no normal everyday life von GeezKatsu (Was wäre, wenn der neuer Nachbar dein manifestierter Alptraum wäre? ~ Taito) ================================================================================ Kapitel 14: die Erkenntnis -------------------------- Matt konnte sich das nicht länger mit anhören. Die wütenden Schreie aus der Wohnung nebenan ließen ihn immer mehr verzweifeln. Was hatte er bloß getan? Eigentlich konnte er sich die Antwort selbst geben. Matt hatte seine Zukunft verbaut, die gemeinsame Zukunft mit Tai. All die schönen Träume die er hatte, so unrealistisch sie auch waren, in allen war er mit Tai glücklich... doch die Realität war ganz anders. In der Realität würde er wohl nie mit Taichi glücklich werden. Hätte er doch bloß einen kühlen Kopf bewahrt als er die Brühwürfeldusche ab bekam. Nun war es zu spät. Seufzend stand er auf und ging in sein Zimmer. Abermals hörte er das Fluchen seines Nachbarn. Warum waren die Wände in Japans Häusern auch so dünn? Er setzte sich an seinen PC und fuhr ihn hoch. Er massierte seine Beine, durch die Grippe oder was auch immer er hatte, hatte er ordentlich Gliederschmerzen. Auch dachte er kurzzeitig darüber nach seinen PC mal neu zu installieren. So lahm wie der beim Hochfahren war, wäre das sicher einmal angebracht. Als der Personal Computer dann endlich mal hoch gefahren war, nahm der Blonde seine blau leuchtende Maus und machte einen zielsicheren Doppelklick auf einen Ordner mit dem Namen Songs und wartete darauf, dass dieser sich öffnete... Hm.. er hatte wohl nicht richtig drauf geklickt, denn nichts geschah... also versuchte er es ein weiteres Mal und wieder öffnete sich das gewünschte Fenster nicht. Ein wildes Klicken auf der linken Maustaste war die Folge des angeblichen Versagens des PCs. Matt wurde sauer und klickte einen anderen Ordner an doch auch der ließ sich nicht öffnen. Er rannte in das Zimmer seines Bruders und riss die Maus vom PC, diese schloss er an seinem PC und versuchte es erneut. Doch auch das funktionierte nicht. Wütend schmiss Matt die Maus an die Wand, an der sie zerschellte. TK wollte eh eine neue Maus haben... Er atmete tief durch und dachte genau darüber nach was das Problem sein könnte... Dann, nach einer ganzen Weile bemerkte er, dass dies nur ein Screenshot war. Das ist doch alles nicht wahr! Seine ganzen Songs waren weg und seine Karriere als Musiker damit wohl auch... Er ließ seinen Kopf auf die Schreibtischplatte fallen, wodurch ein mehr oder weniger lautes Rumpsen auf dem Schreibtisch verursacht wurde und seufzte. Das war bestimmt irgend ein Hacker! Erschöpft und wütend zu gleich lehnte er sich an seine Stuhllehne. Der Stuhl knackste leicht, denn der Blonde lehnte sich so weit nach hinten wie möglich. Er lehnte seinen Kopf weit nach hinten und starrte an die weiße Zimmerdecke. Dann bekam er wieder einen Hustenanfall und beschloss wieder ins Bett zu gehen. Vielleicht konnte er einen Freund fragen ob man die Daten noch retten kann... aber nicht jetzt, ihm ging es absolut nicht gut...was musste er auch diese Eisdusche von Tai abbekommen. Also ging er ins Bett und nahm sich zwei Decken um sich zu zudecken. Mit den verschiedensten Gedanken versank er ins Land der Träume, um dort zu verweilen und eventuell wieder ein nettes Erlebnis mit Tai zu haben. Nach einer Weile und nur ganz leise vernahm der Blonde dann das Klingeln der