nur den Kopf und ließ seinen Körper lieber langsam in das kühle Nass gleiten. "Ihr seid solche Kinder.", kommentierte er die Aktion der beiden, als sie alle drei sich in einem der Schwimmbecken tummelten. "Na und?", lachte Uruha leise und spritzte ihm eine ordentliche Ladung Wasser ins Gesicht. "Lieber Kind als so ein Grummelkopf wie du. Lach doch auch mal ein bisschen. Oder sollen Ruki und ich mal zu dir und dich durchkitzeln?" Sofort giggelte Ruki lauthals auf und schwamm auf Reita zu. Uruha musste grinsen und sah seinen beiden Freunden zu, wie Ruki Reita durch das Becken jagte und ihn unbedingt kitzeln wollte. Die beiden waren wirklich süß. Uruha drehte sich um und schwamm in eines der anderen Becken, ließ die beiden Turteltäubchen mal alleine und setzte sich in den Whirlpool. Irgendwie war es zwar wirklich lustig, aber ihm fehlte Kai. Was er jetzt wohl machte? Er wollte nicht, dass Kai zuhause alleine im Bett lag, krank, und niemanden hatte, der für ihn sorgte. "Ach, Kai...", seufzte er leise. "Na warte! Ich krieg dich und dann kitzel ich dich, bis du schwarz wirst!", rief Ruki ihm immer wieder nach, doch sein Freund war eindeutig schneller und entkam ihm immer wieder. Irgendwann beendeten sie ihr kleines Spiel. Aber nur, weil Ruki dann doch irgendwie die Lust verlor und lieber mit Reita kuscheln wollte. Doch dieser schaute sich fragend um. "Wo is denn eigentlich Ruha?", fragte er seinen Schatz und zog den Kleineren einfach aus dem Becken. Irritiert schaute er sich um. Doch er fand schnell besagte Person und schleifte seinen Freund einfach mit sich. "Hey, Ruha. Was ist los?" Und schon saß er mit Ruki auf dem Schoß neben Uruha im Whirlpool. Leicht erschrocken hob er den Blick und sah zu Reita, der neben ihm im Becken saß und Ruki auf dem Schoß hatte, der schon munter mit den Blasen spielte. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen und er wuschelte Ruki durch das nasse Haar und sah Reita ins Gesicht. Dieser legte selbst im Wasser sein Nasenband nicht ab. "Hm... Ich mache mir Sorgen um Kai. Ich will nicht, dass er so alleine ist. Er ist doch krank und da sollte ich eigentlich bei ihm sein und ihm helfen. Aber er meinte ja, ich soll Spaß haben..." Er seufzte und sah ins Wasser. Nun war es an Reita, dem anderen durchs nasse Haar zu wuscheln. "Auch wenn das wirklich bescheuert klingt, aber ich finde Kai hat völlig recht." Und nun lächelte er ihn sogar mal an. "Er mag halt auch, dass du mal etwas für dich unternimmst. Seit er wieder da ist, klebst du ja fast nur an ihm. Und so kommst du wenigstens mal raus. Er wäre wahrscheinlich mitgekommen, wenn er gesund wär, aber ich glaube nicht, dass du dir um ihn so viele Sorgen machen musst. Er ist doch ein anständiger Kerl und passt auf sich auf." Irgendwie mutierte sein Freund grad zum Psycho-Onkel, stellte Ruki fest. Er wusste ja, dass Reita wirklich ne Menge auf dem Kasten hatte, aber so psychologisch hatte auch er ihn noch nie erlebt. Zufrieden kuschelte er sich an ihn und tippte Uruha leicht gegen die Schulter, während nun auch er ihn anstrahlte. "ReiRei hat Recht." "Ruki, bitte... Hör auf, Kai zu imitieren. Du verstrahlst mich hier.", grinste er leicht. Seine Freunde hatten ja eigentlich wirklich recht. Er sollte hier nicht Trübsal blasen, nur weil sein Freund mal nicht mit von der Partie war. Er war schließlich eine eigenständige Person und musste nicht wie ein Schoßhündchen an Kai kleben. Auch wenn er das gerne tat. Er sollte auch mal alleine wo hingehen können, ohne dass Kai dabei war. Seufzend kuschelte er sich an Reitas Schulter und ließ es zu, dass Ruki seine Arme um ihn legte. So war es doch auch mal ganz schön. "Danke, Leute." "Wah! Ruha, du bist so~ süß, wenn du das machst!", fiepte der Jüngste und konnte es nicht lassen, seinen Freund zu umarmen. "Und nun mach dir keine Sorgen mehr. Lass uns einfach Spaß haben. Hai?" Und schon hüpfte er von Reitas Schoß auf Uruhas und kniff ihm gleichzeitig in beide Wangen. Grummelnd beobachtete Reita das Schauspiel. Unternahm aber nichts, um Uruha von seinem Freund zu befreien. Gezwungenermaßen musste er grinsen. Nicht etwa, weil Ruki ihn gerade zum Lachen gebracht hatte. Nein, Ruki kniff ihm gerade ziemlich schmerzhaft in beide Wangen und zog sie etwas auseinander. Uruha sah nur einen Ausweg. Er packte die schmalen Handgelenke des Kleinsten und zog sie mühselig von seinen Wangen. "Hilfe, Ruki. Das tut doch weh.", murrte er und rieb sich über die gerötete Wange. "Mach das nicht nochmal. Und ich bin auch nicht süß." Er zog seinen Schmollmund und verschränkte die Arme vor der nackten Brust. Nein, nein. Er war nicht süß. Er kannte einen Menschen, der viel süßer war als er. "Und wie süß du bist!", grinste der Sänger und war schon wieder drauf und dran die kleine Folter an Uruhas Wangen fortzusetzen, als sein Freund sich dann doch erbarmte und ihn von dem Gitarristen zog. "Jetzt benimm dich doch endlich mal deinem Alter entsprechend, du Baby." Und schon pokte nun er ihn in die Wange. "Und jetzt lass Ruha in Ruhe. Wir sind schließlich zum Spaß hier und nicht, um ihn zu foltern. Vergiss das nicht." Erst schmollte Ruki. Doch dann nickte er und gab Reita einfach mal einen Kuss. "Nicht so böse gucken, ReiRei. Sonst hab ich dich nicht mehr lieb." Erleichtert atmete er auf und dankte Reita im Stillen, dass er ihn vor diesem kleinen Monster gerettet hatte. Ruki war zwar wirklich lieb und nett, ein genialer Sänger und Songwriter... Aber manchmal ging er ihm wirklich auf den Keks! "Genau, lasst mich am Leben. Ich bin noch so blutjung, ich will jetzt noch nicht entstellt durch die Gegend laufen.", lachte er leise und rieb sich immer noch die Wangen. Man sah es Ruki nicht an, aber der Kleine hatte richtig Kraft in den Patschehändchen. Grausam. "Wollen wir rutschen?" "Jaaaaa!" Und schon hatte Ruki wieder ein Megagrinsen auf den Lippen. Da war es doch wunderlich, dass Kai der Strahlemann war. Ruki konnte ihm glatt Konkurrenz machen. Doch dann schaute er Uruha verwirrt an. "Ich dachte, du magst keine Rutschen? Bei Kai damals hast du doch voll gezittert, als ihr unten ankamt." Der Kleinste legte den Kopf schief und schaute ihn gebannt an. Reita seufzte und knuffte seinem Schatz in die Seite. "Du sollst Ruha in Ruhe lassen. Kümmer dich lieber darum, dass du alleine rutschen musst. Ich komm nämlich nicht mit." Verlegen kratzte er sich an der Wange und sah auf den verwirrten Ruki hinab. "Naja... Ich hab auch Angst vor Rutschen, aber wir müssen ja nicht unbedingt in dieses Monsterding rein oder? Eine normale tut´s doch auch..." Er hoffte zumindest, dass Ruki nicht wirklich vorhatte, in diese dunkle Rutsche zu steigen. Da würde er dann nämlich auch streiken. Das letzte Mal hatte ihm das Herz schon in der Hose gehangen. "Wieso kommst du nicht mit, Rei? Hast du Angst, dass dein Nasenband verrutscht?", kicherte er. Ein schon fast tötlicher Blick fiel auf Uruha. Das war aber echt mal unter der Gürtellinie und er knurrte regelrecht. "Pah! Und wenn schon. Aber mit euch zwei Angsthasen macht das eben keinen Spaß. Da verzicht ich lieber drauf." Beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust und schnaubte. "Und jetzt zischt endlich ab, ihr zwei komischen Käuze und lasst mich den Whirlpool noch genießen." Oh je. Da hatte er wohl etwas übertrieben. Seufzend beugte er sich zu Reita und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, hauchte ein leises "Gomen" und verschwand mit Ruki kichernd wie kleine Schulmädchen aus dem Whirlpool, ließ einen verdutzten Reita zurück. Uruha wurde sofort von dem kleinen Sänger an die Hand genommen und durch die Schwimmhalle zu den Rutschen gezogen. Dort angekommen schluckte Uruha und sah direkt auf die gefürchtete Rutsche. "In die gehen wir aber nicht, hai?", fragte er unsicher und deutete auf die andere Rutsche - die Kinderrutsche. "Können wir nicht auch in die rein?" Der kleine Blonde verdrehte die Augen. "Ru-chan. Das is ne Kinderrutsche. Da gehen wir doch nicht rein. Das wär doch voll peinlich." Und schon zog er ihn mit sich. Jetzt wollte er Reita doch mal beweisen, dass sie ganz und gar keine Angsthasen waren. Und dann würde er sich aber mal gehörig bei ihnen entschuldigen müssen. "Ich will in die da." Und schon deutete er mit dem Finger auf genau die Rutsche, die Kai damals als erster von ihnen gerutscht war- die Black Hole. Entsetzt starrte er auf die Black Hole und schluckte ein paarmal hart. Er schüttelte leicht den Kopf und sah Ruki bittend an. "Och nö, Ruki-Chan... Komm schon... Du kriegst nachher von mir auch ein dickes Eis, wenn wir in die andere gehen. Ja? Die ist doch sicherlich auch ganz lustig." Aber Ruki ließ sich nicht beirren, schnappte sich Uruhas schmales Handgelenk und zerrte ihn schon hinter sich her zur Rutsche. Diesmal würde Ruki auf Uruhas Schoß sitzen. Andersherum wäre es für den kleinen Sänger eher ungemütlich geworden. "Ruki...", murmelte er leise. Dieser schüttelte nur den Kopf. "Sei kein Angsthase. Reita soll sich nicht über uns lustig machen. Wir sind doch Männer und keine Mäuse. Und... ein Mal reicht ja auch. Das wirst du schon überleben. Schnell waren sie oben angekommen und sofort setzte sich Ruki auf Uruhas Schoß, so dass dieser gar keine Chance hatte, zu entkommen. Es war ziemlich leer und so waren sie auch gleich mit dem Rutschen dran. Jetzt ging´s um die Wurst. Reita hatte ihnen nachgesehen und war erstaunt, dass sie beide so zielstrebig auf die Black Hole zugegangen waren. Jetzt war er aber gespannt, was sie tun würden. Uruha war den Tränen nahe. Verstand Ruki denn nicht, dass er nicht rutschen wollte? Zumindest nicht in der Black Hole? Gott, das war wirklich eine miese Idee gewesen, überhaupt rutschen vorzuschlagen. Sie waren mit rutschen dran und ehe sich Uruha sträuben konnte, hatte Ruki sie beide schon kräftig abgestoßen und sie sausten die finstere Rutsche entlang. Uruha hatte keine Chance, sich irgendwo festzuhalten. Verängstigt kniff er die Augen zusammen und stieß einen spitzen Schrei aus. Nach für ihn endlosen Momenten ertönte ein lautes Platsch und sie landeten im kalten Wasser. Uruha war mehr als nur geschockt und kam prustend und leicht zitternd wieder an die Oberfläche. Kami-Sama... Jauchzend tauchte der Kleinere wieder auf und strahlte. Er hatte sichtlich Spaß gehabt und niemals hätte er sich träumen lassen, dass das wirklich so viel Spaß machen würde. Jubelnd riss er die Arme in die Höhe und lachte laut. "Nochmal!" "Ich muss hier raus..." Mehr brachte er schon nicht mehr hervor. Zittrig stemmte er sich aus dem Becken und tapste mit schlotternden Gliedern zu den Liegen und setzte sich auf eine. Sein Herz schlug gerade heftige Purzelbäume in seiner Brust und er glaubte, es würde ihm beinahe zerspringen. Kami-Sama... Das würde er nie wieder mitmachen. Er zitterte ja jetzt noch und Ruki? Der lachte einfach und fand das witzig. "Gott... Ich bin so ein Weichei...", murmelte er und fasste sich mit klammen Fingern an die Stirn. Während Uruha sich auf eine der Liegen setzte, tapste Ruki breit grinsend zu seinem Schatz und setzte sich frech auf seinen Schoß. Aus strahlenden Augen blickte er ihn an. "ReiRei? Kommst du bitte mit? Ruha is irgendwie komisch und zittert die ganze Zeit. Dabei wollte ich doch so gerne nochmal mit ihm rutschen. Das war so~ toll." Jetzt bettelte er schon förmlich und Reitas Blick sprach Bände. Er war wirklich verdattert, dass sein kleiner Freund jetzt doch gerne rutschte. Aber irgendwie beschäftigten ihn Rukis andere Worte mehr. Uruha wäre komisch und zitterte. Was war los mit ihm? "Komm, wir gucken lieber mal nach Ruha." Und schon hievte er sich aus dem warmen sprudelnden Wasser und zog Ruki mit sich. Er starrte auf seine Finger, die unaufhörlich zitterten. Sein ganzer Körper schlotterte und er musste sich arg beherrschen, um nicht sofort in die Umkleidekabinen zu rennen. Was war denn jetzt los? Er bemerkte, dass Reita und Ruki mit leicht besorgten Gesichtern auf ihn zukamen und er seufzte. Jetzt durfte er sich sicherlich wieder Rukis Gegrinse und Geärgere anhören. Und das nur, weil er so feige war. "Können wir nach Hause?" Seine Stimme hörte sich klein an wie eine Maus. Etwas entsetzt schauten die beiden auf ihren Gitarristen. Diesem schien es irgendwie wirklich nicht gut zu gehen. Reita hockte sich vor ihn und legte liebevoll eine Hand auf Uruhas. "Was ist los? War es wirklich so schlimm?" Er seufzte und warf nun seinem Schatz einen alles sagenden Blick zu. "Toll, haste ja wieder super hinbekommen, Kleiner. Jetzt geht´s Ruha beschissen, weil du ja unbedingt die Black Hole nehmen musstest." Und wieder ein Seufzen und er wandte sich wieder dem zitternden Brünetten zu. "Wenn du das möchtest? Oder wollen wir irgendwo noch etwas trinken gehen?", fragte er und versuchte, ihn so noch etwas zu beruhigen. Ruki schmollte in der Zwischenzeit. Eigentlich wollte er jetzt kontern, aber Uruha sah wirklich nicht gut aus. Also beließ er es dabei, leise zu schnauben und die Arme vor der Brust zu verschränken. Na toll, das hatte er ja wieder klasse hinbekommen. Reita war sauer auf Ruki und machte sich Sorgen um ihn und Ruki war sauer auf Uruha und schmollte. Ging´s denn noch besser? Und das alles nur, weil er sich so erschrocken hatte? "N-Nein, schon gut. Wirklich. Ich hab übertrieben, tut mir leid. Ich hab mich bloß etwas erschrocken, nichts weiter. Mach dir keine Sorgen." Er seufzte und versuchte, seine zitternden Glieder zu beruhigen. Seltsam. Letztes Mal war es doch gar nicht so schlimm gewesen. Oder hatte es daran gelegen, dass Kai dabei gewesen war und ihn beruhigt hatte. "Nichts da!" Der Bassist half ihm beim Aufstehen und zog ihn einfach mit sich zu den Umkleideräumen. "Ich mag es nicht, wenn du sowas machst. Sag doch einfach, dass es dir nicht gut geht. Und jetzt machen wir uns fertig und gehen ein bisschen was trinken." Und schon lächelte er ihn an. "Aber vorher holen wir noch jemanden ab. Dann geht´s dir bestimmt gleich besser." Mehr sagte er nicht und schon schob er Ruki vor sich her in die Umkleidekabine. "Bis gleich, Ruha. Und beeil dich." Jetzt ließen sie ihn alleine. Er konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Reita ihn schon auf die Beine gezogen und in die Umkleidekabine geschoben hatte. Verdattert starrte er jetzt auf die Wand und blinzelte ein paarmal. Na bravo. Jetzt hatte er den anderen beiden auch wieder den Tag verdorben. Konnte er sich denn nicht einmal zusammenreißen? "Du bist ein Feigling...", murmelte er vor sich hin, "Angst vor Rutschen, Angst vor Spritzen, Angst vor Krankenhäusern, Angst vor Blut... Angst um Kai. Kannst du eigentlich auch einmal mutig sein?" Er seufzte tief auf und zog sich um. Dann ging er zu Reita und Ruki, die schon auf ihn warteten. Ruki hielt ihm eine dicke Portion Vanilleeis unter die Nase, mit der Begründung, Uruha sähe blass aus und müsse mal was essen. Uruha hob beide Hände und wehrte ab. "Nein, danke..." "Nani?" Der kleine Sänger machte sich jetzt wirklich einen Kopf. "Tut mir leid, Ruha, dass ich dich da mit reingezogen hab." Er schniefte und senkte den Blick. Doch dann schaute er aus treudoofen Augen zu ihm hinauf und zog geräuschvoll die Nase hoch. "Verzeihst du mir das? Ich lad dich auch auf einen ganz großen Eisbecher ein. Ehrlich." Er zog einen leichten Schmollmund und hoffte, ihn so dazu zu