Border von -shiyuu ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Diesmal bin ich schneller, eindeutig! XD Danke für die vielen lieben Kommis und viel Spaß beim Lesen! o^-^o ________________ Nii fühlte sich schrecklich. Er wollte nicht glauben, dass Shuu irgendetwas mit Kiri hatte und ihn wirklich auf diese Art und Weise tröstete, denn das war einfach nicht Kiris Art und Shuus schon gar nicht, aber er hatte die beiden gesehen. Sie hatten sich umarmt und so nahe waren sie sich vorher nie gewesen – das hätte er aber gewusst! Schließlich war Shuu einer seiner besten Freunde und Kiri seine große Liebe. Große Liebe… Das war dann jetzt wohl vorbei. Seine Zähne gruben sich tief in seine Unterlippe bei dem Gedanken daran. Irgendwie konnte und wollte er das alles immer noch nicht akzeptieren. Er liebte Kiri und er wollte ihn, nur ihn. Und je mehr er darüber nachdachte, desto bewusster wurde ihm, dass Kiri mit seinen Anschuldigungen Recht hatte. Er war echt kein guter Freund gewesen. Aber trotzdem liebten sie sich. Er wollte Kiri zurück. Unbedingt. Aber der hatte ihm ja nur zu deutlich gemacht, dass daraus nichts mehr werden würde. Er traf sich mit anderen, um sich abzulenken… Vielleicht war Shuu ja doch einer von ihnen? Er wusste nicht mehr, was er glauben sollte. All diese Dinge hatten ihn die ganze Nacht wach gehalten. Jetzt lag er in seinem Bett, war total übermüdet und hatte dank seiner eigenen Dummheit eine dicke Beule an der Schläfe. Hätte er doch bloß einfach nur seine Sachen genommen und wäre gleich wieder gegangen! Dann wäre ihm einiges erspart geblieben und er hätte vielleicht auch ein wenig Schlaf bekommen. Ja, das hätte er. Er war selbst schuld an seinem Schlamassel. Am liebsten wäre er jetzt hier liegen geblieben und hätte sich den ganzen Tag nicht gerührt, aber das Ticken seines Weckers lag ihm im Nacken. Gleich würde das scheiß Teil klingeln und er sich fertig machen müssen. Er konnte nicht einfach die Probe schwänzen, nur weil es ihm schlecht ging. Er würde die Jungs nicht hängen lassen! Wie erwartet klingelte der Wecker wenig später, aber Nii brachte ihn mit einem gezielten Schlag sofort wieder zum Schweigen und schwang sich aus dem Bett. Er nahm eine Dusche, zog sich frische Sachen an und begutachtete seine Beule im Spiegel, ließ es aber gerade noch rechtzeitig wieder bleiben bevor er in Selbstmitleid versank. Dann machte er sich auf den Weg zum Label, wo er viel zu früh ankam, weil er das Frühstück heute getrost ausgelassen hatte. Runter bekommen hätte er eh nichts, aber wenn er sowieso noch warten musste, konnte er sich ja auch einen Kaffee holen. Auf dem Weg zum Automaten lief er aber geradewegs Shuu in die Arme. Und wie erwartet ließ er ihn nicht in Ruhe. Warum auch? Das wäre ja zu schön gewesen. „Warum bist denn du gestern nicht ans Telefon gegangen?“ Ach ja, da war ja was gewesen. Shuu hatte etliche Male versucht ihn anzurufen, aber Nii hatte nicht mit ihm reden gewollt. Er hatte Ruhe gebraucht und brauchte die jetzt eigentlich auch noch, aber egal. Irgendwann hatte er einfach sein Telefon ausgemacht und das heute sogar zu Hause gelassen. Wenn man denn sonst nicht in Ruhe gelassen wurde… Er ignorierte den anderen und sah zu, wie die braune Suppe in den Pappbecher lief, doch Shuu ließ nicht so einfach locker. „Du warst gestern bei Kiri.