Tür, sollte doch TK auf machen, dachte er sich und zog die Decke wieder über seinen Kopf. Doch das Klingeln hörte nicht auf und dann wurde es auch noch lauter. Hörte sich fast schon an, als ob jemand die Tür einschlagen wollte. TK schien nicht mehr da zu sein, denn sonst hätte er bestimmt schon aufgemacht. Also quälte Matt sich mürrisch aus seinem warmen Bett und schlurfte zur Tür. TK hatte, kurz nachdem er in sein Bett gegangen war wohl einen Arzt gerufen. Matt hatte ihn nur kurz wahr genommen und dachte nur, dass ein Arzt in seinem Traum vor kam, der ihm glatt ne Spritze mit Antibiotika in den Arm rammte. Doch der schmerzende Arm bewies, dass die Spritze real war. Schon schlimm genug, dass die Medikamente ihn so fertig machten, aber dieser brutale Arzt... wegen dem tat sein Arm hammer weh und lief schon blau an... bestimmt würde er noch ne Woche danach nen blauen Fleck davon haben... Leicht kratzte er sich am Kopf und öffnete die Tür.... Aber.. da war gar keiner?! Verwirrt sah er sich um, wer da so gegen die Tür eingehämmert haben könnte, er hätte sogar schwören können, dass die Tür von Tais Wohnung etwas auf war... war aber sicher auch nur ne Sinnestäuschung... und dann kam dieser Mann auf ihn zu... er nahm ihn nur verschwommen wahr, aber was er sah reichte dem Blonden voll und ganz. Der Mann war total verdreckt und barfüßig! Seine Haare waren ungepflegt und je näher er kam, desto mehr roch Matt den Gestank der von ihm ausging. Er roch nach verfaulten Eiern oder gar noch schlimmer. Der Geruch war wirklich so extrem, dass Matt ihn selbst mit seiner verschnupften Nase genau bemerkte, was den Blonden etwas entsetzte. Etwas angewidert wollte er die Tür wieder schließen, da wurde er auch schon von diesem ekelhaften Penner gepackt und geküsst. Er stank nicht nur nach verfaulten Eiern sondern hatte auch noch eine deftige Alkoholfahne! Matt hatte alle Mühe seinen Brechreiz zu unterdrücken aber irgendwie fühlte es sich gut an, fast als würde Tai ihn küssen. Durch die strubbeligen Haare sah er ihm auch irgendwie ähnlich. Doof nur, dass Matt nicht richtig sehen konnte. Durch das hohe Fieber sah er nur verschwommene Umrisse und die Medikamente trugen auch nicht wirklich zum besseren Empfinden bei. Aber vielleicht könnte er seinen benebelten Zustand nutzen um wenigstens noch einmal das Gefühl zu haben mit Tai zusammen zu sein. Der Typ küsste gar nicht mal so schlecht, das wohlige Kribbeln breitete sich in Matt Bauch aus, genauso als würde Tai ihn küssen. Und genau wie bei Tai bekam Matt eine feine Gänsehaut, als er an ihn dachte. Um den widerwärtigen Gestank nicht mehr in der Nase zu haben, atmete er durch den Mund, was sich allerdings etwas komisch anhörte, weil er so heiser war. Man könnte glatt meinen er würde stöhnen. Matt erschrak etwas, als dieser Typ sein Bein anwinkelte um ihm noch näher zu sein. Er hämmerte sich in den Schädel, dass das Tai war!! Und es half! Matt fühlte sich wie im 7. Himmel. Er krallte sich an seinem Ersatz-Tai fest um nicht um zufallen, seine Beine waren wie aus Gummi, ob es nun an den Medikamenten oder an Tai lag wusste er grad nicht, war auch egal. Matt wollte mehr! Er wollte Tai für sich! Oder es zumindest denken, die Konsequenzen, wie Krankheiten oder anderen Nebenwirkungen waren ihm egal! Nur noch einmal wollte er glauben mit Tai zusammen zu sein. Er würde sich eine neue Wohnung