bringen, ihm zu verzeihen. Reita hingegen verzog nur das Gesicht und unterdrückte ein Schnauben. Auch wenn er seinem Schatz nicht wirklich böse sein konnte, so hatte er es doch verdient, dass Ruha ihm jetzt die Leviten lesen würde. Doch nichts geschah. "Würdest du mal bitte bei Kai anrufen? Wir machen uns auf den Weg und holen ihn gleich ab." Uruha seufzte und bückte sich etwas, um den kleinen Sänger einmal kurz durchzuknuddeln. Das sah wirklich zu niedlich aus, wie Ruki ihn da mit großen, runden Kulleraugen ansah. Da konnte man ja wirklich bloß schwach werden. "Schon okay, Ru-Chan. Ist doch nicht schlimm und du kannst dein Eis ruhig selbst essen. Weißt doch, dass ich auf Diät bin und auf meine Linie achten muss.", er lachte leise und wuschelte dem Kleinen durchs Haar. Dann sah er auf und Reita leicht entsetzt an. "Wie jetzt? Kai soll mitkommen? Aber ihm geht´s doch gar nicht so gut und ich will nicht, dass er jetzt wieder Sorgen um mich hat, nur weil ich etwas blass aussehe. Das ist doch blöd. Wir können auch alleine was trinken gehen und Kai in Ruhe schlafen lassen." Mit den Schultern zuckend lächelte er ihn an. "Wie du willst, aber ich dachte, dass du dich freuen würdest, wenn er da wär und ich glaube, Kai wäre auch froh, mal ein bisschen rauszukommen. Nicht, dass er jetzt noch zum Stubenhocker mutiert, weil er krank ist." Er griff nach der Hand seines Freundes und auch nach der Uruhas. Beide zog er einfach mit sich aus dem Schwimmbad, um sie beide in sein Auto zu verfrachten und abermals das Thema aufzugreifen. Er drehte sich nach hinten, wo Uruha auf dem Rücksitz saß. "Letzte Chance für die richtige Entscheidung. Und..." Er grinste breit. "Wenn du es nicht machst und ihn anrufst, mach ich´s eben." Schmollend verschränkte er die Arme vor der Brust und sah Reita an. Das war eigentlich ziemlich unverantwortlich von ihm. Kai musste sich ausruhen und hatte ja schließlich selbst gesagt, dass er im Bett bleiben wollte. Allerdings... Hatte er nicht gesagt, dass Disco eine gute Idee gewesen wäre? Er hatte eigentlich nur gegen das Schwimmbad etwas gesagt. Uruha schüttelte den Kopf. Trotzdem. Kai ging es noch nicht so besonders. "Reita...", er zog sein Handy aus der Hosentasche und drehte es leicht nervös in den Fingern. "Kai sollte sich wirklich noch ausruhen..." Er wollte ihn wirklich gerne dabei haben, aber er wollte auch nicht, dass es ihm schlecht ging... "Mach schon, Ruha.", kicherte Ruki. "Kai freut sich bestimmt darüber. Und du bist dann auch wieder fröhlicher. So wie sonst auch immer, wenn er dabei is. Also los." Der Kleine pochte schon regelrecht darauf, dass er ihn dazu holen sollte. "Und keine Widerrede.", brummte Reita gespielt. "Und wehe, wenn nicht. Dann ruf ich wirklich bei ihm an." Und schon startete er den Motor und fuhr los in Richtung Kai. Gott, mussten die ihn jetzt zwingen? Das war total gemein. Aber er wollte auch nicht wirklich, dass Reita bei Kai anrief. Dann würde Kai vielleicht denken, Uruha würde sich nicht trauen, bei ihm anzurufen. Nochmal als Feigling wollte er wirklich nicht dastehen. "Na gut...", nuschelte er leise, ehe er Kais Nummer wählte und sich das Handy ans Ohr hielt. Hoffentlich ging es Kai auch gut... Kai zuckte zusammen, als das Telefon in seiner Hosentasche anfing zu klingeln und zu vibrieren. Hastig zog er es heraus und nahm den Anruf entgegen. "Moshi moshi?", trällerte er ins Telefon. Er hatte sich gut erholt und war dabei, seine Wohnung ein wenig auf Vordermann zu bringen. Dabei hörte er immer laut Musik und sang bei den meisten Songs mit. Sein Fieber war fast weg und er fühlte sich eigentlich sehr gut. Als er dann Uruhas Stimme vernahm, schlich sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht. "Na, hast du Sehnsucht nach mir?", scherzte er. Er seufzte. Wenn Kai bloß wüsste, wie sehr er mit diesem Satz recht hatte. "Hai, hab ich, mein Schatz.", nuschelte er leise. "Uhm..." Wie sollte er das denn jetzt sagen? 'Kai, mir geht´s grad auch nicht so prächtig, kannst du mitkommen zur Disco und mit mir kuscheln?' Gott, wie kitschig... "Uhm... Ich wollte dich eigentlich fragen, wie es dir geht. Reita und Ruki vermissen dich auch und naja... Ich wollte fragen, ob du dich fit genug für die Disco fühlst?" Er wurde rot. Allerdings war er froh, dass man das nicht über das Telefon sehen konnte. "Ihr vermisst mich?" Er lächelte. "Süß.", murmelte er und nickte. "Na ja, ich wusel ja eh schon durch die Wohnung. Da dürfte die Disco doch eine schöne Abwechslung sein und... so kann ich wenigstens etwas mit dir unternehmen. Okay, die anderen sind natürlich auch herzlich willkommen.", kicherte er. Jetzt freute er sich noch mehr. "Wann soll ich zu dir kommen? Oder... kommst du kurz zu mir?" Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. "Ich brauch dann bestimmt noch mal deinen Rat für ein Outfit. Weißt doch, dass ich dafür zu dumm bin." Erleichtert atmete er auf. Also ging es Kai wieder besser. Da brauchte er ja eigentlich keine Sorgen mehr haben oder? "Uhm... Wir müssen uns ja alle nochmal umziehen und kurz duschen. Weißt schon, Chlor aus den Haaren und so. Ich denke, Reita und Ruki setzen mich zuhause ab, ich dusche und ziehe mich um, die anderen beiden fahren auch nochmal nach Hause und machen sich fertig, dann holen sie mich wieder ab und wir fahren zu dir und ich helfe dir dann. Da hast du jetzt genug Zeit, dich nochmal ein bisschen auszuruhen und dich zu duschen oder so. Ist das okay?" "Hai!" Jetzt strahlte er. Endlich wieder mal was mit den Jungs unternehmen. So wie früher. Er fühlte sich gleich noch viel besser. "Aber..." Jetzt flüsterte er und hoffte so, dass es keiner der anderen mitbekommen würde, was er ihm nun sagen würde. Demonstrativ legte er die Hand an den Hörer. "Ich wär schon gern mit dir duschen gegangen. Das letzte Mal war ja nicht so wirklich ein Erfolg." Bei diesen Worten wurde er rot und doch meinte er es ernst, was er da sagte. Sofort spürte er, wie er knallrot wurde und schluckte. Kai wollte mit ihm duschen gehen? Ehrlich jetzt? Was sollte er denn jetzt dazu sagen? Er wollte zwar auch... Aber... "Uhm... N-Na gut, also...", stotterte er. "Uhm... Dann hol ich mir von zuhause bloß meine Klamotten und lasse mich eben zu dir fahren. Ist das auch in Ordnung?" Er sah zu Boden, damit die beiden anderen seine Röte nicht sehen konnten und wartete Kais Antwort ab. Dieser nickte heftig. Ja, und wie er mit ihm duschen wollte. Das war doch immer so verdammt schön mit ihm. Okay, der Unfall das letzte Mal war nicht so toll, aber trotzdem war es schon aufregend gewesen, ihm wieder so nah sein zu können. "Ich wart auf dich solange. Beeil dich. Hai?" Seine Laune war gleich noch ein wenig besser geworden. Mit zittrigen Fingern legte er auf und rannte ins Schlafzimmer. "Hai...", waren seine letzten Worte, ehe er auflegte und das Handy zurück in seine Hosentasche steckte. Er räusperte sich kurz und hoffte, dass seine Röte etwas zurückgegangen war, ehe er die anderen beiden aufklärte, was Sache war. Reita fuhr sofort los und setzte Uruha einige Augenblicke später bei sich zuhause ab. Sofort rannte der Brünette in sein Schlafzimmer, holte sich ein schickes Outfit aus dem Schrank und rannte wieder zurück zu den anderen beiden, die schon auf ihn warteten. Reita fuhr erneut los und wiederum einige Momente später kamen sie bei Kai an. "Bis nachher dann, Leute. Sagen wir so gegen acht?" Die anderen beiden nickten und Uruha winkte ihnen nochmal kurz zu, ehe er an Kais Haustür trat und die Tür mit dem Schlüssel aufschloss, welchen Kai ihm vorher noch gegeben hatte. "Da bin ich!" Schon sehnsüchtig wartend hockte er auf seinem Sofa und starrte an die Wand. Es kam ihm vor wie eine halbe Ewigkeit, als dann endlich der Schlüssel im Schloss gedreht wurde und Uruha in die Wohnung trat. Nicht viel und er wäre einfach aufgesprungen und seinem Freund um den Hals gefallen. Aber das traute er sich dann doch nicht. Schließlich war er erwachsen und kein Kind mehr, dass so gefühlsmäßig überreagieren würde. Geduldig wartete er also, bis Uruha ins Wohnzimmer treten würde. "Ich bin hier.", rief er ihm entgegen. Schnell zog er seine Schuhe aus, warf die Tasche mit den Schwimmsachen etwas unsanft neben sich, legte sein Outfit darauf und trat ins Wohnzimmer. Dort sah er auch schon Kai sitzen und ein strahlendes Lächeln legte sich auf seine Lippen, ehe er sich neben Kai niederließ und die Arme um ihn schlang. "Es war total langweilig ohne dich. Zwing mich nicht nochmal, ohne dich ins Schwimmbad zu gehen und Reita und Ruki dabei zuzugucken, wie sie knutschen. Das war reine Folter, weil ich dich nicht küssen konnte.", er drückte ihm einen Kuss auf und verschwieg lieber, dass es ihm bis vor kurzem noch gar nicht gut gegangen war. "Und du willst wirklich mit in die Disco?" Er legte ihm die Hand auf die Stirn und atmete erleichtert auf. Kais Fieber schien so gut wie verschwunden zu sein. "Und... Du willst echt mit mir duschen?", nuschelte er und wurde wieder leicht rot. Etwas verstört schaute er ihn an. "Waren die denn wirklich so schlimm? Kann ich mir gar nicht so richtig vorstellen bei den beiden. Die streiten sich doch sonst immer nur." Allerdings musste er doch leicht schmunzeln, als er das von Uruha hörte. "Das kannst du doch aber alles nachholen." Und schon küsste er ihn wieder. "Und so unter uns ist das eh viel schöner, als wenn man dabei auch noch beobachtet wird. Das is dann doch peinlich.", gab er verlegen zu. Dann erhob er sich und zog Uruha mit auf die Beine. "Und jetzt will ich mit dir duschen... und..." Kai drehte sich gleich noch mal zu ihm um und lächelte ihn an. "Dieses Mal halt ich dich fest, damit du nicht wieder rausfällst, mein Schatz." Dann ging´s auch schon ins Badezimmer. "Ja, die beiden waren wirklich schlimm. Aber naja, verübeln kann ich es ihnen nicht. Wenn ich dich so in Badehose sehen würde, könnte ich mich auch nicht lange zurückhalten." Er grinste und ging mit Kai an der Hand ins Badezimmer. Dort zogen sich beide gleich aus und stellten sich gemeinsam in die Duschkabine. Uruha kuschelte sich gleich ganz vorsichtig an Kai und sah ihn süß an. "Du willst mich festhalten? Lieb von dir." Und schon gab er Kai einen kleinen Kuss. Der Kleinere nickte nur und schlang die Arme um Uruha. Sofort haschte er nach seinen Lippen, die ihn eben nur flüchtig berührten. Nein, wenn dann wollte er einen richtigen Kuss. Schließlich liebten sie sich doch, da konnten sie doch auch dem anderen offen zeigen, was sie empfanden. Und schon verwickelte er ihn in einen süßen, aber sehr intensiven Kuss. Wow, Kai ging ja ran. Kaum, dass Uruha ihm diesen sanften Kuss gegeben hatte, schnappte Kai schon nach seinen Lippen und verwickelte Uruha in einen leidenschaftlichen Kuss. Er legte die Hände auf Kais Brust ab und erwiderte den Kuss so gefühlvoll, wie er nur konnte. Nachdem sie sich wegen Luftmangels lösen mussten, öffnete er seine Augen wieder und lächelte Kai an. "Aishiteru..." Mit halbgeschlossenen Augen erwiderte er den Blick und lächelte ihn an. "Ashiteru mo...", hauchte er und begann schon wieder damit, ihn in einen sinnlichen Kuss zu ziehen und ihn so schnell nicht wieder loszulassen. Geistesgegenwärtig streckte er die Hand an Uruhas Seite vorbei und griff nach dem Wasserhahn. Vorsichtig drehte er ihn auf und warmes Wasser lief über ihre Körper. Sofort schlossen sich seine Augenlider wieder und er erwiderte den sinnlichen Kuss, welcher ihm beinahe den Verstand raubte. Kai schaffte es immer wieder, ihn durch diese Gesten fast in den Wahnsinn zu treiben und ihm somit zu zeigen, wie sehr er ihn liebte. Und Uruha war ihm dafür mehr als nur dankbar. Vorsichtig kuschelte er seinen nackten Körper gegen Kais ebenso entblößten und seufzte leise auf, als er das Wasser spürte, welches ihre Körper nun warm benetzte. So wollte er für immer bleiben. Mit Kai an seiner Seite. Nach einer ganzen Weile löste er nun endlich wieder seine Lippen von Uruha und lächelte ihn an. "Jetzt sollten wir aber lieber wirklich duschen, sonst schaffen wir es nicht, bis die anderen da sind.", kicherte er und stupste Uruha liebevoll gegen die Nase. "Du bist echt ein kleiner Verfüher, weißt du das?" Mit Mühe und Not schaffte er es, sich aus seiner Umnachtung zu lösen und Kai wieder in die Augen zu blicken. Sein Herz schlug etwas zu schnell gegen seine Brust und er seufzte auf. Dann jedoch legte sich ein Grinsen auf sein Gesicht und er pokte Kai zurück. "Wer ist hier klein, huh? Ich bin fast 1,80 m groß. Sei mal nicht so frech, mein Kleiner." Dann jedoch gab er ihm noch einen Kuss und fasste nach dem Shampoo und begann, sich einzuseifen. Kai hatte ja recht. "Pah!", schmollte er gespielt. "Gib mal nicht so an. So viel größer als ich bist du auch nicht, Pon." Und schon knuffte er ihm in die Seite. Dann griff auch er nach einem Shampoo und seifte sich ausgiebig ein. Dabei berührte er Uruhas nackte Haut des Öfteren und wurde jedesmal ein bisschen roter um die Nase. Jedesmal durchzuckte ihn ein kleiner Stromschlag und er wollte nun eigentlich doch noch etwas mehr, als nur mit ihm unter der Dusche zu stehen. Er seufzte schwer. Doch er beherrschte sich und schamponierte seine Haare ein. "Nenn mich nicht Pon.", fauchte er gespielt beleidigt und streckte ihm die Zunge raus. "Ich bin wohl größer als du. Und da lass ich mir nicht reinreden. Ich bin sogar viel größer als du." Er reckte stolz die Nase in die Luft und wandte sich dann aber wieder seinem eigenen Körper zu, welchen er gründlich einseifte. Ab und an spürte er, wie Kai ihn berührte und immer wieder bekam er davon Gänsehaut. Musste diese Duschkabine auch so klein sein? Wie sollte er sich denn da beherrschen? Das war die reinste Folter, doch er unterdrückte den Drang, Kai zu nahe zu kommen. "Itai!", fiepte er mit einem Mal. Da hatte er doch glatt etwas von seinem Schaum ins Auge bekommen und rieb sich hastig das Auge. Das tat verdammt weh und brannte höllisch. Was musste er auch wieder so ungeschickt sein. Erschrocken drehte sich Uruha zu ihm um und fuhr ihm vorsichtig mit nassen Fingern über die Augen und versuchte, den Schaum aus seinen Augenwinkeln zu bekommen. Er seufzte. "Baka." Kai zog eine Schnute. "Ich bin kein Baka.", grummelte er. Es war halt nur etwas eng hier mit zwei Personen in der Dusche. Da passiert halt mal sowas. Ein wenig schmollte er. Uruha hatte ihn schließlich als Baka bezeichnet. Das musste doch wohl nicht sein. "Das brennt ganz schön." Er tastete mit geschlossenen Augen in der Kabine herum und versuchte, seinen Waschlappen zu finden. Doch stattdessen traf er Uruha auf der nackten Brust. "Itai!" Jetzt war es an Uruha, zu jammern. Kai hatte den Arm schnell von sich gestreckt und tastete anscheinend nach irgendetwas und hatte dabei Uruha an der Brust getroffen. "Du hast einen ziemlich harten Schlag, mein Lieber.", fauchte er und drückte ihm den Waschlappen in die Hand. "Wasch dir das Zeug endlich aus den Augen." "Gomen.", entschuldigte er sich auch sofort und versuchte, sich den Schaum aus den Augen zu wischen. "Tut mir wirklich leid." Mit einem geröteten Auge schaute er ihn jetzt an. "Ist alles okay bei dir?", fragte er besorgt. Er hatte schließlich nicht mit Absicht gegen Uruhas Brust geschlagen. Er wollte doch nur diesen dämlichen Waschlappen. "Nicht böse sein, hai?" Eine Hand legte er an Uruhas Wange