“ Die letzten Tropfen Kaffee fielen in den Becher, den er nahm und sich dann einfach umdrehte und zu ihrem Bandraum zurück ging. Shuu folgte ihm auf dem Fuße. „Nii, rede mit mir!“ Der Langhaarige atmete tief durch und schluckte seinen Ärger runter, um Shuu nicht anzuschreien. „Was soll ich denn sagen?“, fragte er mit belegter Stimme. „Ja, ich war da. Und es war ein Fehler. Also bin ich wieder gegangen. Jetzt hab ich mit dir geredet. Bist du zufrieden? Kann ich jetzt bitte meine Ruhe haben?“ „Nein.“ Warum hatte er gewusst, dass genau diese Antwort kommen würde? Er setzte sich hin und seufzte. Shuu tat es ihm gleich. Der Bassist musterte ihn etwas und sein Blick hing viel zu lange an der wunden Stelle an seinem Kopf. „Was hast du gemacht?“ Nii zögerte. Er wollte Shuu nicht sagen, dass er ganz still und heimlich in Kiris Wohnung gekommen war, sie beide gesehen hatte und dummerweise über seine eigenen Sachen gestolpert war, auch wenn der das wahrscheinlich sowieso schon wusste. War ja irgendwie auch offensichtlich. „Hab mir den Kopf gestoßen.“, sagte er nur und sah auf seinen Kaffee. Nicht einmal auf den hatte er jetzt Lust. „Ach so… Du bist gestolpert oder so, ne? Wir haben uns ziemlich erschrocken, als da plötzlich so ein Rums zu hören war. Wir dachten schon, da wäre ein Einbrecher oder so was. Aber als wir in den Flur geguckt haben, war da niemand. Nur die Tasche mit Kiris Sachen und dein Schlüssel.“ Schweigend hörte Nii zu. Was sollte er auch sagen? Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten sie dieses Gespräch gar nicht führen brauchen. „Warum bist du nicht einfach ins Wohnzimmer gekommen oder hast geklingelt?“ Er schwieg beharrlich. Und Shuu seufzte schwer. „Kiri hat sich verdammt große Sorgen gemacht. Er hat Angst, du könntest irgendetwas falsch verstanden haben… Wie lange warst du da, Nii?“ Plötzlich klang Shuu ziemlich unsicher. „ Was hast du alles mitbekommen?“ Nii hob den Kopf und sah ihn an, aber er sagte nichts. Shuu seufzte erneut. „Kiri hat mich neulich angerufen und gefragt, ob er mit mir reden kann. Es ging um dich. Er hängt wirklich sehr an dir, Nii. Und es fällt ihm verdammt schwer, mit der Trennung klar zu kommen.“ Ein trauriges Lächeln schlich sich auf die Lippen des Gitarristen. „Ja, und ich steck das ganz leicht weg…“, sagte er ironisch und verdrehte die Augen. „Hab ich das behauptet? Nein! Wir sind doch alle für dich da, wenn du uns brauchst. Nur Kiri kann mit den anderen über so was nicht reden. Die wissen zwar, dass er schwul ist, aber können damit irgendwie nicht umgehen, deshalb wollte er sich nicht bei ihnen ausheulen und hat mich angerufen. Ich hab nur mit ihm geredet und ihn getröstet.“ „Getröstet. Das hab ich mitbekommen…“, murmelte er und trank nun doch einen Schluck Kaffee, stellte den Becher dann beiseite und sah zum Fenster hinaus. Es war immer noch grau draußen, aber wenigstens regnete es heute nicht mehr. „Ja, getröstet! Mehr nicht! Du denkst doch nicht etwa, dass ich…“ Shuu schüttelte den Kopf. „Eigentlich solltest du wissen, dass das so gar nicht meine Art ist. Kiri ist zwar verdammt hübsch und kann auch echt niedlich sein, aber das ist noch lange kein Grund für mich, ihn irgendwie zu verführen oder so. So was macht’s meistens nur noch schlimmer, und ich weiß, wie sehr ihr euch mögt. Ich würde nie-“ „Ich weiß!