suchen und ein neues Leben anfangen, irgendwo weit weg von Tai, er hatte schon angefangen nach neuen Wohnungen zu suchen. Zwar nicht wegen Tai, sondern wegen dem Höllennachbarn aber jetzt wo er wusste, dass sein Nachbar Tai war, war es wahrscheinlich das Beste so. Aber im Moment war es unglaublich befreiend zu glauben, dass er in Tais Armen sicher war und geliebt wurde. Der Kuss war so gefühlvoll, so Atem beraubend. Matt keuchte und krallte sich an Tai fest. Begierig erwiderte er den Kuss, wollte seinen Ersatz-Tai in die Wohnung ziehen, war jedoch zu schwach wie es aussah. Doch auch Matts Gegenüber schien ihn zu wollen, öffnete er doch das Hemd, welches er an hatte. Erst jetzt fiel dem Blonden auf, dass es schon halb offen war und auf seiner Brust leichte Schweißperlen im Abendrot glitzerten. Nun bemerkte Matt die warme Zunge an seinen Lippen. Er brauchte etwas Zeit um zu reagieren, gewährte dann aber Einlass, oder hatte sich der Fremde doch eher mit sanfter Gewalt selber Einlass gewährt? Matt konnte die Frage nicht genau beantworten. Es war auch egal, Matt empfing die heiße Zunge mit Wollust, ließ sie gewähren. Er schmeckte den Alkohol, den sein Gegenüber gerade erst getrunken haben muss, so frisch wie der Geschmack war. Es schmeckte leicht bitter, aber auch angenehm süß zugleich. Die fremde Zunge erkundete seinen Mund und Matt machte bei dem Spiel mit, neckte die Zunge, stupste sie an und strich über sie. Die Zungen umschlangen sich und Matt war gezwungen wieder mit der Nase zu atmen, doch im Rausch der Lust war ihm der Geruch egal, er bemerkte ihn nicht mal mehr. Mit einer Hand fuhr er in die strubbeligen Haare. Sie waren zerzaust und hatten ein paar Knoten, doch sie fühlten sich weich an. Im Nacken spielte er mit den kurzen Haaren, die Frisur schien gerade erst nach geschnitten gewesen zu sein. Sie waren so kurz und hinterließen ein leichtes Kribbeln auf den Fingerspitzen, die über sie strichen. Wenn er es sich recht bedachte, hatte er das damals im Zug auch bei Tai gemacht, ohne es zu bemerken. War das etwa ein Fetisch von Matt, den er noch nicht kannte? Der Fasson war gleichmäßig geschnitten. Kaum zu glauben, dass ein Penner sich selbst so gut die Haare schneiden konnte, er wird sich ja wohl keinen Friseur leisten können... oder ein ehemaliger Friseur war auch obdachlos geworden und machte nun den anderen für 2-3 Yen die Haare... Nun bemerkte Matt, dass er abschweifte und konzentrierte sich wieder auf den Kuss. Ein paar mal trennten sich die Lippen, nur um sich Millisekunden danach wieder zu treffen und immer leidenschaftlicher wurden. Kurz öffnete Matt die Augen und blickte in die des anderen, er hatte auch die Augen auf. Sie waren so schön braun wie Tais, zwar ein wenig verklärt, hatten aber dieses warme Haselnussbraun, welches Matt so sehr liebte. Matt hätte ewig so weiter machen können, die Zeit schien nur für sie Feierabend zu machen und erst wieder zu kommen, wenn Matt befriedigt war. Das Hemd hatte er schon gar nicht mehr an und Matt war bereit auch seine Hose herzugeben. Doch dann kam nur noch ein einzelner hauchzarter Kuss und der Mann trennte sich von ihm. Warum? Er war doch bereit gewesen! Er hatte sich ihm völlig ergeben und hätte alles mit sich machen lassen. Matt stand nur noch verwirrt da. Er verstand auch nicht warum dieser Typ sein Pyjamahemd mit nahm. Er sollte das Lösegeld