und beugte sich vor. Genau zu der Stelle, die Uruhas Hand bedeckte. Diese zog er weg und drückte einen entschuldigenden Kuss auf die nackte Haut. Leicht errötend nickte er und sah Kai an, der jetzt damit beschäftigt war, sich den Schaum aus den Augen zu waschen. "Schon gut, schon gut. Ich bin dir ja nicht böse. Aber du hast wirklich einen festen Schlag drauf. Alle Achtung." Er grinste leicht und stellte das Wasser wieder an, damit sie sich nun von all dem Schaum befreien konnten. Nachdem sie dies getan hatten, stiegen beide aus der Kabine und hüllten sich in die kuschligen Frotteehandtücher Kais. "So. Dann heißt es jetzt anziehen und stylen." Kai nickte. Sein Auge war zwar von dem lästigen Schaum befreit, aber es brannte doch noch ein bisschen. Egal, jetzt würde er sich mit Uruha für die Disco fertig machen. Und darauf freute er sich schon. "Aber du musst mir dabei helfen, hai? Ich weiß nicht, was ich anziehen soll." Er seufzte und rubbelte sich trocken. Er nickte und trocknete sich ebenfalls ab, ehe er sich sein Outfit anzog und Kai mit sich ins Schlafzimmer. Dort riss er die Schranktüren auf und nach kaum zehn Minuten hatte Kai schon wieder ein vollständiges Outfit in den Arm gedrückt bekommen. "Du ziehst dich jetzt an und ich geh mich schminken und stylen." Und schon war er wieder im Bad verschwunden. Bedeppert schaute er sich das Outfit an, dass Uruha ihm da in die Hand gedrückt hatte. Sollte er das wirklich anziehen? Sah ja schon etwas unheimlich aus. Na ja, einfach anziehen und dann würde er ja schon sehen, ob das wirklich passte. Schnell zog er sich alles an und betrachtete sich im Spiegel. Doch, damit war er wirklich zufrieden. Mal sehen, was Uruha dazu sagen würde, wenn er ihn so in voller Montur sehen würde. Schließlich wollte er ja ganz besonders ihm gefallen. Als Uruha endlich auch sein eigenes Outfit anhatte, ging er auch sofort ins Bad und begann sich zu stylen und zu schminken. Kaum war er damit fertig, kam Kai auch schon ins Bad und Uruha stieß einen anerkennenden Pfiff aus. Alle Achtung. Kai sah wirklich schnieke aus. "Du siehst toll aus, Schatz. Was sagst du dazu? Hab ich dir das gut ausgesucht?", fragte er süßlich und legte ihm die Arme um den Hals. Sofort wurde er hochrot, als Uruha pfiff, weil er in den kleinen Raum kam. "Hai... hast du." Er schluckte. Auch Uruha sah verdammt heiß aus. Jetzt musste er sich noch mehr zusammenreißen. "Aber ich muss mir noch die Haare machen. Seh ja noch aus wie ein nasser Pudel.", kicherte er und hauchte ihm einen Kuss gegen die Lippen. Grinsend löste er sich von seinem Schatz und schob diesen zum Waschbecken. Das würde er natürlich für Kai übernehmen. War doch selbst verständlich. Also griff er erstmal zum Föhn, trocknete Kai die Haare und fing dann an, ihm die Haare zu stylen. Als er damit auch fertig war, drehte er ihn zu sich herum und verpasste ihm noch das dazu passende Make-up. "So, fertig. Ich glaube, ich lasse dich heute nicht mehr aus den Augen. Du siehst so toll aus, dass ich ja schon Angst habe, dass dich mir irgendwer wegschnappt." So schnell konnte er gar nicht gucken, da wurde er schon vollständig gestylt und geschminkt. Okay, er hätte das zwar auch machen können, aber Uruha war doch schneller und wirklich sehr professionell dabei. Also ließ er das einfach ohne ein Wort der Gegenwehr über sich ergehen. Und er war auch nicht verwundert, dass er hinterher schon verdammt perfekt aussah. "Tja." Er lächelte seinen Schatz an. "Du bist selbst Schuld. Aber keine Panik. Mich wird kein anderer so sehr anziehen wie du, mein Schatz." Er zog schmollend seine Unterlippe vor und sah Kai aus großen Kulleraugen an. "Und was, wenn doch einer kommt und dich mir wegnimmt?" Er schniefte gespielt und in seine Augen trat ein verräterisches Glitzern. Ja, Uruha konnte auf Kommando heulen. Doch das wusste Kai ja nicht. Er wollte mal testen, was Kai jetzt machen würde. Gespielt traurig zuppelte er an Kais Ärmel herum. "Verlässt du mich dann?" Er zog die Stirn kraus. Was war denn jetzt schon wieder? Hatte er ihm nicht eben schon gesagt, dass er eh nur ihn wollte? Na ja, dann würde er ihm das eben noch ganz oft beteuern, bis er sich damit zufrieden gab. Kai lächelte ihn an und strich ihm sanft über die Wange. "Warum sollte ich dich verlassen? Ich geb doch nicht freiwillig so geilen Sex mit dir auf." Er drehte doch einfach mal den Spieß um. Mal sehen, was Uruha jetzt tun oder sagen würde. Innerlich grinste er schon breit. Sofort verfärbten sich seine Wangen knallrot und er boxte Kai an den Arm. "Du bist blöd.", maulte er. "Ich versuche hier, dich zu einem überwältigenden Liebesgeständnis zu bringen und du redest davon, wie geil unser Sex ist." Er schob seine Unterlippe vor und sah Kai an. "Du bist ein kleiner Perverser, weißt du das eigentlich?" Doch lange konnte er nicht schmollen. Ein breites Grinsen trat auf seine Lippen und er umarmte Kai. In diesem Moment klingelte es. "Oh, das müssen Rei und Ruki sein." Jetzt lachte er. Das war ein voller Erfolg. Doch bevor Uruha zur Tür flitzen konnte, packte er ihn noch einmal und zog ihn fest in seine Arme. Ein mehr als inniger Kuss und dann hauchte er ihm etwas ins Ohr. Dann schaute er ihm tief in die Augen und lächelte süß. Seine Wangen waren rot gefärbt, doch er meinte es ernst. Mal sehen, ob Uruha sich mit diesen Worten zufrieden geben würde. Schließlich wollte er ihn ja nicht verärgern. Dann küsste er ihn nochmals und ließ von seinem Freund ab, um die Tür zu öffnen. "Hey, Ruki. Hey, Reita. Sind gleich soweit.", begrüßte er sie. Es war schön, die beiden mal wieder zu sehen und jetzt auch noch mit ihnen etwas zu unternehmen. Uruha stand etwas verloren im Flur und starrte zu Boden. Nachdem Kai ihn geküsst und ihm etwas ins Ohr geflüstert hatte, hatte er sich nicht mehr bewegt. Seine Wangen hatten sich knallrot verfärbt und er schabte verlegen mit dem Fuß auf dem Boden umher. Er hatte zwar nach einem Liebesgeständnis verlangt, aber dass Kai ihm gleich sowas ins Ohr flüsterte, überwältigte ihn doch schon ein kleines bisschen. Langsam ging er zu seinen Freunden, um sie ebenfalls zu begrüßen und zusammen stiegen sie in Reitas Auto. Ruki saß als Beifahrer neben Reita, während Uruha und Kai auf der Rückbank Platz nahmen. Uruha schmiegte sich sofort an seinen Freund und hauchte ihm einen Kuss auf den Mund. "Du bist so süß." Kai lächelte auch sofort und schmiegte sich ebenfalls an seinem Freund. Eigentlich wollte er ja protestieren, denn er hasste es ja eigentlich süß genannt zu werden, aber bei Uruha war das etwas anderes. Sein Schatz durfte das sagen. Doch bevor er noch länger darüber nachdenken konnte, hielten sie auch schon. Sie waren an der Disco angekommen und stiegen nun einer nach dem anderen aus dem Auto. Der Schwarzhaarige hielt seinem Freund die Hand hin und half ihm aus dem engen Wagen. Dankend nahm er Kais Hand an und zusammen gingen sie in die Disco. Sofort schlug ihnen leichter Rauchgeruch in die Nasen und laute Musik dröhnte in ihren Ohren. Uruha seufzte. Er liebte Discos eigentlich, aber genau das war es, was er an ihnen nicht mochte. Es war zu stickig und zu laut. Zusammen mit den anderen setzte er sich in eine gemütliche Sitzecke und Ruki holte gleich mal ein paar alkoholische Getränke. Uruha lehnte sich an Kai und sah erst mal den Menschen beim Tanzen zu, ehe er sich zu Kai umwandte und ihm bittend in die Augen sah. "Tanzt du mit mir?" Es war wirklich ziemlich stickig und Kai merkte sofort, dass dieser Rauch, der hier in der Luft lag, ihm nicht wirklich gut tat. Es brannte in seiner Lunge, aber das musste er Uruha ja nicht auf die Nase binden. Also nickte er und stand auf. Wieder bat er Uruha seine Hand an und zog ihn auf die Beine, als dieser sie ergriff. Beide gingen zur Tanzfläche. Lächelnd ging er mit Kai auf die Tanzfläche und sofort begann sich Uruha im Takt der Musik zu bewegen. Er liebte es, ungestört und frei tanzen zu können. Da blühte er jedesmal richtig auf. Er schloss die Augen und ließ sich mit der Musik mitreißen. Eng aneinandergedrängt stand er dort mit Kai und versuchte diesen nun auch, etwas mehr zum Tanzen zu bringen. Kai gefiel es sehr, wie Uruha sich so anzüglich und verführerisch bewegte. Dass er ihn dann auch noch durch diese Berührungen dazu brachte, sich mehr der Musik hinzugeben, schien Uruha doch sehr zu gefallen. Dieser Aufforderung folgte er doch nur zu gern. Und so nahm er die stumme Herausforderung mit einem Lächeln an. Nun würde er ihm mal zeigen, dass er das genauso gut konnte wie sein Schatz. Zusammen tanzten sie nun, als gäbe es keinen Morgen mehr und drängten sich immer weiter aneinander. Um sie herum hatte sich bereits eine kleine Menschentraube gebildet und Uruha musste grinsen. Tanzten sie so auffällig oder so gut, dass sie alle beobachten mussten? Er legte Kai die Arme um den Nacken und sah ihm in die Augen. Grinsend leckte er sich über die Lippen und ließ seine Hüfte im Takt der Musik gegen Kais prallen. Er bemerkte gar nicht, dass sie jetzt von so ziemlich vielen Menschen dabei beobachtet wurden, wie sie tanzten. Erst als Uruha die Arme in seinen Nacken legte, öffnete er wieder die Augen und sah sich etwas verwirrt um. Um sie standen so viele Discobesucher und belächelten sie. Sofort wurde er rot. Mussten die sie so angaffen? Und warum ihn? Wenn dann bitte Uruha, denn dieser bewegte sich doch hier so anzüglich und er konnte wohl auch besser mit dieser enormen Aufmerksamkeit umgehen. "Ruha..." Er beugte sich nach vorne und flüsterte ihm ins Ohr, dass er sich gerade unwohl fühlte und lieber wieder zu ihren Sitzplätzen wollte. Als Kai sich zu ihm beugte und ihm ins Ohr wisperte, dass es ihm nicht gut ginge, nahm er ihn sofort bei der Hand und zog ihn zurück zur Sitzecke. Eigentlich wollte er dorthin nicht zurück, da Ruki und Reita dort saßen und sich, wie es den Anschein hatte, beinahe gegenseitig aufessen wollten, so heftig küssten sie sich, doch die Sorge um Kai war zu groß. Somit drückte er Kai auf seinen Platz und legte ihm die Hand auf die Stirn. "Alles okay? Brauchst du was? Wasser oder so? Ich hol´s dir schnell." Und schon war er durch die Menschenmenge verschwunden und eilte zur Theke. Verdattert blieb er zurück und fand sich neben einem ziemlich heiß knutschenden Pärchen wieder. Grummelnd schaute er zu ihnen rüber. Mussten die das so offensichtlich machen? Konnten sie sich denn gar nicht beherrschen? Allerdings war es auch das erste Mal, dass er sie so sah. Sonst keiften sie sich an oder warfen sich irgendwelche Beleidigungen an den Kopf. Doch jetzt merkte man erst richtig, dass diese beiden Streithähne sich wirklich gern hatten. Seufzend lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Ein bisschen schwummrig war ihm schon, aber er fühlte sich nicht schlapp oder so. Es war nur so, dass er mal für fünf Minuten sitzen musste. Als Uruha auch nach zehn Minuten noch nicht zurück war, schaute er in die Menge und versuchte, ihn auswindig zu machen. Uruha stand währenddessen an der Theke vor einem mindestens 1,90 m großen, muskelbepackten Kerl, der einen zierlichen Jungen in Rukis Größe im Arm hielt und stritt sich mit eben jenem. Uruha hatte sich bloß vorgelehnt, um besser mit dem Mann hinter der Theke sprechen zu können, da es in der Disco so laut war und war dabei versehentlich mit der Hand an den Po des Kleinen gekommen. Das hatte sein Freund wohl gar nicht gut aufgenommen, denn er war sofort aufgestanden und hatte sich vor Uruha aufgebaut. Normalerweise war es Uruha, der zu den Leuten hinabsehen musste, doch nun musste er hochschauen und schluckte. "Ich hab gar nichts gemacht!", verteidigte er sich. "Ich wollte deinen Freund nicht anfassen, tut mir ja leid!" "Tut dir sicherlich nicht leid, Kleiner.", brummte er offentsichtlich schon ziemlich betrunkene Muskelprotz und ehe sich Uruha versehen konnte, hang er schon einige Zentimeter am Kragen gepackt über dem Erdboden und japste nach Luft, da ihm diese von dem Kerl abgedrückt wurde. "Fass ihn nie wieder an, Bürschchen." "L-Lass mich los!", brachte Uruha hervor und zappelte, während er versuchte, Luft in seine Lungen zu bekommen. So langsam wurde er unruhig. Uruha war immer noch nicht wieder aufgetaucht und dabei wollte er ihm doch lediglich ein Wasser besorgen. Kurz wandte er sich an Reita und Ruki, die sich immer noch nicht voneinander trennen konnten. "Ich werd mal nach Uruha schauen. Und nich weglaufen." Dann grinste er breit. "Und nicht gegenseitig auffressen. Ihr seid schließlich nicht alleine." Mit diesen Worten erhob er sich und machte sich auf den Weg, um seinen Freund auswindig zu machen. Er drängte sich durch die Menge und es verschlug ihm fast die Sprache, als er sah, wie Uruha da am Kragen hochgehoben wurde und scheinbar nach Luft schnappte. Sein Blick verfinsterte sich und er trat auf den Kerl zu, der seinen Freund so mies behandelte. "Nimm die Pfoten von ihm!", knurrte er. Kapitel 19: ------------ Uruhas Augen richteten sich auf denjenigen, der es wirklich gerade wagte, diesen Riesen so anzupampen und schnappte erneut nach Luft. Da stand wirklich sein Kai und starrte aus wütenden Augen auf den Muskelprotz, schien nicht im Geringsten Angst vor diesem zu haben. Der Mann sah hinunter auf Kai, schaute erst einige Momente verdutzt und brach dann in schallendes Gelächter aus. "Wie niedlich. Der kleine Hosenscheißer will mir was befehlen. Wer bist du denn bitte schön, hm? Hau ab und spiel weiter mit deinen Bauklötzen. Ich will dem Kleinen hier bloß mal eine Lektion erteilen, da musst du nicht gleich anfangen zu heulen." Er wandte sich wieder Uruha zu und schüttelte ihn grob. "Hast du mich verstanden, Bürschchen? Fass ihn noch einmal an und du kannst was erleben." In ihm kochte entsetzliche Wut auf und er konnte sich wirklich nicht beherrschen. Niemand sprach so mit ihm und schon gar nicht mit Uruha. Kai sah rot und drehte den Spieß komplett um. Mit kraftvollem Griff war es nun er, der den Typen am Kragen packte und ihn zu sich nach unten zog. Scheinbar vor Schreck oder Verblüffung ließ der Kerl Uruha los. "Erstens bin ich kein Hosenscheißer! Zweitens war es wohl eher dein Kerl, der es gewagt hatte, ihn anzufassen und drittens... rede nie wieder so mit ihm, sonst garantiere ich für nichts mehr." In seinen Augen stand ein wütendes Funkeln. Und ja, er machte verdammten Ernst. Sollte er ihn ruhig unterschätzen, so hatte er wenigstens einen Vorteil dem Größeren gegenüber. Verdattert starrte der Riese Kai an, ehe er sich losriss und ihn wütend anfunkelte. "Du willst wohl Ärger oder? Du kannst gleich richtig was erleben. Hängst du etwa nicht an deinem Leben?" Doch ehe der Kerl auch nur irgendwas machen konnte, wurde er von zwei Security-Männern gepackt und weggeschleift. Das Gekeife konnte man noch draußen hören. Der zierliche Kleine lief ihm mit verschrecktem Gesicht hinterher. Uruha lehnte währenddessen an der Theke und fasste sich an den Hals, pumpte erst mal genügend Sauerstoff zurück in seine Lungen. Dann hob er den Blick und sah Kai an. "Du bist verrückt...", murmelte er leise, jedoch sah er ihn wirklich dankbar an, ehe er sich in seine Arme schmiegte. "Dir geht´s nicht so gut, du hättest Reita oder so schicken können." Er verdrehte die Augen. "Der is viel zu beschäftigt mit seinem kleinen Sänger. Den würde ich da eh nicht wegkriegen. Und