“ Nii schrie beinahe. Er war einfach unglaublich wütend, aber nicht auf Shuu, sondern auf sich selbst. Es war absoluter Mist gewesen, auch nur eine Sekunde daran zu denken, dass Shuu Kiri im Bett tröstete, aber er war gestern nur wütend und enttäuscht gewesen und hatte kaum einen klaren Gedanken fassen können, da war es wohl normal, dass es für ihn so aussah, als würde er es doch tun, oder? „Ich weiß, okay?! Tut mir leid…“, sagte er nun wieder leiser und biss auf seiner Unterlippe herum. Er wollte noch etwas sagen, aber Shuu winkte nur ab. „Schon okay.“, sagte er und Nii blickte fragend auf. „Ich weiß, wie scheiße du dich fühlst. Und das gestern hat auf dich bestimmt komisch gewirkt… Du hättest aber wenigstens deinen Kram mitnehmen können, wenn du eh schon da warst.“ Er grinste leicht und Nii verdrehte nur die Augen. „Das hab ich wohl iiiiiiiirgendwie vergessen.“ Shuu lachte. „Ja. Irgendwie.“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Du scheinst momentan eh sehr vergesslich zu sein, oder warum hast du nur einen Kaffee geholt, obwohl ich direkt neben dir stand?“ Nii warf Shuu einen tödlichen Blick zu, doch der Bassist grinste nur breit und lehnte sich zurück. „Aber ich bin gern bereit hier zu warten, bis du mir einen geholt hast.“, scherzte er und ehe er sich’s versah kam ihm ein Kissen entgegen geflogen. Als Nii dann aber tatsächlich aufstand, weiteten sich seine Augen ungläubig. „Gut, ich hol dir ’nen Kaffee. Aber dafür gehst du nachher zu Kiri und holst mein Zeug von ihm ab. Okay?“ Shuu blickte ihn einen Moment irritiert an, nickte dann aber und sah Nii hinterher, wie er aus dem Raum trottete. * Da es Nii heute nicht so gut ging, hatten sie nur ein paar wichtige Sachen besprochen, die das neue Album und die bevorstehende kurze Sommer-Tour anbelangten, dann hatte Shuu den Gitarristen zum Arzt geschickt. Irgendwer sollte sich die Beule an dessen Kopf dann doch mal ansehen, auch wenn es wahrscheinlich nichts Schwerwiegendes war. Er ging lieber auf Nummer sicher. Wie er es Nii versprochen hatte, machte er sich währenddessen direkt auf den Weg zu Kiri, der nicht schlecht staunte, als er ihn vor seiner Tür stehen sah. „Was machst du denn hier?“, fragte er, trat aber zur Seite um Shuu rein zulassen. „Ich bleib nicht lange. Ich will nur Niis Sachen abholen.“ Kiri schluckte hörbar und sah den Älteren unsicher an. „Wie geht es ihm?“ Shuu zögerte einen Moment, seufzte dann aber. „Ich denke… ganz gut. Wir haben vorhin geredet. Weißt du eigentlich, wie eifersüchtig der ist? Der dachte echt, ich würd mich an dich ranmachen! … Ich hab den Idioten vorhin erst mal zum Arzt geschickt.“ „Arzt? Warum?“ „Der ist gestern über seine eigenen Füße gestolpert und hat sich den Kopf an deinem tollen Möbelstück hier gestoßen.“ Shuu legte seine Hand auf die Kommode und strich leicht darüber. „So ein Trottel, echt… Jetzt hat er ‘ne ziemlich hässliche Beule und lässt das von ‘nem Arzt untersuchen.