sein? Für so nen billigen Pyjama? Und woher, glaubt der Typ, sollte Matt wissen wo so ein Penner wohnt? Wenn der glaubte, dass es Matt so sehr gefallen hatte, dass er ihn unter irgendwelchen Brücken suchen würde hatte der sich aber gewaltig geschnitten. Der Trotz und Matts Ego meldeten sich nun zu Wort und ließen nun alles, was ihm gerade noch so gefallen hatte in ein schlechtes Licht rücken. Nun war der Kuss nicht mehr berauschend, sondern einfach nur noch widerlich und abstoßend. Der Geschmack war kein bisschen mehr süß sondern einfach nur noch zum brechen. Und das Kribbeln im Bauch verwandelte sich in einen Würgereiz. Matt schmiss die Tür zu, nachdem der Typ verschwunden war. Vielleicht auch besser, dass nicht mehr daraus geworden ist. Wer weiß, was der alles für Krankheiten hatte. Yamato lehnte an der Tür und sank zu Boden. Seine Beine gaben nach, konnten sein Gewicht nicht mehr tragen. Er kam sich so unglaublich erbärmlich und schmutzig vor. Er hatte sich doch nicht wirklich eingeredet, dass dieser Penner Tai war?! Matt hätte sich selbst ohrfeigen können. Und wieder liefen Tränen seine blassen Wangen hinab. Matt kam sich in letzter Zeit vor wie eine riesige Memme und Heulsuse. So viel hatte er sein ganzes Leben noch nicht geweint. Matt wischte sich die Tränen weg, wollte nicht mehr weinen, wollte wieder der starke Matt von früher sein, der einsame Wolf, den Nichts und Niemand etwas anhaben konnte, doch es half nichts. Immer mehr Tränen bahnten sich ihren Weg über die Wangen des Blonden. Auch wenn Matt sie immer und immer wieder weg wischte, schien es ihm, als würde für jede Träne die er weg wischte zwei neue hinzu kommen. Er verharrte einige Minuten so auf den Boden und wischte immer wieder über sein Gesicht. Einige Tränen, die es geschafft hatten und nicht weg gewischt wurden, bildeten schon eine kleine Pfütze auf dem Paketboden. Und erst als Matt ein leichtes Brennen auf der Haut spürte stand er auf und ging ins Bad. Er schaute in den Spiegel und sah seine geröteten und geschwollenen Augen. Die Haut drumherum war ebenfalls gerötet, schon leicht wund vom vielen Reiben. Er stellte den Wasserhahn auf kalt und ließ das Wasser laufen. Er formte mit seinen Händen eine Schale und fing das Wasser auf und als sie voll war tauchte er sein Gesicht hinein. Die Kälte linderte den Schmerz auf seiner Haut und er wiederholte den Vorgang einige Male. Wieder schaute er in den Spiegel und wieder bildeten sich Tränen. Ein dicker Kloß hing ihm im Hals und erzeugte ein unangenehmes Gefühl. Matt versuchte gar nicht mehr die Tränen zu unterdrücken. Er hockte sich wieder auf den Boden und lehnte sich an den Wannenrand. Er ließ den Tränen freien lauf und ließ ein leises Schluchzen zu. Die Tatsache, wie sehr er seinem Nachbarn verfallen war, den er so sehr verärgert hatte, als er noch nicht wusste, dass es Tai war, den er da ärgerte, ließ ihn so verzweifeln. Wie sehr wünschte er sich jetzt die Zeit nicht anzuhalten sondern zurück zu drehen. Er liebte Tai, er liebte ihn so sehr, dass er sich einbilden konnte, ein stinkender, verdreckter Penner sei er und warf sich ihm bedingungslos in die Arme. Wie tief konnte er denn noch sinken? Sein schluchzen wurde lauter und er ließ seinen Gefühlen freien Lauf, bis auf dem Brechreiz... er hatte jetzt einfach keine Lust sich zu übergeben. Nach einer Weile hatte er sich in den Schlaf