außerdem hab ich vor solchen Idioten keine Angst. Nicht mal Respekt." Nein, den hatte er für solche Typen in keinster Weise. Die dachten doch eh nur, dass sie der King wären, weil sie größer und kräftiger gebaut waren als andere. Aber nicht mit Kai. Dieser mochte solche Kerle ja mal überhaupt nicht. Sanft nahm er ihn in seine Arme. "Der soll bloß froh sein, dass die Securitys ihn mitgenommen haben, sonst hätte der was erleben können.", brummte er. "Niemand hat das Recht, dich so zu behandeln.", meinte er und strich ihm liebevoll über den Oberarm. Dann wanderte sein Blick zu seinem Gesicht und er schaute ihm tief in die Augen. "Ist denn bei dir auch alles in Ordnung?", fragte er noch besorgt. Leise seufzend kuschelte er sich an Kai und schloss für einen Moment die Augen. Den Schrecken musste er jetzt erst mal verdauen. Er war froh, dass Kai nicht die Gelegenheit dazu hatte, dem Kerl zu zeigen, wo der Hammer hängt. Er wollte nicht sehen, wie sein Freund sich mit so einem riesigen Affenmenschen prügelte. "Schon gut. Hab mich nur wahnsinnig erschrocken. Tut mir leid, Kai. Ich wollte dir eigentlich nur dein Wasser bringen und dann leg ich mich mit so einem Kerl an. Angeblich hab ich seinen Freund an den Hintern gegrabscht. Das war aber keine Absicht, ich wollte mich nur vorbeugen und bin abgerutscht." Seufzend nahm er das Wasserglas in die Hand und hielt es Kai entgegen. "Bitte schön." Schmunzelnd sah er ihn an und nahm das Glas entgegen. "Das nächste Mal geh ich lieber selbst. Dann kann ich wenigstens sicher sein, dass du nicht schon wieder von so einem Typen angemacht wirst. Da wäre ich weitaus beruhigter." Mit einem Schluck leerte er das Glas und stellte es auf die Theke. Dann nahm er Uruhas Hand und zog ihn mit sich durch die Menge. Beide setzten sich wieder das Sofa. Ruki und Reita waren allerdings schon wieder verschwunden. Kai dachte sich seinen Teil dazu und schwieg. Uruha saß nun stillschweigend neben Kai und lehnte sich an dessen warmen Körper. Wo Ruki und Reita jetzt war, wollte er lieber gar nicht wissen. In seinem Hinterkopf spukte nur das Wörtchen 'Klo'. Er wollte wirklich nicht wissen, was die da machten... Seufzend kuschelte er sich an Kai und schloss die Augen. Langsam zeichnete er mit seinen Fingern unsichtbare Muster und Kreise auf Kais Brustkorb und murmelte dann leise: "Und was machen wir jetzt? Ich glaube, dass wir das Klo jetzt lieber meiden sollten und tanzen willst du ja auch nicht mehr." Er langte auf den Tisch und begann, an seinem Strohhalm das alkoholische Getränk in seinen Mund zu saugen. Gute Frage. Aber er wusste wirklich nicht, was er dazu sagen sollte. Aber er stimmte ihm zu, dass sie die Toiletten jetzt lieber meiden sollten. Diese Erfahrung hatten sie damals auch schon machen müssen. Er lief rot an, als er sich daran zurück erinnerte und seufzte schwer. "Ich weiß nicht. Wir könnten ja ein bisschen an die frische Luft gehen. Ist ziemlich stickig hier drin." "Du brauchst frische Luft? Okay, dann gehen wir eben mal raus. Ist ja kein Problem." Und schon war er auf den Beinen, zog Kai ebenfalls hoch und ging mit ihm an der Hand raus. Dort angekommen lehnte er sich an die Hauswand und hielt das Gesicht in die kühle Nachtluft, atmete ein paarmal tief ein und aus und seufzte. "Schön hier, nicht?" Kai stellte sich neben ihn und schaute in den sternenklaren Himmel. Die frische Brise tat gut und er ließ endlich wieder frische Luft in seine Lungen. Das hatten diese wirklich gebraucht. Die Luft in dem Club war alles andere als angenehm zum Atmen. Nun lehnte auch er sich an die kühle Wand. "Hai... Da könnte man sich glatt irgendwo auf ne Wiese legen und immer in den Himmel schauen.", wisperte er. Leise seufzend lehnte er sich an Kai und schaute ebenfalls in den Sternenhimmel. Dann sah er zu Kai hinüber, der wirklich ziemlich verträumt aussah und musste schmunzeln. Die Sterne spiegelten sich in Kais Augen wieder und brachten sie richtig zum Leuchten. "Hach, mein Schatz...", flüsterte er leise, er wollte die schöne Stille nicht so arg zerstören. "Ich liebe dich." Der Schwarzhaarige drehte den Kopf zu ihm und strahlte ihn an. "Ich dich auch, Ruha." Sanft legte er eine Hand an seine Wange und beugte sich zu ihm hinüber. Zögerlich berührten sich ihre Lippen. "Du bist das Beste, was mir je passieren konnte.", hauchte er gegen die süßen Polster, ehe er sie wieder in Beschlag nahm. Hier standen sie nun, an eine Häuserwand gelehnt, von draußen drang Musik zu ihnen herüber und sie küssten sich unter freiem Sternenhimmel. Uruha glaubte, im Paradies zu sein. Kais Lippen auf seinen fühlten sich so unglaublich schön an. Er schlang die Arme um Kais Nacken und erwiderte zaghaft den sanften Kuss und seufzte leise. Er wünschte sich, dass dieser Moment nie vergehen mochte. Das war alles viel zu schön gerade. Auch er legte die Arme nun um den Körper seines Schatzes und zog ihn näher an sich. Er wollte die Nähe zu Uruha vollends auskosten. Während sie sich weiterhin küssten, strich er mit einer Hand über die Seite des Größeren. So wirklich sollte dieser Moment nicht enden. Das war viel zu schön, um wahr zu sein. Doch Uruhas Wärme und die süßen Polster auf seinem Mund bewiesen ihm genau das Gegenteil. Das hier war real. Und Uruha küsste ihn wirklich. Er gehörte zu ihm. Mehr als nur zufrieden schmiegte sich Uruha an den warmen Körper Kais und strich ihm durch das wuschlige schwarze Haar, während sie sich küssten. Mit der anderen Hand kraulte er seinen Schatz sanft im Nacken. Wie sehr er Kai doch liebte, konnte er gar nicht in Worte fassen. Darum beließ er es lieber bei diesen unglaublich zärtlichen Gesten und nippte immer wieder verspielt an den süßen Kusspolstern seines Freundes. Nur widerwillig löste er sich von ihm und schaute ihm tief in die Augen. Die sperrliche Beleuchtung in der Dunkelheit ließ es nicht zu, dass sie sich genauer betrachten konnten. Doch er wusste genau, wie sein Schatz ihn ansah. So sah auch er ihn an und wollte ihm so vieles in diesem Moment sagen, doch er schwieg. Es war keine unangenehme Stille ziwschen ihnen. Nein, man konnte förmlich spüren, wie es knisterte und die Luft unter Spannung stand. Und wieder strich er ihm über die Wange und nun lächelte er. "Du weißt gar nicht, wie unglaublich schön du bist.", seufzte er. "Ich will dich nie wieder gehen lassen." Eine leichte Röte legte sich auf seine Nasenspitze und er musste an sich halten, um nicht leise aufzuquietschen und Kai um den Hals zu fallen. Das war wirklich unglaublich süß von ihm. Zaghaft streichelte er seinem Schatz nun ebenfalls über die weiche Wange und versuchte, dessen Mimik genauer sehen zu können, doch er konnte nichts außer den Umrissen ausfindig machen. So seufzte er leise und stupste Kais Nase zärtlich mit seiner eigenen an. "Ich weiß aber, dass ich nicht viel schöner als du sein kann, Kai. So niedlich wie du bist." Und wieder schenkte er ihm einen kleinen, süßen Kuss. Man gut, dass es dunkel war. Sonst hätte Uruha wahrscheinlich sehen können, wie rot er jetzt war. Außer Uruha hatte noch niemals jemand zu ihm gesagt, dass er schön war. Er selbst sah das nicht so. Für ihn war Uruha der schönste Mann, den er je gesehen hatte. Und er liebte ihn. Aber das Schönste daran war, dass dieser seine Gefühle erwiderte. Lächelnd seufzte er. "Hast du Lust, ein Stück zu gehen? Einfach die frische Luft genießen." "Na klar.", murmelte der Brünette leise und nahm Kais Hand zärtlich in seine, zog ihn vorsichtig mit sich. Zusammen entfernten sie sich von der Disco. Die Musik wurde immer leiser, bis sie schließlich ganz verstummte. Die beiden gingen Hand in Hand einen kleinen Weg entlang, der von einigen Sakurabäumen gesäumt war und Uruha strahlte förmlich. "Es ist wirklich total schön mit dir, mein Schatz.", wisperte er leise. "Alles an dir ist schön." "Sag doch nicht sowas. Das ist doch peinlich." Er senkte den Kopf und schaute beim Laufen auf den Boden. Uruha konnte er jetzt wirklich nicht ins Gesicht sehen. Dann schwieg er den restlichen Weg. Er war einfach viel zu verlegen dafür. Er seufzte. Kai war manchmal wirklich ziemlich schüchtern. Aber irgendwie war das auch ziemlich süß. Vorsichtig kuschelte er sich an Kais Seite und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Dann stupste er ihn leicht in die Seite. "Hey... Guck mich mal an. Ich will deine schönen Augen sehen.", er grinste leicht. Nur zögerlich hob er den Kopf und schaute Uruha ins Gesicht. Bis ihm einfiel, dass er ihn doch gar nicht wirklich in die Augen schauen konnte. Es war dunkel und das fahle Licht der Straßenlaternen würde das auch nicht wirklich erleichtern. "Ano... Du machst mich fertig, Ruha." Und wieder seufzte er. Verdattert blieb er stehen und sah Kai an. Er legte den Kopf schief. Was sollte das denn heißen? "Wie jetzt? Was soll das denn heißen, ich mache dich fertig? Nerv ich dich?" Leicht nervös trat er von einem Fuß auf den anderen und schaute zu Kai hinüber. Hastig schüttelte er den Kopf und hob beschwichtigend die Hände. "Iie... Nicht doch. So war das wirklich nicht gemeint. Wirklich!" Mist, jetzt hatte er doch schon wieder in ein Fettnäpfchen getreten. Toll, Kai. Du lässt aber auch wirklich keines aus. Den Blick gerade aus und direkt in Uruhas Augen. "Das ist nur ein Missverständnis. Ehrlich. Ich ... ich meinte nur,... du sagst immer Sachen, die mir peinlich sind." Jetzt war er erst recht verletzt und sah Kai aus traurigen Augen an. "Ach? Ich sag immer Sachen, die dir peinlich sind? Bin ich dir etwa auch peinlich? Na danke auch..." Verletzt drehte er sich um und verschränkte die Arme vor der Brust. War ja ganz nett von Kai. Wirklich. Wenn er an Uruha was auszusetzen hatte, dann sollte er das doch sagen. "Ich glaub, ich geh wieder rein...", murmelte er leise. "Iie!" Sofort schlang er die Arme von hinten um seinen Freund und legte den Kopf gegen dessen Rücken. Du solltest wirklich mal lernen, dich richtig auszudrücken, Kai. Jetzt hast du ihn schon wieder verletzt. "Bleib hier.", hauchte er ihm gegen den Nacken. "So meinte ich das doch nicht. Du bist mir nicht peinlich. Wirklich nicht. Ich bin stolz darauf, dass ich sagen kann, dass du mich liebst. Und... ich liebe dich so sehr, aber... deine Worte... davon werd ich immer rot. Sowas hat noch nie jemand zu mir gesagt und du... du sagst das so ganz einfach." Seufzend lehnte er sich vorsichtig an Kai und schloss die Augen. Das war es also. "Und wieso sagst du das nicht gleich so? Dann hätte ich das doch auch verstanden. Aber wenn du dich so ausdrückst wie eben, denke ich natürlich, dass ich dir peinlich bin und das hat mich eben wirklich verletzt." Vorsichtig drehte er sich in Kais Armen so um, dass er ihm in die Augen sehen konnte. "Aber ich sage wirklich bloß die Wahrheit. Wieso darf ich dir nicht sagen, dass ich dich schön finde? Du sagst das zu mir doch auch." Schüchtern erwiderte er den Blick. "Du bist ja auch schön... wunderschön." Ein kleines Lächeln huschte auf seine Lippen. "Aber ich weiß nicht... wenn du das so sagst, dann kribbelt es überall in mir und... und... mein Herz macht immer so kleine Hüpfer. Da hab ich Angst, dass ..." Er schüttelte den Kopf. Er sollte lieber den Mund halten und nichts mehr sagen, bevor er ihn wieder verletzte, weil er sich falsch ausdrückte. Lieber beugte er sich vor und küsste ihn einfach. Vielleicht würde ihm das ja auch deutlich machen, was er meinte. Verdattert erwiderte er kurz den Kuss, ehe er Kai von sich schob und ihm tief in die Augen blickte, als könne er so in ihnen nach einer Antwort suchen. "Uhm... Wovor hast du Angst? Was mach ich denn?" Er verstand Kais Äußerungen immer nicht. Er wusste, dass Kai es ja nicht böse meinte, aber was wollte er ihm denn sagen? "Wenn du einen Satz anfängst, dann beende ihn auch bitte." Entsetzt schaute er ihn an. Er hatte es also doch nicht verstanden. Sofort senkte er den Blick und lehnte den Kopf gegen Uruhas Brust. Seine Hände krallten sich in dessen Obertil und er seufzte. "Ich habe dann einfach nur Angst, dass ich... dass ich mich dann nicht beherrschen kann. Immer wenn du sowas sagst, dann ... dann weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll und würde dich am liebsten immer wieder küssen und berühren, um dir zu zeigen, dass es mir genauso geht mit dir." Jetzt war es an Uruha, knallrot anzulaufen und er sah lieber weg. Scheinbar vollends interessiert sah er einem Vogel beim Nestbauen zu. Jedoch konnte er sich nicht lange darauf konzentrieren. Kai drückte sich gerade so eng an ihn, dass er gar nicht anders konnte, als sich ihm zuzuwenden. "Ano...", murmelte er leise und legte vorsichtig die Arme um den schlanken Körper des Schwarzhaarigen. "Du bist wirklich eine Marke, Kai. Mir macht es nichts aus, wenn du mich berühren oder küssen willst. Das zeigt mir doch, dass du mich liebst." Vorsichtig hob er Kais Kinn an und küsste ihn. "Mein kleiner Kai-Chan." Kais Augen drifteten zu und er legte alle Gefühle in diesen Kuss. Auch wenn Uruha ihn jetzt klein und auch noch Kai-chan nannte, ließ er sich nicht davon ablenken. Uruha machte es also nichts aus, wenn er ihn küsste und ihn berührte. Dann wollte er das und am liebsten jede Sekunde seines Lebens tun. Es war Uruha und den würde er niemals wieder hergeben. "Aishiteru..." "Mo...", murmelte er leise und küsste ihn mit aller Hingabe, die er aufbringen konnte. Wieder zufrieden mit der Welt kuschelte er sich an Kai und schlang die Arme um dessen Nacken. Diesen streichelte er eine Weile, ehe er sich wieder von Kai löste und sah ihm tief in die Augen. "Hey... Was hältst du davon, wenn wir wieder reingehen und jetzt mal richtig die Sau rauslassen? Da hab ich gerade richtig Lust zu." Stumm nickte er und ließ sich von seinem Freund an der Hand packen und wieder in die Richtung des Clubs ziehen. Ja, die Sau raus lassen, klang wirklich gut. Das konnte er auch mal wieder. Es dauerte nicht lange und sie waren wieder in dem stickigen Raum. "Und wie willst du die Sau jetzt rauslassen?", lachte er und wusste eigentlich schon die Antwort seines Schatzes. "Na wie wohl!", lachte er zurück und zog Kai auch sofort mit sich auf die Tanzfläche. Dort schlang er die Arme um seinen Schatz und ließ die Hüften kreisen. Es liefen einige wirklich gute Lieder, die er auch auswendig kannte. Und so sang er fröhlich mit und war eigentlich froh, dass Kai ihn dank der lauten Musik nicht hören konnte. Er drängte sich an seinen Schatz und kuschelte sich fest an ihn. Kai genoss es, so von seinem Freund bezirzt zu werden. Noch nie hatte das jemand mit ihm gemacht und irgendwie fand er es toll. Das lag aber wohl auch daran, dass es Uruha war, der ihn so verführerisch antanzte. Doch er machte es ihm nach und erwiderte jede Bewegung mit einer anderen und so heizte er auch sich immer mehr auf. Er verlor völlig das Zeitgefühl und tanzte und tanzte und tanzte. Irgendwann hingen ihm verschwitzte Strähnen im Gesicht und er spürte, wie trocken sein Hals war und er musste was trinken. "Ich muss mal was trinken.", meinte er und drängelte sich durch die Massen. Uruha wollte sicher noch nicht wieder aufhören, also ließ er ihn dort. Er würde schon kommen, wenn es ihm zu viel war. Aber er brauchte dringend eine Pause. Vollkommen durchgeschwitzt setzte er sich auf die Sofaecke und griff nach seinem Getränk. Dies leerte er in einem Zug, so durstig war