“ Bei der Nachricht machte Kiri ein Gesicht, als wäre irgendjemand gestorben. Shuu legte eine Hand auf seine Schulter, sodass der Jüngere ihn ansah. „Nun mach dir nicht so ’nen Kopf darüber, der wird schon nicht davon sterben! Ist ja nur ‘ne Beule.“ Kiri nickte leicht, aber wirklich besser fühlte er sich nicht. Shuu nahm die Hand wieder weg und sah sich nach der Kiste um, von der er wusste, dass da Niis Sachen drin waren. Als er sie gefunden hatte, bückte er sich, um das gute Stück hochzuheben, doch Kiri hielt ihn davon ab. „Warte.“ „Huh? Warum?“ Shuu drehte sich wieder zu ihm um und runzelte die Stirn. „Willst du ihm sie lieber selbst zurück geben?“, scherzte er und zu seinem Entsetzen nickte Kiri. Er schluckte. „Meinst du, das ist so ’ne gute Idee, wenn du jetzt zu ihm gehst? Immerhin hast du ihm gestern erst gesagt, dass das alles keinen Sinn mehr hat und wie schlecht es dir in der Beziehung ging… Und jetzt willst du zu ihm gehen?“ Kiri schüttelte den Kopf. „Es ist eine dumme Idee und ich weiß das, aber ich will das selbst machen. Bitte…“ Shuu musterte ihn einige Momente, dann zuckte er mit den Schultern. „Naja, ist ja nicht so, dass du mich um Erlaubnis fragen müsstest oder so. Ich will euch beiden nur helfen, aber wenn du das willst.“ Er zuckte wieder mit den Schultern und Kiri nickte. „Danke.“ „Kein Problem.“ Shuu lächelte leicht und drückte den andere kurz. „Soll ich dich hinfahren?“ * Seit er zu Hause war, wartete Nii darauf, dass Shuu endlich herkam und ihm seine Sachen brachte. Sachen, die er eigentlich viel lieber bei Kiri gelassen hätte, aber der Zug war wohl abgefahren. Er sollte nicht so viel darüber nachdenken, das wusste er, und trotzdem tat er es, weil es einfach unvermeidlich war. Er liebte Kiri und wollte bei ihm sein, aber er war selbst daran schuld, dass er das nicht mehr konnte. Schon doof. Ob es vielleicht etwas brachte, wenn er doch noch versuchte sich zu ändern? Lieber spät als nie, oder? Aber mittlerweile war es leider wohl schon zu spät. Als es klingelte, sprang er regelrecht auf und rannte zur Tür. Er war das Warten echt leid, auch wenn er irgendwie Angst davor hatte seine Sachen wieder zu bekommen, da es das Ganze irgendwie endgültig machte. Aber das war es wohl sowieso. Momentan hatte er zumindest keine Hoffnung mehr. Er öffnete die Tür, noch vollkommen in Gedanken versunken. Gedanken an Kiri. Und als der dann plötzlich an Shuus Stelle vor ihm stand, glaubte er einen Geist zu sehen und machte auch ein dementsprechend dämliches Gesicht. Kiri sah ihn einfach nur an und biss sich zögernd auf die Unterlippe. Er hatte seine Kiste im Arm. „Hi Nii.“, sagte er leise, aber der Gitarrist nahm das nur am Rande wahr. Er war viel zu sehr damit beschäftigt ihn anzustarren und zu begreifen, dass er hier wirklich vor seiner Tür stand. Kiri war so frei und schlängelte sich an ihm vorbei in den Flur. Als er die Kiste mit einem dumpfen Laut abstellte, drehte Nii sich um und sah ihn an. Er war verwirrt, mehr sogar noch als das. Warum nur war Kiri selbst hergekommen? „Was machst du hier?“, fragte er mit belegter Stimme und sah den Jüngeren an, der sich nun nervös über den Arm strich, aber keine Anstalten machte wieder zu gehen. Irgendwie wäre Nii dann aber auch enttäuscht gewesen. Wenn Kiri schon da war, wollte er nicht, dass er gleich wieder verschwand, auch wenn es gerade verdammt komisch war ihn so nahe bei sich zu haben. Noch dazu in seiner Wohnung. Und Kiri war es gewesen, der hergekommen war. „Warum bist du hier?