geweint und lag nun wie ein zusammen gerolltes Kätzchen auf dem Badteppich. Sein Atem hatte sich beruhigt und der Schlaf würde seinen brennenden Augen auch gut tun. Nach 3 Stunden wachte er wieder auf und zuckte leicht zusammen als er sich aufsetzen wollte. Er hatte tierische Kopfschmerzen und sein Nacken schmerzte. Leicht rieb er sich seinen Nacken und dachte sich selbst, wie bescheuert man doch sein konnte auf dem harten Boden zu pennen. Kein Wunder, dass man da Schmerzen bekam. Dann stand er auf. Seine Arme waren kalt und er suchte sein Pyjamahemd. Doch er fand es nirgends im Bad. Sich über die Arme streichend, um diese zu wärmen, verließ er das Bad und guckte im Flur ob es da war. Und erst als er an der Tür stand fiel es ihm wieder ein. Dieser Penner hatte es! Dieser Penner hatte ihn begrapscht und abgeknutscht! Schlagartig wurde ihm wieder schlecht. Krampfhaft überlegte er ob auch nicht mehr passiert war. Er schaute in sein Zimmer. Das Bett war total zerwühlt, das Laken war halb abgezogen und da waren zwei Decken! Das war doch jetzt nicht wahr! Matt hielt inne. Er konnte doch nicht echt mit diesem Penner geschlafen haben! Gott! Dieses Antibiotiker-Zeugs hatte ihn total außer Gefecht gesetzt, er hatte einen totalen Black Out! Matt wurde blass, Angstschweiß bildete sich auf seiner Stirn.Was wenn er wirklich mit ihm geschlafen hatte? Hatte er jetzt irgendwelche Krankheiten? Und selbst wenn nicht, wer wollte denn einen Freund haben, der mit einem Penner geschlafen hatte? Der Blonde ging einige Male verzweifelt in seinem Zimmer auf und ab, legte seine Hände auf sein Gesicht und fuhr mit ihnen darüber, in der Hoffnung einen klaren Verstand zu bekommen. Was sollte er tun? Tk anrufen? Nein! Niemals! Seine Mutter? Um Gottes Willen! Die würde sofort nach Hause eilen um ihren armen Sohn zu betüddeln und das konnte er nicht leiden, zu dem brauchte sie diesen Auftrag. Wer kam noch in Frage? Seine Oma? Die würde nur wirres Zeug verstehen.. aber Matt musste mit irgendwem darüber reden! Der frühere Matt hätte das nie jemandem erzählen wollen, aber im Moment war sowieso alles ganz anders. Seine Gefühlswelt hatte sich total umgekrempelt, seit er hier wohnte. Resignierend lehnte er seinen Kopf gegen die Wand. Was würde Tai denken wenn er... Matts Augen weiteten sich. Tai! Was hatte er noch zu verlieren? Er musste nur... Er stürmte aus seinem Zimmer, riss die Tür auf und rannte in den Hausflur. Und nur wenige Sekunden später stand er vor Tais Tür. Er richtete den Finger auf die Türklingel, stockte aber kurz davor. Sollte er wirklich bei Tai klingeln? Nach all den Gemeinheiten, die er ihm angetan hatte? Wieder schaute er zu seiner Tür, dann wieder zu Tais. Er strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und bewegte wieder den Finger Richtung Türklingel, stockte aber wieder nur wenige Millimeter davor. Er konnte sich einfach nicht dazu durchringen zu klingeln. Er betrachtete die Tür. Kam es ihm nur so vor oder war das Schloss neu? Die Tür selbst sah dagegen nicht ganz so neu aus. Da waren viele viele Kratzer am Holz, vor allem am Rand. Leicht fuhr er mit den Fingerspitzen darüber. Da waren kleine Nasen, wie von Lack oder so.. wollte Tai die Tür aufwerten, in dem er sie neu lackierte? Wenn ja, war es ihm nicht gerade gut gelungen. Matt konnte ja nicht ahnen, dass dies die Rückstände von Tk´s Attacke war, die