er. Kai war einfach weggegangen, doch Uruha kümmerte es nicht. Er wollte einfach nur tanzen. Tanzen, bis ihm schwindlig werden und er umkippen würde. Doch dazu würde es sicherlich nicht kommen. Immer wieder bestellte sich Uruha an der Theke etwas Alkoholisches. Bald hatte er schon so viel intus, dass er kaum mehr gerade stehen konnte. Doch es war ihm egal. Immer noch tanzte er ausgelassen und amüsierte sich prächtig. Nach einer Stunde jedoch wankte er zurück zu Kai und ließ sich kichernd auf Kais Schoß nieder. Er legte seine Hände auf Kais Brust und giggelte leise wie ein verliebtes Schulmädchen. "Wieso bissu abgehau'n? Mach' doch gar keinen... Spaß mi' dir...", murmelte er leise und hickste. Der Schwarzhaarige verdrehte die Augen und hielt sich leicht die Nase zu. Uruha hatte eine Fahne und er lallte schon ganz schön. Aber es verletzte ihn ein wenig, dass er meinte, es würde mit ihm keinen Spaß machen. "Gomen, aber ich konnte einfach nicht mehr. Wollte mich lieber ausruhen." Er seufzte. "Willst du noch ein bisschen hier bleiben? Dann geh ich alleine nach Hause. Ich will nur noch ins Bett." Ja, er war müde und merkte, dass er seinen Körper doch ein bisschen mehr beansprucht hatte, als gut für hn war. Sofort schüttelte er heftig den Kopf und klammerte sich immer noch leise giggelnd an Kai fest. Irgendwie war ihm ziemlich schwummrig und seine Welt war wie in Watte gepackt. Aber er fühlte sich fabelhaft. Am liebsten hätte er sich Kai gepackt und wieder mit auf die Tanzfläche gezogen. "Solls' nich weg... Will bei dir bleiben...", maulte er leise und ließ Kai nicht los. "Wenn dann... Will ich mi'..." Er sah ihn bittend an. Da hatte er wohl wirklich keine Wahl mehr und er nickte. "Gut, dann bring ich dich mal nach Hause, damit du deinen Rausch ausschlafen kannst." Ja, das hatte sein Freund wirklich nötig, denn man merkte ihm an, dass er nicht mehr nur angeheitert war. Er fragte sich eigentlich, wie viele Drinks er sich jetzt reingezogen hatte. Er selbst hatte ja auch nur zwei und die hatte er in aller Ruhe genossen. Okay, den ersten hatte er auch ziemlich schnell ausgetrunken, doch das war, weil er so verdammt heiß mit Uruha getanzt hatte. "Dann werd ich mal den anderen noch Bescheid sagen. Nicht, dass sie uns vermissen sollten." Er packte seinen Freund und setzte ihn neben sich. "Und du bewegst dich nicht vom Fleck, hai?" So verschwand er auch schon und ging zu Ruki und Reita, die in einem kleinen Flur standen und scheinbar nicht die Finger voneinander lassen konnten. "Rausch? Bin nich bedrunk'n...", murmelte er leise und sah dann wieder zu Kai auf. "Sicha, sicha. Ich beweg mich nich von'a Stell'..." Damit war Kai verschwunden und ließ Uruha ganz alleine zurück. Dieser ließ die Beine baumeln und sah gelangweilt den Menschen beim Tanzen zu. Das war gemein. Wieso durfte er da jetzt nicht wieder hin? Und wieso hatte Kai keine Lust mehr auf tanzen? War doch gerade total lustig gewesen. Doch lange hielt es Uruha auch nicht mehr aus. Er spürte, wie der Alkohol in seinen Gliedern seine Wirkung tat und wie seine Glieder langsam schwerer wurden. Seine Augen drifteten ebenfalls halb zu und so saß er da nun, wartete auf Kai und versuchte, nicht auf der Stelle einzuschlafen. Schnell hatte er ihnen gesagt, was er wollte und dass sie jetzt nach Hause gehen würden. Ruki nickte nur und Reita grummelte nur uninteressiert. Dann eben nicht. Sollten sie sich doch ruhig noch an die Wäsche gehen, ihn sollte es ja nicht stören. Und schon machte er sich auf den Weg zurück zu Uruha. Vor ihm blieb er stehen und schaute ihn skeptisch an. "Ruha?" Wie durch Watte hörte er Kais Worte und hob schwerfällig den Kopf. Seine Welt drehte sich fast schon und er hatte Mühe, ihn nicht doppelt zu sehen. Schief grinsend hob er eine Hand und winkte ihm leicht zu. "Huhu, Kai-Chan. Bissu fertig? Könn' wir nach Hause?" Er stand langsam auf und schwankte dabei gefährlich, sodass er sich an Kais Arm festklammerte und leise kicherte. "Hui, hier dreht sich alles..." Kai seufzte. Na toll. Jetzt musste er Uruha wohl irgendwie nach Hause bekommen. Aber wie? Tragen ging schlecht und das hätte er wohl auch nicht weit geschafft. Also hakte er sich bei ihm ein und nahm ihn einfach mit. Er hatte ja mitbekommen, dass sie näher an Uruhas Wohnung waren als an seiner. Dann musste er ihn wenigstens bis dorthin bekommen. Er schaffte es auch tatsächlich und hielt Uruha seine Hand entgegen. "Gib mir mal deinen Schlüssel." Er wurde mehr oder weniger von Kai mitgeschleift und fand sich wenige Augenblicke später vor seiner Wohnung wieder. Verdattert schaute er auf seine Haustür und blinzelte ein paarmal stark, um seinen Blick wieder zu fokussieren. Dann sah er zu Kai und grinste wieder schief, klammerte sich förmlich an ihn und kicherte leicht dümmlich. "Meinen Schlüss'l? Will ich dir aber nich geb'n... Is meiner..." Er streckte ihm frech die Zunge raus und grinste wieder. Genervt verdrehte er die Augen. Auf dieses Spielchen hatte er jetzt wirklich keine Lust. Er wollte nur noch ins Bett und sich ausruhen. Am besten sofort einschlafen. Und so durchsuchte er einfach frech Uruha und fand den kleinen Schlüssel auch recht schnell. Sofort schloss er die Tür auf und schob Uruha hinein. "Ab Zähne putzen und dann ins Bett mit dir.", befahl er. Er wurde leicht rot, als Kai so einfach eine Leibesvisitation an ihm durchführte und brummelte dann unwillig, als er einfach in die Wohnung geschoben wurde und Kai ihm so ruppig befahl, sich die Zähne zu putzen und dann zu schlafen. Ging ja wohl nicht an. Er war kein Kleinkind mehr. "Du bis' doof...", murrte er und tapste ins Bad, wo er sich auszog, alle seine Sachen in eine Ecke donnerte und dann seine Zähne putzte. Dann jedoch kam er nackt wie er war aus dem Bad und legte sich ins Bett. "Bin fertig...", brummelte er und zog Kai mit sich aufs Bett. "Schläfst du bei mir?" Kai konnte nun wirklich nichts mehr sagen. Uruha kam nackt aus dem Bad, ließ sich ins Bett fallen und zog ihn mit darauf. Innerlich schnaubte er genervt. Uruha benahm sich wie ein kleines Kind, wenn er einen getrunken hatte und das gefiel ihm ganz und gar nicht. "Nein.", sagte er bestimmt und stand wieder auf. "Du bist betrunken und weißt nicht, was du redest. Also leg dich jetzt hin und schlaf. Ich komme morgen wieder." Sofort traten ihm Tränen in die Augen und er verschränkte die Arme vor der nackten Brust. "Du bist total blöd... Lässt mich hier alleine, wenn´s mir nich so gut geht... Pfh..." Beleidigt zog er sich die Decke über den Kopf und schloss die Augen. Sollte Kai doch hingehen, wo der Pfeffer wächst. War ja gemein. Richtig fies war das. "Geh..." Etwas hilflos stand er nun da und starrte auf die Decke, unter der sich ein kleiner Berg bildete. Er seufzte. Na toll. Noch besser ging´s nun bald schon nicht mehr. "Uruha!", grummelte er. "Wenn du dich nicht wie ein Kind benehmen würdest, dann würde ich auch bleiben, aber scheinbar bist du nicht du selbst.", sagte er und ließ sich wieder auf die Bettkante nieder. Sanft strich er mit der Hand über den Deckenberg. "Sei mir nicht böse, aber... ich muss unbedingt ins Bett. Schlaf dich ruihig aus und dann meldest du dich bei mir, hai?" Seine Stimme klang ruhig und zärtlich. Mehr als nur beleidigt versteckte er sich noch mehr unter der Bettdecke und schniefte vor sich hin. Das war richtig fies von Kai. Wieso benahm er sich denn seltsam? War nicht er selbst? Er benahm sich doch gar nicht anders als sonst. "Du bist total fies, Kai... Ich will jetzt schlaf'n... Tschüss..." Und dann sagte er gar nichts mehr. Tief atmete er ein und wieder aus. Musste es ihm Uruha auch noch schwerer machen, als er es nicht eh schon tat? Seufzend zog er die Decke weg und beugte sich über ihn. "Du bist wirklich unmöglich, weißt du das?" Jetzt lächelte er, denn Uruha sah zu süß aus, wenn er so schmollte. Liebevoll hauchte er ihm einen Kuss auf die Lippen. "Gut, dann werd ich also hier bleiben und mit dir in deinem Bett ein bisschen kuscheln. Bist du dann mit mir zufrieden?" Er überlegte kurz, doch dann kuschelte er sich an Kai und sah ihn an. "Hm... 'Kay..." Dann war er still und schloss die Augen. Leise schnurrend kuschelte er sich an seinen Freund und streichelte ihn eine Weile. Doch dann spürte er, wie seine Glieder wieder schwer wurden und er konnte sich nun nicht mehr gegen den Schlaf wehren. Sein Geist driftete weit weg. Er brachte nur noch ein leises "Aishiteru..." hervor, ehe er vollends eingeschlafen war. Kai hielt ihn fest im Arm und strich ihm liebevoll mit den Fingerspitzen über den nackten Oberarm. Er merkte schnell, dass sein Freund schon eingeschlafen war. Jetzt konnte auch er beruhigt die Augen schließen und schlafen. Das tat er auch und nach nicht einmal fünf Minuten war auch er ins Reich der Träume abgedriftet. "Schlaf schön, mein Schatz.", waren die letzten Worte, ehe er völlig im Traumland verschwand. Uruha schlief die ganze Nacht durch wie ein Stein. Er traumte wirres Zeug und drehte sich unruhig von einer Seite auf die andere. Am nächsten Morgen erwachte er - und glaubte, er wäre tot. Sein ganzer Kopf schmerzte, als wenn er mit einem Schraubstock zusammengepresst werden würde und seine Sicht war leicht verschwommen. Benommen griff er sich an den Kopf. Was war denn nur los? Was war passiert? Er konnte sich an den gestrigen Abend nicht erinnern. Vollkommenes Blackout. "Kuso... Itai!", murmelte er vor sich hin und kämpfte gerade um eine klare Sicht. Kai schlief noch. Der gestrige Abend hatte ihn ziemlich mitgenommen und er brauchte den Schlaf unbedingt. Er merkte nicht, wie Uruha neben ihm aufwachte und sich schon quälte, weil er gestern einen über den Durst getrunken hatte. Das einzige, was den Schwarzhaarigen störte, war die enorme Wärme, die er verspürte. Kein Wunder. Uruha hatte ihm ja nicht mal de Chance gelassen, seine Klamotten auszuziehen. Und so lag er in voller Montur neben Uruha im Bett. Er jammerte immer noch vor sich hin, als er plötzlich ein leises Schnarchen vernahm und ein Ruckeln. Verstört blickte er neben sich und entdeckte dort Kai, welcher noch vollkommen angezogen auf dem Bett lag und schlief. Was war denn nun los? Wieso hatte Kai sich nicht umgezogen? Er sah an sich herab. Und wieso war er nicht angezogen?! Immer noch desorientiert rüttelte er vorsichtig an Kai. Ihm schwirrte immer noch alles. "Kai? Wach mal bitte auf..." "Mhmmm.", grummelte er nur und lugte nur kurz mit einem Auge zu Uruha. "Was is´n los?", fragte er ziemlich verschlafen. Konnte er ihn nicht einfach noch ein wenig schlafen lassen? Schließlich hatte er ihn ins Bett verfrachtet und sich den gestrigen Abend intensiv um ihn gekümmert. Jetzt brauchte er mal seinen Schlaf. Er wimmerte leise und fasste sich an die Schläfen. Er brauchte dringend mal Kais Hilfe. "Uhm... Ich brauche ne Aspirin. Ganz, ganz dringend. Mein Schädel platzt gleich. Wo hast du deine Arzneien aufbewahrt?" Leise jammernd sah er Kai an und wartete auf eine Antwort. Er würde noch durchdrehen, wenn das so weiterginge. Jetzt schaute er verwirrt auf und setzte sich hin. "Wieso? Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, wir sind hier bei dir." Er gähnte ausgiebig. "Ich weiß nicht, wo du deine hast. Außerdem bist du daran selbst schuld." Verdattert starrte er ihn an. Wie jetzt? Sie waren bei ihm zuhause? Er sah sich um. Es stimmte. Nur er war so fanatisch und ließ die Wände violett streichen. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und stand vorsichtig auf. Anscheinend war Kai sauer auf ihn. "Sorry...", murmelte er leise, bevor er wankend das Zimmer verließ. Leicht schmunzelnd schaute er ihm hinter her. Ja, Uruha hatte an seinem jetzigen Zustand selbst schuld. Schließlich hatte er ja so viel Alkohol getrunken und nicht er. Da musste er schon damit rechnen, dass er einen ordentlichen Kater am nächsten Tag hatte. Doch er raffte sich auf und tapste ihm einfach hinterher. Müde und immer noch mit einem dröhnenden Schädel tapste er durch den Flur in seine kleine, unaufgeräumte Küche und durchwühlte erstmal die Schränke. Nirgends ein Lebenszeichen von seinen Kopfschmerztabletten. "Itai... Wo stecken die Dinger?", fluchte er und verstreute den Inhalt seines Schrankes auf dem Boden. "Ich brauch die doch..." Er hatte nicht bemerkt, wie Kai ihm hinterhergekommen war. Kichernd legte er die Arme von hinten um Uruhas Körper und zog ihn ein Stück weg vom Schrank. Mit einem Griff hatte er auch schon gefunden, was der Größere da eben noch gesucht hatte. Es war wohl doch von Vorteil, wenn man die Augen aufmachte und nicht wie ein Besenkter den Schrank ausräumte. "Ganz ruhig, Ruha.", flüsterte er und drückte ihm die Packung mit den Aspirin in die Hand. Dann nahm er ein Glas und füllte es mit Leitungswasser. "Und jetzt leg dich wieder hin. Bist ja unausstehlich am frühen Morgen.", grinste er und hauchte ihm einen kleinen Kuss in den Nacken. Wieso? Womit hatte er das denn verdient? Er hatte doch bloß ein bisschen was getrunken. Nicht viel. Und wieso hatte er eben diese verdammte Packung nicht gefunden?! Es lag ein Fluch auf ihm... Selbst der beruhigende Kuss Kais ließ ihn nicht ruhiger werden. Schnell spülte er die Tablette mit dem Wasser hinunter und schloss müde die Augen, lehnte sich nach hinten. "Soviel hab ich gar nicht getrunken...", maulte er leise und sah Kai an. Kai zog die Augenbrauen nach oben und erwiderte den Blick. "Wenn du nicht viel getrunken hast, dann verträgst du aber wirklich nicht viel, mein Lieber.", schlussfolgerte er. "Du hast mächtig gelallt und dich ziemlich schwer gemacht. War nen ganz schöner Kampf, dich hierher zu kriegen. Und gebockt hast du dann auch noch." Er seufzte. "Aber der Kater ist wohl Strafe genug dafür, was?" Uruha setzte sich im Schneidersitz auf den kalten Boden und zählte an den Fingern ab. "Drei Tequila... Zwei Sex on the Beach... Zwischendurch mal ein Schäppschen... Und zwei Bier... Soviel ist das doch gar nicht." Schmollend schaute er zu Kai hoch und schob die Unterlippe vor. "Echt mal... Ich kann nix für meine Kopfschmerzen. Weil ich nicht so viel getrunken habe." "Das nennst du nicht viel?" Er konnte darüber nur den Kopf schütteln. Seiner Meinung nach war das schon viel zu viel. Da brauchte man sich wirklich nicht wundern, wenn man am nächsten Tag am Stock ging. Beschwichtigend hob er die Hände. "Schon gut, wenn du meinst. Dazu sag ich lieber nichts mehr." Ja, er wusste auch nicht, was er dazu noch sagen sollte. "Am besten du legst dich erst mal hin, bis die Tablette wirkt und es dir wieder besser geht. Ich räum hier derweil dein Chaos auf." "Pfh...", machte er leise und sah wieder zu Kai auf. "Ich lass dich hier nicht alles aufräumen, während ich gemütlich ratze. Nix da, mein Freund." Mühselig stand er auf und sah Kai so ernst an, wie er im Moment konnte. "Entweder ich helfe dir oder wir lassen es und gehen beide ins Bett. So." Stur verschränkte er die Arme vor der Brust und sah Kai abwartend an. Was hatte er eigentlich von ihm erwartet? Er hätte doch eigentlich wissen müssen, dass Uruha schon wieder sowas anbringen würde. Er seufzte und schaute ihn lächelnd an. "Sei mir nicht böse, aber du gehst jetzt ins Bett und schläfst deinen restlichen Rausch aus und ich kümmer mich derweil um den Rest. Kein wenn und kein aber. Verstanden?" Sein Blick war ernst und verriet, dass er