“, fragte er noch einmal, als Kiri nach einigen Minuten immer noch nicht geantwortet hatte. „Ich…“, begann der Jüngere, stockte dann aber. Es vergingen einige Augenblicke, die sich anfühlten wie Stunden, bis er sich endlich dazu durchringen konnte tatsächlich etwas zu sagen. „Ich wollte sehen wie es dir geht.“ „Und deswegen kommst du her?“ Nii wollte sich freuen, dass er hier war, aber er konnte es nicht. Das machte es nur noch schwerer. Gestern noch hatte Kiri ihm gesagt, er solle ihn vergessen und versuchen über das Ganze hinwegzukommen, aber wie bitte sollte ihm das denn gelingen, wenn genau derjenige, den er vergessen wollte, jetzt hier in seiner Wohnung stand? „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht…“, sagte der kleine Drummer nach einigem Zögern. „Das hat sich gestern ziemlich böse angehört. Du hast dir den Kopf angestoßen?“ Er machte einen Schritt auf Nii zu und wollte dessen Haare zurückstreichen, um sich die Wunde genauer anzusehen, doch der Gitarrist wich zurück. „Was glaubst du, was das hier wird?“ Sein Ton war schärfer gewesen als beabsichtigt, aber daran konnte er jetzt auch nichts mehr ändern. Und trotzdem tat es ihm leid. Kiri war zusammen gezuckt. Das hatte er damit nicht beabsichtigt. Nii atmete tief durch und schloss nun endlich auch mal die Wohnungstür, die bis eben offen gestanden hatte, da er sie schlichtweg vergessen hatte. Dann wandte er sich wieder Kiri zu und sah ihn prüfend an. Er musste sich echt zusammenreißen, um jetzt ruhig zu bleiben. „Du hast dir Sorgen gemacht?“ Er nickte. Nii seufzte. „Shuu war doch bei dir. Dann hat er dir doch bestimmt gesagt, dass es nur eine Beule ist.“ Wieder nickte Kiri. „Ja, aber… ich wollte mich davon selbst überzeugen…“ „Nun. Du siehst, mir geht es gut. Und das“, er zeigte auf den großen blauen Fleck an seiner Schläfe, „ist wirklich nur eine Beule. Das ist schnell wieder verheilt … Also, ich denke du kannst dann wieder gehen.“ Kiri atmete hörbar ein. „Ich will aber nicht.“ Hätte Nii nicht gesehen, dass seine Lippen sich bewegten, hätte er das nicht geglaubt. „Nii, ich… ich liebe dich noch immer, da ist das nicht so einfach…“ Der Größere hob eine Braue. „Ach? Das sagst du gerade mir, wo ich ja auch gaaaaaaaar keine Gefühle mehr für dich hab, ja?“ Er verdrehte die Augen. „Mir ist das alles ja auch furchtbar egal. Die letzten Monate, du, alles. Alles außer mir selbst und meiner Band. So war das doch, oder? Für was anderes ist doch kein Platz in meinem Leben!“, sagte er bissig und verschränkte die Arme vor der Brust. Er wusste, dass das, was er sagte, gemein war, aber er war verletzt und verwirrt und sowieso vollkommen überfordert mit dieser Situation. „Du bist gemein…“, wisperte Kiri, und sofort fühlte Nii sich wieder schlecht. Denn dass er sich so verhielt, war einer der Gründe dafür gewesen, dass Kiri sich von ihm getrennt hatte. Trotzdem würde er sich dafür nicht entschuldigen. Nicht hier und heute. „Ja, ich weiß. Ich bin ein gemeines Dreckschwein und ich hab dich nicht verdient, aber das hatten wir doch schon, oder? Ich bin an allem Schuld. Wegen mir ist unsere Beziehung kaputt gegangen. Und weißt du was? Vielleicht ist das sogar besser so. Du bist mich endlich los und kannst dein Leben in Ruhe genießen. Und dich von anderen trösten lassen. Wie von Shuu.