er gegen Tai gerichtet hatte. Matt seufzte und setzte wieder zum Klingeln an, doch abermals stoppte er kurz vor der Klingel. Er kratzte sich kurz am Hals, dann entschloss er sich umzukehren. Mit hängenden Schultern ging er auf seine eigene Haustür zu. Er blieb noch einmal vor dieser stehen und schaute sehnsüchtig zu Tais hinüber. Kann er jetzt nicht einfach die Tür öffnen, ihn sehen und liebevoll in die Arme nehmen? Sanft strich der Abendwind über Matts Gesicht. Es fühlte sich fast genauso an, wie damals, als Tai mit seiner Hand über seine Wange strich. Der Wind spielte mit seinem blonden, Schulter langen Haar, es kribbelte leicht im Nacken. Wie zart dieses Frühlingslüftchen doch war. Noch einmal ließ Matt den Wind über seine Wange streichen, wie er leise um die Ecken des Hauses pfiff und die Tür zu knallte... Zuknallte? Ungläubig ließ Matt seinen Blick zur Tür wandern und musste feststellen, dass diese wirklich zugefallen war. „Mist...“, zischte er leise und tastete an seiner Hose, um den Schlüssel aus seiner Tasche zu fischen und musste mit Entsetzen feststellen, dass er ja nur seine Pyjamahose an hatte, welche nicht einmal Taschen hatte. Resignieren ließ er seinen Kopf fallen. Wie viel Pech konnte ein einzelner Mensch haben? Wieder ging er zu Taichis Tür und setzte zum Klingeln an. Seine Hand zitterte leicht und dann hörte er ein „Tze tze tze... diese jungen Leute heut zu Tage!“. Etwas entnervt schaute Matt zur Seite und sah eine ältere Dame, die sich auf ihren Krückstock stützte. „Haben Sie nicht eigene Probleme?“, fragte er sie im brummigen Ton. „Werden Sie nicht frech Junger Mann! Das ist sexuelle Belästigung!!!“, fauchte der alte Drachen zurück. „Boa! Als ob ich so ne verschrumpelte Trockenpflaume anmachen wollte..“, murmelte Matt zu sich selbst und verdrehte die Augen. „Jetzt reichts aber! Denken Sie ich bin schwerhörig???“, keifte sie zurück und hob ihren Stock um auf Matt einzuprügeln. Anscheinend hatte sie ihr Hörgerät auf besonders hellhörig gestellt, wenn sie das hören konnte. „Können Sie nicht einfach in Ihre kleine Wohnung gehen und Topflappen häckeln?“, fragte Matt genervt und wich ihren Schlägen gekonnt aus. „So eine Frechheit! Ich werde die Polizei rufen! Die sollen endlich mal für Ordnung in diesem Hause sorgen!“, brabbelte sie noch vor sich hin und ging dann zum Fahrstuhl um eine Etage höher zu fahren. Matt fragte sich, warum sie überhaupt hier ausgestiegen war. Machte sie sowas wie Nachtpatrouillen? Um auf Recht und Ordnung zu achten? Abermals verdrehte er die Augen und wandte sich wieder der Tür zu. Was sollte er jetzt sagen? >Hallo! Ich hab mich ausgesperrt, weil ich eigentlich zu dir wollte! *verführerisch zuzwinker*< ...NEIN! >Ich bräuchte deine Hilfe, könntest du mir, einem kranken, schwachen, gut aussehenden, jungen Mann ein warmes Bett geben und einen Tee machen, während wir uns gemeinsam aneinander kuscheln um uns zu wärmen? *Haare um Finger zwirbel*< … Um Gottes Willen! NEIN!!! Matt atmete noch einmal tief durch und betrachtete das Namensschild über der Klingel. Yagami... Als er damals in dem Callcenter gearbeitet hatte, hatte er auch immer einen Yagami angerufen... immer und immer wieder, nur weil ihm seine Stimme gefallen hatte. Wenn er es recht bedachte, war die Stimme am Telefon Tais sehr ähnlich, am Handy hörte sie sich genauso an.. und Tai hat sogar die selbe