wirklich keine Widerrede duldete. "Ich weck dich nachher, wenn was is, okay?", bot er ihm als kleinen Deal an. Aber abhalten lassen würde er sich jetzt eh nicht mehr. Unter Kais Blick nickte er eingeschüchtert und schluckte. Kai so ernst zu sehen machte ihm irgendwie Angst. Das war er von dem ewigen Sonnenscheinchen gar nicht gewohnt. Geschlagen nickte er und fuhr sich durchs Haar. "Du bist gemein, ehrlich. Ich will dir nur helfen..." Doch er beließ es lieber dabei. Er wollte es sich nicht mit Kai verscherzen, also tapste er schnell wieder zurück in sein Zimmer und legte sich ins Bett. Kurz darauf war er auch schon wieder eingeschlafen und träumte wirres Zeug. Na und? Dann war er eben gemein. Er hatte ja jetzt auch wirklich keine Lust, neben einer halben Schnapsleiche zu schlafen, die vermutlich auch noch schnarchen und sich im Bett wälzen würde. Nein, das hatte er in der Nacht schon genug erleben müssen. Da wusste er besseres mit seiner Zeit anzufangen. Und hier wurde es doch mal wieder Zeit, ein bisschen Ordnung zu schaffen. Kai zog sich das Jackett und das Hemd aus. Nur noch in Unterhemd und seiner Jeans schnappte er sich eine der Schürzen, die neben den Schränken hing und band sie sich um. Mürrisch betrachtete er sich. Oh Kami-sama. Nicht mal vor der Küche machte dieser Farbwahn Uruhas Halt. Jetzt hatte er eine violette Schürze um. Er schüttelte nur den Kopf und machte sich dann an die Arbeit. Trällernd wusch er ab, hob alle Sachen auf, die Uruha vorhin runtergeschmissen hatte und wischte sogar den Boden, nachdem er ihn ordentlich ausgefegt hatte. Zufrieden betrachtete er sich das Endergebnis. "Eins A!", kommentierte er nur und legte die Schürze über einen der Küchenstühle. Jetzt würde er sich mal dem Wohnzimmer widmen. Uruha lag derweil ziemlich niedergeschlagen in seinem Bett und starrte an die Decke, wo er sein eigenes Spiegelbild sehen konnte, da ja genau über dem Bett sein riesiger Deckenspiegel hin. Bis eben hatte er noch geschlafen, dann war er wieder aufgewacht. Mürrisch zog er eine Augenbraue in die Luft und seufzte deprimiert. "Mein Gott... Ich sehe echt sch... Schlimm aus. Ist ja nicht zum Aushalten." Wieder einmal fuhr er sich durch die Haare und legte sich dann auf die Seite, schloss die Augen. Er wünschte sich, Kai wäre jetzt hier bei ihm. Aber der wollte ja anscheinend nicht. Irgendwie konnte Uruha ihn ja verstehen. Trotzdem... Lange Gedanken konnte er sich allerdings nicht darüber machen, denn schon nach kurzen Augenblicken war er schon eingeschlafen. Nicht lange und er hatte auch das Wohnzimmer in einem mehr als ordentlichen Zustand gebracht. Auf leisen Sohlen schlich er sich ins Schlafzimmer und schaute, ob sein Schatz noch schlief. Er sollte sich ruhig so viel Zeit nehmen und sich ausruhen, wie er dafür brauchte. Einen mürrischen Uruha wollte er nämlich nicht um sich haben. Der gestern Abend hatte schon gereicht. Vorsichtig näherte er sich dem Bett und setzte sich dort auf die Kante. Mit einer leichten Handbewegung strich er ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte ihn an. Uruha sah wirklich hübsch und so verdammt unschuldig aus, wenn er schlief. Trotz dessen, dass er sich im Tiefschlaf befand, spürte er plötzlich eine ihm so vertraute Wärme und er musste unwillkürlich schmunzeln, drängte sich noch ein bisschen mehr gegen die sanfte Hand. Schnurrend umschlossen seine Hände wie von selbst Kais Hand und hielten sie ganz fest. Er wollte ihn jetzt nicht gehen lassen. "Kai...", murmelte er leise vor sich hin, schmatzte einmal kurz auf und drehte sich dann auf den Rücken. Sein Mund stand leicht offen und er hatte alle Viere von sich ausgestreckt. Kai musste lächeln. Sah aber auch wieder zu putzig aus, wie er da lag. Und die leicht geöffneten Lippen, luden förmlich dazu ein, ihn einfach zu küssen. Vorsichtig beugte er sich über ihn und gab ihm einen kaum spürbaren Kuss. Schließlich wollte er ihn ja nicht wecken. Pech gehabt, Kai. Kaum, dass dieser Uruha diesen sanften Kuss aufgehaucht hatte, schlug dieser verschlafen die Augen auf und fand sich von Angesicht zu Angesicht mit Kai wieder. Dieser war nur wenige Millimeter von seinem Gesicht entfernt. Sofort lief Uruha knallrot an und räusperte sich. "Fällst du jetzt sogar schon über mich her, während ich schlafe?", fragte er verdattert. Der Schwarzhaarige grinste breit. Er wusste ja, dass Uruha das gerne so gehabt hätte, aber dafür war er eh nicht der Typ. "Iie... das wär doch viel zu schade, wenn du dann gar nichts davon mitbekommst.", lachte er. "Ano... ich wollt eigentlich nur mal schauen, wie es dir geht. Kann ja nichts dafür, dass du mich so umklammerst, wenn man dich streichelt." Demonstrativ hob er die Hand, an der noch immer die Uruhas zu hängen schien. Leicht verdattert starrte er auf ihre ineinanderverschlungenen Hände und grinste schief. Dann zog er mit einem Ruck an Kai, sodass dieser auf Uruha landete und drückte ihm einen Kuss auf. "Ich brauche eben was Kuschliges, an das ich mich klammern kann. Und was gibt es da Besseres als dich? Du bist besser als ein Kuscheltier.", schnurrte er und schlang die Arme fest um Kai. "So, jetzt lass ich dich nicht mehr los." Und schon wurde Kai kräftig durchgeknuddelt. Wie vom Blitz getroffen lag er nun hier auf ihm und wurde durchgeknuddelt. Schön war es zwar, aber irgendwie ... "Möchtest du jetzt aufstehen oder noch liegen bleiben?", fragte er auch gleich direkt. Er war doch noch gar nicht fertig mit aufräumen. Vor ihm lag noch das Badezimmer und auch das Schlafzimmer könnte mal wieder eine Putzkolonne gebrauchen. "Was ist?", hakte er nach, als er noch immer keine Antwort bekam. Bedröppelt vergrub er sein Gesicht in Kais Hemd und atmete ein paarmal deprimiert ein und aus. Kai sollte jetzt nicht wieder weggehen. Es war gerade viel zu schön... "Nein~! Kai, bitte. Kannst du nich hierbleiben? Ich will mit dir kuscheln, hai?" Aus großen Augen sah er seinen Freund an und zog eine Schnute. Kai loszulassen kam für ihn jetzt gar nicht in Frage. Was hatte er diesem Blick schon entgegenzusetzen? Nichts! Rein gar nichts. Uruha schaffte es also mal wieder, ihn von seiner Arbeit abzuhalten. Diesem unglaublich süßen Blick konnte er einfach nicht widerstehen. Resignierend seufzte er und ließ sich neben Uruha auf die Matratze nieder. "Aber nur ein paar Minuten. Bin schließlich noch nicht fertig mit aufräumen, hai?" Strike! Uruha grinste breit und kuschelte sich eng an seinen Schatz. Er bekam ja doch immer seinen Willen. War ja schon fast zu einfach gewesen. Aber ihn sollte es nicht stören. Sein Kai war bei ihm und ließ sich gerade ohne groß zu murren durchknuddeln. Ging's denn noch besser? "Hab dich lieb.", schnurrte er und drückte ihm ein Küsschen auf. "Und du musst dich nicht so beeilen. Den Rest mach ich selbst." Ganz leise schnaubte er. Uruha würde sich noch wundern. Er würde es sicher nicht zulassen, dass man ihn jetzt in seinem Putzdienst einfach zu stören würde. Eine Unterbrechung war ja okay, aber ihn gänzlich davon abhalten, ging ja mal gar nicht. "Schon okay, ich mach das gerne." "Nein, machst du nicht. Es ist doch meine Wohnung, also mache ich auch sauber. Und keine Widerrede jetzt." Er verschloss Kais Lippen mit den seinigen und verwickelte ihn in einen sinnlichen Kuss. Er würde Kai schon ganz seine 'Pflichten' vergessen lassen. Darauf konnte Kai zählen. Uruha hielt Kai immer noch ganz fest und schloss die Augen, um den zärtlichen Kuss so gut wie möglich auskosten zu können. Erschrocken starrte er Uruha an. Musste er ihn denn jetzt so überrumpeln? Ihn einfach so unglaublich küssen und dann auch noch mit so viel Gefühl. Das gehörte doch schon verboten. Aber ein Protest würde jetzt auch nichts bringen. Außerdem war das hier dafür auch viel zu schön. Unterbrechen wollte er den Austausch dieser kleinen Zärtlichkeiten nicht, denn es verursachte mal wieder ein unglaublich angenehmes Kribbeln in ihm. Und so schloss er die Augen und genoss einfach, dass er so sinnlich und zärtlich geküsst wurde, während auch er seine Lippen gegen die seines Schatzes bewegte. Überglücklich bemerkte er, wie Kai seinen Kuss erwiderte und grinste in sich hinein. Das Ablenkungsmanöver hatte ja mal wieder vorzüglich funktioniert. Seine Lippen nippten immer wieder an Kais oder haschten nach ihnen, wenn sie für wenige Sekunden getrennt waren. Seine Zunge tänzelte aus seinem Mund und stupste frech gegen Kais, um Einlass zu erbitten und Kais Zunge zum Tanz aufzufordern. Die Arme hatte er wieder um Kais Nacken geschlungen und presste ihn somit noch näher an sich. Er würde ihn jetzt nicht gehen lassen. Kami-sama! Wenn das hier jetzt so weitergehen würde, dann würde er für nichts mehr garantieren können. Warum tat er sowas und wieso ließ er ihn nicht einfach seine Arbeit machen? Kai seufzte in den Kuss und öffnete die Augen wieder. Nur schwer konnte er seine Atmung beruhigen. "Ruha, ich..." Er war sprachlos. Uruha brachte ihn mal wieder um den Verstand. Und so schloss er wieder die Augen und lehnte sich diesem erneut ziemlich heißen Kuss entgegen. Ohne Kai ausreden zu lassen, verwickelte er ihn wieder in diesen ekstatischen Kuss und zog ihn noch ein wenig fester an sich. Kam ja gar nicht in die Tüte, dass Kai irgendwelche Proteste an den Tag legen wollte. Nichts da. Da ihm endlich der Einlass in Kais Mundhöhle gewährt wurde, stupste er dessen Zunge auch sofort an und umspielte sie mit seiner eigenen. Seine Bewegungen waren verspielt und dennoch gleichzeitig sündhaft. Seine Atmung verschnellerte sich und bald spürte er auch, wie sich etwas in seinen untergelegen Regionen bemerkbar machte. Klein-Uruha hatte anscheinend genug geschlafen und war auferstanden. Oh je. Nur schwer konnte er sich beherrschen. Seine Gedanken waren schon fast dabei, sich in eine ganz andere Richtung zu bewegen, als sie es doch eigentlich tun sollten. Und wer war schuld? Uruha! Ganz klar. Schließlich machte er ihn hier gerade so verdammt heiß. Dabei war er doch eben noch so schön mit Aufräumen und Putzen beschäftigt gewesen. Doch das konnte er sich jetzt scheinbar abschminken. Uruha würde ihn scheinbar nicht so schnell gehen lassen, wie er es wollte. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als sich auf das kleine Spielchen einzulassen. Grinsend und mehr als nur zufrieden stellte er fest, dass Kai anscheinend nicht mehr vorhatte, jetzt noch putzen zu gehen. Wieso auch? Hier war es ja schließlich wesentlich spannender als in der Küche oder sonst wo beim Aufräumen. Kai konnte sich eigentlich glücklich schätzen, dass Uruha ihn vor dieser Qual gerettet hatte. Selig schnurrend kuschelte er sich eng an seinen Schatz und rieb dabei ausversehen sein Becken an Kais. Sofort lief er rot an und schluckte. Hatte Kai jetzt etwa sein kleines Problemchen bemerkt? Wie peinlich. Kai war so sehr auf ihr kleines Spielchen fixiert, dass er gar nicht mitbekam, wie sich ihre Becken so stürmisch berührten. Es war ihm auch egal. Diese Küsse, die Uruha ihm hier schenkte, machten ihn schon wahnsinnig glücklich. In seinem Inneren stieg so langsam immer mehr Hitze auf. Ob er wieder Fieber bekam? Oder lag es an Uruha und ihrem kleinen Zungenkampf, den sie schon seit einigen Minuten ausfochten? Er wusste es wirklich nicht, aber das war ja auch egal. Er liebte es einfach, sich so an jemanden anlehnen zu können und so nahe zu sein. Erleichtert stellte er fest, dass Kai anscheinend nichts mitbekommen hatte. Wäre auch wirklich viel zu peinlich geworden. Wieso wurde er auch erregt, nur wegen eines so kleinen Kusses? Das war wirklich mehr als peinlich. Konnte er sich denn gar nicht beherrschen? Nein... Bei Kai ging das wirklich nicht. Da konnte er sich nicht beherrschen. Schwer atmend löste er sich aus Kais Kuss und sah ihn aus lustgetränkten Augen an. Er wollte jetzt eigentlich gar nicht aufhören. "Kai-Chan...", murmelte er leise und wurde rot. Würde Kai jetzt aufstehen und weggehen? Seine Lider standen auf Halbmast, als Uruha den Kuss löste und ihn ansprach. Zuerst bekam er nicht wirklich was davon mit, doch dann dämmerte es ihm so langsam, dass er angesprochen wurde. "Hai...", hauchte er fast tonlos und blinzelte, um wieder zu Verstand zu kommen. Seine Augen richteten sich auf die Uruhas und er wartete darauf, dass dieser ihm sagte, was er wollte. War es denn nicht klar, was er jetzt wollte? Dieser Kuss hatte ihn so dermaßen aufgeheizt, dass ihm total warm war. Am liebsten wollte er jetzt nur noch aus diesen Klamotten raus und da kannte er eine gute Lösung. Er hoffte bloß, dass Kai da mitspielen würde. "Uhm...", murmelte er leise und wurde rot. "Onegai... Schlaf mit mir, Kai-Chan..." Zack! Da war es wieder. Nun hatte er nicht nur ein wenig Farbe im Gesicht. Nein! Er hatte die natürliche Farbe einer überreifen Tomate angenommen. Musste er ihn erst so heiß machen und dann auch noch danach fragen? Kami-sama, war Uruha denn noch zu retten? Verlegen schaute er weg. "Ano..." Dann hob er wieder den Blick und lächelte mehr als verlegen. "Darf...darf ich vorher noch schnell duschen?" Ja, Kai hatte schließlich in seinen Klamotten gestern getanzt, die Nacht darin geschlafen und eben noch Uruhas Wohnung geputzt. Dass er jetzt etwas nach Schweiß riechen konnte, war da wohl nicht verwunderlich. Uruha hatte zwar die ganze Nacht nackt geschlafen und sich erst vorhin etwas übergezogen, dennoch fühlte er sich ziemlich warm. Nur schwitzen tat er noch nicht und dafür war er mehr als nur dankbar. Fahrig nickte er und ließ Kai aufstehen und schnell noch ins Bad huschen. Sein Herz schlug hart und schnell in seiner Brust und er schluckte einen harten Kloß hinunter. Würde Kai wirklich mit ihm schlafen, wenn er wieder vom Duschen zurückkam? Uruha hoffte es jedenfalls, denn seine Erregung tat schon ziemlich weh. Nun lag er hier auf dem Bett und wartete darauf, dass Kai wiederkommen würde. Hastig flitzte er ins Bad und entledigte sich gänzlich seiner Kleidung. Er huschte nur kurz unter die Dusche, denn wenn er jetzt wirklich mit Uruha schlafen würde, dann musste er hinterher sowieso wieder duschen. Er seifte sich ein und spülte den Schaum wieder von seinem Körper. Dann stieg er wieder aus der Kabine und schnappte sich ein Handtuch, dass er sich dann schnell um die Hüfte band und tapste auf nackten Füßen zurück ins Schlafzimmer. Ein paar kleine Wassertropfen glänzten noch auf seinem nackten Oberkörper,als er sich einfach mal neckisch in den Türrahmen stellte und sich dagegen lehnte. "Na?", lächelte er. Gott. Kai war ja so gemein! Wieso musste er jetzt auch noch so dastehen. Oben ohne, mit diesem verführerischen Glitzern im Blick. Uruha verfolgte einen einzelnen Wassertropfen, der von Kais makelloser Brust hinunter über den flachen Bauch mit dem kleinen Sixpack rann und dann in dem weichen Handtuch verloren ging, welches Kais Schritt notdürftig bedeckte. "Komm her...", murmelte er leise und streckte die Arme nach Kai aus. Er wollte ihn jetzt ganz spüren. Kai lächelte und stieß sich auch sogleich vom kalten Holz ab. Nur sehr langsam kam er auf ihn zu. Ein kleines bisschen foltern konnte er ihn ja ruhig. Schließlich war er gestern Abend ganz schön bockig gewesen. Fast wie ein kleines Kind. Aber es war doch recht amüsant gewesen. "Was ist?", fragte er süffisant lächelnd. "Gefällt dir, was du siehst?" Und wie ihm das gefiel! Das wusste Kai doch