“, sagte er, obwohl er wusste, dass da zwischen Shuu und Kiri nie etwas gewesen ist und wohl auch nie sein würde. Aber plötzlich sah er wieder das Bild von gestern Abend vor sich, wie Shuu seinen Freund – dass sie gar nicht mehr zusammen waren, ignorierte er in diesem Augenblick getrost – umarmt und getröstet hatte. Kiris Augen verengten sich zu Schlitzen. „Du glaubst, dass ich was mit Shuu hab?“ „Wer weiß…“ „Ich weiß! Shuu ist einer deiner besten Freunde! Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich was mit einem aus deiner Band anfangen würde! … Glaubst du, ich will’s für dich noch schlimmer machen, als es eh schon ist? Ja richtig! Ich weiß, dass dich das alles mitnimmt. Versuch nicht, mir irgendetwas vorzumachen, Nii! Gestern warst du noch kurz vorm Heulen und jetzt spielst du den Starken. Wen willst du damit beeindrucken? Statt dich selbst anzulügen, solltest du vielleicht endlich mal ehrlich sein! Was willst du wirklich, hm?“ Dich… nur dich. Nii schluckte. Das würde er jetzt nicht sagen, und auch wenn es beinahe schon weh tat, jetzt still zu sein, schwieg er. Kiri hatte ihn in die Enge getrieben. So kannte er den anderen kaum. Er wusste, dass auch Kiri aufbrausend sein konnte, aber das war bisher nur so selten passiert, dass er es zwar nicht vergaß, aber die Erinnerung daran irgendwie immer in die hinterletzte Ecke seiner Hirnwindungen verbannte. Kiri schüttelte den Kopf. „Jetzt bist du wieder ganz still. Das ist so typisch… Erst wirst du gemein und dann sagst du plötzlich gar nichts mehr, weil du merkst, dass du damit nicht weiter kommst.“ Er sah ihn enttäuscht an. „Vielleicht war es ein Fehler herzukommen … Wenigstens hast du jetzt deine Sachen wieder. Ich… ich geh jetzt…“ Er schritt an Nii vorbei und öffnete die Tür, doch Nii hielt ihn am Arm fest. „Was?!“ Kiri sah ihn wütend an und Nii musste all seinen Mut zusammenbringen, um jetzt etwas zu sagen. Den fetten Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, ignorierte er vorerst getrost. „Schläfst du wirklich mit anderen?“ Seine Stimme war von einem Zittern durchzogen und Kiri war gewillt, einfach ja zu sagen und ihn damit allein zu lassen, aber er hasste es, wenn Nii so war wie jetzt, noch mehr als wenn er sich wie ein Arschloch benahm. Also schüttelte er den Kopf. „Nein… Glaubst du ernsthaft, ich würde mir einfach irgendwen suchen und mich mit dem begnügen, nur um dich zu vergessen? Das wäre weder dir noch dem anderen gegenüber fair…“ Nii atmete erleichtert aus und lockerte seinen Griff. Kiri zog sofort seinen Arm weg. „Aber das heißt nicht, dass es nicht irgendwann einen anderen geben wird. Ich werde dir nicht ewig hinterher trauern, Nii…“, fügte er noch leise hinzu und besah Nii mit einem traurigen Blick, ehe er verschwand. Und wieder hatte Kiri es geschafft, ihn vollkommen verstört stehen zu lassen. Er war echt mehr als überfordert. Wenigsten stand er dieses Mal nicht im eiskalten Regen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)