Adresse, wie der Yagami.. damals... Nun endlich dämmerte es Matt. Er hatte damals nicht einfach nur irgend einen Yagami genervt und belästigt! Das war sein Nachbar, den er mit Streichen tyrannisierte! Der sexy Verkäufer, der ihm nur Kleingeld raus gegeben hatte! Der Tai, mit dem er im Zug eine Nummer geschoben hatte und in den er nun unsterblich verliebt war. Das war alles ein und die selbe Person! Matt schlug sich die Hand vor den Kopf, dann seufzte er. War das Zufall? Versteckte Kamera Extrem? Schicksal? Waren sie vom Schicksal für einander bestimmt? Naja... eigentlich glaubte Matt nicht an so was Vagem wie Schicksal... Vielleicht saßen da auch zwei verrückte Mädels vor dem PC und schrieben an einer Fanfiction, mit ihnen beiden als Protagonisten und hatten ihren Spaß und ergötzten sich daran, wie sich die beiden einen abkämpften um endlich mal zusammen zu finden... Matt musste lachen. Was für ein törichter Gedanke das doch war. Lag das am Fieber? Wieder fegte ein Windhauch durch den Flur, doch dieses Mal empfand Matt ihn nicht als angenehm. Ihm war kalt! Als Matt sich umdrehte, sah er, dass es schon längst dunkel war. Das war ihm davor gar nicht aufgefallen. Fröstelnd rieb Matt sich über die Arme. Er musste endlich was machen oder er würde doch noch mit Lungenentzündung im Krankenhaus landen, wenn er die ganze Nacht hier draußen verbrachte. Matt nahm allen Mut zusammen und klingelte. Endlich! Erleichtert atmete er auf. Irgendwie befreiend... aber irgendwie tat sich auch nix... Matt klingelte noch einmal und wartete einen Moment. In der Wohnung regte sich nichts. Etwas traurig ließ Matt den Kopf hängen. Er klingelte noch einmal, obwohl er die Hoffnung schon aufgegeben hatte, doch es tat sich wieder nichts. Matt schluckte schwer und wieder krochen die Tränen in seine Augen. Hatten seine Tränendrüsen nicht endlich mal genug von dem Zeug produziert? Matt wollte sich schon umdrehen, als er ein Poltern aus Tais Wohnung hörte, dann ein Fluchen. Es kam von weiter hinten... kann es sein, dass Tai im Wohnzimmer eingeschlafen war? Bei dem Gedanken musste Matt leicht lächeln. Er stellte sich Tai so niedlich vor, wie er auf seinem Sofa lag, ein Bein über der Lehne hängend, das andere vom Sofa herunter baumelnd, mit leicht offenem Mund und Haarsträhnen im Gesicht, die in leicht kitzelten. Matt musste kichern, doch dann wurde er stocksteif, als er hörte, dass die Schritte nur noch wenige Zentimeter von der Tür entfernt waren. Und dann... Nichts.. Hatte Tai durch den Türspion geschaut, Matt erkannt und wollte ihn nun nicht rein lassen und grinste sich einen ab, währen sich der Brünette dachte >Haha! Erfrier doch da draußen! Das is die gerechte Strafe für einen wie dich!<. Nein.. das würde Tai nicht denken.. oder doch? Unsicherheit breitete sich in Matt aus. Er könnte es Tai nicht verübeln, wenn er wirklich so dachte. Matt lies den Kopf hängen, doch dann riss Tai die Tür auf und blickte Matt an. Durch das Geräusch, welches das Aufreißen der Tür verursachte schreckte auch Matt auf und sah nun in die wundervollen, braunen Augen die er so sehr liebte. „Äh... Yama..“ fing Tai an, doch weiter kam er nicht, denn Matt warf sich Tai in die Arme, wieder mit Tränen in den Augen, doch dieses Mal waren es Freudentränen. „Tai! Ich bin so glücklich, dass du mir auf gemacht hast! Ich hatte schon Angst mir hier draußen den Tod zu holen!! Dieser Tag war wohl der schrecklichste in meinem ganzen Leben!