besser als jeder andere! Wirklich doofe Frage! Uruha leckte sich lasziv über die Lippen, während er Kais Bewegungen genauestens beobachtete, der nun langsam wie eine Raubkatze auf ihn zugeschlichen kam, bereit zum Angriff. Aber das konnte Uruha auch. Einfach mal den Spieß umdrehen. So legte er sich auf den Rücken, legte seine Hände über seinem Kopf ab und räkelte sich verführerisch auf seinem Bett, zerwühlte dabei die Laken ein wenig. "Hai... Und nun komm bitte endlich zu mir...", hauchte er. Nun war es an Kai ziemlich heftig zu schlucken. Musste Uruha das auch gleich noch so ausnutzen? Scheinbar hatte er noch nicht bemerkt, dass er eh schon um seine Beherrschung kämpfte. Schließlich war es Uruha, der ihn bat, mit ihm zu schlafen. Und das hieß doch, dass er es wollte und Kai wollte es auch. Daran gab es keinen Zweifel. Nur noch wenige Meter trennten sie voneinander und der Schwarzhaarige ließ sich erst mit dem einen Knie und dann mit dem anderen auf dem Bett nieder. Ganz langsam krabbelte er über Uruhas schmalen Körper und begann, ihm sanft über die Brust zu lecken. Genüsslich senkten sich Uruhas Augenlider und er seufzte auf. Kami-Sama, Kai wusste wirklich, wie er ihn um den Verstand bringen konnte. Diese lasziven Berührungen Kais ließen Uruha erschaudern und fuhren ihm durch Mark und Bein. Er spürte Kais Zunge, die sich ihren Weg von seinem Schlüsselbein zu seinem Brustkorb leckte, nur allzu deutlich und das ließ ihn vor Vorfreude erzittern. Seine rechte Hand kraulte Kai sanft über Kopf und Nacken, während die andere dabei war, Kais Seiten zärtlich auf und ab zu fahren. "Onegai...", wisperte er leise. Uruha sollte nicht erwarten, dass er es ihm jetzt so leicht machen würde. Schließlich hatte er ihn verführt und ihn so wahnsinnig heiß gemacht mit seinem Kuss. Das würde er jetzt genauso zurück bekommen. Kai würde ihm schon zeigen, dass auch er dieses Spiel gut beherrschte. Nur kurz hob er den Kopf und schaute Uruha ins Gesicht. Dabei leckte er sich verführerisch über die leicht feuchten Lippen. "Was möchtest du?", fragte er mit einem leicht verruchten Unterton in der Stimme. Oh Kami-Sama! Das würde ihm Kai nochmal büßen. Als ob er nicht wüsste, was Uruha jetzt wollte. Er wollte ihn. Ganz. "Ich will dich...", wisperte er leicht heiser und leckte Kai provozierend über die leicht geöffneten Lippen. "Ich will dich so sehr..." Und mit einem kleinen Ruck hatte er den Spieß herumgedreht und saß nun auf Kais Hüften. Mit einem gierigen Blick in den Augen zog er ihm frech das Handtuch von den Hüften und ließ seinen Blick über Kais Körpermitte schweifen. "Oh, da freut sich aber jemand schon auf mich...", grinste er und rutschte etwas hinab. Ehe Kai noch protestieren konnte, hatte sich Uruhas Kopf schon zwischen seinen Beinen niedergelassen und brachte ihn um den Verstand. Stöhnend warf er den Kopf in den Nacken. Uruha hatte ihn einfach überrumpelt. Wie konnte er nur? Das war wirklich mehr als unfair. Musste er ihm das antun? Doch da wurde er auch schon so sehr verwöhnt, dass ihm alle Gedanken aus dem Kopf gefegt wurden und er nur noch dieses intensive Gefühl in seinen Lenden spürte. Er konnte nicht anders und schaute an sich hinab. Mit geröteten Wangen beobachtete er, wie der brünette Schopf sich immer wieder auf und ab bewegte und Uruha ihn immer wieder in sich aufnahm und dann wieder ein kleines Stück entließ. Das war Folter. Das war reine Folter. "Ruha!", stöhnte er abermals. Seine Augen hatten sich auf Halbmast geschlossen und auf seinen Wangen hatte sich eine zarte Röte gebildet. Während er Kai mit dem Mund verwöhnte, blickte er zu diesem hinauf und bomardierte ihn mit lasziven Blicken. Er wollte ihn stöhnen hören. Er wollte ihn um den Verstand bringen. Seine Lippen umschlossen die empfindliche Spitze Kais und unendlich langsam begann er, an ihr zu saugen. Dies machte er einige Minuten lang, bis er schließlich den ganzen Schaft in seinem Mund aufnahm, den Kopf auf und ab bewegte und dazu noch leichte Schluckbewegungen machte. Seine eigene Erregung drückte sich hart und leicht schmerzhaft gegen seine Hose und schrie schon fast nach Erlösung. Aber die würde er sich nicht gönnen, ehe er Kai nicht in den Himmel gebracht hatte. Seine Finger krallten sich fest in das Laken unter seinem Körper. Immer mehr stieg ein Kribbeln in ihm auf und wenn sein Freund so weitermachen würde, dann wäre es schon bald um ihn geschehen. Wimmernd hob er eine Hand und vergrub sie in Uruhas weichem Schopf. Er musste sich arg zusammen nehmen, um sich nicht mit voller Kraft in dem brünetten Haar zu krallen. "Ruha... warte...ich...." Doch zu spät. Schon bäumte er sich auf und stöhnte ungehalten den Namen seines Liebsten, ehe er sich gänzlich in dessen Mund ergoss und darauf heftig atmend zurück in die Kissen fiel. Mehr als nur zufrieden mit sich schluckte er alles, was Kai ihm da so bereitwillig gab und leckte sich genüsslich über die Lippen. Oh ja. Das war es doch wirklich jedesmal wert. Katzengleich richtete er sich auf und setzte sich zurück auf Kais Hüfte, ehe er sich zu ihm hinunterbeugte, ihm nochmal kurz übers Ohrläppchen leckte und ihm dann in eben jenes hauchte: "Du schmeckst fantastisch..." Dann richtete er sich wieder etwas weiter auf und rieb seinen noch immer bekleideten Po an Kais Schritt, wollte ihn wieder zum Leben erwecken. "Ziehst du sie mir aus?", fragte er leise und sah seinen Freund bittend an. Bereitwillig nickte er. Auch wenn sein Atem noch ziemlich heftig ging und sein Puls raste, so war er doch gern bereit, jetzt auch etwas für seinen Schatz zu tun. Seine Hand schob sich unter Uruhas Oberteil und schob es Stück für Stück nach oben. Da sein Freund einfach so über ihn hergefallen war, wollte er sich doch dafür mehr als erkenntlich zeigen. Jetzt würde er ihn erst mal ein wenig foltern. Damit musste er jetzt leben. Er setzte sich auf und schob es ihm schon fast in Zeitlupe über die Arme und dann über den Kopf. Dabei lächelte er immer wieder und leckte sich lasziv über die Lippen. Als er das erledigt hatte, schnappte er sich wieder diese sündigen Lippen und verschloss sie mit seinen eigenen. Während dessen blieben seine Hände nicht untätig und sie suchten sich ihren Weg zu Uruhas Hose. Jetzt verfluchte er ihn schon ein wenig dafür, dass er sich einfach etwas angezogen hatte und nicht noch immer nackt war wie am Abend zuvor, als er ihn ins Bett gebracht hatte. Dann hätte er jetzt weniger Arbeit gehabt. Aber da musste Uruha jetzt durch. Während sie sich innig und fordernd küssten, nestelten die Finger des Schwarzhaarigen am Verschluss der Jeans seines Freundes. Schnell hatte er sie geöffnet und griff sofort unter den Bund der Boxershorts, um Uruhas mittlerweile stark ausgeprägte Erregung in die Hand zu nehmen und zu massieren. "Na.", grinste er. "Gut so?" Stöhnend warf er den Kopf in den Nacken und krallte seine Hände in Kais Seiten. Dieser hatte nämlich angefangen, ihn komplett zu entkleiden und nun begann er auch noch, ihn zu massieren. Das war wirklich die reinste Folter für ihn. Mit leicht gequältem Gesichtsausdruck blickte er zu Kai hinab, welcher ihn hier gerade so folterte und biss sich auf die pralle Unterlippe. "Onegai... Kai, bitte... Quäl mich nicht so..." Seine Erregung drückte nun wirklich schmerzhaft gegen den engen Stoff der Jeans. Kai schmunzelte. Ah ja. Da hatte er ihn also voll im Griff. Tja, Ruha, damit musstest du doch rechnen, als du mich eben so fertig gemacht hast, dachte er sich so. Da würde er durch müssen. Aber er wollte es ja nicht übertreiben. Also zog er die Hand wieder aus der Hose und bemühte sich, ihn gänzlich vom Stoff zubefreien. Dabei beließ er es nicht bei der Hose, sondern zog die Boxer gleich mit über die schlanken Beine seines Freundes. Bei dem Anblick, dem er ihm bot, wurde ihm wieder heiß und er spürte, dass sich wieder etwas in ihm regte. "Und was willst du jetzt, mein Schatz?", fragte er und fuhr mit seinem Daumen über die volle Unterlippe Uruhas. Uruha wurde fast wahnsinnig, als Kai seine Boxershorts so elendig langsam über seine Erregung streifte. Sofort stand sein Glied wieder wie eine Eins und einige kleine Lusttropfen hatten sich auf seiner Spitze bereits gebildet. Er konnte froh sein, dass seine Sachen noch nicht nass geworden waren. Seine Atmung ging schnell und gehetzt und er blickte zu Kai hinab mit einem Ausdruck gierigen Verlangens. Er rutschte etwas höher auf Kais Gesicht zu und beugte sich über ihn. Er wurde rot um die Nasenspitze und blickte Kai verlegen an. Er wollte mal etwas Neues ausprobieren. "Kai-Chan? Kennst du... 69-Stellung?" Der Schwarzhaarige schluckte und wurde rot. Meinte er das jetzt wirklich ernst? Wollte Uruha das jetzt wirklich mit ihm machen? Geistesabwesend nickte er nur. Ja, er kannte diese Stellung. Mann, er war einundzwanzig Jahre alt. Hielt er ihn für die jungfräuliche Maria oder was? Auch wenn Uruha der Erste war, mit dem er damals Sex hatte, so hieß das nicht, dass er unwissend war. Er war halt auch nur ein Kerl und interessierte sich auch für sowas. "Hai.", gab er etwas kelinlaut von sich. Uruha war erleichtert, als Kai ihn nicht als Perversen beschimpfte oder ihm die Lust vergangen war. Er war froh, dass Kai diese Stellung kannte und sie vielleicht sogar mit ihm machen würde. Aber erst mal fragen. "Uhm...", nuschelte er und kraulte Kai unruhig an der Brust. "Also... Eto..." Gott, wie sollte er sich denn da jetzt ausdrücken? "Ano... Willst du die mal mit mir machen?" Super, Uruha. Wirklich super. Hast du fein gemacht. Kriegst nen Keks, meckerte er mit sich selbst und sah zu Boden. Etwas unsicher wanderte eine seiner Augenbrauen nach oben und statteten seiner Stirn einen kurzen Besuch ab. Uruha hatte ihn das jetzt nicht allen ernstes gefragt oder? Okay, gefragt hatte er schon. Aber wie er es gefragt hatte. Er seufzte lächelnd und legte eine Hand an Uruhas Wange. "Du bist echt süß, weißt du das?" Er zog ihn kurz zu sich runter und küsste ihn in brünstig. "Ich würde das gerne mal mit dir ausprobieren, mein Schatz." Er hatte es gewusst. Diese Frage hatte wirklich mehr als peinlich geklungen. Fast schon kindlich naiv und jetzt fand Kai ihn auch noch echt süß. Voll nach hinten losgegangen. Mist. "Eto... Ehrlich?", hauchte er gegen die Lippen seines Schatzes und sein Herz klopfte vor Aufregung hart und schnell, als wäre er soeben einen Marathon gerannt. "Also... Soll... Ich mich umdrehen?" Gott... Ging´s denn noch peinlicher heute? Leise kicherte er. Uruha war wirklich zu süß. Es gab wirklich etwas, das ihm peinlich war. Sanft strich er ihm mit der Hand über die Wange. Ein wenig Sicherheit wollte er ihm schon bieten. Doch als Uruha sich scheinbar sicher fühlte, warf er ihn um und setzte sich auf dessen Hüfte. "Du bist wirklich süß. Schämst du dich etwa deswegen?", fragte er frech und leckte sich lüstern über die Lippen. Wah, Kai war heute aber echt total gemein! Konnte er ihn denn nicht in Ruhe lassen? Musste er ihn auch noch so fragen? Das war so fies... Schnell drehte er den Kopf weg und nickte leicht. Na und? Dann war es ihm eben peinlich. Was hatte Kai denn jetzt davon? Dass Uruhas Gesicht einem Feuermelder glich? Dass sein Herz so laut pochte, dass Kai es sicherlich hören musste? "Hai... Also... Was ist nun...? Nochmal frag ich nicht..." Leicht stemmte er die Arme neben Uruhas Kopf ab und kam diesem mit seinem Gesicht ziemlich nahe. Sanft leckte er mit der Zunge über Uruhas Ohrmuschel und hauchte ihm süße Worte hinein. "Du brauchst nicht fragen. Tu´s einfach.", wisperte er und haschte erneut nach den sinnlichen Kusspolstern seines Gegenübers. Ein zärtlicher Kuss und er löste sich wieder von ihm. Wenn es Uruha eben zu peinlich war, dann würde er den Anfang machen. Und so drehte er sich um und beugte sich sofort zur Körpermitte seines Schatzes und leckte neckisch über die Spitze. Mal sehen, was er jetzt machen würde. Leise aufstöhnend spürte er auch schon, wie Kai anfing, seine Spitze zu necken. Er schaute ein wenig höher und sah auch schon Kais Körpermitte über seinem Gesicht schweben. Er schluckte schwer. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Da musste er jetzt durch. Nur zögerlich reckte er seinen Hals ein wenig und leckte zaghaft über den Schaft seines Schatzes. Es war ihm wirklich mehr als peinlich. Wieso hatte er das bloß gefragt? Klar, er wollte es wirklich gerne mal ausprobieren und es war spannend, aber dennoch auch so unglaublich peinlich. Doch er konnte einfach nicht anders. Kais Zunge machte ihn wahnsinnig und so spreizte er seine Beine etwas und hob sein Becken an, um Kai entgegenzukommen. Kais Glied nahm er nun vorsichtig ganz in seinen Mund auf. Fast hätte er den Kopf stöhnend in den Nacken geworfen. Es fühlte sich unglaublich an. Einerseits hatte er Uruha zwischen seinen Lippen und andererseits wurde er auf die gleiche Art und Weise von seinem Liebsten verwöhnt. Konnte es noch etwas Besseres geben? Schon fast gierig nahm er ihn immer wieder in seinen warmen, feuchten Mund und umspielte ihn sanft mit seiner Zunge. Immer wieder musste er erstickt stöhnen, denn es machte ihn unglaublich an, dass Uruha sich um ihn kümmerte. Vorsichtig senkte er sein Becken ein Stück, um es seinem Schatz ein wenig leichter zu machen. Nun lagen sie hier zusammen auf einem Bett und verwöhnten sich gleichzeitig mit dem Mund. Ging es denn noch verruchter? In Uruhas Augen nicht, nein. Das hier war wirklich schon die pure Sünde. Aber wenn er deswegen schon nicht in den Himmel kam, war es ihm egal. Da wollte er lieber in der Hölle schmoren, als sich das hier entgehen zu lassen. Inbrünstig leckte er nun über Kais Hoden, massierte sie vorsichtig mit der Hand und sah dabei zu, wie sie sich immer mal wieder kurz erregt zusammenzogen und dann wieder lockerten. Das sah einfach alles viel zu erotisch aus. Und Kais feuchte Mundhöhle, die sich immer wieder um sein Glied schloss, ließ ihn fast schon Sterne sehen. Kurz entließ er Kai seinem Mund, um ein kurzes gestöhntes "Kai-Chan!" loszuwerden, doch dann nahm er ihn wieder gänzlich in sich auf. Seine Erregung pulsierte heftig und er hob sein Becken noch ein Stückchen, um Kai entgegenzukommen. Lange würde Uruha scheinbar nicht mehr durchhalten. Er schmeckte schon den süßen Saft, der immer wieder aus der kleinen Öffnung an der Spitze heraustrat und die leichten Zuckungen, die Uruha so von sich gab. Aber es war schön zu spüren, dass es seinem Schatz genauso bei ihm erging wie ihm auch mit Uruha. Leicht schmunzelte er gegen die Erregung und begann nun, leichte Schluckbewegungen zu machen, während er mit der einen Hand anfing, sanft die Hoden seines Liebsten zu massieren. Er wollte sich jetzt ganz darauf konzentrieren, Uruha zu verwöhnen und ihn Sterne sehen zu lassen. Doch der machte es ihm gar nicht so leicht. Er spürte schon, wie seine Erregung immer größer wurde und das sanfte Kribbeln, welches sich in seinem Unterleib ausbreitete, zeugte nur von seiner Erregtheit. Viel länger würde er das ganz sicher nicht mehr durchhalten. Dafür waren Kais Bemühungen an seinem Glied einfach zu groß. Uruha spürte, wie aus seiner kleinen Öffnung an der Spitze seines Gliedes die ersten Lusttropfen dickflüssig in Kais Mund troffen, doch auch seine andere Öffnung pulsierte stark. Dann konnte Uruha einfach nicht mehr an sich halten und ergoss sich erstickt