“, begann Matt zu erzählen ohne eine Pause einzulegen. Und er redete weiter ohne Unterlass und ohne Tai zu Wort kommen zu lassen. „Du kannst dir das gar nicht vorstellen! Irgend so ein perverser, stinkender, verdreckter Penner hat mich vergewaltigt und dann geht es mir so schlecht wegen der Grippe und mein Arm schmerzt, weil so ein brutaler Arzt eine Spritze da rein gerammt hat! Und dann hab ich mich ausgesperrt und so ne alte Oma wollte mich mit ihrem Krückstock verhauen! Und dann is mir aufgefallen, dass du Yagami bist und der sexy Verkäufer und mein Nachbar.. naja das wusste ich schon vorhin. Aber ich bin so verwirrt! Warum passiert das alles? Ist das Schicksal oder sind da wirklich zwei irre Weiber, die uns für ihre Fanfiction missbrauchen? Und dann hast du mir nicht auf gemacht, doch dann hab ich das Poltern aus deiner Wohnung gehört und dann hast du so lange gebraucht um auf zu machen und dann dachte ich, dass du mich so sehr hasst, dass du mir nicht auf machen willst! Ich bin so glücklich, dass du mir aufgemacht hast!“ Und erst jetzt, wo sich Matt alles von der Seele geredet hatte machte er Pause, um Luft zu holen. Und um erst einmal über sein Verhalten nachzudenken. Punkt 1: Er klammerte sich an Taichi und schmuste sich an ihn. Punkt 2: Er weinte aus Freude, dass Tai ihm auf gemacht hatte. Punkt 3: Er plapperte ohne Punkt und Komma. Punkt 4: Er war vollkommen OOC! Verdammt! Matt ließ schlagartig von Tai ab. Was war denn nur los mit ihm? Er war knall rot im Gesicht und schaute zu Boden, während er entschuldigende Worte vor sich her murmelte. Doch als er zu Tai auf sah, sah er weder Wut noch Hass. Täuschte sich Matt oder lächelte Tai? Auf jeden Fall bat er ihn in die Wohnung hinein.... Und nun stand er hier. Mitten im Wohnzimmer. Überall lagen Bierflaschen und auf dem Teppich konnte Matt den Fleck sehen, der langsam am verschwinden war und irgendwie roch es nach verfaulten Eiern.. das musste an den Stinkkapseln liegen, die er hier verteilt hatte. Matt setzte seine beste Unschuldsmiene auf und schaute hinter sich zu Tai. Der Blonde war direkt in die Höhle des Löwen gerannt. Was würde Tai nun mit ihm anstellen? Würde Tai ihn anschreien? Ihn sogar schlagen? Oder würde er ihn in den Arm nehmen? Den Blonden sogar pflegen? Ihn wärmen? All das erfahrt ihr im nächsten Kapitel! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich hatte es bereits im Kommi zu Geezus Kapitel angekündigt. Aufgrund der großen "Fangemeinschaft" und dem wahnsinnigen Spaß daran, die Protagonisten in die Richtung zu lenken, wo wir sie hin haben wollen, haben Geez und ich uns entschieden ein neues Projekt zu starten. Diese Story neigt sich langsam dem Ende zu, doch wir sind noch lange nicht mit unseren Ideen am Ende. Steriele Wände, heiße Tränen auf geröteten Wangen und eine Schulter zum Anlehnen. All dies war der Beginn von bittersüßen Schmerz, Freundschaft, Zufälle und ein Hauch von Schicksal; "Nein! Ich will da nicht hin!!! Ich hasse Krankenhäuser!!!!!!" schrie er und versuchte sich krampfhaft zu wehren, während seine Rippen höllisch schmerzten, doch alles war ihm recht, Hauptsache war, dass er da nicht hin musste. Doch wer hätte gedacht, das aus Verachtung und Angst sich mal Dankbarkeit wandeln würde? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)