schreiend, da er immer noch Kais Glied in seinem Mund hatte, in dessen Mundhöhle und entließ Kai notgedrungen aus dessen Gefängnis, um nach Luft schnappen zu können. Dann jedoch kümmerte er sich weiter um Kai, denn dieser sollte auch nicht leer ausgehen. Genüsslich leckte er sich die Reste Uruhas von den Lippen. Doch ehe er sich versah, wurde er auch schon wieder von diesen sündigen Polstern umschlossen und stöhnte diesmal ungehalten auf. Dabei warf er den Kopf in den Nacken und hatte Mühe, sich oben zu halten. Nicht viel und er würde einfach auf Uruha zusammensacken. "Ruha....", keuchte er immer wieder und konnte nicht verhindern, dass das Kribbeln in seinem Unterleib immer stärker wurde. Aber eigentlich wollte er so noch nicht kommen. Er wollte doch Uruha spüren. Ihm wieder so nahe sein. "Ruha...warte....", stammelte er. Er hörte Kais Proteste und hörte abrupt auf mit seinen Verwöhnungen an Kais Glied. Verdattert starrte er an sich hinunter, wo Kais Kopf über seiner Männlichkeit schwebte und schluckte schwer. Hatte er was falsch gemacht? "Eto... Ist alles in Ordnung? Ich meine... Hab ich was verkehrt gemacht? War es nicht gut?" Ein wenig machte er sich nun doch Sorgen. Er wollte es für Kai doch so schön wie möglich gestalten und nun sollte er einfach aufhören. Es war doch unfair Kai gegenüber. Oder war er wirklich so schlecht gewesen? Er versuchte erst einmal seinen Atem zu beruhigen. Das fiel ihm allerdings ziemlich schwer. "Ano...", japste er nach Luft schnappend. "Doch, es war verdammt gut, aber..." Er ließ sich nun lieber neben Uruha fallen. Nicht dass er nachher doch einfach auf ihm zusammensackte und ihn unter seinem Gewicht begrub. "Ich würd dich gerne spüren dabei...", hauchte er und schloss kurz die Augen. Vielleicht würde er sich ja so wieder etwas beruhigen. "Du willst mich spüren? Also... War ich gar nicht so schlimm?" Ihm fiel ein riesiger Stein vom Herzen und er atmete erleichtert auf. Und er hatte schon gedacht, er hätte alles falsch gemacht. Er wurde leicht rot. Manchmal war er eben etwas schwer von Begriff. Nun legte er sich noch dichter neben Kai und sah ihn aus liebevollen Augen an und hauchte ihm einen Kuss auf den Mund. "Und... Wie hättest du es gerne?" Noch immer atmete er unruhig. Doch es war schon nicht mehr ganz so schlimm. Dennoch spürte er seine Erregung, die Dank Uruhas liebevollen Zärtlichkeiten schon wieder fast ihr volles Ausmaß erreicht hatte. Liebevoll lächelte er seinen Schatz an und strich ihm wieder einmal eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht. "Solange ich dich spüren kann, ist es mir egal. Es liegt in deiner Hand." Eigentlich wusste er schon, wie er es gerne gehabt hätte, aber er wollte auch sehen, was Uruha so wollte. Er seufzte resigniert. War ja doch irgendwie wieder typisch gewesen. Kai wusste, dass er gerne der passive Part war, aber das hieß noch lange nicht, dass er nicht auch wissen wollte, wie Kai es gerne hätte. "Kai, bitte... Es ist zwar wirklich lieb, dass du mich fragst, aber du sagst nie, wie du es haben willst. Nur einmal will ich wissen, was du willst. Was soll ich machen? Dich nehmen? Dich reiten? Von hinten? Von vorne? Bitte, Kai..." Er lächelte und strich ihm sanft über die Wange. Ein leichtes Nicken. Gut, dann würde er ihm schon sagen, wie er es gern gehabt hätte. Langsam löste er sich aus Uruhas Armen und setzte sich auf. Er zog Uruha mit auf die Knie und küsste in leidenschaftlich. "Ist es dir wirklich recht, wenn ich entscheide?", fragte er vorsichtshalber noch mal nach. "Hai, natürlich ist es mir recht. Sonst würde ich dich doch nicht fragen. Du fragst mich immer und dann werden deine Bedürfnisse in den Schatten gestellt. Also... Wie willst du es?" Er schluckte schwer und wurde rot, dennoch hielt er Kais Blick stand und kuschelte sich etwas an ihn. "Sag´s mir bitte..." Ein wenig peinlich war es ihm schon. Doch was sollte er machen? Uruha bestand darauf und ihm konnte er eh kaum eine Bitte abschalgen. "Okay...Dann...dann dreh dich mal bitte um." Seine Wangen röteten sich, doch Uruha gehrochte und drehte ihm den Rücken zu. Sanft umschlang er ihn von hinten und fuhr mit den Händen über die verschwitzte Haut von der Brust über den Bauch und wieder zurück. "Ist es okay für dich, wenn ich... dich...von hinten?" Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Er hatte viel mehr damit gerechnet, dass Kai darum bitten würde, genommen zu werden, was er ihm natürlich niemals abgeschlagen hätte. Doch... Kai wollte ihn von hinten nehmen? Er spürte, wie sein Gesicht wieder heiß wurde, doch er gehorchte und drehte sich um. Kurz darauf schlangen sich Kais Arme um seinen Körper und streichelten ihn. Genüsslich aufseufzend nickte er bloß und drehte den Kopf so, dass er Kai einen Kuss geben konnte. "Alles, was du willst..." Zufrieden erwiderte er den Kuss. Sein Schatz hatte also wirklich nichts dagegen. Kai wusste auch genau, warum er es so tun wollte. Er konnte sich einfach noch sehr gut an ihr kleines Abenteuer damals auf der Toilette in der Disco erinnern. Damals waren sie wirklich noch nicht lange zusammen und trotzdem war das so unglaublich gewesen, dass er gerne noch einmal so mit ihm schlafen wollte. "Aishiteru...", hauchte er ihm gegen die Lippen und küsste ihn dann in brünstig. Seine Hände glitten weiter nach unten und streiften über die Körpermitte seines Schatzes. Er wollte Klein-Ruha wieder zum Leben erwecken. Gott~! So langsam glaubte er wirklich, dass Kai ihn hier quälen wollte. Wieso sollte er auch sonst solche Stromschläge durch seinen Körper schicken? Er lehnte sich mit dem Rücken noch weiter gegen Kais Brust und erwiderte den heißblütigen Kuss, während er immer wieder wolllüstig aufstöhnte und sich den massierenden Händen entgegenstreckte, welche es tatsächlich schon nach wenigen Augenblicken geschafft hatten, dass sein kleiner Mann wieder aufrecht stand und bereit für den nächsten Akt war. Keuchend löste er sich von Kai, kniete sich auf alle Viere vor Kai und streckte ihm seinen Po aufreizend entgegen. Während er verführerisch damit wackelte, leckte er sich über die Lippen und ließ seinen Zeigefinger in seinen Mund gleiten, während er Kai beobachtete. Er wollte, dass Kai sich nicht zurückhielt. Bei diesem Anblick wurde ihm noch heißer und immer schwieriger, Uruha nicht einfach an den Hüften zu packen und sich ungeniert in ihn zu rammen. Musste er ihn so verdammt heiß machen? Ihm noch deutlicher machen, dass er es doch so gewollt hatte? Noch einmal beugte er sich nach vorne und hauchte sanfte Küsse auf Uruhas Schultern und in seinen Nacken, ehe er einen Finger in den Mund nahm und ihn befeuchtete. Dabei ließ er seinen Freund nicht aus den Augen und streichelte ihn mit der anderen Hand unentwegt weiter. Ungeduldig entließ er seinen Finger aus der Mundhöhle und strich erst hauchzart über den festen Muskelring, bevor er ihn behutsam in den willigen Leib drängte. Ein heiseres Stöhnen entwich seinen Lippen und er warf den Kopf in den Nacken. Kais schlanker Finger in sich ließ ihn sofort Sterne sehen. Kai kannte seinen Körper anscheinend schon so gut, dass er automatisch Uruhas Lustzentrum entdeckt und dagegengedrückt hatte. Oder es war ein Glückstreffer gewesen. Uruha wusste es nicht und es war ihm auch egal. Hauptsache war doch, dass Kai sich um ihn kümmerte. "Onegai... Kai-Chan...", hauchte er atemlos und verkrampfte seine Finger ins Kissen vor ihm. Auf Uruhas Bitte hin nahm er gleich einen zweiten hinzu und spreizte sie scherenartig, damit sich Uruha später auch nicht wieder verkrampfen würde, wenn er sich in ihm versenken würde. Intensiv streifte er mit den beiden Fingern über die Innenseiten Uruhas und traf dabei auch öfter den süßen Punkt in ihm, so dass er spüren konnte, wie er sich um seine Finger verengte und leise stöhnte. Doch Kai wollte mehr von diesen süßen Lauten und so nahm er letztendlich einen dritten Finger zu Hilfe und weitete ihn so, dass er nicht mehr allzu lange warten musste. Seine andere Hand war derweil mit Uruhas Erregung beschäftigt und massierte ihn weiter. Wenn Kai noch lange so weitermachen würde, würde Uruha vollends durchdrehen. Er war zwar wirklich froh, dass Kai ihn so gut vorbereitete, aber so langsam wollte er auch mal zur Sache kommen. Sein Eingang pulsierte schon stark und er spürte, wie dieser langsam feucht wurde. Kami-Sama, das war einfach viel zu gut. Mühselig schaffte er es, nicht vollends den Verstand zu verlieren und blickte über die Schulter zu Kai, der gerade hochkonzentriert in ihm herumstocherte. Er musste leicht schmunzeln. "Onegai, Kai-Chan... Mach es, bitte... Ich will dich endlich spüren..." Kai nickte leicht und zog sogleich seine Finger aus dem bebenden Körper. Allerdings quittierte ihm Uruha dies mit einem Murren. Doch lange musste er nicht warten. Dafür war auch er schon viel zu erregt und wollte seinem Schatz nun endlich so nah sein, wie es ging. Vorsichtig beugte er sich weiter nach vorne und drückte sein Glied gegen Uruhas Eingang, um ganz langsam in ihn einzudringen. Dabei keuchte er immer wieder, weil es ihn zunehmends heiß machte, wie er sich so in die heiße, feuchte Enge trieb. "Ruha..." Aufstöhnend krallte er seine Finger noch härter ins Kissen und musste sich wirklich wundern, dass er nicht das ganze Kissen zerriss, so stark krallte er sich hinein. Seine Fingerknöchel traten weiß hervor und er kniff die Augen zusammen. Allerdings tat er dies alles nicht, weil er Schmerzen hatte, ganz im Gegenteil. Es erregte ihn einfach viel zu sehr. Sein Eingang kerkerte Kai regelrecht ein und er leckte sich lasziv über die Lippen. "Beweg dich bitte..." Das war leichter gesagt, als getan, denn so stark, wie Uruha in einschloss, konnte er sich kaum bewegen. Viel zu groß war die Gefahr, dass das Spiel jetzt schon zu Ende gehen könnte. Es fühlte sich so unglaublich an. Er konnte ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken und zog sich ein Stück aus ihm heraus, um auch so gleich wieder in dem heißen Körper zu versinken. Nicht lange und er hatte einen angenehmen Rhythmus gefunden und trieb sich immer wieder in den Leib seines Liebsten. Lange würde er das allerdings nicht durchhalten. Viel zu sehr törnte es ihn an. Zufrieden stellte er fest, dass Kai ihm diesen Wunsch nicht abschlug und sogleich spürte er auch die sanften Stöße seitens Kai, die immer wieder seine Prostata stimulierten. Kami-Sama, Kai war wirklich ein Gott im Bett. Und auch sonst war er wirklich nicht von schlechten Eltern. Aber im Bett war er einfach nicht zu toppen. Mehr als nur willig streckte er Kai seinen Po entgegen, drängte ihn so noch mehr in sich hinein und biss sich hart auf die Unterlippe, um nicht zu laut aufzuschreien. "A-Aishiteru... Kai-Chan!", stöhnte er. Am liebsten hätte er Kai jetzt gepackt und um den Verstand geküsst, aber das ging ja leider nicht. So langsam wurden seine Stöße schneller, härter und unregelmäßig. Das war ein Zeichen dafür, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Laut stöhnte er den Namen seines Schatzes und trieb sich immer fester in ihn. "Aishiteru mo...", stammelte er und griff wieder an Uruha vorbei und legte seine Hand fest um Uruhas Glied. Im Rhythmus seiner Stöße pumpte er ihn. Irgendwie wurde ihm gerade mehr als nur schwummrig. Seine Sicht verschwamm ein wenig und er hatte Mühe, nicht einfach vor Kai zusammenzubrechen. Vielleicht lag es daran, dass Kai ohne Unterbrechung auf seine Prostata einhämmerte? "Kai, ich... Ich kann nicht mehr...", brachte er gerade noch hervor, ehe er sich mit Kais Namen auf den Lippen in dessen Hand ergoss und sofort danach auf den Kissen zusammensackte und liegen blieb. Epilog: -------- Uruha zog ihn einfach mit sich und er kam heiß in ihm. Noch einmal stöhnte er ungehalten den Namen seines Liebsten und sein Körper bebte heftig. Mit letzter Kraft zog er sich aus ihm zurück und ließ sich einfach neben ihm auf die Kissen fallen. "Wow." Sein Atem ging unregelmäßig und viel zu schnell für seinen Geschmack und noch immer tanzten bunte Sternchen vor seinen Augen, doch er war so glücklich wie schon lange nicht mehr. Seufzend kuschelte er sich an Kais verschwitzten Körper und küsste ihn sanft. "Das kannst du laut sagen." Er schmunzelte und drehte sich zur Seite, damit er Uruha anschauen konnte. Eine Hand legte er ihm auf die Wange und strich mit dem Daumen darüber. "Ich liebe dich, Kouyou. Von ganzem Herzen." "Ich dich auch, Uke Yutaka... Ich will dich wirklich nie mehr verlieren." Er gab ihm noch einen kleinen Kuss, ehe er aufstand und zu seiner Schrankschublade tapste. Ihm war etwas eingefallen, was er noch unbedingt erledigen musste. Schnell zog er die Schublade auf, kramte darin herum, bis er gefunden hatte, was er suchte und setzte sich wieder zu Kai aufs Bett, lächelte ihn liebevoll an und zeigte ihm seine Hand. An eben jener glitzterte im schwachen Sonnenlicht der Verlobungsring, welchen Kai ihm vor fünf Jahren geschenkt hatte. "Ich hoffe, dass wir wirklich irgendwann mal heiraten, mein süßer Kai." Verwirrt schaute er Uruha hinterher. Warum war er jetzt aufgestanden? Doch als er wiederkam und ihm seine Hand hinhielt, wurde er rot und lächelte ihn an. Sein Blick blieb an Uruhas wunderschönen Augen hängen. Fast hätte er sich in ihnen verloren. "Gibst du ihn mir mal kurz?", fragte er ihn vorsichtig. Perplex sah er ihn an. Er hatte ihn sich doch gerade erst angesteckt. Wieso sollte er ihn gleich wieder ablegen? "Ano... Aber nur ganz kurz, ja?", sagte er zögerlich und überreichte Kai den kleinen Ring, welcher doch soviel für sie bedeutete. Irgendwie kam er sich jetzt wieder so verloren vor ohne den Ring. Er wollte ihn eigentlich nie mehr abnehmen. Bevor Uruha ihn wirklich vermissen würde, nahm er dessen Hand und schaute ihm tief in die Augen. "Eigentlich ist der hier schon viel zu alt dafür, aber... mir bedeutet er wirklich viel. Ich hoffe, es stört dich nicht, dass du dieses alte Ding hast und keinen Neuen." Vorsichtig schob er ihn wieder auf den Ringfinger und lächelte süß. "Takashma Kouyou, willst du für immer mit mir zusammen sein?" Bei diesen Worten wurde er rot, doch er meinte es ernst. Uruha glaubte fast, dass ihm das Herz stehenbleiben würde. Hatte er sich gerade verhört? Oder hatte Kai ihm gerade sowas wie einen Heiratsantrag gemacht? Sein Herz schlug nun übermächtig hart und schnell in seiner Brust und seine Augen wurden von Tränen überschwemmt. "Ja! Ja, das will ich!", schluchzte er und klammerte sich an Kai fest, als ob er ihn nie wieder auch nur einen Zentimeter weichen lassen wollte. Er hatte seinen Kai nun wirklich wieder und das überwältigte ihn gerade. Er konnte sich einfach nicht mehr beherrschen. "Ich liebe dich!", wiederholte er immer wieder wie einen Singsang. Ein breites und mehr als glückliches Lächeln lag auf seinen Lippen. Jetzt würde sie nichts mehr trennen. Kai hatte seinen größten Schatz wieder. Und dieses Mal würde er ihn nie mehr hergeben. Viel zu sehr hatten sie gelitten, weil man sie getrennt hatte. Das würde er jetzt nie wieder zulassen. Uruha sollte nie mehr leiden, nie mehr ohne ihn sein. Für ihn gab es jetzt nur eins. Und das war Uruha. "Aishiteru mo..." Auf diese süßen gehauchten Worte folgte ein langer, inniger Kuss und sie ließen sich gemeinsam in die weichen Kissen sinken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)